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Ein Leben für ein Leben – Adam Hundesohn

Das Buch


Adam Hundesohn ist ein kranker Clown. Einst Zirkusbesitzer, dann menschlicher Hund des Lagerkommandanten Klein, ist Adam jetzt Hellseher, Philosoph, begnadeter Hochstapler und unbestrittener König der Irren. Mit anderen Überlebenden des Holocaust wohnt er im »Institut für Ruhe und Therapie«, das die Amerikanerin Rebecca Ziesling mitten in der Wüste errichtet hat. Dort glauben alle, dass sich ihnen Gott offenbaren wird. Und Adam ist ihr auserkorener Prophet. Mit ihm ziehen die Irren in die Wüste, um Gott zu finden…

Adam Hundesohn, eines der umstrittensten Werke der israelischen Literatur und ein Klassiker von Weltrang, wurde jetzt, vierzig Jahre nach seiner ersten Veröffentlichung, verfilmt – mit Starbesetzung und »zum Weinen schön« (3sat).

Der Autor


Yoram Kaniuk wurde 1930 in Tel Aviv als Sohn eines deutschen Vaters und einer russischen Mutter geboren. Er kämpfte 1948 im israelischen Unabhängigkeitskrieg und ging 1951 für zehn Jahre nach New York. Nach seiner Rückkehr begann er zu schreiben und wurde zu einem der bedeutendsten Schriftsteller Israels. Seine Bücher wurden in zwanzig Sprachen übersetzt und vielfach preisgekrönt.


4. Kapitel

Das Bellen



Ein erleuchteter Korridor - der Traum einer Frau, deren Leichnam im Kühlhaus liegt. Eine Schande, denkt er bei sich, kümmert sich jedoch nicht länger um Heil oder Heilstraum der Hausherrin, unserer lieben Madame Zisling, die jetzt wegen der schlauen Advokaten frieren muß. Er hört ein Bellen, das nach ihm ruft. Erinnerst du dich? 1943 war Gretchen schon nicht mehr jene kleine Frau, der du mal hinter der Stummfilmleinwand begegnet bist, wo sie sich seitenverkehrte Filme, Filmschatten, angucken wollte und dich fand. Sie hat dich geliebt. Du hast Musik gespielt, und Charlie Chaplin watschelte an seinem Stock. Oder vielleicht waren es Harold Lloyd und W C. Fields. Jedenfalls ein Genie, von dem du lerntest, ein großes Publikum zum Lachen zu bringen, ohne auch nur ein einziges Mal zu lächeln. Und all die Wunderwerke, die du vollbrachtest. »Ein Genie«, sagte man. Auch dir persönlich. Nur dank der Kunststücke und Kunststückchen, dank der Ratekünste und dank deines achten, neunten, zehnten Sinns und nicht dank deiner Genialität hat Kommandant Klein seine Zukunft aufs Spiel gesetzt und befohlen: Dieser Mann bleibt! Welch herzergreifende Humanität. Und die Frau ist gestorben. Die Tochter ist gestorben. Nur die zweite Tochter, Ruth, hat es schaffen müssen zu fliehen. Ihretwegen hast du ein nettes Haus in Berlin aufgegeben, das dir dieser Humanist, Klein, verschafft hat, der nun ein Teil von dir ist. Herberts Bruder. Und Herbert ist dein Zwilling. Geh zum Hund. Er bellt dich an. Wenn Kommandant Klein seine Portion Knochen mit etwas Fleisch daran für Rex bekam, stellte er den Napf auf den Boden und setzte sich in den hübschen Sessel, den er aus der Wohnung der Warschauer Wolfs geholt hatte, die ihn seinerzeit zu Gesellschaften eingeladen und ihm Karten zu allen Aufführungen in Berlin besorgt hatten: für die Heilige Johanna, Der Widerspenstigen Zähmung, die Dreigroschenoper mit Lotte Lenya (eine wunderbare Aufführung!). Und hinterher ging er in ihr Haus und nahm sich den Sessel. Er hat immer gern auf bequemen Sesseln gesessen. Wer kann ihm das übelnehmen? Wer mag denn keine bequemen Sessel?


