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Mein Umzug

„Ihr solltet umziehen, “  erklärte uns unsere Älteste. Wir saßen gemütlich bei einem Tässchen Kaffee zusammen, als sie uns mit diesem Satz konfrontierte. „Wieso das denn?“ Grummelte mein Mann.

Seit seiner Hüft  OP vor einem Jahr, grummelt er oft. Manchmal denke ich so für mich, zu oft. Liegt es daran, dass er immer noch nicht so laufen kann, wie er es sich vorgestellt hatte? Ich kann es mir nicht erklären. Irgendetwas ist schiefgelaufen, denke ich immer, wenn er bei unserem gemeinsamen Einkauf im Supermarkt von der Fleischtheke Richtung Kasse schlurft. Dieses Schlurfen ist durch den ganzen Supermarkt zu hören, und es tut mir in der Seele weh.

„Ja,“ lächelt meine Große. „Schließlich werdet ihr nicht jünger.“

„Das is‘ halt so.“ brummte ihr Vater, - mein vor 53 Jahren angetrauter Ehemann.

„Außerdem braucht Mutti unbedingt wieder einen Hund, du siehst doch, wie ihr Lulu fehlt.“

Lulu starb vor einem Jahr an Leberkrebs, und es ist für mich so richtig trostlos ohne Hund. Ich bin nun mal ein Hunde-Mensch.

„Lulu fehlt mir wirklich sehr, das wisst ihr doch, besonders beim Nordic-Walking.“

Mein Mann darauf: „Du kannst nicht alleine durch den Wald laufen, - zu gefährlich.“

„Ja, aber du gehst ja auch nicht mit.“ Warf ich ein. 

„Weil ich halt nicht kann.“ 

Zornig blickte ich ihn an. „Das weiß ich ja. Aber du weißt doch, dass Frau Banski es nicht mehr will, dass wir wieder einen Hund halten. Und das, obwohl wir schon mit einem Dackel eingezogen sind, und nun bereits seit  27 Jahre einen Dackel haben."

Ein Grummeln kam zurück.

„Petra hat recht, ich würde gerne umziehen.“   Erwiderte ich.

„Ich will aber nicht!“  Er grummelte nun nicht mehr, sondern er wurde ziemlich laut.


Thema Umzug? - Abgehakt.

So lebte ich nun mein, wie es mir vorkam trostloses ohne Hund leben. Zwischenzeitlich immer öfter, hatte meine Große eine, wie sie meinte geeignete Wohnung für uns gefunden. „Wir könnten die ja nur mal anschauen.“

„Ich will nicht umziehen, basta.“ So ihr Vater, mein Mann.

Er will nicht. Punkt aus. Was ich wollte?

Es war Mitte Mai.2013. Ich saß wie immer abends am PC. – Ich sitze immer abends dran, Tagsüber geht’s nicht. Warum wohl? Weil ich tagsüber anderweitig beschäftigt bin.

Doch dann, eines abends, so gegen 22:00h bimmelte das Telefon. Es bimmelte, und bimmelte.

Es ist Schnurlos und es lag auf dem Tisch vor  meinem  Mann.

Doch der nahm es nicht in die Hand. Man kann auch sagen; *keine Lust.* Und das, - wo er doch für sein Leben gerne telefoniert.

Also ich; „gib mir halt das Telefon.“ Dann hörte es auf zu bimmeln.

Doch nach zehn Minuten wieder, „ring, -ring,- ring, -tralala.“

Denn nach dem Ring, kommt immer ein Orchester. So stand ich auf von meinem Schreibtisch und nahm das Telefon, denn das lag immer noch auf dem Tisch vor ihm.

„Ja, Petra, was gibt’s?“

„Mutti, wir haben eine Wohnung für euch. Morgen könnten wir sie anschauen. Um halb Zwei.“

Ich hatte das Telefon auf Laut gestellt, so hörte mein Mann mit. „Ich zieh nicht um!“

Lautstark gab er diesen Satz von sich. Petra erklärte, dass sich die Wohnung im selben Ort befindet, wo sie wohnt. Meinem Mann wurde es zu viel. Er erhob sich von seinem schwarzen Thronsessel, und schlurfte aus dem Wohnzimmer.

