Cover

Prolog

„Zehn lange Jahre voller Krieg und Zerstörung haben seine Narben im Land hinterlassen und ein Ende ist noch nicht einmal in Sicht.
Um der Zukunft mit Zuversicht entgegen zu gehen, brauchen wir die Auserwählten!
Nun haben wir diese Helden ausfindig gemacht, in einer kleinen Stadt, in einem derzeit noch unbekannten Bundesland - hoffentlich hört dies jemand, bevor es für mich und alle anderen zu spät ist. Die Auserwählten wissen noch nichts von ihrer Bestimmung und müssen davon erfahren, sonst ist alles verloren! Alles!
Wir müssen sofort …“

 

„Ruhe! Jemand soll diesem Moderator das Maul stopfen ,sonst werde ich das machen“, dröhnte eine eiskalte, tiefe Stimme durch das Studio, das gerade eine neue Ausgabe der beliebten Sendung „Wetten, dass..?“ aufzeichnete. Gastgeber war wie immer Thomas Gottschalk.
Wie auf Kommando drehten sich alle Köpfe des anwesenden Publikums zum Ursprung der Stimme, versuchten vergeblich den Urheber dieser auszumachen, ohne vielversprechenden Erfolg.
Wer erdreiste sich und hatte die Stimme gegen diesen Mann auf der Bühne erhoben, der nur das Beste für alle wollte, immer nur gewollt hatte?
„Armselige Amateure, ihr wisst doch überhaupt gar nicht, wen ihr hier vor euch habt!“, rief der Unbekannte, der sich in einem dichten, schwarzen, langen Mantel mit Kapuze versteckt hielt.
Die Zuschauer bekamen es langsam aber sicher mit der Angst zu tun.
„Hört mir zu: Wenn ihr weiter auf das alberne Geschwätz dieses Mannes hören wollt, so tut dies, aber lasst euch auch sagen, dieser Mann wird euch alle ins Verderben führen, so viel sei euch versprochen. Pha. Auserwählte die uns retten wollen, dass ich nicht lache. Dieser Mann vor euch ist eine Witzfigur, aber er hat wenigstens aufgehört zu reden.“
Der vermummte Mann wandte sich zur Bühne. „So gefallen Sie mir!“
Sein Ziel würde es zunächst sein, diesen Moderator mit seiner langweiligen Litanei zu triezen, ehe er ihn dann so schnell wie möglich eliminierte.
Der Angesprochene blickte ausdruckslos in das Loch unter der Kapuze, in dem er sein Gesicht vermutete. Er schwieg eine geraume Zeit lang bitter, ehe er besorgte Blicke durch das Studio warf.
„So tut doch etwas!“, wand  sich der großgewachsene blonde Mann an die Anwesenden, doch die Versammelten konnten sich nicht rühren, ein Zauber des Unbekannten hatte sie alle gelähmt und sie so unfähig gemacht, dem Mann zur Hilfe zu eilen.
„Lass sie frei, ich flehe dich an“, bat der Moderator den mysteriösen Fremden.
„Warum sollte ich? Dies werden meine neuen Diener und mit ihnen werden ich meinem Ziel immer näher kommen, nämlich die Erde zu erobern und euch alle zu versklaven, wie gefällt dir das?“, sprach der Unbekannte.
Thomas vor ihm schluckte hörbar, die pure Angst und das nackte Entsetzen hatten ihn gepackt. Was konnte er nur tun?
„Du wirst hier niemanden gefügig machen, dafür werde ich sorgen und die Auserwählten werden mir dabei helfen, verlass dich darauf“, rief der blonde Mann kampfbereit aus.
„Das werden sie niemals schaffen und Du auch nicht! Sieh der Wahrheit ins Gesicht, Menschling. Du bist gegen meine Kräfte machtlos.“ Der Finstere ließ seine Kapuze fallen und zum Vorschein kam ein Gesicht mit glühenden, roten Augen und kleinen Widderhörnern auf der Stirn.  Sein Grinsen hatte etwas Dämonisches.
Der Moderator auf der Bühne wich erschrocken zurück und stolperte gegen einen Sessel.
„Das glaube ich nicht“, keuchte er überrascht, „Du bist der finstere Doom, der Leibhaftige!“
Unglaube schwang in seiner Stimme mit, die Augen weit und schreckerfüllt aufgerissen.
Doom nickte und lachte furchterregend.
„Natürlich existiere ich – und bald darfst du auch meinen Bruder in der Hölle kennenlernen – nun stirb!“
Der Teufel ließ eine kleine schwarze Kugel in seiner Hand aufleuchten und schleuderte sie auf seinen machtlosen Gegenüber, der der Kugel geschickt durch einen Sprung nach oben auswich.
„Das nützt dir gar nichts, ich erwische dich noch“, knurrte Doom verärgert und schoss immer mehr Kugeln auf Thomas, der diesen nur knapp ausweichen konnte, indem er sich mal duckte oder entweder nach links oder rechts auswich.
Während er den anstrengenden Manövern auswich, warf Gottschalk den grünlich schimmernden Menschen um sich herum misstrauische Blicke zu.Sie hatten sich in Bewegung gesetzt, um ihn ebenfalls anzugreifen.
Es sah nicht gut für ihn aus und dass die Kamera immer noch lief, bemerkte er nicht. Seine Gedanken liefen heiß, er musste sein eigenes Leben retten, sonst wären die Auserwählten verloren und mit ihnen die gesamte Erde.
Das Publikum, sowie die Mitarbeiter des Studios, wurden offensichtlich von Doom kontrolliert und in  Untote verwandelt. Wie in einem schlechten Film geiferten sie und gaben komische Laute von sich, die ihn vor Ekel schaudern ließen.
Der Blonde wurde von seiner eigenen Crew auf seine Couch gedrängt. Sie hieben nach dem hilflosen Mann, kratzten ihn und wollten ihn beißen. Schwer atmend konnte er sie mit Tritten zur Seite drängen, bis sie schließlich von ihm abließen.
Doom lachte und kam zu dem geschwächten Mann.
„Brave Menschchen, ihr seid treue Untertanen und in meiner Hölle werdet ihr zu perfekten Soldaten ausgebildet.“ Mit diesen Worten teleportierte der Magier seine neuen Diener an den versprochenen Ort.
„Das ist genug“, keuchte Thomas und lag entkräftet auf seiner Couch, „Bitte, ich muss meine Mission erfüllen.“
Doom schüttelte entschieden den Kopf.
„Und genau das kann ich nicht zulassen. Aber vielleicht ...“, kam dem Teufel ein Gedankenblitz.
Er holte mit seiner Pranke aus und hinterließ drei tiefe Kratzer auf der Brust des Blonden. Das zerrissene Hemd verfärbte sich über den Wunden mit schwarzem Blut.
„Versuch doch, deinen ach so wichtigen Auftrag zu erfüllen – aber weit wirst du damit nicht kommen. Viel Spaß mit deinem erbärmlichen Leben, wir sehen uns noch“, spottete der Teufel und verschwand, wie seine monströsen Diener zuvor.
Thomas ließ seinen Kopf in die Hände sinken. Was da soeben passiert war konnte er einfach nicht glauben.  Der Schmerz kam erst jetzt, zuvor war er wie betäubt gewesen von der Anwesenheit des Leibhaftigen. Seine Mission war zum Scheitern verurteilt. Aber er musste es versuchen. Das Schicksal der Welt lag in seinen Händen.
Er war schon immer ein Kämpfer gewesen und richtete sich nun entschlossen zu seiner vollen Größe auf.
„Verehrte Zuschauer, sollten Sie mich noch hören, dann vertrauen Sie mir, denn wir werden diese Welt retten ...“
Mit dieser Verabschiedung verließ er seinen Posten, schaltete die vereinsamte Kamera aus und sah sich im verwüsteten Studio um, ehe er dem Aufzeichnungsort den Rücken zukehrte. „Das wollte ich nicht …“

Im Lebacher Waisenheim

Entgeistert saß sie vor dem Fernseher. „... vertrauen Sie mir, denn wir werden diese Welt retten ...“
Sie kannte den Mann zwar nur aus dem Fernsehen, doch er hielt definitiv, was er versprach.
„Wenn Sie das sagen“, flüsterte sie leise und der Schock ließ ihre Stimme dünn in dem kleinen Raum klingen.

 

Hinweis

Die folgenden Charaktere gehören den Usern auf Fanfiction.de. Ich darf jene für meine Geschichte nutzen.

Alle Rechte vorbehalten!

Rayen Otokar von Fire Shadow
Manuel Küster von Dusk the Wolf
Yukiko von Mira206
Shira Brown von FireShadow
Ayaala Wicky Clarce von FireShadow
Chris von ZaneDragon
Jason Blake von Jason x
Nicole von Tati

Jodie Hobbes von AliceNoWonder

Shingo Takamiya von Ultimate5X

Jan Tobias Funder von TobWieLP

Tobi von TobWieLP

Kapitel 1.

 

Lebacher Waisenheim

 

Gähnend warf sie ihre Bettdecke zurück. Sie hatte gestern definitiv zu lange Fernsehen gekuckt, was sie sonst eigentlich nie tat und auch nie zwei  Stunden am Stück, denn so lange hatte die gestrige Ausgabe der allseits bekannten und beliebten Show „Wetten,dass?“, welche wieder eingeführt wurde gedauert.
Blinzelnd erhob sie sich aus ihrem Bett, suchte ihre Schlappen und begab sich auf den Weg zum gemeinsamen Bad in ihrem Zimmer.
Als sie dessen Tür öffnete lächelte ihr das Gesicht ihrer Zimmernachbarin und engsten Freundin Vivienne entgegen, die sich gerade ihrer Zahnpflege gewidmet  hatte.
„Na, auch schon wach und hoffentlich ausgeschlafen?“, begrüßte diese die dreizehnjährige gut gelaunt wie immer. Doch Vanessa war ganz und gar nicht zum Lachen zumute, denn heute stand ihre heißgeliebte Mathearbeit auf den Programm vor der sich in der Tat ein klein wenig fürchtete.
„Was ist denn?“,bohrte ihre Zimmergenossin sofort nach, welche ein gutes Gespühr dafür hatte, wenn es anderen Personen in ihrem Leben schlecht ging.
Vanessa wollte einfach aus dem Impuls heraus ihrer Freundin die Tür vor der Nase zuschlagen, doch dies würde sie selber auch nicht wollen, deshalb ließ sie ihre Aktion lieber ganz bleiben und ging zurück an ihrem Bett vorbei und steuerte den Kleiderschrank zu, wo sie sich ihre heutige Montur zusammensuchte, diesmal bestehend aus einem roten kurzen Top, darüber zog sie eine gelbe Strickjacke,  grauer Hose, lila Strümpfen, blauen Sneakersrotes. Ihr rotes Lieblingsgummi, welches sie vom Nachttisch aufnahm um ihre schwarzen langen, glatt gekämmten Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz zu binden rundeten ihr Outfit ab. Vanessa konnte einfach nicht ohne ihr rotes Gummi aus dem Haus gehen.
Vivienne stand etwas angesäuert im Türrahmen mit der Bürste in der Hand. „Würde Madame mir bitte die Ehre erweisen, nachdem sie nun fix und fertig angezogen ist mir ihr Benehmen freundlicherweise zu erläutern?“
Vanessa seuftze und quetschte sich an Vivienne vorbei ins Badezimmer. „Sobald die Hoheit Ihre Morgenroutine beendet hat, wird Sie Ihnen alles erklären...solange müssen Sie sich noch  leider gedulden“, meinte Vanessa bestimmt und packte ihre Freundin sachte an den Schultern um sie aus der noch geöffneten Badezimmertür zu schieben.
Doch Vivi wirbelte energisch herum und hob die Hand mit der Bürste etwas weiter nach oben. „Keine Widerworte, denn diese Waffe liegt nur allzugut in meinen Händen und da sollte sie auch bleiben, Madame. Also was ist los?“
Vanessa verschränkte  eingeschnappt die Arme vor ihrer Brust und starrte Vivi ernst an. „Gib schon nach. Du weißt ja, dass ich es gar nicht leiden kann, wenn man mir keine Anntwort auf meine Fragen gibt und du weißt, dass dies das einzige Manko an meiner Verhaltensweise darstellt...“, knurrte Vivi und linste auf ihre Armbanduhr. „Wir haben noch eine Viertelstunde bevor runter zum Frühstücken müssen. An deiner Stelle würde ich mich mit deiner Pflege etwas beeilen damit wir beide ganz in Ruhe dein Problem ausdiskutieren können.“
Vanessa nickte und schloss die Tür leise hinter sich, was Vivi ein leichtes Grinsen entlockte. „Geht doch.“
Deren Mitbewonerin war innerhalb von vier Minuten frisch und bereit für den ihrer Meinung nach anstrengensten Tag ihrer gesamten Schullaufbahn.
Sehr in sich gekehrt setzte sie sich auf ihr Bett und atmete tief durch. „Es ist wegen der heute anstehenden Mathearbeit, habe ich recht?“, fragte Vivi einfühlsam nach, woraufhin ihre beste Freundin zaghaft nickte.
„Aber?“, hakte Vivi nach. „Es gibt da noch etwas, oder?“ Vanessa starrte an die gegenüberliegende Wand und schwieg, ehe Vivi sich neben sie auf ihr Bett setzte und sie vorsichtig an der Schulter berührte.
„Sag es mir bitte, denn wenn du es mir nicht sagst, dann kann ich dir leider auch nicht helfen und das wäre doch schade, findest du nicht auch?“, versuchte Vivi es erneut.
Vanessa rang sichtlich mit sich. „Ja, du hast Recht, es gibt da tatsächlich noch etwas und zwar geht es um die gestrige Ausgabe der TV-Show „Wetten, dass?“ wo...“ Vivi ließ Vanessa gar nicht ihren Satz beenden, fiel sie ihr schnell ins Wort. „wo Gottschalk mal wieder lustig angezogen war oder es eine verrückte Wette gab oder dich vielleicht die Kinderwette so angesprochen hat, dass du gerne das nächste Kind dort sein möchstest? Und dies bereitet dir noch Kopfzerbrechen? Liebe Vanessa, meiner Meinung nach solltest du dich gleich auf wichtigere Dinge konzentrieren als auf Thomas Gottschalks schlechten Modegeschmack“, schüttelte Vivi ungläubig den Kopf.
„Nein, das war es nicht, keine von deinen drei aufgeführten Theorien stimmt, obwohl ich mir wünschte wenigstens eine wäre es. Hör zu: Thomas will nach möglichen Auserwählten suchen um die Erde zu retten, denn diese soll von Doom den Teufel und dessen finsteren Bruder Light erobert werden. Doom hat das Ziel alle lebenden Menschen zu verskalven. Er hat gestern das gesamte Publikum sowie alle Mitarbeiter außer den Moderator in Untote auch seine treuen Diener genannt verwandelt. Der Tufel hat Thomas mit schwarzen Magiebällen angegriffen um ihn zu töten, damit er die Auserwählten nicht suchen kann. Zur Krönung hezte er die kontrollierten Diener auf den armen Thomas, bis Dooom seine Gefolgsleute zum Rücktritt beorderte. Diese sind jetzt in dessen Hölle und bereiteten sich auf ihren nächsten Angriff vor. Doch Doom hatte immer noch nicht genug. Er verpasste Thomas eine gefährliche Wunde, die irgendetwas bei ihm bewirken sollte, doch dies sollte er erst noch am eigenen Leib herausfinden.  Dann verschwand Doom und Thomas schwor sich alle Auserwählten zu finden um mit ihnen gemeinsam die Welt vor dem Untergang zu retten“, endete Vanessa mit  ihre Erzählung.
Vivis Mund war vor Ungläubigkeit leicht geöffnet, denn glauben konnte sie das soeben Gehörte nicht so ganz. „Vanessa, das war ja ein unglaublicher Traum. Schreibe ihn am Besten auf und frage Thomas Gottschalk, ob er es lesen möchte. Er begeistert sich ja immer für alles Neue und er mag ja Bücher sehr.“
Vanessa blickte zu Boden. „Du verstehst es nicht. Es war die Wahrheit, nichts als die reine Wahrheit. Thomas konnte es erst auch nicht fassen, dass Doom und sein Bruder wirklich exestieren. Ich konnte es ja auch nicht bis ich es mit eigenen Augen gesehen habe...“
Vivi grinste. „Du bist eine Träumerin Vanessa. Du versuchst verzweifelt eine sich gut  verkaufendlassende Geschichte zusammenzuspinnen, die deinen Traum von deinem ersten eigenen Buch verwirklicht, aber das, was du mir soeben erzählt hast, entspricht wohl nicht der Wahrheit. Sieh es ein, wahrscheinlich bist du vor dem Fernseher gestern kurz eingeschlafen, oder willst du mir etwa erzählen, dass die Kamera das ganze Geschehen mitaufgezeichnet hat?“
Vanessa verzog nicht die kleinste Miene bei ihrem Nicken. „Ja und dies war kein Traum..bitte, du musst mir glauben..“
„Wo denkst du hin?“, murrte Vivi wütend und stand von Vanessas Bett auf. Sie ging zu ihrer Seite des Zimmers und schulterte sich ihre Schultasche. Nomrlaerweise kamen sie beide nach dem Frühstück wieder nach oben um ihre Schulsachen zu holen um sich dann auf den Weg in die Schule zu machen, doch heute lief dies ganz anders ab.
„Bitte..“, versuchte es Vanessa erneut, doch ohne Erfolg. Vivi hattte bereits die Tür laut hinter sich ins Schloß fallend das Zimer verlassen und ging die Trepppe hinunter.
„Verdammt.. niemand wird mir glauben.... In den Nachrichten oder Zeitungen wird von gestern auch nichts zu finden sein, weil es wohl niemand außer mir mitbekommen hat.. komisch...“
Thomas tat ihr so leid. Sein Erlebnis musste gestern schrecklich gewesen sein...
Schnell packte sie ihre Schulsachenn in ihren schwrzen Rucksack und verließ ihr Zimmer um ebenfalls runter frühstücken zu gehen.
Dort angekommen ließ sich auf den nächstbesten freien Stuhl fallen. „Guten Morgen“, begrüßte sie eine Betreuerin überschwänglich. Es war Meggy. „Hoffe du hast gut geschlafen. Wie war denn gestern die „Wetten, dass?“ Sendung?“, erkundigte sie sich bei der Schülerin, die sich gerade ihre Schüssel mit Müsli  füllte.
„Ganz gut. Thomas hat in seiner Leistung geglänzt wie immer“, log Vanessa.  „Ich habe von ihm auch nichts anderes erwartet“, stimmt die Betreuerin ihr zu, ehe Vanessa ihre Schale mit Milch füllte. Dann begann sie zu essen.
„Aber jetzt mal zu etwas anderem: Hast du genug gelernt für die Mathearbeit heute? Wir alle wissen, wie schwer dir dieses Fach fällt und dir Deutsch wesentlich leichterfällt, aber Mathe ist trotzdem nicht zu unterschätzen, jenachdem welchen Beruf du später mal ausüben willst spielt Mathe eine wichtige Rolle. Aber eigentlich ist Mathe in jedem Beruf sehr bedeutend“, erklärte Meggy ihr, woraufhin Vanessa nur nickte. Nach gestern Abend konnte sie sich eh nicht mehr konzentrieren und dies würde ihre Lehrerin Frau Kirsch-Bruns definitiv heute bemerken und sie nach der Stunde zu einem kleinen vertraulichen Gespräch nach vorne bitten, wenn die gesamte Klasse schon längst  gegangen  war.


Diese Art von Unterhaltung musste Vanessa komischerweise desöfteren mit ihrer derzeitigen Klassenlehrerin führen, warum dies so war, war der Schülerin leider  völlig unbegreiflich.
Meggy beäugte das junge Mädchen vor ihr kritisch. „Ehrlich? Dein Nicken kann ich irgendwie nicht richtig einordnen, also nochmal: Hast du gelernt?“
Vanessa brach unter Meggy strengen Blick fast zusammen. Warum nahm sie diese Lernerei bei ihr so ernst und bei den anderen etwas weniger? Jener Umstand ließ Vanessa kurz aufseufzen.
Mit zusammengebissenen Zähnen widmete sich intensiv ihrer schon fast leeren Müslischüssel und begutachtete ihren Löffel eingehend ohne auf Meggys wiederholt gestellter Frage diesmal eine vernünftige Antwort zu geben, also einen ganzen Satz und kein stummes  Zeichen mit ihren Körper.
Aber da fiel ihr etwas viel Wichtigers ein. Zumindest bedeutender als dieser Moment: „Wo ist Vivi?“
Meggy sah das Mädchen nun finster an und nahm sich Zeit um in aller Seelenruhe iihre Kaffeetasse zu leeren, ehe sie immernoch wütend zu Vanessa aufblickte. Das Mädchen hattte wohl eine wichtige Lektion zu lernen.
„Du verhälst dich sehr komisch um ehrlich zu sein. Um deinen merkwürdigen Verhalten endlich klar zu werden werde ich jetzt in der Schule bei Frau Kirsch- Bruns anrufen.“
Vanessa blickte Meggy nun geschockt an. Das konnte sie doch nicht machen. Das ging einfach  nicht. „Aber diese Arbeit ist wichtig für mich und das weißt du!“
„Auf einmal? Vanessa so funktionieren die Spielregeln bei uns nicht und das weißt du auch! Als Strafe für dein Verhalten werde ich mit dir zu einem Pyschologen gehen und du wirst deine heißgeliebte Mathearbeit nicht mitschreiben. Geh jetzt auf dein Zimmer, während ich deine Lehrerin darüber unterrichten werde und ich will keinen Mucks hören“, knurrte Meggy und stand wütend auf.
Vanessa erhob sich ebenfalls und schob ihren Stuhl geräuschvoll an den Gruppentisch heran. Dann ging sie mit gesenkten Kopf und hängenden Schultern in ihr Zimmer. Dort angekommen warf sie sich auf ihr Bett und biss in das nächstbeste Kissen, welches ssie finden konnte um nicht vor lauter Wut loszuschreien, denn Megggy hat sie ja ermhant sich leise zu verhalten.
Was geschah nur mit den Menschen um sie herum? Alle benahmen sich nicht so  wie immer, wie es üblich war, wie sie, Vanessa Brown es gewohnt war.
„Thomas... ich hoffe inständig, dass du diese Auserwählten findest, damit es uns allen besser gehen wird... Vivi, Meggy.. ob Frau Kirsch-Bruns auch sich ebenfalls so verhalten wird? Ich kann und will es auch nicht wissen.“
Von draußen, vor ihrem Zimmer  hörte sie die aufgeregte Stimme Megys wie sie mit ihrer Lehrerin redete. Das konnte ja heiter werden, wenn die beiden fertig waren.
„Verdammt.. die Welt befindet sich im Wandel und das alles nur wegen diesen finsteren Brüdern Doom und Light.. Thomas, bitte beeil dich, denn ich halte das nicht mehr aus. Ich will meine alte Vivi zurück und meine alte Meggy wieder zurück..“
Es klopfte und die Tür wurde aufgeschoben. „Vanessa? Da ist Besuch für dich“, meldete sich Meggy und der Gast betrat ihr Zimmer, ehe Meggy die Tür leise schloss.
Vanessa  drehte ihren Kopf in die entsprechende Richtung die des Fremden und ihr fielen beinahe die Augen aus dem Kopf.
„Du.. das kann nicht sein!“

Kapitel 2.

 

Louis-Braille Schule Lebach

 

Vivienne, Vanessas beste Freundin stand angelehnt an ihrem Lieblingsstein am Schulhof und betrachtete die vorbeilaufenden Schüler, welche entweder ganz lässig und ohne Eile über den Hof gingen oder diejenigen, welche schnell in das Schulgebäude liefen um ihren Untericht nicht zu verpassen.
Sie dagegen wartete immernoch auf Vanessa. Wo blieb sie nur? So lange brauchte sie noch nie zum Frühstücken, wahrscheinlich wurde sie mal wieder wie so oft von Meggy in Beschlag genommen.
Gedankenverloren legte sie sich eine ihrer rotbraunen Strähnen hinter ihr Ohr. War sie etwa zu streng zu ihrer Freundin gewesen oder hatte sie sich vorhin genau richtig verhalten? Sie wusste es nicht und das machte ihr mehr Sorgen, als sie je zugeben würde. Aber jeder wusste nur zu gut, dass Vanessa zu heftigen Übertreibungen neigte, denn nicht umsonst hatte sie sich seit sie an dieser Schule war den Rufnamen „Drama Queen“ eingefangen und dies zu Recht.
Langsam löste sie sich von dem kalten Stein und begutachtete die gläserne Kuppel, welche  die Schule sowie das Heim umschloss. Diese Vorrichtung sollte die beiden Gebäude vor Angriffen der gefürchteten Organisation „The Shadows“ schützen. Man munkelte diese Bande stand unter dem Kommando von Colin Tunner, einen einflussreichen Millonär, aber ob sich dieses Gerücht bewahrheitete? In der Öffentlichkeit sah man den Mann so gut wie nie. Er verhielt sich immer sehr verdeckt um nach Möglichkeit kein Aufsehen zu erregen. Vor gut zwei Jahren sollte er als Wettpate bei „Wetten, dass?“ zur Verfügung stehen, doch er ist nie erschienen, was im Vorfeld keiner wusste. In dieser Hinsicht musste Vivi Gottschalk mal loben, denn ohne seine Souveränität wäre diese Ausgabe den Bach runter gelaufen, wortwörtlich wohlgemerkt.
Vivi blickte zum wolkenverhangenen Himmel, welcher ihre momentane Stimmung nur zu gut wiedergab, ehe sie sich ruhig in Bewegung setzte um ihrer Mathearbeit entgegen zu treten. Als sie einen verstohlenen Blick auf ihre Armbanduhr am rechten Handgelenk angebracht warf, lächelte sie zufrieden. Pünkltlich würde sie auf jeden Fall kommen. Doch sie schweifte immer zurück zu der Unterredung mit Vanessa. Hätte sie ihr Glauben schenken sollen? Denn so etwas Unglaubliches würde sich selbst Frau Brown nicht aus den Fingern saugen, vorallem, da es  sich um einen der prominentesten und bekanntesten Moderator handelte.
Ihren Rucksack an den Riemen enger um sich schulternd passierte sie die aus Glas angefertigte Doppeltür und schwenkte nach rechts um die Treppen zu erklimmen , welche zu ihrem Klassenzimmer führen würde.
Auf der Treppe begegnete ihr Joie Schmitz, der einige  Stufen unter ihr war, aber in seiner Leistung nicht zu unterschätzen war.
„Huhu Vivi“, begrüßte er sie strahlend und passte sich ihrem Tempo an. „Ich habe gehört, dass du nun Mathe schreibst, ich wünsche dir dabei viel Glück. Du weißt ja, Mathe gehört zu meinen absoluten Stärken“, gab der Jüngere versehntlich an.
Vivi könnte ihn auf der Stelle links liegen lassen, denn so eine Angeberei konte sie jetzt erst recht nicht gebrauchen, aber andererseits hatte er das nicht verdient, denn er gab sich ja redliche Mühe um den hohen  Ansprüchen seiner strengen Eltern gerecht zu werden.
Deshalb zwang sie sich ein kurzes Lächeln ab. „Dann könntest du ja für mich schreiben, obwohl du diese schwierigen Gleichungen nicht lösen könntest, sellbst unser Matheass Laura kommt dot ins Schwitzen.“
Joie nickte anerkennend. „Wir machen gerade Prozentrechnung, was auch nicht zu unterschätzen ist. Aber die ersten beiden Stunden habe ich heute Deutsch. Wir sollen bestimmt wieder einen Aufsatz schreiben über die heutigen Medien oder Ereignisse, welche wichtige Persönlichkeiten geprägt haben. Ich habe mir auch schon seit gestern Abend im Bett überlegt, worüber ich schreiben möchte.“
„Da hast du dir aber eine Menge Zeit genommen um dir ein Thema zu überlegen“, meinte Vivi mit etwas Hohn in der Stimme, denn sie ahnte, was gleich kommen würde und deshalb wollte sie ihm zuvor kommen: „Deine grandiose Idee handelt bestimmt von der gestrigen „Wetten, dass?“ Sendung, habe ich Recht?“ Darauf nickte Joie lachend und ging Richtung Klassenzimmer. Vivi folgte ihn. Bis ihre Lehrerin die Klasse betrat dauert es immer eine gefühlte Ewigkeit, also konnte sie Joie diesen Wahnsinn ausreden.
„Thomas Gottschalk wurde von einem finsteren Wesen angegriffen, was den Namen Doom trägt und der tapfere Moderator will nun die Auserwählten finden um die Welt vor ihren drohenden Unheil zu bewahren. Das wäre doch abgefahren, wenn ich einer dieser Auserwählten wäre, oder?“, fragte Joie bei der Älteren nach, welche nur desinteressiert mit den Schultern zuckte.
„Vanessa hat mir dasselbe erzählt und ich habe ihr nicht geglaubt, aber wenn du mir die gleiche verrückte Geschichte auftischst muss wohl etwas Wahres dran sein, auch wenn ich immer noch daran meine Zweifel hege.“
„Du musst uns glauben. Also hat Vanessa diese Folge auch gesehen. Ich werde alles tun um Thomas zu helfen. Ich habe mir nämlich überlegt eine E-Mail an ihn zu schreiben, aber wahrscheinlich wird er nicht darauf antworten. Er sucht ja die Auserwählten“, legte Joie seine Überlegungen offen dar.
Vivi legte grübelnd ihre Stirn in Falten. „Wenn du dir so sicher bist, dann werde ich mich jetzt an den Schulcomputer unten in der Bibliothek setzen und Fakten über diesen Fall sammeln. Davon muss doch etwas zu finden sein. Zeitungsartikel, etwas im Teletext“,murmelte sie und drehte sich auf den Absatz um.
Doch Joie hielt sie an der Schulter fest und Vivi drehte sich um.  „Doom verwandelte alle Anwesenden in Sklaven. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass kein Reporter etwas darüber weiß oder jemand von dieser Berufsart hat die Sendung gesehen“, sagte Joie.
„Da könntest du Recht haben. Wir reden später weiter. Ich muss jetzt meine Arbeit schreiben“, erinnerte sie den Jungen und steuerte ihr Klassenzimmer an.
Sie war die Letzte und ging schnell zu ihrem Platz in der letzten Reihe. Den freien Stuhl neben ihr sollte eigentlich Vanessa besetzt haben. Wo steckte sie nur? Irgendetwas musste ihr dazwischen gekommen sein.
Laura, die eine Reihe vor ihr saß, drehte ihren Kopf in ihre Richtung. „Wo ist denn Vanessa? Die Arbeit fängt gleich an“, flüsterte sie.
„Ich habe sie zuletzt in unseren Zimmer gesehen“, antwortete sie ihrer Mitschülerin. Dass sie ihre Freundin ohne Versöhnung feige zurückgelassen hatte bereute sie nun richtig. Es war nicht fair von ihr gewesen. Ihre Mahlzeiten, welche sie immer gemeinsam einnahmen hatte sie heute seit dem Tag, seitdem sie sich kennengelernt hatten, zum ersten Mal missachtet und dies tat ihr furchtbar leid.
„Hoffentlich ist ihr nichts passiert, wenn ich mir so ansehe was zurzeit mit unserer Welt los ist“, gab Laura zu bedenken, woraufhin Vivi nur nickte.
Die Tür öffnete sich und ihre Klassenlehrerin betrat den Raum, gut gelaunt wie immer. Nun folgte das morgendlich stattfindende Begrüßungsrituale, wo sich die gesamte Klasse erheben sollte, wenn ihre Lehrerin sie mit den Worten „Guten Morgen“, begrüßte. Dann waren die Schüler dran den Satz ihrer Lehrerin zu wiederholen: „Guten Morgen Frau Kirsch-Bruns“, ehe sie sich setzen durften.
Die Miene ihrer Lehrerin wurde plötzlich toternst. „Vanessa wird heute nicht zum Unterricht erscheinen. Eine Erzieherin will mit ihr einen Pyschologen aufsuchen, damit wir endlich Klarheit haben, über ihr merkwürdiges Verhalten.“
Ein Raunen ging durch die Klasse. „Vanessa ist nicht so“, erhob Vivi als Einzige die Stimme.
„Woher willst du das wissen? Jeder weiß, wie sie wirklich drauf ist“, erklärte die Lehrerin, welche ohne die Matheklassenarbeitshefte erschienen war, also schlussfolgerte Vivi, dass sie die Arbeit wohl heute nicht schreiben würden.
„Ich kenne Vanessa am Besten von allen Anwesenden hier, dennn immerhin teile ich mit ihr ein Zimmer und jetzt entschuldigen Sie mich bitte“, bat die Schülerin und erhob sich von ihrem Platz, schulterte sich ihre Tasche und strebte den Ausgang zu.
„Wo möchtest du hin?“, verlangte Frau Kirsch-Bruns in Erfahrung zu bringen und folgte dem Mädchen zur Tür, welche diese soeben öffnete.
„Na wohin wohl? Diesen kranken Wahnsinn entfliehen und versuchen diese Welt zu retten! Wachen Sie auf, Frau Kirsch-Bruns, so sind Sie doch nicht wirklich. Was ist mit Ihnen nur passiert? Gottschalk will uns mit den Auserwählten alle retten“, meinte Vivi, ehe sie mit schnellen Schritten die Klasse verließ. Leise zog sie die Tür hinter sich zu und lief die Treppen runter. Sollte sie Joie Bescheid geben? Nein, entschied sie sich. Zuerst wollte sie Vanessa und Megg noch abfangen und danch sich bei ihrer ersten und besten Freundin hier aufrichtig entschuldigen.
Würde diese ihr Versöhnungsangebot überhaupt annehmen?, kam es ihr durch den Kopf, als sie den Schulhof mit langen Schritten überquerte und das Heim anstrebte.
Zeit verlieren durfte sie auf gar keinen Fall. Schnell öffnete sie die schwere braune Eichentür des Heims und lief die ebenfalls brauen Trepppenstufen nach oben. Anschließend öffnete sie eine gläserne Tür und hetzte den Flur entlang. Meggys Auto hatte noch in der Einfahrt gestanden, also keimte noch ein Fünckchen Hoffnung in ihr, es noch rechtzeitig zu Vanessa und der Betreuerin zu schaffen.
Ihre Füße trugen sie geschwind zu ihrem Zimmer. Angestrengt nach Atem ringend klopfte sie energisch an die Tür.
„Vanessa, verdammt nochmal! Mach die Tür auf, du hattest den Schlüssel!“, rief sie voll Angst, darüber, dass ihre Freundin ihr nicht öffnen würde, denn im Zimmer schien alles ruhig.
„Hör zu: Es tut mir Leid wegen unserem Gespräch heute Morgen. Ich glaube dir. Du hattest von Anfang recht gehabt und ich habe mich geiirt.Aber bitte mach auf, denn es gibt Neuigkeiten!“, rief sie lautstark und hämerte nun wilder sowie gehemmter gegen die Tür. Doch niemnd öffnete ihr. Es wäre auch zu schön gewesen!
„Vivienne? Was machst du denn hier? Müsstest du jetzt nicht in der Schule sitzen und deine Mathearbeit schreiben?“, borhte sich die dunkle Stimme in ihren Nacken, woraufhin das Mädchen erschrocken herumwirbelte.
„Ja, müsste ich. Aber alle um mich herum benehmen sich so seltsam und dieser Sache wollte ich gerne auf den Grund gehen sowie vorallem mit Vanessa reden. Du besitzts für jedes Zimmer einen Ersatzschlüssel, also wäre ich dir sehr verbunden, wenn du mir diesen aushändigen würdest, damit ich die Tür aufsperren kann, Meggy“, forderte Vivi engerisch.
Doch die Angesprochene schüttelte siegessicher den Kopf. „Das geht leider nicht. Vanessa ist eh nicht da“, lachte die Frau süffiant.
„Lass mich raten: Sie ist bei den Pyschologen?“, riet Vivi mit einem leichten Grinsen im Gesicht, woraufhin Megggy große, weite Augen machte.
„Woher weißt du davon? Hat Frau Kirsch-Bruns es der Klasse erzählt? Die kann auch ihren Mund nicht halten“, beurteilte die Ältere das Verhalten der Beamtin.
Vivi nickte. „Ganz genau und sie hat mir damit einen großen Gefallen getan! Aber beantworte mir meine soeben gestellte Frage, wo sich Vanessa aufhält?“
„Tja, ich habe das einzige richtige getan. Nur deshalb werde ich von dem drohenden Weltuntergng verschont. Ich habe sie ausgeliefert und zum Dank stellte mich Dooom als seine Beraterin ein.“
Vivi öffnete vor Erschrockenheit ihren Mund. „Das darf nicht wahr sein! Meggy, ich werde nicht gegen dich kämpfen. Wie sollte ich auch? Bin ich doch sterblich, nichts weiter als eine gewöhnliche Sterbliche auf der Erde.“
Die Frau begann plötzlich grünlich zu leuchten und verwandelte sich in eine Dämonin. Vivi schrie auf und stieß die Kreatur zu Seite, um aus dem Heim zu fliehen.
Doch als sie die gläserne Tür erreicht hatte, wurde sie wohl von hinten ohnmächtig geschlagen.

„Du musst aufwachen, Vivi, denn dann kann ich endlich meine Mission ausführen. Vanessa war erst der Anfang und jetzt folgst du!“, säuselte Meggy, ehe ihr Körper sich merkwürdig verformte, bevor das Mädchen die Augen aufschlug.
„Was ist passiert? Wo bin ich?“, fragte sie kraftlos, nachdem sie realisierte, wer da vor ihr saß.
„Du hast nur geträumt? Kannst du dich erinnern?“, fragte der Teufel, der den Körper von Meggy besetzt hatte.
Als die Angesprochene den Kopf geschüttelt hatte, biss Doom zu.
„Nein!“, kreischte die Angegriffene, ehe sie die Besinnung verlor.

Kapitel 3.

 

Louis-Braille-Schule Lebach 

 

Verena Brown, fünf Minuten älter als ihre Zwillingsschwester blickte grübelnd auf den Fenster. So richtig konzentrieren konnte sie sich nicht, weil ihr das soeben Geschehene nicht aus den Kopf ging.
Vivi hatte so aufbrausend wie noch nie den Unterricht der sonst so frohen, hilfsbereiten Frau Kirsch-Bruns verlassen um sich um ihre Schwester zu kümmern, eigentlich fiel ihr diese Aufgabe zu, doch sie war einfach zu feige und konnte sich einfch nicht dazu aufraffen. Ihr Zimmer teilte sie sich mit Laura, deren Eltern erst kürzlich bei einem Autounfall ihr Leben lassen mussten und dies hatte sie sehr verändert, wurde in sich gekehrter und hielt sich in so gut wie jeden wichtigen Besprechungen die innerhalb der Klasse stattfanden mehr als nur zurück. Aber wer konnte es ihr verübenln? Niemanden fiel so eine Überbringung leicht und alle respektierten Laura für ihre große Stärke nicht aufzugeben. Frau Kirsch-Bruns war es damals die ihr die schreckliche Nachricht so schonend wie möglich überbracht hatte und Verena konnte nur den Hut ziehen von diesen Nerven, die sie als Lehrerin tagtäglich aufbringen muste. Auch wenn sie heute jeden der Anwesenden zur purer Verzweiflung brachte. Was war nur los mit ihrer fröhlichen, optimischen Lehrerin? Verena konnte sich darüber so viele Gedanken wie möglich machen, ohne eine passende, für sie akzeptable Antwort zu finden.
Schwer seufzend widmete sie wieder  ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Blatt vor ihr. Thema des heutigen Aufsatzes war ein harter  persönlicher Schicksalsschlag, der das eigene Leben auf unglaubliche Weise zum Positiven verändert hatte. Laura würde bestimmt über den Unfall ihrer Eltern schreiben, hatte sie doch daraus Kraft schöpfen könnnen, sich gegen die Unanehmlichkeiten mnacher Mitschüler gekonnt zur Wehr zu setzen. Dennn Fakt war: Laura war wegen ihres Aussehns nicht sonderlich beliebt bei einigen Jugendlichen. Auch wurde sie wegen ihrern grandiosen Mathefähigkeiten mehr als nur gelobt und auch Verena war manchmal ein klein wenig neidisch auf ihr Talent, dass sie quasi mit den Zahlen leichtfertig spielen konnte.
Ein wiederholter Versuch der Konzentration, die Verna heute sowieso nicht sonderlich gut aufrechterhalten konnte, scheiterte, als eine Sirene losging und Direktorin immer wieder durch ihr Mikrofon schrie: „Verbarrrikadiern Sie sich sowie Ihre Klasse entweder in Ihrem Klassenzimmer oder im Schulkeller. Beide Orte garantieren nur eine minimale Sicherheit. Die Kuppel wurde soeben angegriffen und den „Shadows“ ist es gelungen ein Loch in das Herz unserer geliebten Stadt zu schießen!“ Dann brach die Verbindung ab und die ganze Klasse versuchte Ruhe zu bewahren, lag es nun in der Hand ihrer Lehrerin das Richtig zu tun und sich nicht so viel Zeit bei den schweren Entscheidungen zu treffen.
Verena konnte diese Frau nur bewundern, schien nun doch wieder zu ihrer alten Form zurückgefundne zu haben, was das Mädchen am Anfang der Stunde  leicht anzweifelte.
„Was sollen wir jetzt nur tun?Wo verstecken wir uns?“, wollte Verena alamiert wissen und auch die anderen Schüler sahen fragend und besorgt zu ihrer Lehrerin hinüber.
„Hoffentlich geht es Vanessa und Vivienne gut.. ich hätte darauf bestehen sollen, dass sie hierherkommen. Hier hätten wir doch auch einen guten Pyschologen gehabt, aber nein, Megggy musst sich ja unbeidngt durchsetzen und ich nachsichtig wie ich bin, nachgeben, in meiner grenzenlosen Güte, aber nun zurück zum Ernst der Lage. Was wir nun tun werden ist ganz einfach, nämlich.“ Prompt wurde die blonde Frau unterbrochen von einem besonders eifrigen Schüler, Fynn Wambach: „Uns mit Waffen ausrüsten und gegen diese „Shadows“ vorgehen? Das muss doch endlich mal jemand tun, denn erst wegen ihnen gibt es ja auch schon zehn Jahre lang diese Aufstände.“
„Und auch wegen Doom und Light, die es aber sowieso nicht gibt, oder doch?“, wollte sich Miriam vergewissern. „Nein, wo denkst du hin? Gestern in der Sendung von Thomas Gottschalk trat Dooom auf die Bildfläche und brachte Unheil über alle“, erinnerte Fynn seine Kameradin.
Verena verdrehte genervt die Augen. „Wir haben jetzt Wichtigers zu tun, Leute, reißt euch dochmal zusammen. Die Lage ist ernst. Frau Kirsch-Bruns?“
Die Angesprochene nickte dankend. „Danke Verena. Sie hat Recht, über die Sendung können wir immernoch reden wenn wir in Sicherheit sind. Was ich eben sagen wollte, ist, dass wir uns hier verstecken. Unter uns liegt das Lehrerzimmer und hinten in der rechten Ecke befindet sich eine lose Bodenplatte, sollte sich die Situation verschlimmern und die Mitglieder unseren Raum stürmen, werden wir uns schnell diesen Fluchtweg zunütze machen. Habt ihr das alle verstanden?“
Eifriges und auch teils nervöses Zustimmen der Klasse. „Wie wäre es wenn wir uns in Zweierteams aufteilen?“, kam der Vorschlag von Vanessas Schwester. Als sie die begeisterten Augen ihrer  Lehrerin regestrierte lehnte sie sich zuverstlich in ihren  Stuhl zurück, ehe sie  aufsprang und dabei ihren Stuhl umwarf. „Los, losl, los! Schnappt euch schnell irgendeinen Partner und dann auf ins Lehrerzimmer“, schrie Verena  als sie zu  rechten Seite des Raumes hetzte um sich an der leicht zu hebenden Bodenplatte zuschaffen zu machen.
„Die Platte ist gelöst!“, kreischte Verena, schnappte sich Laura und sprang runter ins Lehrerzimmer. „Es ist nicht tief! Kommt schon, das schafft ihr!“, versuchte sie leicht verzweifelt  den Rest zu motivieren, ehe ein Schüler über den beiden aufauchte. „Wir hörten Schüsse auf den Flur und die Tür geht auf!“, informierte er knapp.
„Überlegt nicht und sprigt endlich! Laura und ich versuchen in den Keller zu gelangen um euch einen Fluchtweg zu ermöglichen. Ich sagte doch immer, dass diese Kuppel nicht sicher ist, aber niemand hat auf mich gheört“, entschied Verena entschlossen und ließ den Schüler zurück. „Auf geht es Laura.“
„Wie kannst du nur so egoistisch sein? Die anderen kämpfen da oben um ihr Leben“, erinerte sie ihre Mitschülerin streng, was diese kurz innehalten ließ.
„Du hast ja Recht“, seuftze sie. „Ich habe wohl überregaiert und nicht richtig nachgdacht vorhin, entschuldige!“
Mit diesen Worten rannte Verena zurück zur oberen Öffnung. „Hört mich noch jemand? Irgendjemand? Bitte antworte! Schnell!“
Tatsächlich erschien ein wohl männnlicher Kopf über der Öffnung. „Danke, dass du mir verraten hast, wo der Rest der Klasse zu finden ist, nämlich ihr beide.“
Verena  fing an zu schreien. „Tue den anderen nichts, sonst wird es dir und eurer gemeien Organisation schlecht gehen“, drohte sie erbost und gab Laura  ein Handzeichen. „Ich werde mit ihm verhandeln und nach oben steigen. Er soll die Klasse in Ruhe lassen. Ich werde das schon schaffen, gehe du in der Zwischenzeit zum Direktorat und setzte unsere Frau Theobald über die neusten Infomationen in Kentniss.“
Laura stimmte zu, wenn auch wohl schweren Herzens. „Du hast wohl Recht! Sei bitte vorsichtig“, bat sie, ehe sie das geschützte Lehrerzimmer verließ, wo keine Lehrer anzutreffen waren,versuchten sie ihre Klasse zu beschützen oder hatten einige sogar die Flucht ergriffen?
Verena wand sich dem Unbekannten zu und stieg mit seiner Hilfe nach oben. Ein Danke sparte sie sich und sah zu ihrer Klasse, welche auf ihren Stühlen festsitzen. Frau Kirsch-Bruns saß auf ihrem Stuhl am Lehrerpult und konnte sich anscheinend nicht befreien so wie der Rest im Raum.
„Was wollt ihr von uns?“, knurrte Verena wütend und funkelte  den jungen Mann vor ihr  zornig an.
„Der Rest eurer Schule sowie das Heim sind unversehrt geblieben, das müsst ihr uns  glauben. Aber hier befinden sich einige Auserwählte unter euch, die ich zu gerne eleminieren möchte. Auftrag vom obersten Befehlshaber“, fügte er hinzu.
„Was ist mit den anderen Klassen?“, fragte Verena weiter. „Diese befindne sich wohl auf den Schulhof und werden von einingen Organisationsmitglieder streng bewacht. Vertraut uns bitte, ihnen wird kein Leid geschen.“
„Das hoffe ich für euch!“, meldete sich Fynn und versuchte sich von dem Stuhl zu befreien, leider ohne vielversprechenden Erfolg.
„Die Auserwählten aus den Weg zu räumen, nun, das werdet ihr unmöglich vollbringen könen, weil Gottschalk euch zuvor kommen wird“, grinste Verena ihrer Aussage mehr als sicher.
Ein Schnauben kam von ihrem Gegenüber. „Das werden wir ja noch sehen. Aber nun zu Wichtigeren: Wer will als Erstes meine Macht zu spüren bekommen, denn ich wurde als engster Vertrauuter unseres Chefes mit speziellen Fäähhigkeiten ausgestattet.“
Verena ging auf den Mann zu und schlug ihn mit ihrer Faust ins Gesicht, nachdem die seine schwarz umfärbt wurde und zum Gegenschlag ausholte. Doch Verena konnte diesen ablocken, indem sie ein unsichtbares Schutzschild zu ihrem eigenen Erstaunen um sich herum erscheinen ließ.
„Nicht zu glauben“, flüsterte sie und sprang geschickt auf einen der Tische. „Das kann nicht sein. Meine Berührung hätte dich stark verletzen sollen“, rief der verblüffte Mann.
„Hat sie aber nicht“, schmunzelte Verena und berührte ihren guten Freund Fynn sachte an der Schulter und wie durch ein Wunder konnte er sich befreien. „Danke. Soll ich veruschen die anderen zu befreien?“
„Nett, dass du dich nützlich machen willst, aber ich glaube, diese Gabe ist nur mir gegeben, wenn ich überhaupt ine der Auserwählten bin“, meinte sie vorsichtig. „Doch du kannst runter laufen um zu sehen wie Laura mit der Berichterstattung bei Frau Theobald vorankommt und ihr wohlmöglich helfend unter die Arme greifen“, schlug Verena vor, während sie weitere Schüler von dem Bannzauber befreite.
„Du Auserwählte mit besnderen Kräften, wir werden dich sowie deine anderen begabten Leute schon noch bekommen. Aber heute habt ihr gewonnen, ich muss nun zurück zu meinem Boss. Oh je, er wird nicht gerade über die jetztige Entwicklung erfreut sein“, verabschiedetete sich das treue Mitglied und verschwand nach draußen. Wenig später folgte Fynn im sicheren Abstand um zur Direktorin zu gelangen. In der Zwischenzeit befreite Verena die restlichen Gefangenen. „Danke Verena, aber ich muss euch alle loben! Ihr habt euch heute alle von eurer besten Seite gezeigt. Eure Teamfähigkeit werde ich alle mit einer „Sehr gut“ bewerten!“, lobte die stolze Elke Kirsch-Bruns.
Verena blickte abwesend auf ihre Hand und öffnete und schloss diese. „Schutzschiilde erstellen und andere befreien, welch wundervolle Gabe“, flüsterte sie. „Ich bin endlich etwas Besonders“, hattte sie doch immerzu im Schatten ihrer Schwester gestanden, was sich seit dem heutigen Tag entschieden geändert hatte.
Es klopfte und Fynn und Laura betraten erleichtert den Klassenraum. „Fynn hat mir erzählt, was sich hier zugetragen hatte, echt abgefahren von dir Verena uns alle zu retten! Ich hätte dies wohl nicht gekonnt“, meinte Laura, wohingegen Verena mit dem Kopf schüttelte. „Diese Sache mit meinen Fähigkeitn kann ich gar nicht so richtig glauben, aber jeder von uns hat heute wirklich großen Mut beweisen. Wie geht es Frau Theobald und den anderen Klassen?“, erkundigte sich Verena ehrlich interessiert.
„Der geht es gut und sie war froh, dass ich ihr Bericht erstatten gekommen bin“, erzählte Laura stolz. Endlich kam das Matheass aus sich heraus und das gefile wohl nicht nur Verena, sondern auch Elke, die zufrieden lächelte. „Den restlichen Klassen geht es auch gut. Wir trafen alle wohlauf auf den Schulhof an. Das Mitglied, welches hier oben war, hat tatsächlich Wort gehalten und niemand wurde verletzt. Aber was hatten die Schüsse vorhin nur zu bedeuten, bevor das Mitglied uns gefangenham?“, fragte Fynn, der Lauras Bericht fortgeführt hatte.
„Wohlmöglich nur Angst- beziehungsweise Panikmache“, spekulierte Elke wild . „Wir können nur Vermutungen anstellen. Was wird nun mit dem Loch in der Kuppel passieren?“
Verna zuckte mit den Schultern. „Frau Theobald wird wohl für dessen Schließung sorgen“, mutmaßte sie nur und sah zu Laura, die kräftig nickte. „So wird es wohl auch sein. Den Unterricht fortzuführen erscheint mir nicht mehr angebracht, nach der ganzen Aufregung“, entschied Elke.
„Geben Sie uns frei?“, fragte die gesamte Klasse wie im Chor, woraufhin die Beamtin erleichtert nickte. „Ichh gehe runter ins Lehrerzimmer um die neusten Infomationen zu erhalten. Diesbezüglich werde ich euch natürlich morgen umgehend infomieren, falls ich etwas Neues erfahre und nun genießt diesen glücklichen Tag“, verabschiedete Elke die Klasse.
Verena verließ danach sofort den Klassenraum und ging die Treppen herunter, wo sie an deren Ende von Frau Theobald abgefangen wurde.
„Hallo Verena, es freut, dass es euch allen gut geht und  weißt du inzwischen eigentlich wie es Vivienne sowie deiner Schwester geht?“, erkundigte sich diese bei ihrer Schülerin.
Diese zuckte nur hiflos mit den Schultern. „Nein, dies weiß ich leider noch nicht. Frau Kirsch-Bruns hat uns freigegeben und ich wollte nun ins  Heim um dies zu überprüfen.“
Die Direktorin nickte. „Sehr gut, vielen Dank. Gibst du mir bitte umgehend Bescheid, sofern du davon etwas Neues hörst?“
Nun stimmte Verena diesem Vorschlag zu. „Gerne.Aber ich muss jetzt los“, entschuldigtete sie sich und ging an der großen Frau vorbei.
Schnell verließ sie das Schulgebäude und sah zum ersten Mal das Loch in der großen Kuppel. „Vanessa, wo bist du nur?“, fragte sie sich selbst im Stillen.
Ihre Arme wurden plötzlich von hinten festgehalten und das Mädchen wollte schreien, brachte aber keinen Ton hervor.
Mit letzter Kraft drehte sie sich um und ihre Gesichtszüge erstarrten. „Colin Tunner!“

Kapitel 4.