Nachdem Kommandant Klein sich also auf dem Sessel niedergelassen hatte, rief er Fräulein Klopfer herein, setzte ihren hübschen kleinen Po, über dem sich ein khakifarbener, blütensauberer Seidenrock spannte, auf seinen Schoß, umarmte sie fest und rief dann nach dir.
Und du kamst auf allen vieren, wie es im Vertrag festgesetzt war; du krochst, mit lächelndem Gesicht ebenfalls laut Vertrag. Auf allen vieren liefst du zu Rex, riebst dich an ihm, stupstest ihn Nase an Nase, und der humane Kommandant und Fräulein Klopfer lachten. Sie lachten auch deswegen, weil Rex darauf abgerichtet war, nach Geruch zu hassen, so dass jeder Jude, der in seine Nähe kam, von seinen Zähnen zerfleischt wurde. Und du? Dir hatte Rex vergeben. Mit dir hatte er sich sogar angefreundet, und das trotz der Tatsache, dass er seine Mahlzeiten mit dir teilen musste. So habt ihr euch dann beide, auf allen vieren, die Fleischstücke von den Knochen im Napf abgerissen. Fräulein Klopfer hatte einen sehr bleichen Teint, graue Augen und hübsches blondes Haar, das sie kurzgeschnitten trug. Sicher hat sie nach dem Krieg einen kleinen Laden in Berlin oder München aufgemacht. Du bist ihr nicht mehr begegnet. Immer hat sie von dem Geschäft geredet, das sie eines Tages eröffnen wollte. Sie dachte so gern an die Registrierkasse, das Einwickelpapier, die bunten Bänder. Wenn sie dich zufällig treffen würde, wäre sie sicher sehr freundlich zu dir. Ihr habt viel zusammen durchgemacht. Dieser furchtbare Geruch Tag und Nacht. Und hinterher das heimatlose Herumwandern, nachdem Kommandant Klein sein Versprechen eingehalten und dir Geld und ein Haus verschafft hatte. Das herrliche Haus von Hamdungs und seine Kleidung, seine Anzüge mit den Goldknöpfen und die Orden von 1917. Du musst sie mal ausfindig machen und ihr die grauen Augen küssen. Sie, die mich so gesehen hat, wie ich wirklich bin. Ein Genie? Und dieser Hund bellt. Ich werde ihn abschlachten. Warum? Ist das nicht eine zu vulgäre Art des Selbstmords? Ich werde meinen Tod auf sehr viel elegantere Weise planen. Schließlich habe ich etwas von Kommandant Klein gelernt.
Ein Hund ist die Verkörperung kindlicher Freiheit.
Ein Hund ist ein gezähmter Wilder.
Ein Hund ist verbotene Liebe, die erlaubt ist. Kinder gucken gern mal zu. Sie sagen dann: »Cohens Hund hat Levis Hündin geheiratet.«
Ein Hund ist wilde Menschlichkeit. Ein Hund liebt Menschen und hasst sie. Ein Hund kann dressiert werden, hasst es, dressiert zu sein, kann aber nicht anders, als dressiert zu bleiben. Ein Hund ist traurige Augen und Dummheit. Ein Hund ist unendliche Treue. Ein Hund ist zentraler Gegenstand des Mitleids und manchmal kluge, verständige Augen. Menschen kann man leicht umbringen, fragen Sie Kommandant Klein, aber als die Engländer Frankfurt bombardierten und dabei ein Tierheim trafen, so dass an die hundert Hunde getötet wurden, weinten Frankfurter Mütter - deren eigene Söhne blind und verstümmelt zu ihnen zurückkehrten.
Ein Hund ist ein Mensch, der Kind geblieben, aber kein Baby mehr ist. Ein Hund ist gewaltiger Sinngehalt in einer sinnlosen Welt, weil er keine Todesangst, dafür aber Lebensangst kennt, während die überwältigende Mehrheit der Menschen das nicht weiß und die Ängste umkehrt.
Ein Hund ist die Rache des Dr. Gross.
Ein Hund ist es, der da Adam Stein anbellt, und Adam ist bis ins Innerste seiner Seele verängstigt, sagt Adam zu sich selbst.
Und Adam, der unterwegs eine Flasche Gin (Beefeater) aus ihrem Versteck hervorgezogen, einen Schluck daraus genommen, sie wieder zurückgestellt und danach eine gewisse Erleichterung verspürt hat, Adam, der dem Bellen nachgeeilt ist, während das Bellen mit ihm rannte, vorbei an den Zimmern, in denen es noch nicht war, dieser Adam kommt schließlich an eine Tür, hinter der das Bellen glockenrein zu hören ist: so klar, so deutlich, so nah.


