Die Abenteuer der Familie Manfred: Weihnachtsspecial
Verschobene Weihnachten Teil 1 + 2
von Cy Landie
Text Copyright © Cy Landie
Alle Rechte vorbehalten
Kontakt E-Mail:
cylandie@web.de
AMIN.
- das Oberhaupt der Familie
- Trinker und Drogenkonsument
- ein großer Fußballfan
- überzeugter Arbeitsloser
- reagiert cholerisch und wahnsinnig
- süchtig nach Sex und Glücksspielen
- herrscht daheim mit eiserner Hand
- behandelt seine Söhne wie Sklaven
- bringt sich und andere in Schwierigkeiten
PACECCO.
- der älteste Sohn von Amin
- ein Kumpeltyp
- spricht gern italienisch
- harter Arbeiter in einer Kohlemiene
- besessen von Pornos
PAULE.
- der jüngste Sohn von Amin
- ein selbsternannter Poet
- verfügt über einen großen Wortschatz
- neigt zu melodramatischen Ausbrüchen
- wirkt oftmals naiv und unerfahren
Es ist Weihnachten in der Tulpenstraße. Aufgeweckte Kinder ziehen voller Freude ihre Schlitten durch die schneebedeckten Straßen und geben ihr Bestes, beim Rodeln an steilen Berghängen nicht ihre kleinen Beinchen zu verdrehen. Auch bei unserer Familie Manfred wartet man schon sehnsüchtig auf das heilige Fest, als Pacecco und Paule nach einem erfolgreichen Tag zurück in die Wohnung zu ihrem Vater Amin kommen.
PACECCO.
So, da sind wir wieder.
PAULE.
Fröhliche Weihnachten, Vater!
AMIN.
Wacht verschreckt auf.
Was ist los?
Schreit.
Kriiiieeeeg! Alle Mann sofort runter in den Bunker!
PACECCO.
Bunker?
PAULE.
Kichert.
Unser lieber Herr Vater ist noch völlig verschlafen, Pacecco. Wir haben ihn wohl aus seinen wunderbaren Träumen gerissen.
AMIN.
Also kein Krieg? Donnerlittchen, meine Augen brennen wie Feuer!
PACECCO.
Na, Amin, hast du endlich deinen Rausch ausgeschlafen?
AMIN.
Rausch? Von wegen, ich hab bloß meditiert, alles klar? Stundenlang lag ich hier und habe über die wirklich wichtigen Fragen des Lebens nachgedacht!
PACECCO.
Die wichtigen Fragen des Lebens haben bei dir doch alle mit Bier zu tun.
AMIN.
Bier ist nun einmal der beste Freund des Menschen, okay? Scheiße, wo seid ihr überhaupt gewesen? Ich dachte, ihr wärt tot!
PACECCO.
Wir waren doch auf der Messe.
AMIN.
Was für 'ne Messe denn? Sprich mal Klartext, Mann!
PAULE.
Auf der alljährlichen Kirchenmesse, um zu Ehren unseres Herrgotts Lieder zu singen und den Armen zu gedenken.
AMIN.
Kirchenmesse? Die Kirche ist doch korrupt wie nix! Da zahlt man einen Haufen Kirchensteuer und Kollekte, nur um so einem alten, pädophilen Pfarrer seinen Lebensabend in seinem Luxusdomizil zu finanzieren!
PAULE.
Aber die Kollekte wird an Weihnachten von der Kirche ausschließlich für karitative Zwecke genutzt, um Geschenke an Obdachlose und Bedürftige zu verteilen.
AMIN.
Bullshit! Alles nur Tarnung! Schau dir nur mal den riesigen Vatikanstaat an, mit all diesen protzigen Reichtümern, Wand- und Deckengemälden! Da siehst du, wo all der fette Zaster in Wirklichkeit hinfließt!
PACECCO.
Da hat Amin nicht unrecht. Eigentlich braucht man keine Kirche, um an die guten Taten von Jesus zu denken.
AMIN.
Ich sage euch, wenn dieser Jesusknabe wüsste, was in seinem Namen auf der Welt passiert, dann würde er sich nur noch übergeben!
PAULE.
Bitte nicht so laut, Vater. Es ist doch Weihnachten – eine Zeit des Friedens und der Harmonie.
AMIN.
Was sagst du da, Weihnachten? Ist das etwa heute? Das war doch erst neulich!
PACECCO.
Vor genau einem Jahr.
AMIN.
Sag ich doch! Kinder, wie die Zeit vergeht! Wie in diesem Film mit den zwei bescheuerten Burschen mit ihrer Telefonzellen-Zeitmaschine!
PAULE.
Vater, ich möchte ja nicht drängen, aber da es schon auf den Abend zugeht, frage ich mich, wann du gedenkst, unser reichhaltiges Weihnachtsmahl zuzubereiten?
AMIN.
Was sagst du da? Weihnachtsmahl?
PACECCO.
Ja, Amin, ich erinnere mich noch gut: Es war ein lauer Sommerabend, als du uns versichert hast, dass du uns dieses Jahr zu Weihnachten ein Festessen kochen willst – mit allen Schikanen.
AMIN.
Pah! Da war ich doch betrunken und vollkommen von der Rolle! Habt ihr beiden Idioten denn noch immer nicht kapiert, dass ihr nie auf das Geschwätz eines Betrunkenen hören sollt?
PACECCO.
