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Band 1

Kapitel 1

Das Ende fängt an!?

 

Der Tag, an dem das Ende seinen Anfang nahm, begann wie ein ganz normaler Tag. Nur eines war anders. An diesem Morgen ging es sehr ruhig im Hause der Familie Peacecraft zu. Normalerweise verließen Milliardo und Lucrezia Peacecraft sehr früh das Haus, sodass deren Kinder Naina und Milou, die Zwillinge waren, alleine ihr Frühstück machen mussten und zur Schule gingen.

An diesem Morgen war es jedoch anders. Naina und Milou hatten Ferien. Milliardo und Lucrezia hatten sich eine ganze Woche Urlaub genommen. Daher saßen alle vier gemütlich am Küchentisch und frühstückten, nachdem Milliardo frische Brötchen vom Bäcker gekauft hatte.

Die Kinder sahen noch etwas verschlafen aus, bei dessen Anblick deren Eltern schmunzelten. Normalerweise waren Naina und Milou nämlich nie verschlafen, ganz im Gegenteil. Sie waren immer schon um fünf hellwach.

„Papa, seid ihr jetzt eine ganze Woche Zuhause?“, fragte Naina, der man die Müdigkeit anhören konnte.

„Ja, aber leider nicht für die ganzen zwei Wochen, die ihr Ferien habt“, antwortete Milliardo lächelnd.

„Die eine Woche wird bestimmt toll“, meinte Milou erfreut. „Was machen wir denn die ganze Woche?“

„Wir haben uns noch nichts wirklich überlegt“, verriet Lucrezia ihm. Naina und Milou sahen verblüfft zu ihren Eltern, die sonst immer schon im voraus planten, selbst jedes kleinste Detail. Das verwunderte die beiden Zwillinge etwas.

„Warum habt ihr denn noch nichts geplant?“ Naina sah ihren Vater erwartungsvoll an, aber der zuckte nur kurz mit den Schultern.

„Das ist unfair“, beschwerte Milou sich.

„Na ja, vielleicht sollten wir uns doch was überlegen, Schatz“, richtete Lucrezia sich an ihren Mann, der sie anlächelte.

Lucrezia und Milliardo waren Sicherheitsleute, die etwas Wichtiges beschützen mussten. Eine Forschungseinrichtung führte ein Experiment durch, das als Kriegsmittel gegen andere Länder helfen sollte. Milliardo und Lucrezia arbeiteten direkt für die Regierung und bekamen den Auftrag, diese biologische Waffe zu bewachen, denn sie durfte nicht in falsche Hände geraten. Das wäre eine weltweite Katastrophe.

Die beiden waren damit nicht ganz einverstanden, aber sie mussten den Befehl der Regierung Folge leisten, da sie von dem Experiment wussten. Damit die Waffe nicht in die falschen Hände geriet, wollten sie dieses Experiment wenigstens bewachen. Beide waren bis vor zwanzig Jahren Soldaten gewesen. Danach arbeiteten sie für die Regierung, da die beiden im Krieg eine ganze feindliche Kriegsstation im Alleingang zusammen einnahmen. Das wurde natürlich ausgezeichnet, da es ein Riesenerfolg war. Seitdem arbeiteten sie für die Regierung.

Seitdem waren zwanzig Jahre vergangen. Milliardo und Lucrezia waren heute 39 Jahre alt und immer noch so gut in Form, sodass ihnen kaum einer gewachsen war. Manche bezeichneten sie fast übermenschlich, wobei auch die meisten Angst vor ihnen hatten. Sie waren immer noch die Geheimwaffe der Regierung. Dabei wussten beide, dass sie nur ausgenutzt wurden, aber sie beugten sich den Befehlen, solange sie das Leben ihrer Kinder nicht gefährdeten.

Milou und Naina waren beide sechs Jahre alt, wobei Naina zuerst geboren wurde, aber darin machten ihre Eltern keinen Unterschied. Naina und Milou waren extrem stolz auf ihre Eltern. Milou wollte auch einmal so ein Soldat werden, was seine Eltern nicht gerne sahen. Naina wusste noch nicht, was sie einmal werden wollte.

In der Schule waren die beiden sehr erfolgreich und auch sehr beliebt. Sie machten in der Schulband mit, wobei beide sangen, denn sie ergänzten sich in den Stimmen wirklich sehr gut. Milou beherrschte nebenbei noch den Umgang mit einer Flöte und der Geige. Naina konnte ebenfalls Geige spielen, aber auch Klavier und Keyboard. Im Großen und Ganzen war es eigentlich eine musikalische Familie, denn auch Lucrezia und Milliardo sangen in ihrer Jugend. Beide hatten damals auch Klavier gespielt.

Plötzlich klingelte Milliardos Handy. Er nahm den Anruf an und meldete sich mit seinem Namen.

„Milliardo, ihr Faulpelze habt ja die ganze Woche frei“, kam es von der anderen Seite der Leitung.

„Rick, du musst wohl heute unsere Schicht übernehmen?“, entgegnete Milliardo mit einer Frage.

„Ja, zusammen mit Niklas.“

„Oh, du tust mir Leid. Ich habe nichts Gutes bis jetzt über den gehört.“

„Bingo, er ist gerade etwas frühstücken. Dieser Typ ist so lästig, er geht mir auf den Geist. Ständig beschwert er sich über dieses Experiment. Er meinte, das ist gar nicht moralisch vertretbar, dass diese Infizierten hier eingesperrt sind.“

„Will er sie lieber um sich haben?“

„Wahrscheinlich. Ganz ehrlich, vor dem sollte man sich in Acht nehmen. Er hasst dich und deine Frau.“

„Ich weiß, dass er uns hasst. Das hat er mir schon einmal gesagt. Niklas hat mich sogar schon einmal zu einem Duell herausgefordert. Der Typ spielt ziemlich unfair.“

„Du hast doch gewonnen, oder? Du und deine Frau, ihr seid die besten Schützen, die ich kenne.“

„Natürlich habe ich gewonnen, aber man sollte sich wirklich nicht bekriegen, dabei haben wir doch die gleiche Aufgabe. Da sollte man sich schon einmal vertragen können, oder?“

„Eigentlich schon.“ Plötzlich drang durch das Handy ein Alarmton.

„Ist das der Alarm, Rick?“, wunderte Milliardo sich.

„Ja, ich sehe mal nach. Das ist bestimmt nur Übung oder einer ist versehentlich an den Knopf gekommen. Ich ruf dich dann wieder zurück.“

„Gut.“ Rick legte zuerst wieder auf. Milliardo sah seine Frau an, die ihn fragend ansah.

„Was ist los?“, wollte Lu wissen. Die meisten nannten sie tatsächlich nur Lu, wie auch ihr Mann.

„Der Alarm ging los. Rick denkt, dass da jemand daran gekommen oder eine Übung ist.“

„Hoffentlich.“ Lucrezia wirkte besorgt. Sobald die Infizierten nämlich frei waren, war es nur sehr schwer, sie wieder in Schach zu bekommen. Da sie andere sehr rasch infizieren konnten, war dieser Virus so schwer zu beseitigen. Daher würde es eine weltweite Katastrophe geben, wenn er ausbrechen würde.

„Wer war das?“, war Naina neugierig.

„Ein Arbeitskollege“, antwortete Milliardo und biss von seinem Brötchen ab. Dabei wussten sie noch gar nicht, dass der Untergang der Menschheit gerade begann, denn unter den Sicherheitsleuten gab es einen Verräter.

Nach zehn Minuten waren sie mit dem Frühstück fertig. Milliardo wunderte sich, dass Rick nicht zurückrief. Deshalb wählte er seine Nummer und drückte auf den grünen Hörer. Er war alleine in der Küche. Lu, Naina und Milou waren in der Stube und wollten aussuchen, was sie heute machen wollten.

Tatsächlich wurde Milliardos Anruf angenommen. „Rick, ich habe mir Sorgen gemacht. Warum hast du nicht zurückgerufen?“

„Milliardo, ihr müsst fliehen!“ Ricks Stimme klang panisch. Er hustete. Anscheinend rannte Rick, denn er atmete sehr schnell. Milliardo hörte im Hintergrund Schüsse.

„Was ist los, Rick?“

„Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, Milliardo, aber die Infizierten sind ausgebrochen. Sie haben einige infiziert. Wir würden das ganze Gebäude ja abriegeln, aber es funktioniert nicht. Ein paar Infizierte sind schon raus gekommen und gehen Richtung Stadt. Ihr müsst fliehen, bevor sie euch erwischen.“

„Rick, du willst mich doch veräppeln.“

„Ich wünschte, es wäre so.“

„Dann bring dich in Sicherheit. Wir holen dich ab.“

„Lass nur, ich wurde schon gebissen.“

„Was? Rick!“ In diesem Moment betrat Lu die Küche.

„Vergiss mich einfach, Milliardo. Meine Zeit ist eh bald vorbei. Ein Biss von denen wird mich auch zu einem Infizierten machen. Macht, dass ihr wegkommt, Milliardo. Bring dich und deine Familie in Sicherheit! Ich versuche, so viele Zombies wie möglich zu töten.“ Mit diesen Worten legte Rick auf.

Lu sah in Milliardos erschrockenes Gesicht. „Er ist ausgebrochen, Milliardo, oder?“ Milliardo nickte nur zaghaft. „Dann müssen wir hier weg. Die Forschungseinrichtung ist hier ganz in der Nähe. Haben sie das Gebäude abgeriegelt?“

„Es geht nicht. Sie haben es versucht, aber es funktioniert einfach nicht. Einige Infizierten sind schon Richtung Stadt unterwegs. Wir sollten wirklich fliehen, aber den Kindern nichts sagen.“

Lu nickte und ging. Ihr größter Albtraum wurde gerade wahr. Der Virus war frei! In der Stube stoppte Lu kurz. „Euer Vater hat sich schon entschieden, wohin wir fahren. Packt bitte eure Koffer. Es ist aber noch eine Überraschung.“ Milou und Naina lächelten erfreut und flitzten sofort in ihr Zimmer, welches sich im ersten Stock befand. Zurzeit lebten sie in einem Zimmer. Erst in zwei Jahren sollte jeder sein eigenes Zimmer bekommen.

Während die beiden ihre Sachen und ihre liebsten Spielzeuge einpackten, packte Lu den ganzen Inhalt des Kühlschrankes in eine Tiefkühlbox für unterwegs. Die Kühlbox funktionierte über den Zigarettenanzünder des Autos. Milliardo packte aus dem Waffenschrank in seinem Schlafzimmer, was auch Lu gehörte, alle Waffen in einen Sack, den man sich um die Schultern hängen konnte. Außerdem packte er auch einen Baseballschläger ein, den er dummerweise vor zwei Jahren falsch kaufte, ihn aber zu schade zum Wegwerfen fand. Jetzt schien er sich als nützlich zu erweisen.

Als Lu auch einiges aus der Tiefkühltruhe einpackte, betrat Milliardo die Küche. Lu wirkte gehetzt. Deshalb legte Milliardo seine Hand auf ihre Schulter, wodurch sie ihn dankend ansah. Das beruhigte Lu etwas, die sich erhob und ins Schlafzimmer ging. Milliardo stellte die Kühlbox auf den Tisch. Bis jetzt wusste er immer noch nicht wohin sie fahren sollten, um in Sicherheit zu sein.

Milliardo ging wieder ins Schlafzimmer. Lu packte gerade ein paar Sachen in ihren Koffer. Daneben stand Milliardos Koffer geöffnet.

„Soll ich deinen auch packen, Schatz?“, fragte Lu.

„Das wäre nett. Das Einladen könnt ihr mir überlassen. Ich lade schon mal die Waffen und die Kühlbox ein. Dein Koffer ist doch bestimmt bald fertig.“

„Ja, er ist gleich fertig, wahrscheinlich sobald du die Kühlbox und die Waffen eingeladen hast. Warten wir noch auf meinen Bruder? Er wollte doch vorbeikommen.“

„Er fährt doch mit dem Auto. Ich rufe ihn an und erkläre die Situation. Mach du weiter, ich mach das schon.“ Lu nickte und fuhr mit einpacken fort. Milliardo verließ mit dem Sack, in dem sich die Waffen befanden, das Schlafzimmer und ging in die Küche. Dort nahm er sich die Kühlbox und ging zur Haustür.

Er war sich sicher, dass die Infizierten die Stadt noch nicht erreicht hatten, denn sie liefen sehr langsam. Deshalb ging er ohne Bedenken aus der Haustür heraus und öffnete sein Auto, indem er kurz die Kühlbox auf den Boden abstellte. Diese und den Sack mit Waffen packte er hinten herein. Es war kein richtiger Kofferraum, denn er hatte nur hinter den zwei letzten Sitzen einiges an Platz. Die Kühlbox verband er mithilfe eines Kabels mit dem Zigarettenanzünder, was aber eh erst etwas brachte, wenn er die Zündung betätigte.

Sein Auto war ein grüner Fünftürer Peugeot 806er. Insgesamt war es ein Siebensitzer. Vorne waren die zwei Sitze für den Fahrer und den Beifahrer. Dahinter gab es drei Sitze und in der letzten Reihe gab es noch einmal zwei Sitze.

Als er den Sack und die Kühlbox hineingestellt hatte, nahm er sein aufklappbares Handy aus seiner Hosentasche heraus. Da er und seine Frau Agenten der Regierung waren, bekamen sie Handys, die mit dem Sonnenlicht funktionierten. Das hieß, sie waren auf keinen Strom angewiesen. Tagsüber speicherten sie so viel Energie, dass man trotzdem nachts ganze fünf Stunden ohne Probleme telefonieren konnte. Damals hatte Milliardo auch um solche Handys für seine Kinder gebeten, die er auch bekommen hatte. Jedoch hatte er diese seinen Kindern noch nicht gegeben. Heute war wohl der richtige Tag dafür. Sie hatten zwar kein Touchscreen, aber sie erfüllten ihren Dienst. Außerdem hatte die Regierung es veranlassen, dass sie kostenlos telefonieren und SMS schreiben konnten, ganz egal in welches Netz, in welches Land oder zu welchem Handy. Es war schon was Praktisches. Außerdem funktionierten sich auch nicht über Funkwellen. Wie das die Regierung hinbekommen hatte, war den Agenten unlogisch, aber sie nahmen es hin.

Er wählte die Handynummer von Lus Bruder, der ebenfalls auf den Virus aufpasste, heute aber auch frei hatte. Sein Name war Michael Noin. Lu war auch eine geborene Noin. Michael war zwar verheiratet, aber nach dem Tod seiner Frau hatte er wieder seinen Geburtsnamen genommen. Auch er war damals als Soldat in Milliardos und Lus Einheit gewesen und hatte auch einige Erfolge erreicht, aber er reichte nicht an seinen Schwager und seine Schwester heran. Nachdem es zwei Mal klingelte, ging Michael ran.

„Was gibt’s, Milliardo?“, fragte er. Auch Michael hatte so ein Handy.

„Michael, wir haben ein Problem.“

„Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Niklas hat mich vor einiger Zeit angerufen. Ich habe ihn abgeholt.“

„Niklas?“

„Ja, er hat ganz wichtige Informationen. Keine Sorge, er ist nicht infiziert, ich habe ihn kontrolliert. Er hat keine Bisswunden. Die ersten Zombies sind uns schon begegnet. Die Forschungseinrichtung, wo ich Niklas abgeholt habe, ist nicht mehr zu retten. Niklas kann von Glück reden, dass er dort weggekommen ist. Dort wimmelt es von Zombies. Niklas war schon draußen, als das passierte. Die ganzen Sicherheitsleute und Forscher sind schon infiziert. Niklas war der einzige Überlebende, aber er meinte, dass er unbedingt mit uns zusammen reden muss.“

„Gut, komm so schnell wie möglich hier her. Sind die Zombies Richtung Stadt unterwegs?“

„Ja, wir töten so viele, wie wir können, aber es wird nicht reichen, um die Stadt zu beschützen. Die Stadt wird auf jeden Fall fallen. Die Regierung weiß schon von dem Zwischenfall in der Forschungseinrichtung.“

„Was haben sie gesagt?“

„Wir Agenten sollen die Zombies aufhalten. Ich habe aber schon gesehen, dass die umliegenden Häuser der Forschungseinrichtung gestürmt wurden.“

„Gestürmt? Von wem?“

„Von Agenten der Regierung. Sie wollen den ganzen Umkreis abriegeln und unter Quarantäne setzen. Jeder, der den Ort verlassen will und nicht zu den Agenten der Regierung gehören, werden ohne Gnade erschossen. Davon ausgeschlossen sind die Polizei, Feuerwehr und Ärzte. Sie dürfen die Grenzen der Quarantäne passieren. Niemand darf in die Stadt rein oder raus. Laut des Präsidenten sperren sie das Gebiet der Forschungseinrichtung im Umkreis von 20 Kilometer ab.“

„Gleich so viel? Die Regierung ist verzweifelt, oder? Da zählen da ja dann andere Städte und umliegende Dörfer mit dazu.“

„Deshalb sollten wir uns beeilen, zu verschwinden. Ich habe das dumme Gefühl, als würde die Regierung das niemals hinbekommen. Selbst die Quarantäne wird den Virus nicht aufhalten.“

„Wahrscheinlich nicht. Seid ihr bald da?“

„Vielleicht noch eine Minute, dann sind wir da. Wir biegen gerade in die Stadt. Übrigens, die Presse darf über diesen Virus nicht berichten, damit keine Panik ausbricht.“

„Das war ja klar, sonst würde die Regierung ganz die Kontrolle verlieren.“

„Gut, bis gleich.“

„Ja, bis gleich.“ Michael legte zuerst auf, bevor auch Milliardo sein Handy zuklappte. In diesem Moment standen seine Kinder neben ihm und hielten ihm die Koffer hin. Nainas Koffer, der rosa war, stellte Milliardo ganz nach links. Daneben stellte er Milous hellblauen Koffer hin. Hinter ihm stand plötzlich Lu, die ihren schwarzen Koffer neben Milous Koffer hinstellte. Milliardos Koffer, der ebenfalls schwarz war, stellte sie daneben.

Kurz darauf liefen Milou und Naina freudig zum Tor, denn gerade kam ein silberner BMW herein gefahren. Dieser Fünftürer war ein Fünfsitzer. Er parkte neben Milliardos Auto. Michael und Niklas stiegen aus. Milou und Naina umarmten Michael erst einmal.

Milliardo sah aber sofort ernst zu Niklas, der ihn ganz normal ansah. Immerhin gab Milliardo Niklas die Schuld an der Infizierung von Rick. Zusammen gingen sie in die Stube. Milou und Naina sollten von Lu aus etwas in ihrem Zimmer spielen gehen.

„Was willst du uns so Wichtiges sagen, Niklas?“, fragte Milliardo.

„Es gibt einen Verräter unter den Sicherheitsleuten.“

„Ja, und ich glaube sogar, dass du das bist“, antwortete Milliardo bitter.

„Ich? Warum denn ich?“

„Warum hast du Rick alleine gelassen? Wegen dir wurde er erst von einem Zombie infiziert.“

„Rick? Er hatte sich heute krankgemeldet.“

„Krank?“, war Milliardo plötzlich verunsichert.

„Ja, ich wollte dir das ja erzählen. Jemand hatte sich in das Sicherheitssystem der Forschungseinrichtung eingehackt. Schon vor einer Woche hatte das jemand versucht. Du kannst dich bestimmt noch daran erinnern, Milliardo. An diesem Tag war Rick ebenfalls nicht da.“

„Du willst sagen, dass Rick das war?“, versicherte Lu sich.

„Ja, ich habe mich etwas über ihn informiert. Er hatte immerhin ein Informatikstudium und ist ein Spezialist, wenn es um das Hacken von Sicherheitssystemen geht. Die Regierung hatte ihn dafür auch eingesetzt, aber ich rede nicht von unserer Regierung. Ich rede von einer ausländischen Regierung. Ich weiß nicht, welche Regierung, aber es war nicht unsere. Wir vermuten, dass es Nordkorea ist.“

„Nordkorea? Willst du mich verarschen? Rick wurde hier geboren.“

„Lass mich dir das beweisen, Milliardo. Ich habe hier ein paar Fotos von einem Agenten unserer Regierung. Unser Präsident hatte schon lange an Ricks Loyalität gezweifelt, weshalb er einen Agenten auf ihn angesetzt hat. Hier.“

Niklas gab Milliardo drei Fotos, die er entgegennahm. Auf zwei Fotos war er mit einigen nordkoreanischen Soldaten zu sehen. Auf dem dritten Foto schüttelte er dem Herrscher von Nordkorea die Hand.

„Das glaube ich nicht, Niklas. Woher sollen wir wissen, dass diese Fotos nicht gefälscht sind und du es warst, der die Zombies freigelassen hat?“

„Milliardo, du erkennst gefälschte Bilder. Außerdem war ich letzte Woche genau neben dir, als der Hackangriff erfolgte.“

„Warum muss das was damit zu tun haben?“

„Die Zombies sind eingesperrt, was ein Sicherheitssystem kontrolliert. Wenn man das Sicherheitssystem hackt, dann könnte man die Zombies freilassen. Und genau das ist passiert. Denk doch mal nach, Milliardo, warum hat Rick dich angerufen und dir irgendwas vorgespielt, obwohl er doch krankgemeldet ist? Milliardo, es ist mir ehrlich gesagt egal, ob du mir glaubst, aber es ist so, dass Rick für jemand anderen arbeitet. Ich weiß nicht, ob Nordkorea das alles geplant hat, aber Rick arbeitet für die Regierung von Nordkorea.“

„Wie konnte ich so jemandem so sehr vertrauen? Er hat uns die ganze Zeit nur hintergangen.“ Lu legte ihre linke Hand auf Milliardos linke Schulter, denn sie saß links neben ihm auf der Couch, während Michael und Niklas ihnen gegenüber saßen. Milliardo legte die Fotos auf den Tisch. Niklas nahm sie wieder.

„Der Präsident hat von den Ergebnissen der Beschattung gewusst, oder?“, fragte Lu an Niklas gerichtet.

„Ja, er hatte es vor drei Tagen erfahren, aber die Zeit reichte nicht, etwas gegen ihn zu unternehmen.“

„Warum hat er uns gewarnt?“, fragte Milliardo sich eher selbst.

„Wahrscheinlich war das eine Falle oder er will mit uns spielen“, mischte sich Michael ein. Er packte eine Landkarte auf den Tisch und breitete sie aus. Alle bemerkten, dass Michael ein Gebiet rot eingekreist hatte. „Ich habe die Zone der Quarantäne rot eingekreist. Die Dörfer und Städte, die direkt an der Grenze der Quarantäne sind, werden auch unter Quarantäne gestellt. Ich schlage vor, dass wir uns irgendwo einen sicheren Platz suchen, zum Wohle eurer Kinder.“

„Ich bin dafür, aber wir sollten vorher noch genug Wasser und Nahrung kaufen“, meinte Lu.

„Ja, wir können ruhig beide Autos voll haben“, stimmte Michael zu. „Sag mal, Niklas, hast du hier irgendwo Familie?“

„Nein, ich war ein Einzelkind, meine Eltern sind tot und Frau oder Kinder habe ich nicht. Es beängstigt mich aber trotzdem, dass wir den Menschen hier nicht helfen können. Es gibt ja nicht einmal ein Gegenmittel gegen den Virus. Die Ärzte tun mir jetzt schon leid. Sie werden die Verbreitung des Virus' nicht aufhalten können. Alles, was wir tun können, ist uns selbst in Sicherheit zu bringen. Ich frage mich jetzt schon, wie wir das vor euren Kindern geheim halten können.“

„Wir werden uns was überlegen“, sagte Lu und lächelte.

