1. Kapitel
Ricada kickte eine leere Bierdose vor sich her. Sie wollte gerne alleine über alles nachdenken. Gedankenverloren schritt sie die Hauptstraße entlang. Sie wollte in den Wald. Dort fand sie immer ein schönes Plätzchen zum nachdenken, wenn auch nicht immer ein ungestörtes. Diesmal wollte sie sich gar nicht absondern, was sie brauchte war Ablenkung. Heute hatten sich ihre Eltern getrennt. Sie verstand die Entscheidung gar nicht, denn es hatte eihentlich nie Streit oder dergleichen gegeben. Sie setzte sich an eine Stelle in der Nähe des Baches der hier floß.
Warum hatte man sie nicht früher informiert? Welchen Grund konnte es geben, dass sich ihre Eltern gleich trennten?Sie hatte die Worte ihrer Mutter noch genau in den Ohren:"Ricada, Schatz wir müssen uns Unterhalten!"
Wo sollte sie jetzt leben? Bei ihrem aufbrausenden Vater oder doch bei ihrer leicht verletzlichen Mutter? Hatte sie eine Wahl? Wer konnte voraussagen was mit ihr geschehenwürde?
Ricada leiß ihren Gedanken freien Lauf. Sie schaute einem kleineren Kind zu, dass auf der Wiese neben dem Bach mit einem Ball spielte. Die Mutter des Kindes war in einem Telefongespräch vertieft und schien gar nicht zu merken, dass sich Kind und Ball immer mehr dem Bach näherten. Plötzlich stolperte es und fiel auf den Ball. Dieser durch die Kraft des Kindes in Bewegung gesetzt, rollte schnurstracks auf den Bach zu. Das Kind, das auf dem Boden lag, fing an zu weinen, Vor Schmerzen oder Trauer um den Ball konnte man nicht sagen. Ricada stand auf und lief auf den Ball zu. Kurz bevor dieser in das Wasser fiel, konnte sie ihn stoppen. Sie nahm den Ball in die Hand und ging zum Kind. "Hast du dir weh getan?", fragt sie es. Der kleine Junge schaute sie erst mit großen, verständnislosen Augen an, dann nickte er langsam und zeigte auf seinen Ball. Ricada legte erst den Ball ab und half dann dem Hungen auf die Beine. "Pass auf! Nicht das du deinen Ball verlierst oder schlimmer: Dich verletzt!", sagte sie. "Jonas!!! Komm sofort her!", rief seine Mutter. Sie kam auf ihren Schuhen angetrippelt, die eher zu einem Geschäftsessen als zu einem Parkbesuch passten. "Du freches Blag! Was fällt dir ein einfach meinen Jungen durch die Gegend zu schubsen und ihm seinen Ball wegzunehmen!?" Ricada stand sprachlos vor der aufgebrachten Frau und versuchte ihre Gedanken zu sortieren. Die jedoch nahm die Hand ihres Sohnes und mit zwei Fingern ihrer anderen Hand den Ball, drehte sich mit erhobenem Haupt um und stackste erbost davon.
"Die hat sich wohl auch frisch getrennt", dachte Ricada und war erstaunt, dass sie ausnahmsweise mal kein abwertendes Schimpfwort zur Hand hatte. Sie ging weiter in den Wald hinen. Vielleicht brauchte sie doch mehr Ruhe, als sie anfangs gedacht hatte. Oben am Berghang gab es eine kleine Bank mit einem wunderbaren Ausblick auf die Bachmündung. Sie war fast angekommne, da fand sie einen vergilbten Zettel. Er lag mitten auf dem schmalen Pfad. Es sah nicht so aus, als ob er zufällig hier lag. Irgenjemand wollte, dass der Zettel entdeckt wird. Ricada steckte ihn in ihre Jackentasche und ging weiter. Wieder in ihrem "noch Zuhause" angekommen, wurde sie mit Fragen bombadiert.
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Tag der Veröffentlichung: 01.01.2011
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