„Was is’n?“

„Ach nix, Papi ist nur schlafen gegangen.“

Irgendwie überkam mich nun der Zorn. Doch, - ruhig bleiben, - meine Devise. Und so schob ich mir drei Neuro – Rex,---- unter die Zunge. Die brauchte ich seit der Hüft OP meines Mannes. Die gaben mir Ruhe, und ich brauchte Ruhe, denn ich hatte schon lange das Gefühl; >ich kann bald nicht mehr. < Aber dank dieser kleinen weißen Pillen, die man unter der Zunge zergehen lässt, kann ich immer noch.

Meine kleine Große, meinte ich solle mit ihrem Vater reden. Sie würde sich dann morgen noch mal melden.

Es war fast zehn morgens. Lautstark bimmelte dieses Ding, das man Telefon nennt.

„Mutti, hast du mit Papi wegen der Wohnung gesprochen?“

„Nee.“ Gab ich zu, „er schläft noch.“

„Also,“ sie nun wieder, „wir haben einen Termin gemacht, um halb zwei.“

Ich erklärte ihr, dass ihr geliebter Papi, ums „Verrecken,“ wie der Schwabe sagt, nicht umziehen will.

Er nicht.

„Ja,“ so meine Große, „dann kannst du die Wohnung doch anschauen.“

Nun fing ich an zu heulen. Mein kaputtes Nervenkostüm spielte mir schon eine Zeitlang übel mit.

„Ja, dann kommst du halt alleine.“

Irgendwie dachte ich, >nun, warum eigentlich nicht? <

Sagte aber; „weiß nicht.“ Doch schon, während ich dies sagte, kam mir Gedanke, ich fahre hin. „Also gut, ich nehme den Bus, dann die Bahn, und komme zu euch.“

Ich legte auf, begab mich in die Nasszelle, Bad genannt, und stellte mich erst mal gefühlte zwanzig Minuten unter den wunderbaren Brausestrahl.

Nach dem Abtrocknen cremte ich mich wie ich es immer tat, von Kopf bis Fuß ein.

Heute war es die Creme mit Kakao Geruch, die außerdem auch noch leichte Bräune schenkt.

Als das blöde Telefon wieder bimmelte.

„Jetzt nicht!“ Meine Worte, ich führe schon sehr lange, eigentlich immer Selbstgespräche. Meine Art, mir zu widersprechen, oder auch immer wieder Mut zu zusprechen. Doch das Ding hörte nicht auf. Also ging ich mit Slip ins Wohnzimmer, wo dieses Ding immer noch auf dem Tisch lag. Fast hätte ich,

- aber nein, die Nummer, - Petra,- „Was gibt’s noch? Mein Bus fährt gleich nach GP. Und der Zug fährt auch bald. Holst du mich dann ab?“

Sie gleich, „ja logisch, ich hab‘s mir überlegt, du könntest ja bei uns übernachten, dann könntest du doch mal so richtig ausspannen.“

Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Soll ich Ja sagen? Ich kann doch diesen seit 53 Jahren mir angetrauten Ehemann nicht übers Wochenende allein zuhause lassen.

Doch mein anderes Ich, mein liebloses? Sagte mir,

“warum eigentlich nicht? Soll er doch sehen wie er sich zu Recht findet.“

Denn er sucht immer. Er ist halt der Mann, ja aber wer ist daran schuld? Aber das gehört nicht hier her.

Dann sagte ich zu meiner kleinen:

„wart mal, ich gehe zu deinem Vater.“

Während ich mich auf den Bettrand setzte, fragte ich ihn; „gehen wir nun die Wohnung anschauen?“

Ich erwartete ein konsequentes NEIN, und das kam dann auch spontan.

Und so fragte ich, „ soll ich alleine fahren, und die Wohnung anschauen?“

Ich gab das Telefon meinem Mann, nun sprachen er und unsere Tochter mit einander.

„Und Papi?“

„Was und, Mama kann ja umziehen, wenn sie unbedingt will. Ich bleibe hier.“

Töchterlein war sprachlos.

Doch dann sagte sie; „das ist aber heftig.“

Doch ihr Vater, mein seit 55 Jahren ehemaliger Verlobter sagte, und das traf mich wie ein Keulenschlag:

„Mutti kann umziehen, sie hat ihre Checkkarte, wie immer, Miete und alles zahle ich. Wenn sie will, meinen Segen hat sie.“

„Ja gut, macht das untereinander aus, Mutti, kommst du?“

Ich überlegte, aber nur einen Augenblick, ich kannte diesen Mann nicht mehr. „Gut, ich komme,“

den Hörer hielt ich in der Hand, wie immer laut gestellt.