„Wir sollten jetzt gehen“, schlug Michael vor und stand auf. „Wir kaufen jetzt erst einmal ein und dann beraten wir uns, wohin wir fahren. Danach tanken wir unsere Autos auch gleich noch ganz auf.“ Alle drei nickten.

Nach fünf Minuten saßen sie im Auto. Michael und Niklas fuhren in dem BMW, während Familie Peacecraft im Peugeot fuhr. Milliardo saß hinter dem Lenkrad, während Lu neben ihm saß. Milou und Naina saßen jedoch auf den hinteren zwei Plätzen. Sie saßen immer da, was Milliardo und Lu nie verstanden, aber so hatten sie wenigstens etwas Ruhe.

„Schatz, haben wir eigentlich Medikamente dabei?“, fragte Milliardo.

„Alles, was sich im Medikamentenschrank befand. Da waren Fiebermittel, Kopfschmerz-tabletten, deine Tabletten, Nainas Tabletten, Bauchschmerzmittel, und Medikamente gegen jegliche Schmerzen. Verbände und Pflaster haben wir auch dabei.“

„Gut, okay. Dann ist ja gut, nicht dass wir das dann vergessen hätten. Michael und ich gehen dann einkaufen. Ihr wartet dann im Auto. Wenn irgendwas ist, dann sagt einfach Bescheid.“

„Etwas ist aber merkwürdig“, flüsterte Lu und ging auch sicher, dass ihre Kinder sie nicht hörten. „Wir sind noch keinem von den Infizierten oder einem Agenten der Regierung begegnet. Ist dir das aufgefallen?“

„Ja, das ist mir aufgefallen“, flüsterte Milliardo ebenfalls. „Entweder ist das ein gutes Zeichen oder ein schlechtes. Die Infizierten laufen sehr langsam. Man hat einiges an Zeit, um sie von der Stadt fern zu halten, aber du weißt genauso gut, wie ich, wie viele dort gehalten wurden. Es waren sehr viele. Deshalb war ja ein Ausbruch so verhängnisvoll. Es war aber abwägbar, wie hoch das Risiko einer Infektion war. Deshalb wundert es mich ja so sehr, dass der Präsident dem zugestimmt hat.“

„Das war tatsächlich ziemlich unverantwortlich von ihm. Wir haben ihm ständig gesagt, dass die Zucht von dem Virus sehr riskant ist. Er meinte doch, dass er das dann unter Kontrolle bekommt, weil er auch dafür einen Plan hat. Der hatte doch nie einen Plan dafür.“

„Jedenfalls müssen wir wohl wenigstens handeln. Wir müssen vom Schlimmsten ausgehen. Wenn sie die Situation unter Kontrolle bekommen, umso besser, aber ich glaube das nicht. Die Polizei weiß doch gar nicht, dass man sie nur durch einen Kopfschuss töten kann.“

„Wir werden sehen. Ich habe übrigens unseren Laptop mitgenommen.“ Der Laptop funktionierte auch durch die Sonnenenergie, sodass er am Tag so viel Energie sparte, dass man ihn in der Nacht durchweg angeschaltet lassen konnte, selbst im Winter.

„Was willst du mit dem?“, wunderte Milliardo sich.

„Na ja, unsere Kinder wollen doch sicher auch mal ein paar Spiele spielen oder etwas schreiben. Du weißt doch, wie gerne Naina Bücher schreibt. Damit sie die Festplatte nicht vollschreibt, habe ich ein paar Sticks mitgenommen. Hast du gesehen, dass Milou seine Flöte mitgenommen hat?“

„Tatsächlich? Er kann doch ohne seine Flöte nicht leben. Deshalb ist er wahrscheinlich auch so gut darin, die Flöte zu spielen.“

„Das ist aber auch etwas Gutes an ihm. Unsere Kinder haben wenigstens noch normale Hobbys.“

„Du redest von diesem Kerl, der diesen einen Mann bei lebendigem Leib gehäutet hat und dann sagte, es wäre sein Hobby?“

„Ja, wie kann man denn so bescheuert sein? Der hat wahrscheinlich in seiner Kindheit ganz schön gelitten.“

„Anscheinend. Wir kaufen hier gleich ein.“ Beide Autos bogen ein und parkten auf Parkplätzen, die nebeneinander lagen. Milliardo und Michael stiegen ein und nahmen sich je einen Einkaufswagen.

Nach 15 Minuten kamen sie mit zwei vollen Einkaufswagen wieder heraus. Sie gingen zu ihren Autos und packten ein. Michaels Auto hatte einen richtigen Kofferraum, wodurch da auch mehr rein ging. Damit nicht der ganze Einkauf lose im Auto lag, hatten sie gleich je zwei Einkaufskörbe, für jeden einen Rucksack und mehrere Einkaufsbeutel gekauft, in denen sie alles einpackten. Naina und Milou sahen sich fragend an, als sie das alles sahen.

„Wozu brauchen wir das alles?“, fragte Naina, lächelte aber, als sie sah, dass sie auch etwas Spielzeug, wie zum Beispiel eine Spielesammlung, für sie gekauft hatten.

„Wir machen eine lange Spazierfahrt über mehrere Tage“, antwortete Milliardo.

„Cool“, antwortete Milou.

„Hast du dir eine Route ausgedacht?“, fragte Milliardo an Michael gerichtet, als sie die Einkaufswagen wegbrachten.

„Ich dachte, wir suchen uns etwas auf dem Land und meiden die Städte. Da werden dann die meisten Infizierten sein. Das ist erst einmal der Plan. Habt ihr schon einmal im Internet gesehen, ob schon irgendjemand was gemerkt hat?“

„Nein, da haben wir noch nicht nachgesehen, aber meine Frau kann ja mal schauen.“

„Ihr habt euren Laptop mit?“

„Ja, natürlich. Gut, wir fahren jetzt erst einmal in der entgegengesetzten Richtung der Forschungseinrichtung aus der Stadt heraus. Dann sehen wir weiter.“

„Gut, wir sollten dann mal in einem Wald anhalten und uns absprechen.“ Milliardo nickte. Beide stiegen wieder ein und fuhren weiter. Milliardo fuhr voraus. Er sah kurz zu den Kindern, um sich zu vergewissern, dass sie spielten und ihnen nicht zuhörten.

„Was sollen wir machen, wenn wir Infizierte sehen?“, flüsterte Lu plötzlich.

„Das ist eine gute Frage. So können wir es schlecht vor den Kindern geheim halten. Wir müssen uns was überlegen und wir brauchen was Sicheres für die Nacht. Ich frage mich, ob sie die Sperren schon aufgestellt haben.“

„Wir kommen ja eh mit unseren Ausweisen durch.“ Milliardo nickte. Gerade bog er in die Straße ein, die sie aus der Stadt raus brachte. Dabei sahen sie drei Militärfahrzeuge, die ihnen entgegenkamen und sie auch anhielten, indem sie vor ihnen stoppten.

Ein Soldat kam zu Milliardos Fenster, welches Milliardo auch runter ließ. Der Soldat hatte eine Pistole an einer Halterung am Gürtel.

„Sie dürfen hier nicht durch“, meinte der Soldat schlecht gelaunt. Ein anderer Soldat ging zu Michaels Auto und schien das Gleiche bei ihm zu machen. Milliardo und Lu zeigten ihm ihre Ausweise.

„Agenten der Regierung?“, fragte der Soldat und sah sie fragend an.

„Wir leben hier und wurden wegen dem Vorfall zum Präsidenten beordert.“

„Ich dachte, ihr Agenten sollt die Forschungseinrichtung säubern.“

„Wir sind aber dem Präsidenten direkt unterstellt, nicht wie die anderen Agenten. Wir würden jetzt gerne weiterfahren. Wir müssen uns immerhin beeilen.“

„Na schön, aber was ist mit den Kindern?“

„Das sind unsere Kinder. Wir lassen sie nicht hier.“

„Das ist aber ein Befehl. Keiner, außer die Agenten, die dem Präsident unterstellt sind, Feuerwehr, Ärzte oder Polizei, darf das Gebiet verlassen.“

„Wir können unsere Kinder nicht alleine zu Hause lassen. Der Präsident hat das erlaubt.“

„Na wenn Sie das sagen.“ In diesem Moment kam der andere Soldat zu ihm. „Ist der andere auch ein Agent der Regierung?“

„Ja, ist er. Es sind zwei Agenten, die die Erlaubnis haben, das Gebiet zu passieren.“

„Okay.“ Die Soldaten gingen wieder zu ihren Fahrzeugen und fuhren weiter. Daraufhin fuhren auch Milliardo und Michael weiter.

„Was wollten die denn?“, fragte Milou.

„Die haben Kontrolle gemacht“, antwortete Lu. Naina nickte verstehend und spielte mit Milou wieder Karten. Ohne weiter aufgehalten zu werden, fuhren sie zirka 25 Kilometer. Das verwunderte alle, denn eigentlich sollten hier doch auch Straßensperren aufgebaut sein, aber hier war nichts. Warum?

Als sie ein kleines Dorf durchfuhren, hielten sie auf einem Parkplatz in einem Wald an, der an das Dorf grenzte. Während Lu im Auto bei den Kindern blieb, setzten sich Milliardo, Niklas und Michael auf eine Bank, die auf dem Parkplatz stand.

„Es waren keine Straßensperren aufgestellt und keine Soldaten mehr weit und breit“, wunderte Niklas sich.

„Kann es vielleicht sein, dass irgendwas passiert ist?“, fragte Michael nach.

„Wahrscheinlich“, antwortete Milliardo. „Das ganze Dorf war wie verlassen. Kein Einwohner war dort und man hat auch keine Tiere gesehen. Die Infizierten sind aber nicht so schnell unterwegs, dass sie jetzt schon hier sein könnten.“

„Vielleicht müssen sie das gar nicht“, meinte Niklas plötzlich, woraufhin Milliardo und Michael ihn fragend ansahen. „Denkt doch mal nach. Wenn das wirklich ein Anschlag war, könnte Rick sich Proben von dem Virus genommen haben. In der Zeit, in der in der Forschungseinrichtung der Ausbruch war, hätte man das als Ablenkung nehmen und den Virus anderen Menschen in anderen Gegenden spritzen können. Das wäre doch eine Möglichkeit. Es gibt garantiert auch Ärzte, die eingeschleust wurden.“

„Du meinst, sie spritzten ihnen den Virus, während sie es als eine Impfung oder Ähnliches tarnten?“, vergewisserte Michael sich.

„Vielleicht. Es wäre doch möglich, oder?“

„Das ist es tatsächlich, aber wir müssen uns jetzt eine Route ausdenken“, versuchte Milliardo das Thema in eine andere Richtung zu lenken.

„Es ist gar nicht so einfach, die Städte zu meiden“, sagte Michael und breitete die Landkarte wieder auf dem Tisch vor ihnen aus. „Also, unsere Nahrung und das Wasser werden locker so ein bis zwei Monate reichen. Wir bräuchten eigentlich nur eine sichere Bleibe für die Nacht. Um etwas anderes brauchen wir uns keine Sorgen machen. Wie wäre es damit, wir fahren einfach mal los und entscheiden dann, wenn wir etwas Gutes finden? Es muss gut verbarrikadiert sein, aber wir müssen es auch leicht bewachen können. So etwas finden wir nämlich auf der Karte nicht. Wir können ja diesen Weg erst einmal nehmen.“

Michael zeigte eine Landstraße, die an den Großstädten vorbeiführte. Dabei musste man nur die Dörfer durchfahren, aber das war ja gar nicht so schlimm. Die Städte waren das Schlimmste, denn Infizierte zogen nur weiter, wenn sie nichts zu essen hatten.

„Hey, da ist ein Infizierter“, sagte Niklas plötzlich und zeigte hinter Milliardo und Michael, denn er saß ihnen gegenüber. Milliardo und Michael sahen erschrocken hin. Auf der gegenüberliegenden Seite lief jemand, der sich kaum auf den Beinen halten konnte, wodurch er etwas schräg und auch langsam lief. Das war ein starkes Merkmal für Infizierte, woran man sie auch erkennen konnte.

„Ich kümmere mich darum“, beschloss Milliardo und rannte leise los. Lu folgte ihm mit ihrem Blick und erschrak regelrecht, als sie den Infizierten sah. Sofort machte sie sich Sorgen um ihren Mann, aber eigentlich brauchte sie das nicht. Immerhin war er ein sehr guter Kämpfer.

Als Milliardo die Straße überquerte und aus dem Blickfeld der anderen verschwand, da er in den Wald ging, blieb er hinter dem Mann stehen und zog ein verstecktes Messer aus einer Halterung an seinem Gürtel.

„Hey“, sagte er. Dabei drehte sich der stöhnende Mann langsam um. Milliardo sah die Merkmale der Infizierten. An seinem Hals sah man eine blutende Bisswunde. Sein Mund war mit Blut umrandet. Anscheinend hatte er schon jemanden gebissen oder ganz gegessen. Seine Augen hatten eine stechend gelbe Farbe, aber der weiße Bereich war blutunterlaufen. Außerdem waren seine Augen starr nach vorne gerichtet. Infizierte konnten nicht sprechen, sie waren ja immerhin schon tot. Nach dem Tod kehrten Menschen als so etwas zurück, es sei denn, ihr Gehirn wurde bei dem Tod zerstört.

Milliardo hielt das Messer angriffsbereit, als der blutüberströmte Mann langsam auf ihn zulief. Die Zombies hatten ein verdammt gutes Hörvermögen, aber ihre Sehfähigkeit war stark geschwächt. Auch fühlten sie keinen Schmerz, aber sie konnten Menschen auch sehr gut riechen, wodurch sie Menschen von Infizierten unterschieden.

Als der Mann kurz vor ihm war, stach Milliardo ihm das Messer direkt in die Stirn. Das Blut spritzte. Kurz darauf fiel der Mann tot nach hinten. Milliardo riss ein großes Blatt von einem Baum ab und wischte damit das Blut an seinem Messer ab. Plötzlich hörte er links neben sich etwas rascheln. Er drehte sich zu dem Rascheln und bemerkte zwei Männer, einen schwarzhaarigen dünnen Mann, der einen blonden, ebenfalls dünnen, Mann stützte.

Der schwarzhaarige Mann sah erschrocken zu Milliardo und wollte gerade seine Pistole erheben, als Milliardo seine schon auf ihn richtete. Schon jetzt bemerkte Milliardo, dass er nicht im Umgang mit Pistolen geübt war. Deshalb ließ er seine Waffe sinken und steckte sie in die Halterung an seinem Gürtel zurück, genau wie sein Messer.

„Wurde er gebissen?“, fragte Milliardo.

„Nein, er wurde von einem anderen Polizisten angeschossen. Ich war gerade zusammen mit ihm in der Praxis, als die Infizierten unser Dorf überfielen. Mein Name ist Gilbert. Das ist Raw, er war Polizist.“

„Sie sind Arzt?“

„Ja.“ Plötzlich sank Raw mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Knie. Gilbert ging zu ihm auf die Knie. „Bitte helfen Sie uns. Raw braucht unbedingt medizinische Versorgung.“

„Okay, wir haben Verbände, Schmerzmittel und anderes dabei.“

„Wirklich?“

„Ja, wir können einen Arzt gut gebrauchen. Mein Name ist Milliardo. Komm, wir brauchen bloß rüber auf den Parkplatz.“

„Auf den Parkplatz? Die ganzen Infizierten sind in dem Wald direkt am Parkplatz. Wir sollten schnell von hier weg.“

„Okay. Kannst du ihn während der Fahrt versorgen?“

„Ja.“ Milliardo stützte Raw auf der anderen Seite. Zusammen rappelten sie ihn auf. Raw war genauso groß wie Milliardo, also etwa 1,80 Meter, während Gil einen halben Kopf kleiner war. Sie liefen langsam zur Straße und überquerten sie langsam. Autos waren nirgendwo in Sicht. Milliardo bemerkte, dass Niklas und Michael nicht mehr am Tisch saßen, sondern gerade in den Wald gingen.

„Verdammt“, sagte Milliardo. „Wenn wir am Auto sind, dann werde ich denen helfen gehen, die gerade in den Wald gegangen sind. Kannst du ihn alleine dann ins Auto bringen?“

„Noch bin ich wach und kann mich etwas bewegen“, mischte sich Raw plötzlich lächelnd ein.

„Dann ist ja gut“, sagte Milliardo und ließ Raw los.

„Das grüne Auto?“, fragte Gilbert.

Milliardo nickte. „Meine Kinder sitzen in der letzten Reihe. Leg ihn in die mittlere Reihe. Dann ist es nicht ganz so schmerzhaft für ihn.“ Gil nickte dankend. Während Milliardo in den Wald rannte, gingen Gil und Raw zu Milliardos Auto. Lu stieg aus und kam ihnen schon entgegen. Sie stützte Raw auf der anderen Seite, damit sie schneller zum Auto kamen.

Als sie am Auto ankamen, ließ Lu ihn los und ging zur Kofferraumklappe, um diese zu öffnen. Aus ihrem Koffer nahm sie einen Erste-Hilfe-Koffer und schloss die Klappe wieder. Sie lief wieder zu Raw, der inzwischen in der mittleren Reihe des Autos lag. Gil saß vor ihm und nahm den Erste-Hilfe-Koffer dankend entgegen. Er verarztete ihn erst einmal. Lu stieg wieder vorne ein.

„Was ist mit ihm passiert?“, fragte Lu.

„Er wurde angeschossen. Wir wurden in meiner Praxis überfallen.“

„Von denen, oder?“

„Ja. Ich war gerade dabei, ihn zu verarzten.“

„Sie sind Arzt?“

„Ja, mein Name ist Gilbert. Das ist Raw, er war Polizist.“

„Verstehe. Meinen Mann Milliardo hast du ja schon kennen gelernt. Das sind unsere Kinder Naina und Milou. Sie sind Zwillinge. Meine Name ist Lucrezia. Mein Bruder Michael und sein Beifahrer Niklas fahren das andere Auto.“

„Verstehe.“ Gil wischte ihm mit einem feuchten Tuch über die Stirn. „Habt ihr etwas Wasser, womit ich ihm Schmerztabletten geben kann?“, fragte Gil, wie er in seinem Dorf immer genannt wurde, nach. Naina drehte sich etwas um und holte aus einem Einkaufskorb eine Wasserflasche und einen Plastikbecher heraus. Sie gab es schnell zu Gil durch, der sich bedankte. Lu nahm ihm den Becher und die Flasche ab und goss etwas ein. Gil nahm inzwischen drei Schmerztabletten heraus.

„Sind das nicht zu viele?“, fragte Naina ängstlich.

„Normalerweise schon, aber durch die Schusswunde hat er starke Schmerzen. Da werden zwei nicht ausreichen. Das sind schwache Tabletten, da geht das in Ordnung. Ich gebe ihm schon keine Überdosis, keine Sorge.“

„Okay.“ Gil nahm den Becher entgegen und versuchte Raw etwas aufzusetzen, damit er sich nicht verschluckte. Dabei biss er schmerzerfüllt die Zähne zusammen. Gil hatte seine Wunde verbunden, die wieder anfing, stark zu bluten. Das hieß, dass Gil wieder die Blutung stoppen musste. Erst einmal gab er Raw die Tabletten in den Mund und setzte den Becher an seinem Mund an. Raw trank mit großen Schlücken. Anscheinend hatte er großen Durst. Gil legte ihn wieder langsam hin, als der Becher leer war.

Dabei versuchte er wieder die Blutung zu stoppen. In diesem Moment kamen Milliardo, Michael und Niklas wieder heraus. Sie stiegen ein.

„Geht es?“, fragte Milliardo nach.

„Ja, geht schon, er wird gleich schlafen“, antwortete Gil. Daraufhin fuhr Milliardo sofort los. Michael folgte ihm.

„Im Wald sind die ganzen Dorfbewohner“, sagte Milliardo und sah Lu an, die nickte.

„Bei euch ist aber alles okay, oder?“, fragte Lu nach. Milliardo nickte.

„Bringen wir sie ins Krankenhaus?“, fragte Naina nach.

„Ja“, antwortete Lu. Gil sah fragend zu Lu, sie sich zu ihm hinunterbeugte. „Wir verheimlichen es vor ihnen“, flüsterte sie. Gil nickte verstehend und lächelte. Er strich wieder mit dem Tuch über Raws Stirn, der inzwischen schlief. Seine Atmung ging ganz normal, was Gil beruhigte. Seine Schusswunde war links im Unterleib, aber der Schuss schien kein Organ getroffen zu haben, denn dann würde es ihm nicht mehr so gut gehen.

Milliardo fluchte innerlich, denn alles sah nach einem Anschlag aus. Wie konnte der Virus hier ausgebrochen sein? Das ganze Dorf war infiziert, außer dieser Arzt und der Polizist. Es wunderte Milliardo, wie die beiden entkommen konnten, aber er wollte sie jetzt erst einmal ruhen lassen, immerhin war Raw schwer verletzt. Milliardo würde einfach später fragen.

 

Kapitel 2

Unterkunft

 

Sie fuhren gerade mal zehn Minuten, als sie wieder anhalten mussten. Mehrere Autos versperrten den Weg. Gil sah nach vorne. Die ganze Zeit hatte er vor Raw gehockt, der inzwischen sehr tief schlief. Auch hatte Gil es geschafft, die Blutung ganz zu stoppen.

„Was ist denn da passiert?“, fragte Milou.

„Das ist ein ganz schön großer Unfall“, meinte Naina. Es war tatsächlich ein ziemlich großer Unfall, denn kein Auto stand da, ohne an einem anderen Auto geprallt zu sein. Einige Auto qualmten. Vor ihnen standen zirka 20 Autos.

„Hier kommen wir nicht durch“, sagte Lu.

„Wo wollt ihr hin?“, fragte Gil nach.

„Wir versuchen möglichst die Großstädte und Städte zu meiden“, antwortete Milliardo.

„Du glaubst also, dass es fast überall wie in unserem Dorf aussieht?“, vergewisserte Gil sich. Milliardo nickte daraufhin. „Ich kenne einen anderen Weg an der Stadt vorbei. Ihr seid doch vorhin an der einen Kreuzung rechts abgebogen. Wenn ihr links abbiegt, dann fahren wir zwar in eine andere Richtung, aber wir kommen in keine Stadt. Es kommt bloß ein Wald, in dem eine Schule steht und dann ein kleines Dorf, auf dem wiederum mehrere Dörfer folgen.“

Milliardo wendete. Michael folgte ihm einfach, obwohl er nicht wusste, wohin Milliardo wollte. Deshalb rief er ihn an. „Sag mal, Milliardo, wo willst du hin?“, fragte er.

„Wir fahren einen anderen Weg“, antwortete Milliardo. Als Naina nach hinten zu den Autos sah, sah sie einen Mann.

„Schau mal, Papa, da ist noch ein Mann“, sagte sie. Milliardo sah in den Rückspiegel. Es war ein Infizierter, der da auf sie zukam. Milliardo vermutete sofort, dass es noch andere von ihnen hier gab. Wahrscheinlich waren alle infiziert, die an dem Unfall beteiligt waren. Er dachte sich, dass diese Menschen sich noch schnell in Sicherheit bringen wollten, aber in der ganzen Hektik ein Unfall verursacht wurde und sie dadurch den Infizierten schutzlos ausgeliefert waren.

Deshalb fuhr Milliardo sofort weiter und Michael folgte ihm. Dabei sahen sie auch noch fünf weitere Infizierte aus dem Autochaos hervorkommen. Naina fragte sich natürlich, warum sie ihnen nicht halfen, aber sie wollte nicht fragen, da ihr Vater konzentriert aussah, obwohl sie es trotzdem gerne wissen wollte. Irgendetwas war komisch.