Das Gesicht an die Tür gepresst, steht er da und horcht. Das Herz klopft ihm: tam-tatam-tam, tatatam. Drinnen ist alles dunkel. Ein Aufheulen ist zu hören, und Adam, der die feinsten Nuancen im Gekläff von Hunden zu unterscheiden vermag, spürt die Angst, die seine Ankunft dem erschrockenen Hund im Zimmer einflößt. Das Jaulen des verängstigten Tieres klingt ihm vertraut. Wenn er wollte, könnte er mit einem Jauler antworten. War er nicht einst imstand gewesen, ein freundschaftliches Gespräch mit Rex bei einem Napf Fleisch zu führen? Kommandant Klein hat Rex an dem Tag vergiftet, an dem die Amerikaner kamen. Das hat er ihm später erzählt, als sie sich wiedertrafen. Kommandant Klein war damals Dr. Weiss, Professor für semitische Sprachen aus Berlin, der während des Krieges, so behauptete er, nach Treblinka deportiert worden war. Aus rassischen Gründen. Seine jüdische Abstammung hatte Adam ihm bestätigt. Eine Hand wäscht die andere. Und Klein-Weiss hatte Angst, genau wie dieser Hund hier hinter der Tür. Nachdem er seine bescheidene Wohnung eingerichtet hatte, verließ er sie nicht mehr und sah außer Adam, der ihn besuchen kam, keinen Menschen. Von Adam erhielt er eine kleine Rente ausgezahlt, und im übrigen saß er da und studierte die semitischen Sprachen. Adam meinte, seine Kenntnisse des Akkadischen und Ugaritischen reichten aus, um ihm einen Lehrstuhl in Südamerika oder sogar Israel zu verschaffen. Einmal erwog er auch, ihm das anzubieten, als gewisse Entschädigung für den Abscheu, den er sich selbst gegenüber empfand, weil er nicht nur Jude war, sondern auch noch ein lebender Jude. Und hier war nun ein Deutscher dazu verurteilt, sein ganzes Leben als Jude zu leben und dabei noch als früherer Kommandant Klein - sehr wohl zu wissen, was es bedeutet, Jude zu sein. Kommandant Klein alias Dr. Weiss trug immer eine Granate bei sich. Man wusste nicht warum. Diese Granate, die von jemandem auf die näher rückenden Amerikaner abgeschossen worden, aber irgendwie nicht explodiert war, benutzte er als Hammer. Er schlug Nägel damit ein. Das heißt außerhalb der Stunden, in denen er semitische Sprachen lernte, und außer den ungefähr zehn Minuten, in denen er Adam in seinem bescheidenen Zimmer empfing. Adam brachte ihm dann seine tägliche Rente in einem amerikanischen Präservativ, das er vorher aufgeblasen hatte, um die Münzen hineinzustecken. Das war die Tagesration für den, der sich einst Fräulein Klopfer auf den Schoß gesetzt hatte, um den Anblick zu genießen, wie Adam und der Hund Rex ihren Knochen abnagten. Zwei Nasen, ein Knochen. An die Nägel an der Zimmerwand heftete er kleine Zettel mit rätselhaften Sätzen in Ugaritisch, Akkadisch, Phönizisch, Hebräisch, Assyrisch und Babylonisch. Und wie schlug er die Nägel ein? Mit der Granate. Und Adam lachte. Genauso wie früher Kommandant Klein, der jetzt der Bruder seines Zwillings ist. Einmal kam die Hauswirtin in seine Wohnung, als Herr Kommandant Klein bzw. Weiss gerade einen Nagel mit seiner Granate einschlug, und sie fiel glatt in Ohnmacht. Sobald die beiden von nun an mal lachen wollten, riefen sie nach ihr, Kommandant Klein alias Weiss hämmerte mit seiner Granate los, und sie sackte bewusstlos zusammen. Und dann lachten sie. Zehn Minuten täglich hatte er ihm gewidmet, um ihm seine Rente in einem Kondom zu bringen, bis er nach Israel gefahren war, und wer weiß, was aus Kommandant Klein, lies Dr. Weiss, geworden ist ohne seine tägliche Zuteilung.
Ganz langsam sieht er klarer. Die tiefe Dunkelheit hat sich etwas gelichtet, so daß man schon einige Gegenstände im Zimmer unterscheiden kann: Stuhl, Fenster, Schrank und eine Kette. Der Hund ist an der Wand links vom Fenster angekettet. Was für ein Hund es ist, lässt sich nicht feststellen, denn er ist mit einem Bettlaken bedeckt, in das nur dort, wo sich sein Gesicht verbirgt, ein großes Loch geschnitten ist, durch das der Hund vermutlich guckt.
Der Tür nähert sich jetzt der Pfleger Goldin mit einem Tablett, auf dem wackelnd und klappernd, ping-ping, ein Teller mit Brot und Fleisch steht. Pfleger Goldin schiebt Adam ein wenig beiseite, wirft das Essen durch das Guckfenster ins Zimmer, rümpft die Nase wegen des von drinnen kommenden Gestanks und macht sich wieder davon. Adam spürt den Gestank nicht. Er ist immun gegen ihn, weil er sich vor Jahren daran gewöhnt hat. Pfleger Goldin ist niemals ein Hund gewesen. Adam schon. Er lugt wieder hinein. Das Essen liegt auf dem Boden, und der Hund rührt sich nicht vom Fleck. Er jault, kratzt mit den Pfoten die Farbe von der Wand, doch da, vom Hunger überwältigt, springt er samt seiner Bettuchumhüllung unter lautem Kettenrasseln vorwärts zu dem Fressen, hebt den Kopf, bellt, packt die Nahrung, zerrt sie unter das Bettlaken und kehrt auf seinen Platz in der Zimmerecke zurück.
Jetzt kann Adam Stein, dessen Augen sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt haben, die Augen des Hundes erkennen, die ihn durch das Loch des dreckigen Lakens anblicken, unter dem er liegt. Warum hat er solche Angst gekriegt? In Jaffa hatten sie einmal dem Hund von Dr. Böhm Meskalin gegeben, so dass er schizophren wurde. Einen Augenblick glaubte er, eine Katze zu sein, und versuchte, sich selbst zu beißen. Lächerlich war das. Er fiel um, kroch auf den Bauch, jaulte, sprang vom Dach und war tot. »Warum versteckst du dich unter dem Laken? Wie heißt du?«
Ein heftiges Bellen lässt das Laken erbeben.
Gina, die die ganze Zeit still neben ihm gestanden hat, versucht, sich förmlich in die Wand hineinzudrücken, um ihm nicht im Weg zu sein; sie streicht ihm mit der Hand über die Schulter. Und er, er kann die Augen nicht von dem Hund abwenden. Von dem Laken. »Wer bist du?« Er empfindet eine gewisse Unruhe.
Sein scharfes, an Hunde gewöhntes Auge spürt, dass da etwas nicht in Ordnung ist. Sein Geruchssinn nimmt eine Anomalie wahr. Dieser Gestank ist schwer einzuordnen: er enthält die Schärfe von Menschen und nicht die Süße des Hundegestanks.
Und dann hat er's auf einmal. Kein Zweifel, der Hund ist nichts anderes als ein Ungeheuer in Hundegestalt: er steht auf allen vieren, bellt, aber die Augen - die haben fast etwas Menschliches.
»Komm, Adam, komm, lass uns gehen!« Gina versucht, ihn mitzuziehen. Sie hat Angst um ihn. Sein Gesicht wirkt gequält.
»Nein.«
Das Ungeheuer streckt die Nase aus dem Loch, aus dem dreckigen Laken, und jault ihn erneut an. Sagst du mir, geh weg? Warum? Ich bin genauso traurig wie du. Aber sein Ohr oder sein Herz empfangen eine andere Melodie. Das Ungeheuer sendet, und die Welle ist nur zu bekannt. Er, der Dinge zu lesen weiß, die niemand gesagt hat, und verborgene Geheimnisse eines jeden Menschen kennt, entnimmt dem Ton des Jaulens einen Sinngehalt, der sich in seinem Hirn zu den Worten Auflehnung und Kindheit formuliert - ein rebellierendes Kind, signalisiert ihm sein Herz. Und die kindliche Auflehnung ist nicht wählerisch hinsichtlich der Mittel zum Zweck, sie kennt keine Gewissensbisse. Das ist ein Spiel, das außer Kontrolle geraten ist, in dem es keine Regeln mehr gibt - wild. Eine Maske, die am Gesicht festgeklebt ist und sich nicht mehr ablösen lässt.