„Kommste nun mit?“ fragte ich meinen mir nun völlig unbekannten Mann.

„Oder sonst fahre ich alleine.“

Dann ein von ihm schon nicht mehr erwartetes; „Ich komme mit.“

Drang an mein Ohr, und durch den Hörer zu unserer Petra. Ich sah meinen Mann Kopfschüttelnd an, und ging mich zurechtmachen.

So machten wir uns nun auf den Weg. Während der Fahrt herrschte eisige Stille.

„Nur dass du es weißt, ich ziehe nicht um.“

„Ja, aber weshalb fahren wir denn nun nach Backnang?“

Es kam keine Antwort. So verlief nun unsere Fahrt, begleitet von Radiomusik.

Rainhard Fendrich; „Kumm, reiß di zam, steh wieder auf. Bleib ja net lign... Nur die, die wandern finden wieder z´ruck.“ (Die die wandern) >Hast recht, Rainhard, ich steh immer wieder auf. Und wenn er nun nicht mit umzieht? Na, das wird sich zeigen.

So wischte ich mir die Tränen weg, die mir grad die Wangen runter liefen.

Als das Lied von- >AllessaErklang. Es geht mir gut auch ohne dich, ich mach mein Ding so gut ich kann. Ich leb mein Leben, so wie ich es mag, der Rest geht keinen etwas an. Mein Herz mein Schatz weint manchmal noch um dich, aber mach dir keine Sorgen mehr um mich, ich leb mein Leben neu, und fühl mich endlich frei, das mit uns mein Schatz ist lange schon vorbei.* Siehst immer noch verdammt gut aus, schau mich nicht mit diesen Blicken an, ich will nicht, dass mir das mit dir nochmal passiert, weil ich nicht widerstehen kann. Mein Herz mein Schatz ------* „Hab ein Meer aus tausend Tränen, Nächte lang um dich geweint, bin dir nicht einmal mehr böse, mein Freund. Mein Herz mein Schatz weint manchmal noch um dich, aber mach dir keine Sorgen mehr um mich, ich leb mein Leben neu, und fühl mich endlich frei, das mit uns mein Schatz ist la schon vorbei. - Ich leb mein Leben neu, und fühl mich endlich frei, das mit uns mein Schatz ist lange schon vorbei.* *Allessa*

 

Zurzeit begleitet mich dieses Lied.

Man kann sich ja auch noch in meinem alter trennen. Wieso denn eigentlich nicht? Aber ist es das, was ich will? Nein, ich wollte nicht wirklich weg von meinem Mann? Nein, ich wollte ja nur weg von diesem Ort, und weg von dieser boshaften Vermieterin. Im Geiste höre ich die keifende nörgelnde stimme von

Frau Banski. „Nein, ich sag nein, es kommt kein neuer Hund mehr ins Haus.“

Zaghaft warf ich ein; „wir hatten doch von Anfang an einen Hund. Seit 27 Jahren, und keiner war böse, oder aggressiv. Keiner unserer Dackel war ein Kläffer.“

„I sag nein,“ nörgelte sie, während sie mich nicht ansah, sondern ihren Kopf tief gesenkt hatte. So ging für mich das noch nie wirklich gute Verhältnis zu dieser Frau völlig kaputt.

Ich wollte hier nur weg, ich wollte hier nicht mehr bleiben. Meine Stimmung war seit dem Tod von Lulu sehr gereizt, sie fehlte mir an allen Ecken und Enden. Sie war noch kein Jahr weg. Und ich sehnte mich so sehr nach einem lebendigem Bündel Fell, mit einer schwarzen feuchten Nase.

„Ich will hier weg.“ So erklärte ich unter Tränen meinem Mann.

Er daraufhin, „Ich aber nicht!“

Ich dann zu ihm; „Du willst doch auch wieder einen Hund?“

Diese Gedanken kreisten nun in meinem Kopf rum. Kurz vor halb zwei erreichten wir das Haus in dem Petra lebt. Es ist ein schönes Reihen-Haus. Vor und hinter dem Haus ist ein Garten, den Petra mit viel Liebe angelegt hat.

Das ganze Haus ist im Schwedenstil verkleidet. Fast alles hat sie selbst gemacht, mit Hilfe meines Mannes, und einem Freund. Nur für spezielle Dinge, kamen Handwerker.

Sie warteten beide, sie und ihre Partnerin.

„Also fahren wir gleich los.“ So Petra. Wir stiegen um in ihr Auto und fuhren los.

