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Die Feder einer großen Liebe

 

Es war einmal.
So sagt man fangen alle Märchen an.
Es war einmal ein süßes kleines Bachstelzen Mädchen,
und ein kleiner wunderschöner Rotfeder Jüngling.
Sie liebten sich seit ihrem ersten Treffen.
* * * * * * *
Es ist ein wunderschöner Wald.
Ein Märchenwald,- Moos begrünt, - mit Bäumen, die sich liebevoll umarmen.
Vögel aller Arten singen ihre schönsten Lieder, so dass ein einsamer Wanderer schon mal stehen bleibt, und begeistert diesen zauberhaften Stimmen lauscht.
* * * * * * *
In diesem Märchenwald, ist ein See.
Pappeln, die sich am Ufer des See‘ s angesiedelt haben, stimmen mit dem Wind der immer, und meistens leise und sacht durch diesen Wald streicht, mit einer zitternden Melodie mit ein.
Weidenbüsche ducken sich dazwischen, so als ob sie sich verstecken wollen.
Wovor? In diesem einzigartigen Wald muss sich niemand verstecken.
Hier herrscht ein Frieden, den es nur im Märchen gibt.
Einige Birken, mit ihren schwarz-weißen schlanken Stämmen bildeten eine kleine Gruppe.
Birken wachsen gerne in Gruppen, so können sie sich immer mit ihres Gleichen unterhalten.
Es dämmerte, - langsam zog sich der wieder mal dicke runde, silberne Mond auf die andere Seite der Erde zurück.
Die Menschen sagen dann immer; „der Mond geht schlafen."
Milchiges Licht überzog den ganzen Märchenwald.
Der wunderschönste aller Planeten, zeigte sich in seiner einmaligen Pracht, im Osten, über dem See.
Rosig gelbe Wölkchen hofierten Ihr, der Sonne.
Marmi, ein kleines wunderschönes Rotfederbübchen, erwachte aus seinem Tiefschlaf.
Er schlief immer tief, denn er hatte schöne Träume, und er war noch sehr jung.
„Huch," sagte er zu sich selber; „was habe ich bloß wieder für einen Unsinn geträumt."
Er krabbelte aus seinem Schlingpflanzenbett, dabei reckte und streckte er sich.
„Ich geh dann mal;“ rief er seiner Mama zu; „Schwimmen."
Und schon war Marmi dann mal wieder weg, so wie in letzter Zeit immer öfter.
„Aber du hast doch noch überhaupt nichts gegessen." Rief Mama Rosy ihrem Sprössling hinterher.
*Tja, mein Kleiner ist gerade in einem schwierigen Alter.*
Sie fühlte sich, wie in letzter Zeit häufig, wieder einmal total überfordert, als allein erziehende Mutter.
Einen Papi für Marmi gab es nicht.
Der ist, als er erfahren hatte, dass er Vater wird, weit, weit weg geschwommen, und hat sich nie mehr blicken lassen.
*Hoffentlich ist der Kleine vorsichtig, schließlich gibt es ja auch Raubfische,
und ab und zu menschliche Wesen, die mit einem Würmchen, an einem spitzen Haken, so kleine Fischlein wie Marmi es ist, gerne fangen wollten.*
Marmi ist der einzige, der ihr noch geblieben ist von einer fast unzähligen Brut.
Einige haben nicht einmal ihre Rogenzeit überlebt. Andere ihrer Babys, kamen meist schon kurz nach ihrer Schlüpfzeit ums Leben. Die Kleinen waren ein gefundenes Fressen für die Raubfischbestien.
Mami Rosy hing sehr an ihrem einzigen Sprössling.
* * * * * * *
Der Tag war strahlend hell.
Die kleine Rotfeder schwamm am Schilfgürtel bewachsenen Ufer des Märchensees hin und her.
Dann wieder her und hin.
Gelangweilt blubberte er kleine Blasen aus seinem süßen Rotfedermäulchen.
Es gab aber auch überhaupt niemand, mit dem er sich unterhalten, oder spielen konnte.