„Wir können es wohl nicht ewig vor ihnen geheim halten“, flüsterte Lu.

„Wahrscheinlich nicht, aber wir brauchen einen sicheren Platz, an dem wir bleiben können. Ansonsten haben wir ein Problem, sobald es dunkel wird.“

„Wir haben ja noch nicht einmal Mittag.“

„Wir sollten trotzdem einen Plan haben. Die Kinder werden es bald selbst merken, dass etwas nicht stimmt.“

„Dann ist es doch besser, wenn wir es ihnen jetzt sagen.“

„Das würde ich nicht tun. Wir werden jetzt erst einmal einen Unterschlupf suchen.“

„Aber wo?“ Das fragte Milliardo sich auch. Was war nicht in der Stadt, aber trotzdem sicher genug, um für einige Zeit darin zu überleben?

„Papa, hier stimmt doch was nicht“, meinte Milou. „Diese Menschen an dem Unfall sind so komisch gelaufen und waren blutverschmiert.“

„Die waren bestimmt verletzt“, antwortete Milliardo.

„Aber dann würdest du ihnen doch helfen. Papa, du machst uns Angst, wenn du uns irgendwas verheimlichst.“ Milliardo festigte den Griff um das Lenkrad, atmete dann einmal tief durch und lockerte den Griff wieder.

„Also gut, es ist ein Unfall passiert. Wir sollten auf unserer Arbeit auf tote Menschen aufpassen, die sich trotzdem noch bewegen konnten und tierischen Instinkten folgten. Ihr kennt doch sicher den Begriff eines Zombies. Genauso etwas sind diese Menschen, die ihr dort am Unfall gesehen habt. Sie sind durch andere Zombies infiziert worden, indem sie so ein Ding gebissen hat. In unserer Forschungseinrichtung sind einige von denen entkommen und infizieren jetzt andere.“

„Aber meine Freundinnen?“, fragte Naina ängstlich.

„Wir können nichts mehr für sie tun, Naina, tut mir Leid.“

„Was, aber warum hatten wir ihnen denn nicht gleich geholfen?“

„Es tut mir Leid, Naina.“ Naina sah enttäuscht zu ihrem Vater.

„Halt mal an!“, kam es von Gil. Milliardo reagierte so schnell, dass Michael fast hinten drauf fuhr. Milliardo sah fragend zu Gil hinunter, der zu einem von einem umzäunten Metallzaun umringten Gebäude sah. „Schau mal, dieses Gebäude ist von einem Metallzaun umringt. Dadurch kommen die wohl eher nicht. Es ist die Schule, die ich vorhin erwähnte, also haben sie große Räume. Dort drinnen sind wir bestimmt sicher.“

„Dafür müssten wir das erst einmal säubern, Gilbert. Es wäre jedoch eine gute Idee. Die haben bestimmt ein Krankenzimmer. Dann kannst du Raw besser behandeln. Die Fahrt setzt ihm bestimmt zu.“

„Bestimmt. Also wäre es doch in Ordnung, oder?“

„Also, am besten Michael, Niklas, Lu und ich gehen rein. Vielleicht finden wir ja noch Überlebende. Es wäre schön, wenn du dich solange um unsere Kinder und Raw kümmern kannst. Ein Baseballschläger ist hinten bei den Koffern.“ Milliardo reichte ihm eine Pistole, die Gil ungläubig ansah. „Du solltest euch verteidigen können.“ Gil nahm die Pistole entgegen und steckte Raws Pistole in Raws Halterung am Gürtel. „Die Fenster hier sind aus Panzerglas, also bleibt gefälligst im Auto! Die Zombies haben ein sehr gutes Hörvermögen, also seid leise. Naina, Milou, wenn ihr noch mal müsst, dann geht jetzt! Nachher geht das nicht mehr. Es ist unwahrscheinlich, dass sie ins Auto können, aber wir sollten auf Nummer sicher gehen.“

Milliardo gab Gil den zweiten Autoschlüssel, damit sie wegfahren konnten, wenn sie nicht zurückkamen. Danach stiegen Milliardo und Lu aus und gingen zu Michaels Auto.

„Wir dachten uns, dass diese Schule ein guter Ort wäre“, meinte Milliardo.

„Du weißt schon, wie viele Menschen zu dem Zeitpunkt in der Schule waren?“, fragte Niklas nach, als er zusammen mit Michael ausstieg.

„Ja, das wissen wir. Deshalb werden wir sie erst einmal reinigen. Wir benutzen dabei nur unsere Messer. Geschossen wird nur in absoluten Notfällen!“

„Es werden bestimmt zu irgendeiner Zeit einige Zombies hier lang kommen. Wie sollen wir also das Metalltor schließen? Na okay, es ist jetzt anscheinend abgeschlossen.“ Niklas rüttelte daran, es ging nicht auf. „Also sollten wir uns die ganzen Schlüssel holen. Ich nehme mal an, sie sind alle im Sekretariat.“

„Das denke ich auch“, meinte Lu.

„Also suchen wir erst das Sekretariat. Von draußen aus sieht die Schule nicht groß aus, also sollten wir eigentlich keine Probleme haben, es zu finden.“ Niklas kletterte über das Tor, was Michael, Lu und Milliardo ihm gleichtaten.

Als sie drüben landeten, zückten sie alle ihre Messer. Gleich als sie landeten, kam es ihnen seltsam ruhig vor. Deshalb gingen sie, alle zusammenbleibend, Richtung Tür. Die Tür schien zugeschlossen zu sein, was sie merkten, als sie die Tür öffnen wollten.

„Hey, ihr da!“, rief jemand von oben. Sie sahen nach oben und sahen eine Frau, die ein Klassenzimmerfenster geöffnet hatte und sich nach draußen hing. „Ich bin hier mit einer Schülerin drin. Wir kommen nicht raus, weil die Dinger direkt vor der Tür sind.“

„Alles, klar, wir helfen euch“, rief Niklas nach oben.

„Das ist ein Schlüssel für die Tür“, rief sie und ließ einen Schlüsselbund nach unten fallen. „Es ist der Raum mit der Nummer 22, also im zweiten Stock.“ Milliardo nickte. Er hob den Schlüssel auf und schloss die Tür auf. Wieder war es seltsam ruhig. Den Schlüsselbund steckte er in seine Hosentasche. Sie hielten sich trotzdem bereit, als sie nämlich gleich nach der Treppe zwei Zombies reglos stehen sahen. Es folgte ein langer Gang.

„Wir sollten erst einmal die erste Etage säubern“, schlug Niklas vor.

„Nein, erst die zwei Personen retten!“, befahl Lu. Milliardo nickte, woraufhin Niklas auch nickte. Sie gingen die Treppe einfach weiter nach oben. Lu sah kurz zu den zwei Zombies, aber die regten sich nicht. Anscheinend hatten die Zombies sie nicht gehört.

Die zweite Etage sah genauso aus, wie die erste Etage, aber hier waren insgesamt sechs Zombies, die an einer Tür klopften. Es musste der Raum sein, in dem die Lehrerin und die Schülerin sein musste.

Milliardo gab ein kurzes Zeichen, dass sie sich von der Seite leise heran schleichen würden. Die anderen nickten und schlichen sich heran. Jeder stach einem Zombie ein Messer in den Kopf, sodass noch zwei übrigblieben, die sofort auf Milliardo und Lu zuliefen und dabei stöhnten. Die anderen vier schon toten Zombies fielen zu Boden. Während Lu und Milliardo die beiden Zombies weiter zurück lockten, gingen Niklas und Michael von hinten auf die Zombies zu und stachen ihnen das Messer in den Kopf. Beide fielen tot zu Boden. Milliardo trat an die Tür.

„Die Luft ist rein“, sagte er. Die Tür öffnete sich und die Lehrerin trat mit der Schülerin langsam heraus. Die Lehrerin musste so an die 35 Jahre sein, also noch recht jung. Die Schülerin hingegen war wahrscheinlich zirka 15 Jahre alt. Ängstlich sah die junge Schülerin zu den toten Zombies.

„Das ist Meggy Müller“, stellte die Lehrerin die Schülerin in der Schuluniform vor. „Die meisten nennen sie jedoch einfach nur Meg. Sie geht in die zehnte Klasse. Ich bin Diana Schulze. Ich bin hier Sport- und Biologielehrerin. “

„Lasst uns in den Raum reingehen!“, meinte Michael. Alle gingen hinein. Auch in diesem Raum war einiges an Blut auf dem Boden, an den Wänden, Tischen und Stühlen verteilt. Trotzdem stellten sie sich an das Fenster, nachdem sie die Tür wieder leise geschlossen hatten.

„Was ist passiert?“, fragte Milliardo an Diana gerichtet.

„Wir waren gerade im Mathematikunterricht, als diese seltsamen Wesen in den Klassenraum stürmten und anfingen unsere Schüler zu beißen. Meg und ich konnten uns gerade noch in Sicherheit bringen. Ich weiß nicht genau, was passierte. Ich habe den Schülern nur zugerufen, dass sie sich ins Sicherheit bringen sollten, aber durch dieses heillose Durcheinander war alles so unübersichtlich.“

„In diesem Durcheinander war es für die Zombies ein Leichtes, andere zu infizieren“, sagte Niklas.

„Zombies?“, fragte Meg.

„Diese Wesen waren einst Menschen“, begann Milliardo. „Durch eine Krankheit starben sie, standen aber als Zombies wieder auf. Mit einem einzigen Biss infizieren sie andere. Es reicht auch deren Blutkontakt mit dem Blut eines gesunden Menschen. Sie können verdammt gut hören, aber weder sehen noch fühlen. Mit einem kräftigen Schlag auf dem Kopf oder der Zerstörung des Gehirns tötet man sie. Sie können aber nicht schnell rennen, sie sind eher langsam.“

„Das ist eine Katastrophe“, meinte Diana.

„Nicht unbedingt“, entgegnete Milliardo. „Wir haben vor, diese Schule als Unterschlupf zu nutzen. Zuerst wollen wir die Schule von den Zombies säubern. Der Metallzaun draußen ist ideal gegen diese Zombies. Wir müssen aber wissen, wie viele Klassen hier waren.“ In diesem Moment gab Milliardo ihr den Schlüsselbund wieder, den sie einsteckte.

„Heute zu der Uhrzeit, als das passierte, waren zwei Kurse da. Wir haben ein Kurssystem, um die Lehrer zu entlasten. In jedem Kurs sind zirka 14 Schüler. Dazu rechnen wir noch zwei Lehrer, also Isabelle und mich. Insgesamt sind das also 30 Leute. Davon rechnen wir dann Meg und mich dann ab, dann sind es wieder 28 Leute.“

„Sechs Zombies haben wir vor dieser Tür getötet, also sind es noch 22 Leute“, führte Michael die Rechnung fort.

„Davon ziehen wir aber noch vier Schüler ab, weil diese krank gemeldet sind. Also sind es an die 18 Menschen noch. Ich wüsste nicht, wer noch hier sein sollte, außer dann noch die Sekretärin und mein Mann, der Schuldirektor. Sie müssten im Sekretariat sein. Vielleicht leben sie ja noch.“

„Okay, wir wollten eh zuerst in das Sekretariat“, meinte Niklas.

„Wieso war das Metalltor eigentlich geschlossen?“, fragte Lu nach.

„Jemand hatte den Alarm ausgelöst. Nach 15 Minuten schließt sich das Metalltor von selbst. Der ganze Vorfall ist aber schon eine Stunde her.“

„Hier“, sagte Lu und reichte Diana ein Messer. Sie sah das Messer an, nahm es dann aber.

„Ich weiß nicht, ob ich das benutzen kann“, sagte Diana.

„Das weißt du erst, wenn du es probierst“, antwortete Lu sanftmütig, woraufhin Diana dankbar lächelte. Zusammen gingen sie zur Tür. Plötzlich sahen sich alle gleichzeitig zu Meg um. Was sollten sie mit ihr machen? Sie war noch ein Teenager. Sollten sie ihr wirklich ein Messer in die Hand geben und von ihr verlangen zu töten?

Milliardo ging zu ihr und reichte ihr ein Messer hin. Meg sah ihn erschrocken an, biss dann aber die Zähne zusammen und senkte ihren Blick. „Wie könnt ihr so etwas von mir verlangen?“, fragte sie wütend.

„Darauf gibt es eine einfache, aber harte Antwort“, antwortete Milliardo. „Jeder Mensch ist für sein Leben selbst verantwortlich. Wir können nicht immer auf dich aufpassen.“ Meg sah ihn erschrocken an, nahm dann das Messer aber.

„Ich wurde immer so erzogen, dass ich keinem Menschen weh tue. Es ist für mich nicht leicht, jemandem das Leben zu nehmen.“

„Das sind keine Menschen“, widersprach Lu. Meg sah sie fragend an. „Diese Zombies waren einmal Menschen, aber jetzt sind sie wandelnde Leichen. Bitte hilf uns, Meg. Mein Mann meinte das nicht böse.“ Meg senkte wieder ihren Blick und dachte kurz nach.

„Ich kann euch aber nichts versprechen“, warnte sie und sah Milliardo entschlossen an, der daraufhin lächelte und sich wieder zur Tür umdrehte.

„Sind alle bereit?“, fragte er und legte seine Hand an die Türklinke. Alle nickten entschlossen und hielten sich bereit. Milliardo wusste sehr wohl, dass es für Diana und Meg nicht leicht war, aber sie hatten keine andere Wahl. Es war nicht immer jemand da, um sie zu beschützen. Man musste sein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Auf niemanden konnte man sich in so einer Situation verlassen. Wie viele Menschen würden seinem besten Freund oder seiner besten Freundin in so einer Situation retten? Nicht viele würden so etwas tun, so viel war mal klar.

Milliardo öffnete die Tür und ging voraus. Am Ende des Flures kam ein Zombie um die Ecke. Es war nicht das Ende des Flures, von dem sie selbst kamen. An jedem Ende des Flures gab es eine Treppe, die zu allen anderen Etagen führte. Somit führten alle Treppen zu jeder Etage. Das war praktisch, so hatten sie wenigstens mindestens zwei Fluchtwege. Das mussten sie nutzen.

„Lass uns das gleich üben. Wer von euch beiden will als erstes?“ Milliardo sah zwischen Diana und Meg hin und her, die am Ende der Truppe waren und erschrocken zu Milliardo blickten. Diana schloss die Tür langsam und trat vor.

„Immer schön heranschleichen, oder?“, fragte sie. Milliardo nickte und ging mit ihr zusammen leise zu dem Zombie. „Das war Nick“, meinte sie.

„Unterdrücke diese Gefühle! Ansonsten werden sie dir irgendwann dein Leben kosten.“ Diana nickte mutig. Tatsächlich sah der Zombie sie nicht. Deshalb taten sie so, als würden sie an den Zombies vorbeigehen. Als er an Diana vorbei humpelte, griff sie an. Diana schloss ihre Augen in dem Moment, als sie das Messer in den Nicks Kopf versenkte. Dem Zombie entging noch ein leiser stöhnender Laut, bevor er leblos zu Boden sank. Dianas Messer war mit Blut verschmiert, als sie das Messer wieder herauszog. Auch an ihrem Handgelenk war etwas Blut.

„Verschließe das nächste Mal nicht deine Augen! Sonst kann es sein, dass du ihn verfehlst.“ Diana nickte daraufhin und lächelte. „Das Prinzip hast du verstanden, oder?“

„Sicher, danke. Ich werde mich wohl erst noch daran gewöhnen müssen.“

„Natürlich musst du das. Zum Glück ist der Mensch ja ein Gewohnheitstier.“ Milliardo lächelte. Sie gingen zu den anderen zurück. „Wo ist das Sekretariat, Diana?“

„Es ist ein Stockwerk unter uns. Die Treppe ist der kürzeste Weg.“ Dabei zeigte sie in die Richtung, aus der sie gerade mit Milliardo gekommen war.

„Okay. Diana, Meg, ihr müsst immer wachsam sein. Es kann sein, dass sie einfach mal aus den Zimmern herauskommen. Eigentlich hört man sie, aber manchmal eben nicht. Okay?“ Meg und Diana nickten. „Gut, jetzt sind noch 17 Zombies, plus der Sekretärin und dem Direktor.“ Zusammen gingen sie langsam wieder zu der Treppe.

Dabei bemerkten sie schon die nächsten drei Zombies. Milliardo gab Michael und Niklas ein Zeichen. Sie nickten und gingen mit Milliardo langsam nach vorne. Diana und Meg sahen erstaunt zu, wie gut das Teamwork zwischen den dreien funktionierte. Als sie genau hinter den Zombies waren, stachen sie zu. Dabei hielten sie die Zombies am Bauch fest und legten sie langsam auf den Boden, wobei sie aber schon tot waren. Dies taten sie, damit deren Umfallen keine anderen Zombies anlockten, obwohl sie eh alle töten mussten, aber so hatten sie wenigstens nicht alle gleichzeitig am Hals.

„Nur noch 14“, zählte Michael lächelnd. Die anderen kamen zu ihnen. Zusammen gingen sie die Hälfte der Treppe leise runter. Milliardo, der als erstes ging, schaute erst einmal um die Ecke zum Flur, der völlig leer zu sein schien.

„Sag mal, Diana, wir haben auch eine Treppe nach unten gesehen, als wir zur Schultür hereinkamen. Führt der in den Keller?“ Sie flüsterten, damit sie niemand hörte.

„Ja, das tut er. Dummerweise wird er sonst immer abgeschlossen, aber der Kurs, der uns angriff, hatte Unterricht im Keller. Das heißt, er ist offen.“

„Verstehe. Wenn wir die Schule säubern, schlage ich vor, die ganzen Zombies nach draußen auf den Schulhof zu locken. Dort haben wir mehr Platz und dann brauchen wir später nicht zu sehr das Blut aufwischen.“ Die anderen nickten. Das hieß, dass sie jetzt erst einmal in das Sekretariat gingen. Zwei Meter nach dem ersten Raum machte der Flur einen Abbiegung, sodass er leider keine Sicht auf den ganzen Flur hatte, aber es reichte.

Da auch weiterhin keine Zombies kamen, schlichen sie die Treppe hinunter. Auch an der Schultür waren keine zu sehen, sodass sie weiter auf den Flur zugingen. Diana holte schon ihren Schlüsselbund heraus und schloss gleich die erste Tür auf. Sie tat es so leise, dass kaum das Klicken zu hören war, als das Schloss aufsprang.

„Geh so, dass du bei der geöffneten Tür hinter der Tür bist!“, befahl Milliardo. Diana nickte, öffnete die Tür und ging dabei zur Seite. Milliardo stand vor der offenen Tür, aber niemand war drinnen zu sehen. Sie gingen hinein. In diesem Moment sah Milliardo eine Frau von der Seite auf sie zukommen, aber sie war schon ein Zombie.

„Isabelle?“, fragte Diana. In diesem Moment griff sie an, aber Milliardo rammte sein Messer von der Seite in ihren Kopf. Die Frau sank leblos zu Boden, wobei Milliardo sie wieder leise hinlegte. „Das war meine Kollegin“, sagte Diana.

„Also sind es noch 13“, zählte Michael wieder. Diana stiegen fast die Tränen in die Augen. Lu legte ihre Hand auf Dianas Schulter, die sich aber wieder fing und die Tür schloss. Milliardo sah sofort die Schlüssel auf dem Schreibtisch liegen und ging hin.

„Trotzdem, wo sind mein Mann und die Sekretärin?“, fragte Diana eher sich selbst.

Als Milliardo den Tisch genauer ansah, fand er noch mehr Schlüssel und auch eine Schulkarte. Darauf war jeder Raum verzeichnet. „Ihr habt also auch eine Krankenstation?“, vergewisserte er sich.

„Ja, aber die Krankenschwester ist krankgemeldet“, antwortete Diana.

„Gut, wir haben nämlich einen Verletzten.“

„Aber dieser Verletzte wurde doch nicht gebissen, oder?“

„Nein, er hat eine Schusswunde.“ Milliardo nahm die Schlüssel.

„Das sind alles die Generalschlüssel für die Räume“, sagte Diana. Milliardo nickte und warf jedem, außer Diana, einen Schlüssel zu, die sie auch auffingen. „Eines wundert mich aber. Warum war der Raum abgeschlossen, obwohl Isabelle hier drinnen war?“

„Na ja, vielleicht wurde sie verletzt und versuchte, sich hier zu retten“, vermutete Lu.

„Vielleicht. Wie wollen wir jetzt weiter vorgehen?“

„Wir locken die Zombies durch gezielte Geräusche zu den Eingängen. Ich werde die Geräusche in der Nähe der Schultür verursachen. Ihr bleibt draußen und gebt mir von hinten Deckung. Es kann sein, dass einige die Schule zum Hof hinaus verlassen haben.“ Alle nickten wieder. Leise verließen sie das Sekretariat und schlossen es wieder ab.

Wieder waren nirgendwo Zombies zu sehen. Deshalb schlichen sie alle zur Eingangstür. Dieses Mal war es die andere Eingangstür, die sie zuerst aufschließen mussten, was sie ja auch taten. Dabei fiel Michael etwas ein.

„Wir haben die andere Schultür nicht verschlossen. Was ist, wenn sie da raus sind?“

„Wir überprüfen das gleich“, antwortete Niklas. Schließlich öffnete die Tür sich lautlos und sie traten ins Freie. Tatsächlich rüttelte ein Zombie an dem Metallzaun und wollte nach draußen. „Überlasst mir das!“, meinte Niklas und ging schon auf ihn zu.

„Einer der Schüler“, sagte Diana.

„Also sind es dann noch 12“, sagte Michael. Michael, Lu, Diana und Meg stellten sich in einen Halbkreis um die Schultür. Als Niklas wiederkam, stellte er sich einfach dazu. „Niklas und Meg, ihr seht nach rechts oder links auf den Schulhof! Diana, Lu und ich kümmern uns um den Blick in die Schule.“ Sie nickten wieder.

Tatsächlich machten sie es genau so, wie Michael es sagte. Milliardo nahm seine Pistole und schlug sie gegen das Holzgeländer. Trotz des Holzes entstand ein lauter Ton. Milliardo ging zur Schultür, wodurch er auch nach rechts in den Keller gucken konnte. Ein Zombie kam vom Flur der ersten Etage heran gelaufen. Milliardo hielt sein Messer bereit, ging aber aus der Schultür heraus und lief zu den anderen. Als der Zombie herauskam, ließen sie ihn noch zwei Meter laufen, bevor Michael ihm von der Seite sein Messer in den Kopf schlug. Dieses Mal ließen sie ihn einfach leblos zu Boden fallen, als Michael sein Messer aus dem Kopf zog.

„11 noch“, sagte er triumphierend. Gleich darauf kamen weitere zwei Zombies aus dem Schulgebäude heraus, aber sie kamen von der anderen Schultür. Niklas und Michael gingen auf sie zu.

„Was soll das denn?“, fragte Milliardo.

„Lass sie ruhig, die schaffen das schon“, meinte Lu und lächelte.

„Dann sind es noch neun“, zählte Diana für Michael weiter. „Sagt mal, ob die Zombies das im dritten Stock hören?“

„Im dritten Stock?“ Milliardo drehte sich fragend zu ihr um, wobei Lu zur Schultür sah.

„Da oben läuft jemand“, meinte Diana. Als Milliardo zu dem Fenster da oben sah, sah er ihn auch. Der Zombie kam an das geöffnete Fenster. „Wir hatten in dem Raum Unterricht. Vielleicht blieb er im Raum. Oh nein, er fällt.“ Diana, Lu, Meg und Milliardo wichen schnell zurück, denn der Zombie fiel nach unten, mit dem Kopf voran. Als er unten aufschlug, spritzte das Blut. Meg konzentrierte sich jedoch weiterhin auf ihre Aufgabe und versuchte nicht zu dem toten Zombie zu sehen.