Diese Stadt ist wirklich schön, stellte ich fest. Und diese Bäume, die überall stehen. Riesige wunderschöne alte ausdruckstarke Bäume. Das ist mir noch nie aufgefallen, wenn ich mal hier war. Die Wohngegend, sehr nobel.

Der Vermieter mit Partnerin wartete schon.

Petra war begeistert von der Wohnung. „Die ist aber schön.“

Ich schaute mich um, ja schön ist sie, die Wohnung, aber die Raumaufteilung. Der Vermieter unterhielt sich angeregt mit meinem Mann, über alles, nur nicht über die Wohnung. Ich hatte das Gefühl, dass er mir hiermit zeigen wollte, dass ihn die Wohnung nicht interessierte.

Vermieters Partnerin zeigte mir alles, sie gab sich alle Mühe, mir die Wohnung anzupreisen.

„Die ist aber auch schön.“ Widerholte Paula zum Ixten Male diesen Satz.

Nur ich konnte in Gedanken unsere Möbel nicht in dieser Wohnung unterbringen. Obwohl sie nicht wirklich kleiner ist, als unsere damalige Wohnung. Doch das Zimmer, welches mein Arbeitszimmer werden sollte, ist lang und schmal, so hatten mindestens zwei meiner Schränke keinen Platz. Und ich brauche Schränke, brauche Unterbringungsmöglichkeiten für meine diversen Hobbys.

Hinzu kam, dass mein Mann seinen Schreibtisch auch darin unterbringen müsste, dieser stand bisher im Esszimmer, und dieses gibt’s hier nicht mehr. Dafür muss die Vitrine samt rundem Esstisch und die vier Stühle in einem Teil vom großen Wohnzimmer.

War das sogenannte Kinderzimmer zu klein, ist das Bad sehr groß. Ein Traum von Bad. Sogar zwei Waschbecken sind drin. Alles bis zu Decke gefliest. Ich schwebte zwischen Begeisterung und Unmut.

So verblieben wir mit;

"wir überlegen es uns.“

Der Vermieter warf ein;

“aber nicht zu lange, es gibt och vierzig Interessenten.“

Gemütlich saßen wir bei Kaffee und Kuchen in Petras Garten.

„Und, was hält ihr von der Wohnung? Die ist doch traumhaft.“ So unsere Tochter.

„Na ja schon, aber ich ziehe nicht um, Mutti kann ja, wenn sie will.“

Ich fühlte mich wie geprügelt, als ich die Worte von meinem Mann hörte.

„Also Papi, willst du das Wirklich? Bis nächste Woche müsste ihr euch entscheiden.“

Ungläubig über die Äußerung ihres Vaters, sah sie mich an.

„Also ich würde die Wohnung nehmen.“ Hörte ich mich selber sagen.

Ich war so stinkig auf meinen Mann. Nun war mir alles egal.

Soll der doch sehen was aus ihm wird, alleine. - Er kann doch nicht mal Wasser kochen.

„Ohne Papi?“ Fragte Petra.

„Ich denke, er geht auch mit.“ Rutschen mir unfreiwillig diese Worte raus.

Petra wieder; “Ja was nun?“

Nach einigen langen Schweigeminuten dann;

“Gut, ich bin dabei.“ Wusste ich’s doch. Nach 53 Jahren Ehe trennt man sich nicht so einfach.

Petra hatte schon das Telefon in der Hand. Während sie die Nummer des Vermieters wählte, fragte sie uns: „Also ihr würdet die Wohnung nehmen?“

Ich blickte meinen Mann an, der wieder im Stillschweigen versunken war; „Ich ja, - und Papi auch.“

Ein wenig wartete ich auf seinen Einwand, doch der kam nicht. Herr Fritz meldete sich. Ich erklärte ihm, dass wir die Wohnung gerne nehmen würden, und ob wir eine Chance hätten.

Herr Fritz war richtig begeistert. „Ihr wisst, wir haben noch vierzig andere, die die Wohnung wollen.“

Ich; „das weiß ich schon, haben wir nun eine Chance?“

Kurze Stille am anderen Ende der Leitung. „Ja, wollt ihr die wirklich?“

Ich bejate.

„Also gut, kommt nächsten Samstag, dann machen wir alles fertig.“

Ich konnte es irgendwie nicht glauben. Deshalb fragte ich noch einmal. „Ist das wirklich ihr Ernst?“

„Sie bekommen die Wohnung.“ Kam vom anderen Ende.