So dümpelte der kleine direkt am Ufer dahin.
Er merkte gar nicht, dass er den schützenden Schilfgürtel schon hinter sich hatte.
Gefährlich nahe, befand er sich am Ufer.
Obwohl Mami Rosy ihm das immer verboten hatte.
Egal, - er beäugte die winzigen kleinen Frösche, traf auf einige kleine Hechte, die ihn großspurig, und boshaft anstarrten.
Schwärme von kleinen Barschen mit hochgestellten dornartigen Rückenflossen, eilten an ihm vorbei.
Ein kleiner Barsch, es war der kleinste von allen, drehte sich zu Marmi um; „warte nur;“ blubberte er, es sollte böse und furchteinflößend klingen; „wenn ich groß bin, dann werde ich dich jagen, dann fangen, und dann, werde ich dich genussvoll auffressen."
Marmi musste grinsen, dieser kleine Barsch, war nicht einmal halb so groß, wie er.
Dann war auch der Barschschwarm schon wieder vorüber.
So dümpelte Marmi in direkter Ufernähe dahin.
* * * * * * *
Lucilla, war ein süßes kleines Bachstelzenmädchen.
Sie träumte ihr Leben vor sich hin. Sie dachte nicht an morgen.
Sie lebte im Heute, - im Jetzt.
Lucilla war abgefüttert, man kann auch sagen,
*sie war Elternlos.*
Ja, sie musste sich nun um sich selber kümmern.
Mama und Papa hatten sie einfach aus dem Nest geworfen.
„Du bist groß genug." Rief Mama Stelze ihr hinterher, während sie hinaus aus dem bequemen Nest hinaus segelte.
Und Papa Bach rief ihr noch nach: "Mach‘s gut,Baby, pass auf dich auf. HDL."
* * * * * * *
So musste Lucilla nun versuchen ihr kleines Leben alleine, und Elternlos, in den Griff zu bekommen. Lucilla stelzte eben am Ufer dieses Märchensees entlang.
Sie dachte gerade darüber nach, was sie an diesem Tag alles anstellen sollte.
Zu interessant war alles hier unten am Seeufer.
Weit weg von ihrem Elternnest.
*Hunger!* - Meldete sich plötzlich ihr kleiner Magen.
*Essen suchen!* Sagte ihr Verstand.
Vorbei, war diese schöne Zeit, wo sie nur ihr Schnäbelchen aufsperren musste, und schon wurden ihr die schönsten Leckerbissen, einfach so in sie hineingestopft.
„Aus, und vorbei!“ Seufzte, die Kleine, während sie sich um sah, stellte sie fest, dass es hier die schönsten Leckerbissen gab.
Würmer, Mücken, Fliegen, und so vieles mehr.
*Ach, da ist doch schon etwas*.
So stelzte das kleine Bachstelzenmädchen am Seeufer entlang.
Auf und ab, ab und auf.
Endlich sah sie eine Fliege. Doch bevor Lucilla sie picken konnte, rettete sich die Fliege auf ein kleines Seerosenblatt.
Sie wollte gerade dahin fliegen, als so ein rotgeflügeltes Wesen aus dem Wasser sprang, und ihr die Fliege direkt vor ihrem Schnabel weg schnappte.
„Hey! Du,- das war meine Fliege." Piepste Lucilla ziemlich lautstark dem kleinen Rotfederjüngling zu.
„Mir doch egal!“ Blubberte Marmi.
Lucilla stelzte am Ufer entlang, dabei ließ sie eine Träne aus einem Äuglein fallen.
Während sie lautstark jammerte; „Hunger! – Hunger! – Hunger!_“
Marmi starrte dieses Geschöpf auf Stelzen sprachlos an.
*Seltsame Wesen gibt es außerhalb von diesem See,* dachte er.
„Es gibt doch genug zu essen hier auf dem ganzen See."
Doch Lucilla konnte sich nicht beruhigen.
Sie piepste jämmerlich.