 

Louis-Braille Schule Lebach

 

Joie saß wie betäubt auf seinem Stuhl in der Klasse.Noch immer nicht konte er das gerade Erlebte begreifen. Was war da eben gerade passiert? Die „Shadows“ hatten es tatsächlich nach über zehn Jahren missglückten Versuchen geschafft die Kupppel nicht nur anzugreifen, sondern auch noch stark zu beschädigen. Würde Frau Theobald jemanden dazu zur Verantwortung ziehen? Möglich wäre es. Nachdenklich stand der Junge von seinem Stuhl auf. Er war als Einziger noch in der Klasse geblieben, weil die anderen nachdem ihr Lehrer ihnen frei gegeben hatte, schleunigst das Weite gesucht hatten.
Joie nahm sein orangenes Schreibheft für Deutsch von seinem Tisch und las konzentriert den soeben verfassten Eintrag über einen schweren Schicksalsschlag, welcher ein Prominenter erlebt hatte. Natürlich dachte er zuerst an Thomas Gottschalk, doch er verwarf diese Idee gleich wieder, weil ihm ein ganz anderer Gedanke in den Sinn gekommen war, nämlich, dass er, sofern er von Gottschalk auserwählt werden würde, ebenfalls zu einem Promineten zählen würde, über den bald die ganze Wet sprach, vorausgesetzt die Gruppe schaffte es überhaupt, die Erde vor der Bedrohung der beiden finsteren Brüder noch zu retten. Wenn er nicht weiter daran glaubte, würde sich diese Form von Frieden nie erfüllen, den er sich sowie die restlichen Bewohner sehnlichst erhofften.
Wer würde denn noch zu den Auserwählten zählen und besaßen diese wohlmöglich spezielle, übernatürliche Fähigkeiten, falls ja, welche Kraft schlummert in ihn? Dies würde er hoffentlich bald schon herausgefunden haben.
Die Schulklingel schreckte ihn aus seinen Gedanken und er verstaute sein Heft sowie sein Mäppchen in seinen Rucksack, bevor er die Klasse verließ.
Vivienne und er wollten ja weiter darüber beraten, was jetzt zu tun sei, wollten sie doch Gottschalk bei seiner Suche hilfsbereit entgegenkommen, ihn unterstützen, wo es nur ging.Also ging er zu dem Klassenraum der Genannten und klopfte. Wahrscheinlich würde niemand mehr da sein, weil es ja soeben geklingelt hatte und die Schüler entweder im Heim zu Mittag aßen oder nach Hause gefahren sind. Er klopfte. Als er keine Antwort erhielt, öffnete er die Tür einen Spaltbreit und wie der Schüler schon erwartet hatte, war niemand mehr anzutreffen,also schloss er die Tür wieder leise und ging die Treppe hinunter, um ins Heim zu gehen. Sein Magen lechzte schon nach Hunger.  Nach dieser Aufregung heute Morgen auch kein Wunder.
Joie öffnete die gläserne Doppeltür und sah sich den großen Riß der Kuppel erneut an, waren ja alle Klassen, außer die Kirsch-Bruns Klasse nach draußen beordert wurden, damit vereinzelte Mitglieder der Gruppierung diese bewachen konnte. Aber geschehen war niemand gott sei Dank etwas.
Aus dem Augenwinkel, als er so den Hof überquerte erhaschte er einen flüchtigen  Blick auf Vanessas Zwillingsschwester, die wohl sehr ungehlten mit einem ihm unbekanten Mann sprach.
Joie ging jedoch  weiter, wollte er sich nicht einmischen, in Angelegenheiten, die ihn sowieso nichts angingen, bis ihm eine vertraute Stimme aus seinen Gedanken riß, nämlich die von seinem guten Freund Fynn, der die Kirsch-Bruns Klasse besucht.
„Joie! Ich bin so froh, dass es dir gut geht!“, brachte der ältere Junge seine grenzenlose Freude zum Ausdruck, weshalb Joie leicht schmunzeln musste.
„Ich bin auch froh. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh. Habt ihr jetzt auch frei bekommen?“, fragte Joie, woraufhin Fynn kräftig nickte.
„Dachte ich mir schon. Von den Lerhern zu verlangen, auf diese Weise noch den Unterricht fortzuführen grenze an ein Wunder.“
„Ja, genau. Frau Kirsch- Bruns besitzt gute Stahlnerven, aber das war wohl selbst für sie zu viel. Für uns alle“, sagte Fynn ehrlich..
Joie sah seinen Freund an. Er verhielt sich so merkwürdig.Was war nur oben in ihrer Klasse passiert? „Fynn, du weißt, dass du, mit allem was dich bedrückt zu mir kommen kannst und ich gebe dir jetzt die Möglichkeit dazu. Also irgendetwas ist da oben doch vorgefallen.“
Fynn seuftze schwer. „Du hast ja Recht. Ein Mitglied, angeblich der engste Vertraute des Chefs wollte die Auserwählten der Klasse vernichten. Doch Verena stellte sich ihm entgegen, mutig wie sie nun mal ist.“
Joie hob verdutzt die Augenbraue hoch. „Tatsächlich? Aber wie? Verena ist ein ganz normales Mädchen, so wie wir auch.“
Fynn lachte lauthals los. „Nein. Man muss schon selber dabeigewesen sein, um es zu verstehen. Ich kann es ja auch nicht nachvollziehen.“
„Moment mal, also ist sie doch nicht so normal, wie wir bisher immer angenommen haben?“, wollte sich der Jüngere vergewissern. Sein Hunger war nun komplett vergessen.
Sein Freund nickte. „Oh ja. Sie konnte ein Schutzschild um sich errichten und die gesamte Klasse sowie Frau Kirsch-Bruns nur mit einer leichten Berührung von dem Zauber lösen, den das Organisationsmitglied auf uns hetzte, damit wir uns nicht mehr von unseren Plätzen bewegen konnten. Ich frage mich, woher Verena nur diese Kräfte hat. Wurden sie ihr vererbt oder war es nur pures Glück? Aber daran glaube nicht selbst mal ich.“
Voller Unglauben hörte Joie Fynn zu. Nicht zu fassen, was da oben passiert war. „Was wäre, wenn Verena eine Auserwählte wäre und von Gottschalk gefunden wird? Und sagte der Typ von der Organisation nicht, dass noch mehr von dieser Sorte in eurer Klasse waren? Stell dir nur mal vor du und ich kämpfen gemeinsam mit den anderen tapfer gegen die Schrecken!“
Fynn grinste leicht. „Das wäre schon irgendwie toll, da stimme ich dir zu. Aber es würde auch gefährlich werden. Welche magischen Fähigkeiten wir nur erhalten würden?“
Joie machte große Augen. „Ich wüsste nicht, was auf mich zutreffen würde. Wo ist Verena? Ich habe sie vorhin hier auf den Pausenhof noch mit einem mir fremden Mann sprechen sehen, dann können wir sie fragen!“
Daraufhin blickten siich beide suchend um. „Sie ist weg“, entfuhr es Fynn.
„Vielleicht ist sie nur weggegangen“, grübelte Joie fieberhaft. „Aber eigentich bin ich ja auf der Suche nach Vivienne, mit der ich mich beratschlagen wollte, was wir wegen dem Angriff auf Gottschalk unternehmen wollen.“
Fynn zuckte mit den Achseln. „Leider habe ich sie nicht mehr seitdem sie wütend die Klasse verlasen hat nicht mehr zu Gesicht bekommen.“
„Warum hat sie überhaupt die Klasse verlassen? Vielleicht wegen der Nervösität bei der Mathearbeit?“,mutmaßte Joie wild.
„Nein, einfach ganz schlicht wegen Vanessa, welche heute Morgen gar nicht erst erschienen ist“, fuhr Fynn fort.
„Jetzt weiß ich es wieder. Vivienne wollte wohl ins Heim um Vanessa und Meggy aufzuhalten, weil beide wegen Vanessas momentaner Verhaltensweise einen Pyschologen aufsuchen wollten.“
„Nun, worauf warten wir dann noch? Lass uns nicht hier rumstehen wie zwei Blöde, sondern lass uns handeln. Auf zum Heim!“, meinte Joie entschieden und ging vor.
Doch Fynn blieb unschlüssig stehen. „Da hinten ist ja Erkan. Tut mir leid Joie. Aber du wirst das auch alleine hinkriegen und die beiden Mädchen finden. Ich glaube fest an dich und vertraue dir in dieser Sache voll und ganz. Erkan!“, rief er und lief auf ihn zu.
Joie schüttelte leise lachend den Kopf. „Oh Fynn, immer wieder für eine Überraschung gut. Aber jetzt zählt es!“
Er atmete tief durch und setzte sich in Bewegung, aber als er vor diesem stehenblieb traute er seinen Augen nicht. Vor ihm ersteckte sich ein durchsichtiges schwarzes Schutzschild, was ih ein Durchkommen unmöglich machte.
„Was soll das denn  jetzt?“, knurrte er etwas ungehalten. Was ist, wenn Vanessa und Vivienne sich dort drin, im Inneren in Gefahr befinden und schutzlos Doom oder Light ausgeliefert wären? Unvorstellbar!
Jemand musste handeln und diese Gelegenheit bot sich einfach für Joie an, sein Können unter Beweis zu stellen.
Von hinten näherten sich ihm Schritte. Joie schluckte und drehte sich um und rannte in den Mann hinein.
„Immer langsam, mein Guter“, lachte Herr Biehl, der EDV, Sport- sowie auch seit neustem der Vertrauenslehrer der Schule. „Warum hast du es denn so eilig?“
„Herr Biehl! Habe gar nicht mit Ihrem Auftauchen gerechnet. Aber um zu ihrer Frage zurückzukommen, ich will Vanessa und Vivienne aus dem Heim befreien, weil dieses von einem merkwürdigen Schutzschild umgeben ist“, erklärte der Schüler seinem absoluten Lieblingslehrer.
„Verstehe. Ich hatte heute frei, wollte aber nur mal nach dem Rechten sehen. Die Nachrichten sind voll von dem Angriff der „Shadows“, welche sich glücklicherweise zurückgezogen haben. Eines Tages werden wir sie schon noch zurückschlagen.“
„Ja, davon bin ich ebenfalls fest überzeugt. Wollen Sie mir vielleicht helfen in das Gebäude zu gelangen? Nicht, dass Doom und Light Vivi und Vanessa ernsthaft bedrohen“, zog der Junge in Erwägung und blickte den Mann hilfesuchend an.
„Du kannst auf mich zählen“, versicherte der Lehrer und sah sich die hölzerne Tür des Heims intensiver an. „Lass mich da mal überlegen, wie wir da geschicktesten vorgehen könnten! Irgendwie müssen wir doch da rein gelangen können.“
„Ja, fragt sich nur wie!“, murmelte Joie und legte nachdenklich seine Stirn in Falten.
Der Lerher näherte sich vorsichtig der Tür und fasste sie kurzerhand an, ohne an die möglichen Konsequenzen zu denken. „Nein!“, keuchte er und eine schwarze Kugel umschloss ihn.
„Herr Biehl!“, kreischte Joie und wich erschrocken einige Schritte zurück. Was ist da nur passiert? Vielleicht war jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen um zu handeln.
Er atmete tief durch und ging auf den gefangenen Lehrer zu und fasste die Kugel an. Doch nichts passierte, rein gar nichts.
„Keine Sorge, halten Sie durch!“, rief Joie und hob seine beiden Hände hoch um die Kugel zu umfassen. „Wäre Verena doch jetzt hier.. sie könnte Herr Biehl bestimmt befreien, aber was kann ich schon tun?“
Der Junge packe die Kugel und schloss seine Augen. „Was? Diese Bilder...“, flüsterte er und sah vor seinem inneren Auge, wie Vanessa und Vivienne in der Gefangenschaft waren. Wo waren sie bloß?
Augenblicklich öffnete er wieder die Augen und Her Biehl war frei, sein Gefägnis  verschwand und er packte den Schüler an der Hand, um ihn in Sicherheit zu bringen.
„Danke dir Joie! Was hätte ich nur ohne dich gemacht?“, meinte der Lehrer erleichtert und blickte zu der Tür, welche immer noch von einem merkwürdigen schwarz-lilafarbenen Schleier umgeben war.
Joie nickte nur abwesend und konzentrierte sich erneut. Die Augen wieder geschlossen sah er die selben Leute, die Thomas gestern angegriffen hatten, wie sie Vivienne und Vanessa streng zu bewachen schienen.  Das würde bedeuten, dass sich beide bei Doom befanden. „Wir müssen sie retten!“
Dieter Biehl schluckte. „Ich weiß, aber es führt nun leider  kein  einziger Weg an diesem Kraftfeld vorbei“, musste er einsehen.
„Das meine ich doch gar nicht! Ich kann wohl kurz kurze Ereignisse hellsehen. Vanessa und Vivienne schweben in großer Gefahr. Sie sind bei Dooom in Gefangenschaft!“, erklärte Joie schnell.
„Das ist ja furchtbar. Wie kommen wir in diese Hölle zu diesem furchtbaren Tyrann und befreien die beiden Mädchen?“, dachte Dieter laut nach.
„Ich weiß es nicht.. aber ich habe also auch eine besondere Begabung genauso wie Verena, die Menschen durch ihre bloße Berührung befreien, wenn sie unter einem Zauber stehen sowie Schutzschilde um sich herum errichten kann. Verena ist eine Auserwählte und dann bin ich wohl auch einer!“, freute sich der junge Schüler und umarmte  den Lehrer überglücklich.
„Schön, dass du dich so freust. Ich habe ganz vergessen, dass ich jetzt ins Lehrerzimmer muss zu einer wichtigen Besprechung. Bis bald“, verabschiedetete sich der Herr von Joie und ließ ihn einfach stehen.
„Tut mir sehr leid, dass ich dir nicht mehr weiterhelfen kann!“, rief Dieter noch. Joie winkte lässig ab. „Kein Problem. Sie haben mir sowie schon genug geholfen und dafür danke ich Ihnen!“, rief Joie lachend und sah wieder zu dem Tor.
„Ich habe keine andere Wahl, also los“, sagte Joie zu sich selbst und ging auf die Tür zu, welche er sogleich auch berührte. Diese öffnete sich und das Kraftfeld verschwand.
„Endlich“, jubelte er und betrat das Gebäude, wo er keinen festen Boden mehr unter den Füßen hatte und in die bodenlose Tiefe stürzte.
Gähende Leere umfing ihn. „Das darf nicht wahr sein!“, knurrte Joie erbost, ehe ihn eine Lichtquelle anleuchtete.
„Wer bist du?“

Kapitel 5.

 

Straßenbahn von Lebach nach New Ecco 

 

Bastian ließ sich erschöpft auf den noch einzigen freien Sitz der ohnehin schon maßlos überfüllten  Straßenbahn fallen.
Durch seinen Schülerausweis konnte Verkehrsmittel benutzen. “Endlich bin ich diesem makabaren Schauspiel entkommen“, flüsterte er heilfroh zu sich selber. Wie konnte mann denn bitte so dumm sein und ein Loch in das Herz ihrer geliebten Stadt schießen? Er musste sich korrigieren, denn dies war nicht mehr seine geliebte Stadt, wo seine Freunde ihn herzlich empfingen und er sein Leben in vollen Zügen genießen konnte. Dies war sie schon längst nicht mehr. Nichts in seinem bisherigen Leben hatte ihn weitergebracht, rein gar nichts. Seine Eltern hatten ihn sets Disziplin und Durchhaltevermögen eingeschärft,welches er nur zu gern nutzte.
Er lehnte sich in seinen Sitz zurück. Es war gewiss nicht einfach, sich so ein Leben aufzubauen, wie er es nun hatte, aber er hat das Beste daraus gemacht, wie man sehen konnte. Sein Zuhause war nicht im Heim, wo viele seiner Klassenkameraden untergebracht waren. Er lebte in einen dreckigen, heruntergekommenen Viertel, in der Nähe Lebachs. Der Junge wollte sich nur ungern auf das selbe kümmerliche Niveau der anderen im Heim lebenden Schüler herabsetzen, dafür war er viel zu stolz sowie auch eitel. Obwohl er sich manchmal insgeheim nach Geborgenheit  und Sicherheit sehnte. Sein Tag, der nicht die Schulzeit betraf bestand entweder daraus seine Haut in etlichen Auseinandersetzung mit rivalisierenden Gruppen zu retten oder den endlosen Versuchen sich zum Anführer  seiner Gruppe zu etablieren. Ab und zu beneidetete er die Schüler im Heim, die jederzeit in den netten Betreuern einen Ansprechpartner finden konnten. Vertrauenspersonen fand Basti auch in der Schule, doch er fand, diese beiden Formen waren nicht ein und dasselbe. Doch seine Art, dass er machen konnte was er wollte wollte er auch nicht missen wollen.
Seine Gedanken schweiften immerzu zu dem Angriff der sich heute in aller Früh  ereignet hatte. Dieser hatte es ihn ermöglicht sich früher als geplant auf den Weg nach Hause zu machen, worüber er relativ froh war. Frau Kirsch-Bruns war wirklich eine gute Seele. Auch die neuen bisher unbekannten Fähigkeiten von seiner Mitschülerin Verena hatten ihn sehr beeidnruckt, ohne es jedoch öffentlich zuzugeben. Sie war anscheinend eine der Auserwählten, die Gottschalk suchte. Basti freute sich ehrlich für sie. Ob in ihn auch solche Talente schlummerten? Er würde auf jeden Fall Doom und Light in die Schranken weisen und alles dafür tun, die Erde zu retten.
Bald würde er seine Haltestelle erreicht und aussteigen müssen, doch bis dahin war noch ein kleines  bisschen Zeit.
Die Sache mit Vanessa und Vivienne beschäftigte ihn ebenfalls. Wo waren die beiden Mädchen nur? Vorallem um seine gute Freundin Vanessa sorgte er sich mehr, als er es eigentlich sollte. Kamen da etwa bisher verborgen gehaltene Gefühle ans Tageslicht? Diese ließen den Jungen leicht schaudern. Er war doch sonst nicht so einfühlsam und verfügte über Zuneigung zu anderen Menschen. Aber was soll´s?
Bastian beobachtete nachdem er seinen Gedankengang beendet hatte die anderen Fahrgäste. Eine ältere Frau, die gegenüber von ihm saß las hochkonzentriert eine Zeitung. Er versuchte einen kleinen Blick auf die Titelseite zu werfen und erschrak leicht: „Gestrige „Wetten, dass?“ Sendung ein voller Erfolg“ Das konnte doch nie im Leben stimmen. Die Dame faltete die Lektüre zusammen und legte sie auf den nun frei werdenen Sitz neben sich, weil ein kleiner Junge aufstand und zu der Tür ging um auszusteigen.
Bastian nutzte die Gunst der Stunde und nahm sich die Zeitung einfach. „Ich darf doch, oder?“, fragte er so höflich, wie er konnte, woraufhin die Frau zustimmend lächelte. „Nur zu junger Mann. Schön, wenn die jungen Leute sich durch Zeitungen bilden wollen.“ „Danke“, bedankte sich der Schüler und vertiefte sich ganz und gar in den Artikel, der auf der Titelseite prangte.
Als er so las, schüttelte er immer wieder vor lauter Unglauben den Kopf. Wer hat diesen Artikel nur geschrieben? Da stimmte doch so mal überhaupt gar  nichts.
„Was ist denn los?“, fragte die Dame und Basti stand auf, nahm seinen Rucksack vom Boden hoch und ging auf die gegenüberliegende Seite, wo er sich neben die Dame setzte.
„Dieser Artikel über die gestrige Sendung.. das stimmt leider  nicht. Es war einfach nur schrecklich was da los war“, begann Bastian vorsichtig um die anscheinend ganz andere Meinung der Dame nicht völlig zu zerstören, aber was Basti gestern gesehen hatte, entsprach nicht dem hier vorliegenen Bericht.
„Ich habe diesen Artikel verfasst, denn schließlich arbeite ich für die Zeitung. Ich war bei der Sendung gestern live dabei“, verteidigtete sich die Frau höflich, aber dennoch sehr bestimmend. Sie beharrte voll und ganz auf ihre Ansicht.
„Aber Gottschalk wurde heftig angegriffen. Ich habe es doch mit eigenen Augen gesehen und Sie dann wohl auch, wenn sie bei der Sendung anwesen waren! Da kommt mir eine Idee: Wer hat denn Thomas schwer verletzt?“, fragte Basti grinsend.
„Das weiß ich nicht! Es ist gestern Abend nichts passiert. Die Sendung lief ganz normal weiter. Warte..“, hielt die Frau inne und nahm ihr Handy aus ihrer kleinen Handtsche. Sie suchte das gewünschte Video und hielt es Basti unter die Nase. „Sehen Sie selber!“
Basti sah aufmerksam auf den kleinen Bildschirm und schluckte hart. Was hatten er und einige Schüler seiner Klasse und sogar ein paar Lehrer gestern da nur gesehen? Plötzlich kam ihm eine logische Erklärung: Sahen vielleicht nur die Auserwählten, was wirklich passiert war?
Thomas erzählte gerade von der Suche nach den Auserwählten und bat anschließend den ersten Wettpaten auf seine Couch. Bastian spielte kurz zurück. Wurde da nicht gerade etwas geschnitten und eingefügt?
„Was sagen Sie dazu?“, riß ihm die Stimme der Frau aus seinen trüben Gedanken und Basti blickte in ihr lachendes Gesicht. Er fand an der ganzen Situation rein gar nichts witzig.
„Meine Meinung wollen Sie nicht ernsthaft wissen.., aber ich muss jetzt gehen. Danke für das Video“, meinte Basti nur, gab der verdutzten Frau ihr Handy zurück, stand auf, schulterte sich seinen Rucksack und behielt die Zeitung einfach.
„Nichts zu danken“, grinste die Frau und sah zu wie Basti an der Haltestelle ausstieg.
„Merkwürdige Frau, aber irgendwie hat sie ja auch Recht, irgendetwas stimmt hier nicht. Gottschalk würde uns niemals etwas vorspielen“, dachte Basti und überquerte  die Straße.
Er sah in den woklenverhangegen Himmel. Das Wetter fing seine omentan herrschende Stimmung sehr gut ein. Er holte sein Hand aus der Seitentasche seines Rucksackes um seinen Freund Joel anzurufen.
„Hi Joel, ich habe etwas Unglaubliches erfahren..“, begann er schnell, ehe ihn der Schüler bereits zuvorkam: „Ich weiß,glaube ich, was du mir  sagen möchtest. Du hast die Zeitung „News aus der Welt“ auch gelesen? Das mit Gottschalk ist ja der helle Wahnsinn!“, rief Joel aus.
„Ja, genau dies, wollte ich dir berichten. Wir müssen etwas dagegen tun und zwar schnell!“, schrie Basti fast vor Aufregung in das Mobiltelefon.
„Wie denn?“, kam es nur von Joel seufzend. Wahrscheinlich rollte er wieder mit den Augen, denn dies tat er immer, wenn ihn etwas Sorgen bereitete. Dies konnte Basti sich relativ gut vorstellen in diesem Moment.
„Ich weiß es noch nicht. Ich habe nur durch puren Zufall von der Zeitung erfahren, als eine ältere Dame mir diese in der Straßenbahn gab. Sie ist Reporterin und hat diesen Artikel verfasst. Außerdem zeigte sie mir ihre aufgezeichnetete Version der Sendung, welche sich leider nicht mit der deckt, die wir wohl alle gesehen haben und da kam mir der Verdacht, dass nur die Auserwählten sehen konnten, was wirklich passiert ist und für die anderen die Zeit normal weiterlief“, erklärte der Schüler den Jungen am anderen Ende.
„Kannst du zu uns kommen oder musst du dich mal wieder innerhalb deiner Gang behaupten, weil du ja unbedingt deren Führer sein willst“, murrte Joel.
„Nein, nein. Ich mache mich auf den Weg, warte, da hinten steht ja Frau Krautkrämer. Ich frage sie, ob sie mich schnell zur Schule zurückfahren kann“, informierte Basti Joel über sein weiteres Vorgehen,ehe er auflegte.
Dann packte er sein Handy weg und ging auf seine frühere Klassenlehrerin zu. „Hallo Frau Krautkrämer“, begrüßte er sie freundlich.
„Oh, hallo Bastian. Mit dir habe ich hier gar nicht gerechnet in dieser schönen Gegend“, lachte die Lehrerin.
Bastian grinste. Dort wo er wirklich wohnte,wusste niemand, außer ein paar Vertraute und dazu gehörte Frau Krautkrämer definitiv nicht, denn sie hatte der Klase früher ganz schön übel mitgespielt. Sein Zuhause lag tief versteckt  hinter diesem Viertel.
„Was wolltest du denn von mir?“, fragte die Frau vor ihm interesiert. Ob sie wirklich nur so tata wie sie immer nur spielte oder war ihre Frage aufrichtig gemeint? Darüber war sich Basti unklar.
„Ach, ich wollte Sie fragen, ob Sie mich vielleicht zurück zur Schule fahren können, mit der Straßenbahn dauert das doch immer ewig“, erklärte Basti und versuchte die Wahrheit auszusprechen.
Die Frau vor ihm nickte. „Natürlich kann ich das! Folge mir bitte, aber warum musst du denn noch in die Schule? Ich habe von dem schrecklichen Vorfall gehört, den Angriff auf die Schule wie überaus schrecklich!“
„Ich weiß. Leider habe ich etwas sehr Wichtiges in der Schule vergesen und brauche es, um die Hausuafgabe für morgen fertig zu machen. Wo waren Sie denn heute? Nicht in der Schule nehme ich an, denn ich habe Sie heute nicht gesehen?“, fragte Basti.
„Verstehe, ich musste heute kurzfristig für eine gute Freundin von mir einspringen, weil sie heute nicht ihre Klasse unterrichten konnte“, erklärte die Beamtin und ging zu ihrem Auto.
„Hat Ihnen das Frau Theobald etwa erlaubt, so kurzfristig?“, hakte der Schüler nach und setzte sich auf den Beifahrersitz.
Die Frau nickte, während sie den Wagen startete und schwungvoll auf die Straße zurücksetzte. Der Junge kräuselte seine Stirn. Irgendwie konnte er der Sache, was Frau Krautkrämer heute angeblich tata irgendwie keinen Glauben schenken.
Nach einer Viertelstunde kamen sie an der Schule an, genauergesagt auf den Schulhof, wo Frau Krautkrämer Basti rausließ. Dieser stieg aus. „Danke sehr“, bedankte er sich  höflich und ging auf das Schulgebäude zu.
Joel erwartete ihn bereits. „Schön, dass du kommen konntest.“
„Jetzt bin ich ja hier, aber mir kam ein Verdacht: Wie kann diese Frau seelenruhig als Mensch in der Straßenbahn sitzen, wo doch alle Anwesenden in Diener Doooms verwandelt worden? Sie müsste doch in der Hölle sein oder halt hier uf der Erde um die Auserwählten vielleicht auszuspionieren, aber dann doch in ihrer merkwürdigen Gestalt? Niemand außer Thomas wurde verschont“, meinte Bastian.
„Dieser Gedankengang kam mir ebenfalls“, erklärte Joel und ging die Treppen nach oben. „Ich brauche einen Computer, denn ich will mir diese ominöse Aufzeichnung der Sendung zu gerne ansehen.“
Bastian folgte ihm ohne Wiederworte.“Da bin ich ja mal gespannt, wie du es finden wirst.“
Beide betraten ihren Klassenraum, wo jeder Tisch mit einem Computer ausgestattet war. Joel setzte sich an seinem Platz und schaltete ihn an.
„Warum hat die Schule überhaupt noch auf?“, fragte Bastian sich und starrte auf den sich erhellenden Bildschirm, als er sich neben Joel setzte.
„Die Lehrer diskutieren unten wohl immer noch wegen dem heutigen Erlebnis“, mutmaßte der Schüler und suchte bereits schon nach dem Video.
„Interessant. Frau Krautkrämer ist heute ja nicht erschienen, weil sie ja eine Freundin in deren Klasse vertreten musste, in einer anderen Schule versteht sich“, berichtete Bastian.
Joel hob verdutzt die Augenbrauen. „Frau Krautkrämer ist eine dumme Ziege. Du weißt ja hoffentlich noch zu gut, wie sie früher  drauf war und daran hat sich auch  nichts geändert, leder.“
„Ich weiß. Hast du was gefunden?“, fragte Basti, ehe Joel ein Video anklickte und beide dieses auf sich wirken ließen.
„Das ist ja alles ganz schön bizarr“, flüsterte Joel und stand auf. „Ich muss jetzt leider gehen, habe die Zeit aus den Augen verloren.. Wenn ich zu spät ins Heim komme bekomme ich mächtig Ärger, bis später. Wir können ja schreiben. Würdest du bitte so nett sein und meinen Computer ausschalten?“, bat Joel, stand auf und verließ den Raum.
Basti blickte grübelnd auf das Video, ehe er den Computer herunterfahren ließ. „Diese Frau“, murmelte er und spürte plötzlich einen Luftzug. „Mhm?“, verdutzt drehte er sich um und blickte in das dämonische Gesicht der Reporterin.
„Hallo du Auserwählter!“, grinste sie und stürzte sich auf den Jungen.
„Lass mich!“, schrie er und versuchte gegen die übermenschliche Kraft der Frau anzukommen.
„Ich gebe niemals auf!“

Kapitel 6.

 

Im Hause der Familie Ötzbyl

 

Erkan und seine ältere Schwester Aylin waren in Erkans Zimmer und verfolgten aufmerksamer als je zuvor die gerade laufende Nachrichtensendung.
„Wie schrecklich“, entfuhr es Erkan und drückte seine Schwester  fest an sich, die trotz des Altersunterschieds kleiner war als ihr Bruder.
Der Nachrihtensprecher sah mitfühlend in die Kamera. „Versuchen Sie Ruhe zu bewahren. Thomas Gottschalk wird die Auserwählten bald gefunden haben, da bin ich mir sicher und dann steht der Rettung unserer Welt nichts mehr im Weg. Vor knapp einer Viertelstunde wurde ein Armutsviertel in New Ecco hochgejagt. Alle Bewohner starben. Wer für diese Anschläge verantwortlich ist, können wir Ihnen  noch nicht sagen. Auch die Kupel über der Louis-Braille-Schule wurde heute stark in Mitleidenschaft gezogen. Für diese Tat ist die uns allenbekannte Organisation „Shadows“ zur Verantwortung zu ziehen. Die örtliche Polozei fahndet derweil nach den Tätern und jetzt kommen wir noch zum Wetter“
Aylin schaltete den Fernseher aus. „Das ist doch nur dummes Geschwätz. Diese „Shadows“ können nicht gefunden werden, aber dafür die Auserwählten.“
Erkan nickte zuversichtlich. „Da hast du Recht Schwester, aber ich glaube fest daran, dass die „Shadows“ auch ihre gerechte Strafe bekommen werden.“
„Ach Bruder, die Gerechtigkeit wurde doch vor gut zehn Jahren abgeschafft. Niemand glaubt mehr an Gerechtigkeit, außer vielleicht die Auserwählten und Gottschalk“, erwiderte Aylin.
„Auch da muss ich dir wieder Recht geben“, nickte Erkan und stand auf. „Was wollen wir jetzt machen? Ich will nur ungern die ganze Zeit untätig im Zimmer sitzen und nichts tun, während da draußen vielleicht unsere Hilfe benötigt wird.“
Aylin erhob sich von dem Bett ihres Bruders. „Ich bin dabei, auf mich kannst du zählen!“
„Das dachte ich mir“, meinte ihr Bruder und verließ sein Zimmer, dicht geflogt von seiner Schwester, die es kaum erwarten konnte etwas zu bewirken.
Alin ging die Treppe hinunter die in den Flur führte. „Tschüs Mama, wir sind nochmal kurz draußen!“, rief Aylin, aber sie erhielt keine Antwort.
„Wir hätten doch gehört, wenn sie das Haus vor uns verlssen hätte“, fand Aylin. Die ganze Welt kam ihr komisch vor und wahrscheinlich auch Erkan.
„Definitiv, komm gehen wir einfach. Ich will sehen, was da draußen los ist. Joel hat mir eine SMS geschrieben, habe ich ja ganz vergessen dir davon zu erzählen“, erinnerte er sich als er die Haustür hinter sich schloss, ehe er das Haus mit Aylin verlassen hatte.
„Ich höre“, machte Aylin nur. Mit welcher Belanglosigkeit hatte Joel ihren Bruder schon wieder vollgetextet? Eigentlich wollte sie es jar gar nicht wissen, aber was tut man nicht alles für den Frieden unter Geschwistern?
„Gut, alos, Joel berichtete mir, dass Bastian von einer Repoterin, die gestern bei Gottschalk im Puplikum saß, eine Zeitung bekam, wo die Ereignisse ganz anders verlaufen sind wie es für uns den Anschein hatte. Er vermutete, dass nur die Auserwählten sehen konnten, was wirklich passiert ist.“
„Dann würden wir ja auch zu den Auserwählten zählen und vielleicht so Kräfte in uns versteckt halten wie es bei Veren heute Morgen der Fall war“, meinte Aylin und ging neben Erkan auf den Bürgersteig entlang.
„Das wäre doch cool, wenn du in dieser Hinsicht Recht hättest“, grinste Erkan und zog seine Schwester schnell in eine kleine Seitengasse.
„Was soll das? Lass mich los!“, zischte Aylin erbost über die in ihren Augen unsinnige Handhabung ihres Bruders.
„Sei bitte leise“, ermhante dieser seine Schwester und drängte sie hinter einem grünen Müllcontainer um  Schutz zu suchen.  Anschließend rannte aus der Gasse und blickte sich suchend um, ehe er in eine bestimmte Richtung blickte und dann auch dorthinlief.
„Erkan!“, schrie Aylin wütend und verließ ihr sicheres Versteck um ihren Buder zu folgen. Manchmal kam der echt auf die tollsten Ideen, ehe sie eine kleine Explosion erschreckte und sie ein an einer Hauswand angebrachtes Stahlrohr zu fassen bekam und daran hochkletterte um sich so schnell wie möglich erneut  in Sicherheit zu bringen.
„Erkan!“, brüllte sie wieder, als sie auf dem Dach angelangt, sich aufgerichtet und umgedreht hatte um nach ihrem Bruder Ausschau zu halten. Wo steckt er bloß?
Erneut ertönte eine ohrenbetäubende Explosion und Aylin sah sogar brennende Menschen. Es gab bestimmt auch Tote und schwer Verletzte, hoffentlich war Erkan nicht dabei, denn ihre Untätigkeit würde sie sich dann nie mehr verzeihen!
Sie musste ihn suchen gehen, und niemals würde dieses Unterfangen gelingen, wenn sie hier oben auf den Dach blieb, also ging sie zu dem Stahlrohr an der Hauswand und kletterte dieses herab auf den sicheren Boden zurück.
„Wo bist du nur?“, kreischte sie am Ende ihrer Kräfte und ihr traten die Tränen in die Augen. Ihre Eltern waren ja auch unauffindbar. Sie wollte nicht in ihre ganze Familie verlieren und dies nur wegen eines unnötigen Krieges!
Sie beschleunigte ihre kurzen Schritte und schlug wohl den Weg ein, den Erkan auch einschlagen wollte. Sie wollte ihn unbedingt finden.
„Aylin!“, hörte sie eine Stimme und drehte sich angestrengt atmend  um.
Auf den Boden vor ihr lag ihr Bruder mit  wahrscheinlich derselben Wunde die Gottschalk nun besaß. „Was ist pasiert?“
„Da war Light. Er hat mir diese Wunde verpasst“, erklärte Erkan leise und versuchte sich aufzusetzen.
„Ruhe, wir werden dich  zu einem Arzt bringen  und dann werden wir “ Weiter kam Aylin nicht, von hinten traf sie ein Hieb und sie wurde auf den Boden geschleudert.

 

Im Hause der Familie Schatz 

 

„Joel,  ganz New Ecco wurde vor einer guten halben Stunde den Erdboben gleichgemacht. Das ist doch furchtbar, denkst du Bastian lebt noch?“, fragte Sarah ihren älteren Bruder Joel.
„Ja, ich habe ihn zuletzt in unserer Klasse gesehen wo er über die „Wetten, dass?“ Sendung recherchieren wollte. Innnerhalb so kurzer Zeit kann er nicht nach New Ecco gelangt sein und du sagst, dass die ganze Stadt jetzt nichts weiter mehr als eine alte Ruine aus Trümmern?“, vergewisserte  sich Joel und sah immer wieder auf sein Handy. Erkan wollte einfach nicht auf seine Nachricht antworten. Vermutlich hatte er einfach nicht die Zeit dazu, fand Joel.
Sarah drehte sich in ihrem Korbstuhl hin und her. „Verena ist ja eine der Auserwählten, denkst du, dass werden wir auch sein? Weil wir den Angriff von Doom auf Gottschalk ja quasi live mitverfolgt haben?“
Joel verschränkte die Arme vor der Brust. Er gab ihr einfach  keine Antwort, was er öfter tat  und stand wortlos auf.
„Könntest du bitte so nett sein, und mir vielleicht eine Antwort auf meine soeben gestellte Frage geben?“, verlangte Sarah und erhob sich aus dem Stuhl.
Joel seuftze schwer. „New Ecco war wohl erst der Anfang der Anschläge“ Dann verließ Joel das Zimmer seiner jüngeren Schwester.
„Du hast aber nicht auf meine Frage geantwortet!“, empört das Mädchen sich und folgte ihren Bruder erbost.
„Na und?“, knurrte Joel, der den Satz Sarahs durchaus mitbekommen hatte und verließ einfach so das Haus.
Sarah, die auf der Türschwelle stehenblieb sah sich nach Unterstützung in Form ihrer Eltern um, doch ohne den gewünschten Erfolg.
„Mama, Papa?“, rief sie laut in das Wohnzimmer, jedoch ohne die geringste Reaktion.Wo mögen ihre beiden Elternteile  denn nur abgeblieben sein?
Seufzend schritt sie auf die Haustür zu und öffnete diese. Sie wollte Joel auf gar keinen Fall da draußen alleine lassen. Es geschahen zurzeit so viele schreckliche Dinge auf dieser Welt.Wenn er umkam, würde sie sich das niemals verzeihen! Doch glücklicherweise war ihr Bruder so nett um neben ihren Haus anscheinend auf sie  zu warten.
„Ich wusste, dass du kommen wirst!“, grinste er und setzte sich in Bewegung.
„Tja, deine Schwester lässt dich nie in Stich, oh Gott! Da vorne!“, kriesch Sarah und rannte auf einen am Boden liegenden Jugendlichen zu, welchen sie beim näheren Betrachten als Erkan identifizierte.
„Erkan!“, schrie Joel   entsetzt   und folgte sogleich  seiner Schwester.
„Was ist passiert?“, fragten die beiden Geschwister wie im Chror.
„Ich habe nur ein paar Kratzer abbbekommen, also nicht so eine Wunde wie Gottschalk“, brachte er mühsam hervor und versuchte sich langsam aufzurichten.
„Wir helfen dir!“, sagte Joel bestimmt und ging auf die eine Seite von Erkan. „Ab mit dir ins Krankenhaus!“
Sarah verstand und positonierte sich auf der anderen Seite ihres Freundes um ihn gemeinsam mit der Hilfe ihres Bruders hochzuheben.
„Das müsst ihr doch nicht machen“, meinte Erkan ernst und blickte sich suchend um. Auf die Frage von Joel, was er dennn so verzweifelt suche, knurrte Erkan kurz gequält, weil die Schmerzen ihn wohl mehr zusetzten, als er zugeben wollte.
„Du scheinst Schmerzen zu haben“, stellte Sarah besorgt  fest und die beiden gingen mit den Erkan in der Mitte langsam zum Krankenhaus, welches Gott sei Dank nicht weit weg lag.
„Jetzt sag schon, wen suchst du so verzweifelt?“, wiederholte Joel seine eben schon gestellte Frage, diesmal aber etwas genervter als vorher.
Erkan sah abwechselnd zwischen Sarah und Joel hin und her. „Könnnt ihr euch das nicht denken?“, meinte er etwas bissig, als sie die Eingangshalle passierten und vor dem Empfangstresen stehenblieben.
„Ich hab es: Aylin.. aber was ist euch denn passiert?“, erkundigte sich Joel ehrlich interessiert.
Erkan seuftze erneut. Diese Schmerzen brachten ihn allmählich aber sich um. „Wir sind vor einer Explosion geflüchtete und bevor Aylin mir helfen konnte, um mich zu einem Arzt zu bringen wurde sie von hinten bewusstlos geschlagen, von wem, nun, dies ist mir  leider noch gänzlich unklar.“
Sarah schien zu verstehen und sah zu der Frau hinter den Tresen, die beschäftigt in ihren Computer tippte, ohne den verletzten Erkan zu bemerken.
„Hallo?“, brachte dieser mit zusammengepressten Lippen  mühsam leise hervor. Joel und Sarah konnten ihn nur mit ganz viel Mühe verstehen.
Die Frau hatte Erkans Versuch auf sich aufmerksam zu machen nicht registriert und sah auf ihr Geschriebenes.
„Wir haben hier einen Verletzten“, versuchte es Joel nun nach Erkans erfolglosen Bemühungen erneut.
Die Frau am Tresen blickte tatsächlich auf. „Was wollt ihr denn so spät noch hier und wo sind eure Eltern?“, schnauzte sie die drei  Schüler an.
„Jetzt hören Sie uns mal bitte kurz zu: Unser Freund hier ist schwerverletzt worden und benötigt dringend medizinische Hilfe“, erklärte Sarah die Situation, woraufhin die Frau seelenruhig in ihren Papieren nachschaute.
„Der Arzt kommt gleich“, murmelte sie und ein groß gewachsener Mann trat durch die Tür, der finserte Ähnlichkeiten mit Doom hatte.
„Wie heißt du denn?“, fragte er unschuldig und Erkan blieb die Sprache weg. Auch die anderen beiden wussten nicht, wie sie auf dessen Auftreten reagieren sollten.
„Erkan, endlich bist du hier! Ich habe schon uf dich gewartete“, lacte der Arzt.
„Sie kennen schon den Namen des Patienten?“, rief Joel entsetzt. „Ja“, war das Einzige, was Sarah ihren Bruder beipflichten konnte.
„Ich kenne euch alle, euch Auserwählte. Gottschalk wird seine Mission nie erfüllen!“, grinste der Doktor und enthüllte sein wahres Gesicht. Es handelte sich tatsächlich um den Teufel Doom.
„Joel, Sarah? Tut mir einen Gefallen und holt Hilfe! Ich werde schon zurecht-“ Bevor Erkan seinen Satz zuende bringen konnte wurde er vom Teufel in die tiefe Bewusstlosigkeit geschickt.
Sarah und Joel sahen sich an, bevor beide aus dem Krankenhaus flüchteten.
„Unsere Flucht war ganz schön feige. Erkan steckt in ernsthafte Schwierigkeiten und nicht nur er! Vanessa, Vivienne, wir alle eigentlich!“, schrie Sarah.
Joel strich ihr beruhigend über den Kopf. „Wiir kriegen das schon hin, keine Sorge, sofern wir überhaupt zu den Auserwählten zählen“, murmelte er und sah hinter sich.
„Sarah!“, schrie ihr Bruder und warf sich schützend über diese um sie vor dem Angriff von der am Tresen sitzenden Frau zu retten.
„Ihr habt keine Chance, ihr zwei Geschwister!“, hallte deren laute  Stimme über die vereinsamte Straße.

Kapitel 7.

