Der Möchte-gern-Casanova
Es war Mai, - der Wonnemonat.
Die Zeit der Verliebten. Unser Womi wurde gepackt, und wir fuhren wieder mal durchs Land. Dieses Mal war unser Ziel der Bodensee. Das Meer der Schwaben.
Es war Pfingstsamstag, eine Rundfahrt auf dem Schönen See lag hinter uns.
Für mich war es die erste Reise auf dem Wasser. Ich saß bei Frauchen auf dem Schoß, Faszination pur war das für mich. Einfach so auf dem Wasser fahren, das so vor uns her spritzte, weiße Vögel, die uns immer ein Stück begleiteten, dann wieder abbogen, um plötzlich wieder mit lautem Gekreische über uns weg zufliegen.
Ich konnte nicht genug von alledem bekommen. Wie gesagt, ich saß bei Frauchen auf dem Schoß, „ich weiß auch nicht,“ sagte sie zu Herrchen, „fast könnte ich meinen Lulu ist schon wieder läufig, sie verliert immer Tröpfchen.“ „Aber das kann doch gar nicht sein,“ meinte Herrchen. Mir schien das alles nichts auszumachen, für mich gab’s nur diese berauschend schöne Fahrt mit dem Dampfer.
Eine gute Stunde dauerte diese Fahrt, als wir in Lindau Hafen anlegten.
Meine ZWEI meinten so ein leichtes Hungergefühl zu spüren. Auch mein kleines Mägelchen gab so seltsame Knurr Laute von sich.
Also begaben wir uns in die Fußgängerzone, um uns zu stärken. Wir suchten dieses Fischrestaurant mit dem Namen einer deutschen See auf. Dort waren viele Menschen, die auf Bänken saßen und irgend Etwas das wie Fisch aus sah verspeisten. Frauchen und ich haben, nachdem wir etwas suchen mussten ziemlich nahe an der Straße auch eine halb freie Bank gefunden.
Dort setzten wir uns, während unser Herrchen sich in die Menschenschlange ein reihte, um etwas Fischiges zu ergattern.
Wau, - waren hier viele Leute unterwegs, es gab wieder mal viel für mich zu sehen.
Eine Menschengruppe ging an uns vorbei, die mehrere Hunde bei sich hatte.
Plötzlich hob so ein kleiner weiß-brauner Typ, so einer wie James bei Polly war, ein JACK RUSSEL sein Näschen in die Luft, und schon war er bei uns am Tisch. „ Neiiiin, weg, - meine Luli kriegst du nicht!“ schrie mein Frauchen ganz aufgeregt den kleinen Hund an. Doch der Kleine ließ sich nicht einschüchtern, begeistert sprang er auf die Bank, und wollte mich lecken. „Krrr!!“ Das gefiel mir aber gar nicht, Frauchen nahm mich ganz hoch, und der kleine MÖCHTE-GERN-CASANOVA sprang hinterher. Sie scheuchte, und scheuchte, er blieb hartnäckig, er ließ sich nicht beirren.
Endlich kam Herrchen mit zwei leckeren Fischbrötchen. „Was ist denn hier los?“ Wollte er wissen, „ja, unsere kleine Lulu wird heiß begehrt,“ meinte Frauchen.
Der kleine Weiß-braune wurde immer aufdringlicher, er heulte Mark erschütternd, er winselte, und das schlimmste, er stank entsetzlich. Wie sollten meine ZWEI da bloß ihr Fischbrötchen essen.
Mir war der Hunger inzwischen sowieso vergangen.
Schließlich kam Herrchen auf die Idee den Kleinen an meine Leine zu nehmen, „der hat ja sogar seinen Namen und seine Telefonnummer auf seiner Hundemarke,“ stellte Herrchen fest. - Also der aufdringliche kleine Kerl hieß BENJI, aber was nützt eine Telefonnummer, auf seiner Marke, wenn niemand ans Telefon geht.
Der BENJI heulte immer lauter, und aufdringlicher. Langsam wurden die Leute an den Nachbartischen unruhig. „Machen sie doch endlich, dass ihr Hund Ruhe gibt,“ sagte ein Mann gar nicht so freundlich zu meinem Herrchen. „Das ist nicht mein Hund,“ war Herrchens Reaktion. „Aber warum haben sie ihn denn an der Leine?“ Gab der Mann zurück. „Nun, dass ist so,“ mischte sich jetzt Frauchen ein, wir möchten nur gerne in Ruhe unser Fischbrötchen essen, aber dieser Hund hier lässt uns einfach nicht.“ „Dann binden sie ihn doch einfach irgendwo an;“ mischte sich jetzt ein anderer ein. Dann wieder Herrchen, - „Und dann komme ich ran, weil ich meinen Hund ausgesetzt habe.“ „ Ich denke, das ist nicht ihr Hund, sagten sie das nicht eben?“ Warf der Erste dazwischen.“
„Neiiiin, - das ist ja auch nicht unser Hund!“ War die Antwort vom besten Herrchen von allen. Seine Stimme klang schon ganz verzweifelt, sichtlich genervt.
Also süß war der Kleine schon, - der hatte vielleicht ein Temperament, er sprang fast so hoch wie Herrchen groß ist, nämlich 1,78 Meter. Sogar Herrchen war begeistert von ihm, wenn, - ja wenn er nur nicht so entsetzlich stinken täte, so, als ob er in eine Jauche Grube gefallen wäre.
„Nehmen sie ihn doch einfach mit, so kommt man gleich noch zu einem neuen Hund.“ Sagte ein Dritter, der jetzt auch meinte er müsse etwas hierzu sagen.
Endlich kam Herrchen auf die Idee, *DEIN FREUND UND HELFER* an zurufen. Die aber waren recht kurz angebunden, und meinten nur, wir sollten BENJI ins Tierheim bringen.
Darauf sagte Herrchen Dinge, die ich hier lieber nicht wiederholen möchte.
Ins Tierheim,- wie denn das? Schließlich waren wir gerade etwas mehr, als eine Stunde hier in Lindau, wir wussten gar nicht wo dieses Tierheim ist, und Herrchen sah das auch nicht ein, BENJI ins Tierheim zu bringen.
Schließlich wendeten meine Zwei einen Trick an. Herrchen nahm mich ganz hoch, und lief mit mir los, während Frauchen dieses wahnsinnig quiekende, zappelnde und stinkende Bündel BENJI, am Halsbändchen festhielt. Alle Leute schauten, was macht denn die mit dem Hund? Will die den aussetzen? Frauchen zog mit ihm, das heißt, sie zog ihn um die nächste Ecke. Sie versuchte ihn zu beruhigen, obwohl das fast nicht möglich war. Endlich ließ sie BENJI los, und dann rannte sie so gut sie es halt konnte davon zu uns, zu Herrchen und mir. Doch was war das denn? Wie ein geölter Blitz, Nase hoch in die Luft, raste der Kleine uns hinterher.
Frauchen war schon wieder ganz aufgeregt, aber BENJI musste irgendwie unsere Spur verloren haben, oder bekam er ganz plötzlich Heimweh nach seinem Herrchen?
Ich weiß es nicht. Aber für die Liebe fühle ich mich einfach noch zu jung, wenn, ja auch wenn BENJI mir trotzdem ab und zu noch in meinem Köpfchen rum spukt.
Gemütlich wackelten, oder dackelten wir zurück zu unserem Womi.
© Christa-Eiskristall
Texte: Alles by © Christa-Eiskristall
Tag der Veröffentlichung: 13.09.2011
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