Schließlich rief sie; „komm doch endlich mal raus aus dem See, und helfe mir Futter suchen. Mein Magen ist total leer.“
Marmi sah Lucilla aus seinen wunderschönen rötlichen Äuglein an. „Ach, bin doch n‘ Fisch, ich kann hier nicht raus. Wie stellst du dir das denn vor?“
Er bewegte seine roten Flossenfedern und zeigte ans Ufer; „ich kann nicht am Ufer draußen leben, ich kann nur hier im Wasser leben.“
„Wieso denn das?“ Piepste Lucilla; „ich bin doch auch nicht im Wasser. So komm halt, hilf mir endlich Futter suchen! Komm halt!“
Während Lucilla noch jammerte, flog ein dicker fetter Brummer direkt auf das Seerosenblatt. Marmi sprang hoch, es platschte und spritzte, wutsch, hatte er die dicke Fliege geschnappt, mit seiner ganzen Kraft spuckte Marmi diese dicke Fliege zu Lucilla ans Ufer.
Während Lucilla die Fliege hinunter schluckte, fühlte sie ein seltsames Kribbeln in ihrem Federkörper.
„Danke!“ Überglücklich sah sie zum Seerosenblatt hinüber, wo Marmi dümpelte.
Sie flog zu dem Blatt, und ließ sich darauf nieder. Sie schaute direkt auf Marmi runter, in seine rötlichen Augen. „Danke, dir ganz doll."
Marmi hörte dieses piepsende danke, plötzlich spürte er ein Beben, von seinem Köpfchen bis hin zur roten Schwanzflosse.

Es waren Tage und Wochen vergangen.
Marmi dümpelte am Boden des Märchensees. Er konnte Lucilla einfach nichtvergessen.
Immer, wenn er an das Stelzenmädchen dachte, ging ein seltsames Kribbeln durch seinen kleinen Fischkörper.
* * * * * * *
Lucilla ging es ähnlich. Tag und Nacht, Nacht und Tag, dachte sie nur noch an diesen wunderschönen Jüngling mit den roten Federn, der nur schwimmen konnte, weil er keine Stelzen hat, und weil er nur im Wasser leben kann.
Sie sehnte sich so sehr nach ihm, ach könnten sie doch zusammen sein.
* * * * * * *
Marmi lag am Boden, oder Grund des Sees. Schlingpflanzen umwickelten ihn liebevoll.
Ein Rotfedermädchen stieß Marmi in die linke Flossenunterseite. „Hey, warum so traurig?" Ihre langen Wimpern benutzte sie zu einem verführerischen Augenaufschlag.
Jedoch Marmi hörte und sah dieses zauberhafte kleine Rotfederchen nicht.
Marmi dachte nur noch an dieses schwarz weiße Geschöpf auf Stelzen, mit der schönsten Pieps Stimme, die er jemals gehört hatte.
So oft er auch in Ufernähe schwamm suchte er nur nach ihr, diesem Stelzenwesen.
Er konnte Lucilla einfach nicht vergessen. So gab er sich weiterhin den liebevollen Umarmungen der zärtlichen Schlingpflanzen hin. Plötzlich fühlte er, wie etwas an seiner Schwanzflosse zog.
Verdrossen drehte er sich um.
Ein wunderschönes Mädchen mit fließenden türkisgrünen Haaren, und smaragdgrünen Augen, schwamm um ihn herum.
Es hatte einen Flossenschwanz wie Marmi,
aber sonst einen seltsamen Körper, und wo Lucilla Flügel hatte, hatte dieses Wesen zwei Arme. Außerdem war das grünhaarige Wesen größer, als er.
„Hallo," hörte er eine Stimme, die wie das plätschern eines Baches klang. „Ich bin Lorilei, aber du darfst Lori zu mir sagen.“
„Aha," gab Marmi lustlos zur Antwort. Er fühlte sich sichtlich in seinen Träumereien die nur Lucilla galten gestört.