 

Louis-Braille-Schule Lebach

 

Fynn verabscheute Überstunden wie die Pest, die er wegen seines unmöglichen Verhltesn in der Klasse gemeinsam mit Frau Kirsch-Bruns als seine Aufpasserin absitzen musste und dies nur, weil er ein klein wenig zu laut im Schulgebäude rumgelaufen und somit die wichtige Konferenz der Lehrer massiv gestört hatte.
Die aufsichtsführende Lehrerin Elke Kirsch-Bruns beobachtete ihn konzentriert mit ihren Argusuagen, damit sich Fynn keine weiteren Fehler mehr erlaubte, denn dies wäre sehr fatal für ihn und würde heftige Konsequenze mit sich bringen, an die der junge Schüler gar nicht erst dachte.
Zu sehr waren seine Gedanken von den Erlebnissen eingenommen, die sich vor Kurzem ereignet hatten oder auch noch ereignen werden? Was die Zukunft mit sich bringt kann ja schließlich keiner sagen, oder etwa doch?
Mi verschränkten Armen saß der Schüler auf seinen Stuhl und starrte aus den Fenster.
Würde wieder ein Angriff der allseits gefürchteten „Shadows“ erfolgen, falls ja, würde dieser schlimmer und auch heftiger sein als der vorangegangene? Fynn konnte nur das Schlimmste hoffen.
Er rieb sich die Schläfen, das war viel, selbst für die Lehrer und da konnte er deren Handhabung gegenüber ihn sogar ein bisschen verstehen.
Verdient hatte er diese Strafe des Nachsitzen allerdings auch nicht so war jedenfalls seine Meinung der ganzen Sache gegenüber.
„Fynn?“, schreckte ihm die Stimme seiner Klassenlehrerin aus seinen tiefen Gedanken. Er nickte dieser nur zu, nachdem er seinen Blick von dem grandiosen Anblick welcher ihm das Fenster bot abgewendet hatte und stattdessen seine Lehrerin fest ansah.
„Was gibt es denn Frau Kirsch-Bruns?“, erkundigte er sich interessiert, was nicht sehr überzeugend klang. Immerhin versuchte er so viel Interess gegenüber seiner Lehrerin zu zeigen, wie es ihm eben möglich war.
„Hiermit entlasse ich dich. Du kannst früher gehen“, lächelte sie und erhob sich von ihrem Platz hinter den Pult.
Fynn schaute sie verdattert an. „Wie kommen Sie zu dieser Entscheidung? Ich habe die bedeutende Konfernz mit meinem  unmöglichen Verhalten massiv gestört“, erinnerte er die Frau daran, welche nickte.
„Ja dies ist mir weiterhin auch sehr bewusst und das war auch nicht gerade eine Glanzleistung, doch ich habe einen an dich adressierten Briieferhalten um den du dich dringend kümmern solltest.“
Fynn stand nun auch auf und ging an das Pult der Lehrerin, welche ihm einen tatsächlich einen Brief mit seiner Anschrift gab.
„Was ist das für ein Brief und wer hat ihn diesen gegeben?“, sprudelten nur so die Fragen aus dem Mund des Schülers.
„Über den Inhalt und auch über dessen Verfasser kann ich dir leider keinerlei Auskunft geben. Ich habe den Brief zufällig gefunden auf dem Schulhof, wenn ich ihn dir nicht ausgehändigt hätte, wer weiß, was dann passiert wäre“, erklärte ihm seine Lehrerin.
„Dann sag ich mal nett Danke, auch wenn ich nicht weiß, was dieser Brief für mich bereithalten und auch, was dies alles nur zu bedeuten hat“, verabschiedete  sich Fynn und verließ die Klasse, ging die Treppe runter geradewegs auf den Schulhof um sich dort auf eine der vielen Bänke zu setzen. Er atmete noch einmal tief durch und öffnete dann mit zittrigen Fingern den Brief, gespannt darauf, wer den Brief verfasst hatte und was er mit der Nachricht zu tun hatte.
Der Briefbogen bestand aus weißen reinen Papier.. Dem Jungen blieb fast das Herz stehen, als er die Zeilen las und diese sich langsam in seinem Gedächtnis einbrannte und er jene wohl nie wieder vergessen würde.
„Das gibt es nicht!“, lachte er und ballte die Faust zur Hand. „Das ist ja der absolute Wahnsinn, der Hammer! Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn ich wirklich-“
„Genug gedacht!“, schnauzte eine ihm fremde Stimme vor ihm und der glückliche Junge sah auf. „Wer unterbricht da meine grenzenlose Freude?“, knurrte Fynn und erhob sich von der Bank, ehe ihm auch schon der Brief weggerissen wurde.
„Hey! Was soll das denn?“, schrie er  den sehr männlich klingenden Fremden vor ihn an, welcher lachte.  Fynn wollte diesen Typen liebend gerne mit seinen Fäusten zeigen wo es lannging, ehe der Brief in dessen Händen einfach Feuer fing.
Der Schüler wich erschrokcen zurück. „Verdammt!“ Mit diesem Ausruf wollte der Junge erneut ins Schulgebäude flüchten, doch der Mann hielt ihn mit einem Bannzauber auf. Verena hätte diese Blockade nur mühelos durch eine leichte Berührung aufheben können. Aber sie war seit dem Angriff der „Shadows“ nicht mehr auffindbar gewesen von niemanden.
„Lass mich gehen!“, knurrte Fynn wütend und veruscht sich zu befreien. Bei seinem vergeben Versuch fiel er auf die Knie und der Mann stand nun vor ihm. Er hob ihm am Kragen seines T-Shirts hoch.
„Jetzt hör mir mal zu Fynn Wambach: Bald wird es für dich zu spät sein. Wenn du keine Anstalten machst und ruhig sowie besonnen mit mir mitkommst wird dir rein gar nichts geschehen“, erklärte der Mann.
Fynn überlegte lange. „Wohin bringst du mich?“, wollte der Schhüler in Erfahrung bringen.
„Och, das wirst du noch früh genug erfahhren. Ich will dir doch nicht die ganze Überraschung nehmen!“ , grinste der Mann.
„Das ich nicht lache, wie witzig, wo gehen wir jetzt hn?“, wiederholte Fynn hartnäckig wie er eben war seine soeben gestellte Frage.
Der Mann knurrte etwas ungehalten und schloss seine Augen, wobei Fynn seine Besinnung verlor.
„Du bist ein Witz, genauso wie der Rest der Auserwählten und deren Sucher Gottschalk“, meinte der Mann, der zuvor die Gestalt eines Menschen angenommen hatte und nun wieder ein Teufel war.   Er blickte sich nach allen Seiten um, um sich zu vergewissern, dass auch wirklich niemand diese Szene die sich soeben abgespielt hatte mitbekommen hatte und verschwand mit dem  bewusstlosen Jungen in die Hölle, wo sein Bruder Doom schon auf ihn warten würde mit seinem versprochenen Kanidaten.
Fynn stand von seinem Platz auf. „Sehr schön, wenn man Doppelgänger von sich erschaffen kann. Das ist meine Fähigkeit. Light weiß nicht, dass er die exakte Kopie von mir gerade gefangengenommen hat“, freute sich der Schüler und verließ den Computerraum der Schule, wo er alles genau durch die Augen seines anderen Ichs genaustens beobachten konnte.
„Doom und Light werden dafür bezahlen, was sie uns allen da antun!“, schwor er sich und las erneut den Brief, welchen ihn Gottschalk geschickt hatte, dort hatt er ihn darüber infomiert, wie er seine Fähigkeiten einsetzten konnte. Woher wusste der Mann das bloß? Dies würde Fynn noch herausfinden und verließ das Schulgebäude, als ihm ein elektisches Netz umfing und ihn auf den harten Boden beförderte, von diesem er sich vergeblich aufzurappeln schien. War man ihm etwa auf die Schliche gekommen anhand des Doppelgängers? Wenn dem so war hatte er überhaupt nichts mehr in der Hand was sein weiteres Schicksal betraf und diesen Umstand bedauerte der Junge sehr. Es machte ihn mehr zu schaffen, als er zugeben wollte.
Vorschrifstmäßig wie immer schaltete er den Computer aus, löschte das Licht und verließ den Raum, ehe ihm im Gang die Seketärin Frau Kleßen entgegenkam.
„Fynn, schön, dass ich dich noch finde. Hättest du kurz Zeit? Die Direktorin wartet  in ihrem Direktoriat auf dich, weil sie in einer kniffligen Angelegenheit deine Hilfe benötigt“, infomierte diese ihn und Fynn nickte.
Also führte ihm sein nächster Weg geradewegs in die Höhle des Löwen mit der drängene Frage warum sie seine Unterstützung wollte. Aber wenn er Frau Theobald nicht aufsuchte, würde er dies niemals erfahren.
Mit einem sehr mulmigen Gefühl in der Magengrube steuerte auf die Tür zu, völlig ahnungslos was ihm dort, dahinter, in dem Inneren des Raume serwarten würde.
War es vielleicht eine weitere Strafe für sein Störn der Konferenz? Oder hatte Frau Theobald herausgefunden, dass seine Lehrerin Frau Kirsch-Bruns ihn früher aus seinem Nachsitzen entlassen hatte? Er hante das Schlimmste, ehe er sich dazudurchrrang und seine zur Faust geballten Hand erhob um sein Eintreten zu verkünden.
Voller Unbehagen wünscht er sich das dumpfe „Herein“ der Direktorin noch hinauszögern zu können, doch dem ist nicht so. Gut gleaunt ertönt ihre dumpfe Stimme durch die noch geschlossene Tür, was dem Jungen einen Schauder über den Rücken laufen lässt. Vorischtig drückt er die Türklinge herunter und betritt das spährlich eingerichtete Zimmer der Chefin.
„Schön, dass du da bist. Setz  dich doch ruhig“, lächelte die Frau und bot Fynn einen Sitzplatz gegenüber von ihr  an, welchen dieser dankend annham.
Als er endlich saß schlug er die Beine untereinander und harrte der Dinge entgegen, die da gleich über ihn hereinbrechen würden.
„Frau Kleßen hatte mich eben informiert, dass sie wohl meine Hilfe benötigen, aber ich frage mich natürlich warum und warum ausgerechnet meine Hilfe? Wo ich doch die Konferenz gestört habe und Frau Kirsch-Bruns mich früher-“ Er schlug sich erschrocken die Hände vor dem Mund. Das wollte er doch gar nicht sagen, doch in seiner Aufregung kam ihm dieser Satz über die Lippen geschlüpft.
„Kein Grund zur Beunruhigung Fynn. Frau Kirsch- Bruns hat mir von deiner vorzeitigen Entlassung erzählt sowie von dem Brief den du erhalten hast oder vielmehr den dein Doppelgänger gelesen hat. Deine Klassenlehrerin und ich haben dich heimlich im Computerraum beobachtete, wo du über deinen Doppelgänger aufmerksam gewacht hast. Über den Inhalt des Briefes sind wir ebenfalls nun bestens infomiert. Wir rechnene es dir nicht als Fehler an, was du getan hast, denn wegen dieser gewieften Idee verdienst du auch kene weitere Schmach  wegen einem vorzeitigen Aufheben deiner mehr als nur gerechten  Strafe. Ich bin deiner Lehrerin überhaupt nicht böse, dass sie dich vorzeitig in die Freiheit entlassen hat. Es war sogar gut, denn ohne dein Auftauchen deines anderen Ichs wärst du jetzt in den Fängen von Light und Doom“, erlüterte Frau Theobald das Kommen Fynns, welcher nickte. Er schien zu verstehen.
„Es war eigentlich ganz einfach: Ih musste mich nur konzentrieren und als Light hinter mir stand den Platz mit meinen anderen Ich tauschen. Ob ich auch kurrzeitig Doppelgänger von anderen Menschen erschaffen kann wird sich noch zeigen. Aber ich hoffe es, so kann ich den anderen die  inzwischen in der Gewalt von Doom sind helfen zu fliehen. Ich wünsche es mir so sehr, dass es vielleicht doch noch klappen kann“, lächelte Fynn und sah der Frau tief in die Augen. Sie schien sich wirklich Sorgen über die anderen Auserwählten zu machen und sie wusste wohl, was jettzt zu tun warr.
„Was wollen Sie von mir? Was soll ich tun? Etwa die anderen befreien?“, fragte Fynn aufgeregt. Frau Theobald nickte. „Versuche mit deine Doppelgänger in Kontakt zu treten, allerdings ohne einen Computer oder andere technische Hilfsmittel  und dann sollte es dir gelingen mit ihm den Platz zu tauschen. Wahrscheinlich kannst du nur so die anderen befreien“, erklärte die Direktorin ernst.
Fynn ging tief in sich und schloss die Augen. „Es muss einfach klappfen, sonst sind wir verloren“, murmelte er und öffnete seine Augen. „s klappt nicht.. aber ich glaube auch nicht, dass alle der Auserwählten in Gefangenschaft sind, das kann einfach nicht sein!“, versuchte der Schüler sich zu rechtfertigen.
„Das kann durchaus sein, ja, in der Tat“, pflichtete ihm die Schuleiterin bei, ehe ihr Blick sorgenvoll in die Ferne schweifte.
„Thomas muss euch so schnell wie möglich finden, du weißt ja, was euch blüht, wenn er es nicht schafft“, erinnerte sie den Schüler daran.
„Aber wie konnte er mir dann den Brief schicken, wo drin stand wie ich meine Kräfte aktivieren und einsetzen kann?“, fragte Fynn ratlos.
Die Direktorin sah ihn ebenfalls verstädnislos an. „Ich weiß es nicht, vielleicht war es auch gar nicht und jemand anderes ist der Absender davon?“
„Möglich“, meinte Fynn dazu nur.
„Oder warte mal kurz: Vielleicht schickte Doom oder Light dir diesen Brief, denn sie wollen wohl eure Fähigkeiten in in ihren Besitz bringen“, vermutete Frau Thobald.
„Vielleicht“, stimmte Fynn der Frau zu. Dann stand er auf. „Danke für Ihr Gespräch. Es hat mir weitergeholfen und ich dachte schon, dass ich Ärger bekommen wegen der Störung der Sitzung.“
Frau Theobald lächelte. „Nein, nein, wo denkst du hin? Was gedenkst du nun zu tun?“
Fynn wandte sich der Tür zu und öffnete diese. „Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht.“
Die Tür wurde von außen geöffnet und ein Polizist stand davor. „Ich bitte Sie mit mir zu gehen, Fynn Wambach, denn Sie sind verhaftet wegen Tötung des Bürgermeisters.“
Fynn wich geschockt zurück. „Das kann nichht sein.. oder Doom hat sich kurzzeitig in den Bürgermeister verwandelt und-“
Frau Theobald konnte nichts tun, als hiflos mitanzusehen wie ihr Schüler vor ihren Augen abgeführt wurde.
„Frau Theobald. Thomas muss uns finden!“, rief Fynn, ehe er das Gebäude gewaltsam verlassen musste.

Kapitel 8.

 

In den Tiefen der Hölle

 

Der von allen gefürchtete Herrscher Doom saß auf seinem Thron im Thronsaal, welchem nur tiefe Dunkelheit umgab. Zwei rotglühende bedrohlichdreinblickende  Augenpaare waren das Einzige Sichtbare im gesamten Raum. Ungeduldig trommelten die behandschuhten Finger auf die Lehne seiner Sitzgelegenheit. Diese elende Warterei ödete ihn an. Wo blieb nur sein Bruder mit dem versprochenen Auserwählten, den er den Garaus machen wollte. Er sollte leiden wie der Rest seiner Freunde und dieser Menschling Gottschalk ebenso.
Die beiden Tore des Saals schwungen auf und sein Bruder kam herein mit einem Bewusstlosen. Light ging zügigien Schrittes zu seinem Bruder und verbeugte sich. Doom hatte die höchste Position innen  und Light war sozusagen der zweite Herrscher, was ihm aber unter den treuen Dienern ebensoviel Respekt einbrachte wie dem ersten, obersten Herrscher.
„Wie ich sehe hast du einen guten Fang für mich gemacht“, lobte Doom seinen Bruder und dieser lächelte breit. „Gewiss Bruder, obwohl sich dieser Auserwählte sehr gewehr hat. Ich habe ihm einen Brief entrissen, den er wohl von einem berühmten Menschling bekommen hat, wo drin stand, dass er einen der Auserwählte ist. Aber ich konnte dieses Schriftstück verbrennen, wechselte einige wenige Worte mit unserem neuen Gefangenen und schickte ihn in die Bewusstlosigkeit. Fynn Wambach wird bald keine Welt mehr retten können“, erklärte Light  was sich in Kürze zugetragen hatte, wobei er ein kräftiges Nicken seiten seines Bruders erntete.
„Sehr schön! Gute Arbeit! Meine Diener waren in der Zeit deiner nun doch erfolgreichen Suche, zu der ich ja so meine Zweifel hegte, ebenfalls nicht untätig gewesen. Sie plünderten einige  kleine Städte aus, jagten vereinzelte Gebiete hoch wo viele Menschlinge draufgingen, was mein Herz sehr erfreut und das kannst du mir glauben. Auch der Angriff der Organisation „Shadows“ unter unserer Führung war ein voller Erfolg. Colin Tunner möchte weiterhin mit uns zusammenarbeiten, was ich sehr gut finde. Bevor diese dummen Leute ihre beschädigte Kuppel repariert haben werden wir die Schule sowie das Heim und die Kuppel vollends den Erdboden gleich gemacht haben. Das Heim ist ja schon unter unserer Kontrolle.“
Light horchte aufmerksam den Ausführungen seines Bruders. Die Sache lief wirklich sehr gut. Bald würde die Welt Geschichte sein, da war er sich sehr sicher. „Wieviele Auserwählte haben wir jetzt schon in unserer Gewalt?“
Doom rieb sich nachdenklich die Stirn. „Lass mich kurz überlegen: Da wäre Vivienne, die sich zurzeit im Gefängnis aufhält, Verena, die Schwester der Vanessa wurde uns von Colin Tunner ausgeliefert, sie befindet sich ebenfalls in Gefangenschaft, aber natürlich in einer anderen Zelle als Vivienne. Beide wissen nicht das die jeweils andere auch hier ist, aber weiter im Text: Joie ist anscheinend im Keller des Heims, was er da macht wissen  unsere Späher noch nicht, die die Auserwählte beobachten. Bastian kämpfte gegen unsere Spionin, die in den Körper der Repoterin Rose Weh gegangen ist um diesen zu besetzen. Beide befinden sich nun in einer Zwischendiemnsion und führten ihren Kampf weiter, weil die Klasse gleich darauf von Fynn und Elke Kirsch-Bruns betreten wurde wo Fynn sein Nachsitzen ableisten musste. Erkan wurde von mir persönlich abgeholt und ist nun ebenfalls gefangen. Seine ältere Schwester Aylin ist wohl bei einer Expolsion ums Leben gekommen, nachdem ein Diener von uns sie angegriffen hat. Die beiden Geschwister Sarah und Joel wurden von einem Dämon, der die Gestalt einer Krankenschwester die an der Anmeldung gearbeit hat besetzt um die beiden zu besiegen.  Fynn haben wir ja jetzt ebenfalls in unserer Gewalt. Beate Krautkrämer hat angefragt ob sie für uns arbeiten darf. Ich habe ihrer Anfrage zugestimmt genauso wie der der Meggy. Beide sind nun auf der Suche nach Dieter Biehl und Elke Kirsch- Bruns um sie zu töten. Die beiden haben wohl Gefühle füreinander entwickelt und befinden sich zurzeit in Elkes Klasse um ihrer Liebe wol nachzugehen. Mehr habe ich nicht zu berichten“, schloss Doom seinen Bericht und Light nickte.
„Es läuft gut. Was ist mit dieser Vanessa und diesem Gottschalk?“, wollte er wissen und sah seinen Bruder stumm an, ehe dieser zu einer Antwort ansetzte: „Vanessa nun ja, sie befand sich gemeinsam mit Vivienne in Gefangenschaft. Sie war die Erste die ich auch noch selber gefangen nehmen konnte doch sie entkam uns, berichtete mir ein Diener, schon seit längerer Zeit sei sie spurlos verschwunden. Wir können uns beim besten Willen nicht erklären wie ihr das gelingen konnte und wo sie sich jetzt aufhält. Um zu Gottschalk zu kommen: Er befindet sich auf der Suche nach den Auserwählten, aber gefunden  hat er noch keinen. Wir wollen ihn noch etwas Zeit geben bevor ihm seine schöne Wunde spüren lassen. Diese wird ihn nämlich böse machen und dann möchte er die Auserwählten ebenfalls am Liebsten ot sehen.“
Dooch, dass sich Thomas von dieser Wunde lösen konnte, wusste bis jetzt noch keiner, nicht einmal er selber.
„Diese Sache mit Vanessa bereitet dir wohl große Sorgen,wenn ich das so richtig deute , Bruder“, meinte Light einfühlsam.
Der Angesprochene nickte ernst. „Ja, aber bringe du Fynn in seine eigene, kleine, private Zelle und ruhe dich aus. Du hast heute gut gearbeitet. Der Tag war lang und sehr ereignisreich“
Light verbeugte sich abermals, trat dan zurück und schleppte den ohnmächtigen Fynn aus dem Sall. Als dessen Türen donnernd zufielen lehnte sich Doom in seinen Thron zurück und schloss die Augen, ehe die Tür erneut aufgestoßen worden und sein bester Mann, sein Beschützer den Saal betrat. Dicht gefolgt von seiner schwarzen Katze Melinda, die ihn jederzeit begleitete. Doom wusste von der besonderen Bindung zwishen den beiden und hatte verorndet, wenn ihr jemand von seinen Dienenr zunahe käme, dass sein Wächter diesen jederzeit töten konnte. Seine schwarze, weite Jeanshose, welche an den Oberschenklen  sowie den Knien leicht einen weißen Farbton annahm,  war in der Dunkelheit die den Saal umgab überhaupt nicht zu erkennnen. Doch Doom besaß  so gute Augen, dass er alles was sich in seinem Raum abspielte sehen konnte, deshalb blieben die weißen Socken seines besten Mannes nicht unbemerkt. Doom verabscheute diese Farbe, doch er ließ seinen Mann alles durchgehen wie seine Airmax, die er jederzeit anhatte und sein für seine Verhältnisse viel zu fröhliches T-Shirt,welches hellgrün mit blauen, wild angeordneten sowie zahlreichen blauen Strifen versehen war. Aber nur vorne. Hinten besaß es zigtausende Flecken der gleichen Farbe. Die dreiviertellangen Ärmel betonten seine starken Oberarme sehr. Seine dunklebraunen Haare, deren Spitzen vorne leicht ins hellblonde übergehen trug er auf der linken Seite anrasiert, wobei man diese noch leicht erahnen konnte. Über sein rechtes, grünbraune Auge erstreckt sich sein sehr gepfelgtes Pony, welches auf das linke Auge fällt. Auf seinen Scheitel standen seine Haare wild in alle möglichen Richtungen ab, was Doom bei ihrer ersten zufälilgen Begegnung recht  amüsant fand. Schließlich enden diese an seinem spitzn Kinn wo sie stufig geschnitten waren.
Seine etwas weitgeöffneten Augen beobachteten das Gesicht seines Herren, welchen er um jeden Preis beschützen wollte.
„Rayen, es freut mich dich zu sehen!“, freute sich Doom aufrichtig. In der Gegenwart seines Beschützers verhielt er sich nicht so zynisch wie sonst. Rayen ging bis zu dem Thron, auf den sein Herr saß und verbeugte sich, wobei seine enganliegend Ohren sich versuchten  aufzurichten. Durch seine leicht rundliche Gestalt rappelte er sich mit leichter Mühe aus der Verbeugung wieder auf. Seine Stupsnase stach bei Rayen defintiv sehr hervor sowie auch seine etwas dickliche aber dafür kräftige Gestalt.
„Es freut mich auch sehr Sie zu sehen. Noch mehr erfreut es mich hne dienen zu können. Ich habe Ihr Gespräch leider vorhin heimlich beluscht. Ich meine dies mit Ihrem Bruder. Diese Auserwählten und der Suche Gottschalk müsen getötet werden. Dürfte ich mich um die Gefangen kümmern?“
Dooms Augen blitzen bei Rayens letzten Satz auf. „Oh ja, tue dies bitte. Suche dir einfach einen aus. Aber du hast Recht. Die Auserwählten und der andere dumme Menschling muss sterben. Wenn der Moderator nämlich seine Mission erfüllt, nachdem er die Auserwählten trainiert hat, sieht es sehr schleht für uns“, gab er zu.
Rayen nickte. „Ich verstehe Eure Sorgen nur allzugut, doch seid Euch sicher, dass ich Euch jederzeit helfen werden und wenn es nötig sein sollte werde ich diese Auserwählten eigenhändig töten!“
Doom grinste. „So gefällst du mir. Also war unser Treffen damalas kein purer Zufall“, meinte Doom.
„Ich glaube nicht an solche Zufälle und Sie?“, fragte Rayen lachend.
Doom lachte laut schallend  auf. „Gewiss nicht.“
Nach ein paar Momenten des Schweigens durchbar der Fürst die Stille: „Wen unserer Gefangenen möchstest du aufsuchen? Aber sei dir sicher, die anderen werden wir auch noch bekommen sowie diesen Sucher!“
Rayen nickte, dennoch sehr unschlüssig, welchen er aufuschen sollte. „Entscheide dich bitte!“, drängte Doom. „Auf mich warten noch eininge Aufgaben heute.“ Das Wort „Bitte“ kam den Herrn der Hölle nur in Gegenwart von Rayen über die Lippen, was dieser sehr schätzte.
„Ich denke Vivi wird es sein“, meinte der Leibwächter, als er etwas um seine Beine fühlte. Er blickte nach unten und erblickte seine Katze Melinda. Etwas erschrocken streichelte er ihr Fell, weil er nie emrkte, dass diesen ihn überallhin folgte, egal wo er hinging oder was er machte.
„Melinda du bist mir ja gefolgt, das habe ich ja gar nicht bemrkt, entschulidge“, meinte der Dunkelbraune und hob die Katze hoch. „Auf Wiedersehen mein Herr“, verbeugte sich Rayen und verließ mit seiner Katze den Saal.
Der Fürst schaute ihm eine Weile scheigend nach. Ohne Zweifel war dies sein bester Mann. Wen würde er sich nur aussuchen? Etwa Erkan, Fynn oder ganz jemand anderes? Doom wusste es nicht, konnte es einfach nicht sagen.
Er stand von seinem Thron auf und tigerte wild im Raum auf und ab. Es musste edlich jemand von den Auserwählten sterben, starb nämich jemand konnte Gottschalk seine Mission vergesen. Was würde  er dann mit dem mickrigen Menschling anfangen? Ihn foltern, töten oder ihn zu einem seiner unsterblichen Diener machen? Darüüber konnte er sich später immernoch Gedanken machen wenn es so weit war.  Zuerstmal musste er einen dieser Auserwählten unschädlich machen. Aber er musste den richtigen Zeitpunkt abwarten um dann in der Ahnungslosigkeit der Auserwählten mit voller Härte  zuzuschlagen.
Ein leichtes Grinsne huschte über sein Gesicht, als er an die Foltermethoden dachte die er den oder der Glücklichen beherrschte und auch die unbeschreibilichen Schmerzen. Doom konnte sehr zuvorkommend  sein, aber auch genauso viel wieder erbarmungslos und brutal. Jeder fürchtete und kannte seine Bestrafungen nur zu gut, körperlich sowie auch seelisch. Es waren höllische Qualen für unbestimmte Zeit. Ungewiss, ob man sich davon jemals wieder erholen konnte.
Doch Dom war dies herzlich egal, er scherte sich nicht um das Wohlergehen anderer Lebewesen, außer natürlich zu seinem Bruder und Rayen. Er war fast wie ein eigener Sohn für ihn, der es verstand ihn zu dienen und ihn bediengungslose Treue zu schwören sowie ihm Schutz zu garantieren. Wenn ihm also etwas passieren würde, egal was, würde Doom den Verursacher seiner eigenen Qualen foltern und ihn für immer an diese Folter erinnern, ohne die Möglichkeit diese jemals zu vergessen oder gar zu sterben. So dann nicht, denn es wäre einfach sich durch Selbstmord aus der Affäre zu ziehen, aber so einfach wollte es Dooom den Mörder dann ja auch nicht machen. Er sollte leiden für das was er getan hat für immer, lebenslänglich! Dafür war ihm Rayen zu wichtig, zu bedeuten, als ihn einfach so sterben zu lassen ohne ihn jemals  gerächt zu haben.Jene Möglichkeit wollte Doom nicht ungenutzt lassen sondern deise ausschöpfen.
Aufgeben war für Doom in dieser auswegslosen  momentanen Situation,in der er sich sowie all seine anderen Diener befanden,  in dieser schweren Zeit keine Option, die er wählen wollte. Unter gar keinen Umständen auch wenn die Angelegnheit noch so verzwickt wird, aber irgendwie würde er das schon schaffen.
Wen der Sucher und die Auserwählten ausgelöscht waren, konnte er die Erde übernhemne und über die dummen, naiven Menschlinge herrschen als König. Sein Bruder würde der zweite Herrscher werden und Rayen. Ja Rayen würde seine Nachfolge antreten, würde Doom abdnaken oder seinen Posten überdrüssig werden. Aber bis dahin war es noch ein langer harter und steininger Weg. Doch der Fürst war ja nicht alleine. Nein, er hatte viele Deiner und seine Wache mit denen nichts schief gehen konnte.
Bald wären alle  Auserwählten in seiner Gewalt und der Sucher Geschichte, an den sich später sowieso keiner mehr erinnenr würde.
Doom setzte sich erneut in seinen Thron, als ihn ein Geräusch aufschrecken ließ.
Konnte das denn  sein?
Im selben Moment wurde die Tür aufgestoßen und eine ihn nur zu vertraute Person betrat den Saal, anscheinend fuchsteufelswild!
„Hallo Vater. Ich bin bereit diese Auserwählten auszulöschen sowie ihre nichtsnutzige Wache.. wie heißt er noch gleich, ach ja Rayen!“
„Du wirst Rayen unangetastet  lassen. Ihr könnt zusammen arbeiten und das ist ein Befehl!“, befahl Doom seinen Sohn, ehe die Illuision verblasste.
Er hatte keinen Sohn und hatte kurzerhand einen kurzzeitig beschworen um nicht mehr alleine zu sein.
Aber er wusste, was er nun machen würde. Es wäre ganz einfach und dafür bräuchte er seinen Wächter Rayen!

 

So^^
Hoffe, auch dieses Kapitel hat euch gefallen.
Rayen ist ein Charakter von FireShadow, danke an dich für das Erfinden und Bereitstellen dieses tollen Charakters!

Im Prolog findet ihr eine Auflistung der Charaktere sowie deren Ersteller.

Kapitel 9.

 

Ruinen von New Ecco

 

Thomas blickte von einem Dach auf die zerstörten Überreste der einst so prunktvollen Stadt. Doom hatte seine Drohung wohl wahr gemacht und schreckte vor nichts zurück und dies hatte den Moderator nicht überrascht. Oberste Pirotität war nun  enndlich die Auserwählten zu finden, bevor  wirklich alles zu spät war. Das Schicksal der Welt und das der Menschen stand auf den Spiel und es lag in seinen Händen  und in denen der Auserwählten dieses zum Guten zu wenden.
„New Ecco, wenn jetzt noch Lebach dran ist, ohne bevor ich die wichtigen Personen gefunden habe gibt es wohl keine Rettung mehr, aber ich werde weitersuchen. Ich bin doch schon so weit gekommen“, rief der Mann erpicht gen Himme und erhob sich von dem Stein, auf den er bis eben noch gesessen hatte. Er  stieg das Dach herunter um sich weiter nach Richtung Lebach zu bewegen. Irgendwann würde er dort sicherlich ankommen, dessen war er sich bewusst. Die Sucherei wurde ihm langsam etwas lästig, doch er wollte und konnte auch nicht aufgeben, denn dafür war die Rettung der Erde einfach zu wichtig.
Sollte er sein Ziel nicht erfüllen können, würde er sich das niemals verzeihen können.
Thomas kramte seine Karte aus seiner Jackentasche und warf einen prüfenden Blick auf diese. Hatte er sich wohlmöglich verlaufen? Er war ja dank seiner Show schon an vielen Orten gewesen, doch diese Gegend war ihm gänzlich unbekannt.
Seufzend blickte er zum wolkenverhangenen Himmel, der seine momentane Stimmung recht passend einfing. Er wusste einfach nicht mehr weiter und dies ließ ihn frustiert zurück, obwohl er ja immer versuchte das Beste aus jeder möglichen  Situation herauszuholen.
„Hoffentlich hat Doom nicht schon die Auserwählten bedroht“, meinte Thomas besorgt  und setzte sich seine Karte wieder sicher verstauend  in Bewegung.
Noch mehr Probleme konnte er momentan echt nicht gebrauchen, aber Doom und dessen Bruder würden sicher noch für jede Menge Ärger sorgen, daran hegte er absolut keinerlei Zweifel.
Ein starker Luftzug unterbrach ihn bei seinem nächsten unvollendeten Gedankengang, als vor sich vor ihm ein helles Leuchten aubreitete, weshalb er die Augen zusammenkneifen musste. Die Intensivität der Helligkeit blendete ihn. Was der Ursprung dieser Quelle war beschäftigte ihn sehr, ehe jene ihn umfasste und den Mann in tiefe Bewusstlosigkeit schickte.


Abschätzend begutachtete der Arzt den bewusstlosen Mann, welchen er aus den Ruinen geborgen und in seine Praxis gebracht hatte. „Das er durch die Helligkeit bewusstlos wurde war genauso auch beabsichtigt gewesen.“
Er bewegte sich gut gestimmt auf eine merkwürdigaussehende Apparatur zu, welche er anschaltete. „Bald wird er nichts mehr zu Lachen haben.“
Um Thomas Kopf herum war eine merkwürdige Kappe angebracht worden, deren Kontrolllämpchen grünlich leuchteten.
Als dieses Leuchten aufhörte setzte sich der Arzt in einen Stuhl und lehnte sich zurück, was sich  nun im Kopf des Mannes abspielte wollte er nur zu gerne sehen. Diese Vorstellung wollte er auf keinen Fall verpassen wollen.
Diese Anordnung wurde ihm vom obersten Meister aufgetragen wurden, eine Gedächtnislöschung hielten beide für äußerst sinnvoll, denn wenn sich der Mann an nichts mehr erinnern konnte war die Suche nach den Auserwählten schneller gescheitert als man jemals für möglich gehalten hätte.
Das Opfer schlug noch ziemlich benommen die Augen auf. „Wo bin ich?“, murmelte er noch sehr abwesend.
Der Arzt drückte einen Knopf an der Maschiene, welche sich automatisch abschaltete, ehe er aufstand um zu seinem Patient zu gehen..
„Leider hatten Sie einen schweren Unfall, deshalb haben wir Sie in unser gutes Krankenhaus gebracht, wenn ich mich da mal unsere Einrichtung loben darf. Sie wurden von einer mir unbekannten Kreatur angegriffen und tragen diese Wunde mit sich“, gestand der Chefarzt und deutete auf Thomas Brust, wo immer noch die Wunde Dooms sichtbar prangte.
Der Angeschlagene  nickte müde und warf dabei einen raschen Blick auf das Namensschild des Arztes. . „Ich kann mich an nichts erinnern, sogar mein Name will mir  einfach nicht einfallen.“
Ehe ihm der Arzt antworten konnte wurde die Tür geöffnet und eine schlanke junge Frau mit Vollmilchschokoladenbraunen langen Haaren mit einem fransigen Pony trat durch diese. Ihre  Kleidung hatte etwas edeles und schickes an sich eigentlich ihre ganze Erscheinung.
Sehr überrascht trafen sich die Blicke von Gottschalk mit den braunen des Mädchens, obwohl sofort eine enge Verbindung zwischen ihnen bestand. Was hatte das nur zu bedeuten? Thomas kramte vergebens in den hintersten Winkel seines Gedächtnisses, doch seine Erinnerungen waren wie weggefegt,  einfach nicht auffindbar.
„Wer sind Sie denn?“, fuhr der Arzt die ihm fremde Person harsch an. Das Mädchen, deren Pony auf den Augenbrauen aufhört, doch an den Seiten ihres Ponys werden ihre Haare länger und die Strähnen hören kurz über den Mund auf, mit dem etwas rundlichen Gesicht versucht nervös eine Strähne hinter ihr leicht abstehendes Ohr zu schieben um sich abzulenken und auch Zeit zu schinden um sich eine zufriedenstellende und glaubhafte Antwort für den Arzt zu überlegen, doch leider klappte dies nicht, weil ihr Haar zu dick sowie auch zu voll ist.
Der Arzt verschränkte angespannt die Arme vor der breiten Brust und wartete auf eine Antwort. „Ich warte“, murrte er nicht gerade über den unerwarteten Besuch begeistert.
Die braunäugige schluckte schwer und sah  hilfesuchend zu dem Mann, wegen dem sie dieses Krankenhaus überhaupt erst betreten hat, denn normalerweise meidet sie diese medizinische Einrichtung, weil jene sie an ihre schrecklichste Erfahrung  ihres Lebens erinnert.
„Ich ähm nun ja..“, fing  sie an zu stammeln und schwitzt leicht vor Aufregung, als Thomas ihr zu Hilfe eilt. „Sie ist meine Enkelin und hat  doch wohl ein Recht darauf ihren Großvater besuchen zu können.“
Der Arzt hob  erstaunt eine seiner buschigen Augenbrauen in die Höhe. „So, so, aber haben Sie denn nicht eben all ihre Erinnerungen verloren, das teilten Sie mir vor dem Eintreffen ihrer Enkelin doch mit, oder habe ich mich da wirklich verhört? Denn selbst ihren eigenen Namen haben Sie ja vergessen, oder irre ich mich da auch?“
Verunsichert  sah  die junge Frau  mit ihren großen runden Augen von einem zum anderen. „Ich bin wirklich seine Enkelin, in dieser Annahme besteht überhaupt kein Zweifel und ich weiß, dass ich außerhalb der Besuchszeiten eingetroffen bin, doch ich wollte meinen letzten noch lebenden Anverwandten gerne sehen. Bitte, das müssen Sie doch verstehen.“
„Das verstehe ich in der Tat, doch leider besitzt unser Verletzter keine Enkelin und ich würde Ihnen empfehlen so schnell wie möglich dieses Krankenhaus zu verlassen und sie werter Gottschalk hören sofort auf mit diesen Lügenmärchen, sonst wird es Ihnen schlimm ergehen“, drohte der Artz und packte die einzige weibliche Person im Raum grob an der Schulter und öffnete mit der anderen Hand die Tür.
Thomas riß  sich die Kappe vom Kopf und verließ  das Bett. „Lassen Sie sie los. Wen ich ehrlich bin habe ich meine Erinnerungen nie verloren. Ich wollte nur bei ihrem Spiel mitwirken um zu sehen wo es hinführen soll und dass Sie ein Deiner Doooms sind habe ich ganz schhnell erkannt, wegen diesen komischen Kräften die in mir schlummern.“
„Sie sind ein guter Schauspieler, dass muss man Ihnen lassen, doch es nützt nichts. Sie sind hier gefangen und lassen Sie mich bitte nun meine Arbeit machen“, murrte der Arzt, als er das Zimmer mit der Frau verlässt.
Thomas konnte einfach nicht tatenlos zusehen und lief zur der Tür, welche sich aber zu seinem großen Bedauern schloss. Wütend warf er sich gegen diese doch seine Bemühungen liefen ins Leere. Was konnte er jetzt noch tun?
Hoffentlich ließ der Arzt die Finger von dem armen Mädchen, denn wenn er sich die merkwürdigen Augen des Arztes noch einmal in Erinnerung rief dann konnte er sich bei ihm gar nicht sicher sein.
Die Tür war natürlich wie sollte es auch anders sein abgeschlossen, wenn Thomas ehrlich war hatte er auch nichts anderes erwartet.
Er bewegte sich langsam auf das Fenster zu, welches er mühelos öffnen und hinaussteigen konnte. Geschickt kletterte er auf das Dach, nachdem er das Fenster von außen wieder verschlossen hatte, wo er erstmal die Lage ermitteln wollte. Viele Möglichkeiten blieben ihn nicht wirklich , dafür hatte er zu schnell die Spur der Beiden verloren was ihm immer noch  maßlos ärgerte.
Thomas lief leise in Richtung Eingang zu, sprang auf die kleine Überdachung von diesem und wartete bis er sich sicher sein konnte, dass ihn niemand sehen konnte, als er wieder auf den sicheren festen Boden landete. Zurücklassen wollte und konnte er das Mädchen auf gar keinen Fall, also schlenderte er lässig auf den Empfangstresen zu, wo eine junge Frau saß, welche gerade Akten bearbeitete und nebenbei etwas in ihren Computer eintippte.
Verlegen räusperte sich der Moderator um auf sich aufmerksam zu machen, doch die Frau beachtete ihn nicht weiter.
„Entschuldigen Sie, ich hätte gerne gewusst wo sich zurzeit Ihr führender Arzt Dr. Takamichi aufhält, weil ich einen Termin bei ihm habe und mein Zeitfenster heute leider etwas enger liegt als gewöhnlich“, versuchte es Thomas lächelnd, wobei er auf die flinken Hände der Arzthelferin blickt, die über die Tastatur hetzten.
„Einen Moment bitte, setzten Sie sich solange ins Wartezimmer“, antwortete die Frau abwesend und deutete auf die angrenzende Sitzecke, wo ein paar Stühle locker verteilt in einer Reihe standen, dies diente wohl als Wartebereich.
„Danke für Ihre Hilfe. Ich hoffe es wird nicht so lange dauern“, sagte Thomas und ging  zu der Sitzecke rüber. Als er sitzt sah  er das Mädchen von vor hin. Sich nach allen Seiten umblickend stand er auf und ging auf dieses zu. „Gut, dass ich Sie gefunden habe. Hat Takamichi Ihnen etwas getan?“ Die Angesprochene schüttelte den Kopf. „Nein, gott sei Dank nicht.“ Pure sowie auch glückliche Erleichterung ist in ihren Gesicht erkennbar.
„Das freut mich, denn seine Blicke haben mich sehr besorgt zurückgelassen. Wo hat er Sie hin gebracht?“, fragte Thomas.
„Dr. Takamichi ließ mich einfach vor seinem Büro zurück und da ergriff ich die Gelegenheit beim Schopf und bin geflohen. Wie konnten sie aus dem Zimmer entkommen, obwohl der Doktor die Tür abgesperrt hat?“, erkundigte sich die Frau.
„Nun ja, ich bin durch das Fenster ab auf das Dach und dann wieder auf den festen Boden gelandet. Danke, dass Sie mir geholfen haben“, bedankte sich Thomas aufrichtig und schielte unauffällig  zu der Dame am Tresen. „Wir können ja draußen weiter reden, denn es interessiert mich brennend was Sie nun wirklich von mir wollten.“
Die Frau nickte. „Das würde ich auch vorschlagen. Aber ich muss Ihnen danken, denn es war reines Glück, dass ich Sie wirlich in diesem Zimmer gefunden habe, denn ich habe ihre Einlieferung aus sicherer Distanz beobachtet.“
Der Moderator lächelte und sah an sich herunter, froh darüber, dass man ihm keine Krankenhauskleidung gegeben hat, ehe er den Ausgang anstrebt.
„Wo wollen Sie denn hin? Ich habe Sie doch noch gar nicht aufgerufen?“, meldete  sich die Frau hinter dem Tresen zu Wort, dabei konzentriert auf den Bildschirm des Computers schielend.
„Die Sache hat sich erledigt, vielen Dank aber für Ihre Hilfe“, erklärte Thomas und ging auf den Ausgang zu. Seine neue Begleitung folgte ihm.
„Ich bin Shira Brown“, stellte das Mädchen sich vor, als sie den Ausgang passierten   und das Krankenhaus verlassen hatten.
„Schöner Name, aber was genau hat dich zu mir geführt?“, wollte der Moderator gerne in Erfahrung bringen, wobei er Shira abschätzend ansah. „Mein Name wird dir wohl bekannt sein“, scherzte er hinterher.
Shira lächelte. „Oh ja, das ist er. Aber nun zu dem wichtigeren Punkt: Ich habe Sie gesucht, weil ich Ihnen gerne bei der Suche nach den Auserwählten helfen möchte, sofern Sie das überhaupt wollen.“
Thomas nickte ernst. „Ein wenig Hilfe wäre wirklich nicht verkehrt und du kannst ruhig Du zu mir sagen. Leider weiß ich nicht  wie ich zu allen Auserwählten kommen soll, weil ich ja nicht weiß, wo sich diese zurzeit aufhalten. Leben sie noch in Freiheit oder müssen sie ihr Dasein hinter Gittern in Gefangenschaft bei Doom und seinen Bruder fristen?“
„Das wäre schrecklich“, entfuhr es Shira, denn sie konnte sich schlecht vorstellen, dass die Auserwählten es ohne Thomas einfach nicht  schaffen könnten das drohende Unheil, welches ihre Welt heimsuchen sollte  abzuwenden.. Vorausgesetzt sie wussten schon von ihrer Bestimmung. „Wissen die Auserwählten denn schon, dass sie auserwählt worden?“
Thomas schüttelte den Kopf. „Sofern sie ihre Kräfte noch nicht entdeckt haben wird ihnen dies erst bei unserem Eintreffen offenbart. Ich habe hier eine Liste mit den möglichen Kanidaten. Suche dir ruhig einen aus, den du einen Besuch abstatten möchstest. Wennn du damit einverstanden bist würde ich losgehen und ein Hauptquartier für uns planen und auch einrichten. Du hast doch sicherlich ein Handy?“ Shira grinste. Die Gefahr handysüchtig zu werden lag bei ihr sehr hoch. „Damit können wir  jederzeit in Kontakt bleiben.“ Mit diesen Worten kramte Thomas seine Karte und einen hangeschriebenen Zettel aus der Hosentasche.
„Auf der Karte ist dein Ziel bereits markiert. Wir befindne uns zurzeit in New Ecco, oder dass, was davon noch übrig geblieben ist, auf jeden Fall liegt in Lebach der Ort wo sich die Auuserwählten aufhalten, aber wo genau sich diese dort aufhalten weiß ich nicht. Dies herauszufinden wäre deine Aufgabe.“ Thomas gab Shira die Karte, welche diese sicher verwahrte.
„Auf dem Zettel stehen all die Namen die möglicherweise zu den Auserwählten zählen können. Suche dir einen Namen aus und statte dem oder der einen Besuch ab“, sagte der Mann und überreichte Shira die Liste, welche diese erstmal eingehend studierte. Sie hatte schon eine Idee für ihren Besucher.
„Danke Thomas, aber woher hast du diese Namen eigentlich alle?“, fragte Shira die sich schlecht vorstellen konnte, dass Thomas einfach nur Namen aus dem Telefonbuch abgeschrieben hätte. Etwas aufgeregt diesen bekannten Moderator helfen zu können tippelte sie auf ihren schwarzen Schuhen mit den rosa Schnürsenkeln, welche man dank ihrer langen weißen Hose, die  nach unten  immer weiter wird, kaum sieht, herum.
Dank der  untergehenden Mittagssone schwitzte sie in ihren schwarzen T-Shirt nicht, dessen Ärmel mi weißen und rosa Blumen geblümt sind. Ihre rosa Ohrstecker fielen Thomas erst jetzt beim genaueren Betrachten auf sowie ihre dazu passende Kette, welche silber und kurz war, in deren Mitte ein rosa Stein prangte.
Shira fuhr sich mit der Hand durch ihre Haare, wobei Thomas erst jetzt  der silberne  Ring mit dem kleinen  auf den Ring angebrachten Rubin auffiel.
„Diese Namen entsprangen einfach so meinen Gedächtnis, wahrscheinlich habe ich diese wohl einmal kurz aufgeschnappt“, antwortete Thomas. Auf die Shiras Frage ob er sich bei der Auswahl absolut sicher gewesen war nickte er.
„Ich werde mich jetzt auf den Weg machen und meinen Besucher aufsuchen, pass auf dich auf!“, verabschiedetete sie sich von dem Moderator, ehe sie sich beim Weggehen der Liste widmete.
„Wünsche dir viel Glück bei deiner Suche und hoffe, dass du fündig wirst“, rief Thomas Shira noch hinterher , der den Ruinen von New Ecco den Rücken zukehrte und sich auf den Weg   in die andere Richtung machte.
Eine in einen zerschlissenen Mantel gehüllte Person, deren Gesicht von einer Kapuze verdeckt war beobachtete den großen Mann. „Thomas...“, murmelte diese nur und beschloss diesen zu folgen.

Kapitel 10.

 

Militärische Einrichtung an einen unbekannten Ort 

 

Verschwommen blinzelte sie gegen das fahle Deckenlicht, welches den kleinen Raum, in dem sich derzeit befand gerade so notdürftig mit Licht versorgte, wie es nötig war.
Diese ganze Situation ödete sie gerade richtig an. Hätte sie ihre Freundin Vivienne nicht lieber doch mitnehmen sollen? Aber jedes Wenn und Hätte nützte sowieso keinem  mehr etwas. Vivienne saß immer noch in der dreckigen Zelle fest und sie Vanessa konnte sich zu ihrem eigenen Erstaunen sogar selber befreien, jedoch ohne ihre Freundin mitzunehmen. Warum wurden sie überhaupt gefangen und befanden sich möglicherweise noch mehr Auserwählte in Gefangenschaft? Vielleicht, weil sie tatsächlich zu den Auserwählten gehören sollte? Wenn dies wirklich stimmte, dann fragte sie sich welche besondere Fähigkeit ihr gegeben wurde, falls sie überhaupt etwas Besonderes war, denn ohne magische Bewandlungen würde sie den Auserwählten sowieso nichts nützen.
Seufzend stand sie von dem klapprigen Bett auf und ging zu dem kleinen Waschbecken, aus dem fürchterlich stank um sich mit dem verunreinigten Wasser etwas zu säubern. Diese schrecklichen Umstände widerten sie an.
In dem ganzen Durcheinander kam Vanessa glücklicherweise in einer Gruppierung unter, wo sie vorerst geschützt war, aber der Komfort war nicht der Beste und sie musste Putzarbeiten verrichten.
Verstohlen warf das Mädchen einen Blick auf die Uhr und verließ ihre Unterkunft, die aus einer kleinen schon von Holzwürmern befallenen Hütte  bestand um zu ihrer Arbeitsstelle in die Küche zu kommen die von außen sowie auch von innen nur so strahlte im Gegensatz zu ihrem Zimmer. Sie hatte als einzige die Stelle als Putzkraft inne und wurde andauernd gebraucht um die Sauereinen zu beseitigen.Aber ganz tief in Vanessas Inneren wollte sie aus dieser Einrichtung fliehen um die Auserwählten zu befreien.
Es war pures Glück, dass Vanessa in dieser Militäreinheit untergekommen ist, denn sonst wäre sie in dem Wald in dem sie gelangt war nachdem sie von Doom und seinem Bruder geflohen war wahrscheinlich verhungert. Über die kläglichen Mahlzeiten die sie bekam wollte sie sich nicht beklagen, dass war das Mindeste was sie erwarten konnte.
Noch müde schlenderte sie über den waldigen Boden der von heruntergefallenen Ästen, Zweigen und Laub übersät war und grüßte die vorbeigehenden Soldaten, welche wohl für den Schutz der Welt sorgen sollten, obwohl sie der festen Überzeugung war, dass nur die Auserwählten es richten könnten.  Wo genau sie sich derzeit befand konnte sie schlecht sagen, diese Gegend war ihr gänzlich unbekannt.
Vanessa, tief in ihren Gedanken versunken, rempelte versehentlich einen höhergestellten Offizier an. „Verzeihen Sie vielmals“, murmelte sie und ging weiter. Der Mann hielt sie jedoch  energisch an der Schulter fest und drehte das Mädchen zu sich um.
„Was sollte das denn Putze?“, blaffte er sie an . Vanessa verdrehte innerlich die Augen über die Stimmungslage des Herrn. So ein Verhalten war sie gar nicht von einem Offizier gewohnt. War dies überhaupt eine richtige Militäreinrichtung, denn Waffen oder Kampfübungen hatte sie seitdem sie hier war noch kein einziges Mal zu Gesicht bekommen und sie verrichtete  nun schon eine geraume Zeit hier ihre Arbeiten.
„Ich bitte nochmals vielmals um Entschuldigung“, bat Vanessa und blickte den Mann fest in seine Augen, ehe er sie auch sogleich losließ.
„Geht doch, schön, dass Sie mich jetzt endlich angesehen haben. Hat man Ihnen denn nicht beigebracht wie man sich gegenüber einen Höhergestellten zu verhalten hat? Man bringt diesen den nötigen Respekt entgegen, also blickt ihn an und antwortet jederzeit auf dessen Fragen“, erklärte der Mann und ging dann seines Weges.
Vanessa blickte diesen mit leicht schiefen Kopf nach,was für ein komischer Kautz? So langsam aber sicher zweifelte sie an der Ernsthaftigkeit jener Einrichtung sowie auch an der der Soldaten. So verhielt sich doch normalerweise nicht mal der ruppigste Offizier. Darüber konnte das Mädchen nur den Kopf schütteln und setzte ihren Weg fort. Wenn sie zu spät kam, bekam sie mal wieder eine Standpauke von ihrer Chefin zu hören und diese konnte sie jetzt erst Recht nicht gebrauchen nach der Abfuhr des Offiziers gerade eben.
Sie steuerte den rückwärtigen Eingang der Küche an, wo sie vorsichtig die schwere Metalltür , welche zur Küche führte öffnete und diese dann vorsichtig nach ihrem Betreten schloss.
Der muffige Geruch haftete immer sofort nach ihrem Eintreten an ihrer Dienstkleidung. Ihre Schürze musste sie jedesmal mit den Wasser waschen, was sie noch bekam wenn sie fertig mit dem Putzen war. Manchmal kam es sogar vor, dass sie zu spät in ihre Holzhütte gelangte um dort ihre Bekleidung zu waschen, und dann leer ausging, weil das Wasser ab einer bestimmten Uhrzeit abgestellt wurde.
Vanessa krempelte  sich die viel zu lang geratenen schwarzen  Arme hoch und zielte auf einen kleinen Raum, wo ihr Putzzeug gelagert war.
Schnell öffnete sie diese, schlüpfte hinein und wieder hinaus, lehnte den Wischmopp an die mit vielen Kratzern übersähte Wand um sich Wasser zum Putzen zu besorgen.
Vanessa hievte den Eimer auf das Waschbecken und rief erschrocken einen Schrei aus, weil eine Kakerlake versuchte an den glitschigen Wänden hochzuklettern.
Die anderen Arbeiter  des Küchenpersonals drehten sich zu ihr um und warfen ihr merkwürdige Blicke zu, als Vanessa der Kakerlake den Eimer überstülpte.
„Jedes Leben ist kostbar“, meinte Vanessa um ihre Tat zu rechtfertigen und  ging mit dem Eimer zur Eisentür, welche sie kurzerhand öffnete um der Kakerlake die Freiheit zu schneken.
Zufrieden mit ihren Werk ging sie zurück zum Spülbecken um ihren Eimer aufzufüllen um endlich mit ihrer Arbeit beginnen zu können, denn ihre Chefin war noch nicht aufgetaucht, weshalb sie erleichtert beginnen konnte den Boden zu putzen.
„Du hast wohl ein Herz für Tiere“, merkte eine Frau an, die Gemüse kleinschnitt, woraufhin Vanessa nur stumm nicken konte, zu groß war die Verwunderung, dass jemand freiwillig und ungezwungen ein Wort mit ihr gewechselt hatte. Der rüde Ton machte bekanntlich das Geschäft und keine belanglosen Plaudereien.
Die anderen Kräfte die hier am Werk waren unterhielten  sich sonst nie mit ihr, was sie kurz schlucken ließ. Was war das nur für ein Ort? Ihr Plan stand doch ohnehin schon fest: So schnell wie möglich fliehen, aber bräuchte sie da nicht Hilfe? Wenn ja von wem? Sich hier in der Küche jemanden anzuvertrauen wäre töricht und das wusste Vanessa auch nur zu gut.
Lächelnd sowie auch dankbar reckte sie der Frau den Daumen nach oben, ehe eine Klingel ertönte und die Chefin aus ihrem Büro schritt.
„Ich habe mitbekommen, dass hier in meiner Küche ein Gespräch geführt wurde, was nicht mit mir abgesporchen oder gar eurer Arbeit weiterhalf und ihr wisst, dass ich auch nur solche Unterhaltungen, die etwas mit unserer Arbeit oder den Betrieb an sich toleriere, für belanglose Spielereien fehlt mir die Geduld. Also die beiden weiblichen Stimmen  mögen bitte vortretenn, damit ich ihnen ihrer gerechten Strafe zuteil werde.“
Skeptisch bohrte sich der intensive Blick der Chefin durch alle Anwesenden. „Auch die Rettung einer kleinen unwichtigen Kakerlage kam mir zu Ohren, denn wir haben hier ja Abhöranlagen angebracht. Dies gilt als Infomation für diejenigen die dies noch nicht wussten und nun raus mit der Sprache: Wer hat die kürzlich stattgefundene Konversation geführt?“
Vanessa heftete ihren Blick auf den Boden und versuchte hochkonzentriert weiterzuarbeiten ohne sich das Geringste anzumerken.
Wenn diese Sache herauskäme, dass sie auf die angefangene Unterhaltung, was ja eigentlich nur ein Kompliment von der Köchin war,eingegangen ist wäre sie vermutlich ihren Job los, denn Regelbrüche passten der strengen Chefin überhaupt nicht in den Kram. Doch dies wäre für Vanessa die perfekte Lösung ihren Fluchtversuch etwas zu beschleuningen.
„Ich war es“, meldetete sie sich schließlich doch zu Wort, ihre Chefin ernst anschauend. „Und das nicht einhalten der Regeln tut mir furchtbar leid, bekomme ich noch eine Chance hier, oder war es das für mich? Bitte, ich bruache diesen Schutz, den mir diese Arbeit bietet.“
Die Frau blickte die Putzkraft lange an, ehe sie emotionslos den Koopf schüttelte. „Nein. Sie kennen unsere Regeln gut genug. Verlassen Sie das Gelände noch vor Einbruch der Dunkelheit, wohin  Sie gehen ist ganz Ihnen überlassen und jetzt hauen Sie ab!“
Die letzten Worten waren nur noch ein lautes  Brüllen, welches Vanessa ängstlich zusammenfahren ließ. Aber jetzt war sie ihrem Ziel, so schnell wie möglich ihre Flucht vorzubereiten einen kleinen Schritt näher gekommen.
Traurig lließ sie ihr Putzzeug achtlos auf den gefliesten Boden fallen und warf der Frau, welcher sie geholfen hatte einen mitfühlenden Blick zu, als sie hinausging mit der Frage im Hinterkopf, ob sie auch wirklich das Richtig getan hatte indem sie die Köchin gedeckt hatte. Wenn die Chefin rausfand, dass sie gelogen hatte und die Frau nichts gesagt hatte, würde es ernsthafte Konsequenzen mit sich bringen und das wollte Vanessa ja gerne vermeiden, aber sie wusste einfach nicht wie, denn in der Küche durfte sie sich nie mehr blicken lassen. Sie war arbeitslos geworden. Dies und noch mehr Gedanken beherrschten ihr Denken, als sie zu ihrer Holzhütte zurückkehrte um sich noch einmal vor ihrer anstehenden Reise zu säubern. Als dies getan war verließ sie die Hüte, als sie hinter sich ein ohrenbetäubendes Knallen wahrnahm. Schnell lief sie hinter einem Baum um dort den nötigen Schutz zu suchen. War dies eine babsichtigte Explosion gewesen um sie zu töten? Vanessa nahm an, dass sie recht mit hrer vagen Vermutung hatte. Langsam spähte sie hinter den dicken Stamm des Baumes hervor um die Hütte völlig zerstört und von einem richtigen Flammmenmeer befallen zu sehen. Der Anblick ließ das Mädchen erschaudern, denn  hätte sie ein paar Augenblicke in der Hütte verweilt sähe ihr Schicksal nun ganz anders aus. Widerwärtig wegen den Geruch der verkohlten Hütte rümpfte sie leicht angeekelt die Nase. Hätte Vanessa etwa Alarm schlagen sollen? Nein, hier hatte man sie so schlecht behandelt, das hatten die anderen nicht verdient. Wahrscheinlich war auch ihre Unterkunft die Einzige die so in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Vanessa beschloss sich nicht mehr umzudrehen und rannte blindlings in die entgegengesetzte Richtung. Wer hatte diese Bombe gezündet um sie auszulöschen? Vielleicht jemand der die Auserwählten im Visier hatte?
Sie sprang behände über einen sich quer über den Waldboden erstreckend dicken Baumstamm, ehe sie mit ihrerm T-Shirt an einem Ast hängen blieb.
Fluchend befreite sie sich von diesen und setzte ihren Weg fort. Wo war nur dieser Ausgang? Verzweifelt bemerkte sie wie Soldaten die Verfolgung aufnahmen. Das hatte ihr gerade noch gfehlt!
Bereit sich nicht erwischen zu lassen versuchte sie ihr Tempo zu steigern was ihr auch mit Müh und Not gelang.
Vereinzelte wütende Rufe konnte sie heraushören und die Verfolger kamen immer näher. Vanessa schlug eine Abzweigung nach rechts ein und setzte sich nahe am Rand einer Klippe  auf den Boden. Dieser Anblick war ein gefundenes Fressen für die Soldaten.
„Endlich haben wir Sie!“, hörte sie die Stimme des Offziers, den sie heute Morgen versehntlich angerempelt hatte, heraus.
Vanessa schloss konzentriert die Augen und wartete bis die Truppe nahe genug war. Im selben Augenblick wo wahrscheinlich der Chef sie fassen wollte stieß sie sich mit beiden Händen ab und sprang auf einen größeren Felsen, der ihr eine Hilfe war um verletzungsfrei den sicheren Boden der Klippe erreichen zu können.
Ihr Weg führte sie immer weiter nach unten, ehe sie wieder festen Waldboden unter sich spührte. Die Soldaten folgten ihr natürlich. Wo nur waren deren Waffen? Ein tödlicher Schuss hätte ihnen doch die Jagd nach der fliehenden  Vanessa erspart?
Diese rannte geradewegs auf eine kleine Höhle zu und als sie diese erreicht hatte sah sie wie sich die Soldaten unsicher umblickten.
„Vergessen wir sie! Kehren wir zurück! Die Putze war eh nicht wichtig“, rief der Offizier und die Soldaten wollten den Rückzug andrehten, ehe sich alle auf den Boden warfen und anfingen zu stöhnen.
Vanessas Augen wurden vor Schrecken immer größer und sie wich bis an das Ende der Höhle, ehe sie Zeuge eines grausamen Schauspiels wurde.
Die Soldaten verwandelten sich in blutrünstige Dämonen und schritten auf ihr Versteck zu.
„Nein“, keuchte sie und spürte plötzlich eine kräftige Hand auf ihrer Schulter. Vanessa wirbelte erschrocken herum und blickte in schmale  tiefblaue Augen, welche aber um die Iris herum grün waren. Mit einer Taschenlampfe bewaffnet leuchtete das Mädchhen auf einen kleinen Durchgang.
Durch den Schein der Lampe fiel Vanessa der Pagenschnitt ihres Gegenübers auf, der ein helles Blond mit zahlreichen pinken Spitzen und Strähnen aufwies.
Mit ihren schmalen Gesicht, das nach unten spitz zulüft nickt die Fremde stumm auf den Durchgang und Vanessa musste durch diesen hindurch krabbeln. Nach dessen Durchschreiten fand sie sich in einer größeren Höhle wider.
Vanessa drehte sich um und sah wie das Mädchen ebenfalls den Durchgang passierte und einen Stein vor die Öffnung schob.
„Danke für..“, weiter kam Vanessa nicht, denn die Fremde hatte eine Spritze aus ihrer schwarzen Lederjacke gezogen und diese in den Arm der Auserwählten gesteckt. Alles verschwamm vor ihren Augen und sie fiel seitlich zu Boden.
Grinsend war das Mädchen ihr Haar zurück und schloss ihre Augen um Kontakt mit ihren Auftraggeber aufzunehmen. „Auftrag ausgeführt, aber nun will ich meine Belohnung sonst sehen Sie das Mädchen nicht mehr!“

Kapitel 11.