Diese Signale verblüffen Adam Stein. Auf alles war er gefasst gewesen - nur nicht auf ein Ungeheuer, das sich gänzlich auf Schwindelei verlegt hat. Er ist zutiefst erschrocken: hier ist es jemandem gelungen, noch weiter zu entfliehen als er selber. Ist das die Rache und die Überraschung dieses Kastraten Gross? Hat der jemanden ins Institut geholt, der ihn in seiner Fähigkeit zu entfliehen, zu täuschen, sich zu verstellen übertrifft? In dieser Fähigkeit, die ihm zur zweiten Natur geworden ist? Er hätte jemanden töten mögen, wie es Kommandant Klein mit Rex getan hatte, ohne Gewissensbisse.
Doch der Hund, der gar nicht weiß, dass Adam Stein ihn als Ungeheuer bezeichnet hat, verkriecht sich in seinen Winkel, rollt sich unter seinem Laken zusammen und zittert in der dunklen Ecke dort. Jetzt gibt es nur noch Schatten und Gestank in dem Raum. Adam schlägt das Guckfenster zu und geht auf sein Zimmer zu. Still, ganz still. Er ist traurig und versonnen. Aber welch ein Wunder - die Schmerzen sind vorbei. Alles ist, wie es war. Eine Art momentane Genesung, wieder einmal, wie immer. Die schöne Lilit, die hinter ihm hergeht, ist völlig vergessen. Er kehrt auf sein Zimmer zurück, knallt Gina, der ganzen Welt, die Tür vor der Nase zu und beginnt in seinen Sachen zu kramen. Er nimmt die Gitarre zur Hand und spielt Schuberts Forelle. Die Musik verleiht ihm ein gewisses Gefühl der Sicherheit. Wenn Mutter Die Forelle summte, wusste er, dass sie und Vater einander noch liebten, und fühlte sich sicher. Sogar im furchtbarsten Gewitter. Dann sieht er sich einige seiner Habseligkeiten an. Das Plastilin… morgen wird er modellieren. Einen Kopf. Er modelliert gern mit Plastilin, er mag das Klebrige, Schlammige, den Dreck, der unter die Fingernägel dringt. Herbert und Kommandant Klein sind verschwunden. Ruhe herrscht jetzt in seinem Hirn. Das Herz schlägt regelmäßig. Der Mann ist gesund geworden. Für ein, zwei Tage. Der Weg zur Hölle ist mit vielen Genesungen gepflastert. So ist das. Er summt, singt die Worte der Forelle in dem alten, uralten Deutsch der Pensionswirtin, die nicht mit der Zeit gegangen ist. Die von Deutschlands größtem Clown erwürgt werden wollte. Ja, das wollte sie!