Diana drehte ihren Blick weg und sah zu Michael und Niklas, die eben zurückkamen. Die toten Zombies lagen noch an der Stelle. Kurz darauf kamen sie an.

„Der ist echt herunter gefallen?“, belustigte Michael das.

„Sie haben immerhin keinen Orientierungssinn“, antwortete Niklas.

„Jetzt haben wir nur noch acht Zombies an Bord“, lächelte Michael. Gleich darauf kam ein weiterer Zombie aus der Schultür, an der sie standen. Wieder ließen sie diesen zwei Meter laufen, als er schließlich über den toten Zombie stolperte und zu Boden fiel. Lu rammte ihr Messer in den Kopf des Zombies.

„Es ist eher unvorteilhaft, wenn sie zu Boden fallen“, meinte Milliardo.

„Warum?“, hinterfragte Meg und sah ihn fragend an.

„Weil du Feinde in deiner Größe eher besiegen kannst. Die Zombies am Boden können dich dadurch schneller in die Beine beißen.“

„Verstehe. Jetzt sind es nur noch sieben.“ Meg schaute wieder in ihre Richtung, wobei zwei Zombies auf sie zukamen. Anscheinend hatten sie sich hinter der Schule versteckt oder hingen dort fest und wussten nicht, wie sie zurückkommen sollten.

Michael stellte sich neben Meg, die aber nach hinten weg wich. Deshalb stellte Niklas sich zu ihm. Als sie nahe genug waren, töteten sie die Zombies wieder durch einen gezielten Stich in den Kopf.

„Noch fünf“, sagte Meg.

„Weich niemals vor so etwas zurück!“, befahl Milliardo.

„Ich konnte einfach nicht“, entgegnete Meg und sah weg.

„Was hättest du gemacht, wenn du alleine gewesen wärst?“

„Ich wäre einfach weggelaufen.“

„Du kannst aber nicht immer weglaufen. Es bringt nichts, vor Problemen immer davonzulaufen.“ Meg biss ihre Zähne zusammen und senkte wieder ihren Blick. Diana sah dadurch zum Parkplatz der Schule, der direkt auch auf dem Schulhof war. Dabei erschrak sie.

„Mein Auto und das der Sekretärin ist weg“, meinte sie.

„Das heißt?“, fragte Milliardo.

„Mein Mann und die Sekretärin sind wahrscheinlich weg. Wenn ja, warum ist er alleine oder mit ihr weggefahren?“

„In so einer Situation kann man sich auf die wenigsten verlassen.“ Diana sah zu Milliardo, wobei ihr wieder fast die Tränen kamen. „Wir gehen aber mal davon aus, dass die beiden in der Schule sind und irgendwelche Diebe die Autos geklaut haben.“

„Warum?“, wollte Meg wissen.

„Wenn die zwei wirklich noch in der Schule sind und vielleicht zu Zombies wurden, müssen wir auf sie gefasst sein. Deshalb werden wir nach den nächsten fünf Zombies die Schule noch einmal durchlaufen. Ich mache das zusammen mit Lu. Wir gehen jede Etage von beiden Seiten gleichzeitig ab und schließen alle Räume zu, die wir durchsucht haben. Zur Sicherheit machen wir das zwei Mal. Niklas und Michael, ihr sucht den Zaun nach irgendwelchen Löchern oder anderem ab, wo die Zombies durchkommen könnten. Meg, du bleibst bei Michael und Niklas! Diana, du bleibst bei Lu!“ Lu, Michael und Niklas nickten, aber Meg schien das etwas anzuwidern. Diana selbst wusste nicht, was sie dazu sagen sollte.

„Sollten wir nicht alle zusammen bleiben?“, fragte Meg.

„Das ist nicht nötig“, sagte Niklas. „Wie du schon sagtest, wären es noch fünf Zombies. Wenn der Direktor und die Sekretärin auch zu Zombies wurden, ist es ein Leichtes, sie zu töten, solange keine Horden von denen kommen. Alleine sind sie schwach, aber sobald es eine größere Gruppe wird, sollte man ihnen aus dem Weg gehen. Da es sich dann aber nur um zwei mögliche Zombies handelt, können wir ruhig in kleineren Gruppen gehen. Außerdem sind dies beide wichtige Aufgaben, die wir möglichst gleichzeitig lösen sollten. Es ist wichtig, den Zaun zu untersuchen, damit wir nicht von herum streunenden Zombies angegriffen werden. Wir werden schon auf euch zwei aufpassen, ihr seid sicher.“

In diesem Moment kamen zwei weitere Zombies aus der Tür. Diana wollte dieses Mal helfen und hielt sich bereit. Milliardo schaute besorgt zu seinem Auto, um nach seinen Kindern zu sehen. Lu folgte seinem Blick. Mit Erstaunen stellten sie fest, dass Gil ihnen wahrscheinlich etwas erzählte, denn sie redeten miteinander.

Es waren auch keine anderen Zombies in der Nähe zu sehen. Als sie wieder zu dem Zombie sahen, hatten Diana und Michael sie schon erledigt.

„Ich weiß, dass ich euch keine Hilfe bin und euch vielleicht nur im Weg stehe, aber kann ich eine Bitte äußern?“, fragte Meg zögernd.

„Sicher, was gibt’s?“, entgegnete Milliardo mit einer Gegenfrage.

„Meine Eltern leben mit meinem älteren Bruder im Dorf. Sie haben heute frei und sind deshalb zu Hause. Ich will gerne nach ihnen sehen, ob es ihnen gut geht.“

„Ich fahre nachher mit dir zusammen hin, sobald wir mit den nächsten drei Zombies fertig sind.“ Alle sahen zu ihm. Dieses Mal redete er etwas lauter. „Also gut, Michael, ich werde mir dein Auto mal ausleihen. Niklas, du gehst wie besprochen mit Diana den ganzen Zaun hier ab! Michael, du übernimmst meine Aufgabe! Schließt jeden Raum ab, den ihr kontrolliert habt und kontrolliert sie gründlich! Vielleicht seht ihr sie anfangs nicht. Lu, du fährst nachher unser Auto erst einmal auf den Schulhof. Sobald ihr mit der Schule fertig seid, sollen Gil und Raw in das Krankenzimmer gehen. Dann kann Raw mal richtig liegen und Gil kann ihn mal richtig behandeln. Wenn wir noch nicht da sind, könnt ihr das Gepäck erst einmal in einen geeigneten Raum bringen. Ich muss mich darauf verlassen können, dass ihr es richtig macht. Ich werde mit Meg erst einmal ins Dorf fahren und versuchen ihre Familie dort aufzufinden. Diana, hast du eigentlich Familie?“

„Meine Tochter starb vor zwei Jahren. Mein Mann ist entweder geflohen oder tot. Ansonsten habe ich niemanden mehr. Meine Eltern und Schwiegereltern sind schon tot.“

„Entschuldige wegen deiner Tochter.“

„Das ist halb so wild. Ich bin drüber hinweggekommen.“

„Michael, Lu, Niklas, ihr habt eure Handys noch, oder?“ Die drei nickten. „Sagt mir Bescheid, wenn etwas ist. Wenn wir zurückfahren, rufe ich dich an, Lu.“

„Mach das, Schatz. Ist es aber in Ordnung, wenn wir erst den Zaun absuchen? Wenn er nämlich ein Loch hat und wir drinnen sind, wenn gerade welche reinkommen, sitzen wir in der Falle.“

„Okay, dann sucht ihr zusammen den Zaun ab und vergesst bitte keine noch so kleine Stelle. Diana, du kennst dich doch in der Schule sehr gut aus. Ich setze dich dafür ein, dass wirklich jeder Raum kontrolliert wird. Der Plan des Gebäudes liegt im Sekretariat. Am besten, du hakst jeden Raum dann ab.“

„Wir sollten nicht vergessen, auch in den Schränken oder hinter Gegenständen nachzusehen“, fügte Lu hinzu.

„Wo bleiben denn die drei letzten Zombies?“, fragte Diana. Michael sah nach oben zu den Räumen, aber da tat sich nichts. Plötzlich hörten sie etwas klopfen in der Wand. Als sie in das Gebäude sahen, sahen sie, dass ein Zombie gegen das Geländer gelaufen war. Milliardo ging zur Tür und klopfte laut dagegen. Der Zombie reagierte sofort und ging auf die Tür zu. Milliardo ging wieder etwas zurück.

Als er draußen wieder zirka zwei Meter lief, tötete Niklas ihn. Jetzt waren es noch zwei, aber die kamen schon von der anderen Schultür her. Niklas und Michael rannten wieder los.

„Gut, Meg, wir fahren los, sobald Michael mir den Schlüssel gegeben hat. Lu, du kannst unser Auto schon hinein fahren. Diana, kannst du bitte das Tor aufschließen?“ Meg, Milliardo und Diana gingen schon zum Schultor, die es auch aufschloss. Lu rannte schon vor zu Michael und holte sich den Autoschlüssel ab, woraufhin sie zum Schultor rannte. Dort angekommen, überreichte sie Milliardo den Autoschlüssel. Dabei gab sie ihm einen Kuss auf die Wange und eilte zu ihrem Auto, während Milliardo und Meg in Michaels Auto einstiegen.

„Was ist nun?“, fragte Gil. Naina und Milou sahen fragend zu ihrer Mutter.

„Also, wahrscheinlich können wir hier bleiben. Michael, Niklas und Diana suchen jetzt erst einmal den Zaun ab. Danach suchen wir die Schule noch einmal ganz ab, damit wir nichts vergessen haben, denn es werden der Schuldirektor und die Sekretärin vermisst.“

„Ihr habt also Überlebende gefunden?“, fragte Gil nach. In diesem Moment sahen sie Meg und Milliardo davonfahren. „Wo wollen sie denn hin?“

„Also, wir haben die Lehrerin Diana und die Schülerin, gerade im Auto neben meinem Mann, Meg gefunden. Sie haben sich in einem Zimmer verbarrikadiert. Jedenfalls werden der Direktor und die Sekretärin vermisst. Deren Autos stehen auch nicht da. Ihr bleibt übrigens noch im Auto, bis wir den Zaun und das Gebäude gründlich untersucht haben.“ Das Auto parkte sie auf einem Parkplatz, während Diana wieder das Tor abschloss. „Diana konnte uns genau sagen, wie viele Schüler zu der Zeit in der Schule waren, es waren zum Glück nur Kurse von je zirka 14 Schülern, die zwei unterrichtenden Lehrer, der Direktor und die Sekretärin da. Bis auf den Direktor und die Sekretärin haben wir alle infiziert aufgefunden und getötet. Meg hatte Milliardo gefragt, ob er mit ihr zu ihrer Familie in dem nahegelegenen Dorf fahren könne, um zu sehen, wie es ihnen geht. Sein Gesicht zu urteilen, hat er wenig Hoffnung für ihre Eltern und ihren älteren Bruder. Jedenfalls haben sie hier auch eine Krankenstation. Da ist Raw bei dir bestimmt gut aufgehoben.“

„Das hört sich doch gut an. Raw hat Fieber bekommen, aber nur leichtes. Seine Wunde blutet auch nicht mehr. Ich hatte sie in meiner Praxis schon einmal genäht, aber sie ist dann wieder aufgerissen. Ich denke, ich werde sie auf der Krankenstation noch einmal nähen.“ Lu nickte, stieg aus und schloss wieder ab. Sie ging zu den anderen, die schon den Zaun abliefen. Gil wendete sich dabei wieder Milou und Naina zu, die auf eine weitere Geschichte gespannt waren.

 

In der Zwischenzeit war die Schule hinter Milliardo und Meg kaum noch zu sehen.

„Du glaubst, dass meine Familie nicht mehr lebt, oder?“, stellte sie eine Frage und sah zu ihm. Milliardo fuhr sehr langsam, denn das Dorf war genau vor ihnen.

„Ich sehe keine große Hoffnung für sie, Meg. Ich will ehrlich mit dir sein. Du hättest sicher auch nicht überlebt, wenn Diana dich nicht mit in den Raum genommen hätte, oder?“

„Stimmt. Weißt du, die Schüler aus meiner Klasse mochten mich überhaupt nicht. Ich war immer Klassenbeste und sogar Schulbeste, was sie wirklich nicht mochten. Freunde hatte ich nie. In dem Raum habe ich manchmal sogar gedacht, dass es meinen Mitschülern recht ergangen wäre. Ich hatte nie jemanden, außer meine Familie. Deshalb will ich einfach, dass sie leben.“

„Ich hatte einen Zeitungsartikel über dich gelesen, in dem über deine außerordentlichen Fähigkeiten als Universalgenie berichtet wurden. Trotzdem habe ich dich wie jeden anderen behandelt, denn wir sind jetzt alle gleich. Jetzt interessiert es niemanden mehr, welchen sozialen und finanziellen Status jemand hat, denn wir sind Überlebende einer wahrscheinlich weltweiten Katastrophe.“

„Da hast du recht. Hier ist es.“ In diesem Dorf waren nur zirka vier aufeinanderfolgende Häuser. Das letzte gehörte Megs Eltern. Meg hatte gemischte Gefühle. Einerseits wollte sie reingehen, aber andererseits auch nicht. Was war denn, wenn ihre Eltern und ihr Bruder vielleicht auch schon Zombies waren? Dann hatte sie niemanden mehr. Deshalb graute es ihr davor, hineinzugehen, aber es könnte auch sein, dass sie noch lebten und vielleicht Hilfe bräuchten.

Als sie ausstiegen, sahen sie sich erst um. Milliardo zog sein Messer und hielt es zum Angriff bereit. Meg zog zwar auch ihr Messer, ließ es jedoch nach unten hängen. Er schloss das Auto ab. Sie gingen langsam zum Haus. Es war ein recht normales Gebäude. Es besaß eine weiße Farbe. An der Seite führte eine Terrassentür in den Garten nach hinten. Vorne gab es nur eine ganz normale braune Haustür.

„Das Auto meiner Eltern ist nicht mehr hier“, stellte Meg erschreckend fest.

„Vielleicht sind sie auch geflohen“, vermutete Milliardo.

„Können wir trotzdem reingehen? Ich habe einen Hausschlüssel.“ Milliardo nickte. Meg holte ihren Schlüssel heraus und ging zur Haustür. Milliardo sah sich etwas um. Nirgendwo war ein Zombie zu sehen.

Meg schloss ganz leise die Wohnungstür auf. Das leise Klicken kam Milliardo wie ein lauter Knall vor, so leise war es um ihnen herum. Milliardo wusste, dass dieses Klicken wahrscheinlich die Zombies anlockte. Er trat neben sie und öffnete die Tür. Dabei trat er einen Schritt nach hinten und hielt sich die Hand vor den Mund, genau wie Meg.

Von innen kam ein entsetzlicher fauliger Geruch nach draußen. Beide ahnten nichts Gutes. Milliardo ging zuerst hinein, dicht gefolgt von Meg, die nur ganz zögerlich hineinging.

Es folgte sogleich ein großer Raum, der anscheinend als Stube benutzt wurde. An den Wänden lief etwas Blut hinunter. Auf dem Boden fanden sie eine Leiche. Milliardo merkte sofort, dass diese Leiche ein Zombie war, aber er war schon tot.

„Onkel Richard“, schluchzte Meg. Die Tränen waren ihr nahe. Milliardo setzte den Zeigefinger an seinen Mund, um ihr zu sagen, dass sie ruhig sein solle, aber für Meg war es nicht einfach.

„Das war dein Onkel?“, flüsterte Milliardo. Meg nickte zaghaft und wischte sich die Tränen weg. „Dann wurden sie wahrscheinlich überfallen. Möchtest du zurück ins Auto gehen?“ Meg schüttelte entschieden den Kopf. Sie wollte jetzt weitergehen und das Schicksal ihrer Familie erfahren.

Als sie weiter auf den Flur gingen, sahen sie einen weiteren Zombie liegen. Meg erkannte auch diesen. „Das war unser Nachbar“, stellte sie fest. Sie wollte weitergehen, aber Milliardo hielt sie zurück. Er konnte nicht feststellen, ob er tot war. Mit seinem Bein stieß er den Zombie leicht an, der plötzlich seine Augen öffnete und sich aufsetzte. In diesem Moment hatte er aber schon Milliardos Messer im Kopf und wurde auch von ihm leise auf den Boden gelegt.

Sie gingen an ihm vorbei in das Schlafzimmer von Megs Eltern. Hier erschrak sie. Die Tür stand offen. Auf dem Boden lag ihre Mutter tot. Ein Zombie, den sie als ihren Vater identifizierte, war über sie gebeugt und fraß gerade an ihrem Fleisch. Meg hielt sich die Hände an ihren Mund und fing an zu weinen. Sie wich etwas zurück. Milliardo ging zu dem Vater, der sich langsam umdrehte und angreifen wollte, aber Milliardo stach sein Messer in seine Stirn, woraufhin dieser leblos zu Boden sank. Auch der Mutter schlug Milliardo das Messer in den Kopf, denn sie würde bald aufwachen.

Meg setzte sich erst einmal auf eine Couch, die neben ihr stand. Sie konnte es kaum fassen. Sofort lief Meg kreidebleich an. Milliardo stellte sich vor ihr hin und wartete. Meg vergrub ihr Gesicht in ihre Hände und weinte leise.

„Das tut mir leid, Meg“, entschuldigte er sich und setzte sich neben ihr hin.

„Papa wollte Mama bestimmt beschützen“, schluchzte sie, als sie sich einigermaßen beruhigt hatte. „Onkel Richard wurde bestimmt infiziert. Papa hat dann bestimmt zu Mama gesagt, dass sie sich im Schlafzimmer einsperren und warten solle.“

„Bestimmt.“ Milliardo lächelte. „Im Leben verläuft es nie so, wie man will. Das wäre zu einfach. Weißt du, ich war Soldat. Ich habe viele meiner Freunde sterben sehen. Es war jedoch immer so, dass ich an deren Tod nicht verzweifelte. Dieses Leid mit anzusehen, gab mir einen Grund meine Frau und meine zwei Kinder zu beschützen.“ Meg sah ihn fragend an.

„Die schwarzhaarige Frau war deine Frau, oder?“, fragte Meg nach.

„Ja, unsere zwei Kinder saßen in meinem Auto. Sie sind gerade mal sechs Jahre alt. Milou und Naina sind Zwillinge.“

„Zwillinge? Da hat man ja gleich doppeltes Glück.“ Meg lächelte. „Danke für die Aufmunterung. Trotzdem trauere ich um meine Eltern. Aber was ist mit meinem Bruder?“

„Wir suchen ihn noch im Haus. Ich glaube, wenn er hier oder am Leben wäre, wäre er schon lange zu uns gekommen, weil er uns gehört hätte.“ Sie durchsuchten das ganze Haus, fanden aber nichts und niemanden. In ihrem Zimmer stoppte sie und öffnete den Schrank. Schnell schnappte sie sich einen Koffer und packte ein paar Sachen ein, sowie ihre Bettdecke und die Kissen.

„Können wir das andere Bettzeug auch noch mitnehmen?“, fragte Milliardo.

„Natürlich. Hier sind ein paar Kisten.“ Meg lief auf den Flur und holte drei Kartons. Zusammen packten sie das ganze Bettzeug ein und brachten es zum Auto. In einem weiteren Karton nahmen sie die ganze Nahrung mit. Zuerst stellten sie alles neben das Auto, um es am Ende alles zusammen rein packen zu können.

In ihrem Zimmer noch einmal angekommen, nahm sie eine Pflanze mit, die in einem Topf eingepflanzt war. „Was willst du mit die?“, wollte Milliardo wissen.

„Meine Mutter und ich züchteten sie zusammen. Ich möchte sie als Erinnerungsstück mitnehmen.“

„Verstehe.“ Als sie schließlich alles im Auto auf den Rücksitz gepackt hatten, da im Kofferraum noch die ganze Nahrung war, hielten sie kurz inne.

„Wo sind die ganzen Zombies?“, wunderte Meg sich.

„Das würde ich auch gerne wissen. Normalerweise müssten hier auch welche herumlaufen.“ Plötzlich fuhr Milliardo herum und sah in das Gesicht eines Soldaten. Milliardo zog sofort seine Pistole und richtete sie auf ihn.

„Der hilft uns“, sagte Meg erfreut, aber plötzlich zielte der Soldat mit seiner Waffe auf Milliardo. Meg sah ihn fragend an.

„Ich habe den Befehl jeden Einzelnen zu töten, ganz egal, ob tot oder lebendig. Tut mir Leid.“ Ein Schuss ertönte. Meg riss ihre Augen erschrocken auf, als das Blut spritzte. Der Soldat fiel tot zu Boden.

„Aber warum wollte er uns töten?“, verstand Meg einfach nicht.

„Um eine Übertragung der Krankheit zu verhindern, tötet man nicht nur die Infizierten, sondern auch in dem Umkreis alle die, die infiziert werden können.“ Dabei nahm er die Waffen und die Munition des Soldaten an sich.

„Das ist grausam.“

„Lass uns zur Schule fahren, bevor wir noch welchen von denen begegnen. Wenn bis jetzt keine Zombies hier sind, werden jetzt welche von dem Schuss angelockt werden.“ Meg nickte. Obwohl seit der Begegnung mit ihren Eltern einige Zeit vergangen war, war sie immer noch kreidebleich.

 

Als Milliardo das Auto auf dem Schulhof parkte, liefen ihm Naina und Milou entgegen. Er stieg aus und streichelte seinen Kindern erst einmal über den Kopf. Naina wollte ihm sofort etwas berichten. „Mama sagt, dass in der Schule keine mehr waren. Sie sind schon bei der Säuberung der Schule. Mama lässt fragen, ob wir die Infizierten verbrennen lassen sollen.“

„Danke, ich berede das mit eurer Mutter. Sind Gilbert und Raw schon im Krankenzimmer?“

„Ja“, antwortete Milou.

Milliardo wandte sich Meg zu, die gerade ausstieg. „Ruh dich etwas aus, Meg. Hier sind wir erst einmal sicher.“ Meg nickte und ging in die Schule. „Wo ist denn eure Mutter?“

„Im Sekretariat“, antwortete Naina und ging schon voraus. Milliardo und Milou folgten ihm zum Sekretariat. Im Raum waren Diana und Lu, die über die Zeichnungen des Schulgebäudes sahen.

„Milou, Naina, der Raum 24 ist euer Spielraum“, meinte Lu.

„Also können wir dort spielen gehen?“, fragte Milou.

„Ja, aber verlasst das Gebäude nicht, ohne uns vorher zu fragen! Es ist gefährlich.“ Milou und Naina nickten und rannten erfreut los.

„Was gefunden?“, fragte Milliardo.

„Nein, sie sind nicht hier“, antwortete Lu. „Die Toiletten und der Strom funktionieren aber noch. Der Zaun wird auf jeden Fall stabil genug sein. Michael und Niklas haben schon die Leichen nach draußen geräumt. Wir dachten, dass wir dann heute noch die ganzen Räume von dem Blut säubern. Unsere Vorräte können wir in den Raum 34 legen, der ist der größte Raum. Außerdem haben wir jedem einen Raum zugeordnet. Wir sind natürlich bei unseren Kindern. Gil meinte, dass er das Krankenzimmer nehmen würde. Raw muss einige Zeit bei ihm sein, damit er ihn unter Beobachtung hat. Der Raum 24 ist wie gesagt der Spielraum für die Kinder. Ich dachte, da Gil und Raw im Krankenzimmer sind, gehen wir auf die gleiche Etage. Das Krankenzimmer ist im zweiten Stock. Wir sind im Raum 21. Diana wollte mit Meg in ein Zimmer, um sie nicht allein zu lassen, das wäre dann der Raum 22. Niklas und Michael nehmen den Raum 23. Das Krankenzimmer ist der Raum 20.“

„Gut, dann ist ja okay. Megs Eltern waren übrigens schon Zombies. Ihr älterer Bruder war nicht da. Meg ist da jetzt ziemlich angeschlagen.“

„Wenn Gil etwas Zeit hat, kann er sie sich ja mal vornehmen“, schlug Lu vor.