 

Viviennes Zelle

 

Noch immer wütend darüber, dass Vanessa, ihre allerbeste Freundin sie einfach zurückgelassen hatte in dieser engen Zelle saß Vivi auf ihrem von Motten zerfressenen Bett.
Mit quer über der Brust verschränkten Armen stierte sie vor sich hin. Wäre sie doch nur Vanessa gefolgt, aber egal was sie auch versucht hatte, aus dieser Zelle gab es zumindest für Vivienne de Vos kein Entkommen.
Frustiert erhob sie sich und tigerte unruhig in ihrem Gefängnis umher. Einen der anderen Auserwählten hatte sie bis jetzt außer Vanessa natürlich noch nicht zu Gesicht bekommen. Langsam begannn sie aber daran zu zweifel, ob es kein Irrtum war, dass sie hier gelandet war. Vielleicht hatte Doom der Leibhaftige sie ja versehentlich entführt und jemand anderes sollte ihren Platz einnehmen? Vivi hoffte es inständig, denn sie hatte ehrlich gesagt keine Lust eine größere Rolle in den Plänen zu spielen die Welt vor Dooms tristen Machenschaften  zu bewahren.
Wann würde sie denn jemals hier herauskommen? Wahrscheinlich ohne fremde Hilfe garantiert nicht. Es war  wirklich zum Verrücktwerden und die Tatsache, dass sie Doom ausgeliefert war und er mit ihr tun und lassen onnte was auch immer er wollte machte ihren Umstand nicht gerade besser.
Diese ganze Angelegenheit wird sich bestimmt noch zum Schlechtern wenden, dessen war sich Vivi sicher.
Angestrengt nachdenkend wie sie am besten alleine flüchten konnte fhr sie durch ihre braunen langen Haare. Es war nicht zum Aushalten. Warum ausgerechnet sie? Hätte es nicht Joie treffen können, denn immerhin glaubte der ja an so einen Quatsch mit Auserwählten. Aber nun saß sie ja hier wohl für immer fest und daran konnte man nun wirklich rein gar nichts ändern.
„Hallo?“, rief sie in die gähene Stille hinein, obwohl sie ja wusste, dass niemand sie hören würde oder ihr jemand eine Antwort geben würde, bis sich plötzlich ein Schatten aus der Dunkelheit schälte, der sich als Dooms Leibwächter Rayen entpuppte.
Diesen bedachte Vivi mit einem feindseligen Blick. „Was willst du?“, fuhr sie diesen schroff an, wobei dieser seine beiden Hände hob um ihr zu signalisieren, dass er in friedlicher Absicht kam.
Rayen lehnte sich bequem an die Gitterstäbe, welche die Gefangene von der Freiheit trennten, wobei er sie mit einem abschätzigen Blick bedachte.
„Vivienne De Vos, ich kenne nur deinen Namen und würde gerne ein bisschen mehr über eine der Auserwählten erfahren“, legt der Wächter seine Absichten offen dar.
Vivi ließ sich hörbar auf ihr Bett fallen und sprang sogleich wieder auf, als sie seine Worte vernahm. „Was interessiert dich denn meine Geschichte? Gib es doch zu du euchelst mir doch nur etwas vor um mich dann frei zu lassen und mir dann den Gnandenstoss zu verpassen, ist es nicht so? Habe ich nicht Recht?“
Aufgebracht über Rayens Auftauchen geht sie angespannt in der kleinen Zelle auf und ab um ja nicht ihre ohnehin nur spährlich vorhandene Fassung zu verlieren.
„Wenn man dich töten wollte hätte mein Meister dich nicht gefangen. Er hätte dich auch sofort töten können als er auf dich im Internat traf oder deine Erzieherin Meggy hätte es tun können, doch diese befindet sich nun auf unserer Seite und nichts kann daran etwas ändern. Ich bin hier um mehr über euch Auserwählten herauszufinden und über den Sucher, der euch alle zusammenbringen wird“, erklärt Rayen. So gerne wollte er Vivi beruhigen, aber ob er dazu wirklich  im Stande war?
„Im Grunde genomen verhasse ich euch sowieso, ihr Abschaum der ihr seid. Doom und Light werden diese Welt erobern und solltet ihr sie besiegen, werde ich ihr Werk vollenden, verlass dich darauf!“, knurrte der Wächter plötzlich. Seine Stimmung hatte sich aber  schnell verändert. Kurz zuvor war er noch einingermaßen freundlich und ehrlich interessiert rübergekommen, doch nun war davon rein gar nichts mehr zu sehen. Es schien Vivi so, als hätte ihr kurzer Wortwechsel von vorhin nie stattgefunden.
Vivi trat so nahe an Rayen heran wie es die Gitterstäbe eben erlaubten und blickte ihn bedrohlich an. „Zügele deine Zunge, oh du Wächter des Dooms! Wir werden es ihn schon zeigen, verlass dich drauf!“ Doch so ganz glauben schneken wollte sie ihren Worten dann doch  nicht.
„Bist du dir da wirklich sicher?“, wollte Rayen sich vergewissern und packte das Mädchen am Krgen ihres T-Shirts um sie näher an  sein Geischt zu ziehen.
Vivi nickte und riß sich von Rayens kräftiger Handhabung los und wich ein paar Schritte zurück.
„Bekommt da jemand Angst?“, fragte Rayen höhnisch lachend und ging kurz in eine Ecke um sich einen Hocker zu nehemn, welchen er vor Vivi schob um sich daraufzusetzen.
„Was soll das?“, fragte diese zweifelnd und es dämmerte ihr langsam auf was Rayen hinauswollte.
„Auch wenn ich nun mehr über dich erfahren möchte, bedeutete das nicht gleich, dass ich euch helfen werde, also entschuldige mein Verhalten eben“, versuchte Raen sein Verhalten von vorhin zu rechtfertigen und registrierte ein Nicken Vivis.
„Na schön, aber was möchstest du denn genau wissen?“, versuchte sie sich ein Bild von dem zu machen, was Rayen von ihr erwarten würde.
Dieser stützte kurz nachdenklich seinen Kopf in die rechte Hand und legte den Kopf leicht schräg, ehe er ihr schließlich antwortet: „Warum denkst du hat Doom dich, ausgerechnet dich hierher beordert?  Außerdem wollte ich gerne wissen wie du so tickst, also wie dein Charakter so ist.“
Vivi nickte und überlegte eine zeitlang. Wollte Rayen diese Infomationen  vielleicht etwa nutzen um ihr zu schaden?  Angestrengt dachte sie nach was sie ihm verraten könnte und was sie besser, der sicherheitshalber für sich behielt, denn es fiel schwer den Wächter des Bösen zu glauben, schwerer als ihr nie jemals irgendetwas gefallen war.
Rayen beobachtete diese, offenbar auf eine Antwort ihrerseits warten.  Lässig ließ er seine Arme lang nach unten hängen und schlug die Beine übereinander, wahrscheinlich hatte er viel Zeit eingeplant, vermutete Vivi und atmete tief durch, bevor sie beginnen würde.
„Doom hat mich wohl wegen meiner Kräfte zu den Auserwählten gezählt, doch ich weiß nicht, welche Kräfte in mir schlummern, noch sind diese unendeckt“, fängt Vivi an. Dann berichtete sie Rayen wie Doom es schließlich geschaffft hat sie zu fangen, dabei entgeht ihr nicht wie ihr Gegenüber ein Buch aus seiner Jackentasche holt und etwas aufschreibt. Vivi denkt, dass er sich kurze Notizen über ihr Geschildertes macht.Es würde sie brennend interessieren was er dort wirklich hineinschreibt, aber nachfragen wäre in ihrer momentanen Lage  äußerst unklug.
Rayen wippt immer während dem Schreiben mit dem Kopf. „Aha“, kommentiert er abwensend, ganz auf sein Buch konzentriert.
„Hörst du mir überhaupt zu?“, fragte Vivi ihren Gesprächspartner sehr ungehalten, da sie es gar nicht leiden konnte wenn man ihr kein offenes Ohr bot.
Doch bei ihrer auf sich aufmerksammache stieß sie wie erwartet auf keine Antwort, nicht einmal ein leichtes, für sie unbedeutendes Achselzucken konnte sie den Wächter entlocken. Er schien wie festgefahren in seinem Bericht oder das was er da auch immer zur Papier brachte.
Aufgebracht und leicht implusiv ging sie in ihrer kleinen engen Zelle auf und ab, bis ihr plötzlich ein Geistesblitz kam. Spitzbübisch warf sie Rayen einen schelmischen Blick zu, ehe sie so nah wie es ihr Gefängnis erlaubte zu ihn trat. „Ich störe dich wirklich nicht gerne, aber ich könnte etwas zu Trinken gebrauchen“, machte sie klar und ließ ihre Zunge nach unten hängen. „Ich verdurste hier gleich...“
Rayen erwachte erschrocken aus seiner Trance und schüttelte sich kurz, ehe ihm gewahr wurde wo er sich befand. „Da will ich mal eine Ausnahme machen“, brummte er und drehte sich um un der Gefangenen ihren Wunsch zu erfüllen. Danach würde er sich aber wieder dem Schreiben widmen. Vivis Erzählung sollte festgehalten werden. Wenn er wiederkommen würde, würde er Vivi aufmerksamer dennn je zuhören, denn ihre Worte waren die schönsten Töne in seinen Ohren, die meist nur Schreckliches vernahmen, ganz zu schweigen von den Dämonen die Doom gelegentlich bis an die Grenze des Wahnsinns folterte und entstellte. Er würde Vivi schon noch ihre Kräfte entlocken, denn sein Meister hatte kürzlich etwas fallen lassen, dass Vivi noch wichtig wäre für seinen Plan die Welt zu erobern und Thomas zu töten.
Rayen bewegte sich langsam los und spührte einen leichten Luftzug, um den er sich aber nicht weiter kümmmerte und seinen Weg fortsetzte in die Küche um Vivi, obwohl es verboten war, mal etas anderes zu Trinken zu besorgen als nur das übliche, kalte Wasser was sie immer vorgesetzt bekam.Irgendwie tat sie ihm schon leid. Sollte er sich etwa wirklich den Auserwählten anschließen und somit seinen Meister hintergehen? Kurz hielt er in seinen Bewegungen inne. Nein, entschied er und sträubte sich immer mehr gegen diesen doch so absurden Gedanken. Was hatte er sich dabei auch nur gedacht? Als er in der Küche ankam nahm er sich aus einer der Getränkekisten eine Flasche Apfelsaft und trat auch sogleich den Rückweg an. Schnell stieg er die kalten, eisigen Marmortstufen nach oben um eine  geöffnete  Zelllentür vorzufinden ohne menschlichen Inhalt. Da war er nur einen kleinen Moment unaufmerksam gewesen und dann hatte sich deise kleine Göre befreit. Alle guten Gedanken die er bis eben an Vivi verschwendet hatte waren wie weggeblasen. Er musste umgehend Doom darüber in Kenntnis setzten, wäre dies nicht schon längst geschehen. Rayen knurrte wütend. Vivi hatte wohl sein Vertrauen blind ausgenutzt und ihm seinen Schlüssel gestohlen, den er sets mit sich führte womit er alle Zellentüren auf- sowie auch selbstverständlich zuschließen konnte.
„Wie konnte mir das nur passierne, aber sie ist ganz schön schlau, dass muss man ihr lassen“, brummte er wütend über seine Unachtsamkeit und verließ den Zellentrakt um seinen Herrn aufzusuchen, über die Entwicklung des Gesprächs würde er gewiss nicht erfreut sein. Dennn es war doch er, der seinen Chef vorgeschlagen hatte Vivi aufzussuchen, weil von deren besten Freundin nach wie vor jede Spur fehlte. Wie sehr er sich doch nur geirrt hatte! Aber das brachte jetzt alles nichts, er musste versuchen einen kühlen Kopf zu behalten, ermahnte er sich, als er den Thronsaal betrat.
Doom lachte wild und hatte wohl ein neues Opfer gefunden haben, schlussfolgerte Rayen dessen Gesichtausdrucks.
Langsam näherte er sich dem Schauspiel was sich ihm dort bot. Ein junges Mädchen war in magischen Ketten gefangen und Doom zauberte diese fester und immer enger wie es ihm gefiel.
„Hättest du gedacht, es wäre so einfach zu entkommen?“, hallte Dooms laute Stimme durch den Saal. Rayen nickte seinem Herrn kurz zu und entfernte sich. Doom hatte Vivi wohl noch nicht gefunden, gut für ihn.
Sich Gedanken machend wer diese Gefangene nur war bemerkte er nicht wie Vivi an ihm vorbeilief.
„Puh, Glück gehabt“, flüsterte sie und schlug einen anderen Gang ein als den Rayen gewählt hatte.  Keuchend um nicht doch noch entdeckt zu werden beschleunigte sie ihr Tempo mit jedem Schritt. Sie dufrte nur nicht anhalten, unter gar keinen Umständen.
Eine aufischtshabende Wache stellte sich der mutigen Jugendlichen in den Weg. „Was wollen Sie denn hie? Aha, etwa ausbrechen wie ich sehe, doch das kann ich nicht dulden lassen.“
Vivi ballte vor Wut die Hände zu Fäusten und schloss die Augen. Eine warme wollige, wohltuende Energie durchfuhr ihren ganzen Körper. Was war nur los mit ihr?
Die Wache vor ihr kratzte sich am Kopf. „Ich lase Sie laufen, aber nur dieses eine Mal. Sollte ich Sie nochmal hier sehen dan wird ihr Ausbruch mit dem sofortigen Tod bestraft.“ Mit jender Drohung zog die Wache ohne Vivi etwas getan zu haben von dannen.
Fragend legte sie den Kopf schief. Was war nur gerade passiert? War sie etwa für den schnellen Stimmungswechsel und der anderen, für sie viel positiveren Wahl verantwortlich? So richtig glauben konnte sie es nicht. War das etwa ihre Kraft, die sie zu den Auserwählten machte?
Angestrengt kniff sie die Augen zusammen und sah eine Vision, deren schlimmen Ausgang sie unbendingt verhindern musste.
Doch bevor sie noch eienn Schritt tun konnte wurde ihr der Weg bereits versperrt. „Nein!“ , keuchte Vivi und sah sich die schreckliche Vision bestätigt. 

Kapitel 12.

 

Unbekannter Ort

 

Benommen blinzelte sie ihren Schlaf weg. Hatte sie überhaupt geschlafen oder war sie soeben aus ihrer Ohnmacht erwacht? Verena konnte es nicht sagen. Mühsam richtete sie sich auf und lehnte sich an die hintere Wand die zu ihrem Rücken lag. Zuvor hatte sie noch gelegen. Gerne wollte sie sich die nervigen Körner die sich an den Rändern ihrer Augen gebildet hatten wegwischen, doch Verena konnte ihre Hände nicht nach vorne bewegen. Irgendetwas verhinderte dies. Als sie ihr Handgelenk leicht bewegte fühlte sie etwas raues auf ihrer Hand schraben. Etwas wie ein Seil. Seufzend blickte sie hoch zur Decke, die nicht vorzufinden war. Über ihr herrschte eine eintönige kalte Steinwand. Wo zur Hölle war sie hier nur gelandet? Sich den Kopf darüber zu zerbrechen, über Dinge auf sie hoffentlich später eine Antwort erhalten würde brachte sie definitiv jetzt nicht weiter. Das Mädchen legte den Kopf in den Nacken und ihr Blick fiel auf die Gitterstäbe deren Anblick sich ihr bot als sie geradeaus blickte. Daraufhin machte es endlich „Klick“ in ihrem Gehirn und sie schlug wütend mit ihrem ausgestreckten Beinen auf um sich ihrer Machtlosigkeit absolut sicher zu sein. Voller Mutlosigkeit versuchte sie sich an den einzigen Strohhalm in der Not zu klammern, der ihr noch blieb. Ihren Freund ….

 

Wir bleiben für immer zusammen, richtig, Jason?“
„Natürlich, ich werde immer bei dir sein. Vielleicht nicht physisch, aber psychisch bin ich immer bei dir.“
„Was heißt das?“
„Ach, ist nicht so wichtig. Willst du nochmal eine Runde mit mir klettern?“
„Au ja!“

„Bist du...sehr sauer...auf mich...?“
„Ich...i-ich verstehe das nicht...w-warum hast du das getan?? Ich...ich dachte wir...wir stehen das durch! B-Bitte...bleib bei mir...“
„Tut mir leid...ich kann nicht mehr“

„Es ist nicht so, dass er von heute auf morgen depressiv wurde“, ich lächelte schmerzlich „Nein, die Wahrheit ist, dass er sein ganzes Leben lang so war. Aber er hat es nie offen gezeigt und er hat nie mit mir darüber geredet...fast nie...“


Ich saß neben Jason auf der kleinen Mauer, die uns von den Reichen trennte. Wie üblich hatte er einen Apfel in der Hand, aber es war kein normaler Tag.
„Willst du morgen was Besonderes machen?“, fragte ich ihn, während er in sein künstliches Obststück biss.
„Warum?“
„Na du hast doch Geburtstag.“
„Da gibt es nichts zu feiern“, erwiderte er nur und ich sah ihn lange an.
„Warum bist du so?“
„Wie?“
„Schlecht gelaunt. Jedes Jahr an deinem Geburtstag bist du so. Warum?“
Er biss erneut in seinen Apfel, ehe er doch wieder grinste und zu mir sah.
„Hey, warum sollte man die Geburt des Bösen feiern?“
Ich stieß ihm leicht in die Seite und schmunzle „Wenn du das Böse bist, bin ich Gott.“
„Welche Ehre, ich wusste gar nicht, dass Gott eine Frau ist.“
„Jason!“
„Schon gut.“, sein Grinsen erlosch und sein Gesichtsausdruck wurde nachdenklich „Die Wahrheit ist doch, dass meine Eltern mich an meinem Geburtstag ausgesetzt haben. Warum sollte ich diesen Tag feiern?“
Das hatte ich vergessen. Jason wurde damals in einer anderen Stadt ausgesetzt, kurz nach seiner Geburt. Und zwar in einer sehr merkwürdigen Stadt..
Er hatte mir nie genaueres darüber erzählt. Ich wusste aber, dass das die schlimmsten Jahre seines Lebens waren.
„ Stimmt auch wieder.“, murmelte ich deswegen bloß und er warf den halben Apfel weg.
Jason war niemand, der Essen verschwendete bzw. es einfach wegwarf. Normal verschenkte er es an ärmere Kinder weiter oder ließ keinen Rest übrig.
„Wenn du die Zeit umkehren könntest...was würdest du tun?“, fragte er mich plötzlich und ich sah ihn überrascht an.
„Die Zeit umkehren?“
„Ja. Würdest du deine Familie retten?“
Ich schwieg lange. Er wippte mit den Füßen auf und ab, so wie er es immer tat, wenn er warten musste.
„Ich glaube, das würde nichts bringen.“
„Wie jetzt?“
„Na ja, jeder hat doch ein bestimmtes Schicksal. Und ich glaube, meine Familie würde so oder so sterben, egal, was ich tun würde. Das ist eben ihr Schicksal.“
Jason sah mich verwirrt an „Du würdest es also nicht mal versuchen?“
„Ich weiß, das klingt herzlos, aber...es ist einfach so. Und wenn ich sie retten würde und bei ihnen gelebt hätte...da hätte ich dich nie kennengelernt. Außerdem habe ich ja noch Vanessa. Sie blieb mir als Einzige…“
„Du...würdest auf deine Familie verzichten...nur wegen mir?“
Ich nickte leicht und starre dabei den Boden an.
Er hingegen legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
„Du bist so naiv.“
„Was?“, machte ich und verstand nicht ganz, was er damit meinte.
Dass ich Naiv war, hatte ich oft gehört...aber in welchem Zusammenhang stand das mit Jason?
„Du würdest auf deine Familie verzichten, nur um mit mir befreundet zu sein...mit einem Mörder, der nicht mal alleine zurechtkommt...du würdest wirklich alles aufgeben, nur um mit einem psychisch labilen Mörder befreundet zu sein?“
Ich wusste, was er meinte. Jason hatte aus irgendeinem Grund den Drang, anderen wehzutun. Aus diesem Grund bemühte er sich auch nett und fröhlich zu sein, aber manchmal...da brach es einfach aus ihm heraus.
Wir hatten schon so oft darüber geredet. Am Anfang war es ein heftiger Streit, dann wurden daraus Diskussionen und schließlich...schließlich hatten wir nicht mehr darüber geredet.
Ich mochte Jasons andere Seite nicht. Sie machte mir einfach Angst.
Sie erinnerte mich zu sehr an... . nein, ich möchte an diese Person jetzt nicht denken.
„Du bist nicht psychisch labil.“, erwiderte ich bloß schwach, während er bitter lachte.
„Das meine ich. Du bist viel zu naiv. Ich habe einen schlechten Einfluss auf dich...du solltest gar nicht in meiner Nähe sein.“
Sofort nahm  ich seine Hand und drückte sie leicht.
„Hör auf so was zu sagen“, ich merkte, wie meine Stimme leicht hochrutschte.. Jetzt, wo Jason nicht mehr im Waisenhaus war...da konnte er überall hin.
Ohne mich.
Und ich würde allein in dieser Stadt sein.
„Schwör mir, dass du mich hier nicht alleine lässt!“, sagte ich mit Nachdruck und sah ihm in die Augen.
Er hingegen schloss diese wieder.
„Das kann ich nicht.“
So direkt hatte er mir das noch nie gesagt. Er hatte früher das Thema gewechselt, mir vage geantwortet...aber so direkt hatte er es mir noch nie gesagt.
„Tut mir leid.“, fuhr er fort „Aber ich kann nicht mehr hier bleiben. Ich werde morgen die Stadt verlassen.“
„Deswegen...“, ich ließ seine Hand los.
Plötzlich fühlte ich mich wie eine Stoffpuppe. Kraftlos, leer und ich konnte mich nicht bewegen.
Deswegen war er den ganzen Tag bei mir gewesen. Deswegen war er so seltsam gelaunt.
Deswegen...hatte er mir nie versprochen bei mir zu bleiben.
„Ich habe jemanden kennengelernt.“, fuhr er fort, als wäre es noch nicht schlimm genug „Ihr Name ist Meiko. Sie wohnt in der nächsten Stadt...ich werde zu ihr ziehen. Sobald du 18 bist, holen wir dich auch...“
Seine Worte klangen stumpf an meinem Ohr.
Jason...hatte jemanden kennengelernt? Eine andere Frau? Mit der er zusammen ziehen wollte?
Und mich wollte er dafür zurücklassen??
Ich merkte, wie Wut in mir aufsteigt.
Eine andere Frau stahl mir einfach meine Jason. Ich kannte ihn schon seit meiner Geburt! Und er...entschied  sich für jemand anderes?
Verließ  mich einfach, so wie alle anderen?
Natürlich würde er das tun. Das war doch nicht das erste Mal, dass man mich für eine andere sitzen ließ.
Nein. Nicht nochmal.
Diesmal würde es nicht so enden.
Meine Hand fuhr vor und im nächsten Moment hatte Jason einen rot glühenden Abdruck auf der Wange.
Er starrte mich an. In seinen Augen sah ich Verwirrung, Überraschung und Entsetzen.
„Du bist so ein mieser Lügner!“, schrie ich und ballte meine Hand zur Faust „Wir kennen uns seit mehr als 10 Jahren und du gehst einfach zu einer anderen? Du weißt genau, dass ich niemanden außer dir habe! Wenn du gehst, bin ich hier ganz allein...“
Ich merkte, wie ich anfing zu weinen und wischte mir nicht gerade sanft die Tränen aus den Augen.
„Verena, ich...“, fing Jason an, doch ich unterbrach ihn mit einem ruckartigen Kopfschütteln.
„Nein! Halt bloß den Mund! Ich will nichts mehr von dir hören...ich kenne diese ganze Leier schon auswendig! Du behauptest zwar, dass du das nur tust um mich zu schützen, aber die Wahrheit ist doch einfach, dass du mich nicht mehr haben willst und zu feige bist, um es mir ins Gesicht zu sagen!“
„Ich...“
„Meinetwegen kannst du zu deiner neuen Freundin gehen! Aber wenn sie dich enttäuscht – Und glaub mir, das wird sie – komm bloß nicht zurück in diese Stadt! Oder sonst irgendwie in meine Nähe! Ich will dich nie wieder sehen, verstanden!?“, ich machte eine Pause um Luft zu holen und starrte ihn vor Wut kochend an. Er hingegen ließ die Schultern hängen und hatte die Augen geschlossen.
„Hast du noch etwas zu sagen?“, fragte ich ihn frostig.
„Nein.“, erwiderte er bloß und sah zur Seite „Ich bin einfach Scheiße.“
Ich widersprach nicht.
Ich wartete darauf, dass er nochmal versuchte mir alles zu erklären, doch er schwieg bloß und musterte den Boden, als wäre es das 8. Weltwunder.
So würde es also enden. Mein bester Freund würde mich für jemand anderes verlassen und mich hier alleine lassen.
In einer Stadt, in der mich alle hassten.
„Du hast Recht.“, ich spannte sämtliche Muskeln an und hatte das Bedürfnis, ihn wieder zu schlagen. Er sollte die gleichen Schmerzen haben wie ich, genauso leiden.
„Ich bin wirklich verdammt naiv.“
„Verena...es war doch keine Absicht. Ich hole dich auch, wenn du 18 bist, dann können wir wieder zusammen rumhängen...“
„Du kapierst es einfach nicht“, unterbrach ich ihn scharf und schüttelte wieder den Kopf „Es ist mir egal, ob du mich holst oder nicht! Meinetwegen kannst du auch 30 Jahre lang weg sein und wieder zurückkommen, mir wäre es egal. Ich würde warten.“
„Was ist dann das Problem?“
„Das Problem“, erwiderte ich fast schon hysterisch „ist einfach, dass du mich für irgend so eine Tussi verlässt, die du gerade mal seit 3 Monaten kennst! Wir kennen uns unser ganzes Leben lang schon und du ziehst sie mir vor! Was soll ich denn davon halten? Bin ich dir wirklich so wenig wert?“
„Nein, das ist nicht so...“
„Bis jetzt wurde ich immer für eine andere verlassen. Sei es für eine andere Person oder für ein anderes Leben. Die Leute lassen mich zurück, weil sie etwas Besseres finden. Ich bin bloß die 2., 3. Oder 4. Wahl für sie.“, sagte ich jetzt leise und meine Wut war verraucht. Mir wurde klar, dass ich diese Szene immer und immer wieder durchlebt hatte. Jason war nur einer von vielen, der mir ein Messer ins Herz bohrte und eine schmerzende Narbe hinterließ.
„Das stimmt nicht. Du bist für mich nicht wie 2. Wahl...Neben meiner Freundin bist du die wichtigste Person in meinem Leben“, antwortete Jason bestimmt und ich lächelte bitter.
Neben meiner Freundin..., die Worte hallten in meinem Kopf nach.
Neben seiner Freundin.
Neben seiner Freundin war ich die 2. Wahl.
Schon wieder.
„Weißt du, ich habe damals so viel für dich empfunden. Und du hast es nie gemerkt.“, flüsterte ich, ehe meine Stimme lauter wurde „Aber meinetwegen kannst du gehen.  Du bist genau wie alle anderen Idioten, von denen du damals behauptet hast, sie wüssten gar nicht was sie an mir hätten. Ich bin es leid, ständig allein gelassen zu werden. Deine Mordprobleme kannst du jetzt auch alleine klären, mal sehen, wie deine Freundin damit zurechtkommt! Wenn du die tötest, die den Tod verdienen, kannst du dich gleich selbst ins Messer werfen!“
Und damit hatte ich mich umgedreht und war weggerannt.
Seine Stimme verfolgte mich, wie ein weit entferntes Echo. Jason probierte mich zurück zuhalten, doch lief ich einfach weiter.

 

Verena ließ traurig den Kopf sinken. Sie hatte Jason für immer verloren. Dieser Verlust schmerzte sie mehr als sie jemals zugeben würde. Weiterhin ließ sie den Kopf gesenkt, ihren trüben Gedanken nachgingend, bis ein dunkler Schatten in ihr Blickfeld trat. Langsam hob Verena den Kopf und ihr fielen vor Überraschung beinahe die Augen aus dem Kopf.

Kapitel 13.

 

Unbekannter Ort 

 

Joie hatte im Leben nicht damit gerechnet sich vor einem Gericht verantworten zu müssen. Doch es kam wie es eben kommen musste:

Eine helle Taschenlampe blendete seine empfindlichen Augen, sodass er sie angestrengt zusammenkneifen musste. Wo war er? Joie stand langsam auf , öffnete seine Augen erneut und klopfte sich dem Staub von der Kleidung. Im Schein der Taschenlampe konnte er vage Umrisse erkennen, er war wohl im Keller des Weisenheims gelandet. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag, als ihm bewusst wurde wer da vor ihm stand.

 

Der Fall war nur kurz, der Aufprall aber umso härter. Ich kam schmerzhaft auf dem Rücken auf, die Luft wurde aus meiner Lunge gepresst und ich keuchte.
Meine Wirbelsäule pochte, als ich mich aufrichtete und auf allen Vieren nach meiner Taschenlampe tastete.
Es war stockdunkel und ich sah nichts – Doch ich hörte in der Ferne wohl Herr Biehl nach mir rufen, der anscheinend von der Konferenz schneller zurückgekommen war als erwartet.
„Joie! Hey, antworte! Was ist passiert?“
„N-Nichts…i-ich bin…in den Keller gestürzt…glaube ich.“,  antwortete ich vage „Meine Taschenlampe ist weg…“
„Warte, ich komme zu dir!“, ein schmatzendes Geräusch erklang und im nächsten Moment spürte ich, wie das Heim bebte.
„Verdammt, was ist das denn?!“
„Was ist los?“, fragte ich besorgt, während ich dem Geräusch meiner rollenden Lampe folgte.
„Scheinbar…steht das Waisenheim nicht auf dem Boden.“
Ich hielt inne.
Nicht…auf dem Boden?
„Wie meinen Sie das?“
„Das Gebäude wird von Pflanzen getragen, welche wohl aus Dooms schwarzer Magie erschaffen wurden ! Und jetzt…“
Den Rest konnte ich nicht mehr verstehen, da das Haus  plötzlich hochschnellte und ich auf den Boden gepresst wurde. Als es stehen blieb, hob ich kurz ab und landete dann wieder hart auf meinen Knien.
„W-Was war das!?“, rief ich nervös und tastete hektisch den Boden ab, bis ich mich an einem auf den Boden liegenden Messer schnitt und mir auf die Zunge biss, um nicht los zu schreien. Augenblicklich durchfuhr mich ein stechender Schmerz den ich nicht kommen sah. Sonst war ich doch auch nicht so ängstlich sondern trotzte mutig jeder sich mir bietenden Gefahr. Doch der Stich ließ mich kurz meine Fassung verlieren. Meine Zunge müsste jetzt bestimmt schon taub sein von dem ganzen Herumbeißen. Als ich diese endlich wieder in Ruhe ließ schmeckte ich einen leichten Blutgeschmack im Mund. Das hatte ich nun davon.
„Herr Biehl?“
Ich hielt inne und lauschte angestrengt.
Nur schwach drangen die Stimme meines Lehrers   an mein Ohr.
„…zu hoch…muss…halte durch…“
Jetzt endlich hatte ich den Griff meiner Taschenlampe gefunden und schaltete sie ohne Nachzudenken sofort an.
Mich starrte ein Gesicht an.
Mit einem erschrockenen Schrei stolperte ich zurück und prallte dabei an irgendetwas Eckiges. Ich bekam die Kante genau in den Rücken und rieb mir die Stelle, während ich noch einmal vorsichtig zu der Stelle leuchtete, von der aus mich das Gesicht angestarrt hatte.
Im Nachhinein merkte ich, dass es ein Mensch war.
In einem…Tank?
Ich schwenkte die Lampe nach oben und nach unten, um zu sehen was genau das war.
Tatsächlich.
Da war ein Mensch in einem Tank eingesperrt.
Der Mensch war – soweit ich erkennen konnte – männlich. Er trug eine schwarze Hose und ein schwarzes Oberteil, so wie eine metallische Maske im Gesicht. Jedoch bedeckte sie nur seine Augen und verlief wie der Schnabel eines Vogels spitz zusammen.
Konnte er…mich sehen?
Nein…die Maske würde doch dafür sorgen, dass er nichts sah…immerhin hatte sie nicht mal Gucklöcher…
Ich leuchtete auf den Rest des Labors.
Das Ding gegen das ich gestoßen war, war eine Art…Kontrolltheke. Es gab dort jede Menge verstaubte Knöpfe und einzelne Krabbeltierchen, die zwischen ihnen herumwuselten.
In der Decke war ein Loch. Anscheinend der Grund, warum ich herunter gefallen war.
Als ich die Tür entdeckte, versuchte ich sofort diese zu öffnen – Ohne Erfolg.
Anscheinend hatte sie sich verriegelt…eine Sicherheitsvorkehrung?
Ich sah zu der Kontrolltheke.
Einer dieser Knöpfe würde die Tür bestimmt öffnen…oder den Menschen im Tank aufwecken.
Ob er mich angreifen würde?
Nervös leuchtete ich zu ihm.
Es war schwer zu sagen…ich konnte so gut wie nichts aus ihm lesen. Seine Augen wurden verdeckt…
Mir wurde klar, wie sehr die Augen bei Emotionen eine Rolle spielten. In ihnen konnte man das Gemüt der Person lesen…
Vielleicht trug er ja deswegen die Maske.
Doch das alles war erst mal egal.
Tatsache war, dass ich in der Falle saß. Natürlich konnte ich es riskieren einen der Knöpfe zu betätigen…doch was wäre, wenn dieser Mensch im Tank aufgeweckt werden würde?
Er wäre bestimmt nicht sonderlich freundlich zu mir.
Die Option auf Herr Biehl oder auf jemand anderen zu warten fiel auch erst mal auf Eis.
Aus irgendeinem Grund war der Kontakt zu ihm abgebrochen – Warum war mir noch unklar.
Es war irgendwas mit Höhe…könnte es sein, dass…?
Nein. Diese Idee war geradezu lächerlich…
Vorsichtig blies ich den Staub von der Kontrolltheke.
Die Insekten wurden dabei mit geschleudert und landeten auf dem Boden.
Ich starrte auf die vielen Knöpfe.
Welcher von ihnen war wohl der Öffnungsschalter?
Oder war es einer der Hebel?
Meine Hand schwebte über den großen, roten Knopf.
War das nicht normal immer der Knopf für Notfälle?
Oder der, der Probleme verursachte?
Unentschlossen wanderte mein Blick zu dem grünen Knopf.
Vielleicht…vielleicht war es ja der…
Oder auch nicht?
„Ich werde noch wahnsinnig!“, ächzte ich und schüttelte den Kopf.
Es war doch egal welchen ich drückte!
Entweder ich starb, weil ich hier verhungerte, oder weil mich dieser Mensch im Tank umbringen würde.
Nach einigen Minuten schloss ich die Augen und drückte auf den roten Knopf – und hörte kurz danach ein beunruhigendes Piepen.
Ich leuchtete auf die Tür.
Verschlossen.
Doch als ich zum Tank sah, sah ich wie die grüne Flüssigkeit abgefüllt wurde.
„Nein!“, heulte ich entsetzt auf und drückte auf einige weitere Knöpfe, um den Vorgang zu verhindern. Doch nichts geschah.
Selbst als ich an den Hebeln zog und zerrte, konnte ich nicht verhindern, dass der Glasdeckel langsam angehoben wurde, die Kabel und Schnallen sich von dem Menschen lösten und er schließlich keuchend auf die Knie fiel.
Einen kurzen Moment hustete er noch Wasser, ehe er den Kopf hob.
Trotz der Maske und der Dunkelheit im Keller starrte er direkt in meine Richtung.
Hastig knipste ich das Licht aus und verkroch mich in eine Ecke – atmete möglichst flach um keine Geräusche zu verursachen und unterdrückte den Drang, vor Angst zu heulen oder um mein Leben zu betteln.
Schritte erklangen.
Erst näherten sie sich meiner Position, ehe sie sich wieder entfernten.
Es war unsinnig sich zu verstecken. Ich war in einem kleinen Raum eingesperrt und er würde mich früher oder später sowieso finden.
Trotzdem…
Solange ich nicht tot war, würde ich um jeden Preis versuchen zu überleben.
Einige Sekunden später war es plötzlich still.
Zögerlich richtete ich mich etwas auf und wartete.
Eine Minute verstrich.
Dann zwei.
Dann drei.
Und als gefühlte zehn  Minuten verstrichen, schaltete ich die Lampe an.

Entsetzt schrie ich auf, als er direkt vor mir stand.
Zu allem Überfluss ließ ich auch noch die Lampe fallen, die mit einem dumpfen Geräusch am Boden aufschlug.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich rannte – ohne Nachzudenken – zur Tür.
Der Mann hob die Lampe auf, leuchtete in meine Richtung und kam auf mich zu.
Als er direkt vor mir stand, kniff ich die Augen vor Panik zusammen und betete, dass es schnell vorbei sein möge.
Doch es geschah nichts.
Einige Momente später öffnete ich zögerlich mein rechtes Auge.
Er hielt mir…meine Taschenlampe hin.
Sein Gesichtsausdruck war wegen der Maske undeutbar, doch er…schien sie mir wiedergeben zu wollen.
Als ich sie ihm zögerlich abnahm, verbeugte er sich leicht und kniete sich hin, indem er mit dem linken Knie den Boden berührte und das rechte Bein aufgestellt ließ.
Dann senkte er den Kopf und stützte seinen ausgestreckten linken Arm auf den Boden, während seine rechte Hand auf der Stelle lag, wo das Herz war.
Ich blinzelte und starrte ihn so lange an, bis er sich aufrichtete. Seine Haltung war irgendwie beunruhigend…Er stand kerzengerade da mit verschränkten Armen, erhobenen Kopf und er schien mich zu mustern.
Oder…die Tür hinter mir…bzw. irgendwas um mich herum…
Jedenfalls wirkte er so, als würde er mich nicht angreifen.
Immerhin eine positive Sache…
„Ähm…Hallo?“, sagte ich schließlich nach einigen Minuten, in denen er sich noch immer nicht rührte.
Er antwortete nicht.
„Ich bin Joie…und du?“
Immer noch keine Antwort.
Also entweder war dieser Typ noch schweigsamer als mein Freund Erkan , oder er war stumm.
„Kannst du sprechen?“
Diesmal nickte er leicht.
„Dann…willst du nicht mit mir sprechen?“
Er neigte leicht den Kopf zur Seite, woraus ich…nichts schloss.
Was sollte das heißen? Ja? Nein? Vielleicht? Keine Lust?
„Wirst du mich angreifen?“
Einen Moment lang rührte er sich nicht, ehe er den Kopf schüttelte und auf den Tank wies.
Seine ganzen Bewegungen waren merkwürdig. Irgendwie…ruckartig. Die meisten Menschen streckten nur selten den Arm komplett aus, er hingegen achtete sogar darauf, dass sein Arm einen rechten Winkel zu seinem Oberkörper bildete.
Es erinnerte mich an…einen Roboter.
„Bist du ein Mensch?“, fragte ich dann etwas neugierig und leuchtete ihn an, sodass ich ihn richtig betrachten konnte.
Er sah aus wie ein normaler Mensch. Sein linker Arm wurde von seinem Ärmel verdeckt und dem Handschuh, während sein rechter Arm frei war.
Asymmetrie.
Auf den Schultern waren Schulterpolster befestigt, die aus Metall zu sein schienen und auch an den Beinen hatte er vorne Rüstungsteile an. Sein Oberteil war komplett schwarz, wie seine Hose.
Irgendwie sah er komisch aus. Nicht wie ein normaler Mensch jedenfalls.
Auf meine Frage hin zögerte er kurz, ehe er leicht den Kopf schüttelte.
„Sag doch mal was!“, meinte ich dann etwas gereizter.
„Was?“
Als er mir sofort eine Antwort gab, runzelte ich erst mal verwundert die Stirn.
Wiederholte er nur das letzte Wort meiner Frage oder wollte er wissen, was er sagen sollte?
„Ähm…ich weiß nicht…wer bist du? Wie heißt du? Was hast du in diesem Tank gemacht? Und wenn du kein Mensch bist, was dann?“, erwiderte ich schließlich.
„Ich wurde versiegelt für den Krieg. Ich bin ein Prototyp.“, antwortete er kurz und seine Stimme klang irgendwie gleichgültig. Oder emotionslos.
„Was ist ein Prototyp?“
„Künstlich erschaffenes Lebewesen. Ich war ein Mensch. Jetzt bin ich es nicht mehr.“
„Ähm…und warum nicht?“
„Ich weise umfangreiche genetische Veränderungen auf. Ich bin nicht länger das, was man umgangssprachlich als >Mensch< bezeichnen würde.“
Ich kniff die Augen zusammen und versuchte irgendetwas an ihm zu finden, dass nicht typisch menschlich war.
„Na ja, aber du siehst aus wie ein Mensch.“
„Korrigiere. Ich bin größer als ein Durchschnittsmensch.“
Erst jetzt fiel mir auf, dass er gut zwei Köpfe größer war als ich. Fast schon…2.20m?
„Es gibt aber auch Menschen die so groß sind. Glaube ich.“
„Tatsache.“, meinte er dazu nur und sein Kopf neigte sich nach unten, damit er mich ansehen konnte.
„Name?“
„Den habe ich doch schon gesagt…ich heiße Joie…“
„Nicht Euren. Meinen.“
Ich blinzelte kurz.
„Du…hast keinen Namen?“
„Korrekte Bezeichnung lautet PRT – A – 0029 – 2867. Für viele schwer zu merken.“
Bereits bei der Nummer 0029 hatte ich die Hälfte wieder vergessen.
Wenn dieser Kerl keinen Namen hat…
„Bist du zum ersten Mal draußen?“
„Nein. Im Krieg gegen Doom bereits befreit worden, wurde bei Niederlage zurück gesperrt.“
„Also…wie haben sie dich denn damals genannt?“
„1.“
„Nur Eins?“
„Kein Wort. Eine Zahl. Keine Bedeutung.“
Irgendwie tat er mir leid. Anscheinend hatte man ihn wie ein Werkzeug behandelt…und nicht wie einen Menschen...oder was auch immer er war.
„Ich ähm…ich könnte dich Tank nennen…aber das wäre irgendwie fies…“
„Annehmbar.“
„Nein nein, das kann ich dir doch nicht antun…ich meine…du kommst doch aus einem Tank…da kann ich dich nicht danach benennen…“, winkte ich sofort ab, auch wenn ich den Namen an sich ganz witzig fände. Doch so etwas könnte ich ihm wohl wirklich nicht antun.
„Dann…wie wäre es mit Jan?“
„Jan?“, wiederholte er nur, während ich versuchte nicht zu der Taschenlampe zu schielen.
Er schien nicht zu merken woher ich den Namen hatte, weswegen er wohl nickte und sagte:
„Mein Name ist Jan. Befehle?“
„Befehle?“
„Eure Befehle für mich.“
„Was? Ich…ich gebe keine Befehle…“, mir wurde klar in was für einem Schlamassel ich steckte. Was wollte er von mir? Ich war keine Anführer …
Hoffentlich meint er das nicht ernst. Wobei mir der Gedanke, ihn als Verbündeten zu haben,  schon wesentlich besser gefiel als ihn als Feind zu haben.
„Warum sollte ich dir Befehle geben?“, fragte ich etwas zögerlich.
„Ihr habt mich befreit. Somit seid Ihr mein Befehlshaber.“
„Nein…bin ich nicht! Ich meine…ich bin keine Person, die Befehle gibt…und bitte duz mich einfach…“
„Das verstößt gegen meine Vorschriften. Befehle, Herr.“
Ich hatte das Gefühl, dass das Schicksal mich richtig auf den Arm nahm. Jetzt hatte ich einen Prototypen als Untergebenen, war in dem Keller des Waisenheims und meine Freunde saßen irgendwo im nirgendwo.
Haha.
„Ähm…ich will keine Befehle geben…und bitte nenn mich Joie…“
„Wie Ihr wünscht, Herr Joie.“
„Nein, ohne das Herr!“ Ich seufzte und leuchtete zur Tür „Ach…egal. Weißt du wie man diese Tür auf bekommt? Und wie man aus diesem merkwürdigen Keller  raus kommt?“
„Soll ich die Tür öffnen?“
„Ja, bitte…“
Im nächsten Moment packte er mich an der Taille und hob mich mühelos hoch, ehe er mich einige Meter weiter weg von der Tür stellte. Bevor ich überhaupt reagieren oder protestieren konnte, trat er die Tür auf, die mit einem ohrenbetäubenden Krachen einige Meter weit durch den Gang schleifte, und schließlich gegen eine Wand prallte.
Ich hustete als Staub aufwirbelte und war heilfroh, ihn nicht als Gegner haben zu müssen.
Vor allem weil diese Tür aus massivem Metall bestand und die Scharniere erst…
„W-Wie hast du das gemacht???“, wollte ich wissen, als sich der Staub gelegt hatte und somit mein Husten. Auch wenn meine Augen noch etwas tränten.
„Treten.“
„Nein, ich meine…ach egal.“ Die Konversation mit Jan war wirklich anstrengend. Erst musste man sich so bemühen eine korrekt formulierte Frage zu stellen und dann kam nur so eine kurze Antwort.
Und er verstand die Fragen immer falsch!
„Kannst du uns raus bringen?“, wollte ich wissen und er nickte nur, ehe er mir die Hand hinhielt.
Ich brauchte einige Sekunden, ehe ich verstand, dass ich sie nehmen sollte. Zögerlich streckte ich sie ihm entgegen.
Jan packte mein Handgelenk und schwang mich kurzerhand auf seine Arme. Meinen erschrockenen Aufschrei ignorierend, rannte er gleich los.
Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Die ganze Umgebung nahm ich nur verschwommen war und merkte nebenbei noch,wie er immer schneller wurde.  Noch während ich mich fragte ob das verschwimmen an meiner Sehschwäche lag, oder ob er einfach so schnell rannte, hörte ich eine vertraute Stimme.

