Daheim, September, 2005
Liebe Mailfreundin,
Du wolltest wissen, wie ich denn mein Wochenende verbracht habe.
Und, ob ich es mir denn auch schön gestaltet habe.
Ja, eigentlich hatte ich das auch vor,
aber erstens kommt es anders, und zweitens, als man denkt.
Ja gut, erzähle Dir mal kurz, wie ich dieses Wochenende verbracht habe. –
Also, - schon vor einiger Zeit, wollte ich mir mal wieder neue Vorhänge für meine Wohnzimmerfenster leisten.
So schaute ich mir diese Fenster einmal kritisch an, und ich kam zu Entschluss, meine Fenster brauchen dringend ein neues Kleid.
deshalb fuhr ich, natürlich mit dem besten aller Ehemänner, auch gleich Freitags Spätnachmittags in das große Möbelhaus, das bei uns fast um die Ecke ist.
Wie ich weiß, haben die immer sehr schöne Fertiggardinen,
und auch Vorhangstoffe in einer wunderbaren Qualität.
So eine richtige Vorstellung wie nun das neue Kleid meiner Wohnzimmerfenster aussehen sollte, hatte ich allerdings überhaupt nicht.
Nun gut, erst einmal war ich in der Abteilung, wo es die herrlichsten fertigen Vorhänge gab.
Meinen „Besten“ zu befragen, welche ihm denn nun gefallen würden, konnte ich dann auch ganz schnell vergessen.
„Die sind aber schön.“ So sagte er bei so gut wie jedem Vorhang den ich ihm zeigte.
Dann wieder kam zu Antwort; „mir doch egal, kauf halt welche.“
Ja, ich konnte mich wirklich nicht auf seine Hilfe verlassen.
Lustlos stand er in der Gardinenabteilung rum.
Quatsche die Verkäuferin, mit seinem berühmten Charme an, die war dann auch gleich ganz hin und weg.
Und ich war für die jetzt nur noch Luft.
So schaute ich mich halt mal alleine in der Abteilung um, und Endlich sah ich was ich wollte.
Es war eine Dekoration, ja, so sahen die Fenster meiner Träume aus, so etwas will, - ja muss ich haben.
Es war eine wunderschöne Idee.
Über Einer Stange, war ganz lässig, und doch so gekonnt, ein schöner zarter Vorhang drapiert.
Einfach so, es sah alles so spielerisch einfach aus.
Und ich kam auf die Idee, das kann ich selber machen. Natürlich, das mache ich selber, und genauso mache ich meine Vorhänge..
Also kaufte ich zwei Schals aus Voile in Vanille, für die Terrassentür.
Die Vorhänge hatten zwar Schlaufen, doch ich wollte die direkt an der Gardienen Schiene anbringen, aber das macht nichts, die mache ich einfach weg, und nähe ein Gardinenband an.
Ist doch für mich nur ne Kleinigkeit.
Do It jourself, sagt man doch immer, und nähen kann ich ja schon ewig.
Nun nur noch elf Meter Voile wunderschönes zartes lila, kaum sichtbar, mit vereinzelten Vanille farbigen Rosenblüten. Die passten einfach wunderbar zu den Vorhängen.
Meinem „Besten Ehemann“ schien, das sowieso irgendwie egal zu sein.
Aber als ich dann auch noch eine große, und eine kleine Gardinenstange wollte, wurde er schon wieder ungeduldig, weil ich nun nicht wusste, ob ich die nun in Silber - oder goldfarben nehmen sollte. „Nimm doch einfach die, die dir gefallen.“ War seine Antwort auf meine Frage.
Ja, nun, eigentlich verstehe ich ihn ja, schließlich hatte er ja Feierabend, und den wollte er halt genießen, und nun war er mit mir in diesem Möbelgeschäft.
Die Verkäuferin, mit der er vorher geflirtet hatte, war jetzt auch für ihn nicht mehr ansprechbar, denn sie musste hier ihren Job machen.
Und so langweilte er sich zu Tode, und wollte nur noch heim
Aber welche Stangen gefallen mir denn nun?