„Aha?“ Lori stupste ihm in die Flossen. „Wir beobachten dich nun schon fast vier Wochen. Und wir, Dori und ich können deine Traurigkeit einfach nicht mehr ertragen. Können wir dir irgendwie helfen?“
Marmi erhob sich, sogleich ließen die Schlingpflanzen von ihren Liebkosungen ab. Er tänzelte schwimmend neben Lori her. Und dabei redete er sich alles von seiner kleinen Rotfederseele. Zwischendurch wischte er sich immer wieder mit seinen roten Flossen riesengroße Tränenblasen aus den wieder mal total roten Äuglein.
* * * * * * *
Lucilla trippelte am Seeufer entlang, pickte ein Würmchen aus dem grünen Grasboden, zog es in die Länge, wie ein Gummiband, um dann das Würmchen gleich wieder zurück schnellen zu lassen.
Lucilla starrte gebannt in das Wasser.
Weshalb lässt sich Marmi nicht sehen? Hat er sie schon vergessen? Sie träumte mit offenen Augen von den roten Federn, mit einem silberfarbenen Körper ohne Stelzen.
Tröpfchenweise kullerten Tränen aus ihren Augen.
Sie hatte den ganzen Tag nichts gefuttert. Lucilla hatte überhaupt keinen Hunger mehr. Ihr war der Appetit schon lange vergangen.
Abwesend stelzte sie von einem Beinchen aufs andere. Dann spreizte sie wieder ihre Flügelchen.
Während sie so mit ihren Yogaübungen beschäftigt war, fühlte sie plötzlich wie jemand sie am Schwänzchen zog. „Was soll das, lass mich in Ruhe, wer immer du bist."
„Ich sehe schon lange, dass du Kummer hast." Hörte Lucilla eine glockenhelle Stimme, und dann fühlte sie sich auch schon hochgehoben.
Eine wunderschöne Elfenmaid hielt Lucilla in der Hand. Sie war sehr zart, und auch nicht groß, so wie die Blumenelfen halt sind. Ihre Knielangen Haare waren von einem leuchtenden Blond. Von einem strahlenden blau waren ihre Augen, die sie auf Lucilla richtete.
„Ich bin Glöckchen,“ stellte sie sich vor. „Liebe Lucilla, erzähle mir, was dir so großen Kummer bereitet, dass du sogar nicht mehr ans Essen denkst.
Lucilla hatte noch mit niemanden über ihre ausweglose Liebe zu Marmi gesprochen.
Doch nun sprudelte alles wie eine Wasserquelle aus ihrem Schnäbelchen. Alles was ihrer kleinen Vogelseele Schmerzen bereitete.
Sichtlich befreit atmete sie auf, als sie mit ihren Erzählungen fertig war.
* * * * * * *
Es ist Nacht, zugenommen hatte er wieder, so wie alle vier Wochen.
Er hatte nun mal Gewichtsprobleme, aber die hatte er immer wieder in allen seinen Jahrtausenden, in den Griff bekommen.
Groß, und fast rund, von einigen weißen Wölkchen umgeben, stand er, der Mond am nachtblauen Himmel, und blickte neugierig auf den Märchensee herab.
In einer Ecke von diesem See, war eine Seerosenzusammenkunft.
Die wunderschönen Blüten hatten ihre Kleider zusammengefaltet, und nickten im Tiefschlaf.
Zwei Elfen mondeten sich auf einem Seerosenblatt.
„Hast du es auch schon bemerkt?“ Glöckchen blickte Blümchen an, diese zuckte mit ihren schmalen Schultern, dabei klappte sie ihre zarten durchsichtigen Flügel immer auf und zu.
„Wovon sprichst du?“ „Nun, mir ist aufgefallen, dass dieses kleine Bachstelzen Mädchen Lucilla in letzter Zeit immer trauriger wird.“ Blümchen schob eine rotgoldene Locke aus ihrem herzförmigen Gesichtchen. Im Lichtschein des Mondes schimmerte ihr lockiges Haar wie pures Gold.