Mit einer tiefen Sorgenfalte auf der Stirn sah ich meinen  neuen Partner abschätzend an. „Was ist danach passiert?“, fragte mein Gegenüber mich. „Du hast wohl alles vergessen. Wir haben diese Buchseite gefunden..“, begann ich ohne weitere Umschweife und seufzte. Es bedarf wohl viel Fingerspitzengefühl ihm seine Erinnerungen wieder zu geben. Aber meinem alten Freund zuliebe nahm ich das Opfer gerne auf sich, als plötzlich die Tür aufgestoßen wurde und ein Mann in den Raum trat. „Joie Schmitz? Sie müssen sich vor Gericht verantworten wegen Stehlen der Buchseite!“ 

Kapitel 14.

 

Zwischendimension 

 

Die Reporterin grinste Bastian teuflisch an. Ihr Lachen schallte irre durch diese komische Leere was ihn zusammenzucken ließ. Er durfte sich in diesem Kampf absolut keinen Fehler erlauben sonst war es definitiv sein Letzter. Aber wie sollte er als Sterblicher gegen eine Frau, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Dämon mit menschlichen Zügen wurde, nur ankommen? Hatte er ihr überhaupt etwas entgegen zusetzen? Bastian schluckte. Er war ganz alleine mit ihr. Bastian blickte sich verzweifelt um. Wo zur Hölle war er?
„Wo sind wir?“, verlangte er atemlos  von der Frau zu wissen, welche ihn an der Kehle gepackt und begonnen hatte ihn langsam quälend zu würgen.
„In einer Zwischendimension, da wir unseren Kampf am ursprünglichen Ort nicht mehr fortsetzen können. Die Klasse wird gerade von deiner dummen Lehrerin besucht“, antwortete die Reporterin, deren Griff sich um Bastis Hals stärkte.
„Tue den Lehrern und Schülern nichts“, presste er zwischen zusammengepressten Lippen hervor. Er benötigte all seine ganze Kraft um Rose Weh nicht zu unterlegen.
„Du bist mein Ziel, du ganz allein!“, kreischte sie hysterisch und ließ von Bastis Hals ab um mit beiden Händen mit den Fingern zu schnipsen. Ein Portal öffnete sich vor den beiden und Rose packte den sich wehrenden Jungen um mit ihm gemeinsam das Portal zu durchschreiten.
Der Schüler versuchte sich mit Leibeskräften zu befreien, leider waren seine Bemühungen vergebens. Hilflos kniff er die Augen zusammen, da ihm die Helligkeit an diesem Ort blendete.
Er traute sich gar nicht zu fragen wo sie denn jetzt schon wieder gelandet sind.
„Pass genau auf, sonst wird es dir ganz ähnlich ergehen. Ich an deiner Stelle würde versuchen das Schlimmste abzuwenden wenn ich noch könnte“, grinste Rose und Bastian wurde Zeuge einer schrecklichen Tat, die sich wohl in einem Paralleluniversum abspielte..

 

Bastian starrte die Person unter sich an. Obwohl alles danach schrie, dass es Vanessa war, gab es doch so viele Widersprüche. Sie roch und benahm sich ganz anders. Sie…schien auch viel kleiner zu sein, als er im Moment annahm. Fast, als würde…
„Fass sie nicht an!“
Das Schwert hielt kurz vor ihrem Hals, als die Stimme des Moderators Thomas  ihn unterbrach und verhinderte, diesen durchzuschneiden. Die Person unter ihm war nicht seine Vanessa.
Sie war nicht einmal ein Mensch, sondern ein Dämon.
„Bitte tu mir nichts!“, wimmerte Rose  und hielt sich die Hände vor die Augen, als könnte sie sich so schützen „Ich tue es auch nie wieder! Ich wollte nicht lauschen! Entschuldigung!“
Er zögerte noch kurz, ehe er das Schwert wieder wegsteckte und aufstand. Thomas ging auf die Dämonenfrau zu und zog sie nicht gerade sanft auf die Beine.
„Verschwinde.“
„I-Ist gut…“, stammelte sie nur etwas zittrig, ehe sie auch schon um die Ecke huschte und aus seinem Blickfeld. Wenn sie Vanessa etwas erzählen würde…
„Sie wird es nicht weitersagen.“, unterbrach der Mann  erneut seine Gedanken „Dafür hast du ihr zu sehr Angst gemacht.“
„Ich habe ihr keine Angst gemacht.“
Bastian spürte genau, wenn sein Gegenüber sich vor ihm fürchtete. Bei Rose  war es aber nicht so. Alles, ihre Angst, ihr Benehmen, ihre Freundlichkeit wirkte…gestellt. Allerdings beschäftigte ihn das kaum. Vielmehr machte es ihn nachdenklich, dass ihre Illusionen bei ihm funktioniert hatten. Sie schöpfte ihre Kraft aus der Furcht und aus den Albträumen anderer…also hatte Bastian sich gefürchtet? Vor einer Konfrontation mit seiner Vanessa?
Er sollte so etwas wie Angst nicht empfinden. Er sollte gar nichts empfinden.
Und trotzdem merkte er, wie er automatisch zurück, Richtung Hauptquartier ging, um sich zu vergewissern, dass Vanessa wirklich nichts von alledem mitbekommen hatte. Und weil er sich vergewissern wollte, dass sie nicht mehr wütend auf ihn war.
Er…mochte dieses seltsame Gefühl nicht, wenn sie ihm mit Zorn begegnete. Es fühlte sich…seltsam an. Nicht richtig. Als hätte er etwas…falsch gemacht.
Deswegen mochte er es lieber, Befehle zu bekommen. Da hatte er nie die Schuld an seinen Taten. Immerhin hatte er nur gehorcht. Doch jetzt…er wusste nicht Recht, was er tun und lassen sollte. Vanessa reagierte immer ganz anders auf Situationen, als er berechnet hatte.
Wütende Stimmen hallten durch die unterirdischen Gänge des Hauptquartiers. Schreie, ein dumpfes, sich wiederholendes Klopfen auf Stein, Stille. Die Stille hallte noch lauter durch die Gänge als die Geräusche davor, was Bastian antrieb schneller zu gehen. Er wusste nicht was es war, aber er hatte das Gefühl bereits zu spät zu sein. Viel zu spät.
Ein verzweifelter Schrei kam aus der Richtung der Waschküchen und bald schon entdeckte er die kleine Ansammlung von Menschen, welche sich entsetzt die Hände vor den Mund schlugen oder nach den Sanitätern riefen. Eine Trage mit einem weißen Tuch darüber spaltete die Menge, verließ mit leisen Schritten den Raum. Als sie an Bastian vorbeikam, blickten die beiden Sanitäter ihn kurz an und sahen sofort wieder weg.
Menschen wichen Blicken aus, wenn sie sich schuldig fühlten. Das hatte er in einem Buch über Psychologie gelesen. Augen waren die Spiegel zur Seele.

„Ich werde alle zerquetschen, die Euch wehtun wollen.“

Die sonst so farblose und saubere Waschküche war nun rot. Rot an der Wand, auf dem Boden, an der Tür, an der Decke. Spritzer, klein und groß verteilten sich über den halben Raum bis hin zu einer Gestalt, die kauernd an der Wand saß und weinte. Die schwarzen Haare verklebt und das Gesicht voller Blut.
Bastian trat vor ihn.
„Es tut mir…so leid…“, flüsterte Joel immer wieder und hielt sich den Kopf, zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub und wiederholte diese Worte, als könnte er es dadurch ungeschehen machen.
„So…leid…“
„Warum“, es war das erste Mal, dass Bastian nach einem >Warum?< fragte. Es hatte ihn nie gekümmert. Es hatte ihn nie gekümmert was die Befehle waren, wer gestorben war, wie er gestorben war. All die Jahre, die er auf diesem Planeten verbracht hatte, war ihm das >Warum?< immer egal gewesen. Er war nur das Mittel zum Zweck, das war seine Daseinsberechtigung, der Grund, warum er existierte. Mehr hatte er nie wissen müssen.
„Warum hast du sie umgebracht?“
Nasse Tropfen bildeten sich an der Stelle, an der der Schwarzhaarige den Kopf hängen ließ. Er sah ihn nicht an. Er hatte ihn nie angesehen.
„Ich…wollte nie…“
„Sie hat dich geliebt.“, selbst jetzt klang Bastian so unbeteiligt und nüchtern wie immer. Es war kein Vorwurf, keine Wut war in seiner Stimme zu hören. Es war die bittere Realität.
Sie hatte diesen Mann geliebt. Und er hatte sie umgebracht.
„Es tut mir…so leid…“, wiederholte er nur wie in Trance und seine Fingernägel bohrten sich in seinen Schädel. Blut sickerte aus den Wunden hervor, aber es unterschied sich nicht von dem Blut seiner Vanessa, die er einst innig geliebt hatte, das überall an ihm klebte, am Boden, an der Wand.
Er hatte ihr den Schädel zertrümmert. Er hatte sie verbluten lassen. Er hatte sie sterben lassen.
„So…leid…“
Und da trat Bastian ihn.
Der erste Tritt brach ihm den Arm, der zweite das Bein. Joel gab keinen Ton von sich und ließ alles wortlos geschehen, ohne ihn dabei anzusehen. Stattdessen starrte er leer auf irgendeinen Punkt, als wäre er schon tot. Der dritte Tritt zerquetschte seine Hand, der vierte zerschmetterte seine Nase. Noch immer sah er ihn nicht an.
Man wich den Blicken anderer aus, wenn man schuldig war.
Der fünfte ließ seine Rippen durch seine Lunge bohren.
Schuldig.
Der sechste zertrümmerte sein Schienbein.
Schuldig.
Leere Augen starrten an die Decke. Blut lief in Strömen aus den offenen Wunden und Knochen ragten aus seiner Haut hervor. Obwohl Bastian sich sicher war, dass er schon lange tot war, hörte er erst auf, als jeder einzelne Knochen komplett zerschmettert war und nur ein Klumpen Fleisch übrig blieb.
Schuldig.
Soldaten hatten sich um ihn herum versammelt und hatten wohl vorgehabt ihn aufzuhalten, hatten es aber dann doch nicht gewagt einzugreifen. Stattdessen starrten sie stumm den Boden an.
Schuldig.
Die kleine Menge vor der Tür wich seinem Blick aus, als er den Kopf drehte.
Schuldig.
Sie hatten ihr nicht geholfen. Sie hatten sie bluten lassen. Sie hatten sie leiden lassen. Sie hatten seine Vanessa sterben lassen.
Sie hatten ihm nicht ins Gesicht gesehen.
Er ignorierte den neuen Riss in seiner seelischen  Maske, als er seine Waffen zog und sich von Joels Leiche abwandte.
„Ihr seid alle schuldig.“

 

Bastian stand wie versteinert vor dem Spiegel, der ihm diese grausame Realität gezeigt hatte. Zitternd drehte er sich um, um sich wutentbrannt auf Rose zu stürzen. Doch diese war spurlos verschwunden. Das was er so eben zu Gesicht bekommen hatte durfte sich nie bewahrheiten. Er liebte Vanessa und würde sie nicht an Joel verlieren! Niemals
„Bastian Brück?“, rief eine weibliche ihm unbekannte Stimme seinen Namen. Erschrocken wirbelte er herum. „Du musst aufwachen, wach auf. Du bist in Sicherheit!“
Verwirrt blinzelte Bastian und eine blonde junge Frau lächelte ihn freundlich an. Panisch wirbelte er mit seinen Kopf herum um sich zu vergewissern wo er jetzt schon wieder war.
Die Umgebung eines Zimmers ließ ihn erleichtert aufatmend. Erst jetzt bemerkte er das er in eine  Bett lag und die Einrichtung um ihn herum sehr in Maßen gehalten wurde.
„Du bist einer der Auserwählten, gut, dass ich dich gefunden habe! Ich bin Shira und helfe Thomas die Auserwählten zu finden. Die Reporterin hat dich schwer verletzt. Ich fand dich auf offener Straße und brachte dich hierher in ein Krankenhaus um dich versorgen zu lassen. Der Arzt teilte mir mit, dass du keine bleibenden Schäden davon getragen hast.“
Bastian nickte nur stumm, starrte durch die Frau quasi hindurch. „Thomas?“, brachte er nur mühsam hervor. Das was Rose ihm gezeigt hatte durfte niemals wahr werden. War dies am Ende nur Einbildung, ein Traum? Bastian konnte es nicht sagen.
„Danke aber für die Rettung…“, sagte der Schüler nach einer Weile und klappte die Bettdecke so weit zurück, sodass er aufstehen konnte.
„Der Arzt hat aber gesagt, dass du-„,“ weiter kam Shira nicht, denn der Auserwählte stand schon auf den Beinen und zog sich seine Schuhe an  die vor dem Bett standen.
„Tut mir leid, aber ich glaube nicht an diesen Quatsch. Auserwählte, Thomas Gottschalk der Sucher. Nichts für ungut“, entschuldigte er sich als er sich seine Jacke anzog.
„Bitte, wenn ein Auserwählter fehlt kann die Welt auch nicht vor Doom gerettet werden“, versuchte Shira es erneut. Sie wollte und konnte einfach nicht locker lassen. Was für einen Sturkopf hatte sie sich da nur ausgesucht.
„Wie schon gesagt: Ich schenke dieser Legende um die Auserwählten keinen Glauben“, murrte der Junge nun. (Zumindest nicht mehr nachdem ich diese schreckliche Zukunft gesehen habe), dachte er im Stillen.
Shira packte Basti am Arm, als dieser energisch nach der Türklinge griff und diese eisern herunterdrückte. „Dann gib dieser Legende jetzt eine Chance“, meinte Shira aufmunternd. Doch der Junge löste sich spielend aus ihrem recht lockeren Griff. „Nein! Lass mich jetzt in Frieden“, knurrte der Junge nun schon sehr ungehalten.
„Was ist mit dir los? Ich dachte alle Auserwählte kämpfen für das Gute“, sagte die junge Frau mit einem betroffenen Gesichtsausdruck. Ihre Aufgabe durfte nicht jetzt schon zu Ende sein, das war unmöglich sowie auch unverzeihlich.
„Gegenfrage: Wer sagt dir, dass ich wirklich ein Auserwählter bin?“, konterte Bastian scharf und öffnete die Tür. Ohne Shira eines weiteren Blickes zu würdigen verließ er das Krankenzimmer und ging den leeren langen Gang entlang.
Shira fackelte nicht lange und rannte Basti kurzerhand hinterher. Sie versuchte mit dem Jungen Schritt zu halten, was sich als nicht ganz so einfach herausstellte, weil er ein schnelles Tempo vorlegte drauf hatte. War er vielleicht ein Sportler?
„Um zu deiner Frage zurück zu kommen: Thomas sagt mir, das du ein Auserwählter bist, na ja viel mehr eigentlich dieser Zettel den mir der Moderator gab damit ich einen von euch auffinden kann“, erklärte Shira atemlos.
Basti blieb plötzlich stehen. „Das soll ich dir glauben?“ fragte er verächtlich und wollte weiter gehen als Shira ihm eben den genannten Zettel ohne Umschweife direkt unter die Nase hielt. Kommentarlos las er zuerst stumm die Namen und ging dann ein kurzes Stück weiter ehe er erneut stehenblieb, wahrscheinlich um das Gelesen zu verarbeiten.
„Wie du wohl auf dem Zettel festgestellt hast lüge ich nicht und würde dich nun bitte bitten mir zu glauben. Ich soll dich nämlich zu Thomas bringen“, erklärte Shira die dabei war den wichtigen Zettel wieder sicher zu verstauen.
Der Junge vor ihr schwieg jedoch eine geraume Zeit lang bis er plötzlich herumwirbelte und Shira angriffslustig ansah. Seine Augen wurden plötzlich glühend rot und er fiel auf die Knie. Shira wich erschrocken zurück. Was geschah hier nur? Bastian krümmte sich auf den Boden und fing an tief zu knurren. Es schien so als würde er gegen eine dunkle Macht von außen ankämpfen. Könnte Shira ihn helfen? 

Kapitel 15

 

Erkans Zelle

 

Erkan brummte immer noch der Schädel. Es war einfach alles zu viel für ihn, erst der Verlust seiner geliebten Schwester, dann der Krankenhausaufenthalt und zu guterletzt auch noch der Angriff von Doom. In seinen angeschlagenen Zustand konnte er den Finsteren nichts bieten. Nun lag er auf einer Pritsche die in seiner Zelle angebracht war mit dem hinter den Kopf verschränkten Armen. Komischerweise hatte er Medikamente erhalten die ihn schnell wieder genesen ließen. Dies hatte er vom Teufel persönlich nicht erwartet. Wahrscheinlich wollte er ihn später auf noch grausamere Weise töten. Erkan schwante Übeles. Aber momentan beschäftigte ihn etwas viel mehr und zwar der Verlust seiner geliebten Schwester Aylin. Wo möge sie wohl stecken? Ging es ihr gut dort wo sie jetzt ist? Erkan hoffte es inständig, wollte und durfte die Hoffnung einfach nicht aufgeben. Wenn einer der Auserwählten sterben würde wäre die Welt für immer den Untergang geweiht. Aber zählten er und seine Schwester Aylin überhaupt zu den Rettern dieser Erde? Erkan wagte es noch zu bezweifeln denn immerhin war noch nichts eindeutiges entschieden was ihn immer noch an seiner und Aylins Bestimmung zweifeln ließ. Mühsam und mit großer Anstrengung gelang es dem Jungen sich aufzusetzen und schließlich von dem notdürftigen Bett aufzustehen. Diese Enge um ihn herum die ihm umgab wie ein schützender Kokon machte ihn jetzt schon wahnsinnig, rasend vor Wut. Er musste unbedingt hier raus kommen, irgendeinen Ausweg finden. Es musste doch eine Fluchtmöglichkeit geben, irgendeine? Kampflos aufgeben wollte er nicht! Durfte er auch nicht, denn es hing einfach zu viel von ihm ab, von allen. 

 

„Mama! Mama, guck mal...“, schwarze Wolken wirbelten um mein Haus herum. Schatten zogen auf, wurden länger. Blutrote Blitze zuckten umher und ich öffnete langsam die Tür.
Ein zersplitterndes Geräusch erklang. Dann die Schreie von Raben.
„Mama? Papa? Seid ihr da?“, ein leises, platschendes Geräusch erklang, als ich das Zimmer betrat.
„Mama...?“

Schweißgebadet fuhr ich hoch.
„Hmhm...alles in Ordnung...?“, fragte Aylin mich müde und ich atmete keuchend ein und aus.
„Ich...i-ich g-glaube schon“, murmelte ich und wischte mir den Schweiß von der Stirn „Es...-nur ein Albtraum.“
„Schon wieder?“, hörte ich Fynn nuscheln und er gähnte „Um was ging's denn?“
„Nur...eine Kindheitserinnerung.“, erwiderte ich zögerlich und Aylin nickte verständnisvoll.
„Schon okay. Leg dich einfach wieder hin, zweimal träumst du schon nicht dasselbe.“
Ich träume schon seit mehr als 10 Jahren diesen Traum, dachte ich bitter und legte meinen Kopf zurück auf den Boden Und er wird niemals enden...

„Hey! Aufwachen!“
Ich blinzelte. Dann fuhr ich hoch – Und stieß hart mit dem Kopf an Fynns.
„Au!“, er wich zurück und rieb sich die Stirn „Geht's noch?“
„'Tschuldigung“, sagte ich nur und rieb mir gähnend die Augen.
„Wir sollten weiter“, Aylin sah zu uns und nippte an ihrer Trinkflasche „Diese Zone hier wird bald überrannt.“
Ich musterte meine Umgebung. Mit Rissen durchzogene Erde, schwarze Gewitterwolken am Himmel und es zuckten rote Blitze.
Die Welt war ein hässlicher Ort geworden.
„Seht ihr die Blitze? Sie sind rot wie Blut...“, murmelte ich halblaut und die anderen Beiden nickten.
„Das ist doch nichts Neues mehr. Sie waren doch immer rot.“, sagte Fynn noch und ich seufzte.
„Ich weiß nicht...wisst ihr noch...“, ich zog ein Kinderbuch aus meiner Umhängetasche „Im Waisenhaus, was wir den kleineren Kindern vorgelesen haben?“
Ich öffnete es. Im Inneren sah man bunte Häuser, grünes Gras und eine hell scheinende Scheibe.
„So sah doch mal die Welt aus...“
„Nein, das ist doch nur ein Kinderbuch. Das ist alles ausgedacht.“, erwiderte Aylin. Sie sah kurz zu dem Bilderbuch und schüttelte den Kopf „Das ist ein Märchen. Die Welt sah nie so aus.“
„Glaubst du? Ich...glaube nicht, dass die Welt immer so düster und gefährlich war“, murmelte ich nur leise für mich und steckte das Buch wieder weg.
„Warum trägst du das denn immer mit dir herum?“, wollte Fynn wissen.
„Es hat...jemandem gehört, der mir wichtig war“
Ein lautes Donnern ertönte und wir zuckten zusammen.
„Okay, genug geredet, wir sollten ganz schnell weiter!“, drängte Aylin und schob uns von der verbrannten Wiese herunter. Die Erde fing an zu beben und aus den Rissen schoss Gas.
Gott sei Dank hatten sie uns nicht im Schlaf erwischt.
Wir rannten los, als die Erde immer stärker bebte und ich versuchte nicht über meine eigenen Füße zu stolpern.
Wie konnte die Welt nur so zugerichtet werden?
Ich hörte Vögel am Himmel schreien. Automatisch hob ich die Hand über den Kopf, um mich vor ihnen zu schützen, genau wie meine beiden Freunde.
Ein weiterer Schrei erfolgte, dann spürte ich Federn an meinem Arm und einen Schnabel, der sich in meine Haut bohrte. Blut floss aus der Wunde, tropfte auf meinen Kopf und weiter über mein Gesicht.
„Pass auf!“, ich duckte mich, riss den Vogel aus meinem Arm und schleuderte ihn weg. Im nächsten Moment ertönte ein Schuss, der tote Körper fiel zu Boden und Fynn lud seine Pistole nach.
„Alles okay?“
„Ja“, erwiderte ich und sah auf meine blutende Wunde „So halb, jedenfalls.“
„Ich verbinde das später“, sagte Aylin gehetzt und wir rannten schnell weiter. Die Wunde fing an zu pochen und langsam setzte der Schmerz ein. Zuerst in kleinen Wellen, dann in immer größeren Wellen bis ich keuchend stehen blieb und meine Hand auf die Wunde presste.
„Nur noch ein kleines Stück“, Fynn packte meinen Arm und zog mich mit sich „Das packst du noch, los!“
Dunkle Schatten wurden auf uns geworfen und ich sah kurz hoch. Der Himmel war ein einziges Meer aus Wolken, Blitzen und schwarzen Vögeln, die uns bedrohlich umkreisten. Es waren nicht mal mehr richtige Vögel. Ihr Gefieder war zerfetzt, blutig und sie rochen faulig, nach verwesendem Fleisch.  So erging es allen „Tieren“ auf diesem verdammten Planeten. Seit dem „Unfall“ damals vor mehr als hundert Jahren hatte sich viel verändert.
Die Welt war kaputt, tot und grausam. Die Menschen griffen alles an, dass sich bewegte und zerfleischten sogar sich selbst um etwas zu essen zu haben. Die Pflanzen waren hoch giftig und beim kleinsten Kontakt mit ihnen musste man befürchten, zu sterben. Und die anderen noch normalen Menschen...aus der früheren, dominierenden Rasse wurden kleine, unbedeutende Lebewesen, die sich in allen möglichen Ritzen und Spalten versteckten, um ja noch zu überleben.
Aber was brachte es in einer Welt zu überleben, in der nur Chaos und Tod herrschte?
Was brachte es, in einer Welt zu leben, ganz alleine, da alle gestorben waren, die man liebte?
Ich wusste die Antwort darauf nicht. Und ich glaube, meine beiden Freunde auch nicht.
Andererseits war das der Wille eines jeden Geschöpfs. Leben.
Und genau das war der Grund, warum wir aus dem Waisenhaus abgehauen sind, aus der Stadt, denn jeder, der dort noch lebte verschloss die Augen vor dem Leid.
Die Welt war dabei sich wieder zu erholen? Ha! Das ich nicht lache!
Schüsse ertönten, als Fynn einige der Vögel tötete, die auf uns zustürzten.
Was ist daran Erholung? Die Erde war schlimmer denn je zugerichtet. Das hier war schlimmer als jeder Horrorfilm und jeder Albtraum.
Die Erde wird bald wieder bewohnbar sein...,haben die gesagt. Doch wenn ich mir den rissigen Boden ansehe, die Lava, die heißen Geysire...dann wird der Planet höchstens in tausend Jahren wieder bewohnbar sein. Wenn überhaupt.
Aber soll doch der Rest der Welt in ihrer stickigen, kleinen Stadt unter der Erde hocken bleiben.
Wir würden dafür sorgen, dass all das hier vorbei wäre. Dass die Welt wieder schön wäre.
Und dafür müssen wir nur die sieben Buchseiten finden.

„V-Verdammt...s-sind sie weg?“, fragte ich keuchend, als wir in einer Höhle Zuflucht gefunden hatten.
Aylin nickte mit gerötetem Gesicht und setzte sich erst mal hin. Fynn hingegen blieb am Höhleneingang stehen und beäugte misstrauisch den Himmel. Die Vogelschwärme umkreisten noch eine Weile lang die Höhle, ehe sie sich einer nach dem anderen verzogen.
„Jetzt zeig mal deine Wunde“, forderte Aylin mich auf und zog an meinem Arm. Ich zuckte vor Schmerz zusammen und sie musterte meine Verletzung. Es sah unschön aus, das Fleisch war bis zum Knochen durchbohrt und an den Rändern der Wunde fing es schon an zu faulen.
„Das muss ich sofort reinigen. Tut mir leid, wenn es wehtut“, sagte sie und hielt ihr Hand auf meinen Arm. Es dauerte nur kurz, dann stieg Dampf aus der Wunde auf und ich spannte sämtliche Muskeln an, um nicht zu Schreien. Langsam färbte sich das schwarze, getrocknete Blut wieder rot und fing an zu fließen. Die Wunde öffnete sich etwas und grünes Gift floss daraus.
Ich biss die Zähne zusammen und versuchte mich nicht zu bewegen, während der Schmerz in heißen Wellen über mich schwappte.
Schließlich ließ Aylin meinen Arm wieder los und zog einen Verband aus ihrer Tasche. Sie umwickelte die Wunde und machte ihn fest.
„So, fertig.“, meinte sie und ich zog schnell den Arm zurück.
„Blöde Viecher...“, murrte ich und presste meine Hand auf den Verband. Aylins Kräfte sorgten zum Glück dafür, dass ich nicht verfaulte, aber es tat nun mal höllisch weh. Als ob man Salz und Essig in eine Wunde schütten würde und danach noch Spiritus.
„Erinnert mich irgendwie an Resident Evil“, meldete sich Fynn zu Wort und steckte seine Waffen weg „Die Menschen sehen aus wie Zombies. Und wenn man von ihnen gebissen wird, fängt man auch an zu faulen.“
„Ja, aber man wird nicht zum Zombie. Man bleibt tot“, erwiderte ich und merkte, wie er zu meinem Verband schielte.
„Wenn ich ein Zombie werde, fresse ich dich als erstes auf.“, warnte ich ihn bissig, aber auch aus Spaß. Er grinste und wies auf seine Pistolen „He - Ich kenne mich mit Zombies aus, also pass auf.“
„Hört auf ihr Beiden“, unterbrach Aylin uns „Das ist nicht witzig. Wir stecken hier in ernsthaften Schwierigkeiten...wie kommen wir zum Beispiel an diesen blöden Vögeln vorbei, ohne dass sie uns erwischen?“
„Sie kommen doch nur, wenn sie etwas zu Essen riechen“, sagte ich bloß.
„Ja, nur leider sind wir ihr Essen.“, entgegnete Fynn und sie nickte.
„Wir müssen unseren Geruch überdecken...“, murmelte sie und sah sich um, als ihr ein Geistesblitz kam.
„Ich hab's! Das ist wie mit Bären...man muss seinen eigenen Körpergeruch überdecken, indem man sich mit Schlamm oder so einschmiert.“
„War das nicht...“
„Schon klar, aber Schlamm ist mir wesentlich lieber als irgendein Misthaufen.“
„Mir auch“, stimmte ich zu und befühlte den nassen Boden „Tja, die Höhle hier ist ideal dafür. Alles ist matschig und feucht...“
„Na dann los. Wir dürfen nicht zimperlich sein.“

Zwar widerstrebte es mir, mit Schlamm vollgeschmiert herumzulaufen, aber was tat man nicht alles dafür um zu überleben. Außerdem half es wirklich. Wir schlichen uns aus der Höhle raus, ohne von den Vögeln belästigt zu werden.
Vor uns lagen die Trümmer einer ehemaligen Großstadt, in denen wir uns auch verstecken konnten. Die Straße war aufgebrochen, die Häuser eingefallen und überall waren Kakerlaken und andere Insekten, aber das war egal. Wir hatten Schutz, mehr zählte nicht.
„Sucht mal nach brauchbaren Dingen“, sagte Aylin und wir nickten.
„Wir teilen uns auf und treffen uns in einer Stunde wieder hier“, sie wies auf den großen, eingestürzten Brunnen. Die Statue auf dem Brunnen war herunter gestürzt und ihr fehlte der Kopf, genau wie die Arme und die Beine.
Ich entdeckte den Statuen Kopf einige Meter weiter weg, in einem Spalt. Der Asphalt war aufgebrochen und diverse Autos lagen in den entstandenen Rissen.
Zwar wüsste ich nicht, was wir hier hätten finden können, aber Aylin war eben die Älteste von uns, seelisch, gedanklich. Schon im Waisenhaus hatte sie auf uns aufgepasst. Sie nannte sich selbst nie eine Anführerin, aber wir nahmen sie als solche wahr. Jeder bei uns war gleich gestellt, doch es war unvermeidbar, dass man eben eine Rolle bekam. Fynn war unser Kämpfer – Er kämpfte gegen alles, das uns bedrohte und war darin recht gut...auch wenn er ab und zu etwas albern war, aber das war normal. Man sollte nie seinen Humor verlieren, egal wie besch*ssen es einem ging.
Aylin war unsere Anführerin – Ob sie wollte oder nicht. Schon damals war sie so etwas wie der Chef in unserem Trio gewesen.
Und ich...na ja, wie die anderen mich sahen wusste ich nicht genau, ich selbst fand einfach, dass ich eher das Anhängsel war. Zwar hatte ich die anderen dazu überredet mit mir abzuhauen, aber ohne Aylin wären wir wohl schon in der ersten Woche gestorben.
Ich weiß nicht. Mein Gefühl hatte mir einfach gesagt, dass wir hier weg müssten, raus in die Welt. Andererseits war es für mich normal wegzulaufen. Ich lief immer vor meinen Problemen davon, vielleicht war das der Grund warum ich abhauen wollte. Aber da noch meine beiden Freunde reinzuziehen...das war mehr als unverantwortlich und egoistisch.
Ich trat die Tür zu einem Haus auf und hustete, als mir eine Staubwolke ins Gesicht flog. Mit tränenden Augen sah ich mich um. Licht schien durch das zerbrochene Fenster und beleuchtete das Innere: Scherben, zersplitterte Stühle, Tische, umgefallene Schränke, die von Termiten angefressen wurden. Ich ging ins Schlafzimmer und atmete aus Reflex durch den Mund, damit ich nichts roch. In solchen Häusern roch es immer nach verwesenden Leichen oder ähnlichem. Ich sah zwei Skelette auf dem Boden liegen, eins so groß wie ein Erwachsener Mensch und eins so klein wie ein Baby.
Die Skeletthand des größeren hatte das kleiner umarmt.
Wenigstens waren sie zusammen gestorben. Auch wenn eigentlich jeder für sich alleine starb...es war doch besser dann abzutreten, wenn man Gesellschaft von jemandem hatte, von dem man geliebt wurde.
Ich blinzelte mir einige Tränen weg.
Wie damals...
Nein! , dachte ich und schüttelte heftig den Kopf Nicht daran denken!
Wie ein schwarzer Schatten drängte sich die Erinnerung in meinem Gehirn vor.
“Sieh mich an!“
Nein! , schrie ich stumm Ich will nicht!
“Du kannst mich nicht ewig ignorieren...“, hörte ich noch ein leises Echo in meinem Kopf.
Er fing an zu pochen und ich rieb mir die Schläfen wie ich es immer tat, wenn der Schatten zu groß wurde. Panisch kniff ich die Augen zusammen und versuchte ihn soweit es ging zurück in mein Hirn zu drängen, in die hinterste Ecke, hinter irgendeine Tür...ich spürte wie die Kopfschmerzen schwanden.
Dann war der Schatten weg.
Ich seufzte erleichtert und konzentrierte mich wieder auf meine Aufgabe. Als ich den Kleiderschrank öffnete, schossen mir Motten entgegen und zahlreiche Insekten krabbelten daraus hervor. Ich ignorierte sie und durchsuchte den Schrank.
Nichts. Nur ein kleiner Kasten mit Nähsachen. Sicherheitshalber steckte ich ihn ein. Vielleicht könnten wir noch irgendwann etwas mit ihnen anfangen – Oder ich konnte unsere Sachen mal flicken, die waren schon ziemlich zerfetzt.
In den restlichen Zimmern des Hauses fand ich auch nichts. Seufzend betrat ich das Kinderzimmer und sah mich um. Die meisten Sachen waren im Laufe der Zeit zerfallen, kaputt gegangen oder bei der Katastrophe zerstört worden. Doch ich entdeckte noch ein Kuscheltier in der Ecke des Zimmers. Es war ein kleiner Hase. Er war angesengt, zerfleddert und hatte keine Augen mehr, aber er hatte es irgendwie geschafft noch erhalten zu bleiben. Blut klebte an seinen Füßen und ich hob ihn hoch.
Er sah unheimlich aus. Mir war, als würde er mich anstarren mit seinen nicht vorhandenen Augen.
Schaudernd ließ ich ihn schnell wieder fallen und hörte dabei ein leises Plonk! .
Verwundert hob ich ihn wieder hoch und drehte ihn um. Da war ein Reißverschluss an seinem Rücken.
Ich zog ihn auf.
Eine kleine, aus Metall gefertigte Figur lag darin. Es stellte einen Engel da, der auf seiner Harfe spielte.
Aus Metall? Das war ja ungewöhnlich. Solche Figuren waren doch eher aus Porzellan oder so was.
Andererseits fand ich den Anblick dieses Engels beruhigend und ich beschloss, ihn als Glücksbringer mitzunehmen.
Ich steckte ihn in meine Tasche und verließ dann das Haus. Und so surreal das auch klingen mag, ich spürte die vorwurfsvollen Blicke des Hasens in meinen Rücken, der empört darüber war, dass ich ihm seinen Engel geklaut hatte.

Als die Stunde vorbei war, hatte ich einen Nähkasten, fünf Messer und eine noch funktionierende Taschenlampe. Fynn hatte Munition für seine Waffen in einem Waffenladen gefunden und dabei noch diverse andere Gegenstände mitgehen lassen.
„Was soll ich damit?“, fragte ich verwirrt, als er mir eine Pistole in die Hand drückte und ein Messer, dass beinahe 40cm lang war. Die Klinge war schwarz und stumpf geworden, doch ich wusste, dass Fynn auch Schleifsteine hatte.
„Dich verteidigen. Ich kann euch ja nicht ewig beschützen“, erwiderte er und fügte hinzu: „Nur für den Notfall.“
Ich sah zu dem Messer. Mit so was konnte ich umgehen, das war kein Problem...nur mit Pistolen...das war schon schwieriger. Ich war nie ein großer Militärs Freak und wusste nicht mal genau wie man dieses Ding lud, aber ich würde es versuchen. Wenn es bedeutete, dass ich uns damit schützen konnte...dann würde ich eben töten.
„Ich habe noch Wasser gefunden und die Trinkflaschen damit aufgefüllt“, meinte Aylin und wies auf die drei Beutel an ihrem Gürtel „Es ist nicht wirklich sauber...Regenwasser halt. Aber wir können es im Notfall ja aufkochen um wenigstens die Bakterien zu töten.“
„Okay, ich glaube, dann haben wir alles“, sagte ich seufzend und Fynn sah zu mir.
„Stimmt was nicht?“
„Nein, alles okay...nur...ich weiß nicht. Ich mag keine Städte. Hier ist alles einfach...“
„...tot?“, beendete er meinen Satz und ich nickte.
„Und ich fühle mich von allen Gegenständen beobachtet. Als würden sie mir die Schuld dafür geben, was hier passiert ist.“
„Das ist lächerlich. Du hast an gar nichts Schuld“, Aylin legte eine Hand auf meine Schulter „Niemand von uns kann etwas dafür, was hier vorgefallen ist. Das ist schon lange vor unserer Zeit passiert.“

Vielleicht hatte sie ja Recht. Doch andererseits...warum hatte ich immer diese Schuldgefühle, wenn ich an Gegenständen, Tieren oder Pflanzen vorbei ging? Warum fühlte ich mich von allen Seiten beobachtet?
Vielleicht, weil ich paranoid war. Das musste man auch in dieser Welt sein, um zu überleben.
Aber vielleicht auch, weil es die Wahrheit war. Nicht direkt Ich war Schuld an dieser Katastrophe, aber die menschliche Rasse. Immerhin war es Doom, der damals die Erde so zugerichtet hat in seinem Kampf gegen Thomas. Der arme Moderator hatte all seine Erinnerungen an ihr erstes Treffen verloren. ., Aber der Rest der Menschheit blieb auch nicht verschont. Die Erde wusste, wie sie sich wehren musste.
Und vielleicht würde die Welt erst wieder schön und friedlich werden, wenn es die Menschheit nicht mehr gab.

 

Die Erinnerung vor seinem inneren Augen verblasste langsam. Dies geschah vor ihrer Zeit bevor er und Aylin ihre Eltern wieder gefunden hatte. Früher lebten sie mit Fynn in dem Heim. Aber was hatte es nur mit den Buchseiten auf sich? Sich darüber den Kopf zerbrechend seuftzte er. Ein Wolf schoss plötzlich an seinen Zelle vorbei. Erkan rieb sich verdutzt die Augen. Hatte er das gerade nur geträumt oder war da gerade wirklich ein Wolf an ihm vorbeigezischt? Um sich zu vergewissern rieb er sich verdutzt die Augen. Das es in der Hölle einige finstere, unheimliche Gestalten gab konnte er sich ja schon denken aber der Wolf hatte irgendwie nichts Furchteinflößendes an sich gehabt, eher etwas tröstliches, geborgenes. Zu gerne wäre er diesem Tier was ihn jetzt schon faszinierte gefolgt, doch die Gitterstäbe hinderten ihn daran.
Erkan hatte schon die Hoffnung aufgegeben den Wolf wiederzusehen, als er leise tapsende Schritte auf den harten Steinboden vernahm. Kam der Wolf etwa zu ihm zurück? Tatsächlich und Erkan konnte seine Augen nicht trauen. Wahrscheinlich spielte ihm die Müdigkeit nur einen Streich, den seien sowieso schon angeschlagenen Sinne nicht gut verkraften konnten. Der schwarzfarbige Wolf blieb vor Erkans Zellentür stehen und fixierte ihn eisern durch seine eisblauen Augen. Was wollte er nur von ihm, einen einfachen, gefangenen Jungen? Erkan hielt sich den Kopf. Spielte ihm sein Gehirn wohlmöglich wilde Streiche? Aber das konnte doch unmöglich nicht real sein.
Der Wolf sah schwanzwedelnd zu Erkan, ehe ein helles intensives Leuchten ihn erfasste. Was passierte denn jetzt? Als das Licht langsam verblasste traute Erkan seinen Augen nicht. Vor ihm stand ein junger Mann.
„Ich erzähle dir alles später. Jetzt hole ich dich erstmal hier raus“, sprach der Junge vor Erkan. Dieser konnte vor Verblüffung nur nicken.
„Warum hilfst du mir? Deiner Ausstrahlung zufolge bist du ein finsteres Wesen“, äußerte Erkan seine Bedenken woraufhin der Unbekannte nur grinste.
„Thomas hat mich als Spion eingesetzt. Eigentlich arbeite ich für Doom. Doch ich bin übergelaufen, aber das darf mein früher Meister niemals erfahren sonst-„ Seine Ausführungen wurden jäh unterbrochen als Dämonen den Gang entlang gehetzt kamen und sich auf den Jungen stürzten.
Erkan fackelte nicht lange und trat gegen eine der Gitterstäbe der zu seiner Verwunderung nachgab. Er zwängte sich durch die schmale Öffnung.
„Ich werde dir helfen!“, rief Erkan und machte sich zum Kampf bereit, ehe er aus dem Augenwinkel eine andere Person entdeckte. 

Kapitel 16.

 

Unbekannter Ort 

 