„Vornehmen ist aber ein böses Wort“, lachte Milliardo. „Auch wenn die Lichter funktionieren, sollten wir sie nicht zu oft anhaben. Lasst uns lieber Kerzen nehmen. Das lockt andere Menschen nicht an. Wir haben im Dorf einen Soldaten gesehen, der den Befehl bekommen hat, alle Menschen, egal ob infiziert oder nicht, zu töten. Wir müssen vorsichtig sein.“

„Okay. Ich dachte eh, dass wir unsere Waffe immer am Mann tragen. Wo sollen unsere restlichen Waffen hin?“

„Das ist eine gute Frage. Wie wäre es mit dem Sekretariat hier?“

„Warum eigentlich nicht? Lassen wir sie hier. Milliardo, wir haben aber trotzdem ein Problem. Gil meinte, dass die Medikamente für Raw nicht lange halten werden. Wir haben zwar einige Medikamente mit, aber Raw braucht eine längere Zeit, um bald wieder fit zu sein.“

„Also müssen wir irgendwo Medikamente holen gehen?“

„Ja, aber lass uns das morgen besprechen. Heute werden wir erst einmal die Schule säubern. Niklas und Michael haben die toten Zombies alle aufgestapelt. Jetzt ist bloß die Frage, ob wir sie verbrennen oder was anderes mit denen machen.“

„Wir sollten sie verbrennen, aber das Feuer niedrig halten, sodass es kaum einer merkt. Danach werden wir die Schule sauber machen. Naina, Milou, Gil, Raw und Meg brauchen da nicht mit helfen. Sie können sich erst einmal ausruhen oder ihre Aufgaben erledigen.“ Lu und Diana nickten.

 

Es dauerte den ganzen Nachmittag die Schule zu säubern. Putzmittel fand man in dem Vorbereitungsraum für die Putzfrauen. Dadurch ging es etwas schneller, was sie alle sichtlich erfreute.

Als sie schließlich fertig waren, gingen Niklas, Michael, Lu, Diana und Gil ins Sekretariat zu Milliardo, der in der Zeit eine Inventur gemacht hatte. Gil hatte sich die ganze Zeit über im Krankenzimmer aufgehalten und mit Meg geredet. Nebenbei hatte er sich auch um Raw gekümmert.

„Also wir haben auf jeden Fall genug Nahrung für mehr als einen Monat. Gil, ich bin mal die ganzen Medizinschränke im Krankenzimmer durchgegangen. Was fehlt?“

„Es fehlen auf jeden Fall verschiedene Schmerzmittel, Antibiotika, Verbände und Salben.“

„Schreib mir alles auf! Dann kümmern wir uns morgen darum.“

„Am besten ihr lasst mich dann mitkommen. Andere, die sich nicht mit Medizin auskennen, verlieren unnützig viel Zeit.“

„Das halte ich für keine gute Idee. Wir können unseren einzigen Arzt nicht riskieren. Ich würde sagen, dass wir dann einfach die ganze Apotheke leer räumen.“

„Also gut, dann werde ich danach noch einmal durchsehen. Könntest du die Inventur der Medizin mir überlassen?“

„Okay, so machen wir es. Wie geht es Meg?“

„Sie hat ein traumatisches Erlebnis hinter sich. Man sollte sie in den nächsten vier Wochen bei keiner Suche mitnehmen. Sie sollte hier bleiben und sich ausruhen.“

„Okay, das ist in Ordnung. Ich hatte eh nicht vor, sie mit einzusetzen. Ich habe etwas anderes mit ihr vor, wenn es ihr wieder besser geht. Ich glaube, dass sie diesen Job viel lieber tun würde.“

„Ich habe da mal eine Frage“, begann Niklas. „Wenn wir einen Überlebenden antreffen, sollen wir den mit hierher nehmen?“

„Was ist das für eine Frage? Natürlich sollten wir das machen. Jeder Überlebender ist eine Bereicherung für uns.“

„Dann haben wir mehrere Mägen satt zu bekommen.“

„Das schaffen wir.“

„Wir haben aber auch mehrere Menschen dann zu beschützen. Wie sollen wir das tun, wenn wir kaum Überlebende haben, die mit Waffen umgehen können? Raw, Gil, Meg, Diana und deine Kinder können sich nicht verteidigen.“

„Niklas, ich weiß nicht, worin dein Problem besteht. Wir sind insgesamt vier gute Schützen. Also können wir sechs Personen beschützen. Außerdem lernt Diana den Umgang mit ihrem Messer. Raw wird auch bald wieder gesund sein. Er ist Polizist und kann auch gut mit Waffen umgehen.“

„Aber das schaffen wir nicht, wenn Raws Genesung noch so lange dauert.“

„Wir schaffen das schon, Niklas. Jedenfalls, wenn ihr Überlebende findet, dann bringt sie ruhig hier her, auch Kinder und Alte. Also, morgen werden wir uns dann um die medizinischen Mittel kümmern. Waffen, Munition, Nahrung und Wasser haben wir erst einmal genug.“

„Jetzt fällt es mir wieder ein“, platzte Diana plötzlich in das Gespräch, weshalb sie alle ansahen.

„Was ist los?“, fragte Milliardo nach.

„Wir haben auf dem Dach nicht nachgesehen, ob da ein Zombie ist. Die Schüler haben freien Zutritt zum Dach. Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob da jemand ist.“

„Er wäre durch Milliardos gewolltes Geräusch sicher nach unten gekommen oder wäre vom Dach gestürzt“, widersprach Michael.

„Nicht unbedingt. Auf dem Dach hört man alles nur noch sehr leise. Außerdem gibt es am Rand des Daches ein Metallgitter, das Sturz verhindert.“

„Man kommt also ohne Probleme auf das Dach?“, fragte Milliardo. Diana nickte. „Gut. Diana, wir gehen aufs Dach! Lu, du siehst nach unseren Kindern! Gil, du siehst nach Raw! Niklas und Michael, ihr passt draußen auf! Ich habe das dumme Gefühl, dass die Soldaten bald da sein werden, um auch hier aufzuräumen. Ihr werdet es von einem der Klassenzimmer aus dem letzten Stock beobachten!“ Alle nickten und gingen los, bis auf Diana und Milliardo.

Erst als die anderen raus waren, gingen sie. Im dritten Stock, also dem letzten Stockwerk sahen sie zu einer Leiter, die über eine Luke zum Dach führte. Milliardo kletterte voraus. Es waren zirka 15 Sprossen bis zur Luke, die er langsam und lautlos öffnete. Er spähte durch die Luke und sah sich nach allen Seiten um. Es war nichts zu sehen.

Deshalb kletterten beide nach ganz oben und stellten sich auf das flache Dach. Es war noch ein kleineres Häuschen auf dem Dach, das keine größere Fläche von zwei m² und keine größere Höhe als zwei Meter hatte. Da es mitten auf dem Dach stand, schlichen Milliardo und Diana sich an das Häuschen heran. Fenster waren an dem Häuschen nicht angebaut. Milliardo öffnete die Tür und sah sich in jedem Winkel um, nichts. Er schloss die Tür wieder.

Milliardo und Diana trafen sich hinter dem Häuschen wieder. Es war also kein Zombie auf dem Dach. Sie ließen ihre Messer sinken und steckten sie wieder weg. Danach verließen sie das Dach wieder und verschlossen die Luke. Kurz darauf trafen sie sich wie vorher im Sekretariat wieder.

„Was auf dem Dach gefunden?“, fragte Niklas. Diana schüttelte leicht den Kopf. „Traurig darüber?“ Niklas sah zu Diana.

„Greg und Hannah hätten da oben sein können.“

„Also heißt die Sekretärin Hannah und dein Mann Greg?“

„Ja.“

„Wir haben trotzdem noch ein Problem“, mischte Milliardo sich ein.

„Nämlich?“, fragte Michael.

„Die Decken und Kissen reichen nicht für alle. Wir haben insgesamt fünf Decken und acht Kissen. Wir brauchen also noch mindestens fünf Decken und zwei Kissen. Gil meinte, dass wir für den Notfall erst einmal die Betten aus dem Krankenzimmer nehmen sollen. Es sind insgesamt sechs Betten. Raw liegt in einem, also sind es noch fünf Betten. Das können wir aber nicht so lassen. Zurzeit gibt es noch nicht so viele Zombies, also sollten wir es so schnell wie möglich machen.“

„Vielleicht finden wir in den Häusern des Dorfes noch so etwas“, vermutete Diana.

„Nein, wenn wir die ganzen Häuser durchsuchen, verbrauchen wir eine Menge Zeit. Außerdem müssten wir mehrere Häuser durchsuchen. Lasst uns zu einem Laden fahren, der so etwas verkauft. Wo finden wir ein Bettenlager?“

„Das weiß ich jetzt gar nicht so richtig. Wir haben sie immer bestellt, aber nie in einem Laden gekauft.“ Diana sah zu Milliardo.

„Vielleicht kann ich mich mit Niklas ja mal etwas umsehen“, meinte Michael.

„Umsehen?“, fragte Milliardo.

„Wir können ja heute die Betten aus dem Krankenzimmer nehmen. Die Kinder und Frauen sollten darin schlafen. Wir nehmen die restlichen Decken und je ein Kissen. Morgen werden Niklas und ich mal losfahren.“

„Okay, dann machen wir das so“, meinte Milliardo und stand auf.

„Dann sollten wir uns jetzt ausruhen“, schlug Lu vor, woraufhin alle nickten. Zusammen verließen sie das Sekretariat. Gil ging wieder ins Krankenzimmer, während Lu und Milliardo zu ihren Kindern gingen.

 

Greg und Hannah fuhren in seinem Auto die lange Straße entlang. „Wieso hatte dein Auto gerade heute einen Aussetzer?“, fragte er.

„Keine Ahnung. Es musste schon lange mal wieder zur Durchsicht.“

„Wo sollen wir hin? Was ist hier überhaupt passiert?“

„Die sehen aus wie Menschen, aber sie scheinen tot zu sein. Deine Frau hat Biologie studiert. Sie hätte es bestimmt gewusst.“

„Wir haben sie aber zurückgelassen. Das war doch immerhin dein Vorschlag.“

„Hätten wir an diesen komischen Irren vorbei gehen sollen? Sie haben sich auf alles Lebendiges gestürzt. Wir konnten sie doch nicht mehr holen. Deiner Frau ist es bestimmt auch so ergangen.“

„Wahrscheinlich. Wir mussten doch unser Leben retten und nicht das von meiner Frau. Sie wäre eh nicht weit gekommen. Wir müssen uns etwas Sicheres suchen, bevor es dunkel wird. Wir wissen ja nicht einmal, ob sie im Dunkeln sehen können.“

„Hey, warte, das steht jemand.“ Greg hielt neben dem Mann an, der dankend lächelte. Er stand auf Hannahs Seite, weshalb sie ihr Fenster herunterließ.

„Entschuldigen Sie, kann ich mitfahren?“, fragte er.

„Sie sind keiner dieser Irren, die Menschen essen, oder?“, fragte Hannah.

„Irren, die Menschen essen? Sie meinen bestimmt die Zombies. Ich sehe doch nicht tot aus. Keine Sorge, ich habe auch eine Waffe und Munition dabei.“

„Steigen Sie ein“, meinte Greg.

„Danke“, antwortete der Mann. Als er schließlich im Auto saß und die Tür schloss, kam ein Zombie aus dem Wald neben ihnen heraus. „Fahren Sie schnell!“, befahl er. Greg trat aufs Gas. „Wenn ein nichtinfizierter Mensch gebissen wird, wird man auch zu solchen Biestern. Sie sind nur durch einen Schlag auf den Kopf zu töten. Am besten, man zerstört ihr Gehirn ganz.“

„Woher wissen Sie das alles?“, fragte Greg.

„Das habe ich in einem Kampf gegen eines dieser Biester herausgefunden. Ich habe ihm einmal ins Herz, einmal in die Lunge und einmal in den Bauch geschossen. Das hat sie nicht gestört. Erst durch einen Kopfschuss starb er. Vorher habe ich gesehen, dass er einen anderen Mann gebissen hat. Kurz darauf ist der Mann gestorben. Ich vermute einfach mal, dass er als Zombie wieder aufsteht. Ansonsten kann ich es mir nicht vorstellen, warum es so viele von denen gibt.“

„Hast du eine Idee, wo wir hin können?“, fragte Hannah.

„Lasst uns die Städte meiden. Die werden wahrscheinlich voll von denen sein. Wir sollten irgendwohin, wo man gut gesichert ist.“

„Nämlich?“

„Das weiß ich noch nicht. Lasst uns erst einmal fahren und sehen, wo wir hinkommen.“ Hannah und Greg nickten.

„Das ist Greg Schulze. Ich bin Hannah Kolbe. Wie heißen Sie denn?“

„Mein Name ist Jan Pol.“

„Was waren Sie denn, dass Sie eine Waffe besitzen?“

„Ich war Jäger. Sie haben keine Waffen?“

„Nein. Greg war Schuldirektor und ich war seine Sekretärin.“

„Schuldirektor und Sekretärin? Verstehe.“ Jan lächelte freundlich. Sie fuhren ziemlich lange einfach nur herum, um etwas Sicheres zu finden, mieden aber die Städte.

Kapitel 3

Fremde

 

Es waren zwei Wochen seit dem Ausbruch vergangen. Diana hatte den Umgang mit ihrem Messer schon ziemlich verbessert und half den Jungs beim Wachdienst. Milliardo hatten sie alle zum Anführer gewählt.

Die Nahrungsvorräte wurden langsam kleiner. Sie würden noch zirka zwei Wochen mit der Nahrung und dem Wasser hinkommen, aber heute wollten sie auf Raubzug gehen. Da es Anfang Sommer war, hatten sie auf dem Schulhof, der weitgehend nicht gepflastert war, einen Garten errichtet, in dem sie Kartoffeln, Tomaten, Gurken, Kohlrabi, Bohnen und anderes anbauten.

Auf dem Schulhof befanden sich auch ein Kirsch-, Birnen- und ein Apfelbaum, den sie auch bald pflücken konnten. Die Kinder kümmerten sich um den Garten, da sie auch behilflich sein wollten. Inzwischen waren es schon fünf Kinder, wenn man Meg mitrechnete.

Außerdem waren sie auch schon zwei Ärzte. Einen Tag nach dem Ausbruch waren sie in einem Krankenhaus gewesen, da die Apotheke nicht die richtigen Medikamente hatte. Im Krankenhaus fanden sie einen Arzt, einen älteren Patienten und zwei Kinder.

Der Arzt, der 43 Jahre alt war, hieß Philipp. Die Kinder, die sich bei ihm mit versteckten, waren ein Junge und ein Mädchen. Der Junge hieß Tom und war zehn Jahre alt. Das Mädchen hieß Sarah und war neun Jahre alt. Der ältere Patient hieß Alfred. Er war herzkrank und war 57 Jahre alt. Sie hatten noch zwei Männer dabei, aber bei der Flucht wurden sie gebissen und starben.

Über den zweiten Arzt waren sie alle froh, denn ein Arzt würde auf Dauer nicht reichen. Raw ging es auch schon viel besser. Seine Wunde riss nicht mehr auf. Außerdem half er den anderen schon beim Wachdienst, aber er durfte die Schule nicht verlassen.

Etwas Zivilisation hatten sie auch, denn Meg hatte einen wichtigen Job bekommen. Seit einer Woche unterrichtete sie die vier Kinder in den Fächern Deutsch, Mathematik, Englisch, Ethik, Literatur und Geschichte. Diana unterrichtete alle fünf Kinder schließlich in Biologie und Sport. Zum Unterricht benutzten sie die Schulbücher und die Unterrichtsmaterialien aus dem Sekretariat. Sie schrieben auch Leistungskontrollen und Klassenarbeiten.

Da Tom und Sarah etwas älter waren, waren sie auch im Vorteil, aber sie halfen Milou und Naina. In Biologie ließen sich alle vier schließlich von Meg helfen. Den Sportunterricht absolvierten sie in einem Klassenraum, da sie eh nur fünf Kinder waren. Manchmal gesellten sich die Erwachsenen dazu und machten mit, wenn sie Langeweile hatten.

Inzwischen funktionierten weder der Strom noch das Wasser. Die Überlebenden waren also auf den Regen oder den Flüssen, Bächen oder Seen in der Nähe angewiesen. Das war für sie jedoch nicht so schlimm.

Eine ganze Woche funktionierte noch der Strom und das Wasser. In den Nachrichten sahen sie, dass die Armee noch versuchte die Wasser- und Stromkraftwerke zu verteidigen, aber, wie vorherzusehen war, konnten sie dies nicht lange tun. Inzwischen wusste niemand mehr, was in der Welt abging.

Die Angriffe der Armee, die Milliardo an der Schule vermutete, kamen nie. Kein einziges Flugzeug oder Auto hatten sie seitdem mehr gesehen. Einige Zombies liefen an der Schule immer wieder vorbei, aber sie kamen nicht an dem Metallzaun vorbei in die Schule. Überhaupt gingen sie einfach nur an der Umzäunung der Schule vorbei.

Milliardo hatte den Kindern sogar schon erlaubt, auf dem Schulhof zu spielen. Dabei war jedoch auch ein bewaffneter Erwachsener dabei. Meist war es Lu. Milliardo hatte bis jetzt kaum Regeln aufgestellt, außer dass niemand in der Dunkelheit auf dem Schulhof spielen durfte. Außerdem durfte niemand das Gelände verlassen, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Dies geschah natürlich nur zu dem Wohlbefinden der Überlebenden, die auch alle einverstanden waren.

An diesem Morgen versammelten sich alle im Raum 13, einem großen Klassenraum, in dem sie die Besprechungen immer abhielten. Selbst die Kinder waren immer dabei. In dem Raum wurden fast alle Stühle und Tische heraus geräumt. Allein der Lehrertisch, dessen Stuhl und vier Tische, sowie dessen Stühle befanden sich noch im Raum.

„Okay, heute müssen wir etwas Nahrung und Wasser holen“, eröffnete Milliardo die Gesprächsrunde. „Gil, Philipp, braucht ihr medizinische Mittel?“

„Nein, es sind zurzeit genug da“, antwortete Philipp.

„Kann Raw mitgehen?“, fragte Milliardo.

„Ja“, antwortete Philipp.

„Kann er nicht“, widersprach Gil. „Er muss sich noch ausruhen.“

„Bitte? Was denn nun?“ Milliardo sah zwischen den beiden Ärzten hin und her.

„Ich bin dagegen“, meinte Gil. „Raw braucht definitiv noch Ruhe. Er mag vielleicht Wachdienst mitmachen können, aber er sollte noch nicht mit auf Raubzug gehen. Seine Wunde macht ihm immer noch zu schaffen.“

„Das denkst du, Gil. Ich bin der Meinung, dass er gehen kann.“

„Gil, es ist in Ordnung, ich kann gehen“, mischte Raw sich ein.

„Aber Raw“, widersprach Gil, sah aber, dass er gegen Philipp und Raw nicht ankam. „Milliardo, dann lass mich wenigstens mit ihm gehen.“

„Sicher?“, wollte Milliardo wissen.

„Ja, ich schaffe das schon.“

Milliardo nickte daraufhin. „Okay, also es gehen Raw, Gil und ich.“

„Du?“, fragte Niklas.

„Ja, ich will, dass du und Michael weiterhin auf die Schule aufpasst. Diana, Meg, ihr unterrichtet weiter. Philipp bleibt auf der Krankenstation. Alfred, du passt auf alles auf. Nebenbei könntest du eine Inventur der Munition und der Waffen machen. Gil, du nimmst ein Messer an dich! Als Arzt kannst du sicher gut damit umgehen. Raw nimmt seine Pistole. In letzter Zeit hast du doch gelernt mit der Armbrust umzugehen. Die nimmst du auch mit. Ich nehme auch eine Pistole und mein Messer mit. Alfred, diese nehmen wir am Ende noch in die Inventur mit rein, wenn wir wieder da sind. Wir nehmen mein Auto. Einige leere Kisten packen wir schon einmal ein. So, jetzt haben alle seine Aufgaben. Raw, Gil, wir brechen in drei Stunden auf. Ich will euch aber 15 Minuten vorher hier sehen, damit wir noch etwas besprechen können. Macht euch bis dahin fertig!“

Alle nickten. Bis auf Raw, Gil und Milliardo gingen alle. Lu wartete ebenfalls. Dabei fiel Milliardo ein, dass er ihr keine Aufgabe gegeben hatte.

„Ich passe einfach auf die Kinder auf“, meinte Lu lächelnd. Milliardo nickte ebenfalls lächelnd. Daraufhin ging sie.

Raw und Gil wohnten zurzeit in Raum 25. Drinnen stand für sie je ein Bett und ein Schrank für deren Sachen zusammen. Innerhalb der zwei Wochen hatten sie alle genug aus den umliegenden Dörfern und Märkten geholt, um es sich hier gemütlich zu machen. Beide saßen auf Gils Bett nebeneinander und starrten auf die Wand.

„Du musst nicht mitkommen“, meinte Raw.

„Doch, es ist wichtig. Du bist noch gar nicht richtig genesen.“

„Aber durch die Armbrust muss ich den Zombies ja nicht nahe kommen. Schlimmstenfalls kann ich ihnen mit dem Messer in den Kopf stechen. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen um mich machen, Gil.“

„Das mache ich aber.“ Beide hatten ihre Hände an ihren Seiten aufs Bett gestützt. Plötzlich berührten Raws Finger Gils Finger, der zusammenzuckte. Es war schon die ganzen zwei Wochen so, dass Raws Berührungen wie Feuer auf seiner Haut waren. Raw nahm Gils Hand fest in seine.

Gil drehte seinen Kopf zu ihm, um in anzusehen, aber in dem Moment spürte er Raws Lippen an seinen. Gil riss seine Augen erschrocken auf, aber kurz darauf schloss auch er seine Augen und erwiderte den Kuss. Noch nie hatte er so ein Herzklopfen gehabt, wie bei diesem Kuss. Raw drückte Gils Hand fester. Kurze Zeit später lösten sie den Kuss und sahen sich in die Augen.

Wieder bewegten sich ihre Köpfe aufeinander zu und wieder küssten sie sich. Gil legte seine freie rechte Hand an Raws linke Wange. Kurz darauf lösten sie wieder den Kuss. Danach nahm Raw Gil in den Arm, der tatsächlich auch seinen Kopf an Raws Brust legte. Dabei lauschte er Raws schnellem Herzschlag.

„Ich will dich lieber hier in Sicherheit wissen“, fing Raw wieder an.

„Ich komme mit, egal, was passiert. Ich lasse dich nicht alleine dahin gehen.“

„Dann passe ich auf dich auf, Gil, versprochen. Ich werde nicht zulassen, dass dir irgendjemand weh tut.“

„Danke.“ Gil schloss seine Augen, als Raw anfing durch sein schulterlanges leicht gewelltes schwarzes Haar zu streichen.

 

Tatsächlich trafen sich Raw, Gil und Milliardo 15 Minuten bevor sie aufbrechen wollten im Raum 13. Auf dem Tisch lagen drei Rucksäcke, die alle gleich aussahen. Milliardo hatte außerdem eine Karte vor sich ausgebreitet.

