Cover

Kapitel 1

Kapitel 1

Partnerschaft

 

Gilbert Durandal war 17 Jahre alt. Er besuchte die zwölfte Klasse eines Beruflichen Gymnasiums, nachdem er seinen Realschulabschluss beendete. In der Schule war er zwar ein richtiges Genie, aber seine Klassenkameraden beachteten ihn überhaupt nicht, was ihn aber nicht wirklich interessierte.

Er hatte eine normale Größe, wie die meisten Jungs in seinem Alter. Seine Haut jedoch war heller, wie die der anderen. Seine Haare waren etwas länger, wie nur bis den Schultern. Sie waren pechschwarz. Seine Augen hingegen waren eine Mischung aus gelb und orange.

Gilbert trug eigentlich immer eine weiße Jacke, die er geschlossen trug. Seine lange Hose war ebenfalls weiß. Seine Turnschuhe jedoch waren schwarz. An den Ohren trug er je einen Ohrring, in Form eines silbernen Ringes.

Trotzdem war er kein normaler Junge. Gilbert hat es noch niemandem erzählt, da er ja auch alleine wohnte. Seine Eltern starben vor einem Monat. Da er kurz vor dem 18. Lebensjahr stand, hatte man es genehmigt, dass er alleine wohnen durfte. Immerhin hatte er die Villa seiner Eltern geerbt. Gilberts Wunden heilten schneller, als die Wunden anderer. Außerdem konnte er das Wasser manipulieren. Er musste schon sehr aufpassen und sich konzentrieren, dass er niemanden verletzte. Zum Glück war diese Fähigkeit recht schwach ausgebildet.

Gilbert war auf dem Weg zur Schule. Oftmals kam er viel zu früh an, was ihm überhaupt nicht gefiel, denn dann müsste er wieder so lange alleine im Klassenraum sitzen. Heute sollte ein neuer Schüler kommen. Sein Name war Raw le Klueze. Er sollte schon 18 Jahre alt sein. Noch ein Junge mehr, der ihn nicht interessierte. Gilbert freundete sich nur sehr schwer mit andere an. Selbst dann interessierten ihn andere Menschen einfach nicht, warum er auch in der Schule nicht beachtet wurde.

Im Klassenraum angekommen setzte er sich auf seinen Platz. Sein Platz war direkt am Fenster in der letzten Reihe. Er packte sein Schulzeug aus. Als er alles ausgepackt hatte, sah er aus dem Fenster heraus. Auf dem Schulhof tummelten sich die meisten Schüler, meist in Gruppen. Ein Junge stach ihm jedoch ins Auge. Er stand allein an einem Baum gelehnt, die Schultasche neben sich auf dem Boden stehend.

Seine platinblonden Haare waren schulterlang und genauso gewellt, wie die von Gilbert. Seine eisblauen Augen sahen nach vorn, eher desinteressiert. Gilbert bemerkte, dass seine Haut etwas dunkler war, wie die von sich, wie bei den anderen Schülern. Er schätzte ihn einen Kopf größer wie sich selbst, aber in seinem Alter.

Seine geschlossene, enge Jacke war rot, genau wie seine lange Hose. Seine Turnschuhe waren schwarz. Auch er trug an seinen Ohren je einen Ohrring in Form eines goldenen Ringes. Seine Hände steckten in seinen Hosentaschen.

Gilbert fand sein Gesicht recht süß, es war wirklich niedlich. Er bemerkte, dass viele Mädchen sich immer wieder zu ihm umdrehten und rotwerdend kicherten. Trotzdem hatte dieser Junge etwas Interessantes an sich, er wusste bloß nicht, was. Plötzlich sah er in Gilberts Richtung und lächelte sanft. Gilbert wurde etwas rot, als er das merkte und sah einfach weg. Als er wieder hinsah, war der Junge verschwunden.

Er öffnete sein Buch, um sich auf den Unterrichtsstoff konzentrieren zu können. Plötzlich rannten einige Mädels seiner Klasse zum Fenster vor ihm in einen Kreis und tuschelten. Gilbert sah auf einmal zur Seite und sah den Jungen wieder, der neben ihm stand. Jetzt bemerkte Gilbert auch, dass die Mädels rotwerdend zu ihnen sahen. Gilbert sah ihn erstaunt an, der Junge sah ihn eher sanft lächelnd an.

„Ist der Platz hier neben dir frei?“, fragte er.

„Ja“, antwortete Gilbert schnell und sah wieder in sein Buch.

In dieser Schule war es so, dass es Zweiertische waren, was recht ungewöhnlich in dieser Gegend war. Sonst gab es nämlich nur Tische für eine Person. Er setzte sich tatsächlich neben Gilbert hin und packte sein Zeug aus. Dann sah er zu Gilbert.

„Mein Name ist Raw le Klueze“, stellte er sich vor und sah Gilbert an. Er sah Raw fragend an. Irgendwie konnte er seinen Blick nicht von Raw lösen. Deshalb sah er schnell wieder in sein Buch.

„Ich bin Gilbert Durandal“, antwortete er schließlich, ohne ihn anzusehen.

„Gilbert? Das ist ein ungewöhnlicher Name.“

„Deiner ist auch recht ungewöhnlich. Bist du ein Franzose?“

„Mein Vater war ein Franzose. Meine Mutter hingegen war Japanerin.“

„War?“, fragte Gilbert ihn fragend ansehend.

„Sie sind vor einem Jahr gestorben“, stellte Raw klar. Gilbert sah ihn erschrocken an, sah dann aber traurig auf sein Buch.

„Das tut mir Leid“, bemerkte Gilbert.

„Es ist okay. Für meinen kleinen Bruder ist es schwieriger.“ Gilbert sah ihn wieder an, Raw lächelte aber.

„Du hast einen kleinen Bruder?“

„Ja, sein Name ist Rey. Er ist drei Jahre jünger, wie ich. Aber wie ist es denn mit dir? Hast du Geschwister?“

„Meine Mutter war schwanger, aber meine Eltern starben vor einem Monat.“

„Das tut mir Leid. Dabei bist du erst 17, oder?“

„Ja, aber du warst damals sicher jünger.“

„Ich war auch 17 Jahre alt, als sie starben.“

„Warum bin ich dann jung, wenn sie sterben?“

„Na ja, im Gegensatz zu mir hast du sicher eine Bindung zu deinen Eltern, oder?“

„Ja, na klar, sie sind meine Eltern, dafür liebe ich sie.“

„Du denkst naiv, sehr naiv sogar.“ Gilberts Blick wurde verwirrt. Raw, der während dieses Satzes auf den Tisch sah, sah ihn wieder an. „Ich habe einfach schlechte Erfahrungen mit meinen Eltern gemacht, entschuldige.“

„Ist schon okay. Mir sagten schon viele, dass ich sehr naiv denke.“

„Es ist okay, wenn man seine Eltern liebt.“

„Warum denke ich dann naiv?“

„Was würdest du tun, wenn du erfahren würdest, dass es nicht deine leiblichen Eltern waren?“

Gilbert sah traurig auf seinen Tisch. Über so etwas hatte er nie nachgedacht. So etwas hatte ihn nie wirklich interessiert und nur aus einem einzigen Grund. Er sah Raw lächelnd an. „Weißt du, sie haben mich großgezogen und sich immer um mich gekümmert. Sie haben mir all ihre Liebe gegeben. Selbst, wenn ich erfahren würde, dass sie nicht meine Eltern sind, würde ich sie als meine wahren Eltern ansehen. Das wäre mir dann egal.“

Raws Gesichtsausdruck wurde erstaunt. Kurz darauf legte er den linken Ellbogen auf den Tisch und stützte seinen Kopf mit seiner linken Hand, sodass sein Kopf trotzdem auf der Höhe wie vorher blieb. Dabei lächelte er mit geschlossenen Augen. „Du bist süß, Gilbert“, meinte er.

Gilbert sah ihn erschrocken und errötend an. Dabei öffnete Raw wieder seine Augen, sein Lächeln verschwand. Dafür wurde sein Blick eher ernst. „Ich habe nur durch Zufall erfahren, dass meine Eltern gar nicht meine leiblichen Eltern sind. Sie haben mich ganze 17 Jahre belogen. Trotzdem ist Rey mein richtiger Bruder. Als ich drei Jahre alt war, starben meine leiblichen Eltern. Sie hatten uns zusammen adoptiert, uns aber nie etwas davon erzählt.“

„Vielleicht hatten sie einen Grund.“

„Einen Grund? Den hatten sie tatsächlich. Weißt du, meine Eltern sind keinen natürlichen Tod gestorben oder einem Unfall erlegen. Man fand ihre Leichen aufgespießt auf einem Pfahl mitten auf der Straße. Sie sind einem Mörder zum Opfer gefallen. Bevor sie jedoch getötet wurden, wurden sie noch stundenlang gequält.“

„Oh Gott, deine leiblichen Eltern sind einem Psychopathen zum Opfer gefallen? Das tut mir Leid.“

„Ich habe nichts mit denen zu tun. Warum denkst du eigentlich, dass sie einem Psychopathen zum Opfer gefallen sind?“

„Na ja, es ist nicht gerade normal, auf diese Weise getötet zu werden, oder? Ich meine, richtige Mörder töten ihre Opfer einfach. Der Mörder wurde damals nicht gefunden, oder?“

„Nein, wurde er nicht. Entschuldige, wir haben kein gutes erstes Gespräch.“ Er lächelte wieder sanft. Gilbert sah ihn fragend an, lächelte dann aber auch.

„Nein, das ist in Ordnung, Raw. Normalerweise rede ich gar nicht mit anderen.“

„Nicht, warum denn nicht?“

Gilbert bemerkte Raws fragenden Blick. Er merkte aber auch das Getuschel vor ihm von den Mädchen. „Ich freunde mich nur sehr schwer mit anderen an. Ich bin eher ein Einzelgänger.“

„Warum? Jetzt hast du doch einen Freund.“ Gilbert sah ihn fragend an, aber Raw lächelte wieder nur mit geschlossenen Augen. Kurz darauf nahm er seinen Kopf wieder hoch, legte die Hände auf den Tisch und nahm sein Buch hervor. Gilbert sah ihm dabei zu, sah dann aber schnell aus dem Fenster.

Was ist das für ein komisches Gefühl? Er ist anders, wie andere. Irgendwas ist seltsam an ihm. Er redet über den Tod seiner Eltern, als wäre es etwas Normales. Wenn ich daran zurückdenke, wie ich damals geweint habe, als sie starben, sehe ich erst mal, wie kindisch ich mich neben ihm vorkomme. Raw scheint stark zu sein, aber auch er muss doch eine verletzliche Seite haben. Es kann doch nicht sein, dass er so über den Tod seiner Eltern denkt.“

Kurz darauf begann der Unterricht. Gilbert bemerkte, dass Raw das komplett falsche Biologiebuch bekam. Deshalb legte er das Buch in die Mitte. Raw sah ihn fragend an.

„Das ist das Biologiebuch für die elfte Klasse“, flüsterte er.

Raw nickte lächelnd und packte sein Buch weg. Die Lehrerin, eine junge schlanke Frau, setzte sich an den Lehrerpult und ließ die Schüler einen Text aus dem Buch abschreiben. Sie war auch gleichzeitig deren Klassenlehrerin.

Die Frau hatte braunes langes Haar, welches ihr bis zu den Hüften reichte. Es war sehr glatt. Ihr Pony jedoch war ordentlich zur Seite gekämmt. Ihre Augen hatten den gleichen haselnussbraunen Ton.

Frau Kasumi trug oftmals eine einfache weiße Bluse. Ihr Rock war schwarz. Er reichte bis zur Hälfte der Oberschenkel. Ihre Stiefel waren schwarz mit einem kleinen Trichterabsatz. Um den Hals trug sie ein blaues Medaillon, was man öffnen konnte. An den Ohren trug sie je einen Ohrring, der aus einem hellblauen Stein bestand.

Sie war eine beliebte Lehrerin. Wenn die Schüler Fragen hatten, kamen sie stets zu ihr. Auch war sie Schülerratsvorsitzende. Selbst bei dem Schulleiter hatte sie einen angesehenen Ruf. Sie war dein bester Freund, aber sie konnte auch zum schlimmsten Feind werden.

Als Gilbert und Raw fertig mit Abschreiben waren, sah Frau Kasumi zu ihnen herüber. Als sie aufstand und vor ihnen stehen blieben, sah sie auf das Buch.

„Wer von euch beiden hat hier sein Buch vergessen?“, fragte sie ruhig.

„Er hat ein falsches Buch bekommen“, antwortete Gilbert.

„Tatsächlich? Zeig mal her, Raw!“ Raw reichte ihr das Buch hin, welches sie nickend entgegennahm. Sie sah kurz auf den Einband.

„Oh, das tut mir Leid“, entschuldigte sie sich.

„Ich werde ihm nachher eins geben“, sagte Gilbert.

„Danke, Gilbert, tu das. Ihr findet sie auf meinem Platz im Lehrerzimmer. Wie wäre es denn, wenn du ihm nachher mal kurz die Schule zeigst?“

„Ja, mach ich.“

„Danke, Gilbert. Okay, dann geht es jetzt mit dem Unterricht weiter.“ Als sie weg war, sah Gilbert zu Raw.

„Verscherze es dir nicht mit Frau Kasumi. Sie ist die beliebteste Lehrerin. Außerdem ist sie dein Anlaufpunkt bei irgendwelchen Problemen.“

„Ich glaube, da komme ich eher zu dir“, antwortete er, Gilbert lächelnd ansehend. Gilbert sah ihn eher erschrocken an, lächelte dann aber wieder. Dieser Junge war tatsächlich etwas anders, aber wohl eher merkwürdig. Gilbert glaubte trotzdem nicht an eine feste Freundschaft. Auch diese würde bald enden.

 

Als die Schule vorbei war, gingen sie zusammen aus der Schule heraus. Raw folgte Gilbert einfach, der ihn verwirrt ansah. Raw lächelte nur und ging trotzdem weiter. „Ich begleite dich nach Hause“, meinte Raw nur und sah sich nach Gilbert um.

„Achso“, antwortete er nur, sah ihn aber nicht an. Ihm war das regelrecht peinlich, dass Raw sich so sehr an ihn hielt, aber er genoss es auch, denn ihm waren ja sonst alle immer recht fern. Trotzdem war es ein merkwürdiges Gefühl, jetzt plötzlich mit jemandem aus seiner Klasse ohne irgendwelche Probleme reden zu können.

„Du bist nicht normal, oder?“, fragte Raw, als sie in einer Gasse ankamen. Er blieb stehen. Gilbert hielt an und drehte sich zu ihm um. Dabei sah er ihn erschrocken an. Ihm war nicht ganz klar, was er meinte, aber er konnte es sich denken, obwohl es sonst niemand erkannte.

„Was meinst du?“, hinterfragte er deshalb mit einem normalen Gesichtsausdruck.

„Du hast spirituelle Energie.“

„Wie bitte? Was für eine spirituelle Energie?“

„Normalerweise haben alle Menschen spirituelle Energie. Bei manchen Menschen ist sie jedoch stärker ausgeprägt. Diese Menschen haben meist übermenschliche Kräfte. Ich habe es sofort gemerkt, als ich dich aus dem Fenster zu mir sehen habe.“

„Warst du deshalb so nett zu mir?“

„Kann man sagen, es gibt auch einen privaten Grund. Weißt du, ich bin auch ein Mensch, der mehr spirituelle Energie hat, als wie man normalerweise hat. Meine besondere Kraft ist die Manipulation des Feuers. Was ist deine Kraft?“

„Meine Wunden heilen schneller als bei anderen. Außerdem kann ich das Wasser manipulieren, aber nur unter großer Konzentration.“

„Das liegt daran, dass deine spirituelle Energie nicht ausreicht, um deine Kräfte sofort nutzen zu können. Jedoch besteht die Möglichkeit spirituelle Energie von anderen zu bekommen, damit diese Kräfte auch verstärkt werden.“

Gilbert lehnte sich an die Wand und sah nachdenklich auf den Boden vor sich. Raw hingegen sah ihn ganz genau an, kam ihm aber näher. Neben ihn lehnte er sich ebenfalls an die Wand und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Was meinst du dazu? Hast du jemals die spirituelle Kraft eines anderen gesehen, Gilbert?“

„Nein, nicht wirklich. Ich habe deine nicht einmal bemerkt.“

„Das glaube ich dir nicht.“ Gilbert sah ihn fragend an. Raw lächelte ihn nur mit geschlossenen Augen an, sah aber sofort wieder ernst vor sich auf den Boden, während er seine Arme herunternahm.

„Du musst etwas gespürt haben, als du mich gesehen hast. Auf irgendeine Art spürt das jeder, der eine spezielle Fähigkeit hat. Ich nehme mal an, dass du darin nicht geübt bist und deshalb die spirituelle Kraft nicht sehen kannst. Sobald du deine Kräfte richtig einzusetzen weißt, ist es für dich eine Leichtigkeit, die spirituelle Energie aller Menschen sehen zu können. Du musst wissen, dass es verschiedene Farben von spiritueller Energie gibt.“

„Verschiedene Farben? Welche denn zum Beispiel?“

„Deine spirituelle Energie ist hellblau, meine hingegen ist feuerrot. Meist sieht man durch die Farben auch die spezielle Kraft, aber verlasse dich nicht zu sehr darauf. Deshalb habe ich gefragt, welche Kraft du hast. Die Kraft, das Wasser zu manipulieren, ist zwar nicht so speziell, aber deine andere Kraft ist schon etwas Besonderes.“

„Meine andere Kraft?“

„Nicht alle Menschen, die das Wasser manipulieren können, können auch gleichzeitig Wunden heilen. Ehrlich gesagt, höre ich das jetzt zum allerersten Mal, dass so eine Mischung geht. Dies sieht man zum Beispiel nicht in deiner spirituellen Energie.“

„Hast du auch eine andere Kraft?“

„Nein, bis jetzt habe ich noch keine.“

„Bis jetzt?“

„Es ist manchmal so, dass eine andere Kraft erst viel später erwacht. Manchmal passiert das, wenn man anderen spirituelle Energie für immer entzieht. Wenn man sie nur für eine kurze Dauer entzieht, passiert so etwas nicht.“

„Warum entzieht man denn anderen spirituelle Energie?“

„Weißt du, es gibt sogenannte spirituelle Partner. Das sind zwei Menschen, die eine besondere Bindung zueinander haben und entwickeln. Sie tauschen spirituelle Energie aus, um ihre Feinde zu besiegen. Daher kann auch nur einer kämpfen. Der Partner gibt ihm spirituelle Energie, die der Kämpfende ihm am Ende zurückgibt. Die spirituelle Energie des besiegten Gegners jedoch absorbiert er und behält sie für sich.“

„Feinde?“

„Ja, es gibt spirituelle Wesen, die das Gleichgewicht stören. Sie versuchen, den normalen Menschen spirituelle Energie auszusaugen, um stärker zu werden. Sie haben meist keine Partner und haben somit auch keine spirituelle Energiequelle.“

„Sie haben keine spirituelle Energiequelle? Dann ist das verständlich.“

„Es sind meist niedere Wesen, wie schwache Dämonen. Dann gibt es aber noch die Dämonenritter, die die normalen Dämonen kontrollieren. Sie haben es geschafft, ihre spirituelle Kraft so zu stärken, um einen Rang aufzusteigen. Deren spirituelle Energie ist meist braun bis schwarz. Jedenfalls erkennst du sie.“

„Wenn ich diese Kräfte nicht hätte, würde ich sagen, du wärst verrückt. Trotzdem kann ich dir das irgendwie nicht glauben.“

„Das kann ich verstehen. Weißt du, viele würden es nicht glauben, aber ich nehme mal an, dass du es wenigstens etwas nachvollziehen kannst, da du diese Kräfte hast.“

„Ganz im Gegenteil, ich dachte immer, dass es keine große Sache wäre, diese Kräfte zu haben. Selbst jetzt denke ich kaum über meine Kräfte nach. Ich empfinde sie nicht als etwas Besonderes, eher als einen Fluch.“

Raw ging einen Schritt vor, um nicht mehr an der Wand zu lehnen und ging zu ihm. Vor Gilbert stoppte er, der ihn ganz normal ansah. Auf einmal wurde die Wand schwarz. Als Raw das sah, packte er Gilbert an den Oberarmen und zog ihn zu sich. Gilbert sah ihn erschrocken an. Raw hingegen biss die Zähne aufeinander und sah in die Richtung, aus der sie kamen. Gilbert sah auch hin.

Dort stand ein großgewachsener schlanker Mann, der etwa Mitte dreißig war. Er hatte braune kurze Haare und ebenso braune Augen. Der Mann trug einen grauen Anzug, wahrscheinlich war er Geschäftsmann. Seine Schuhe waren schwarz. Er sah die beiden böse an.

Gilbert befreite sich aus Raws Griff, bemerkte aber, dass die Wand schwarz war. Auch die Wolken wurden schwarz, während Blitze züngelten. Gilbert hatte ein merkwürdiges Gefühl, wenn er den Mann ansah.

Der Unbekannte richtete seine rechte Hand auf die beiden. Raw sah ihn erschrocken an, schnappte sich aber Gilberts Hand und rannte mit ihm weg. Gilbert folgte ihm bloß. Plötzlich hörte er etwas hinter sich explodieren. Als sie auf die Hauptstraße kamen, bemerkte Gilbert, dass die Menschen sich nicht bewegten. Es war, als wäre die Zeit stehen geblieben. Als er etwas nach hinten sah, sah er, dass der Mann auf sie zugeflogen kam. Er sah schnell wieder vor zu Raw, der ihn weiter durch die Straßen führte.

„Was passiert hier, Raw?“, fragte Gilbert.

„Es ist ein Dämon. Er hat eine menschliche Gestalt angenommen. Lass dich davon nicht beirren. Gilbert, er will unsere spirituelle Energie.“

„Also war das tatsächlich wahr?“

„Ja, natürlich war es das. Gilbert, geh mit mir eine spirituelle Bindung ein!“

„Wie bitte?“

„Wir können nur gewinnen und überleben, wenn wir diese Bindung eingehen. Ansonsten hat er leichtes Spiel mit uns.“

„Aber ich weiß gar nicht, was ich machen muss.“

„Ich gehe die Bindung zu dir ein, also brauchst du nichts machen. Hier rein!“

Er zog ihn in eine Gasse rein und drückte ihn gegen die Wand, hielt ihn aber an den Oberarmen fest. Plötzlich berührte Raw ihn an der linken Wange mit seiner rechten Hand. Gilbert riss erschrocken seine Augen auf, als Raw ihn küsste. Mit der rechten Hand hielt Raw Gilberts linken Oberarm fest. Gilbert versuchte ihn wegzudrücken, aber plötzlich bildete sich unter ihnen ein rotglühender Ring mit komischen Zeichen. Es war ein Siegel.

Wind kam aus dem Ring nach oben. Raws und Gilberts Haare flatterten im Wind. Gilbert ließ seine Arme fallen und schloss seine Augen. Raw hatte sie die ganze Zeit geschlossen. Der Mann hielt am Anfang der Gasse. Raw glühte rot. Aus Gilbert entströmte blaue spirituelle Energie und ging in Raw hinein.

Als Raw ihn losließ und den Kuss löste, rutschte Gilbert an der Wand nach unten, bis er saß. Er atmete erschöpft durch, sah aber fragend zu Raw, der sich zu ihm hockte. Raw legte seine rechte Hand kurz auf seinen Kopf und streichelte ihn, bevor er aufstand.

„Was hast du gemacht, Raw? Ich fühle mich so kraftlos.“

„Du wirst dich daran gewöhnen, Gilbert. Ich werde jetzt kämpfen. Ruh dich etwas aus!“ Mit diesen Worten ging er dem Mann entgegen, der zurückwich. Gilbert jedoch stand auf, indem er sich an der Wand stützte.

Was ist das für ein Gefühl? Warum hat er mich geküsst? War das wirklich notwendig? Das war ganz sicher nur ein Kuss, um die Energie auszutauschen, nichts weiter. Warum mache ich mir überhaupt Gedanken darüber?“

Raw folgte dem Dämon aus der Gasse heraus und blieb dann stehen. Gilbert lief ihm nach und stützte sich an der Ecke der Wand. Der Mann sah grinsend zu Gilbert. Raw merkte das sofort. Er stellte sich vor Gilbert.

„Du willst diesen Jungen doch nicht beschützen, oder?“, fragte der Dämon.

„Warum nicht? Er ist mein spiritueller Partner.“

„Du wirst verlieren!“, schrie der Dämon. Er richtete eine Hand auf Raw. Die Hand wurde von schwarzer Energie umringt. Sie war so stark, dass selbst Gilbert sie sehen konnte. Raw hielt sich bereit. Plötzlich kam aus der Hand ein schwarzer Energiestrahl heraus und sauste sofort auf Raw zu.

„Raw?“, rief Gilbert, aber der richtete eine Hand auf den Strahl.

Gilbert sah ihn erschrocken an. Das würde er doch niemals überleben. Kurz darauf traf der Strahl auf Raws Hand. Der Mann trat erschrocken einen Schritt zurück und nahm die Hand herunter, denn der Strahl stoppte vor der Hand. Durch das Herunternehmen der Hand des Dämons unterbrach der Energiestrahl und verschwand. Raw nahm seine Hand wieder herunter.

„Hast du nicht mehr zu bieten?“, wollte Raw wissen.

Der Dämon antwortete nicht. Er sah Raw immer noch erschrocken an. Raw hingegen lächelte siegessicher.

„Da hast du dich wohl übernommen“, schlussfolgerte er.

Der Boden unter Raws Füßen fing Feuer. Auf einmal jedoch bissen Raw und Gilbert vor Schmerz die Zähne aufeinander. Das Feuer verschwand. An Raws rechtem Arm floss Blut herunter. Die langgezogene Schnittwunde war auch bei Gilbert zu sehen, an derselben Stelle. Gilbert presste seine linke Hand an die Wunde, genau wie Raw. Der Dämon lachte laut auf.

Raw sah böse zu dem Dämon, konnte aber erkennen, warum die Wunden entstanden. Der Dämon hatte mehrere Wurfmesser in den Händen. Ein Wurfmesser hatte sie wohl beide getroffen. Wieder warf er welche auf Raw zu. Der Boden fing unter ihm wieder Feuer. Die Wurfmesser trafen direkt auf die Flammen und verglühten sofort zu Asche. Der Dämon sah ihn erschrocken an. So etwas ging doch gar nicht. Nichts schmolz so schnell.

Plötzlich richtete Raw die Hand auf den Dämon, der erschrocken einen Schritt zurückwich. Die Flammen sausten sofort auf ihn zu. Der Dämon wollte wegrennen, aber er wurde von den Flammen erwischt. Er schrie vor Schmerz. Aus ihm kam schwarze Energie hervor, die in Raws Hand hineinging. Kurz darauf wurde der Dämon zu Asche und verschwand somit. Die Flammen verschwanden mit ihm.

Raw drehte sich zu Gilbert um, der ihn erschrocken ansah. Er ging näher zu ihm, Gilbert sank an der Wand zu Boden, bis er wieder saß. Vor ihm hockte sich Raw hin und legte seine rechte Hand auf seine linke Hand, die er immer noch an seine Wunde presste. In diesem Moment gab Raw ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn. Danach nahm er die Hand wieder herunter. Gilbert spürte, wie seine Kraft wieder zurückkehrte. Trotzdem bewegte er sich nicht, sondern starrte ihn nur verdutzt an.

Raw lächelte und stand auf. Als er stand, reichte er Gilbert seine rechte Hand herunter, aber Gilbert stand ohne Hilfe auf.

„Die Energie, die ich dem Dämon entzogen habe, ersetzt die Energie, die ich im Kampf verbraucht habe. Deine habe ich dir schon zurückgegeben, als ich deine Hand berührte.“

„Aha“, antwortete Gil nur. Zusammen gingen sie nach Hause, jedenfalls schleppte Raw ihn nach Hause. Auf den Straßen war alles so, als wäre nie etwas passiert. Selbst die dunklen Wolken und die Blitze waren weg.

 

Zuhause angekommen, staunte Raw erst mal, als sie in der Stube waren. Er hätte nicht gedacht, dass Gilbert eine Villa für sich alleine hatte. Gilbert setzte sich erst einmal auf die Couch, nachdem er eine Tasse Tee vor Raw hinstellte und auch eine vor sich. Raw setzte sich neben ihn. Gilbert sah nur aus dem Fenster, das genau gegenüber von ihnen war.

„Entschuldige, Gilbert. Das war heute sicher eine harte Erfahrung für dich. Jetzt sind wir diese Partnerschaft eingegangen, also müssen wir auch weitermachen. Trotzdem, das hast du gut gemacht.“

„Was habe ich denn bitte gemacht? Du hast ihn besiegt.“

„Es war schon eine Tat, dass du dich für die Partnerschaft entschieden hast.“

„Das habe ich nur gemacht, um nicht gleich von dem getötet zu werden. Was sollte dieser Kuss eigentlich?“

„Meinst du den am Anfang? Ich mag dich. Außerdem tauschen wir so unsere spirituelle Energie miteinander aus.“

„Unsere spirituelle Energie tauschen wir so aus? Warum hast du mir das nicht gesagt?“

„Hättest du es denn dann getan?“

„Natürlich nicht. Es ist nicht normal, wenn zwei Jungs sich küssen.“

„Magst du keine Dinge, die nicht normal sind? Außerdem gibt es viele Paare, die gleich-geschlechtlich sind. So eine Beziehung ist heute kein Problem mehr.“

„Wir machen das aber nur wegen dieser Partnerschaft. Das hat keinen anderen Grund.“

„Du bist gemein. Ich mag dich, Gilbert.“

„Hör auf damit!“ Gilbert stand auf, genau wie Raw. Als Gilbert das Zimmer verlassen wollte, packte Raw ihn am rechten Oberarm und drehte ihn zu sich herum. Gilbert sah ihn erschrocken an. Raw legte seine Hand an seine rechte Wange und küsste ihn wieder. Gilbert wollte ihn wegdrücken und den Kuss lösen, aber Raw ließ nicht locker. Er ließ sich nicht wegdrücken, sondern drückte Gilbert an die Wand.

Er konnte sich nicht mehr gegen Raw wehren. Raw löste den Kuss und sah sanft lächelnd in Gilberts Gesicht, der ihn immer noch erschrocken ansah.

„Ich liebe dich“, sagte Raw, bevor er ihn wieder küsste. Dabei schloss er wieder seine Augen. Gilbert wehrte sich nicht mehr, sondern nahm die Arme runter und ließ den Kuss einfach über sich ergehen, schloss aber trotzdem seine Augen. Dabei merkte er auch, dass sein Herz wie wild klopfte.

Raw ließ nach kurzer Zeit den Kuss enden und trat einen halben Schritt zurück, während er ihn losließ. Gilbert senkte den Blick, sodass Raw sein Gesicht durch den Schatten nicht sehen konnte. Er legte seine rechte Hand auf Gilberts Kopf und wuschelte ihm kurz durch das Haar. Trotzdem hielt Gilbert den Blick gesenkt.

„Gute Nacht“, wünschte Raw ihm und ging. Als Gilbert die Tür ins Schloss fallen hörte, sank er an der Wand herunter, bis er saß. Ihm lief eine Träne über die linke Wange.

 

Kapitel 2

Gilberts erster Kampf

 

Am nächsten Morgen ging Gilbert komischerweise wieder so früh los. Dabei hasste er das doch. Er hatte die ganze Nacht kaum geschlafen. Die ganze Zeit dachte er über Raw nach. Wahrscheinlich würden Außenstehende sagen, dass so etwas gar nicht möglich wäre, aber Gilbert hatte es selbst durchgemacht. Dieser Junge brachte ihn ganz durcheinander.

Kann ich denn jetzt überhaupt noch mit ihm befreundet sein? Er sagte doch, dass er mich liebt. Hat er das überhaupt ernst gemeint? Das ist doch gar nicht normal, dass ein Junge einen Jungen liebt. Dieser Kerl hat es geschafft, dass ich die ganze Nacht kein Auge zu bekommen habe. Worüber mache ich mir eigentlich Sorgen? Er hat das niemals ernst gemeint. Wahrscheinlich ist das nur wieder einer dieser Streiche, die sie anderen spielen. Als ob er jemals jemanden wie mich lieben würde. Die haben sich wahrscheinlich die ganze Nacht über mich lustig gemacht. Aber warum denke ich andauernd an ihn?“

„Gilbert!“, rief jemand hinter ihm, was ihn aus seinen Gedanken aufschrecken ließ. Er drehte sich herum und sah Raw, der auf ihn zu rannte. Vor ihm stoppte er. Raw wuschelte ihm wieder durchs Haar, nachdem er seine Hand auf seinen Kopf legte. Gilbert sah ihn verwirrt an. Raw jedoch lächelte.

„Du siehst schlecht aus, Gilbert. Hast du nicht richtig geschlafen?“

„Wie kann ich das nach allem von gestern?“, fragte Gilbert und drehte sich um, als Raw die Hand herunternahm.

„Entschuldige“, meinte Raw und ging ihm voraus. Gilbert ging ihm nach, traute sich aber nicht, etwas zu sagen. Er dachte, dass Raw jetzt bestimmt sauer war. Stattdessen fing Raw wieder das Gespräch an.

„Entschuldige, Gilbert. Ich weiß, die erste Zeit wird dir schwer fallen, aber irgendwann kriegst du den Dreh raus, wie du kämpfen musst. Dann wird es zu einem Kinderspiel solche Dämonen zu besiegen.“

„Wie du den Dämon gestern besiegt hast, sah mir schon leicht genug aus.“

„Es gibt spirituelle Partner, die solche Dämonen besiegen können, ohne so einen Austausch der spirituellen Energie zu machen. Diese sind schon enorm stark und haben auch eine riesige Menge an spiritueller Energie.“

„Aber ich dachte, spirituelle Energie lädt sich nicht auf.“

„Ja, sobald man einen Dämon besiegt, saugt man doch seine spirituelle Energie aus. Wenn man mehr spirituelle Energie aufnimmt, wie man im Kampf verbrauchte, hat man mehr spirituelle Energie zur Verfügung.“

„Achso, das klingt logisch. Müssen wir jetzt für immer Partner sein?“

„Willst du mich loswerden? Du hast zugestimmt.“

„Du hattest mir ja so etwas auch gar nicht erzählt.“

„Spielt es so eine große Rolle? Gilbert, ich akzeptiere nur dich als meinen Partner, niemand anderen.“

„Raw?“

„Ja?“

„Hör auf, solche peinlichen Sachen zu sagen!“ Raw sah zu Gilbert, der zur Seite sah, aber Raw bemerkte, dass er rot wurde. Dabei lächelte er sanft.