Mit schmerzenden dröhenden Kopf erwachte sie aus ihrer tiefen Bewusstlosigkeit. Wie lange war sie weggetreten gewesen? Sie wusste es nicht, konnte es unmöglich sagen. Über ihr Zeitgefühl war sie schon lang nicht mehr Herr. Benommen blinzelte sie den nebligen Dunst vor ihren Augen weg der ihre Sicht massiv einschränkte.
Aylin öffnete die Augen nun ganz  und sah sich um. Sie merkte, dass ihr Herz raste, und versuchte instinktiv, lautes Atmen zu unterdrücken. Bevor sie irgendetwas erkennen konnte in der nahezu totalen Dunkelheit, die sie umgab, hörte sie die Tür zum Zimmer, in dem sie mit Yukiko lag, knarren, auf die unverwechselbare Weise, und konnte, gegen den ganz leicht erhellten Hof, einen Schemen erkennen, der ins Zimmer huschte und die Tür mit demselben Knarren wieder hinter sich schloss. Einen Moment meinte sie, eine Reflexion des Lichtes auf einer Klinge zu haben.
Sie griff nach den Waffen, die sie von Herr Biehl  damals  erhalten hatte und die griffbereit neben ihrem Bett, ein Sack, gefüllt mit Stroh, lagen, und zog so leise wie möglich ein Messer. Ihre Augen hatten sich jetzt an die Dunkelheit gewöhnt, und auch wenn nur wenig Licht ins Zimmer kam, von den Sternen durch den Spalt unter der Tür und zwischen den Strohhalmen, die ineinander verflochten den Hauptteil der Tür ausmachten, so reichte es doch aus, um einen noch dunkleren Schemen zu erkennen, der neben ihr stand und etwas hob.
Sie schaltete schnell. Sie hatte eine Waffe gesehen, als der Unbekannte das Zimmer betreten hatte. Sie sah, wie er neben ihr stand und mit eben dieser Waffe zum Schlag ausholte.
Mit einer blitzschnellen Bewegung schlug sie dorthin, wo sie sein Bein vermutete. Für einen ganz kurzen Moment spürte sie einen geringen Widerstand - auch wenn das Messer durch Haut, Fleisch und Knochen schnitt, als seien sie nicht vorhanden, so war doch ein kleiner Widerstand spürbar, und sie wusste, dass sie getroffen haben musste. Und wirklich kippte der Unbekannte zu dieser Seite weg, offensichtlich überrascht von ihrem Gegenangriff. Sofort war Aylin bei ihm und schlug mit dem Messer erneut zu. Weil sie gegen den dunklen Schemen auf dem ebenso dunklen Boden kein gutes Ziel hatte, hieb sie einfach nach seiner Bauchdecke, spürte, dass sie traf, und zog das Messer nach oben, in Richtung des Kopfes. Sie spürte, dass Blut aus der Leiche auf sie spritzte, griff nach ihrem zweiten Messer und stand auf. Sie blickte kurz auf den Schemen hinunter, und auch wenn es dunkel war, konnte sie erkennen, dass ihr Gegner kein Mensch gewesen war. Überhaupt konnte sie nicht erkennen, welcher Rasse er angehörte. Alles an ihm war schwarz: sein kugelförmiger Kopf, seine Arme, seine Beine, sein Körper überhaupt - nur sein Blut nicht. Es schimmerte rötlich im schwachen Licht.
Ihre Freundin schlief noch. Nachdem Erkan spurlos verschwunden war hatten sich beide durch Zufall auf der Straße getroffen und da sie Yukiko unmöglich alleine lasen konnte fanden sich die beiden in Aylins Elternhaus wider. Wo ihre Eltern waren wusste das Mädchen auch nicht. Lebte ihre Familie überhaupt noch? Sie hoffte es so sehr. Seltsamerweise hatte ihr Gegner keinen Laut von sich gegeben, wie sie es eigentlich erwartet hatte. Yukikos schwarze Haare hatte sie zu einem lockeren Zopf zusammengebunden mit ihren roten Lieblingsgummi. Ihre klaren, bernsteinfarbenen Augen ließen einen schnell vergessen, dass sie ziemlich zierlich jedoch keinesfalls mager war. Eine spitze Nase stach aus ihrem recht ovalen Gesicht hervor. Nur mit Mühe konnte man ihr Tattoo in Form einer Blume am rechten Arm erkennen. Ihre Vorliebe für Kleider und Kimonos war nicht zu übersehen. Meistens jedoch  trägt sie eine weiße Bluse und einen roten Rock mit einem weißen Streifen dazu rote Overnees mit weißen Streifen und schwarze Schuhe. Ihren dünnen Hals ziert ein goldenes Medaillon.
Aylin nahm sich ein paar Sekunden Zeit, um ihre Gedanken zu ordnen. Dieser Unbekannte war völlig ungestört in das Zimmer von ihr und Yukiko eingedrungen. Niemand hatte ihn bemerkt, niemand hatte sie gewarnt. Das war kein Zufall gewesen, kein Irrtum - das war ein geplanter Anschlag. Und wenn das stimmte, dann mussten noch mehr Gegner im Haus sein, weil niemand allein alle Bewohner eines Hauses umbringen konnte und sich schon gar nicht allein hineinwagte, um jemanden gezielt umzubringen - und dann...
Aylin schluckte, als sie den Gedanken zu Ende dachte. Dann waren vermutlich nur noch sie und Yukiko am Leben.
Dann wollte sie wenigstens ihre Leben retten.
Sie ging zu ihrem Bett hinüber und stieß ihr einen Finger zwischen die Rippen. Das war schon immer ein sicheres Mittel gewesen, ihre Freundin zu wecken, und auch diesmal klappte es tadellos. Yukiko fuhr hoch, wie von der Tarantel gestochen, und wollte sie wütend anfahren, aber Aylin legte ihr schnell einen Finger auf die Lippen. "Hör mir zu", flüsterte sie. "Hier war gerade jemand drin und hat versucht, mich umzubringen. Ich vermute, dass noch mehr von seiner Sorte im Haus sind. Bleib hier drin, und wenn irgendjemand in diesen Raum kommt, bring ihn um. Sonst bist du die nächste."
Yukiko schüttelte den Kopf, wie Aylin fühlte. "Was meinst du damit?", fragte sie verwirrt.
"Ich meine, dass irgendjemand gerade versucht hat, mich zu töten", zischte Aylin zurück. Sie war deutlich nervöser, als sie bereit war, sich einzugestehen, was man an ihrer zitternden Stimme merkte. "Dieser Jemand ist hier rein gekommen, ohne dass uns irgendjemand gewarnt hat - entweder weil man ihn nicht bemerkt hat, oder," und an dieser Stelle schwieg sie kurz, "oder die, die uns hätten warnen können, sind bereits tot. Und dann sind wohl noch mehr im Haus."
"Was meinst du mit ,es sind noch mehr im Haus'?", flüsterte ihre Freundin ängstlich. "Meinst du etwa, dass du nicht das einzige Opfer bist?"
Aylin umarmte ihre Freundin  kurz, und für einen Moment überlegte sie, ob sie sie anlügen sollte, ob sie vortäuschen sollte, dass alles in Ordnung war... aber ihre Schwester musste es ja doch herausfinden. Also konnte sie auch gleich die Wahrheit sagen. "Genau das befürchte ich", antwortete sie leise. "Ich fürchte... außer uns beiden ist in diesem Haus niemand mehr am Leben." Yukiko schluckte schwer, aber bevor sie etwas erwidern konnte, sprach Aylin weiter. "Ich werde die verbliebenen Mörder suchen und sie töten. Du bleibst hier, und wenn irgendjemand hier hinein kommt, nimmst du die Waffe dieses Eindringlings" - dabei wies sie auf ihren toten Gegner - "und bringst ihn um."
"Und was, wenn du hier rein willst?", fragte Yukiko unsicher.
"Du wirst doch meine Stimme erkennen", meinte Aylin und band sich die Messerscheiden, in die sie ihre Waffen zurückgesteckt hatte, um die Hüfte. "Wenn ich hier rein will, werde ich mich vorher melden. Denk dir meinetwegen eine Frage aus, die du mir stellst und die ein Außenstehender nicht beantworten kann, wenn du meiner Stimme nicht traust."
Damit stand sie auf, schlich zur Tür hinüber und öffnete sie gerade so weit, dass sie durch den entstandenen Spalt hindurchsehen konnte.
Der Innenhof war zwar nur schwach beleuchtet, aber deutlich heller als ihr Zimmer, sodass sie einen guten Blick auf den Raum hatte. Andere schwarze Schatten waren nicht zu erkennen.
Vorsichtig öffnete sie die Tür so weit, dass sie hindurchschlüpfen konnte, zog sie wieder hinter sich zu und sah sich erneut um, aber erneut konnte sie keine Gegner erkennen. Statt dessen hatte sie jetzt einen guten Blick auf den kleinen Teich in der Mitte des Raumes, der normalerweise für kühle Luft sorgte - aber jetzt war die Luft kalt und abweisend, wie Nachtluft eben war, und es stank fürchterlich nach Blut. Das Wasser des Teichs spiegelte keine Sterne, die am klaren Nachthimmel zu sehen waren. Seine Oberfläche war spiegelglatt, aber trotzdem spiegelte er nichts.
Aylin ging näher hin. Ihre Schritte platschten in der Blutlache, die sich hier im Raum angesammelt hatte, als das Blut der anderen Hausbewohner in diesen Raum geflossen war, und hier und da konnte sie eine Leiche in der Blutlache liegen sehen. Sie kämpfte die Übelkeit nieder, die in ihr hochstieg, und blieb am Rand des Teiches stehen.
Und sofort erkannte sie, warum er nicht spiegelte, und stolperte einige Schritte zurück. Ihre schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet. Das Wasser war schwarz vom Blut der Leichen, die darin lagen und nicht untergingen, weil der Teich nicht tief genug war. Unzählige Leichen lagen wahllos um den See verteilt.
Aylin schüttelte hektisch den Kopf und versuchte, dieses grauenhafte Bild aus ihrem Kopf zu bekommen. Ihr Herz raste, und sie merkte, dass sie schwitzte und unverhältnismäßig schnell atmete. Mit Mühe und Not konnte sie die Übelkeit, die immer deutlicher und stärker in ihr hochstieg, unterdrücken, und währenddessen kamen zwei Fragen in ihr hoch.
Wer konnte so etwas tun?
Und warum?
Hinter sich hörte sie ein leises Kratzen, ganz so, als hätte jemand eine Waffe gezogen. Instinktiv zog sie ihre Waffen, fuhr herum und stach zu - und traf. Tatsächlich hatte einer der Schatten hinter ihr gelauert, gerade seine Waffe gezogen und anscheinend vorgehabt, sie hinterrücks zu ermorden. Ohne einen Laut - schon wieder! - fiel er hintenüber und blieb reglos liegen.
Jetzt hörte Aylin weitere Bewegungen. Schritte auf dem Blutteppich, hinter ihr, neben ihr, aber alles am Rand des Raumes. Sie drehte sich langsam um, sah sich dabei einmal komplett um, und entdeckte, dass sie umzingelt war. Einige Gegner waren aus dem Schatten ein den Ecken des Raumes gekommen, andere hingegen erhoben sich aus ihrer Tarnung, als sie eine Leiche gespielt hatten. Insgesamt zählte Aylin noch acht Gegner, die sie in einem Kreis umgaben. Und jeder von ihnen hielt ein langes, dünnes Schwert in der Hand.
Blitzschnell drehte sie ihre Waffen in den Händen um, sodass die Klingen wieder unten aus der Hand kamen, und hob sie in eine Verteidigungsstellung. Gerade noch rechtzeitig, denn schon kamen zwei ihrer Gegner schnell auf sie zu, von zwei Seiten. Der Gegner von links war etwas schneller und wollte sie von oben nach unten aufschlitzen, traf dabei allerdings nur ihr Messer, das sie gerade rechtzeitig in Position gebracht hatte. Der Klang, als die Waffen aufeinander schlugen, war ganz anders, als sie ihn von den Holzwaffen gewohnt war, aber das ignorierte sie, so gut sie konnte, und duckte sich blitzschnell unter dem Horizontalschlag des zweiten Gegners weg. Dadurch bekam ihr erster Gegner das Schwert für den Vertikalschlag wieder frei, aber als seine Waffe nach unten sauste, traf sie nur die Waffe seines Mitkämpfers, die die Dämonen mit einer ihrer Waffen gestoppt hatte. Für einen Moment waren beide unschlüssig, was sie nun tun sollten, und diesen Moment nutzte Aylin, die unter ihren Waffen kniete, um beiden jeweils ein Messer durchs Standbein zu stoßen, es wieder herauszuziehen und sich unter den Waffen wegzurollen, die beide nach unten fielen, als ihre Gegner einknickten und umfielen. Dann, noch bevor sie sich wieder gefasst hatten, war Aylin über ihnen. Zwei simultan ausgeführte Hiebe, während sie sich bückte - und beide Gegner lagen mit offenen Kehlen da und rührten sich nicht mehr.
Als sie sich jetzt umsah, merkte sie, dass sie wirklich umzingelt war. Die sechs verbliebenen Gegner hatten den Kreis enger gezogen - immer noch nicht eng genug, dass sie in ihrer Reichweite war, aber noch deutlich enger, als er zuvor gewesen war. Dann, wie auf ein Zeichen, stürmte einer ihrer sechs Gegner vor und schlug auf Kopfhöhe horizontal nach ihr. Sie duckte sich unter diesem Angriff hinweg, kam aber nicht zu einem Gegenangriff, als er mit einem Vertikalschlag nachsetzte und sie sich zurückdrehen musste - genau auf einen weiteren Gegner zu, der schon die Waffe hob. Aber er war nicht schnell genug, als Aylin auf ihn zusprang und ihm ein Messer mit der linken Hand in den Hals hieb, obwohl sie damit kurz ihren Gegner im Rücken zu ignorieren schien. Und tatsächlich kam er mit einigen wenigen Schritten sehr schnell an sie heran - und bremste dann plötzlich ab, als Aylin mit ihrem zweiten Messer blind nach hinten, aber trotzdem auf der richtigen Höhe und an der richtigen Stelle, zustieß. Er blieb Zentimeter vor der Messerschneide stehen, die sich ansonsten in seinen Hals gebohrt hätte. Das war aber nicht weit genug entfernt, denn Aylin fuhr jetzt herum und zog ihm ihr anderes Messer durch die Kehle, ohne dass er eine Chance gehabt hätte, seine Waffe zu heben, um den Hieb abzuwehren. Dann stieß sie ihn in Richtung der zwei Gegner zu ihrer Linken, die von ihrem Widerstand ganz offensichtlich auf dem falschen Fuß erwischt worden waren und keine Bewegung machten, um ihrem toten Freund auszuweichen. Der Körper prallte gegen sie, riss sie um und noch ein Stückchen mit über den Boden.
Gerade noch rechtzeitig bemerkte sie, dass ihre Gegner von rechts sie gleichzeitig angreifen wollten. Einer von ihnen war bereits mitten in einem Schlag von oben begriffen, und gerade noch rechtzeitig konnte sie eines der Messer heben, um den Angriff von ihrem Kopf wegzulenken. Statt dessen glitt das Schwert von der Klinge nach rechts ab und schnitt ihr ein Stück der Haut an der rechten Schulter weg. Den Schmerz ignorierte sie aber einfach. Sie hatte bei Übungsunfällen schon schwerere Verletzungen erlitten, da war ein bisschen abgeschnittene Haut einfach gar nichts. Sie zog den Arm blitzschnell zurück, drehte dabei das Messer wieder um und stach nach vorne zu, genau in den Hals ihres Gegners, konnte dann allerdings den Angriff ihres Gegners, der horizontal nach ihrem Hals schlug, nur ganz knapp parieren, als sie gerade noch rechtzeitig ihr anderes Messer hoch bekam. Erneut schlugen zwei Waffen klirrend zusammen, und erneut wollte die Waffe ihres Gegners abgleiten, aber Aylin hielt mit ihrem zweiten Messer dagegen, und als ihr Gegner zu einem weiteren Schlag ausholte, sprang sie schnell vor und stieß ihm ein Messer in den Hals. Als sie jedoch Ausschau nach ihren zwei verbliebenen Gegnern hielt, konnte sie sie nicht mehr entdecken. Sie schienen einfach verschwunden zu sein.
Und als sie auf ihre toten Gegner hinabblickte, verschwanden auch sie. Sie lösten sich einfach in Luft auf und verschwanden wie Nebel im Sonnenlicht, noch während die Dämonen sie betrachteten.
Verblüfft bückte Aylin sich und fasste dorthin, wo eben noch ihr letztes Opfer gelegen hatte. Vielleicht hatte sie sich im schwachen Sternenlicht ja getäuscht, obwohl sie sehr gute Augen hatte und selbst bei diesem schwachen Licht ihre Gegner hatte auseinanderhalten und ihre Waffen hatte erkennen können, aber als sie nun dort herumtastete, wo ihr letzter Gegner gelegen hatte, merkte sie nur, dass er wirklich nicht mehr da war. Wie ein Geist war er verschwunden, als wäre er nie da gewesen, und nur das Blut ihrer Gegner, das noch an ihren Messern klebte, deutete darauf hin, dass sie noch vor wenigen Minuten um ihr Leben gekämpft hatte.
Jetzt, nach dem Kampf, kehrte plötzlich die Nervosität zurück - zusammen mit der Angst, die sie während des Kampfes verdrängt hatte. Urplötzlich fing ihr Herz an zu rasen, urplötzlich atmete sie schneller als zuvor und begann am ganzen Körper zu zittern, als ihr ein furchtbarer Gedanke kam.
Nur noch das Blut ihrer Gegner an ihren Waffen und auf ihrer Kleidung deutete auf den Kampf hin...
Und das ganze Haus war voller Blut... Alle Bewohner des Hauses waren tot, und ihr Blut bedeckte fast den ganzen Innenhof...
Bevor sie diesen Gedanken zu Ende denken konnte, hörte sie ein lautes Krachen, als der Riegel am Tor im Zaun brach, hörte Schritte auf dem Kiesweg zur Tür, und sah, wie die Tür langsam aufschwang und die Laterne eines Nachtwächters in den Raum hineingehalten wurde.
Zitternd hob sie ihre Waffen zurück in Kampfhaltung. Es ging nicht anders... wenn die Nachtwächter sie hier, mit blutigen Waffen, inmitten dieses Blutbads, finden würden, dann müssten sie sie für eine Mörderin halten... Sie kannte die Strafe für Mord... Und sie wollte ihr entgehen...
Aber warum zitterte sie dann so bei dem Gedanken, sich auf die Nachtwächter zu stürzen und ihnen mit einigen schnellen Hieben die Kehle durchzuschneiden oder das Herz zu durchstoßen, so wie sie es bei den schwarzen Gestalten getan hatte? Warum zögerte sie, die Wächter ohne Vorwarnung anzugreifen und ihnen die Bauchdecke aufzuschlitzen, so, wie sie es in dieser Nacht schon einmal getan hatte?
Die Tür schwang etwas weiter auf. Noch hatte der Wächter, der hinter der Tür stand, sie nicht gesehen... Noch hatte sie die Chance, sich zu verstecken und ihn und nötigenfalls auch seine Begleiter aus dem Hinterhalt anzufallen und zu töten...
Sie verstärkte den Griff um die Messer, um das Zittern zu unterdrücken, das sie durchlief. Worauf wartete sie? Warum griff sie die Wächter nicht einfach an?
Als die Tür noch weiter aufschwang und sie in das Gesicht des Nachtwächters blickte, wusste sie, warum. Er war kaum älter als sie, und sein Gesicht zeigte genau denselben Ekel, den sie empfunden hatte, als sie das Blutbad gesehen hatte. Er zitterte genauso wie sie, als er seinen Blick durch den Raum schweifen ließ - und als sein Blick an ihr haften blieb, zuckte er für einen Moment zusammen, als hätte ihn ein Peitschenhieb getroffen. Angst zeichnete sich deutlich auf seinem Gesicht ab, als er langsam seine rechte Hand zum Schwert führte, das an seiner Hüfte hing. "Keine Bewegung", sagte er mit vor Angst zitternder Stimme, und Aylin meinte zu hören, dass er gegen die Übelkeit ankämpfte, die auch sie bei diesem Blutbad empfunden hatte.
Sie wusste, dass sie ihn nicht würde töten können. Er war unschuldig, so unschuldig wie sie, und sie wusste, was sie wahrscheinlich erwartete - aber sie konnte ihn nicht töten. Sie konnte nicht einfach so ein junges, hoffnungsvolles Leben zerstören. Sie konnte nicht einfach sein Leben wegwerfen, nur um ihres zu retten. Sie konnte deutlich sehen und spüren, was er empfand. Er war nicht hier, weil er hier sein wollte - er war hier, weil er hier sein musste, und sie hatte kein Recht, ihn dafür büßen zu lassen. Sie hatte kein Recht, ihn zu töten. Sie war keine Mörderin.
Wo war Erkan wenn man ihn mal brauchte?
Wie aus dem Nichts erschien plötzlich Yukiko hinter ihr. „Was willst du? Ich sagte doch du sollst dich..“ Weiter kam Aylin nicht, denn Yukiko stürzte  sich schon in den Kampf mit den Wächter der eine sonderbare Form annahm.
„Ein Dämon“, keuchte Yukio atemlos. Was sollten zwei Mädchen nur gegen diese finstere Gestalt ausrichten? 

Kapitel 17.

 

Krankenhaus New Ecco

 

Joel lag regungslos in seinem Bett im Krankenzimmer. . Diese Frau am Empfangstresen entpuppte sich doch tatsächlich als dunkle Handlangerin und hatte seine geliebte Schwester, sein ein und alles direkt in die Tiefen der Hölle befördert und dies nur mit einer bloßen, einfachen Berührung. Nach dem Kampf, den er haushoch verloren hatte wurde er zur Sicherheit, damit man sich vergewisserte, dass er auch wirklich keine bleibenden Schäden von dem Kampf davongetragen hatte, einige Tage im Krankenhaus blieben müssen. Gedankenverloren schweiften seine Gedanken zu dem Lieblingsbuch seiner Schwester… 

 

Weit im Osten, über dem Meer, ging die Sonne langsam auf. Ihre Strahlen beleuchteten zunächst nur schwach das Meer, bevor sie langsam die Sterne verdrängten und die Nacht zu vertreiben begannen. Der Mond zog sich im Westen zurück, während die Sonne sich auf dem Meer spiegelte und das Land jenseits des Strandes beschien.
Es war ein weites Land. Hinter dem sandigen Strand begann eine hügelige Landschaft, die von Gras bewachsen war, das sich im Wind hin und herbewegte. Man konnte unheimlich weit ins Land sehen, und man sah doch nur grasbewachsene Hügel sowie hier und da ein paar Bäume und Büsche. Nichts deutete darauf hin, dass jemals irgendein Wesen hier gewesen war.
Als die Sonne höher stieg, schien sie noch weiter ins Land hinein und enthüllte noch mehr von dieser Landschaft. Im Norden waren die ersten Ausläufer eines Gebirges zu erkennen, das dicht mit Bäumen bewachsen sein musste, denn selbst aus dieser Entfernung konnte man erkennen, dass die Hänge zu grün für Wiesen oder gar Fels waren. Das Gebirge ragte zwar nicht sehr hoch in den Himmel, aber dennoch schien es sehr schweres Gelände zu sein. Die Berge waren steil, und zwischen ihnen erstreckten sich schmale Schluchten, die scheinbar ins Unendliche führten, wenn man dort hineinstürzte. In den anderen Richtungen sah man nur weites Grasland, scheinbar unberührt.
Als die Sonnenstrahlen weiterzogen, erreichten sie schließlich ein kleines Zeltdorf, in dem sich soeben die ersten Krieger sehen ließen, die offensichtlich gerade aufgestanden waren. Sie alle waren leicht bewaffnet, mit Pfeil und Bogen, und einige von ihnen trugen noch ein kurzes Messer. Doch auch von diesem Dorf ließen sich die Sonnenstrahlen nicht aufhalten, genauso wenig von einigen anderen Dörfern, die ihnen unterwegs begegneten, oder von einigen einsamen Gestalten, die scheinbar ziellos über die Ebene zogen.
Schließlich erreichten sie eine Gegend, die deutlich hügeliger war als die scheinbar unendliche Prärie, über die sie eben gezogen waren. Die Gegend war felsig und voller Hügeln, die relativ steil waren, einigen kleineren und größeren Bergen sowie weiten Tälern. Es gab auch hier Bäume, ja sogar Wälder auf den Hügeln, und an einigen Hügeln flossen sogar einige kleine Flüsse hinab, von denen sich schließlich einige in einem großen, klaren See, mitten in der unwegsamen Gegend, sammelten.
Rund um den See wuchs dichtes Gras und einige Bäume, wenn auch nicht so viele, dass man sie als Wald bezeichnen konnte. Die Landschaft rund um den See sah vielmehr recht idyllisch aus - Vögel zwitscherten in den Bäumen, einige wilde Tiere huschten durch das Gras, und bereits jetzt, am frühen Morgen, war es recht warm. Der Sommer nahte, das war deutlich.
Trotz der frühen Stunde war die Wiese nicht leer. Eine einsame Mensch mit hellroten Haaren  stand dort, am Ufer des Sees, und blickte zur aufgehenden Sonne hinüber. Ihre Kleidung war so einfach wie irgend möglich gehalten - sie trug ein eng anliegendes Oberteil sowie einen Rock, der kurz über ihrem Knie endete, und Schuhe aus billigem, abgetragenem Leder. Keins ihrer Kleidungsstücke war gefärbt - sie trug sie im natürlichen Graubraun, das sich von selbst ergab, wenn die Kleidung lange Zeit getragen wurde. Sie war zwar anscheinend noch nicht erwachsen, aber auf dem besten Weg dorthin - wachsen würde sie nicht mehr, dafür war sie schon zu groß, und sie sah schon recht weiblich aus. Sie war kräftig gebaut. Zwar hatte sie keine Muskelpakete, aber man sah ihr doch eine gewisse Stärke, Gewandtheit und Geschicklichkeit an. Im Notfall war sie sicherlich so schnell und präzise wie eine Katze.
Hinter ihr waren Schritte zu hören, aber sie wandte nicht einmal den Kopf, um zu überprüfen, wer sich ihr da näherte. Und kurze Zeit später erschien eine weiterer  Mensch neben ihr.
Diese Mensch schien etwas jünger zu sein, und sie strahlte auch bei weitem nicht diese Aura einer Jägerin aus. Vielmehr wirkte sie schüchtern und geradezu schmächtig, obwohl sie nicht viel kleiner war als die andere Menschen. Aber abgesehen davon sah sie ihr so ähnlich, dass sofort klar wurde, dass diese beiden nur Schwestern sein konnten.
"Ich hab mir schon gedacht, dass du hier bist", sagte die Jüngere der beiden. "Du solltest lieber in die Stadt zurückkehren, Sarah. Die Verabschiedung der Gesandten wird bald stattfinden, und du weißt doch, dass du da sein musst."
"Ja, ich weiß", murmelte Sarah abwesend, blickte auf den See hinaus, in dem sich das Sonnenlicht spiegelte, und seufzte leise. "Du wirst mir fehlen, Nicole."
"Ist das der einzige Grund, warum du noch bei uns bist?", fragte Nicole und schüttelte betrübt den Kopf. "Du weißt doch, dass du eine der begabtesten jungen Kriegerinnen bist, und du weißt auch, dass es hier keinen Gegner mehr gibt, von dem du noch etwas lernen kannst. Ich habe deinen Kampf gegen Huascar vor zwei Tagen gesehen, und dafür, dass er als dein Ausbilder deinen Kampfstil eigentlich kennen müsste, hast du ihn ziemlich alt aussehen lassen. Mit zwei Messern bist du wirklich gut."
"Trotzdem habe ich Angst vor diesem Schritt", meinte Sarah leise. "Ich fühle mich einfach noch nicht dazu bereit, die Menschen zu verlassen... unsere Familie zu verlassen... und dich zu verlassen."
Sarah bemerkte nicht, wie sich für einen Moment ein Schatten der Unsicherheit auf Nicoles Gesicht legte.
"Das verstehe ich", sagte das jüngere Mädchen und wandte sich zum Gehen. "Es wird dich auch niemand dazu zwingen, zu gehen... aber im Moment müsstest du in der Stadt sein. Du weißt doch, dass du mit einigen anderen jungen Kriegern einen Schaukampf liefern sollst, bevor die Gesandten wieder aufbrechen, und du willst sie doch nicht warten lassen, oder?"
Sarah antwortete nicht, sondern wandte sich langsam ab und folgte ihrer Schwester zurück in die Stadt.

Ecco war die Hauptstadt des Reichs der Mensch. Die Stadt lag inmitten der höchsten und steilsten Hügel der Gegend in einem Talkessel, der sie von außen fast unsichtbar machte. Sie füllte den ganzen Talkessel aus und kletterte sogar noch ein wenig an den Hügelböschungen entlang, wo die Wohnungen teilweise in den Fels hineingehauen worden waren. Der Palast der Königsfamilie lag am äußersten Ende des Tals, vom Eingang, der nach Süden lag, soweit wie möglich entfernt. Er thronte majestätisch über der Stadt und überragte alle anderen Gebäude um mindestens das Doppelte. Die Wände, das Tor, ja selbst die Fensterrahmen waren mit Edelsteinen aller Arten besetzt, und der Palastgarten war gigantisch. Verglichen mit den anderen Häusern der Stadt, die bei weitem nicht so prächtig waren, sondern meistens nur aus einfachen Sandsteinwänden und Holztüren bestanden, wirkte der Palast einfach unverhältnismäßig groß. Selbst das Viertel, in dem die reicheren Familien lebten, konnte nicht einmal ansatzweise mithalten - das Palastgelände war allein schon so groß wie dieses ganze Viertel.
Sarah und Nicole quetschten sich durch die engen Straßen des Marktviertels, durch die Menge der Menschen, die sich alle auf den Weg zum Palastvorplatz gemacht hatten. Die beiden jungen Menschen kamen gerade noch rechtzeitig an und zwängten sich durch die Menschenmenge, die sich um den Kampfplatz und die Tribüne, auf der die Gesandten, die Kämpfer sowie besondere Gäste - und natürlich die Königsfamilie selbst - Platz nehmen würden, angesammelt hatte. Sarah mischte sich unter die Kämpfer, wobei ihr auffiel, dass die meisten anscheinend sehr nervös waren - manche waren bleich, andere atmeten schneller als gewöhnlich, zitterten oder ließen ihre Augen fast panisch umherschweifen. Nur ein anderer Kämpfer war ebenso ruhig wie sie selbst - Shingo, ihr Mitschüler, ein junger Mensch in ihrem Alter mit roten Haaren  und meerblauen Augen. Während sie sich auf den Kampf mit zwei Messern spezialisiert hatte, konnte er mit dem Langschwert sehr gut umgehen und war entsprechend kräftig gebaut - allerdings wohl auch nicht so wendig wie Sarah, die sich oftmals auf ihr Geschick und ihre Geschwindigkeit verließ, um gegnerischen Angriffen auszuweichen.
Sie gesellte sich zu ihm und lächelte zuversichtlich. "So nervös, wie die anderen hier sind, werden ihnen die Waffen schon von ganz allein aus der Hand fallen", meinte sie.
Shingo nickte und wollte etwas sagen, doch in genau diesem Moment erschallten die Trompeten, welche die Königsfamilie ankündigten, und alles auf dem Platz hielt förmlich den Atem an. Dann betraten der König Montezuma und sein einziges Kind, Prinz Hector, die Tribüne durch eine Treppe von hinten.
Alle Menschen  auf dem Platz gingen auf die Knie, und für einen Moment herrschte absolute Stille, während der König seinen Blick über den Platz schweifen ließ und den Kriegern freundlich zunickte, auch wenn sie ihm nicht auf die Weise der Menschen  ihre Ehrerbietung bezeugt hatten. Dann sprach er, trotz seines recht hohen Alters von immerhin fünfzig Jahren, mit klarer und kräftiger Stimme.
"Steht auf, meine Untertanen. Was starrt ihr den Boden an, wenn es doch etwas viel Interessanteres zu sehen gibt?"
Langsam erhoben sich die Menschen wieder, und die Spannung, was er verkünden wurde, war jetzt fast greifbar.
"Zunächst", fuhr Montezuma fort, "muss ich euch sagen, dass die Gesandten des Volkes der Krieger und ich in den letzten Wochen lange darüber gesprochen haben, ob wir die Gebietsstreitigkeiten, die seit unzählig vielen Jahren bestehen, nicht endlich beenden sollen, und sie haben zugestimmt, Verhandlungen aufzunehmen und diese Frage in naher Zukunft durch einen verbindlichen Vertrag zu klären."
Alle auf dem Platz atmeten tief durch. Das konnte das Ende bedeuten für die ewigen Streitigkeiten und Auseinandersetzungen mit den Kriegern, die auf beiden Seiten immer wieder einen unsinnigen Blutzoll forderten. Sarah blieb aber ruhig - es würde für sie noch genug Möglichkeiten geben, sich über Wasser zu halten, als bloß Kriege. Und falls sie wirklich aufbrechen würde, konnte niemand sagen, wann sie zurückkehren würde, geschweige denn, ob ein Vertrag auch dann noch Gültigkeit haben würde.
"Zur Feier dieses Ereignisses", ergänzte Montezuma, "habe ich für heute einen Festtag angesetzt. Heute soll niemand arbeiten müssen, ganz gleich, ob Händler, Weber, Schneider oder Hausdiener. Statt dessen wird auf diesem Platz ein Kampfturnier statt finden, an dem unsere jungen Krieger teilnehmen werden, um sich zum ersten Mal in ihrem Leben Anerkennung und Ruhm zu verdienen."
Diese Ankündigung war reine Formsache. Es war seit Tagen im ganzen Reich bekannt gewesen, dass der König ein Kampfturnier veranstalten wollte, und die jungen Krieger, die hier auf der Tribüne saßen, stammten nicht alle aus Ecco , wie Sarah leicht daran erkannte, dass sie manche Gesichter noch nie zuvor gesehen hatte.
"Bevor dieses Turnier beginnt", rief der König nun, denn diese letzte Meldung, dass junge Krieger gegeneinander antreten würden, hatte auf dem ganzen Platz Gemurmel ausgelöst, weil man hier zum ersten Mal Kämpfer sehen würde, die man noch nicht kannte, "muss ich noch eins bekannt geben. Morgen, bei Sonnenaufgang, werden die Gesandten der Krieger wieder zurück nach Hause aufbrechen, und unsere Delegation wird sie begleiten. Sie wird angeführt werden von Nicole, der Verlobten unseres Kronprinzen und meines Sohnes Hector."
Dieser Satz traf Sarah wie ein Peitschenhieb. Sie wandte den Kopf und versuchte ihre Schwester in der Volksmenge zu finden - vergeblich. Dann blickte sie zum Prinzen hinauf - und sah sie an dessen Seite stehen.
Sie hatte nicht gewusst, dass Nicole sich mit ihm verlobt hatte... Und Nicole hatte nichts davon erwähnt, dass sie die Menschen verlassen und sie bei den Kriegern vertreten würde. Ihre kleine Schwester, die gerade erst dreizehn war, würde die Menschen im Namen ihres zwei Jahre älteren Verlobten bei den Kriegern vertreten...
Ihre kleine Schwester...
Sarah schob den Gedanken daran in den Hinterkopf. Sie konnte sich auch nach dem Turnier noch Gedanken machen.
Die jungen Krieger erhoben sich jetzt, unter dem Jubel der Menge, die sich ganz offensichtlich auf die Schaukämpfe freute, und kletterten auf den Platz, der vor der Tribüne  errichtet worden war, wo verschiedene ältere Krieger auf sie warteten. Diese älteren Krieger hatten die jungen Krieger ausgebildet, und Sarah und Shingo fanden ihren Meister Huascar schnell und problemlos.
Man konnte es kaum glauben, dass Huascar schon sechzig Jahre alt war, wenn man ihn sich so ansah - manche seiner Haare waren zwar bereits grau, und in seinem Gesicht zeigten sich schon erste Falten, aber er bewegte sich immer noch so elegant und kraftvoll, als wäre er erst zwanzig und noch ein junger Mann. Und ganz so bewegte er sich auch im Kampf. Sarah hatte ihm oft als Gegnerin im Rahmen ihrer Ausbildung gegenübergestanden und seine vollendete Meisterschaft im Kampf mit nahezu allen Waffenarten bewundert, und sie konnte sich den alten Krieger unmöglich mit einer Krücke vorstellen.
Huascar hielt in der einen Hand zwei unterarmlange, gerade Übungsmesser aus schwarzem Holz und in der anderen Hand ein langes Übungsschwert aus genau demselben Material. Sarah griff routinemäßig nach den Messern und spürte das bekannte Gewicht dieses besonderen Holzes, das den Waffen fast das gleiche Gewicht verlieh wie echten Metallmessern. Das waren die Waffen, mit denen sie seit Jahren tagaus, tagein übte und mit denen sie erst vor zwei Tagen ihren Ausbilder geschlagen hatte.
Huascar sah sie beide kurz an. "Ihr wisst alles, was ihr braucht", sagte er ruhig, mit seiner beruhigenden, tiefen Stimme, die Sarah nach zehn Jahren Ausbildung zur Genüge kannte. "Jetzt zeigt, was ihr könnt."
Sarah nickte knapp und steckte sich die Holzmesser in den dünnen Ledergürtel, der ihren Rock in Position hielt. Es war alles gesagt - jetzt kam es auf Taten an.

Wenige Augenblicke später gehörte der Platz ganz den jungen Kriegern, die zur Tribüne hinaufblickten. Noctus, der oberste Heerführer der Menschen, hatte sich erhoben und blickte zu den Kriegern hinunter. Sein Ruf unter den jungen Menschen war legendär. Ihm wurden alle möglichen und unmöglichen Heldentaten nachgesagt, die er in seiner Jugendzeit vollbracht hatte - angeblich war er es gewesen, der damals in einem Überraschungsangriff den obersten Häuptling der Krieger in seinem eigenen Zelt ermordet hatte, ohne dass die Krieger jemals den Mörder gefasst hatten, andere berichteten davon, dass er ganz allein einen Spähtrupp der Feinde erledigt hatte, mit einer Mischung aus Geschick im Umgang mit den Waffen und einigen Listen, die er im unwegsamen Berggelände voll hatte ausspielen können. Mittlerweile war er ergraut. Seine Haare  zeigten nur noch vereinzelt die dunkelrote Farbe, die sie einst gehabt haben mussten, aber seine tiefgrünen Augen waren klar wie eh und je, und auch seine Stimme hatte nichts von ihrer Kraft und Klarheit eingebüßt. Jetzt blickte er einmal über die Gruppe aus jungen Kriegern, wandte sich dann an die übrigen Menschen und begann zu sprechen:
"Dort auf dem Platz seht ihr die besten der jungen Krieger, die noch nicht das Erwachsenenalter erreicht haben. Sie alle sind begabte Kämpfer mit ihren Waffen und brauchen sich vor keinem unserer älteren, erfahreneren Krieger zu verstecken. Dieses Turnier soll ihnen die Gelegenheit geben, sich zum ersten Mal vor euch zu beweisen, und es soll euch die Gelegenheit geben, bereits jetzt die zukünftigen Führer des Heers kennen zu lernen."
Sarah musste lächeln, als sie hörte, wie der Heerführer sie und ihre Kameraden lobte. Er mochte zwar etwas übertreiben, aber trotzdem fühlte sie so etwas wie Stolz, dass der alte Krieger so von ihnen sprach - auch wenn er sie wahrscheinlich nicht einmal kannte, geschweige denn gezielt ansprach.
Nun, zumindest dem Problem, dass er sie nicht kannte, konnte sie vielleicht Abhilfe schaffen, dachte sie, als Noctus weitersprach.
"Die jungen Krieger werden Einzelkämpfe austragen. Ihr seht, dass sie mit Übungswaffen kämpfen werden. Jeder Treffer, der tödlich wäre, bringt einen Punkt. Wer zuerst drei Punkte geholt hat, gewinnt den Kampf und kommt in die nächste Runde." Er hielt eine Schale hoch. "Auf Tonscherben in dieser Schale befinden sich die Namen aller Teilnehmer des Turniers. Der Anführer der Krieger und unser König werden jeweils eine Tonscherbe aus der Schale nehmen. Die so ausgelosten Krieger tragen den ersten Kampf aus. Anschließend wird der nächste Kampf ausgelost, und das so lange, bis die Hälfte der Teilnehmer noch im Turnier ist. Die Gewinner werden dann in die nächste Runde gehen, und dieses Schema werden wir wiederholen, bis ein Sieger feststeht." Erneut ließ er seinen Blick über die Krieger schweifen. "Gebt euer Bestes und zeigt, was ihr gelernt habt. Es ist keine Schande, zu verlieren - denn noch könnt ihr aus euren Fehlern lernen. In der Schlacht wird es dafür zu spät sein."
Bei seinen letzten Worten wurde die Erleichterung bei einigen Teilnehmern fast greifbar, obwohl sie diese mit keinem Laut ausdrückten. Jetzt, wo sie wussten, dass niemand ihnen später ihre Fehler vorhalten würde, war deutlich sichtbar eine schwere Last von ihnen abgefallen.
Noctus stellte die Schale auf einen kleinen Tisch aus vergoldetem Holz, der zwischen dem König und dem Anführer der Gesandten stand, und stellte sich hinter den Tisch, sodass er ins Publikum, auf den Kampfplatz und in Richtung der Kämpfer blickte. Der König griff in die Schale, und es wurde totenstill, sodass über dem ganzen Platz das Klirren zu hören war, mit dem die Scherben in der Schale aneinander stießen. Endlich, nach einigen quälend langen Sekunden, in denen Sarah und alle anderen Personen auf dem Platz erwartungsvoll zu ihm aufsahen, zog er die Hand wieder aus der Schale und reichte Noctus eine Scherbe, der sie entgegennahm und den Namen laut vorlas, der darauf stand.
"Der erste Kämpfer ist eine Kämpferin, und ihr Name ist Sarah."
Die Ausgeloste musste lächeln. Etwas besseres als der erste Kampf konnte ihr nicht passieren, wenn sie zeigen wollte, was sie konnte - schließlich blieb der erste Kampf oftmals lange in Erinnerung.
Jetzt griff der Anführer der Gesandten in die Schale, und erneut wurde es totenstill. Er hielt sich allerdings nicht so lange damit auf, in der Schale herumzuwühlen, sondern zog fast sofort die Hand wieder heraus und reichte Noctus die Scherbe.
"Der zweite Kämpfer", verkündete dieser, "heißt Metan."
Die anderen Teilnehmer, die nicht ausgelost worden waren, zogen sich auf die Tribüne, auf die eigens für sie reservierten Sitze, zurück, und außer Sarah blieb nur ein Mensch stehen, der gut einen Kopf größer war als sie und Muskeln in Melonengröße hatte. Seine Waffe war - wie bei Shingo - ein langes Schwert.
Sarah betrachtete ihn innerhalb eines Augenblicks - er schien zwar wirklich stark zu sein, aber mit Größe und Stärke ging oftmals eine gewisse Trägheit einher, und besonders klug sah er auch nicht aus. Der Beweis dafür kam, als er Sarah einmal kurz verächtlich musterte und dann zu Noctus hinaufrief: "Schickt mir einen richtigen Gegner! Es ist eine Beleidigung für jeden Krieger, sich mit so einem schwächlichen Mädchen messen zu müssen!"
"Das wird sich noch zeigen", erwiderte sie kühl und blickte mit verschränkten Armen zu ihm hinüber. "Spätestens dann, wenn ich dich drei zu null geschlagen habe." Es war normalerweise nicht ihr Stil, zu prahlen, vor allem nicht bei einem unbekannten Gegner, aber diese Abwertung ihrer Fähigkeiten, die Metan nicht einmal einschätzen konnte, wollte sie ihm auch nicht einfach durchgehen lassen. Und tatsächlich starrte ihr Gegner sie mit einem einmalig dümmlichen Blick an. Offensichtlich hatte er nicht mit so einer schnellen Entgegnung gerechnet - und anscheinend war er es auch nicht gewohnt, dass seine Gegner sich nicht schon von seiner Erscheinung einschüchtern ließen.
In den folgenden Sekunden war die Stille fast hörbar, in der das Publikum auf den Beginn des Kampfes wartete, Sarah mit verschränkten Armen zu ihrem Gegner hinüberblickte und dieser, ohne Anstalten, sich zu bewegen, zurückstarrte.
"Willst du mich anstarren, bis es dunkel wird?", fragte Sarah spöttisch. "Oder willst du endlich anfangen?"
Das war dann doch zu viel des Guten. Metan stürmte auf sie los und holte zu einem Horizontalschlag aus, einen siegesgewissen Ausdruck auf seinem Gesicht.
Sarah ging in die Knie, und der Schlag pfiff über ihren Kopf hinweg. Während sie sich wieder erhob, zog sie ein Messer und schlug damit nach dem Hals des Gegners. Ihr Gegner war gleich doppelt überrascht, weil einerseits sein Schlag ins Leere ging und in der gleichen Sekunde bereits ein Gegenangriff erfolgte, und starrte sie nur mit dem gleichen dümmlichen Gesichtsausdruck an, den er zuvor schon gezeigt hatte, und dachte nicht einmal daran, auszuweichen, geschweige denn den Angriff abzuwehren. Erst als das Messer seinen Hals berührte, erkannte er, was passierte - und da stand es schon eins zu null für Sarah.
Noctus hob die Hand, und Sarah löste sich von ihm und ging wieder auf zwei Schritte Abstand, damit die zweite Runde beginnen konnte. "Bis jetzt steht es eins zu null für das schwächliche Mädchen", sagte sie grinsend, um ihren Gegner noch weiter zu reizen - und wer wütend war, war blind für das, was der Gegner tat.
Diesmal stürmte er zwar nicht blind vor, aber Sarah sah doch, dass er wütend war. Ihre Provokation und ihre Führung schienen doch etwas zu viel für ihren Gegner zu sein. Sicherheitshalber zog sie auch noch ihre zweite Waffe und nahm eine eher defensive Haltung ein. Blinde Frontalangriffe führten niemals zum Erfolg, wie sie wusste.
Ihr Gegner deutete das allerdings etwas anders.
"Greif mich doch an, wenn du dich traust", meinte er und grinste seinerseits. "Nur weil du einen Glückstreffer gelandet hast, heißt das noch lange nicht, dass du schon gewonnen hast. In meinem Dorf hat mich noch niemand besiegt."
"Es gibt immer ein erstes Mal", meinte sie ruhig. Dann sprang sie blitzschnell vor und schlug erneut mit dem rechten Messer nach dem Hals ihres Gegners, aber er hatte dazugelernt und sein Schwert parat. Knallend schlug Holz auf Holz, und aus der Nähe sah Sarah, dass Metan sich seines Sieges immer noch sicher zu sein schien. Blitzschnell öffnete sie ihre andere Hand in einer hundertfach geübten Bewegung und drehte das doppelschneidige Messer herum, sodass sie es jetzt wie ein Schwert hielt, und stach damit zu, an seinen Armen und seiner Waffe vorbei, zielgenau auf die Stelle zwischen den Rippen, wo das Herz saß.
Jetzt sah sie zum ersten Mal Unsicherheit auf dem Gesicht ihres Gegenübers, als er den zweiten tödlichen Treffer realisierte. "Noch hast du nicht gewonnen", stieß er hervor.
"Ich weiß", erwiderte Sarah und ging wieder auf Abstand, um die dritte Runde beginnen zu lassen.
Diesmal ließ ihr Metan nicht einmal Zeit, um die Waffen zu heben, sondern er griff sie gleich an, aber nicht in blinder Wut, und auch nicht in überheblicher Halbherzigkeit. Diesmal zeigte er, was er wirklich konnte. Unter dem ersten Schlag konnte Sarah sich noch wegducken, beim zweiten Hieb, der von oben kam, drehte sie sich seitwärts, und das Schwert verfehlte sie knapp. Aus dieser Bewegung stieß sie wieder mit dem Messer zu, aber diesmal war ihr Gegner wach und lenkte den Stoß ganz knapp an seinem Brustkorb vorbei ins Leere zwischen dem linken Arm und der Brust - und dann quetschte er ihren Arm zwischen den Oberarm und zwei Rippen ein, und zwar mit aller Kraft, während er mit dem Schwert in der anderen Hand nach ihrem Rücken hieb.
Sarah blieb nichts anderes übrig, als sich herumzudrehen, soweit sie konnte, sodass sie mit dem Rücken zu ihm stand, und mit dem Messer der rechten Hand den Hieb abzublocken. Erneut knallte Holz auf Holz, doch bevor ihr Gegner die Waffe zurückziehen und erneut zuschlagen konnte, trat Sarah ihm mit all ihrer Kraft auf den Fuß. Das genügte, um den Druck auf ihren zweiten Arm soweit zu erleichtern, dass sie ihn herausziehen konnte, und blitzschnell rollte sie sich nach vorne, weg von ihrem Gegner.
Metan hieb, als sie aufstand, erneut nach ihrem Hals, aber sie duckte sich schnell genug wieder. Auf den vertikalen Hieb antwortete sie mit einer halben Seitwärtsdrehung, und anschließend schlug sie wieder mit ihrem rechten Messer nach seinem Hals - und traf.
Das Publikum, das bisher gespannt den Kampf verfolgt hatte, begann zu applaudieren, als es die Kampfkunst der jungen Kriegerin sah. Noctus hob erneut die Hand. "Den ersten Kampf gewinnt Sarah", sagte er klar vernehmlich und wandte sich dann wieder um, um die nächsten Kämpfer festzustellen.
Sarah ging zur Tribüne hinüber und ging zu ihrem Sitz neben Shingo, der ihren Kampf ruhig mitverfolgt hatte. "Glückwunsch", meinte er schlicht und lächelte ehrlich erfreut. "Ich habe keinen Augenblick an deinem Sieg gezweifelt."
"Danke", erwiderte Sarah lächelnd. Den ersten Kampf hatte sie gut überstanden, jetzt hoffte sie darauf, dass möglichst noch drei weitere siegreiche Kämpfe folgen würden. Bei insgesamt sechzehn Teilnehmern konnte sie sogar auf einen besseren Gegner in der nächsten Runde hoffen.

Während die Sonne langsam weiterzog, ging auch das Turnier weiter. Während die Sonne langsam weiterzog, kämpften andere junge Krieger, zeigten andere junge Krieger einander und den Zuschauern ihr ganzes Können. Während jedes Kampfes herrschte auf dem Platz atemlose Stille und eine fast greifbare Spannung. Die Kämpfe waren - abgesehen von Sarahs deutlichem Auftaktssieg - sehr ausgewogen und spannend. Mehrere Male waren die Kämpfe bis zum allerletzten Moment offen, mehrere Male waren die Gegner einander absolut ebenbürtig, aber immer zeigten die jungen Krieger an nahezu allen denkbaren Klingenarten beeindruckende Fähigkeiten, egal ob mit dem Langschwert, mit den Messern, mit der Hellebarde oder mit Schild und Kurzschwert, sodass sich auf den Gesichtern der Gesandten unverhohlene Bewunderung zeigte und selbst Noctus mehrere Male anerkennend nickte.
Dann schließlich begann sie zu sinken. Der Himmel veränderte seine Farbe von einem tiefen Blau langsam hin zu Orange, und immer noch war das Turnier nicht zu Ende. Immer noch standen sich zwei Krieger in der letzten Begegnung gegenüber, die nun schon über eine Stunde andauerte und in der sie sich beide gegenseitig zu absoluten Höchstleistungen getrieben hatten. Beide waren gezwungen gewesen, das letzte aus sich herauszuholen, und waren jetzt entsprechend erschöpft, aber keiner von beiden dachte auch nur ans Aufgeben. Es stand zwei zu zwei, und auf dem Platz herrschte seit einer Stunde absolute Stille - und jetzt harrten die Zuschauer der Entscheidung, die kommen musste.

Sarah verstärkte den Griff um ihre Waffen und kniff die Augen zusammen. Sie schwitzte, sie war erschöpft - aber sie konnte es sich nicht leisten, sich den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen oder in ihrer Konzentration nachzulassen. Nicht beim Stand von zwei zu zwei mit Shingo als Gegner - sie hätte schneller den dritten Treffer kassiert, als ihr lieb sein konnte. Ihr einziger Trost dabei war, dass es Shingo genauso gehen musste. Er atmete genauso schwer und er schwitzte mindestens genauso wie sie.
Sie kannten beide den Kampfstil des Gegners in- und auswendig. In unzähligen Übungskämpfen hatten sie einander in genau dieser Situation gegenübergestanden, und Sarah wusste genau, dass der entscheidende Treffer nach stundenlangem Kampf immer der schwerste war.
Für einen Moment senkte Shingo das Schwert ein wenig zu weit nach unten. Sarah überlegte nicht lange - es konnte zwar eine Finte sein, aber sie konnte diese Gelegenheit nicht einfach so verstreichen lassen.
Also stürmte sie unter Einsatz ihrer verbliebenen Kräfte los und schlug mit ihrem linken Dolch nach seinem Hals. Shingo duckte sich, sodass sie ihn knapp verfehlte, und antwortete mit einem Hieb, der sie in die Kniekehle treffen und zu einem leichten Ziel machen sollte. Sarah sprang hoch, zog ihre Knie dabei an, und der Hieb ging unter ihr hinweg. Als sich die Klinge genau unter ihr befand, drückte sie die Beine ruckartig durch, landete genau auf der flachen Seite des Schwerts und presste es auf den Boden. Bevor Shingo auf Abstand gehen und so seine Waffe wieder freikriegen konnte, weil sie ihn würde verfolgen müssen, stach sie mit einem Messer nach hinten zu, zielte mit einem schnellen Blick über die Schulter - und traf genau den Punkt, wo das Herz saß.
Noctus erhob sich und hob die Hand. "Sarah gewinnt diesen Kampf", sagte er und konnte nicht ganz verbergen, dass er beeindruckt von den Fähigkeiten der beiden jungen Kämpfer war. "Damit gewinnt sie auch dieses Turnier."
Sarah steckte sich ihre Messer zurück in den Gürtel, trat von der Holzwaffe herunter und atmete tief durch. Dieser Kampf war viel anstrengender gewesen als die schweren Kämpfe, die sie in den Runden zuvor überstanden hatte, und sie fühlte sich so, als müsste sie jeden Moment vor Erschöpfung zusammenbrechen, aber gleichzeitig freute sie sich auch, und die anerkennenden Blicke und der Applaus von den anderen Menschen - auch von den Turnierteilnehmern - entschädigten sie für alles.
Sie beugte sich zu Shingo hinunter, den der letzte Treffer und die Enttäuschung schwer mitgenommen hatte. Seine Augen glänzten feucht und er saß erschöpft auf dem Boden, als er zu ihr hinaufblickte. Sie hielt ihm ihre Hand hin und lächelte. "Den nächsten Kampf gewinnst du", sagte sie, gerade laut genug, dass er sie verstehen konnte.
Shingo erwiderte ihr Lächeln und ergriff ihre Hand. "Das will ich auch hoffen", meinte er und ließ sich von ihr auf die Beine helfen. Zusammen genossen sie nun den Applaus der Zuschauer, und selbst die Krieger waren beeindruckt, wie man an ihren Mienen deutlich ablesen konnte.
Nur einer von ihnen, der jüngste, mit dunklen Augen, sah sich Sarah genauer an, und über sein Gesicht zog ein leichter Schatten, als Nicole zu ihr lief und sie freudig umarmte.

 

Joels Erinnerung verblasste. Dies war die Lieblingsgesichte seiner Schwester Sarah.. Er vermisste sie schrecklich. Die Tür seines Zimmers wurde geöffnet und ein Junge wurde auf einen Bett mit Rollen in dieses geschoben. Wer war das? Joel beäugte den Fremden argwöhnisch. Er hatte kurze glatte schwarze Haare, braune, helle aufgeweckte Augen . Er wies einen großen und durchtrainierten Körperbau auf wie Joel feststellte. Der Junge trug einen blauen Pullover, eine schwarze Jeans und braune Turnschuhe.
Joel lächelte ihn freundlich zu, ehe die Krankenschwester die ihn in das Zimmer gebrachte dieses wieder verließ indem sie geräuschvoll die Tür schloss.
Der Junge schien Joel erst gar nicht zu bemerken, ehe er den Kopf zu dem Jungen drehte. „Ich will meine Eltern rächen“, sprach er unheilvolle Worte die Joel das Blut in den Adern gefrieren ließen. „Man hat  mir meine Eltern genommen!“ Voller Bosheit glühten seine Augen auf. Joel wich etwas in seinem Bett zurück beim Anblick dieser Augen.
„Ich kann dir nicht folgen, bitte erkläre dich“, stammelte Joel voller Unglauben.. Sein Gegenüber nickte schließlich. „Nun gut, aber sei gewarnt meine Geschichte ist bestimmt nicht Friede Freude Eierkuchen.“
Joel konnte nur schwach nicken. Schlimmer, als das was er bis jetzt erlebt hatte konnte eigentlich nichts sein. Seine Gedanken schweiften zurück zu seiner Schwester. War sie in Sicherheit?
Er konnte es nur hoffen. Jetzt würde er erstmal der Erzählung des Jungen lauschen

Kapitel 18.

