Es war einmal, so fangen fast alle Märchen an.
Und meine Geschichte fängt genau so an. - - -
Meine kleine Geschichte möchte zeigen, man sollte auch ein kleines Glück nicht übersehen.
Es war ein kleiner Junge, er wurde als Glück geboren, aber er musste lange warten, bis er endlich ein Glück sein durfte.
Ein kleines Glück wird endlich groß.
Es war einmal ein kleiner Junge,
seine Bestimmung war es ein Glück zu sein.
Als er geboren wurde, war er winzig klein.
Seine Eltern jedoch, Mama Glück, und Papa Glück freuten sich ganz doll, dass sie nun endlich ein kleines Glück bekommen hatten, und es auch noch ein Sohn war.
Er war allerliebst, und auch wirklich ein kleiner Sonnenschein.
Er hatte immer ein Lächeln im kleinen Gesichtchen, und dieses Lächeln machte seine Eltern glücklich.
Nur etwas machte den Eltern Glück Sorgen, das kleine Glück blieb einfach im wahrsten Sinne klein.
Er wuchs einfach nur ganz langsam, man sah es fast nicht, wie der kleine wuchs.
Er lernte zwar sehr schnell, und fing auch schnell an zu laufen, aber er wurde einfach nicht viel größer.
So verging die Zeit, und häufig begab sich der kleine unter die Menschen.
Er war ja das kleine Glück, und wollte den Menschen Glück geben.
Sehr oft lief er einfach irgend einem Menschen hinterher.
„He," rief er, „ich bin das kleine Glück, magst du mich gerne?“
Doch die Menschen übersahen das kleine Glück, sie hörten nicht einmal sein kleines Stimmchen.
Sie gingen einfach weiter.
Wenn es dann Abend wurde, und er wieder nach Hause kam, war er immer sehr traurig.
Er schloss sich in seinem Zimmer ein, setzte seinen Kopfhörer auf, und hörte seine Lieblingssongs.
Diese Songs waren immer so traurig, dass dem kleinen Glück die Tränen nur so übers kleine Gesichtchen rannen.
Mama Glück, war sehr in Sorge um ihren kleinen Sprössling.
Doch Papa Glück tröstete sie immer wieder:
„Schau, mein großes Glückchen, das wird schon.“
Sagte er dann, und nahm sein liebstes Glück, seine Frau, zärtlich in den Arm.
Doch Mama Glück war immer noch in Sorge.
Und so vergingen die Jahre, das kleine Glück blieb einfach winzig klein.
Er wuchs nur ganz wenig, und hatte die Größe eines Zwei jährigen.
Niemand nahm je eine Notiz von ihm.
Und von Jahr zu Jahr, wurde er immer trauriger.
Schon lange war das Lächeln aus dem kleinen Gesichtchen verschwunden.
Mama und Papa Glück, versuchten ihn immer zu trösten.
Doch wie und was sie auch anstellten, es half alles nichts.
Das kleine Glück vergrub sich in seiner Traurigkeit meistens in seinem Zimmer, und hörte noch traurigere Songs.
Mama Glück war wieder mal unterwegs, um den Menschen das große Glück zu bringen.
Dieses Mal sollte es ein großer Lottogewinn sein.
Den sie der Frau Ärmlich bringen wollte. Schon lange wollte sie dieser lieben älteren Frau eine Freude machen.
Diese Frau lebte immer sehr zurückgezogen, mit ihren Partner. Sie hatten nur das Nötigste zum Leben, und doch waren sie glücklich.
Nun war ihr Mann aber schon seit längerem kränklich. - - -
Frau Ärmlich war überrascht, als sie die Tür öffnete.
Es schien, als freute sie sich sogar über den Lottogewinn.
Aber sie lachte nicht, da war keine wirkliche Freude.
Sie setzte sich in ihren Lehnsessel, hielt die Hände vors Gesicht, und fing bitterlich an zu weinen.
Gerade erst hatte sie die traurige Nachricht erhalten, dass ihr Mann das Krankenhaus nicht mehr verlassen werde.
Wie sollte sie sich da freuen, was soll sie alleine mit dem vielen Geld?
Freudentränen sehen aber anders aus,* dachte das große Glück.