„Ich werde es so oft sagen, wie du willst.“, meinte Raw und sah wieder nach vorn. Gilbert sah ihn wütend an, biss aber die Zähne zusammen. Kurz darauf sah er aber wieder nach vorne.

„Ich will aber nicht, dass du so etwas sagst. So etwas möchte ich nicht hören, Raw.“

„Warum nicht? Findest du es nicht normal?“

„Genau, ich finde es nicht normal. Außerdem will ich das alles doch gar nicht. Hör einfach auf, so zu tun, als wärst du in mich verliebt!“

„So tun? Ich liebe dich wirklich.“

„Das ist doch lächerlich. Du hast mich damals gerade mal sechs Stunden gekannt und hast das gesagt. Überlege doch mal! Wir sind beide Männer und du kennst mich nicht. Das kann keine Liebe sein, du verwechselst da etwas.“

„Hatte dir schon einmal jemand ein Liebesgeständnis gemacht?“

„Wie?“

„Hat es jemand oder nicht?“

„Warum willst du es wissen?“ Raw antwortete nicht darauf, sah ihn auch nicht an. Als er zurückdachte, senkte Gilbert seinen Blick wieder. „Mir hat mal jemand ein Liebesgeständnis gemacht. Ich war mit ihr ein ganzes Jahr zusammen, aber dann ist sie einfach wegen jemand anderem gegangen.“

„Du hast das Gefühl der Liebe seitdem verloren, oder?“

„Sie hat mich die ganze Zeit über betrogen, seit dem ersten Tag an. Wie kann ich da noch jemandem vertrauen?“

„Du kannst mir vertrauen. Ich lasse dich nicht allein.“ Gilbert sah ihn erschrocken an, sah aber wieder nach vorne und senkte den Blick. Raw bemerkte das, sagte aber nichts mehr.

Wie kann ich noch jemandem vertrauen? Sie hat mir damals das Herz gebrochen. Diese Frau hat mir alles genommen. Seitdem habe ich nie wieder jemanden geliebt. Ich habe nie wieder jemandem vertraut.“

 

In der Schule angekommen, setzten sie sich auf ihre Plätze. Eine Mitschülerin kam zu Raw. Ihr Name war Megumi. Sie war 17 Jahre alt und genauso groß, wie Gilbert. Trotzdem war sie schlank. Megumi trug eine schwarze geschlossene Jacke mit langen Ärmeln. Ihr Minirock war ebenfalls schwarz. Ihre schwarzen Stiefel reichten ihre bis zu kurz unter den Knien.

Megumi hatte rote kurze Haare. Ihre Augen waren eisblau. In den Ohren hatte sie je einen blauen Ohrring in Form eines Steins.

„Guten Morgen, Raw“, begrüßte sie ihn.

Raw sah sie lächelnd an. „Guten Morgen. Entschuldige, ich kenne deinen Namen nicht.“

„Ich bin Megumi.“

„Megumi? Ein schöner Name.“

„Danke.“ Megumi wurde rot. Gilbert sah zu Raw hinüber. Er war etwas eifersüchtig. Um es sich nicht anmerken zu lassen, schlug er sein Deutschbuch auf und las.

Du sagst zu mir, dass du mich liebst, flirtest aber direkt vor meinen Augen mit einem Mädchen. Jemandem wie dir kann ich niemals vertrauen. Schon wegen deinem süßen Gesicht wirst du von allen angehimmelt. Du würdest doch von jeder Frau angesprochen werden. Die finden dich doch alle süß. Dabei hat er gerade mich ausgewählt. Wahrscheinlich nur wegen meiner Fähigkeit. Einen anderen Grund kann ich mir gar nicht vorstellen. Raw macht so etwas garantiert nicht aus Nächstenliebe. Ich war gerade dabei alles wegen ihr zu vergessen. Jetzt bringst du wieder alles in mir hoch.“

„Gilbert?“, fragte Raw und sah ihn fragend an. Er sah von dem Buch auf und blickte ihn erschrocken an.

„Was denn?“, wollte Gilbert wissen.

„Du bist mit deinen Gedanken ja total woanders. Wo warst du?“

„Ich habe mich nur in den Text vertieft.“

„Achso. Ich könnte schwören, du warst eifersüchtig.“

„Bitte? Wie kommst du denn darauf?“

„Ich habe vorher deinen Blick bemerkt. Der war nicht zu übersehen.“

„Das ist mir doch egal, wenn du mit diesem Mädchen flirtest. Was wollte sie eigentlich?“

„Sie hat mich auf ein Date eingeladen.“

„Achso.“

„Ich habe zugesagt.“

„Aha, die ersten Mädchen sind dir also ins Netz gegangen?“

„Ja, das stimmt.“ Es klingelte zum Unterricht. Gilbert senkte seinen Blick.

Ich wusste es. Dieser Kerl hat kein Interesse an mir. Er hatte nur mit mir gespielt. Das war ja klar. Irgendwie sollte ich erleichtert sein. Warum ist mir zum Heulen zumute?“

 

Als die Schule vorbei war, ging Gilbert schnell Richtung nach Hause. Raw jedoch kam ihm hinterher. Er hielt ihn am Arm fest. „Was willst du?“, fragte Gilbert, ohne sich umzudrehen.

„Ich möchte etwas mit dir unternehmen.“

„Bitte? Ich wüsste nicht, dass ich gesagt hätte, dass ich Zeit habe.“

„Stimmt schon, aber die Zeit wirst du dir nehmen müssen. Ich habe nämlich etwas Besonderes mit dir vor.“

„Etwas Besonderes?“

„Ja, lass dich überraschen!“

„Garantiert nicht. Ich gehe nach Hause.“

„Ich fahre dich.“

„Bitte?“ Gilbert drehte sich zu ihm um und sah ihn fragend an. Raw ging zum Straßenrand, wo ein roter Sportwagen stand. Gilbert staunte. Er war erst 18 Jahre alt, besaß aber trotzdem ein Auto. Mit 18 Jahren konnte man ja schon alleine fahren. Wie aber konnte er sich das Auto leisten?

Raw öffnete die Beifahrertür und lächelte zu Gilbert, der etwas rot wurde. Dann setzte Gilbert sich in Bewegung und stieg ins Auto ein. Raw schloss die Tür und stieg bei sich ein. Er schaltete den Motor an und schnallte sich an. Sofort fuhr er los. Gilbert sah aus seiner Fensterseite heraus.

„Wie kannst du dir als Schüler das Auto leisten?“, war Gilbert neugierig.

„Er gehörte meinem Vater, aber ich habe es geerbt. Als ich 18 wurde, durfte ich es endlich fahren.“

„Achso. Was hast du also vor?“

„Wie?“

„Du fährst mich doch gar nicht nach Hause, oder?“

„Stimmt, ich dachte, wir gehen etwas essen.“

„Essen?“

„Ja, du hast doch bestimmt Hunger.“ Da merkte Gilbert seinen Hunger erstmals. Er hatte seit gestern Nachmittag nichts mehr gegessen. Er sah wieder aus seinem Fenster heraus.

„Wolltest du nicht mit Megumi ausgehen?“, fragte Gilbert nach.

„Erst morgen Abend“, antwortete Raw. „Eifersüchtig?“, hakte Raw nach, als Gilbert nicht antwortete.

„Warum sollte ich? Glaubst du, ich habe es dir abgenommen, dass du mich liebst? Es war von Anfang an gelogen.“

„Woher willst du das wissen?“

„Weil man nicht mit anderen flirtet, wenn man jemanden liebt“, schrie er, nachdem er sich zu ihm umgedreht hat. Da merkte Gilbert es und sah schnell wieder aus seinem Fenster raus. Dabei wurde er etwas rot. Raw hingegen lächelte.

„Hast du gerade zugegeben, dass du sauer bist?“, lachte Raw.

„Natürlich nicht“, entgegnete Gilbert nur.

„Du bist süß“, meinte Raw.

„Was?“ Gilbert sah ihn fragend an. Raw hielt an einer Ampel. Plötzlich legte er seine Hand an Gilberts rechte Wange. Er riss seine Augen erschrocken auf, als Raw ihn küsste. Gilbert wollte ihn zurückdrängen, aber als er merkte, dass Raw sich nicht zurückdrängen ließ, ließ er es einfach über sich ergehen.

Raw löste kurz darauf den Kuss. Gilbert senkte wieder den Blick, ganz rot im Gesicht. Als die Ampel kurz darauf auf grün umschaltete, fuhr das Auto los. Raw öffnete Gilberts Fenster etwas, sodass der Wind Gilberts Haare wegwehte. Gilbert erschrak sich regelrecht. Raw lächelte ihn an.

„Du bist ja ganz rot. Gilbert, ich habe nicht gelogen.“

„Dann verstehst du deine eigenen Gefühle nicht. Ich meine, wenn man jemanden liebt, flirtet man nicht mit anderen.“

„Also bist du doch eifersüchtig.“

„Bin ich nicht. Sind wir nicht bald da?“

„Wir sind da.“ Raw parkte auf einem Parkplatz. Beide stiegen aus. Ihre Schultaschen ließen sie im Auto. Zusammen gingen sie zu einem Café auf der anderen Straßenseite. Dort setzten sie sich an einen freien Tisch. Raw reichte Gilbert eine von zwei Speisekarten. Der Kellner kam recht schnell, sodass sie auch gleich bestellen konnten.

Raw bestellte sich einen Obstsalat, einen Eisbecher und ein Glas Orangensaft. Gilbert bestellte nur einen Obstsalat und eine Tasse Pfefferminztee. Raw lächelte ihn wieder an, als sie auf das Essen warteten.

„Du bestellst so wenig, obwohl du schon lange nichts mehr gegessen hast?“, verstand Raw nicht ganz.

„Ich brauche nicht viel“, antwortete Gilbert nur.

„Achso.“

Plötzlich hatte Gilbert ein komisches Gefühl. Er sah deshalb zur Straße und entdeckte ein kleines Mädchen, das einfach über die Straße ging, ohne auf die Straße zu achten. Sie war recht klein, wahrscheinlich erst sechs Jahre alt. Das kleine Mädchen war auch sehr schlank.

Ihre braunen langen Haare waren zu einem Zopf gebunden. Dazu fielen ihre giftgrünen Augen sehr auf. Ihr rosa Kleid ohne Ärmel, das ihr bis zu den Knien reichte, flatterte ihm Wind. Ihre braunen Stiefel bedeckten den Rest bis zum Kleid.

Gilbert sah einen Lastwagen auf das Mädchen zufahren. Er rief nach dem Mädchen, das sich verwundert nach ihm umsah und mitten auf der Straße stehenblieb. Gilbert sprang auf und rannte hin. Raw rief nach Gilbert, der aber nicht auf ihn hörte. Er sprang ebenfalls auf, rannte aber nur zum Straßenrand.

Gilbert schnappte sich das Mädchen und sprang zum nächsten Straßenrand. Der Lastwagen fuhr einfach weiter. Sie landeten sicher am Straßenrand. Sofort spürte Gilbert eine entsetzliche Kälte um sich. Gilbert sah sich erschrocken um, alles war schwarz. Die Menschen und die Umgebung waren verschwunden. Das Mädchen neben ihm lachte nur höhnisch. Gilbert sah es fragend an. Es schwebte weg. Da wusste Gilbert, dass sie ein Dämon war.

Sie richtete eine Hand auf Gilbert. Sofort sauste ein schwarzer Energiestrahl auf ihn zu. Er hörte noch Raw nach ihm rufen, aber er konnte sich nicht bewegen. Als der Energiestrahl ihn fast erreichte, stoppte Raw vor ihm kniend. Der Energiestrahl traf ihn. Raw wurde von schwarzer Energie umringt. Er schrie auf vor Schmerzen, biss dann aber die Zähne zusammen. Gilbert sah ihn erschrocken an.

„Hör auf“, flehte Gilbert das Mädchen an. Das Mädchen jedoch grinste nur und verstärkte den Energiestrahl. Raw biss die Zähne fester aufeinander. Gilbert sah erschrocken zu Raw, dessen Gesichtsausdruck sehr gequält wirkte. Der Dämon ließ den Energiestrahl jedoch enden, indem sie die Arme herunternahm. Raw atmete tief durch. Gilbert rutschte mit seinen Knien näher zu ihm.

Warum beschützt er mich?“

„Du musst diesmal kämpfen, Gilbert“, meinte Raw.

„Was? Aber ich weiß doch gar nicht, wie das geht.“

„Ich werde dir meine spirituelle Energie übertragen. Den Rest schaffst du von ganz alleine. Ich kann nicht kämpfen.“

„Wie soll ich das denn machen? Es ist kein Wasser in der Nähe.“

„Benutze die Siegel!“

„Was denn für Siegel?“

„Du schaffst das schon, Gilbert.“

„Nein, Raw. Ich...“ Gilbert konnte den Satz nicht mehr beenden, denn in dem Moment legte Raw seine Hand an seine rechte Wange und küsste ihn. Dabei schloss er seine Augen. Gilbert sah ihn jedoch nur erschrocken an. Ein blauer Kreis entstand unter ihnen, in dem sich verschiedene Zeichen kringelten. Es war ein Siegel. Gilbert glühte blau, in der gleichen Farbe, wie das Siegel. Raw wurde von roter Energie umringt, die in Gilbert eintauchte.

Raw löste den Kuss. Sofort wurden das Siegel und die spirituelle Energie nicht mehr sichtbar. Er lächelte. Kurz darauf sauste ein schwarzer Energiestrahl auf sie zu. Gilbert sah erschrocken hin. Trotzdem handelte er wie von Geisterhand. Gilbert nahm Raw am Oberkörper und sprang mit ihm zur Seite. Er wunderte sich, wie weit er springen konnte, obwohl er Raw auch noch trug. Als sie landeten, ließ er Raw los, der zu Boden fiel. Da bemerkte Gilbert, dass Raw bewusstlos war.

Gilbert stand einfach auf und stellte sich vor Raw. „Er vertraut mir seine spirituelle Energie an. Deshalb darf ich nicht verlieren.“

Der Dämon lachte bloß. Gilbert wusste nicht, was er machen sollte, er hatte ja noch nie gekämpft. Plötzlich wachte Raw wieder auf, er stand langsam auf. Gilbert sah zu ihm.

„Alles okay?“, fragte er.

„Es war nur ein kurzer Schwächeanfall“, meinte Raw. Er stellte sich zu Gilbert.

„Wie soll ich so ein Siegel jetzt anwenden, Raw?“

„Du musst dich auf deine spirituelle Energie konzentrieren und sie in eine bestimmte Richtung lenken.“

„Wie soll ich das denn anstellen?“

„Konzentrier dich! Du musst sie spüren.“

Gilbert wusste trotzdem nicht, was er meinte. Wie sollte er das denn machen, wenn er das noch nie gemacht hatte? Also musste er sich was einfallen lassen. Gilbert ließ ganz locker und schloss seine Augen. Raw sah ihn an und lächelte. Plötzlich sah er, wie ein schwarzer Energiestrahl auf Gilbert zusauste.

„Gilbert!“, rief er, während er ihn weg stieß. Er sah noch erschrocken zu Raw, der fiel. Trotzdem streifte der Energiestrahl ihn am Rücken. Sein Oberteil war zerfetzt. Gilbert hockte sich neben ihn hin, Raw kniete. Er hing Raw seine weiße Jacke über die Schultern. Darunter trug Gilbert ein weißes zugeknüpftes Hemd mit langen Ärmeln. Raw krallte sich in die Jacke rein und sah Gilbert an, der aufstand. An seinem Rücken sah man eine Wunde, die sich wie eine Schnittwunde den Rücken von einer Hüfte zur anderen Hüfte hinzog.

Der Dämon lachte wieder laut und richtete erneut die Hand auf die beiden. Gilbert biss seine Zähne vor Verzweiflung aufeinander. Was sollte er tun? Er wusste nicht, wie er die Siegel einsetzen sollte. Gilbert wusste aber eines. Er musste Raw schützen. Der Dämon ließ einen schwarzen Energiestrahl auf ihn zusausen.

Wenn ich ausweiche, dann wird es Raw treffen. Was soll ich machen?“ Gilbert drückte seine Augen zu. „Nein!“, rief er.

Er jedoch spürte nichts, obwohl der Energiestrahl ihn doch einfach hätte treffen müssen. Er öffnete seine Augen und bemerkte, dass der Energiestrahl mitten im Angriff aufhörte, sich zu bewegen. Unter ihm war ein blaues Siegel mit komischen Zeichen verziert. Wind kam hoch, weshalb seine Haare etwas nach oben geweht wurden.

Gilbert spürte, wie spirituelle Energie in ihm freigesetzt wurde. Er merkte, wie sie durch seinen Körper floss. In diesem Moment wusste er genau, was er machen musste. Raw sah erstaunt zu ihm. Er hatte nicht gedacht, dass er es so schnell schaffen konnte.

Gilbert richtete seine Hände auf den Dämon, der erschrocken zu ihm sah. Der Dämon nahm die Hand herunter, weshalb der schwarze Energiestrahl verschwand. Er rannte weg. Vor Gilberts Händen erschien ein aufrechtes Siegel. Seine Hände berührten das Siegel, in dem sich sofort mehrere verschiedene Zeichen kringelten.

„Spiritual Magic: Eissplitter“, rief er. Die Zeichen in dem Siegel bewegten sich im Kreis. Kurz darauf kamen hunderte von kleinen Eissplittern heraus und sausten blitzschnell dem Dämon hinterher. Als die Eissplitter ihn am Rücken durchbohrten, schrie er auf. Gilbert nahm die Hände herunter. Das Siegel verschwand, genau wie die Eissplitter. Der Dämon drehte sich zu ihm um und sah ihn erschrocken an.

Als auf einmal seine spirituelle Energie herauskam, schrie er los. Sie tauchte in Gilbert ein. Plötzlich kam ein schwarzer Energiestrahl von hinten auf sie zu. Raw sprang weg in Richtung Gilbert und riss ihn gleich noch mit. Der Energiestrahl sauste an ihnen vorbei. Die beiden landeten sicher, Raw lag auf Gilbert. Sie standen beide auf und sahen erschrocken in die Richtung, aus der der Energiestrahl kam.

Dort war noch ein Dämon. Der sah jedoch anders aus. Er bestand ganz aus schwarzer Energie und hatte keine richtige Form. Der Dämon richtete wieder die Hände auf die beiden. Gilbert lächelte, denn langsam wusste er, wie er die Siegel anwenden konnte.

Auf einmal wurden seine Füße von roten Ranken umringt. Kurz darauf wurden auch seine Arme umringt. Gilbert sah erschrocken zu den Ranken, die auch seinen Oberkörper umringten. Er wurde in die Höhe gehoben. Raw sah erschrocken zu ihm und rief nach ihm. Kurz darauf wurde auch Raw davon umringt und hochgehoben.

„Gib mir die ganze spirituelle Energie, Gilbert. Mit meinem Feuer wird das alles kein Problem sein. Du musst nur versuchen, mich zu berühren.“ Gilbert und Raw streckten ihre Hände nacheinander aus, aber kurz darauf wurden die beiden weiter voneinander weggezogen. Raw sah erschrocken zu Gilbert, der jedoch eine Idee hatte. Er streckte seine Hand wieder nach Raw aus. Ein aufrechtes Siegel entstand vor ihm. Raw sah ihn erschrocken an. Was hatte er vor?

„Spiritual Magic: Eissplitter“, rief Gilbert. Sofort kam ein Eissplitter aus dem Siegel heraus, nachdem die Zeichen sich im Kreis bewegten. Der Eissplitter sauste auf Raw zu. Sofort merkte Raw es und lächelte siegessicher. Der Eissplitter bohrte sich in die Ranke, die Raw am linken Arm festhielt. Er nahm es mit der rechten Hand. Sofort kam aus dem Eissplitter blaue spirituelle Energie heraus und tauchte in Raw hinein.

Der Dämon sah erschrocken zu Raw. Das hatte er überhaupt nicht erwartet. Sofort fingen die Ranken Feuer, die Raw festhielten. Sie ließen Raw los, der zu Boden fiel, aber er landete sicher auf dem Boden.

Raw richtete eine Hand auf die Ranken, die Gilbert festhielten. Sie fingen Feuer und ließen Gilbert los, der hinunter fiel. Raw sprang los. Er hielt Gilbert auf seinen angewinkelten Armen. Ein Arm war unter seinen Beinen, der andere an seinem Rücken. Sie landeten sicher. Raw setzte ihn sitzend auf dem Boden ab. Gilbert wurde etwas rot.

„Heute gehörst du mir, Gilbert“, flüsterte Raw ihm ins Ohr. Gilbert drehte sich zu ihm um und sah ihn fragend an. „Ich bin erstaunt, Gilbert“, sagte er und lächelte.

„Warum?“, fragte Gilbert.

„Du hast etwas sofort geschafft, was ich erst nach ein paar Monaten geschafft habe. Heute Abend gehörst du mir.“

„Was? Wage es ja nicht!“ Plötzlich küsste Raw ihn auf den Mund, wobei er seine Augen schloss. Er legte eine Hand an Gilberts Hinterkopf. Anfangs sah Gilbert ihn noch erschrocken an, schloss dann aber auch seine Augen. Kurz darauf löste Raw den Kuss und ließ ihn los, als Gilbert seine Augen öffnete.

Raw stand auf und drehte sich zu dem Dämon um. Er richtete eine Hand auf den Dämon, der wegrannte. Kurz darauf fing er Feuer. Der Dämon schrie vor Schmerzen. Als spirituelle Energie aus ihm herauskam, verschwand das Feuer mit dem Dämon zusammen. Die spirituelle Energie tauchte in Raw ein.

Er drehte sich wieder zu Gilbert um und reichte ihm seine Hand. Gilbert jedoch stand alleine wieder auf. Raw jedoch fasste ihn trotzdem an die Hand und gab ihm somit seine spirituelle Energie zurück. Als er seine Hand jedoch weiterhalten wollte, riss Gilbert sich los. Raw lächelte sanft, als Gilbert sich wegdrehte. Kurz darauf verschwand die Dunkelheit und die Umgebung mit all den Menschen erschien wieder. Beide gingen zu ihrem Tisch zurück, als wäre nicht gewesen. Kurz darauf kam das Essen, was sie dann auch aufaßen.

 

Als sie bei Gilbert Zuhause ankamen, gingen sie in Gilberts Zimmer.

„Möchtest du was trinken oder essen?“, fragte Gilbert nach.

„Nein, danke“, antwortete er.

„Möchtest du was anderes?“

„Ja.“

„Was denn?“ Gilbert drehte sich zu ihm um. Raw lächelte jedoch nur.

„Ich möchte dich“, sagte er.

„Was?“, rief er. „Wag es ja nicht!“

„Ich werde sanft sein. Du wurdest noch nie von einem Jungen berührt, oder? Keine Sorge, es wird dir gefallen.“ Gilbert sah ihn erschrocken an und wollte zurückweichen. Plötzlich packte Raw ihn schon an den Oberarmen und drückte ihn aufs Bett, das an der gegenüberliegenden Wand stand.

Gilbert wehrte sich, aber Raw war stärker. Er küsste Gilbert und drückte ihn in die Kissen. Gilbert schubste ihn weg und wollte aufstehen, aber Raw drückte ihn wieder in die Kissen zurück und legte sich auf ihn.

Wieder küsste er Gilbert. Dabei stellte er sich in Vier-Füßlerstand über ihn. Als er den Kuss löste, knöpfte er sein Hemd auf. Gilbert hielt seine Hände fest und stoppte ihn somit, weiter zu machen. Raw lächelte sanft und machte schließlich weiter.

„Bitte nicht“, flehte Gilbert.

„Warum nicht? Es wird dir gefallen, glaub mir!“

„Ich will das aber nicht.“ Wieder küsste Raw ihn, diesmal aber am Hals. Gilbert merkte, wie sein Herz schneller schlug und wie er rot wurde. Raw öffnete sein Hemd ganz, sodass sein Oberkörper zu sehen war. Er lächelte wieder und küsste seine Brust. Gilbert legte seine Hände an seine Schultern und wollte ihn wegdrücken, aber er schien einen stärkeren Gegendruck zu erzeugen.

Als seine Hand den Gürtel seiner Hose öffnete, sowie die Hose auch, erschrak Gilbert. Er bekam Angst. Ihm lief eine Träne über die Wange. Raw bemerkte das sofort und kam wieder zu ihm hoch. Er wischte die Träne weg, wobei Gilbert seine Augen zudrückte. Als er die Hand wegnahm, öffnete Gilbert seine Augen wieder.

„Du brauchst keine Angst zu haben“, meinte Raw und lächelte. Als Raw mit der linken Hand nach unten ging, spürte Gilbert das sofort und drückte die Augen zu. Er wurde rot. Raw küsste seinen Hals. Gilbert biss seine Zähne zusammen und krallte sich in seine Oberarme.

„Entspann dich!“, hörte er Raws Stimme.

Raw legte seine Hände an sein Hemd, das immer noch nicht ganz ausgezogen war. Er streifte es von Gilberts Armen ab und warf es neben das Bett. Raw zog sich Gilberts Jacke aus. Kurz darauf küsste er Gilberts rechten Oberarm und küsste sich bis zum Handrücken hinab, den er ebenfalls sanft mit seinen Lippen berührte. Kurz darauf setzte Gilbert sich jedoch auf, weshalb Raw sich wieder hinsetzte, sein Gesicht vor Gilberts Gesicht. Er küsste Gilbert, der es einfach so hinnahm, sich aber auch nicht wehrte, den Kuss aber auch nicht erwiderte.

In dem Moment drückte Raw ihn wieder in die Kissen und zog seine Hose runter, sowie seine Unterhose. Gilbert sah ihn erschrocken an. Raw jedoch zog sich auch seine Hose mit Unterwäsche aus und legte seine Sachen zusammen mit Gilberts Sachen neben das Bett. Ihre Strümpfe warf er auch gleich noch mit hin.

Gilbert legte sich auf die Seite, winkelte seine Beine an, legte seine Arme einfach aufs Bett und drückte seine Augen zu.

„Du hast einen wunderschönen Körper, Gilbert. Ich werde dich erst mal in Stimmung bringen.“ Kurz darauf spürte Gilbert Raws Hand zwischen seinen Beinen. Er drückte seine Augen zu, biss die Zähne zusammen und krallte sich in das Bettlaken.

„Warum diese jungfräuliche Reaktion, Gilbert? Oder ist das nur Scham? Ich dachte, du hattest mal eine Freundin.“

„Na und, wir sind schon seit über einem Jahr getrennt.“

„In dieser Zeit hast du es ganz sicher allein getan.“

„Bitte? Ich habe so etwas nicht nötig.“

„Lüg mich nicht an, Gilbert“, lächelte Raw. Gilbert drehte sich auf den Bauch aber Raw hörte nicht auf. Er stand im Vier-Füßlerstand über ihm, hatte aber die Hand immer noch zwischen Gilberts Beinen. Kurz darauf nahm er die Hand weg und küsste Gilberts Schultern. Gilbert krallte sich nicht mehr in das Bettlaken, öffnete seine Augen und nahm etwas seinen Kopf hoch.

Raw küsste sich einen Weg auf dem Rücken bis runter auf Hüfthöhe. Er bemerkte, wie Gilberts Gesicht ganz rot wurde. Raw biss auf einmal sanft in Gilberts linkes Ohr, der sich regelrecht erschrak.

„Hab ich dich erschreckt?“, fragte Raw, als er aufhörte, lachend.

„Interessiert dich so etwas tatsächlich?“, konterte Gilbert.

„Natürlich. Ich möchte, dass es dir gefällt.“ Gilbert sah ihn verwirrt an, aber plötzlich küsste er Gilbert direkt auf den Mund, da dieser den Kopf etwas zu Raw gedreht hatte. Er schloss seine Augen dabei, erwiderte aber den Kuss nicht. Gilbert ließ den Kuss also nur über sich ergehen.

„Ich fange jetzt an“, bemerkte Raw und drang langsam millimeterweise ein. Gilbert drückte seine Augen zu, krallte sich in die Kissen und biss die Zähne aufeinander. Raw lächelte sanft und küsste seinen Rücken.

„Tut es sehr weh?“, fragte Raw, aber er bekam keine Antwort.

Das nahm Raw als ein „Nein“ auf und drang langsam ganz ein. Gilbert krallte sich noch fester in die Kissen. Plötzlich merkte er Raws linke Hand auf seiner linken Hand. Kurz darauf merkte er, wie Raw sanft und langsam zustieß. Gilbert fühlte einen leichten, stechenden Schmerz, aber er fühlte auch etwas anderes, was er nicht deuten konnte. Sein Herz raste wie wild.

Raws rechte Hand streichelte seine rechte Wange. Kurz darauf legte Raw auch seine rechte Hand auf Gilberts rechte Hand. Raw küsste Gilberts Nacken und küsste kurz darauf die Schultern. Nach einiger Zeit stieß er kurz schneller zu und kam. Er hörte auf und zog sein Glied heraus. Gilbert hörte auf, sich in die Kissen zu krallen und die Zähne zusammen zu beißen. Auch öffnete er die Augen. Raw stellte sich im Vier-Füßlerstand über ihn. Gilbert setzte sich auf, mit dem Rücken zu Raw, da er ja vorher auf dem Bauch lag. Raw nahm ihn dadurch von hinten in den Arm und küsste ihn auf die linke Wange. Gilbert wollte sich befreien, aber Raw ließ ihn nicht los.

„Ich darf dich doch Gil nennen, oder?“, fragte Raw und umfasste mit seiner linken Hand sein Glied. Gilbert wurde rot, drückte die Augen zu und biss die Zähne zusammen. Außerdem krallte er sich in Raws linken Arm. Raw rieb ihn etwas. Gil entrann ein kleiner Laut über den Lippen hinweg. Raw lächelte. Gilbert jedoch wurde nur noch mehr rot und hielt sich seine rechte Hand vor den Mund.

„Mach das nochmal“, bat Raw.

„Niemals“, entgegnete Gilbert, seine Zähne zusammenbeißend. Raw rieb weiter. Gilbert beugte sich etwas nach vorne, aber Raws rechte Hand lag an seiner Brust, womit er ihn wieder nach oben holte.

„Wie lange brauchst du, um zu kommen?“, flüsterte Raw in Gils linkes Ohr.

„Hör auf, so was Peinliches zu sagen!“, befahl Gil.

„Warum sollte ich? Sag schon, wie lange brauchst du? Lange oder kurz?“

„Woher soll ich das wissen?“

„Weil du es doch sicher auch machst.“

„Ich bin nicht so wie du. Ich habe so etwas nicht nötig.“

„Tatsächlich nicht? Lass uns nachher noch etwas kuscheln. Ich will mehr von dir.“

„Hör auf, so etwas zu sagen!“

„Warum denn? Magst du es nicht?“

„Natürlich nicht.“

„Du bist richtig süß.“

„Hör auf! Wir sind beide Männer.“

„Stört dich das? So etwas ist doch kein Problem.“ Plötzlich biss Gil die Zähne fester zusammen. Raw lächelte sanft und rieb fester. Raw ließ ihn dieses Mal nach vorne fallen, beugte sich etwas über ihn und rieb weiter. Gil lag wieder auf dem Bauch und mit dem Kopf auf den Kissen. Dabei krallte er sich in die Kissen mit beiden Händen. Raw lächelte wieder.

„Es gefällt dir, oder?“, fragte er.

„Nein, garantiert nicht“, versicherte Gil ihm.

„Warum vertraust du mir nicht einfach?“

„Weil ich dir einfach nicht vertrauen kann.“ Dabei dachte er an dieses Gespräch zwischen Raw und Megumi. Diesen Gedanken winkte er aber schnell ab. Daran wollte er sich einfach nicht erinnern.

„Warum kannst du mir nicht vertrauen?“, fragte Raw.

„Weil ich dich nicht genug kenne.“ Raw sah ihn an, Gil mied aber seinen Blick, wobei er seinen Kopf in die Kissen drückte. Raw ließ Gils Glied los, der aufhörte, sich in die Kissen zu krallen. Dabei öffnete er seine Augen und biss die Zähne nicht mehr aufeinander. Plötzlich drehte Raw ihn um, sodass er jetzt auf dem Rücken lag, indem er ihn einfach an der Schulter packte und ihn somit zur Seite drückte. Als er auf dem Rücken lag, sah Gilbert ihn verwirrt an.

„Du kannst mir vertrauen“, versicherte Raw ihm.

„Woher soll ich das wissen?“, fragte Gilbert und wollte zur Seite sehen. Raw beugte sich über seinen Oberkörper und küsste seine Brust. Gilbert errötete wieder. Raw küsste sich nach unten und küsste Gils Bauchnabel.

„Du kannst mir vertrauen“, flüsterte er dabei. Gilbert spürte, wie er wieder sein Glied umfasste und sanft rieb. Er legte seine Hände an Raws Kopf, drückte seine Augen zu und biss seine Zähne zusammen. Raws Zunge strich über Gils Bauchnabel, die auch kurz etwas hineinging. Über Gils Lippen kam wieder ein kurzer Laut. Raw hob seinen Kopf und sah Gil an.

„Magst du das?“, fragte er sanft lächelnd.

„Nein, garantiert nicht“, antwortete Gilbert wieder. Raw lächelte wieder sanft und küsste weiterhin seinen Bauch. Gilbert setzte sich auf. Raw hob seinen Kopf, rieb aber sein Glied trotzdem weiter. Gilberts Augen waren dabei offen und seine Zähne biss er auch nicht mehr zusammen. Raw küsste seine Brust.

„Ich hatte doch mal eine Freundin“, versuchte Gil irgendwie zu sprechen.

„Warum hatte sie dich denn verlassen?“, fragte Raw kurz und küsste ihn weiter.