 Als Sarah  und Nicole, ihre beste Freundin die sie auf einen Schulfest kennengelernt hatte,  noch in der selben Stunde zum König geführt wurden, verfluchte Sarah sich im Stillen für ihre Weichherzigkeit. Sie hätte die Stadt längst verlassen haben können, wenn sie nicht gezögert hätte, den jungen Typ, der sich vor ihren Augen in einen Dämon verwandelt hatte, auch noch zu töten, so wie die schwarzen Dämonen, die den Jungen in Ihresgleichen verwandelten. . Statt dessen war sie jetzt eine Gefangene und konnte nur noch zusehen und abwarten, wie der König sich entscheiden würde.
Der Thronsaal war ein langgezogener Raum. Der Mittelgang war mit einem dicken Teppich ausgelegt, der vermutlich rot war, aber im flackernden Fackellicht war das nicht eindeutig zu erkennen. Zwei Schritte neben dem Teppich standen in größeren Abständen Säulen, die so dick waren wie Sarahs Arm lang und halfen, das Dach zu tragen. Auch wenn das nur so hoch war wie drei Menschen, die jeweils auf den Schultern des unteren standen, war das Gewicht auf die Wände vermutlich ziemlich hoch.
Müde saß der König auf seinem Thron. Sarah sah ihn zum ersten Mal von näherem und war erstaunt, wie tief die Falten in seinem Gesicht bereits waren. Im Sonnenlicht war Michael ihr nie so erschöpft, so müde, so kraftlos, so... alt vorgekommen. Seine prachtvoll verzierten Gewänder, die er normalerweise trug, hingen vermutlich über einem Stuhl in seinem Schlafzimmer. Im Moment trug er nur einen dunklen Morgenmantel.
Im Schatten, den die Fackeln, die den Thronsaal nur spärlich erleuchteten und von seiner Pracht fast nichts erhellten, hinter dem Thron ließen, konnte Sarah schemenhaft eine Gestalt sehen, die Nicole, als sie auf die Gestalt zulaufen wollte, einen abwehrenden Wink gab. Vermutlich Prinz Torben, dachte sie. Vielleicht würde er sich ja für sie verwenden, immerhin war sie die Schwester seiner Verlobten.
Als sie kurz die Augen durch den Raum schweifen ließ, sah sie aber, dass neben dem König, dem Prinzen, ihr selbst und den zwei Wachen, die sie hergebracht hatten und nun einige Schritte hinter ihr standen, noch drei weitere Personen im Raum waren. An einer Säule zur Linken standen zwei Menschen. Beide Menschen trugen die übliche Menschenkleidung - eine Hose und eine Jacke aus Leder, die entsprechend ihres Ranges als Gesandte mit an den Armen herabhängenden Lederstreifen und Zierfäden an den Nähten verziert waren. Einer von ihnen musste der Anführer der Gesandtschaft sein. Sarah erkannte ihn unzweifelhaft, als er einmal ihr Schulfest besucht hatte. Sie konnte zwar einige erste Fältchen in seinem Gesicht sehen, aber er schien noch nicht wirklich alt zu sein. Trotzdem war er als Führer der Gesandten vermutlich sehr erfahren und klug. Im Moment sah er allerdings ziemlich unwillig und verstimmt aus.
Der andere war deutlich jünger als der Anführer der Gesandtschaft. Sarah schätzte ihn auf allerhöchstens Anfang zwanzig, und trotz seiner Jugend wirkte er fast schon zu entspannt, wie er da mit verschränkten Armen an der Säule lehnte und wartete. Er war bestimmt nicht so erfahren wie sein Begleiter, was Verhandlungen anging, aber... da war irgendetwas an ihm, was Sarah misstrauisch machte. Sie spürte irgendwie, dass dieser Mensch mehr war, als er vorgab zu sein. Ihn umgab eine seltsame Aura... vielleicht hing das mit seinen dunklen Augen zusammen, die selbst im rötlichen Fackellicht so tiefblau schimmerten wie der Himmel zur Mittagszeit.
Und auf der anderen Seite des Raumes, rechts von ihr, stand Torben, ein Klassenkamerad von ihr,  neben einer Säule und blickte mit einer Mischung aus Besorgnis und Verwunderung zu ihr herüber. "Was soll sie getan haben?", fragte er in den Raum hinein.
Der König warf ihm einen strafenden Blick zu, bevor er antwortete. "Man hat mir gesagt, sie sei festgenommen worden, mit blutigen Waffen inmitten eines unglaublichen Blutbades in ihrem Haus."
"Ihr wollt sagen, dass Sarah ihre Familie umgebracht haben soll?", fragte Torben ungläubig und schüttelte den Kopf. "Das kann nicht wahr sein. Nicht Sarah. Das würde sie niemals tun."
"Das hat mir der junge Diener berichtet, der sie hierher gebracht hat", erwiderte der König. "Und er sah mir nicht so aus, als würde er lügen."
Sarah räusperte sich und blickte den König direkt an. "Der junge  Diener konnte nur berichten, was er gesehen hat", sagte sie laut. "Es waren einige schwarze Gestalten vermutlich Dämonen von Doom , die mitten in der Nacht aufgetaucht sind. Einer von ihnen hat sich in das Zimmer von mir und Nicole geschlichen und wollte mich umbringen. Ich habe ihn getötet . Es waren noch neun weitere. Und mitten im Kampf sind sie plötzlich alle verschwunden."
Die Stille im Raum, die diesen Worten folgte, war fast greifbar. Endlich, nach einigen qualvoll langen Sekunden, kam Torben zu ihr hinüber und blickte ihr direkt in die Augen. "Sie sind verschwunden?", fragte er leise und eindringlich. "Wie sind sie verschwunden?"
Sarah wunderte sich kurz über die Frage. "Sie sind binnen weniger Sekunden verschwunden", sagte sie langsam. "Sie sind vor meinen Augen verblasst wie Nebel im Sonnenlicht."
Der alte Krieger nickte langsam und blickte dann zu den Menschen hinüber, während er an seinen alten Platz an der Säule zurückging. "Könnt Ihr uns erzählen, was man bei euch Menschen über Wesen erzählt, die man Shiki nennt?"
Der jüngere hob den Kopf und blickte Torben mit seinen unheimlichen blauen Augen an. Sarah hätte schwören können, dass er für einen Moment verwundert aussah, aber er hatte sich schnell wieder gefangen und sah wieder so gelassen aus wie zuvor. Der ältere hingegen lachte. "Warum fragt Ihr nach einer Kindergeschichte?", fragte er verächtlich. "Seid Ihr abergläubisch?"
Torben blickte lächelnd zurück. "Sagen wir einfach, es ist eine Geschichte, an die ich mich nur noch schemenhaft erinnere, die aber, wie ich glaube, nicht ganz unwichtig ist."
Der Mensch  nickte verstehend. "Shiki sind Wesen, die ein Beschwörer erschafft", begann er zu erklären, langsam und deutlich. "Sie sind Wesen, die nur aus der geistigen Kraft des Beschwörers entstehen, genau nach seiner Vorstellung, sowohl an Gestalt als auch an Fähigkeiten." Er pausierte kurz und blickte den König an. "Was der alte Krieger vermutlich sagen will, ist, dass irgendein Beschwörer zehn Shiki mit Waffen gerufen und damit beauftragt hat, diese Familie umzubringen - wenn die Kraftreserven des Shiki aufgebraucht sind, verschwindet er nämlich einfach wieder. Aber", und an dieser Stelle grinste er verächtlich, "aber das ist Unsinn. Seit Hunderten von Jahren hat niemand mehr Shiki gerufen, geschweige denn eingesetzt."
"Dann erklärt mir doch bitte mal das, was Sarah da gesagt hat", meinte der alte Krieger. "Ich glaube nicht, dass sie lügt."
"Dann erklärt mir doch bitte mal, warum irgendjemand sich die Mühe machen sollte, einige Shiki zu erschaffen, um diese Familie abzuschlachten", schaltete sich der jüngere ein. Seine Stimme war genauso ruhig wie er selbst - aber aus ihr waren keinerlei Gefühle zu hören. Sie war kalt und distanziert, fast herablassend und verächtlich. Schon ihr bloßer Klang ließ Sarah einen Schauer über den Rücken laufen, ohne dass sie genau hätte erklären können, warum. Dieser Menschen war ihr unheimlich.
Die Antwort auf seine Frage schwebte im Raum, und schließlich war es Torben, der sie aussprach. "Jemand, der die Friedensverhandlungen sabotieren will... Nur so jemand hätte Interesse daran, unsere Verhandlungsführerin aus dem Weg zu räumen."
"Und kennt ihr jemanden, der den Frieden nicht will und der ein Beschwörer ist?", fragte der ältere Mensch. "Ich nicht. Und mein Begleiter auch nicht."
Michael schüttelte den Kopf. "Es gibt bei uns keine Beschwörer oder dergleichen", stellte er fest.
"Dann dürfte der Sachverhalt ja klar sein", meinte der jüngere Mensch  und richtete seine seltsamen Augen direkt auf Sarah, die unter ihrem Blick kurz zusammenzuckte wie unter einem Peitschenhieb. "Sie lügt. Und damit ist klar, dass sie dieses Gemetzel angerichtet hat." Er wendete sich wieder dem König zu. "Ich weiß nicht, wie ihr eure Mörder bestraft, aber ich muss euch bitten, ein Zeichen zu setzen und das volle Strafmaß anzuwenden. Diese Tat richtete sich gegen die Friedensverhandlungen, und wenn ihr diese Verhandlungen unterstützen wollt, werdet ihr uns sicherlich unsere Bitte erfüllen."
Torben trat aus dem Schatten des Throns und blickte den Mensch zornig an. "Wie wir mit unseren Mördern verfahren, ist unsere Sache", erwiderte er scharf. "Nur weil wir niemanden kennen, der Shiki gerufen haben könnte, heißt es nicht, dass es niemanden gibt. Und wir werden keine Unschuldigen auf dem Altar der Politik opfern."
Scheinbar gleichgültig zuckte der junge Mensch  die Schultern. "Nun, dann werden die Menschen, die den Krieg dem Frieden vorziehen, mit Sicherheit versuchen, das auszuführen, was sie" - er wies verächtlich mit einer Kopfbewegung auf Sarah - "nicht vollendet hat. Und es sind eure Leute, die dadurch sterben. Und ob wir die Verhandlungen fortführen können, wenn ihr keine Unterhändler schicken könnt, weil sie alle vorher umgebracht werden, ist doch sehr fraglich."
Torben senkte den Blick. "Wir wissen es nicht", meinte er leise. "Wir wissen nicht, ob es einen Beschwörer gibt oder nicht."
"Das ist das Problem", meinte er seltsame Mensch fast genauso leise. "Wenn es noch mehr Menschen gibt, die bereit sind, alles zu riskieren, sind die Verhandlungen fast schon gescheitert. Und das ist deutlich wahrscheinlicher, als dass es irgendwo im Geheimen einen Zauberer gibt, der die Verhandlungen sabotieren will. Und diesen Menschen müsst Ihr" - dabei sah er wieder zum König - "ein Zeichen geben, was mit denen passiert, die die Gespräche aktiv stören. Sonst werden eure Gesandten nicht lebend bei uns ankommen."
Michael knirschte mit den Zähnen. "Ihr habt Recht", meinte er leise durch zusammengebissene Zähne, "auch wenn ich wünschte, dem wäre nicht so." Er blickte Sarah direkt in die Augen, und für einen Moment konnte sie Mitleid in seinen Augen erkennen, bevor er weitersprach und sein Gesicht hart wie Stein wurde, eine Maske, die er als König wohl immer griffbereit haben musste. "Die Strafe für Mord ist der Tod. Und weil du besonders rücksichtslos und mehrere Male binnen kurzer Zeit gemordet hast, wirst du nicht einfach so sterben. Morgen früh wirst du mit den Armen an zwei Pfähle gebunden werden, und man wird dir die Pulsadern durchstechen. Im Lauf des Tages wirst du langsam verbluten, und jeder wird dir dabei zusehen können." Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und verließ den Saal durch eine Tür, die im Schatten hinter dem Thron verborgen lag, und die Menschen folgten ihm.
Im selben Moment stand Torben neben Nicole und stützte sie, sonst wäre sie sicher zusammengebrochen. Bereits jetzt, Sekunden nach der Urteilsverkündung, liefen ihr die Tränen ungehemmt über das Gesicht, und sie schluchzte haltlos. Torben umarmte sie vorsichtig und sah zu Sarah hinüber. "Verzeih mir", sagte er leise und mit erstickter Stimme.
Sarah nickte langsam und fasste sich mit der Hand an die Stirn. Sie sollte sterben...? Für etwas, was sie nicht getan hatte? Noch dazu auf diese Weise, die grausamste und entehrendste, die ihr Volk kannte?
"Ich bin unschuldig", sagte sie laut und mit zitternder Stimme und blickte zu Torben hinüber. Sie hatte Angst davor, auf diese Weise zu sterben, als Mörderin ihrer eigenen Familie  geächtet zu sein... und diese Angst raubte ihr den Atem, und ihr wurde schlecht.
Ihr alter Freund  kam zu ihr herüber, legte ihr eine Hand auf die Schulter und blickte ihr in die Augen. "Ich weiß", erwiderte er leise und sah zum Prinzen hinüber, der einige Sekunden zurückstarrte und dann schließlich, kaum merklich, nickte.
Nicole löste sich aus seiner Umarmung und ging zu ihrer Freundin . "Das hast du nicht verdient", flüsterte sie leise, und immer noch weinte sie. "Ich habe gesehen, was mit dem Kerl passiert ist, der im Zimmer lag. Ich weiß, dass du die Wahrheit sagst."
Sarah nickte langsam. "Pass auf dich auf", sagte sie leise und fuhr Nicole vorsichtig mit einer Hand übers Gesicht, sodass einige Tränen an ihrer Hand haften blieben. "Und bring diese Verhandlungen zu einem guten Ende", fügte sie tapfer lächelnd hinzu, auch wenn sie am liebsten ebenfalls geweint oder sich übergeben hätte. Ihr war noch nie so schlecht gewesen wie jetzt, wo sie wusste, was sie in einigen Stunden erwartete.
Nicole schüttelte den Kopf. "Das kann der König nicht ernst meinen", schluchzte sie. "Ich will dich nicht auch noch verlieren!"
Torben legte ihr tröstend den Arm auf die Schulter und blickte Sarah direkt in die Augen, obwohl es ihm sichtlich schwer fiel. "Vergib mir", sagte er leise. "Aber selbst ich werde meinen Vater nicht dazu überreden können, dein Leben zu schonen. Er hat zu lange auf diese Verhandlungen hingearbeitet, als dass er sie einfach platzen lassen würde, indem er dich nicht zum Tode verurteilt." Jetzt senkte er den Blick. Offensichtlich konnte er Sarah nicht länger in die Augen sehen. "Ich wünschte, ich könnte mehr tun", murmelte er leise. "Aber ich kann es nicht. Ich kann dein Leben nicht retten."
Sarah schluckte schwer. Wenn selbst der Prinz das sagte... dann gab es wohl wirklich keine Hoffnung mehr für sie.
Einer der Wächter legte ihr die Hand auf die Schulter. "Leg deine Waffen ab", befahl er.
Wie von selbst ging Sarahs Hand zum Knoten, der das Seil mit den Messerscheiden in Position hielt, und löste ihn. Behutsam nahm sie die Waffen vom Gürtel und gab sie ihrem alten Ausbilder. "Ihr habt für das hier mehr Verwendung als ich", sagte sie leise.
Langsam und widerstrebend nahm Torben die Waffen zurück. "Ich hatte mir ein anderes Schicksal für dich erhofft", sagte er leise.
Sarah nickte. "Ich mir auch", sagte sie noch leiser als er. Als sie sich umdrehen wollte, fiel ihr Blick auf ihre beste Freundin , die gar nicht mehr aufhörte zu weinen. Sie ging auf sie zu und umarmte sie ein letztes Mal. "Leb wohl", flüsterte sie leise, bevor sie sich wieder von ihr löste und sich vom Wächter mitziehen ließ. Ihre Schwester versuchte ihr zu folgen, aber Torben hielt sie - zwar sanft, aber unnachgiebig - zurück. Langsam, während der Wächter sie rückwärts zog, wurde der Abstand zwischen ihnen größer, bis die große Tür knallend zwischen ihnen zufiel und sie nichts mehr von ihrer Schwester sah oder hörte. Jetzt, als der Wächter sie zwar unsanft, aber nicht allzu grob herumdrehte, damit sie ihm besser folgen konnte, hörte sie nur noch das Tapsen der Schritte auf dem Steinboden, zu einer Treppe, die aus den mit prächtigem Marmor gefliesten und mit großen Glasfenstern ausgestatteten Räumen hinunter in enge Gänge aus grobem Stein mit Fackeln an den Wänden führte, entlang dieser Gänge, durch eine Tür in den Kerker und dort hinein in eine kleine fensterlose Zelle. Mit einem Knall fiel die Tür ins Schloss, ein leises Klacken war zu hören, als die Zellentür abgeschlossen wurde, dann Schritte, die sich entfernten. Schließlich herrschte Stille.
Jetzt, in der Dunkelheit, in der Einsamkeit, merkte Sarah, dass sie weinte. Jetzt, in der Dunkelheit, liefen ihr die Tränen übers Gesicht. Jetzt, in der Einsamkeit, begann sie leise zu schluchzen, als sie sich in eine Ecke der Zelle setzte, die Knie an den Leib zog, den Kopf auf sie hinabsinken ließ und die Augen schloss.
Ihre Familie war tot, außer ihr geliebter Bruder ohne dass sie wusste, wer sie hatte umbringen lassen... und man hielt sie für schuldig... Sie würde sterben... langsam verbluten... mit aufgeschlitzten Pulsadern, vor einer großen Menge, die ihr Beleidigungen, Schmähungen und Schlimmeres entgegenwarf... die jede Minute ihres Leidens mit ansehen konnte... die jeden einzelnen Blutstropfen, der aus ihr herausfloss, betrachten konnte... die sie vielleicht schon stundenlang betrachtete und den Moment herbeisehnte, in dem ihr Körper erschlaffen würde... in dem sie in den Knien einknicken und nur noch von den Fesseln gehalten würde... in dem sie sterben würde...
„Joel bitte pass auf dich auf, erweise den Auserwählten einen guten Dienst..“, dachte sie traurig. „Nicole, ich flehe dich an, finde Joel und sage ihm, dass ich ihn lieb habe, mehr als jemals zuvor“, brachte sie ihre traurigen Gedanken zu Ende, ehe sie sich laut schluchzend ihren Tränen hingab.

Kapitel 19.

 

Fynns Zelle

 

Immer wieder ließ er sachte und dennoch missmutig seinen Kopf gegen die Gitterstäbe knallen. Er befand sich definitiv schon viel zu lange in Gefangenschaft. Wie es wohl seinem Doppelgänger ging? Hoffentlich besser als ihm selber. Dies hoffte er zumindest.
Fynn versuchte im dämmerigen Licht seine Umgebung etwas genauer in Augenschein nehmen zu können.
Ein kleiner Raum, drei Schritt lang, drei Schritt breit, eine Holzpritsche mit etwas Stroh, ein Gitter an einer Seite, dazu ein kleines Fenster, durch das gerade genug Mondlicht in seine Zelle fiel, dass er etwas erkennen konnte.
Der Schüler stemmte sich langsam hoch, setzte sich auf und stützte sich gleich wieder an der Wand ab, als selbst das bisschen, das er erkennen konnte, zu schwimmen anfing. Außerdem spürte er einen ziehenden Schmerz im Bauch… ja, das fühlte sich nach einem gewaltigen blauen Fleck an.
Einige Sekunden lang musste er um sein Gleichgewicht kämpfen, dann nahm er probeweise die Hand von der Wand und atmete tief durch. Ja, es würde gehen.
Er befand sich ganz offensichtlich in einer Gefängniszelle, aber vermutlich eine von den besseren. Immerhin hatte sie ein Fenster, sowas wie ein Bett … und, wie ihm jetzt auffiel, er war nicht angekettet.
Und so wie er sich fühlte, war er auch noch nicht tot.
Im Gegenteil, bis auf seine Kopfschmerzen und den blauen Fleck war er vollständig und unverletzt.
Der Junge lehnte sich zurück an die Wand, seufzte leise und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Tolle Aussichten von den höchsten Beamten die es derzeit gab den Polizisten in den Kerker geworfen. Warum?
Warum der Kerker?
Immerhin hatte er  doch nichts getan, sollte ihn aber jemand befragen musste er wohl oder übel mitspielen, er wollte gerne noch mehr Ärger vermeiden und so schnell und vor allem unbeschadet aus der Sache wieder raus kommen. Er empfand es als perfide Ungerechtigkeit in einer Zelle festzuhalten für ein abscheuliches Verbrechen was er oder einer  seiner Doppelgänger niemals begehen würde, dafür mochte Fynn den Frieden einfach zu sehr.
Stimmen in der Ferne. Zwei verschiedene. Konnte sie nicht verstehen. Ein Tor wurde geöffnet. Ein Lichtschein draußen auf dem Gang. Näher kommende Schritte.
Ein Besucher.
Im Licht der Fackel, die er mitgebracht hatte, konnte er ihn mit ein bisschen Anstrengung ganz gut erkennen. Ein Junge, anscheinend ein Jugendlicher,  etwas größer als er selbst, aber augenscheinlich etwas schmaler und unbewaffnet .Wofür brauchte er auch hier unten eine Waffe?
Seine blaugrauen  Augen waren ausdruckslos, während er ihn musterte. Im Fackelschein war er nicht ganz genau zu erkennen, aber klare Konturen. Praktische schwarze Kleidung, schwarze kurze nach rechts gekämmte  Haare.
Niemand, von dem er bislang gehört oerr ihn gar gesehen hatte.
„Du bist wieder wach, sehe ich.“ Wieder ein Nicht-Ausdruck in der Stimme.
„Mehr oder weniger.“ Reflexartig schüttelte er den Kopf, in einem Versuch, ihn klar zu bekommen… natürlich vergeblich. „Was ist passiert?“
„Du hast den Bürgermeister kaltblütig ermordet, das ist passiert. Hast du etwa dein Hirn in deiner dummen Schule vergessen?“
„Warum bin ich dann noch nicht tot?“ Denn auf Tötung stand normalerweise in dieser Zeit die Todesstrafe.
Ein kurzes, amüsiertes Lachen. „Bist du so scharf darauf?“
Der Auserwählte biss die Zähne zusammen, als ein besonders scharfer Schmerz durch seinen Kopf schoss und stützte seinen Kopf in seine Hände. Nein. Daran würde er nicht denken.
Vor seinen Füßen landete etwas. Ein Wasserschlauch.
„Trink.“
Er nahm den Wasserschlauch auf und trank. Klares Wasser, schmecken taz es wider erwarten ganz gut.
„Wer bist du?“
„Mein Name“, sein Besucher zog mit seiner freien Hand einen Hocker hinter sich hervor, vor die Zelle, und ließ sich darauf nieder, „ist Manuel. Und du bist Fynn  Wambach , der Auserwählte.“
„Der Auserwählte? Nennt man mich hier so?“
„Oh, da gibt es noch ein paar andere Namen. Schlauer Bursche, wissbegieriger Schüler und  noch ein paar andere. Es gibt viele Geschichten über dich, und die bekanntesten und besten haben es sogar über die Grenzen von Lebach  hinausgeschafft. Man könnte sagen, dein Ruf eilt dir voraus, Fynn. Was führt dich hierher?“
„Das ist meine Sache.“
Manuel seufzte gespielt. „Eine enttäuschende Antwort. schade. Ich meine was für eine Geschichte allein das hier schon wieder ist. Einer der besten Auserwählte des Reichs, eine Legende zu Lebzeiten, nein, sogar bereits in jungen Jahren, kommt ohne Ankündigung nach New Ecco, wo der Bürgermeister seinen Sitz hat und zack schlägst du einfach so, unverholen wie du eben bist zu! Und Doom hat gelacht wie lange nicht mehr und hat das kleine Schauspiel was du ihm geboten hast durchaus sehr sehr genossen, sei dir dessen gewiss! Jedenfalls taucht da irgendwann die Frage auf, warum der Auserwählte das getan hat, meinst du nicht? Das wird die Leute sehr, sehr neugierig machen, einer der Guten tötet einfach so mir nichts dir nichts einen der mächtigsten Männer des Landes.“
„Du willst mir also erzählen, dass du nur hier bist, weil du neugierig bist, Manuel? Dass die Wachen dich hierher gelassen haben, zu einem unbekannten Gefangenen, nur damit du deine Neugier stillen kannst? Was tust du hier, Manuel? Warum bist du hergekommen, und warum allein? Wer bist du wirklich?“
„Und du willst mir erzählen, Fynn, dass dir nicht von Anfang an klar war, dass ich einer von Dooms  Leuten bin?“
„Das war doch offensichtlich. Aber seine Berater, Heerführer, höchsten Offiziere oder wie auch immer seine Provinzfürsten sich nennen, sind weithin bekannt. Über jeden von ihnen gibt es dutzende  von Geschichten in ganz Lebach, ach was sage ich da, auf der ganzen Welt redet man von nichts anderen mehr als von Dooms finsteren Machenschaften.  Selbst den Namen des Rayen, Dooms  rechte Hand und ihn treu ergeben , der eigentlich daran interessiert sein müsste, unbekannt zu bleiben, habe ich schon gehört, und dass er seit einiger Zeit für den Rat arbeiten und seinen Thronsaal bewachen und wohl die Auserwählten töten / gefangen nehmen  soll. Aber dich  habe ich noch nie gesehen, geschweige denn  jemals von dir gehört.“
Sein Gegenüber lachte. „Ah, ich verstehe. Natürlich. Nun, sagen wir, dass ich es vorziehe, im Hintergrund zu bleiben, und dass das dem Rat ebenfalls ganz recht ist. Ich bin einer seiner Vertrauten.“
„Du bist also in seinem Auftrag hier.“
„Das habe ich nicht gesagt. Tatsächlich sind seine Vertrauten, seine Berater und hohen Offiziere ziemlich frei in ihren Handlungen und Entscheidungen. Sofern sie nicht gegen ihn arbeiten oder zu großen Mist bauen, versteht sich. Ob ich nun aus eigenem Interesse hier bin oder für einen von ihnen, darfst du gerne weiter raten, sollte dich aber nicht wirklich interessieren.“
„Das tut es aber. Ich will wissen, mit wem ich es zu tun habe.“
„Du hast es zu tun mit Manuel. Das muss dir reichen.“
„Natürlich. Und dass du einfach nur neugierig bist, soll ich dir vermutlich auch noch abnehmen?“
„Glaub es oder nicht, Fynn, aber das ist tatsächlich der Hauptgrund für meinen Besuch. Ich sagte, es sollte dich nicht interessieren, und das meine ich auch so, denn ich hätte dir für jeden von ihnen dieselbe Frage gestellt. Du hast schließlich nicht nur das Protokoll auf die gröbste Art in der Reichsgeschichte verletzt, du hast außerdem den Rat herausgefordert. Kennst du die Geschichten, die man sich über ihn erzählt?“
„Du meinst die über den Wahnsinnigen, der aus einer Laune heraus ganze Dörfer niederbrennen und die Bevölkerung abschlachten lässt?“
„Ja, so ähnlich. Wobei du in einen Satz drei Fehler eingebaut hast. erstens, die letzten betroffenen Dörfer waren Banditen- und Söldnerlager, von denen aus die umliegenden Dörfer und Straßen ausgeplündert wurden, und zwei Dörfer, die sich ihm offen widersetzt haben. Die Überlebenden neigen dazu, solche Details unter den Tisch fallen zu lassen. Zweitens, er hat sie nicht niederbrennen und abschlachten lassen, das hat er schon selbst gemacht. Und drittens .Doom mag vieles sein, aber nicht wahnsinnig, aber wenn es mir so recht überlege.“ Manuel setzte ein nachdenkliches Gesicht auf.
„Er zerstört also wirklich ganze Dörfer, Lager und Ortschaften, weil sie sich ihm widersetzen? Was macht er mit denen, die sich ihm ergeben?“
„Wie kommst du darauf, dass die Leute überhaupt noch dazu kommen, wenn es erst einmal so weit gekommen ist?“
„Und dieser Massenmörder soll nicht wahnsinnig sein?“
„Das ist er nicht, das kann ich dir versichern. Er weiß genau, was er tut.“
„Dann schlachtet er die Unschuldigen also zum Spaß ab?“
„Wie kommst du darauf, dass Banditen oder Rebellen unschuldig sind und Gnade verdient hätten?“
„Also macht es ihm Spaß.“
„Lass mich dir eine Frage stellen, Fynn. Wie viele große Söldnerlager hast du schon ausgehoben? Allein?“
„Ich bin dabei nie allein gewesen, wenn du das meinst. Es gab ein größeres Söldnerlager, dem ich mich zur Not auch allein gestellt hätte, aber dank eines Streits, der unter ihnen ausbrach, lebte schon niemand mehr, als ich ankam. Die meisten habe ich mit ein paar anderen Bewaffneten zusammen geräumt.“
„Der Leibhaftige Doom räumt sie meistens allein, aber gut. also, wie viele Lager? Und wo?“
Fynn zuckte mit den Schultern. „Einige. Vorwiegend auf meinen Reisen, also praktisch überall.“
„Dann weißt du so gut wie ich – und wie der Rats – dass es überall in Lebach  Banditen und Söldner gibt. Und dass viele davon in großen Gruppen unterwegs sind, so groß, dass sich kleinere Dörfer und kleinere Karawanen nicht gegen sie wehren können. In  Lebach habt ihr die Kuppel, , die euch vor Überfällen schützt. Pardon, ich meine geschützt hat. Euer Schutz ist ja durch die Organisation „Shadows“ in Mitleidenschaft gezogen worden.  Der Rest des Landes hat nicht so viel Glück. Jeden Tag finden dutzende solcher Überfälle statt. Wie willst du dagegen vorgehen, wenn du bei jedem rebellischen Dorf oder jedem Söldnerlager zögerst, weil ein paar von denen sich vielleicht ergeben wollen? Lebach ist dafür zu groß und würde im Chaos versinken, noch mehr als es das ohnehin schon tut.“
„Bislang seid ihr ja sehr erfolgreich gewesen, das zu ändern. ist euch klar, dass ihr diesen Kampf vermutlich nicht gewinnen könnt?“
„Und wer sagt dir das?“
„Meine Erfahrung. Für jede Söldnergruppe, die ihr vernichtet, entstehen zwei neue, für jedes rebellische Dorf, das ihr zerstört, erheben sich zwei weitere. Vielleicht nicht offen, aber irgendwann wird es passieren. So ist es immer gewesen in der Geschichte, oder nicht?“
„Wenn der Rat  das wissen wollte, hätte er schon längst den Weisen danach gefragt. Thomas hat die letzten zehntausend Jahre Geschichte persönlich miterlebt und könnte ihm dazu mit Sicherheit mehr sagen als du. Aber warum sollte das irgendeine Bedeutung für ihn haben?“
„Es gibt Dinge, die man nicht ändern kann. New Ecco  ist in seiner gesamten Geschichte ein zerrissenes Land gewesen, das weiß selbst ich, und das sollte niemand besser wissen als der Seher. In zehntausend Jahren haben doch sicher viele  Mitglieder des Rats versucht, die Probleme des Landes anzugehen, und sie alle sind gescheitert. Vielleicht ist es dem Land einfach so vorbestimmt?“
„Von irgendeiner höheren Macht? Von Göttern, dem Schicksal oder so etwas? Das glaube selbst ich nicht, und Doom schon gar nicht – er ist ein Mann, der sein Schicksal selbst in die Hand nimmt.“
„Sei vorsichtig, Manuel. Es gibt Dinge in der Welt, die wir nicht beeinflussen können.“
„Sprich nur für dich, Fynn. Du hast die wahre Macht des Rats noch nicht erlebt.“
„Er hat mich doch besiegt, oder nicht?“
„Du lebst noch.“
„Ich habe andere Mächte erlebt, denen sich niemand widersetzen kann, egal wie stark und mächtig er sein mag. Ich weiß, dass es so ist. Ich habe es gesehen.“
„Tatsächlich? Was für eine Macht das wohl gewesen sein muss, dass ein Schüler wie du, ein Auserwählter durch und durch, vor ihr so resigniert und aufgibt. du bist deswegen gekommen und hast ihn herausgefordert, richtig? Du hast den Tod gesucht, um dieser Macht zu entkommen...“
„Ich habe den Tod nicht gesucht“, fauchte Fynn.
„Du hast den Rat  vor einigen hundert Zeugen quasi( sprichwörtlich  zum Zweikampf gefordert. Natürlich hast du den Tod gesucht.“
„Das habe ich nicht“, knurrte der Junge.
„Dann gib mir einen guten Grund.“
„Die Gründe, warum ich den Rat herausgefordert habe, sind meine eigenen. Ich habe sämtliche Gegner, gegen die ich gekämpft habe, geschlagen, erst gestern zwei seiner höchsten Offiziere. Ich habe einen Gegner gesucht, der stärker ist als ich selbst. Und es gibt in ganz Lebach  niemanden, der stärker ist als Doom.“
Manuel schwieg und blickte ihn einige Sekunden abschätzend an, erneut mit diesem ausdruckslosen Gesicht. „Ist das alles?“
„Das ist alles.“
„Und was wirst du tun, wenn Doom dir das nächste Mal gegenübersteht? Ihn erneut herausfordern? Oder direkt auf ihn losgehen und versuchen ihn zu töten? Aus Rache, weil er dich geschlagen hat?“
„Für Rache gibt es keinen Grund. Aber ja, ich habe vor, ihn eines Tages zu schlagen. Im fairen Kampf, und nur im fairen Kampf.“
„Warum glaubst du, dass du dazu noch eine Gelegenheit bekommen wirst?“
„Ich bin am Leben. Wenn er das ändern wollte, wäre ich schon tot.“
Manuel nickte. „Ja, das wärst du.“ Sein Blick wanderte an Fynn vorbei zum Fenster, wo man bereits einen leuchten blauen Schimmer am Himmel erkennen konnte. „Dein Auftreten hat den Rat beeindruckt. Natürlich hat er von dir und deinen Kampfkünsten sowie deiner Fähigkeit deine eignen, nur dir gehorchenden Doppelgänger zu erschaffen  gehört, aber die Art und Weise deiner Vorstellung hat es in zehntausend Jahren noch nicht gegeben. Du hast seinen Heerführer im Zweikampf besiegt und ihm selbst einen Kampf geliefert, den die Schreiber in die Geschichtsbücher aufnehmen und die Barden im ganzen Land besingen werden. Als Belohnung für deinen Mut und deine Kampfkunst möchte er dir ein Angebot machen.“
„Wie großzügig. ein Angebot des Rats. Oder doch ein Befehl?“
„Nein, Fynn. Ein Angebot. Es steht dir frei, es abzulehnen, aber ein zweites Mal wirst du es nicht bekommen. Also denk gut darüber nach. Es gibt in der Armee von New Ecco verschiedenste Waffengattungen, wie du ja sicher weißt.. Sie sind direkt dem Heerführer unterstellt, kümmern sich um die Ausbildung der Rekruten und Soldaten im Umgang mit ihrer jeweiligen Waffe und führen die Männer in die Schlacht. Bislang gibt es aber keinen  Auserwählten, einen unnachgiebigen Anführer.“
„Und er will, dass ich den Posten übernehme.“
„Genau das. Es gibt niemanden, der besser geeignet wäre. Du hast  spätestens seit gestern Abend einen Ruf, der keine Zweifel zulässt. Keiner der Männer wird es jemals wagen, dir zu widersprechen, im Gegenteil werden sie jedes deiner Worte aufsaugen wie ein Schwamm und dir bis ins letzte Detail nacheifern. Wir könnten dich gut gebrauchen.“
„Und wenn ich ablehne?“
„Dann bleibst du in dieser Zelle, bis  der Sucher euch die Auserwählten gefunden hat und der Rat wir es ihm sehr schwer machen, verlass dich darauf oder der Rat  beschlossen hat, wie er mit einem Verräter, der die Waffe gegen ihn erhoben hat, umgehen soll.“
Fynn griff noch einmal nach dem Wasserschlauch. „Was für eine Wahl.“
„Was hast du erwartet?“
„Weniger als das.“ Ein kräftiger Schluck. „Wie lange habe ich Bedenkzeit?“
„Bis heute Abend, dann wird der Rats dich zu ihm bringen lassen. Bis dahin darfst du in Ruhe nachdenken.“
Fynn nickte nur und wollte ihm den Schlauch zurückwerfen, aber Manuel winkte ab, stand auf und wandte sich gerade zum Gehen, als Fynn ihm noch eine Frage nachrief.
„Woher will der Rat  wissen, dass er mir trauen kann?“
Manuel drehte sich um, ein kaltes Blitzen in den Augen und ein freudloses Lächeln auf den Lippen. „Glaubst du, er fürchtet dich?“
Mit diesen Worten verließ Manuel Fynn.
Dieser knurrte wütend auf. Worauf hatte er sich da nur eingelassen? Und dies nur, da er einfach nicht aufhören konnte zu lügen. Wie sollte er jemals nur wieder aus der Nummer wieder herauskommen? Es war unmöglich! 

Kapitel 20.

 

Unbekannter Ort

Unbekannter Tag
Ort: Mein Raumschiff
Zeit: 2040
245. digitale Aufzeichnung in meiner Zeitreisechronik
Hier spricht Tobi. Meine bisherigen Aufzeichnungen können von einer  sehr bedeutenden Begegnung  berichten. Ich habe im Jahr 2040 den Sucher, Herr Gottschalk getroffen. Er brauch nun meine Hilfe um die Auserwählten zu finden. Er hat Shira nicht erreicht und muss einen großen Verlust überwinden. Aber dazu komme ich später. Ich bin in den verschiedenen Zeiten hin- und hergereist um die verschiedenen Schicksale der gesuchten Personen zu erfahren. Diese würden bei meinen Treffen mit diesen äußerst nützlich sein. Mein Zeitreise-Dimensionsschiff ist wieder auf der Erde im Jahr 2040 gelandet. Nun werde ich das Schiff für neugierige Augen unsichtbar machen und dank meinen Kräften ein Portal in meinem Schiff eröffnen mit dem ich zur Hölle komme. Hoffentlich treffe ich dort auf eine der Auserwählte und zwar auf meine gewünschte Wahl …  Jodie.


Jodies Zelle

Jodie starte traurig in die Ferne. Ihr Blick war ohne etwas genaues wahrzunehmen auf die gegenüberliegende Zelle gerichtet ohne wirklich etwas zu erkennen. Sie dachte nach, ob es wirklich sinnvoll ist ihre Kräfte weiterhin zu verstecken. Ihre Überlegungen wurden plötzlich unterbrochen als ein helles Leuchten ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein Portal formte sich vor ihr und hinaus trat ein Junge der gezielt ihre Zelle ansteuerte. Was wollte er von ihr? Dieser Junge blieb schließlich vor ihrer Zelle stehen.
Jodies schwarze lange Haare, welche das Mädchen meistens zu einem Pferdeschwanz gebunden hat waren strähnig, was den Anschein erweckte, dass diese ewig nicht mehr gewaschen wurden. Dies  war in einer Gefängniszelle nicht schwer verwunderlich. Das dünne, nein dünn war untertrieben, dieses Mädchen nagte quasi schon am Tod. Ihre ganze Erscheinung wirkte mager, gar zerbrechlich wie ein rohgeschliffener teuerer Diamant. Ihr Gesicht wirkte auf den jungen Zeitreisenden schmal mit ihrer kleinen Stupsnase die das Bild abrundete. Ihre großen strahlend blauen Augen sprühten nur so voller Trauer, da ihr Ausdruck sehr neutral, abweisend wirkte. Was hatte diese Auserwählte nur in so eine schreckliche Lage gebracht? War sie überhaupt eine oder irrte sich Tobi etwa? Aber wenn das Mädchen vor ihm nur eine unschuldige Gefangene wäre hätte Doom sie dann nicht schon getötet? Tobi bezweifelte dies stark. Doom mordete ohne Rücksicht auf Verluste und sperrte seine Opfer nicht zuerst ein und ließ sie wohl eine geraume Zeit in einer Zelle. Auf diese Schlussfolgerung kam Tobi da diese Person vor ihm am Ende ihrer Kräfte zu sein schien und schon eine etwaige Ewigkeit ihr Dasein in einer Zelle  fristen musste.  Seine Augen blieben an ihrer zerlumpten, dreckigen Kleidung hängen, welche aus einem schwarzweißen Oberteil sowie einen farblich passenden Rock bestand. Ihre Wangen waren von der Asche der dunklen Hölle bedeckt.
Durch die kurze aber intensive Helligkeit des Portals durch welches Tobi geschritten war musste Jodie kurz stark die Augen zusammenkneifen, da sie das helle Licht blendete. Sie war so lange schon in dieser Hölle, dass ihre Augen derartige  Lichtverhältnisse nicht  mehr gewohnt waren.
Tobi trat langsam an die Gitterstäbe die Jodie von der Freiheit trennten. Deren Augen huschten nervös hin und her. Sie sah seit gefühlten Ewigkeiten einen Menschen wieder. Ansonsten musste sie sich mit der Gesellschaft von Dämonen zufrieden geben.
Leicht nervös wich sie an die nackte Höhlenwand ihrer Zelle. Was wollte dieser Junge von ihr und kam er etwa gerade durch ein Portal? Jodie konnte es nicht glauben und versuchte ihre Gedanken zu sortieren. Sie durfte nun nicht durchdrehen sondern musste ganz behutsam an diese für sie so sehr ungewohnte Situation rangehen. Das urplötzliche Auftauchen eines Menschen hatten sie wirklich sehr überrascht sowie auch irritiert.
Der Junge vor ihr schwieg. Nun musterte Jodie ihren fremden Gegenüber. Er war relativ groß gewachsen und strahlte eine Freundlichkeit die Jodie nur von Zuhause kannte, dort wo alles anders war und wo auch alles begonnen hatte.  Der Junge besaß strubbelige, schwarze, kurze leicht lockige Haare und mandelbraune, schlitzförmige Augen. Seine Kleidung bestand aus einem roten altmodischen Kapuzenpulli, beiger langer Hose, schwarzen Turnschuhen mit weißen Schnürsenkeln. Seine Strümpfe konnte Jodie wegen der langen Hose nicht ausmachen. Diese reichten nämlich  bis an seine Schuhe und verdeckten diese fast. Sehr auffällig sowie auch ungewöhnlich war ein langer brauner Gurt den er um seine Hüften geschlungen hatte. Was dieser wohl bedeutete? Im Augenwinkel  bemerkte Jodie auch ein braunes Armband wohl mit einem kleinen Bildschirm und verschiedenfarbiger Knöpfen. Der Junge erschien ihr sehr komisch.  Was hatte sein Auftreten nur zu bedeuten verdammt nochmal? Jodie trat nun einen kleinen Schritt wieder an die Gitterstäbe die sie von der Freiheit rennten und blickte dem immer noch schweigenden Jungen ausdruckslos in seine klaren Augen. Wie sollte sie ihn nur ansprechen oder sich vor ihm verhalten wenn er nicht den ersten Schritt machen würde? So eine Begegnung  von Mensch zu Mensch konnte sie schon ewig nicht mehr zu ihren präsentesten Erinnerungen zählen. Deshalb freute sie dieses Erkenntnis  sehr auch wenn sie auch etwas von dem urplötzlichen Auftauchen wie aus dem Nichts von dem Jungen überrascht, nahe zu überrumpelt wurde.
„Wer bist du?“, stellte Jodie all ihren Mut zusammennehmend die erste Frage, deren Antwort sie mehr als nur brennend interessierte. Ihr Gegenüber schluckte schwer hörbar. Er rang vermutlich nach den richtigen, wohl schonendsten Worten die der Lage angemessenen schienen. Gebannt fokusierte Jodie die Lippen des Jugendlichen.
Der Junge blickte auf seine schwarzen Turnschuhe ehe er Jodie mit festen Blick in ihre Augen blickte. „Es ist schwer zu erklären. Aber lass es mich so ausdrücken. Ich bin deine Rettung und die der anderen Auserwählten.“
Jodie sah den Jungen ungläubig an. „Das soll ich dir glauben?“, war ihre nächste Frage, woraufhin der Junge nur mit dem Kopf kräftig nickte.
Jodie war eine Meisterin der Worte mit denen sie sehr gut umgehen konnte. Sie wusste quasi zu wem sie was genau sagen musste um zu ihrem Ziel zu kommen. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte tat sie alles in ihrer Macht stehende um dieses mit Bravour zu erreichen. Skeptisch musterte sie den Jungen vor ihr erneut. „Beweise es mir“, befahl sie in harschen Ton. Sie wollte sich definitiv sicher sein, dass er ihr wirklich helfen und sie nicht später hintergehen würde.
Tobis Stirn zog sich in tiefe Furchen. Nachdenklich biss er auf seiner Unterlippe herum. Aber da fiel ihm der Zettel wieder ein den er von Thomas erhalten hatte. Nachdem dieser Shira mit seinem ursprünglichen Zettel auf die Suche losgeschickt hatte schrieb er einen neuen Zettel um ganz sicher  keinen Auserwählten zu vergessen. Diesen Zettel besaß Tobi nun wodurch Thomas keinen mehr besaß. der June kramte in seiner Tasche seiner Hose und forderte einen leicht zerknitterten Zettel zutage, welchen er sorgfältig glatt strich. Bei ihm musste immer alles  stets  ordentlich sein.
Jodie sah auf den Zettel. „Von wem hast du den?“, fragte sie neugierig. „Von dem Sucher“, war die knappe Antwort und Tobi reichte den Zettel Jodie. Diesen nahm den Zettel durch die Gitterstäbe und berührte dabei versehentlich Tobis Hand. Sie hatte so lange keinen Menschen mehr berührt. Diese Sehnsucht endlich kurz befriedigt zu haben erfüllte sie innerlich mit Freude, was sie von außen nicht zeigte, denn dort wollte sie auf den Fall  gefasst wirken.
Aufmerksam widmete das Mädchen sich dem wertvollen Schriftstück und begann zu lesen. Als sie ihren Namen auf der Liste entdeckte lächelte sie leicht. „Ich stehe auf der Liste, also kann ich euch helfen, nein, ich werde euch helfen.“ Mit neuer Zuversicht gepackt gab sie Tobi den Zettel zurück. „Ich bin Jodie. Aber woher wusstest du dass ich hier bin?“
Der Junge grinste leicht. Der Fisch hatte sprichwörtlich angebissen was ihm ebenfalls mit neuer Zuversicht ausstattete.
„Ich bin Tobi und nun ja“, kurz druckste der Junge herum und wisperte leise, damit ihm ja keiner hören konnte: „ich bin ein Zeitreisender. Für mehr Erklärungen bleibt leider keine Zeit. Wir müssen die anderen Auserwählten retten und dann zu dem Sucher. Dort wird er euch alles erklären. Ich habe dich als Erstes ausgewählt um dich zu retten, weil ich denke du wirst mir egal welche Fähigkeit du auch besitzen magst helfen kannst. Ich bin bevor  ich mich aufmachte um die Auserwählten zu finden durch die Zeit gereist und was ich dort in den einzelnen Zeiten erlebt habe war schrecklich. Jeder Auserwählte hat etwas Schreckliches erlebt.“
Jodie nickte nur zu beschäftigt war sie damit die neuen unglaublichen Informationen zu ordnen sowie auch zu verinnerlichen. Wenn dieser Junge wirklich ein Zeitreisender war konnte sie eventuell ihre Vergangenheit ändern? Jodie wusste jedoch auch, dass ein solcher Eingriff die ganze Zeit durcheinander bringen konnte. Es war ein Wagnis, aber sie wollte es so gerne versuchen und Doom ihren Herren leiden lasen für das was er  ihr und ihrer Familie angetan hatte. Jeder Auserwählte konnte mit Tobi sein Schicksal ändern.
Dann schloss sie die Augen, denn nun   musste es schnell gehen. Jetzt fand sie es war die richtige Möglichkeit gekommen um ihre Kräfte, die sie wohl als Auserwählte auszeichnete endlich einzusetzen, die sie  so lange geheim gehalten hatte um Doom unter gar keinen Umständen zu verärgern.
Immer noch die Augen geschlossen hob sie die Hand welche nun leicht grünlich aufzuleuchten begann um ihre Fähigkeit zu aktivieren. Dann öffnete sie ihre Augen wieder als ihre Kraft aktiv war. Sie konzentrierte sich voll und ganz auf eine Art Brett an denen Schlüssel für die Zellen hingen. Dies wusste sie, da sie Dämonen beobachtet  hatte die jene Schlüssel dazu verwendet hatten um die Zellen aufzusperren und somit neue Gefangenen in diese zu sperren.  Doom hatte alle seine Dämonen zu sich gerufen, so war keiner der finsterten Gestalten in der Nähe. Geschickt löste sie den Schlüssel von seinen Haken wo er drangehangen hatte und Jodie atmete tief durch. Der Schlüssel schwebte in einer Art grünen Energie in der Luft. Nun musste sie vorsichtig sein um den Schlüssel nirgends gegenknallen zu lassen während sie ihn zu sich hin schweben lassen wollte um sich zu befreien, sonst würde wohl jemand dieses laute schallende Geräusch hören und ihr Fluchtversuch wäre gescheitert.  Ganz behutsam und langsam bugsierte sie den Schlüssel zu sich heran, schlängelte ihn vorsichtig zwischen den Gitterstäben hindurch. Als der Schlüssel schließlich bei ihr war ließ sie die grüne Energie verschwinden und schritt auf das Schloss der Tür zu. Ihre Fesseln konnte sie schon vor geraumer Zeit öffnen, als sie einen Dämon jenen Schlüssel für die erste Befreiungsaktion genutzt hatte. Ihre Fähigkeit blieb bei dem geglückten Versuch unendeckt was ein riesen  Glück für sie darstellte. Mit flinken Fingern hantierte sie kurz am Schloss herum bis dieses offen war und die Tür mit einem Quietschen aufschwang. Jodie atmete tief durch und trat  aus ihrem Gefängnis heraus. Endlich war sie schon mal aus der Zelle draußen. Dies war ein richtiger Schritt in die richtige Richtung.
„Vor Kurzem haben die Dämonen ein schwarzhaariges Mädchen in eine Zelle weiter rechts von mir gebracht. Dooms Untertanen schleiften sie an meiner Zelle vorbei, deshalb konnte ich dies beobachten. Ich glaube sie ist auch eine Auserwählte, denn ansonsten wäre sie vermutlich gleich getötet worden“, erklärte Jodie schnell und ging zielstrebig  in die  besagte Richtung. Sie wollte Tobi auf jeden Fall unterstützen die Auserwählten zu befreien und diese zu dem Sucher zu bringen. Kurz drehte sie sich um,  um sich zu vergewissern, dass Tobi ihr folgte was dieser natürlich tat. Er schien ziemlich beeindruckt von ihrer Fähigkeit zu sein.
Schließlich blieb Jodie vor der Zelle stehen und musterte das Mädchen kurz. Sie schien sehr mitgenommen, frustriert aus. Ein Seufzten entwich dem noch unbekannten Mädchen. Die strammen Ketten schnitten in ihr zartes Fleisch, da ihre Handgelenke von Blutergüssen geziert wurden.
Tobi beobachtete das Mädchen und las auf seiner Liste. „Hallo, ich bin Tobi und komme zu deiner Rettung. Du bist eine der Auserwählten und musst Vanessa Brown sein. Du musst wissen ich bin ein Zeitreisender und bin bevor ich hier aufgetaucht bin zwischen den Zeiten umher gereist um euch besser kennenzulernen.“
Vanessa nickte nur, zu schwach war sie um etwas darauf zu erwidern.
Jodi nickte kräftig. „Ich bin Jodie, ebenfalls eine Auserwählte. Ich werde dich nun hier raus holen.“ Sie konzentrierte sich um ihre Telekinese erneut einzusetzen. Zuvor wand sie sich aber an Tobi. „Sorge du wieder für ein Portal du bist mit diesem ja auch hierhergekommen um uns schnellstmöglich hier rauszubringen.“
Tobi nickte und schloss die Augen ehe wohl aus seiner puren Gedankenkraft ein Portal vor den der erschien. „Beeil dich Jodie. Lange kann ich es nicht aufhalten!“
Jodies rechte Hand wurde erneut von grüner durchsichtiger Energie umgeben, mit ihrer Fähigkeit entnahm sie den Schlüssel zu Vanessas Zelle, ohne Aufsehen zu erregen. Denn keiner wusste wann die Dämonen wieder zurückehren würden.
Die rechte Hand von der Auserwählten wurde nicht mehr von der Energie umgeben somit konnte Jodie Vanessas Zellentür schnell aufschließen. „Nun noch schnell die Fesseln.“ Vanessa hielt Jodie die Fesseln die beide Handgelenke umschlossen demonstrativ hin. Jodie überlegte. „Beeilt euch!“, vernahm sie Tobis  vor Anstrengung  ächzende Stimme.  Jodie blickte grübelnd zu den Fesseln. Einen Schlüssel konnte sie nicht erbeuten dafür blieb zu wenig Zeit und es war niemand in der Nähe der dieses wichtige Utensil bei sich führte.  Das Mädchen spürte einen kalten Luftzug der die Fackeln an den Wänden heftig flackern ließen. Ein Dämon rannte mit schnellen Schritten den Gang entlang. Das war Jodies Chance! Mit ihrer Telekinese klaute sie den Dämon den Schlüssel zum Erfolg und konnte so Vanessa von den Hand- sowie Fußfesseln befreien. Der Dämon merkte nichts von Jodies Diebstahl zu fokussiert war er darauf wohl den Weg zum Thronsaal anzusteuern. Auch von Tobis Anwesenheit und dem durch ihm entstandenen Portal bemerkte der Dämon nichts. Wahrscheinlich war er als Wache von einem der Auserwählten als Einziger übriggeblieben.
„Sie ist weg! Weg! Die Auserwählte ist verschwunden!“, rief der Dämon panisch und rannte weiter. Wen meinte er bloß ? Jodie etwa?
„Komm“, meinte Jodie behutsam von Vanessa und nahm sie an der Hand. Beide schritten auf das Portal zu. Tobi durchschritt jenes als Erster. Vanessa ließ Jodies Hand los und ging als Nächstes. Jodie seufzte schwer. Sie wollte ihren Herren Doom nicht enttäuschen, doch sie musste den Auserwählten helfen um jeden Preis und sich an Doom für die erlittene Schmach rächen. Also sprang sie leichtfüßig durch das Portal, welches sich hinter ihr schloss. 

10 Minuten zuvor:
Vivienne
Angestrengt kniff sie die Augen zusammen und sah eine Vision, deren schlimmen Ausgang sie unbedingt verhindern musste.
Doch bevor sie noch einen Schritt tun konnte wurde ihr der Weg bereits versperrt. „Nein!“ , keuchte Vivi und sah sich die schreckliche Vision bestätigt.