„Warum freust du dich denn nicht, ihr könnt doch wirklich das Geld brauchen?“
Fragte das große Glück.
„Ja," sagte Frau Ärmlich; „Nun, wo ich endlich Geld habe, bin ich einsam und unglücklich, Mein Gefährte ist schwer krank, er wird nie mehr aus dem Krankenhaus zurückkommen."
Enttäuscht lief das große Glück nach Hause, warum hatte sie nicht früher den Ärmlich's den Lottogewinn gebracht.
Seit langem hatte sie sich nicht so elend und so traurig gefühlt.
Das kleine Glück sah die Tränen die seine Mama weinte.
„Mami, was macht dich denn so traurig?“
Er sah seiner Mama in die wunderschönen blauen Augen, die er zum ersten Mal tränenverschleiert sah.
Mama Glück, wusste nicht was sie ihrem kleinen Glück antworten sollte.
War er es nicht, der immer der tröstenden Worte bedurfte?
Die Tür klappte, Papa Glück war zurück.
Wütend warf er seine Jacke aufs Sofa.
„Diese undankbaren Menschen," brummte er; „nun hatte ich heute meinen besonders spendablen Tag, da gibt es ein Pärchen, ich mag die sehr.
Ich hatte ihnen einmal die große Liebe geschenkt.
Und nun dachte ich, sollten sie eine Wohnung finden, und er bekommt endlich den Job, den er immer haben wollte.
Und? - Sie sind nicht zufrieden, sie wollen mehr und mehr, ein neues Auto, ein Haus,sie wollen und wollen immer mehr.“
Das noch immer winzig kleine Glück, schaute seine lieben Eltern fragend und sprachlos an.
In was für eine Welt ist er nur hineingeboren, dachte er.
Lohnt es sich denn dieses Leben als Glück?
Er hätte als Unglück auf die Welt kommen sollen, dann hätte er mehr Glück.
Ach, was sollen diese dummen Gedanken denn, er war ja gar kein richtiges Glück.
Er war ja nur ein winzig kleines Glück.
Von niemandem wahrgenommen, von niemand geachtet.
Wenn die Menschen schon das große Glück nicht mehr achten?
*Was soll ich denn da machen? Die Menschen übersehen mich doch sowieso.*
Früh begab er sich in sein Bettchen, setzte seine Kopfhörer auf, und hörte mal wieder, wie so oft, seine traurigen Lieblings Songs.
*Doch so kann es nicht weitergehen,* dachte er. * Wenn ich mich in meinem Kummer vergrabe ist niemand geholfen.*
So verbrachte das kleine Glück zum ersten Mal eine fast schlaflose Nacht.
Schließlich hatte er eine Idee, und mit dieser Idee im Köpfchen schlief er dann ein.
Am morgen, herrschte eine traurige Stille am Frühstückstisch.
Jeder von den drei Glück’s, hing seinen eigenen Gedanken nach.
Mama und Papa Glück, überlegten, ob sie etwas falsch machten, oder ob sie besser darüber nachdenken sollten, wem sie ihr Glück schenken.
Vielleicht sollten sie den Menschen besser kennen lernen, um so fest zu stellen,
ob dieser Mensch wirklich das große Glück verdient.
Während dessen machte sich das kleine Glück Gedanken, wie er eventuell den Ärmlich helfen konnte.
*Vielleicht?* - Er schob seinen Stuhl vom Tisch, und stand einfach auf, ohne einen Bissen gegessen zu haben.
„Tschüss!" Rief der Kleine seinen Eltern zu, und bevor die etwas erwidern konnten, war er auch schon draußen auf der Straße.
Er lief ziemlich schnell, so schnell, wie er gerade noch konnte.
Natürlich achtete wieder niemand auf diesen Winzling, der sich Glück nannte.
„ Hallo;" rief er einen von den vorbeieilenden Mann zu. „Können sie mir vielleicht helfen?"
Doch der Mann hörte ihn nicht, und fast hätte er den Kleinen überrannt, wenn dieser nicht mit aller Kraft dem Mann auf den linken Fuß getreten wäre.
Er klammerte sich ganz fest an das Hosenbein des Mannes, dabei sah er zu ihm hoch.
Endlich bemerkte der Mann das kleine Glück; „ Nun, Kleiner, wer bist du denn, was willst du denn von mir?"