Daran besteht kein Zweifel. Der Zeitenfluss nagt. Er selbst entschwebt jetzt weit weg zu seinem einen Großvater, der nicht gewusst hat, was es bedeutet, ein Hund zu sein. Sie wohnten damals in dem kleinen Getto und liebten den Schöpfer. Der sie verbrannte. Er wird anfangen zu lachen. Er wird das Ungeheuer zum Lachen bringen, das Dr. Gross ins Institut gebracht hat, um ihn zu ärgern. Und er wird lachen, weil diese Monstergestalt sein Herz erobert hat mit ihrem Jaulen und Bellen. Dieses Lachen enthält etwas, was vielleicht verborgene, abgestorbene Gefühle weckt. Liebe zum Beispiel, von der er Kommandant Klein einmal, als er ihm seine Tagesrente im aufgeblasenen Gummi brachte, gesagt hatte, sie sei bei der Schöpfung der Welt aus ihr verschwunden.


Sonderausgabe im List Taschenbuch
List ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin. Februar 2009
Lizenzausgabe mit Genehmigung des Carl Hanser Verlag München Wien
© der deutschsprachigen Ausgabe Carl Hanser Verlag München Wien 1989
© Amikam 1969
Titel der israelischen Originalausgabe: Adam ben kelev
(Amikam, Tel Aviv)
Szenenbilder: © 3L Licensing


Gewinnspiel



Beantworten Sie folgende Frage, um an der Verlosung teizunehmen:

Wo wurde der Autor Yoram Kaniuk geboren?

Zur Verlsosung stehen 10x2 Kinokarten und 10 Exemplare der Neuauflage. Um an der Verlosung teilzunehmen, senden Sie bitte eine Nachricht von Ihrem BookRix-Account mit der Lösung und dem bevorzugten Gewinn (Kinokarten oder Buch) an den Bookrix-Account einlebenfuereinleben. Bei mehreren richtigen Antworten entscheidet das Los.

Einsendeschluss ist der 19.02.2009. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Gewinner werden Anfang Februar schriftlich benachrichtigt und auf BookRix.de veröffentlicht.

Viel Glück wünscht das BookRix-Team

Impressum

Texte: Ab 19. Januar im Buchhandel
Tag der Veröffentlichung: 18.12.2008

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Roman zum Film Sonderausgabe mit vierfarbigem Bildteil ISBN 978-3-548-60830-3

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