Ja und die Spitze für die Stangen muss ich ja auch noch haben.
Endlich habe ich mich für silberne Stangen und Speerspitzen entschieden.
Wenn ich mir jetzt auch lieber eine andere Spitze kaufen würde, aber nun ist es eh zu spät.
Nun gut, - beladen mit gesamt sechzehn Meter Stoff, Gardinenband, Nähgarn, eine große, und eine kleine Stange, mit vier Speerartigen Spitzen und schon etwas viel mehr wie hundert Euro ärmer. Fuhren wir dann wieder heimwärts.
Inzwischen war es auch schon Abend, und so verschob ich die Gardinen – Näherei, und das Aufhängen auf Sonnabend.
So, und nun kommt‘s, --- Samstags morgen fast 10:Uhr, holte ich meine geliebte Nähmaschine vor.
Da ein schönes Programm im Fernsehen war, beschloss ich diese ganze Näharbeit im Wohnzimmer am Couchtisch zu machen.
Also nun konnte es los gehen.
Zuerst habe ich die Schlaufen von den Fertigvorhängen abgeschnitten, dann Gardinenband dran gesteckt, - aber erstens kommt es anders und zweitens streikte meine gute Nähmaschine. Der Faden wickelte sich um die Spulenkapsel, na ja, Spule wieder raus, alles Garn wieder runter von der Spule, das Garn wieder neu aufgespult.
Doch halt, da sind ja Fusseln noch und nöcher, die müssen natürlich auch raus.
Also sorgfältig entfernte ich alle Fusseln, und dann meinte ich, etwas Öl könnte die Maschine doch sicher auch mal wieder brauchen.
So nun müsste es gehen.
Inzwischen meldete mein geliebter Ehemann Hunger an.
Ja also gut auch noch schnell etwas kochen.
Essen konnte er ja auch alleine.
Nun war ich wieder an meiner Maschine.
Ich nähte vielleicht gerade mal zwanzig Zentimeter, da brach die Nadel.
Eine neue Nadel musste ran, aber auch das ist ne Wissenschaft für sich, denn welche Nadel eignet sich für den zarten Stoff, nach einigen Nadel wechseln, hatte ich endlich die richtige gefunden.
Doch nun verdrehte sich der Faden. Er warf lästige Schlinge, alles andere, als eine schöne Naht.
„ Schitt!“ Was’ n nun wieder? Also, wieder Nadelwechsel, wieder neu einfädeln. Ja, und – geht doch.
Mein Maschinchen schnurrte nun wie ein Kätzchen.
Normalerweise geht das Nähen bei mir immer wie geschmiert, aber dieses mal war einfach, wie sagt man? Der Wurm drin.
Schließlich war ich so gegen 16:00 fertig.
Nun, musste ich die Schals für die Tür aufhängen.
Schön, die hängen.
Und nun kommt‘s, - die elf Meter Stoff hatte ich in einen 6 Meter Schal genäht, sprich gesäumt und die Seitenränder ebenfalls, der andere Schal für das kleine Fenster war 5 Meter lang.
Zwischenzeitlich hatte sich mein Mann nützlich gemacht, und er hat die Zwei Gardinenstangen über die jeweiligen Fenster angebracht.
Über diese Stangen wollte ich nun so wie ich es in der Gardinenabteilung des Möbelhauses gesehen drapieren.
Ich also hoch auf die Leiter, das ist ja kinderleicht, einfach über die Stange, und dann nochmal drüber, jetzt etwas ziehen, und noch einmal mal drüber.
Ich runter von der Leiter, stand so vor dem Fenster und wollte eben mein Werk bewundern, als im Zeitlupentempo, der Anziehungskraft der Erde nicht widerstehend alles wieder zu mir herunter kam.
Ich also wieder auf die Leiter, das gleiche Spiel noch einmal.
Es gelang mir auch relativ schnell, denn nun hatte ich ja schon etwas Übung.
Alles hing, und es schien mir ganz gut gelungen zu sein.
Wieder runter von der Leiter.
Mein Blick hoch zum Fenster, „ Schitt! “ Fürchterlich sah das aus, so ganz anders als in dem Möbelgeschäft.
