Eine kleine Zeitreis
e
Mit dem Bremer Domuhrmachermeister Henning Paulsen hatten wir am Sonntag, 29.03.2009 um 8.30 Uhr einen Termin:
Dann wurde die große Uhr am Bremer Dom auf die Sommerzeit umgestellt. Dafür stiegen wir mit ihm die 127 Stufen zur Domuhr empor.
Die Türen zum Nordturm wurden geöffnet, nun ging es "Aufwärts", aber ohne Fahrstuhl.
Über 270 Stufen lagen vor uns.
Etwas verschnaufen, dann stehen wir vor einem gläsernen Kasten, darin eine Vielzahl ineinander verzahnter Räder. Henning Paulsen stellt nun die Zeitvorgabe an einem kleinen Kasten an der Wand ein.
Zusammen mit zahlreichen anderen mechanischenTeilen bilden sie das Uhrwerk des St.-Petri-Doms zu Bremen.
Henning Paulsen trägt die Verantwortung dafür, dass diese symbolträchtige Bremer Uhr stets richtig tickt. "Wie war es denn damals" ? fragte ich etwas außer Atem.
„Früher“, erklärt Herr Paulsen, bestand der ganze Raum hier aus Uhrwerk.
Früher, das war vor 1961. Noch vorhanden sind die Umrisse des Holzverschlages, der das alte mechanische Uhrwerk vor unerlaubtem Zutritt schützte.
Das inzwischen über 40 Jahre alte Uhrwerk funktioniert reibungslos. Herr Paulsen, der jeden Monat die Domturmstufen erklimmt, um nach ‚seiner‘ Uhr zu sehen, ist zufrieden. „Das ist ein elektromechanisches
Uhrwerk“, fachsimpelt er. Die Übertragung der Kräfte geschieht immer noch mechanisch, der Impulsgeber aber ist elektrisch.
Von diesem "Gläsernen Kasten" geht eine Welle,
ca 60 Meter lang, nach oben zur Domuhr, mit der die Zeiger angetrieben werden.
„Auf dieser Wand darf sich jeder Uhrenturm-Besucher verewigen“, sagt Paulsen. Ein ungewöhnliches
Gästebuch, aber interessant, woher die Besucher alle gekommen sind.
Auf dieser Holzwand fanden wir auch einen Eintrag und die Jahreszahl 1913.
In dieses besondere Gästebuch durften wir uns dann auch eintragen.
Weiter geht es auf Steinstufen kreiselnd hoch bis in den Glockenturm. Hier hängen drei imposante und reich verzierte Bronzeglocken, darunter die „Maria gloriosa” von 1433, die über die Jahrhunderte gerettet werden konnte.
Bevor aber die mit fast drei Metern Durchmesser größte der drei Glocken schlägt, lässt sie ihrer kleineren Nachbarin den Vortritt.
Vier helle und doch tragende Töne breiten sich dann weit über den Marktplatz aus.
Herr Paulsen klärte uns auf:
Die Uhr funktioniert nach dem Prinzip des Viertel-Schlags. Jede Viertelstunde wird gezählt: ein Schlag – es ist Viertel nach …, zwei Schläge – es ist halb …, drei Schläge – es ist Viertel vor … und vier Schläge für die volle Stunde.
Herr Paulsen erzählte uns dann, wobei ein kleines Lächeln über sein Gesicht huschte :
„Ab Mai habe ich wieder einen Lehrling“ !
Damit macht sich wieder ein junger Mann daran, im Zeitalter der Plastik - Computergesteuerten Uhren ein altes Handwerk zu erlernen.
Überall entdeckten wir interessante Fotomotive.
So langsam sollten wir weiter nach oben gehen, denn gleich werden die Glocke zum Gottesdienst rufen.
Noch einen Blick aus dem Fenster und dann geht es weitere Stufen nach oben.
Vorbei an verstaubten Fenstern, die etwas Licht in das Treppenhaus abgaben.
Viele Fenster konnten wir auf dem weiteren Weg nach Oben entdecken.
Ein wunderbarter Blick von hier oben auf Bremens
"Gute Stube ", den Martktplatz.
Leider war an diesem Tag der Himmel bedeckt, aber wir haben die Zeitreise genossen.
Nun waren wir an den Zifferblättern angekommen.
Hier endete die Welle des mechanischen Uhrwerks
Durch die Übersetzung der Zahnräder wird die Geschwindigkeit auf den großen - kleinen Zeiger der Domuhr übertragen.
Und was soll ich sagen, es geht noch weiter Himmelwärts.
Das hatte ich nicht erwartet !
So sieht also die Spitze des Bremer Nordturms von Innen aus.
Über die Treppe gelangt man bis in die Spitze !
Hier wollte aber keiner von uns hin.
Nach diesem beeindruckenden Blick in die Turmspitze ging es leichten Fußes wieder nach unten.
Auf dem Marktplatz erklärte mir Herr Paulsen, dass er die Zeit bei der nächsten Zeitumstellung vom Marktplatz aus vornehmen werde.
Dann wollen wir diese Zeitumstellung doch bildlich einmal festhalten.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Herrn Paulsen, dass er uns die Möglichkeit gegeben hat mit ihm eine Zeitreise zu unternehmen.
Gerne würde ich nochmals die Stufen des Nordturms erklimmen.
Die Luft reicht jedenfalls noch aus !
Texte: Copyright Hans Snoek
Fotos Karin Jung & Hans Snoek
Tag der Veröffentlichung: 29.03.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Danke an den Bremer Domuhrmachermeister Henning Paulsen
das er uns die Möglichkeit dieser kleinen Zeitreise gegeben hat.