„Sie hat Sorgen;“ flüsterte Blümchen, sie wollte die Seerosen nicht aufwecken, denn diese hatten wieder einen anstrengenden Tag vor sich. Schließlich müssen sie ja den ganzen Tag über blühen, und ihre Schönheit präsentieren. „Sie hat Liebeskummer.“ Erwiderte Glöckchen.
„Wir müssen ihr helfen.“
* * * * * * *
In dieser Nacht fanden die beiden Elfen fast keinen Schlaf, zu sehr beschäftigte es sie, wie sie Lucilla helfen konnten. Denn hier im Märchenwald, sollte niemand traurig sein.
In der nächsten Nacht fand noch einmal auf der Seerosenzusammenkunft ein Treffen statt.
Und es war Vollmond, er beleuchtete diesen See hier im Märchenwald.
Dabei lässt er ein Lächeln auf ihn herab strahlen. Der ganze See war in einem silbernen Glanz getaucht.
Eine träumerische Stille geht von ihm aus.
Die Seerosen hatten sich wieder einmal in ihren Schönheitsschlaf zurückgezogen.
Die Elfen; *Glöckchen und Blümchen* trafen sich mit den Nixen *Lori und Dori.*
„Also," fing Glöckchen das Gespräch an, "uns ist aufgefallen, dass Stelzen Lucilla nicht mehr glücklich ist. Sie hat mir erzählt, dass sie vor Sehnsucht nach einem Rotfederjüngling ganz unglücklich ist."
„Ja, ich habe mit Rotfederchen Marmi gesprochen Der ist ebenso totunglücklich verliebt in diese Lucilla."
Lori blickte Blümchen an. „Und was sagst du dazu?“
„Ich weiß auch nicht." Stotterte Blümchen. Denn wie eigentlich immer hatte sie nicht viel zu sagen, sie war eher eine Denkerin.
Doch dann hatte Blümchen die Idee. „Wir müssen den beiden ein Treffen ermöglichen, wenigstens einmal in ihrem Leben sollten sie sich umflügeln, - sich gegenseitig berühren."
„Aber wie nur?“ Nixe Dori ist wie die Elfe Blümchen, sie denkt sehr viel, aber sie redet wenig.
Sie mussten sich beeilen mit ihren Plänen, denn die zwei Nixen haben nicht mehr sehr viel Zeit.
Denn wenn der Mond schlafen geht, müssen sie wieder im See sein. Sie sind Wasserwesen, die nur in mondhellen Nächten raus können. Wasser ist ihr Lebenselexier.
Sowie Elfen Luftwesen sind die nicht in das Wasser gehen können.
Einmal, so waren sich die vier einig, einmal sollten sich Marmi und Lucilla umflügeln. Danach würde jeder von ihnen sein eigenes Leben führen.



Der gute weißliche Mond sollte eigentlich nicht mehr voll oder rund sein. Aber in dieser Nacht musste er noch einmal über die Stränge schlagen. Und so aß er alles, was es so gab, nur damit er hier auf diesen Märchensee noch einmal sein milchig helles Licht strahlen konnte.
Der kleine Waldsee schimmerte silbern, eine traumhafte Stimmung hing in der Luft.
Plötzlich tauchten zwei Nixen aus der Stille des Sees auf.
Lori hatte Marmi im Arm.
Dieser war total aufgeregt, seit Lori ihm vom Treffen mit Lucilla erzählt hatte. Sein kleines Fischherzchen pochte, so dass er meinte der See würde beben.
Er schaute sich um, aber von Stelzchen war weit und breit nichts zu sehen. *Die schläft längst,*
so dachte Marmi, und sein süßes Mäulchen hing schon wieder Richtung See.
Dann wie ein Wunder standen die Elfen Blümchen und Glöckchen am Ufer des Sees.
Fest an sich gedrückt hielt Blümchen Lucilla.
Vorsichtig setzte Blümchen die kleine Lucilla auf das hellerleuchtete Seeufer nieder.
Stelzchen stand wie gelähmt da, hier, genau hier, war die Stelle wo sie vor vier Wochen ihm begegnet war. *Ihm,* dem schönsten Wesen, dass sie jemals gesehen hatte, und nach dessen Umflügelung sie sich so verzehrte.