„Als wir das erste Mal zusammen geschlafen haben, bin ich so schlecht gekommen. Eigentlich war das immer so. Sie hatte das gehasst. Irgendwann hat sie mich dann mit jemand anderen betrogen, das ganze Jahr lang. Ich war bloß eine Ausweichstation für sie. Deshalb mach ich es mir so schwer damit, jemandem zu vertrauen.“

„Hast du sie verlassen oder sie dich?“

„Sie hat mich verlassen.“ Raw hob seinen Kopf, sodass sein Kopf direkt vor Gils Kopf war, der ihn irgendwie leidend ansah. Raw lächelte und streichelte seine Wange mit seiner rechten Hand. Das ließ Gil wieder erröten.

„Ich werde unsere Beziehung nicht an solchen Dingen festhalten, Gilbert. Ich liebe dich. Da ist es mir egal, wie lange du brauchst, um zu kommen. Geschlechtsverkehr ist nicht das Wichtigste in einer Beziehung. Wenn du mir noch nicht vertrauen kannst, dann reicht es doch, wenn ich dir vertraue.“

Gil sah ihn verwirrt an. Kurz darauf küsste Raw ihn auf den Mund. Gils Hände waren immer noch an Raws Wangen, die er aber nicht herunternahm. Er schloss seine Augen, erwiderte aber nicht den Kuss. Gil wehrte sich aber auch nicht mehr.

Als Raw den Kuss löste, sahen sie sich kurze Zeit in die Augen. Er lächelte sanft und küsste seine Wange. Danach küsste er Gils Hals, weshalb Gil seine Hände auf Raws Kopf legte. Gils Mund öffnete sich etwas, aber er gab keinen Laut von sich. Raw küsste seine Brust und küsste sich einen Weg nach unten bis zum Bauchnabel, über den er wieder mit der Zunge strich. Dabei hörte er nicht auf, Gils Glied zu reiben.

„Ich zeige dir, dass du trotzdem kommen kannst, ganz egal wann und dass der Zeitpunkt eigentlich keine Rolle spielt“, meinte Raw, während er seinen Bauchnabel küsste.

Raw drückte ihn in die Küssen zurück. Gil ließ sich einfach fallen. Raw rieb fester, weshalb Gil wieder die Zähne zusammenbiss. Nach langer Zeit krallte Gil sich schlagartig mit beiden Händen in die Kissen. Raw lächelte sanft und rieb noch etwas fester. Gilbert drückte seine Augen zu und biss die Zähne zusammen. Es fühlte sich an, als ob ein wilder Gefühlsfluss durch seinen Körper floss. Er bäumte sich etwas auf. Kurz darauf war dieses Gefühl jedoch wieder verschwunden.

Als Raw sein Glied losließ, atmete Gil durch. Er öffnete seine Augen, hörte auf sich in die Kissen zu krallen und biss auch nicht mehr die Zähne aufeinander. Raw stellte sich wieder im Vier-Füßlerstand über ihn. Gilbert atmete regelrecht erschöpft. Sein Gegenüber beugte sich zu ihm runter und küsste ihn auf den Mund.

 

Nach einiger Zeit saßen beziehungsweise lagen die beiden auf der Couch, die gegenüber vom Bett an der anderen Wand stand. Raw saß an einem Couchende und streckte die Beine auf der Couch aus. Gilbert lag mehr, als wie er saß. Er hatte seinen Kopf an Raws nackter Brust. Seine Beine waren auch auf der Couch ausgestreckt, aber er lag seitlich. Raws linker Arm lag so, dass er Gilberts Rücken berührte, aber die Hand lag an seinem Bauch. Der Daumen seiner rechten Hand streichelte Gilberts linke Wange, die nicht an seiner Brust lag. Beide hatten kein Oberteil an. Sie trugen nur ihre Hosen. Strümpfe hatten sie auch nicht an.

Gilbert liefen die Tränen über die Wange. Es war nur etwas schmerzhaft gewesen. Raw war sanft mit ihm umgegangen, aber die Tränen liefen trotzdem. Er wollte doch nie wieder mit jemandem ins Bett gehen. Auch wollte er doch nie wieder jemanden küssen oder lieben. Diese drei Sachen hatte er sich doch geschworen. Die Tränen tropften auf Raws Brust. Raw lächelte sanft. Er hörte auf, Gilberts Wange zu streicheln. Trotzdem regte Gilbert sich nicht, sondern sah nur aus dem Fenster, das ihnen gegenüber war.

Plötzlich hob er mit der rechten Hand Gilberts Kinn an, der ihn fragend ansah. Raw strich mit dem Daumen seiner rechten Hand über Gilberts leicht geöffneten Mund. Als er den Daumen zum Kinn legte, küsste er Gil, der einfach seine Augen schloss. Raw schloss seine Augen dabei nicht, sondern sah ihn ganz genau an.

Als er den Kuss löste, stand Gil auf und wischte sich die Tränen weg. Raw stand ebenfalls auf. Gilbert streifte sich sein Hemd über. Er reichte Raw seine Jacke, die er dankend entgegennahm und sich überzog. Raw zog sich noch seine Strümpfe an und seine Schuhe. Dabei legte sich Gilbert wieder auf die Couch auf die Seite, so wie er vorher gelegen hatte.

Raw hockte sich vor ihn, als er fertig war und strich ihm noch die Haare aus dem Gesicht. Als er aufstand, packte Gilbert ihn am Handgelenk und zog ihn wieder herunter. Raw sah ihn fragend an.

„Vielleicht kann ich dir ja doch ein klein wenig vertrauen, Raw“, sagte er und ließ ihn los. Raw lächelte und gab ihm einen Kuss auf die Wange, die er vorher immer streichelte, da er ja wieder auf seiner rechten Seite lag. Gilbert ließ es einfach geschehen, wehrte sich nicht, erwiderte aber auch nicht den Kuss, indem er ihn auch die Wange geküsst hätte. Trotzdem war Raw glücklich und zufrieden.

„Danke“, sagte er noch, stand dann auf und ging.

Gilbert sah trotzdem nur aus dem Fenster. Dann nahm er sich das Kissen, das am Couchende lag, auf dem Raw auch die ganze Zeit gelegen hatte und drückte es sich auf das Gesicht. Ihm war das alles furchtbar peinlich, was vorhin passierte. Er hatte mit einem Jungen geschlafen, den er kaum zwei Tage kannte. Dabei roch er Raws Geruch an dem Kissen. Ohne es richtig zu merken, genoss er diesen Geruch.

Kapitel 3

Du musst mir vertrauen!

 

Am nächsten Morgen war Gilbert noch früher auf dem Weg zur Schule. Er hatte es Zuhause nicht mehr ausgehalten. Wieder war es wegen Raw, denn schon wieder konnte er kaum schlafen durch ihn. Diesmal war es aber eher vor Scham, weil er sich ihm hingegeben hatte. Immer wieder musste er daran zurückdenken, obwohl er nicht daran denken wollte. Oftmals erwischte er sich dabei und wurde dann auch noch rot.

Plötzlich hörte er jemanden hinter sich nach ihm rufen. Als er sich umdrehte, entdeckte er Raw. Neben ihm lief Megumi, die die ganze Zeit Raw lächelnd ansah. Gilbert hasste es, wenn sie Raw so ansah, wusste aber nicht, warum ihn das so verärgerte. Vor ihm blieben sie stehen.

„Guten Morgen, Gilbert“, begrüßte Raw ihn lächelnd. Megumi sah trotzdem nur zu Raw.

„Guten Morgen, Raw und Megumi“, antwortete Gilbert.

Zusammen gingen sie zur Schule. Immer redete Megumi mit Raw, was er sichtlich genoss. Raw redete auch die ganze Zeit mit Megumi. Gilbert lief bloß neben ihnen her und sah nach vorn, er sagte kein einziges weiteres Wort.

Als sie in der Schule ankamen, setzte Gilbert sich auf seinen Platz. Raw ging mit zu Megumi und den anderen Mädchen. Als Gilbert alles auspackte, sah er zum Fenster heraus. Kurz darauf setzte er sich und sah weiter aus dem Fenster heraus. Gilbert war enttäuscht.

Anscheinend flirtet Raw mit diesen Mädchen. Dabei sagte er doch, dass er mich liebt. Warum hat er das mit mir gemacht, wenn er das doch gar nicht ernst meinte? Dieser Idiot! Merkt er nicht, dass so etwas auch weh tun kann? Er spielt immer mit den Gefühlen anderer. Ich könnte jemandem wie ihm niemals ganz vertrauen. Er würde mich genauso verraten, wie jeder andere auch.“

Plötzlich merkte er, dass Raw sich neben ihn setzte. Trotzdem regte er sich nicht, sondern sah weiter aus dem Fenster heraus. Der Himmel war dunkel und sehr bewölkt. Wahrscheinlich würde es bald regnen. Die Atmosphäre draußen war auch wirklich trüb.

„Na, Gilbert, wie geht es dir denn?“, fragte Raw nach, nachdem er alles ausgepackt hatte.

„Mir geht es gut“, antwortete er desinteressiert weiter aus dem Fenster sehend.

„Hab ich dich verärgert?“

„Nein, warum?“

„Weil du mich nicht ansiehst, wenn ich mit dir rede.“

„Sollte ich?“

„Hast du das gestern Abend schon vergessen? Du sagtest mir, dass du mir wenigstens etwas vertraust.“

„Mach ich doch. Ich vertraue dir etwas, aber nicht so sehr, als wären wir sehr gute Freunde.“

„Was war das dann gestern Abend?“

„Das wolltest du und nicht ich.“

„Komisch, wer war dann gestern in meinen Armen?“

Gilbert sah ihn wütend an. „Wag es nicht, Raw!“, befahl er sauer.

„Was denn? Ich sage doch nur die Wahrheit.“

„Es muss doch nicht jeder wissen, dass du es geschafft hast.“

„Schämst du dich dafür?“

„Es ist nicht normal, das sagte ich dir schon immer.“

„Vielleicht für dich nicht, weil du in einer viel zu kleinen Welt lebst.“ Plötzlich sprang Gilbert auf, erhob seine rechte Hand und schlug sie Raw direkt auf die Wange. Alle sahen erschrocken zu ihnen herüber. Raws Kopf wurde zur Seite gerissen. Jetzt merkte Gilbert, was er getan hatte. Er wollte Raw doch gar nicht schlagen. Raw sah ihn an, seine Wange war gerötet.

Die Klassenlehrerin kam herein und sah erschrocken zu Gilbert und Raw. Gilbert setzte sich schnell wieder und öffnete sein Buch, um zu lesen. Raw starrte auf seinen Tisch. Die Klassenlehrerin kam zu ihm. Auch die anderen kamen alle zu ihm.

„Ist alles in Ordnung, Raw?“, wollte Frau Kasumi wissen.

„Ja, mir geht’s gut. Ich habe Gilbert provoziert. Es war nicht sein Fehler. Tut mir Leid. Ich kannte nicht das Limit.“ Gilbert sah fragend zu ihm, aber Raw sah einfach nach vorn auf die Tischplatte. Sein Blick war nichtssagend. Das verunsicherte Gilbert, aber er sah einfach nur wieder in sein Buch und las weiter.

Ich sollte mich nicht um solche belanglosen Dinge kümmern. Das Wichtigste ist erst mal die Schule. Am besten ist es, wenn ich das einfach von gestern vergesse. Aber warum kann ich das nicht? Andauernd muss ich daran denken, wie er mich gestern küsste und berührte. Ich darf mich nicht in ihn verlieben. Es ist nicht normal, wenn zwei Jungs sich lieben.“

Plötzlich hatte Gilbert ein komisches Gefühl. Er sah aus dem Fenster heraus. Es klingelte. In dem Augenblick zuckte ein Blitz am Himmel. Kurz darauf ertönte lautes Donnergrollen. Gilbert sah zur Lehrerin und konzentrierte sich auf den Unterricht.

 

Kurz vor Ende der Unterrichtsstunde spürte Gilbert, dass die Umgebung kälter wurde. Er sah fragend zu Raw, der aber immer noch normal zur Lehrerin sah. Gilbert merkte, wie er selbst frierte. Es war aber nicht sein Körper, der frierte. Er frierte innerlich, was er sich nicht erklären konnte. Kurz darauf klingelte es.

Gilbert sprang regelrecht auf und ging aus dem Raum heraus. Raw sah ihm hinterher. Gilbert ging in die Jungentoilette. Am Waschbecken stützte er sich ab und sah in den Spiegel vor seinem Gesicht. Plötzlich kam Raw herein. Gilbert sah erschrocken zu ihm, sah aber gleich wieder in den Spiegel.

„Was hast du denn, Gilbert?“, fragte Raw besorgt und kam näher.

Gilbert senkte seinen Blick. Raw legte seine Hand auf seine Schulter. Gilbert drängte seine Hand mit seiner rechten Hand weg. „Es ist nichts“, sagte Gilbert schnell, in der Hoffnung, dass Raw gehen würde.

Plötzlich packte Raw ihn am rechten Handgelenk und zog ihn mit sich. Gilbert folgte ihm widerwillig. Raw führte ihn aus der Jungentoilette heraus und nahm ihn mit in den Physikraum des zweiten Stockwerks. Vorher waren sie im ersten Stockwerk.

Der Physikraum hatte einen Vorbereitungsraum, in den sie gingen. Als Gil und er drinnen waren, schloss Raw die Tür, die außen nur einen Türknauf hatte, sodass sie erst einmal ungestört waren. Es war nur ein kleiner Raum, in dem es keine Fenster gab. Nur drei lange Bänke für die Schultaschen standen dort.

Raw drückte Gil an die Wand, die rechts neben ihm war. Gilbert sah ihn erschrocken an und wollte ihn wegstoßen, aber Raw nahm seine Handgelenke und drückte sie gegen die Wand. Gil spürte kurz darauf seinen Kuss. Raw schloss seine Augen und kam ihm etwas näher. Gilbert drückte seine Augen zu.

Kurz darauf ließ Raw sein linkes Handgelenk los. Mit seiner rechten Hand streifte er Gilberts Pullover etwas hoch und legte die Hand an seinen Bauch. Er übte einen sanften Druck auf ihn aus. Gilbert öffnete seine Augen und schob ihn mit seiner linken Hand weg. Raw ließ seinen Bauch los.

„Was ist denn los, Gilbert?“, wollte Raw wissen, nachdem er wieder ganz normal vor ihm stand.

„Du weißt ja gar nicht, wie sehr du mir damit wehtust“, meinte Gilbert den Tränen nahe.

„Weh tun?“

Raw sah ihn fragend an, wusste dann aber, wovon er redete. Plötzlich wurden die Wände schwarz. Raw und Gilbert sahen sich erschrocken um. Kurz darauf öffnete sich hinter Gilbert ein schwarzes Loch. Raw wollte noch nach ihm greifen, aber in dem Moment wurde Gilbert schon in das Loch gezogen. Er streckte seine Hand nach Raw aus, aber es war schon zu spät. Raw wollte reingehen, aber das Loch war plötzlich weg. Raw rannte sofort aus dem Vorbereitungsraum raus und den Gang entlang.

Der Dämon muss hier irgendwo sein. Ich muss Gil helfen. Wenn ihm was passiert, könnte ich mir das niemals verzeihen.“

 

Gilbert öffnete seine Augen. Alles um ihn herum war schwarz, auch der Boden. Er wusste nicht, ob er stehen konnte, aber er stand ja eigentlich. Vor ihm erschien ein Dämon, der grinste. Er hielt vor Gilbert an, der etwas zurückwich.

„Hat Raw dir wieder wehgetan?“, fragte der Dämon.

„Das geht dich doch gar nichts an. Was willst du?“

„Ich will dich.“

„Bitte?“

„Gib mir deine spirituelle Energie! Wir beide könnten spirituelle Partner sein. Was hältst du davon?“

„Ich würde niemals eine Bindung mit einem Dämon wie dir eingehen.“

„Das meinst du also? Was weißt du eigentlich von Raw? Nichts, oder?“

„Das geht dich nichts an.“

„Er hatte schon einmal einen spirituellen Partner.“

„Na und? Das interessiert mich wenig.“

„Er hat ihn geliebt.“

„Wie?“ Gilbert sah ihn fragend an. Der Dämon lachte laut auf.

„Sag bloß, dass er dir nichts von Tobi erzählt hat? Raw hatte ihn geliebt. Er hatte ihm die gleichen Worte gesagt, wie er sie dir sagt. Irgendwann hat er Tobi verlassen. Sie gingen getrennte Wege. Jetzt hat er dich ausgewählt. Du bist also sein neues Opfer? Wie gemein von ihm. Er hat es nicht nötig auf die Gefühle anderer zu achten. Er will bloß deine spirituelle Energie. Dann kannst du sie mir ja eigentlich gleich geben oder willst du sie lieber Raw geben?“ Der Dämon grinste.

Gilbert sah ihn erschrocken an. „Warum bin ich so enttäuscht? Mir sollte das doch egal sein, ich wusste immer, dass er es nicht ernst meint. Aber warum bin ich dann so enttäuscht? Ich liebe ihn doch gar nicht. Trotzdem tut es weh, das zu hören.“

Gilberts Glanz aus den Augen verschwand. Der Dämon lachte wieder laut. Er ging näher zu Gilbert heran. Vor ihm stoppte er und legte seine Hände an seine Wangen. Gilberts Blick wurde unsicher. Er wehrte sich kein bisschen gegen den Dämon. Kurz darauf entwich blaue spirituelle Energie aus Gilberts Körper und floss in den Dämon ein.

Plötzlich sauste etwas Feuer auf den Dämon von der Seite her zu. Der Dämon konnte es gerade noch sehen, ließ Gilbert los und sprang nach hinten. Das Feuer verschwand vor Gilbert, der sein Gleichgewicht nicht halten konnte. Als er drohte nach hinten wegzufallen, legte Raw, der vor ihm landete, einen Arm an seinen Rücken und drückte ihn an sich. Gilberts Gesicht war an Raws Brust. Sein Blick hatte sich nicht verändert. Raw legte seine freie Hand an Gilberts Hinterkopf.

Der Dämon sah wütend zu Raw und biss verärgert die Zähne aufeinander. Raw küsste Gilbert sanft auf den Kopf. Das weckte Gilbert auf. Der Glanz in seinen Augen erschien wieder. Als er merkte, dass er in Raws Armen war, drückte er sich weg. Gilbert drohte jedoch nach hinten umzukippen. Raw hielt ihn wieder am Rücken fest und zog ihn zu sich.

Gilbert drückte sich jedoch wieder weg, sodass er wenigstens nicht mehr so nah bei Raw stand. Trotzdem hielt Raw seinen Arm an Gilberts Rücken.

„Alles okay, Gilbert?“, fragte Raw besorgt.

„Fass mich nicht an!“, befahl Gilbert und schlug seinen Arm weg.

Raw sah ihn fragend an. Gilbert jedoch sah in die linke untere Ecke und biss die Zähne aufeinander. Raw bemerkte das Grinsen des Dämons. „Was hat dir der Dämon gesagt?“, wollte Raw wissen.

„Er hat mir von Tobi erzählt. Du hast ihn geliebt, oder? Warum hast du ihn dann einfach fallen lassen?“

„Bitte? Ich habe ihn fallen lassen? Gilbert, dieser Dämon weiß gar nichts von Tobi und mir.“

„Aber du hast ihn doch fallen gelassen. Ansonsten hättest du ihn ja wohl noch als spirituellen Partner.“

„Tobi hat damals mich fallen gelassen. Ich habe ihn geliebt. Tobi hat mich nur benutzt. Gilbert, warum bist du aber so wütend?“

„Weil du mich doch auch so fallen lassen wirst.“ Gilbert sah ihn verzweifelt an, während ihm eine Träne über die rechte Wange lief. Raw ging etwas näher an Gilbert ran, der einen Schritt zurückwich. Trotzdem nahm Raw ihn in die Arme. Seine Hände übten einen sanften Druck auf seinen Rücken aus. Seine rechte Hand legte er dann an Gilberts Hinterkopf, dessen Gesicht an Raws Brust war.

„Ich werde dich niemals fallen lassen, Gilbert“, flüsterte er ihm ins Ohr.

„Ich glaube dir aber nicht“, schrie Gilbert und stieß ihn weg.

Raw sah erschrocken zu Gilbert, denn der Dämon erschien hinter ihm. Gil merkte das sofort, als der Dämon ihn sich griff und zu sich zog. Als Gilberts Rücken den Körper des Dämons berührte, zuckte er durch die Kälte zusammen. Der Dämon schlang seine Arme um seine Brust.

„Hör auf damit!“, befahl Raw.

„Willst du wirklich noch einmal so verletzt werden, Gilbert? Dieser Raw sagt dir zwar, dass er dich niemals fallen lässt, aber wer versichert dir, dass er die Wahrheit sagt? Wurdest du nicht schon genug verletzt, Gilbert? Raw weiß doch gar nicht, wie du dich fühlst. So ein kalter Mensch, wie er, kann deine Gefühle niemals verstehen. Lass dich nicht von ihm in die Irre führen! Ich werde dich aber niemals fallen lassen. Dämonen lassen ihren Wirt niemals fallen.“

Gilbert sah traurig auf den Boden. „Es stimmt, dass ich Angst habe, Raw ganz zu vertrauen. Mein Herz tut immer so weh, wenn ich sehe, wie er mit Megumi flirtet. Ich will ja Raw ganz vertrauen, aber ich habe Angst, dass ich wieder fallen gelassen werde. Es könnte so viel einfacher sein, wenn ich ihm einfach vertraue, aber ich kann es einfach nicht.“

Plötzlich lief ihm eine Träne wieder über die rechte Wange. Der Dämon grinste, als Gilbert seine Augen zudrückte und die Zähne zusammenbiss. Er wusste nicht mehr, was er denken sollte. Raw jedoch richtete beide Hände auf Gilbert. Seine Hände wurden von Feuer umringt. Der Dämon aber grinste nur noch breiter.

„Willst du das Leben dieses Jungen jetzt schon wegwerfen?“, fragte der Dämon.

„Nein, ich werde ihn beschützen. Niemals werde ich zulassen, dass ihr Dämonen ihn anfassen werdet.“

Gilbert hob seinen Kopf und sah ihn erschrocken an. In diesem Moment sauste das Feuer auf den Dämon und Gilbert zu. Der Dämon verschwand schnell. Gilbert stand wie angewurzelt da, aber das Feuer verschwand vor ihm. Plötzlich spürte er, wie Raw seine rechte Hand nahm. Gilbert sah ihn unsicher an.

„Ich werde dich beschützen, Gilbert“, meinte Raw. Gilbert senkte seinen Blick sofort wieder. Raw jedoch ließ seine Hand los und nahm ihn in den Arm. Gil legte seine Hände an Raws Brust und ließ die Tränen einfach laufen. Raw legte seine rechte Hand an Gils Hinterkopf.

„Wein ruhig, Gil. Wein dich mal richtig aus. Jeder braucht mal so etwas. Ich versichere dir, dass ich dich nicht fallen lasse. Ich werde niemals zulassen, dass dir was zustößt. Ich werde dich beschützen. Du bist mir am Wichtigsten. Wenn dir was passieren würde, könnte ich mir das niemals verzeihen. Deshalb werde ich auch nicht zulassen, dass sich jemand zwischen uns stellt.“

„Auch nicht Megumi?“, fragte Gil vorsichtig.

„Megumi?“, Raw sah ihn fragend an, aber er konnte sich denken, was Gil meinte, weshalb er Gil einen sanften Blick zuwarf und lächelte. „Sie hatte mich gestern wegen einem Date gefragt, aber du hättest bis zum Ende zuhören sollen, denn ich habe abgelehnt.“

„Aber ihr hattet heute so sehr geflirtet.“

„Sie hat mit mir geflirtet. Ich will nichts von ihr, aber sie hat mich nicht in Ruhe gelassen. Keine Sorge, Gilbert, ich werde dich niemals betrügen.“

In diesem Moment küsste er Gilberts Stirn zärtlich. Dabei sah Gil ihn unsicher an, senkte dann aber seinen Blick. Raw lockerte seinen Griff etwas und streichelte Gils Wange, wobei er seine Tränen mit seinem Daumen wegwischte.

Gil lächelte sanft. Kurz darauf wurde Raw zur Seite weggeschleudert. Er landete auf dem Rücken liegend. Gilbert sah erschrocken zu ihm und rannte zu ihm, der wieder versuchte aufzustehen. Der Dämon lachte nur und richtete wieder die Hand auf die beiden. Gil stützte Raw etwas, als er stand. Raw biss die Zähne zusammen. Plötzlich sauste ein schwarzer Donnerblitz auf die beiden zu.

Raw schubste Gil weg, der sitzend landete. Als er zu Raw sah, sah er wie der Donnerblitz ihn traf und hielt. Raw schrie vor Schmerzen. Gilbert rief verzweifelt Raws Namen, aber der Dämon hörte nicht auf. Raw hörte auf zu schreien und biss die Zähne zusammen.

„Lauf, Gilbert“, versuchte er irgendwie zu sprechen.

„Ich kann dich doch nicht sterben lassen“, meinte Gilbert und wollte zu ihm rennen.

„Nicht!“, schrie Raw. Plötzlich erschien der Dämon hinter Gil, während der Energiestrahl endete und Raw zu Boden sank. Gilbert drehte sich erschrocken um und sah den Dämon an. Raw stand langsam auf und rief Gils Namen. In diesem Moment wollte der Dämon Gilbert gerade greifen. Gil hatte panische Angst. Auf einmal prallte die Hand des Dämons an einem blauen Schutzschild ab. Der Dämon fluchte, schleuderte Gilbert aber schnell zur Seite.

Raw fing Gil auf, indem er sich einfach in seinen Weg warf. Er stützte Gil, der den Tränen nahe war. „Hab keine Angst, Gil, ich beschütze dich“, flüsterte Raw ihm ins Ohr. Gil wusste nicht warum, aber es beruhigte ihn etwas. „Lass uns unsere spirituelle Energie tauschen“, schlug Raw vor.

„Ich kann nicht“, widersprach Gil.

„Warum nicht?“, fragte Raw.

„Weil ich dir einfach nicht vertraue.“

„Das soll jetzt ein Scherz sein, oder? Wir müssen kämpfen. Ansonsten ist uns dieser Dämon haushoch überlegen.“

„Du schaffst das doch sicher auch ohne meine Hilfe.“

„Was soll das denn? Ohne dich schaffe ich das niemals. Ich brauche deine spirituelle Energie.“

Diese Antwort enttäuschte Gilbert. „Hattest du es von Anfang an nur auf meine spirituelle Energie abgesehen?“, fragte Gilbert.

„Nein, was soll das denn jetzt?“

„Hör auf damit, mich andauernd anzulügen!“, schrie Gil. Er vergrub sein Gesicht in seinen Handflächen und weinte. Raw sah ihn verwirrt an.

„Gilbert, ich habe dich nicht als spirituellen Partner, weil ich deine spirituelle Energie brauche. Sicher ist das auch ein Grund, aber es ist nicht der wichtigste Grund. Der allererste Grund ist, weil ich dich liebe.“

„Hör auf, mir das immer zu sagen“, schluchzte Gil.

„Es mag sein, dass du mir das jetzt nicht glaubst, aber ich liebe dich, Gil.“ Raw legte seine Hände an Gils Hände, in die er immer noch sein Gesicht vergrub. Er nahm Gil in den Arm und schloss dabei seine Augen.

„Ich weiß, dass es dir schwer fällt, mir zu vertrauen. Wenn du mir nicht vertraust, dann lassen wir das langsam angehen und arbeiten einfach dran, aber ich werde auf keinen Fall zulassen, dass dieser Dämon dir weh tun kann. Ich werde dich beschützen, weil ich dich liebe.“

„Wirklich?“, fragte Gil vorsichtig und nahm seine Hände etwas weg.

„Natürlich, Gil.“ Raw löste die Umarmung und nahm seine Hände in seine eigenen. Er lächelte dabei. „Ich werde immer bei dir sein, Gil“, meinte er.

Gilbert lächelte und hörte auf zu weinen. „Dann vertraue ich dir, wenn du das sagst“, meinte Gil.

Raw sah ihn verwundert an, lächelte dann aber. Er ließ Gils Hände los. Gilbert war darauf gefasst, dass er ihn küssen würde. Tatsächlich, Raw küsste Gilbert. Diesmal erschien jedoch kein Siegel, das verwunderte Gilbert.

„Wofür was das denn?“, fragte Gil verwundert, als Raw den Kuss löste.

„Das war ein Zeichen meiner Liebe. Ich vertraue dir, also vertrau mir bitte auch.“ In diesem Moment küsste Raw Gilbert noch einmal, wobei diesmal ein rotes Siegel unter ihnen erschien. Gils Energie kam aus ihm heraus und ging in Raw über. Das erste Mal erwiderte Gilbert Raws Kuss. Am Anfang war Raw etwas erstaunt, dann genoss er es aber. Als Raw den Kuss löste, öffnete Gil seine Augen. Während er weiter kniete, stand Raw auf und stellte sich schützend vor Gilbert.

„Ich passe auf dich auf, Gil. Ruhe du dich aus, ich werde ihn bekämpfen.“

Gilbert nickte lächelnd. Raw lächelte, sah dann aber ernst zu dem Dämon, der vor Ärger die Zähne zusammenbiss. Er konnte es nicht fassen, dass Gilbert diesem Raw trotzdem vertraute. Dann sollte er sich jetzt doch mehr auf Raw konzentrieren.

Raw richtete seine Hände auf den Dämon. Aus seinen Händen kam Feuer heraus, das sofort auf den Dämon zusauste, der aber zur Seite sprang und seine Hände ebenfalls auf Raw richtete. Ein schwarzer Energiestrahl sauste auf Raw und Gilbert zu. Raw richtete seine Hände auf den Energiestrahl. Ein rotes Siegel entstand vor ihm mit mehreren ineinander verkringelten Zeichen. Er berührte das Siegel und zeichnete mit seiner Hand ein neues Zeichen direkt in die Mitte. Das neue Zeichen, was er damit gezeichnet hatte, glühte rot auf. Kurz darauf entstand um den beiden ein rotes Schild, an dem der Energiestrahl abprallte und verschwand.

Das Siegel verschwand, als das Schutzschild verschwand. Dabei richtete er wieder die Hände auf den Dämon, wobei auch wieder Feuer auf den Dämon zusauste. Plötzlich glühte der Dämon schwarz. Das Feuer prallte daran ab und verschwand. Raw sah erschrocken zu dem Dämon, der immer heller glühte.

„Was passiert da?“, fragte Gilbert.

„Er verwandelt sich“, antwortete Raw verblüfft.

„Er verwandelt sich in was?“

„Einen Dämonenherren. Vorher war er ein Dämon. Danach verwandelt man sich unter bestimmten Bedingungen zu einem Dämonenherren. Wenn man genug Energie als Dämonenherr gesammelt hat, wird man zu einem Dämonenritter. Der zweite Dämon gestern war auch ein Dämonenherr. Wir haben vielleicht so viel Glück, wie gestern, dass er nicht viel Energie hat. Dämonenherren haben aber die Fähigkeit, ihre Umgebung in den Kampf mit einzubeziehen. Das heißt, sie haben die annähernde Macht von spirituellen Kriegern. Dämonen gehen aber erst als Dämonenritter spirituelle Bindungen ein.“

„Dämonen gehen auch solche Bindungen ein?“

„Ja, sogar oftmals mit Menschen. Hoffen wir, dass der Dämon noch nicht viel Energie von anderen abgezogen hat. Ansonsten haben wir schlechte Karten.“

„Kann ich dir irgendwie helfen?“

„Ich schätze nicht. Ruh dich etwas aus, Gil!“

„Okay, du schaffst das, Raw.“

„Natürlich schaff ich das. Wir schaffen das gemeinsam.“

Das Glühen des Dämons verschwand. Er lachte höhnisch und richtete die Hand auf Raw und Gilbert. Raw richtete seine Hände ebenfalls auf den Dämon. Feuer sauste auf den Dämon zu, aber plötzlich wurde Raw von einer schwarzen Ranke von hinten nach vorne geschleudert. Diese Ranke umringte ihn im Flug und hielt ihn in der Luft. Andere Ranken richten ihre Spitzen auf ihn, griffen ihn aber nicht an.

„Raw!“, rief Gilbert und stand blitzschnell auf.

„Willst du mir wirklich nicht deine Energie geben?“, fragte der Dämon, der plötzlich hinter Gilbert erschien. Gil drehte sich erschrocken zu ihm um. Der Dämon packte Gil am rechten Oberarm.

„Gil, verteidige dich!“, versuchte Raw irgendwie zu sprechen. Das rief Gilbert wieder in Erinnerung, dass er seine Kräfte ja trotzdem nutzen konnte, da Raw ihm ja nicht seine ganze Energie nahm. Er richtete seine linke Hand auf ihn. Plötzlich durchfuhr ihn ein schwarzer Donnerblitz. Gil schrie auf. „Gil!“, schrie Raw und versuchte sich zu befreien, aber die Ranken hielten ihn zu sehr fest.

Als der schwarze Donnerblitz endete, ließ der Dämon Gilbert fallen, der zu Boden sank. Er krallte sich mit seinen Händen in den je anderen Oberarm, als er auf den Knien war. Die Schmerzen durchfuhren seinen ganzen Körper.

Plötzlich bekam Raw eine Hand frei. Er richtete eine Hand auf Gilbert. Ein rotes Siegel errichtete sich vor ihm. Der Dämon blieb vor Gil stehen, der ihn erschrocken ansah. In diesem Moment berührte Raw das Siegel und zeichnete ein neues Zeichen hinein, das wieder rot aufleuchtete.

„Spiritual Magic: Feuersäule“, rief er.

Auf einmal glühte der Boden unter dem Dämon auf, der schnell zurücksprang. Kurz darauf sauste eine Feuersäule aus dem Boden in die Luft empor. Gilbert merkte, wie sich einige Funken auf seine Schultern legten und verschwanden. Plötzlich merkte er auch, wie seine spirituelle Kraft in seinen Körper zurückkehrte.

Er nahm die Hände runter, stand blitzschnell auf und sah erschrocken zu Raw, der ihn anlächelte. Raw formte mit seinen Lippen Worte. Gilbert wusste genau, was es hieß, denn Raw hatte es ihm oft genug gesagt.

