Man sah, wie eine Gestalt über das Geländer eines Balkons geklettert kam. Dieser Gestalt folgten zwei weitere Gestalten. In der Dunkelheit der Nacht konnte man an den drei Personen genau zwei Merkmale erkennen, die sie alle drei besaßen. Die Haare aller drei Personen war schneeweiß und ihre Augen blutrot.
"Verteilen wir uns", ertönte die leise, aber dennoch scharfe Stimme einer der Gestalten. Es war eine männliche Stimme. Diese Gestalt stand vor den anderen beiden. Er trug seine Haare lang und seine Augen zeigten einen ernsten und kühlen Ausdruck.
"Ja, Chef", antwortete eine weibliche Stimme quietschvergnügt. Dieses Mädchen trug ihre langen Haare zu zwei Zöpfen an den Seiten herunterhängend. Im Gegensatz zu ihrem Kumpanen schien sie eher verspielt zu sein.
"Ich nehme die rechte Seite des Flures und du die linke Seite, Yuki", schlug die dritte Stimme vor. Dieser Mann trug seine weißen Haare kurz und schien genauso wie Yuki dies eher auf die leichte Schulter zu nehmen. Seine Augen blitzten auf, als hätte er direkten Spaß an der ganzen Sache.
"Ich nehme das Ende des Flures", sagte der langhaarige Mann. Damit öffnete er die Balkontür und trat in ein spärlich beleuchtetes Zimmer. "Haltet eure Augen offen", schärfte er ihnen noch ein, bevor er durch das Zimmer schritt und die Klinke der Tür in die Hand nahm.
Die anderen beiden folgten ihm auf dem Fuße und traten hinter ihm aus dem Zimmer heraus. Der Flur war lang und nahm am Ende eine Rechtskurve. Sie schienen sich am Anfang des Hauses zu befinden. "Er rechnet sicher mit unserem Auftauchen, oder?", fragte der kurzhaarige Mann.
"Sicher, ganz so dumm ist er ja nicht", antwortete Yuki und lächelte ihm zu.
Der langhaarige Mann drehte sich zu ihnen um und besah sie mit einem scharfen Blick. "Mir scheint es nicht so, als seien wir im Urlaub. Also könntet ihr ruhig etwas ernster sein", kommentierte er und drehte sich wieder um. Damit ging er auch schon los.
Yuki zuckte mit den Schultern und ging zur linken Seite des Flures. Sie öffnete die Tür und trat ein. Der kurzhaarige Mann ging zur nächsten Tür auf der rechten Seite und trat ein. Somit blieb der langhaarige Mann allein auf dem Flur zurück.
Er ging den Flur entlang und folgte der Rechtskurve, als er plötzlich stoppte. An seiner Kehle befand sich die Klinge eines Messers. Der Mann sah in die Augen eines wildgrinsenden Mannes. "Du bist direkt in die Falle getappt, Zeth", lachte er lauthals los.
"Das erspart mir die Mühe nach dir zu suchen", antwortete Zeth vollkommen unbewegt. Ein zügiger Sprung nach hinten brachte ihn aus der Reichweite des Messers, aber es brachte ihn auch an eine Wand.
"Du bist immer noch der Alte, Zeth, aber das gefällt mir. Du bist immer noch so arrogant, wie eh und je", fauchte er und rannte auf Zeth zu. Während der Mann aber redete, hatte Zeth genug Zeit, um das Katana zu ziehen, das sich an seinem Gürtel in einer Scheide befand.
"Und du hast mit deinem Gerede noch immer nichts dazu gelernt", antwortete Zeth und wehrte einen Hieb seines Gegners ab, indem er die beiden Klingen aneinander prallen ließ.
"Spuck nicht solch große Töne, Zeth. Du sitzt in der Falle", lachte er. Erst in diesem Moment bemerkte Zeth die Anwesenheit einiger Polizisten. Wütend biss er seine Zähne zusammen. "Na, das wird doch nicht ganz so einfach."
Zeth wusste, dass er sehr gut gegen das Messer mit seinem eigenen Katana ankam, aber trotzdem wich er zur Seite aus. Der Mann verlor sein Gleichgewicht und machte einen Schritt nach vorne, aber er fing sich sehr schnell wieder und hieb mit seinem Messer nach Zeth. Dieser aber war schon außer Reichweite.
Der Feind pfiff einmal los. Zeth hörte, wie Waffen geladen wurden. Er biss erneut seine Zähne zusammen. Verdammt, das hatte er nicht erwartet. Anscheinend hatte sich Tobi Hilfe von der Polizei geholt. Die war in letzter Zeit sowieso nicht gut auf ihre Gruppe zu sprechen. Dies gab ihnen nur noch mehr Anlass, nach ihnen zu suchen.
Leider sah er die Polizisten nicht mehr, die Kurve versperrte ihm die Sicht. Tobi lachte lauthals los, aber sofort blieb ihm das Lachen im Hals stecken, als ein Schuss ertönte. Tobi sah kurz zu den Polizisten, aber von denen war der Schuss nicht gekommen. Nun sah er, dass eine Kugel direkt rechts neben ihm in die Wand gegangen war.
Zeth schaltete sofort, denn das konnte nur Shu gewesen sein. Der kurzhaarige Mann namens Shu tauchte auch sofort auf dem Flur auf. Er kam gerade aus dem Zimmer, in das er vorhin gegangen war. Yuki war auch alarmiert und kam auf den Flur gerannt.
"Ihr Bastarde!", brüllte Tobi los. Seine Haare färbten sich weiß, seine Augen glutrot. "Das werdet ihr bereuen!" Aus seinem Rücken entwickelten sich so etwas wie Flügel. Zeth umfasste den Griff seines Katanas fester. Das würde wohl doch eine sehr heikle Angelegenheit werden.
"Wo willst du denn hin? Hier sind keine Fenster auf dem Flur!", rief Shu aus und richtete seine Pistole auf den Mann. Dabei sah er aber Tobis Grinsen. Sein Blick wurde unsicher.
"Passt auf!", rief Zeth aus. Seine Augen glühten rot auf, aber es war schon zu spät- Federn schossen von den Flügeln aus auf sie zu. Zeth sprang zurück, aber eine Feder erwichte ihn direkt am Fußknöchel. Er verlor sein Gleichgewicht und stürzte zu Boden.
Die anderen Federn sausten an ihm vorbei auf Yuki und Shu zu. "Zeth!", rief Yuki aus, denn dieser war nun ungeschützt. Sie richtete ihre Hände nach vorne. Vor ihrer Hand erschien ein seltsames rundes hellblaues Siegel, das sich fast so weit vergrößerte, wie es der Flur zuließ. Die Federn prallten daran ab und lösten sich in Staub auf. Damit hatte sie auch Shu geschützt, aber bei Zeth sah das ganz anders aus.
Das Katana lag neben ihm auf dem Boden. Aus seiner Stichwunde im Fußknöchel trat Blut aus. Vor Schmerz biss er die Zähne zusammen. Zeth beugte sich zu seinem Fuß und zog die Feder heraus. Sobald sie seinen Körper gänzlich verlassen hatte, wandelte sie sich auch in Staub um.
Nun sah er erstmals wieder zu Tobi, aber dieser stand schon direkt vor ihm. Zeths Augen weiteten sich, als Tobi mit der Messerspitze auf ihn gerichtet zustach. Zeths Augen glühten erneut rot auf. Schließlich spritzte Blut an die nahegelegene Wand.
Tag der Veröffentlichung: 08.05.2016
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