Er schaute immer noch auf den Knirps, der nicht viel größer als ein Kleinkind war.
„Ähm," stammelte das kleine Glück, „also, ich brauche dringend Hilfe, ich muss nämlich wissen, wo das Krankenhaus ist, können sie es mir sagen?"
„Oh, sagte der Mann, bist du krank?“
Und sogleich bückte sich der Mann und nahm den kleinen auf seinen Arm
Das kleine Glück war ganz überrascht, dass er sich nun auf dem Arm von dem Mann befand.
„Nnnein," stotterte er, "ich bin nicht krank, aber der Herr Ärmlich, der ist krank, - todkrank. Und seine Frau ist so traurig, und das obwohl sie doch nun endlich Geld haben."
Überrascht sah der Mann auf das kleine Glück.
„Sagtest du, Herr Ärmlich?"
„Ja, genau, ich sagte Herr Ärmlich.“ –
Der Mann schien immer noch überrascht zu sein.
„Kennen sie ihn denn?" Fragte der kleine.
„Ja, ich bin sein Arzt. Der Mann hat Krebs, einen bösartigen Tumor."
Nun fing das kleine Glück bitterlich an zu weinen.
„Warum weinst du denn so, kennst du den Herrn Ärmlich?“ Fragte der Mann, der Arzt war.
„Nein, aber meine Mama, die hat gestern der Frau Ärmlich das Glück in Form eines Lottogewinns gebracht.
Aber die Frau Ärmlich ist nur noch am Weinen, gibt es denn wirklich keine Hoffnung mehr für ihren Mann?"
Das kleine Glück schluchze; „Jetzt, wo sie es doch endlich schön haben könnten.“
„ Nun, mein Kleiner, weißt du was, ich schaue mir noch einmal ganz genau die Krankenakte von Herrn Ärmlich an, vielleicht hat man ja etwas übersehen. Es hieß nämlich er sei inoperabel.“
Der Doktor, beschleunigte nun seine Schritte, und dabei hatte er total vergessen, dass er diesen Winzling noch immer auf seinem Arm trug.
Ständig musste er an Herrn Ärmlich denken.
Endlich waren sie in der Klinik angekommen, erstaunt wurde er von allen angeschaut, - * der Professor Doktor Hilfe, mit einem Kleinkind auf dem Arm?* So dachten alle.
Doch Doktor Hilfe, ging sofort in seine Praxis. Er suchte die Krankenakte von Herrn Ärmlich, er schaute sich diese noch einmal ganz genau an, danach sah er sich noch einmal die Röntgenbilder an.
Endlich setzte er den Kleinen auf einen Stuhl.
„Übrigens," fragte Doktor Hilfe, "wer bist überhaupt, und wie heißt du eigentlich?"
„ Ich bin das kleine Glück, und mein Name ist Glück."
„Ach so," sagte Doktor Hilfe, und er hatte auch schon alles vergessen.
„Warte hier."
Dann war er auch schon weg.
Es verging eine ewige Zeit, so schien es dem kleinen Glück, als endlich die Tür aufging. Professor Dr. Hilfe stand im Raum.
„Wir werden Herrn Ärmlich gleich operieren." Und schon war er wieder draußen.
Es vergingen Stunden.
Das kleine Glück hockte immer noch auf dem Stuhl, auf den ihn Doktor Hilfe abgesetzt hatte.
„Bitte, lieber Gott, bitte mach, dass Herr Ärmlich, keinen Krebs hat, bitte."
Immer und immer wieder, sprach er dieses Gebet, und dabei vergoss er bitterliche Tränen.
Wie lange er hier wartete, das kleine Glück wusste es nicht mehr. –
Schweißgebadet, stand der Professor im Raum, er nahm das kleine Glück wieder auf seinen Arm.
„Schön, dass du zu mir gekommen bist, mein Kleiner, Herr Ärmlich hatte nur eine Ziste, keinen Tumor, und wie es aussieht ist es nichts bösartiges."
Er drückte das kleine Glück ganz fest an sich; “ ich bin so froh, dass du gekommen bist. Herr Ärmlich wird leben, ja, er wird leben!"
Während Professor Doktor Hilfe diese Worte zum kleinen Glück sagte, ging ein seltsames Gefühl in dem kleinen vor.