„Ich liebe dich, Gil“, las er in Gedanken von Raws Lippen ab.

Der Dämonenherr sah wütend zu Raw und richtete seine Hände auf ihn. Die Ranken, die in seiner Nähe mit den Spitzen auf ihn zeigten, rasten auf ihn zu. Der Dämon grinste vor Schadenfreude. Gil sah erschrocken zu Raw und streckte seine Hand nach ihm aus, aber er sah immer noch mit einem sanften Lächeln auf den Lippen zu ihm.

„Nein, Raw!“, schrie Gil, als die Ranken ihn durchbohrten.

Raw schrie nicht, er wurde durch die Wucht der Ranken etwas nach vorne gedrückt. Er biss die Zähne aufeinander, wobei er Blut aushustete. Das Blut tropfte auf den Boden von Raws Körper herab. Auch von den Ranken tropfte Blut auf den Boden. Er hob noch einmal leicht den Kopf und sah zu Gilbert, der ihn erschrocken ansah. Kurz darauf biss er nochmal die Zähne aufeinander, als rote Energie aus ihm heraus floss und in den Dämon eintauchte.

„Gil...bert“, stotterte er, bevor er sein Bewusstsein verlor, Gilberts Gesicht vor Augen.

Als die Energie ganz in dem Dämon verschwand, schwang der Dämon seine Hand zur Seite in Gilberts Richtung. Die Ranken ließen Raw los, schleuderten ihn aber vorher noch auf Gilbert zu, der sich Raw in den Weg stellte und ihn auffing. Er fiel nach hinten durch Raws Geschwindigkeit, konnte sich aber noch im Sitzen halten.

Raw lag vor ihm, auf dem Rücken. Er lag quer vor ihm, sodass er Raw hinsetzte und seinen Kopf an seine Brust drückte. Ein dünner Blutfaden floss aus seinem Mund. Gilbert war sofort mit Raws Blut befleckt. Ihm kamen Tränen über die Wangen, die auf Raws Wangen tropften.

„Deine Tränen werden ihn auch nicht wiederholen“, lachte der Dämonenherr.

Der Dämon ging auf Raw und Gilbert zu, aber plötzlich erschien vor Gilbert ein rotglühendes Siegel. Der Dämon schrak zurück, als auf einmal ein Mädchen zusammen mit einem Jungen aus dem Siegel trat.

Das Mädchen war groß und schlank. Sie hatte lange rote Haare, die offen über ihre Schultern flogen und bis auf Hüfthöhe reichten. Ihre Augen waren eisblau. In den Ohren trug sie je einen Ring in Form eines goldenen Ringes.

Ihr ärmelloses Kleid war rot und reichte ihr bis zu den Knien. Es war eng und betonte somit ihre Figur. Ihre Stiefel, die mit einem sehr dünnen Trichterabsatz versehen war, waren schließlich auch rot. Um den Hals trug sie eine Kette, deren Anhänger ein metallisches Kreuz war, das mit kleinen roten Edelsteinen verzückt war.

Der Mann hingegen war einen Kopf größer wie das Mädchen, das in etwa auf Gilberts Größe reichte, und schlank. Er hatte schwarze kurze Haare. Nur sehr wenige Haare bedeckten seine Stirn. Auch nur wenige Haare erreichten seinen Nacken. Seine Augen waren grau, einen Grauton, den es nur sehr selten gab. In seinen Ohren trug er je einen silbernen Piercing in Ringform.

Sein ärmelloses Hemd war schwarz und betonte seinen Oberkörper. Seine enge schwarze Hose betonte ebenfalls seinen Körper. Seine schwarzen Stiefel bedeckten einen Teil seiner Hose. Darüber trug der Mann einen schwarzen hauchdünnen Mantel, der bis kurz über den Boden reichte. Gilbert fiel auf, dass seine Fingernägel etwas länger wie nur bis zu den Fingerkuppen waren. Dazu gingen sie spitz, aber etwas abgerundet nach vorne, als würde er sie auch als Waffe nehmen.

Das Mädchen streckte ihren rechten Arm zur Seite. Dabei erschien wieder ein rotes Siegel neben ihr, wobei das hinter ihnen verschwand. Sie griff in das Siegel und zog ein großes Schwert heraus. Es hatte einen schwarzen Griff, sowie ein schwarze Klinge.

„Ihr seid also spirituelle Partner?“, fragte der Dämonenherr.

„Kaum zu glauben, dass du schon zu einem Dämonenherr geworden bist“, meinte das Mädchen, lächelte siegessicher und rannte auf den Dämon zu.

Der Dämon richtete eine Hand auf sie, wobei rote Ranken aus dem Boden kamen und auf sie zusausten. Daran ließ sie sich nicht hindern. Während sie auf den Dämon zu rannte, durchschnitt sie jede Ranke einzeln. Der Dämonenherr sah erschrocken zu dem Mädchen, das vor ihm hochsprang. Als sie hinter dem Dämon landete, zerplatzte das Schwert in mehrere kleine rote Lichtbälle und verschwand.

Der Dämon schrie vor Schmerzen auf. Sie richtete ihre Hand auf den Dämon. Kurz darauf tauchte die Energie des Dämons sowie die von Raw auf und wurde von dem Mädchen aufgesaugt. Als die Energie in dem Mädchen verschwand, verschwand der Dämon. Das Mädchen ging zu Gilbert und Raw und stoppte vor ihnen.

„Ihr seid ziemlich schwach, wenn ihr das nicht geschafft habt“, begann sie. „Wollt ihr mir sagen, dass ihr spirituelle Partner seid? Außerdem seid ihr beide Männer. Was soll das denn werden? Ich habe seine Energie mit aufgesaugt. Er braucht sie ja eh nicht mehr, denn er wird ja eh nicht mehr lange leben.“

„Er wird leben!“, widersprach Gilbert.

„Was du nicht sagst“, antwortete sie und ging.

„Wer seid ihr?“, fragte Gilbert, aber die beiden verschwanden wieder in einem roten Siegel, das kurz darauf verschwand. Plötzlich verschwand die dunkle Umwelt um ihnen. Sie befanden sich im Dachgeschoss der Schule in einer leerstehenden Kammer. Gilbert holte sein Handy heraus und rief einen Krankenwagen. Dabei nahm er Raws linke Hand in seine linke Hand. Er übertrug Raw etwas Energie.

Sein schmerzerfüllter Ausdruck wich etwas zurück. Als Gilbert seine Hand losließ, legte er eine Hand auf die große Wunde. Gil schloss seine Augen und konzentrierte sich. Seine Hand wurde von blauer spirituellen Energie umringt. Die Wunde schloss sich langsam.

Als der Krankenwagen kam, hatte Gilbert es geschafft, die größten Wunden zu heilen, sodass Raw nicht mehr ganz so schwerverletzt war. Trotzdem war er noch nicht außer Lebensgefahr, denn er hatte einen starken Blutverlust und immer noch tiefe Wunden. Der Krankenwagen fuhr ihn sofort mit Blaulicht ins Krankenhaus. Seine Klassenlehrerin und er standen am Schuleingang.

„Gehst du heute noch ins Krankenhaus zu ihm?“, fragte Frau Kasumi.

„Ja, ich gehe sofort nach dem Unterricht hin“, antwortete Gilbert.

„Darf ich dich fahren, Gil?“ Er sah sie verwirrt an, nickte dann aber lächelnd. „Hast du ihn dort gefunden, Gil?“

„Ja, ich habe ihn dort gefunden. Ich habe mir irgendwann Sorgen um ihn gemacht, als er nicht zurückkam. Er sagte mir ja, dass er sich mal diesen Raum ansehen wollte. Ich hätte wohl mitgehen sollen.“

„Das hätte sicher nichts geändert. Ich frage mich, wer das getan haben soll, oder er war es selbst.“

„Er war es selbst?“, wiederholte Gil und sah Frau Kasumi verwirrt an.

„Weißt du, er war damals mal suizidgefährdet. Das steht in seiner Akte. Raw ist sehr oft dem Tod von der Schippe gesprungen. Kannst du ihn das bitte fragen, wenn er aufwacht?“

„Natürlich mach ich das.“

„Gut, lass uns in den Unterricht zurückgehen. Du solltest deine Jacke ausziehen, die ist ja blutverschmiert.“ Gil knöpfte seine Jacke auf und streifte sie ab. Tatsächlich war sein Oberteil nicht blutverschmiert. Frau Kasumi ging schon mal vor, während Gil ihr schnell folgte.

Er musste immer wieder an Raw denken. Warum sollte er damals suizidgefährdet gewesen sein. Ob es etwas mit diesem Tobi zu tun hatte? Das musste er ihn unbedingt fragen, obwohl er nicht gerne über diesen Tobi redete.

 

Auf dem Dach des Schulgebäudes stand das Mädchen zusammen mit dem Jungen. Sie sah zu Gilbert hinunter, vorher hatte sie dem wegfahrenden Krankenwagen angesehen.

„Du willst tatsächlich in diese Schule gehen, Yuki?“, fragte der Mann hinter ihr und sah besorgt zu seiner Partnerin.

„Natürlich will ich das, Luca. Seit Kurzem sind die Dämonenaktivitäten in dieser Stadt sehr stark gestiegen. Ich frage mich, ob das mit Raws Auftauchen zu tun hat. Immerhin hatte er mal eine Partnerschaft zu einem dieser Dämonenritter.“

„Du hast doch auch eine Partnerschaft mit einem Dämonenritter, Yuki. Ich bin immerhin auch einer.“

„Du bist aber anders, Luca. Du bist nicht wie Tobi. Wir werden es sein, die Tobi und diesen Dämonenkönig besiegen.“

„Yuki, du solltest trotzdem vorsichtig sein. Wenn dieser Junge dich erkennt, wird es gefährlich.“

„Als ob dieser Junge mir gewachsen ist. Die haben es nicht einmal geschafft, diesen Dämonenherren zu besiegen. Das liegt daran, dass sie glauben, dass ihre angebliche Liebe sie retten würde. Dabei lieben die sich niemals. Sie sind beide Jungs.“

„Es gibt auch Liebe unter Gleichgeschlechtlichen.“

„Dieser Junge ist viel zu schwach, als dass er eine Person wie Raw lieben kann. Jedenfalls muss ich sagen, dass Raw sehr viel Energie hat. Meine Kraft ist gewachsen.“ Luca sah besorgt zu Yuki, unter der plötzlich ein rotes Siegel erschien. Ihre Sachen und Haare glühten weiß. Als das Glühen aufgehört hatte, war ihr Pony mit Spangen zur Seite geschoben. Ihr Kleid war verschwunden. Dafür trug sie ein rotes ärmelloses enges Top, bei der ihre Brüste und Kurven gut zur Geltung kamen. Ihr Minirock war ebenfalls rot. Ihre roten Stiefel trug sie immer noch.

„Was meinst du, Luca? Soll ich meine Haare zu einem Pferdeschwanz binden?“

„Nein, du siehst mit offenen Haaren besser aus“, antwortete Luca mit einem sanften Lächeln.

„Danke“, meinte Yuki. Sie ging einen Schritt auf ihn zu. Luca sah sie ganz normal an, als Yuki ihm plötzlich einen Kuss auf die linke Wange gab. Er sah sie daraufhin verwundert an. Sie ging an den Rand.

„Wir sehen uns nach der Schule“, sagte Yuki. Ein rotes Siegel erschien vor ihr, in das sie hineintrat und verschwand. Kurz darauf verschwand das Siegel. Luca drehte sich um und ging. Mitten im Laufen wurde er von Wind eingehüllt. Als der Wind verschwunden war, war auch Luca verschwunden.

 

 

Kapitel 4

Gils verletzende Worte

 

Die letzte Unterrichtsstunde, die Gilbert heute hatte, war Biologie bei Frau Kasumi. Sie kam jedoch nicht allein. Neben ihr trat Yuki herein. Gilbert erkannte sie sofort und sah sie erschrocken an. Yuki hingegen lächelte ihn siegessicher an. Er sah schnell aus dem Fenster.

„Vor Gilbert ist noch eine freie Bank“, fing Frau Kasumi an. „Du hast doch nichts dagegen, alleine zu sitzen, Yuki?“

„Nein, habe ich nicht. Ich frage einfach Gilbert, wenn ich etwas nicht weiß.“

„Sehr gut. Bevor du dich setzt, möchtest du dich denn vorstellen?“

„Oh, natürlich. Mein Name ist Yuki Darlek. Ich bin erst neu in diese Stadt gekommen. Hoffentlich verzeiht ihr mir, wenn ich manchmal etwas nicht weiß. Ich hoffe auf gute Zusammenarbeit.“

Yuki lächelte der Klasse fröhlich zu. Die Jungs wurden sofort rot. Die Mädchen lächelten alle erfreut. Dabei wusste Gilbert genau, dass es keine ernstgemeinten Worte waren. Fast jedes Wort war gelogen. So freundlich, wie sie tat, war sie garantiert nicht, ansonsten hätte sie Raw ja seine Energie zurückgegeben oder ihm wenigstens geholfen.

Yuki setzte sich vor Gilbert auf den freien Stuhl am Fenster hin und packte ihr Schulzeug schnell aus. Dummerweise hatte Frau Kasumi eine Gruppenarbeit vorgesehen. Er musste tatsächlich, wie befürchtet, mit Yuki zusammenarbeiten. Dafür setzte sie sich neben ihn hin.

„Ich denke nicht, dass dein Freund überleben wird“, meinte Yuki, als sie anfangen sollten.

„Er wird überleben, selbst, wenn ich ihn selbst heilen muss“, antwortete Gilbert ruhig und schlug das Buch auf, was ihm Yuki gleich tat.

„Du kannst also heilen?“, fragte Yuki und schrieb währenddessen Stichpunkte aus dem Text.

„Ganz genau, ich kann heilen“, antwortete Gilbert und schrieb ebenfalls Stichpunkte aus dem Text, aber aus dem zweiten Abschnitt.

„Was für eine unbrauchbare Fähigkeit“, meinte Yuki.

„Ich habe auch Kräfte, mit denen ich angreifen kann“, erwiderte Gil.

„Seit wann können Heiler angreifen?“

„Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber es gibt Menschen, die haben zwei Fähigkeiten. Ich beherrsche nebenbei noch das Wasser.“

Yuki sah ihn erschrocken an. „Zwei Fähigkeiten?“

„Ja, solche Menschen gibt es. Wusstest du das etwa nicht?“ Gilbert hörte auf zu schreiben und sah in ihr erschrockenes Gesicht, wobei sich ihr Gesichtsausdruck wieder normalisierte.

„Natürlich weiß ich, dass es solche Menschen gibt. Es ist nur so, dass solche Menschen selten sind.“

„Lass mich raten. Du besitzt nur eine Fähigkeit.“

„Na und? Ich brauche keine zweite Fähigkeit. Meine Fähigkeit ist stark genug. Außerdem hast du deine zweite Fähigkeit höchstwahrscheinlich nur, weil du diese Bindung mit Raw eingegangen bist. Nur, weil er dir so viel spirituelle Energie von den Dämonen liefern konnte, ist deine zweite Fähigkeit erwacht.“

„Falsch, sie ist zeitgleich mit meiner ersten Fähigkeit im Kindesalter erwacht.“

„Was?“ Yuki sah ihn erschrocken an.

„Glaub nicht, dass ich so sehr von Raw abhängig bin, Yuki. Ich kann auch ganz gut ohne ihn.“ Mit diesen Worten schrieb er weiter. Kurz darauf schrieb auch Yuki weiter. Für die beiden war das Gespräch beendet.

 

Als der Unterricht endete, kam Frau Kasumi zu Gil, die zusammen zu ihrem Auto gingen. Wie versprochen fuhr Frau Kasumi Gilbert ins Krankenhaus. Vor dem Krankenhaus parkte sie, fuhr aber weiter, als Gilbert ins Krankenhaus hineinging. Natürlich hatte er sich auch bei ihr bedankt. An der Rezeption hielt er an.

„Entschuldigen Sie, ich suche Raw le Klueze. Er ist heute eingeliefert wurden.“

Die Krankenschwester gab ihm kurz die Information, wo er zu finden war. Gilbert ging sofort zu Raws Zimmer. Die Krankenschwester hatte Gil auch gesagt, dass Raw bis jetzt noch nicht aufgewacht sei, obwohl die Narkose eigentlich schon gar nicht mehr wirkte. Die Ärzte hatten aber die Hoffnung, dass er überleben würde.

Als er in Raws Zimmer trat, sah er traurig zu ihm. Auf seinem Gesicht war das Beatmungsgerät. Außerdem hatte er einige Schläuche in seinem Körper. Trotzdem war sein Zustand stabil, was man an den Geräten neben dem Bett sehen konnte. Einen anderen Patienten gab es in dem Zimmer nicht, was Gilbert recht gelegen kam.

Er nahm sich einen Stuhl von dem Tisch, der an der Ecke neben dem Fenster stand und stellte ihn neben Raws Bett, sodass er die Tür in seinem Rücken hatte. Dabei nahm er Raws linke Hand fest in seine linke Hand. Kaum merklich drückte Raw seine Hand, was Gil jedoch bemerkte. Dabei lächelte er. Während er Raws Hand hielt, übertrug er etwas Energie auf Raw.

Gil sah in Raws Gesicht und bestimmte für sich, dass er tief und fest schlief. Er bückte sich etwas mit dem Oberkörper zu ihm runter, sodass sein Gesicht direkt über Raws Gesicht war. Kurz darauf küsste er Raw auf die Stirn.

Megumi, die gerade vor dem Zimmer stand, sah wie Gil Raw küsste und ging erschrocken einen Schritt zurück. Sie holte schnell ihr Handy raus und machte ein Foto. Dabei lächelte sie fies. Als sie nochmal kurz zu den beiden sah, ging sie schließlich wieder zurück.

Plötzlich öffnete Raw langsam seine Augen und drückte Gils Hand ganz fest. Gil kam wieder hoch und sah ihn erschrocken an, aber Raw lächelte sanft. Er nahm das Beatmungsgerät ab und atmete tief durch. Gil legte seine freie Hand auf Raws Körper, wo seine Wunde war. Seine Hand wurde von blauer Energie umringt, wobei er Raws Wunde langsam heilte.

„Das nächste Mal küsst du mich richtig“, meinte Raw.

„Hör auf mit deine Scherze!“, befahl Gil.

Plötzlich biss Raw vor Schmerz die Zähne zusammen. Gil sah erschrocken zu ihm, aber Raw lächelte wieder etwas gequält. „Keine Sorge, das war nichts. Es war nur ein kurzer Schmerz. Machst du dir Sorgen um mich, Gil?“

„Sollte ich das?“, fragte Gil.

„Du bist immer so herzlos, Gil. Ich wünschte, du würdest etwas netter und gefühlvoller zu mir sein.“

„Das hast du dir selbst zuzuschreiben. Ich habe dich nicht gebeten, dass du mich in so etwas mit reinziehst.“

„Es tut mir Leid.“ Mit diesen Worten setzte Raw sich auf und setzte sich hinten an das Kopfkissen, sodass er sich an die Wand hinter ihm am Kopfende lehnen konnte. Gil nahm seine Hand von Raws Oberkörper.

„Ich hätte nichts dagegen, wenn du mich trotzdem dort anfassen würdest, obwohl du mich nicht heilst“, lächelte Raw.

„Hör auf!“, befahl Gil rotwerdend. Er zog seine Hand von Raws Hand weg.

Raw sah ihn nachdenklich an. Da kam ihm eine Idee. „Wollen wir am Freitag was zusammen unternehmen?“, fragte Raw.

„Da bist du noch gar nicht gesund.“

„Spätestens Freitag Früh lasse ich mich entlassen. Ich mag keine Krankenhäuser.“

„Das kannst du doch gar nicht. Kein Arzt würde das zulassen.“

„Mit meiner Magie wird das schon.“

„Das darfst du nicht“, meinte Gil und sah besorgt zu ihm.

„Also machst du dir doch Sorgen“, meinte Raw lächelnd.

„Ich...“, fehlten Gil die Worte.

„Ist schon okay, bis dahin geht’s mir wieder besser“, winkte Raw ab.

„Und was, wenn nicht?“, fragte Gil nach.

„Du kümmerst dich doch rührend um mich“, lachte Raw.

„Was?“, entging es Gil.

Raw konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Ich meinte, dass du meine Wunden doch schon geheilt hast. Ich habe kaum noch Schmerzen.“

„Was du nicht sagst.“

In diesem Moment legte Raw seine linke Hand an Gils rechte Wange. Gilbert sah ihn fragend an. Raw streichelte seine Wange. Plötzlich kamen Gil aus irgendeinem Grund Tränen in die Augen. Kurz darauf legte er seinen Kopf an Raws Brust und weinte. Raw legte seine linke Hand auf Gilberts Kopf und seine rechte Hand an Gils linke Schulter.

„Das ist meine Schuld“, weinte Gil.

„Das stimmt doch gar nicht“, widersprach Raw und streichelte sein Haar. So saßen sie lange Zeit beieinander, bis Gil sich wieder aufsetzte und sich die Tränen wegwischte. Raw streichelte wieder mit seiner linken Hand Gils rechte Wange, der ihn traurig ansah.

„Lass uns am Freitag ins Kino gehen. Am Samstag können wir in den neuen Vergnügungspark gehen, der jetzt neu aufgemacht hat. Was hältst du davon?“ Gil nickte lächelnd. Raw nahm die Hand herunter. Er legte seine Hände zusammengefaltet auf seinen Schoß.

„Du bist mir wirklich wichtig, Gil“, sagte Raw.

„Das sagst du ständig“, antwortete Gil.

„Ich weiß, aber ich will, dass du das weißt. Mir kommt es immer noch so vor, als würdest du mir nicht vertrauen.“

„Natürlich vertraue ich dir, Raw. Es ist doch nur so, dass ich etwas Zeit brauche. Deine restlichen Wunden heile ich auch noch, falls du fragen solltest.“ Gil versuchte so schnell wie möglich, das Thema zu wechseln.

„Lass dir Zeit. Du hast mich immerhin gerettet, indem du mir Energie gegeben hast. Deshalb solltest du deine Kräfte jetzt nicht zu oft einsetzen.“

„Du wurdest aber nur besiegt, weil ich zu schwach war, um dir zu helfen.“

Raw sah Gil verwundert an, lächelte dann aber wieder sanft. „Das ist doch gar nicht schlimm“, versicherte Raw.

„Nicht schlimm? Du wurdest fast getötet. Selbst die Ärzte wussten nicht, ob du durchkommst.“

„Solange ich dich beschützen kann, ist es mir egal, was mit mir passiert.“

„Red nicht so einen Blödsinn! Du musst doch auch mal an dich denken. Wenn du stirbst, dann ist alles vorbei, dann kannst du mich auch nicht mehr lieben. Dann wäre alles umsonst.“

Raw sah ihn wieder verwundert an, aber Gil sah auf seine zu Fäuste geballten Hände, die auf seinem Schoß ruhten. Dabei biss er verärgert die Zähne zusammen. Das machte Raw irgendwie glücklich, solche Worte von Gil zu hören. Er sah wieder nach vorn, lächelte aber trotzdem. Als Gil merkte, dass Raw nichts antwortete, sah er verwirrt zu Raw.

„Warum sagst du denn nichts?“, fragte Gil.

„Ich frage mich gerade, ob das gerade ein Liebesgeständnis von dir war.“ Raw sah zu Gil, der ihn nur normal ansah. „War es eins?“, hakte Raw nach.

„Ganz bestimmt nicht“, antwortete Gil und sah nach links, wobei er etwas errötete.

„Ich wünschte, Tobi wäre so wie du gewesen“, meinte Raw, als er wieder nach vorne sah.

„Hör auf mit diesem Namen“, bat Gilbert.

„Wie du willst, Gil. Du brauchst aber nicht eifersüchtig zu sein. Tobi hat für mich keine Bedeutung mehr.“

„Wirklich?“ Gil sah Raw flehend an, der sanft lächelnd nickte. Das erfreute Gil irgendwie, weshalb er ebenfalls lächelte. Die beiden redeten noch eine Weile zusammen, bis Gil schließlich noch etwas einfiel.

„Sag mal, Raw, unsere Klassenlehrerin meinte, dass du damals suizidgefährdet warst. Stimmt das?“ Raw sah ihn erschrocken an, sah dann aber traurig nach vorne.

„Das war, als Tobi mich verlassen hatte. Ich war oftmals völlig deprimiert. Das hatte sich bis zu Selbstmordgedanken hingezogen. Diese Gedanken habe ich jedoch nicht mehr, seitdem ich dich kenne.“

Gil sah ihn verwundert an. Plötzlich kam ein Arzt in einem langen weißen geschlossenen Kittel herein. Seine langen Haare, die er zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden hatte, waren weiß. Seine Augen hingegen waren eisblau, eine sehr gute Kombination. In seinen Ohren trug er je einen Ohrring, dessen Anhänger ein blauer Stein war. Gil schätzte den Mann auf 27-30 Jahre.

„Oh, du bist endlich aufgewacht“, meinte der Arzt.

„Ja, stimmt“, antwortete Raw. Plötzlich bemerkte Gil etwas, was er noch nie gesehen hatte. Eine weiße Aura umgab den Arzt. Er stoppte neben Gil und sah ihn an.

„Sind Sie ein Freund von Raw?“, fragte der Arzt.

„Ja“, antwortete Raw für Gil, da dieser keinen Ton von sich gab.

„Ich bin Doktor Masamune Gregorak. Ich bin ein alter Freund von Raw. Außerdem besitze auch ich magische Kräfte. Ich beherrsche den Wind und wie auch du das Heilen. Raw hatte mir am Montag von dir erzählt. Er war ja hin und weg von dir.“

Gil sah ihn verwundert an. „Ich bin Gilbert, nett Sie kennen zu lernen.“

„Ich habe Raws Wunden grob geheilt, so gut es ging. Hast du ihn auch etwas geheilt?“

„Ja, habe ich. Ich habe ihm auch etwas Energie gegeben.“

„Sehr gut, ich habe ihm zwar auch etwas gegeben, aber es hatte anscheinend nicht gereicht, damit er wach werden würde. Wenigstens hat deine Energie es geschafft. Wie geht es dir, Raw?“

„Mir geht’s gut, ich kann von mir aus schon entlassen werden.“

„Einigen wir uns auf Freitag?“, fragte Masamune.

„Okay, Freitag, keinen Tag später“, antwortete Raw.

„Aber auch keinen Tag früher“, konterte Masamune lächelnd.

Raw sah Masamune lächelnd an. Masamune berührte Raws Herzstelle. Weiße Energie umringte seine Hand. Raw biss kurz die Zähne zusammen, aber sein Gesichtsausdruck normalisierte sich wieder nach kurzer Zeit. Gil sah ihn traurig an und nahm seine Hand, weshalb Raw ihn erst etwas verwirrt ansah, dann aber lächelte. Masamune bemerkte es auch, sagte aber nichts dazu.

Als Masamune gegangen war, saß Gil immer noch bei Raw am Bett. Masamune hatte die Schläuche an Raws Körper entfernt, weshalb Raw sich etwas freier bewegen konnte. Deshalb stand Raw auf, wobei er aber sofort das Gleichgewicht verlor. Gil stützte ihn, wofür Raw ihm dankbar war. Er merkte immer noch, dass ihm die Wunden und der Energiemangel zu schaffen machte. Eigentlich müsste er doch langsam genug Energie bekommen haben. Warum konnte er es trotzdem noch spüren?

Sie gingen zusammen in den Park nach unten. Das Krankenhaus hatte einen eigen angelegten Park, in dem die Patienten nach Belieben spazieren durften, sofern sie das Gebäude verlassen konnten. Nach kurzer Zeit merkte Raw, dass er nicht mehr laufen konnte.

„Können wir uns mal kurz setzen?“, fragte Raw und presste seine Hand an seinen Unterleib, an dem er die Wunde schmerzlich spürte.

„Natürlich“, antwortete Gil und führte Raw zu einer Bank hin.

Als sie saßen, atmete Raw tief durch. Seine Wunde pulsierte nicht mehr so stark. Er legte seine Hand auf Gils Hand, die in seinem Schoß lag. Gilbert sah ihn besorgt an. Er machte sich wirklich Sorgen um Raw. Was war, wenn die Wunden schlimmer, wie befürchtet waren? Raw schien immer so zu tun, als wäre er stark. Selbst Gil bemerkte, dass Raw Schmerzen hatte und das nicht zu knapp. Es bestand ja sogar Gefahr für sein Leben. Warum gab Raw nicht einfach zu, dass er es nicht aushalten konnte?

„Wann sagst du mir denn, dass du mich liebst?“, fragte Raw plötzlich.

Gil sah ihn erschrocken an. Seine Miene wurde dann jedoch empört. „Mach dir lieber Gedanken um deinen Zustand“, meinte Gil und sah wieder weg.

„Solange du bei mir bist, ist alles gut. Solange brauche ich mir um so etwas keine Gedanken machen.“

„Deine Liebe kann nicht alles auf dieser Welt bewältigen.“

„Unsere Liebe“, verbesserte Raw.

„Das ändert nichts an der Tatsache.“

„Da hast du Unrecht. Solange ich in deiner Nähe bin, brauche ich mir keine Gedanken darum machen, weil ich mit meinen Gedanken die ganze Zeit bei dir bin. In dieser Zeit interessiert mich nichts anderes.“

„Dummkopf“, sagte Gil und senkte seinen Kopf, sodass Raw seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte, als er ihn ansah.

„Gil?“, fragte Raw.

„Dass du andere damit verletzt, bemerkst du wohl nicht. Ich habe mir solche Sorgen gemacht und alles, was du sagst, ist, dass unsere Liebe alles überwältigen kann. Dann frage ich dich, warum so viele Liebespaare sterben.“

„So war das nicht gemeint. Damit meine ich, dass deine Nähe den Schmerz etwas lindert.“

„Du bist so ein Dummkopf. Manche würden alles geben, um so einen gesunden Körper, wie du zu haben und du willst ihn für jemand anderen einfach wegwerfen.“ Gil stand auf. Raw sah ihn besorgt an, denn er bemerkte, dass Gil Tränen in die Augen stiegen. Plötzlich rannte Gil weg. Er rannte aus dem Park heraus und verließ das Gelände des Krankenhauses.

Gil rannte immer weiter Richtung nach Hause. Er verstand einfach nicht, warum Raw sein Leben einfach so wegwerfen wollte, obwohl er doch so einen gesunden Körper hatte. So etwas wollte er einfach nicht begreifen.

 

Raw sah Gil am Anfang noch hinterher, stand dann aber auf. Dabei kam ihm Masamune entgegen, der vor ihm stehen blieb. „Wo ist denn dein kleiner Geliebter?“, wollte Masamune wissen.

„Ich glaube, ich habe ihn etwas verletzt“, antwortete Raw bedrückt.

„Das ist irgendwie deine Spezialität, andere zu verletzen. Es ist zwar gut gemeint, was du zu ihm gesagt hast, aber manchmal kann so etwas auch verletzen. Du hättest es zu einem günstigerem Zeitpunkt sagen sollen. Ich nehme mal an, dass Gil sich Sorgen ohne Ende um dich gemacht hat.“

„Sicher? Ich könnte schwören, dass er gar keine Gefühle für mich hat. Er hat immer noch seine damalige Freundin im Kopf.“

„Er hatte dir einen Kuss gegeben. Außerdem ist er eine Bindung zu dir eingegangen. Er hat dir Energie gegeben, obwohl er weiß, dass sich seine nicht einfach so auflädt. Was willst du denn noch für einen Beweis?“

„Ich will, dass er es mir sagt. Ich will diese Worte von ihm hören.“

Plötzlich legte Masamune seine rechte Hand auf Raws Kopf. Raw sah ihn verwundert an. „Warte noch etwas, Raw. Ich bin mir sicher, dass Gil Gefühle für dich hat. Es ist nur nicht so einfach für ihn. Er hat sicher einige Gründe, warum er es dir nicht sagt.“ Als Masamune seine Hand von Raws Kopf nahm, setzten sie sich auf die Bank.

„Gil hatte mal eine Freundin, aber sie hatte ihn die ganze Zeit betrogen. Nach einem Jahr hat sie sich von Gil getrennt. Seitdem hat er einige Probleme, anderen zu vertrauen.“

„Siehst du? Er hat aber trotzdem Vertrauen zu dir gefasst. Wenn ich mir das so ansehe, hat der Kleine Gefühle für dich. Glaub mir, Raw. Ich kann so etwas viel besser einschätzen. Gil mag dich sehr, er hat nur Probleme, es dir zu sagen. Irgendwann sagt er es dir ganz sicher.“

„Meinst du wirklich?“

„Natürlich, Raw. Gil empfindet sogar sehr viel für dich. Du hast ihm seinen Kopf verdreht, keine Sorge.“

„Deine Worte beruhigen mich wirklich, Masamune.“

„Keine Ursache. Du solltest jetzt in dein Zimmer zurück. Du hast immer noch dieses weiße Nachthemd an. Ich hole heute noch deine Sachen.“

„Gut, danke.“

„Übrigens, Raw“, begann Masamune und stand auf. „Hast du mit Gil schon geschlafen?“

Raw sah ihn fragend an. „Ja, er hatte sich anfangs etwas gewehrt, aber dann hat er sich nicht mehr gewehrt.“

„Verstehe.“

„Warum willst du das wissen?“

„Wenn er es nicht gewollt hätte und keine Gefühle für dich gehabt hätte, hätte er ganz klar Nein gesagt, aber das hat er nicht. Du bist wirklich blind, Raw.“ Mit diesen Worten ging Masamune. Raw sah ihm kurz nach. Dann stand er auf und ging zum Gebäude zurück.

 

Gil saß auf seiner Couch und dachte über Raws Worte nach. Er konnte einfach keinen Sinn in seinen Worten sehen. In diesem Moment spürte er plötzlich etwas. Es war eine dunkle Energie, die sich in seinem Zimmer ausbreitete. Gil fröstelte es. Plötzlich spürte er, wie eine Hand sich über seinen Rücken ausbreitete. Gil biss die Zähne zusammen. Auf einmal sprang er auf und rannte aus dem Haus heraus.