Nun stand sie am Seeufer und sie schlotterte wie die Blätter der Pappeln, wenn der Wind ging.
Dann endlich sah sie ihn. - Entsetzt blickte sie auf das silberne Geschöpf, das zappelnd auf dem Boden lag.
Kläglich schnappte dieses Kleine Wesen nach Luft. Lucilla stelzte auf dieses Wesen zu. „Marmi,“ piepste sie, mit ihrer schönsten Stimme, „Marmi, ich liebe dich." Sie knickte ihre Stelzenfüßchen ein, und setzte sich zu ihm auf den Boden. Sie breitete ihre Flügel aus. - Sie spürte feuchte Kälte.
Ihr Schnäbelchen berührte ganz zart das kleine süße Mäulchen von Marmi.
Es war der zarteste, und zugleich der schönste Kuss, den es jemals hier am Seeufer des Märchensees gegeben hatte.
Marmi drückte sich mit seinen roten Flösschen ganz fest an seine geliebte Lucilla. “Ich liebe dich so sehr," flüsterte er ihr zu. Sie umflügelten sich zärtlich, und doch wissend, es gibt für sie kein wieder.
* * * * * * *
"Pst," das war Lori, „pst, es eilt, Marmi, du musst zurück in deinen See."
Marmi fühlte sich wie in einer anderen Welt. Hier war es trocken. - Hier war kein Nass, - er fühlte, wie sein silbernes Schuppenkleid spannte. Er fühlte, wie er langsam keine Luft mehr bekam. Er verlor fast sein Bewusstsein. „Ich liebe dich über alles.“
Konnte er gerade noch sagen.
* * * * * * *
Diesen Morgen verschlief Marmi.
Mami Rosy, machte sich mal wieder große Sorgen um ihren kleinen Sohn. Was war bloß los mit ihm? Denn sie wusste ja nichts von Marmis nächtlichem Ausflug.
Als Marmi dann endlich gegen Mittag aufwachte, hatte er ein seltsames Gefühl. Hatte er geträumt?
War die Begegnung mit Lucilla Wirklichkeit?
Er spürte noch diese zarte warme Umflügelung.
Er spürte noch die zärtliche Berührung eines harten Schnabels.
Marmi empfand ein einmaliges Gefühl, - es war Liebe. Eine Liebe, - die alles in diesem See, alles auf dieser Erde überflutete.
Diese Liebe aber würde nie ein Happyend finden.
* * * * * * *
Und wieder einmal dümpelte Marmi am Grund dieses Märchesees, und seine Äuglein waren noch röter als sonst.
Und Lucilla?
Stelzchen Lucilla suchte sich eine Birke, die genau an der Stelle steht, wo sie und Marmi sich umflügelten.
Hier auf dieser Birke ist ein kleines Loch. Sie findet, dass es einer Höhle gleicht, denn sie hatte keine Lust sich am Boden eine Bruthöhle zu suchen.
Hier wird sie sich einmal ein Nest bauen, mit irgendeinem netten Bachstelzen Mann.
So ist es Stelzenbrauch.
Von hier oben kann sie vielleicht Marmie sehen. Lucilla plusterte ihr Gefieder.
Sie schüttelte sich, spreizte ihre Flügel.
„Ich werde dich niemals vergessen mein Marmi.“
Eine einzelne Feder, segelte sanft auf den See.
Sie schwimmt immer noch auf diesem See.
* * * * * * *
Solltest du einmal zufällig an diesen Märchensee kommen, schau einmal genau hin.
Wenn du eine einzelne schwarzweiße Feder dort schwimmen siehst: Das ist

*DIE FEDER EINER EINMALIGEN GROßEN LIEBE*



© Eiskristall

Impressum

Texte: und Idee, ©by Eiskristall
Bildmaterialien: Cover und Gestaltung, ©by Eiskristall
Tag der Veröffentlichung: 03.10.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
allen Denen, die auch Gedanken an die Fantasy veschwenden

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