Also gibt's dieses Jahr zu Weihnachten wieder nichts Leckeres zu essen?
AMIN.
Ich bin doch nicht geisteskrank und schwitze mir zwei Stunden an heißen Herdplatten in der Küche einen ab, nur um euch später am Tisch dabei zu beobachten, wie ihr binnen fünf Minuten alles verschlingt! Außerdem ist Weihnachten doch nur was für Drunkies, Nullköpfe und Aussteiger! Diese künstlich erzeugte Harmonie widert mich an!
PAULE.
Und was bietest du uns stattdessen zu essen, Vater?
AMIN.
Ich euch bieten? Mein lieber Mann, soll ich dir mal zeigen, wie ein Anker funktioniert? Aber wenn ihr so gierig seid: In der Vorratskammer liegen noch einige Büchsen Thunfisch herum. Die könnt ihr meinetwegen nach Herzenslust schlemmen!
PAULE.
Sprichst du etwa von dem restlichen Vorrat an verbeulten und verrosteten Büchsen, den Großvater noch aus Kriegszeiten heimgebracht hat? Seit Jahren schon drehst du uns immer wieder diesen kläglichen Fraß an!
AMIN.
Was sagst du da? Kläglicher Fraß?
PACECCO.
Ich kann diesen stinkenden Thunfisch nicht mehr ertragen! Den gibt es jedes Jahr zu meiner Geburtstagsfeier!
AMIN.
So was von dekadent! Beschwert euch noch einmal über den guten Thunfisch und ihr könnt nach draußen gehen und euer Weihnachtsessen vom Bürgersteig zusammenkratzen!
Es klingelt an der Tür.
PAULE.
Horch, ein Besucher von der Außenwelt!
AMIN.
Wer ist denn nun schon wieder an der Tür? Verdammt nochmal, es ist Weihnachten, die Zeit der Ruhe und der Harmonie!
PAULE.
Vielleicht ist es der Weihnachtsmann, der uns mit seinem Rentierschlitten aus diesem trostlosen Gefängnis errettet! Ich werde ihm rasch die Tür öffnen!
Ab.
PACECCO.
Der Weihnachtsmann klopft nicht an der Tür, der kommt durch den Kamin. Aber auch nur, wenn man ihm vorher Milch und Kekse hinstellt.
AMIN.
Milch und Kekse? Das könnte dem alten, bärtigen Cola-Fettsack so passen, sich hier genüsslich durchfressen zu wollen! Dem würde ich eher 'ne deftige Schrotladung verpassen, als Dank für all die karierten Socken, die ich als Kind bekommen hab!
PACECCO.
Ach deswegen läufst du den ganzen Tag barfuß durch die Gegend.
AMIN.
Na und? Ich mag's halt gerne luftig zwischen meinen Zehen! Ist das ein Verbrechen, du Lump?
PACECCO.
Bei deinen Käsefüßen schon! Das stinkt wie in der Müllverbrennungsanlage!
PAULE.
Tritt auf.
So, da bin ich wieder.
PACECCO.
Wer war denn an der Tür?
PAULE.
Das waren unsere liebreizenden Nachbarn, die extra vorbeigekommen sind, um uns ein wunderschönes Weihnachtsfest zu wünschen. Ist das nicht süß?
AMIN.
Ja. Und wenn die noch einmal abends so laut feiern wie letzte Woche, schnapp ich mir meinen Baseballschläger und zeige denen mal, wie süß ich das finde!
PAULE.
Letzte Woche? Aber da hat doch ihr Hochzeitstag stattgefunden!
AMIN.
Na und? Bei dem Höllenlärm konnte doch kein Schwein schlafen!
PACECCO.
Ich habe geschlafen wie ein Baby.
AMIN.
Ich nicht! Mein Schlaf ist mir heilig, denn ich muss morgens immer früh raus!
PACECCO.
Musst du nicht.
AMIN.
Was? Wer steht denn immer beim ersten Hahnenschrei auf und bereitet ein wunderschönes Frühstück für die ganze Familie vor?
PAULE.
Das bin ich!
AMIN.
Du? Nicht zu fassen, dass ich solche Egoisten großgezogen habe!
PAULE.
Ich habe noch eine wunderbare Neuigkeit: Weil ich ihnen sagte, dass unser Weihnachtsfest wohl dieses Jahr abermals ins Wasser zu fallen droht, haben die Nachbarn Pacecco und mir angeboten, zu ihnen rüber zu kommen, um gemeinsam mit ihnen zu feiern.
PACECCO.
Wirklich?
AMIN.
Und was ist mit mir, hä? Was springt für Amin raus?
PAULE.
Na ja, Vater. Sie haben mir deutlich gemacht, dass wir "den bärtigen Brüllaffen" doch bitte daheim lassen sollten.
AMIN.
Bärtiger Brüllaffe? Ja, ist denn das zu fassen? Was erlauben sich diese buckligen Hodenkobolde eigentlich, hier dreist Sturm zu klingeln und die Familie auseinanderreißen zu wollen?
PACECCO.
Was denn für eine Familie?
AMIN.
Na, die Manfreds, du Doppeldepp! Wir halten doch zusammen wie Blech und Brezel! Und das zeige ich euch, indem ich das beste Weihnachtsessen
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Landie
Bildmaterialien: Landie
Tag der Veröffentlichung: 12.12.2014
ISBN: 978-3-7368-6376-7
Alle Rechte vorbehalten