Als er immer weiter die Straßen entlang rannte, bemerkte er gar nicht, dass er an Masamune vorbei rannte. Masamune sah ihm verwundert hinterher. Derzeit hatte er seinen Kittel nicht an. Er trug nur eine einfache blaue Jeans und eine weiße Jacke. Seine Turnschuhe waren ebenfalls weiß. Plötzlich spürte er die dunkle Energie, die hinter Gil her war. Jetzt verstand Masamune auch, warum Gil so ziellos rannte. Masamune biss die Zähne zusammen und rannte Gil hinterher.

Als Gil in einer Sackgasse ankam, erschrak er. Er stoppte an der Wand und drehte sich um. Am Anfang der Gasse stand ein Mann, der einen schwarzen Anzug trug. Gil sah ihn erschrocken an. Der Mann kam näher und stoppte in einem angemessenen Abstand vor Gil.

Plötzlich landete Masamune vor Gil, mit dem Gesicht zu dem Mann. Der Mann grinste breit und löste sich auf. An seiner Stelle erschien ein Dämonenherr. Gil sah erschrocken dahin.

„Pass auf, Masamune, der ist gefährlich“, meinte Gil.

„Keine Sorge, ich komme klar“, lächelte Masamune siegessicher. Unter Masamune erschien ein weißes Siegel mit verschiedenen Zeichen drin.

„Ein spiritueller Krieger ohne Partner ist kein Problem“, meinte der Dämonenherr und grinste wieder.

„Denkst du?“, fragte Masamune und lächelte wieder. Er wurde ganz in weißes Licht eingehüllt. Kurz darauf zerfiel das weiße Licht in mehrere kleine Lichtkugeln und verschwand. Auch das Siegel verschwand. Gil sah verwundert zu Masamune, denn er trug andere Sachen.

Seine langen weißen Haare fielen ihm offen über die Schultern. Sein langer offen getragener Ledermantel war weiß. Masamune trug darunter ein weißes Hemd, das sehr eng an seiner Haut anlag. Seine hauchdünne lange Hose war ebenfalls weiß, genau wie seine Stiefel, die etwas von seiner Hose bedeckten. An seiner Hose war um den Hüften ein weißer Gürtel befestigt.

„Was ist das?“, fragte Gil.

„Auf einem bestimmten Level schaffen es spirituelle Krieger, eine Verwandlung durchzuführen. Dadurch sind sie stärker und sie bekommen Waffen hinzu, die meist magische Fähigkeiten aufweisen.“

„Was ist deine Waffe?“

„Das wirst du gleich sehen. Sieh zu und lerne, Gil!“

„Okay“, antwortete Gil. Masamune lächelte siegessicher. Der Dämon sah erst erschrocken zu ihm, aber er schien eine Idee zu haben, denn er lächelte wieder siegessicher. Er richtete seine Hände auf Masamune. Gesteinsbrocken lösten sich aus dem Haus. Gil sah erschrocken hin. Die Gesteinsbrocken sausten auf Masamune und Gil zu.

„Lächerlich“, meinte Masamune. Er schwang seinen rechten Arm von unten in einem Bogen nach oben. Ein weißer Fächer erschien in seiner rechten Hand, wodurch sofort ein Windstoß hervorgerufen wurde und der Gesteinsbrocken in viele kleine Kieselsteine zerfiel. Der Dämonenherr grinste. Masamune biss die Zähne aufeinander, denn plötzlich sausten die Kieselsteine mit großer Geschwindigkeit auf sie zu.

Gil richtete seine Hände nach vorne. Masamune sprang zur Seite. Ein blaues Siegel erschien vor Gils Händen mit mehreren verkringelten Zeichen darin. Er zeichnete ein neues Zeichen hinein.

„Spiritual Magic: Eiskristalle!“, rief Gil.

Mehrere kleine Eiskristalle sausten aus dem Siegel heraus und prallten mit den Kieselsteinen zusammen. In dieser Zeit sprang Masamune nach oben. Der Dämonenherr ließ von Gil ab, wobei auch der Angriff der Kieselsteine aufhörte. Stattdessen richtete er seine Hand auf den ankommenden Masamune. Mehrere rote dicke Ranken kamen aus dem Boden und sausten auf Masamune zu. Er jedoch schwang seinen Fächer. Windklingen sausten auf die Ranken zu und zerschnitten sie. Der Dämonenherr sah erschrocken zu Masamune.

Gil nahm seine Hände herunter und ging erschöpft auf die Knie, als das Siegel verschwand. Da sah der Dämonenherr seine Chance. Er richtete seine Hand auf Gil. Mehrere Kieselsteine sausten auf Gil zu. Masamune sah erschrocken zu Gil, der die Kieselsteine auch erschrocken ansah. In diesem Moment sauste Feuer vor Gil auf den Boden und zerstörte die Kieselsteine. Raw landete vor Gil, presste seine Hand jedoch gleich an seinen Unterleib. Gil stand auf und stützte Raw.

Masamune, der vor dem Dämonenherr gelandet war, schwang seinen Fächer, aber der Dämonenherr sprang auf Raw und Gil zu, sodass der Wind ihn nicht erwischte. Raw richtete seine Hand auf ihn, drückte aber kurz darauf seine Augen zusammen und biss die Zähne vor Schmerz zusammen. Gil stellte sich schützend vor Raw, der ihn erschrocken ansah.

Er richtete seine Hände auf den Dämon. Ein blaues Siegel erschien vor ihm. Gil berührte mit seiner rechten Hand das Siegel und zeichnete ein neues Zeichen.

„Spiritual Magic: Eissplitter!“, rief er.

Ein großer Eissplitter sauste aus dem Siegel hervor und traf sofort den Dämonenherren, der nicht mehr ausweichen konnte. Raw und Masamune sahen erstaunt zu Gil. Als das Siegel verschwunden war, sanken auch Gils Arme. Die Energie, die aus dem Dämon entwich, ging in Gil über. Als die Energie völlig in Gil eingetaucht war, verschwand der Dämon.

Masamune blieb dort stehen, wo er war. Gil jedoch drehte sich zu Raw um und nahm seine linke Hand in seine rechte Hand. Einiges von der Energie ging in Raw über. Plötzlich nahm Raw Gils Handgelenke und drückte ihn gegen die Wand neben sich. Gil sah ihn erschrocken an.

Kurz darauf küsste Raw Gil, der seine Augen schloss. Plötzlich riss er seine Augen erschrocken auf. Er spürte, wie Raws Zunge seine umkreiste. Daraufhin drückte Gil ihn weg.

„Was hast du denn?“, fragte Raw, als er Gils Handgelenke losließ.

„Ich mag Zungenküsse nicht“, antwortete Gil.

„Alles, was du machen brauchst, ist deine Zunge meine umkreisen lassen, während meine deine umkreist.“

„Das weiß ich, aber ich mag es nicht.“

„Warum nicht?“

„Weil es etwas zu intim ist“, antwortete Gil errötend

„Das hast du aber nicht gesagt, als du gestern mit mir geschlafen hast.“

„Du sollst nicht immer davon reden“, entgegnete Gil.

„Warum nicht?“

„Masamune ist dabei.“

„Stört er dich? Keine Sorge, er weiß das doch alles.“

„Was?“

„Ich habe ihm erzählt, dass wir miteinander geschlafen haben. Da ist doch nichts dabei.“

„Da ist nichts dabei? Ich wollte nicht mal mit dir schlafen.“

„Du hast nicht Nein gesagt.“

„Ich habe es sehr wohl gesagt. Was bist du überhaupt für ein Idiot? Wie konnte ich dir jemals vertrauen? Du bist nicht besser wie Megumi. Raw, du bist genauso, wie sie.“

„Du warst damals also mit Megumi zusammen?“

„Was glaubst du, warum ich sie so sehr hasse? Ganz ehrlich, langsam verliere ich auch mein Vertrauen in dich. Du bist das Allerletzte. Mir ist es egal, ob du stirbst, du hast es verdient.“ Mit diesen Worten rannte Gil weinend aus der Gasse heraus und rannte nach Hause. Masamune seufzte. Raw hatte seinen Kopf gesenkt, sodass man seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte.

„Du lernst es wohl nie?“, fragte Masamune nach, aber Raw antwortete nicht.

Masamune sah zu Raw, der einfach aus der Gasse hinausging und weggehen wollte. Masamune ging ihm nach, wobei der Fächer verschwand. Seine Sachen glühten auf und verschwanden. Er hatte wieder seine normalen Sachen von vor der Verwandlung an. Masamune ging neben Raw her.

„Damit hat er es wohl eindeutig gesagt, dass er nichts für mich empfindet“, sagte Raw.

„Ganz ehrlich, du hast ihn damit verletzt. Warum musstest du ihm auch sagen, dass du mir erzählt hast, dass ihr miteinander geschlafen habt? Das musste doch so enden.“

„Selbst wenn, er reagiert nicht einmal mehr auf einen Kuss. Damit hat er bewiesen, dass er mich doch gar nicht liebt.“

„Er wollte keinen Zungenkuss, aber einen normalen Kuss hätte er ganz sicher zugelassen. Jetzt sei doch nicht so niedergeschlagen.“

„Ich habe schon einmal meine große Liebe verloren. Ich bin kurz davor, meine große Liebe wieder zu verlieren. Glaubst du echt, da mach ich Freudensprünge?“

„Du musst etwas Geduld haben. Er ist nicht so schnell, wie du. Ihr habt euch am Montag erst mal kennengelernt. Wir haben jetzt Mittwoch. Was erwartest du denn?“

„Ich habe mich Tobi auch so schnell hingegeben.“

„Da hattest du einen Fehler gemacht, denn du hattest ihn nicht gut genug gekannt. Deswegen wurdest du am Ende enttäuscht. Eine Beziehung aufzubauen braucht sehr viel Zeit.“

„Diese Zeit habe ich nicht mehr. Das weißt du genauso gut, wie ich. Meine Zeit läuft bald ab. Ich wollte davor noch einmal lieben dürfen.“

„Du liebst doch Gil.“

„Er liebt mich aber nicht.“

„Das stimmt doch gar nicht. Glaube mir, er hat Gefühle für dich.“

„Freundschaftliche Gefühle vielleicht, aber mehr nicht.“

„Du bist so was von ungeduldig. Gil braucht etwas Zeit.“

„Er wünscht mir den Tod, wie du gehört hast. Ihm ist es egal, was mit mir passiert.“

„Raw, könntest du bitte aufhören im Selbstmitleid zu versinken?“

„Du hast es doch selbst gehört, er hatte mir gesagt, dass es ihm egal wäre, was mit mir passiert. Das war ja mehr als eindeutig.“

„Raw, nimm es nicht zu persönlich. Er war einfach nur wütend. Da sagt man manchmal Dinge, die man gar nicht sagen will.“

„Ich würde ihm trotzdem niemals den Tod wünschen.“ Masamune sah ihn besorgt an, als sie endlich am Krankenhaus ankamen. Sie gingen in Raws Zimmer.

„Ich hatte dir übrigens neue Sachen geholt, Raw. Wie ich aber sehe, hast du deine vorherigen Sachen an.“

„Danke, Masamune. Kannst du mich alleine lassen? Ich brauch etwas Zeit für mich.“

„Mach aber keinen Blödsinn. Ich komme heute Abend wieder, um nochmal nach deinen Wunden zu sehen.“

„Ja.“ Masamune ging. Als er weg war, fiel Raw vor dem Bett auf die Knie, legte seine Arme aufs Bett und vergrub sein Gesicht darin. Er fing an, lautlos zu weinen.

 

Als Raw schlief, tauchte plötzlich ein Mann neben seinem Bett auf und lächelte siegessicher. Er war recht schlank und genauso groß wie Raw. Der Mann hatte kurzes schwarzes Haar, bei dem kein einziges Haar seinen Nacken berührte. Seine Augen hatten eine Mischung aus gelb und orange. In seinen Ohren sahen man je einen silbernen Piercing in Form eines Ringes.

Sein hautenges ärmelloses Hemd war schwarz, genau wie seine ebenso enge Hose. Seine Stiefel waren ebenfalls schwarz, wurden aber etwas von der Hose bedeckt. An seinen Handgelenken sah man je ein schwarzes Armband. An seinem Hals sah man ein schwarzes Halsband, an dem ein schwarzes Kreuz hing.

„Raw, komm wieder zu mir!“, befahl der Mann.

Raw wachte sofort auf und sah den Mann. „Tobi?“, fragte Raw und setzte sich auf.

„Scheint so, als würde Gil dich nicht lieben“, lachte Tobi. Raw senkte seinen Blick. Plötzlich riss er seine Augen erschrocken auf und sah zu Tobi. In dem Moment verschwand der Glanz aus seinen Augen. Er fiel wieder in die Kissen zurück. Tobi lächelte wieder siegessicher und strich mit seiner Hand über seine noch geöffneten Augen. Als er seine Hand wieder wegnahm, waren Raws Augen geschlossen. In diesem Moment verschwand Tobi zusammen mit Raw.

 

Kapitel 5

Bitte, komm zurück!

 

Am nächsten Morgen stand Gil wirklich sehr früh auf, als es plötzlich bei ihm klingelte. Gil ging zur Tür, er hatte sich schon angezogen. An der Tür stand Masamune, in den Sachen, die er gestern trug, als er Gil auf der Straße entgegenkam.

„Kann ich reinkommen, Gil?“, fragte Masamune.

„Ja, natürlich, Masamune. Ist etwas passiert?“ Gil ging zur Seite, damit Masamune eintreten konnte. Als Masamune an ihm vorbeiging, schloss Gil die Tür. Er führte Masamune in sein Zimmer und bat ihn, auf der Couch Platz zu nehmen, was er auch tat. „Möchtest du was trinken, Masamune?“, fragte Gil neben ihm stehend.

„Ja, bitte ein Glas Wasser“, antwortete Masamune lächelnd. Gil ging kurz in die Küche und nahm aus dem Schrank ein Glas. Er füllte es mit Mineralwasser und brachte es zu Masamune. Gil stellte es vor Masamune auf den Tisch und setzte sich neben ihn. Masamune räusperte sich kurz und begann dann schließlich.

„Es geht um Raw“, fing er an.

„Raw? Tut es ihm etwa Leid?“

„Das weiß ich nicht, Gil. Es geht darum, dass Raw verschwunden ist.“

„Vielleicht ist er nach Hause gegangen.“

„Das wäre schön. Ich habe das nachgeprüft. Ein Dämon war bei ihm im Zimmer, ein starker Dämon. Er war wahrscheinlich ein Dämonenritter. Außerdem könnte ich Raws Energie eigentlich aufspüren, aber ich spüre sie nicht. Das heißt, dass ich deine Hilfe brauche.“

„Meine Hilfe? Wozu?“

„Du hast als sein spiritueller Partner eine viel tiefere Bindung zu ihm. Das heißt, wenn ich ihn nicht aufspüren kann, kannst du es.“

„Ich muss erst zur Schule gehen, entschuldige.“

„Hast du vergessen, dass ich Arzt bin? Ich schreibe dir eine Entschuldigung.“

„Sicher?“

„Ja, natürlich.“

„Okay, dann mach ich es. Wie kann man jemanden aufspüren?“

„Du musst wissen, dass noch Reste der dunklen Energie in seinem Zimmer vorhanden sind. Am besten wird es wohl sein, dass wir erst einmal in sein Krankenzimmer gehen. Also lass uns dahin gehen.“ Masamune trank sein Glas Wasser in einem Zug leer und stand zusammen mit Gil auf. Sie gingen zusammen aus dem Haus heraus und gingen in Richtung Krankenhaus. Auf dem Weg hatte Masamune vor, Gil etwas zu fragen.

„Sag mal, was empfindest du für Raw?“, fragte Masamune nach.

„Wie? Also, es ist schwierig. Ich mag ihn sicherlich, aber er ist etwas aufdringlich.“

„Vielleicht sollte ich dir erzählen, warum er so ist. Er hat nicht mehr viel Zeit.“

„Wie? Was meinst du damit?“

„Er war doch mal mit Tobi zusammen. Seitdem er mit Tobi zusammen war, wurde er immer aggressiver. Ein Dämon lebt in ihm. Er kämpft schon seit dem Zusammentreffen mit Tobi gegen den Dämon an. Er wird jetzt wohl des langen Kampfes müde geworden sein. Ich befürchte, dass deine Worte gestern das Ende seines Kampfes bestimmt haben.“

„Was? Das darf nicht sein. Ich wollte das doch nicht. Ich habe das doch nur gesagt, weil ich wütend geworden bin.“

„Das kann ich ja verstehen, aber Raw hat sich das sehr zu Herzen genommen. Er war gestern so niedergeschlagen. Man kann den Dämon nicht einfach aus ihm herausholen.“

„Warum nicht?“

„Der Dämon ist mit seinem Herzen verbunden. Wenn wir das tun, wird er sterben. Sein Herz würde einfach aufhören zu schlagen. Er kann langsam nicht mehr gegen den Dämon ankämpfen. Ich befürchte, dass er sich garantiert den Dämon herausholen wird.“

„Das darf er nicht. Wenn er das tut, dann kann ich ihm meine wahren Gefühle doch nicht sagen.“ Gil sah traurig auf den Boden. Inzwischen kamen sie am Krankenhaus an.

„Ich glaube, er braucht dich zurzeit wirklich“, meinte Masamune. Zusammen gingen sie hinein.

 

Raw saß in einem Bett in einem großen Zimmer, was anscheinend Tobi gehörte. Plötzlich kam Tobi herein und setzte sich auf den Bettrand. Raws Augen hatten immer noch keinen Glanz. Er sah Tobi an. „Bist du bereit zu kämpfen?“, wollte Tobi wissen.

„Wen soll ich für dich töten?“, fragte Raw nach.

„Du sollst Gilbert und Masamune töten“, grinste Tobi.

„Gilbert und Masamune? Ich kenne doch Gilbert.“ Raws Blick wanderte auf die Decke vor sich. Sein Blick war leer, ohne jegliche Emotionen.

„Ja, du kennst ihn, aber er hat dir doch furchtbar weh getan. Weißt du noch, dass er dir das Herz gebrochen hat?“

„Ja, ich weiß. Er liebt mich nicht. Er wünscht mir den Tod.“

„Dann gebe dich mir wieder hin. Ich werde dich niemals betrügen. In meinen Armen wirst du sicher sein.“ Tobi kniete sich auf das Bett vor ihn hin und nahm Raw in den Arm. Raw lief eine Träne über die Wange. „Kämpfe wieder für mich!“, befahl Tobi.

„Ja, mach ich, Tobi.“ Tobi drückte Raw in die Kissen, der ihn einfach nur anstarrte. Er knöpfte Raws Oberteil auf und streifte es etwas zur Seite. Dann fing er an, Raws Brust zu küssen. Raw schien sich nicht zu regen. Dann ging Tobi mit der Hand nach unten und öffnete seine Hose. Dabei lächelte er gierig. Raw sah zur Decke nach oben.

Gilbert.“

 

Gil und Masamune kamen im Zimmer an und sahen sich erst mal um.

„Selbst ich spüre diese dunkle Energie“, meinte Gil.

„Hast du Probleme, Energien zu sehen und zu spüren?“, fragte Masamune nach und ging zum Bett.

„Ich bin einfach noch nicht so geübt darin.“ Gil trat neben ihn und berührte die Bettdecke. Dabei riss er erschrocken seine Augen auf. Seine Beine sackten nach. Masamune konnte ihn gerade noch halten und setzte ihn nach hinten. Gil sah erschrocken zum Bett.

Er sah Raw schlafen, als plötzlich ein schwarzhaariger Mann mit schwarzen Sachen auftauchte und sich über Raw beugte. Raw schien wach zu werden und sah ihn erschrocken an. In diesem Moment jedoch sah er traurig auf die Decke. Als er wieder erschrocken zu dem Mann sah, verschwand sein Glanz in den Augen und er kippte nach hinten weg. Kurz darauf strich der Mann ihm über die geöffneten Augen, damit Raws Augen geschlossen wurden. Im nächsten Moment verschwanden die beiden.

„Dieser Mann in schwarz ist Tobi?“, fragte Gil nach.

„Also hatte ich doch recht, dass er sich Raw geholt hat“, antwortete Masamune und half Gil hoch, der in die Wirklichkeit zu kommen schien.

„Können wir Raw irgendwie helfen, Masamune? Seine Augen hatten keinen Glanz mehr.“ Gil setzte sich erst mal aufs Bett.

„Seine Augen hatten keinen Glanz mehr? Dann muss Tobi den Dämon in Raws Körper verstärkt haben. Das heißt, der Dämon kontrolliert Raw. Das ist schlecht.“

„Wie können wir ihm helfen?“

„Weißt du, spirituelle Partner haben eine sehr starke Bindung zueinander. Außerdem liebt er dich und du magst ihn ja auch. Ich glaube, dass da nur noch deine Worte zu ihm durchdringen können. Obwohl er Tobi immer noch liebt.“

„Er liebt Tobi immer noch? Er ist nicht gut für Raw. Wie kann man so einen Menschen lieben?“

„Tobi ist kein Mensch. Raw hat sich ihm zu schnell hingegeben, sodass er das nicht wissen konnte. Tobi ist ein Dämonenritter, ein ziemlich starker sogar. Er hat das vollste Vertrauen des Dämonenkönigs.“

„Dämonenkönig? So etwas gibt es tatsächlich?“

„Ja, es gibt einen Dämonenkönig. Ich frage mich trotzdem, warum er so etwas zulässt. Der Dämonenkönig ist ein vernünftiges und friedliches Wesen.“

„Was? Der Dämonenkönig ist ein friedliches und vernünftiges Wesen?“

„Du darfst ihn nicht mit anderen Dämonenkönigen vergleichen. Sicher waren einige Dämonenkönige schlimm, aber der jetzige ist zur Hälfte ein Mensch. Deshalb hat er auch menschliche Gefühle. Er hatte ein Bündnis zwischen den spirituellen Kriegern und dem Dämonenkönigreich schließen können, immerhin hatte er seinen Großvater, den vorherigen Dämonenkönig, mit besiegt. Sein Großvater war ein Tyrann und tötete seinen eigenen Sohn, als er von der Beziehung zu einem Menschen hörte. Außerdem bekamen sie ja einen Sohn, den jetzigen Dämonenkönig. Das verärgerte ihn natürlich. Er zog seinen Enkel auf, aber er bekam mit, dass dieser immer mehr menschliche Gefühle zeigte, bis er sich in eine Menschenfrau verliebte. Sein Großvater wollte sie töten. Daraufhin hat er sich den spirituellen Kriegern angeschlossen und kämpfte gegen seinen Großvater. Sie besiegten ihn und er wurde gekrönt. Seitdem herrschte eigentlich Frieden. Nur irgendwann war das vorbei, als man nichts mehr von ihm hörte. Seitdem greifen die Dämonen immer wieder an.“

„Wie war sein Name?“

„Er hieß Takaro. Er hat eine menschliche Frau. Sie heißt Camilla. Beide hatten auch eine Tochter, Yuki Darlek.“

„Was? Das ist doch diese spirituelle Kriegerin, die mit diesem anderen Mann zusammen kämpft.“

„Ja, sie hat eine sehr kriegerische und abwertende Natur. Alle, die ihr schwach vorkommen, will sie beseitigen. Takaro und Camilla versuchten, sie besser zu erziehen, aber irgendwie klappte es nicht ganz. Yuki hat ihren eigenen Kopf. Ihre Seele ist im ständigen Kampf, genau wie bei Takaro.“

„Weil sie eine menschliche Seele und ein menschliches Herz, aber dämonische Kräfte hat?“

„Genau. Es sind zwei gegensätzliche Pole, die sich in ihr bekämpfen. Takaro kann das gut kontrollieren, aber Yuki kann das nicht. Deshalb hat Takaro ihr Luca an die Seite gegeben.“

„Dieser Mann heißt also Luca?“

„Ja, Luca scheint sich sogar in Yuki verliebt zu haben. Er beschützt sie mit seinem Leben und ist dafür verantwortlich, ihre dämonische Seite unter Kontrolle zu halten. Luca ist jedoch auch ein Dämonenritter.“

„Verstehe. Diese Sache ist also verflixt kompliziert. Wenn Takaro aber so freundlich ist, warum reden wir dann nicht mit ihm?“

„Glaub mir, das haben wir versucht. Wir haben Botschafter hingeschickt, aber es brachte nichts. Sie kamen nicht mehr zurück. Niemand wusste etwas von dem Dämonenkönig und seiner Frau. Wie gesagt, man hat bis heute nichts mehr von den beiden gehört.“

„Verdammt. Wie kann ich Raw finden?“

„Versuche dich auf seine Aura zu konzentrieren.“

„Wie mache ich das denn?“

„Das musst du selbst herausfinden. Das ist bei jedem anders. Kennst du seine Aura? Würdest du sie erkennen?“

„Ich denke schon, dass ich das kann.“

„Du musst viel selbstbewusster werden. Versuch sie zu finden, indem du seine Aura in der Gegend suchst. Du musst versuchen, seine Spur zu verfolgen. Auch, wenn sie sich teleportiert haben, hinterlassen sie eine Spur.“

„Okay, ich versuche es.“

„Sehr gut. Ich setzte mich auf den Stuhl. Ich kann dich also jederzeit zurückholen. Setz du dich am besten auf das Bett.“ Gil setzte sich auf die Mitte des Bettes und ließ seine Beine etwas baumeln, während Masamune sich auf den Stuhl setzte, den sich Gil gestern genommen hatte. Gil schloss seine Augen und konzentrierte sich. Dabei spürte er sogar seine eigene Aura. Masamune sah dabei angespannt zu ihm.

Gil suchte weiter nach Raws Aura. Er sah die Bäume im Park innerlich. Es war, als wenn sein Geist sich bewege. Dabei sah er die Auras der Menschen. Gil war erstaunt, aber er wollte sich nicht aufhalten lassen, weshalb er weiter nach Raws Aura suchte. Plötzlich sah er eine schwarze Aura vor sich. Gil riss in der Wirklichkeit erschrocken seine Augen auf. Masamune sprang auf und ging zu ihm. Er legte seine Hände auf Gils Schultern.

„Hast du ihn gefunden?“, fragte Masamune gespannt.

„Ich wurde von einer schwarzen Aura zurückgedrängt. Es war Raws Aura.“

„Raw hat doch keine schwarze Aura.“

„Glaub mir, es war Raw. Ich hab es gespürt.“

„Das ist schlecht. Verdammt. Der Dämon hat ihn also wirklich unter Kontrolle.“

„Anscheinend. Was machen wir jetzt?“

„Wir suchen ihn jetzt erst mal. Schnell, sonst verlieren wir noch seine Spur.“

„Du hast wohl recht.“

„Wo war die Aura?“

„Sie war im Park.“ Beide rannten sofort los. Gil war sogar etwas schneller, wie Masamune. Der Gedanke an Raws Tod gefiel ihm nicht. Dabei war er es doch, der Raw die ganze Zeit unfair behandelt hatte. Als sie im Park ankamen, sahen sie Raw tatsächlich. Die Menschen im Park lagen bewusstlos auf dem Boden. Masamune wusste sofort, dass Raw ihnen die Energie ausgesaugt hatte. Sie hielten in einem angemessenen Abstand von zehn Metern.

„Raw?“, fragte Gil.

„Was wollt ihr denn hier, Masamune und Gil?“, entgegnete Raw mit einer Gegenfrage.

Gil bemerkte sofort, dass Raws Augen keinen Glanz hatten. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, sorgte Gil sich um Raw.

„Mir ging es nie besser, Gil“, antwortete Raw und grinste fies. Gil ging einen Schritt näher an ihn heran, als Raw plötzlich seine Hand auf ihn richtete. Eine Feuersäule schoss aus seiner Hand und raste auf Gil zu, der sie erschrocken ansah. Er hielt seine Arme schützend vors Gesicht und drückte seine Augen zu. Als er jedoch keinen Schmerz spürte, sah er nach vorn. Masamune stand in seiner verwandelten Form vor ihm.

„Masamune, du willst wohl auch sterben“, meinte Raw und richtete wieder seine Hände auf Masamune.

„Nicht, Raw!“ rief Gil.

„Warum denn nicht, Gil? Du hast mir keine Befehle zu erteilen. Wie konnte ich mich jemals in dich verlieben? Dabei bist du nichts weiter, als ein spiritueller schwacher Krieger.“

„Du erinnerst dich an mich, Raw? Dann komm bitte zurück. Ich habe das gestern nicht so gemeint. Ich war doch nur sauer auf dich.“

„Zu spät“, meinte Raw. In diesem Moment sauste die Feuersäule aus seiner Hand. Masamunes Fächer erschien in seiner Hand. Masamune schwang ihn zur Seite. Windklingen kamen aus seinem Fächer geschossen und wehrten das Feuer ab. Das Feuer sauste somit an ihnen vorbei.

„Hör bitte auf, Raw!“, rief Gil.

„Hatte ich dir nicht schon gesagt, dass du mir keine Befehle zu erteilen hast?“, fragte Raw nach. Der Boden um Raw herum fing Feuer. Kurz darauf riss der Boden Richtung Masamune und Gil auf. Gil richtete seine Hände nach vorne. Ein blaues Schutzschild umgab Masamune und ihn. Masamune sah ihn erschrocken an.

„Hast du tatsächlich vor zu kämpfen, Gil?“, wollte Masamune wissen.

„Wenn ich ihn so erreichen kann, mache ich es, Masamune“, meinte Gil und nahm die Hände herunter, als die Attacke verschwand, wobei auch das Schutzschild verschwand. Gil senkte seinen Kopf und ballte seine Hände zu Fäuste. Masamune sah ihn besorgt an.

„Ist alles in Ordnung, Gil?“, fragte Masamune.

„Mir geht’s gut. Es war mein Fehler. Ich habe dich immer wieder abgewiesen, Raw. Dabei hättest du mir doch sagen können, warum du so schnell dabei bist. Du hättest mit mir reden können. Wir hätten sicher eine Lösung gefunden. Es tut mir doch Leid, dass ich dich gestern so beleidigt habe, aber du musst doch verstehen, dass ich nicht immer alles durchgehen lassen kann.“

„Gil?“ Masamune sah auf einmal erschrocken zu Gil, denn nachdem er seinen Namen ausgesprochen hatte, erschien unter ihm ein blaues Siegel. Wind kam aus dem Siegel hervor, weshalb Gils Haare nach oben geweht wurden. Auch seine Jacke wurde etwas nach oben geweht. Plötzlich glühte er blau. Raw sah erschrocken zu ihm.

„Du verwandelst dich? Das kann doch gar nicht sein. Solange bist du doch noch gar nicht mein Partner. Das ist völlig unmöglich.“

„Du müsstest mich doch langsam kennen, Raw“, meinte Gil.

„Wie?“

„Ich werde dich zurückholen. Ich werde nicht zulassen, dass der Dämon in dir die Oberhand bekommt.“

Als das Glühen verschwand, zerplatzte das Siegel in mehrere kleine blaue Lichtbälle. Gil trug andere Sachen. Sein ärmelloses Hemd war schwarz und bauchfrei. Es war recht eng, sodass seine Figur betont wurde. Seine lange schwarze Hose wurde etwas von seinen schwarzen Stiefeln bedeckt. Um den Hüften trug er auch noch einen schwarzen Gürtel. Über alldem trug er einen schwarzen Ledermantel, den er geöffnet trug.

An seinem Hals sah man ein schwarzes Halsband, dessen Anhänger ein schwarzes Kreuz mit roten Edelsteinen bestückt war. An seinen Ohren erschien je ein Ohrring. Die Anhänger waren blaue Steine.

„Deswegen kannst du mich noch lange nicht besiegen“, rief Raw. Gil hielt sich bereit. Raw richtete seine Hände auf die beiden. Masamune hielt sich bereit, aber Gil sprang hoch. Raw richtete seine Hand nach oben zu Gil. Kurz darauf kam eine Feuersäule aus dem Boden heraus und sauste auf Gil zu. Er jedoch drehte sich in der Luft und richtete seine Hände auf die Feuersäule. Raw spürte die Energie, die Gil freisetzte und biss verärgert die Zähne aufeinander.

„Das kann doch nicht sein“, flüsterte er. Gil wurde von einem blauen Schutzschild geschützt, an dem die Feuersäule einfach abprallte. Als die Feuersäule weg war, sah Raw plötzlich, wie Masamune vor ihm erschien. Jetzt verstand Raw. Gil hatte ihn nur abgelenkt. Er biss die Zähne aufeinander.

Raw sprang zurück, aber in dem Moment streifte ihn ein Messer an seinem rechten Arm. Raw sah wütend zu Gil, der inzwischen gelandet war. Gil hielt in seiner Hand je ein Messer, dessen Griff schwarz war. Die Klinge selbst war rot. Masamune landete neben Gil.

„Ich bin erstaunt, Gil, du bist gut geworden“, lobte Masamune ihn.

„Danke.“

Raw presste seine Hand an die blutende Wunde. Gil ging zu ihm. Als er bei halber Strecke war, richtete Raw beide Hände auf ihn. Eine Feuersäule kam aus seiner Hand geschossen und raste auf Gil zu, aber der ging einfach weiter. Plötzlich prallte die Feuersäule gegen ein blaues Schutzschild.

„Wie kann das sein? Du warst nie so stark. Niemals könntest du ein Schutzschild errichten, ohne dich dabei zu konzentrieren. Was ist mit dir los? Was bist du?“

Plötzlich sah Raw, wie sich ein blauer Drache in Schlangenform um ihn wand. Dieser Drache war nicht sehr groß, aber sein Kopf war neben Gils Kopf. Sein Schwanz endete an Gils Knien. Selbst Masamune sah den Drachen, der aber nur in Form eines Geistes anwesend war.

„Verstehe, du bist ein spiritueller Drachenkrieger“, sagte Raw recht leise. In diesem Moment sauste ein schwarzer Donnerblitz vom Himmel zwischen Raw und Gil, weshalb Gil zurücksprang. Masamune und Gil sahen erschrocken zu Tobi, der vor Raw erschien, an dem Platz, wo vorher der schwarze Donnerblitz eintraf. Raw sah dankbar zu Tobi.

„Sehr gut, dass du es herausgefunden hast, Raw“, sagte Tobi und grinste fies.

„Was meinst du damit?“, fragte Masamune.