Vivienne wurde  erneut von Rayen, dem treusten Deiner von Doom in  ein Zelle gebracht. Schwer seufzend versuchte sie sich erneut von ihren Fesseln zu befreien. Doch dieser Versuch blieb erfolglos. Was hatte sie auch anderes erwartet? Ehrlich gesagt nicht viel. „Ich muss hier raus. Diesen Rayen kann man unmöglich trauen.“ Dann erinnerte sie sich mit Schrecken an ihre Vision, welche ihr zeigte, dass einige Auserwählte für immer verschwinden würden, ausgelöst durch eine Verkettung verschiedener Zeiten. Ein Zeitreisender würde daran große Schuld tragen. Vivienne schloss die Augen und begann sich plötzlich zu krümmen. „Was?“, keuchte sie und sah an sich herunter. Ihr Körper begann sich aufzulösen. Vivienne versuchte ihrer Kehle einen Schrei zu entlocken, vergebens.
Mit ihrem Verschwinden, wohl der Auslöschung aus der Zeit verblasste ihr Name auf den Zettel von Tobi und auf den von Shria.

 

Etwas früher:
Verena
Verena ließ traurig den Kopf sinken. Sie hatte Jason für immer verloren. Dieser Verlust schmerzte sie mehr als sie jemals zugeben würde. Weiterhin ließ sie den Kopf gesenkt, ihren trüben Gedanken nachgingend, bis ein dunkler Schatten in ihr Blickfeld trat. Langsam hob Verena den Kopf und ihr fielen  vor Überraschung beinahe die Augen aus dem Kopf.

Verena traute ihren Augen nicht. Vor ihr stand wirklich derjenige der sie vor geraumer Zeit  verlassen hatte. „Jason!“, rief die Schülerin überglücklich. Dieser lächelte sie an und umklammerte einen der Gitterstäbe. Verena trat näher an die Gitterstäbe heran und legte ihre Hand auf die seine. Zu gerne würde sie es erneut mit ihm versuchen. Aber ob er ihr eine Chance geben würde? Wahrscheinlich nicht. „Jason, es tut mir so leid“, flüsterte Verena mit belegter Stimme. „Nein, dir muss es nicht leid tun, sondern mir tut es leid. Schrecklich leid.“ Verena versuchte trotz der Lage in der sie sich befand tapfer zu lächeln. „Du musst mir helfen. Ich muss hier raus. Wie du mich gefunden  hast kannst du mir später-„“, weiter kam Verena nicht, denn ihre Beine gaben den Halt unter ihr nach. Das Mädchen blickte geschockt an sich herunter. „JASON!“, kreischte sie und ein helles Leuchten blendete den jungen Mann. Er musste die Augen zusammenkneifen, als er wieder klar sehen konnte war Verena verschwunden. Als Jason an sich herunterblickte begann er ebenfalls sich aufzulösen.
Verenas Name verschwand von beiden Listen. Jasons Name blieb auf der Liste erhalten.
Jason verschwand nicht so wie Verena, sondern tauchte in einem merkwürdigen Raum mit vielen Bildschirmen und merkwürdigen Geräten auf. Ein Man saß mit dem Rücken zu ihm an einem Pult und beobachtete die Bildschirme.

 

Joie
Mit einer tiefen Sorgenfalte auf der Stirn sah Joie seine neuen Partner abschätzend an. „Was ist danach passiert?“, fragte sein Gegenüberihn. „Du hast wohl alles vergessen. Wir haben diese Buchseite gefunden..“, begann  der Junge  ohne weitere Umschweife und seufzte. Es bedarf wohl viel Fingerspitzengefühl ihm seine Erinnerungen wieder zu geben. Aber seinen alten Freund zuliebe nahmer  das Opfer gerne auf sich, als plötzlich die Tür aufgestoßen wurde und ein Mann in den Raum trat. „Joie Schmitz? Sie müssen sich vor Gericht verantworten wegen Stehlen der Buchseite!“

Joie knurrte wütend. „Ich versichere es Ihnen nochmals. Ich habe keine Buchseite gestohlen. Was soll überhaupt so besonders an dieser sein? Hm? Es gibt unzählige Buchseiten die sich in Büchern befinden und nicht einfach so in der Weltgeschichte dumm rumliegen“, versuchte Joie seinen Standpunkt in der Vorhalle zum Gericht erneut klar zu machen. Sein Begleiter Jan nickte bekräftigend. „Mein Meister, äh ich meine mein Freund Joie würde nie ein derartiges Verbrechen verüben. Dafür hat er eine zu gute Seele und hat sich auch in seiner Vergangenheit nichts zu Schulden kommen lassen.“ Der Polizist vor den beiden der die beiden in die Vorhalle vom Gericht gebracht hatte drehte sich um, um kurz seine Gedanken zu ordnen. Vielleicht sollte er sie doch laufen lassen? Er handelte aber im Auftrag von Doom. . In diesen Augenblick wurde Jan von einem Licht geblendet. Als jenes erloschen  war,  war Joie spurlos verschwunden. „Joie?“, rief Jan.  Der Polizist wirbelte erschrocken herum und bemerkte dass Joie und Jan verschwunden waren. Wo waren sie bloß? Er hätte doch Schritte hören müssen, was nicht der Fall gewesen war.
Joie Schmitzs Name wurde von der Liste ausradiert, wohingegen Jans Name erhalten blieb. Dieser fand sich kurze Zeit später in einem Raum wieder. Genauer gesagt in dem Raum wo auch Jason schon war. Beide sahen sich stumm an.

 

Bastian:
„Wie du wohl auf dem Zettel festgestellt hast lüge ich nicht und würde dich nun bitte bitten mir zu glauben. Ich soll dich nämlich zu Thomas bringen“, erklärte Shira die dabei war den wichtigen Zettel wieder sicher zu verstauen.
Der Junge vor ihr schwieg jedoch eine geraume Zeit lang bis er plötzlich herumwirbelte und Shira angriffslustig ansah. Seine Augen wurden plötzlich glühend rot und er fiel auf die Knie. Shira wich erschrocken zurück. Was geschah hier nur? Bastian krümmte sich auf den Boden und fing an tief zu knurren. Es schien so als würde er gegen eine dunkle Macht von außen ankämpfen. Könnte Shira ihn helfen?

Der Junge wurde von irgendetwas beeinflusst, denn vor Shira stand nicht mehr der trotzige Schüler der nicht an die Legende der Auserwählten glaubte sondern ein großer schwarzer Dämon, der aber noch Gesichtszüge von Bastian aufwies. Shria wich erschrocken zurück. „Beruhige dich doch Bastian, denk an dein früheres Leben. Das bist doch nicht du. Ich habe dich zwar sehr schnippisch kennengelernt jedoch nicht so brutal.“ Doch Bastian hörte nicht auf die besänftigenden Worte der jungen Frau vor ihm. Ein tiefes Knurren entwich seiner Kehle und er setzte zum Sprung an. Shira schrie laut auf. Wenn Bastian auf ihr landete um sie mit seinen scharfen Krallen zu verletzten bedeutete dies das unvermeintliche Ende der Welt. Dies wollte Shria doch verhindern. Sie hatte Thomas enttäuscht und die ganzen unschuldigen Bewohner der Erde. Bastian warf seinen Arm zurück. Die Hand bestückt mit spitzen Krallen holte zum vernichtenden Schlag aus. Bevor er diesen jedoch in die Tat umsetzten konnte, nahm Shria trotz ihrer geschlossenen Augen ein schwaches Leuchten wahr. Zaghaft öffnete sie ihre Lider und stellte erschrocken fest, dass Bastian wie vom Erdboden verschluckt war.  Alsbald löste auch sie sich auf, den Zettel fest umklammert der ebenfalls zu leuchten begann, genauso wie das Licht, welches sie umhüllte.
Es schien als hätte Bastians Name nie existiert. Shria öffnete ihre Augen erneut, weil sie diese wegen der Helligkeit schließen musste und erblickte einen Raum mit vielen Bildschirmen. Jason und Jan sahen Shria verwirrt an. Diese lächelte zaghaft.

 

Erkan
„Ich erzähle dir alles später. Jetzt hole ich dich erstmal hier raus“, sprach der Junge vor Erkan. Dieser konnte vor Verblüffung nur nicken.
„Warum hilfst du mir? Deiner Ausstrahlung zufolge bist du ein finsteres Wesen“, äußerte Erkan seine Bedenken woraufhin der Unbekannte nur grinste.
„Thomas hat mich als Spion eingesetzt. Eigentlich arbeite ich für Doom. Doch ich bin übergelaufen, aber das darf mein früher Meister niemals erfahren sonst-„ Seine Ausführungen wurden jäh unterbrochen als Dämonen den Gang entlang gehetzt kamen und sich auf den Jungen stürzten.
Erkan fackelte nicht lange und trat gegen eine der Gitterstäbe der zu seiner Verwunderung nachgab. Er zwängte sich durch die schmale Öffnung. „Ich werde dir helfen!“, rief Erkan und machte sich zum Kampf bereit, ehe er aus dem Augenwinkel eine andere Person entdeckte.

Erkans Blick blieb an der Person hängen, die an den Dämonen einfach vorbeigingen. Es war Rayen, Dooms bester Diener. Erkan wollte ihm etwas hinterher rufen, aber die Worte blieben ihn im Hals stecken. Er wandte sich dem Kampf erneut zu. Ein Dämon stürzte sich auf Erkans neuen Freund, doch diesem Angriff wich der Junge aus indem er in die Luft sprang und etwas in einer für Erkan unbekannten Sprache murmelte. Als der Junge erneut auf den Boden landete hatte er sich wieder in den Wolf von eben zurückverwandelt. Während Erkan sich die Augen rieb spürte er wie seine Hände auf einmal nicht mehr an seinen Augen rieben. Verdutzt sah er durch diese hindurch. Seine Hände waren unsichtbar. Wie konnte das sein? „Hilfe!“, schrie Erkan und ein helles Licht umhüllte ihn. Als jenes verblasst war, war von Erkan nicht mal mehr den Hauch einer Spur zu sehen.
Der Wolf namens Chris Wolf jaulte erschrocken auf und biss den Dämonen der mit seiner Pranke ausholte in die Hand. Der Dämon zerfiel zu Asche. Die anderen Dämonen suchten schleunigst das Weite. Anscheinend hatte Chris spielend leicht den Anführer der kleinen Truppe besiegt.
Chris blickte sich um. Wo war Erkan? Ehe er seine Suche jedoch  fortsetzen konnte umhüllte ihn ein Licht. Der junge Wolf war wieder in seiner eigentlichen Gestalt als Mensch und fand sich in dem selben Raum wider in dem Shria und Co standen.
Chris grinste, ehe er an sich heruntersah. (Ich bin wieder ein Mensch..)

 

Aylin
Als die Tür noch weiter aufschwang und sie in das Gesicht des Nachtwächters blickte, wusste sie, warum. Er war kaum älter als sie, und sein Gesicht zeigte genau denselben Ekel, den sie empfunden hatte, als sie das Blutbad gesehen hatte. Er zitterte genauso wie sie, als er seinen Blick durch den Raum schweifen ließ - und als sein Blick an ihr haften blieb, zuckte er für einen Moment zusammen, als hätte ihn ein Peitschenhieb getroffen. Angst zeichnete sich deutlich auf seinem Gesicht ab, als er langsam seine rechte Hand zum Schwert führte, das an seiner Hüfte hing. "Keine Bewegung", sagte er mit vor Angst zitternder Stimme, und Aylin meinte zu hören, dass er gegen die Übelkeit ankämpfte, die auch sie bei diesem Blutbad empfunden hatte.
Sie wusste, dass sie ihn nicht würde töten können. Er war unschuldig, so unschuldig wie sie, und sie wusste, was sie wahrscheinlich erwartete - aber sie konnte ihn nicht töten. Sie konnte nicht einfach so ein junges, hoffnungsvolles Leben zerstören. Sie konnte nicht einfach sein Leben wegwerfen, nur um ihres zu retten. Sie konnte deutlich sehen und spüren, was er empfand. Er war nicht hier, weil er hier sein wollte - er war hier, weil er hier sein musste, und sie hatte kein Recht, ihn dafür büßen zu lassen. Sie hatte kein Recht, ihn zu töten. Sie war keine Mörderin.
Wo war Erkan wenn man ihn mal brauchte?
Wie aus dem Nichts erschien plötzlich Yukiko hinter ihr. „Was willst du? Ich sagte doch du sollst dich..“ Weiter kam Aylin nicht, denn Yukiko stürzte  sich schon in den Kampf mit den Wächter der eine sonderbare Form annahm.„Ein Dämon“, keuchte Yukio atemlos. Was sollten zwei Mädchen nur gegen diese finstere Gestalt ausrichten?

Lange konnte sie diesen Kampf nicht mehr aushalten. Müde rappelte sie sich vom Boden auf. Ihre Freundin Yukiko setzte erneut zum Schlag gegen den Wächter an, der sich in einen Dämon verwandelt hatte.
„Pass auf“, keuchte Aylin und stellte sich schützend vor ihre Freundin bevor jene angreifen konnte. „Ich lasse nicht zu, dass dich diese dunkle, böse Person tötet. Lieber soll sie mich töten.“
„Aylin, nein. Dein Weg mag zwar edel sein, aber dies ist defintiv auch nicht der richtige Weg, eher der falsche. Vertrau mir so wie du es früher getan hast. Wir beide werden hier siegreich aus dem Kampf hervorgehen!“
Aylin nickte nur, wobei sie innerlich schwer seufzte. Der Dämon sprang auf sie zu und Aylin bewegte sich flink hinter den Dämon. Bevor sie ihren Angriff ausführen konnte erleuchtete ein helles Leuchten die Umstehenden. Der Dämon sowie Yukiko wurden von diesem sehr geblendet. Der Dämon verschwand vor Yukikos Augen. Als sie ihrer Freude darüber Ausdruck verleihen konnte stellte sie mit Schrecken fest, dass Aylin ebenfalls verschwunden war.
„Nein!“, brüllte Yukiko und eine Helligkeit umfing sie.
Aylins Name verschwand von der Liste und Yukiko gelangte durch Zufall in den selben Raum wie Shria und die anderen. „Hut…“, murmelte Yukiko. Dies war ihr Lieblingswort und würde ihr bestimmt Trost verleihen. Aylin… war sie tot?

 

Joel
Die Tür seines Zimmers wurde geöffnet und ein Junge wurde auf einen Bett mit Rollen in dieses geschoben. Wer war das? Joel beäugte den Fremden argwöhnisch. Er hatte kurze glatte schwarze Haare, braune, helle aufgeweckte Augen . Er wies einen großen und durchtrainierten Körperbau auf wie Joel feststellte. Der Junge trug einen blauen Pullover, eine schwarze Jeans und braune Turnschuhe.
Joel lächelte ihn freundlich zu, ehe die Krankenschwester die ihn in das Zimmer gebrachte dieses wieder verließ indem sie geräuschvoll die Tür schloss.
Der Junge schien Joel erst gar nicht zu bemerken, ehe er den Kopf zu dem Jungen drehte. „Ich will meine Eltern rächen“, sprach er unheilvolle Worte die Joel das Blut in den Adern gefrieren ließen. „Man hat  mir meine Eltern genommen!“ Voller Bosheit glühten seine Augen auf. Joel wich etwas in seinem Bett zurück beim Anblick dieser Augen.
„Ich kann dir nicht folgen, bitte erkläre dich“, stammelte Joel voller Unglauben.. Sein Gegenüber nickte schließlich. „Nun gut, aber sei gewarnt meine Geschichte ist bestimmt nicht Friede Freude Eierkuchen.“
Joel konnte nur schwach nicken. Schlimmer, als das was er bis jetzt erlebt hatte konnte eigentlich nichts sein. Seine Gedanken schweiften zurück zu seiner Schwester. War sie in Sicherheit?
Er konnte es nur hoffen. Jetzt würde er erstmal der Erzählung des Jungen lauschen

Aufmerksam lauschte er den Worten seines Gegenübers. Sein Name war Shingo Takamiya und besuchte mit seiner Familie Deutschland, da sein Vater dort in Shingos Ferien eine Geschäftsreise unternehmen würde. Durch Zufall wurde die Familie in die bisher letzte Wetten, dass Sendung eingeladen. Da Shingo sich sowieso nicht dafür interessierte blieb er im Hotelzimmer. Dieser Schritt sollte sich jedoch später als einer seiner größten Fehler herausstellen. Shingo bekam als er im Hotelzimmer nun wo seine Eltern bei der Sendung waren Langeweile und ihn erweckte die Neugier. Vielleicht war diese Show doch nicht so schlecht.
Joel wurde berichtete, wie Shingo wenigstens die Sendung verfolgte und dann so wie alle Auserwählten zumindest Zeuge der schrecklichen Tat von Doom wurde. Shingos Eltern waren unter diesen Opfern, wie schrecklich.
„Aber warum bist du dann hierher ins Krankenhaus gekommen?“ , erkundigte sich Joel bei Shingo als er seine Stimme wieder gefunden hatte. Das was Shingo ihn soeben offenbart hatte übertraf auch bei Weitem seine kühnsten Vorstellungen.
„Ich bin nicht weit von hier einen Dämon begegnet und mit der Hoffnung, dass sich hinter diesen ein Elternteil verbarg wollte ich das friedliche Gespräch mit ihm suchen was  sich wohl als großer Fehler herausstellte. Dieser Geselle  griff mich an und deshalb wurde ich mit schweren Verletzungen hierher eingeliefert.“
Joel wollte gerade zu einer Antwort ansetzten, ehe er einen heftigen Krampf bekam und seitlich vom Bett rollte. Shingo konnte den Boden auf der Seite vom Fenster nicht sehen, aber er nahm ein Leuchten wahr.
„Ähm, hallo? Geht es dir gut? Soll ich eine Krankenschwester rufen?“, erkundigte sich Shngo besorgt und richtete sich im Bett auf, welches er dann auch schwankend verließ. Er hatte einen sicheren Stand und bewegte sich langsam auf die Fensterseite, zu der Stelle wo Joel eigentlich liegen sollte. Shingos Blick blieb am Boden kleben, als er an der gewünschten Stelle angelangt war. Joel war verschwunden.
Joels Name war ebenfalls verblasst.
Shingo kniff die Augen zusammen, ehe ihn ein Licht verhüllte. Er streckte seine Hand aus und hielt sich diese um seine empfindlichen Augen zu schützen vor diese. Als er die Hand langsam wieder senkte, weil das Leuchten verblasst war sah er sich in einen Raum mit vielen Bildschirmen und schon anderen Personen wider. „Halo“, begrüßte er die Versammelten. „Was tue ich denn hier?“

 

Sarah
Jetzt, als der Wächter sie zwar unsanft, aber nicht allzu grob herumdrehte, damit sie ihm besser folgen konnte, hörte sie nur noch das Tapsen der Schritte auf dem Steinboden, zu einer Treppe, die aus den mit prächtigem Marmor gefliesten und mit großen Glasfenstern ausgestatteten Räumen hinunter in enge Gänge aus grobem Stein mit Fackeln an den Wänden führte, entlang dieser Gänge, durch eine Tür in den Kerker und dort hinein in eine kleine fensterlose Zelle. Mit einem Knall fiel die Tür ins Schloss, ein leises Klacken war zu hören, als die Zellentür abgeschlossen wurde, dann Schritte, die sich entfernten. Schließlich herrschte Stille.
Jetzt, in der Dunkelheit, in der Einsamkeit, merkte Sarah, dass sie weinte. Jetzt, in der Dunkelheit, liefen ihr die Tränen übers Gesicht. Jetzt, in der Einsamkeit, begann sie leise zu schluchzen, als sie sich in eine Ecke der Zelle setzte, die Knie an den Leib zog, den Kopf auf sie hinabsinken ließ und die Augen schloss.
Ihre Familie war tot, außer ihr geliebter Bruder ohne dass sie wusste, wer sie hatte umbringen lassen... und man hielt sie für schuldig... Sie würde sterben... langsam verbluten... mit aufgeschlitzten Pulsadern, vor einer großen Menge, die ihr Beleidigungen, Schmähungen und Schlimmeres entgegenwarf... die jede Minute ihres Leidens mit ansehen konnte... die jeden einzelnen Blutstropfen, der aus ihr herausfloss, betrachten konnte... die sie vielleicht schon stundenlang betrachtete und den Moment herbeisehnte, in dem ihr Körper erschlaffen würde... in dem sie in den Knien einknicken und nur noch von den Fesseln gehalten würde... in dem sie sterben würde...
„Joel bitte pass auf dich auf, erweise den Auserwählten einen guten Dienst..“, dachte sie traurig. „Nicole, ich flehe dich an, finde Joel und sage ihm, dass ich ihn lieb habe, mehr als jemals zuvor“, brachte sie ihre traurigen Gedanken zu Ende, ehe sie sich laut schluchzend ihren Tränen hingab.

Urplötzlich hörte Sarah ein Geräusch und hob den Kopf. Sie musste geschlafen haben... noch stand sie nicht dort, wo sie sterben würde. Noch waren ihre Pulsadern unbeschädigt... noch lebte sie.
Noch während sie erleichtert aufatmete, hörte sie dasselbe Geräusch noch einmal. Es klang, als würde jemand einen kräftigen Schlag auf den Kopf erhalten und anschließend bewusstlos zusammensinken. Fast im gleichen Augenblick öffnete sich die Kerkertür leise knarrend... ein Geräusch, das ihr beim Hereinkommen nicht aufgefallen war. Das Knarren war seltsam langgezogen, so als öffne jemand die Tür ganz langsam. Der Schein einer Fackel schien durch die Tür in den dunklen Kerker, der keine Fenster und auch keine Fackeln an den Wänden hatte, und eine dunkle Gestalt blickte in den Raum hinein, ließ den Blick von der Tür aus durch den ganzen Raum, durch jede einzelne Zelle schweifen. Alle waren leer, wie Sarah jetzt sah. Alle bis auf ihre.
Die dunkle Gestalt atmete erleichtert auf, betrat den Kerker vollends, schloss die Tür hinter sich und kam zu ihrer Zelle. Sie trug einen langen, weiten schwarzen Mantel mit einer Kapuze, die sie tief ins Gesicht gezogen hatte. In den engen Gängen musste sie, falls sie die Fackeln löschte, nahezu unsichtbar sein.
Die Gestalt blieb vor ihrer Zelle stehen, schlug die Kapuze zurück - und enthüllte ein bekanntes Gesicht nämlich dass ihrer Freundin Nicole. Sarah stand ganz langsam auf und ging zum Gitter. "Träume ich?", fragte sie leise. "Oder bist es wirklich du? Ich dachte du suchst Joel.
Nicole  nickte. "Ich bin es wirklich", sagte sie  leise, während er einen dicken Schlüsselbund aus der Tasche zog und hastig die Schlüssel an ihrem Zellenschloss durchprobierte. "Den habe ich einem der Wachen abgenommen. Man glaubt gar nicht, was ein kräftiger Schlag mit einem dicken Holzstock auf den Kopf so für eine Wirkung haben kann."
"Wie spät ist es?", fragte Sarah. Hier unten hatte sie jedes Zeitgefühl verloren.
"Die letzte Stunde vor Sonnenaufgang hat soeben angefangen", sagte Nicole und fluchte leise, als erneut ein Schlüssel nicht passte. "Bei Sonnenaufgang soll das Urteil vollstreckt werden."
"Warum hast du denn so lange gewartet?", fragte Sarah mit zitternder Stimme. Wenn Nicole hier war und nicht bei Joel, gab es für sie vielleicht doch noch Hoffnung. "Warum suchst du nicht nach Joel?“
"Ich kann meine Freundin doch nicht im Stich lassen und rette dir das Leben. Joel kommt schon klar. Ich kenne ihn, er ist jemand der sich nicht so leicht unterkriegen lässt. Wir werden ihn zusammen suchen, denn zusammen ist man stärker als allein", gab das Mädchen unwirsch zurück und probierte weiter die Schlüssel durch. "Ich glaube dir, auch wenn andere es nicht tun. Du würdest niemals das tun, was  deinen Eltern angetan worden ist." Endlich knackte das Schloss, und die Tür öffnete sich.
Sarah blickte verwirrt auf ihre Freundin . "Wir müssen  Joel unbedingt finden  ", meinte sie unsicher. "Aber was dann?"
"Das ist doch einfach und liegt auf der Hand: Wir suchen nach  dem Mörder", meinte Nicole und umarmte ihre Freundin, ehe ein strahlendes Licht beide umfasste. Nicole fiel plötzlich nach vorne, da sie ins Leere griff. Sarah war verschwunden. Wie konnte das sein?
„Sarah?“, wisperte Nicole in die unendliche Stille hinein, ehe sie ebenfalls von einem Leuchten umfasst wurde. Im selben Augenblick verschwand der Name Sarahs von den beiden Listen.
Als Nicole die Augen aufschlug befand sie sich in den selben Raum wie die anderen. Sie sah skeptisch zu den anderen Anwesenden.

 

Fynn
„Woher will der Rat  wissen, dass er mir trauen kann?“
Manuel drehte sich um, ein kaltes Blitzen in den Augen und ein freudloses Lächeln auf den Lippen. „Glaubst du, er fürchtet dich?“
Mit diesen Worten verließ Manuel Fynn.
Dieser knurrte wütend auf. Worauf hatte er sich da nur eingelassen? Und dies nur, da er einfach nicht aufhören konnte zu lügen. Wie sollte er jemals nur wieder aus der Nummer wieder herauskommen? Es war unmöglich!

Fynn knurrte wütend als Manuel seine Fesseln löste. „Zur Sicherheit damit du niemand den Weg verraten kannst verbinde ich dir die Augen“, lachte Manuel und zog ein rotes dickes Tuch aus seiner  Hosentasche mit welchem er Fynn sogleich die Augen verband. Dem Jungen umgab tiefste Dunkelheit.
„Ich habe nichts getan“, platzte es aus ihm heraus, als Manuel ihn an der Hand aus der Zelle führte. „Ach jetzt plötzlich wirst du einsichtig ehe es so richtig ernst wird? Die Sache fängt doch gerade erst an spannend zu werden.“
Fynn erwiderte nichts mehr darauf. Wäre es vielleicht schlauer gewesen gleich bei der reinen Wahrheit zu bleiben und sich nicht in einer dreckigen Lüge zu verzetteln? Wahrscheinlich.
Manuel zog ihn weiter. „Bleib mal kurz stehen, ich muss meinen Schuh binden und wehe du haust ab, denn dann werden die Konsequenzen furchtbar sein.“
Manuel ließ Fynns Hand los und dieser vernahm das Geräusch wie   vermutlich Manuels Knie knackten. Fynn bildetet es sich  als Manuels Knie ein , da er sich leicht stöhnend runterbeugte um seine Schuhe zu binden.
Der unschuldige Schüler streckte seine müden Knochen, weil er in der engen Gefängniszelle nicht wirklich viel Platz dafür hatte.
In dem Moment wo Manuel sich  aufrichtete und  zu Fynn rumdrehen wollte, nahm er noch letzte Funken einer merkwürdigen Helligkeit wahr und zurückblieb nur das Tuch mit dem er Fynn die Augen verbunden hatte.
„Ist er doch abgehauen!“, knurrte Manuel erbost. Sein Führer würde von dieser Entwicklung gar nicht begeistert sein. „Das darf doch nicht wahr sein..“
Seufzend legte er nachdenklich einen Finger an sein Kinn, als ihm schwindelig wurde. Was war bloß los mit ihm?
Manuels Blick weitete sich als ihm eine merkwürdige Energie umgab. Als er wieder klar denken konnte versuchte er sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Er konnte viele Bildschirme ausmachen sowie ein Pult hinter diesem ein Stuhl stand. Auf diesen saß wohl jemand. Aber wer nur bloß?
Manuel registrierte auch die anderen ihm fremden Personen um sich herum und hörte, dass langsam Bewegung in den Stuhl hinter den Pult kam.
„Es gibt keine Hoffnung mehr, denn diese Welt ist verloren“, hörten die Versammelten eine männliche Stimme sprechen.

 

 

Kapitel 21.

 

Unbekannter Ort

 

Verwirrt blickten die Umstehenden auf den Mann, der sich ihnen soeben  gezeigt hatte indem er sich mit dem Drehstuhl zu ihnen gewandt hatte.. Ratlos sah sich der bunte Haufen Jugendlicher an. Was machten sie überhaupt hier, wo sie alle versammelt waren in diesem merkwürdigen Raum?
Shira räusperte sich kurz um die schweigende Stille zu durchbrechen, ehe alle Augenpaare sich auf sie richteten. Vielleicht dachten die anderen ,dass sie etwas Wertvolles, Wichtiges zu ihrer Lage beisteuern konnte?
„Also um mal den Anfang zu machen, ich bin Shira und bin durch ein Licht hier aufgetaucht. Könnt ihr anderen dies vielleicht bestätigen? War es bei euch ähnlich?“
Unsicher wurden Blicke untereinander getauscht, ehe Yukiko schüchtern nickte.  „Es stimmt, aber meine Freundin hat sich vor meinen Augen einfach aufgelöst. Sie verschwand einfach spurlos ohne, dass ich etwas tun konnte. Ich hätte es verhindern können.“ Ihr Blick glitt  zu dem Mann auf dem Stuhl der eisern geschwiegen hatte, ehe er aufstand und die Jugendlichen nach der Reihe nach eindringlich  musterte. Danach setzte er sich wieder und entnahm der Tasche seines Anzugs einen Zettel. Stumm las er diesen bevor er ihn wütend zusammenknüllte.
„Wo ist der Rest?“, fragte der Mann unvermittelt und lehnte sich in dem Stuhl zurück um eine Antwort abzuwarten.
„Wer sind Sie überhaupt?“, stellte Chris Wolf  unvermittelt die Gegenfrage. Shira wollte zu einer Antwort ansetzten, wurde jedoch von der erhobenen Hand des Mannes unterbrochen, zum hilflosen   Schweigen verdammt.
„Beantwortet jemand meine Frage? Wo ist der Rest?“, wiederholte der Mann seine so eben gestellte Frage unvermittelt. Daraufhin herrschte betretenes Schweigen.
„Wen meinen Sie?“, fragte Manuel mehr als nur verwirrt woraufhin Jan nur streng nickte. Zu mehr war er noch nicht fähig, gerade ist sein bester Freund, sein sprichwörtlicher Seelenverwandter vor seinen Augen verschwunden. Jener Verlust traf ihn schwer, mehr als er jemals zugegeben hätte.
Shingos Blick ruhte ruhig sowie auch unvoreingenommen auf den Mann, der sich ihnen hoffentlich bald erklären würde. (Wer ist das?), fragte sich der Japaner dessen Rache an Doom immer weiter ins Unermessliche gipfelte.
Nicole sah derweil betreten zu Boden. Sie gab sich so wie die anderen vermutlich auch die Schuld an dem unerwarteten Verschwinden ihrer Freundin Sarah. Ob ihr Bruder Joel auch auf so rätselhafte Weise verschwunden war? Es war durchaus zu bezweifeln, aber auch logisch erklärbar. Aber was nur hatte jenes Verschwinden nur zu bedeuten? Denn für alles was eine Person tut, denkt oder wie sie spricht gibt es einen tieferen Sinn, einen nachvollziehbaren Grund. Daran hegte Nicole keinerlei Zweifel. Jedoch vermisste sie ihre einzige, richtige, beste Freundin schmerzlich. Aber dies ging den anderen Personen um sie herum definitiv genau so. Sie waren jetzt wohl mit dem gleichen Schicksal untrennbar miteinander verbunden.
„Mit dem Rest meine ich die anderen von euch, die übrigen noch fehlenden Auserwählten?“ Der Mann erhob sich von seinem Platz und steuerte mit energischen Schritten auf die kleine Gruppe zu. Blanker Hass loderte in seinen Augen.
„Wer sind sie?“, verlangte Nicole  erneut zu wissen, woraufhin ihr Gegenüber nur lachen konnte.
„Eine richtige Schande, dass ihr mich nicht erkennt, ich bin  es doch euer Freund  Colin Tunner Millionär sowie  ehemaliger Anführer der Organisation Dark Shadows die sich überraschenderweise aufgelöst hat. Welch ein Jammer wirklich. Aber man sollte der Vergangenheit lieber nicht nachtrauern sondern sich auf die Gegenwart konzentrieren.“ Mit diesen Worten ging Colin auf eine Konsole zu um dort einen Knopf zu betätigen.
Chris Ohren vernahmen ein merkwürdiges Geräusch. Woher kam nur diese Geräuschquelle? Chris ging auf die einzige Tür im Raum zu und heilt sein Ohr gegen diese. Eine mechanische Vorrichtung schien diese zu verriegeln. Panisch versuchte Chris die Klinge herunterzudrücken damit er und die anderen flüchten konnten, jedoch ohne vielversprechenden Erfolg. Sie waren gefangen, saßen ohne eine Chance auf Rettung in der Falle.
„Deine Versuche bringen nichts“, kommentierte Colin Chris verzweifelte Versuche zu entkommen. „Seht es ein: Es ist zwecklos! Ihr werdet hier fest sitzen ohne Hoffnung auf irgendeine Hilfe in jeder erdenklichen Form , denn ich durfte mich höchstpersönlich um den Sucher kümmern, was für eine Ehre, das könnt ihr mir glauben.“
Shira schluckte hörbar. Bedeuteten Colins Worte etwa das Schlimmste, was niemals eintreten durfte und sich jetzt in ihrer aller Gedanken fest und intensiv wie eine Verbrennung von Wärme festgesetzt hatte? Das konnte und durfte einfach nicht passiert sein. „Nein“, wisperte Shira und fiel fassungslos auf die Knie. Ohne den Sucher war ihre Mission gescheitert. „Bastian ist weg“, schluchzte sie. „Und jetzt auch noch der Sucher..“
Die anderen ließen betroffen den Kopf hängen kannten sie doch alle die Legende über den Sucher und dessen Abstammung, denn jene Aufgabe fiel bis jetzt immer einen Mitglied von der Gottschalklinie zu. Thomas hatte so weit sie wussten keine Nachkommen gehabt, was die Linie mit dessen Tod für immer ausgelöscht hatte. Wenn es keinen Sucher mehr gab waren die Auserwählten sowieso wertlos. Ohne diese treibende Kraft den Sucher war die Welt und mit ihr all die unschuldigen Bewohner für immer verloren und nicht mehr zu retten, ein herber Schlag war  dies.
Über Colins Lippen zog ein feines, hauchdünnes Lächeln. Er war sehr zufrieden mit seiner Arbeit und mit der jetzigen Entwicklung. Doom hatte die wahren Auserwählten genau da wo er sie haben wollte. Durch die Nachricht von Thomas Tod war der wilde Haufen gebrochen, nicht mehr tapfer, ihr Wille existierte offenbar nicht mehr. Ihr Glaube, die Hoffnung an das Gute ebenso nicht mehr.
„Es läuft alles nach Plan wie es vorherzusehen war“, flüsterte der reiche Man. „Ich muss nun gehen, aber ihr kommt ja sowieso nicht raus. Das ehemalige Hauptquartier was Thomas für euch bezogen hat untersteht nun meinem Kommando. Draußen halten die armen wehrlosen Leute die Doom damals auf Thomas bei seiner Show hetzte  streng Wache. Mein Meister wird diese auf euresgleichen los lassen sobald die Zeit dafür reif ist!“ Colin zog einen kleinen Ball  aus seiner Tasche seines Anzugs den er auf den Boden warf. Aus diesen trat Rauch auf der den Jugendlichen die Sicht versperrte sowie eine Verfolgung Collins unmöglich machten.
Als der Rauch der nicht giftig gewesen war sich gelegt hatte war wie zu erwarten keine Spur mehr von Dooms neuen Handlanger.
Keiner der Anwesenden  rührte sich oder sprach. Zu tief saß noch der Schock über das soeben gehörte. Thomas war tot. „Ich kann das nicht glauben“, wisperte Shira ungläubig, die als Erste ihre Sprache wieder gefunden hatte. „Aber zu trauern bringt uns jetzt auch nicht weiter. Ich will erfahren wo Bastian ist und welche Rolle wir genau in alldem hier spielen, denn wenn mich mein Gefühl nicht trügt werden wir noch wichtig sein.“
Daraufhin nahm Shira den Zettel mit den Namen aus ihrer Tasche und erstarrte. Spielten ihre Sine ihr gerade einen Streich oder war das Wirklichkeit was sie gerade auf der Liste sah? Es waren nämlich viel weniger Namen als sie aufgebrochen war um Bastian aufzusuchen. Hatte er wohlmöglich alles zerstört, da er nicht an Thomas oder die Legende geglaubt hatte?
Das Mädchen holte tief Luft ehe sie zu fragen begann: „Gibt es hier unter uns einen Chris Wolf?“ Sie senkte die Liste langsam damit sie den anderen ins Gesicht sehen konnte. Langsam, zögernd meldete sich Chris plötzlich. „In der Tat, es stimmt ich bin Chris Wolf.“
Shira nickte und verlas einen weiteren Namen. Diesmal meldete  sich Jason. (War das etwa purer Zufall?), fragte sie sich  grübelnd. Kurz räusperte sie sich um sich ihre Verblüffung nicht anmerken zu lassen ehe sie mit der Verlesung der Namen fortfuhr. Schließlich endete sie mit den Worten: „und mein Name ist ebenfalls hier aufgelistet.“
Erneut herrschte Schweigen, da jeder wohl nachdenklich mit dem Gedanken an seinen Partner hing. Was mochte wohl passiert sein? War Thomas Tod nicht auch vorherbestimmt? Aber er konnte einfach nicht tot sein.
„Stehen keine weiteren Namen auf der Liste?“, erkundigte sich Yukiko besorgt woraufhin Shira nur summ mit den Kopf schütteln konnte.
Jan fiel plötzlich etwas ein: „Shira? Du hast doch auch den Namen Jodie vorgelesen und auch den Namen Tobi und niemand hat sich gemeldet. Also stellt sich mir die Frage wo die beiden sind?“
Shira runzelte mit nachdenklicher Miene die Stirn. Jan hatte Recht. „Tatsächlich“, murmelte sie und widmete sich erneut intensiv, eingehend der Liste. „Da steht auch noch der Name Vanessa Braun.. warum ist sie nicht verschwunden wie die anderen Auserwählten? Wo ist sie? Mich beschleicht der Verdacht,dass Tobi und Jodie eventuell bei Vanessa sein könnten.“
„Deine Überlegung ist gar nicht mal so verkehrt“, stimmte Chris zu der wie gebannt auf diese Tür starrte die sie von der Freiheit trennten. Es musste doch einfach eienn Weg hier raus geben. Aber waren sie erstmal aus dem Raum draußen musste sie sich gegen die draußen patroullierenden Wachen zur Wehr setzten was gewiss kein leichte Aufgabe wurde.
„Wo mögen die anderen Auserwählten, Vanessa ausgeschlossen denn bloß sein? Wenn sie noch auf dem Zettel vertreten ist, wird sie wohl schon noch irgendwo aufzufinden sein. Aber wie es um die anderen steht kann ich nicht sagen. Ehrlich gesagt mache ich mir große Sorgen um sie“, erklärte Manuel. Aber er musste schmerzhaft daran denken, was er Fynn angetan hatte. (Egal wo du jetzt auch sein solltest, ich hoffe inständig, dass du mir verzeihen kannst für, dass was ich tat. Doom hat mich nämlich gezwungen dich an den Rat auszuliefern. Ich wusste von Anfang an, dass du den Bürgermeister nicht getötet hast, es gar nicht tun konntest, da du dich zur Tatzeit  in der Schule befunden hast. Deine Lehrer und Mitschüler können das ja bezeugen. Die Wahrheit ist, Doom war es. Dieser hat mich dazu genötigt mich in seine Dienste zu stellen, ansonsten würde ich meinen freien Willen verlieren. Jenen Willen hat er auch den Zuschauer bei der Wetten, dass…? Sendung genommen wie er mir kürzlich anvertraut hat.)
„Ich will hier raus. Ich mag es nicht eingesperrt zu sein“, meldete sich plötzlich Nicoles hauchdünne Stimme die zitterte zu Wort. Dabei setzte sie sich mit angewinkelten Knien an eine Wand. Shira beobachtete das arme Mädchen eine geraume Zeit lang, ehe sie sich neben sie setzte, was sie nun brauchte war Beruhigung, Anteilnahme, dass Gefühl nicht alleine zu sein.
„Für mich ist das auch schwer, nicht leicht gar keine Frage, aber wir müssen zusammenhalten. Gemeinsam werden wir hier fliehen, Colin büßen lassen für seinen Tod an Thomas und auch Doom werden wir in die Schranken weisen. Außerdem das Geheimnis um das Verschwinden der Auserwählten lüften. Vielleicht schaffen wir es auch sie zurückzuholen, aber das werden wir nach und nach sehen. Du bist nicht allein Wir sitzen alle im selben Boot“, versuchte Shira auf die verzweifelte Nicole einzuwirken was anscheinend auch funktionierte  denn ihre Miene hellte sich langsam aber sicher auf.
„Du hast Recht. Wir müssen alle zusammenhalten. Wir sind ein Team. Wenn wir an uns glauben können wir wirklich  alles schaffen. Sarah würde nicht wollen wenn ich jetzt aufgeben würden, quasi den Kopf in den Sand stecken würde. Ich habe mich nicht umsonst um ihre Befreiungsaktion gekümmert damit wir gemeinsam ihre Unschuld an den Mord ihrer Familie den sie nicht begangen haben kann aufzudecken sowie ihre Bruder Joel zu finden und dann wollten wir-„, sprudelten die nun aufgeregten Worte aus Nicole hinaus. Jason schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Ich hoffe auch, dass Verena zu mir zurückkommt.“
Nicole stützte sich mit den Händen am Boden ab um elegant auf die Beine zu kommen. Shira tat es ihr gleich. „Wir sollten uns nun überlegen warum die anderen Auserwählten verschwunden sind.“Auf diesen Vorschlag erntete sie zustimmendes Nicken. Bevor sie jedoch ihren Plan umsetzten konnt erschien ein helles Leuchten vor ihnen was jeden angestrengt die Augen zusammenkneifen ließ. Was war denn jetzt los? Verschwanden sie nun etwa auch?
Jason blinzelte kurz gegen die Helligkeit an. Als diese verschwunden war stand mitten im Raum ein Portal. In dessen Inneren erblickte man die technische Ausstattung eines Raumschiffes, denn man konnte ein Steuerpult sowie eine Konsole ausmachen. Aber auch drei Menschen. Ein aufgewecktes Mädchen, einen Jungen der nicht in diese Zeit zu passen schien und ein weiteres Mädchen, welches im Gegensatz zu dem anderen regelrecht kaputt zu sein schien.
„Schnell, kommt rein zu uns. Lange kann ich eure rettende Tür nicht mehr aufhalten“, japste der Junge dessen Hände in einem  weißen Licht zu glühen schien. Die versammelte Gruppe auf der anderen Seite sah sich kurz an. Dann nickten sie und jeder trat durch das Portal, welches sich nachdem der Letzte dieses durchschritten hatte sogleich schloss.
Der Junge keuchte erschöpfte. Das Aufrechterhalten hatte ihn sehr angestrengt.
„Wo sind wir?“, fragte Chris direkt.
„Ihr seid in Sicherheit. Ich bin Tobi, ein Zeitreisender und das neben mir sind zwei weitere Auserwählte Joide und Vanessa“, erklärte sich der Junge. Nun ergab seine merkwürdige Kleidung auch Sinn.
„Wir sind wohl auch Auserwählte“, ergriff Shira das Wort. „Bevor wir uns austauschen danke ich euch sicherlich im Namen aller für die Rettung, was uns passiert ist erklären wir euch gleich.“ Sie musterte wiederholt eingehend den Zettel mit den Namen. „Ihr müsst nämlich wissen, dass viele Namen von der Liste verschwunden sind..“
„Das kann ich euch vielleicht später erklären, denn ich denke, es war meine Schuld, aber eins nach dem anderen. Die Frage die mich schon die ganze Zeit beschäftigt ist nämlich die wo der Sucher abgeblieben ist.“
Manuel schnaubte. „Als ob du das als Zeitreisender nicht schon längst wissen müsstest, wahrscheinlich ist er auch durch deine dummen Zeitreisen gestorben.“
Tobis Gesichtszüge entgleisten. Das konnte unmöglich stimmen. Thomas und tot? Er war doch sein großes Idol, sein Vorbild und auch der Sucher. War der Sucher wirklich von ihnen gegangen?
„Wir können nachher weiter reden jetzt müssen wir-„, weiter kam Jodie nicht, denn sie wurde wie die anderen Zeuge einer riesigen Waffe  mit lila nach unten gerichteten Lasern. „Dooms Waffe“, flüsterte Tobi. Sie konnten sich später um Thomas Gedanken machen sowie Infos austauschen. „Nun müssen wir zeigen, dass wir alle Auserwählte sind.“

In den Tiefen der Hölle
„Es läuft alles nach Plan, sehr gut!“, grinste Doom zufrieden. Seine Waffe hatte soeben Lebach erreicht und würde nun jeden Menschen der nicht zu den Auserwählten zählte seiner eigenen Gedanken rauben. Dies war erst die Aufwärmphase, der große Kampf würde noch lange auf sich warten lassen.
„Jetzt wo die Auserwählten beschäftigt sind wird es allerhöchste Zeit sich um den Sucher Gottschalk  zu kümmern.“

Kapitel 22.

 

Tobis Zeitreise-Dimensionsschiff

 

Ungläubig blickten die Insassen des Schiffes auf die Waffe die munter ihre  gefährlichen Strahlen nach unten abfeuerte, wohl auf die wehrlosen Menschen. Warum bloß? Hatte Doom nicht schon genug Menschen gequält?
„Wir müssen diese Maschine stoppen um jeden Preis, ansonsten ist alles verloren“, rief Jodie entschlossen. „Jetzt können wir zeigen, dass man sich mit uns nicht anlegt“, stimmte Tobi zu und drückte einen Knopf an der Steuerkonsole. Dieser Knopf umschloss sein Luftschiff mit einem Schutzschild. (Ob das Schutzschild auch die gefährlichen Strahlen abhält? Ich muss es einfach hoffen und versuchen, ich habe gar keine andere Wahl.)
Tobi betätigte einen anderen Knopf mit dessen Drücken sich  das Schiff langsam stetig vorwärtsbewegte auf die Gefahrenquelle zu. Was er da tat war der absolute Wahnsinn und Yukiko sprach als Einzige jenen Gedanken aus: „Das ist der helle Wahnsinn. Willst du uns umbringen?“
Jason lehnte ruhig mit geschlossenen Augen und konzentrierten Gesichtszügen an einer Wand. An was er bloß gerade dachte? Er schien seine Gedanken alle beisammen zu haben wohingegen die Gedanken sich von Nicole zu überschlagen schienen. (Sarah. Ich werde dich rächen, egal wo du jetzt auch sein magst. Vielleicht kommst du ja wieder wenn Doom besiegt ist? Ich hoffe und wünsche es mir so sehr.)
Das Schiff näherte sich nun immer mehr dieser merkwürdigen Maschine die unablässig ihre Strahlen auf die hilflosen Unschuldigen schoss, was mit jenen Menschen passierte die getroffen wurde konnte noch keiner sehen, weil Rauch und brennende Häuser, die wohl von Dooms Dämonen angezündet wurden den intensiven Blick versperrten. Die Gruppe konnte vorerst nichts weiteres tun als die Gefahr zu untersuchen. Einfach auf das sogenannte Schlachtfeld zu gehen und versuchen von dort aus ohne einen Plan die Leute zu retten sowie versuchen die Maschine auszuschalten würde zum sicheren Tod führen.
„Ich habe keine Angst“, rief Manuel entschlossen aus, woraufhin Chris stumm nickte. (Hoffentlich verwandele ich mich nicht jetzt in meine Werwolfform, das würde dem Ganzen die Krone aufsetzten, da bin ich mir sicher.)
Jan war beunruhigende Blicke durch das Schiff. (Ich muss wachsam bleiben und vielleicht später Hinweise finden warum ich mich in eine Art Roboter verwandelt habe, denn ich war früher ein ganz normaler Junge. Der Gedanke daran zerfrisst mich, aber ich muss wachsam bleiben und darf mir überhaupt keinen Fehltritt erlauben.)
Auch Shingo war ganz in seinen sorgenvollen  Gedanken versunken. (Sollten wir es schaffen zu Doom vorzudringen werde ich ihn sofort zwingen mir zu erzählen wie es um meine Eltern steht, sollte er sie wirklich umgebracht haben was ich ganz und gar nicht glaube dann Gnade ihn Gott. Auf jeden Fall werde ich versuchen egal wie meine Eltern zurück zu verwandeln.)
Shira lehnte an der gegenüberliegenden Wand wo Jason stand. Jedoch schien sie ihn nicht wahrzunehmen viel eher blickte sie durch ihn hindurch. (Wir müssen diese Maschine aufhalten und das schaffen wir nur zusammen. Das liegt ganz klar auf der Hand. Ich hoffe, dass wir es schaffen werden. Dann werde ich mich auf die Suche nach Thomas begeben. Er kann und darf noch nicht tot sein. Er muss noch leben und das er dies tut glaube ich nicht nur sondern ich weiß es.)
Das Luftschiff hatte schließlich die Maschine erreicht. „Seht ihr die Öffnung da unten? Durch jene werden diese lila Strahlen auf die Menschen abgefeuert“, erklärte Tobi schnell.
„Das ist uns allen schon klar“, erwiderte Jodie schnippisch. „Wichtiger ist doch nun wie wir die verzweifelten Leute retten sollen.“
Nicole fiel plötzlich etwas ein. Leicht panisch und auch etwas aufgeregt wandte sie sich an Tobi, denjenigen der tatsächlich durch die Zeit reisen konnte, was für sie selber unvorstellbar erschien. „Tobi? Kannst du nicht in die Zeit zurück reisen und den Bau der Waffe verhindern? Denn wenn ich ehrlich bin denke ich nicht, dass wir ohne den Sucher eine realistische Chance hätten.“
Tobi wiegte nachdenklich den Kopf hin und her. Die Behauptung von Nicole hatte tatsächlich etwas, da war etwas wahres dran, dessen konnte er unmöglich widersprechen.
„Aber würde diese Zeitreise nicht alles durcheinander bringen? Wenn wir uns wirklich dafür entscheiden sollten, sollten wir uns beeilen bevor hier noch etwas Schlimmeres passiert, als dass die Menschen ihrer Gedanken beraubt werden“, meldete sich Shira zu Wort woraufhin sie erst zögerliches dann aber bekräftigendes, zustimmendes Nicken von allen Beteiligten erntete.
Doch der Einzige der nicht seine Zustimmung mitgeteilt hatte war Jan. Dieser hatte bisher eisern geschweigen. Er schien nachdenklich, irgendetwas schien ihn sehr zu beschäftigen.
Tobi blickte konzentriert aus dem Frontfenster und hielt sein Schiff an. Es stand einfach so in de Luft ohne sich in irgendeine Richtung zu bewegen.
Der Zeitreisende erhob sich und schloss die Augen. „Wenn es euer Wunsch ist, werden wir nun zu einem Punkt reisen wo Doom diese fürchterliche Waffe plant. Vielleicht können wir jenen Bau aufhalten und dies nun gemeinsam, da wir uns wenn wir jetzt in den Zeiten umherreisen schon längst gefunden  haben und uns nicht mehr suchen müssen.“
„Was meinst du mit uns? Wer sind wir?“, hakte Chris nach. Manuel runzelte die Stirn. „Ich kann dir nicht so ganz folgen.“
„Habt ihr es denn immer noch nicht verstanden?“, erklang die leise zierliche Stimme von Vanessa, die sich seit ihrer Rettung durch Jodie und Tobi stumm verhalten hatte.
Tobi öffnete seinen Augen wieder und blickte leicht genervt in Vanessas Richtung. „Können wir das später klären? Wir..-„, weiter kam er nicht mehr, denn ein helles Leuchten umfasste das Schiff.
Wo waren sie bloß gelandet?
Welche Überraschungen würden sie in dieser Zeitlinie erwarten?

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 14.09.2018

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