Ich nun wieder rauf auf die Leiter, und alles wieder runter, und alles wieder neu drapiert.
Dieses Mal versuchte ich es auf eine andere Art.
Meine wunderschön fliederfarbene Rosenbedruckte Stoffbahn hing in der Mitte runter wie ein Sack.
Jetzt stand mein Mann auch da, und er bewunderte mein Werk, „sieht ja richtig gut aus;“
ich schaute ihn stirnrunzelnd an, „das finde ich nicht, es sieht grauenhaft aus, das muss alles wieder runter.“
„Will‘ ste denn die Nacht durch die Vorhänge aufhängen?“ Fragte er mich leicht verärgert, denn ich war ja nun den lieben langen Samstag mit diesem einen Fenster beschäftigt.
Nee, das hatte ich eigentlich nicht vor.
Also ließ ich das Ganze, und machte mich nun an das große Terrassenfenster.
Endlich, nach Stunden Leiter rauf, Leiter runter, und immer wieder neu drapieren, gab ich entnervt auf.
Die Fenster waren schön, schöner hätte es nicht aussehen können, wenn jemand Säcke
über die Stangen gehängt hätte.
Sonntag stand ich dann ungewohnt früh auf.
Und nach‘ m ganz kleinen Frühstück machte ich mich gleich wieder ans drapieren.
„Ja wie, biste schon wieder dran?“ Mein Mann stand hinter mir und irgendwie schien er nun schon etwas mehr als leicht genervt. „Ich denke wir wollten Pilze suchen?“
Ja, gut, das hatten wir eigentlich auch vorgehabt, aber das muss nun erst fertig werden.
Nach zwei Stunden konnte ich endlich mein drapiertes Werk am kleineren Fenster bewundern.
Supieee, - es sah ja richtig gut aus, auch wenn ich es mir anders vorgestellt hatte.
Nun, musste ich wieder mal Essen machen.
Schließlich wollten wir ja auch noch in die Pilze.
Nach einem leckeren Essen, musste ich dann Schal Nr.2 unangebracht lassen.
Und so fuhren wir auf die Alb.
Stahlender Sonnenschein empfing uns, und es war einfach herrlich mit unsere Lulu durch den wunderschönen herbstlich gefärbten Wald zu laufen.
Pilze haben wir zwar nicht gefunden, aber es war dann doch noch ein fantastisch schöner Nachmittag.
Gegen 17:00 waren wir dann wieder daheim. Erst mal musste ich wieder fürs leibliche Wohl sorgen, Brote schmieren, Wurst drauf, Gürkchen und so dazu, ganz schnell fertig gezaubert, und es schmeckte auch noch.
Während mein „Bester feschpernd vor der Glotze saß, stand ich schon wieder auf der Leiter vor dem großen Fenster.
Ich habe tatsächlich wieder versucht den Schal neu zu drapieren, ich weiß ja auch nicht genau warum ich das schon wieder tat.
Das habe ich dann bis circa 23:00 Uhr probiert -
und versucht.
Dann gab ich auf.
Montags Vormittag, dann das Selbe Spiel noch einmal.
Dann war er drapiert.
Auf gut deutsch gesagt, - alles sah sch….. aus. Und ich hatte einen jämmerliche Muskelkater vom Leiter rauf und runter, dann mal Küche, dann mal Wald, und was sonst noch so anfiel.
In der Nacht dann kam mir die leuchtende Idee . . . . und nun heute Dienstag, hängen Die Dinger wie vom Fachmann gemacht.
Mit Nadeln und Faden aber von Hand hab ich es dann doch geschafft.
Und diese drapierten Gardinen sehen wirklich toll aus.
Na, ja, fast toll.
So, meine liebe Mailfreundin, nun weißt Du, wie ich mein Wochenende verbracht habe.
Ich hoffe nur, Du hast es wirklich gut verbracht.
Ich wünsche Dir einen schönen Wochenanfang,
es grüßt Dich herzlich,
Christa
Texte: alles © by Eiskristall
Tag der Veröffentlichung: 29.01.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Menschen, die gerne alles selber machen