„Es ist tatsächlich so, dass es außer dir noch einen spirituellen Drachenkrieger gibt, Masamune“, lachte Tobi.

„Du meinst Gil?“, versicherte Masamune sich.

„Genau. Ich sollte ihn töten, bevor er uns gefährlich werden kann. Wie ich sehen kann, wächst seine Kraft sehr schnell. Schon am vierten Tag kann er sich verwandeln und fast auf seine ganze Magie zurückgreifen. Ich bin wirklich erstaunt. Außerdem scheint er mehr spirituelle Energie zu haben, als andere. Gib mir spirituelle Energie, damit ich ihn töten kann!“

„Wie Ihr wünscht.“ Tobi drehte sich zu Raw um und berührte mit seinen Fingern Raws Kinn. Kurz darauf küsste er Raw, der den Kuss auch erwiderte. Gil sah erschrocken zu den beiden. Er biss seine Zähne zusammen und ballte seine Hände zu Fäuste. Kurz darauf warf er sein rechtes Messer auf die beiden zu. Kurz vor Tobis Rücken stoppte das Messer und zerplatzte in mehrere kleine blaue Lichtbälle. Gil sah erschrocken zu Tobi.

„Hör auf, Tobi zu küssen, Raw!“, schrie Gil.

Tobi ließ Raw los, der erschöpft zu Boden sank, bis er kniete. Tobi hatte ihm seine spirituelle Energie entzogen. Gil beschwor sofort ein neues Messer in seiner rechten Hand und hielt sich kampfbereit.

„Du hattest mir ein Versprechen gegeben, Raw!“, rief er.

Raw sah Gil ausdruckslos an. „Du warst es doch, der mich verstoßen hat“, antwortete Raw nur.

„Ich habe dich nicht verstoßen“, erwiderte Gil.

„Nein? Was hast du dann gemacht?“ Raws Stimme war lauter, als er selbst wollte.

„Ich war einfach nur sauer. Es tut mir doch Leid. Ich habe etwas zu dir gesagt, was ich nicht sagen wollte. Raw, das musst du mir bitte glauben. Ich wollte dich nicht verletzen.“

„Das hattest du aber und jetzt zahle ich es dir zurück. Du wirst den gleichen Schmerz erfahren.“

„Was ist nur mit dir los, Raw? So kenne ich dich gar nicht. Du würdest niemals so etwas sagen.“

„Tatsächlich nicht? Da musst du mich falsch in Erinnerung haben.“

„Nein, habe ich nicht. Komm wieder zu dir, Raw. Tobi belügt dich nur.“

„Er wünscht mir jedenfalls nicht den Tod.“

„Bist du dir da sicher? Tobi will doch nur deine spirituelle Energie haben. Mehr will er doch gar nicht. Öffne endlich deine Augen! Du warst doch derjenige, der mir immer Mut gemacht hat. Raw, du hast mich in diese Sache mit hineingezogen, also bring es zusammen mit mir in Ordnung! Wir sind doch Partner!“ Raw sah erschrocken zu Gil, aber sein Glanz in den Augen kam nicht wieder.

„Genug geredet, Drachenkrieger!“, befahl Tobi und richtete seine Hand auf Gil.

Gil hielt sich bereit. Vor Tobi erschien ein schwarzes Siegel, in dem sich mehrere Zeichen kringelten. Er berührte das Siegel und schrieb ein neues Zeichen hinein. Das Siegel fing an, sich zu wie wild zu drehen.

„Spiritual Magic: Dunkles Gericht!“, rief er und grinste.

Das Siegel zerplatzte in mehrere kleine schwarze Lichtbälle und verschwand. Masamune sah erschrocken zu Tobi. Die Wolken über ihnen wurden schwarz. Lautes Donnergrollen kam vom Himmel her. Raw sah immer noch erschrocken zu Gil, an dessen frühere und jetzige Worte er sich erinnerte.

Hör auf, solche peinlichen Sachen zu sagen! Hör einfach auf, so zu tun, als wärst du in mich verliebt! Das ist mir doch egal, wenn du mit diesem Mädchen flirtest. Ich meine, wenn man jemanden liebt, flirtet man nicht mit anderen. Wage es ja nicht! Bitte nicht! Hör auf, so etwas Peinliches zu sagen! Wir sind beide Männer! Vielleicht kann ich dir ja doch ein klein wenig vertrauen, Raw. Du weißt ja gar nicht, wie sehr du mir damit wehtust. Fass mich nicht an! Weil du mich doch auch so fallen lassen wirst. Auch nicht Megumi? Ich kann dich doch nicht sterben lassen. Hattest du es von Anfang an nur auf meine spirituelle Energie abgesehen? Dann vertraue ich dir, wenn du das sagst. Kann ich dir irgendwie helfen? Okay, du schaffst das, Raw. Nein, Raw! Das darfst du nicht. Das ist meine Schuld. Red nicht so einen Blödsinn! Du musst doch auch mal an dich denken. Wenn du stirbst, dann ist alles vorbei, dann kannst du mich auch nicht mehr lieben. Dann wäre alles umsonst. Deine Liebe kann nicht alles auf dieser Welt bewältigen. Dass du andere damit verletzt, bemerkst du wohl nicht. Ich habe mir solche Sorgen gemacht und alles, was du sagst, ist, dass unsere Liebe alles überwältigen kann. Du bist so ein Dummkopf. Du bist nicht besser als Megumi. Raw, du bist genauso, wie sie. Du bist das Allerletzte. Mir ist es egal, ob du stirbst, du hast es verdient. Öffne endlich deine Augen! Wir sind doch Partner!“

Raw senkte seinen Kopf, als plötzlich zwei schwarze Donnerblitze vom Himmel auf Gil niedersausten. Er sah zu Gil, der ein blaues Schutzschild um sich errichtete. Der Donnerblitz prallte zwar ab, aber er endete nicht.

„Sieh mich an, Raw!“, befahl Gil. Raw sah erschrocken zu Gilbert. „Willst du wirklich wieder an Tobis Seite zurückkehren? Raw, wir sind doch Partner. Du hast mir versprochen, dass Tobi dir nichts mehr wert ist.“

„Ich weiß es nicht, Gil“, antwortete Raw leise.

„Wie kannst du so etwas nicht wissen?“

„Ich weiß einfach nicht mehr, was ich denken soll.“

„Dann hör auf dein Herz. Es sagt dir doch garantiert etwas.“

„Dämonen haben kein Herz.“

„Ich spreche nicht von dem Dämon. Ich spreche von dir, Raw.“ In diesem Moment sah Raw ihn wieder erschrocken an, was etwas in ihm bewegte. Die Worte erreichten Raw. Gerade ging Gil auf die Knie, weil er der Kraft der schwarzen Donnerblitze nicht mehr standhalten konnte. Das Schutzschild zerbrach. Gerade, als das passierte, kam der Glanz in Raws Augen zurück.

„Gil!“, schrie Raw und rannte los. Als der schwarze Donnerblitz etwas traf, explodierte er. Gil hatte seine Augen geschlossen. Als er sie öffnete, sah er Raws Gesicht vor seinem. Raw war im Vier-Füßlerstand über ihn gebeugt. Gil sah ihn entsetzt an. Raw war mit Schrammen übersät. Einige schwarze Blitze umkreisten ihn noch, bis auch diese schließlich aufhörten.

„Raw?“, fragte er.

„Keine Sorge, mir geht’s gut“, versicherte Raw ihm. Gil und Raw setzten sich hin. Raw wollte aufstehen, aber in diesem Moment fiel Gil ihm um den Hals. Er schlang seine Arme um Raws Hals und legte seinen Kopf an Raws Brust. Raw lächelte sanft und umarmte ihn ebenfalls, wobei er seine Hände an Gils Rücken legte. „Du siehst echt süß aus, Gil“, meinte Raw, während Gil sich wieder aufsetzte, da er vorher vor Raw gekniet hatte.

„Findest du?“, fragte Gil, der sofort errötete.

„Natürlich. Je mehr Haut du zeigst, desto besser.“

„Du bist wieder zurück, Raw.“

„Ja, entschuldige. Ich habe eine Menge Ärger gemacht.“

„Ist schon in Ordnung. Geht es dir denn besser?“

„Ja, es geht mir besser. Masamune, hättest du Gil nicht beschützen können?“

„Wenn ich das gemacht hätte, wärst du nicht wieder zurückgekommen“, entgegnete Masamune und lächelte Raw an.

„Du willst wohl eher sagen, dass du keine Lust hattest.“

„Das kann es natürlich auch sein. Lass uns jetzt kämpfen. Wir müssen Tobi besiegen.“

„Da hast du recht. Gil, du solltest etwas von meiner spirituellen Energie nehmen. Ich werde höchstwahrscheinlich nicht kämpfen können.“

„Aber Tobi hat dir doch schon Energie entzogen“, meinte Gil und sah ihn besorgt an.

„Für dich habe ich noch genug Energie.“ Gil wusste nichts entgegen zu wenden. Kurz darauf küsste Raw ihn. Gil schloss seine Augen. Dabei schlang er seine Arme um Raws Hals, während Raw seine Hände wieder an Gils Rücken legte. Ein blaues Siegel erschien unter den beiden. Aus Raw kam rote Energie heraus und tauchte in Gil ein.

Als Raw den Kuss löste, öffnete Gil die Augen und nahm seine Hände runter. Die beiden sahen sich trotzdem noch in die Augen, Raw ließ ihn jedoch nicht los. Raw küsste ihn wieder. Gil schloss seine Augen wieder, legte seine Hände an Raws Brust und erwiderte den Kuss.

Tobi biss vor Ärger die Zähne zusammen und richtete seine rechte Hand auf die beiden. Ein schwarzer Energiestrahl sauste auf Raw und Gil zu. Masamune stellte sich vor die beiden und errichtete eine weißes Schutzschild, an dem der Energiestrahl abprallte.

„Verdammter Mist. Warum mischst du dich ein, Masamune?“, brüllte Tobi.

„Ich kann leider nicht zulassen, dass du die beiden tötest, Tobi. Außerdem haben sie sich wieder vertragen. Da kann man wohl sagen, dass das so leicht ohne dein Zutun nicht passiert wäre. Du solltest dich ergeben. Immerhin kannst du es nicht mit zwei Drachenkriegern aufnehmen.“

„Und ob ich das kann. Ich werde euch wie zwei Fliegen zerquetschen und diesen Verräter Raw gleich mit.“

„Wenn du das sagst. Wo wir doch gerade so gut reden, wo ist Takaro?“

„Takaro? Der Dämonenkönig? Warum willst du das wissen? Er wird sich niemals gegen uns stellen. Er hatte uns immerhin erlaubt, so etwas zu tun.“

„Das kann ich dir nicht glauben, Tobi. Takaro ist nicht wie ihr. Er ist zur Hälfte ein Mensch. Takaro würde so einen Befehl niemals aussprechen. Sag schon, was habt ihr mit ihm und Camilla gemacht? Dass deren Tochter und ihr Leibwächter auftauchen, ist doch kein Zufall.“

„Warum fragst du die kleine Prinzessin nicht einfach selbst? Sie kennt die Antwort.“

„Wie?“ Masamune schwang seinen Fächer, wobei Windklingen auf Tobi zusausten. Tobi grinste und flog nach oben. Masamune biss die Zähne zusammen und hielt sich bereit zu kämpfen.

Raw löste wieder den Kuss und streichelte zärtlich Gils rechte Wange. Gil stand auf, wobei er Raw aufhalf. Raw presste jedoch sofort seine Hand an den Bauch. Gil sah entsetzt hin und berührte ihn an dieser Stelle. Blaue Energie umringte seine Hand, wobei Raw aufhörte seine Hand gegen den Bauch zu pressen. Seine Wunde hörte auf zu schmerzen. Als Gil seine Hand wegnahm, setzte Raw sich auf eine Bank.

„Bleib du hier und ruhe dich aus!“, bat Gil.

„Mach ich, aber dann gewinne auch“, antwortete Raw.

„Ich werde gewinnen. Mach dir keine Sorgen. Wir werden zusammen gewinnen. Ich lasse nicht zu, dass er dir oder jemand anderem weh tun wird.“

„Danke.“ Plötzlich kam ein schwarzer Energieball auf die beiden zugesaust. Gil drehte sich schnell zu dem Energieball um und richtete eine Hand auf ihn. Ein blaues Schutzschild schützte Raw und ihn, wobei der Energieball einfach abprallte und in mehrere kleine schwarze Lichtbälle zerplatzte. Tobi landete vor Gil, während Masamune neben Gil landete.

„Hat sich er Abschaum wohl endlich versammelt?“, grinste Tobi.

„Wir werden nicht zulassen, dass du noch mehr Menschen verletzt“, entgegnete Masamune.

„Dann solltet ihr erst einmal auf euch aufpassen“, lachte Tobi und richtete beide Hände auf die beiden. Ein schwarzes Siegel erschien vor ihm mit mehreren verkringelten Zeichen darin. Tobi zeichnete ein neues Zeichen. Als Raw das sah, sah er erschrocken zu Tobi. Das Siegel begann sich wie wild nach rechts zu drehen. Normalerweise drehten sich normale Siegel immer nach links. Kurz darauf kam ein schwarzer dünner Energiestrahl aus dem Siegel und sauste auf Gil zu.

„Nein!“, schrie Raw und sprang auf. Gil errichtete ein blaues Schutzschild, aber der Energiestrahl kam ohne Schwierigkeiten durch. Er sah erschrocken hin. Auch Masamune sah erschrocken zu dem Energiestrahl. Kurz bevor er Gil erreichte, stoppte Raw vor ihm mit ausgebreiteten Armen.

„Raw!“, schrie Gil, aber es war schon zu spät. Der Energiestrahl durchbohrte Raws Brust, verschwand dann aber sofort. Der Angriff hinterließ jedoch keine Wunde. Raws Glanz aus den Augen verschwand wieder. Er wurde durch die Wucht des Angriffes nach hinten gedrückt, weshalb er taumelte. Gil fing ihn auf und setzte sich mit ihm hin.

„Gilbert“, stammelte Raw noch, bevor er bewusstlos wurde.

Gil lief eine Träne über die Wange. „Raw?“, fragte er, aber Raw antwortete ihm nicht. Masamune sah traurig zu den beiden. „Was hast du mit ihm gemacht?“, fragte Gil, den Tränen nahe.

„Ich habe etwas mit seiner Seele angestellt. Ich habe sie versiegelt. Er wird nie wieder aufwachen. In 24 Stunden wird seine Seele ganz und gar zerfressen sein. Das heißt, dass er nicht wiedergeboren wird. Er wird verschwinden, einfach so, als hätte es ihn nie gegeben.“

„Das lass ich nicht zu!“, brüllte Gil. Eine Träne lief über seine linke Wange. Ein blaues Siegel erschien unter ihm, welches sich immer mehr ausbreitete. Als es alle vier eingeschlossen hatte, kam ein starker Wind aus dem Siegel heraus. Masamunes Gesichtsausdruck verdunkelte sich. Gils Blick war gesenkt.

„Hör auf, Gil, du bringst uns noch alle um!“, befahl Masamune.

„Das ist mir egal“, antwortete Gil.

„Was?“, fragte Masamune.

„Wie verliebt er ist“, lachte Tobi und richtete beide Hände auf die drei.

„Gil, hör auf!“, rief Masamune. Ein schwarzer Energiestrahl sauste auf die drei zu. Gil richtete seine Hand auf ihn. Der Energiestrahl zerplatzte einfach so in kleine schwarze Lichtbälle. Tobi sah ihn erschrocken an. Der Drachengeist, der sich vorhin um ihn wand, sauste auf Tobi zu.

„Was?“, rief Tobi. Der Drachengeist flog durch Tobi hindurch, der sofort Blut spuckte. Danach verschwand der Drache. Tobi ging auf die Knie und presste seine Hand an seine Herzstelle, wo der Drache hindurch geflogen war.

„Das wirst du bereuen“, zischte Tobi zwischen zusammengebissenen Zähnen und verschwand. Das blaue Siegel unter ihnen verschwand. Masamune kniete sich neben Raw hin und berührte Raws Stirn.

„Wir sollten ihn erst mal zu dir bringen. Das weitere können wir ja dort besprechen.“

„Wir können ihn doch retten, Masamune, oder?“, fragte Gil nach.

„Ich weiß es nicht. Wie du jedoch weißt, besteht eine unzertrennliche Bindung zwischen Partner. Außerdem bist du ein spiritueller Drachenkrieger. Das heißt, dass wir es wahrscheinlich schaffen können. Wir bringen ihn jetzt erst mal zu dir.“ Masamune berührte Gils Hand, die Gil jedoch sofort weg stieß.

„Was hast du denn?“, sorgte Masamune sich um Gil.

„Nur Raw darf meine Haut berühren“, sagte Gil.

„Okay.“ Masamune fasste Gil an seinem Ärmel an. Im nächsten Moment verschwanden sie und tauchten in Gils Schlafzimmer auf. Masamune ließ Gil los und hob Raw auf seine Arme. Er legte Raw in das Bett, das am Fenster stand.

„Was ist mit den Menschen, die im Park lagen?“, fragte Gil nach.

„Sie werden bald wieder aufwachen. Diese Menschen haben noch genug spirituelle Energie, um zu überleben. Es wird schon gut gehen. Du brauchst dir keine Sorgen um die Menschen machen.“

„Okay.“ Gil setzte sich wortlos auf den Bettrand und nahm Raws Hand. Normalerweise würde Raw seine Hand drücken, aber dieses Mal tat er es nicht. Gil senkte wieder seinen Kopf. Masamune holte in der Zwischenzeit eine Schüssel und einen Lappen.

Die Schüssel mit Wasser stellte er auf den Nachttisch, der neben dem Kopfende des Bettes stand. Gil nahm das Tuch und tauchte es in das Wasser. Dann nahm er es wieder raus und rang es aus. Zusammengefaltet legte er den Lappen auf Raws Stirn, die vor Fieber glühte. Danach nahm Gil wieder Raws Hand.

Kapitel 6

Sag: „Ich liebe dich!“

 

Als Gil am Abend immer wieder fast einschlief, sah er zu Raw, dessen Zustand sich nicht verändert hatte. Gil kniete zurzeit vor dem Bett, hielt aber immer noch Raws Hand. Plötzlich kam Masamune herein.

„Hast du es fertig?“, fragte Gil sofort, als er reinkam.

„Du scheinst es ja eilig zu haben, Gil. Wir haben 24 Stunden, davon noch 23 Stunden übrig. Das wird schon. Ich werde das Schutzamulett erst morgen früh fertig haben. Ich habe mich wohl etwas zu sehr verausgabt.“

„Dann kann ich doch spirituelle Energie hinzugeben.“

„Du brauchst deine spirituelle Energie selbst. Wer soll sonst in Raws Seele gehen? Du musst dich vor Raws Seele schützen.“

„Warum muss man sich überhaupt vor Seelen anderer schützen?“

„Es ist so, dass die Schwingungen seiner Seele anders sind wie deine. Vermutlich hat seine Seele gegen so einen Seelenübergriff sogar einen Schutzmechanismus. Den musst du zerstören, wenn du ihn erkennst.“

„Ich habe doch meine spirituelle Energie in diesem Moment noch, oder?“

„Ja, du hast deine volle spirituelle Energie zur Verfügung, die du in deinem Körper hast.“

„Sag mal, Tobi und du habt von einem spirituellen Drachenkrieger gesprochen. Was ist das?“

„Ein spiritueller Drachenkrieger ist mächtiger, wie ein normaler spiritueller Krieger. Es gibt ein paar. Von 100 spirituellen Kriegern, sind 15 davon spirituelle Drachenkrieger. Sie sind mächtiger, weil in ihnen der Geist eines Drachen lebt. Dadurch haben sie mehr spirituelle Energie in sich und der Drache verstärkt deren Magie nochmal. Die Dämonen fürchten solche Drachenkrieger. Ich habe den Winddrachen in mir. Du wirst wahrscheinlich den Wasserdrachen in dir haben.“

„Was ist dann mit unserer zweiten Fähigkeit?“

„Der Drache ist die Ursache. Er hat zwei Fähigkeiten. Du als sein Wirt übernimmst seine ganzen Kräfte.“

„Verstehe.“

„Du solltest dich etwas ausruhen. Wenn du willst, kannst du dich ja neben Raw legen.“

„Was?“, erschrak Gil und wurde rot.

„Du musst dich wegen mir nicht schämen. Leg dich ruhig neben ihn. Er braucht dich.“

„Okay“, antwortete Gil und stand auf. Er hatte seine normalen Sachen wieder an, genau wie Masamune. Gil zog seine Jacke aus, unter der er immer noch ein weißes ärmelloses Hemd trug. Er schlüpfte mit unter Raws Decke und kuschelte sich an ihn, wobei er Raws Hand nicht losließ. Gil legte seine andere Hand auf Raws Brust. Sein Kopf ruhte ebenfalls auf Raws Brust, wobei er seinen Herzschlag spürte, was ihn auch beruhigte. Gil schien sofort einzuschlafen.

Masamune lächelte und verließ den Raum wieder. Er ging in eines der Gästezimmer, welche Gil in seinem Haus besaß, da das Haus für ihn alleine viel zu groß war. In dem Zimmer angekommen, setzte er sich an den Tisch und legte seine Hände auf ein lila Amulett, welches vor ihm lag.

 

Am nächsten Morgen wachte Gil auch ziemlich schnell auf. Er lag immer noch so, wie er gestern eingeschlafen war. Schnell stand Gil auf und schlüpfte aus dem Bett heraus. Er hatte die ganze Nacht schlecht geträumt. Den Traum hatte er noch in Erinnerung. Plötzlich kam Masamune herein. Er lächelte, was Gil sofort verstand.

„Hast du es geschafft, Masamune?“, war Gil gespannt.

„Ja, es ist fertig. Bist du auch genug ausgeruht?“

„Na klar bin ich das.“ Gil zog sich seine Jacke über und knöpfte sie zu.

„Du musst dich verwandeln!“, befahl Masamune. Das tat Gil auch. Ein blaues Siegel erschien unter ihm, wodurch er selbst auch blau glühte. Als das Glühen verschwunden war, stand er in seinen anderen Sachen da. Masamune befestigte das Amulett an der Bruststelle an seinem Mantel. Gil kniete sich vor das Bett und nahm Raws Hand fest in seine beiden Hände.

„Konzentrier dich auf seine Seele!“, wies Masamune ihn an. „Denk aber daran, dass ich dich da nicht wieder zurückholen kann. Du musst selbst den Weg finden. Wenn du seine Aura siehst, musst du seine Seele sehen können. Diese musst du nur berühren und schon bist du in seiner Seele, aber sei darauf gefasst, dass du angegriffen wirst! Außerdem darfst du nicht zu lange brauchen. Wenn seine Seele zerstört wird, wird deine mit zerstört. Dann verschwindet ihr beide. Beeile dich also bitte.“

Gil schloss seine Augen, wobei er wieder seine Aura sehen konnte. Mitten in der Aura entdeckte er tatsächlich eine kleine Flamme, die in verschiedenen Farben schien. Es war etwas rot dabei, aber auch blau und lila, sogar gelb. Als Gil nach der Seele griff, spürte er, wie kalt die Seele schon geworden war.

Kurz darauf fiel Gils Körper zur Seite weg, aber Masamune hielt ihn fest und legte ihn neben Raw ins Bett, wobei Gil Raws Hand trotzdem noch fest in seiner Hand hielt. Gil selbst fand sich liegend auf einer Wiese wieder. Er stand schnell auf und sah sich um. Es war nur Gras zu sehen, aber auch ein paar Bäume. Als er jedoch zum Himmel sah, bemerkte er, dass er die Farbe eines dunklen Lilatones hatte. Außerdem befanden sich Risse im Himmel, als bestünde er aus Glas, das zerbrechen würde.

Gil fand, dass er langsam weitergehen solle, bevor er noch zu lange bräuchte. Also ging er einfach weiter nach vorne. Als er an einem Baum ankam, bemerkte er, dass hinter dem Baum eine Frau stand. Gil näherte sich langsam.

Die Frau war genauso groß wie Gil und sehr schlank. Sie hatte langes braunes glattes Haar, welches offen über ihre Schultern hing und bis auf den Boden reichte. Ihre Augen sah er nicht, da er sie von hinten sah.

Ihr Kimono war pink. Es war ein grelles pink. Ihre Schuhe sah man ebenfalls nicht, da der Kimono bis auf den Boden reichte.

Plötzlich drehte sie sich erschrocken um und bemerkte Gil, der sie ernst ansah. Die Frau lächelte sanft. Gil grüßte mit einem Nicken, welches sie auch erwiderte.

„Es kommen selten Gäste. Wer sind Sie denn, junger Herr?“

„Mein Name ist Gilbert. Wer sind Sie?“

„Ich bin Soka. Was möchten Sie denn hier?“

„Das ist die Seele meines Freundes. Sie wurde versiegelt. Ich möchte sie befreien.“

„Da sind Sie leider zu spät. Diese Seele wird nicht mehr lange durchhalten. Das heißt, dass dein junger Freund bald sterben wird.“

„Gibt es eine Möglichkeit, ihn zu retten?“

„Sicher, er muss selbst gegen diese Versiegelung kämpfen. Wenn andere für ihn kämpfen, bringt es nichts. Tut mir Leid, dass du den ganzen Weg umsonst gekommen bist.“

„Aber ich muss doch etwas für ihn tun können. Es muss doch etwas geben, oder?“

„Du kannst höchstens seinen Kampfgeist stärken, aber soweit wirst du nicht kommen.“

„Weil Sie der Schutzmechanismus sind, der ihn beschützt?“

„Das hast du ja schnell erkannt. Gut gemacht, Kleiner. Dann weißt du ja, dass dich der Tod erwartet. An deiner Stelle würde ich abhauen. Wenn ich dich hier besiege, wird deine Seele verschwinden. Aber keine Sorge, dein geliebter Raw wird dir bald folgen.“

„Du bist doch der Schutzmechanismus seiner Seele. Solltest du ihn nicht beschützen?“

„Alles geschieht nach den Wünschen meines Meisters Raw. Er möchte nicht mehr dagegen ankämpfen. Deshalb hat er beschlossen, alles von ihm fernzuhalten, bis seine Seele vollkommen zerstört wurde.“

„Das ist doch ein Scherz. Das lasse ich auf keinen Fall zu. Ich werde Raw retten.“

„Dann kann ich dich leider nicht weiter gehen lassen. Es ist meine Aufgabe, die Pläne meines Meisters Wirklichkeit werden zu lassen.“

„Aber, wenn er verschwindet, wirst du doch auch verschwinden.“

„Ich lebe nicht wirklich. Ich bin nur ein Schutzmechanismus.“

„Trotzdem muss dir dann doch etwas an ihm liegen.“ Plötzlich richtete Soka ihre Hand auf den Baum zu ihrer linken Seite. An dem Baum erschien ein schwarzes Siegel. Aus dem Siegel holte sie ein Schwert heraus mit einem schwarzen Schwertgriff und einer schwarzen Klinge, auf der ein rotes Zeichen abgebildet war.

Gil biss die Zähne aufeinander. Er richtete beide Hände auf sie. Aus heiterem Himmel erschienen auf einmal zwei Messer in seinen Händen, in jeder Hand eines. Sie sahen genauso aus, wie die, die er gegen Raw angewendet hatte. Als er sie fest in seinen Händen hielt, nahm er die Arme herunter. Soka und Gil standen sich kampfbereit gegenüber.

Sie fing zuerst an und schwang ihr Schwert einfach von rechts zur linken Seite. Ein weißer Energiebogen sauste auf Gil zu, den Gil erschrocken ansah. Er jedoch hielt seine Messer dagegen, weshalb der Energiebogen anhielt. Soka lächelte. Sie sprang hoch. Gil bemerkte dies natürlich und sprang ebenfalls hoch. Kurz darauf trafen ihr Schwert und seine Messer aufeinander.

 

Raw stand in absoluter Finsternis ohne Boden. Seine Augen hatten hier ihren Glanz. Er blickte einfach nur nach vorne. Ein schwaches Lächeln bildete sich in seinem Gesicht. Plötzlich biss er die Zähne zusammen und zuckte vor Schmerzen zusammen. Raw presste seine rechte Hand an seine Brust und ging auf die Knie.

Plötzlich sah er hoch, denn ein grelles Licht tauchte vor ihm auf. Es war ein weißer Energieball, der jedoch zu keinem Angriff diente. In ihm entdeckte er Soka und Gil, die gerade beide landeten. Raw sah erschrocken zu Gil.

„Was willst du hier, Gil?“, fragte sich Raw eher selbst. Raw stand auf, presste jedoch immer noch die Hand an seine Brust. Er wollte den Energieball berühren, nahm die Hand aber wieder zurück.

„Verzeih mir, Gil, aber jetzt ist es schon lange zu spät“, sagte er und senkte seinen Blick. Daraufhin verschwand der Energieball und der Glanz in seinen Augen ebenso.

 

Gil und Soka hielten sich wieder beide bereit. „Jemand Verwöhntes, wie du, könnte den Schmerz meines Meisters nie verstehen“, urteilte Soka.

„Mag ja sein. Trotzdem will ich ihn retten. Raw bedeutet mir alles auf dieser Welt. Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe, aber ich will das wieder gut machen.“

„Du kannst nichts mehr gut machen. Mein Meister war zutiefst von deinen Worten verletzt, was ihn überhaupt erst in diese ausweglose Situation gebracht hat.“

„Diese Situation ist nicht ausweglos. Es gibt immer einen Weg nach draußen. Diesen Weg werde ich ihm ebnen. Ich werde seine Entscheidung, lieber seine Seele zu opfern, nicht dulden. Er hatte mich beschützt. Deshalb werde ich ihn ebenfalls beschützen.“

„Süße Worte, aber die nützen dir nichts. Deine Worte können ihn schon lange nicht mehr erreichen. Als er uns hat kämpfen sehen, hat ihn seine Lebenslust vollkommen verlassen.“

„Was? Er kann uns sehen?“

„Natürlich, aber jetzt sieht er nicht mehr zu. Es wird nicht mehr lange dauern, bis er seine Seele eigenhändig zerstört.“

„Das lasse ich nicht zu!“

Soka lächelte und riss mit ihrer freien Hand ihren Kimono von den Beinen bis zu den Oberschenkeln auf, damit sie sich freier bewegen könne. Kurz darauf rannte sie auf Gil zu, der seine Hand auf sie richtete. Plötzlich kam eine ganze Menge Wasser auf sie zu und übergoss sie von Kopf bis Fuß. Das Wasser kam aus dem Boden.

„Das wird dich nicht retten“, lachte sie. Gil jedoch ließ das Wasser fallen und ließ die Hand weiter auf Soka gerichtet. Plötzlich wurden ihre nassen Stellen von Eis bedeckt, sodass sie ganz und gar von Eis bedeckt war. Dabei konnte sie sich nicht mehr bewegen.

Gil ging an ihr vorbei. Als er am Baum ankam, drehte er sich erschrocken zu Soka um, denn das Eis schien zu schmelzen. Plötzlich sprang das Eis in mehreren Stücken auseinander. Gil hielt sich kampfbereit.

„Schlau von dir, das Wasser aus dem Gras zu nehmen, Gilbert. Leider nicht schlau genug, denn, wie auch mein Meister, habe ich das Element des Feuers. Du kannst nicht gewinnen.“ Soka rannte auf Gil zu, mit der Schwertspitze voran. Gil hielt seine Messerklingen über Kreuz und stoppte somit Sokas Angriff. Sie drückte mit aller Kraft dagegen. Gil konnte dem kaum Stand halten.

„Ich bin überrascht, dass mein Meister sich einen so schwachen Partner genommen hat“, sagte sie und lachte laut auf.

„Ich werde gewinnen“, entgegnete Gil.

„Du wirst verlieren“, prophezeite Soka ihm und stoß ihn mit voller Kraft zurück. Gil taumelte, während Soka mit der Schwertspitze voran zustieß. Er sah erschrocken zu der Schwertspitze. Das Schwert rammte sie in seinen linken Arm. Als Soka das Schwert herauszog und zurücksprang, ließ er seine Messer fallen und presste seine rechte Hand an die heftig blutende Stichwunde. Dabei biss er vor Schmerz die Zähne zusammen. Das Schwert hatte seinen Arm ganz durchdrungen. Das Blut lief am Arm runter und tropfte auf den Boden. Auch an seiner rechten Hand lief das Blut herunter zum Ellbogen und tropfte dann auf den Fußboden.

Plötzlich rannte Soka wieder mit der Schwertspitze voran auf ihn zu, weshalb Gil sie erschrocken ansah. „Raw!“, schrie Gil.

 

Raw sah plötzlich erschrocken nach vorne, wobei der Glanz in seinen Augen wiederkam. Der Energieball erschien wieder und zeigte Gil am Boden liegend. Soka stand neben ihm und zog das Schwert aus Gils Bauch heraus. Gil selbst regte sich nicht. Seine Augen waren geschlossen. Aus seinem Mund lief ein dünner Blutfaden. Unter ihm tauchte eine riesige Blutlache auf.

„Nein, Gil!“, rief er und berührte tatsächlich den Energieball.

 

Gil hatte seine Augen zugedrückt. Er stand noch und presste seine rechte Hand an seine Wunde. Als er jedoch keinen Schmerz spürte, öffnete er seine Augen und sah etwas Unglaubliches. Aus Sokas Brust ragte eine Schwertspitze hervor.

„Meister“, flüsterte sie, während sie anfing zu glühen. Kurz darauf zersprang das Glühen in mehrere weiße Lichtbälle, die in den Himmel flogen. Gil entdeckte Raw, der ein Schwert in der Hand hielt. Sein Schwert hatte einen roten Schwertgriff und eine rote Klinge.

„Raw?“, fragte Gil und ging ein paar Schritte auf ihn zu.

„Was willst du hier?“, wollte Raw wissen.

„Ich will dir helfen. Kämpfe dagegen an und lass uns nach Hause gehen!“

„Warum sollte ich denn noch kämpfen, Gil?“

„Weil du es kannst. Du bist stark genug.“

„Du weißt gar nichts“, sagte Raw und drehte sich um.