Er wollte jubeln, statt dessen aber er weinte bitterlich.
„He, mein kleiner, musst nicht mehr weinen, Herr Ärmlich kann bald die Klinik verlassen. Gesund, - verlassen. Ich werde sofort Frau Ärmlich anrufen, und ihr mitteilen, dass ihr Mann bald ganz gesund wird."
Als der Professor zum Hörer griff, die Nummer der Ärmlich's wählte, als er die ersten Worte sprach, geschah etwas seltsames, etwas einmaliges mit dem kleinen Glück.
Er spürte ein seltsames Kribbeln, ein Gefühl, so, als ob seine Haut zu eng wurde.
Ein Summen, - Klänge, wie von einer wunderbaren Musik klangen in ihm.
Diese Musik, dieser Klang wurde immer lauter, es war wie ein Jubel von tausend Engelszungen.
Es schwindelte dem kleinen Glück, er glaubte, er würde, sein Bewusstsein verlieren.
Als er seine Augen öffnete, befand er sich nicht mehr auf dem Arm von Professor Doktor Hilfe, er stand jetzt neben ihm.
Und, er schaute nicht mehr zu ihm hoch, nein, er schaute nun zu ihm runter.
Er war plötzlich groß, größer, als der Professor.
Nachdem der Professor Hilfe, der Frau Ärmlich diese wirklich gute Nachricht überbracht hatte, sah er erstaunt, dass das kleine Glück nun auf einmal groß war, ja größer, als er.
„He," sagte Professor Doktor Hilfe frotzelnd, „he, du bist ja gar kein kleines Glück mehr. Du bist das größte Glück, das ich jemals gesehen habe."
Und der der *Große* Professor Doktor Hilfe, schaute zu dem großen, kleinen Glück hoch.
„Und schön bist du, wirklich wunderschön. Ich kann mir vorstellen, du wirst einmal das ganz, ganz große Glück."
Auch der längste Tag geht einmal vorbei, und so kam das kleine, jetzt große Glück endlich nach Hause.
„Maami, - Maaamiiii!" Rief er, aber Mami hörte ihn nicht, sie war nämlich noch nicht zu Hause, so wie auch Papa Glück nicht zu Hause war.
Jetzt hatte das Große kleine Glück endlich Zeit, mit der neuen Situation fertig zu werden, dass er nun sehr groß war.
Er ging wie immer in sein Zimmer, doch hier war alles klein, für ein Kleinkind halt.
Und weil nun in seinem kleinen Bettchen kein Platz mehr für ihn war, legte er sich einfach auf den Boden.
Er setzte wie immer seine Kopfhörer auf.
Aber zum ersten Mal hörte er nun frohe Songs.
Er versank total in der Musik, ein nie gekanntes Gefühl fühlte er in sich, - ein Gefühl, er wusste nicht was dieses Gefühl war.
Bis ihm klar wurde, es war, - ein Glücksgefühl.
Mama und Papa Glück kamen gleichzeitig heim. Sie hörten die frohe laute Musik.
Und sie wunderten sich sehr.
Als sie die Zimmertür von ihrem Sprössling öffneten, waren sie sprachlos.
War das hier ihr kleines Glück, der da auf dem Boden lag, und dieses glückliche Gesicht hatte?
„ Wer bist du denn? Was willst du im Zimmer von unserem kleinen Glück?"
Fragte entsetzt Mama Glück.
„Mamiiii!“ -- Mit einem Jubelschrei stand das inzwischen sehr große Glück vom Boden auf. „Ich bin es Mami, und Papa, euer kleines Glück. - Endlich bin ich groß. Endlich bin ich ein großes Glück."
Seelig umarmten sich die drei. Und ihr Sprössling erzählte ihnen, wie alles, und was alles war.
Wenn dir, - oder vielleicht dir einmal ein ganz besonders kleines Glück entgegen kommt,
dann vergesst niemals, auch ein kleines Glück wird einmal groß.
© Eiskristall
Texte: und Idee © Alles by Eiskristall
Bildmaterialien: Cover und Gestaltung, © by Eiskristall
Tag der Veröffentlichung: 25.08.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Allen die das "Kleine Glück nicht übersehen"