Voller Begeisterung jubelte ich. Ich freute mich so sehr. Eine Woche später wurde der Mietvertrag unterschrieben.

 

Doch nun begann der Stress. Nie hätte ich geahnt, was alles auf uns zu kommen wird.

Wir besuchten das Bauhaus, Das mit Horn- anfängt und mit ---Bach aufhört. Umzugskartons mussten her. Zehn wurden gekauft. Mir kam das zu viel vor. Später sollte ich erfahren, wie viele noch dazu kommen sollten. Nun fing ich an ein zu packen, das heißt, ich wollte es, aber ich hatte absolut keinen Plan. Ich hatte so gut wie fast keine Erfahrung. Schließlich lag unser letzter Umzug mehr als 27 Jahre zurück.

Also räumte ich erst einmal mein wieder mal wirklich gut aufgeräumtes Zimmer auf. Das ist nicht immer wirklich aufgeräumt, denn meine Hobbys brauchen ein kreatives Chaos. Wo nur sollte ich anfangen? So stellte ich die leeren Kartons erst einmal ins Esszimmer.

Der Samstag war schneller da, als gedacht. Unser neuer Vermieter erwartete uns schon. So wurde alles geregelt. Strom, Wasser abgelesen usw. Der Mietvertrag war unterschrieben, und wir bekamen auch schon die Schlüssel. Der Vertrag begann am 31. Juli. Unser damaliger Vermieter war nicht so begeistert wie wir es waren.

Schließlich verlor er gut zahlende Mieter. Ich denke, dass er ahnte, dass das NEIN seiner Frau zu einem neuen Hund mit Schuld an unserem Auszug war.

OH, - was hatte sich in all den Jahren nur angesammelt. Man kann es sich gar nicht vorstellen. Dinge, an die man schon lange nicht mehr gedacht hatte, kamen zum Vorschein. Dann der Keller, Hobbyraum meines Mannes.

Der Keller war ein Sammelsurium von Schrauben, Nägeln, Werkzeug, alten Büchern und was sich sonst noch so in den Ecken versteckte.

Sogar Kartons mit Flohmarktartikeln waren noch im Keller. Vor etlichen Jahren hatten wir mal eine Zeitlang Dinge, die wir nicht mehr brauchten auf Flohmärkten verkauft. Doch irgendwann verloren wir die Lust daran, und so wurden die Kartons im Keller vergessen.

Nun kam die Frage, die sich über Wochen wiederholte. Was muss weg? Was darf bleiben?

Ebenso erging es mir. Ich füllte Sack um Sack mit Kleidern, Jacken Schuhen usw. von mir, brachte die zum Kleidercontainer. Dennoch war immer noch zu viel davon da. Vor unserm Keller fristete schon seit 27 Jahren ein alter Schrank sein Dasein. Gefüllt mit Wolle. Die hatte ich zum Teil damals mitgebracht. Ich arbeitete in einem Handarbeitsladen. Und einen Teil meines Lohnes setzte ich im Laufe der Zeit in Wolle und Gobelins um.

Ich dachte damals immer, wenn ich mal nicht mehr arbeite, hätte ich viel Zeit zum Handarbeiten. Da ich bis heute immer noch eine leidenschaftliche Strickerin bin, kam immer wieder neue Wolle dazu. Nun müsste ich mich auch von einigen dieser heißgeliebten Wolle- Bobbel, oder Knäuel wie man auch sagt, trennen. Und das, wo ich doch auch aus den Resten so viel fertig stellen kann. Granny Square. Decken, Kissen, Mützen und, und.

Zwei Säcke schönster Reste bekamen die Enkel Kinder einer Freundin, diese weben leidenschaftlich gerne. Und sie waren von jedem einzelnen Faden begeistert.

Zwei Karton Stoffe. Ja, im Ernst, ich nähe sehr gerne. Früher hatte ich mir fast meine gesamte Garderobe genäht. Ich kann das sehr gut, meine Mutter hatte es mir schon in jungen Jahren beigebracht.

So hatte ich immer ein Unikat, meine Kleider, Röcke Blusen usw. gab‘s nur einmal.

Oft wurde ich auf meine Kleidung angesprochen. Doch seit mein Mann in Pension ist, hole ich nur noch selten meine Nähmaschine vor.

Also fragte ich mich; „werde ich diese schönen Stoffe wirklich noch alle verarbeiten?“ Obwohl es mir leid tat um Wildseide und Co, trennte ich mich schweren Herzens von diesen geliebten Stoffen, die ein „NEIN“ von mir erhielten. Besagte Freundin freute sich riesig. Und was soll’s, ich habe immer noch Stoffe, die ich bestimmt noch verarbeiten werde. Dieses habe ich wenigstens vorgenommen. So war ich am Ausmisten.

Mein Mann fing an seinen Keller zu entrümpeln. Es tat mir in der Seele leid, wenn ich sah, wie er sich abmühte, alles aus dem Keller in die Garage zu bringen. Abends dann, beim Fernsehen, berieten wir, was von unseren Möbeln kommt mit, und was muss weg. Es gab endlose Diskusionen um den „großen alten Marmortisch.“ Der hatte nun im großen, dennoch kleinen neuen Wohnzimmer absolut keinen Platz mehr. Ich hatte ja von dem schon einmal etwas geschrieben, denn ich konnte den schon lange nicht mehr leiden.

Aber mein BESTER wollte seinen LIEBLING absolut nicht hergeben. „Der bleibt, sag‘ ich, basta.“

„Aber wo soll der denn stehen?“ Antwortete ich.

„Mir doch egal, der geht mit.“

Jeden Abend gab es immer die fast gleiche Diskussion. Bleibt die große Schrankwand aus Nussbaum? Was wird aus Sessel und Sofa?

Für meinen Mann gab‘s dieses Problem nicht. „Wir nehmen alles mit, basta.“

Wenn ich dann einwarf, „wohin denn damit, es gibt dafür keinen Stellplatz.“

Kam prompt zur Antwort: „Ist mir völlig egal, du willst ja umziehen, ich nicht.“

Autsch! das saß. Ich bin Schuld. Und so musste ich auch sehen, wohin mit den Möbeln.

Also nahm ich den Plan der Wohnung, ich schnitt die Möbel passend 1:1 aus Papier aus. Die stellte ich dann hin, ich stellte sie her, dennoch hatte fast alles keinen Platz.

„ Was hältst du denn davon meinen PC Schreibtisch raus zuwerfen?“ Fragte ich.

„Bist du wahnsinnig? Der bleibt.“

Aber der hat doch keinen Platz,  Er grummelte, „s‘ Sofa geht auch mit.“

Ja, aber beides? Ich liebte dieses Sofa, dafür gebe ich gerne meinen Schreibtisch her. Wieder mal spielten meine Nerven verrückt.

„Das geht aber gar nicht alles in die Wohnung rein.“ Kreischte ich.

Postwendente Antwort, „mir doch egal, alles geht mit, ich will ja nicht umziehen.“

Ja, er begriff gar nichts. „Es haben nun mal nicht alle Möbel Platz in der neuen Wohnung;“

„Aber ich will ja auch nicht umziehen.“

Petras Partnerin rief uns an, sie hätte eine Umzugsfirma. Ich solle da mal anrufen. Und so rief ich an. Eine nette Frau war am anderen Ende. Es gäbe am 22. 7. Oder 22.8. noch einen Termin. Ich war mit dem 22.8. einverstanden.

Einige Tage später stand dann Herr Trost vor der Tür. „Sie wolle umziehe?“

„Ja, kommen sie bitte rein.“

Inzwischen standen schon viele von mir gepackte Kartons in der Wohnung. Herr Trost schaute sich die Wohnung samt Keller an, und machte sich einige Notizen.

Zwischendurch fragte er immer wieder; „geht das mit? Oder bleibt das?“

So fiel die Schrankwand durch, der Marmortisch, Sofa und Sessel. Küche sowieso, da eine neue Küche schon in der Wohnung steht. Schließlich verabschiedete er sich. Herr Trost versprach uns einen Kostenplan zu schicken. Der dann auch am nächsten Morgen mit der E:Mail kam.

Ich rief meine Tochter an, ob das alles in Ordnung ist, was die Firma an Kosten verlangte. Ja, es ist nun wirklich nicht billig mit einer Firma um zu ziehen. Meine, unsere Tochter erklärte uns, es wäre nicht billig. Doch diese Logistik Firma, hätte einen guten Ruf, sie wäre zu empfehlen. Sie redete uns zu, diese Firma, wenn wir es wollten zu nehmen. Man hört ja so viel von den billigen Transport Firmen. Und sie würde sich mit der Hälfte der Kosten beteiligen. Natürlich lehnten wir das ab, doch unsere Große, bestand darauf. Mit den Worten; „es werden noch genug Kosten auf euch zu kommen.“

Heute kann ich nur sagen; >wie Recht Petra hatte.< Also wurde Logistik Firma Trost,(Name ist geändert) unser Umzug Helfer.

Der Berg der Kartons nahm zu. Mittlerweile gewöhnten wir uns daran, dass fast in jedem Zimmer welche standen. Wir hatten den Umzugstermin auf den 22.8. gelegt.

Petra versuchte bis dato uns davon zu überzeugen, den Termin vor zu verlegen. Dann könnten wir doch noch etwas den Sommer auf dem Balkon genießen. Gut, erst glaubten wir, dass dies nicht sein muss, denn wir hatten uns schon daran gewöhnt, dass sich auch im Wohnzimmer etliche Kartons stapelten, auch an die leeren Bücherregale und die ausgeräumte Schrankwand gewöhnten wir uns. Und draußen herrschte eine Gluthitze. Da wollten wir ja gar nicht raus. Auch tranken wir trotzdem abends nach getaner Arbeit unser Gläschen Rotwein.

Es geschah aber immer öfter, dass ich die Nerven verlor, wenn es um unser Sofa ging. Dieses Sofa hatten Wir, samt zwei Sessel vor 26 Jahren von meinem Vater bekommen. Und ich hing sehr daran.

Auch weil diese Teile noch richtige Wertarbeit waren. Edles Holz an den Armlehnen, richtig guter edler Velourstoff , wenn auch für die heutige Zeit etwas altmodisch. Und dann Federkern.

Freunde meinten verkaufen,

mein Heinz; „das Sofa muss mit.“

So gab es ständig dieses Hick hack, mit, oder weg. Nun kam er auf die Idee, wir nehmen Schrank, Sofa Sessel Tisch und die Hobelbank im Keller mit. „Und wohin damit?“ Ich wollte Sofa und Sessel und einen kleinen Schrank. Er nicht. Außerdem wollten wir nun doch den Umzug vorverlegen, und es klappte. Der neue Umzugs Termin war 22.7. Frau Trost konnte uns aber nicht bestätigen, dass alles was Heinz mitnehmen wollte, in den Umzugswagen rein ginge. Und wenn, dann würde es mehr kosten. Nun ich wollte mein Sofa, Heinz beides, Sofa und Schrank. Aber das ging sicher nicht. Gut, so gab ich auf. Meine geliebten selbst kreierten sonnengelb mit Sonnenblumen verzierten Küchenschränke, waren inzwischen auch leer geräumt. Über der Spüle, der Spülmaschine und Herd, hatte mein Mann ein Regal angebracht, für Gewürze, und anderes. Dort hatte ich nun je zwei Teile Geschirr von allem was Frau und Mann braucht deponiert.

Töchterlein kam nun immer öfter mit ihrem Mercedes und Hänger, die aus dem Keller in die Garage geräumten überflüssigen Dinge zu entsorgen. Aber sie ist die echte Tochter ihres Vaters. Sie liebt Werkzeug, sie liebt Schrauben und Nägel, und sie liebt die Hobelbank.

„Nein,“ ihre Worte, wenn ich mich mal wieder einmischte, “das wird nicht rausgeschmissen.“

Als ich dann etliche Umzugskartons in der Garage entdeckte, konnte ich mich nicht mehr zurück halten. Ich schaute rein, was ich da entdeckte, brachte mich fast zum Wahnsinn. Wahllos rein geschmissenen; Gummistiefel, alte Jacken, Mäntel, Hosen Schuhe, ????

Wo kommt denn das alles her? Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, dass es diese alten Sachen noch gab. Nun, in der Garage standen Schränke, dort hatte mein Mann diese Dinge gehortet.

„Das kann man doch nicht wegwerfen.“

Ja, da kommt das ehemalige Kriegskind zum Vorschein.

„Man kann alles noch irgendwann mal brauchen.“

Gnadenlos, es tat mir leid,

„aber was wollen wir noch mit diesem Kram?“ Warf ich alles in den Karton; fürs >Wegwerfen. < Tut mir leid, aber das muss sein.

Ich war in der Küche mit Kochen beschäftigt. Ich habe schon geraume Zeit einen Halogen Ofen, das ist ein runder Glas Topf, oben dann wird geheizt, alles Mögliche kann man damit braten, backen, dünsten usw. und da kann man wunderbare Dinge drin zubereiten. So war ich grad dabei die Kartoffeln und das Gemüse in die Form zu füllen, als er aus dem Wohnzimmer rüber rief; „was nun? Weg, oder mit?“

Ich sagte; „mit.“

Er; „aber ich denke, der Schrank geht mit.“

Also gut, dachte ich. Wir hatten inzwischen den Sperrmüll angefordert, und der Termin war in ein paar Tagen. Er gab Ruhe, nun hatte ich die Schnauze voll, soll er doch das Sofa raus stellen. Nur, wie kann er mit Hüft OP. Platten in der HWS dieses Sofa rausstellen?

Ich hatte mich damit abgefunden, dass ich mich von diesem geliebten Teil verabschieden muss.

Ich war in der Küche, den Rest Geschirr ab zu spülen, als er wieder aus dem Wohnzimmer rief; „was nun?“

Ich dann; „tu‘s halt raus.“

Ich war mir nicht bewusst, was ich mir damit antat. So ging ich um die Ecke und sah in’ s Wohnzimmer, doch jetzt traf mich fast der Schlag. Er kniete auf dem Boden, eine Säge in der Hand, und das Sofa? Es kam mir vor als wäre ich auf einem Schlachthof. Das Sofa war total zerfleddert, dennoch war es immer noch zusammen. Aber überall waren Fetzen Stoff, schönster Velour, - alles kaputt. Schaumstoffteile überall. Es sah fast aus, wie ein ausgeweidetes Schwein. Doch die Sprungfedern waren immer noch drin und sie schauten zwischen den restlichen Stoffteilen anklagend hervor.

Als ich dies alles sah, da konnte ich nicht mehr.

Ich fing hysterisch an zu heulen. „Du hast mein Sofa geschlachtet.“

Er verstand, wie so oft mal wieder gar nichts. So heulte ich; „ich dachte, wir stellen es zum Sperrmüll raus, aber du hast mein Sofa total misshandelt,

"du hast es einfach ermordet, du bist ein Mörder.“

Meine Stimme überschlug sich Ich lief in die Küche zurück und weinte bitterliche Tränen um mein geliebtes Sofa. GegenAbend kam dann ein Fischerkamerad vorbei. Er wollte helfen, das Sofa nach draußen zu bringen.

„Schad drum.“ War sein einziger Kommentar. Seine Lebenspartnerin war entsetzt, sie hätte dieses Sofa gerne für ihre Mutter gehabt, aber was sollte sie mit diesem zerfetzten Sofa?

Dann sind wir umgezogen. Der Möbelwagen bekam fast einen Ladekollaps, wie es die Möbelpacker nannten. Ja, das Sofa hätte auch wirklich nicht mehr reingepasst, in den Möbelwagen. Und in unser neues Wohnzimmer hätte es wohl auch nicht wirklich Platz gefunden.

Eine Zeitlang saßen wir Sofa los rum. Es standen drei Sessel, ein kleines rundes Tischchen drin. Ich kam mir vor wie im Wartezimmer beim Arzt.

Ach und dann noch der große Wohnzimmerschrank (da hatte sich mein Mann durch gesetzt).

Und er sieht nicht einmal schlecht aus im neuen Wohnzimmer.

Bald, wurde ein Tischchen gekauft, aber es musste noch zusammen gebaut werden. Und dann hatten wir ein schönes Sofa mit einer Ottomane gekauft. Doch es dauerte schon eine Zeit, bis ich endlich alle achtzig Umzugs-Kartons leer geräumt und den Inhalt versorgt hatte.

Und das für mich aller Beste! Inzwischen haben wir auch einen süßen kleinen DACKEL-YORKI adoptiert.

Er ist aus der Tierherberge "Donzdorf" und kommt aus Ungarn.

 

 

Es war eine harte für mich schwere Zeit, denn der Großteil war meine Arbeit. Doch es hat sich gelohnt. Inzwischen ist ein Jahr vergangen. Wir haben uns hier gut eingelebt. Das Städtchen ist wirklich schön.

Man glaubt es nicht, denn mein Mann wohnt richtig gerne hier.

Unser Lucky, so nennen wir unser Hundle ist ein wahrer Sonnenschein. Jeden Tag gehen wir DREI gemeinsam in den wunderschönen Plattenwald. Er ist fast vor unserer Haustür. Gemeinsam machen wir wieder schöne Spatziergänge. Und langsam fange ich auch an, mich meinen vielen Hobbys zu widmen.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 19.10.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meinem geliebten alten Sofa

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