„Was ist los mit dir?“, fragte Gil und blieb hinter ihm stehen, wobei sich Raw wieder zu ihm herumdrehte.

„Was soll mit mir los sein? Ich weiß nur einfach, dass du mich weder verstehen könntest, noch mich liebst.“

„Woher willst du das wissen, Raw?“

„Ich bitte dich. Du hast es mir oft genug gesagt, dass du mich nicht liebst. Letztens hattest du mir sogar den Tod gewünscht.“

„Ich war sauer.“

„Lass es bitte sein. Selbst, wenn ich sauer wäre, würde ich dir niemals so etwas an den Kopf werfen. Anscheinend wurdest du noch nie so sehr verletzt. Dann könntest du nämlich meinen Schmerz verstehen.“

„Es muss schmerzhaft sein, solange alleine einen aussichtslosen Kampf gegen einen Dämon in sich zu führen, ohne von irgendjemandem Hilfe zu bekommen.“

„Was du nicht sagst. Du weißt doch gar nicht, wie das ist. Jetzt hau endlich ab!“

„Nein.“

„Ich werde nicht kämpfen. Mir ist schon so lange alles egal geworden. Glaubst du wirklich, dass mein Leben mich noch in irgendeiner Weise interessiert?“

„Aber, Raw. Ich... ich...“, wusste Gil keine Worte mehr und senkte den Blick, sodass Raw ihn nicht sehen konnte.

„Was? Willst du mir etwa immer noch sagen, wie sehr du es bedauerst? Dann tu mir einen Gefallen und verschwinde.“ Raw ging an ihm vorbei.

„Ich liebe dich“, sagte er, ging auf die Knie und weinte lautlos. Raw blieb abrupt stehen, als er die Worte hörte und drehte sich zu Gil um. Als er Gil schluchzen sah, ging er zu ihm und kniete sich neben ihn. Gil sah ihn mit Tränen in den Augen an.

„Ich konnte es dir nicht sagen“, begann Gil. „Ich habe mich dafür geschämt, dass ich mich in einen Jungen verliebt habe. Ich hielt das nicht für normal, aber als ich sah, wie sehr du dich immer um mich bemüht hast, habe ich mir eingestanden, dass da nichts Falsches dran war. Trotzdem waren diese leicht zu sagenden Worte so schwer auszudrücken. Was glaubst du, warum ich mich kaum wehrte, als du mit mir geschlafen hast? Schon zu diesem Zeitpunkt habe ich angefangen dich zu lieben. Als du in Lebensgefahr warst, hatte ich so eine Angst um dich gehabt. Dann sind die Worte, als ich so sauer war, einfach nur so aus mir herausgesprudelt. Ich habe das doch nur gesagt, weil ich so sauer war. Ich konnte meine Emotionen einfach nicht stoppen. Verzeih mir, bitte. Mir war das alles so peinlich. Ich will dich wirklich retten, weil du mich die ganze Zeit auch immer beschützt hast. Meine Seele hätte versiegelt werden müssen und nicht deine.“

„Jetzt sprudeln die Worte auch einfach mal so raus, oder?“, fragte Raw sanft lächelnd nach. Er berührte mit seiner rechten Hand Gils Kinn und drehte sein Gesicht in seine Richtung.

„Hab ich solchen Mist erzählt?“, fragte Gil und wurde rot. Raw wischte mit seinem Daumen Gils Tränen weg.

„Trotzdem, auch wenn ich deinen Worten gerne glauben möchte, Gil, kann ich es nicht“, sagte er, ließ sein Kinn los und stand auf.

„Warum nicht?“, fragte Gil und stand auf.

„Du hast den Zungenkuss abgelehnt.“

„Das hab ich dir doch gesagt. Das ist mir zu intim.“

„Als ich mit dir geschlafen habe, das war intimer.“

„Fang bitte nicht immer damit an.“

„Wenn du mir einen Zungenkuss gibst, glaub ich dir und kämpfe dagegen an.“

Gil sah ihn rotwerdend mit einem erschrockenen Blick an. „Du willst es auf so etwas Nichtiges ankommen lassen, Raw?“

„Das ist nicht nichtig. Jedenfalls nicht so nichtig, dass du es auch nicht abgelehnt hast.“

„Aber du kannst doch nicht dein Leben wegen so etwas wegwerfen.“

„Ich will einen Beweis dafür haben, dass du mich liebst. Wenn du mich nicht liebst, brauche ich auch nicht mehr dagegen anzukämpfen.“ Plötzlich zuckte Raw vor Schmerzen zusammen, presste seine rechte Hand wieder an die Brust, ging auf die Knie und biss die Zähne aufeinander. Gil sah erschrocken zu ihm, ging zu ihm auf die Knie und legte seine Hände auf seine Schultern. Er glaubte einfach nicht, dass Raw es auf so etwas ankommen ließ.

Raw sah ihn an, während er seine Zähne nicht mehr zusammenbiss. Gil legte seine linke Hand an Raws rechte Wange und legte seine eigene rechte Hand an Raws Brust. Er selbst wurde wieder rot. Gil näherte sich Raws Gesicht, schloss seine Augen und öffnete seinen Mund leicht. Kurz darauf küsste er Raw, benutzte aber nicht seine Zunge. Als Gil den Kuss löste und Raw ansah, sah er in Raws Gesichtsausdruck nichts.

„Das war kein Zungenkuss“, bemerkte Raw.

„Ich weiß. Warte doch mal. So schnell bin ich nicht.“ Raw sah ihn weiter an. Gil näherte sich seinem Gesicht wieder, öffnete wieder seinen Mund leicht und schloss seine Augen. Er küsste Raw. Seine Zunge bewegte sich langsam zu Raws Zunge. Als beide Zungen sich berührten, krallte Gil sich in Raws Oberteil. Er drückte seine Augen regelrecht zu.

Raw schloss seine Augen und umkreiste mit seiner Zunge Gils Zunge, die auch seine langsam umkreiste. Gil öffnete seine Augen leicht und sah in Raws Gesicht. Dann schloss er die Augen aber wieder und hörte auf, sich in Raws Oberteil zu krallen. Raw legte seine Arme um Gils Oberkörper, sodass seine Hände an Gil Rücken lagen. Gil umschlang Raws Hals.

Als ihre Lippen einen kleinen Moment einen kleinen Abstand zueinander hatten, umkreisten sich ihre Zungen trotzdem noch. Kurz darauf berührten sich ihre Lippen wieder. Als sie beide aufhörten, bemerkte Raw wie rot Gil war. Raw berührte mit seinem rechten Zeige- und Mittelfinger Gils Kinn und strich mit seinem Daumen über seine Lippen.

„Lass uns das so oft, wie es nur geht, wiederholen. Ich mag es, Gil.“

„Dann komm wieder mit nach Hause.“

„Mach ich.“ Raw legte seine Hand wieder an Gils Rücken. Kurz darauf küssten sie sich wieder und ließen ihre Zungen einander umkreisen. Sie wurden in helles Licht eingehüllt.

 

In der Realität lag Masamune in seinem Bett zu Hause. Immerhin wusste er, dass er Gil und Raw vertrauen konnte. Er selbst kannte Raw sehr gut, also war ihm das Endergebnis eh schon bekannt, sodass er sich erst einmal ausruhen konnte.

Gil bewegte seine freie Hand, als er merkte, dass Raw seine Hand fest drückte. Beide öffneten gleichzeitig langsam ihre Augen. Raw war jedoch derjenige, der eher aufstand. Gil sah ihn rotwerdend an. Raw beugte sich über ihn. Er befreite seine Hand von Gils Hand und legte sie auf Gils freiem Bauch. Dabei schob er sein bauchfreies Hemd etwas hoch, sodass er über Gils Brust strich. Gil wurde rot.

Kurz darauf küsste Raw Gil, der Raws Oberarme berührte. Als er den Kuss löste, nahm er Gils rechte Hand und führte sie an seine Brust. Gil wurde wieder rot.

„Hier musst du mich berühren“, lächelte Raw. Gil wurde noch mehr rot und berührte Raws Brust tatsächlich. Als sie aus dem Fenster sahen, war es schon später Nachmittag. Mit einem kurzen Blick auf die stehende Uhr bemerkten sie, dass es 5 Uhr Nachmittags war.

Sie sahen sich wieder beide an, denn das andere schien sie jetzt alles nicht zu interessieren. Gil öffnete Raws Jacke, was Raw recht verwunderlich fand. Raw küsste Gil wieder, wobei er Gil an den Rücken fasste und hochzog, sodass Raw kniete und Gil vor ihm saß. Gil streifte Raws Jacke ab, worunter er ein weißes Hemd trug.

Raw streifte Gils Jacke ab, wobei er wieder seine alten Sachen trug, seitdem er Raws Jacke abgestreift hatte. Er zog auch gleich Gils Hemd aus, was Gil ihm gleichtat. Raw legte Gil wieder hin, der seine Hände an Raws Wangen legte. Kurz darauf küssten sie sich wieder.

 

Als sie alles ausgezogen hatten, standen beide im Bad. Gil stand an der Wand, wobei sein Rücken auch die Wand berührte. Raw stand vor ihm und hatte seine Hände an Gils Wangen, während Gils Arme Raws Hals umschlangen. Beide sahen sich eine kurze Zeit ganz genau in die Augen. Dann küssten sie sich wieder. Raw ließ seine Hände nach unten wandern, wobei er sanft über Gils Brust strich. Er löste den Kuss mit Gil und küsste stattdessen seinen Hals. Er küsste sich nach unten bis zur Brust. Dabei strich er sanft mit der Zunge über einen Nippel. Gils Hände legten sich an Raws Kopfseiten an den Schläfen.

Raw küsste Gils Bauch und ging mit der Zunge in Gils Bauchnabel herein. Gil sah, ganz rot geworden, zu Raw, der sichtlich Spaß daran hatte. Kurz darauf küsste er Gils Glied und umschloss ihn mit seinem Mund. Gil erschrak regelrecht und nahm die Hände weg.

„Hör auf, Raw!“, befahl Gil und drückte seine Augen zu.

„Warum?“, fragte Raw, hörte auf und sah zu Gil hoch, während er vor ihm kniete. Gil rutschte mit geöffneten Augen an der Wand langsam nach unten, bis er saß.

„Ich möchte nicht, dass du dich vor mir so erniedrigst“, meinte Gil.

„Das ist keine Erniedrigung. So etwas ist doch völlig normal.“ Raw lächelte und zog ihn an den Händen nach oben. Als er stand, drückte Raw ihn an sich und führte ihn zum Badewannenrand. Gil war überrascht, als Raw ihn auf den Rand drückte, sodass er darauf saß. Kurz darauf kniete Raw sich vor ihn und drückte seine Beine etwas auseinander. Gil wurde ganz rot. Er legte seine Hände an Raws Kopfseiten. Raw umschloss sein Glied mit seinem Mund.

Gil drückte seine Augen zu, wobei sich sein Körper etwas versteifte. Er hob seinen Kopf etwas an. Raw legte seine rechte Hand an Gils linke Hand, die immer noch an seiner rechten Kopfhälfte lag. Gil durchfloss ein regelrechter Gefühlsfluss voller unterschiedlicher Glücksgefühle. Raw bemerkte Gils unsicheren Gesichtsausdruck und nahm ihn aus seinem Mund. Er strich mit der Zunge darüber, weshalb Gil etwas zusammenzuckte. Kurz darauf nahm er ihn wieder in den Mund und umkreiste ihn mit seiner Zunge. Dabei glitt er mit der Zunge um die sensible Rille unter der Eichel und stippte sein Bändchen immer wieder an. Dies dauerte einige Zeit, bis Gil langsam höher kam, wobei Raw ihn wieder im Mund hatte.

„Nimm ihn raus!“, bat Gil, als er plötzlich die Zähne zusammenbiss und kam, wobei er sich etwas aufbäumte und sein Körper leicht bebte. Gil kannte zwar dieses Gefühl, aber er konnte sich wohl nie daran gewöhnen. Als er tief durchatmete, nahm Raw ihn heraus und küsste seinen Bauchnabel. Gil spürte, wie etwas Feuchtes herunterfloss. Er spürte das Gleiche, als Raw seine Brust küsste. Kurz darauf war sein Gesicht vor Gil. Er küsste Gil. Gil riss seine Augen erschrocken auf, als er spürte, wie etwas Nasses aus Raws Mund in seinen kam. Gil umschlang mit seinen Armen Raws Hals.

„Lass es einfach raus laufen“, meinte Raw, als er den Kuss kurz löste. Gil nickte kurz, wobei Raw ihn wieder küsste. Gil ließ es einfach aus den Mundwinkeln herauslaufen, wobei sich ihre Zungen wieder umschlangen. Gil löste plötzlich den Kuss und küsste seinen Hals. Er drückte Raw auf den Boden, sodass er lag. Gil beugte sich über ihn und ließ seine Lippen wieder seinen Hals berühren. Danach küsste er sich nach unten weiter auf Raws Brust.

Gil überflutete seinen Bauch mit Küssen, wobei er auch bei ihm mit der Zunge in den Bauchnabel reinging. Raw legte seine Hände an Gils Kopfseiten. Plötzlich setzte Raw sich auf, wobei Gil ihn fragend ansah. Raw zog ihn etwas hoch, wobei sie sich wieder küssten.

Er drückte Gil an die Wand hinter sich, jedoch mit dem Rücken zu ihm, sodass Gil vor der Wand kniete. Gil konnte sich vorstellen, was jetzt kam, weshalb er seine Hände schon zur Hälfte zur Faust bildete. Jedoch, als er Raws Hände an seine spürte, öffnete er seine Hände wieder. Gil sah Raw unsicher an. Raw aber lächelte ihn sanft an.

„Ich werde versuchen, es so schmerzfrei, wie möglich zu machen, Gil“, versuchte er Gil zu beruhigen. Gil nickte unsicher. Plötzlich spürte er, wie Raws Glied langsam in ihn eindrang. Gil biss die Zähne zusammen. Als Raw ganz eingedrungen war und kurz wartete, atmete Gil tief durch. Kurz darauf stieß er langsam und sanft zu. Gil wurde wieder rot. Ein leiser Schrei entfuhr seinen Lippen, weshalb er seine Hände doch zu Fäuste bildete und die Zähne fest zusammenbiss.

„Wenn es leichter für dich ist, kannst du ruhig ein paar Töne rauslassen“, meinte Raw und lächelte sanft. Raw strich mit der Zunge über Gils Wange. Danach biss er sanft in Gils rechtes Ohr, der sich etwas erschrak. Raw konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. Gil sah ihn verlegen an. Raw drehte seinen Kopf etwas zu ihm, damit sie sich wieder küssen konnten.

Gil löste kurz darauf den Kuss, weshalb Raw seinen Nacken küsste. Nach einiger Zeit biss Raw seine Zähne zusammen. Gil merkte, wie er kam. Er biss seine Zähne ebenfalls zusammen und drückte seine Faust mehr zusammen.

Raw nahm sein Glied heraus, weshalb Gil sich umdrehte. Er setzte sich erschöpft und schnell atmend an die Wand. Raw kniete vor ihm, wobei er Gil wieder küsste. Sie umschlangen sich wieder, aber dieses Mal blieben sie eine Weile so.

 

Kurz darauf saßen beide in Gils Bett. Raw saß hinter Gil, wobei seine Beine auseinander waren, sodass Gil vor ihm saß. Raws Füße berührten Gils Füße. Raw umschlang Gils Oberkörper, sodass seine Hände an Gils Oberarmen waren. Dabei küsste er den Nacken seines Partners. Gils Hände waren an Raws Hände. Gil sah einfach nur nach vorne, ihn beschäftigte etwas.

„Raw?“, fragte er deshalb.

„Ja?“, stellte Raw eine Gegenfrage, ohne, dass er aufhörte, ihn zu küssen.

„Erzählst du mir, was zwischen dir und Tobi vorgefallen ist?“ Raw hörte auf ihn zu küssen und streckte seinen Kopf etwas mehr nach vorne, sodass er Gils Gesicht sah. Als Gil das mitbekam, sah er ihn verlegen an. „Wenn du nicht willst, musst du das nicht“, sagte Gil schnell und sah wieder nach vorne.

Raw lächelte und küsste seinen Nacken, sah dann aber wieder sofort auf. Er drückte Gil etwas fester an sich. Gil drehte sich zur Hälfte zu ihm, sodass er seitlich vor ihm saß. Dabei lehnte er sich an Raws Brust mit seiner linken Schulter. Raw führte seine rechte Hand an den Rücken seines Partners vorbei an seine rechte Schulter und drückte ihn fester an sich.

„Du bist jemand, dem ich es erzählen kann“, meinte Raw und lächelte wieder. Gil sah ihn wieder fragend an.

„Keine Sorge, Gil, ich vertraue dir. Deshalb erzähle ich es dir auch. Es war vor drei Jahren. Ich war erst 15 Jahre alt. Natürlich kannte ich meine Kräfte und wusste, wie ich damit umgehen sollte. Die meisten haben mich wegen dieser Kräfte gemieden, weil manche es wussten. Ich wurde ziemlich schlecht behandelt, aber eines Tages stand Tobi vor mir. Er war freundlich zu mir. Nachdem wir uns ein paar Stunden kannten, griff uns ein Dämon an. Dabei ging ich eine Verbindung mit ihm ein. Ich bereue es bis heute. Nachdem wir diese Verbindung eingingen, wollte Tobi, dass ich schneller stärker werden sollte, aber es klappte nicht so einfach. Ich hatte große Schwierigkeiten, meine Kräfte richtig und gezielt einzusetzen. Dabei kam ihm die Idee, einen Dämon in mir einzusetzen. Er sagte mir jedoch, dass wenn ihn jemand entfernen würde, mein Herz aufhören würde zu schlagen. Tobi hatte das alles ganz genau geplant. Ich hatte ihm vertraut, aber er hatte meine Leichtgläubigkeit und Naivität einfach ausgenutzt. Schnell merkte ich, dass er als Dämonenritter nur Menschen Schaden zufügte. Deshalb unterbrach ich diese Verbindung zu ihm. Das erboste Tobi sehr. Dabei griff er mich an und wollte mich töten, aber ich entkam ihm im letzten Augenblick. Seitdem bin ich auf der Flucht vor ihm. Ich habe in den letzten drei Jahren immer wieder trainiert, um ihn irgendwann zu töten, aber ich fürchte, dass ich einfach nicht die Zeit dazu habe.“

„Die Zeit dazu hast du“, widersprach Gil. Raw sah ihn fragend an. Er lächelte schließlich und strich Gil mit seiner freien linken Hand durchs Haar. „Ich werde nicht zulassen, dass du stirbst oder zu einem Dämon wirst“, meinte Gil entschlossen.

„Das ist lieb gemeint, aber du kannst mein Schicksal wohl nicht aufhalten“, sagte Raw.

„Wir können!“

Raw legte seine linke Hand an Gils rechte Wange und Gil legte seine rechte Hand an Raws linke Wange. Raw kam seinem Gesicht näher. Wieder küssten sie sich. Dabei wanderte Raws linke Hand nach unten zwischen Gils Beine, der den Arm festhielt. Gil merkte durch seine Hand an dem Ellbogen, wie sich Raws Hand im Rhythmus bewegte. Das spürte er natürlich auch an seinem Glied.

Raw legte Gil, mit dem Kopf in die Kissen, aufs Bett. Er selbst legte sich auf ihn und umschlang seinen Oberkörper auf Bauchhöhe. Sein Kopf ruhte auf Gils Brust, der seine Hände auf Raws Kopf legte. „Lass uns noch viel Zeit miteinander verbringen, Gil“, flehte Raw.

„Soviel, wie nur möglich“, antwortete Gil und schloss seine Augen.

 

Nach einigen Minuten schlief Gil bereits. Raw wurde durch einen starken Schmerz, der durch seinen Oberkörper fuhr, geweckt. Er setzte sich langsam auf, sodass Gils Hände auf dem Bett landeten. Als Raw sich vergewissert hatte, dass Gil schlief, presste er seine Hand an seine Brust und verließ das Schlafzimmer.

Im Bad angekommen, stützte er sich auf das Waschbecken und ließ kaltes Wasser laufen. Er hielt seine Hände unter das Wasser und wusch sich das Gesicht. Wieder durchfuhr ihn ein tief sitzender Schmerz. Als er in den Spiegel sah, der über dem Waschbecken angebracht war, erschrak er. Hinter ihm stand Tobi, der fies grinste.

Raw drehte sich schnell um, ging aber vor Schmerz auf die Knie. Trotzdem hob er seinen Kopf etwas, als er seine Hand an seine Brust presste. „Was willst du hier, Tobi?“, fragte Raw mit starken Schmerzen.

„Ich frage mich, ob du die Nacht mit deinem süßen Freund genossen hast. Hat es dir Spaß gemacht, mit ihm zu schlafen? Ich frage mich, was ich mit ihm mache. Gerade jetzt seid ihr beide hilflos.“

„Lass ihn in Ruhe!“, befahl Raw. Tobi kniete sich zu ihm herunter und berührte Raws Kinn mit seinem Mittel- und Zeigefinger, wobei er mit seinem Daumen über Raws Lippen strich.

„Hör auf, mir Befehle zu erteilen, Raw! Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Ich mache mit euch beiden, was ich will. Ich werde euch beide fertigmachen. Du wirst es bereuen, dass du mich hintergangen hast. Immerhin warst du einmal mit mir zusammen.“

Raw klatschte mit seiner freien linken Hand Tobis Hand weg. „Ich werde nicht zulassen, dass du Gil etwas antust. Er ist einfach anders, wie du. Im Gegensatz zu dir versucht er nicht, den Menschen zu schaden. Es war das Richtige, was ich getan habe.“

„Wenn du das sagst, Raw. Ich werde euch beide bis zum Äußersten quälen. Sei dir diesem Fakt bewusst!“ Mit diesen Worten verschwand Tobi. Raw stand auf, der Schmerz verschwand. Er ballte seine Hände zu Fäuste. Niemals würde er zulassen, dass dieser Kerl Hand an Gil anlegen würde.

Raw ging langsam ins Schlafzimmer zurück, als er sich beruhigt hatte und wusste, dass der Schmerz weg war. Gil bemerkte das, als Raw in der Tür stand. Er setzte sich schnell auf.

„War irgendwas, Raw?“, fragte Gil.

„Nein, es war nichts“, antwortete Raw lächelnd und legte sich neben ihn. Gil legte sich wieder hin und rückte etwas näher an Raw heran. „Es kommt zwar ein bisschen spät, Gil, aber darf ich diese Nacht hierbleiben?“

„Natürlich darfst du. Ich werde nicht zulassen, dass Tobi dich wieder angreift.“ Raw lächelte sanft und rutschte so nah an Gil heran, dass er ihn in die Arme schließen konnte. Ineinander verschlungen schlief Gil zuerst ein. Raw war noch einige Zeit wach.

Ich werde dich beschützen, Gil. Niemals werde ich zulassen, dass dir jemand weh tut.“

Mit diesem Gedanken schlief Raw ein.

Kapitel 7

 

 

Am nächsten Morgen zwitscherten die Vögel schon sehr früh, was Raw schnell aufwachen ließ. Er blieb noch eine kurze Zeit regungslos liegen, bevor er die Arme um Gil wegnahm, den es nicht weckte. Raw stand langsam auf und ging zu seinen Sachen, die neben dem Bett lagen. Er zog sich alles, bis auf sein Oberteil, an, sodass sein Oberkörper noch nackt war. Raw ging in die Küche.

Ein paar Minuten später wachte Gil auf. Er sah sich fragend um, denn er fand Raw nicht. Das verunsicherte ihn etwas. Kurz darauf kam Raw jedoch herein. Er hatte ein Tablett in der Hand, auf dem mehrere bestrichene warme Brötchen lagen. Gil sah ihn erstaunt an.

„Guten Morgen, mein kleiner Engel“, begrüßte Raw ihn. Gil lief sofort rot an.

„Guten Morgen, Raw“, antwortete Gil schnell. Er setzte sich auf, ließ die Decke aber bis zum Bauch hochgezogen. Raw ging auf die andere Seite des Bettes. Er legte das Tablett auf den Nachttisch. Kurz darauf zog er seine Schuhe und Strümpfe aus. Dann schlüpfte er ins Bett und setzte sich neben Gil. Raw nahm das Tablett und legte es auf seinen Schoß.

„Ich wusste nicht, ob du gerne warme Brötchen isst oder was du drauf haben möchtest, Gil. Ist das so okay für dich?“ Gil sah zu den Brötchen und nickte schnell. Er nahm sich ein Brötchen und biss rein. Raw nahm sich ebenfalls ein Brötchen und legte seinen linken Arm um Gils Schultern, sodass seine Hand an Gils Oberkörper ruhte. Gil lehnte sich etwas an Raw an. Die beiden genossen es.

„Heute gehen wir doch in den Freizeitpark, oder?“, fragte Gil neugierig.

„Wie ich es versprochen habe“, antwortete Raw lächelnd. „Freust du dich darauf?“

„Ja klar. Es ist etwas, was wir beide gemeinsam machen. Warum sollte es mich da nicht freuen?“ Raw lächelte sanft und küsste Gil sanft auf die Stirn, der wieder einmal rot wurde.

„Sag mal, Gil, wir konnten gestern nicht mehr ins Kino gehen. Was wollen wir am Sonntag dafür machen?“ Gil, der sein Brötchen aufgegessen hatte, sah Raw, der ebenfalls gerade fertig wurde, ratlos an.

„Wieso musst du auch noch nackt sein?“, fragte Raw nach. Gil sah ihn erschrocken an, aber da war es schon zu spät. Raw hatte das Tablett schon auf den Nachttisch neben sich gestellt. Er packte mit seiner rechten Hand Gils linkes Handgelenk. Mit seiner anderen Hand packte er Gils rechtes Handgelenk und drückte ihn die Kissen zurück.

Raw beugte sich über ihn. Gil schloss seine Augen zur Hälfte. Erst, als er Raws Lippen an seinen Lippen spürte, schloss er seine Augen ganz. Diesmal war es Gil, der einen Zungenkuss anfing. Trotzdem wurde er rot dabei. Raw löste den Kuss und küsste Gils Hals. Dabei ließ er Gils Handgelenke los. Raw küsste sich weiter runter, wobei Gil wieder seine Hände an Raws Kopfseiten legte und seine Augen schloss.

 

Nach einiger Zeit saßen Gil und Raw am Bettrand. Raw war schon angezogen, während Gil sich seine Jacke überstreifte und zuknöpfte. Gil stand auf und wollte gerade weitergehen, als Raw ihn plötzlich von hinten in den Arm nahm und an sich drückte. Er küsste Gils Hals.

„Lass uns für alle Ewigkeit zusammen sein“, bat Raw und hörte auf, Gil zu küssen.

„Warum sollten wir das nicht?“, fragte Gil nach und drehte sich zu ihm um, als dieser ihn losließ.

„Ich bin das gar nicht gewohnt, dass du mir immer zustimmst und dich nicht mehr wehrst.“

„Tja, du hattest es eben geschafft, mich zu verführen.“

„Ich schaffe das garantiert auch wieder.“

„Sicher.“ Gil umschlang Raws Hals wieder, während sie sich küssten. Raws Hände ruhten wieder an Gils Rücken. Gil war ziemlich glücklich seitdem, er schien etwas entspannter in Raws Nähe zu sein, was Raw auch sichtlich spürte. Er war regelrecht froh, dass Gil ihn nicht mehr abstieß.

Plötzlich sahen sie aus dem Fenster, denn sie sahen, dass es anfing zu schneien. Sie stellten sich nebeneinander ans Fenster und sahen erfreut hinaus.

„Stimmt, es ist ja schon Dezember. Bald ist Weihnachten. Ich freue mich jetzt schon drauf.“

„Das ist unser erstes gemeinsames Weihnachten. Hast du eine Ahnung, was wir dann so machen, Gil?“

„Nicht wirklich, ich habe bis jetzt nicht so ganz über Weihnachten nachgedacht.“

„Verstehe. Lass uns Weihnachten zusammen feiern.“

„Ja, das ist eine gute Idee.“

„Ich werde auf jeden Fall noch bis Weihnachten durchhalten.“ Gil sah traurig zu Raw, aber der lächelte ihn an und ging zur Tür. Er drehte sich zu Gil um, der ihn unschlüssig ansah. „Du solltest dir vielleicht etwas Wärmeres anziehen.“ Gil nickte.

 

Als Raw fuhr, sah Gil die ganze Zeit nachdenklich aus dem Fenster. Er fragte sich, warum Raw so gelassen über seinen eigenen Tod sprach. Trotz seiner Neugier traute Gil sich nicht, Raw zu fragen. Dabei fiel ihm ein Thema ein, was er Raw schon sehr lange fragen wollte.

„Raw, du hattest doch mal über deinen kleinen Bruder geredet. Lebt er denn bei dir?“

„Du meinst Rey? Er lebt seit einiger Zeit nicht mehr bei mir. Rey ist genau wie ich ein spiritueller Krieger.“

„Wo lebt Rey denn?“ Raws Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Deshalb bekam Gil ein schlechtes Gefühl.

„Rey ist bei Tobi. Vor drei Monaten ist er eine Partnerschaft zu ihm eingegangen. Tobi versucht es bei Rey mit den gleichen Tricks wie bei mir. Ich habe Rey gewarnt, aber er hört einfach nicht auf mich. Er liebt Tobi genauso sehr, wie ich ihn einmal geliebt habe. Ich komme an Rey einfach nicht heran. Ich habe ehrlich gesagt Angst um ihn, dass ihm dasselbe wie mir passiert.“

„Du meinst den Dämon in deinem Herzen?“

„Ja, genau das meine ich.“

„Vielleicht können wir ihn ja zurückholen.“

„Hoffentlich. Ich will nicht, dass mein kleiner Bruder genau den gleichen Schmerz erfährt, wie ich. Diese Erfahrung will ich ihm eigentlich ersparen. So etwas muss man nicht am eigenen Leib erfahren. Es wundert mich, dass du dich daran erinnerst, dass ich es dir einmal erzählt habe.“

„Warum sollte ich es vergessen?“ Raw hielt plötzlich auf einem Parkplatz und schnallte sich ab.

„So, wir sind jetzt da. Lass uns erst einmal die Karten holen. Bist du schwindelfrei?“

„Ich bin etwas schwindelfrei“, antwortete Gil und schnallte sich ebenfalls ab. Sie stiegen beide aus und sahen ein großes Willkommensschild, auf dem der Name des Freizeitparks stand. Gil fand den Namen „Fun Park“ etwas seltsam, aber da sah er gerne etwas drüber hinweg. Warum sollte er sich auch über den Namen beschweren? Er wollte den Tag heute nur mit Raw verbringen und das wollte er sich von niemandem vermiesen lassen.

 

Als sie schließlich nach ein paar Minuten im Park standen, sahen sie sich die Karte an, die sie am Empfang zu den Karten bekommen hatten. Es waren mindestens dreißig Aktionen. So schnell würden sie hier wohl nicht durch sein. Das war auch gut so.

„Also, Gil, was möchtest du zuerst machen?“, fragte Raw nach und lächelte.

„Also mir ist es egal. Womit möchtest du denn anfangen?“

„Wenn ich das wüsste. Dann lass uns einfach alles der Reihe lang durchmachen. Es gibt heute um eins eine Show über Robben. Lass sie uns ansehen.“

„Gut, also das erste ist ein Horrorkabinett.“

„Ein Horrorkabinett? Cool, das wird bestimmt lustig, Gil. Warst du schon einmal in einem Horrorkabinett?“ Raw sah ihn sanft lächelnd an. Gil verneinte errötend. „Keine Sorge, Gil, das wird dir bestimmt Spaß machen. Ich passe schon auf dich auf, sodass du von keinem Monster gefressen wirst.“ Raw lachte.

„Na danke“, meinte Gil nur. Zusammen gingen sie zu dem Horrorkabinett, blieben aber davor stehen. Gil war das furchtbar peinlich, dass er noch nie in einem Horrorkabinett war und dazu auch noch Angst davor hatte.

„Keine Sorge, du hast schon gegen Dämonen gekämpft und gewonnen, Gil. Da wird dir so ein Horrorkabinett doch keine Angst bereiten.“

„Wahrscheinlich nicht.“ Gil sah ihn rotwerdend an, sagte aber nichts weiter.

 

Am Ende des Horrorkabinetts kamen beide heraus und lachten. Ihnen machte das sehr großen Spaß. An diesem Tag fuhren sie noch mit der Achterbahn, einem Riesenkarussell und einigen anderen Attraktionen. Schließlich saßen sie im Riesenrad gegenüber. Es war schon dunkel. Sie waren tatsächlich den ganzen Tag in dem Freizeitpark. Gemeinsam beobachteten sie die Lichter der Stadt, was wirklich sehr schön aussah.

„Der Tag verging wirklich sehr schnell“, meinte Gil und sah zu Raw, der lächelnd aus dem Fenster sah.

„Ja, das stimmt. Weißt du, Gil, ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß wie heute gehabt.“

„Dann sollte man das wohl genießen“

„Stimmt.“ Raw lehnte seinen Kopf an die Scheibe. Plötzlich saß Gil neben ihm und nahm seine Hand in seine eigene. Dabei lächelte Gil. Raw setzte sich wieder aufrecht hin und drehte sich zu Gil um. Im nächsten Moment küssten sie sich wieder und umschlangen sich.

Plötzlich löste Raw den Kuss und sah sich um. Gil verwirrte dies und musterte ihn verwundert. „Spürst du das?“, fragte Raw und blickte tief in die Augen seines Partners.

„Was soll ich spüren?“, entgegnete dieser und musterte ihn immer noch verwirrt.

„Die Aura eines Dämons“, antwortete Raw.

Gil setzte sich wieder normal hin, als Raw seine Arme herunternahm und sich besorgt umsah. „Vielleicht irrst du dich, Raw. Wir sind hier einige Meter über dem Erdboden.“ Gil konnte sich nicht vorstellen, wie sie hier kämpfen sollten, aber anscheinend war auch das für spirituelle Krieger möglich.

Auf einmal zuckte Gil zusammen, denn Blitze durchzuckten den Himmel. Beide sahen zu ihren Seiten nach draußen aus dem Fenster zum Platz unter ihnen und erschraken. Die Menschen fielen um wie die Fliegen, einer nach dem anderen.