„Wo fahren wir hin?“, fragte Raw und beugte sich genau wie Gil ebenfalls über die Karte, während Milliardo suchte.

„Wir haben in den Dörfern nie nach Nahrung gesucht, aber die wird bei den meisten wohl schon verrottet sein“, meinte Milliardo und suchte weiter. „Wir müssten also eigentlich zu einem richtigen Supermarkt fahren. Naina sagte mir auch, dass sie Sachen bräuchte. Das heißt, wenn wir Kleidung finden, nehmen wir sie alle mit. Am Rand dieses Dorfes befindet sich ein Supermarkt. Er ist zwar nur klein, aber er reicht definitiv aus.“

„Wollen wir doch mal hoffen, dass er nicht schon geplündert wurde“, sagte Gil und sah zu Milliardo. In den letzten zwei Wochen hatte Michael sich mit seinem Auto etwas umgesehen und alle Straßen rot markiert, die durch Unfälle unpassierbar waren.

Vor einer Woche gab es in den meisten Städten und Dörfern Aufstände aufgrund dieser unheilbaren Krankheit. Die meisten, die fliehen wollten, bauten durch die Massenpanik Autounfälle und verbarrikadierten den weiteren Weg.

„In letzter Zeit wurden es auf jeden Fall mehr Zombies“, meinte Raw zu den beiden.

„Michael und Niklas sagten es mir bereits“, antwortete Milliardo. „Wir hatten Glück, dass wir in der Anfangszeit diese Schule so unbewohnt vorfanden. Wären hier alle Schüler gewesen, hätten wir die Schule niemals benutzen können. In der Wildnis überleben zu wollen, ist fast unmöglich. Es gehen seit drei Tagen immer mehr Zombies hier an der Schule vorbei. Sie verlassen also die Städte langsam.“

„Wahrscheinlich weil es in der Stadt kaum noch lebende Menschen gibt“, vermutete Gil.

„Niklas und Michael halten die Ausfahrt von Zombies frei. Also haben wir keine Probleme die Schule zu verlassen. Michael ruft mich auch sofort an, wenn etwas ist. Ich hoffe, dass dieser Metallzaun auch noch die nächsten Zombiehorden standhält. Das ist wohl meine größte Angst.“

Nach einer kurzen Denkpause, sagte er schließlich: „Ich habe für jeden einen Rucksack. Mein Auto habe ich schon mit mehreren leeren Kisten gefüllt. Gil, ich frage dich jetzt noch einmal. Willst du wirklich mitkommen?“

„Ja, du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen.“

„Es geht nur darum, dass du Arzt aus Überzeugung bist. Jemanden zu töten, würde gegen deinen Eid sprechen.“

„Du hattest es selbst gesagt, dass sie keine Menschen mehr sind.“

„Ist okay. Du willst auf Raw aufpassen, stimmt es?“

„Ja, er ist immer noch nicht ganz gesund.“

„Wie du meinst. Raw, du fühlst dich auch fit genug?“

„Ja, na klar. Ich bin froh, wenn ich mal hier heraus komme.“

„Gut Raw, wir verteidigen Gil.“

„Geht klar.“

„Nichts gegen dich, Gil, aber du bist einfach noch nicht geübt darin, diese Wesen zu töten.“

„Ich verstehe das schon.“

„Ich passe auf ihn auf, Milliardo.“

„Gut, dann ist das geklärt. Das Dorf liegt etwa zehn Kilometer entfernt. Ich habe auch schon mit Michael geredet. Es sollte keine Straßensperren dort geben. Er ist den Weg schon einmal abgefahren. Außerdem hatte er dort keine Zombies im Umkreis gesehen.“ Raw und Gil nickten. Jeder setzte einen Rucksack auf. Zusammen gingen sie aus dem Schulgebäude heraus.

Am Schultor standen schon Michael und Niklas. Auf der anderen Seite des Schultores sah man zwei tote Zombies, die sie wahrscheinlich schon getötet hatten. Raw, Gil und Milliardo legten ihre Rucksäcke in die mittlere Stuhlreihe.

Gil setzte sich neben Milliardo hin, während Raw hinter Milliardo saß. Raw und Milliardo wussten, dass Gil eigentlich große Angst hatte. Trotzdem nahmen sie ihn mit. Sie konnten nur hoffen, dass alles gut ging.

Als Milliardo sein Auto startete und zum Schultor fuhr, schloss Michael das Schultor auf und öffnete es so weit, dass Milliardo geradeso durchfahren konnte. Als Milliardo auf der anderen Seite war, schlossen sie das Schultor wieder.

Links von Milliardos Auto kamen schon die ersten drei Zombies angelaufen. Milliardo fuhr einfach an ihnen vorbei, wobei sie aber noch nach dem Auto greifen wollten. Plötzlich drehten sie sich um und liefen gegen das Schultor. Mit Messern zerstörten Michael und Niklas die Gehirne der Zombies, denn die Messer passten ganz einfach zwischen die Metallstäbe hindurch. Danach gingen sie wieder in die Schule und nahmen ihren Wachposten ein.

 

Während der Fahrt versuchte Gil einen anderen Gedanken aufzufassen. Manchmal sah er Zombies an ihnen vorbeilaufen, aber sie waren bei weitem nicht so schnell, wie das Auto.

„Angst?“, fragte Milliardo.

„Vielleicht etwas“, antwortete Gil gleichgültig.

„Das Auto hat Fenster aus Panzerglas. Du kannst auch im Auto bleiben.“

„Nein, es ist schon okay. Ich habe ein Messer, mit dem ich mich verteidigen kann.“

„Ich bleibe bei Gil“, sagte Raw.

„Gut, wir sind gleich da.“ Milliardo parkte nach einiger Zeit neben einem tatsächlich kleinen Supermarkt. Er parkte sogar ordnungsgemäß auf dem Parkplatz gleich neben dem Eingang. Zurzeit sahen sie keine Zombies.

Sie stiegen alle drei auf und setzten ihren Rucksack auf. Nebenbei nahmen Gil und Milliardo ihre Messer heraus. Raw nahm seine Armbrust heraus und legte schon einen Pfeil an. Den Pfeilköcher hing er über seine Schulter wie einen Rucksack. Darüber setzte er seinen Rucksack so auf, dass er ohne Probleme nach einem Pfeil schnappen konnte.

Sie gingen zum Eingang, der natürlich verschlossen war. „Was machen wir jetzt?“, fragte Gil.

„Es gibt sicher einen Hintereingang“, meinte Raw und lief schon nach links. Milliardo und Gil folgten ihm. Als sie um die Ecke bogen, sahen sie einen Zombie reglos dastehen. Trotzdem hörte man sein Stöhnen. Während Milliardo und Raw sich auf diesen Zombie konzentrierten, sah Gil nach hinten, ob ein Zombie von den anderen Seiten kam.

Raw zielte schnell und schoss den Pfeil ab. Eine Sekunde später fiel der Zombie tot mit einem Pfeil im Kopf zu Boden und blieb liegen. Sie gingen weiter. Als sie an dem Zombie ankamen, zog Raw den Pfeil aus dem Kopf des Zombies und legte ihn neu an. Gil musste wegsehen, wobei er jedoch sah, dass von einer Seitengasse neben ihm mehrere Zombies kamen. So schnell konnte er nicht zählen, deshalb stupste er Raw ängstlich an, der sich zu ihnen umdrehte.

„Kommt mit!“, meinte er und rannte die Gasse weiter. Milliardo und Gil folgten ihm. Am Ende der Gasse, die am hinteren Ende des Kaufhauses war, ging es nach rechts und nach links. Natürlich mussten sie nach rechts, um an den Hintereingang des Gebäudes zu kommen. Auch von links kamen mehrere Zombies.

Sie rannten zu einer Tür, die anscheinend der Hintereingang war. Sie hatten Glück, die Tür war unverschlossen. Raw öffnete sie. Als sie alle drei drinnen waren, schloss er die Tür wieder und stemmte sich dagegen, denn die Zombies liefen und klopften auch dagegen.

Milliardo sah ein bewegbares stabiles Metallregal. Zusammen mit Gil schob er es vor die Tür und machte es standfest. Dabei war die Klinke blockiert, sodass die Zombies auch nicht hereinkommen konnten. Sie sahen auch eine Vorhängekette, die sie an das Schloss der Tür anbrachten.

Sie sahen kurz nach, ob es hielt. Es hielt, also sahen sie sich um. Sie waren anscheinend im Lagerraum. Hier gab es schon genug Nahrung, Wasser und Kleidung, aber sie mussten nach vorne, um raus zu kommen. Trotzdem packten sie ihre Rucksäcke so voll, wie es ging. Noch mehr wollten sie in die Kisten einpacken, wenn sie vorne reinkommen konnten. Das hieß, dass sie nach vorne gehen mussten oder jedenfalls einen anderen Ausweg finden mussten.

Als sie ihre Rucksäcke voll gepackt hatten, gingen sie zur Tür, als Gil plötzlich anhielt. „Was ist los?“, fragte Milliardo.

„Diese Zombies aus der Gasse haben uns gesehen. Ich dachte, sie können nicht sehen.“

„Wahrscheinlich haben sie sich weiterentwickelt“, spekulierte Raw. Gil sah ihn verstehend an und ging zu ihnen. Als sie die Tür öffneten, war alles dunkel, aber man konnte was erkennen.

Gil holte seine Taschenlampe raus und leuchtete in den Gang. Es sah tatsächlich wie ein Supermarkt aus, die Regale waren aneinander gereiht.

„Wir gehen geradeaus zum Eingang und öffnen ihn!“, befahl Milliardo. Gil und Raw nickten. Schnell und lautlos gingen sie den Gang entlang, aber plötzlich sahen sie drei Zombies vor ihnen stehen. Sie hielten an und duckten sich.

Raw zielte auf einen Zombie und gab Milliardo ein Zeichen, dass er bleiben solle, da er schon aufstehen wollte. Der Pfeil schoss direkt durch das Gehirn eines Zombies, der umkippte. Milliardo stellte mit Erstaunen fest, dass die anderen zwei Zombies sich auf ihn stürzten und anfingen, sein Fleisch zu essen.

Raw und Milliardo gingen lautlos zu ihnen, da sie mit ihrem Rücken zu ihnen saßen. Lautlos durchstachen sie auch ihnen mit dem Messer den Kopf. Die zwei Zombies fielen lautlos zu Boden. Raw nahm seinen Pfeil heraus und spannte ihn. Als er sich umdrehte, sah er einen Zombie hinter Gil stehen. Raw schoss. Gil sah erschrocken hinter sich, als der Pfeil den Kopf des Zombies durchbohrte.

Raw ging zu dem Zombie und nahm den Pfeil heraus. Er legte den Pfeil wieder an. Schnell gingen Raw und Gil zu Milliardo. Gil war den Tränen nahe. Er hatte furchtbare Angst, die ihn natürlich fast übermannte. Zurück konnten sie nicht. Die Zombies warteten ja fast darauf, sie fressen zu können. Jedoch wussten sie aber auch nicht, ob vor dem Supermarkt oder im Supermarkt die nächste Zombiehorde auf sie wartete. Gil bereute es langsam, dass er unbedingt mitgehen wollte.

Plötzlich wurde ihm schwindlig, er stoppte. Raw und Milliardo sahen zu ihm zurück. Gil hielt sich an einem Regal fest. Raw ging zu ihm und sah ihm direkt ins Gesicht. Gil war kreidebleich.

„Was ist los?“, fragte Milliardo im Flüsterton, als er neben Gil stoppte und sein kreidebleiches Gesicht sah.

„Mir ist schwindlig“, antwortete Gil.

„Das kommt bestimmt von deiner Psyche“, vermutete Raw.

„Von seiner Psyche?“, fragte Milliardo.

„Er hat panische Angst. Diese Angst lässt sich bei jedem anders bemerken. Manche haben Alpträume, anderen wiederum wird schwindlig. Wenn wir draußen sind, sollte er auf jeden Fall im Auto bleiben.“

Raw stützte Gil und ging mit ihm weiter. Milliardo ging voraus. Sie sahen noch einige Zombies, aber in anderen Gängen, sodass sie einfach in dem gleichen Gang blieben, in dem es keine Zombies gab. Schnell fanden sie auch die Eingangstür, die nach wie vor verschlossen war. Die Tür befand sich genau am Ende des Ganges, kurz nach dem Ende beider Regale zu ihrer rechten und linken Seite.

Raw brachte Gil an die Seite der Tür und ließ ihn los, als er sich an der Wand festhielt. „Was machen wir jetzt?“, flüsterte Milliardo.

„Ich versuche das Schloss zu knacken“, antwortete Raw, woraufhin Milliardo ihn fragend ansah. „Das ist ein Zeitschloss, aber ich dürfte es trotzdem aufkriegen. Gebt mir Deckung!“ Milliardo nickte und drehte sich um, aber die Zombies schienen noch nichts bemerkt zu haben.

Nach drei Minuten hatte Raw das Schloss geknackt. Gil war fast dabei den Verstand zu verlieren. Seine Angst wuchs immer mehr. Die Minuten kamen ihm wie Stunden vor. Schließlich öffnete sich die Tür, woraufhin Raw ihn wieder stützte und mitnahm.

Zusammen gingen sie zum Auto. Milliardo hielt dabei nach allen Seiten Ausschau, aber es schienen keine Zombies in Sicht zu sein. Gil setzte sich ins Auto auf den Beifahrersitz und legte seinen Rucksack auf die Sitzreihe hinter ihm.

„Du bleibst im Auto!“, befahl Raw und schloss die Tür. Milliardo hatte aus seinem Kofferraum bereits eine Kiste geholt, womit sie schnell in den Supermarkt reingingen. Gil verriegelte mit der Zentralverriegelung alle Türen und lehnte sich erst einmal zurück. Er versuchte sich zu beruhigen.

Während Milliardo in dem Gang stehen blieb, wo sie vorher standen, blieb Raw bei ihm und hielt Wache. Dabei sah er sich ständig nach allen Seiten um. Milliardo packte währenddessen einige Plastikflaschen mit Wasser und einiges an Nahrung ein. Für die Kinder nahm er auch noch etwas zu knabbern und Süßigkeiten mit.

So schnell sie konnten rannten sie wieder zum Auto und stellten die Kiste in den Kofferraum, nachdem Gil die Zentralverriegelung wieder aufhob. Plötzlich sahen sie in den Supermarkt, denn die Horde von hinten hatte es geschafft durchzubrechen und rannte in den Supermarkt. Dadurch wurden die anderen Zombies alarmiert, denn die eindringende Zombiehorde konnte die Menschen sehen. Alle Zombies kamen ihnen entgegen. Milliardo schloss den Kofferraum und beide stiegen ins Auto ein. Wieder verschloss Gil alle Türen.

Milliardo fuhr etwas nach hinten. Jedoch kamen die Zombies schon an das Auto. Milliardo trat aufs Gas und fuhr die Straße entlang zurück zur Schule. „Geht es?“, fragte Raw an Gil gerichtet, der nickte.

„Wir haben ja einiges an Nahrung mitnehmen können“, sagte Milliardo erfreut.

„Ja und Wasser auch noch“, fügte Raw hinzu.

„So schnell kommst du wohl nicht nochmal mit, oder, Gil?“, fragte Milliardo nach.

„Ich glaube, als Arzt bin ich effektiver.“ Gil sah aus seinem Fenster raus. Jetzt war die Gefahr ja hoffentlich erst einmal vorbei.

„Das bist du tatsächlich.“ Milliardo lächelte. Es war aber keine Beleidigung gewesen, denn nicht jeder konnte die Beherrschung in so einer Situation behalten. Ärzte waren ja immerhin auch wichtig.

 

Niklas und Michael standen gerade Wache auf dem Dach. Michael sah zum Eingangstor und Niklas zur entgegengesetzten Seite. Plötzlich entdeckte Michael etwas. Er nahm ein Fernglas und sah genauer hin. Erschrocken rief er nach Niklas, der zu ihm ging und mit dem Fernrohr in die gleiche Richtung sah.

„Das sind bewaffnete Leute“, stellte Michael fest.

„Ja, so wie die aussehen, sind die uns wohl nicht gut gesinnt. Sie sehen aus wie Jäger. Normale Überlebende sind das jedenfalls nicht. Wir sollten sie weiter beobachten.“

Michael nickte. Es waren drei Männer, die in grünen Uniformen durch das Gras liefen. Es waren keine Soldaten, was Michael und Niklas an der Weise, wie sie die Waffen hielten, erkannten. Diese Menschen waren noch unerfahren.

„Wir sollten das Milliardo melden“, meinte Michael.

„Sobald er da ist. Vielleicht sind sie ja bald da.“ In diesem Moment kam bei ihm eine SMS an. Niklas öffnete die SMS und las sie kurz. „Sie sind gleich da. Wir sollten langsam runter.“ Michael nickte.

Zusammen gingen sie zum Tor und sahen sich wieder nach den Männern um, aber sie waren verschwunden. Das beunruhigte sie noch mehr.

 

Im Versammlungsraum standen Raw, Gil, Milliardo, Michael und Niklas im Kreis. „Ich glaube, wir bekommen Besuch“, meinte Niklas. Milliardo, Raw und Gil sahen fragend zu ihm. „Michael hat heute drei Männer in einer grünen Uniform entdeckt, die hier in der Nähe mit Waffen gelaufen sind.“

„Sind sie erfahren?“, fragte Milliardo nach, denn das Wort Uniform störte ihn sichtlich.

„Erfahren ist etwas ganz anderes“, antwortete Michael. „Sie haben die Waffen noch recht unerfahren gehalten. Ich denke, dass hier in der Nähe einige von denen herumgelaufen sind. Die hatten nicht umsonst die gleichen Sachen an. Das wird bestimmt eine ganze Gruppe sein. Entweder dient die Uniform dazu in der Wildnis unerkannt zu bleiben, oder sie wollen ihre Leute selbst erkennen.“

„Wir sehen uns heute noch um, Michael. Niklas, du bleibst hier und stehst Wache. Raw, willst du mit oder Wache halten?“

Raw schien kurz zu überlegen. „Ihr seid schon zwei und auf einen Kampf werdet ihr euch ja nicht einlassen. Niklas und Noin sind hier alleine und haben viel mehr Menschen zu beschützen. Noin kümmert sich immerhin mit um die Kinder. Ich würde sagen, dass ich hier mehr gebraucht werde, oder?“

Milliardo nickte. „Gil, du kannst in dein Zimmer gehen und dich erst einmal ausruhen.“ Gil nickte darauf. Ihm ging es tatsächlich nicht so gut, weshalb er froh war, mal wieder etwas Ruhe zu bekommen.

Plötzlich kam Diana hereingerannt. Alle sahen sie fragend an. „Da sind zwei Männer hinter der Schule. Sie tragen beide grüne Sachen und Waffen. Es scheint, als suchen sie etwas. Naina und Milou haben Angst.“

Milliardo winkte Michael zu sich. Michael wusste, dass es der Befehl war, um sich die beiden Männer zu schnappen. Milliardo wollte unbedingt wissen, wer sie waren und was sie hier trieben.

Michael und Milliardo verließen zuerst das Zimmer. Niklas ging anscheinend wieder auf Patrouille. „Ich kümmere mich mal wieder um den Unterricht“, meinte Diana.

Raw schlug vor: „Ihr solltet alle im Gebäude sein und euch von den Fenstern fernhalten.“ Diana nickte und ging. Daraufhin legte Raw plötzlich seine Armbrust auf den Tisch und nahm Gil in seine Arme, der ihn erst einmal erschrocken ansah. Kurz darauf legte er aber seinen Kopf auf seine Schulter und legte seine Arme um seinen Hals.

„Alles in Ordnung?“, fragte Raw.

„Es geht schon. Es ist für niemanden einfach. Ich werde aber als Arzt wohl nützlicher sein und auch mehr gebraucht werden.“ Raw nickte und streichelte Gil auf dem Kopf. Gil genoss seine Fürsorge und schloss für kurze Zeit seine Augen. Er wünschte sich, dass diese Zeit nie enden würde, diese Zeit mit Raw.

 

Milliardo und Michael verließen die Schule über den Vordereingang. Vorher hatten sie sich von Diana die genaue Position von den Männern geben lassen. Milliardo hatte ihr auch genauestens befohlen, niemanden außer Niklas und Raw nach draußen zu lassen.

Nach sich schlossen sie das Tor. Michael hatte den Schlüssel zum Tor genommen. Beide umgingen die Schule, etwas nach vorne gebückt und langsam gehend, damit sie nicht gleich erwischt wurden. Als sie neben der Schule ankamen, versteckten sie sich im Gebüsch und gingen langsam weiter. Als sie das Ende der Schule schon sahen, sahen sie zwei Männer im Dickicht herumlaufen. Die Blätter bewegten sie mit ihren Gewehren zur Seite.

Milliardo gab Michael ein Zeichen. Als sie zur Schule sahen, sahen sie, dass Raw und Niklas am Fenster standen, und auf die Männer zielten. Nichtsdestotrotz gingen sie etwas schräg, um von den Männern nicht erwischt zu werden. Die Männer gingen regelrecht an ihnen vorbei, da sie die beiden etwas entfernten Männer nicht sahen und redeten miteinander.

„Es wird auch immer schwieriger Nahrung zu finden“, meinte der linke Mann und schob wieder einen Ast zur Seite.

„Stimmt“, antwortete der rechte.

„Der Chef sagte zwar, dass wir die Schule beschatten sollten, weil da Autos sind, aber da sind bestimmt nur Zombies drin, mehr nicht.“

„Da bin ich voll deiner Meinung. Hey, Matthias, wir sollten gehen und dem Chef sagen, dass wir nur Zombies in der Schule gesehen haben. Dann können wir vielleicht endlich weiterreisen. Wenn wir noch lange hier bleiben, gehen uns die Überlebenden aus.“ Als Milliardo und Michael das hörten, erschraken sie darüber, wie der Mann über Menschen sprach. „Hier gibt es so viele Zombies, aber so wenig Nahrung.“

„Aber wenn wir die Schule von den Zombies einnehmen, wären wir eine Zeit lang sicher, Ted“, meinte Matthias.

Milliardo gab Niklas ein Zeichen, der nickte. Im nächsten Moment sprangen sie aus dem Gebüsch hervor und griffen die beiden Männer von hinten an, die gar nicht so schnell reagieren konnten. Sie nahmen ihnen von hinten die Gewehre ab und drückten sie mit der anderen Hand an den Metallzaun. Die Männer sahen erschrocken drein, als ihre Hände auf den Rücken gedrückt wurden, nachdem sie die Gewehre hinter sich warfen.

„Wer seid ihr und was macht ihr hier?“, fragte Milliardo, der Ted festhielt. Matthias wurde demnach von Michael festgehalten.

„Das ist Matthias und ich bin Ted“, antwortete Ted.

„Eure Namen wussten wir schon vorher“, zischte Michael wütend. Er konnte es einfach nicht fassen, wie die Männer über die Überlebenden geredet hatten.

„Wir suchten eine Unterkunft“, antwortete Matthias, kaum fähig sich zu bewegen. Als er versuchte, seine Hände etwas freizubekommen, drückte Michael noch fester zu, weshalb Matthias aufschrie.

„Lass sie uns rein bringen“, meinte Milliardo und sah zu Michael, der nickte. Sie ließen die beiden los und hoben sofort die Gewehre auf, die sie ihnen an den Rücken hielten. Die beiden Männer hoben sofort die Arme und gingen voraus. Durch den Aufschrei wurden drei Zombies, die in der Nähe waren auf sie aufmerksam. Michael zückte sein Messer und ging einem Zombie hinter sich entgegen, dem er das Messer auch einfach in den Kopf stieß und ging wieder zurück. Auf dem Weg hieb er einem zweiten Zombie das Messer in den Kopf, der von der Seite auf ihn zukam.

Matthias und Ted sahen sich erschrocken um, sahen aber gleich wieder nach vorne und gingen einfach weiter. Der dritte Zombie erschien von der Seite her neben Milliardo, fiel dann aber tot zu Boden. Matthias und Ted sahen zu Michael, der dem dritten Zombie einfach das Messer in den Kopf gestoßen hatte.

Danach kamen keine Zombies mehr, bis sie am Tor waren. Michael ging etwas voraus und schloss kurz darauf das Tor auf. Da sah Ted seine Chance und wollte abhauen, aber Milliardo richtete das Gewehr auf ihn und schoss, wobei Ted zu Boden ging.

Matthias wollte auch fliehen, aber zur anderen Seite, doch da steckte plötzlich ein Pfeil in seiner Schulter, weshalb er aufschrie. Michael sah nach oben zu einem der Klassenzimmer im dritten Stock, in dem er Raw sah, seine Armbrust erhoben.

Milliardo ging zu Ted, der vor Schmerzen zappelte. Dann packte er ihn am linken Arm und zog ihn hoch. Sicher hatte dieser Schuss ein paar Zombies kommen lassen, aber das war nicht schlimm, sie waren nur wenige Meter vom Tor entfernt.

Ted stand gequält auf. „Noch so eine Aktion und dann werde ich garantiert nicht nur dein Bein treffen, verstanden?“, sagte Milliardo sichtlich erbost, weshalb Ted schnell nickte. Milliardo zog ihn zum Tor, Ted konnte nur langsam humpeln.

Michael und Matthias waren schon auf dem Schulhof. Hinter sich schloss Milliardo das Schultor, während Michael es verschloss. Danach brachten sie die beiden Gefangenen in die Schule in das Klassenzimmer 13. Da stand auch schon Philipp und musterte die beiden Verletzten. Sie drückten die beiden auf Stühle, sodass sie saßen. Raw erschien im Zimmer.

„Guter Schuss“, meinte Michael und lächelte.

„Danke“, antwortete Raw. „Ich würde trotzdem gerne meinen Pfeil wieder haben.“

„Bring mir vorher Verband, dann bekommst du deinen Pfeil wieder“, sagte Philipp. Raw nickte und verließ das Klassenzimmer.

„Also, nochmal, was wollt ihr hier?“, fragte Milliardo wieder nach.

„Ich habe doch gesagt, dass wir eine Unterkunft suchen“, wiederholte Matthias und hielt seine Hand an den Pfeil.

„Auf keinen Fall einfach raus ziehen, lass mich das machen!“, befahl Philipp.

„Wie viele seid ihr?“, fragte Michael.

„Es sind nur wir beide“, antwortete Ted.

„Noch so eine Lüge und deine Wunde wird noch mehr schmerzen“, meinte Milliardo. „Ihr habt gesagt, dass euch die Überlebenden ausgehen, wenn ihr weiter hierbleibt.“

Ted sah ihn erschrocken an. In diesem Moment kam Raw rein und reichte Philipp den Verband, der dankend nickte. Zuerst krempelte er das Hosenbein von Ted hoch und verband die Wunde, die ziemlich stark blutete.

„Zeit zum Nachdenken?“, wollte Michael wissen und spießte Ted mit seinem Blick regelrecht auf, der seine Zähne vor Schmerz zusammenbiss.

„Okay, okay“, räumte Matthias ein, zu dem jetzt alle sahen. „Ich erzähle euch alles. Unsere Gruppe campt hier ganz in der Nähe im Wald. Wir wurden gezwungen, das hier alles zu machen. Unser Chef meinte, dass wir unbedingt Nahrung bräuchten und eine Unterkunft. Zwei unserer Männer haben sich vorher hier umgesehen und meinten, dass sie hier jemanden gesehen haben. Deshalb sollten wir diese Schule inspizieren.“

„Ihr wurdet gezwungen?“, fragte Philipp nach.

„Ja, wenn wir es nicht tun, werden wir an den Zombies verfüttert, damit die Zombies sie in Ruhe lassen“, antwortete Ted und sah ängstlich zu Milliardo.

„Verfüttert?“, fragte dieser.

Jetzt sprach wieder Matthias. „Ja, sie bringen uns auf die andere Seite des Waldes und verletzen uns an den Beinen, damit wir ihnen nicht entkommen können. Danach locken sie die Zombies zu uns und gehen einfach. Das ist schon fünf unserer Männer passiert, weil sie sich gegen unseren Chef gestellt haben.“

„Wer ist dieser Chef?“, wollte Raw wissen.

Philipp war mit Ted fertig und wandte sich jetzt Matthias zu. Deshalb sprach Ted weiter. „Sein Name ist Jan Pol.“

Als Raw den Namen hörte, sah er Ted erschrocken an. Milliardo und Michael entging dieser Blick nicht. „Kennst du ihn?“, fragte Michael nach.

„Ja, er ist ein ziemlich ungemütlicher Kerl. Er war Auftragskiller, niemand, mit dem man sich aus Spaß anlegen sollte.“

„Wie viele seid ihr?“, wiederholte Michael seine Frage.

Wieder wollte Ted sprechen, aber er hielt inne, als er Matthias' Schrei hörte, denn Philipp hatte ihm den Pfeil raus gezogen, den er dann auch Raw reichte. Raw nahm ihn und wollte gehen, aber Milliardo hielt ihn mit einem Zeichen zurück. Philipp verband die Wunde.

Ted machte einen erneuten Versuch zu sprechen, er war anscheinend besorgt um Matthias. „Wir haben jetzt im Lager noch 5 Wächter, drei Zivilisten, den Chef und eine Schwangere.“

„Eine Schwangere?“, fragte Philipp nach. „Habt ihr überhaupt einen Arzt?“

„Nein“, antwortete Ted. „Der Chef meinte, dass man so etwas wie einen Arzt nicht bräuchte. Das Kind weiß schon, wie es zur Welt kommen muss.“

„Das glaubt ihr doch nicht wirklich?“, fragte Philipp, auch sichtlich erbost. „Die Mutter und das Kind könnten sterben, wenn sie keine medizinische Versorgung bekommen. Ich wette, dass die Mutter zu viel Blut verlieren würde.“

„Dagegen können wir nichts machen. Das Wort vom Chef ist Gesetz.“ Ted sah wieder ängstlich zu Milliardo. Plötzlich lief Matthias eine Träne über die Wange. Jetzt wussten alle bisher Nichtwissenden im Raum Bescheid, denn Matthias weinte garantiert nicht aufgrund der Schmerzen.

„Du bist der Vater von dem Kind, oder?“, fragte Michael und sah erschrocken zu Matthias, der langsam nickte.

„Ich bitte euch, rettet meine Frau vor diesem Wahnsinnigen. Er benutzt jeden als Schild vor den Zombies, die ihm nicht nützlich sind. Erst vor Kurzem hat er zwei ältere Leute an die Zombies verfüttert, weil diese kränklich wurden. Die Ärztin, die die beiden behandeln wollte, hatte sich gegen Jan ausgesprochen und wurde ab dem nächsten Tag nicht mehr gesehen. Sie war Teds Frau. Er wird unser Kind töten, weil es ihm nichts bringt. Außerdem wird er auch meine Frau töten, weil sie eine ganze Zeit danach sicher keine Nahrung mehr suchen kann.“

„Warum flieht ihr nicht mit euren Familien?“, fragte Philipp.

„Sie verfolgen uns“, antwortete Ted und sah traurig auf den Boden. „Ein Mann hatte es gewagt zu fliehen. Jan zeigte uns am nächsten Tag seine Leiche und meinte, dass das jedem passieren würde, der es wagt zu fliehen.“

„Die Wächter machen da mit?“, wollte Raw wissen.

„Sie sind welche von seiner damaligen Gruppe“, antwortete Ted.

Milliardo biss seine Zähne vor Wut aufeinander. „Es sind nur fünf Wächter, oder?“, fragte er nach. Ted nickte. Milliardo drehte sich zu Michael um. „Hol mir Lu und Niklas her! Sie sollen sich beeilen.“ Michael nickte und ging.

„Ihr helft uns?“, fragte Matthias erfreut nach und sah Milliardo dankbar an.

„Wenn ihr uns belogen habt, ist das euer Tod“, meinte Milliardo. Wieder lief Matthias eine Träne über die Wange. „Kaum zu glauben, dass wir das in den zwei Wochen nicht mitbekamen. Keine Sorge, insgesamt sind es vier Zivilisten, fünf Wächter und Jan Pol. Den müssen wir höchstwahrscheinlich töten oder gefangennehmen, sonst macht der uns das Leben noch schwer.“

„Im Gegenzug zeigen wir euch eine Methode, wie ihr euch die Zombies vom Leib halten könnt“, versprach Matthias. Milliardo nickte daraufhin. Ted reichte Milliardo ein Foto, das er entgegennahm. Milliardo sah es sich an.

Auf dem Foto war ein Mann zu sehen, der noch recht jung aussah. Seine Augen waren goldgelb, was Milliardo ja nicht störte, aber sein Blick war der Blick einer Schlange, hinterhältig. Den Jungen würden sie also sehen, wenn sie das Lager betraten.

 

Als sich Lu, Niklas, Michael, Raw, Ted, Matthias, und Philipp im Raum befanden, breitete Milliardo eine Landkarte auf dem Tisch aus. Matthias zeigte auf eine Stelle im Wald. Es war gar nicht so weit entfernt, kaum zu glauben, dass ein Auftragskiller so nah bei ihnen war, ohne, dass sie es mitbekamen.

„Sind die Wächter um das Lager verteilt?“, fragte Milliardo nach. Matthias nickte. Er nahm sich einen Bleistift und zeichnete die Größe des Lagers ein. Fünf Punkte setzte er um das Lager, die Positionen der Wächter.

„Wir sind genau fünf Leute. Wir schleichen uns an die Wächter an und erledigen sie gleichzeitig. So können sie nicht Alarm schlagen. Die sind auf Jans Seite, also töten wir sie. Die würden uns nur angreifen. Jan müssen wir auf jeden Fall eliminieren, sonst wird der uns noch gefährlich. Sie haben drei Zivilisten im Lager und eine Schwangere. Wir bringen sie hierher. In welchem Monat ist deine Frau, Matthias?“

„Sie ist im achten Monat“, antwortete Matthias. „Sie haben bei den Wächtern Zombies stehen, denen Arme und der Mund, sowie Kinn fehlt. Sie sind ungefährlich für euch. Da sie keine Chance mehr haben, etwas zu essen, sind sie ganz friedlich und stehen einfach nur herum.“

„Was soll das bringen?“, fragte Lu.

„Die Zombies gehen an ihnen vorbei und greifen das Lager deshalb nicht an. Unsere Zombies sind wie eine Wand für die normalen Zombies. Wir haben es vor einer Woche herausgefunden.“

„Das ist praktisch. Wir werden genau diese Zombies als Deckung nehmen. Lu, Niklas und Michael, ihr nehmt euch je einen solchen Zombie an die Leine, damit wir sie als Deckung benutzen können. Raw, du bleibst im Hintergrund, damit du uns im Notfall gegen Jan als Scharfschütze verteidigen kannst!“

„Ich muss vorher noch etwas erledigen“, meinte Raw, woraufhin Milliardo nickte.

„Wir treffen uns in einer Stunde unten am Eingangstor.“ Alle nickten.

Als Ted und Matthias das Zimmer verlassen wollten, stellte sich Milliardo ihnen in den Weg, weshalb sie ihn ungläubig ansahen. „Tut mir Leid, aber wir trauen euch noch nicht ganz. Deshalb muss ich euch hier in dem Zimmer einsperren. Wenn irgendetwas ist, klopfte ihr einfach an die linke Wand. Eine Überlebende ist im Nebenzimmer. Sie kommt zu euch, wenn ihr etwas braucht.“

„Habt ihr vielleicht etwas zu essen und zu trinken?“, fragte Ted und sah ihn nervös an.

„Ich bringe euch gleich etwas zu essen und zu trinken.“

„Wie viele seid ihr?“, wollte Matthias wissen.

„Das kann ich euch leider nicht sagen, aber wenn ihr auf dumme Ideen kommt, vergesst es! Ihr schafft die restlichen Überlebenden nicht. Selbst wenn wir in Jans Lager gehen, sind wir noch in der Überzahl.“

„Wir wollen nichts gegen euch tun, wir sind nur etwas neugierig“, versicherte Matthias.

„Tut mir Leid, aber haltet es hier drinnen aus. Macht es euch auf den Stühlen bequem. Ich muss noch mit jemanden reden. Philipp, die restliche Behandlung machst du, wenn wir wieder da sind.“

Philipp blieb neben ihm stehen, denn auch er wollte gehen. „Keine Sorge, die Blutungen sind gestoppt, sie wurden nicht lebensgefährlich verletzt und ich habe ihnen Schmerzmittel gegeben. Sie werden schon nicht sterben.“ Mit diesen Worten ging er und auch Milliardo verließ das Zimmer und schloss hinter sich ab.

 

Gilbert saß auf seinem Bett und starrte an die Wand. Er erschrak sich regelrecht, als die Tür aufging und kurz darauf wieder geschlossen wurde. Als er sein Gesicht zur Tür drehte, erblickte er Raw, der vor ihm auf die Knie ging und seinen rechten Arm auf sein angewinkeltes linkes Bein legte.

„Wie geht es dir?“, fragte Raw nach und lächelte sanft.

„Es geht mir so gut, wie es einem Überlebenden in so einer Apokalypse nur gehen kann“, antwortete er und lächelte ebenfalls.

„Es freut mich, das zu hören. Es ist schwer, das zu verkraften, oder?“

„Als ich mich entschied, euch zu begleiten, habe ich mich geistig darauf vorbereitet, aber so etwas zu sehen, ist doch etwas anderes.“

„Das stimmt. Keine Sorge, ich beschütze dich. Immerhin hast du mir mehr als einmal das Leben gerettet.“

„Danke, ich weiß deine Hilfe wirklich zu schätzen.“

„Wir haben die zwei Männer hier im Haus. Sie sind in Raum 13 eingesperrt. Sie haben uns von einem Lager erzählt, welches hier ganz in der Nähe ist. Wir gehen dort hin und befreien die vier Zivilisten. Eine von ihnen ist im achten Monat schwanger.“

„Verstehe, sei vorsichtig“, riet Gilbert ihm.

Raw lächelte wieder, stand jetzt aber auf und setzte sich neben ihn. Daraufhin zog er sich seine Jacke aus und hing sie über Gilberts Schultern. Gil sah ihn erschrocken an. „Nimm sie für die Zeit, in der ich nicht da bin und schlafe etwas. Diana, die Kinder, Alfred, Philipp und du seid die einzigen, die hier sind. Du bist also gut umsorgt. Ruh dich etwas aus.“

Gil legte seinen Kopf an Raws Schulter, der seinen linken Arm um Gils Schultern legte und ihn somit an sich drückte. „Ich weiß, dass in letzter Zeit viel passiert ist, aber du schaffst das schon, Gil. Wir haben noch etwas Zeit. Wir treffen uns erst in einer Stunde.“ Er küsste Gil auf den Kopf und streichelte ihn dann. „Wir überleben das alles, Gil, zusammen.“ Kurz darauf erhob Gil seinen Kopf und küsste Raw. Er umschlang Raws Hals dabei. Leider, zum Missfallen Raws, blieb es nur bei den Küssen.

 

 

Kapitel 4

Verräter in der Schule

 

Nach einer Stunde kamen alle fünf am Eingangstor an. „Wo ist deine Jacke?“, fragte Niklas.

„Gil hat sie, damit er sich etwas beruhigt.“

„Es wird bestimmt kalt werden“, meinte Milliardo.

„Keine Sorge, ich bin Kälte gewöhnt. An meiner Zielsicherheit ändert es nichts. Wir müssen uns aber beeilen. Anscheinend gibt es bald Regen. Die Wolken sehen ziemlich dunkel aus.“ Sie sahen alle zum Himmel hinauf und bemerkten die dunklen Wolken.

Als Niklas das Tor öffnete, stiegen sie erst einmal über einige tote Zombies, denn Niklas und Michael hatten sie in der ganzen Stunde erledigt, um das Tor passieren zu können. Einmal oder manchmal auch mehrmals am Tag töteten die Wächter die Zombies, die das Schultor passieren wollten. Erstens verminderte es die Anzahl der Zombies, wenn auch nur gering, auf der Welt und sie wollten vermeiden, dass das Tor irgendwann einmal nachgeben würde.

Hinter allen schloss Niklas das Tor wieder. Sie zückten alle ihre Messer und gingen gebückt zu den Büschen, durch die sie sich recht leise bewegten, um zu dem Lager zu kommen. Schon nach kurzem Laufen bemerkten sie, dass einige Zombies hier im Wald rumstanden. Sobald sie einem recht nahe kamen, töten sie ihn lautlos von hinten und legten ihn auf dem Boden ab.

So ging es eine ganze Weile. Während Milliardo voran ging und die ganzen Zombies erledigte, kümmerte Raw sich darum, dass sie nicht von hinten angegriffen wurden. Die anderen kümmerten sich um die Zombies, die von den Seiten her kamen.

Kurz darauf sahen sie das Lager. Sie versteckten sich im Gebüsch. Sie sahen zwei Wächter, bewaffnet mit je einem Gewehr und je einer Pistole, die am Gürtel steckte. Ein Messer steckte auch noch an ihrem Gürtel. Sie trugen grüne Uniformen.

Milliardo gab ein Zeichen und alle schwärmten aus, bewegten sich aber so lautlos wie es ging durch die Gebüsche. Den zweiten, den sie sahen, würde Lucrezia sich vornehmen. Sie sahen tatsächlich auch einen Zombie, der an einem Pflock festgebunden war. Der Strick hing am Hals des Zombies. Der Zombie sah nur stur in die Ferne und bewegte sich kaum.

Kurz darauf vibrierte sein Handy. Er las die SMS, dass alle bereit waren. Milliardo gab Lu wieder ein Zeichen, damit sie die beiden Wächter angreifen würden. Das war für die anderen auch ein Zeichen, die anderen Wächter zu eliminieren. Lu nickte.

Im nächsten Moment sprangen Milliardo und Lu aus dem Gebüsch heraus, mit erhobenen Messern. Sie waren nur ca. einen Meter von ihnen entfernt. So schnell konnten die Wächter nicht reagieren. Bevor sie auch nur einen Laut von sich gaben, waren ihre Kehlen schon durchtrennt. Sie fingen die Wächter auf und zogen sie ins Gebüsch.

Kurz darauf wandten sie sich dem Zombie zu, der etwas unruhig wurde. Milliardo ging mit dem Messer an den Kopf des Zombies, berührte ihn aber nicht. Milliardo bewegte das Messer vor dem Zombie, aber der machte nicht einmal Anstalten, ihn angreifen zu wollen. Lu durchtrennte den Strick in der Nähe des Pflocks und zog den Zombie ins Gebüsch, der ihr folgte.

„Bleib trotzdem vorsichtig“, flüsterte er ihr zu. Lu nickte. Milliardo trat einen Schritt näher an Lu heran und küsste sie, was Lu auch erwiderte. In letzter Zeit kam es viel zu kurz, denn sie waren einfach zu sehr beschäftigt. Hoffentlich würde es langsam etwas ruhiger werden.

Als er von ihr abließ, vibrierte sein Handy. Er las die SMS, in der stand, dass alle Wächter eliminiert wurden. Niklas und Michael hatten auch je einen Zombie mitgenommen. Raw war auf einer Position, in der er Jan ganz gut anvisieren konnte, im Wald. Jan war im Lager.

Milliardo steckte das Handy weg und lächelte. „Kehr dem Zombie nicht deinen Rücken zu! Wartet auf das Zeichen, bevor wir die Zivilisten transportieren.“ Lu nickte und küsste ihn noch einmal.

Milliardo schlich sich durch das Dickicht und bemerkte das Lager, um welchem sich einige Sandsäcke befanden. Wahrscheinlich wurden sie als Barrikade benutzt. Sie saßen in der Nähe eines Zeltes. Milliardo zählte drei Zivilisten, eine schwangere Frau und zwei Männer. Wo war der vierte Zivilist?

Milliardo nahm seine Pistole und hielt sich bereit. In der linken Hand hielt er das Messer, mit welchem er sich nur gegen Zombies verteidigen würde. Er sah auf der anderen Seite Jan, der sich in einem Zelt befand. Jedenfalls konnten die Konturen stimmen. Er sah im Zelt nur einen Schatten, aber es musste in etwa hinhauen.

Als Milliardo sich weiter umsah, sah er zwischen den Bäumen Raw stehen, die Armbrust erhoben. Anscheinend zielte auch er auf das Zelt. Milliardo, der die ganze Zeit gebückt lief, erhob sich langsam und überquerte lautlos die Barrikade. Als die schwangere Frau ihn sah, weiteten sich ihre Augen erschrocken. Milliardo legte seinen linken Zeigefinger an seine Lippen, um ihnen zu sagen, dass sie ruhig sein sollten. Danach winkte er sie zu sich.

Zuerst waren sie skeptisch, dann erhoben sie sich doch und gingen leise und langsam zu Milliardo. Er flüsterte: „Wir bringen euch an einen sicheren Ort. Wartet dort drüben im Wald! Meine Frau und ihr Bruder stehen dort, sie werden euch beschützen.“ Die Zivilisten nickten erfreut und überquerten die Barrikade. Die beiden Männer halfen der schwangeren Frau, die sich nur sehr schwerfällig bewegen konnte. Zusammen gingen sie in den Wald.

Niklas tauchte auf der anderen Seite des Lagers auf und ging gebückt mit einer Pistole in der Hand auf das Zelt zu. Milliardo näherte sich dem Zelt von seiner Seite. Inzwischen waren die Zivilisten bei Lucrezia angekommen, bei der auch Michael angekommen war. Die Zivilisten erschraken erst bei dem Anblick der Zombies, aber als sie sahen, dass sie keine Möglichkeit hatten, sie zu beißen, waren sie heilfroh. Sie warteten noch auf den Rest der Truppe.

Milliardo und Niklas trafen sich vor dem Zelt. Niklas schob den Vorhang zur Seite, während Milliardo mit der Waffe hinein zielte, aber sie trafen nicht auf Jan. Der Zombie, der darin still saß, kroch kurz darauf auf allen Vieren auf Milliardo zu. Milliardo wurde überrascht und kippte nach hinten weg. Der Zombie griff nach seinem Bein. Niklas zielte auf den Zombie. Nur noch wenige Millimeter, bis die Zähne des Zombies Milliardos Bein erreichte, obwohl dieser zappelte, wie er konnte, um sich zu befreien.

Niklas wollte gerade abdrücken, als ein Pfeil sich durch den Kopf des Zombies bohrte. Der Zombie erschlaffte und fiel hin. Milliardo und Niklas sahen zu Raw, der aus dem Wald hervorkam und zu ihnen trat. Niklas zog den Pfeil raus und reichte ihn Raw, der ihn in den Pfeilköcher steckte.

„Verdammt“, meinte Milliardo.

„Hatte er etwa gewusste, dass wir kommen oder wollte er das Lager einfach so opfern?“, fragte Niklas.

„Er konnte bestimmt kaum einen Zombie an den Zivilisten vorbeischmuggeln, die sich ja im Lager befanden“, war Raws Meinung dazu. Milliardo biss die Zähne verärgert aufeinander. Er stand auf und zusammen gingen sie zu den anderen, die schon auf sie warteten.

Milliardo sah ziemlich erbost zu den Zivilisten. „Wie kann es sein, dass er einen Zombie an euch vorbeischmuggeln konnte, ohne dass ihr es gesehen habt?“

Die Männer und die Frau sahen ihn erschrocken an. Ein Mann trat einen Schritt zurück. Sofort fielen alle Blicke auf ihn. Gerade wollte er eine Pistole ziehen, als Raw schon mit seiner Armbrust auf ihn zielte. Er hatte ständig einen Pfeil an der Armbrust, um schneller reagieren zu können. Milliardo fasste den Mann ziemlich grob am Arm und nahm die Pistole an sich. „Bist du der einzige Spion?“, fragte Milliardo. Langsam hatte er keine Geduld mehr, denn er hatte immerhin das Leben seiner Leute riskiert, nur um diese Zivilisten zu retten.

„Ted“, sagte er nur. Sofort weiteten sich alle Blicke, selbst die der anderen zwei Zivilisten. Milliardo drehte den Mann um und schubste ihn vor. Raw nahm seine Armbrust herunter. Der Mann musste vorausgehen, während die anderen ihm folgten. Die schwangere Frau versuchte mitzuhalten. Lu blieb in ihrer Nähe, um sie beschützen zu können. Die Zombies machten auch keine Anstalten aggressiv zu werden, sondern bewegten sich mit den Leuten mit.

„Wenn du auch nur versuchst zu fliehen, bist du tot“, warnte Milliardo ihn. Anscheinend mussten sie sich beeilen, bevor den anderen etwas passierte. Bloß gut, dass Matthias und Ted eingeschlossen waren.

 

Diana blieb vor dem Raum 13 stehen. Milliardo hatte ihr ausdrücklich gesagt, dass sie bei den beiden Männern vorsichtig sein musste. In der Hand hielt sie ein Tablett mit zwei Tellern und zwei Tassen drauf. In den Tassen war etwas Wasser mit wenig Kohlensäure. Auf den Tellern waren je zwei Sandwichs, sie mussten sie ja auch versorgen.

Sie stellte das Tablett auf dem Boden ab und schloss die Tür auf. Als sie mit dem Tablett hereintrat und die Tür hinter sich wieder zuschloss, sah sie die beiden Neulinge. Teds Blick war freundlich, der andere sah besorgt aus dem Fenster heraus.

„Die Zombies kommen hier nicht rein“, sagte sie und stellte das Tablett auf den Tisch.

„Das ist nicht meine Sorge“, antwortete Matthias abwesend.

„Dann bist du wohl der Ehemann von der schwangeren Frau?“ Matthias sah sie kurz an, drehte sich aber wieder zum Fenster um. „Keine Sorge, das sind ausgebildete Leute. Sie schaffen das schon.“

„Wer kann heute schon für eine Welt wie diese ausgebildet sein?“, fragte Matthias nach, dessen Blick noch besorgter wurde. Diana lächelte. Sie nahm einen Teller und eine Tasse und stellte dies auf dem Fensterbrett ab, an dem er saß. Matthias nickte dankend und nahm sich ein Sandwich.

„Die zwei Kinder unseres Anführers haben die zubereitet“, erklärte Diana.

„Dieser Mann hat Kinder?“

„Ja, sie sind Zwillinge. Das Mädchen heißt Naina und der Junge heißt Milou. Sie sind erst sechs Jahre alt.“

Matthias sah sie an. „Deshalb hat er uns so grob behandelt?“

„Er möchte uns alle nur schützen, er hat die Verantwortung. Milliardo ist ein gutherziger Mensch. Wenn ihr euch erst genug hier einbringt, dann wird er euch schon akzeptieren und euch richtig in die Gruppe mit einbinden.“

Das erste Mal sah sie ein Lächeln über sein Gesicht huschen. „Magst du ihn?“

„Er hat mich und meine Schülerin gerettet. Ich denke, dass er ein richtig guter Anführer ist. Wir haben bis jetzt niemanden in der Gruppe verloren. Außerdem leben wir hier recht gut. Wir haben alles, was wir brauchen. Deine Frau und euer Kind werden hier sicher sein.“

„Verstehe.“ Matthias biss in das Sandwich und kaute herunter. „Sag den beiden, dass es echt gut schmeckt.“

„Sie werden sich freuen, das zu hören.“

Ted stand auf, fiel aber wieder in den Stuhl und biss die Zähne zusammen. Diana sah zu ihm. „Kann der Arzt mich nicht noch einmal untersuchen oder mir irgendetwas geben? Es tut verdammt weh.“

„Ich werde ihn holen gehen.“ Diana verließ den Raum und schloss wieder ab.

Gerade als Philipp den Raum betrat, kamen Naina und Milou zu ihnen gerannt. Ted lächelte, aber Matthias nahm von den beiden keine Notiz. „Mama und Papa sind zurück.“ Als er das hörte, stand Matthias auf, aber Diana drückte ihn wieder zurück auf den Stuhl.

„Es tut mir Leid, Matthias, aber ihr dürft den Raum nicht verlassen.“ Matthias' Blick verfinsterte sich, aber er wehrte sich nicht.

Kurz darauf erschienen Milliardo und Raw im Zimmer. Raw richtete sofort seine Armbrust auf Ted. Alle, außer Milliardo, sahen erschrocken zu Raw. „Geh weg von ihm, Philipp!“, befahl Raw, aber bevor dieser reagieren konnte, schnappte Ted sich Philipp und hielt ihm ein Messer an den Hals, wobei er sich hinter ihn stellte.

Milliardo gab Raw ein Zeichen, dass er die Armbrust herunternehmen solle, was er auch tat. „Lass Philipp los, Ted!“, befahl Milliardo. Ted lachte daraufhin nur. Matthias sah erschrocken zu Ted. Was hatte das denn zu bedeuten?

„Ted, was soll das?“, fragte Matthias.

„Meine Frau hatte es verdient, Matthias. Sie war eine Verräterin. Wir beide können uns allein durchschlagen. Also komm schon!“

„Was redest du da? Ich mache das, was für meine Frau und unser Kind das Beste ist und das da draußen ist es garantiert nicht.“

„Willst du ein Feigling sein?“, wollte Ted wissen.

„Ich bleibe hier. Warum tust du das denn? Ich dachte, der Tod deiner Frau hätte dich getroffen.“

„Ich habe sie nie geliebt. Sie war nur ein Mittel zum Zweck. Also komm jetzt endlich! Du brauchst weder deine Frau, noch ein Kind. Schwangere Frauen und Kinder sind eine Belastung für Überlebende einer solchen Apokalypse.“

Matthias biss seine Zähne wütend aufeinander. Diesem Mann hatte er vertraut und jetzt wurde er so enttäuscht. „Lass Philipp los, er hat deine Wunde versorgt.“

„Eine Wunde, die die Idioten mir zugefügt haben. Ärzte sind zu moralisch. Sie könnten niemanden töten und das werde ich dir auch beweisen. Ärzte würden ihr Leben selbst hingeben, anstatt zu töten.“

Im nächsten Moment sahen alle erschrocken zu Ted. Philipps Augen weiteten sich. Einen Schmerzensschrei brachte er nicht mehr heraus. Raw erhob sofort seine Armbrust, als Philipp mit einem Messer im Herzen zu Boden ging. In diesem Moment kam gerade Gil herein und blieb kreidebleich stehen. Raw bemerkte ihn und drehte sich erschrocken zu ihm um.

Er ging zu ihm und führte ihn aus dem Zimmer heraus, während Diana ihr Messer zog und Milliardo mit seiner Pistole auf ihn zielte. Matthias wurde jetzt noch wütender. Er stürzte sich auf Ted und riss ihn mit zu Boden. Er beugte sich über ihn und drehte Ted auf den Rücken. Kurz darauf schlug er mehrmals auf Teds Gesicht ein. Ted schrie vor Schmerzen. Matthias war völlig außer sich vor Wut, bis Diana ihn an den Schultern packte und zurückzog.

Plötzlich öffnete Philipp seine Augen. Alle, bis auf Ted, der bewusstlos war, sahen erschrocken zu ihm. Philipp hatte die Augen eines Zombies. Matthias nahm Diana an den Arm und drängte sie an die Wand, während er sich vor sie stellte. Milliardo drückte ab. Danach ging Philipp zu Boden.

Die Kinder, Naina und Milou, weinten. „Geht zu Raw und Gilbert!“, befahl Milliardo. Aus purer Angst folgten die beiden seiner Anweisung.

Milliardo steckte seine Waffe weg. Er sah völlig geschockt zu Matthias und Diana, die ihm ebenfalls den gleichen Blick zuwarfen.

Gil lehnte mit dem Rücken an der Wand auf dem Flur und weinte. Raw nahm ihn in den Arm. Als auch noch Milliardos Kinder weinend ankamen und sich an sein Bein drückten, legte er den anderen Arm auf Nainas Kopf, nachdem er die Armbrust fallen ließ.

Kurz darauf kam Lu herein. Sie sah die Kinder weinen und rannte schnell zu ihnen. Lu nahm die beiden in ihre Arme, sodass Raw seinen freien Arm um Gil legte.

„Was ist passiert?“, fragte Lu.

„Ted hat Philipp umgebracht“, antwortete Raw.

„Er ist danach wieder aufgestanden und Papa hat ihn erschossen“, fügte Milou weinend hinzu. Gerade, als er das sagte, trat Milliardo zu ihnen.

„Er ist nach seinem Tod zu einem Zombie geworden?“, fragte Lu nach.

„Ja, jetzt verstehe ich auch, warum sich der Virus so schnell verbreitete.“

Diana und Matthias kamen ebenfalls heraus. „Was ist mit meiner Frau?“, fragte Matthias.

„Ihr geht’s gut, ich bringe dich gleich zu ihr“, antwortete Lu.

„Den anderen Spion sperrt ihr auch in Raum 13!“, befahl Milliardo. Lu nickte. Raw sah zu ihm, streichelte aber über Gils Kopf, der sich inzwischen etwas beruhigt hatte. „Gil, kannst du dir die schwangere Frau mal ansehen?“

Gil sah Milliardo an, richtete sich wieder auf und nickte zaghaft. „Raw, du gehst mit Gil!“, befahl Milliardo und fuhr fort: „Diana, du kümmerst dich mal um unsere Kinder! Lu, Matthias, wir gehen ins Sekretariat! Wir werden den Neuen Zimmer zuweisen und uns wegen neuen Verteidigungsmaßnahmen mal besprechen.“

„Die Frau ist schon im Arztraum und den Mann habe ich schon mal hochgebracht“, meinte Lu. Milliardo nickte. So hatte jeder seinen Auftrag, dem er auch nachging.

 

Am Abend stand Milliardo auf dem Hof und betrachtete das Holzkreuz, welches am Zaun stand. Darauf war Philipps Namen eingeritzt und sein Todestag. Natürlich war er hier auch begraben. Ein kleiner Hügel verriet, dass man gerade erst dort gegraben hatte.

Er hockte sich hin und setzte sein rechtes Knie auf den Boden ab. Plötzlich stand noch jemand neben ihm. Milliardo sah zur rechten Seite und erblickte Naina, die ihren Blick neugierig auf das Kreuz richtete.

„Ist da Philipp begraben?“, fragte Naina und setzte sich. Milliardo nickte. „Wurde er auch zu so einem Monster?“ Milliardo nickte wieder. Naina lehnte sich an ihren Vater an, der sich ebenfalls setzte und seinen rechten Arm um ihre Schultern legte. „Ich will nicht, dass wir auch zu so etwas werden“, meinte Naina und fing lautlos an zu weinen.

Milliardo beugte sich etwas zu ihr runter und wischte die Tränen mit seiner linken Hand weg. „Das werden wir nicht, Naina. Ich werde jetzt noch mehr auf euch aufpassen.“ Naina blickte in das liebevolle Lächeln ihres Vaters und lächelte selbst. Sie setzte sich seitlich auf seinen Schoß und kuschelte sich an seine Brust.

„Ich hab dich lieb, Papa“, sagte sie und schloss ihre Augen.

„Ich hab euch auch lieb, Naina“, antwortete er und legte seine Arme um ihren Oberkörper. Erst jetzt bemerkte er, wie wenig Zeit er in letzter Zeit für seine Familie aufgebracht hatte. Deshalb war Naina wohl auch zu ihm gekommen.

Er sah zu dem Zombie, der auf der anderen Seite des Zaunes stand. Er blickte sie an, bewegte sich aber nicht. Der Zombie war am Zaun angekettet. Er war einer der Zombies, die sie vom Lager mitgebracht hatten.

Michael und Niklas hatten sich noch einen anderen Zombie geholt und ihm Arme und Mund mit einer Axt abgeschlagen. Vorher hatten sie ja nur drei Zombies. Jetzt hatten sie an jede Seite des Zaunes einen Zombie gekettet, damit auch alle Seiten gedeckt waren. Sie überlegten zur Zeit, ob sie nicht noch mehr solcher Zombies gebrauchen sollten.

Lu stand auf einmal hinter Milliardo und legte ihre Hände auf seine Schultern. „Alles in Ordnung, Schatz?“, sorgte sie sich um ihn.

Milliardo lächelte, was Lu aber gar nicht mitbekam, sie konnte es nur erahnen. „Ja, es geht mir gut. Wir haben jetzt nur ein Problem.“

Lu setzte sich neben ihn hin, als sie ihre Hände von seinen Schultern nahm. „Ein Problem? Welches denn? Wir sind jetzt durch die Zombies geschützter.“

„Mag sein, aber wir haben einen Arzt verloren und ich frage mich, ob Gil das noch schaffen wird. Er ist seit unserem Ausflug in den Supermarkt sehr ängstlich und abwesend geworden.“

„Er schafft das schon. Raw ist bei ihm.“ Lu sah lächelnd zu ihrem Mann, der ihren Blick erwiderte.

„Ich hoffe, dass er es schafft. Er ist jetzt unser einziger Arzt für so viele Menschen. Außerdem haben wir eine hochschwangere Frau mit hier drinnen. Ich habe auch das Gefühl, dass dieser Jan nicht lange auf sich warten lässt.“

Lu rutschte etwas näher an Milliardo ran und lehnte sich an seine Seite. Milliardo nahm seinen rechten Arm um Naina weg und legte ihn um Lus Schultern. Lus Kopf ruhte an seiner Schulter. Milliardo küsste sie sanft auf den Kopf und legte seinen Kopf an ihren Kopf.

So saßen sie eine ganze Weile, bis Milliardo seinen Kopf hochnahm und den Arm um Lu wegnahm. Sie richtete sich wieder auf und bemerkte, dass Naina in der Zwischenzeit eingeschlafen war. Deshalb hatte Milliardo wohl auch den Arm weggenommen.

„Wir sollten sie ins Bett bringen“, schlug Milliardo vor. Lu nickte. Sie stand auf und nahm Naina in ihre Arme, damit Milliardo aufstehen konnte. Als er stand, nahm er sie wieder auf seine Arme. Zusammen gingen sie in die Schule zurück.

 

Jan tobte. Er erledigte einen zahmen Zombie, indem er ihnen mit einem Messer in den Kopf stach. Wie konnte das nur passieren? Dieser Zombie in dem Zelt konnte nicht einmal einen von denen beißen. Er hatte drei zahme Zombies verloren und einige seiner Leute. Außerdem gingen seine Vorräte zur Neige.

Der andere zahme Zombie betrachtete ihn nur ganz ruhig. Wenn Jan jetzt auch noch ihn tötete, würde er schutzlos sein, also musste er sich jetzt zusammenreißen.

„Die sind dir ja ganz schön auf der Nase herumgetanzt“, lachte ein Mann, der zwischen den Büschen hervorkam. Sie befanden sich im Wald, damit sie mehr Schutz hatten.

„Creed, was willst du hier?“, wollte Jan erbost wissen. Er beäugte die Frau, die neben Creed eintraf und ebenfalls siegreich lächelte.

„Was sollen wir schon von dir wollen, Jan?“, erwiderte die Frau. Creed trug ein Katana in einem Rückengurt. Dieses Katana zog er und richtete die Spitze auf Jan.

„Was soll das?“, erschrak er und ging einen Schritt nach hinten.

Creed lächelte. „Wir sind nicht so nett, wie die Überlebenden in der Schule. Wir haben dich schon lange gesucht. Mal auf die Idee gekommen, dass wir gar nicht zu eurer Organisation gehören?“

In Jans Augen blitzte Verständnis auf. Jetzt wusste er, warum seine Leute in letzter Zeit bei Rundgängen tot aufgefunden worden. Jan wurde wütend. Er zog seine Pistole und richtete sie auf Creed, aber in dem Moment fiel ein Schuss. Jan schrie auf und die Pistole flog weg.

Er sah zornig zu der Frau, die neben Creed stand. „Wenn ich mich richtig erinnere, verletzt du die Beine derjenigen, die du hinrichtest.“

Jan sah erschrocken zu Creed. „Bitte nicht“, bat er, aber kurz darauf schrie er auf und fiel nach hinten. Als er zu sich herunter sah, sah er eine riesige Blutlache. Seine Beine lagen noch da, wo sie abgeschnitten wurden. Jan schrie wie verrückt.

Creed schnappte sich den Strick zu dem zahmen Zombie und zog ihn zu sich, nachdem er sein Schwert wieder einsteckte. Zusammen gingen die drei und ließen Jan zurück, auf den schon einige Zombies zuliefen.

Jan schlug mit seinen Armen um sich, als die Zombies nach ihm griffen und ihn bissen. Die Zombies zehrten sich regelrecht nach ihm. Jan schrie und schrie und lockte dadurch noch mehr Zombies an. Bald würde auch er einer von ihnen sein. Jetzt hatte er genau das durchgemacht, was er anderen selbst angetan hatte.

 

Am nächsten Morgen stand Milliardo ziemlich schnell auf. Auf dem Flur begegnete er Matthias, der zum Gruß mit dem Kopf nickte. Milliardo nickte zurück und ging weiter zum Sekretariat.

Da drinnen befanden sich schon Gil und Raw. „Frühaufsteher?“, fragte Milliardo nach, streckte sich etwas und setzte sich hinter den Schreibtisch. Er bemerkte einen Zettel, auf dem Medikamente aufgeschrieben waren. „Die brauchst du noch?“

„Ja, die brauche ich noch. Die findet ihr in ganz normalen Apotheken. Wäre schön, wenn ihr es einrichten könntet, das in den nächsten drei Tagen zu holen.“ Gil hörte sich schon wieder ganz normal an.

„Okay, ich suche eine Apotheke raus oder frage Diana oder Meg. Wir können das gleich heute holen. Bei Hochschwangeren sollte man nicht zu lange warten.“ Nach kurzer Pause fragte Milliardo: „Geht es dir denn besser, Gil?“

Gil nickte. „Ich habe einfach etwas Schlaf und etwas Ruhe gebraucht.“ Milliardo nickte auf die Antwort verstehend. „Die schwangere Frau heißt übrigens Tess. Ich glaube, du hast noch nicht mit ihr geredet. Der andere Überlebende, Dirk, war auch in Ordnung. Wir brauchen aber auch noch Babynahrung und Sachen für das kleine Kind. Eine Wiege wäre auch ganz toll.“ Milliardo nickte wieder und ergänzte einige Dinge auf dem Zettel.

„Ich habe noch gar keine Möglichkeit gehabt mit den dreien zu reden. Was waren sie denn damals vom Beruf her?“

Das beantwortete Raw: „Tess war Rettungssanitäterin, Matthias Elektriker und Dirk war Physiker.“

„Physiker?“, fragte Milliardo nach.

„Ja, er will nachher noch mal mit dir reden“, sagte Raw.

Milliardo nickte. „Noch etwas?“, fragte er nach. Raw und Gil schüttelten leicht den Kopf. „Gut. Raw, du bleibst weiterhin bei Gil! Niklas passt auf die zwei Gefangenen auf. Eigentlich wollte ich dir diese Aufgabe geben, aber ich glaube, du passt am besten auf Gil auf. Ab sofort bleibst du immer bei Gil! Wir haben gesehen, was mit Philipp passierte, als er starb. Gil, Tess bleibt bei dir unter Beobachtung!“

Beide nickten. „Schickt mir doch bitte nachher Diana her“, bat er. Sie nickten wieder. „Ich gehe jetzt aber erst einmal zu Michael.“ Alle drei verließen das Sekretariat. Während Gil und Raw ins Krankenzimmer gingen, ging Milliardo zum dritten Stock, wo Michael patrouillierte.

„Irgendwas passiert?“, wollte Milliardo wissen und lehnte sich an die Wand. Michael stand vor ihm und schüttelte leicht den Kopf. Gerade kam Niklas heran und blieb ebenfalls stehen. „Bei den Gefangenen alles klar?“

„Sie sind ruhig. Über Nacht ist auch nichts passiert.“

Milliardo nickte und ging. Er betrat sein eigenes Zimmer. Die Kinder schliefen noch seelenruhig, aber Lu saß in ihrem Bett und streckte sich. Milliardo setzte sich zu ihr und gab ihr einen Guten-Morgen-Kuss. Lu erwiderte ihn und stand ganz auf.

Sie hatte in der Nacht mit einer kurzen Hose und einem ärmellosen weißen Top geschlafen. Milliardo lächelte, als er sie so sah. Lu bemerkte es und meinte: „Die Kinder schlafen noch tief und fest.“ Danach setzte sie sich auf seinen Schoß mit dem Gesicht zu ihm und überflutete ihn mit Küssen, während er ihren Rücken massierte.

 

Milliardo setzte sich auf und zog sich Hose und Pullover wieder an. Lucrezia deckte sich wieder mit der Decke zu. „Habt ihr heute etwas vor?“, fragte sie.

Milliardo sah sanft lächelnd zu ihr herab, beugte sich zu ihr herunter und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. „Wir brauchen noch Babynahrung, Kleidung und Wiege für das Kind. Wir müssen erst einmal sehen, ob Tess das Kind stillen kann.“

„Er ist kein Frauenarzt“, antwortete Lu daraufhin und kuschelte sich in die Decke.

„Ich werde Diana und Michael mitnehmen. Du übernimmst heute mit Meg den Unterricht. Gilbert und Raw kümmern sich um Tess. Matthias und Niklas übernehmen die Wache und passen auf die Gefangenen auf. Wir müssen noch entscheiden, was mit ihnen passiert. Alfred wird sich weiterhin auf seinem Zimmer ausruhen. Wenn ihr irgendwas habt, geht zu ihm.“

Lu nickte. „Du erzählst immer allen so leichtfertig, was sie zu tun haben.“

„Du weißt, ich war schon immer ein rationaler Typ.“

„Außer wenn es um deine Familie geht.“

Milliardo strich ihr über die Stirn und küsste sie darauf, bevor er antwortete: „Das ist das Einzige, was uns noch geblieben ist.“

Danach richtete er sich wieder auf und verließ das Zimmer. Lucrezia drehte sich um. Sie wollte noch etwas schlafen, denn die Kinder schliefen ja auch noch. Dabei dachte sie daran, was passieren würde, wenn die Kinder irgendwann mal auf sich allein gestellt wären. Was würde dann mit ihnen geschehen? Sie konnten sich immerhin nicht verteidigen. Das mussten sie noch besprechen, aber schnell. Man wusste ja nie, was in naher Zukunft passieren würde.

Warum musste sie gerade jetzt daran denken? Warum dachte sie an so eine dunkle Zukunft, in der ihre Kinder ohne Vater und Mutter aufwuchsen und gegen Zombies bestehen mussten? Warum gab es diesen Virus? Macht, alles nur für diese verdammte Macht. Lucrezia lief eine Träne über die Wange, aber wischte sie sofort wieder weg, denn sie musste stark sein.

 

 

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Impressum

Tag der Veröffentlichung: 27.04.2015

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