Raw ging auf Gil zu und öffnete die Tür, umschloss aber gleichzeitig Gils Oberkörper. „Was hast du vor?“, wollte Gil erschrocken wissen.

„Vertrau mir! Hier oben sind wir ein leichtes Ziel.“ Gil nickte, aber er hatte immer noch Bedenken. Das Riesenrad hielt an und der Himmel färbte sich tief schwarz. In diesem Moment sprang Raw. Gil krallte sich an Raw fest, der rot anfing zu glühen. Gil sah ihn an, also konnte auch er sich verwandeln, wahrscheinlich schon seit einiger Zeit, denn er war gar nicht beeindruckt.

Als das Glühen in kleine rote Lichtkügelchen zersprang, trug Raw einen langen weißen Mantel, dessen Kragen mit Fell bedeckt war. Darunter trug er ein weißes enges ärmelloses Hemd, das an einer weißen Hose grenzte. Mehr als den braunen Gürtel an der Hüfte konnte er nicht mehr sehen, denn sein Blick war nur auf den Himmel über ihnen gerichtet.

Gil fühlte sich seltsam. Dieses Gefühl zu fliegen, war etwas völlig Neues für ihn. Er fühlte sich so leicht an, als würde er schweben, wohl wissend, dass unter ihnen der Boden war, an dem sie zerschellen würden, wenn man nichts tat.

Raw richtete seine Hand nach vorne, welche dadurch auf den Boden zeigte. Gil fest umklammernd erzeugte er unter ihnen ein rotes liegendes Siegel, auf dem sie sanft landeten. Dabei kniete Raw über dem liegenden Gil, der ihn verwundert ansah.

„Man kann also auch auf Siegeln fliegen?“, fragte er benommen. Raw nickte und stand ganz auf. Er reichte Gil die Hand und zog ihn hoch, während das Siegel sie behutsam auf den Boden brachte. Kurz darauf sauste ein schwarzer Energieblitz von oben auf sie herab. Raw bewegte seine rechte Hand mit ausgestrecktem Arm im großen Bogen auf den Energieblitz zu. Das Siegel bewegte sich mit seiner Hand mit und diente als Schild gegen den Energieblitz, der an dem Siegel tatsächlich abprallte und verschwand.

Gil merkte, wie hinter ihnen ein Dämon erschien. Raw jedoch war schneller und drehte sich um. Dabei bewegte er seine Hand im Bogen auf den Dämon zu. Das Siegel bewegte sich auch dieses Mal mit und blieb vor Gil stehen, als wollte Raw es wieder als Schild benutzen, aber es diente als etwas anderes.

Raw spreizte seine Finger. In diesem Moment sauste das Siegel, so wie es stand, auf den Dämon zu und drängte ihn nach hinten. Der Dämon hielt sich die Arme schützend vor den Kopf, aber er kam gegen Raws Magie nicht an und wurde zurückgeschleudert. Er krachte in einen Stand hinein, der zusammenstürzte.

Gil sah beeindruckt zu Raw. „Du benutzt deine Magie ganz anders, als bei unserem ersten Treffen.“

„Das stimmt. So verbrauche ich weniger Energie. Kannst du mir etwas Energie geben?“ Gil nickte und bewegte sein Gesicht schon etwas näher an seines heran, als sich plötzlich schwarze Ranken um seinen Bauch wanden und ihn wegzogen. Raw sah erschrocken zu Gil.

Er richtete seine Hand auf Gil und die Ranken fingen sofort Feuer. Sie ließen Gil auch los, der zu Boden fiel und sich im Vier-Füßlerstand hinstellte. Er hielt sich seinen Bauch, denn die Ranken hatten ein paar Einschnitte hinterlassen. Raw hielt neben ihm an und zog ihn an der Hand nach oben.

Gil atmete tief durch. Er betrachtete das Blut, welches aus den Wunden lief. „Geht es?“, war Raw besorgt. Gil nickte und legte seine linke Hand auf Raws Schulter. Kurz darauf küsste er Raw. Raw, erst erschrocken, schloss seine Augen und erwiderte den Kuss. Unter ihnen erschien ein rotes Siegel und blaue Energie floss in Raw ein.

Als Gil den Kuss löste, sank er zu Boden. Raw stützte ihn, bis er saß. Gil verzog sein Gesicht schmerzverzerrt. Plötzlich kamen schwarze Ranken auf ihn zugesaust. Raw nahm den sitzenden Gil auf seine angewinkelten Arme und sprang mit ihm weg. Hinter einem Stand hielt er an und setzte Gil ab, sodass sich dieser an die Wand lehnte.

Raw sah nach, ob der Dämon ihnen folgte, aber anscheinend war dem nicht so, weshalb er sich neben Gil hin hockte. Gil legte seine rechte Hand auf die Schnittwunden. Seine Hand wurde von blauer Energie umringt. Raw blieb noch eine Weile bei ihm, bis er schließlich aufstand.

„Bleib du hier und ruh dich aus“, meinte er, bevor er zum Riesenrad rannte, wozu er quer über einen riesigen leeren Platz musste. Gil heilte die Wunden recht schnell und stand dann langsam auf. Obwohl seine Wunden weg waren, waren die Schmerzen es nicht. Er stellte sich neben den Stand und bemerkte Raw, der an dem Riesenrad stand, einem Dämonenherren gegenüber.

„Raw?“ Gils Stimme klang sehr besorgt. Plötzlich spürte er eine immens starke Aura hinter sich. Als er sich umdrehte, sah er Yuki und Luca. Gils Blick wirkte erschrocken, aber Yuki lächelte.

„Will er tatsächlich kämpfen, selbst nachdem er in letzter Zeit so viel einstecken musste?“, wollte Yuki wissen.

„Was willst du von Raw?“, erwiderte Gil die Frage.

Yuki lächelte wieder. „Ist das nicht logisch? Ich will seine Energie. Anscheinend hast du eine unerschöpfliche Energiequelle, oder woher nimmst du diese ganze Energie, die du Raw immer verabreichst? Jedenfalls bist du nach ihm dran, weil du viel schwächer bist und trotzdem eine Unmenge an Energie hast.“ Yuki sah zu Raw, was Gil ihr gleichtat, denn Raw kämpfte schon gegen den Dämonenherren.

Raw wurde von Feuer umringt, als er plötzlich inne hielt und zu Gil sah, denn er spürte zwei starke Energien in seiner Nähe. Tatsächlich waren da zwei spirituelle Krieger, ein hoher Dämon und ein Halbdämon. Raw biss seine Zähne vor Wut aufeinander. Er musste das hier schnell beenden und Gil vor denen schützen.

Raw drehte sich wieder zu dem Dämon um, der seine Hände auf ihn richtete. Ein schwarzer Energiestrahl sauste auf ihn zu, aber Raw richtete auch seine Hand auf den Dämon. Das Feuer um ihn bildete sich in Sekundenschnelle zu einem Feuerball, der sich vor Raw bildete. Kurz darauf sauste dieser als Feuersäule auf den Dämon zu, der ihn erschrocken ansah, denn der Energiestrahl hatte dagegen keine Chance.

Der Dämon rannte los, aber die Feuersäule holte ihn schnell ein und vernichtete ihn. Seine Energie tauchte in Raw ein, der sofort zu Gil rannte. Dabei erschien ein Schwert in seiner Hand, das eine rote Klinge besaß. Bei Gil blieb er stehen und sah die beiden Feinde ernst an.

„Wer seid ihr?“, fragte Raw.

„Das sind Luca und Yuki“, antwortete Gil für die beiden.

„Ich will deine Energie, Raw“, brachte es Yuki sofort zum Punkt, ohne gefragt zu werden. Sie richtete ihre Hand zur Seite. Ein rotes Siegel erschien, in welches sie ihre Hand steckte. Als sie die Hand wieder herauszog, hielt sie in ihrer Hand ein Schwert mit einer grauen breiten Klinge und einem schwarzen Griff. Als die Schwertspitze das Portal verließ, verschwand das Siegel. Dieses Schwert drehte sie kurz in ihrer Hand, um ihrem Gegner zu zeigen, dass sie kein einfacher Gegner war.

„Eine Waffenmeisterin?“, wunderte sich Raw, denn diese Fähigkeit war bei Frauen eher unüblich.

„Unterschätze mich nicht! Luca, du stellst sicher, dass dieser Gilbert sich nicht in unseren Kampf einmischt!“ Luca nickte kaum merklich. Yukis rotes knielanges Kleid, welches sie trug, leuchtete rot auf, bevor Yuki rot glühte. Als das Glühen in kleine rote Lichtkugeln verschwand, trug sie die gleichen Sachen, wie sie sie bei ihrer ersten Begegnung trug.

Kurz darauf sprang sie auf Raw zu und schwang noch im Sprung ihr Schwert. Raw drückte sein Schwert dagegen, aber er wurde zurückgedrängt. Um Gil aus der Schussbahn zu holen, sprang er zurück und Yuki folgte ihm wie erwartet. Gils Blick traf Luca, der ihn ganz ruhig ansah.

„Warum hilfst du Yuki bei ihrem Vorhaben?“, fragte er.

„Ihr Wunsch ist auch meiner“, antwortete dieser nur und verschwand in einem kleinen Tornado, der sich um ihn bildete. Kurz darauf erschien der Tornado ein paar Meter vor Gil. Als der Tornado verschwand, wurde Luca sichtbar.

„Du wurdest ihr doch an die Seite gegeben, um ihre dämonische Seite unter Kontrolle zu bringen.“ Gil verstand nicht, wie Luca so etwas zulassen konnte, wenn er sie doch liebte.

„Das stimmt. Ihre dämonische Seite ist unter Kontrolle.“

„Sie macht aber das gleiche, als wäre sie ein Dämon. Yuki will sich Energie einverleiben und dabei ist es ihr egal, woher sie diese bekommt.“

Luca lächelte und schloss kurz seine Augen, als würde er nachdenken. „Sie würde nie einem Menschen Energie aussaugen. Raw hat einen Dämon in sich und wird sich deshalb bald selbst in einen Dämon verwandeln. Schlag dir Raw endlich aus dem Kopf! Er ist verloren.“

Gils Blick wurde wütend. Er verwandelte sich und ging in eine Kampfstellung. „Raw und ich sind Partner. Ich werde nicht zulassen, dass er sich in einen Dämon verwandelt.“

„Eigentlich wollte ich gar nicht gegen dich kämpfen. Es ist etwas unfair, da du deine Kräfte noch nicht lange benutzt. Ich bin immerhin ein Dämonenkrieger.“ Gil ließ sich davon nicht beeindrucken und ließ je ein Messer in seinen Händen erscheinen. Luca lächelte und ließ auch in seiner Hand ein Schwert erscheinen, ein Schwert mit schwarzem Schwertgriff und schwarzer Schwertklinge. An der Klinge war ein rotes Zeichen in einer fremdartigen Sprache verarbeitet.

„Zeig, was du kannst, Drachenkrieger“, sagte er noch und wartete auf Gils Angriff.

 

Raw und Yuki lieferten sich einen Zweikampf auf einem offenen Platz. Während Yuki, jetzt mit zwei Breitschwertern bewaffnet, immer wieder auf Raw einschlug, versuchte Raw mit seinem Schwert und seinem Feuer Yukis Angriffe zu blocken, aber Yuki hatte einiges an Schlagkraft und sehr gute Zielgenauigkeit. Yuki zielte oftmals direkt auf Raws Oberkörper.

Raw wehrte einen Schwertangriff von Yuki mit seinem Schwert ab, dem anderen Schwerthieb wich er aus. So ging es eine ganze Weile, bis Yuki schließlich anhielt und etwas zurücksprang, um etwas Abstand zwischen ihnen zu bekommen. Raw ging auf die Knie und atmete tief durch, stand dann aber sofort wieder auf und ging in Angriffsstellung, indem er seinen Oberkörper etwas nach rechts drehte, seinen linken Fuß nach vorn setzte und seine Klinge rechts neben sein Gesicht hielt, mit der Schwertspitze auf Yuki gerichtet.

„Hast du meine Energie überhaupt noch nötig?“, wollte Raw wissen.

„Was meinst du damit?“, stellte Yuki eine Gegenfrage.

„Du bist schon sehr stark und außerdem die Dämonenprinzessin. Du bist Takaros Tochter. Mit deiner Menge an Energie hast du meine Energie gar nicht nötig.“

Yuki runzelte die Stirn. „Ich werde noch eine sehr große Menge an Energie brauchen. Dein Freund scheint ja eine sehr große Menge an Energie zu haben. Die wird er dann je eh nicht mehr brauchen.“ Yuki lächelte siegessicher.

„Lass deine Finger von Gil. Er hat mit dem allem nichts zu tun.“

„Dann beschütze ihn doch!“, rief Yuki verärgert und rannte auf Raw zu, der auf eine längere Verschnaufpause gehofft hatte. Yuki schwang vor ihm sein rechtes Schwert von oben nach unten. Raw hielt sein Schwert schräg vor seinem Gesicht, sodass Yukis Schwert von der Schwertklinge nach unten weitergeleitet wurde und er sich dadurch dem linken Schwert widmen konnte, welches von der Seite schon angesaust kam. Raw hielt sein Schwert senkrecht links neben seinen Körper und hielt Yukis Schwert nur mit starkem Gegendrücken Stand.

Raw wurde trotzdem zur Seite gedrückt und verlor für kurze Zeit sein Gleichgewicht. Yuki nutzte diese Gelegenheit. Als sie mit dem Fuß auf dem Boden aufkam, stieß sie sich ab und drehte sich. Raw bekam durch die Klinge einen große und tiefe Schnittwunde in die Seite. Er schrie auf. Als Yuki landete, wartete sie. Raw ging auf die Knie und presste seine Hand an die linke Seite, an der das Blut schon herunterlief.

„Wenn du so weitermachst, stirbst du, Raw“, lächelte sie und umgriff ihre Schwerter fester.

 

Gil rannte auf Luca zu, der ihn nur ruhig ansah. Vor ihm schwang Gil sein linkes Messer von oben nach unten, während sein rechtes Messer von unten nach oben sauste. Luca nahm dies ganz gelassen und brachte sein Schwert in eine schräge Position vor seinem Oberkörper, bei dem beide Messer an die Klinge prallten.

Gil hielt nicht lange dagegen, bevor er seine Messer wegnahm, sich drehte und ihm somit sein Bein in die Seite hauen wollte, aber Luca bewegte sich mit dem Beinschwung, sodass er nicht getroffen wurde und schließlich neben Gil stand. Kurz darauf schwang er sein Schwert. Gil konnte noch sein rechtes Messer gegen die Schwertklinge prallen lassen, sodass das Schwert ihn nicht traf. Kurz darauf standen sie sich wieder angriffsbereit gegenüber.

„Deine Reflexe sind gut für jemanden, der erst kürzlich anfing zu kämpfen, aber es wird dir gegen mich so gut wie nichts nützen.“ Luca rannte dieses Mal auf Gil zu und hieb auf ihn ein. Gil versuchte die harten Schläge seines Gegners mit seinen zwei Messern zu parieren, was ihm sichtlich schwer fiel, aber langsam bekam er den Dreh raus, denn sein Parieren wurde immer schneller und standfester, sodass Luca langsam Mühe hatte mit seinem einem Schwert überhaupt richtige Angriffe zu landen.

Gil wagte jetzt einen direkten Angriff. Luca hieb von der rechten Seite schräg von oben nach unten zu, aber Gil parierte mit Druck, sodass Lucas Schwert sich automatisch zur linken Seite seiner Beine bewegte. Diesen kurzen Moment nutzte Gil und hieb mit seiner rechten Klinge zu. Luca sah erschrocken zu ihm.

Nach dem Angriff sprang Gil etwas nach hinten, um etwas Abstand zwischen sich und Luca zu bringen. Luca hielt seine Hand an die lange Schnittwunde, die sich über seine Brust quer hinwegzog und auch stark blutete. Luca jedoch lächelte.

„Du hattest die Chance mich zu töten. Warum hast du es nicht getan?“ Luca amüsierte die Unentschlossenheit seines Gegners.

„Ihr seid nicht böse. Warum sollte ich dich dann töten?“

„Falsche Antwort, Kleiner. Wenn du weiter so unentschlossen bist, dann werden Raw und du sterben.“ Gils Blick wurde etwas mitleidig. Wollte Luca, dass Yuki so etwas tat? Fand er es wirklich richtig? Wollte er, dass sie Raws Energie bekam und ihn damit auch tötete?

Luca wurde von schwarzen Blitzen umringt. Gil ging vorsichtshalber einen Schritt zurück, aber in diesem Moment zuckte ein schwarzer Blitz von oben herab und traf Gil, der so schnell unmöglich reagieren konnte. Gil schrie auf. Die Blitze taten höllisch weh und hatten nichts mehr mit den schwachen schwarzen Blitzen von den normalen Dämonen zu tun. Bei dem Aufprall wurde Staub aufgewirbelt.

 

Raw wurde wieder in einen Zweikampf mit Yuki verwickelt, aber er war definitiv im Nachteil. Kurz darauf hörte er den Aufprall und spürte eine sehr starke Energie. Ganz kurz sah er zu Gil hinüber und erschrak.

„Hier spielt die Musik“, rief Yuki erbost und schlug mit ihrem rechten Schwert zu. Raw richtete seinen Blick auf Yuki und biss die Zähne zusammen. Langsam ging sie ihm auf die Nerven. Er drehte sich im Sprung nach hinten, um Yuki auszuweichen. Er wurde von Feuer umringt. Dabei flogen mehrere Feuerbälle auf sie zu, die sich von dem Feuer um Raw lösten.

Yuki musste ausweichen, oder sie mit ihrem Schwert abwehren. Als Raw landete, nutzte er den Moment und rannte auf Gil zu. Yuki wurde langsam echt wütend und rannte ihm hinterher. Raw beeilte sich. Als sich der Rauch verzog, sah er, wie Gil nach hinten weg kippte. Raw erreichte ihn noch rechtzeitig und hielt ihn am Oberkörper fest.

Gil saß vor ihm, die Beine zur Seite gelegen. Seine Wange lag an Raws Brust. Raw bemerkte die ganzen kleinen Wunden an seinem Körper. An manchen Stellen waren selbst seine Sachen etwas zerrissen. Raw nahm seine Hand in seine eigene und übertrug ihm etwas Energie. Gerade jetzt wollte Yuki ihr Schwert schwingen, aber Luca ging dazwischen, indem er ihr Schwert an seines prallen ließ. Einige Zeit hielten sie die Schwerter aneinander.

„Wie kannst du es wagen, Luca?“

„Das alles gerät aus den Fugen, Yuki. Die beiden haben nichts Schlimmes getan. Sie sind am Ende, also lass sie in Ruhe!“

„Das ist nicht deine Sache, Luca. Verschwinde!“ Luca und Yuki griffen sich jetzt regelrecht mit ihren Blicken an. In diesem Moment öffnete Gil seine Augen. Raw lächelte erleichtert und schlang sich um ihn. Gil ließ sich umschlingen, erwiderte es aber nicht, weil er einfach nicht die Kraft dazu hatte.

Als Raw ihn einigermaßen wieder losließ, streichelte er Gil über den Kopf. „Alles in Ordnung, Gil?“ Die Sorge war Raw regelrecht ins Gesicht geschrieben. Gil nickte leicht und versuchte aufzustehen, wobei ihm Raw half.

Plötzlich sahen sie erschrocken zu den beiden Kämpfenden, denn Yuki stach jetzt mit ihrem linken Schwert zu, weshalb Luca zurückwich, aber er war zu langsam. Luca hustete Blut dabei, als das Schwert seinen Körper links neben seinem Bauch durchdrang. Yuki zog ihr Schwert wieder heraus und Luca ging auf die Knie, wodurch er sein Schwert auch fallen ließ. Damit konnte Yuki jetzt mit beiden Schwertern zuschlagen.

„Du bist nur mein Diener, Luca. Was fällt dir ein diesen beiden zu helfen? Du hast keine eigenen Entscheidungen zu treffen, sondern nur meinen Befehlen zu gehorchen.“ Yukis Blick war vernichtend auf den vor ihm knienden Luca gerichtet.

„Luca?“ Gil ging einen Schritt auf Luca zu und beugte sich zu ihm herunter. Er berührte Luca an der Schulter, doch dieser klatschte seine Hand einfach weg. „Ich will das heilen.“ Damit wandte er sich an Yuki. „Wie kannst du Luca so etwas antun? Er ist ein eigenständiger Dämon. Luca darf seine eigenen Entscheidungen treffen. Hat er nicht immer auf dich aufgepasst?“

Yuki lachte auf. „Er ist nur ein Dämon von vielen. Ich kann ihn jederzeit durch einen anderen Dämon oder spirituellen Krieger ersetzen. Jeder ist ersetzbar.“

Gil stand auf und ballte seine Hände zu Fäuste. Raw ging zu ihm und half Luca aufzustehen, der ihm dankend zunickte. „Niemand ist ersetzbar, Yuki! Du bist doch selbst auch nicht ersetzbar.“

Yuki umfasste die Schwerter fester. „Ich bin ja auch die Dämonenprinzessin, die Thronfolgerin. Natürlich bin ich nicht ersetzbar.“ Ihr Blick wurde noch finsterer.

„Eine Dämonenprinzessin ist ersetzbar oder kann dein Vater keine andere Tochter bekommen, wenn du stirbst?“ Gils Blick wurde forschend.

Als Yuki diese Worte hörte, sah sie ihn erschrocken an. Kurz darauf hob sie jedoch ihr Schwert etwas an und rannte auf Gil zu. Raw wollte noch dazwischen gehen, aber einige Windklingen kamen von der Seite angesaust. Yuki blieb stehen, wich einigen aus und zerschlug zwei Windklingen. Im nächsten Moment landete Masamune, in verwandelter Form, vor Gil und breitete seinen Riesenfächer aus.

Yuki war jetzt richtig erzürnt. Sie rannte auf Masamune zu und wirbelte etwas mit ihrem rechten Schwert. Kurz darauf traf ihr rechtes Schwert auf eine weiße Aura, die sich schützend um Masamunes Fächer bildete. Sie schwang ihr linkes Schwert von der Seite her auf Masamunes Hüften zu, aber eine weiße Aura bildete sich um Masamune, an der Yukis Schwert ganz einfach abprallte.

Plötzlich schlängelte sich ein Geist in Form eines Drachen, wie bei Gilbert, um seinen Körper, nur seine Farbe war schneeweiß. „Masamune, der Drachenkrieger des Windes?“ Yuki wich überrascht zurück.

„Dieses Mal hast du einen richtigen Gegner vor dir.“ Masamune nahm seinen Fächer herunter. Yuki sah ihn wütend an, doch sie wollte sich von Masamune nicht aufhalten lassen, weswegen sie sich eine neue Waffe holte. Unter ihr erschienen zwei rote Siegel, in welche sie je ein Schwert mit der Schwertspitze voran hineinsteckte. Als die Schwerter drinnen verschwunden waren, verschwanden die Siegel.

Rechts neben ihr erschien ein aufrecht stehendes Siegel, auf Yuki gerichtet. Sie griff hinein und holte sich ein Naginata heraus. Das Siegel verschwand daraufhin und Yuki drehte ihre Waffe in ihrer rechten Hand.

Luca sah erschrocken zu Yuki, denn das Naginata war eines ihrer mächtigsten Waffen, mit denen sie perfekt umgehen konnte. Yuki lächelte siegessicher. „Versuch jetzt, mich zu besiegen!“ Yuki klang bedrohlich.

Masamune hingegen wirkte amüsiert. „Anscheinend muss ich Euch doch eine kleine Lektion erteilen, Prinzessin“, meinte er nur dazu und schwang seinen Fächer. Ein riesiges Siegel bildete sich vor Masamune, aus dem ein kleiner Tornado herauskam, das obere Ende war auf Yuki gerichtet. Der Tornado riss unter sich den Boden auf.

„Yuki!“, rief Luca, aber diese zerschnitt den Tornado mit nur einem Streich, wonach sie auf Masamune zu rannte und ihr Naginata schwang, aber die Klinge traf nur auf die Aura, die Masamunes Fächer umgab. Beide hielten mit aller Kraft gegeneinander an. Doch beide waren anscheinend gleichstark, denn keiner gewann dieses Kräftemessen.

Stattdessen sprang Yuki plötzlich hoch, wobei sie auf Raw zusauste, mit der Klingenspitze voran, aber dieser richtete seine Handfläche, dessen Arm ausgestreckt war, auf sie. Vor ihm entstand ein rotes Siegel, das ihn schützen sollte.

Yuki schwang ihr Naginata davor, dessen Klinge dagegen prallte. Die Funken sprühten und rote Energieblitze zuckten um das Naginata herum, die aus dem Siegel kamen. Yuki hielt mit aller Kraft dagegen, aber sie fiel, da sie ja nicht fliegen konnte. Das Siegel folgte ihr aber, da Raws Hand auch ihrer Bewegung folgte.

„Hör endlich auf, Yuki!“, rief Luca, aber Yuki machte keine Anstalten anzuhalten, ganz im Gegenteil, sie wurde noch wütender. Masamune hatte sich inzwischen umgedreht und schwang seinen Fächer. Ein Windbogen sauste auf Yuki von hinten her zu. Sie beendete ihren Angriff und wich zur Seite aus. Der Windbogen prallte auf Raws Siegel. Raw biss seine Zähne zusammen. Das Siegel aber hielt Stand.

Yuki griff jetzt von der Seite her an, worauf Raw aber nicht reagieren konnte, denn sein Siegel bewegte sich nicht so schnell. Kurz bevor sie bei Raw ankam, stieß sie zuerst Luca weg, indem sie ihn das Metall in die Bauch rammte, an welchem die Klinge befestigt war. Luca wurde zurückgeschleudert. Im nächsten Moment sauste die andere Klinge, die am anderen Ende der Waffe befestigt war, auf Raw zu. Gil wollte noch davor springen, aber eine Feuersäule sauste von der Seite her auf ihn zu, wo Masamune stand.

Masamune sprang zur Seite. Auch Raw umfasste Gils Oberkörper und sprang mit ihm zur Seite. Yuki drehte sich und zerschnitt die Feuersäule mit ihrem Naginata, wurde aber trotzdem zurückgedrängt. Die Feuersäule teilte sich in zwei kleine Feuersäulen und verschwand. Als Yuki sicher stand, sah sie zu dem Jungen, der mitten auf dem leeren Platz stand.

Er sah Raw sehr ähnlich, denn Größe, Augenfarbe und Haarfarbe, sowie die Figur stimmten mit ihm überein, aber der Junge hatte kindlichere und weichere Züge. Außerdem trug er eine rote zugeknöpfte Jacke und eine rote Hose, die etwas von seinen schwarzen Stiefeln mit einem kleinen Blockabsatz bedeckt wurde.

Raws und Masamunes Augen weiteten sich, als sie ihn sahen. Gil schloss daraus, dass dieser Junge Rey sein musste. Tatsächlich nannte Raw seinen Namen leise. Rey richtete seine offene Hand, dessen Arm ausgestreckt war, auf Yuki, die ihn verwirrt ansah. Plötzlich schlängelte sich ein roter Drache in Schlangenform um seinen Körper.

„Ein Feuerdrachenkrieger?“, redete Yuki mit sich selbst. Im nächsten Moment flog er mit hoher Geschwindigkeit auf Yuki zu, die den Drachen nur ungläubig ansah. Kurz bevor er Yuki erreichte, blieb Luca vor ihr stehen. Der Drache drang in seinen Körper ein und verschwand. Luca fiel nach hinten weg und wurde bewusstlos.

Yukis Augen weiteten sich, als Luca bewusstlos liegen blieb. Er hatte nicht einmal einen Ton von sich gegeben. Eine Wunde hatte Luca nicht von dem Drachen, aber trotzdem schien er irgendetwas mit ihm gemacht zu haben.

Ein rotes Siegel erschien vor Reys Hand. Jedoch stellten sich Gil, Raw und Masamune in seinen Weg. Sie richteten ebenfalls je eine Hand auf ihn. Vor ihnen erschien je ein Siegel. Rey lächelte schwach und ließ seine Hand sinken, wobei auch sein Siegel verschwand. Raw, Masamune und Gil taten es ihm gleich.

Gil sah kurz nach hinten, aber Yuki und Luca waren verschwunden. Raw interessierte das alles nicht, denn er wollte unbedingt mit seinem kleinen Bruder reden.

„Danke, Rey“, bedankte er sich erst einmal. Rey antwortete darauf nichts, sondern sah seinen Bruder nur mit einem scharfen Blick an. Gil fragte sich, ob da etwas zwischen den beiden Brüdern passiert war. Er bemerkte die Enttäuschung in Raws Gesicht, da Rey ihm ja nicht antwortete.

„Warum helft ihr eurem Feind? So seid ihr beide nie gewesen.“ Rey sagte dies erst nach einer kurzen Pause.

„Sie waren schon am Boden“, antwortete Raw.

Rey lächelte wieder daraufhin. „Du hasst doch alle Dämonen, lieber Bruder. Luca ist ein Dämon und Yuki ist ein Halbdämon. Also wäre deren Tod gerechtfertigt gewesen, nachdem sie uns hintergangen haben.“

„Seit wann hast du angefangen, so zu denken, Rey?“, Raw sorgte sich um seinen Bruder, wie man bemerkte.

„Dieses Mal gehe ich nicht ohne ein Geschenk, Bruderherz“, lachte er. Kurz darauf erschien unter ihm ein rotes Siegel. Masamunes Augen weiteten sich. Hinter Rey erschien noch ein Siegel, in welches er hineinging.

„Rey!“, rief er und wollte los rennen, aber Masamune und Gil hielten ihn auf. Raw lief eine Träne über die Wange, während er seinen Namen noch zwei Mal verzweifelt rief. Plötzlich kam aus dem Siegel eine Feuersäule heraus, die langsam breiter wurde. Raws und Masamunes Augen weiteten sich.

„Was ist das für ein Zauber?“, fragte Gil nach.

„Mächtige Zerstörungsmagie“, antwortete Masamune knapp. „Schnell, wir müssen was tun und du musst uns dabei helfen, Gilbert.“

„Was soll ich machen?“ Gil war ziemlich entschlossen, dafür, dass es sein erstes Mal war, mächtige Zerstörungsmagie aufzuhalten.

„Wir bilden einen Kreis um die Feuersäule und erschaffen je ein Siegel, welches so groß sein muss, dass es die anderen beiden Siegel berührt. Raw und du müsst es nur schaffen, euer Siegel aufrecht zu halten. Das andere erledige ich.“ Gil nickte daraufhin.

Sie liefen zu dem Ende von Reys Siegel und stellten sich so, dass die Siegel, die sie erschufen sich berührten. Es waren recht große Siegel, immerhin war die Feuersäule auch schon recht groß. Einige Sekunden später traf die Feuersäule auf die Siegel. Gil spürte die gewaltige Wucht der Magie, die ihn etwas nach hinten drängte.

„Haltet noch etwas durch!“, rief Masamune, bevor er mit seiner Magie begann: „Winddrache, erhöre meinen Ruf! Ergeben beuge ich mich dir. Wie du es vor langer Zeit tatest, verschreibe auch ich mich nur dem Schutz des Schwächeren. Als dein Wirt verfügst du über meine Energie und bist mein alleiniger Herr. Also erhöre meinen Ruf und hilf uns, die nahende Bedrohung dieser Menschen aufzuhalten.“

Masamunes Augen glühten weiß, bevor sein ganzer Körper anfing weiß zu glühen. Unter der Feuersäule, die durch die drei Siegel bis jetzt nicht weiterwachsen konnte, erschien ein weißes liegendes Siegel, welches sich in die linke Richtung begann zu drehen, immer schneller. Kurz darauf kam sein Winddrache herausgeschossen und flog nach oben. Erst passierte nichts mit der Feuersäule, aber dann geschah etwas. Nachdem sich der Schwanz des Drachen aus dem Siegel löste, wurde die Feuersäule nach und nach weiß, je höher der Drache flog, bis irgendwann einfach nur eine weiße Energiesäule vorhanden war. Diese Energiesäule löste sich nach und nach auf und zurück blieb das weiße Siegel und die anderen drei Siegel.

Plötzlich kam der Winddrache von oben herab angeflogen und flog in Masamune hinein, dessen Glühen sofort aufhörte. Als seine Siegel verschwunden waren, brach dieser zusammen. Gil und Raw ließen ihre Siegel auch verschwinden und gingen auf die Knie. Das hatte ihnen ziemlich viel Energie gekostet.

Gil erhob sich zuerst und ging zu Masamune, der bewusstlos war. Raw stellte sich zu ihm und zusammen knieten sie sich zu ihm herunter. Gil legte seine Hände auf Masamunes Brust. Blaue Energie floss augenblicklich in ihn hinein. Er musste nur etwas Energie an ihm weitergeben, dann würde er auch wieder auf die Beine kommen.

Als Gil seine Hände erschöpft wegnahm, bewegten sich Masamunes Augenlider. Kurz darauf öffnete er sie und schien zu lächeln. Masamune setzte sich auf, was Gil irgendwie nicht verstand, denn Masamune hatte Energiemangel. Masamune glühte kurz auf und schien sich in seine menschliche Gestalt zurückzuverwandeln.

 

Als Raw und Gilbert zu Hause waren, ließ sich Gilbert erschöpft auf die Couch sinken. Raw legte sich auf ihn und Gil konnte ein Lächeln nicht mehr unterdrücken. Sie hatten Masamune noch nach Hause gebracht, aber mehr hatte er nicht gewollt, also hatten sie auch nicht mehr getan.

Gilbert und Raw küssten sich leidenschaftlich und kuschelten miteinander. Nach ein paar Minuten lagen sie nackt im Bett. Raw hatte seinen Arm um Gilberts Schultern. Dieser schlief seelenruhig an seiner Brust. Raw sah in dieser Zeit noch aus dem Fenster, dann zu Gilbert.

Er küsste ihn auf die Stirn und flüsterte ein „Ich liebe dich“, bevor auch er seine Augen schloss und die Müdigkeit ihn übermannte. Sie hatten sich heute nur geküsst und miteinander gekuschelt. Für mehr hatten sie einfach keine Kraft mehr gehabt.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 04.06.2014

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /