Kapitel 1
Der erste Dämon
Tom war immer sehr einsam. Immer, wenn er mal etwas mit seiner Mutter unternehmen wollte, war sie so sehr beschäftigt. Sie war Rechtsanwältin und hatte keine Zeit für ihren 16-jährigen Sohn, obwohl er in manchen Situationen doch gerne mal ihre Unterstützung hätte. Er hatte keine Freunde, nicht einmal das wusste seine Mutter. Sie redete ja auch kaum mit ihm. Daher war Tom oft allein in seinem Zimmer und lernte, weil er sonst auch nichts Besseres zu tun hatte, was sich auch positiv auf seine Noten ausmachte.
Sein Vater? Er hatte sie kurz nach Toms Geburt verlassen. Seitdem hatten sie nichts mehr von ihm gehört, aber Tom war das nur recht. Seine Mutter wollte auch nichts mehr mit ihm zu tun haben. Und doch ging es Tom nicht besser. Wenn er wenigstens jemanden hätte, mit dem er reden könnte.
Wie man sieht, war Tom ein ganz normaler Teenager mit den Problemen und Wünschen, die viele haben. Jedenfalls dachte er, dass er ein ganz normales Leben hätte, denn bald sollte sich sein Schicksal ändern, zum Guten und Schlechten. Tom lebte ganz normal mit seiner Mutter zusammen in einem Haus, welches seine Mutter gekauft hatte, Geschwister hatte er nicht.
Heute sollten sie eine neue Mitschülerin bekommen. Tom wusste, dass sie Sandra hieß, in seinem Alter war und die Klassenbeste in ihrer damaligen Klasse war. Tom war bis jetzt in seiner Klasse immer Klassenbester. Viele sagten, dass Tom überdurchschnittlich schlau sei, denn er machte nie einen Fehler zweimal oder prägte sich etwas falsch ein. Niemals vergaß er auch nur das kleinste Detail. Tom nahm das als Gabe, aber er wusste auch, dass schlaue Menschen oftmals alleine waren.
Sandra war heute erst in die Stadt gezogen.Tom fragte sich, ob ob sie ihm Konkurrenz machen könne.
Sein kurzes struppiges Haar war blond und seine Augen waren eisblau. Tom war mittelgroß und schlank. Tom war sehr nett und schüchtern, aber er wusste, dass es auch in ihm eine andere Seite gab, eine Seite, die er nicht kontrollieren konnte.
Diese Seite war kaltherzig, stark und brutal, aber nicht wirklich böse. Tom wusste das, immerhin hatte jeder diese Seite, bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger ausgeprägt. Wie sollte man dieser Seite entgegen treten? Tom kannte sich selbst am besten, manchmal überkam einen einfach die dunkle Seite und man machte etwas, was man gar nicht wollte. Niemand verstand ihn, niemand beachtete ihn oder mochte ihn. Dieses Gefühl der Einsamkeit, Traurigkeit und Hilflosigkeit nährte seine dunkle Seite, das wusste er, aber er konnte nichts gegen diese Gefühle tun, genauso wenig, wie gegen diese andere Seite. Die andere Seite war übermächtig, zu mächtig. Tom überkam sie jedoch nur Zuhause, zum Glück.
Tom ging die lange Straße entlang, die zur Schule führte. Er wollte nicht wirklich zur Schule, aber er musste. Die Schule war wichtig für ihn. Er ging auf das Gymnasium, das Einzige in seiner Stadt. Obwohl dieser Zwang da war, wieder umzukehren und nach Hause zu gehen, ging er trotzdem zur Schule, ertrug die Spottrufe seiner Klassenkameraden und die Gemeinheiten, die die Jungs ihm antaten. Er ertrug es, aber wofür? Er wusste es nicht. Am liebsten hätte er alles hingeschmissen. Seine Mutter glaubte, dass alles in Ordnung sei, aber das war es im besten Sinne nicht. Trotzdem wollte er seine Mutter nicht enttäuschen. Sie war der Grund, weshalb er das alles ertrug. So gern wünschte er sich, dass das alles aufhörte, aber es hörte nicht auf. Ganz im Gegenteil, es wurde immer schlimmer. Auch die Lehrer bekamen das alles nicht mit, sie meinten immer, dass es Tom in der Schule gefiel und seine Leistungen dadurch stimmten, was überhaupt nicht stimmte.
Als er bei der Hälfte der Straße war, hielt eine Frau, die an ihm vorbeilief, ihn am Ärmel fest. Tom sah sie erschrocken an. Die Frau war groß, schlank und trug eine auffällige Sonnenbrille, obwohl die Sonne gar nicht so sehr schien. Sie trug einen langen braunen geschlossenen Mantel, sodass man nur noch ihre schwarzen Schuhe sah.
„Du wirst bald erwachen, Kleiner“, sagte sie und drehte sich vollends zu ihm um.
„Erwachen? Wer sind Sie?“
„Glaube mir, ich bin nicht dein Freund. Du wirst in eine Dunkelheit gehen, aus der es keinen Ausweg gibt. Dein anderes Ich, welches dich beschützt, wird dich davor nicht schützen können. Er wird genauso in diese Dunkelheit fallen, wie du. Ihr werdet beide keinen Ausweg finden, ihr werdet beide in der Dunkelheit versinken.“
„Mein anderes Ich, was mich beschützt? Was wollen Sie von mir? Ich weiß nicht, wovon Sie reden.“
„Du wirst es bald verstehen. Er wird dich nicht beschützen. Noch niemand konnte sein Herz erweichen, auch du schaffst das nicht. Deine starke Seite wird dich umbringen.“
„Ich weiß immer noch nicht, wovon Sie reden.“
„Bald wird er erwachen. Du wirst erst später vollends erwachen. Dann gibt es kein Zurück mehr. Ich bezweifle aber, dass du solange leben wirst, bis auch du vollständig erwacht bist.“ Tom wollte eigentlich weitergehen, aber die Frau hielt ihn ja immer noch fest.
„Es ist unhöflich, einfach gehen zu wollen, obwohl ich mit dir rede. Ich werde bald selbst vollständig erwachen und dann meine ganze Kraft nutzen können. Dann werde ich dir wohl als erstes Manieren beibringen müssen. Vielleicht solltest du dich erst einmal fragen, warum du überhaupt lebst. Diese Welt kannst du eh nicht vor der Dunkelheit retten, die kommen wird. Nur Narren glauben, dass sie sich der Finsternis widersetzen können. Niemals könnte jemand imstande sein, sich gegen die Finsternis behaupten zu können und du kannst es erst recht nicht. Du kannst dich ja nicht einmal gegen deine eigene Finsternis behaupten. Lauf noch weg, solange du kannst, dann trifft dich die Finsternis etwas später.“ Die Frau lächelte fies.
„Sie sind doch verrückt“, meinte Tom.
„Wenn du das sagst, Kleiner, aber nimm dich vor deiner starken Seite in Acht. Sie wird dich vernichten. Du solltest vielleicht mal darüber nachdenken, warum du lebst.“ Mit diesen Worten ließ sie ihn los und ging. Tom sah ihr verwirrt hinterher, merkte dann aber, dass er zur Schule musste und ging schnell weiter. Auf dem Schulweg machte er sich tatsächlich Gedanken darüber, warum er überhaupt lebte und was diese Frau gemeint hatte, aber für sich fand er nicht wirklich eine Antwort.
Als er in seinem Klassenzimmer ankam, sah er das neue Mädchen. Sandra war schlank und hatte eine sehr helle Haut. Man konnte nicht sagen, dass sie besonders groß war, sie war mittelgroß. Ihre braunen langen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Dazu fielen ihre eisblauen Augen sehr auf. Sie trug die ganz normale Schuluniform für Mädchen, eine weiße Bluse, ein schwarzer Rock, dazu weiße Kniestrümpfe und schwarze Halbschuhe.
Tom setzte sich auf seinen Platz. Sie sah zu ihm und setzte sich auch schließlich neben ihn. Sie packte ihre Schulsachen aus und sah ihn weiter an, wobei er ihrem Blick auswich.
„Mein Name ist Sandra“, stellte sie sich vor und wartete auf eine Antwort.
„Mein Name ist Tom“, antwortete er schüchtern.
„Nun ja, die anderen sind nicht gerade deine Freunde, oder?“, fragte sie neugierig mit großen Augen.
„Sie sind okay, aber nicht meine Freunde“, antwortete er zaghaft, um nichts Falsches zu sagen.
„Du lügst“, lachte sie. Tom sah sie verwundert an.
„Ich sehe, dass sie dich immer ärgern, das haben sie mir sogar schon gesagt.“
„Aha“, gab er sich gleichgültig und sah wieder in sein Buch, das geöffnet vor ihm lag.
„Wollen wir wenigstens Freunde sein?“, fragte sie mit einem Lächeln im Gesicht. Er sah sie an, das Lächeln berührte ihn.
„Von mir aus gern“, antwortete er ebenfalls mit einem Lächeln.
„Endlich lachst du mal, Griesgram“, scherzte sie und sah zu seinem Buch. „Was liest du denn da?“
„Ich lese mir den Stoff von der letzten Biologiestunde durch. Möchtest du wissen, was drankam?“
„Gerne.“ Sie redeten lange über den Stoff der letzten Biologiestunde. Sandra begriff schnell, was er meinte und konnte sogar etwas hinzufügen, was Tom an ihr faszinierend fand. Er müsste sich anstrengen, um noch Klassenbester zu bleiben, aber endlich hatte er mal jemanden, mit dem er reden konnte. Jetzt gefiel ihn sogar der Gedanke an der Schule. Die anderen Jungs sahen fies zu ihnen herüber, aber die Mädchen gingen sogar zu ihnen und redeten mit. Die Jungs konnten kaum glauben, was sie da sahen.
Ein Mädchen am Fenster, das schon immer lieber allein war, sah zu Tom herüber. Sie war einen Platz hinter ihm von den Noten her. Ihr Name war Kathrin. Sie hatte blaue lange Haare, die sie jedoch offen über ihren Rücken fallen ließ. Ihre blauen Augen hatten einen etwas dunkleren Farbton. Sie war schlank und hatte in etwa die Größe von Sandra. Wie die anderen Mädels trug auch sie eine Schuluniform.
Die Schuluniform der Jungen bestand aus einem schwarzen langen Oberteil, einer schwarzen Stoffhose und schwarzen Halbschuhen.
Kathrin war leider sehr schüchtern, sonst hätte sie schon lange Tom angesprochen. Tom bemerkte ihren Blick und sah zu ihr, weshalb sie sofort aus dem Fenster heraussah. Sie hatte sich ja nie getraut, in anzusprechen, wie an diesem Tag auch.
Plötzlich kamen Tom die Worte der Frau wieder in Erinnerung. „Du wirst bald erwachen, Kleiner. Du wirst in eine Dunkelheit gehen, aus der es keinen Ausweg gibt. Dein anderes Ich, was dich beschützt, wird dich davor nicht beschützen können. Er wird dich nicht beschützen. Deine starke Seite wird dich umbringen. Bald wird er erwachen. Du wirst erst später vollends erwachen. Dann gibt es kein Zurück mehr. Vielleicht solltest du dich erst mal fragen, warum du lebst. Diese Welt kannst du eh nicht retten, vor der Finsternis, die kommen wird. Nur Narren glauben, dass sie sich der Finsternis widersetzen können. Niemals könnte jemand imstande sein, sich gegen die Finsternis zu behaupten und du erst recht nicht. Du kannst dich ja nicht einmal gegen deine Finsternis behaupten. Lauf noch weg, solange du kannst, dann trifft dich die Finsternis etwas später. Du solltest vielleicht mal darüber nachdenken, warum du lebst.“
Tom war ganz komisch, ihm war schwindlig. Trotzdem dachte er, er würde es sich nur einbilden. Sandra bemerkte seine andere Körperhaltung, mit der er sich versuchte, zu stützen.
„Alles in Ordnung?“, fragte sie. Jetzt sahen auch die anderen Mädels zu ihm und machten sich Sorgen.
„Mir geht's gut“, antwortete er. Plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen. Er merkte, wie sein Körper immer schwerer wurde oder wurde er leichter? Jedenfalls merkte er nicht einmal mehr, wie er auf den Boden aufschlug. Tom lag bewusstlos auf dem Boden. Alle sahen ihn erschrocken an, die Lehrerin, die gerade hereinkam, sah ihn erschrocken an, bevor sie zu ihm rannte. Sie schickte ein Mädchen die Schulärztin zu holen. Sie bekamen ihn auch nicht mit Schütteln wach.
Wenig später kam die Ärztin angerannt und blickte zu den Jungen herab. Sie hatte einen Assistenten mitgenommen. Das Mädchen kam danach hereingerannt. Der Assistent nahm Tom auf die Arme. Mit dem Jungen gingen der Mann und die Ärztin ins Krankenzimmer. Er legte Tom auf ein Krankenbett.
Die Ärztin untersuchte ihn, aber trotzdem blieb er bewusstlos, als würde er fest schlafen. Die junge Ärztin hielt es für das Beste, ihn nicht aufzuwecken. Sie vermutete, dass er einen Schwächeanfall hatte. Dann sollte er wenigstens jetzt schlafen. In der Zwischenzeit sollte die Klassenlehrerin bei seiner Mutter anrufen.
Tom wachte im Traum auf, er stand mitten in einem leeren Raum. Es gab keine Fenster und keine Tür. Der Junge war wie benebelt. Er ging zu einer Wand und hielt seine Hand dagegen. Die Wand war braun gestrichen und roch nach Holz. Sie war hart und sehr hoch, etwa vier Meter. Darüber war ein Dach, ebenfalls eine braune Wand. Tom sah hinauf, sah aber sofort wieder herunter.
Er fragte sich, was er hier machte. Das alles musste nur ein Traum sein, denn eigentlich wäre er doch in der Schule neben Sandra. Oder war die Schule nur ein Traum? Jemand hatte ihn beachtet, alle Mädels seiner Klasse, das war schon merkwürdig nach jahrelangem Desinteresse.
„Was willst du jetzt tun?“, fragte eine Stimme, die von überall her zu kommen schien.
„Wer bist du und was willst du von mir?“, fragte Tom, während er aufstand.
„Die Frage ist, wer du bist“, antwortete die Stimme.
„Ich bin Tom und wer bist du?“
„Wenn du es so willst, mein Name ist Dark.“
„Was willst du von mir?“, fragte Tom.
„Das kommt ganz auf dich an, Kleiner.“
„Sprich endlich mal Klartext. Das ist doch alles nur ein böser Traum.“
„Traum? Es ist keineswegs ein Traum. Außerdem, was verstehst du denn unter böse? Das ist nichts im Gegensatz zu den Dämonen. Ich finde diesen Platz sehr beruhigend. Diesen Platz hast du geschaffen.“
„Was, ich?“
„Ja, das ist dein persönlicher Platz, den du dir geschaffen hast.“
„Meinst du etwa, dass ich in einer Sackgasse bin?“
„Ja, deine Seele weiß keinen Ausweg mehr. Du wirst von deinen Gefühlen nur noch hin und her gerissen. Deine Mutter hat viel zu viel zu tun, als dass sie Zeit für dich hätte, was ein wichtiger Grund für deine Unzufriedenheit und dein Gefühl des Alleinsein.“ Plötzlich erschien Sandra vor ihm als Geist.
„Sandra? Was bedeutet das alles?“, fragte Tom.
„Sie ist das Mädchen, welches dich aus der Verzweiflung gerettet hat. Nur mit ein paar netten Worten hat sie es geschafft, dich aus der Dunkelheit zu reißen. Wer weiß aber, dass das nicht nur wieder ein Plan ist, um dich zu ärgern?“
„Du meinst, sie macht das gar nicht, um meine Freundin zu sein?“
„Ich meine das nicht. Es sind deine Befürchtungen, nicht meine. Sie verletzt dich, nicht mich. Ich weiß nicht, ob sie dir gut gesinnt ist, aber ich kann dir eines sagen. Um deine Aufgabe zu erfüllen, brauchst du niemanden, außer mir.“
„Wer bist du? Zeig dich!“
„Also gut, wenn du das willst.“
Sandra verschwand. An ihrer Stelle stand jetzt ein Mann da, ein realer Mann, der wirklich da war. Dark war etwa einen Kopf größer, wie Tom, war aber genauso schlank wie er. Er hatte schwarzes langes Haar, welches zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden war. Er hatte ebenso rabenschwarze Augen.
Dark trug einen schwarzen Pullover, eine schwarze lange Hose und schwarze Stiefel. Darüber trug er einen schwarzen Mantel, den er offen trug. An seinem schwarzen Gürtel war eine Schwertscheide befestigt, in der ein Schwert mit schwarzem Griff steckte. In seinem Gesicht zeigte sich ein schwaches Lächeln, ein triumphierendes Lächeln.
„Ich bin eine Seele, die seit über 1000 Jahren in den Körpern von bestimmten Menschen wiedergeboren wird. Erst, wenn ich wirklich gebraucht werde, werde ich aus meinem Schlaf im Körper des Menschen geweckt. Meine Mission ist es, die Dämonen auf der Welt einzufangen.“
„Das ist wirklich nur ein Traum.“
„Warum glaubst du das? Das ist leider die Realität. Ich bin ein Krieger, ein sogenannter Dämonenjäger.“
„So wie du aussiehst, könntest du selber einer sein.“
„Glaubst du, ich hätte dich ausgesucht? So ein kleiner Wicht wie du es bist, hatte ich schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen. Diese Mission ist sehr wichtig, also halte dich an meine Anweisungen. Alles, was du brauchst, ist dieser Ring.“
Vor Tom schwebte plötzlich ein Ring mit einem roten Edelstein darauf. Er nahm ihn und setzte ihn an seinen Ringfinger. Der Edelstein leuchtete ganz kurz auf.
„So lange, wie du ihn an deiner Hand trägst, können wir miteinander kommunizieren und du kannst dich in mich verwandeln. Übrigens, deine Mutter ist da.“
„Was?“, erschrak Tom regelrecht.
Auf einmal verschwand der Boden unter ihm und er fiel. Er streckte noch die Hand nach Dark aus, der in der Dunkelheit zu schweben schien und zu ihm sah, bis er immer kleiner wurde und schließlich verschwand.
„Was passiert hier?“ Schließlich wurde alles schwarz.
Plötzlich schrak Tom in der Wirklichkeit auf. Die Ärztin, der Assistent und seine Mutter sahen ihn erschrocken an, sie saßen an seinem Bett. Seine Mutter beugte sich über ihn und musterte ihn eindringlich.
„Was ist denn mit ihm?“, fragte sie und sah die Ärztin an.
„Es ist alles in Ordnung. Er muss nur etwas schlafen. Alles, was er braucht, ist Ruhe. Er ist nur sehr erschöpft, es war ein Schwächeanfall.“
„Kann ich ihn nach Hause bringen?“, fragte seine Mutter in voller Aufregung.
„Natürlich. Ich habe gehört, dass Sie nicht gerade viel Zeit mit ihrem Sohn verbringen.“
„Ja, ich bin leider zu beschäftigt.“
„So etwas wirkt sich auf die Entwicklung des Kindes aus. Sie sollten sich mal überlegen, etwas mit ihm zu unternehmen.“
„In Ordnung.“ Tom gingen ganz andere Dinge durch den Kopf. Wer war dieser Dark? Was meinte er mit dieser Mission? War das wirklich alles passiert oder drehte er jetzt völlig durch? Was hatte es mit diesem Ring auf sich?
Die Mutter sah ihn besorgt an, sie fasste ihn an der Hand, weshalb Tom ihr direkt ins Gesicht sah. Sie hatte ihn schon lange nicht mehr an die Hand genommen. Irgendwie war ihm das peinlich, aber andererseits genoss er es, die Aufmerksamkeit seiner Mutter zu haben.
„Wir fahren jetzt nach Hause und dann kannst du etwas schlafen, mein Kleiner“, sagte sie und half ihm aufzustehen. Tom war noch etwas benebelt. Er hatte sich so sehr gewünscht, dass das alles nur ein Traum war, aber der Ring war da, er steckte an seinem Finger. Vielleicht bildete er ihn sich auch nur ein. Ein Mädchen kam herein, es war Sandra.
„Sandra?“, fragte Tom.
„Ich habe mich um dich gesorgt. Geht es dir denn wieder besser?“
„Ja, es geht mir wieder viel besser“, lächelte er sie an.
„Das ist schön“, antwortete sie ebenfalls lächelnd.
Keiner bemerkte, dass Kathrin vor der Tür stand und ihn ansah. Als sie sah, dass es Tom gut ging, ging sie selbst weiter, der Unterricht würde bald weitergehen. Sandra ging dann auch langsam, nachdem sie sich von ihm verabschiedete.
Tom stieg in das Auto seiner Mutter ein. Als er zu seinem Klassenraum hochsah, aus dem Auto heraus, sah er, dass Kathrin aus dem Fenster zu ihm schaute. Er bemerkte Trauer in ihrem Blick, deshalb lächelte er ihr zu. Tom sah, wie sie sanft zurücklächelte. Eigentlich fand er Kathrin von Anfang an anders als andere Mädchen, sie war eine völlig andere Person, als die anderen.
Die Mutter fuhr los. Tom sah während der Fahrt aus dem Fenster zu den Häusern hinauf. Plötzlich tauchte Dark neben ihm auf einem der hinteren Sitze auf. Tom sah ihn erschrocken an. Die Mutter sah seinen Blick.
„Was hast du denn, Schatz?“, fragte sie.
„Nur du kannst mich sehen und hören“, hörte Tom Darks Gedanken.
„Nichts, Mum“, antwortete er deshalb. Sie fuhr daraufhin normal weiter.
„Ich höre deine Gedanken, so kommunizieren wir.“
„Achso?“
„Ja, du scheinst eine hübsche Mutter zu haben.“
„Was soll das denn heißen?“
„Sie sieht der Frau meines letzten Besitzers sehr ähnlich.“
„Deines letzten Besitzers?“
„Ja, der Mann, den ich vor dir hatte. Er war wesentlich stärker wie du, geistig und körperlich.“
Er verschränkte die Arme vor der Brust und legte das rechte Bein auf das linke Bein. Jetzt fiel Tom auf, dass er seinen Mantel gar nicht trug. Anstatt seines schwarzen Pullovers, trug er ein ärmelloses schwarzes Hemd. Auch sein Schwert war nicht da.
Tom sah zu seiner Mutter.
„Was willst du, Dark?“
„Ich kann machen, was ich will. Niemand hindert mich an irgendwas, auch nicht du oder deine Mutter.“ Dieses verführerische Lächeln erschien wieder auf seinem Gesicht. Tom sah aus seinem Fenster.
„Was hat meine Mutter damit zu tun?“
„Sie ist nur ein Spielball des Schicksals. Deine Mutter hat ihre Aufgabe erfüllt.“
„Was willst du damit sagen?“
„Ihre Aufgabe war es, dich auf die Welt zu bringen, ein Gefäß für mich. Da sie ihre Aufgabe erfüllt hat, indem sie dich großgezogen hat, hat niemand mehr Verwendung für sie. Außerdem bin ich jetzt erwacht. Sie wird sterben, das will ich dir sagen.“ Tom sah ihn erschrocken an.
„Hast du es etwa nicht gewusst? Deine Mutter wird ein Opfer werden, wenn wir die Dämonen nicht besiegen.“
„Die Dämonen?“
„Ja, wenn wir sie nicht besiegen, wird jeder Mensch Opfer dieser Kreaturen, Kathrin, Sandra und auch deine Mutter.“
„Du willst mich in eine Falle locken.“
„Warum sollte ich das? So einen Schwächling wie dich brauche ich nicht in eine Falle zu locken. Dich könnte ich mit einem Schlag töten. Wir müssen die Dämonen vernichten, ob wir nun wollen oder nicht. Es ist meine Mission.“
„Das heißt aber nicht, dass du mich dazu brauchst.“
„Eben doch, ohne einen menschlichen Körper funktioniert das nicht. Zu einer Seele gehört auch ein Körper. Ich kann es mir nun mal nicht aussuchen, in welchem Körper ich wiedergeboren werde. Dann hätte ich dich nämlich gar nicht gewählt.“
„Wenn, dann tue ich das nur, um meine Mutter und meine Freunde zu beschützen.“
„Du nennst sie deine Freunde? Du hast doch heute das erste Mal mit denen geredet.“
„Aber sie sind Menschen.“
„Was hat das damit zu tun?“
„Eine ganze Menge. Menschen beschützen einander, auch wenn sie sich nicht verstehen. In solchen Situationen ist es egal, ob man sich versteht.“ Das Lächeln in seinem Gesicht verschwand und er sah Tom an, mit einem Blick, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.
„Nicht jeder Mensch denkt so. Du denkst nur so, weil du die Einsamkeit und die Finsternis des Herzens kennst. Sonst wärst du nämlich genauso kaltblütig wie die anderen und würdest andere Menschen im Stich lassen.“
„Woher willst du das wissen?“
„Ich habe Menschenkenntnisse, welche du niemals haben wirst. Ich kenne Generationen von über 1000 Jahren.“
„Trotzdem kannst du doch nicht jeden Menschen über einen Haufen kehren.“ Plötzlich glühte der Edelstein des Ringes. Sie sahen beide ihren Ring an.
„Was ist los, Dark?“
„Ein Dämon ist erschienen.“ Dark verschwand.
„Mum, kannst du kurz anhalten?“, fragte er ganz liebevoll. Sie parkte am Straßenrand.
„Warum denn, Liebling?“, fragte sie neugierig.
„Ich möchte zu einer Freundin.“
„Aber du musst dich doch hinlegen.“
„Ich lege mich etwas bei ihr hin. Du solltest in die Kanzlei fahren und wieder arbeiten. Sie bringt mich nachher nach Hause, also mach dir keine Sorgen. Wir lernen etwas, ich lege mich etwas hin und Zuhause schlafe ich dann etwas.“
„Na gut, wohnt sie hier?“
„Ja, hier das blaue Gebäude gleich.“ Er zeigte auf das Gebäude direkt neben ihnen.
„Gut, ich bin heute Abend um zehn wieder da.“
„Ja.“ Tom stieg aus und die Mutter fuhr weiter. Dark erschien neben ihm.
„Wir müssen auf das Hochhaus da vorne. Der Dämon ist auf dem Dach.“
„Gut, ich beeile mich.“ Tom rannte sofort los und Dark verschwand. Er rannte schneller wie sonst, wahrscheinlich weil er dabei an seine Mutter dachte. Er konnte die Worte von Dark über seine Mutter nicht vergessen. Tom würde niemals zulassen, dass seiner Mutter etwas passierte. Er bahnte sich seinen Weg durch die Menschenmassen, die sich auf den Straßen tummelten. Warum war es nur immer so voll auf den Straßen?
Als er endlich an dem Hochhaus ankam, musste er erst mal etwas Luft holen. Kurz darauf ging er zum Fahrstuhl. Zum Glück war er leer. Tom wählte das höchste Stockwerk. Es dauerte etwas, bis der Fahrstuhl ankam, solange konnte er wenigstens durchatmen. Als der Fahrstuhl stehen blieb, ging er noch die paar Stufen bis auf das Dach hinauf.
Er sah eine Frau auf dem Dach stehen, sie sah ihn an. Toms Ring leuchtete immer heller. Dark erschien neben ihm.
„Sie ist von einem Dämon besessen.“
„Aber sie ist doch ein Mensch.“
„Trotzdem ist sie von einem Dämon besessen. Wir müssen den Dämon vernichten.“
„Was wird mit der Frau passieren?“
„Als ob du dir echt Gedanken darum machen solltest. Ihr wird nichts passieren. Wenn sie dann wieder aufwacht, kann sie sich nicht mehr daran erinnern.“ Die Frau lächelte.
„Was willst du hier, Kleiner?“
„Nun ja, Sie sind ja auch nicht grundlos hier.“
„Frecher kleiner Junge.“
„Ich weiß, dass Sie von einem Dämon besessen sind.“
„Hat dir das Dark gesagt?“
„Wie?“
„Du bist doch nur Darks Marionette.“ Sie lachte und richtete eine Hand auf ihn. Tom sah sie erschrocken an, denn aus der Hand kam auf einmal ein schwarzer Strahl heraus. Tom sprang im letzten Moment zur Seite. Als der Strahl auf etwas traf, explodierte er. In der Wand war ein riesiges Loch. Tom sah es erschrocken an.
„Das wird auch mit dir passieren“, grinste die Frau. Dark erschien neben ihm.
„Verwandle dich!“, rief er.
Tom bemerkte, dass er es diesmal nicht über den Gedankengang machte, wie vorhin sondern richtig sprach. Es war jedoch schon zu spät. Der Strahl war direkt vor ihm, aber plötzlich hielt er an. Tom sah erschrocken hin, bemerkte aber, dass sich auch die Frau nicht mehr bewegte. Dark war nicht mehr neben ihm. Tom sah sich verwundert um, aber plötzlich veränderte sich die Umgebung, alles wurde schwarz.
Tom drehte sich um, die Frau und der Energiestrahl waren verschwunden, an sich war alles schwarz. Auf einmal erschien jemand vor ihm, die Frau, die ihn heute Früh auf dem Weg zur Schule aufhielt. Tom sah sie fragend an. Überhaupt wunderte es ihn, dass er diesmal nicht wieder nach unten fiel.
„Hatte ich dir nicht gesagt, dass er erwachen würde?“, fragte sie und ging einen Schritt auf ihn zu.
„Sie meinen Dark?“, entgegnete er mit einer Gegenfrage und ging einen Schritt zurück.
„Hast du etwa Angst vor mir, Kleiner?“
„Was wollen Sie?“
„Ich will das Gleiche, wie Dark. Ich will dich besitzen. Er kennt das Ausmaß deiner Kräfte nicht, da sie zu tief schlummern, als dass er sie spüren könnte. Bis jetzt weiß er noch nichts davon. Du solltest es ihm auch nicht sagen, sonst hätte er ein zu großes Interesse an dir. Er hat bis jetzt jeden seiner Besitzer getötet, auch dich wird er töten. Mit deinen Kräften wird es ein Leichtes sein, dich zu schützen. Töte ihn und überlebe! Dann werden wir uns bald wieder begegnen. Ich werde dich beobachten.“
„Wer bist du? Was redest du da?“
„Benutze die Macht des Ringes, um dich zu schützen. Nutze seine Kraft, solange du sie noch hast. Sie werden dir helfen, aber du solltest ihm nicht vertrauen. Er wird dein Vertrauen missbrauchen, um dich zu töten um endlich freizukommen.“
„Aber...?“
„Was denn? Hast du Angst davor, jemanden zu hintergehen. Er hatte doch gesagt, dass deine Mutter sterben würde. Willst du, dass er sie umbringt?“
„Meine Mutter? Warum sollte sie sterben? Was wollt ihr alle von meiner Mutter?“
„Dark hat eine sehr gute Methode. Bevor er seinen Besitzer immer tötet, tötet er erst die Menschen, die seinem Besitzer nahe stehen. Das heißt, dass Kathrin, Sandra und deine Mutter sterben werden, wenn du ihm vertraust. Willst du das?“
„Nein, ich will meine Mutter und meine Freunde beschützen.“
„Dann beschütze sie und kämpfe!“
„Aber wie? Ich weiß nicht, wie.“
„Du findest einen Weg, dem bin ich mir sicher. Niemand kann dem Dämonenprinzen etwas anhaben.“
„Dem Dämonenprinzen?“
„Du wirst es bald verstehen. Wenn man in einer Notsituation ist, kann man alles schaffen und das ganze Potenzial seiner Macht ausschöpfen.“ Tom nahm seine Hand mit dem Ring auf Brusthöhe und sah seinen Ring an. Die Gesichter von seiner Mutter, Kathrin, Sandra und seinen anderen Klassenkameraden schossen ihm durch den Kopf. Sein Ring fing an zu glühen. Tom wurde von schwarzer Energie umringt.
„Genau so, Tom“, sagte die Frau und ein siegessicheres Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Kurz darauf verschwand Tom, als er seine Augen schloss. Die Frau lachte laut auf, sie freute sich über ihren Fortschritt.
„Es wird ein Spaß sein, diesem Jungen zuzusehen. Ich hoffe, wir werden uns wiedersehen, kleiner Dämonenprinz. Deine wahre Stellung ist dir immer noch nicht bewusst. Sobald du deine wahren Kräfte hast, werde ich sie dir stehlen und meine Macht vergrößern. Du wirst alles verlieren und ich werde es sein, die dir das Leben nimmt.“ Mit einem boshaften Lachen verschwand auch sie.
Der Strahl explodierte, als er etwas traf. Durch die Rauchsäule konnte man nichts sehen.
„Endlich, dieser nervige Dämonenjäger Dark ist damit auch besiegt.“
„Wer sagt das?“, fragte Tom. Die Frau sah erschrocken zu dem Rauch und sah, wie er dastand. Tom hatte mehrere Schrammen, ein schwarzes Schutzschild schützte ihn.
„Wie kannst du jetzt schon die Kräfte des Rings benutzen?“, fragte die Frau.
„Ich werde nicht zulassen, dass ihr diese Welt zerstört“, sagte er voller Entschlossenheit. Die Frau sah ihn erschrocken an, denn der Ring leuchtete noch heller. Die schwarze Energie, die Tom umgab, wurde mehr.
„Erwache, Dark!“, rief er und hielt die Hand mit dem Ring hoch.
Ein schwarzer Strahl sauste vom Himmel auf ihn herab und traf ihn, aber diese Dunkelheit war anders. Sie war nicht vernichtend, sie war auch nicht böse. Diese Dunkelheit war neutral, weder gut noch böse. Dark erschien hinter ihm und ging auf ihn zu, bis er an seiner Stelle stand. Der Strahl hörte auf von oben herab zu strömen. Er wandelte sich in einen schwarzen Ball um, in dem Dark stand, der Ball war etwas größer als Dark. Durch den heftigen Wind musste die Frau die Hände vor das Gesicht nehmen. Als der Ball verschwand, stand Dark da, statt Tom.
„Wie konntest du das schaffen?“, fragte die Frau. Dark sah so aus wie im Auto, als er mit Tom sprach. Er ging zwei Schritte vor und lächelte. Die Frau sah ihn böse an, aber plötzlich brach sie zusammen. Als sie lag, kam aus ihr eine schwarze Energie heraus, die eine menschliche Form hatte.
„Also zeigst du dich endlich?“, fragte Dark.
„Ich werde dich vernichten, Dark“, schrie er und öffnete seinen Mund. Aus seinem Mund kam ein schwarzer Strahl heraus. Dark schwebte nach oben und richtete beide Hände auf den Dämon, aber plötzlich öffnete er wieder seinen Mund. Diesmal kamen schwarze Energiebälle herausgeflogen, die auf ihn zusausten. Dark biss die Zähne zusammen und wich ihn aus, aber sie kamen wieder zurück, deshalb landete er wieder auf dem Boden und sprang sofort zur Seite. Kurz darauf schlugen die Energiebälle auf dem Boden ein und rissen Löcher hinein.
Dark richtete beide Hände auf den Dämon, der ihn finster ansah. Aus seinen Händen kam ein schwarzer Strahl, der jedoch noch stärker aussah, wie der des Dämons. Der Dämon sah ihn erschrocken an und wurde getroffen, obwohl er noch ausweichen wollte. Dark lächelte. Er hatte den ersten Dämon schon mal vernichtet. Der Dämonenjäger war sich sehr sicher, dass der Dämon das nicht überlebt hatte.
Als der Strahl verschwunden war, sah man das Resultat. Der Dämon war verschwunden, auch seine Aura. Damit war es der erste Sieg, den sie hatten. Jedoch sah er auch den Schaden, den der Kampf angerichtet hatte. Deshalb hielt er die Hand mit dem Ring hoch. Der Ring glühte. Kurz darauf waren alle Schäden beseitigt. Alles sah wie vorher aus. Dark ging wieder als Geist nach hinten und an seiner Stelle stand Tom. Er nahm den Arm runter und sah zu der Frau. Sie öffnete ihre Augen und stand auf. Die Frau sah ihn an.
„Was ist denn passiert?“, fragte sie.
„Nun ja, ich habe sie gerade hier gefunden“, log er. Dark erschien neben ihm und sah zu der Frau. Er verschwand jedoch gleich wieder.
„Ich muss wohl furchtbar müde sein.“
„Ist alles mit Ihnen in Ordnung? Brauchen Sie Hilfe?“
„Nein, es geht schon“, lächelte sie und stand auf.
Aus Dankbarkeit fuhr sie ihn nach Hause. Ihr Auto stand unten vor dem Haus. Dann fuhr sie weiter. Als er im Haus war, ging er sich erst waschen und ging dann ins Bett. Er war furchtbar müde. Seine Beine konnten ihn nicht mehr lange tragen. Er konnte nicht einmal essen, aber anstatt sich in sein Bett zu legen, legte er sich in das Bett seines Vaters. Seine Mutter hatte immer noch das Ehebett.
Als die Mutter kurz nach 22 Uhr neben dem Bett stand und Tom erblickte, setzte sie sich neben ihm aufs Bett. Dark erschien und sah zu. Sie fuhr Tom mit ihrer Hand durchs Haar und gab Tom einen Kuss auf die Stirn, aber das weckte ihn nicht.
„Bald werden wir wieder mehr miteinander zu tun haben, Schatz“, sagte sie.
Sie stand auf und ging in die Küche. Dark verschwand, das erinnerte ihn an etwas, an eine Zeit, in der er noch einen Körper hatte und eine Frau geliebt hatte, die ihn auch liebte. Aber das war alles schon sehr lange her, zu lange her.
Kapitel 2
Darks Ende?
Am nächsten Morgen wachte Tom sehr früh auf, ein ungutes Gefühl hatte ihn geweckt. Er stand auf und ging auf den Flur, aber da war niemand, deshalb ging Tom zur Haustür und öffnete sie. Auch da war nichts zu sehen. Dark erschien hinter ihm, ohne dass Tom es merkte und sah ihn an.
„Gibt es was Bestimmtes hier?“, fragte er kühl. Tom drehte sich erschrocken um und sah ihn an.
„Ich hatte nur ein komisches Gefühl“, antwortete er.
„Ich merke eher als du, ob ein Dämon hier ist.“
„Das meine ich nicht.“
„Um andere Dinge brauchst du dich nicht zu kümmern.“
„Eben doch, du kannst mir nichts vorschreiben!“ Dark lächelte und verschwand. Tom sah den Ring an seiner Hand an und seufzte. Was war nur in ihn gefahren? Wahrscheinlich hatte er es sich eingebildet. Oder kam das von seinem Traum, den er letzte Nacht hatte?
Tom ging wieder ins Bett und merkte auch gleich, dass seine Mutter gar nicht hier war. Er fand auf dem Nachtisch einen Zettel.
„Bin schon arbeiten“, las er und legte den Zettel wieder hin. Es war zwar erst morgens um drei, aber er konnte nicht mehr schlafen. Auf einmal klingelte das Telefon. Er ging hin und nahm den Hörer ab.
„Ja, bitte?“, fragte er zaghaft.
„Ich bin's deine Mutter“, antwortete sie.
„Hallo, du bist schon arbeiten?“
„Ja, ein Mandant kam gerade unangemeldet. Tut mir Leid, Schatz. Du brauchst heute nicht zur Schule. Heute ist ja eh Freitag. Ich habe deine Klassenlehrerin gestern Abend angerufen und es ihr gesagt.“
„Ja, ist gut.“
„Mach dir einen schönen Tag. Ich bin heute Abend wieder gegen 22 Uhr Zuhause.“
„Ja“, sagte er enttäuscht. Damit legte sie auf. Eigentlich wollte Tom ihr noch etwas sagen, aber anscheinend hatte sie keine Zeit. Er ging wieder zum Bett und setzte sich nur auf den Bettrand. Wie oft hatte er schon die Zeit herbeigesehnt, als seine Mutter mehr Zeit für ihn hatte, aber er konnte es nicht ändern. Dark erschien neben ihm sitzend auf dem Bett.
„Was willst du?“, fragte er laut.
„Ich bin gespannt, was zwischen euch mal passieren wird“, antwortete er lächelnd.
„Du bist nur deshalb hierher gekommen?“
„Ja.“
„Weißt du eigentlich, dass dein Verhalten nicht normal ist?“
„Was meinst du?“
„Es macht dir Spaß, wenn andere leiden. Wie kann man nur so sein? Jemand wie du, könnte mich nie verstehen.“
„Ich brauche dich nicht zu verstehen, du bist immerhin nur ein kleiner Junge, der meine Kraft nicht verdient hat.“
„Dann kann ich den Ring ja wegwerfen.“
„Mach es doch, aber dann kann ich dir nicht helfen, wenn du in Gefahr bist.“
„Du hilfst mir nicht, du hilfst dir selbst!“, schrie Tom.
„Ja, da hast du recht. Es ist immerhin mein Auftrag, die Dämonen zu besiegen. Die Dämonen werden schon ein Auge auf dich geworfen haben. Durch den Ring können sie dich nicht besitzen, aber ohne den Ring ist es für sie ein Leichtes, dich zu besitzen.“
„Aber du machst es doch genauso, du besitzt mich nur“, sagte er wieder etwas leiser.
„Stimmt. Ich konnte jedoch meine Macht nicht vollständig benutzen, als ich gegen ihn gekämpft habe. Normale Dämonen können das.“
„Nicht?“, fragte Tom erschrocken und sah ihn an.
„Sonst hätte ich es noch leichter gegen ihn gehabt und hätte ihn gleich angreifen können.“
„Warum kannst du deine Macht nicht ganz einsetzen?“
„Frag mich nicht. Ich weiß es nicht. So war es jedoch schon immer.“
„Was, du konntest bei bisher keinem Besitzer deine ganze Macht einsetzen?“
„Genau.“
„Aber du hast ihn besiegt und du warst doch schon stark.“
„Ja, dieser Dämon war ja auch ein ganz normaler Dämon. Gegen die Dämonenritter ist das dann schon etwas anderes.“
„Dämonenritter?“
„Es sind die ranghöheren Dämonen, die die normalen Dämonen befehligen.“
„Woran liegt das, dass du deine ganze Kraft nicht einsetzen kannst?“
„An dir.“
„Was?“
„Du musst mit meinem Energielevel gleich sein. Das war bisher keiner. Und du schon gar nicht.“
„Warum gibst du mir die Schuld?“
„Es ist nun mal so. Dein Energielevel ist zu schwach.“
„Das war ja klar, dass du mir die Schuld gibst. Ich habe noch nie so einen Egoisten gesehen.“
„Das hat nichts mit Egoismus zu tun.“
„Eben doch, du glaubst, dass du allen anderen überlegen bist.“
„Ich bin nun mal mächtiger wie du, Kleiner.“
„Aber ohne mich kannst du nicht kämpfen.“ Er nahm den Ring ab und legte ihn auf den Nachtisch.
„Nicht!“, rief Dark noch, bevor er verschwand.
„Jetzt habe ich endlich Ruhe vor ihm“, sprach Tom mit sich selbst und legte sich hin um etwas weiter zu schlafen. Er sah den Ring noch mal an und schloss dann die Augen. Tom schlief recht schnell ein.
Tom stand in seinem Traum auf einer Wiese. Er lächelte, er liebte Wiesen und Blumen sehr. Diese Leidenschaft hatte er von seiner Mutter. Seine Mutter? Sofort musste er an sie denken. Aber was war mit ihr? Dachte sie an ihn? Er glaubte nicht wirklich daran, immerhin war sie sehr beschäftigt.
Plötzlich stand Sandra vor ihm. „Sandra, du bist es“, sagte er lächelnd.
„Ja“, lächelte sie und nahm seine Hand.
„Was ist denn los?“
„Ich wollte dich sehen. Warum bist du heute nicht zur Schule gekommen?“
„Mir geht es besser, aber meine Mutter meinte, dass ich Zuhause bleiben soll.“
„Achso, deine Mutter muss eine tolle Frau sein.“
„Ja, sie ist zwar viel arbeiten, aber sie liebt mich.“ Er war selbst erstaunt über diese Worte. Plötzlich sah er erschrocken zu Sandra.
„Was hast du denn?“, fragte sie neugierig.
Dark stand hinter ihr. In seiner rechten Hand hielt er sein Schwert. „Nein!“, schrie er und wollte Sandra wegstoßen, aber da steckte das Schwert schon in ihrem Rücken.
Die Schwertspitze schaute sogar aus der Brust heraus. Dark hatte ihr das Schwert direkt durch das Herz gestoßen. Sie fiel nach vorn. Tom fing sie auf und hielt sie in seinen Armen. Kurz darauf verschwand sie. Seine Hände waren voller Blut.
Dark stand vor ihm, mit dem blutbespritzten Schwert, von dem das Blut auf den Boden tropfte. Tom stand wütend auf.
„Warum hast du das getan?“, schrie Tom ihn an, aber in Darks Gesicht zeigte sich keine Regung. Er schaute Tom nur finster an, als er plötzlich siegessicher lächelte.
„Du bist so schwach, dass du nicht einmal deine Freundin beschützen kannst. Du solltest dich schämen, dabei war sie dir doch so wichtig. Soll ich bei deiner Mutter gleich weitermachen?“
„Was? Warum, Dark?“
„Du bist meiner Macht nicht würdig. Bevor ich dich töte, werde ich dir jedoch jeden einzelnen geliebten Menschen nehmen. Schade, dass du nicht viele Menschen hast, die dir was bedeuten. Meine damaligen Besitzer hatten einige Menschen, die ihnen etwas bedeuteten. Da hatte es viel mehr Spaß gemacht, jeden Einzelnen zu töten und deren Gesichter zu sehen.“
„Du wirst meiner Mutter nichts tun!“
„Wer soll mich aufhalten, du etwa?“
Tom sah ihn erschrocken an. Er wusste, dass er Dark nicht gewachsen war. Er war viel zu mächtig. Plötzlich erschien vor Tom seine Mutter und sah Tom lächelnd an. „Mutter?“, fragte Tom erschrocken.
„Was hast du denn, mein Kleiner?“, fragte sie liebevoll.
„Schnell, verschwinde!“, befahl er, aber da war es schon zu spät und sie sah ihn erschrocken an. Auch aus ihrer Brust ragte jetzt die Schwertspitze heraus und sie fiel nach vorne. Er fing sie auf, aber kurz darauf verschwand auch sie.
„Mutter!“, schrie er wieder und ballte seine blutbefleckten Hände zu Fäuste.
„Jetzt hast du niemanden mehr“, sagte er lächelnd und ging zu ihm, bis er vor ihm stand.
Tom sah ihn erschrocken an. Er konnte nicht glauben, dass Dark das wirklich getan hatte. „Warum, Dark?“, fragte er mit Tränen in den Augen.
„Du bist meiner Macht einfach nicht würdig. Ich werde nicht zulassen, dass du meine Kräfte beschmutzt.“
„Nein!“, schrie er. Dark stieß das Schwert mit der Schwertspitze voran nach vorn, das Blut spritzte. Tom verspürte einen starken Schmerz in seiner Brust. Er konnte sich nicht mehr halten. Durch den Stoß wurde er nach hinten gedrückt und fiel zu Boden. Er sah Dark an, Tränen liefen ihm über die Wangen und Blut kam ihm aus dem Mund.
„Nein“, sagte er noch einmal, bevor er das Bewusstsein verlor, aber Dark steckte nur das Schwert wieder in die Schwertscheide.
„Du kannst nicht einmal deine Freunde und deine Familie beschützen. Warum sollte ich jemandem wie dir meine Macht geben? Das ist doch lächerlich.“ Tom lag die Arme von sich gestreckt auf der Wiese. Seine Augen starrten leer in den Himmel. Sie hatten keinen Glanz mehr. Eine Träne rollte über seine Wange. Gleichzeitig lief ein Blutfaden aus seinem linken Mundwinkel. Als Dark sich vergewissert hatte, dass er tot war, ging er.
Tom konnte es immer noch nicht glauben, dass er das getan hatte. „War vielleicht Dark eher der Dämon, als die Wesen, die er jagte? Was war, wenn er der Dämon war? Er benutzte immerhin seinen Körper.“ Er wollte Dark nicht unterliegen.
Tom schreckte aus dem Traum auf. Es war nur ein Alptraum. Jetzt hörte er auch, wie es an der Haustür klingelte. Er sah auf die Uhr. Es war drei Uhr Nachmittags. Wie konnte er denn solange schlafen, wenn er nur kurz etwas geträumt hatte? Wahrscheinlich kam es ihm nur so kurz vor. Tom sah den Ring an, der auf seinem Nachtisch lag, drehte den Blick aber sofort wieder weg.
Es klingelte wieder. Tom war zwar noch im Schlafanzug, aber er ging zur Tür und öffnete sie. Es war Sandra.
„Hast du etwa bis jetzt geschlafen?“, fragte sie neugierig.
„Ja, möchtest du reinkommen?“
„Gerne.“ Er führte Sandra in die Küche.
„Möchtest du etwas trinken?“, fragte er.
„Das wäre sehr nett“, antwortete sie lächelnd. „Geht es dir denn wieder besser, Tom?“
„Ja, aber ich sollte nur zur Sicherheit noch Zuhause bleiben.“
„Achso. Ist deine Mum nicht da?“
„Nein, sie ist schon lange arbeiten.“
„Deine Mum ist Rechtsanwältin, oder?“
„Ja, das ist richtig.“ Er stellte ihr einen Tee hin und setzte sich neben ihr hin.
„Du scheinst dich ja viel gedreht haben“, meinte sie lächelnd.
„Warum?“, fragte er neugierig.
„Ganz einfach, dein Haar ist richtig durchgewühlt.“ Tom lächelte und nahm einen Kamm, der auf dem Küchenschrank lag. Er kämmte sich schnell die Haare.
„Jetzt siehst du wieder besser aus“, sagte sie lächelnd. „Ich wollte dir die Hausaufgaben bringen und das, was wir geschrieben haben.“ Sie legte ihm ein Heft auf den Tisch, in dem alles stand. Tom sah kurz rein und schloss es wieder.
„Ich habe für dich mitgeschrieben, also brauchst du nur die Hausaufgaben machen.“
„Danke, Sandra.“
„Mach ich doch gern.“ Sie unterhielten sich noch etwas, bis sie ins Wohnzimmer gingen. Sandra setzte sich aufs Sofa und sah zu Tom, der den Fernseher anschaltete. Er setzte sich neben ihr hin und sie sahen zusammen fern.
Tom genoss es, dass Dark jetzt nicht da war. Endlich konnte er Tom nicht mehr nerven mit seinem Egoismus. Es war doch nicht Toms Schuld, dass er seine volle Kraft nicht nutzen konnte. Außerdem war er viel zu grausam. Ehrlich gesagt traute er Dark zu, dass er auch ein Dämon sei. Immerhin kannte er Dark ja nicht mal. Trotzdem fühlte er sich doch etwas schuldig. Den Gedanken schob er aber schnell zur Seite.
Eine ganze Stunde schauten sie zusammen fern, bis es Sandra und Tom langweilig wurde. Deshalb führte er sie ins Schlafzimmer. Tom hatte sich schon lange umgezogen und das Bett ordentlich gemacht. Sandra bemerkte den Ring auf dem Nachtisch und ging hin.
„Wem gehört denn der Ring?“, fragte sie neugierig und beugte sich darüber.
„Der gehört mir“, antwortete er.
„Warum trägst du ihn nicht?“
„Nun ja, wenn du einen Menschen kennen würdest, der jedoch von der Redensart her grausam und egoistisch wäre, würdest du ihm vertrauen?“
„Kommt darauf an, ob ich ihn kennen würde?“
„Wenn du ihn erst seit etwa einem Tag kennen würdest?“
„Ich würde mich bemühen, ihn zu verstehen. Erst, wenn ich wirklich weiß, ob er das auch so meint, wie er es sagt, dann entscheide ich darüber.“
„Wie meinst du das?“
„Nun ja, manchmal gibt es Männer, die nur aus Schutz so etwas Egoistisches sagen, aber eigentlich ganz anders fühlen oder es wissen. Man sollte lernen, diesen Freund verstehen zu können. Auch, wenn er anders ist, heißt es nicht gleich, dass er böse wäre.“
„Achso, da hast du sicher recht.“
„Was hatte das denn mit dem Ring zu tun?“
„Mir hat so ein Mann diesen Ring geschenkt als Zeichen.“
„Na dann vertraut er dir auch, wenn er so etwas tut.“
„Meinst du?“
„Ja, das meine ich. Dieser Mann muss vielleicht sehr gefühlvoll sein, wenn er dir als Zeichen gleich so einen Ring schenkt.“
„Ich meinte das aber nicht als Zeichen einer Ehe.“
„Ja, ich weiß. Du solltest lernen ihn zu verstehen.“
„Okay, dann werde ich es heute eben mal versuchen.“ Das konnte einfach nicht stimmen. Dieser Dark meinte genau das, was er sagte. Tom wollte nicht mehr an diesen Mann denken. Es wäre am besten den Ring wegzuwerfen, aber das wollte er jetzt noch nicht tun. Dies wollte er erst heute Abend tun, wenn Sandra weg wäre, dann wäre er Dark endlich los.
Um Dark herum war alles schwarz. Er saß, obwohl die Finsternis keinen Boden hatte. Dark sah nur geradeaus. „Warum hatte er das getan?“ Vielleicht war er ja wirklich etwas grob zu ihm, aber er konnte den Ring doch nicht einfach weglegen. Solange, wie er den Ring nicht tragen würde, solange würde seine Macht immer weiterschrumpfen.
Schon jetzt fühlte er sich schwach. Tom hatte den Ring nicht mehr genommen. Auf einmal erschien vor ihm ein Mädchen. Dark stand auf. Das Mädchen hatte lange blonde Haare und haselnussbraune Augen. Sie war nur einen Kopf kleiner wie Dark. Sie trug einen roten Anzug und ebenso rote Stiefel. Genauso sah Toms Mutter aus, nur dass sie andere Sachen trug. Das Mädchen lächelte ihm zu.
„Was soll ich nur tun, Camilla?“, fragte er.
„Tu das, was dir dein Herz sagt“, antwortete sie sanft.
„Ich will endlich wieder bei dir sein“, sagte er.
„Du hast deine Mission noch lange nicht beendet. Dark, du bist selbst schuld, dass dich jeder Besitzer immer wieder wegwirft.“
„Ich weiß. Manchmal denke ich, dass dieser ewige Kreis der Wiedergeburt endlich aufhören sollte. Dann könnte ich endlich wieder bei dir sein, Camilla.“
„Ich kann es verstehen, Dark. Deine Zeit ist noch nicht gekommen. Dieser Junge ist vielleicht stärker wie du glaubst.“
„Er ist genauso schwach, wie alle anderen.“
„Weißt du das oder glaubst du das?“ Mit diesen Worten verschwand sie.
„Camilla?“, rief er und streckte seine Hand aus, aber sie kehrte nicht zurück. Dark kam eine Träne über die Wange. Camilla war weg und das war seine Schuld. Er hatte sie damals sterben lassen. Dark nahm die Hand wieder runter und setzte sich wieder. Er war nun mal allein, das war sein Schicksal. Der Glanz aus seinen Augen verschwand und er starrte nur noch ins Leere.
Es war 17 Uhr, Sandra war schon gegangen. Er sah zu dem Ring und merkte, dass der Ring nicht mehr so hell war. Im ersten Moment war er besorgt, aber dann wandte er seinen Blick weg und ging. Tom wollte noch in den Supermarkt, also ging er auch hin. Er wollte seiner Mutter eine Freude machen und für sie kochen.
Als er in den Supermarkt hineinkam, sah er sich erschrocken um. Alle Menschen, die hier waren, lagen bewusstlos auf dem Boden. Er sah, wie ein Mann die Treppe hinauflief. Tom rannte schnell hinter ihm her. Als er endlich auf dem Dach war, sah er wie der Mann zu ihm sah. Tom blieb stehen.
„Du bist ein Dämon, oder?“, fragte er.
„Ja, aber was willst du tun?“
„Ich werde dich zusammen mit Dark besiegen.“ Er sah auf seine Hand und merkte aber, dass er den Ring auf dem Nachtisch hatte liegen lassen. Tom biss die Zähne zusammen.
„Was ist denn los? Hast du dich mit Dark gestritten? Ohne ihn bist du machtlos gegen mich. Ich werde dich töten. Deine Energie wird mich stärken.“
Tom sah ihn erschrocken an.
„Diesmal rettet dich niemand, Kleiner. Dark ist doch schon so schwer geschwächt, dass er dir niemals helfen könnte.“
„Er ist geschwächt?“
„Ja, je länger du den Ring nicht trägst, desto schwächer wird er. Das ist doch ziemlich gut. Dich wird niemand retten können.“ Er richtete eine Hand auf Tom, welche er erschrocken ansah und zur Seite sprang, denn kurz darauf kamen schwarze Energiebälle auf ihn zu. Die Energiebälle rissen mehrere Löcher in die Wand.
„Hahahaha, gar nicht mal so schlecht.“ Doch plötzlich war der Mann vor ihm. Tom rannte weg, aber der Mann rannte ihm hinterher. Er würde diesem Dämon niemals entkommen können, er war viel schneller.
Er hielt an der Dachkante an. Der Mann hielt vor ihm an und grinste. Tom sah ihn mit zusammengebissenen Zähnen an und wollte zur Treppe rennen, als plötzlich knapp neben ihm ein schwarzer Energiestrahl explodierte. Tom wurde zur Seite geschleudert. Er stand schnell wieder auf und wollte weiterrennen, aber hinter ihm explodierten schwarze Energiebälle. Tom wurde nach vorne geschleudert und knallte direkt an die Tür.
„Hilf mir, Dark, bitte“, flüsterte er, während ihm eine Träne über die Wange lief.
Tom jedoch wusste, dass selbst wenn Dark ihn hören würde, er niemals kommen würde um Tom zu retten. Dafür war er zu egoistisch. Außerdem hatte Tom nie wirklich jemanden, auf den er sich verlassen konnte. Sandra und Kathrin waren da wohl die Einzigen, auf die er zählen konnte. Jemand anderes interessierte sich doch gar nicht für ihn. Selbst seine Mutter konnte ihm nicht helfen. Trotzdem betete Tom, dass Dark kommen würde und ihn retten würde, auch wenn er wusste, dass das nie passieren würde. Immerhin spielte Dark dabei auch mit seinem Leben, obwohl es dem wahrscheinlich egal wäre, da er eh wiedergeboren werden würde.
Dark sah zur Seite. „War das Tom?“ Er hatte doch gerade etwas gehört, einen Hilferuf. Das musste Tom sein, aber er sah wieder in die Ferne. Er war es immerhin, der ihn einfach weggeworfen hatte. Alle hatten es bisher getan und alle wurden von den Dämonen getötet. Dieser Junge würde ihn nicht interessieren, schon gar nicht, nachdem er das alles zu ihm gesagt hatte und ihn einfach so weggelegt hatte.
Plötzlich erschien eine Art Bild vor ihm. Er sah, wie Tom von dem Mann hochgehoben wurde und wieder weggeschleudert wurde. „Gibst du ihn schon auf?“, fragte eine Stimme, die von überall herzukommen schien.
„Camilla?“
„Gibst du euch schon auf?“
„Ja, er hat den Ring doch einfach weggelegt.“
„Du warst auch nicht ganz fair zu ihm.“
„Trotzdem hatte er den Ring nicht wieder aufgenommen.“
„Ist das so wichtig?“
„Ich bin ihm egal. Ich habe ihn immerhin vor dem letzten Dämon gerettet.“
„Du hattest ihm oft genug gesagt, dass er deiner Macht nicht würdig ist. Da du das zu jedem deiner Besitzer sagst, frage ich dich, wer denn würdig ist.“
„Gar keiner, ich will nur zu dir, Camilla.“
„Du sagtest, dass er schwach wäre.“
„Das stimmt ja auch.“
„Aber das warst du auch mal, erinnerst du dich? Jeder war mal schwach, deshalb müssen Stärkere ihnen Halt geben und ihnen helfen. Findest du das nicht auch? Dieser Junge hat es verdient, Dark. Ehrlich gesagt, bist du gerade sogar schwächer wie er.“
„Meinst du? Warum sollte ich schwächer sein? Ich kann mich gegen Dämonen wehren.“
„Ja, das meine ich, Dark. Rette Tom und du wirst sehen, dass etwas entstehen wird, was dich nicht mehr an der Herrlichkeit des Lebens zweifeln lässt. Du bist es doch, der euch schon aufgibt. Tom vertraut darauf, dass du kommst. Er gibt die Hoffnung nicht auf, aber du gibst sie auf. Das nenne ich schwach, aber nicht das, was Tom ist. Er ist stärker wie du. Tom zweifelt nicht am Leben. Du bist es doch, der davonläuft. Du läufst vor dir selbst davon, weil du dir einfach nicht verzeihen kannst. Das Damalige ist Vergangenheit und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden, aber du kannst die Zukunft verändern. Ich bitte dich, Dark.“
Dark erinnerte sich an die Worte, die er Tom an den Kopf geknallt hatte. Vielleicht hatte Camilla ja recht. Dark hatte ihn nicht wirklich gut behandelt. Er sah zu dem Bild und stand auf.
„Vielleicht hast du ja recht. Das war alles meine Schuld. Ich habe jeden meiner Besitzer in den Tod rennen lassen, obwohl ich ihnen helfen könnte. Tom kämpft, obwohl ich ihm nicht helfe. Er kämpft, obwohl er keine magischen Kräfte hat. Die ganze Zeit war ich es, der schwach war.“
„Du darfst Tom nicht sterben lassen.“
Der Glanz in Darks Augen kam wieder. Er sah entschlossen zu dem Bild und hielt seine Hand hinein. Ein helles Licht hüllte alles ein. Der Dämonenjäger verschwand in dem Licht, was wirklich die ganze Dunkelheit einhüllte. Dark hatte es anscheinend geschafft, sich aus der Finsternis zu befreien. Der Ring leuchtete auf und schwebte weg in Richtung des Supermarktes.
Tom sah erschrocken zu dem Mann. „Bald wirst du sterben, Kleiner.“ Er hob Tom am Hals gepackt hoch.
„Stirb, Kleiner!“, schrie er und warf ihn über das Dach hinaus. Tom schrie. Der Mann ging an den Rand und lachte laut auf. Tom sah seinen Tod kommen. Die Straße unter ihm kam immer näher. Plötzlich fiel er nicht mehr. Der junge Schüler sah zu seinem Retter und riss erschrocken seine Augen weit auf. Es war Dark. Er hielt Tom auf seinen angewinkelten Armen und schwebte mit ihm in der Luft. Der Dämonenjäger war nur ein Geist, aber er konnte Tom halten.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Dark.
„Du?“, fragte Tom.
„Ja, ich bin jetzt da um dich zu beschützen“, meinte er und lächelte ihn sanft an.
„Mir geht's gut. Mach dir keine Sorgen um mich! Irgendwas ist anders an dir.“
„Ja, da kannst du recht haben. Es liegt wohl daran, dass du mir den Kopf gewaschen hast. Hör zu, ich werde dich auf dem Dach absetzen. Wenn ich dich abgesetzt habe, wirst du sofort loslaufen. Du läufst so schnell du kannst.“
„Aber...?“
„Widersprich bitte nicht! Wir haben nicht die Zeit, um großartig zu diskutieren. Ich werde den Dämon ablenken und du fliehst!“
Tom konnte nicht glauben, was er da hörte. Dark wollte ihn beschützen. Außerdem hatte er Tom gerettet. Anscheinend hatte Sandra vielleicht recht und Dark sagte das alles gar nicht, weil er böse war. Wahrscheinlich hatte er nur schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, sodass er so etwas sagte. Trotzdem konnte er Dark doch dann nicht im Stich lassen. Immerhin sagte der Dämon doch, dass Dark sehr geschwächt sei.
Dark begann nach oben in Richtung des Daches zu schweben. Der Mann sah ihn erschrocken an. Weit hinter dem Mann landete Dark. Er setzte Tom auf den Boden an die Wand. Dark kniete vor ihm.
„Lauf!“, befahl Dark und stand auf.
„Aber ohne meinen Körper kannst du nicht kämpfen.“ Toms Ring schwebte zu Tom und fiel vor ihm auf den Boden. Tom hob ihn auf und setzte ihn an seinen Ringfinger.
„Mach dir nicht die Mühe“, sagte Dark.
„Was meinst du denn damit?“, fragte Tom und stand auf.
„Sieh dir den Ring an, er wird zu Stein. Meine Kräfte sind am Ende.“ Tom sah ihn erschrocken an, aber Dark lächelte.
„Du trägst daran keine Schuld“, meinte Dark.
„Aber es ist so, ich trage die Schuld. Wenn ich den Ring nicht abgenommen hätte, würden deine Kräfte da sein.“
„Und trotzdem war es meine Schuld.“
„Was?“
„Ich war es, der dich dazu getrieben hat. Ich will, dass du jetzt wegläufst.“
„Aber Dark, das werde ich nicht tun.“
„Doch, du wirst es tun.“
„Wenn du keine Kraft mehr hast, musst du dich ausruhen. Dazu brauchst du meinen Körper.“
„Ich werde auf keinen Fall zulassen, dass er dich tötet, also lauf!“ Ein schwarzer Energiestrahl kam auf sie zu. Dark biss die Zähne aufeinander. Er richtete die Hand nach vorn. Ein Schutzschild umrang die beiden. Der Energiestrahl prallte dagegen.
„Lauf, Tom! Du kannst nichts tun.“
„Nein, Dark!“
„Wie kann Dark denn so etwas sagen? Warum will er mich jetzt beschützen?“ Der Dämon beendete den Angriff und grinste vor Schadenfreude.
„Was ist denn los, Dark?“, fragte er und lachte laut auf. Das Schutzschild verschwand. Dark ging schweratmend auf die Knie. Tom ging neben ihm auf die Knie und fasste an seine Schulter.
„Lauf!“, befahl Dark und stand langsam auf.
„Nein!“, entgegnete Tom entschieden und stand ebenfalls auf. In dem Moment sausten mehrere schwarze Energiebälle auf sie zu. Dark umfasste Tom am Oberkörper und sprang mit ihm zur Seite weg. Die Energiebälle rissen mehrere Löcher in den Boden. Jede Menge Staub wurde dadurch aufgewirbelt. Tom hatte die Augen geschlossen. Als er sie öffnete, stand Dark im Vier-Füßlerstand über ihm. Tom sah ihn erschrocken an.
„Der Staub bietet dir Schutz, also lauf!“, befahl Dark, aber Tom regte sich nicht. Sie standen beide auf, aber Dark biss vor Schmerz die Zähne zusammen und legte seine Hand an seinen Unterleib.
„Was ist mit dir?“, fragte Tom.
„Nichts, jetzt lauf endlich!“, antwortete er.
„Warum soll ich denn weglaufen?“
„Weil ich nicht zulassen werde, dass er dich umbringt. Tom, lauf endlich!“ Tom sah ihn traurig an, regte sich aber nicht. Er berührte mit seiner Hand Darks Hand, die er an seinen Unterleib presste. Dark sah ihn erschrocken an.
„Sandra sagte mir, dass manche Menschen nur aus Schutz gemeine und egoistische Dinge sagen. In Wirklichkeit bist du doch gar nicht egoistisch. Mir ist egal, was du anderen Menschen angetan hast, aber du hast mich doch beschützt. Es ist immerhin dein Verdienst, dass ich noch lebe, aber es ist meine Schuld, dass du verletzt bist. Du hattest recht. Ich bin deiner Macht einfach nicht würdig.“
„Das ist doch gar nicht wahr“, widersprach Dark und sah ihn lächelnd an, woraufhin Tom ihn aber erschrocken ansah. Dark nahm seine Hand runter, weshalb auch Tom seine Hand herunternahm. Er sah traurig auf den Boden, aber plötzlich zog Dark ihn in seine Arme. Seine linke Hand legte er auf Toms Kopf, die andere an seinen Rücken. Erst sah Tom ihn erschrocken an, aber dann legte er seine Hände an seine Brust. Sein Kopf lag auch an seiner Brust. Tom ballte die Hände zu Fäuste. Jetzt konnte Tom es nicht mehr zurückhalten, er weinte.
„Du bist sogar sehr stark, Tom. Du hast es immerhin sehr lange gegen einen Dämon ausgehalten. Andere Menschen wären sofort davongelaufen, aber du bist geblieben und hast dich gegen ihn gewehrt. Das ist eine gute Leistung, Tom. Das hat bis jetzt kaum einer geschafft. Wenn du mich fragst, bist du meiner Macht sehr wohl würdig. Genau das ist der Grund, warum du leben musst. Tom, du solltest jetzt weglaufen. Noch nie hat es jemand, außer Camilla, geschafft, mein Herz zu öffnen, Tom.“
Er wischte seine Tränen weg und sah Dark traurig an. In dem Moment nahm Dark seine Hände herunter, genau wie Tom.
„Seid ihr jetzt endlich fertig?“, fragte der Dämon belustigt, aber auch genervt. Dark spürte die Energie hinter sich, die von dem Dämon kam. Sofort stieß er Tom weg, der erschrocken zu Dark sah. Kurz vor der Tür zum Treppenhaus landete er, aber er konnte sich noch aufrappeln und rannte nach vorn auf Dark zu, nachdem sich der Dämonenjäger erschrocken zu dem schwarzen Energiestrahl umdrehte. Er schaffte es gerade noch sein Schutzschild zu errichten, aber in dem Moment, prallte der schwarze Energiestrahl auf das Schutzschild.
Das Schutzschild zerbrach und Dark wurde davon getroffen. Tom wurde zurückgeschleudert. Als er aufwachte und nach vorn sah, sah er wie Dark bewusstlos auf dem Boden lag. Er hatte mehrere kleine Wunden.
Tom stand auf und rannte zu ihm. Er kniete sich neben ihn und hob seinen Oberkörper etwas mit dem Arm etwas hoch. „Dark, du darfst nicht sterben!“, sagte er. Tom rannen Tränen über die Wange.
„Nein!“, schrie er, aber Dark wachte nicht auf.
Der Mann lachte laut und ging auf die beiden zu. „Wenn du Dark weiter hältst, wirst du sterben, genau wie er“, beschwor der Mann ihm.
„Ich werde Dark nicht im Stich lassen. Er hat es immerhin auch nicht getan.“ Der Mann hielt vor den beiden an und grinste. Er richtete eine Hand auf die beiden. Tom sah ihn erschrocken an. Ein schwarzer Energiestrahl kam aus seiner Hand. Tom schloss seine Augen schnell und drückte Dark an sich.
Kapitel 3
Endlich Freundschaft?
Dark lag, aber nicht auf einem Boden, sondern in einer bodenlosen Finsternis. Er öffnete seine Augen, der Glanz war wieder aus seinen Augen verschwunden. Der Dämonenjäger hörte wie jemand nach ihm rief, deshalb setzte er sich hin. „War das etwa Tom?“ Das konnte nicht sein, hoffentlich war er weggerannt. Plötzlich erschien wieder das Bild. Dark sah wie der Mann einen schwarzen Energiestrahl auf Tom zusausen ließ.
„Nein, Tom!“, sagte er.
„Er will dich nicht im Stich lassen“, sagte Camilla, die als Geist wieder neben ihm stand.
„Warum nicht?“, fragte Dark während er aufstand.
„Du bist ihm wichtig. Immerhin hast du ihn gerettet.“
„Aber nachdem, was ich alles zu ihm gesagt habe, darf er mich doch eigentlich im Stich lassen.“
„In wirklichen Gefahren hält Freundschaft sehr viel mehr aus.“
„Aber dann muss ich ihm auch helfen.“
„Dann solltest du das tun.“
„Wie? Ich habe keine Energie mehr. Die Ringe sind zu Stein geworden.“
„Dark, nicht der Ring ist wichtig, sondern eure Freundschaft. Die Kraft der Freundschaft ist stärker als alles andere.“
„Wäre meine Kraft stark genug gewesen, dich zu retten, würde ich dir glauben.“
„Aber es ist so, Dark. Tom ist dir doch was wert, oder?“
„Nun ja, nachdem ich sehe, was er für mich tut, sehe ich schon, dass ich einen Fehler gemacht habe, als ich ihm sagte, dass sein Energielevel zu niedrig ist.“
„Sieh mal. Er hat einen Energiestrahl abbekommen und trotzdem kniet er noch neben dir um dir zu helfen.“
„Er beschützt mich, obwohl es eigentlich andersherum sein muss.“
„Ja, er beschützt dich. So etwas tun eben Freunde.“
„Ich weiß nicht, wie ich ihm helfen soll.“
„Ich gebe dir die Kraft, dass er sich in dich verwandeln kann.“
„Okay.“ Dark lächelte, Camilla erwiderte sogar das Lächeln. Er nahm ihre Hand und hielt sie fest.
„Ich werde bei dir sein, Dark, das verspreche ich dir.“
„Ich weiß, Camilla.“ Camilla ging etwas näher zu ihm. Dark zog sie zu sich in seine Arme und nahm sie in den Arm. Mit seinen Armen umschlang er ihren Oberkörper, während sie mit ihren Armen seinen Hals umschlang.
„Ich weiß, dass es schwer ist“, wollte Camilla ihm beistehen, aber Dark berührte mit seiner linken Hand ihre rechte Wange.
„Es ist schon in Ordnung“, erwiderte er. Camilla legte ihre rechte Hand an seine Hand, die ihre Wange berührte. Eine Träne lief über ihre rechte Wange und berührte seine Hand. Er wischte die Träne mit seinem Daumen weg. Sie lächelte.
„Ich werde immer bei dir sein, Dark.“
„Wie gesagt, das weiß ich, Camilla.“
„Du bist mir sehr wichtig, Dark. Ich glaube an dich und Tom.“
„Danke, du bist mir auch sehr wichtig.“
In diesem Moment berührten seine Lippen ihre Lippen. Camilla sah ihn erst erschrocken an. Als sie sah, dass er seine Augen geschlossen hatte, schloss sie ihre Augen und erwiderte den Kuss. Noch einmal wollte sie seinen Kuss spüren, seine Zärtlichkeit und Liebe. Wieder kam ihr eine Träne über die Wange. Ihre Hand, die die ganze Zeit seine berührte, legte sie wieder an seinen Hals. Als er den Kuss löste, wischte er wieder ihre Träne mit dem Daumen weg und legte die Hand an ihren Rücken.
„Wir werden irgendwann wieder vereint sein, Dark. Daran glaube ich.“
„Dann lass uns beide daran glauben, Camilla.“ Sie sah ihn lächelnd an und legte ihre Wange an seine Brust. Dark legte seine linke Hand auf ihren Kopf und lächelte. Kurz darauf wurden sie in ein helles Licht gehüllt. Trotzdem waren die beiden glücklich, sich wiedergesehen zu haben. Sie verschwanden beide in dem Licht.
Tom konnte nicht mehr, aber trotzdem hielt er sich aufrecht. Er wollte Dark nicht loslassen, aber plötzlich öffnete er seine Augen und sah Tom an. Seine Augen hatten immer noch keinen Glanz. Der Junge sah Dark fassungslos an.
„Du lebst?“, fragte Tom, während er Dark losließ.
„Ja, dank dir“, lächelte er und stand auf.
„Macht euch nicht lächerlich!“, rief der Mann und wollte sie wieder angreifen, aber Dark hielt seine Hand fest.
„Ich werde nicht zulassen, dass du Tom etwas antust“, schwor Dark.
„Was soll das? Du hast noch nie jemandem geholfen, außer dir selbst. Fängst du jetzt etwa mit diesem Kleinen an?“
„Ja, hast du was dagegen? Tom, du musst dich in mich verwandeln.“
„Aber der Ring ist zu Stein geworden.“
„Trotzdem, lass es uns versuchen.“
„Okay.“ Tom hielt seine Hand mit dem Ring hoch und nahm all seine Kraft zusammen. Dark wurde von schwarzer Energie umringt. Er spürte, wie Camillas Kraft durch ihn durchfloss.
„Erwache, Dark!“, rief Tom. Ein schwarzer Energiestrahl kam vom Himmel herab und traf auf Tom. Dark ließ die Hand des Mannes los und ging auf Tom zu, bis er an seiner Stelle stand. Als der Strahl sich in einen schwarzen Energieball verwandelte, war an Toms Stelle Dark. Der schwarze Energieball verschwand auch wieder.
Der Mann sah ihn finster an. Er merkte aber, dass Dark keine magischen Kräfte mehr hatte. Deshalb grinste er auch.
„Du hast also keine magischen Kräfte mehr“, bemerkte der Mann.
„Wenn du meinst“, antwortete Dark gleichgültig.
„Du weißt doch hoffentlich, dass du mich ohne deine magischen Kräfte nicht besiegen kannst?“, fragte der Mann und grinste.
„Du wirst diese Welt nicht zerstören“, gab Dark bloß zur Antwort. Der Mann richtete seine Hände auf Dark. Aus seinen Händen kamen mehrere schwarze Energiebälle heraus und flogen auf Dark zu. Er rannte zur Seite um ihnen auszuweichen. Als er hielt, sah er wie jeder Energieball ein riesiges Loch in die Wand gerissen hatte. Er biss die Zähne zusammen. Wenn er weiter so machte, würde der ganze Laden bald nur noch Schutt und Asche sein.
Dark war erstaunt, dass er sich um etwas anderes Sorgen machte, als die Dämonenjagd. Er konnte selbst nicht fassen, was er da dachte, aber aus irgendeinem Grund tat er das sogar aus vollster Kraft.
Der Mann ließ wieder schwarze Energiebälle auf ihn zusausen, aber Dark rannte auf den Mann zu und wich dabei den Energiebällen aus. Vor ihm ballte er seine Hand zur Faust und haute sie ihm in den Bauch. Der Mann riss die Augen vor Schmerz auf und wurde gegen die Kante des Daches geschleudert. Er holte tief Luft und sah Dark an, der einfach nur dastand. Dem Mann lief Blut mitten durch das Gesicht, er hatte auf seiner Stirn eine Platzwunde.
„Gar nicht mal so schlecht“, lobte der Mann und stand langsam auf, was ihm recht schwer fiel.
„Selbst ohne Kräfte bin ich nicht machtlos“, antwortete Dark.
„Meinst du? Deine Kraft schwindet. Du bist völlig am Ende.“
„Nein, ich werde weiter kämpfen. Niemals werde ich es zulassen, dass ihr Dämonen an die Macht kommt, wogegen Dämonenjäger Jahrhunderte gekämpft haben. Komm endlich raus oder willst du dich weiterhin hinter dem Mann verstecken?“
Der Mann grinste, fiel aber kurz darauf zu Boden. Aus ihm kam eine dunkle Energie, die über ihm schwebte und sich zu der Dämonengestalt formte. Dark sah den Dämon an und hielt sich bereit.
„Ja, halte dich bereit zu sterben“, riet der Dämon und lachte höhnisch.
„Du machst mir keine Angst“, entgegnete Dark kühl.
„Ohne deine Kräfte kannst du gegen mich nichts ausrichten.“ Nicht, dass Dark das gerne zugab, aber der Dämon hatte recht. Ohne seine Kräfte war er machtlos gegen ihn.
„Aber ich will dich jetzt noch nicht töten, Dark. Deshalb werde ich noch etwas abwarten. Genieße deine letzte Zeit, die du noch leben wirst.“ Dark sah ihn erschrocken an. Er durfte ihn auf keinen Fall entkommen lassen. Deshalb rannte er auf ihn zu, aber der Dämon war schon weggeflogen. Dark hielt vor dem Mann und sah nur in die Richtung, in der der Dämon geflogen war.
Plötzlich hörte er wie der Mann vor ihm aufstand. Dark sah zu ihm. Er sah Dark fragend an.
„Was ist denn passiert?“, fragte er.
„Nichts, Sie wurden bewusstlos“, antwortete Dark. Er stützte ihn und brachte ihn wieder runter in den Laden, in dem immer noch alle bewusstlos da lagen. Der junge Dämonenjäger setzte den Mann neben der Kasse auf einer Sitzbank ab, damit er den Arzt verständigte.
Selbst als der Arzt ankam, war noch keiner aufgewacht, sodass jeder ins Krankenhaus gebracht werden musste, auch der Mann, der der Träger des Dämons war. Also kamen gleich mehrere Krankenwagen. Eigentlich wollten sie Dark gleich mitnehmen, aber der war schon verschwunden.
In einer Gasse blieb er stehen und lehnte sich gegen die Wand eines roten Hauses. Tom erschien neben ihm als Geist und sah ihn traurig an. Dark bemerkte ihn und setzte sich, weshalb Tom sich zu ihm bückte.
„Warum verwandelst du dich nicht zurück?“, fragte Tom neugierig.
„Der Ring ist zu Stein geworden. Deshalb können wir keine Verwandlung durchführen. Die Kraft für die Verwandlung hatte mir Camilla gegeben.“
„Wer? Du hattest sie schon mal erwähnt.“
„Camilla ist die Frau, mit der ich damals gegen die Dämonen gekämpft habe. Wir waren sozusagen Partner.“
„Dann musst du ihr ja viel bedeuten, wenn sie dir dazu Kraft gibt.“
„Vielleicht, sie ist schon seit Jahrhunderten tot.“
„Oh, das tut mir Leid.“
„Das muss es nicht.“
„Danke übrigens, dass du mich gerettet hast.“
„Kein Problem. Ich hatte mich dir gegenüber immerhin falsch verhalten. Es ist meine Schuld, dass der Dämon entkommen konnte.“
„Er wird wiederkommen um dich zu töten.“
„Ja, die ganzen Opfer werden erst aufwachen, wenn dieser Dämon vernichtet wurde. Zurzeit habe ich jedoch nicht die Kraft irgendwelche Magie anzuwenden. Ich bin machtlos gegen ihn.“
„Es muss doch einen Weg geben um deine Kräfte wiederzuerwecken.“
„Ich wüsste keinen.“
„Jetzt müssten wir uns aber erst einmal Gedanken darüber machen, wie wir es mit meiner Mutter machen.“
„Nun ja, sie kommt doch eh erst spät nach Hause. Ich werde in deinem Zimmer einfach schlafen.“
„Und wenn sie reinkommt?“
„Verstecke ich mich unter der Decke und sage, dass ich krank wäre und es mir nicht gut ginge.“
Tom konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Dark musste mitlachen. Er hatte Dark noch nie lachen sehen, also sah er ihn auch verwundert an.
„Was denn? Auch ich kann lachen, Tom.“
Es war schon 22 Uhr als Dark an Toms Haustür klingelte. Die Mutter öffnete und sah Dark erst einmal verwundert an. Sie fragte sich, wer das war und was er hier wollte. Dark hatte sich natürlich etwas einfallen lassen, was Tom noch gar nicht wusste.
„Guten Tag, Sie sind Toms Mutter?“
„Ja, mein Sohn heißt Tom.“
„Gut, denn ich bin ein Freund von ihm.“
„Ja? Er hat einen Freund?“ Tom erschien als Geist neben Dark und sah seine Mutter verwundert an.
„Wie meinen Sie das denn?“, fragte Dark.
„Er hatte nie einen Freund. Tom glaubte zwar, dass ich davon nichts merkte, aber ich habe es ja doch gemerkt.“
„Machen Sie sich Sorgen um Ihren Sohn?“
„Ja, das mache ich. Eigentlich sollte er schon lange wieder hier sein.“
„Nun ja, er wollte heute mal bei mir schlafen. Tom wollte Sie bloß nicht stören.“
„Deshalb sollten Sie es mir sagen?“
„Ja, stimmt.“
„Wollen Sie reinkommen und etwas trinken?“
„Gerne.“ Er ging auf den Flur. Die Mutter schloss die Tür und ging voran in die Küche, wohin Dark ihr folgte.
„Was möchten Sie denn trinken?“
„Am liebsten wäre mir ein Tee mit Pfefferminze.“
„Gut, okay.“ Die Mutter machte etwas Wasser in den Wasserkocher und holte zwei Tassen heraus. Dark schaltete inzwischen den Wasserkocher an. Die Mutter lächelte ihm dankend zu. In die Tassen legte sie je einen Teebeutel.
„Möchten Sie Zucker dazu?“
„Ja, das wäre nett.“ Sie machte ihm etwas Zucker hinein. Dark hatte sich schon hingesetzt. Er sah ihr zu, wie sie alles tat. Sie erinnerte ihn an Camilla. Dark merkte wie sehr er sie vermisste, aber er konnte ja eh nichts tun. Sie war tot, das sollte er langsam mal einsehen.
Die Mutter setzte sich zu ihm und sah ihn fragend an. Sie spürte ein gewisses Gefühl in sich, aber sie konnte es nicht zuordnen, deshalb wollte sie sich ablenken.
„Was halten Sie denn von meinem Sohn?“, fragte sie deshalb.
„Nun ja, er ist nett. Außerdem kann er einem den Kopf reinwaschen.“
„Wie?“
„Tom ist ein ganz besonderer Junge. Er ist anders wie die anderen. Dieser Junge hat mich an etwas erinnert, an eine vergangene Zeit. Seitdem hat sich bei mir etwas verändert.“
„Achso. Ja, Tom ist etwas Besonderes. Mir tut es manchmal Leid, dass ich nicht viel Zeit für ihn habe. Leider muss ich immer arbeiten und kann kaum etwas mit ihm unternehmen.“
„Ihr Sohn versteht Sie sicher.“
„Meinen Sie?“
„Ja, denn er ist ja immer noch ein fröhlicher Junge. Er hatte mir mal von Ihnen erzählt.“
„Wirklich?“
„Ja, er hatte mir erzählt, dass Sie trotz Ihrem Stress eine liebevolle Mutter sind und immer auf ihn aufpassen.“
„So sieht er das wirklich?“
„Jedenfalls sagte er das.“ Der Mutter kam eine Träne über die Wange. Dark sah sie fragend an. Eigentlich wollte er gern wissen, warum sie weinte, aber dann ließ er es doch sein, da er sich die Antwort denken konnte. Tom konnte froh sein, dass er eine so gute Mutter hatte, fand er jedenfalls. Langsam fing er an, sie zu mögen.
Sie redeten lange, eine halbe Stunde und das nur über Tom, dem es langsam peinlich wurde. Dark versprach sogar, dass er auf Tom aufpassen würde.
Plötzlich spürte Dark eine unglaublich starke Aura. Er sah zum Fenster und stand auf.
„Ist etwas?“, fragte die Mutter neugierig, erschrocken über seine Reaktion.
„Nein, nichts“, antwortete er konzentriert auf diese Aura. Auf einmal schrie die Mutter. Dark drehte sich zu ihr um und sah den Dämon, der die Mutter am Hals packte und hochhob.
„Na, was ist Dark? Willst du die Frau nicht retten?“ Dark biss die Zähne zusammen, denn er konnte ohne seine Kräfte nichts ausrichten. Trotzdem rannte er auf den Dämon zu und wollte nach der Mutter greifen, aber der Dämon schleuderte sie ihm entgegen. Die beiden wurden damit gegen die Wand geschleudert. Dark biss die Zähne vor Schmerz zusammen.
Warum tat es ihm weh? Sonst hatte er doch auch nicht gleich Schmerzen. Die Mutter sah ihn voller Angst an.
„Du bist in deiner jetzigen Lage wie ein ganz normaler Mensch“, lachte der Dämon höhnisch und grinste. Dark stand auf und ging etwas vor, damit er die Mutter hinter sich schieben konnte.
„Trotzdem werde ich gegen dich gewinnen“, sagte Dark.
„Wie willst du das denn tun?“, fragte der Dämon.
„Deine Kräfte sind weg, außerdem ist auch der Glanz aus deinen Augen weg. Du bist also überhaupt kein Gegner für mich.“ Dark ballte seine rechte Hand zur Faust. Er konnte einfach nicht zulassen, dass der Dämon entkam oder ihn selbst sogar besiegte. Deshalb rannte er auf den Dämon zu, seine Faust zum Angriff bereit. Vor ihm wollte er seine Faust in ihn reinhauen, aber der Dämon packte seinen Arm und warf ihn wieder zurück. Die Mutter fing ihn auf und half ihm wieder hoch. Dark sah den Dämon finster an.
Der Dämon jedoch grinste nur wieder und richtete seine Hand auf die beiden. Dark sah ihn erschrocken an. Mehrere schwarze Energiebälle sausten auf sie zu. Dark griff nach ihrer Hand und rannte mit ihr weg. Zusammen rannten sie auf das Dach des Hauses.
Dort hielten sie an. Sie hörten noch die Explosionen hinter sich, als der Dämon plötzlich am Rand des Daches stand und sie angrinste.
„Lauf weg!“, befahl Dark.
„Aber was ist dann mit Ihnen?“, fragte sie erschrocken.
„Er will nichts von Ihnen, sondern von mir, also laufen Sie schnell.“ Der Dämon ging ein paar Schritte vor und richtete wieder die Hand auf die beiden.
„Machen Sie schon!“, drängte Dark. Sie nickte und rannte zur Tür, die ins Treppenhaus führte, aber plötzlich fiel sie bewusstlos zu Boden. Dark sah erschrocken zu ihr.
„Was hast du mit ihr gemacht?“, fragte Dark voller Entsetzen.
„Wenn du willst, dass sie lebt, würde ich vorschlagen, dass du jetzt kämpfst.“
„Du hast ihr die Energie geraubt.“
„Ja, diese Stadt ist voll von Energie. Damit werden wir unseren Herrn heilen.“
„Was?“
„Ganz genau, du wirst unser nächstes Opfer sein, Dark. Du hast so viel Energie, dass sie allein reichen würde, um unseren Herrn zu heilen.“
„Ich werde nicht zulassen, dass du das tun kannst.“
„Du hast bis jetzt immer verloren, sodass nur noch einer geheilt werden muss.“
„Diesmal werde ich aber gewinnen. Ich werde jeden deiner Herren einzeln auseinander nehmen. Niemals werde ich zulassen, dass du diesen Menschen was antust.“
„Dass ich nicht lache. Wie willst du das tun? Deine Kräfte sind doch verschwunden.“
„Ich brauche meine Kräfte nicht um dich und deine Kameraden zu töten.“
„Du wirst es nicht schaffen.“ Dark biss die Zähne zusammen. Er rannte wieder auf den Dämon zu und wollte seine Faust wieder in ihn reinhauen, aber diesmal hielt er ihn wieder fest. Er warf ihn zurück und richtete sofort seine Hand auf ihn, wobei mehrere schwarze Energiebälle auf ihn zusausten. Als die Energiebälle etwas trafen, explodierten sie. Rauch stieg auf. Man sah Dark daliegen.
Er hatte die Augen halb geöffnet, starrte aber nur ins Leere. „War etwa alles schon vorbei? Der Schwur, den ich Camilla geschworen hatte, die angehende Freundschaft zu Tom, das Gespräch mit seiner Mutter.“ All das waren gute Erinnerungen.
Wenn er jetzt sterben würde, wäre die Welt in Gefahr. Er durfte nicht zulassen, dass er besiegt werden würde. Tom und seine Mutter würden sterben, sogar alle anderen Menschen. Dabei dachte er auch an alle anderen Menschen, die getötet werden würden. Das durfte er doch nicht zulassen.
„Steh auf, Dark!“, rief eine Stimme in ihm.
„Wer....? Tom, bist du das?“, fragte Dark ganz leise.
„Ja, wir müssen kämpfen. Wir dürfen doch nicht zulassen, dass die Dämonen gewinnen. So viele Menschen würden sterben.“
„Ich kann nicht mehr, ich bin am Ende meiner Kräfte.“
„Nein, Dark. Wir haben immer noch Kraft. Er wird dich endgültig töten und dann ist es vorbei. Das dürfen wir auf keinen Fall zulassen.“
Dark hörte wie der Dämon näher kam. Schwarze Energie umringte ihn und hob ihn hoch. Er stand sozusagen kurz über dem Boden. Der Dämon kam näher und legte seine Hand auf seine Brust an der Stelle des Herzens.
„Keine Sorge, es wird nicht lange wehtun“, grinste der Dämon.
Dark spürte, wie er die Energie aus ihm herauszog. Er schrie vor Schmerzen. Es war, als würde er ihm das Herz herausreißen. Doch plötzlich griff Dark nach dem Arm des Dämons. Dark lief schon ein dünner Blutfaden aus dem Mund. Der Dämon sah ihn erschrocken an.
„Ich werde auf keinen Fall verlieren“, stammelte er. Auf einmal sah Dark, dass vor ihm ein Ring schwebte, es war sein Ring, aber er hatte seine Farbe zurück. Der Dämon wurde zurückgeschleudert. Dark schwebte wieder auf den Boden und nahm den Ring. Tom erschien neben ihn als Geist.
„Wie ist das denn passiert?“, fragte Tom neugierig und verschwand wieder. Dark drehte den Ring in seiner Hand und setzte ihn an seinen Ringfinger. Sofort wurde er von schwarzer Energie umringt. Der Dämon sah ihn fassungslos an. Dark spürte, wie seine Kräfte zurückkamen. Eine überaus starke Welle von Energie kam in ihn herein.
Er sah den Dämon lächelnd an und richtete eine Hand auf ihn. Ein schwarzer Energiestrahl kam heraus und sauste auf den Dämon zu, aber der Dämon wich aus und schwebte etwas höher. Dark folgte ihm. In der Luft standen sie sich gegenüber.
„Deine Kräfte bringen dir nichts, denn mein Element ist wie bei dir die Finsternis“, sagte der Dämon.
„Na und, ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht verlieren werde.“
„Aber das wirst du.“ Der Dämon richtete beide Hände auf ihn, woraufhin mehrere schwarze Energiebälle auf ihn zusausten, aber Dark schaffte es, ihnen auszuweichen. Er schwebte von ihnen weg und richtete dabei eine Hand auf den Dämon. Ein schwarzer Energieball sauste auf ihn zu, aber er prallte gegen einen anderen Energieball und sie neutralisierten sich gegenseitig, aber trotzdem wurde Staub aufgewirbelt.
Dark hatte zwar seine magischen Kräfte zurück, aber es nutzte ihm überhaupt gar nichts, denn er schwebte nur, anstatt zu fliegen. Wenn er seine ganze Kraft nutzen könnte, würde er fliegen können, sehr viel schneller sein und auch viel stärker sein, aber es war wohl nichts zu machen. Er musste damit klarkommen und versuchen den Dämon so zu besiegen.
Deshalb wollte er wieder angreifen, aber plötzlich schwebte Toms Mutter neben dem Dämon. Dark hielt an und biss die Zähne zusammen.
„Na, ist dir der Sieg wichtiger oder diese Frau?“, fragte der Dämon grinsend, denn plötzlich ließ er sie fallen. Dark sah erschrocken hin und versuchte zu ihr zu schweben, aber er war zu langsam. Er konnte sie nicht erreichen.
„Nein!“, schrie er.
Plötzlich kamen aus seinem Rücken schwarze Flügel heraus. Dark merkte wie in seinem Körper neue Kräfte erwachten, seine richtige Kraft, er spürte es. Schwarze Energie umringte ihn. Jetzt konnte er endlich schneller fliegen. Außerdem kehrte der Glanz in seine Augen wieder und seine Wunden heilten auch. Der schwarze Mantel, den er sonst auch immer trug, erschien auch wieder.
Kurz vor dem Boden fing er sie auf und hielt sie auf seinen angewinkelten Armen. Dark flog wieder auf das Dach des Hauses und legte Toms Mutter auf den Boden. Dann drehte er sich zu dem Dämon um, der wieder die Hände auf ihn richtete, als er auf dem Boden stand. Wieder kamen mehrere schwarze Energiebälle auf ihn zu, aber in Darks rechter Hand erschien auf einmal sein Schwert, was er schwang. Alle Energiebälle zerbrachen in pure schwarze Energie und verschwanden.
„Was?“, erschrak sich der Dämon und sah Darks finsteren ernsten Blick. Dark hielt sein Schwert bereit, aber auf einmal prallte ein gelber Energiestrahl auf den Dämon hinab. Als Dark endlich etwas zwischen dem Rauch sehen konnte, sah er, dass der Dämon verschwunden war.
An seiner Stelle landete jetzt eine Frau mit blondem langen Haar und eisblauen Augen. Sie trug ein rotes bauchfreies Top und einen roten Minirock, also auch rote Stiefel.
„Wer bist du?“, fragte Dark.
„Mein Name ist Azriel. Wer bist du?“
„Ich bin Dark. Bist du etwa auch eine Dämonenjägerin?“
„Natürlich. Wie ich sehe, ist deine Krise langsam vorbei. Das letzte Mal kam ich nur eine Sekunde zu spät, bevor ich dich retten konnte.“
„Warum hast du den Dämon nicht mir überlassen?“
„Es geht dir ja nicht gerade gut. Du solltest dich ausruhen. Das gilt auch für deinen Freund Tom.“
„Na gut. Du scheinst auch erst in deinem Anfangsstadium zu sein, genau wie Tom und ich am Anfang.“
„Es reicht nicht, dass du deine Kraft zurück hast. Auch wenn du jetzt deine Flügel und deine ganze Kraft von damals benutzen kannst, hast du noch nicht einmal einen Bruchteil der Macht dieser Dämonenritter.“
„Trotzdem werde ich sie alle vernichten.“
„Dann werde ich dir helfen.“
„Na gut.“ Plötzlich spürte Dark wie sein Körper ganz leicht wurde und brach zusammen. Azriel sah nicht gerade überrascht aus, sie hatte es geahnt. Der Ring an seiner Hand glühte und er verwandelte sich zu Tom zurück. Er stand auf und sah zu Azriel, die lächelte.
„Ich werde euch nach Hause teleportieren“, sagte sie und richtete die Hand auf die beiden. Als Tom erst mal merkte, was sie meinte, waren sie schon Zuhause. Seine Mutter lag im Bett und er stand davor. Tom merkte, dass die ganzen Verletzungen an seiner Mutter weg waren und die Schäden im Haus waren auch weg. Anscheinend ging es dann den Menschen aus dem Supermarkt auch wieder besser.
Da atmete er erst mal aus und sah zu seiner Mutter. Er war auch müde, also legte er sich einfach neben seiner Mutter hin und schlief ein. Jetzt würde er wieder ruhig schlafen können. Seiner Mutter ging es gut, er war mit Dark wieder in einem Körper und ihnen ging es auch gut. Sie hatten den Kampf überstanden, also hatten sie sich beide etwas Ruhe verdient.
Dark schlief auch, aber um ihn herum war nicht mehr alles schwarz, sondern er lag in einem richtigen Bett in seinem eigenen Zimmer, welches er mit seinen Gedanken erschaffen hatte. Auf seinem Nachtisch neben dem Bett stand ein Foto. Darauf waren er und Camilla zu sehen, wie er sie im Arm hatte.
Auf einmal öffnete Dark seine Augen und setzte sich schnell auf. Als er sich umblickte, lächelte er. Der Dämonenjäger sah das Bild an, als plötzlich helles Licht in das Zimmer kam. Er nahm den Arm vor das Gesicht, da das Licht wirklich sehr hell war.
Kurz darauf nahm er die Hand wieder herunter und sah an der Stelle des Lichtes Camilla. Sie hatte nicht ihre normalen Sachen an. Camilla trug ein blaues einfaches Kleid, welches bis zu den Knöcheln reichte. Darunter trug sie blaue Stiefel.
Dark sah sie verwundert an, legte die Decke beiseite und stand ganz auf. Camilla ging auf ihn zu und stoppte vor ihm. Dark berührte ihre rechte Wange. Er sah sie fasziniert an und lächelte. Dann nahm er ihre rechte Hand und hielt sie auf Brusthöhe hoch. Camilla sah ihn fragend an, aber plötzlich küsste er ihren Handrücken. Camilla lächelte.
„Du bist wunderschön“, schmeichelte Dark ihr, die sofort rot wurde.
„Danke“, antwortete sie und umschlang seinen Hals. Er umschlang ihren Oberkörper, als sie ihn küsste. Danach legte sie ihre Wange an seine Brust und ließ sich einfach von ihm im Arm halten. Sie schloss ihre Augen und genoss die Nähe zu Dark. Er legte wieder seine linke Hand auf ihren Kopf und genoss ebenfalls ihre Nähe.
Dabei merkte Dark nicht, dass Camilla eine Träne über die Wange lief. Sie vermisste ihn, sehr sogar. Camilla wollte auch endlich wieder mit ihm vereint sein, aber das würde wohl noch sehr lange dauern. Sie würden noch sehr lange auf diesen Augenblick warten müssen.
Dabei erinnerte sie sich, wie sehr Dark weinte, als er sie damals im Arm hatte. Camilla war damals voller Blut, welches später überall an Darks Sachen klebte. Dark hatte sich das alles niemals verziehen. Er würde es sich auch niemals verzeihen.
Kapitel 4
Azriel vs. Dark
Endlich war es Morgen, was Tom aber nicht dachte, denn er war immer noch so müde, wie vor dem Schlafen. Als er aufwachte, sah er, dass seine Mutter nicht mehr neben ihm lag. Wahrscheinlich war sie wieder arbeiten. Bei dem Gedanken daran drehte sich Tom auf die Seite und wollte weiterschlafen.
„Sie ist in der Küche und macht Frühstück“, sagte Dark, der neben ihm auf dem Rand des Bettes saß und zu Tom hinübersah. Tom setzte sich auf und sah Dark an, mit einem Blick, der gar nichts sagte. Dark stand auf und sah aus dem Fenster.
„Geht es dir wieder gut?“, fragte Tom etwas besorgt und sah zu ihm herüber.
„Ja, es geht mir wieder gut. Ich bin wieder topfit. Übrigens darf deine Mutter nichts von alledem erfahren. Du musst dir da eine Ausrede einfallen lassen.“
„Ja, mach ich. Sag mal, Dark, warum sind deine Kräfte erwacht?“
„Ich weiß es nicht, wir werden es sicher noch herausfinden“, meinte Dark und sah lächelnd zu ihm. Tom freute sich innerlich darüber, dass aus dieser Begegnung eine Freundschaft wurde. Dark hatte immerhin sein ganzes Leben verändert. Er hatte ihm etwas gezeigt, was er nie für möglich gehalten hatte. Dafür war er ihm aber dankbar, auch wenn es nichts Gutes war, denn jetzt konnte er sich dagegen wehren.
Dark sah wieder aus dem Fenster heraus. Er konnte Azriel einfach nicht vergessen. „Wer war sie? Warum war sie da gewesen?“ Außerdem wollte sie ihnen gleich helfen, warum?
Tom stand auf und ging in die Küche, da war seine Mutter, die ihn lächelnd ansah. Sie begrüßte ihn ganz kurz und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Tom lächelte und setzte sich an den Tisch, der schon gedeckt war. Das Frühstück stand auch schon da. Dark setzte sich Tom gegenüber, neben seiner Mutter, natürlich nur als Geist.
„Wie hast du denn geschlafen, Tom?“, fragte sie.
„Ganz gut. Ich habe gut geträumt.“
„Nun ja, ich habe etwas Seltsames geträumt.“
„Was denn?“
„Ich hatte von deinem Freund geträumt. Wir wurden angegriffen von einem komischen Wesen.“
„Ja, das musst du geträumt haben.“
„Komisch, aber er sagte doch, dass du bei ihm schläfst.“
„Ja, ich wollte aber wieder nach Hause, also hatte er mich nach Hause gefahren. Du hast mich nicht gehört, weil ich einen Schlüssel hatte.“
„Achso, na dann ist ja gut. Ich habe mich nur etwas gewundert, dass du heute hier geschlafen hattest.“
„Ja, außerdem wollte er noch mal nach dir sehen, weil es dir nicht gut ging.“
„Aha, heute muss ich leider zu einem Termin. Sozusagen, jetzt gleich. Wir sehen uns heute Abend wieder.“
„Bist du wieder auf dem Gericht?“
„Ja, aber nur heute Nachmittag. Sonst bin ich in meiner Kanzlei, falls du mich suchst."
„Gut, okay, bis dann.“
„Ja, bis dann.“ Sie gab Tom einen Kuss auf die Stirn und ging. Dark sah sie sich genau an und konnte nicht leugnen, dass sie ihn an Camilla erinnerte. Er lächelte ihr hinterher. Tom sah Dark fragend an.
„Du hast eine gute Mutter“, bemerkte Dark, als die Mutter gegangen war.
„Du magst sie also?“, fragte er und lächelte.
„Für eine Freundschaft würde es reichen.“
„Aha, was machen wir denn heute so?“
„Mich interessiert, wer diese Azriel ist.“
„Sie ist eine Dämonjägerin, genau wie du.“
„Das habe ich ja schon verstanden, aber sie muss einen menschlichen Körper haben. Ich frage mich, wer sie als Mensch ist.“
„Nun ja, sie wusste jedenfalls, wer ich bin.“
„Ja, das hatte mich stutzig gemacht. Vielleicht ist sie ja jemand in deinem Umfeld.“
„Nun ja, ich kenne keinen aus meiner Nähe, der ein Dämonenjäger wäre. Außerdem hätte sie sich auch über uns informieren können.“
„Ja, stimmt.“
„Aber du hast ja recht, man könnte es vermuten.“
„Nun ja, diese Azriel scheint auch noch im Anfangsstadium zu sein.“
„Vielleicht ist das ja am Anfang normal.“
„Ja, vielleicht, das denke ich auch.“ Dark stand auf und ging zum Fenster. Er sah hinaus und betrachtete die Straßen. Trotzdem fragte er sich, woher Azriel wusste, dass sein menschlicher Partner Tom war. Das war schon merkwürdig, deswegen würde er dem auch am liebsten auf den Grund gehen, aber er durfte Tom nicht allein lassen, immerhin waren Dämon hinter ihm her. Wenn er ihn allein ließ, könnten die Dämonen Tom fangen und sogar töten. Also musste er noch etwas warten. Vielleicht würde sie es selbst zeigen.
Währenddessen wartete ein Mann in der Schattenwelt. Der Mann hatte blondes langes Haar und eisblaue Augen. Er hatte einen langen braunen Mantel, der seinen schwarzen Anzug verdeckte. Außerdem trug er noch schwarze Stiefel. An seinem schwarzen Gürtel steckte eine rote Schwertscheide, in der ein Schwert mit einem schwarzen Schwertgriff steckte.
Ein anderer Mann saß auf einem Thron, der völlig, in seiner schwarzen Kutte eingekleidet, verdeckt wurde. Trotzdem wusste der blondhaarige Mann, dass sein Blick auf ihm ruhte.
„Wurde schon Energie für die Auferstehung meiner Kräfte gesammelt, Kumihiro?“, fragte er geheimnisvoll.
„Ja, natürlich, Meister. Der letzte Angriff hat jede Menge Energie aufgesammelt, aber dieser Dark hat jetzt seine ganze Kraft wieder zusammen.“
„Dann muss dieser Tom jetzt etwas in ihn geweckt haben.“
„Diese Bindung wird nicht sehr lange bestehen, Meister. Wir werden ihn besiegen, aber vorerst müssen wir ihn wohl schwächen.“
„Wie willst du das machen, Kumihiro?“
„Ich werde mich in nächster Nähe bei ihm einschleichen. Es wird einige Dämonen erfordern, aber ich verspreche Ihnen ein gutes Ergebnis.“
„Gut, okay. Ich bin einverstanden.“
„Danke, Meister. Sie werden es nicht bereuen.“
„Das hoffe ich, immerhin erwarte ich einiges von dir.“
„Ja, Meister.“ Kumihiro verbeugte sich kurz und ging aus dem Raum hinaus. Es war ein Schloss, in dem die Dämonen lebten. Kumihiro umklammerte das Medaillon fest an seiner Brust, was man sonst nicht sah. Der Anhänger war ein goldenes Herz. Er verbarg es mit Magie. Kumihiro war ein Dämonenritter. Niemand außer dem Dämonenkönig vertraute ihm, das zeigten die Dämonenritter ihm immer wieder gern, obwohl er der Stärkste von ihnen war. Dabei war er aber noch nicht lange hier.
„Warum vertraut Ihr diesem Kumihiro?“, fragte ein Mann, der vor dem Dämonenkönig stand und sich verbeugte.
Der Mann hatte schwarzes kurzes Haar und ebenso schwarze Augen. Dann trug er noch einen schwarzen Anzug mit schwarzen Stiefeln.
„Er wird Dark besiegen“, antwortete der Dämonenkönig grinsend.
„Aber warum übernimmt dieser Kumihiro so eine wichtige Aufgabe? Habt Ihr etwa vergessen, dass er uns damals fast vernichtet hat?“
„Er hatte damals zur anderen Seite gehört, aber meine Kontrolle bewirkt Wunder. Er ist ein Dämonenritter und bald wird er sogar noch stärker, wenn er die ganze Kraft von den Menschen aussaugt. Sobald es so weit ist, werde ich diese Kraft absorbieren und schon brauchen wir uns keine Sorgen mehr um ihn zu machen. Kumihiro ist nichts weiter als eine Marionette. Er wird bald tot sein, keine Sorge.“
„Ihr benutzt ihn also nur?“
„Ja, sonst ist er uns nur im Weg. Ich möchte trotzdem, dass du ihn im Auge behältst. Es kann immer noch passieren, dass er sich der Kontrolle entreißt, Rick.“
„Ja, Meister.“
„Gut, ich verlasse mich auf dich. Denk dran, Kumihiro sollte man nicht unterschätzen.“
„Ja, Meister. Ich werde euch nicht enttäuschen. Wenn sich Kumihiro uns entgegenstellt, werde ich ihn trotzdem töten.“
„Ja, okay. Ich gestatte es dir.“ Der Dämonenkönig grinste. Rick teleportierte sich weg.
„Das sind doch alle nur Schachfiguren, auch du Rick. Bald wird Dark sterben, aber erst mal soll er die Mission erledigen, die ich ihm aufgetragen habe. Dieser Tom glaubt doch nicht wirklich, dass er Darks Herz erweichen würde. Wenn er die ganze Energie aus den Menschen gezogen hat, werde ich mit Dark abrechnen. Immerhin hast du mich damals verraten, Dark und dann bist du wieder zu mir gekommen um mich um so etwas zu bitten.“
Dark erschien neben Tom, der spazieren ging. Es war zwar erst Vormittag, aber Tom wurde trotzdem langweilig.
„Wohin willst du, Tom?“, fragte er.
„Spazieren gehen“, dachte Tom sich.
„Ist dir langweilig?“
„Ja, sehr sogar.“
„Wie wäre es, wenn wir etwas unternehmen?“
„Was denn?“
„Ich weiß noch nicht, aber wir beide finden sicher etwas.“ Tom sah zu ihm und lächelte. Vielleicht fanden sie ja wirklich etwas, aber was? Was konnte er denn mit Dark machen? Da ihm nichts einfiel, gingen sie erst mal in den Park um zu sehen, ob es da etwas gab. Dark gefiel es hier gut, ganz im Gegensatz zu Tom. Ihm war das alles zu langweilig. Jeden Tag sah er hier das Gleiche, aber für Dark war das neu. Es war so ruhig hier, während es in der Stadt so laut war. Hier gab es so viel Natur und außerdem konnte man sich hier entspannen.
Dark sah sich die Bäume an und lächelte. Das erinnerte ihn an den Wald, in dem er aufgewachsen war. Er wuchs nämlich in einem Dorf auf, das von Wald umschlossen war. Erst später lebte er woanders. Er konnte gar nicht verstehen, warum Tom das alles egal war.
„Magst du den Park nicht?“, fragte Dark.
„Warum sollte ich?“, entgegnete Tom.
„Die Natur ist doch ein fantastisches Wunder.“
„Wenn du meinst.“
„Was ist los?“
„Nichts, aber das ist alles genauso langweilig.“
„Tom, du solltest für mehr offen sein.“
„Das musst ja gerade du sagen.“
„Ja, das muss gerade ich sagen.“ Tom setzte sich auf eine Bank, Dark setzte sich neben ihn. Der junge Schüler dachte gerade an seinen Vater. Seine Mutter hatte immer erzählt, dass er sie hier verlassen hatte, genau an dieser Bank. Tom war nicht gerne hier.
„Also ist es wegen deinem Vater“, erkannte Dark durch das Lesen seiner Gedanken.
„Du kannst meine Gedanken lesen?“, fragte Tom überrascht.
„Ja, natürlich kann ich das. Unsere Seelen sind eins geworden.“
„Das machst du aber nicht so oft.“
„Keine Sorge, ich werde mich in deine Privatsphäre nicht einmischen. Ich wollte bloß wissen, warum du diesen Ort so sehr hasst.“
„Eigentlich bin ich ja gerne im Park. Da kann ich mich wenigstens entspannen. Hier kann ich mal meine ganzen Sorgen vergessen, aber diesen Teil des Parks hasse ich, leider.“
„Hasst du deinen Vater?“
„Ja, ich hasse ihn.“
„Warum?“
„Er hat meine Mutter verlassen.“
„Ich sehe in dir einen anderen Grund. Es sieht so aus, als würdest du ihn nicht hassen, sondern eher vermissen.“
„Wie bitte?“
„Ich sehe, dass die Emotion für deinen Vater dich sehr geprägt hat. Du bist kein Mensch, der andere hasst.“
„Woher willst du das wissen?“
„Ich habe dich am Anfang nicht gerade gut behandelt und trotzdem hast du mich nicht gehasst. Du hast mich sogar als Freund angenommen.“
„Das ist nur, weil wir eine Mission haben. Außerdem warst du es doch, der mich beschützt hat. Du hast dein Leben doch für mich aufs Spiel gesetzt.“
„Das war für dich zweitrangig. Du solltest nicht immer deine Gefühle verbergen.“ Tom stand auf und sah Dark sauer an.
„Ich verberge meine Gefühle nicht“, antwortete er und ging weiter. Dark verschwand. Tom war genervt. Der Dämonenjäger erschien neben Tom und ging neben ihm weiter.
„Du magst nicht gern über deine Gefühle reden?“, fragte Dark.
„Ganz recht“, antwortete Tom und blieb stehen, genau wie Dark.
Plötzlich verschwand Dark. Tom sah erschrocken zu ihm, aber sofort erkannte Tom den Grund. Sandra kam direkt auf ihn zu. Das junge Mädchen hielt vor ihm an und sah ihn fragend an.
„Gehst du spazieren?“, wollte sie wissen.
„Ja, das mache ich“, antwortete er und ging weiter. Sandra kam ihn nach und sah ihn weiterhin an. Sie liefen lange Zeit stillschweigend nebeneinander her.
„Hast du das mit dem Mann geklärt?“, fragte sie und sah Tom wieder an, der nickte.
„Es war nicht leicht, aber ich habe das geschafft“, verriet er ihr.
„Dann seid ihr jetzt also wieder Freunde?“
„Ja, das sind wir.“
„Das ist gut. Du meintest Dark, oder?“
„Wie?“ Sie sah ihn ernst an.
„Er scheint sich geändert zu haben, aber das wird bestimmt nicht lange anhalten.“
„Was?“
„Ich weiß dein Geheimnis. Du bist Darks menschlicher Wirt.“
„Woher weißt du das? Ich bin aber nicht sein Wirt.“
„Du scheinst das alles nicht verstanden zu haben. Wir Menschen sind für die Dämonenjäger nur menschliche Wirte, mehr nicht. Wenn du wissen willst, woher ich das weiß, dann denk mal nach!“ Dark erschien neben Tom. Plötzlich sahen sie es beide. Neben Sandra stand Azriel als Geist.
„Du bist Azriel?“, fragte Tom.
„Nein, ich bin ihr Wirt“, antwortete Sandra und sah zu Dark.
„Seit wann weißt du das alles?“, fragte Tom.
„Als Dark erwachte, erwachten auch alle anderen Dämonenjäger. Azriel erwachte auch und erzählte mir von dir und Dark. Du solltest ihm nicht so leicht vertrauen.“
„Bitte? Warum nicht?“
„Er gehört zum Feind.“
„Was?“
„Ja, das ist nun mal so. Mir kam es schon am Anfang komisch vor, dass Dark dunkle Kräfte hat. Schon das ist Beweis genug, dass er zum Feind gehört.“
„Aber er vernichtet die Dämonen doch auch.“
„Tom, er ist ein Dämon.“
„Das ist nicht wahr.“ Dark sah zu Tom und dann zu Azriel, die ihn ganz genau beobachtete.
„Es ist doch wahr“, widersprach Sandra und sah Tom jetzt böse an.
„Sandra?“, fragte Tom.
„Ich wollte wirklich mit dir befreundet sein, Tom. Aber wenn du weiterhin mit Dark kämpfst, dann wirst du auch zu unserem Feind. Nimm den Ring ab oder wir werden Dark und dich töten.“
„Dark ist kein Dämon. Außerdem, warum hast du uns überhaupt erst geholfen und uns nicht einfach getötet.“
„Der Dämon war unser Ziel. Außerdem wollte ich dich schützen. Ich dachte, du würdest zur Vernunft kommen. Immerhin war ich es, die Azriel bat, euch nach Hause zu bringen. Tom, entscheide dich jetzt!“
„Ich werde weitermachen. Dark kann ich vertrauen, das weiß ich.“
„Dann lässt du uns leider keine andere Wahl, Tom.“
„Bitte?“
„Erwache, Azriel!“ Ihre Halskette glühte. Die Verwandlung lief genauso ab, wie bei Tom und Dark, nur dass von oben ein gelber Strahl kam. Tom wich etwas zurück.
„Kämpfe!“, befahl Azriel und richtete ihre Hände auf Tom. Gelbe Energiebälle sausten auf Tom zu. Er war wie gelähmt, aber im letzten Augenblick sprang er zur Seite.
„Erwache, Dark!“, rief Tom und verwandelte sich. Dark hatte keine Flügel und sein Schwert war auch nicht da.
„Was soll das, Dark?“, fragte Azriel.
„Was soll was?“, entgegnete Dark ernst.
„Du benutzt nicht deine ganzen Kräfte. Hältst du mich nicht für einen würdigen Gegner?“
„Du hast deine ganzen Kräfte doch auch nicht. Deshalb werde ich auch nicht meine ganze Kraft verwenden, sondern auf deinem Level bleiben.“
„Na warte, ich werde dich zerschmettern.“ Sie richtete wieder die Hände auf Dark. Diesmal war es ein gelber Strahl, dem Dark ganz einfach auswich und selbst mehrere schwarze Energiebälle auf sie abfeuerte, aber Azriel schwebte nach oben. Dark schwebte in etwa auf die gleiche Höhe.
„Ich warne dich, Dark. Gib endlich auf, dann werde ich dich nur versiegeln.“
„Tut mir Leid, Azriel, aber das kann ich nicht. Ich werde weiterhin die Dämonen jagen und einfangen.“
„Du bist doch selbst ein Dämon.“
„Bin ich nicht!“, schrie Dark und feuerte wieder mehrere schwarze Energiebälle auf sie zu. Azriel richtete die Hände nach vorn. Ein Schutzschild umgab sie. Die Dämonenjägerin lächelte.
„Du wirst nicht gewinnen, Dark.“
„Das werden wir am Ende sehen.“ Azriel ließ das Schutzschild verschwinden und feuerte einen großen gelben Energieball auf ihn zu. Dark richtete ebenfalls die Hände nach vorn, um ein Schutzschild zu errichten. Jedoch merkte er es, als der Energieball auf das Schutzschild traf. Das Schutzschild zerbrach sofort und Dark wurde zu Boden geschleudert.
Azriel schwebte auf den Boden, aber Dark stand wieder auf. Er hatte mehrere kleine Wunden, aber zum Glück keine gefährlichen Wunden. Dark biss die Zähne zusammen und unterdrückte den Schmerz in seinem Körper. Der Energieball wurde nicht einmal abgeschwächt. Dark war beeindruckt.
Azriel lächelte zu ihm und richtete wieder eine Hand auf ihn.
„Warum greifst du mich an?“, fragte Dark.
„Du bist ein Dämon und die werde ich alle beseitigen.“
„Ich bin kein Dämon. Warum sollte ich sonst die Dämonen jagen und vernichten?"
„Ich werde dir zeigen, dass du viel zu schwach bist. Du machst das doch alles bloß, um unser Vertrauen zu gewinnen. Sandra und ich werden nicht so schnell von dir getäuscht wie Tom.“
„Ich täusche euch nicht.“
„Das glaube ich dir aber nicht, Dark.“ Aus ihrer Hand kamen mehrere gelbe Energiebälle heraus und sausten auf Dark zu. Dark sprang zur Seite. Er sah wie die ganzen Energiebälle ein großes Loch in den Boden rissen.
„Du wirst den Park zerstören!“, rief er.
„Und? Keine Sorge, das wächst wieder.“
„Wir müssen diese Welt doch beschützen.“
„Du nicht, du willst sie eher zerstören.“
„Das ist nicht wahr, Azriel.“
„Ich werde dir zeigen, dass das wahr ist.“ Sie richtete wieder beide Hände auf Dark und ließ einen gelben Energiestrahl auf ihn zusausen, aber Dark errichtete wieder einen Schutzschild. Azriel wurde von gelber Energie umrandet, als das Schutzschild den Energiestrahl zurückdrängte. Plötzlich bekam sie weiße Flügel und vor ihr erschien ein Bogen. Azriel sah erschrocken zu dem Bogen und ließ den Angriff enden. Sie sah auf einmal ernst zu dem Bogen und nahm ihn in die Hand.
„Damit werde ich dich vernichten, Dark. Nun sind auch meine Kräfte erwacht.“
Dark biss die Zähne aufeinander und schloss seine Augen, als er das Schutzschild verschwinden ließ. Er bekam schwarze Flügel und in seiner Hand erschien sein Schwert. Auch sein Mantel erschien. Dark hielt sich zum Angriff bereit. Azriel tat so, als würde sie einen Pfeil an den Bogen legen und den Bogen dann spannen. Tatsächlich erschien ein Pfeil, der nur aus gelber Energie bestand.
„Fahr zur Hölle!“, rief sie und ließ den Pfeil abschießen. Der Pfeil riss den Boden unter sich auf. Dark sah erschrocken zu dem Pfeil und richtete sein Schwert dagegen. Als der Pfeil gegen die Schwertklinge stieß, wurde Dark etwas zurückgedrängt, aber er hielt Stand. Azriel schoss jedoch gleich noch einen Pfeil ab. Dark breitete seine Flügel aus und flog hoch. Eine riesige Explosion riss den Boden auf, auf dem er vorher stand.
„Hör auf!“, rief Dark, als Azriel auf seine Höhe flog.
„Warum denn?“, fragte Azriel und spannte den Bogen wieder.
„Du wirst noch jemanden verletzen.“
„Dich werde ich verletzen.“
„Wenn hier Menschen vorbeikommen, tötest du sie.“
„Jedes Mittel ist recht, um einen Dämonenritter zu beseitigen. Gib es doch endlich zu, dass du die Dämonen befehligst, die diese Stadt angreifen.“
„Ich brauche nichts zugeben, was ich nicht getan habe.“
„Ich werde dir das Handwerk legen, Dark. Du wirst den morgigen Tag nicht mehr erleben.“
„Du bist von der Idee, mich zu besiegen, völlig besessen. Unsere Mission ist es, die Dämonen zu vernichten und nicht uns gegenseitig.“
„Halt endlich deine Klappe! Hör auf zu reden und kämpfe!“ Sie ließ den Pfeil abschießen.
„Gut, du hast es so gewollt“, sagte Dark. Er schwang sein Schwert. Der Pfeil wurde abgelenkt und knallte direkt auf den Boden unter ihnen. Er riss ein tiefes Loch in den Boden. Azriel spannte den Bogen wieder und zielte wieder auf Dark. Der jedoch flog auf sie zu, als Azriel den Pfeil abschoss. Der Dämonenjäger schwang sein Schwert, damit der Pfeil abgelenkt wurde. Das wurde er auch, aber jetzt sah er, dass der Pfeil auf zwei Menschen zuflog.
Dark hielt an und flog zu den beiden Erwachsenen. Sie sahen erschrocken zu dem Pfeil. Dark landete vor ihnen und hielt sein Schwert dagegen. Er wurde etwas zurückgedrängt, aber er versuchte Stand zu halten.
Azriel sah zu Dark. Sandra erschien neben ihr als Geist und sah zu Azriel, die eine Hand auf Dark richtete.
Dark biss die Zähne verzweifelt aufeinander. Wenn Azriel einen nächsten Angriff startete, war es das Ende dieser Menschen und vielleicht auch für ihn. Doch plötzlich war er erschrocken, denn der Pfeil verschwand. Sie landete vor ihm auf dem Boden. Dark ging vor Erschöpfung auf die Knie. Sandra richtete die Hände auf die beiden Menschen, die daraufhin zu Boden fielen. Dark stand auf und sah sie böse an.
„Was hast du mit denen gemacht?“, fragte Dark.
„Ich habe ihr Gedächtnis gelöscht. Sie können sich jetzt nicht mehr an das alles erinnern. Diese Kampfschäden wieder zu beseitigen, überlasse ich dir.“
„Warum hast du den Angriff gestoppt?“
„Du hast diese Menschen gerettet.“ Sie drehte sich um und ging etwas vor, blieb jedoch wieder stehen.
„Warum hast du diese Menschen gerettet?“, fragte sie.
„Das ist unsere Mission.“
„Ich werde dir fürs Erste vertrauen, aber wenn ich merke, dass du zu den Dämonen gehörst, töte ich dich und deinen menschlichen Wirt.“
„Danke.“ Azriel verschwand. Dark sah zu seinem Ring und hielt die Hand mit dem Ring hoch. Der Ring glühte und beseitigte die ganzen Schäden. Als der Ring aufhörte zu glühen, sah alles wie vor dem Kampf aus. Dark ließ die Hände sinken. Er sah noch mal kurz zu den beiden Erwachsenen. Dann breitete er seine Flügel aus und flog nach oben hin weg.
In einer Sackgasse landete er und verwandelte sich zu Tom zurück, der erst mal auf die Knie ging. Dark erschien als Geist neben Tom und half ihm hoch. Der junge Schüler war ihm dankbar. Den restlichen Weg nach Hause rannte er sogar, weil er wissen wollte, ob seine Mutter schon da war. Als er die Wohnungstür öffnete, merkte er schon, dass seine Mutter nicht da war. Tom war enttäuscht, sodass er erst mal in sein Zimmer ging und sich dort etwas hinlegte. Es war jetzt Abends.
Tom stand nach kurzer Zeit auf und ging in die Küche. Dort machte er sich eine Schnitte zum Abendbrot.
„Willst du auch etwas, Dark?“, fragte er ins Leere, als er neben ihm erschien.
„Ich brauche nichts zu essen“, wimmelte er ab.
Tom enttäuschte diese Antwort, was Dark sofort merkte. Der Dämonenjäger verschwand schnell wieder. Der junge Schüler ging in sein Zimmer und legte sich hin, nachdem er aufgegessen hatte. Er überlegte, was Sandra wohl gerade machte. Ob sie an ihn dachte?
Kapitel 5
Der Dämon in der Schule
Es war jetzt knapp eine Woche vergangen, seitdem sie gegen Azriel gekämpft hatten. Seitdem kam kein Dämon mehr in die Stadt. Tom war froh darüber, denn auch Dark konnte sich dann endlich mal erholen, aber trotzdem verunsicherte ihn etwas. Wenn die Dämonen jetzt nicht mehr angriffen, konnte es bedeuten, dass Azriel sie ganz allein besiegte. Dark jedoch hatte bis jetzt auch keine Dämonenaura festgestellt, was Tom dann doch etwas beruhigte.
Heute war Freitag, der letzte Schultag endlich, bevor Wochenende war. Sandra sprach jetzt auch wieder mit ihm normal, sogar Azriel. Langsam dachte Tom, dass sie alle vier gute Freunde sein könnten, obwohl Azriel noch recht vorsichtig war. Trotzdem vertraute sie Dark langsam. Als Tom auf dem Schulweg war, kam Sandra ihm entgegen.
„Guten Morgen, Tom“, begrüßte sie ihn und ging mit ihm zusammen weiter.
„Guten Morgen, Sandra“, antwortete er und lächelte.
„Was machst du denn heute?“
„Na ja, ich habe nichts vor. Meine Mutter ist arbeiten.“
„Oh, dann könnten wir heute doch etwas spazieren gehen.“
„Klar, warum nicht.“
„Azriel ist nämlich nicht da.“
„Azriel ist nicht da? Wo ist sie denn?“
„Keine Ahnung. Heute Morgen war sie einfach verschwunden. Sie sagt mir nie, wohin sie geht. Azriel kommt dann einfach irgendwann zurück und antwortet mir gar nicht auf die Frage, wo sie war.“
„Sie hat vielleicht Manieren. Dark geht doch auch nicht, ohne mir was zu sagen.“ Dark erschien neben ihm. Sandra bemerkte ihn sofort.
„Guten Morgen, Dark“, begrüßte sie ihn schnell.
„Guten Morgen, Sandra“, antwortete er und sah fragend zu ihr.
„Was hast du denn, Dark?“, fragte Tom und sah zu ihm.
„Nichts“, antwortete er und verschwand wieder.
„Er mag dir wohl auch nicht immer antworten“, lachte sie.
„Ja, da haben wir wirklich was gemeinsam. Trotzdem würde er nicht gehen, weil er Angst hat, ein Dämon könnte auftauchen und uns angreifen, während er weg ist.“
„Azriel scheint das wohl nicht zu stören, aber ich finde das ganz gut, wenn sie manchmal nicht da ist.“
„Warum denn?“
„Ich habe nichts gegen Azriel, aber seitdem hat man kaum noch Privatsphäre. Meine Mutter hat mich vor einer Woche gefragt, woher ich die Schrammen habe. Jedes Mal muss ich sie anlügen, obwohl ich das gar nicht will.“
„Da müssen wir leider durch. Wir müssen sie weiter anlügen. Meine Mutter hat das noch gar nicht gemerkt, weil sie immer erst spät nach Hause kommt, wenn ich schon im Bett liege und schlafe.“
„Hast du ein Glück.“
„Na ja, macht nicht gerade Spaß immer allein zu sein.“
„Deshalb gehen wir heute ja auch spazieren.“
„Okay, dann machen wir das so.“
Als sie endlich an der Schule ankamen, gingen sie sofort in den Klassenraum und setzten sich an ihren Platz. Kathrin sah Tom lächelnd an, was er auch mit einem Lächeln erwiderte. Sie war froh, dass Tom endlich wieder hier war. Jetzt konnte sie wieder ganz beruhigt sein. Eigentlich wollte Kathrin ihn mal Zuhause besuchen, aber sie hatte sich nicht getraut. Warum wusste sie aber selbst nicht. Tom hätte sich doch bestimmt gefreut, wenn er Besuch bekommen hätte.
„Kathrin scheint dich zu mögen“, bemerkte Sandra lächelnd, so leise, dass Kathrin es nicht hörte.
„Ja, sie hatte nie etwas gegen mich“, bejahte Tom. Die Klassenlehrerin kam dann auch gleich rein, da es zum Unterricht geklingelt hatte. Alle saßen ruhig auf ihrem Platz und hörten ihr zu. Es war gerade Biologieunterricht, das war Toms Lieblingsstunde. Plötzlich erschien Dark neben Tom und sah ernst zu der Frau.
„Was hast du, Dark?“, dachte er sich. Sandra sah ihn auch fragend an.
„Ich dachte, ich hätte gerade eine Dämonenaura gespürt“, antwortete er.
„Ist es ein Dämon?“
„Ich weiß es nicht, aber ich werde die Erkennungsmagie des Ringes ausschalten, damit der Ring jetzt nicht aufleuchtet.“
„Ja, aber sage mir, wenn du wieder eine Dämonenaura spürst!“
„Ja, mache ich. Warte, da ist wieder diese Aura.“
„Was ist es denn?“
„Ich weiß es nicht, diese Aura versucht sich zu verstecken.“
„Geht das?“
„Ja, das geht, aber dann ist das kein normaler Dämon. Ich habe keine Chance es herauszubekommen, ob es ein Dämon oder Dämonenjäger ist. Azriel ist es jedenfalls nicht, das weiß ich.“
„Was könnte es dann sein?“
„Ich habe keine Ahnung, aber ich kann mal nachsehen, woher es kommt. Sobald euch etwas angreift, rufst du über deine Gedanken nach mir.“
„Ja, das mache ich.“
Dark verschwand. Der junge Schüler spürte, wie seine Aura sich von ihm entfernte. Tom sah Sandra an, die nickte um zu zeigen, dass sie verstand. Sie konzentrierten sich wieder auf den Unterricht. Tom wünschte sich, dass es kein Dämon sein sollte.
Zur Pause merkte Tom, dass Dark immer noch nicht zurück war. Langsam machte er sich Sorgen um Dark. „Was war, wenn Dark einem Dämon begegnet war und jetzt in Schwierigkeiten steckte?“
„Sag mal, Sandra, hast du gemerkt, dass seit einer Woche kein Dämon mehr aufgetaucht ist?“, fragte Tom.
„Ja, das ist mir aufgefallen“, antwortete Sandra.
„Ich dachte eigentlich, ihr hättet sie vielleicht besiegt.“
„Nein, Azriel hatte sich deswegen auch schon gewundert.“
„Das heißt, sie könnten dahinter stecken, dass Dark und Azriel noch nicht zurück sind.“
„Wir können aber nicht vom Unterricht weg.“
„Ja, das ist ja das Problem.“ Sandra stand auf, denn plötzlich hatte sie ein komisches Gefühl. Tom sah sie fragend an, denn er sah, dass der Glanz aus ihren Augen verschwand.
„Ist irgendwas nicht in Ordnung?“, fragte Tom und stand auf.
„Alles in Ordnung“, antwortete sie und setzte sich wieder auf ihren Platz.
Tom spürte sofort, dass etwas war, aber er wollte nicht weiter fragen. Trotzdem, es könnte etwas mit Dark oder Azriel zu tun haben. Warum sagte sie nicht, was war? Daher setzte er sich wieder.
„Sag mal, Tom, ist Dark immer noch nicht zurück?“, fragte sie.
„Nein, das weißt du doch eigentlich.“
„Hätte sein können, dass er jetzt wieder zurück gekommen wäre. Nach dem Unterricht sollten wir ihn suchen.“
„Vielleicht kann ich ihn mit dem Ring finden. Damit bin ich ja mit Dark verbunden, vielleicht hilft das. Ich werde das gleich zur Hofpause einsetzen.“
„Mach das.“ Da Tom wieder zur Lehrerin sah, da es geklingelt hatte, sah er Sandras böses Lächeln nicht. Der Glanz war immer noch aus ihren Augen fort. Tom sah immer wieder jede Minute nervös auf die Uhr.
„Was ist denn mit dir, Tom?“, fragte Frau Kasuma, seine Klassenlehrerin.
„Nichts“, antwortete Tom schnell und lächelte.
„Vielleicht geht es ihm noch nicht so gut“, meinte Sandra, woraufhin Tom sie fragend ansah.
„Wenn etwas ist, dann sag Bescheid!“, befahl Frau Kasuma.
„Ist gut“, antwortete Tom.
„Was sollte das?“, fragte Tom an Sandra gewandt leise.
„Ich weiß gar nicht, was du meinst“, antwortete Sandra und schrieb weiter von der Tafel ab.
„Was hast du denn?“
„Gar nichts.“
„Sicher?“
„Ja, mir geht es gut.“ Sie sah Tom böse an. Daraufhin änderte sich sein fragender Ausdruck in einen unsicheren Ausdruck.
„Schon vergessen, dass ich dir immer noch nicht ganz vertraue?“, fragte Sandra.
„Was soll das denn jetzt?“, fragte Tom.
„Immerhin kannst du ja nicht einmal Dark finden.“
„Was ist bitte schön in dich gefahren?“, schrie er und sprang von seinem Stuhl auf. Alle sahen ihn fragend an. Sandra jedoch lächelte nur.
„Ich glaube, es geht ihm immer noch schlecht“, sagte Sandra zu Frau Kasuma.
„Das glaube ich auch“, antwortete sie.
„Es geht mir gut“, entgegnete er.
„Ich werde ihn mal nach draußen begleiten. Vielleicht reicht etwas frische Luft.“
„Ja, mach das, Sandra“, freute sich die Lehrerin. Tom sah sie fragend an und folgte ihr aus dem Klassenraum auf den Schulhof.
„Was soll das denn?“, fragte Tom, als sie stehen blieben.
„Wolltest du nicht nach Dark suchen?“, antwortete sie mit einer Gegenfrage. Tom sah zu ihr und dann zu dem Ring. Er hielt ihn auf Augenhöhe und schloss dann die Augen. Sandra lächelte wieder böse und triumphierend. Tom konzentrierte sich stark auf Darks Aura. Er durchsuchte damit die ganze Gegend ab. Schließlich fand er sie. Tom öffnete seine Augen und rannte wieder in die Schule. Sandra folgte ihm.
Auf dem Dachboden öffnete Tom die Tür zu einem großen Raum und entdeckte Dark, der durch Pflanzenranken an der Wand gefesselt war. Tom rannte zu ihm, er war bewusstlos.
„Dark?“, rief er. Sofort öffnete er seine Augen und sah zu Tom, dessen Name er auch flüsterte. Tom berührte die Pflanzenranken, aber sofort wurde er von schwarzer Energie wieder zurückgeschleudert. Er landete genau vor Sandra, stand aber wieder auf und ging zu ihm, aber diesmal berührte er die Ranken nicht.
„Sandra“, stammelte Dark.
„Was?“, fragte Tom.
„Sie kontrolliert das alles“, mühte er sich ab.
„Wie bitte? Sandra?“ Tom drehte sich erschrocken zu ihr um. Sie jedoch lächelte nur und richtete eine Hand auf Tom und Dark, die sie erschrocken ansahen. Kurz darauf sauste auch schon ein schwarzer Energiestrahl auf sie zu.
„Lauf!“, befahl Dark. Tom stand wie angewurzelt da, aber plötzlich glühte sein Ring. Ein Schutzschild errichtete sich vor den beiden und schützte sie. Der Energiestrahl prallte dagegen. Sandra lachte laut auf.
„Warum, Sandra?“, fragte Tom, der sich wieder gefangen hatte.
„Du warst mir schon zulange ein Dorn im Auge“, antwortete sie und griff sie wieder mit einem schwarzen Energiestrahl an. Wieder prallte er gegen das Schutzschild, aber diesmal zerbrach das Schutzschild.
„Lauf!“, befahl Dark, aber Tom blieb stehen. Er drehte sich zu Dark um und versuchte wieder die Ranken von ihm wegzubekommen. Es schmerzte, als die dunkle Energie durch seinen Körper hindurchfloss, aber er ließ nicht los.
„Tom?“, fragte Dark. Plötzlich glühte der Ring an Toms Hand. Sofort fing auch Darks Ring an zu glühen. Beide wurden in eine Dunkelheit gehüllt.
„Was?“, fragte Sandra erschrocken und sah entsetzt zu den beiden.
Tom öffnete die Augen. Seine Arme hatte er schon runtergenommen. Er erinnerte sich daran, dass beide Ringe anfingen zu glühen. Alles um ihn herum war schwarz, aber er sah es, Dark stand vor ihm. Sie schienen auf einem unsichtbaren Boden zu stehen.
„Wie konnte das passieren?“, fragte Tom mit Tränen in den Augen.
„Es ist nicht deine Schuld“, antwortete Dark und ging näher an ihn heran.
„Wie konnte ein Dämon die Kontrolle über sie gewinnen?“
„Du kannst dagegen nichts machen. Die Dämonen versuchen dich zu verletzen, also gehen sie an die Menschen heran, die dir etwas bedeuten.“
„Wie können sie nur?“
„Tom, das musste irgendwann passieren.“
„Aber, warum? Warum konnten sie von Sandra Besitz ergreifen, wenn sie es von mir nicht können, wenn du da bist? Wie, Dark?“
„Tom, sie war nicht da, als der Dämon Besitz von ihr ergriff. Der Dämon hatte sie überlistet. Sie halten Azriel ganz bestimmt irgendwo gefangen. Solange sie nicht da ist, kann der Dämon von ihr Besitz ergreifen. Das ist mir klar geworden, also wollte ich sofort zu dir zurück, aber dann hatte mich dieser Dämonenherr schon gefangen.“
„Dämonenherr?“
„Ja, sie sind einen Rang über den Dämonen und können ebenfalls von Dämonenrittern kontrolliert werden. Ganz im Gegensatz zu einfachen Dämonen, können sie ihre Umwelt in den Kampf mit einbeziehen. Kein normaler Dämon hätte mich einfangen können, aber Dämonenherren haben die Fähigkeit nicht nur Menschen oder festen Gegenständen Energie abzuziehen, sondern auch spirituellen Wesen, wie Geister.“
„Wir müssen ihn vernichten.“
„Das weiß ich, aber es wäre leichter, Azriel zu finden um sie in Sandras Körper zu bringen.“
„Dafür haben wir keine Zeit.“
„Da stimme ich dir zu.“ Dark wischte mit seinem Daumen die Tränen aus Toms Gesicht und lächelte. Tom sah ihn fragend an.
„Wir schaffen das“, ermutigte Dark Tom, woraufhin er lächelte.
„Danke, Dark.“
„Nein, ich sollte dir danken. Du hast es geschafft, mich zu befreien. Der Ring hatte auf deinen Ruf hin reagiert.“
„Gut, lass uns den Dämonenherren besiegen.“
„Ja, lass es uns tun.“ Tom schloss seine Augen. Dark legte eine Hand auf seine Schulter. Tom spürte, wie seine Energie durch ihn hindurchfloss. Schwarze Energie umrandete ihn. Plötzlich färbten sich seine Haare schwarz, wurden länger, banden sich aber selbst zum Pferdeschwanz. Bald sah er aus, wie Dark. Kurz darauf stand er statt Tom da. Er öffnete seine Augen und drehte sich um. Das Schwarze um ihnen verschwand und sie waren wieder in dem Raum auf dem Dachboden.
„Wie kann das sein?“, fragte Sandra.
„Willst du nicht alleine kämpfen?“, fragte Dark.
„Warum sollte ich? Ich weiß, dass Tom es nicht zulassen würde, dass du dieses Mädchen tötest.“
„Dann werde ich dich eben daraus zwingen.“
„Wie willst du das machen?“ Dark war noch auf dem niedrigeren Level, das hieß er hatte zurzeit kein Schwert und keine Flügel. Sandra lachte auf einmal laut auf. Dark sah sie böse an.
„Was ist so lustig?“, fragte Dark.
„Die Energie der Schüler hier, wird unserem Herrn sehr gut bekommen.“
„Das wagst du nicht.“ Plötzlich wurden die Wände grau. Dark sah erschrocken zu Sandra, die immer noch lachte, aber jetzt aufhörte und eine Hand auf ihn richtete. Mehrere Pflanzenranken sausten von links auf ihn zu. Dark biss seine Zähne aufeinander.
Kathrin sah erschrocken nach draußen. Der Himmel wurde grau, sogar Blitze zuckten. Die anderen Schüler waren erschrocken. Gerade eben war doch noch Sonnenschein. Frau Kasuma war besorgt, das merkte Kathrin.
„Ich werde mal nach Sandra und Tom sehen“, sagte Kathrin. Alle Schüler und auch Frau Kasuma sahen sie erstaunt an. Sonst war sie doch eher die Schüchterne.
„Mach das“, antwortete Frau Kasuma erleichtert. Kathrin rannte aus dem Klassenzimmer heraus und schloss die Zimmertür hinter sich. Wo sollte sie anfangen zu suchen? „Sie wollten doch an die frische Luft.“ Also rannte sie schnell zur Schultür, doch plötzlich hatte sie ein komisches Gefühl. Es war ein Schwindelgefühl. Als sie jedoch ihre Hand um das Kreuz an ihrem Armband schloss, hörte das Schwindelgefühl auf. Sie wollte gerade weiterrennen, als sie auf einmal eine Explosion auf dem Dachboden hörte.
Kathrin bekam Angst. Sie fasste sich ein Herz und rannte die Treppen in den nächsten Stockwerk hinauf. Der Dachboden jedoch war noch zwei Stockwerke höher. Etwas war anders hier, die Wände waren so grau. Es klingelte. Sie wartete kurz. Eigentlich würden jetzt die Schüler herausgestürmt kommen, aber es kam niemand. Kathrin ging zu einem Klassenzimmer. Durch das Glas an der Zimmertür sah sie etwas Erschreckendes. Alle Schüler und auch der Lehrer lagen bewusstlos auf dem Boden.
„Was ist hier los?“, fragte Kathrin voller Angst eher sich selbst. Sie rannte wieder zur Treppe, aber sie wollte nicht nach unten, sondern oben auf dem Dachboden nachsehen. Also ging sie langsam die Treppen hinauf. Als sie oben angekommen war, öffnete sie die Tür zu einem großen Raum und sah das Erschreckende. Ein riesiges Loch war an der rechten Wand. Auch hier waren die Wände grau. Kathrin ging zu dem Loch und sah einen Mann mit schwarzen Flügeln, der in der Luft auf der Stelle flog. Er hatte ein Schwert in der Hand. Sein langer Mantel war schwarz und flatterte vergnügt im Wind, da er ihn offen trug. Seine langen Haare waren ebenfalls schwarz und zu einem lockeren Zopf gebunden. Die andere Person war Sandra.
„Sandra?“, fragte Kathrin. Sie schwebte etwas vor Dark und sah zu Kathrin. Dark sah auch erschrocken zu ihr. Sandra grinste und richtete eine Hand auf Kathrin. Mehrere Ranken kamen hinter Kathrin hervor und ergriffen sie an beiden Armen und Beinen. Die Ranken hoben sie in die Höhe und brachten sie näher zu Sandra.
Dark sah die Angst in Kathrins Augen.
Dark stand immer noch im Zimmer und sah die Ranken, die von links kamen. Er sprang nach hinten. Die Ranken rissen ein riesiges Loch aus der Wand. Es hörte sich wie eine Explosion an. Dark bekam Flügel, sein Schwert und seinen Mantel. Durch das Loch flog er hinaus und blieb nach kurzer Zeit stehen, er flog auf der Stelle. Jedoch folgte Sandra ihm und griff ihn wieder mit Ranken an. Dark schwang sein Schwert und durchschnitt die Ranken.
„Glaubst du wirklich, du könntest mich mit solchen Ranken besiegen?“, fragte Dark böse.
„Lass dich überraschen!“, lachte Sandra und hielt vor ihm an. Plötzlich hörten sie jemanden Sandras Namen rufen. Kathrin, sie stand vor dem Loch und sah erschrocken zu ihnen herüber. Sandra ergriff sofort die Chance und richtete ihre Hand auf Kathrin, die immer noch wie angewurzelt dastand.
Ranken erschienen hinter Kathrin und ergriffen sie an beiden Armen und Beinen. Sie brachten sie zu Sandra. Dark sah Kathrin ganz genau in die Augen und sah die Angst.
„Hör auf damit!“, befahl Dark.
„Warum denn?“, fragte Sandra.
„Sie ist nur ein wehrloses Schulmädchen.“
„So etwas würde der Dark niemals sagen, den ich kenne.“
„Wie bitte?“
„Ja, du hättest damals sogar wehrlose kleine Schulmädchen getötet um deinem Herrn Energie zu geben.“
„Das ist vorbei. Ich bin kein Spielball des Dämonenkönigs mehr.“
„Was du nichts sagst.“
„Wie bitte?“
„Ich glaube, dass du trotzdem noch ein Spielball des Dämonenkönigs bist. Du würdest immer noch Befehle von ihm entgegen nehmen und damit Tom verraten, in dessen Körper du lebst.“
„Tom?“, fragte Kathrin mit erschrockenem Blick.
„Haha, das macht doch Spaß, Dark. Dann werde ich doch mal dieses Mädchen töten, bevor sie noch mehr miterleben muss. Trotzdem ist es doch eigentlich nicht normal, dass sie nicht schläft.“
„Was?“, fragte Dark. Plötzlich ließen die Ranken sie los. Kathrin schrie, als sie fiel. Dark flog Kathrin hinterher. Kurz darauf fing er sie auf und landete auf dem Boden mit ihr. Auf dem Boden setzte er sie ab.
„Bist du es, Tom?“, fragte Kathrin voller Angst.
„Nein, ich bin Dark. Ich lebe in Toms Körper. Schnell, geh dich verstecken.“
„Wo ist Tom?“
„Es geht ihm gut, ich benutze gerade seinen Körper. Keine Angst, ich beschütze ihn.“
„Okay. Pass auf!“ Dark drehte sich erschrocken um und sah, wie die spitzen Ranken auf ihn zukamen. Eine Ranke durchbohrte sein rechtes Bein, eine seinen linken Arm und die letzte seine linke Schulter. Er ging auf die Knie, denn der Schmerz war zu stark. Sandra landete mit einer weiten Entfernung vor ihm und richtete eine Hand auf ihn.
„Lauf weg!“, befahl Dark. Dann kam der schwarze Energiestrahl auch schon auf sie zu. Kathrin sah erschrocken zu dem Energiestrahl, aber Dark richtete sein Schwert dagegen, als er sich zwang aufzustehen. Tom erschien als Geist neben Dark und sah besorgt zu ihm, doch er hatte die gleichen Verletzungen.
„Tom?“, fragte Kathrin. Dark sah zu Tom.
„Sie kann dich sehen?“, fragte Dark die Attacke weiter abwehrend.
„Anscheinend. Lauf schnell weg, Kathrin!“
„Nein, du bist doch in Gefahr.“
„Wir schaffen das schon.“ Kathrin war anscheinend nicht wirklich damit einverstanden, aber trotzdem stand sie auf und rannte weg. Sandra lachte und beendete den Angriff. Sie richtete stattdessen die Hand auf Kathrin. Dark sah erschrocken zu Kathrin, die weiterrannte. Dark breitete seine Flügel aus und flog zu ihr. Als er sie gerade an den Armen packte um sie mitzunehmen, traf eine Ranke auch schon. Das Blut spritzte sofort auf den Boden.
Kathrin sah erschrocken zu Dark, der seine Zähne vor Schmerz zusammenbiss. Die Ranke ragte aus seinem Bauch heraus. Dark ging wieder auf die Knie und hustete Blut aus. Kathrin legte eine Hand auf Darks Schulter. Aus Darks Mund kam immer mehr Blut heraus. Ihr kamen Tränen über die Wange gelaufen.
„Warum hast du mich beschützt?“, fragte sie.
„Tom hätte es mir nie verziehen, wenn dir etwas passiert wäre. Ich wollte dich eigentlich mit nach oben nehmen. Kaum zu glauben, dass die Kräfte dieses Dämonenherren so stark sind.“
„Dark?“ Plötzlich hörten sie wie Sandra genau hinter Dark stand. Sie richtete eine Hand auf die beiden. Dark sah sie erschrocken an. Ohne nachzudenken, schubste er Kathrin zur Seite. Sofort kamen Dämonenbälle aus ihrer Hand. Als sie Dark berührten, explodierten sie.
Staub wurde aufgewirbelt. Kathrin, die lag, stand schnell auf und sah zu dem Staub. Sie rannte einfach hinein. Mitten drin, sah sie Dark, der am Boden lag. Unter ihm war eine riesige Blutlache. Kathrin kamen Tränen über die Wangen. Sandra flog aus dem Staub hinaus und lachte.
Kathrin kniete sich neben Dark hin, der bewusstlos war. Sie drehte ihn auf den Rücken, da er auf dem Bauch lag. Kathrin sah das ganze Blut an seinem Körper und die ganzen Verletzungen. Er atmete schwer und stockend.
„Dark?“, fragte sie. Er öffnete seine Augen leicht. Der Glanz aus seinen Augen war verschwunden.
„Lauf weg!“, befahl er voller Schmerzen.
„Nein!“, entgegnete Kathrin mit Tränen in den Augen. Dark biss die Zähne vor Schmerz zusammen und wurde wieder bewusstlos.
„Dark, nein!“, schrie sie. Plötzlich reagierte das Kreuz an ihrem Armband. Sie glühte zusammen mit dem Armband.
„Was ist das?“, fragte Sandra. Auf einmal kam aus dem Staub ein weißer Energiestrahl direkt auf sie zu.
„Was?“, rief sie und wurde sofort getroffen. Doch der Strahl traf nur den Dämon, nicht Sandra. Er wurde aus Sandra herausgezogen und verschwand. Sandra fiel zu Boden, zum Glück schwebte sie ja vorher kurz über dem Boden, bevor sie bewusstlos dalag. Kathrin legte eine Hand auf Darks Wunde. Er wachte auf und ergriff ihre Hand.
„Hab keine Angst“, versuchte sie ihn zu beruhigen und berührte seine Wunde. Der Schmerz verging, die Wunden heilten sogar, bis sie ganz weg waren. Danach hörte das Glühen auf und Kathrin fiel erschöpft nach vorn, aber Dark fing sie auf. Er verwandelte sich zu Tom zurück. Sie sah ihn sanft lächelnd an und richtete sich langsam wieder auf.
„Ich hätte nicht gedacht, dass jemand eine ähnliche Kraft hat, wie ich sie habe“, meinte Kathrin lächelnd.
„Du bist auch eine Dämonenjägerin?“, fragte Tom.
„Ja, ich kann es aber nicht kontrollieren. Meine Partnerin schläft nur, sie überlässt mir das alles. Ich habe die heilige Kraft.“
„Die heilige Kraft?“
„Ja, ich kann andere heilen und Dämonen austreiben.“
„Achso, das ist ja interessant. Danke, dass du uns gerettet hast. Ohne dich wären wir jetzt tot.“
„Ich habe ihm Probleme bereitet. Das tut mir Leid.“ Dark erschien als Geist neben ihnen.
„Das ist in Ordnung. Tom, wir müssen Azriel finden und den Dämonenherren besiegen.“
„Ja.“
„Lasst mich mitkommen!“, befahl Kathrin.
„In Ordnung, aber du bleibst bei uns!“, antwortete Tom. Kathrin nickte, während Dark wieder verschwand. Sie gingen zu Sandra, die kurz darauf erwachte.
„Was ist denn passiert?“, fragte sie noch ganz benommen, als sich Tom und Kathrin leicht über sie beugten.
„Ein Dämonenherr hat dich kontrolliert“, antwortete Tom.
„Ein Dämonenherr? Aber Azriel lebt doch schon in mir.“
„Ja, schon, aber sie ist nicht gerade hier, womit die Dämonen leichtes Spiel haben“, sagte Kathrin.
„Was machst du denn hier, Kathrin?“
„Nun ja, ich habe die heilige Kraft, auch ich bin eine Dämonenjägerin.“
„Achso, deshalb war also immer diese dritte Aura im Klassenraum. Ich habe mich öfters gefragt, wo die herkommt. Selbst Azriel wusste es nie. Wo ist Azriel?“
„Der Dämonenherr hält sie gefangen“, antwortete Kathrin und stand auf. Sandra stand auch schnell auf.
„Wir holen sie zurück, Sandra“, versicherte Tom ihr und stand zusammen mit Sandra ebenfalls auf.
„Ich gehe auch“, beschloss sie.
„Aber, Azriel ist nicht hier“, entgegnete Tom.
„Noch ein Grund mehr.“
„Also gut, aber bleib bei uns.“ Sandra nickte. Zusammen gingen sie in die Schule, denn alle waren sich sicher, dass er und Azriel dort waren.
Kapitel 6
Darks Zweifel
Sie hatten ein gutes Gefühl, als sie im Treppenhaus der Schule standen, denn alles war immer noch totenstill. Tom ging voran, er konnte immerhin als Einzigster gegen die Dämonen kämpfen, Kathrin konnte sie ja nur austreiben.
„Die Aura kommt aus der zweiten Etage, in dem unser Klassenzimmer ist“, sagte Kathrin.
„Dann versucht er etwas, oder?“, fragte Sandra.
„Durch die Austreibung aus deinem Körper wurde er stark geschwächt, also holt er sich die Energie von den Schülern wieder“, antwortete Dark.
„Das müssen wir verhindern“, bemerkte Sandra.
„Da kommt etwas.“
„Was kommt da, Dark?“, fragte Tom, aber er sah es schon. Von vorne kamen ihnen einfache Dämonen entgegen. Tom hielt seine Hand mit dem Ring nach oben.
„Erwache, Dark!“, rief er und die übliche Verwandlung spielte sich ab. Wieder war er nur auf dem unteren Energielevel. Dark sah die Dämonen fragend an, denn sie schienen ihn gar nicht zu beachten. Nein, ihr Interesse galt jemand anderem aus der Gruppe, also richtete Dark aber sofort eine Hand auf sie. Ein schwarzer Energiestrahl kam aus seiner Hand und sauste auf die Dämonen zu, aber sie wurden von einem Schutzschild geschützt.
„Was?“, fragte Dark, der total erschrocken war.
„Wie kann das denn sein?“, fragte Sandra.
„Sie werden geschützt“, antwortete Kathrin, die das sofort erkannte.
„Wahrscheinlich werden die von dem Dämonenherren beschützt“, meinte Dark und biss die Zähne aufeinander.
„Am besten wäre es, die Verbindung zu kappen“, vermutete Kathrin.
„Und wie soll Dark das machen?“, fragte Sandra.
„Ich versuche die Verbindung auszumachen, während er die Dämonen beschäftigt“, beschloss sie und schloss die Augen. Dark sah wieder zu den Dämonen, denn vorher sah er die ganze Zeit Kathrin an. Er sah, dass die Dämonen näher kamen. Dark ging auf den nächsten Level seiner Kräfte und schwang sein Schwert. Jedoch prallte sein Schwert an dem Schutzschild ab, aber er sah, dass ein kleiner Riss im Schild entstand, also rammte er die Schwertspitze in den Riss. Jede Menge schwarze Energie floss heraus, aber das Schild zerbrach.
„Es ist genau vor dir, ein kleiner dünner schwarzer Faden“, rief Kathrin, als sie ihre Augen öffnete. Jetzt sah es Dark, als er genauer hinsah. Zwei Dämonen versperrten ihm den Weg. Jetzt kamen aber auch Dämonen von hinten. Dark breitete seine Flügel aus und flog durch die Dämonenmenge hindurch. Als er den Faden vor sich sah, schwang er sein Schwert und durchschnitt somit den Faden.
Die Dämonen flogen auf die beiden Mädchen und Dark zu, der sofort wieder zurückflog. Dark hielt seine rechte Hand hoch, die in einen schwarzen Energieball gehüllt wurde. Der Energieball wurde etwas größer. Wenig später wurden alle Dämonen von schwarzer Energie getroffen und verschwanden.
Nur einer war übrig. Er ergriff Kathrin. Dark und Sandra sahen erschrocken zu Kathrin und wollten zu ihnen, aber sie verschwanden.
„Kathrin?“, rief Sandra, aber es war zu spät.
„Verdammt, wieso ist mir der nicht aufgefallen?“, fragte er sich eher selbst.
„Wir müssen ihr helfen“, sagte Sandra und sah Dark an, der nickte. Tom erschien als Geist neben Dark und sah ihn an, denn Dark schien irgendwas zu interessieren.
„Der Dämonenherr muss in eurem Klassenzimmer sein“, vermutete Dark.
„Das sagte Kathrin“, pflichtete Sandra ihm bei.
„Dark?“, fragte Tom.
„Was denn?“, reagierte er ruhig und sah zu Tom.
„Der Dämonenherr nannte dich doch einen Spielball des Dämonenkönigs. Was meinte er damit denn?“
„Das ist doch total uninteressant“, wich er der Frage aus.
„Mich interessiert das aber“, entgegnete er. Plötzlich kam wieder ein Dämon, der hinter Sandra auftauchte. Dark sah Sandra erschrocken an und ergriff sein Schwert, aber der Dämonenherr erschien hinter ihm. Dark drehte sich erschrocken um, aber da hatte er schon seine Faust in Darks Bauch gehauen. Dark sah ihn erschrocken an und brach bewusstlos zusammen.
„Wach auf! Dark, wach endlich auf!“ Er öffnete langsam seine Augen und sah Tom, der sich als Geist über ihn beugte. Dark setzte sich auf und sah ihn fragend an. Dann sah er sich schnell um, aber fand nicht, was er suchte.
„Wo ist Sandra?“, fragte Dark.
„Sie haben Sandra bestimmt mitgenommen“, antwortete Tom.
„Du warst auch bewusstlos?“
„Ja. Ich will aber trotzdem wissen, warum er dich so nannte.“
„Wie?“
„Warum nannte er dich Spielball des Dämonenkönigs?“
„Du lässt wohl nicht locker. Bevor ich Camilla kennen lernte, war ich ein Dämonenritter. Ich war der beste Dämonenritter und somit die rechte Hand des Dämonenkönigs. Damals war ich bereit, jeden für ihn zu töten, denn ich war überzeugt von ihm. Ich wurde damals ein Dämon, weil ich selbst Leid und Schmerz erfahren hatte. Diese Schwäche hatte er ausgenutzt und mich zu einem perfekten Diener gemacht, der alles für ihn tat, aber dann gab er mir den Befehl Camilla zu töten. Ich kannte sie noch nicht, ich hatte immer nur erfahren, dass sie die beste Dämonenjägerin sein musste. Als wir uns das erste Mal trafen, verliebte ich mich sofort in sie. Anscheinend war es Schicksal. Seitdem war ich dann ein Dämonenjäger und jagte die Dämonen zusammen mit ihr.“
„Du warst ein Dämon?“
„Ja, ich bin es immer noch. Ich kann es nicht rückgängig machen, dass ich mich damals falsch entschied, aber Camilla hatte mich trotzdem akzeptiert und mir geholfen von dem Dämonenkönig wegzukommen.“
„Du würdest dem Dämonenkönig aber nicht mehr helfen, oder?“
„Nein, niemals.“
„Wir sind doch Freunde, oder?“ Dark sah ihn erschrocken an und sah traurig auf den Boden. Er erinnerte sich an die Worte des Dämonenkönigs, als er ihn vor ein paar Wochen sagte, er würde wieder für ihn Dämonenjäger töten.
„Ja, das sind wir“, antwortete Dark und drehte sich um.
„Du lügst mich doch an“, merkte Tom und sah ihn erschrocken an. Tom fasste ihn am Arm und drehte ihn zu sich herum.
„Warum lügst du mich an?“, fragte Tom.
„Ich lüge dich nicht an“, entgegnete Dark.
„Natürlich. Du musstest so lange überlegen und außerdem hast du dich doch einfach umgedreht.“
„Du siehst Gespenster, Tom.“
„Du arbeitest immer noch für ihn, oder?“
„Wieso fragst du mich so etwas? Ich jage doch die Dämonen.“
„Wenn du mein Partner bist, dann bin ich doch eigentlich auch ein Dämon.“ Dark sah ihn erschrocken an, aber der Blick wurde traurig und mitfühlend.
„Was redest du da? Du bist kein Dämon, genauso wenig wie ich für den Dämonenkönig arbeite.“
„Du lügst mich an.“
„Tom?“
„Was? Es stimmt doch. Ich fand es doch auch immer komisch, dass du dunkle Energie hast.“ Dark biss die Zähne aufeinander, hob die Hand und klatschte ihm eine direkt auf die Wange. Toms Kopf wurde zur Seite gerissen. Er hielt seine Hand an die Wange und sah ihn erschrocken an.
„Hör auf so einen Mist zu reden!“, befahl Dark.
„Warum sagst du mir dann nicht einfach die Wahrheit?“, schrie Tom und verschwand. Dark biss wieder die Zähne aufeinander. Wie sollte er es denn Tom sagen können? Eigentlich konnte er immer jeden seiner Partner einfach töten, aber bei Tom war es etwas anderes. Er hatte ihm damals geholfen, ihn beschützt. Niemand, außer Camilla, hatte ihn jemals verteidigt oder beschützt. Außerdem hatte Tom ihm wahre Freundschaft beigebracht. Er ballte seine Hand zur Faust. Was sollte er tun?
Dark ging die Treppe hoch. Er hatte, kurz nachdem er bewusstlos wurde, wieder auf den niedrigeren Level gewechselt. Der Dämonenjäger merkte, dass Tom einfach nicht mit ihm reden wollte. Warum fiel ihm die Entscheidung so schwer? Warum konnte er sich nicht zwischen den Dämonenkönig und Tom entscheiden? Außerdem dachte er an die Worte von Camilla, dass Tom es wert war, seine Kräfte zu haben. Aber er hatte dem Dämonenkönig doch ewige Treue geschworen, auch als er Camilla liebte. Sicher wollte er mit Camilla leben, aber der Dämonenkönig war immer noch sein Herr und Meister. Also für wen sollte er sich entscheiden? „Für Tom und Camilla oder für den Dämonenkönig?“
Er dachte daran, dass er jeden seiner vorherigen Partner tötete, nachdem sie den Ring wegwarfen. Es waren nicht die niedrigen Dämonen. Er war es, um die Anzahl der Dämonenjäger zu verringern und somit die Gefahr für den Dämonenkönig.
Warum jedoch hatte er damals Tom gerettet, als der Dämon ihn fast tötete? Er hätte ihn einfach sterben lassen können. Dann hätte er doch eine Sorge weniger. Oder waren es Camillas Worte, die ihm Mut machten, von diesem Schicksalskreis endlich befreit zu werden? Haben ihn diese Worte überzeugt und Kraft gegeben, einmal an die Freundschaft zu glauben?
Er hatte seine ganze Kraft erweckt, als er Toms Mutter rettete. Soweit kam er nie mit einem Partner. Vielleicht war das ja ein Zeichen. Würde dieser Kreis endlich enden, wenn er sich für Tom und Camilla entscheiden würde? „Aber was wäre, wenn das nicht so passieren würde? Der Dämonenkönig sagte doch, dass sein Tod das alles nicht beenden würde. Immerhin würde ein neuer Dämonenkönig kommen. Also, was machte es schon aus, ihn zu vernichten?“ Er wusste ja nicht, wie die ganzen anderen Kämpfe in den vorherigen Leben alle ausgingen.
Dark merkte plötzlich, dass er vor dem Klassenzimmer von Tom stand. Eigentlich wollte er nach Tom in seinem Inneren rufen, aber er ließ es lieber und öffnete die Tür. Alles sah normal aus. Die Schüler und die Lehrerin lagen bewusstlos auf dem Boden.
Er trat ein. Unter normal verstand man wohl was anderes, aber er erwartete ja auch nicht, dass er sein Reich so offensichtlich zeigte. Als er im Raum stand, schloss sich die Tür und das Klassenzimmer verschwand.
Kurze Zeit stand er im Dunkeln, aber dann stand er auf blutroten Ranken, die riesig und dick waren. Vor ihm wurde Azriel als Geist von blutroten Ranken in die Höhe gehoben. Sie öffnete die Augen und sah zu Dark, der ganz normal nach vorn sah.
„Hilf mir, Dark!“, flüsterte sie.
„Er wird dir nicht helfen“, beschwor eine Stimme, die von überall herzukommen schien. Azriel sah ihn erschrocken an. Jetzt wurde ihr Verdacht bestätigt, dass Dark immer noch dem Dämonenkönig diente. Dark sah sie trotzdem ganz normal an. Der Dämonenherr erschien hinter Azriel und lachte höhnisch.
„Wie konntest du nur, Dark?“, fragte Azriel sauer. Dark antwortete nicht, sondern neigte nur den Kopf nach unten.
„Wie konntest du uns verraten? Hast du Tom etwa auch so hintergangen? Du hattest doch diese Menschen beschützt oder war das etwa nur so dahingemacht um uns zu täuschen?“
„Ich bin immer noch ein Dämon“, sagte Dark.
„Na und? Trotzdem dachte ich, dass wenigstens einer unter den Dämonen anders ist.“
„Du würdest das doch eh nicht verstehen.“
„Was hast du denn mit Tom gemacht?“
„Ihm geht es gut, keine Sorge. Anscheinend hat er sich damit abgefunden, dass er der Partner eines Dämons ist.“
„Das glaube ich dir nicht. Tom hat es immerhin gewusst.“
„Was?“ Dark sah sie erschrocken an.
„Am Anfang hatte er Angst vor dir und war wütend auf dich. Sandra hat mir das gesagt. Er war bereit, dich im Stich zu lassen, aber er hat es nicht getan. Auch, wenn du ein Dämon bist, du bist sein Freund. Er kennt die Einsamkeit des Herzens, genau wie du. Tom hat es im Inneren gewusst, dass du etwas mit den Dämonen zu tun hast, aber er hat dich trotzdem akzeptiert und dich gerettet. Wie kannst du ihm das antun? Und hast du auch einmal an Camilla gedacht?“
„Du verstehst davon gar nichts. Ohne mich wäre Tom weiterhin so ein hilfloser kleiner Junge, wie er mal war.“
„Und was wärst du ohne ihn?“
„Hör endlich auf!“ Er richtete eine Hand auf sie und schoss einen schwarzen Energieball auf sie zu. Azriel jedoch wurde von einem Schutzschild geschützt, also prallte der Energieball an ihm ab. Plötzlich glühte Azriel hell auf. Dark und der Dämonenherr sahen erschrocken zu ihr.
„Auch ich musste erkennen, dass Sandra für mich lebenswichtig ist“, gestand Azriel.
„Ja, ohne sie kannst du nicht leben“, antwortete Dark und lächelte.
„Deshalb werde ich Sandra treu bleiben, ihr eine gute Freundin sein und sie vor allen Schatten beschützen“, schwor Azriel. Ihre Kette glühte nur noch. Die Ranken, die sie festhielten, zogen sich zurück. Vor Azriel erschien Sandra. Sie stand, fiel aber nach vorn, weil sie darauf nicht vorbereitet war. Azriel stützte sie.
„Azriel?“, fragte Sandra und lächelte.
„Dir geht es gut, Sandra?“, fragte Azriel.
„Ja und dir auch?“, fragte Sandra Azriel, die nickte.
„Dann lass uns kämpfen!“, munterte Azriel Sandra auf, die ebenfalls nickte.
„Erwache, Azriel!“, sagte Sandra und die Kette fing noch heller an zu glühen. Ein gelber Strahl kam aus dem Himmel und riss ein Loch in die Ranken. Sandra wurde getroffen, Azriel stützte sie noch immer. Als der Strahl zu einem gelben Ball wurde, verschwand Sandra als Geist und Azriel stand nur noch da. Kurz darauf verschwand auch der Energieball und Azriel schwebte etwas in der Luft. Dark bemerkte das sofort.
„Du hast deine volle Kraft nicht mehr?“, fragte Dark lächelnd.
„Nein, aber das macht nichts“, antwortete Azriel.
„Verstehe. Das letzte Mal war es durch deine Wut, aber jetzt schöpfst du deine Kraft aus der Freundschaft und deinem Mut. Das ist doch ziemlich dumm.“
„Bist du neidisch, weil du das nicht kannst?“, fragte Azriel. Dark sah sie böse an und schwebte etwa auf ihre Höhe. Eigentlich wollte er auf den nächsten Level, aber es funktionierte nicht.
„Du kannst es nicht, Dark“, sagte Azriel.
„Wie bitte?“, fragte er wütend.
„Ganz einfach. Dein Fall ist meinem ähnlich, nur dass deiner genau andersherum ist. Du hast vorher deine Kraft aus deiner Freundschaft zu Tom und deinem Mut geschöpft, aber jetzt hast du das alles gar nicht mehr. Aber wenn du ehrlich bist, willst du das doch gar nicht. Du willst Tom nicht verraten.“
„Bitte?“
„Ich kann es spüren. Du bist kein richtiger Dämon. Immer noch willst du Tom und Camilla beschützen.“
„Tom ist der Partner eines Dämons, also wird auch er zu einem Dämon.“
„Das muss nicht sein, Dark.“
„Sei endlich still und kämpfe lieber!“ Dark richtete eine Hand auf sie und schoss einen schwarzen Energieball auf sie zu, aber Azriel wich aus und schwebte auf ihn zu. Dark jedoch landete auf dem Boden und legte eine Hand auf den Boden. Plötzlich kam ein schwarzer Energiestrahl direkt aus dem Boden auf Azriel zugesaust. Darauf war sie nicht vorbereitet. Sie wurde getroffen. Azriel schrie vor Schmerzen und fiel zu Boden. Der Dämonenherr lachte wieder, denn Azriel blieb auf dem Boden liegen.
„Ich kümmere mich um Kathrin“, sagte er und verschwand. Als er weg war, erschien Tom vor ihm als Geist mit dem Gesicht zu ihm gewandt. Er sah Dark sauer an und ballte eine Hand zur Faust. Dark lächelte, aber Tom haute ihm die Faust direkt ins Gesicht. Es war seine Wange. Darks Kopf wurde zur Seite gerissen.
„Wie kannst du nur?“, fragte Tom. Dark sah ihn wütend an.
„Sie ist unsere Freundin, Dark“, erinnerte er Dark.
„Falsch, Tom, sie war es“, korrigierte er.
„Sie ist bewusstlos. Was ist denn nur mit dir los?“
„Mit mir ist gar nichts los. Ich bin wie immer.“
„Merkst du es eigentlich noch, Dark? Ich hatte wohl doch recht. Du bist ein grausamer Dämon.“
„Na und? Dann bin ich eben ein grausamer Dämon. Find dich damit ab!“
„Nein, du warst doch vorher ganz anders. Du warst es, der mir Hoffnung gemacht hat. Außerdem habe ich seitdem du da bist, endlich Freunde. Dark, du bist doch ein gutartiger Dämon, oder?“
„Nein, das bin ich nicht.“
„Aber Dark?“
„Du brauchst doch niemanden, außer mir, um zu überleben.“
„Was nützt es mir zu überleben, wenn ich ganz alleine bin? Dark, noch vor einer Stunde hast du Kathrin mit deinem Leben beschützt.“
„Merk das doch endlich, dass ich mich für den Dämonenkönig entschieden habe.“
„Warum, Dark? Waren dann Camillas Mühen etwa ganz umsonst?“
„Du weißt gar nichts über sie.“
„Aber ich weiß, dass sie dir sehr viel bedeutet.“
„Na und? Trotzdem bin ich ein Dämon. Genau deshalb konnte ich auch niemals mit Camilla zusammen leben.“
„Deshalb also.“
„Was?“
„Immer, wenn ich versucht habe deine Gedanken und Gefühle zu lesen, habe ich eine unüberwindbare Trauer gesehen. Es ist nicht wegen ihrem Tod. Es ist wohl eher, weil du sie jedes Mal betrogen hast.“
„Es reicht.“ Er richtete eine Hand auf Tom. Dabei sah er ihn ernst an, bereit ihn anzugreifen, um ihn zum Schweigen zu bringen.
„Würdest du mich etwa angreifen?“, fragte Tom.
„Natürlich, was denkst du denn?“, entgegnete er.
„Du würdest nicht angreifen, das weiß ich, Dark.“ Aber er hatte sich getäuscht, Dark schoss einen schwarzen Energiestrahl ab. Er sauste auf Tom zu, der ihn erschrocken ansah. Als der Energiestrahl etwas berührte, explodierte er. Dark merkte selbst, wie ihm eine Träne über die Wange lief. Was hatte er getan? Er hatte den Menschen angegriffen, dem er soviel zu verdanken hatte. Warum kämpfte er denn gerade gegen Tom? Sollte er nicht für ihn kämpfen?
Dark ging auf die Knie und ballte seine Hände zu Fäuste, womit er im Vierfüßler-Stand da hockte. Ihm rannen mehrere Tränen über die Wangen, die auch auf den Boden, also die Ranken tropften.
„Keine Sorge, Dark. Mir geht es gut.“ Dark sah erschrocken nach vorn. Da stand Tom, mit mehreren Schrammen am ganzen Körper. Er konnte anscheinend der Attacke standhalten. Dark verstand das nicht, dieser Junge musste wirklich Qualen durchhalten können. Nach so einem Angriff würde ein Mensch nicht mehr stehen. Auch wenn er zu einem Geist wurde, wenn sein Partner gerade kämpfte.
Azriel kam zu sich und stand langsam auf, um das alles zu sehen. Tom ging langsam auf Dark zu und streckte dabei seine Arme nach vorn. Anscheinend schmerzten die Bewegungen. Dark verstand nicht, warum er dann weiterging.
„Komm nicht näher!“, befahl Dark.
„Warum denn nicht?“, fragte Tom.
„Ich bin gefährlich für dich.“
„Das ist doch nicht wahr. Wir sind doch Freunde, Dark.“ Dark sah ihn wieder erschrocken an. Das hatte Dark ganz vergessen. Freunde, er hatte doch Tom gesagt, sie seien Freunde. Tom kniete sich neben ihn hin und nahm Dark in den Arm, wobei Tom lächelte. Dark ließ sich einfach fallen und lag mit seinem Kopf auf seinen Knien.
Azriel lächelte. Anscheinend hatte Dark endlich verstanden. Dark weinte, was Tom zum ersten Mal sah, aber vielleicht war es gut, wenn Dark mal weinte und seinen Gefühlen endlich freien Lauf ließ. Gerade deshalb konnte Tom ihn jetzt nicht im Stich lassen. Er legte seine Hand auf seinen Kopf.
„Wir schaffen das“, ermutigte Tom Dark, der wieder aufstand.
„Danke“, antwortete er und lächelte, was Tom erwiderte, aber plötzlich fiel er nach vorne. Dark fing ihn auf und kurz darauf verschwand er. Azriel stellte sich jetzt neben Dark und reichte ihm eine Hand. Dark sah sie kurz an, ergriff dann aber ihre Hand und ließ sich aufhelfen.
Plötzlich kamen mehrere Ranken von hinten auf sie zu. Azriel drehte sich erschrocken um. Aber Dark spürte, wie seine Kraft wieder durch ihn hindurchfloss, also stieg er auf den höheren Energielevel und schwang sein Schwert. Mit dem Griff des Schwertes schob er Azriel sacht beiseite. Die Ranken wurden durchgeschnitten, wobei sie hinunterfielen und zu Staub wurden. Der Dämonenherr erschien im großen Abstand vor ihnen.
„Du hast dich also entschieden?“, fragte der Dämonenherr spöttisch lachend.
„Ja“, antwortete Dark. „Ich werde hier bei meinen Freunden bleiben.“
„Das tut mir dann aber leid für dich“, lachte er wieder. Neben ihm erschien Kathrin, die bewusstlos schwebte im Liegen.
„Lass sie gehen!“, befahl Dark.
„Als ob ein Verräter mir Befehle geben dürfte.“ Er richtete die Hand auf die beiden, wobei sofort mehrere Ranken auf sie zukamen. Dark schwang wieder sein Schwert um die Ranken durchzuschneiden, was ihm auch gelang. Er lächelte, denn er war sich sicher, dass sie niemals gegen ihn verlieren würden. Auch wenn er ein Dämonenherr war, konnte er niemals gegen zwei Dämonenjäger gewinnen.
Plötzlich kamen von hinten zwei Ranken. Azriel jedoch richtete eine Hand auf die Ranken. Immerhin war ihr Ziel Dark, also beachteten sie Azriel gar nicht. Der gelbe Energiestrahl vernichtete sie.
„Danke“, sagte er.
„Dafür sind Freunde da“, antwortete sie lächelnd. Der Dämonenherr sah die beiden erschrocken an. Er war völlig machtlos gegen die beiden, das merkte er jetzt. Dark war bereit den Dämonenherr anzugreifen. Deshalb breitete er seine Flügel aus und flog auf ihn zu. Der Dämonenherr jedoch richtete beide Hände auf ihn, wobei sofort mehrere Ranken auf ihn zusausten. Jedoch umgab ihn ein Schutzschild, an dem die Ranken abprallten und zu Staub wurden. Der Dämonenherr sah ihn erschrocken an. Als er wegfliegen wollte, hatte er das Schwert schon in seiner Brust stecken.
Azriel sah zu Dark, der wieder landete. Als der Dämonenherr auf den Boden fiel, verschwand er. Kathrin fiel nach unten. Dark wollte sie gerade auffangen, als sie von jemand anderem aufgefangen wurde.
Der Mann hatte blondes langes Haar und eisblaue Augen. Außerdem trug er einen langen braunen Mantel, der seinen schwarzen Anzug verbarg. An seinem schwarzen Gürtel steckte eine rote Scheide, in der ein Schwert mit einem schwarzen Schwertgriff steckte. Seine Stiefel waren ebenfalls schwarz.
„Kumihiro?“, fragte Dark erschrocken.
„Ich nehme sie mal mit, Dark“, antwortete er und verschwand.
„Was war da gerade passiert, Dark?“, fragte Azriel.
„Kumihiro hat Kathrin entführt. Er wird vom Dämonenkönig kontrolliert. Außerdem ist er zurzeit der mächtigste Dämonenritter, wenn ich das alles richtig sehe. Seine Aura ist gigantisch, die ich gespürt habe. Ich habe auch die Aura des Dämonenkönigs gespürt, weshalb ich denke, dass er ein Dämonenritter geworden ist. Eine solche starke Aura habe ich das letzte Mal bei dem Dämonenkönig gespürt.“
„Kumihiro wurde zu einem Dämonenritter? Er hatte doch damals den Dämonenkönig fast vernichtet.“
„Deshalb ist er für den Dämonenkönig von sehr großer Bedeutung.“ Die Ranken verschwanden um ihnen herum und das Klassenzimmer erschien. Azriel und Dark leuchteten kurz auf und verwandelten sich zurück. Tom jedoch wurde bewusstlos. Er fiel nach vorn, wurde aber von Dark aufgefangen, der ihn sanft auf den Boden auf den Rücken legte. Kurz darauf leuchtete der Ring kurz hell auf.
Sandra kniete sich neben ihn und beugte sich über ihn, aber Tom wachte nicht auf. Die anderen jedoch wachten alle auf. Selbst die ganzen Schäden an der Schule waren beseitigt.
„Tom?“, fragte Frau Kasuma und rannte schnell zu ihm. Sie drückte ihre Hand auf seine Stirn.
„Oh mein Gott, seine Stirn ist glühend heiß. Ich rufe den Krankenwagen. Sandra, bleib bei ihm!“ Nicht lange danach wurde Tom auf einer Trage herausgetragen und mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus gefahren.
„Wo ist eigentlich Kathrin?“, fragte Frau Kasuma, die mit Sandra am Schultor stand.
„Ihr ging es nicht gut, also hat sie sich abholen lassen“, antwortete Sandra schnell.
„Achso, ich habe gesehen, dass du Verletzungen hast. Hast du dich mit Tom gestritten?“ Sandra sah an sich herunter. Mehrere Schrammen waren an ihrem Körper.
„Nein“, antwortete sie.
„Tom hat auch solche Verletzungen.“
„Wir sind hingefallen.“
„Wurde er deshalb vielleicht bewusstlos?“
„Es ging ihm danach aber gut.“
„Kannst du Toms Mutter Bescheid sagen? Kannst du heute Nachmittag auch ins Krankenhaus rausgehen und mir dann Bescheid sagen, wie es ihm geht? Ich würde ja selbst gehen, aber wir haben Lehrerbesprechungen.“
„Das ist kein Problem, Frau Kasuma“, antwortete sie und lächelte, was Frau Kasuma entgegnete. Sandra war verwirrt. Was hatte Tom? Ob ihm noch die Attacke von Dark zu schaffen machte oder war es etwas anderes? Sie würde es bald erfahren.
Über ihnen schwebte auch diese Frau, die Tom einmal begegnete, die ihn auch vor Dark warnte.
„Na mein lieber Tom, anscheinend zerfrisst Darks Seele langsam deine Seele. Ob ihr dafür eine Lösung finden werdet? Du scheinst ja langsam Freundschaft mit ihm zu schließen. Wer hätte gedacht, dass du das Herz dieses einsamen Kriegers erweichen könntest? Ich werde mit Vergnügen sehen, wie eure gemeinsame Zeit weitergehen wird.“ Mit einem Lachen verschwand sie.
Kapitel 7
Kathrins Verrat?!
Am Nachmittag kam Sandra ins Krankenhaus. Sie fragte am Empfang nach, welches Zimmer er habe. Als sie das wusste, ging sie sofort auf die Station um zu ihm zu gehen. Sie klopfte zaghaft an die Tür und öffnete sie dann. Was sie da sah, verwirrte sie.
Tom war alleine im Zimmer und schlief immer noch. Dark stand am Fenster und sah hinaus. Es war ja eh ein Ein-Bett-Zimmer. „Warum schläft denn Tom noch?“
„Ist Tom schon aufgewacht, Dark?“, fragte Sandra.
„Nein“, antwortete Dark ganz kurz und drehte sich zu ihr um.
„Wie geht es ihm denn?“
„Ich weiß nicht, ich finde keine Verbindung zu ihm.“
„Wie geht das denn?“
„Keine Ahnung.“ Er ging zu Toms Bett und sah ihn an. Sandra setzte sich auf den Stuhl neben Toms Bett, aber plötzlich öffnete Tom ganz langsam seine Augen. Als erstes sah er Dark und lächelte, aber Dark erwiderte das nicht. Dann drehte er seinen Kopf und sah Sandra, die ihn sofort anlächelte. Tom erwiderte es und setzte sich langsam hin.
„Wie geht es dir denn, Tom?“, wollte Sandra wissen.
„Mir geht's gut“, beruhigte er sie.
„Dann fällt mir ja ein Stein vom Herzen“, sagte sie. Dark verschwand.
„Was hat er denn?“, fragte Tom.
„Keine Ahnung, er ist dein Partner, Tom. Er sagte mir, dass er nicht wüsste, wie es dir geht, weil er keine Verbindung zu dir findet. Ihr habt euch doch hier nicht gestritten, oder?“
„Nein. Es ist nur so, dass ich wieder diesen Traum hatte.“
„Welchen Traum denn?“
„Nun ja, ich stehe auf einer Wiese. Dann kommst du und wir unterhalten uns kurz. Dann kommt Dark von hinten und ersticht dich mit seinem Schwert. Das gleiche passiert dann mit meiner Mutter. Am Ende tötet er mich dann. Immer dann endet der Traum.“
„Hast du den öfter?“
„Jedes Mal, wenn ich schlafe. Immer wieder sehe ich, dass Dark versucht ernst zu sehen, aber ich sehe Trauer in ihm. Es ist, als würde er sich nach etwas sehnen. Den Traum habe ich seitdem wir den ersten Dämon vernichtet haben. Ich dachte, als wir diese Krise überstanden haben, als wir uns etwas mehr verstanden haben, dass dieser Traum aufhören würde, aber das passierte nicht. Dieser Traum verfolgt mich immer noch.“
„Aber warum? Dafür muss es doch einen Grund geben. Vielleicht vertraut dir Dark immer noch nicht ganz.“
„Meinst du?“
„Das Vertrauen eines Dämonenritters zu bekommen ist schwer.“
„Das habe ich gemerkt, aber trotzdem, ich glaube der Traum hat eine andere Bedeutung.“
„Vielleicht ist es ja eine Vorahnung.“
„Meinst du, Dark würde so etwas tun?“
„Wenn er wieder in seine alte Masche zurückkehrt, denke ich schon darüber nach. Was mich aber auch interessiert, warum bist du zusammengebrochen?“
„Das hat mich wohl alles in letzter Zeit ganz schön viel mitgenommen.“
„Achso, meinst du?“
„Ja, ich sollte mich mal etwas ausruhen.“
„Aber das war der erste Dämon seit einer Woche.“
„Keine Ahnung, aber mir wird es bald wieder besser gehen.“
„Das hoffe ich doch mal, Tom.“
„Keine Sorge.“ Plötzlich wurde die Tür wieder geöffnet. Herein kam Toms Mutter.
„Tom, was ist denn los mit dir?“, fragte sie und schloss ihren Sohn erst mal in die Arme.
„Es ist alles in Ordnung“, sagte er total froh über diese Umarmung.
„Danke, dass du mich angerufen hast, Sandra.“
„Das ist doch kein Problem“, antwortete sie.
Dark erschien als Geist am Fenster und sah nur zu. Er verschränkte die Arme vor der Brust und setzte sich auf den Fenstersims. Über der Schulter hinweg sah er nach draußen. Weder Tom, noch Sandra bemerkten ihn.
Kathrin öffnete gerade ihre Augen. Sie sah sich um. Die junge Schülerin lag in einem Bett. Das Zimmer war recht groß, genau wie die Fenster. In dem Zimmer gab es noch ein Regal mit jede Menge Bücher drin, einen Schreibtisch mit einem Stuhl, einen Schrank und eine Tür. Sie dachte, sie würde in einem Heim oder Ähnliches sein.
Es klopfte an der Tür. Herein kam Kumihiro. Er schloss die Tür hinter sich und ging zu Kathrins Bett. In seinen Händen trug er ein Tablett, auf dem ein Teller mit Mittagessen und eine Tasse Tee stand. Er setzte sich auf den Bettrand und stellte das Tablett auf den Nachtisch neben ihrem Bett. Kathrin sah ihn an und wurde etwas rot.
„Wer sind Sie denn, wenn ich fragen darf?“, fragte sie ganz zaghaft.
„Ich bin Kumihiro. Du bist also Kathrin. Anscheinend hat mein Herr nicht gelogen. Du hast wirklich heilige Kräfte.“
„Du bist ja ein Dämonenritter, aber damals warst du doch auf unserer Seite. In deinem letzten Leben hattest du den Dämonenkönig fast vernichtet.“
„Das ist lange her.“ Kumihiro stand auf und sah zu Kathrin, die ihn unsicher ansah.
„Hab keine Angst“, beruhigte er sie und legte eine Hand auf ihre Schulter, denn inzwischen hatte sie sich hingesetzt.
„Was willst du denn von mir?“, wollte sie trotzdem entschlossen wissen.
„Ich möchte nichts von dir, nur der Dämonenkönig.“
„Du wirst von ihm kontrolliert.“
„Was?“
„Ja, ich spüre, dass er dein wahres Ich unterdrückt.“
„Ich weiß, aber ich hätte das alles auch ohne Kontrolle gemacht.“
„Warum denn?“
„Anscheinend müssen wir dieses Mal auch gegen Dark kämpfen. Er war immerhin der Verräter.“
„Wie bitte?“
„Ja, er ist ein Dämon. Er hätte sich auch allein ganz leicht heilen können, aber anscheinend scheint noch das Böse in ihm zu stecken. Tom hat ziemlich große Probleme mit ihm zurechtzukommen.“
„Wie meinst du das?“
„Ganz einfach. Dark ist das pure Böse. Er hat eine dunkle Seele, aber Tom ist das genaue Gegenteil. Daher reißt Darks Seele ihn fast auseinander. Tom kann dem kaum Stand halten. Wenn das so weitergeht, wird Tom sterben.“
„Nein, das darf nicht passieren.“
„Wenn du es schaffst, Dark aus ihm herauszutreiben mit deinen Kräften, kann ich Dark töten und Tom wäre gerettet.“
„Aber, was hast du davon, wenn du Tom damit rettest?“
„Versteh mich nicht falsch, aber wir haben das gleiche Ziel. Du willst Tom retten und ich will Dark töten. Ich töte ungern Menschen, deshalb brauche ich deine Kraft, Kathrin.“ Er hielt ihr die Hand hin. Kathrin sah in sein Gesicht und zögerte etwas, aber dann ergriff sie doch Kumihiros Hand. Er half ihr aus dem Bett. Als sie stand, sah sie ihn fasziniert an. Er lächelte, was sie erwiderte, aber plötzlich wurde ihr schwindlig. Als Kumihiro das merkte, drückte er sie aufs Bett zurück und setzte sich neben ihr hin. Er legte wieder eine Hand auf ihre Schulter.
„Iss erst mal was und ruh dich dann aus! Ich hole dich dann. Keine Angst, hier kommt kein Dämon außer mir rein, weil ich das Zimmer mit einem besonderen Schild umringe, durch den keine niederen Dämonen kommen können. Du kannst dich also beruhigt hinlegen und etwas schlafen.“
Mit diesen Worten ging Kumihiro aus dem Zimmer. Kathrin sah ihm hinterher und sah dann zu dem Tablett. Sie legte es auf ihren Schoß, aß etwas und trank etwas. Danach legte sie das Tablett wieder auf den Nachtisch und legte sich wieder hin. Sie dachte an Tom. Hoffentlich ging es ihm bald wieder besser.
Zwei Stunden später wachte sie auf, sie lag immer noch im Bett, aber sie wurde geweckt von Kumihiro. Er stand neben dem Bett, ging jetzt jedoch zum Fenster und schob die Gardinen beiseite. Kathrin musste staunen, es war nicht hell, nein es war immer noch dunkel. Der Himmel draußen war lila bis schwarz gefärbt. Außerdem sah sie, dass sie sehr weit oben waren, denn sie sah die Krone eines Baumes recht weit entfernt.
„Im Palast gibt es leider nur in der obersten Etage Gästezimmer“, entschuldigte sich Kumihiro und lächelte sie an.
„Es ist doch dein Zimmer, oder?“, wollte Kathrin wissen.
„Ja, das ist korrekt. Ich hielt es besser, dich in meinem Zimmer unterzubringen. Dämonen kommen leicht auf die Idee, Dämonenjäger zu töten. In meinem Zimmer aber bist du sicher.“
„Du bist also auch nur ein Gast in der Dämonenwelt.“
„Ja, das bin ich. Zum Glück, denn mein Lieblingsort wäre das nicht.“
„Was versteckst du denn da?“ Sie sah fragend auf seine Brust. Kumihiro folgte ihrem Blick und ergriff den Anhänger seiner Kette.
„Es ist ein Andenken“, antwortete er und ließ den Anhänger wieder los.
„Warum versteckst du ihn denn?“
„Nun ja, der Dämonenkönig sollte es nicht sehen.“
„Achso, willst du mich ihm vorstellen?“
„Ja, das würde ich gerne machen, wenn du nichts dagegen hast.“
„Natürlich. Ich habe mich entschieden und möchte dir helfen, aber erst mal müssen wir Tom befreien und dann die restlichen Dämonenjäger töten.“
„Bist du dir sicher, dass du das willst?“
„Ja, da bin ich mir sicher. Die Kontrolle des Dämonenkönigs funktioniert bei mir eh nicht. Ich möchte Tom helfen, die anderen sind mir völlig egal. Deswegen bitte ich dich, mir auch Magie beizubringen, um andere anzugreifen.“
„Zuerst müssen wir Dark aus Tom herausbekommen und dann kann ich dir richtige Zerstörungsmagie beibringen.“
„Danke, Kumihiro.“
„Das ist kein Problem. Ich gebe dir noch Sachen und dann können wir zum Dämonenkönig gehen.“
„Ja.“ Kathrin stand auf und sah Kumihiro direkt in die Augen. Er ging zum Schrank und machte ihr mit der rechten Hand ein Zeichen, dass sie sich bedienen durfte. Kathrin nickte lächelnd und öffnete ihn. Es gab hier jede Menge Sachen. Kumihiro verließ das Zimmer und schloss wieder die Tür hinter sich.
Kathrin nahm sich ein schwarzes Gewand, ein rotes Band, schwarze Stiefel und schwarze Handschuhe heraus. Sie legte alles aufs Bett, außer die Stiefel, die sie vor das Bett stellte.
Die junge Schülerin zog ihre Schuluniform aus und zog das Gewand an. Es reichte bis auf den Boden. Deshalb nahm sie eine Schere und schnitt es an der rechten Seite von den Füßen an bis zum Ende ihrer Oberschenkel auf, damit sie sich darin besser bewegen konnte. Das rote Hüftband band sie sich um die Hüfte. Die schwarzen Handschuhe aus feinem Stoff zog sie über ihre Hände. Die schwarzen Stiefel zog sie auch noch an.
Sie hätte sicher auch andere Farben nehmen können, aber sie fand, dass das Schwarz am besten in diese Welt passte. Kathrin hatte sich entschieden. Sie wollte die Dämonenjäger beseitigen. Außerdem wollte sie Tom helfen und damit Dark vernichten, der sie nur ausgenutzt hatte. Auch wenn Sandra zu einem Dämon wurde, hatte sie Kathrin fast getötet und damit Tom auch fast getötet. Das wollte sie ihr heimzahlen. Die Dämonenjäger waren eine Gefahr für diese Welt.
Trotzdem wollte sie das Armband mit dem Kreuz nicht abmachen, ihre Kräfte waren sicher sehr brauchbar für Kumihiro. Kathrin wusste nicht warum, aber sie mochte Kumihiro, er war ehrlich und nett. Wenn diese Welt erst mal von den Dämonen eingenommen wurde, würde es kein Leid mehr auf dieser Welt geben. Plötzlich klopfte es an der Tür.
„Herein!“, sagte sie und sah zur Tür. Kumihiro öffnete sie und trat herein. Er staunte, als er sie sah. Der Dämonenritter fand, dass diese Sachen recht gut an ihr aussahen. Er nickte lächelnd.
„Es hätte nicht schwarz sein müssen“, verriet er ihr.
„Ich fand es recht passend. Also mir gefällt es, dir etwa nicht?“
„Doch, ich finde es hübsch, ich meine ja nur.“
„Ich frage mich, ob ich meine blauen Haare lang lassen soll.“
„Also, wenn du mich fragst, würde ich sie lang lassen.“
„Okay, dann bin ich bereit.“ Er nickte wieder lächelnd und ging heraus. Kathrin folgte ihm und schloss die Tür. Sie war erstaunt, der Flur war lang, überall waren Türen und an den Wänden hingen Bilder von der Dämonenwelt und dem Dämonenkönig, sowie den Dämonenrittern. Die Wände waren schwarz gestrichen. Plötzlich kam ihnen ein Mann entgegen. Es war Rick. Er hielt vor ihnen an und sah Kathrin prüfend an, aber Kathrin tat es ebenso. Als ihre Blicke sich trafen, hielt sie seinem Blick stand.
„Das ist Rick“, stellte Kumihiro ihn vor.
„Sie ist eine Dämonenjägerin“, stellte Rick fest und sah sie böse an.
„Ihr Name ist Kathrin und sie möchte uns helfen“, stellte er auch sie dem Dämonenritter vor, ohne auf Ricks Bemerkung zu achten.
„Eine Dämonenjägerin bleibt eine Dämonenjägerin. Du kennst das Gesetz, Kumihiro.“
„Ja, ich kenne es, Rick, aber der Dämonenkönig hat dem zugestimmt, sonst wäre sie nicht hier.“
„Nichts als Zeitverschwendung.“ Mit diesen Worten teleportierte Rick sich weg.
„Soll das ein Dämonenritter gewesen sein?“, fragte Kathrin.
„Ja“, antwortete Kumihiro.
„Ich kann die Stärke der Magie durch die Aura spüren. Er scheint nicht besonders mächtig zu sein. Gegen dich ist er gar nichts.“
„Hast du etwa nur zugestimmt, weil du meine Macht spüren kannst?“
„Nein, aber ich habe gespürt, dass du ehrlich bist. Ich möchte Tom helfen und du willst Dark vernichten. Wir haben das gleiche Ziel.“
„Dann bin ich erleichtert. Du würdest eine sehr gute Dämonenritterin abgeben.“
„Danke.“ Kumihiro sah sie fragend an und bemerkte ihren gesenkten Blick. Er legte eine Hand auf ihre Schulter und lächelte sie an, wodurch sie sich etwas besser fühlte und auch lächelte. Sie gingen weiter, bis sie vor eine riesige schwarze Tür kamen. Es gab zwar mehrere Abzweigungen, aber sie gingen immer geradeaus. Kumihiro klopfte an. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet.
Kathrin zögerte kurz, bevor sie hereinging und Kumihiro ihr folgte. In dem Thronsaal auf dem Thron sah sie eine Gestalt in einer Kutte eingehüllt, sodass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Sie wusste ja nicht einmal, ob diese Gestalt wie ein Mann aussah. Kumihiro und Kathrin verbeugten sich kurz.
„Du bist also die Dämonenjägerin“, stellte er fest. Kathrin gab keine Antwort, da sie wusste, dass er schon alles über sie wusste. Sie spürte eine gewaltige Aura, die stärker als das war, was sie bis jetzt gespürt hatte. Selbst Kumihiros Aura war schwächer, als die Aura dieses Wesens.
„Warum hast du sie hierher gebracht, Kumihiro?“, fragte der Dämonenkönig.
„Ihre Kräfte sind sehr nützlich für uns. Sie beherrscht die Magie der Austreibung, heilen und das Erspüren der Auras. Natürlich werde ich ihr noch Zerstörungsmagie lehren.“
„Wenn sie auf der anderen Seite wäre, wäre sie sicher eine Gefahr für uns“, schlussfolgerte der Dämonenkönig. Kathrin merkte, dass sein Blick auf ihr ruhte. Trotzdem gab es keine Regung in ihrem Gesicht.
„Gut, nehme dieses Mädchen unter deine Fittiche, Kumihiro und mache sie zu einer richtigen Dämonenritterin. Dieser Dark hat uns verraten. Ich möchte, dass ihr diesen Verräter vernichtet. Sobald dieses Mädchen seine Seele von der Seele des Menschen getrennt hat, ist er machtlos nach einer gewissen Zeit. Das heißt, ihr müsst ihn nur etwas beschäftigen, bis er seine Kräfte verliert. Anscheinend vernichtet seine Seele ganz langsam die Seele dieses Menschen. Mir ist egal, was ihr mit ihm macht.“
„Sehr wohl, Herr. Ihr könnt euch auf Kathrin und mich verlassen.“
„Das will ich doch hoffen, Kumihiro.“ Kathrin und Kumihiro verbeugten sich wieder kurz und verließen den Thronsaal. Der Dämonenkönig schaute ihnen nach. Kathrin blieb auf dem Flur plötzlich stehen und stützte sich mit der rechten Hand gegen die Wand. Sie atmete schwer, als wäre sie erschöpft. Kumihiro sah sie fragend an und stellte sich vor ihr hin.
„Was hast du denn, Kathrin?“, fragte er.
„Mir ist schwindlig. Ich glaube, seine Aura ist gewöhnungsbedürftig.“
„Ja, das glaube ich dir. Wie wäre es, wenn du dich noch etwas ausruhst, Kathrin?“
„Nein, es geht schon.“ Plötzlich legte er die rechte Hand an ihre Stirn. Kathrin spürte, wie seine Kraft in ihr überging. Sie sah ihn erstaunt an. Als er seine Hand wegnahm, ging er erschöpft auf die Knie. Kathrin ging auch auf die Knie und sah ihn lächelnd an.
„Danke, Kumihiro“, bedankte sie sich.
„Keine Ursache, du hattest einfach einen Energieschwund“, erklärte er und stand wieder auf, was ihm Kathrin gleich tat.
„Aber warum hatte ich das?“
„Du musst dich erst an diese Welt gewöhnen. Sobald du dich an diese Welt gewöhnt hast, passiert das nicht mehr. Diese Welt hat eine völlig andere Aura wie eure Welt. Wenn du möchtest, kann ich dich öfters mal am Anfang in die Welt der Menschen bringen, damit du dich etwas ausruhen kannst.“
„Das geht schon. Kumihiro, wie machst du das mit der Übertragung der Energie?“
„Das werde ich dir beibringen, sobald du dich hieran alles gewöhnt hast. Es ist ganz einfach und leicht zu lernen. Ich werde dir dann auch beibringen, wie du die Energie aus anderen herausziehen kannst.“
„Warum machst du das alles eigentlich für mich?“
„Ich hätte dich denen wieder überlassen können, aber ich habe eine gewisse Trauer in dir gespürt. Ich wollte mich eigentlich nicht einmischen, aber ich habe in dir gesehen, dass nie jemand nett zu dir war. Tom hatte dich damals nicht beachtet, aber wahrscheinlich weil er selbst ein Außenseiter war. Dark hatte dich nur benutzt, er wusste immerhin von deinen Kräften. Deine Eltern wollten dich abschieben. Sie hassen dich, aber wer weiß warum. Dein großer Bruder, der als Einziger nett zu dir war, ist vor zwei Jahren in ein Koma gefallen. Er war etwa zwei Jahre älter wie du, oder?“
„Ja, er war der Einzige, der nett zu mir war, obwohl ich das Tom nicht übel nehmen kann.“
„Ja, da stimme ich dir zu. Du vermisst deinen Bruder, oder?“
„Das tue ich. Er war immer nett zu mir und hat sich gefreut, wenn er mich gesehen hat, bis er vor zwei Jahren diesen Unfall hatte. Er ist mit seinem Auto von einem LKW erwischt worden. Dem LKW-Fahrer ist nichts passiert, aber mein Bruder fiel in ein Koma und ist bis heute nicht mehr aufgewacht. Er liegt immer noch im Krankenhaus und regt sich nicht, aber ich habe die Hoffnung nie aufgegeben. Wenn ich die Hand meines Bruders hielt, dann hat er sie fest gedrückt. Deshalb weiß ich, dass er irgendwann sicher aufwachen wird und mich wieder in die Arme schließt.“
„Du hast nie versucht, ihn zu heilen?“
„Ich habe es einmal versucht, aber es ist nichts passiert. Jedoch hat er seitdem meine Hand gedrückt, also muss es ja geholfen haben. Trotzdem habe ich es nicht noch einmal probiert, weil ich viel zu viel Angst habe, ihn zu verletzen.“
„Du darfst vor deinen Kräften keine Angst haben, sonst werden sie dich vernichten.“
„Ich werde es versuchen. Jetzt müssen wir aber erst mal Dark töten.“
„Gut, okay, findest du, dass du dafür in der Lage bist?“
„Ja, na klar. Findest du dich dafür in der Lage, Kumihiro?“
„Ja, natürlich.“ Sie gingen weiter. Kumihiro ergriff plötzlich ihre Hand. Kathrin sah ihn errötend an, aber plötzlich teleportierte Kumihiro sich und Kathrin weg.
Tom und seine Mutter waren auf dem Heimweg. Er saß im Auto auf der hinteren Bank. Sandra war schon nach Hause gegangen. Seine Mutter sah immer wieder durch den Rückspiegel zu ihm hinter, aber Tom schien es wirklich gar nicht gut zu gehen. Plötzlich merkte er, dass Dark am linken Fenster saß, während er am rechten Fenster saß. Tom sah zu ihm und fragte sich, was ihn beschäftigte, denn er sah nach draußen mit einem Blick, der nachdenkend aussah.
„Was hast du denn, Dark?“, dachte er. Dark sah ihn erschrocken an, denn Tom hatte ihn aus seinen Gedanken gerissen. Dark sah ihn nur mit gesenktem Blick an und verschwand. Tom verstand das nicht, aber er sah nach draußen auf seiner Seite des Fensters.
„Was ist eigentlich in letzter Zeit mit dir los?“, fragte die Mutter.
„Ich weiß es nicht, Mum“, antwortete er und sah zu ihr.
„Du hast öfters Schwächeanfälle. Immer wieder brichst du zusammen. Ich verstehe nicht, warum die Ärzte dich dann wieder rauslassen.“
„Mir geht es gut. Ich brauche wohl einfach nur frische Luft oder etwas Schlaf.“ Plötzlich parkte die Mutter auf einem Parkplatz an einem Park und stieg aus. Tom dachte sich nichts dabei und blieb sitzen. Wahrscheinlich müsste sie nur kurz zu einem Mandanten. Doch es kam anders, denn die Mutter öffnete Toms Tür. Tom sah sie nur fragend an.
„Komm, lass uns etwas spazieren gehen“, schlug sie vor und lächelte. Das ermunterte Tom, der sich schnell abschnallte und aus dem Auto stieg. Danach schloss sie die Autotür und schloss das Auto ab. Zusammen gingen sie zu einem Eisladen und setzten sich auf eine Parkbank.
„Danke, Mum“, sagte er erfreut.
„Wofür denn?“, fragte sie.
„Dafür, dass du etwas mit mir unternimmst.“
„Achso, das brauchten wir mal wieder. So etwas sollten wir mal öfters machen.“
„Ja, das finde ich auch.“
„Der Arzt sagte übrigens, dass er Tests mit dir macht.“
„Warum denn?“
„Er findet das nicht normal, dass du immer wieder Schwächeanfälle bekommst. Auch, wenn das jetzt erst zwei Mal passierte, möchte er der Sache auf den Grund gehen. Es könnte ja auch was Schlimmes sein.“ Während sie miteinander redeten, merkte Tom gar nicht, dass Dark etwas entfernt von ihnen stand und traurig zu ihm sah. Er machte sich Sorgen um Tom. Lange würde er seiner Seele nicht mehr standhalten können. Gerade, als er merkte, dass er Toms Freund wurde, passierte so etwas, aber das war ihm von Anfang an klar. Wenn das so weiterging, würde Toms Seele vernichtet werden. Das wollte er irgendwie nicht. Tom war für ihn wie ein kleiner Bruder. Dark verschwand wieder.
„Ich hoffe doch mal, dass es nichts Schlimmes ist“, meinte Tom.
„Ja, das hoffe ich auch“, stimmte seine Mutter ihm zu.
„Sag mal, Mum. Wenn man einmal ein Mörder oder Dieb ist, bleibt man das für immer?“
„Man kann sich ändern. Solche Menschen gibt es. Kennst du etwa so einen Menschen?“
„Nein, ich wollte dich eigentlich bloß fragen, ob sich Menschen ändern können.“
„Na klar, das kann jeder Mensch.“ Dark erschien und sah sie erstaunt an. Tom meinte sicher ihn damit. Traute er Dark etwa immer noch nicht? Dark konnte ihm das aber nicht wirklich verübeln. Plötzlich merkten sie alle drei, dass der Himmel sich schwarz färbte und Blitze zuckten. Dark verschwand.
„Was ist denn jetzt los?“, fragte die Mutter erschrocken und sah zum Himmel.
„Wir sollten zum Auto gehen“, schlug Tom vor.
„Ja, du hast Recht.“ Dark erschien wieder neben ihn.
„Kannst du kämpfen, Dark?“, dachte er.
„Nein, wenn du geschwächt bist, bin ich auch geschwächt.“
„Verdammt.“ Auf einmal schlug ein Blitz genau vor ihnen ein und Kumihiro und Kathrin erschienen.
„Kathrin?“, fragte Tom und sah sie erschrocken an. Kumihiro richtete eine Hand auf die Mutter, die kurz darauf bewusstlos zu Boden fiel. Tom sah sie erschrocken an und kniete sich neben ihr. Er rüttelte an ihr und rief immer wieder ihren Namen, aber sie wachte nicht auf. Er stand wieder auf und sah Kumihiro böse an.
„Was hast du gemacht, Kumihiro?“, fragte er.
„Keine Sorge, sie ist nur bewusstlos“, antwortete er und lächelte.
„Wir wollen von dir nichts, Tom“, sagte Kathrin und trat etwas vor.
„Was meinst du damit, Kathrin?“
„Wir wollen Dark töten. Tom, du musst das verstehen. Er ist es, der dich das alles durchleiden lässt. Es ist Darks Schuld, dass es dir so schlecht geht. Wenn er tot ist, geht es dir und deiner Seele besser. Er zerreißt deine Seele, Tom.“ Tom sah sie erschrocken an und sah zu Dark, der neben ihm stand. Dark sah zu Kathrin, die ihn ernst ansah.
„Kathrin, das ist doch nicht dein Ernst, oder?“, fragte Tom.
„Es ist mein voller Ernst“, antwortete sie.
„Wenn du ihn tötest, tötest du doch auch mich“, sagte er und sah sie fassungslos an.
„Nein, es gibt einen Weg, dieses Gesetz zu umgehen“, sagte sie und lächelte.
Tom sah sie immer noch fassungslos an. „Was meinte sie denn damit? Gab es denn so etwas?“ Wenn ja, würde er dem selbst nicht zustimmen, denn Dark war ihm ja wirklich wichtig geworden. Er hatte ihn immerhin beschützt. Dark war der große Bruder, den er sich immer wünschte.
Andererseits wurde er doch mehrmals schon von Dark enttäuscht und selbst von ihm angegriffen. Konnte er Dark denn überhaupt trauen?
„Was macht Kathrin überhaupt hier? Warum kämpft sie jetzt plötzlich mit den Dämonen? Das ist doch alles nur ein schlechter Scherz.“ Sie war doch immerhin immer sehr schüchtern gewesen, ansonsten hätte sie doch mit Tom geredet, aber sie hatte nie mit ihm geredet. „Also was macht Kathrin hier? Oder wird sie vielleicht von den Dämonen kontrolliert?“
Kapitel 8
Der aussichtslose Kampf
Kathrin wollte wieder einen Schritt auf ihn zugehen, aber Tom wich zurück. Auch die anderen Menschen waren umgefallen, die im Park waren. Tom stolperte über jemanden, der hinter ihm lag und fiel nach hinten weg, aber er konnte sich noch auf den Händen abstützen.
„Sag, dass das nicht wahr ist, Dark!“, befahl er und sah ihn angstvoll an.
„Es tut mir Leid, Tom“, entschuldigte sich Dark.
„Wie, es tut dir Leid?“, fragte Tom, der die Welt nicht mehr verstand. Kumihiro machte einen Schritt auf Dark zu, der sich nicht regte, sondern nur auf den Boden sah. Kathrin sah mitleidsvoll zu Tom, der nur voller Entsetzen zu Dark sah. Sie ging zu ihm, aber Tom wich zurück.
„Ich tue dir nichts“, wollte sie ihn beruhigen, aber es half nichts, denn Tom stand auf und sah sie voller Angst an. Dark erschien genau vor Tom und blieb schützend vor ihm stehen. Doch auf einmal tauchte noch ein Dämonenritter vor ihnen auf, es war Rick, der grinsend zu Tom und Dark sah. Dark biss die Zähne aufeinander. Gleich zwei Dämonenritter und eine Dämonenjägerin, die gegen sie war. Kumihiro zählte er gar nicht mehr zu den Dämonenjägern, er war schon ein vollständiger Dämonenritter. Das waren zu viele Gegner.
„Wir müssen uns verwandeln!“, befahl Dark und sah zu Tom, aber der war wie versteinert.
Rick war genau hinter Kumihiro, der etwas nach oben schwebte. Kathrin blieb stehen. Plötzlich nahm Kumihiro ihre Hand und schwebte wieder mit ihr hoch. Sie sah ihn fragend an, merkte aber, dass Rick einen Angriff vorbereitete. Dark sah Rick erschrocken an, denn er schoss einen schwarzen Energiestrahl auf sie zu. Tom war immer noch wie versteinert. Er nahm Tom auf seine angewinkelten Arme und schwebte mit ihm etwas nach oben. Als er auf dem Boden landete, stellte er Tom wieder auf dem Boden ab.
Tom jedoch rannte zu seiner Mutter und kniete neben ihr. Rick wusste jetzt genau, was er tun musste. Er richtete die Hand auf Tom und seine Mutter.
„Pass auf, Tom!“, rief Dark, aber Tom sah nur noch erschrocken zu Rick. Dann sausten schon mehrere schwarze Donnerblitze auf ihn zu. Kumihiro und Kathrin sahen erschrocken zu Tom, als sie auf dem Boden landeten. Tom drückte vor Angst seine Augen zu, aber er spürte gar nichts. Als er seine Augen aufmachte, sah er, dass Dark schützend mit ausgebreiteten Armen vor ihm stand und sein Schutzschild errichtet hatte. Die schwarzen Donnerblitze prallten am Schutzschild ab.
„Wir müssen uns verwandeln!“, befahl Dark. Tom nickte und stand auf. Er hielt seine Hand mit dem Ring nach oben, der sofort anfing zu glühen.
„Erwache, Dark!“, rief er laut. Ein schwarzer Energiestrahl kam aus dem Himmel auf Tom nieder gesaust. Die schwarzen Donnerblitze wurden dadurch auch unterbrochen. An der Mutter ging der Strahl vorbei, sie wurde nicht getroffen. Dark ging immer mehr auf ihn zu, bis er an Toms Stelle stand. Der Energiestrahl wandelte sich in einen schwarzen Energieball um und verschwand.
Dark ging sofort auf den höheren Level und hielt sein Schwert zum Angriff bereit. Kathrin wusste, dass es ihre Chance war, um Dark und Tom zu trennen, aber Dark griff sofort an. Er breitete seine Flügel aus und flog auf Kathrin zu, mit der Schwertspitze voran. Kumihiro flog ihm entgegen und zog dabei sein Schwert. Er schwang kurz vor ihm sein Schwert. Dark wehrte den Angriff mit seinem Schwert ab und hielt an, aber Kumihiro griff immer weiter an, sodass Dark immer mehr von Kathrin weggedrängt wurde. Kathrin hingegen konzentrierte ihre ganze Kraft in ihrem Körper.
Rick wollte gerade einen schwarzen Donnerblitz auf Dark werfen, aber plötzlich sauste von hinten ein gelber Energiestrahl auf ihn zu. Rick merkte das sofort und flog etwas nach oben. Der Energiestrahl riss ein Loch in den Boden. Rick sah zu Azriel, die in einem angemessenen Abstand vor ihm schwebte.
„Wer bist du denn?“, fragte er genervt.
„Ich bin die Dämonenjägerin Azriel“, stellte sie sich vor und sah ihn ernst an, aber Rick grinste nur. Er schoss einen schwarzen Donnerblitz auf sie zu, aber Azriel errichtete ein Schutzschild um sich, an dem der Donnerblitz abprallte. Rick probierte es immer wieder, aber es klappte einfach nicht, das Schutzschild zu durchbrechen.
Plötzlich erschien Rick hinter Azriel noch einmal. Azriel drehte sich erschrocken um, aber da hatte sie sein Knie schon in ihren Bauch gerammt. Azriel wurde zu Boden geschleudert. Sie stand jedoch wieder auf und biss die Zähne aufeinander. Dieser Rick konnte sich duplizieren, das war schlecht.
Sie sah zu Dark und Kumihiro, die immer noch die Schwerter kreuzten. Dann entdeckte sie Kathrin, die eine ganze Menge Energie sammelte. Azriel reagierte sofort und richtete ihre Hände auf Kathrin. Kumihiro merkte das und unterbrach den Kampf mit Dark, indem er einfach auf Kathrin zuflog, die immer noch Kraft konzentrierte. Gerade als der gelbe Energiestrahl etwas berührte, explodierte er.
Dark sah zu dem Rauch, aber plötzlich kam ein weißer Strahl heraus. Dark sah erschrocken zu dem Strahl und wurde getroffen. Der Schmerz durchzuckte seinen ganzen Körper. Dark schrie vor lauter Schmerzen. Er wurde aus Toms Körper herausgedrängt. Tom erschien als richtiger Mensch und sah erschrocken zu Dark, der immer noch schrie. Er verstand das nicht, denn Dark schien auch als richtiger Mensch da zu sein. Dann erinnerte er sich daran, wie Kathrin den Dämon aus Sandra herausbekommen hatte.
„Dark?“, rief er, aber in diesem Moment fielen sie zu Boden, denn Dark war völlig aus Toms Körper verschwunden. Dark konnte Toms Hand noch erwischen und breitete seine Flügel aus. Sie flogen sanft auf den Boden. Dark jedoch ging auf die Knie. Sonst hatte Tom die gleichen Schmerzen und Verletzungen wie Dark, aber dieses Mal nicht.
„Alles in Ordnung, Dark?“, fragte er.
„Ja, mir geht's gut“, antwortete er und stand auf, während Azriel vor ihm stoppte.
„Geh zu deiner Mutter!“, befahl Dark und breitete seine Flügel wieder aus.
„Aber Dark, du bist ohne meinen menschlichen Körper zu schwach.“ Doch Dark wollte das nicht hören und flog los. Tom sah ihm erschrocken nach.
„Keine Sorge, ich helfe ihm“, versprach Azriel und lächelte. Als Tom nickte, schwebte Azriel zu ihm und kämpfte mit ihm. Tom rannte zu seiner Mutter und kniete neben ihr. Er konnte nicht verstehen, warum Kathrin so etwas tat. Sie hielt vor ihm an und Tom sah zu Kathrin rauf. Er stand auch auf und sah ihr ernst ins Gesicht.
„Warum hast du das getan?“, fragte Tom.
„Er tut dir weh“, antwortete sie.
„Das tut er überhaupt nicht.“
„Er zerreißt deine Seele. Wenn er endlich tot ist, wird er dir nicht mehr weh tun können.“
„Auch wenn er meine Seele zerreißt, macht er das nicht mit Absicht. Er ist mein Freund und würde so etwas nicht tun.“
„Glaubst du wirklich, dass er dein Freund ist? Er ist nicht dein Freund. Tom, sieh es doch endlich ein, dass er dich verraten hat. Er hat dich schon so oft betrogen. Das hatte er doch auch gemacht, als ihr gegen diesen Dämonenherren gekämpft habt.“
„Er hat dich beschützt, Kathrin.“
„Dark kannte meine Kräfte von Anfang an. Er wusste, wenn er mich beschützen würde, würde er mein Vertrauen bekommen und ich würde ihm helfen, indem ich ihn heile. Dieser Dämon hat uns beide nur ausgenutzt. Tom, ein Dämon bleibt ein Dämon.“ Tom sah sie erschrocken an. Kathrin ging zu ihm und nahm seine Hand. Tom verstand nicht, warum sie das tat.
„Komm mit mir, Tom!“, befahl sie.
„Warum sollte ich das?“. fragte er und nahm die Hand weg.
„Die Dämonen können dir deine Wünsche erfüllen. Außerdem sind sie mächtiger. Sieh es ein, dass du die ganze Zeit nur eine Marionette in seinem Spiel warst.“
„Nein, er beschützt mich doch, obwohl ich ihn damals doch einfach weggelegt habe. Ich habe ihm wehgetan und trotzdem hat er mir doch geholfen.“
„Um weiterleben zu können, mehr nicht, Tom.“
„Kathrin, warum nur? Du warst doch immer ein nettes Mädchen, du warst nie so.“
„Menschen ändern sich, Tom.“ Er sah sie wieder erschrocken an. Kathrin jedoch schwebte von ihm weg schräg nach oben zu Kumihiro, der sie an die Hand nahm, damit sie nicht hinunterfiel, denn immerhin konnte sie ihre Kräfte nicht ganz beherrschen.
Tom kniete sich wieder neben seine Mutter. Ihm lief eine Träne über die Wange. Plötzlich rief Dark seinen Namen das hörte er noch, also schaute er nach hinten. Ein schwarzer Donnerblitz sauste auf ihn und seine Mutter zu. Tom sah es erschrocken an, aber Dark stellte sich schützend vor ihm und errichtete sein Schild. Er nahm die Arme schützend vors Gesicht und biss die Zähne aufeinander, denn er spürte, wie seine Kräfte ihn verließen. Trotzdem würde er nicht zulassen, dass Tom und seiner Mutter etwas passieren würden.
Tom beugte sich über seine Mutter. Er wünschte sich, dass das alles nur ein Alptraum wäre. Es war so viel passiert, was er lieber vergessen wollte. „Warum nur gibt es diese Dämonen, die alles nur vernichten wollen? Außerdem ist Kathrin jetzt auch auf deren Seite.“ Auf einmal hörte er, wie Dark weggeschleudert wurde. Tom sah zu ihm und sah, wie Rick grinste. Dark wurde gegen einen Baum geschleudert und fiel zu Boden, aber er stand wieder auf.
Tom wollte eigentlich lieber zu ihm rennen und ihn stützen um ihm irgendwie zu helfen, aber dann hatte er Angst, dass sie seiner Mutter etwas antun würden. Als Dark stand, erschien Rick hinter ihm und schleuderte ihn wieder weg. Rick schoss gleich noch einen schwarzen Donnerblitz hinterher. Dark wurde davon in der Höhe gehalten, aber er schrie. Als der Angriff vorbei war, fiel er zu Boden. Er lag auf dem Bauch, streckte aber seinen rechten Arm nach vorne aus in Toms Richtung.
„Lauf weg, Tom!“, stammelte er und sah ihn an. Tom sah ihn erschrocken an.
„Dark?“, rief er. Plötzlich griff Azriel Rick an, aber sie schleuderte er einfach weg. Rick schoss noch einen schwarzen Donnerblitz hinterher. Auch Azriel wurde von dieser Attacke in der Luft gehalten und schrie vor lauter Schmerzen. Mit mehreren Wunden fiel sie schließlich zu Boden und blieb bewusstlos liegen.
Rick richtete jetzt eine Hand auf Tom, der ihn erschrocken ansah. Ein schwarzer Donnerblitz kam aus seiner Hand und sauste auf ihn zu. Kurz bevor er Tom traf, stoppte Dark vor Tom mit dem Gesicht zu Tom. Der schwarze Donnerblitz traf ihn, weshalb er seine Zähne zusammenbiss.
„Dark?“, fragte Tom und sah ihn angstvoll an.
„Keine Sorge, es ist alles in Ordnung“, stammelte er unter Schmerzen. Als der Angriff endete, fiel Dark nach vorn. Tom fing ihn auf. Sein Kopf lag auf seinem Schoß, denn Tom hatte ihn auf den Rücken gedreht. Tom kam eine Träne über die Wange, denn er sah, dass der Ring an seiner Hand zu Stein wurde.
„Dark?“, fragte er, der seine Augen langsam halb öffnete.
„Lauf weg!“, befahl er.
„Aber, Dark. Du bist völlig am Ende.“
„Gerade deshalb sollst du ja weglaufen. Die wollen doch nur Dämonenjäger tot sehen und nicht dich.“
„Wenn das so wäre, hätte dieser Rick mich nicht angegriffen.“
„Schnell, lauf weg!“
„Aber, ich kann dich doch nicht im Stich lassen, Dark. Das tun Freunde nicht.“
„Lauf!“, stammelte er mit der Bewusstlosigkeit kämpfend, bevor er bewusstlos wurde. Er konnte seinen Kopf nicht mehr halten, sodass er zur Seite fiel. Darks Augen blieben geschlossen. Tom kam eine weitere Träne über die Wange. Sein Ring bekam Risse. Tom sah erschrocken zu dem Ring, bevor er endgültig zerbrach. Azriel stand langsam wieder auf und sah erschrocken zu Tom, der anfing zu weinen, aber Dark nicht losließ.
Kumihiro sah zu Kathrin, die traurig zu Tom sah.
„Er wird drüber hinwegkommen“, meinte er zu ihr sehend.
„Ja, er war nicht gut für Tom“, stimmte sie ihm zu, aber trotzdem fühlte sie sich schuldig.
Kumihiro und Kathrin landeten auf dem Boden. Aber sofort griff Azriel Kathrin an, indem sie einen gelben Energiestrahl auf sie zuschoss. Kumihiro errichtete ein Schild um Kathrin und sich, aber in diesem Augenblick kam auch ein gelber Energieball auf die beiden zu. Kumihiros Schild konnte dem nicht Stand halten, das wusste er selbst, also schwang er sein Schwert, weshalb der Energieball auch zerplatzte. Rick, der nur Dark töten wollte, verschwand.
Kathrin sah zu Tom, der noch immer weinte. Am liebsten wollte sie zu ihm gehen und ihn trösten, aber sie wusste, dass er ihr nicht zuhören würde. „Dark war doch nicht gut für ihn gewesen. Das muss er doch akzeptieren Weshalb weint er trotzdem um ihn? Er weiß doch, dass er sonst gestorben wäre.“
„Warum hast du das getan, Kathrin?“, fragte Azriel, die vor Tom stand, um ihn zu schützen.
„Ich habe ihm nur geholfen“, antwortete sie und sah sie ernst an.
„Geholfen? Du hast ihm einen wichtigen Freund genommen. Kathrin, du bist doch eine Dämonenjägerin. Warum tust du dann so etwas?“
„Ich bin keine Dämonenjägerin mehr. Ich habe mich entschieden, mit Kumihiro zu kämpfen. Wenn sich Tom uns auch entgegenstellt, haben wir eben keine andere Wahl. Für Tom wäre es besser gewesen, wenn er Dark nie kennen gelernt hätte.“
„Ich lasse nicht zu, dass du ihm etwas tust.“
„Azriel, das ist ein aussichtsloser Kampf für euch.“
„Hast du die Aufgabe der Dämonenjäger schon vergessen? Auch wenn es unser Leben kostet, werden wir die Menschen beschützen. Es ist unsere Pflicht, die werden wir erfüllen.“ Plötzlich glühte Azriel und auch sie konnte wieder auf den höheren Level wechseln. Sie spannte den Bogen, bevor der Pfeil am Bogen erschien. Azriel war bereit, Kathrin anzugreifen. Kumihiro stellte sich vor sie und hielt sein Schwert zur Abwehr bereit.
Kathrin sah zu Tom, der immer noch weinte. Sie verstand nicht, warum er für einen Dämon Tränen vergoss. Sie wollte es ändern. „Wenn er Dark unbedingt folgen will, dann soll er es doch tun.“ Kathrin fing an zu glühen. Vor ihr erschien ein goldenes Zepter mit einer Sonne oben drauf.
„Wie?“, fragte Azriel erstaunt. Kathrin ergriff das Zepter und richtete die Sonne auf Azriel. Azriel spürte, wie ihre Kräfte sie verließen. Plötzlich verschwanden der Pfeil und der Bogen. Ein weißer Strahl kam aus dem Zepter auf Azriel zugesaust. Azriel sah, dass Tom genau hinter ihr war und Dark immer noch hielt, deshalb errichtete sie ihr Schutzschild, aber der Strahl durchbrach ohne Anstrengung das Schutzschild und traf Azriel. Sie schrie und wurde nach hinten geschleudert. Azriel glühte und wurde im nächsten Moment zu Sandra.
Kumihiro stand wieder neben Kathrin, die zu ihm sah. Gleich darauf sah sie wieder zu Tom, der sich immer noch über Dark beugte.
„Wie lautet deine Antwort, Tom?“, fragte sie, aber er reagierte nicht. Kathrin richtete die Sonne des Zepters auf ihn und wollte eigentlich angreifen, aber sie zögerte und nahm das Zepter runter. Tom jedoch war wie versteinert. Plötzlich ließ er Dark los und fiel zu Boden. Kathrin sah erschrocken zu ihm.
Tom wachte auf. Alles war schwarz um ihn, er schien auf etwas Bodenlosem zu stehen. Vor ihm schwebte Dark liegend. Tom ging etwas zu ihm ran und legte seine Hand auf seine Stirn, aber er wachte nicht auf. Plötzlich erschien eine Frau neben ihm. Er schreckte zurück.
„Ich bin Camilla“, stellte sie sich lächelnd vor.
„Du bist Darks damalige Partnerin?“, fragte er.
„Ja, das bin ich, Tom. Ich habe noch nie gesehen, dass er jemand anderen als mich beschützt hat.“
„Das hatte er am Anfang auch nicht gemacht, aber jetzt ist er tot. Das ist alles nur passiert, weil ich so schwach war.“
„Schwach? Du bist keineswegs schwach. Du bist nur ängstlich zur Zeit.“
„Ja, ich weiß einfach nicht, wem ich noch trauen soll. Wie soll ich Dark denn trauen, wenn er sich mir sogar manchmal entgegenstellt? Als wir gegen den Dämonenherren gekämpft haben, hätte er sich für den Dämonenkönig entschieden.“
„Aber er hat es doch nicht. Tom, Dark hat ein gutes Herz.“
„Das weiß ich doch, aber manchmal würde er doch lieber noch ein Dämon sein. Ich habe Angst und bin verwirrt. Darks Seele bringt mich um.“
„Nein, das liegt nicht an Dark.“
„Nicht?“
„Nein. Es ist deine Angst wegen ihm. Du hast diesen Traum, in dem er Sandra und deine Mutter tötet.“
„Ja, ich habe Angst, dass das wirklich passiert. Vielleicht hat Kathrin ja recht.“
„Dark musste sehr viel Leid am eigenen Leib erfahren. Er hatte sich geschworen, nie wieder einem Menschen nahe zu kommen, um nicht noch einmal so etwas durchleiden zu müssen, aber du konntest seine Schutzmauer durchbrechen. Du hast ihm wieder das Gefühl der Geborgenheit bei einem Freund gegeben. Dark wollte dich beschützen. Er wollte dich nicht leiden sehen. Für ihn warst du wie ein kleiner Bruder, auf den er aufpassen müsse. Dark hat wirklich ein gutes Herz, auch wenn es nicht danach scheint. Gerade jetzt, nachdem du zu seinem Schützling wurdest, würde er niemals etwas tun, was dir schaden könne.“
„Meinst du?“
„Ja, das meine ich, denn man sollte auf sein Herz hören. Man sollte darauf hören, was es sagt, ganz gleich was andere sagen oder machen.“
„Meinst du, ich könnte auch stark sein?“
„Meiner Meinung nach bist du schon recht stark. Du bist der Einzige, der Dark noch retten kann.“
„Aber er ist tot und das ist meine Schuld.“
„Das ist nicht deine Schuld. Dark wollte dich um jeden Preis beschützen, es war seine Entscheidung. Ja, er ist tot, seine Seele beginnt zu schwinden, aber seine Seele lebt noch.“
„Wie meinst du das denn?“
„Nimm seine Hand und du wirst merken, dass er noch seelische Wärme ausstrahlt.“ Tom sah zu seiner Hand, die nach unten hing. Er traute sich irgendwie nicht. Was war, wenn er nur eine erschreckende Wahrheit erkennen würde, vor der er weglaufen würde? Was war dann? Tom zögerte, aber dann nahm er doch seine Hand in seine Hände. Camilla hatte recht. Seine Hand strahlte seelische Wärme aus. Er sah zu Camilla, die lächelte.
„Ich schaffe es nicht alleine“, meinte Camilla.
„Ich tue alles, was nötig ist um ihn zu retten“, versprach er und lächelte.
Tom wusste genau, was er wollte. Er wollte Dark retten, immerhin hatte er ihn beschützt mit seinem Leben. Er hatte es verdient, eine neue Chance zu bekommen und zu leben. Tom spürte auf einmal, wie Camilla seine Hände in ihre nahm. Er merkte wie jede Menge Energie in ihn und dann von ihm in Dark hineinfloss. Außerdem schien die seelische Wärme von Dark mehr zu werden.
In der Wirklichkeit glühten Tom und Dark schwarz und wurden in einen schwarzen Energieball eingehüllt. Kumihiro und Kathrin wichen etwas zurück. Sandra und Toms Mutter wurden mit eingehüllt. Der Energieball wurde immer größer.
Tom hielt in seinem Traum immer noch Darks Hand, Camilla verschwand langsam. Dark öffnete langsam seine Augen und sah zu Tom, der erfreut lächelte. Dark erwiderte das Lächeln. Tom half ihm aufzustehen. Dark stützte sich auf ihn und nahm somit die Hilfe dankend an.
„Wie hast du das gemacht?“, fragte Dark sichtlich überrascht.
„Camilla hat mir geholfen. Über mich hat sie Energie in deinen Körper hineingeleitet.“
„Camilla also.“
„Es tut mir Leid, dass ich an dir gezweifelt habe, Dark. Wegen mir wurdest du verletzt und auch deshalb ist der Ring zerbrochen.“
„Das ist nicht deine Schuld. Wir hatten beide irgendwie Schuld, aber wir können es jetzt besser machen.“
„Ja, lass es uns gemeinsam angehen.“ Tom hielt immer noch seine Hand, darüber war er irgendwie froh. Er war froh, Dark überhaupt jemals kennen gelernt zu haben. Dark erwiderte sein erfreutes Lächeln und drückte mit der Hand fester zu. Sie wurden in einem hellen Licht eingehüllt.
In der Wirklichkeit verschwand der schwarze Energieball. Dark stand da, Tom war verschwunden, er war wieder als Geist neben Dark. Sie sahen zu Kathrin und Kumihiro.
„Wie kann das sein?“, fragte Kathrin erschrocken. Sandra öffnete ihre Augen und sah zu Dark, den sie anlächelte. „Anscheinend hat Tom es geschafft, ihn wiederzubeleben.“ Sie sah auch den Ring an Darks Hand, als wäre er nie weg gewesen.
Kumihiro hielt sein Schwert bereit. Dark hielt auch sein Schwert bereit um die beiden anzugreifen. Kathrin sah ihn nur erschrocken an, aber sie rührte sich nicht. Wie konnte Dark ihre Magie durchbrechen? Das hatte noch niemals ein Dämon geschafft. Kathrin wurde wütend und richtete die Sonne ihres Zepters auf ihn. Vor dem Zepter bildete sich ein weißer Energieball. Kumihiro sah sie an und senkte sein Schwert. Anscheinend war sie bereit sogar Tom zu töten. Kathrin schien ihre Kräfte langsam kontrolliert einsetzen zu können.
Als der weiße Energieball groß genug war, sauste er auf Dark zu, aber Dark schwang bloß sein Schwert. Kurz vor ihm zerplatzte der Energieball. Kathrin sah ihn erschrocken an und griff ihn jetzt mit einem weißen Energiestrahl an, aber Dark errichtete sein Schutzschild, an dem der Energiestrahl abprallte. Kathrin war erschrocken. Jetzt war Dark dran. Er breitete seine Flügel aus und flog etwas nach oben. Kumihiro sah ihn erschrocken an.
„Dark scheint noch stärker geworden zu sein“, meinte er und sah Kathrin an, aber die starrte nur erschrocken nach vorn. Der Dämonenjäger richtete die Schwertspitze nach oben in den Himmel und ließ sie dann nach unten sausen. Aus dem Himmel kamen mehrere schwarze Donnerblitze auf Kumihiro und Kathrin zugesaust. Kumihiro nahm Kathrin auf die Arme und sprang mit ihr weg. Er merkte, dass Kathrin wie in Trance war, denn jetzt waren ihre Augen geschlossen, sie war bewusstlos.
Als sie landeten, legte er sie auf den Boden ab und stand wieder auf. Kumihiro schwang sein Schwert, worauf eine schwarze Energiewelle auf ihn zusauste, aber Dark wich der ganz leicht aus und tat es ihm gleich. Kumihiro hielt sein Schwert gegen die Energiewelle. Er war stark genug und konnte ihr Stand halten, bis sie verschwand.
„Du scheinst ja noch stärker geworden zu sein“, stellte Kumihiro fest.
„Das habe ich Tom zu verdanken“, sagte er und landete auf dem Boden.
„Trotzdem bist du immer noch ein Dämon. Du hast den Dämonenkönig verraten und musst dafür getötet werden.“
„Aber du bist doch auch noch ein Dämonenjäger, genau wie Kathrin. Mag ja sein, dass ich einen Fehler gemacht habe, aber ich werde niemals zulassen, dass du Tom, seiner Mutter, Sandra, Azriel oder anderen Menschen Schaden zufügst. Auch wenn ihr Dämonenjäger seid, bin ich bereit euch zu besiegen um diese Welt zu retten und den Dämonenkönig zu besiegen.“
„Selbst wenn du jetzt stärker geworden bist, kannst du den Dämonenkönig immer noch nicht das Wasser reichen. Seine Macht ist sehr viel höher als deine.“
„Das sehe ich anders. Ich werde weiterkämpfen um euch endgültig zu besiegen. Niemals werde ich zulassen, dass ihr die Herrschaft über diese Welt bekommt. Dafür mussten zu viele Dämonenjäger schon sterben.“
„Wenn du das sagst, aber du wirst es nicht schaffen, uns alle zu besiegen, denn du bist immer noch nicht stark genug. Deine Energie wird den Dämonenkönig stärken. Je mehr Energie wir sammeln, desto mehr Dämonenritter werden erscheinen und desto stärker wird der Dämonenkönig.“
„Je mehr Dämonenritter er aber verliert, desto schwächer wird er. Ich werde euch alle einzeln auseinander nehmen, zusammen mit Tom, Sandra und Azriel.“
„Scheint so, als würdest du doch langsam etwas auf Freundschaft legen.“
„Natürlich, gerade diese Freundschaft macht uns stärker.“
Kumihiro steckte sein Schwert wieder in die Schwertscheide und nahm Kathrin auf die angewinkelten Arme. „Wir werden sehen, wie lange du durchhalten kannst“, meinte er und verschwand zusammen mit Kathrin.
Dark hielt seinen Ring hoch, der sofort anfing zu glühen. Sandra war schon aufgestanden. Sie spürte wie ihre Kraft zurückkehrte. Ihre Kette glühte ebenfalls und dadurch wurden durch die vereinten Kräfte der Dämonenjäger die Schäden im Park beseitigt und außerdem wachten auch die anderen wieder auf. Dark ging als Geist wieder zurück und Tom stand da, der sofort zu seiner Mutter rannte.
Als die Kette und der Ring nicht mehr glühten, wurde der Himmel wieder hell und die Sonne schien wieder. Tom rüttelte an seiner Mutter um sie zu wecken, was auch funktionierte. Als sie ihn sah, lächelte sie. Tom half ihr wieder auf die Beine, indem er sie stützte. Seine Mutter nahm ihn sofort in den Arm, als sie endlich stand.
Dark erschien als Geist etwas entfernt am Baum lehnend und sah lächelnd zu ihnen. Azriel kam als Geist zu ihm.
„Was meinst du?“, fragte sie.
„Wozu denn?“, stellte er eine Gegenfrage.
„Ob wir es zusammen schaffen, die Dämonen zu vernichten.“
„Darüber sollten wir nachdenken, wenn es soweit ist, denn jetzt sollten wir Tom, seiner Mutter und Sandra diese glückliche Zeit lassen.“
„Du hast dich verändert.“
„Wirklich?“
„Damals hätte ich es nie für möglich gehalten, dass ein Dämon ein Herz haben könnte, aber ich hätte es auch nicht für möglich gehalten, dass manche Dämonenjäger uns verraten.“
„Niemand weiß, was die Zukunft bringt.“
„Da hast du wohl recht.“ Sie schauten beide zu Tom, seiner Mutter und Sandra. Seine Mutter hielt ihn immer noch im Arm und Sandra stand daneben und lächelte zu Tom, der wirklich glücklich aussah. Dark sah zum Himmel auf.
„Ob ich es wohl schaffen könnte, seiner Seele nichts mehr anzutun?“, dachte er, lächelte aber, weil er zuversichtlich an die Zukunft dachte.
Sie würden einen Weg finden, das sagte doch selbst Camilla. Sie hatte ihm doch mal gesagt, dass es für alles eine Lösung gäbe. Diese Lösung wollte Dark unbedingt finden, aber jetzt wollte er sich erst mal etwas ausruhen.
Kapitel 9
Toms schlechte Verfassung wird schlimmer!
Kathrin lag in Kumihiros Zimmer im Bett, wo sie ja schon etwas länger lag. Sie war immer noch bewusstlos. Deshalb saß Kumihiro neben ihr auf dem Bett und sah sie die ganze Zeit an. Er wusste, dass es an ihrer Kraft lag. Sie hatte sich mit dem Kampf übernommen, denn immerhin hatte sie noch immer nicht die ganze Kontrolle über ihre Kräfte. Außerdem waren ja auch ihre richtigen Kräfte erwacht, das war schon schlimm genug für sie.
Vielleicht hätte er sie gar nicht zu dem Kampf mitnehmen sollen. Jetzt wurden ihre Kräfte durch die Welt der Dämonen geschwächt und das war das Resultat. Sie lag verletzt und bewusstlos in ihrem Bett und wachte einfach nicht auf.
Kumihiro nahm ihre Hand und übertrug ein paar seiner Kräfte auf sie, was sie auch spürte, denn sie drückte seine Hand ganz fest. Er tat dies bis er etwa noch ein Drittel seiner Kraft hatte. Dann lockerte er den Griff, genau wie Kathrin. Er sah sie an und strich ihr mit der Hand durchs Haar. Als sie die Augen langsam öffnete, strich er ihr die Haare aus dem Gesicht und nahm die Hand wieder runter. Kathrin setzte sich auf und sah Kumihiro traurig an.
„Was hast du denn?“, fragte der Dämonenritter sanft lächelnd.
„Wir hätten ihn töten können, wenn ich nicht so schwach gewesen wäre“, antwortete sie über sich selbst enttäuscht.
„Das stimmt doch gar nicht. Vielleicht ist es Dark bestimmt, diesmal etwas weiter wie sonst zu kommen. Ich glaube, dass sie deine Magie auch durchbrochen hätten, wenn du die Kontrolle über deine ganzen Kräfte hättest.“
„Ich muss besser werden.“
„Du solltest dich erst mal auskurieren. Dann werde ich dir richtige Magie zeigen, obwohl du mit deinem Zepter doch auch ganz gute Magie einsetzen konntest. Du konntest wenigstens Azriel besiegen. Zwar hast du sie nicht getötet, aber sehr geschwächt.“
„Dann sollten wir sie jetzt töten, dann haben wir einen Feind weniger.“
„Ruh dich erst mal aus. Wir werden noch Gelegenheiten genug bekommen, sie alle zu töten. Dafür brauche ich dich, also musst du dich ausruhen. Irgendwann können wir sie töten, also werden wir beide erst mal trainieren.“
„Danke.“
„Wofür denn?“
„Dass du mir Mut machst. Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich Ärger bekomme.“
„Ärger? Nein, wir sind doch einen Schritt weiter. Dass deine Magie funktioniert hat, zeigt nur, dass die Bindung von Dark und Tom geschwächt ist und mit deiner Magie hast du sie noch mehr geschwächt. Das nächste Mal kann er sich deiner Magie ganz sicher nicht entziehen, denn wir werden sie trainieren. Ich habe sogar schon eine Idee, wie wir die beiden weiter schwächen, wenn wir deine Kraft trainiert haben.“
Kumihiro hielt ihr die Hand hin. Kathrin sah die Hand kurz an und ergriff die Hand. Er half ihr aufstehen. Kathrin sah ihn an und nickte. Sie war anscheinend bereit diesen Weg zu gehen.
Es waren jetzt zwei Wochen vergangen, seitdem sie gegen Kathrin, Kumihiro und Rick gekämpft haben. Tom ging es nicht besser. Der Arzt aber stellte nichts fest, was Tom nicht verwunderlich fand. Immerhin hatte das etwas mit seinem Traum, Dark und seiner Seele zu tun. Tom jedoch wusste gar nicht, ob Dark das mit Absicht machte oder nicht. Er wusste nicht, was er denken sollte.
Dark versicherte ihm aber, dass sie einen Weg finden würden, das alles zu ändern. Er trainierte immer öfter mit Azriel, indem sie gegeneinander kämpften. Dark hatte seit dem Kampf gegen die drei Dämonenritter neue Magie hinzugelernt. Er errichtete jetzt immer ein Dimensionsfeld. Das hieß, dass sie in eine andere Dimension wechselten in dem Feld. Dadurch wurde nämlich auch die Umwelt geschützt, das hieß, kein anderer bekam das mit. Das war sehr von Vorteil.
Tom lernte jetzt, die Kräfte seines Ringes richtig zu nutzen, genau wie Sandra lernte ihre Kette richtig zu nutzen. Sie trainierten immer, wenn sie konnten, zusammen. Beide wurden daher immer besser und stärker, was die Nutzung ihrer jetzigen Kräfte anging.
Tom stand Sandra gegenüber und sah sie ernst an. Der Abstand betrug etwa fünfzig Meter. Sie standen auf einem Fußballfeld, auf dem die Fußballmannschaft ihrer Schule immer trainierte. Tom hielt seinen Ring in die Höhe. Er glühte immer heller, bis sich um Tom und Sandra eine Art Schutzschild bildete, das immer größer wurde. Als es anhielt, bei einem Durchmesser von einhundert Metern, verschwanden die Menschen, die darin waren, außer die beiden. Nur Menschen mit magischen Gegenständen oder einer magischen Aura verschwanden nicht. Tom nahm seinen Ring wieder runter, der aufhörte zu glühen.
Sandra und Tom verwandelten sich gleichzeitig. Azriel und Dark standen sich jetzt gegenüber, beide auf dem höheren Level. Sie breiteten ihre Flügel aus und flogen etwas hoch. Dark beschwor sein Schwert herauf. Sandra beschwor ihren Bogen mit Pfeil herauf, den sie aber auf dem Rücken trug.
Dark richtete seine Hand auf sie, aber sie war schon verschwunden. Er merkte, wie sie hinter ihm auftauchte und flog etwas hoch, bevor sie zutreten konnte, aber sie folgte ihm. Dark flog an das Ende des Dimensionsfeldes und wartete auf sie. Als sie auf ihn zuflog und kurz vor ihm war, flog er nach oben. Azriel folgte ihm aber. Sonst hatte dieser Trick immer funktioniert, aber anscheinend funktionierte er nicht mehr.
Dark hielt an und flog etwas vor in die Mitte des Dimensionsfeldes. Als Azriel auf ihn zuflog, richtete sie die Hand auf ihn. Mehrere gelbe Energiebälle sausten auf ihn zu. Dark schwang sein Schwert. Die Energiebälle wurden vernichtet, aber Azriel flog hindurch und wollte ihm die Faust in den Bauch hauen. Dark jedoch hielt ihre Faust fest und schleuderte sie zurück. Außerdem schwang er sein Schwert noch. Eine schwarze Energiewelle sauste auf sie zu, aber Azriel machte eine Rolle und flog etwas nach unten um ihr auszuweichen. Da merkte sie auf einmal, dass Dark seine Hand an sein Herz presste und vor Schmerzen die Zähne zusammenbiss. Sie flog zu ihm und sah ihn an.
„Alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt.
„Geht schon“, sagte er unter Schmerzen. Sie landeten sanft auf dem Boden und Dark ging sofort auf die Knie.
„Kommen die Schmerzen von dir oder von Tom?“, wollte Azriel wissen.
„Wahrscheinlich von Tom“, vermutete er und nahm die Hand weg um tief durchzuatmen. Tom erschien neben ihm als Geist auch auf den Knien und sah ihn mitleidig an.
„Tut mir Leid“, entschuldigte sich Tom.
„Ist schon in Ordnung“, winkte Dark ab.
„Dann können wir ja weitermachen“, sagte Tom und stand auf.
„Du willst weitermachen?“, fragte Dark und stand auf, um ihm ins Gesicht sehen zu können.
„Ja, natürlich“, antwortete Tom und verschwand.
„Meinst du, du kannst weitermachen, Dark?“
„Ja, wenn Tom das durchhält schon, Azriel.“ Sie sah ihm direkt in die Augen, aber Dark wich ihrem Blick aus. Er flog nach oben und wartete auf sie. Azriel zögerte kurz, flog dann aber doch zu ihm. Dark richtete eine Hand auf sie, aber die Magie funktionierte einfach nicht. Azriel hielt an, denn sie wusste nicht, was auf einmal mit ihm los war. „Hat er seine Magie etwa verloren?“
Unter großen Anstrengungen bekam er einen schwarzen Energieball hin, der sofort auf Azriel zuflog, aber sie wich dem aus und spannte ihren Bogen. Der goldene Pfeil erschien. Azriel schoss ihn sofort ab, aber Dark hielt sein Schwert dagegen. Trotzdem, Dark spürte die Kraft in dem Pfeil, der er nicht länger stand halten konnte, aber er versuchte es weiter.
Plötzlich verließen ihn seine Kräfte und sein Schwert wurde zur Seite weggeschleudert. Die magische Kraft des Pfeils traf ihn und schleuderte ihn weg. Er fiel zu Boden. Azriel landete neben ihm und ging zu ihm auf die Knie. Dark jedoch setzte sich auf und stand dann schließlich auf. An seinen Armen und Beinen haben sich mehrere Wunden gebildet. Trotzdem nahm er sein Schwert, das neben ihm auf dem Boden lag und richtete es auf Azriel, die ganz still blieb und sich nicht bewegte.
„Willst du wirklich weitermachen?“, fragte sie besorgt, aber an seiner Weise erkannte sie, dass er noch nicht aufgab, was ihr dumm vorkam. Azriel jedoch lächelte und sprang etwas hinter. Sie spannte den Bogen und der goldene Pfeil erschien. Die junge Dämonenjägerin richtete ihn auf Dark, der das Schwert inzwischen heruntergenommen hatte. Sie schoss ihn ab, aber Dark hielt sein Schwert dagegen. Er wurde aber sofort weggeschleudert und fiel zu Boden. Diesmal stand er trotzdem langsam auf. An ihm waren noch mehr Wunden. Dark glühte und verwandelte sich zurück. Tom fiel bewusstlos nach vorne, aber Dark hielt ihn und legte ihn auf seine angewinkelten Arme.
Azriel sah zu ihm, denn Dark ging es eigentlich nicht besser. Deshalb landete sie auch neben ihm und sah sich Tom an.
„Soll ich ihn nach Hause bringen?“, fragte sie und sah Dark direkt in die Augen.
„Nein, ich teleportiere uns nach Hause. Du solltest auch nach Hause gehen. Er kommt morgen in die Schule.“
„Okay, bis dann.“ Mit diesen Worten verschwand Azriel. Dark verschwand ebenfalls mit Tom. Damit war das Dimensionsfeld aufgehoben. Sie erschienen wieder in Toms Zimmer. Der Dämonenjäger legte ihn ins Bett und deckte ihn zu. Er selbst hatte auch keine Kraft mehr, deshalb kniete er neben Tom und legte seinen Kopf auf den Bettrand auf seine Arme, die angewinkelt auf dem Bett lagen. Schließlich schlief er auch ein.
Spät Abends wachte Tom auf und entdeckte Dark, der noch schlief. Eigentlich wollte Tom aufstehen, aber ihm wurde wieder schwindlig, also setzte er sich nur auf. Dark bekam das mit und wachte auf. Er nahm seinen Kopf hoch und sah zu Tom, der ihn mit gläsernen Augen auch ansah. Dark stand auf und setzte sich auf den Bettrand.
„Wie geht es dir, Tom?“, fragte Dark.
„Mir geht's gut“, antwortete er und lächelte.
„Das glaubst du ja wohl selber nicht, Tom. Ich weiß doch, dass es dir schlecht geht. Warum lügst du mich an? Du kannst ja nicht einmal aufstehen.“
„Ich weiß nicht mehr, wem ich überhaupt vertrauen soll.“
„Wie meinst du das?“
„Du wusstest, dass Kathrin diese Kräfte hatte, oder?“
„Ja, ich wusste es.“
„Du hast dich mit Absicht treffen lassen, damit sie dich heilt und du ihr Vertrauen gewinnen kannst, richtig?“
„Nein, warum sollte ich mich selbst fast umbringen lassen?“
„Du hast mich schon zu oft enttäuscht, Dark. Sicher, du hast mich auch manchmal beschützt, aber du hast dich auch sehr oft gegen mich und die Dämonenjäger gestellt.“
„Das liegt daran, dass die Natur der Dämonenritter in mir ist. Manchmal ist das nun mal so, dass ich wieder in alte Gewohnheiten zurückkehre.“ Dark wollte eine Hand auf seine Schulter legen, aber Tom wies die Hand zurück und lehnte sich an die Wand. Als Dark das sah, stand er auf.
„Warum hast du mich gerettet, Tom? Warum, wenn du mir doch gar nicht vertraust?“
„Es ging dir doch nur so schlecht, weil du mich beschützt hast, deshalb. Ich wollte mich für diesen Gefallen revanchieren, mehr nicht.“
„Vielleicht hast du ja recht und ich bin vielleicht kein Dämonenjäger. Ja, ich bin ein Dämon, aber ich weiß trotzdem, was ich will und was nicht.“
„Warum beschützt du mich dann manchmal, aber auf der anderen Seite willst du dem Dämonenkönig helfen? Warum denn, Dark?“
Dark sah ihn erschrocken an, sah dann aber traurig in die linke untere Ecke. Tom sah ihn trotzdem ernst an. Er wusste, dass das nicht wirklich Darks Lieblingsthema war. Immerhin wusste Tom auch, dass Dark sich nicht zwischen ihm und dem Dämonenkönig entscheiden konnte. Gerade deshalb wollte er jetzt Darks Antwort wissen.
„Ich weiß es nicht, Tom. Auf der einen Seite will ich dir helfen. Du hattest meine Mauer durchbrochen, als erster Mensch überhaupt nach Camilla. Nachdem ich sie verloren habe, habe ich mir geschworen, niemals wieder einen Mensch an mich heranzulassen, denn diesen Schmerz wollte ich nicht noch mal durchmachen. Dann jedoch warst du da und das änderte alles. Für mich bist du wie ein kleiner Bruder. Ich hatte vorher alle meine Partner in den Tod rennen lassen oder habe sie getötet. Meine dämonische Art ist im Widerspruch mit meinen Handlungen, Tom. Genau deshalb zerreißt es deine Seele, weil du der Grund bist. Meine dämonische Seite kommt in deinen Traum und tötet immer wieder deine Mutter, Sandra und dich. Je öfter du und die anderen zwei getötet werden, desto schwächer wirst du, denn er vernichtet immer einen Teil deiner Seele. Ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll. Das mache ich nicht mit Absicht, aber ich kann es auch nicht aufhalten, Tom. Es tut mir Leid. Vielleicht sollte ich einfach gehen. Du hättest mir nicht helfen dürfen, als Kathrin mich aus deinem Körper verbannt hatte. Dann wärst du jetzt gerettet.“
„Aber Freunde helfen sich doch gegenseitig. Du hattest mich beschützt und dein Leben dafür aufs Spiel gesetzt. Glaubst du, dass ich dich dann im Stich lasse?“
„Ich bin ein Dämon. Es wäre okay gewesen.“
„Aber du bist doch anders, als die anderen Dämonenritter. Du willst diese Welt doch beschützen, oder?“
„Ich weiß es nicht, Tom. Auf der einen Seite will ich diese Welt beschützen, die auch Camilla beschützt hat, aber auf der anderen Seite will ich diese Welt vernichten. Ich habe nun mal diese dunkle Seite in mir, aber ich kann sie weder unterdrücken noch kontrollieren. Camilla konnte mir zwar helfen, mich zu ändern, aber diese dämonische Seite blieb. Gerade deshalb konnte ich Camilla nicht beschützen.“
„Wie meinst du das?“
„Wir waren gerade in einem Kampf, als Camilla immer mehr an Kraft verlor. Ich habe ihr angeboten, sie mit Kraft zu versorgen, aber sie lehnte ab, da ich dämonische Kraft in mir trage. Diese Kraft hätte sich nicht mit ihrer Kraft vertragen. Ihre Kräfte verließen sie immer mehr, bis sie schließlich keine Kraft mehr hatte. Ich wollte ihr zu Hilfe eilen, aber meine dämonische Seite hatte mich abgehalten. Camilla wurde nur deshalb getötet. Wenn ich diese Seite von mir unter Kontrolle hätte, hätte es klappen können.“
„Dann hättest du sie beschützen können?“
„Ja, das hätte ich tun können.“ Dark kam eine Träne über die Wange, aber er wischte sie schnell wieder weg, damit Tom es nicht sah. Er jedoch hatte es schon gesehen. Er versuchte aufzustehen, aber er fiel sofort wieder zurück. Dark sah zu ihm und deckte ihn zu. Tom sah ihn fragend an.
„Ruh dich jetzt aus!“, befahl Dark und verschwand. Tom sah zur Decke seines Zimmers hinauf. Er dachte darüber nach, was Dark alles in seinem Leben geändert hatte. Tom war zum ersten Mal seit langer Zeit wieder mal glücklich. Irgendwie war Dark für ihn wie ein großer Bruder, den er sich schon immer wünschte. Aber warum konnte er Dark nicht helfen? Er wollte ihm so gerne helfen. Immerhin wusste Tom, dass Dark sehr einsam war. Gerade diese Einsamkeit nährte die dunkle Seite in ihm. Tom wurde müde, deshalb legte er sich auf die Seite und schloss seine Augen.
Dark erschien neben dem Bett und sah traurig zu ihm. Er setzte sich an den Bettrand und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Da Tom nicht aufwachte, wusste Dark, dass Tom schon fest schlief. Er wusste jedoch auch, dass in jedem seiner Träume immer dasselbe passierte. Tom würde also noch schwächer werden, aber er musste ja schlafen.
Dark sah auf dem Nachttisch neben seinem Bett ein Foto, auf dem Tom mit seiner Mutter zu sehen war, wie sie ihn im Arm hatte. Er nahm das Foto in die Hand und sah wie glücklich Tom war an der Seite seiner Mutter. Dark legte es wieder hin und stand auf. Plötzlich kam Toms Mutter herein und sah zu Tom.
Sie setzte sich zu ihm an den Bettrand und streichelte ihm übers Haar. Dark sah sie an und setzte sich neben ihr hin. Die Mutter saß noch recht lange da und sah ihren Sohn traurig an. Ihr kam auch jetzt eine Träne über die Wange, die sie aber schnell wieder wegwischte. Sie stand dann auf und ging. Dark sah ihr noch nach, bis sie die Tür schloss. Dann sah er wieder zu Tom.
Tom wachte am nächsten Morgen etwas zu früh auf. Er war recht erstaunt, als er sah, dass Dark neben ihm im Bett schlief. Da er den Dämonenjäger nicht wecken wollte, stand er langsam auf und verließ das Bett. Ihm ging es etwas besser, aber nicht sehr viel. Er war froh, dass er wenigstens aufstehen konnte, ohne dass ihm schwindlig wurde. Als er auf die Uhr an seiner Wand sah, sah er, dass es sechs Uhr morgens war. Eigentlich musste er erst in einer halben Stunde aufstehen. Er sah noch mal zu Dark und deckte ihn zu. Es erstaunte ihn, dass die Decke nicht durch ihn hindurchging.
Plötzlich verspürte er einen starken Schmerz in seiner Brust, woraufhin er auf die Knie ging und seine Zähne zusammenbiss. Als er tief durchatmete, ging es wieder einigermaßen. Tom stand wieder auf und stützte sich an der Wand ab. Er ging in die Küche, denn er hatte Hunger. Der junge Schüler machte sich ein Brot und aß es auch gleich am Tisch, aber plötzlich wurde ihm wieder schwindlig, also blieb er sitzen, als er fertig war. Seine Mutter kam herein, die das bemerkt hatte und legte eine Hand auf seine Schulter.
„Du bleibst heute lieber Zuhause, Schatz“, meinte sie und bückte sich neben ihm herunter.
„Aber dann verpasse ich doch den ganzen Schulstoff“, protestierte er, aber seine Mutter sah ihn nur tadelnd an. Da hatte Tom wohl keine Chance, also fügte er sich ihrem Wunsch. Während er wieder zu seinem Zimmer ging, begleitete ihn seine Mutter. Vor dem Zimmer aber ging sie wieder, denn sie musste ja zur Arbeit. Tom betrat das Zimmer. Da erschrak er, denn Dark saß auf dem Bettrand und sah ihn mit einem siegessicheren Lächeln an.
„Dark, du bist ja wach“, bemerkte er und beruhigte sich wieder, aber wieder durchfuhr ihn ein tiefsitzender Schmerz in seiner Brust. Das war seltsam, denn eigentlich kamen die Schmerzen nie so schnell hintereinander. Er ging auf die Knie. Die Mutter war schon längst weggefahren. Tom sah zu Dark, der aufstand und zu ihm ging. Er jedoch beschwor sein Schwert herauf. Er sah erschrocken zu Dark hin und kroch etwas hinter an die geschlossene Zimmertür.
Dark kam näher und hielt das Schwert schon bereit zum Zustechen. Tom sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Warum machst du das? Warum?“
„Dark?“, fragte er deshalb.
Der Dämonenjäger jedoch schwang sein Schwert. Tom drückte vor Angst seine Augen zu, aber er spürte gar keinen Schmerz. Als er die Augen öffnete, sah er Dark vor sich. Er kniete vor ihm über ihn gebeugt. Dahinter war er jedoch noch einmal. Tom sah, wie Blut auf den Boden tropfte. Das Blut kam von Dark, der vor ihm kniete. Auf seinem Rücken war eine tiefe langgezogene Schnittwunde.
„Dark?“, fragte Tom wieder. Der Dark, der sich über ihn beugte, biss die Zähne vor Schmerzen zusammen. Jetzt verstand Tom. Die dunkle Seite von Dark hatte schon so viel Macht erlangt, dass er sich materialisieren konnte. Er war also nicht mehr nur in seinem Traum. „Wie konnte das nur geschehen?“
Die dunkle Seite sah den Dämonenjäger grinsend an und wollte gerade wieder zustechen, aber der gute Dark umfasste Tom und sprang mit ihm zur Seite. Als sie still lagen, lag er neben Tom und hatte immer noch die Hand an seinem Rücken. Tom stand auf und kniete neben Dark, der immer noch die Zähne zusammengebissen hatte. Eine große Blutlache bildete sich unter ihm. Auf einmal verschwand die dunkle Seite von Dark.
Tom nahm seine Hand, die ausgestreckt lag und drückte sie ganz fest. Er versuchte, Dark etwas Kraft zu geben. Der Schüler spürte, wie Kraft in Dark überging. Außerdem sah er, dass sein Gesichtsausdruck sich lockerte. Anscheinend wurden die Schmerzen weniger. Als er schließlich die Augen öffnete, lächelte Tom ihn an, aber in dem Augenblick brach er zusammen und fiel nach vorne. Dark schrak hoch und fing ihn gerade noch auf. Dark biss die Zähne zusammen.
Seine dunkle Seite wurde immer mächtiger. Jetzt griff er Tom sogar schon in der richtigen Welt an. Dark nahm Tom auf seine angewinkelten Arme und stand selbst auf. Dann legte er Tom ins Bett und deckte ihn zu.
„Warum hast du mir Kraft gegeben? Du hast doch selbst kaum noch welche. Du hättest dabei sterben können. Was hast du dir dabei gedacht? Es ist doch meine Aufgabe, dich zu beschützen und nicht umgedreht. Diese Wunde heilt doch schnell wieder. Ob meine dunkle Seite jetzt als Dämon die Stadt angreift? Ich weiß es selbst nicht. Selbst wenn, ich kann jetzt eh nichts tun, wenn es dir so schlecht geht.“
Dark saß auf dem Bettrand und biss die Zähne vor Ärger aufeinander. Das hätte ja nicht anders enden können. Ihm war es wohl einfach nicht vergönnt, die Menschen beschützen zu können, die er mochte. Das ärgerte ihn wirklich sehr, aber er konnte es wohl nicht ändern. Doch, er konnte ihn beschützen! Dafür musste er aber diese dunkle Seite in sich selbst vernichten. Am leichtesten war es ihn zu besiegen, indem er sich selbst tötete. Dark lächelte. Das war immer noch der einfachste Weg. Er beschwor sein Schwert herauf. Plötzlich spürte er Toms Hand an seiner Hand. Dark sah zu Tom, der aber noch bewusstlos war. Trotzdem musste er es irgendwie gespürt haben.
Dark ging neben ihm auf die Knie und drückte seine Hand ganz fest. Er drückte seinen Kopf neben ihm auf die Matratze und weinte. Er weinte bittere Tränen.
„Warum kann ich dich nicht beschützen, Tom? Warum kann ich das nicht? Warum nur musste das alles passieren? Was habe ich nur getan? Ich bin es doch gar nicht wert, von dir beschützt zu werden, Tom. Du hättest mir nicht helfen dürfen.“
„Ich habe es dir doch schon mal gesagt, Dark. Ein Freund lässt seinen Freund nicht im Stich.“ Dark sah mit Tränen in den Augen erschrocken zu Tom, der ihn lächelnd ansah. Er setzte sich zu ihm auf den Bettrand, hielt aber seine Hand immer noch ganz fest. Trotzdem weinte er noch, aber Tom nahm seine andere Hand hoch zu seinem Gesicht und wischte die Tränen weg. Dark ließ das einfach geschehen. Er sah wie Tom sich aufsetzte.
„Wir müssen ihn aufhalten“, sagte Tom und wollte aufstehen, aber Dark drückte ihn wieder zurück aufs Bett.
„Aber du bist nicht in der Fassung dazu“, weigerte sich Dark und hielt ihn an den Schultern fest.
„Aber Dark. Er ist ein Dämon und muss aufgehalten werden.“
„Du darfst das nicht. Tom, du wirst sterben.“
„Ich lasse nicht zu, dass die Dämonen diese Welt vernichten. Außerdem ist er deine dunkle Seite und wer kann sie besser bändigen, als du selbst?“
„Tom?“ Er schob seine Hände weg und stand langsam auf. Dark jedoch sah ihn nur fassungslos an. Er setzte sein Leben für diese Menschen aufs Spiel, obwohl er lieber auf sich selbst achten sollte.
„Ich werde das schon schaffen“, meinte Tom und versuchte alleine zu stehen. Dark antwortete nicht, sondern sah ihn nur traurig an. Er verstand einfach nicht, wie er nur an andere Menschen denken konnte, wenn sein eigenes Leben in Gefahr war. Dark hatte das damals nie getan, nur für Camilla. Er war immer nur für Camilla da, aber Tom wollte selbst die Menschen retten, die er gar nicht kannte oder, die er hasste.
Dark stand auf und nahm Toms Hand, an der der Ring steckte. Tom sah ihn fragend an. „Das ist zu gefährlich, Tom“, warnte er ihn, aber Tom winkte ab.
„Wir müssen das jetzt tun!“, befahl er und hielt den Arm hoch. „Erwache, Dark!“, rief er und verwandelte sich in Dark.
Tom erschien als Geist neben Dark und sah ihn ernst an. „Du willst das wirklich tun?“, fragte Dark, der wusste, dass er sich diese Frage hätte sparen können.
„Natürlich will ich das“, antwortete er und verschwand. Dark breitete seine Flügel aus und sprang aus dem Fenster. Als er losflog, war er kurz vor dem Boden. Er flog über die Dächer. Dark hielt Ausschau nach seiner dunklen Seite, aber irgendwie fand er sie nicht.
Plötzlich spürte er eine starke Aura hinter sich. Er drehte sich erschrocken um und sah, wie ein dunkler Energiestrahl auf ihn zusauste. Dark flog schnell zur Seite und landete auf einem Dach. Als er nach oben sah, sah er seine dunkle Seite, aber nicht nur er war hier. Es waren auch noch Kumihiro und Kathrin da. Dark biss die Zähne aufeinander. Wie sollte er in dieser Verfassung gegen drei Dämonenritter kämpfen, die recht mächtig waren? Dieser Kampf war doch schon verloren. Das konnte er Tom doch nicht antun. Er war so schon in einer ziemlich schlechten Verfassung. „Was soll ich jetzt nur tun?“
Kapitel 10
Erneute Trennung
Sandra wachte aus ihrem Traum auf. Ihre Kette glühte, sie hatte aber auch eine schlechte Vorahnung. Die junge Schülerin stand auf und ging zum Fenster. Als sie hinaussah, erschrak sie. Zwei Dämonen schwebten vor ihrem Fenster. Sandra biss die Zähne aufeinander, aber sie öffnete das Fenster. Als das getan war, sprang sie auf den Fenstersims und aus dem Fenster heraus.
„Erwache, Azriel“, rief sie. Von dem gelben Strahl wurde sie in der Höhe gehalten. Als die Verwandlung komplett war, breitete Azriel sofort ihre Flügel auseinander und flog nach oben zu den Dämonen.
Die Dämonen hielten sich bereit und warfen je einen schwarzen Energieball auf sie zu. Azriel wich ihnen allen aus und richtete eine Hand auf einen Dämon. Ein gelber Energieball sauste auf ihn zu und vernichtete ihn, obwohl er seinen Schutzschild aktiviert hatte. Die Schutzschilder der niedrigen Dämonen hatten keinen Wert mehr, denn ihre Kräfte waren seit dem Training noch stärker. Diese Schilder durchbrach sie mit Leichtigkeit.
Der andere Dämon tauchte aber hinter ihr auf und hielt die Hand an ihren Rücken. Azriel riss die Augen erschrocken weit auf und fiel zu Boden. Der Dämon hatte ihre Energie angezapft, aber sie stand wieder langsam auf. Da sah sie den schwarzen Energiestrahl, der auf sie zusauste. Azriel aber sprang nach hinten und flog dann etwas hoch. Durch den Rauch der Explosion konnte der Dämon nichts mehr sehen. Das nutzte Azriel und richtete eine Hand auf den Dämon. Ein gelber Energiestrahl durchsauste den Rauch. Der Dämon sah erschrocken dahin, konnte aber nicht mehr ausweichen und wurde vernichtet.
Azriel landete auf dem Boden. Sie wusste, dass das wohl noch nicht alles war. Azriel hatte recht, denn hinter ihr erschienen noch etwa ein Dutzend Dämonen. Die Dämonenjägerin biss die Zähne aufeinander, aber beschwor ihren Bogen mit Pfeilen. Sie hielt sich bereit zu kämpfen.
Dark beschwor sein Schwert herauf und hielt sich bereit. Er konnte nicht mehr fliehen. Seine dunkle Seite hatte sein Schwert schon in der Hand und flog auf ihn zu. Dark jedoch wollte den Kampf mit ihm vermeiden und flog etwas hoch, sodass seine dunkle Seite ihm folgte. „Was soll ich jetzt tun?“ Seine dunkle Seite war noch mächtiger als er selbst, das wusste er sehr wohl.
„Warum fliehst du?“, fragte Tom mit seinen Gedanken, der neben ihm erschien.
„Er ist zu stark“, antwortete Dark und flog etwas schneller, aber seine dunkle Seite holte ihn sehr schnell ein. Außerdem richtete seine dunkle Seite eine Hand auf ihn. Ein schwarzer Energiestrahl sauste auf ihn zu, dem Dark gerade noch ausweichen konnte, aber er wurde an seinem Flügel gestreift, wodurch er auf ein Dach stürzte. Seine dunkle Seite landete am Dachrand und sah ihn grinsend an.
„Was ist denn los?“, fragte er Dark und lachte. Dark jedoch stand nur auf und sah ihn an. Er biss die Zähne aufeinander. Kathrin und Kumihiro landeten hinter ihm.
„Du solltest lieber aufgeben“, meinte Kathrin und richtete ihre Zepterspitze auf ihn. Vor dem Zepter entstand ein weißer Energieball. Dark sah erschrocken dahin und sprang zur Seite, als er auf ihn zusauste. Der Energieball riss ein tiefes Loch in den Boden. Kumihiro zog sein Schwert und flog auf ihn zu. Vor ihm schwang er sein Schwert, aber Dark teleportierte sich noch rechtzeitig weg. Er erschien hinter ihm stehend und schwang sein Schwert, aber ein weißer Energieball hinter ihm traf ihn und schleuderte ihn weg. Kumihiro sah dankbar zu Kathrin, die lächelnd nickte.
Dark stand langsam wieder auf. Er war einfach zu schwach, um gegen sie alle zu gewinnen. Kumihiro landete vor ihm und hielt eine Hand an seine Brust. Dark schrie vor Schmerzen laut auf, aber er ließ Dark wieder los, der zu Boden fiel. Kumihiro schwebte etwas schräg hoch.
„Was ist denn los, Dark?“, fragte er.
„Wir haben keine Chance, Tom“, dachte Dark sich. Tom stand kniete neben ihm als Geist und sah ihn an.
„Wir müssen weiterkämpfen“, sagte er und verschwand. Wie konnte Tom so etwas sagen? Er kämpfte ja nicht. Merkte er denn nicht, dass sie beide nicht in der Verfassung waren zu kämpfen? Toms Seele wurde immer schwächer, damit schrumpfte auch Darks Kraft.
Trotzdem stand Dark langsam gequält wieder auf und flog etwas hoch. Kumihiro lächelte. Das hatte er erwartet von Dark, der doch nie aufgab. Dark hielt eine Hand an seinen Bauch. Seine Kraft wurde immer schwächer. Er biss die Zähne aufeinander. Diesen Kampf konnte er niemals gewinnen. Was stellte Tom sich denn da vor?
„Du gibst nicht auf?“, fragte Kumihiro lächelnd.
„Das ist Tom“, meinte Kathrin, die neben ihm plötzlich schwebte. Kumihiro sah sie fragend an, aber Kathrin lächelte. Sie hatte es von Tom nicht anders erwartet. „Tom will nicht aufgeben“, sagte sie zu Kumihiro gerichtet.
Dark beschwor sein Schwert wieder herauf, das auf die Straße gefallen war. Es erschien in seiner Hand, welches er zum Angriff bereit hielt. Kathrin richtete die Zepterspitze auf Dark, der genau wusste, dass sie ihn und Tom wieder trennen wollte, denn sie sammelte jede Menge Energie in ihrem Zepter. Dark schwang sein Schwert. Eine schwarze Energiewelle sauste auf sie zu, aber Kumihiro schwebte vor ihr und hielt sein Schwert dagegen. Kumihiro war erstaunt, dass der Angriff so schwach war. Dark jedoch brachte kaum noch einen magischen Angriff zustande.
„Bist du schon so sehr geschwächt?“, fragte Kumihiro lächelnd. Dark wusste, dass er recht hatte. Wahrscheinlich würde er diesmal wirklich eine Niederlage einstecken müssen, aber er würde Tom beschützen, um jeden Preis. Nachdem Tom so gelitten hatte, war er ihm das schuldig. Immerhin hatte Tom ihm Energie gegeben, obwohl er sie selbst mehr benötigte.
Dark versuchte es noch mal und flog auf Kumihiro zu. In diesem Moment schwebte Kumihiro schnell nach oben, denn ein weißer Strahl sauste auf ihn zu. Dark hielt an und wollte nach oben fliegen, aber er konnte es nicht, seine Kraft war zu schwach. Er versuchte noch, sein Schwert dagegen zu halten, aber es war sinnlos.
Der Strahl durchbrach seine Verteidigung mit Leichtigkeit und traf ihn. Dark schrie vor Schmerzen. Tom erschien wieder als richtiger Körper und sah Dark, der auch als richtiger Mensch noch da war. Er versuchte Dark zu erreichen, aber er konnte es nicht. Darks Schreie gingen bei ihm durch Mark und Bein. Er hatte Schmerzen, aber Tom nicht. Wieder wurde Dark aus seinem Körper gedrängt.
Als der Strahl endete, hörten Darks Schreie auf. Auch seine Flügel verschwanden. Tom und Dark fielen. Der Dämonenjäger konnte ihn gerade noch fassen und schob ihn auf sich. Dark prallte mit dem Rücken auf das Dach. Er biss seine Zähne vor Schmerz zusammen.
Tom ging sofort von ihm runter und sah ihn erschrocken an. Kathrin landete neben ihm und kniete sich zu ihm herunter. Tom sah ihr direkt ins Gesicht, woraufhin Kathrin sanft lächelte.
„Du bist stark, Tom“, meinte sie.
„Was willst du von mir?“, entgegnete er sauer.
„Ich möchte, dass du endlich diesen Verräter vergisst.“
„Warum denn? Er ist mein Freund.“
„Ein Freund, der dich andauernd verraten hat? Er hat sich doch mehrmals gegen dich gerichtet.“
„Daran ist seine dunkle Seite Schuld.“
„Sicher?“
„Ja.“
„Du bist stur. Er hat deine Seele immer wieder angegriffen.“
„Nein, das war seine dunkle Seite. Kathrin, warum machst du überhaupt so etwas?“
„Weil ich mich entschieden habe. Ich habe mich entschieden, Kumihiro zu helfen. Wir werden Dark töten, da wirst du nichts machen können. Tut mir Leid, Tom.“
„Nein, ich werde ihn beschützen.“
„Sei kein Narr, Tom! Er benutzt dich doch bloß. Außerdem kannst du dich ja nicht einmal selbst beschützen.“
„Woher willst du wissen, dass Kumihiro dich nicht nur benutzt?“
„Bitte? Er versteht mich. Kumihiro ist der Einzige, der mir hilft oder mich tröstet. Kein anderer hat das jemals für nötig gehalten. Er versteht meinen Schmerz und kann ihn lindern. Stell meine Geduld nicht auf die Probe, Tom! Wenn es sein muss, dann töte ich dich.“
„Dann mach es doch, aber deine Probleme wird es nicht lösen.“
Kathrin biss die Zähne aufeinander und schwebte etwas schräg nach oben. Dark jedoch setzte sich langsam auf. Kathrin richtete die Zepterspitze auf ihn. Ein weißer Energieball bildete sich davor. Plötzlich sauste ein gelber Pfeil knapp an ihr vorbei und sauste auf Darks dunkle Seite zu, der sein Schutzschild errichtete. Der Pfeil prallte daran ab. In dem Gesicht von Darks dunkler Seite sah man nicht mal ein Zucken. Azriel erschien vor Tom und Dark und spannte ihren Bogen. Die Pfeilspitze zeigte genau auf Kathrin, die den Angriff beendete.
„Azriel?“, fragte Tom, aber sah wieder zu Dark. Der Dämonenjäger stand langsam auf und beschwor sein Schwert herauf, aber Tom stellte sich vor ihm mit dem Gesicht zu seinem gerichtet. Dark sah ihn mit leerem Blick an, denn sein Glanz in den Augen war wieder einmal weg.
„Geh aus dem Weg, Tom!“, befahl er.
„Nein, Dark“, entgegnete Tom und blieb stur stehen.
„Tom, aus dem Weg!“
„Nein, das darfst du nicht tun, Dark. Das ist alles nur meine Schuld. Wenn ich dich nicht zum Kampf gezwungen hätte, wärst du jetzt nicht schon wieder auf dich allein gestellt. Wieder hat Kathrin es geschafft uns zu trennen. Dark, wenn du das machst, wirst du sterben.“
„Dann ist wenigstens auch meine dunkle Seite weg. Tom, ich bin ein Dämonenjäger. Ich darf nicht weglaufen, ich muss gegen ihn kämpfen.“
„Dark, das musst du nicht. Du hast zu starke Schmerzen. Außerdem, deine Kraft ist sehr geschwächt.“
„Du verstehst es doch eh nicht. Wenn ich tot bin, dann wird deine Seele wieder geheilt sein.“
„Aber, was ist mit deiner Seele, Dark?“
„Meine Seele?“
„Ja, sie wird nicht heilen. Deine Seele wird wahrscheinlich nie mehr heilen. Wunden in einer Seele verheilen nicht so schnell.“
Er legte die linke Hand auf Toms Kopf und lächelte. Tom jedoch lief eine Träne über die Wange, die Dark wieder wegwischte mit seinem linken Daumen. Als sein sanftes Lächeln verschwand, ging er an ihm vorbei.
Tom blieb stehen, sein Blick war auf den Boden gerichtet. Wenn er Dark verlieren würde, würde er nie wieder die Kraft haben, jemanden zu beschützen. Dann würden auch seine Mutter und seine Freunde leiden müssen. Tom weinte lautlos, er weinte bittere Tränen.
Seine Gedanken gingen zu seiner Mutter, die wahrscheinlich gerade schlief. Er flüsterte Darks Namen. Azriel und Dark kämpften, sie kämpften um die Dämonen zu besiegen, damit die Menschen friedlich leben konnten. Er konnte aber nichts tun. Tom drehte sich um und sah zu Dark und Azriel, die verzweifelt versuchten, Kumihiro zu besiegen.
„Du kannst etwas tun“, ertönte in diesem Moment eine Männerstimme in seinem Kopf. Tom sah sich fragend um. Er kannte diese Stimme, aber er wusste gerade nicht woher.
„Nutze deine Macht, Dämonenprinz!“, ertönte wieder diese Männerstimme. Da Tom nicht wusste, was dieser Mann meinte, versuchte er sie wieder zu hören, aber die Stimme verstummte und kam nicht wieder, was Tom erst nach einigen Sekunden feststellte. Irgendwie war er traurig deswegen.
Kathrin landete neben ihm und sah mitleidig zu ihm. Sie wollte doch gar nicht, dass Tom weinen würde. Eigentlich wollte sie ihm helfen.
„Warum weinst du?“, fragte Kathrin.
„Weil Dark alleine kämpfen muss. Sonst war ich bei ihm und konnte ihm helfen.“
„Helfen? Was will ein Mensch wie du denn ausrichten können? Dark ist ein Dämon, sieh es ein!“
„Nein, Dark hat mein Leben verändert. Er hat es zum Guten gedreht. Mag sein, dass er am Anfang gleichgültig mir gegenüber war, aber mit der Zeit festigte sich unsere Freundschaft und er öffnete mir sein Herz. Er vertraut mir, so wie ich ihm vertraue. Obwohl er sich gegen mich gestellt hat, hat er mich beschützt. Er hat oftmals sein Leben riskiert um mich zu beschützen.“
„Du machst dir doch was vor. Dark will deine Seele zerstören, er will dich töten.“
„Nein, das glaube ich dir nicht. Kathrin, bist du nicht auch nur ein Mensch?“
„Ich bin zwar ein Mensch, aber ich habe magische Fähigkeiten, die ich einsetzen kann. Zusammen mit Kumihiro werde ich alles hier ändern. Wir werden Dark töten. Seine Energie wird unseren König wieder zu Kräften kommen lassen.“
„Glaubst du wirklich, dass wir das zulassen werden?“ Plötzlich wurde Tom schwindlig und er ging auf die Knie. Er hatte aufgehört zu weinen. Dark sah zu ihm und schwebte zu ihm, aber Kumihiro schickte ihm einen schwarzen Energieball hinterher. Als Tom das sah, rief er seinen Namen. Dark sah erschrocken hinter, wurde aber schon davon getroffen. Kathrin schwebte zu Kumihiro. Dark fiel bewusstlos zu Boden, auch Azriel fiel bewusstlos zu Boden. Sie lag am Dachende.
Tom rannte zu Dark, nahm seinen Oberkörper auf seinen angewinkelten Arm und hob damit seinen Oberkörper etwas hoch. Er spürte, dass Darks Energie am Ende war. Tom nahm seine Hand und übertrug etwas Energie auf ihn, aber er konnte ihm nicht viel geben, denn er hatte selbst kaum noch etwas.
„Du kannst ihn nicht retten“, sagte Kumihiro, zu dem Tom erschrocken hinsah.
„Diese Trennung eurer Seelen bringt ihn um“, pflichtete Kathrin ihn bei. Mit diesen Worten verschwanden die drei Dämonenritter. Tom sah zu Dark, der immer noch bewusstlos war. Azriel jedoch wachte auf und stand langsam auf. Sie ging zu ihnen. Sie kniete sich zu ihnen herunter.
„Wir müssen doch etwas tun können“, meinte Tom.
„Er muss sich erst mal ausruhen“, schlug Azriel vor. Tom sah sie an und lächelte. Sie erwiderte das Lächeln und legte eine Hand auf seine Schulter.
„Du brauchst auch Ruhe, Tom. Es ist das Beste, ich werde euch in dein Zimmer teleportieren und dann solltet ihr etwas schlafen.“
„Gut, danke, Azriel“, bedankte er sich. Azriel teleportierte sie weg. Die beiden erschienen in Toms Zimmer wieder. Er hob Dark hoch, was ihm bei seinem Kraftmangel zur Zeit recht schwer fiel und legte ihn ins Bett. Er lag auf dem Rücken. Tom deckte ihn noch zu und sah besorgt zu ihm. Vielleicht sollte er ihm etwas zu trinken und zu essen machen. Immerhin hatte er jetzt auch einen eigenen Körper, also musste er doch auch essen und trinken.
Also ging er in die Küche und machte etwas Abendbrot. Tom bereitete ein Sandwich zu und goss etwas Orangensaft in ein Glas. Außerdem machte er für Dark noch einen Pfefferminztee, falls er den Saft nicht trinken wollte. Alles stellte er auf ein Tablett. Dann machte er noch drei Sandwichs und legte sie auf einen Teller, auf den er auch das erste Sandwich legte. Den Teller stellte er auch noch auf das Tablett.
Mit dem Tablett ging er in sein Zimmer. Tom stellte es auf den Nachttisch neben seinem Bett hin. Als er sich auf den Bettrand setzte, öffnete Dark seine Augen. Tom sah erfreut zu ihm. Dark sah ebenfalls zu ihm, aber mit einem etwas gequälteren Gesichtsausdruck.
„Dir geht's gut“, stellte Dark erfreut fest.
„Natürlich, ich hatte ja auch einen erstklassigen Beschützer“, antwortete er lächelnd.
„Bin ich in deinem Bett?“
„Ja.“
„Entschuldigung, du brauchst es ja selbst.“
„Ach was, ich kann auch neben meiner Mutter in dem Ehebett schlafen.“
„Na gut. Deine Mutter sollte vielleicht gar nicht wissen, dass ich hier bin.“
„Ja, sie sollte da nicht mit hineingezogen werden.“
„Tut mir Leid, dass ich es nicht schaffen konnte, sie diesmal zu besiegen.“
„Ach Quatsch. Das Wichtigste ist doch, dass du lebst.“
„Damit lebt leider auch meine dunkle Seite.“
„Wir werden deine dunkle Seite besiegen können, ohne dich zu töten, Dark.“
„Meinst du?“
„Ja, das meine ich, nein, ich weiß es. Wir haben schon einige Schwierigkeiten überwunden.“
„Wenn ich doch bloß nicht in dir leben würde.“
„Was wäre denn dann?“
„Dann müsstest du nicht mehr so sehr leiden. Ich bin daran Schuld, aber wenigstens wird meine dunkle Seite dich jetzt mal friedlich schlafen lassen.“
„Ja, etwas friedlichen Schlaf könnte ich mal gebrauchen. Weißt du, ich bin froh, dass du in mir lebst. Wir werden deine Seele wieder in meinen Körper hineinbekommen. Das haben wir das letzte Mal auch geschafft.“
„Ja, aber da hat uns Camilla geholfen. Ich weiß nicht, ob sie es wieder kann.“
„Wenn nicht, dann schaffen wir das eben alleine. Du solltest jetzt weiterschlafen. Wenn du Hunger oder Durst hast, kannst du dir das hier nehmen auf dem Nachttisch.“
„Danke.“
„Kein Problem.“ Mit diesen Worten ging Tom nach draußen und schloss die Tür.
„Das Wichtigste ist, dass du lebst. Ja, sie sollte da nicht mit hineingezogen werden. Wir werden deine dunkle Seite besiegen können, ohne dich zu töten, Dark. Ja, das meine ich, nein, ich weiß es. Wir haben schon einige Schwierigkeiten überwunden. Ja, etwas friedlichen Schlaf könnte ich mal gebrauchen. Weißt du, ich bin froh, dass du in mir lebst. Wir werden deine Seele wieder in meinen Körper hineinbekommen. Das haben wir das letzte Mal auch geschafft. Wenn nicht, dann schaffen wir das eben alleine. Du solltest jetzt weiterschlafen.“
Diese Worte holte sich Dark wieder ins Gedächtnis zurück. Wie konnte Tom denn so etwas sagen? Damals hatten sie sich überhaupt nicht verstanden, warum jetzt? Sie waren doch totale Gegensätze. Tom war so unschuldig und er war ein skrupelloser Dämonenjäger. Obwohl er Tom mehrere Male hintergangen hatte, vertraute er Dark. „Warum nur?“
Vielleicht sollte Dark jetzt lieber schlafen, anstatt darüber nachzudenken. Deshalb drehte er sich auf die Seite und schloss seine Augen.
Kathrin stand am geöffneten Fenster in Kumihiros Zimmer. Sie hatte ihr Zepter in der Hand. Schon seit einigen Minuten dachte die Dämonenritterin über Tom und Dark nach. Obwohl er Toms Seele zerfraß, vertraute Tom ihm. Sie waren trotzdem Freunde. „Warum nur? Warum vertraut er Dark?“ Tom hatte sie einen Menschen genannt. War sie überhaupt noch ein Mensch? „Wie konnte er so etwas nur sagen?“ Er war doch der normale Mensch, nicht sie. Sie war etwas sehr viel mächtigeres, sie war eine Dämonenritterin mit heiliger Magie. Diese heilige Magie machte sie zu etwas Besonderem, denn weder ein anderer Dämonenritter noch ein Dämonenjäger war zu so etwas im Stande, nicht einmal der Dämonenkönig. Nur sie hatte diese Kräfte.
Es klopfte an der geschlossenen Tür. Kathrin drehte sich erschrocken um und bat herein. Rick kam herein. Kathrin sah ihn verwundert an. „Was macht dieser Dämonenritter hier? Er sollte sich ja wohl um seinen Kram kümmern.“
„Ich habe gehört, dass du versuchst Tom zu einem Dämonenritter zu machen“, begann er und lächelte fies zu Kathrin.
„Ja und?“, fragte Kathrin.
„Du scheinst nicht zu verstehen, Kathrin. Das darfst du nicht. Ein Mensch kann die ungeheure Kraft eines Dämons nicht kontrollieren. Er ist nur eine Marionette von Dark.“
„Genau deswegen wird er ein Dämon werden. Dark wird Tom zutiefst verletzen. Ich werde es schaffen, ihn zu einem Dämonenritter zu machen. Er wird durch seinen Hass dann gestärkt.“
Rick lächelte noch fieser und ging auf Kathrin zu, die ganz ruhig blieb und ihn nur ernst ansah. Vor ihr stoppte er und packte sie am Arm. Kathrin wurde von weißer Energie umhüllt. Rick nahm seine Hand runter, denn er wurde von der Magie weggestoßen.
„Scheint, als könntest du langsam deine Magie kontrollieren“, stellte er böse fest.
„Du solltest dich nicht mit mächtigeren Dämonenrittern anlegen“, warnte sie ihn ernst.
„Anscheinend, verstehst du es immer noch nicht, Kathrin. Du bist keine Dämonenritterin. Kumihiro und du werdet immer Dämonenjäger bleiben. Genau deshalb werden richtige Dämonen euch niemals vertrauen.“
„Halte dich lieber zurück, Rick! Reiz mich lieber nicht!“
„Du bist immer noch ein Mensch, Kathrin. Deshalb wirst du niemals deine Magie ganz kontrollieren. Genau deshalb muss Kumihiro dir immer wieder Energie geben. Merkst du denn nicht, dass du ihm damit nur ein Klotz am Bein bist? Wenn es ihm schlecht geht, bist du nur daran Schuld.“
Kathrin sah ihn erschrocken an, senkte dann aber den Blick und drückte ihre Augen zu, während sie die Zähne zusammenbiss. „Hör auf damit!“, schrie sie verzweifelt.
Sie ließ das Zepter fallen. Die junge Dämonenritterin presste ihre Hände an die Seiten ihres Kopfes. Dann ging sie auf die Knie. Rick grinste. So schnell verlor sie also die Kontrolle über ihre Kräfte. Kathrin kam eine Träne über die Wange. Sie wurde von weißer Energie umhüllt. Rick ging etwas zurück.
Plötzlich griff eine Hand nach Kathrins Arm. Sie schaute erschrocken nach oben und sah Kumihiro. Die Energie um ihr herum verschwand. Er zog sie hoch und hielt ihre Arme fest. Kathrin sah ihn mit Tränen in den Augen verzweifelt an. Kumihiro drehte sie zu sich herum und nahm sie in den Arm. Kathrin schloss ihre Augen und weinte. Dabei schlang sie ihre Arme um seinen Oberkörper. Eine Hand von Kumihiro war an ihrem Rücken, die andere auf ihrem Kopf.
„Hör nicht auf ihn!“, versuchte er sie beruhigen in einem ruhigen Tonfall.
„Aber...“, wollte sie eigentlich entgegnen, aber ihr fehlten die Worte.
„Du musst sie also trösten?“, lachte Rick.
„Lass sie in Ruhe!“, befahl Kumihiro ernst und lauter werdend.
„Wer sagt das?“, grinste Rick und lachte wieder laut auf.
„Das sage ich. Wenn du sie nicht in Ruhe lässt, bring ich dich um.“ Rick sah zu Kumihiro, der ihn böse ansah. Anscheinend war er gereizt. Deshalb verschwand Rick mit genervtem Blick.
Kathrin, deren Kopf an Kumihiros Brust lehnte, nahm den Kopf hoch. Er nahm die Arme runter, genau wie Kathrin. Sie kniete sich auf den Boden und hob ihr Zepter auf. Dann kam sie wieder hoch und ging zum Fenster zurück. Kumihiro sah zu ihr, blieb aber stehen.
„Danke, Kumihiro“, bedankte sie sich und wischte die Tränen weg.
„Das ist kein Problem“, lächelte er und stellte sich neben ihr an das geöffnete Fenster.
„Er hatte irgendwie recht.“
„Quatsch, das hatte er überhaupt nicht. Du bist nicht nur ein Mensch. Deine Kraft ist einzigartig. Außerdem kannst du deine Kraft größtenteils kontrollieren.“
„Ja, nur größtenteils. Ich muss sie ganz und gar kontrollieren können. Du hast ja gesehen, wie schnell ich die Kontrolle verliere.“
„Dann werde ich da sein, um es zu ändern.“ Kathrin sah ihn errötend an, aber Kumihiro lächelte. Er streichelte sie auf dem Kopf. Kathrin erwiderte sein Lächeln, sah aber gleich wieder aus dem Fenster heraus. Sie mochte Kumihiro sehr. Die Zuneigung zu Tom jedoch wurde immer schwächer.
„Ist es gut, wenn ich Tom zu einem Dämon machen will?“, fragte sie und sah Kumihiro an.
„Es ist ein Ziel von dir“, antwortete er und sah aus dem Fenster.
„Wie meinst du das?“
„Wenn es ein Ziel von dir ist, wie kann es dann falsch sein?“
„Danke, anscheinend kann ich mich auf dich wohl immer verlassen.“
„Ja, das kannst du.“
„Wegen der Energie...“
„Keine Sorge, mir geht's gut. Ich werde dir immer Energie geben, wenn du welche brauchst.“
„Bitte, Kumihiro, du darfst dich niemals wegen mir in Gefahr begeben. Wenn du mir immer mehr Energie gibst, dann geht es dir doch schlecht.“
„Mein Körper kann das ganz leicht ausgleichen. Der Energieverlust fällt nicht sehr stark auf. Ich werde aber trotzdem darauf aufpassen, dass ich dir nicht zu viel gebe. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich werde immer bei dir sein.“ Dabei war nur das Letzte nicht gelogen. Ihm ging es schlecht. Der Energieverlust hinterließ starke Spuren. Das wollte er Kathrin aber nicht sagen, er wollte ihr helfen. Immerhin war sie furchtbar einsam. Er mochte sie sehr. Liebte er sie vielleicht? Er selbst wusste es nicht, solche Gefühle hatte er schon lange nicht mehr empfunden. Trotzdem wollte er Kathrin vor allem, was ihr wehtun könnte, beschützen und immer für sie da sein.
Kathrin wurde wieder etwas rot und sah zu Kumihiro. Er erwiderte ihren Blick und wurde ebenfalls etwas rot. Kathrin kam etwas näher und blickte ihm direkt ins Gesicht. Plötzlich spürte er Kathrins Lippen an seinen. Zuerst war er etwas erschrocken, aber dann schloss er seine Augen und erwiderte ihren Kuss. Kumihiro legte seine Hände an ihre Taille. Kathrin schlang ihre Arme um seinen Hals. Auch ihre Augen waren geschlossen.
Rick, der das von draußen durch die halb geöffnete Tür sah, grinste. Jetzt hatte er einen Grund, Kumihiro zu töten und ihm beim Dämonenkönig zu melden. Kumihiro würde es bereuen, Kathrin jemals hierher geholt zu haben und Kathrin würde es bereuen, ihm gefolgt zu sein.
Die beiden merkten gar nicht, dass Rick sie beobachtete, das war ihnen jetzt auch egal. Jetzt wollten sie erst mal zusammen sein. Als Kumihiro den Kuss löste, lächelten sie sich beide errötend an. Sie lösten auch die Umarmung. Rick verschwand.
„Entschuldige, Kumihiro“, entschuldigte sie sich.
„Ach was, das muss dir nicht leid tun“, winkte er ab.
„Es war schön, Kumihiro.“
„Fand ich auch. Ich hatte noch nie solche starken Gefühle für jemand anderen, wie für dich.“
„Ich wette aber, dass es die Dämonen niemals erlauben würden.“
„Mir ist das egal. Auch wenn der Dämonenkönig dagegen ist, liebe ich dich trotzdem.“
„Danke. Nie war jemand so zu mir.“ Sie schmiegte sich wieder an seine Brust und legte ihre Hände an seine Brust. Kumihiro legte eine Hand an ihren Hinterkopf und die andere an ihren Rücken. Kathrin schloss ihre Augen. Jetzt wollte sie einfach bei Kumihiro sein und seine Umarmung genießen.
Kapitel 11
Toms Opfer
Am nächsten Morgen wachte Dark auf, er lag immer noch in Toms Bett. Das Tablett stand immer noch auf dem Nachttisch. Er setzte sich auf, presste aber vor Schmerz die Hand an seinen Bauch und biss die Zähne zusammen. Nach kurzer Zeit lockerte er sich und sah zu dem Tablett.
Er stellte es auf seinen Schoß und aß etwas. Dann trank er etwas von dem Saft und dem Tee. Als alles leer war, stellte er das Tablett wieder leise auf den Nachttisch. Dark sah auf die Uhr, es war sechs Uhr. Er legte die Decke beiseite und stand auf. In diesem Moment wurde die Tür geöffnet. Dark sah erschrocken zur Tür. Was war, wenn es Toms Mutter war? Es war Tom, der ins Zimmer kam und die Tür wieder schloss. Dark setzte sich auf den Bettrand. Tom setzte sich neben ihm hin.
„Geht es dir besser?“, fragte Tom.
„Ja, es geht mir besser“, antwortete er und lächelte.
„Ich habe meiner Mutter gesagt, dass du als mein bester Freund mal ein paar Tage hier schlafen möchtest, um uns alle kennen zu lernen. Bei euch in dem Dorf, in dem du gelebt hast, macht man das so zum Beginn einer Freundschaft.“
„Du lässt dir ja die besten Lügen einfallen.“
„Ja, irgendwas Überzeugendes musste ich ja sagen, oder?“
„Ja, aber trotzdem, das ist ziemlich hart, wie du deine Mutter belügst.“
„Tut mir ja leid, aber manchmal muss man eben harte Barrikaden auffahren, um einem Freund zu helfen.“
„Danke.“
„Wir müssen erst mal einen Weg finden, wie wir dich in meinen Körper hineinbekommen.“
„Vielleicht weiß ja Azriel etwas.“
„Ja, das ist erst mal ein Anfang.“ Dark stand auf, aber nur sehr langsam, immerhin war er sehr geschwächt. Tom stützte ihn, damit er nicht wieder nach hinten wegfiel. Seine Schmerzen waren ganz weg. Jetzt, wo seine dunkle Seite ihm nichts mehr tat, ging es ihm sogar sehr gut.
„Trotzdem, Dark, ich muss dich was fragen“, kündigte Tom an.
„Was denn?“, war Dark gespannt.
„Meinst du, Kathrin steht unter der Kontrolle der Dämonen?“
„Nein, sie hat es von selbst getan. Außerdem hat sie noch ihre richtigen Kräfte als Dämonenjägerin, also haben wir noch eine Chance um sie zurückzuholen.“
„Sie will unbedingt diesem Kumihiro helfen.“
„Manchmal vertraut man eben dem falschen Menschen.“
„Vielleicht sehen wir das ja etwas falsch. Dark, wenn sie zu einem richtigen Dämon wird, kann man sie denn dann trotzdem noch retten?“
„So etwas passiert sehr selten, dass man dann noch jemanden retten kann. Bei Kumihiro wird es sicherlich zu spät sein, er wird von dem Dämonenkönig kontrolliert, aber Kathrin nicht.“
„Wäre es möglich, dass Kumihiro sie kontrolliert?“
„Nein, ich habe es nicht gemerkt, dass ihr richtiges Ich unterdrückt wird. Sie ist sie selbst, das ist das Problem.“
„Man muss ihr doch helfen können.“
„Ich weiß nicht, wie. Es sei denn, wir könnten Kumihiro bewegen, wieder er selbst zu werden und sich wieder uns anzuschließen.“
„Stimmt, Kathrin würde dann ganz sicher wieder zu uns kommen. Mir kommt es so vor, als würde sie ihn lieben.“
„Ich habe zwischen den beiden eine Zuneigung gespürt. Da gibt es nur ein Problem. Dämonen können keine Gefühle außer Hass spüren. Es ist mir ein Rätsel, wenn die beiden sich lieben würden. An Kathrins Gefühlen würde ich nicht zweifeln, aber an Kumihiros.“
„Vielleicht ist er ja noch irgendwo in sich er selbst.“
„Das könnte sein. Wenn das so wäre, haben wir eine etwas größere Chance, die Kontrolle des Dämonenkönigs zu zerstören.“
„Wir müssen aber erst mal unser Problem in den Griff bekommen.“
„Ja, da hast du recht. Danach können wir uns Gedanken über die beiden machen. Lass uns zu Azriel gehen.“ Tom nickte.
Kathrin wachte gerade aus ihrem Schlaf auf. Auf ihrem Bettrand saß Kumihiro, der sie lächelnd ansah. Sie schob die Bettdecke beiseite und setzte sich auf. Kathrin setzte sich neben ihn und stand dann schließlich auf.
„Hast du gut geschlafen?“, fragte Kumihiro und stand hinter ihr auf.
„Ja, das habe ich“, antwortete sie und drehte sich zu ihm um. Er strich mit seiner rechten Hand über ihre rechte Wange. Kathrin legte ihre Hand an seine Hand und lächelte sanft, was Kumihiro erwiderte. Sie sahen sich direkt in die Augen, wobei Kathrin wieder etwas rot wurde. Als sie kurz darauf ihre Hand herunternahm, nahm er auch seine Hand runter und setzte sich wieder auf den Bettrand. Er presste die Hand an seinen Kopf und biss vor Schmerz die Zähne aufeinander. Kathrin sah ihn erschrocken an und setzte sich neben ihm hin.
„Was ist los?“, fragte sie besorgt und legte die rechte Hand auf seine Schulter.
„Alles in Ordnung“, beruhigte er sie und nahm die Hand herunter.
„Du hast doch Schmerzen.“
„Mir geht's gut. Ich muss vielleicht mal wieder etwas schlafen.“
„Dann schlaf jetzt! Ich werde alleine zum Dämonenkönig gehen.“
„Nein, niemals! Ich werde dich nicht alleine zu ihm gehen lassen. Außerdem hat er uns beide gerufen.“
„Kumihiro!“
„Es ist alles in Ordnung. Diese Nacht werde ich etwas schlafen.“
„Du kannst im Bett auch neben mir schlafen. Es ist doch genug Platz.“
„Meinst du wirklich?“
„Ja, natürlich.“ Sie nahm die Hand herunter und lächelte, aber Kumihiro sah weg. Kathrin sah ihn unsicher an, aber machte nichts. Sie traute sich nicht. Trotzdem verstand sie nicht, warum er ihr so wenig zutraute.
„Komm!“, befahl er und stand auf. Sie stand auf und zusammen verließen sie das Zimmer. Die beiden blieben vor der Tür des Dämonenkönigs stehen. Kumihiro klopfte an. Als sie der Dämonenkönig bat hereinzukommen, traten sie ein. Die Tür schloss sich von selbst. Als sie stehen blieben, verbeugten sie sich kurz.
„Willkommen, Kumihiro und Kathrin“, begrüßte er die beiden.
„Danke“, antworteten die beiden.
„Ich will ehrlich sein, Kumihiro. Rick hat mir etwas gesagt. Er meinte, dass ihr beiden mehr als nur Partner seid.“ Kumihiro und Kathrin sahen ihn erschrocken an. „Er sagte, dass ihr etwas füreinander empfindet“, setzte er fort und wartete auf eine Antwort.
„Es ist gar nichts zwischen uns“, antwortete Kumihiro gelassen.
„Du meinst, er erfindet das, Kumihiro?“
„Ja, er hat etwas gegen uns. Immerhin ist er es doch andauernd, der uns provoziert und Kathrins Kontrolle über ihre Kräfte aufs Spiel setzt.“
„Kathrins Kontrolle? Sie hat ihre Kräfte nicht unter Kontrolle?“
„Doch, aber bei einer emotionalen Störung, wie Verzweiflung, verliert sie schnell die Kontrolle.“
„Kumihiro, mir ist es egal, wie ihr es macht, aber tötet endlich diesen Dark. Er versucht wieder seine Seele in Tom hineinzubekommen.“
„Das wird er nicht schaffen. Kathrins Kräfte hinterlassen starke Spuren bei ihm. Weder Dark noch Tom sind stark genug, um die Kräfte umzukehren.“
„Was, wenn doch?“
„Dann werden wir sie endgültig töten.“
„Ich habe deine Ausreden satt, Kumihiro. Du erzählst mir doch jeden Tag, dass ihre Bindung nicht stark genug ist. Die beiden werden immer mächtiger. Vielleicht sollte ich Rick diesen Auftrag geben.“
„Tut es, aber ihr werdet sehen, dass er versagen wird. Rick hat nicht einmal annähernd solche Kräfte wie Kathrin und ich sie haben.“
„Vielleicht sollte Kathrin ihm ja helfen.“
„Das halte ich für keine gute Idee. Er hasst Kathrin. Rick wird sie töten.“
„Das interessiert mich keinesfalls. Ich will ein Ergebnis sehen, aber mir ist etwas aufgefallen. Du versuchst, Kathrin verzweifelt zu schützen. Langsam zweifle ich nicht mehr an Ricks Worte. Er sagte mir, dass ihr euch umarmt und geküsst habt. Du weißt, dass Beziehungen zueinander für Dämonen strengstens verboten sind.“
„Das sagt ihr doch bloß, weil Dämonen nicht in der Lage sind, irgendwelche Gefühle außer Hass zu empfinden.“
„Du pokerst ziemlich hoch, Kumihiro. Dabei hast du gar keine Chance gegen mich.“
„Okay, ich habe sie geküsst und umarmt. Kathrin hat damit nichts zu tun. Es war meine Schuld.“
„Aber, Kumihiro?“, fragte Kathrin unsicher und sah zu ihm. Der Dämonenkönig stand auf. Er richtete eine Hand auf Kumihiro, der ihn erschrocken ansah. Er wurde plötzlich zurückgeschleudert und prallte gegen die Wand. Kathrin sah erschrocken zu ihm und wollte zu ihm rennen, aber da sauste ein schwarzer Energieblitz vom Dämonenkönig auf sie zu. Sie sah den Energieblitz erschrocken an, aber Kumihiro tauchte plötzlich vor ihr auf. Sie sah ihn erschrocken an. Als der Energieblitz ihn traf, schrie er vor Schmerz auf.
Der Dämonenkönig ließ ihn eine Zeit lang leiden, bevor er den Angriff enden ließ. Es belustigte ihn, wie Kumihiro verzweifelt versuchte Kathrin zu schützen. Er fiel nach vorne zu Boden. Kathrin war neben ihm und half ihm aufzustehen. Als er jedoch stand, wurde er gegen eine Wand gedrückt durch Magie.
Der Dämonenkönig presste seine Hand an seinen Hals. Kumihiro schrie vor Schmerzen, als der Dämonenkönig ihm die Energie wegnahm. Kathrin schrie verzweifelt immer wieder unter Tränen seinen Namen. Als der Dämonenkönig ihn losließ, fiel er zu Boden und blieb bewusstlos liegen.
„Verschwindet sofort!“, befahl der Dämonenkönig und tauchte auf seinem Thron wieder auf.
Kathrin hob seinen Oberkörper hoch und weinte. Sie verschwand mit Kumihiro und tauchte wieder in seinem Zimmer auf. Kathrin legte ihn ins Bett und setzte sich auf den Bettrand. Sie nahm seine Hand und hielt sie ganz fest. Die junge Dämonenritterin versuchte ihre Kraft in ihn hinüberzubekommen. Obwohl es ihr Mühe machte, tat sie es trotzdem, da er ihr sehr wichtig war. Der gequälte Ausdruck aus seinem Gesicht verschwand, aber er blieb bewusstlos.
Dark und Tom waren bei Sandra in ihrem Zimmer und saßen auf dem Bett. Azriel saß als Geist neben ihnen und betrachtete Dark eindringlich. Sie wusste, dass es ihm nicht gut ging.
„Also, was können wir tun?“, fragte Dark.
„Wir brauchen eine Bedienungsanleitung“, antwortete Azriel. Alle sahen sie fragend an. Azriel sah sie verwirrt an und lächelte. „Es ist ein Buch“, lachte sie.
„Ein Buch?“, verwirrte diese Antwort Tom.
„Ja, zu jedem Dämonenjäger gibt es ein Buch, welches seine wahre Macht enthält. Außerdem lernt man mit dem Buch seine Kräfte richtig zu kontrollieren. Es würde bei richtiger Nutzung die Kräfte vervielfachen. Nur mit dem Buch kann man zum ultimativen Dämonenjäger werden. Vielleicht steht da auch etwas über die Verschmelzung von Seelen drin. Ich weiß bloß nicht, ob Dark eines besitzt, da Dämonenritter keine haben und Dark ja auch kein natürlicher Dämonenjäger ist, wie wir.“
„Wo soll das sein?“, fragte Tom.
„Nun ja, es soll im Ursprung allen Lebens sein“, prophezeite sie.
„Wo ist der Ursprung allen Lebens?“, verstand Dark nicht ganz.
„In deiner Seele, Dark“, antwortete sie.
„In meiner Seele?“
„Ja, das ist der Ursprung deines Lebens.“
„Wie komme ich denn da rein?“
„Nun ja, der Ring ist der Schlüssel eurer Bindung.“
„Aber der Ring hat seine Kräfte verloren, seitdem wir getrennt sind“, wusste Tom.
„Nun ja, Camilla hatte doch gesagt, dass es eure Freundschaft ist, die zählt. Das heißt, eure Bindung könnt ihr wieder damit aufbauen.“
„Wie jetzt?“, verstand Dark kein Wort mehr.
„Ich habe keine Ahnung. Der Schlüssel für die Lösung muss in dem Ring und eurer Bindung liegen.“ Plötzlich sah Dark erschrocken zum Fenster. Tom sah ihn fragend an, aber Azriel und Sandra wussten ganz genau, warum er zum Fenster sah.
„Tom, du bleibst hier in Sicherheit!“, befahl Dark und stand auf.
„Aber Dark, du solltest nicht kämpfen“, meinte Tom. Dark blieb kurz stehen und drehte sich zu ihm um. Als er lächelte, verschwand er. Tom wollte gerade die Hand nach ihm ausstrecken, aber es war schon zu spät. Auch Sandra war mit Azriel verschwunden. Was sollte Tom denn jetzt machen? Er rannte einfach aus dem Haus heraus und sah am Himmel Dark in Richtung Schule fliegen. Also folgte er ihm.
Dark konnte seine ganze Kraft nutzen, aber es dauerte nicht lange bis er merkte, dass es ihm Anstrengung kostete. Sandra hatte sich inzwischen schon in Azriel verwandelt, die neben ihm flog. „Es ist deine dunkle Seite“, spürte Azriel.
„Ich weiß“, antwortete Dark und flog schneller.
„Du kannst nicht gegen ihn gewinnen.“
„Ich muss es versuchen. Tom musste lange genug leiden. Ich werde ihn besiegen. Außerdem müssen wir doch etwas unternehmen.“
„Da hast du wohl recht.“ Sie folgte ihm mit der gleichen Geschwindigkeit, bis sie schließlich auf dem Schulhof landeten. Einige Menschen lagen bewusstlos auf dem Boden. Inmitten der ganzen Leute stand Dark mit ausgebreiteten Flügeln und zog allen die Energie immer mehr heraus. Plötzlich schlug neben ihm ein gelber Pfeil ein. Dark hörte auf und drehte sich um, damit er Azriel und Dark, die auf dem Boden gelandet waren, sehen zu können.
Der gute Dark beschwor sein Schwert und rannte auf ihn zu, aber der dunkle Dark grinste nur und richtete beide Hände auf ihn. Mehrere schwarze Energiebälle sausten auf den guten Dark zu, aber er wich allen aus und schwang vor ihm sein Schwert. Der dunkle Dark wehrte ihn mit seinem Schwert ab und griff selbst an. Der gute Dark konnte nichts anderes tun, als abzuwehren.
Azriel legte erneut einen Pfeil an den Bogen und zielte, aber der gute Dark war ihm im Weg. Wie sollte sie denn da den Gegner angreifen? Jetzt kam ihr die Ahnung. Anscheinend wollte Dark es ganz allein schaffen. Er wollte seinen eigenen Fehler wieder gutmachen. Azriel biss die Zähne aufeinander, denn er konnte es niemals allein schaffen. Während er selbst immer schwächer wurde, bekam seine dunkle Seite immer mehr Macht und Energie.
Tom kam gerade an und hielt neben Azriel an. Er sah erschrocken zu Dark, der gezwungen war, in die Defensive zu gehen. „Idiot, das schaffst du nicht allein“, schrie er zu Dark, der sich erschrocken umdrehte.
„Hau ab, Tom!“, befahl Dark. Seine dunkle Seite nutzte die Gelegenheit und schwang sein Schwert. Dark riss die Augen erschrocken auf. Ein tiefer Schmerz durchzuckte seinen Körper. Tom sah das Schwert, das aus seiner Brust ragte. Dark floss ein Blutfaden aus dem Mund, außerdem rann viel Blut aus der Wunde an seinem Körper herunter. Dark ließ das Schwert fallen. Seine Flügel verwandelten sich in mehrere Federn, die umherflogen.
Azriel und Tom sahen erschrocken zu ihm. Dark schloss seine Augen und fiel nach vorn zu Boden. Tom schrie verzweifelt seinen Namen, genau wie Azriel. Darks dunkle Seite lachte und zog das Schwert heraus. Er ging etwas zurück und blieb stehen. Tom rannte zu ihm und kniete sich neben ihn. Darks dunkle Seite wollte ihn gerade angreifen, als ein gelber Pfeil auf ihn zusauste. Er wich aus und flog auf Azriel zu.
Tom drehte ihn auf den Rücken und legte Darks Kopf auf seinen Schoß. Ihm kamen Tränen über die Wangen. Dark öffnete langsam seine Augen und sah Toms Tränen. „Wein nicht, Tom!“, bat er und lächelte.
„Das ist alles meine Schuld, Dark. Nur durch mich wurdest du abgelenkt und bist jetzt verletzt. Andauernd willst du mich beschützen und wirst verletzt. Warum kann ich nicht auch so stark sein, um dich beschützen zu können?“
„Nein, Tom, du bist stark“, ermutigte Dark ihn und schloss die Augen. Sein Kopf fiel zur Seite. Tom spürte wie Darks Energie seinen Körper verließ.
„Das kann nicht das Ende sein, Dark. Es kann nicht sein. Wir müssen doch weiterkämpfen, um diese Welt zu befreien. Bitte Dark. Wach wieder auf! Ich flehe dich an, Dark.“
Plötzlich wurden sie in tiefschwarze Dunkelheit gehüllt. Camilla erschien vor ihnen. Sie kniete sich neben Dark hin und berührte mit ihrer Hand seine Stirn.
„Ich habe nicht mehr die Kraft um ihn zu retten“, meinte sie und sah traurig zu Dark.
„Aber ich kann es doch auch, oder?“, fragte Tom immer noch mit Tränen in den Augen.
„Deine Seele ist sehr geschwächt.“
„Ich will es trotzdem tun. Das alles ist nur meine Schuld. Wenn ich nicht da gewesen wäre, wäre Dark nicht abgelenkt worden von mir. Sein Tod ist meine Schuld. Er will mich immer beschützen und wird deshalb immer schwer verletzt. Wenn ich an unsere Kämpfe zurückdenke, war er es immer, der verletzt wurde um mich zu schützen.“
„Ich möchte dir verraten warum Kathrins Magie bei euch funktioniert hat. Eure Bindung ist nicht stark genug. Dämonen gehen mit ihrem Gefäß keine Bindung ein, aber bei Dark und dir ist das anders. Er ist eine richtige Bindung mit dir eingegangen. Sie ist jedoch nicht stark genug. Obwohl Dark jetzt immer stärker wurde, seid ihr immer noch erst auf dem zweiten Level.“
„Wie kann ich ihn retten?“
„Der Schlüssel ist wie immer eure Bindung zueinander.“
„Wir haben doch eine starke Bindung zueinander.“
„Sie ist nicht stark genug um Kathrins Magie umzukehren.“
„Was kann ich denn nun tun?“
„Du kannst gar nichts tun, Tom. Das letzte Mal konnte ich euch helfen, aber jetzt nicht mehr.“
„Dann schaffe ich es eben allein.“
„Du kannst nichts tun.“
„Ich habe es ihm doch versprochen, dass wir einen Weg finden. Das kann nicht das Ende sein.“ Plötzlich glühte der Ring an Toms Hand. Kurz darauf reagierte auch Darks Ring darauf. Camilla sah erschrocken zu ihnen. Tom hob die Hand mit dem Ring nach oben. Wenn die Bindung von ihnen zueinander der Schlüssel sei, dann war der Ring, der ihre Bindung vereinigte, das Bindeglied. Es war die Lösung um ihn zu retten.
Tom schloss seine Augen. Er dachte an die vielen Male, als Dark ihn immer wieder rettete. Auch dachte er immer an seine Worte, die ihm immer wieder Mut machten. Langsam verschwand Darks Wunde, aber bei Tom tauchte sie wieder auf. Der Dämonenjäger öffnete langsam die Augen und spürte die Magie. Er setzte sich stockend auf, wobei er die Hand an die Stelle presste, an der vorher die Wunde war. Er sah Tom fassungslos an. Der junge Schüler übertrug seine Wunde auf sich selbst, nur um ihn zu retten.
„Tom!“, rief Dark und wollte ihn gerade an den Schultern fassen. Der junge Schüler jedoch verlor das Bewusstsein und fiel nach vorne. Dark fing ihn auf, sodass Toms Kopf an seiner Brust lag. Dark legte seine Hände an seinen Rücken. Camilla, die neben ihm verschwand, bemerkte er gar nicht.
Die Dunkelheit um ihnen verschwand und sie waren wieder auf dem Schulhof. Azriel sah erschrocken zu ihnen, denn sie spürte Toms Kraftlosigkeit. Der dunkle Dark sah grinsend zu ihnen und griff Dark an, der Tom auf den Boden auf den Rücken legte. Eine riesige Blutlache bildete sich unter ihm. Er beschwor sein Schwert herauf.
„Tom hat sein Leben für mich riskiert. Ich werde dir nicht erlauben, hier noch irgendwas zu zerstören, das bin ich ihm schuldig.“ Er haute die Schwertspitze in den Boden. Mehrere schwarze Energieblitze sausten auf den dunklen Dark zu, die er leicht mit mehreren Schwerthieben abwehrte. Vor ihm schwang der dunkle Dark sein Schwert, aber der gute Dark wehrte ab und hielt sein Schwert dagegen. Inzwischen landete Azriel neben Tom und hielt seine Hand. Sie übertrug etwas Energie auf ihn. Trotzdem regte er sich nicht.
Dark stieß sein Schwert kräftiger nach vorn und schleuderte somit seine dunkle Seite zurück. Dann richtete er noch eine Hand auf ihn, sodass mehrere schwarze Energiebälle auf ihn zusausten. Als der Rauch verschwunden war, war er verschwunden. Dark ließ sein Schwert sinken und rannte zu Tom und Azriel. Tom regte sich noch immer nicht.
„Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen“, meinte Azriel, woraufhin Dark ihr nickend zustimmte. Es war das Beste, wenn sich ein Arzt um ihn kümmerte. Dark und Azriel teleportierten sich mit Tom zum Krankenhaus. Er nahm Tom auf seine angewinkelten Arme und ging hinein. Sofort kam eine Krankenschwester auf ihn zu und zeigte auf eine Liege. Dark legte ihn darauf. Ein Arzt kam zu Tom. Dark ging etwas zurück.
„Sofort OP!“, schrie der Arzt und befestigte ein Atemgerät an ihm.
Als noch mehr Krankenschwestern kamen, fuhren sie ihn schnell weg. Azriel hatte sich inzwischen wieder zu Sandra zurückverwandelt. Sie stellte sich neben ihn und sah Dark traurig an. „Die Ärzte schaffen das bestimmt“, sagte sie.
„Hoffentlich“, antwortete Dark und setzte sich auf eine Bank.
„Das sind geschulte Leute. Solche Rettungsaktionen machen die jeden Tag.“
„Das hätte er einfach nicht tun sollen.“
„Du bist sein bester Freund. Es ist so, dass er niemals Freunde hatte. Er war immer allein und seinen einzigen Freund wollte er nicht verlieren.“
„Aber er hat dich.“
„Das ist etwas anderes. Für ihn bist du wie ein großer Bruder, den er nie hatte.“
„Komisch, für mich ist er auch wie ein kleiner Bruder, den ich nie hatte.“
„Da habt ihr etwas gemeinsam.“
„Danke.“
„Keine Ursache.“
Kathrin saß noch immer an Kumihiros Bett. Er war immer noch bewusstlos. Sie nahm noch einmal seine Hand und übertrug etwas Energie auf ihn. Dabei drückte er ihre Hand ganz fest. Als er den Handgriff wieder lockerte, öffnete er langsam seine Augen. Sein Blick blieb sofort an Kathrin haften, die ihn mit strahlenden Augen und einem Lächeln ansah.
„Kathrin?“, fragte er und setzte sich auf.
„Wie geht es dir?“, wollte sie sofort wissen.
„Es geht mir gut“, antwortete er und legte seine rechte Hand an ihre Wange.
Sie war erleichtert, aber trotzdem kam ihr eine Träne über die Wange, die Kumihiro mit dem Daumen seiner rechten Hand abwischte. Er fragte sich wirklich, warum sie weinte. Es ging ihm doch gut. „Warum weinst du denn?“, fragte er dann doch.
„Weil du meine Strafe abgebüßt hast“, antwortete sie und sah ihn traurig an.
„Deine Strafe?“
„Ja, ich habe dich geküsst und mich an dich geschmiegt. Du hast damit doch gar nichts zu tun. Warum hast du gelogen?“
„Ich habe dir doch gesagt, dass auch wenn der Dämonenkönig dagegen ist, ich dich lieben werde. Ich liebe dich wirklich. Natürlich will ich dich dann auch beschützen und diese Strafe von dir ablenken.“
„Das darfst du nie wieder tun.“
„Ich werde es immer tun. So ist es besser. Vielleicht hätte ich dich damals nicht hierher holen sollen. Seitdem hast du diese Probleme.“
„Dann hätte ich dich doch gar nicht kennen gelernt. Ich habe gemerkt, dass ich Tom immer nur bewundert habe, aber dich liebe ich.“
„Danke.“ Kumihiro nahm die Hand herunter und setzte sich auf den Bettrand. Kathrin sah ihn fragend an. Er sollte noch nicht aufstehen, immerhin wurde ihm fast die ganze Energie entzogen. Auch wenn sie ihm welche gegeben hatte, war es nicht genug. Sie verstand nicht, warum Kumihiro sie so sehr beschützte. Als sie aufstand, sah Kumihiro sie an.
„Wir werden Dark töten“, sagte sie entschlossen und drehte sich um, damit sie ihm auch die Entschlossenheit in ihren Augen zeigen konnte, da sie ihm direkt in die Augen sah. Er stand auf und lächelte. Sie wollte ihn eigentlich fragen, warum er jetzt aufstand, obwohl es ihm so schlechte ging, aber sie ließ es lieber. Kumihiro gab ihr einen flüchtigen Kuss auf ihre Lippen und ging zum Fenster. Kathrin wurde wieder rot und sah deshalb nach unten.
„Anscheinend steckt Tom in Lebensgefahr“, verriet er ihr und sah aus dem Fenster.
„Wie?“, fragte sie und sah ihn erschrocken an.
„Dark wurde von seiner dunklen Seite tödlich verletzt, aber Tom hat die Wunde auf sich genommen und wird gerade von einem Arzt operiert.“
„Tom?“ Während sie diesen Namen sprach, sah sie auf den Boden und ballte ihre Hände zu Fäuste.
„Ich habe ihn oft genug gewarnt, Kumihiro. Mir ist es völlig egal, was mit ihm passiert. Wenn ich ihn töten muss, dann muss es eben so sein. Du solltest dich lieber nur um Dark kümmern.“
„Bist du dir sicher, Kathrin?“
„Ja, ich bin mir sicher.“ Sie sahen sich direkt in die Augen. Dabei bemerkte Kumihiro ihren entschlossenen Blick und lächelte. Sie hatte sich entschieden. Er ging zu ihr und nahm sie in den Arm. Die Umarmung erwiderte Kathrin, indem sie ihren Kopf an seine Brust schmiegte und ihre Hände auch an seine Brust legte. Kumihiros rechte Hand war an ihrem Rücken und seine linke Hand lag auf ihrem Kopf. Kathrin genoss diese Umarmung, sie wollte bei Kumihiro bleiben, auch wenn die ganze Welt dagegen war.
Kapitel 12
Das Versprechen
Dark saß vor dem OP-Raum auf einer Bank direkt neben Sandra. Er sah immer wieder nervös zur Tür, sah dann aber wieder auf den Boden. Sie operierten ihn seit einer halben Stunde.
„Du machst dir Sorgen, Dark?“, fragte Sandra.
„Natürlich“, antwortete er und sah wieder zum OP-Raum.
„Tom schafft das schon, er ist stark.“
„Ja, das ist er, aber er hat doch in letzter Zeit wirklich genug gelitten. Bevor ich mich ihm zeigte, musste er nicht leiden.“
„Leidest du, wenn du Camilla oder Tom beschützt?“
„Nein, da vergesse ich all das Leid, weil ich ihnen unbedingt helfen möchte.“
„Ich nehme an, genauso geht es Tom. Er will dir unbedingt helfen und dadurch vergisst er auch sein Leid. Ich glaube aber auch, dass er vor eurer Begegnung auch schon gelitten hat, aber auf eine andere Weise.“
„Meinst du?“
„Ja, das meine ich.“
„Wenn du es sagst.“
„Du kennst ihn doch. Immerhin kannst du seine Gefühle und Gedanken lesen.“
„Seine Gefühle und Gedanken gehen mich nichts an. Ich lese sie ungern.“
„Achso, das macht Azriel auch nicht gern.“
„Wie geht es meinem Sohn?“, ertönte auf einmal eine erschöpfte Stimme hinter ihnen. Sie sahen sich beide um und entdeckten Toms Mutter. Sie hatte Tränen in den Augen und weinte immer noch.
„Ihr Sohn wird gerade operiert“, antwortete Sandra.
„Was hat er denn?“, fragte die Mutter voller Angst.
„Ihm wurde eine Waffe durch das Herz gestochen“, sagte Sandra.
Die Mutter setzte sich neben Dark, der nur traurig auf den Boden starrte. Sie sah dabei Dark an und fragte sich, wie das passieren konnte. „Es tut mir Leid“, meinte Dark. Beide sahen ihn erschrocken an. Sandra hoffte, dass er Toms Mutter nicht die Wahrheit sagte.
„Ich habe Ihnen damals versprochen auf Ihren Sohn aufzupassen“, erinnerte er Toms Mutter, die ihn traurig ansah.
„Sie können ja nichts dafür“, ermunterte sie ihn, woraufhin Dark sie ansah und dankbar lächelte. Die Mutter sah besorgt zum OP-Raum. Es dauerte mehr als zwei Stunden, als endlich der Arzt herauskam. Die Mutter stand sofort auf. Sie sah, wie Tom auf einer Liege weggeschoben wurde. Er hatte seine Augen geschlossen. Dark biss die Zähne vor Verzweiflung aufeinander und sah Tom direkt ins Gesicht, als er vorbeigefahren wurde. Er sah ihm auch noch lange hinterher.
„Wie geht es ihm?“, fragte die Mutter den Arzt, der immer noch vor der Tür stand.
„Er ist stabil, aber er muss noch sehr lange hier bleiben. Die Wunde im Herzen wird wahrscheinlich bleiben. Wir haben aber versucht, seinen Herzschlag wieder in Gang zu bekommen, was auch ganz gut geklappt hat. Er wurde sehr schnell hierher gebracht, was ihm wirklich das Leben gerettet hat. Tom wird jetzt einige Einschränkungen haben, was Sport beträgt. Er wird es aber überleben. Wir würden aber gerne einen Herzschrittmacher einsetzen in den nächsten Tagen.“
„Gut“, antwortete die Mutter.
„Sie können jetzt zu ihm“, meinte der Arzt und führte sie zu Toms Zimmer. Er war noch an einem Beatmungsgerät. Sein Herzschlag wurde auch gemessen. Dark sah traurig zu ihm. Fast hätte er geweint, aber er konnte sich noch beherrschen. Er drehte sich vom Zwischenfenster weg, aber Sandra nahm seinen Arm. Dark sah ihr in die Augen. Da merkte Sandra, dass er kurz davor war, zu weinen. Deshalb ließ sie ihn los. Dark ging. Die Mutter und Sandra sahen ihm nach, aber kurz darauf ging die Mutter mit Sandra hinein.
Dark ging durch mehrere Gassen. Plötzlich blieb ein Mann vor ihm stehen und sah ihn grinsend an. Es fing an zu regnen, Dark blieb auch vor ihm stehen.
„Du bist neu hier, oder?“, fragte der Kerl und grinste noch breiter. Darks Blick war auf den Boden gerichtet, sodass man seinen Blick nicht sehen konnte. Der Kerl packte Dark am Hemd und wollte ihm gerade die Faust ins Gesicht schlagen, aber Dark hielt seine Faust fest. Der Mann sah ihn böse an und wollte gerade sein Bein in seinen Bauch hauen, aber Dark sah ihn finster an. Der Kerl ließ ihn los und wich etwas zurück, als er seinen Blick sah. Dark ging weiter, aber der Kerl nahm sich eine Eisenstange und rannte ihm hinterher. Als er hinter Dark die Eisenstange schwang, hielt Dark auch die fest.
Der Kerl sah ihn erschrocken an. Dark festigte seinen Griff. Plötzlich durchzuckten die Eisenstange mehrere schwarze Energieblitze, die auch den Mann trafen, der schreiend zu Boden fiel. Als Dark die Stange fallen ließ und weitergehen wollte, stellten sich ihm mehrere Kerle in den Weg. Dark sah sie nur finster an. Der erste Mann rannte auf ihn mit einem Messer zu.
Die Mutter saß neben seinem Bett auf einem Stuhl und sah traurig zu ihm. Sandra stand am Fenster und sah über die Schulter hin aus dem Fenster.
„Wie konnte das denn nur passieren?“, fragte die Mutter sich eher selbst.
„Ich war leider nicht dabei. Ich kam nur zufällig hier am Krankenhaus vorbei. Dark hatte ihn hierher getragen. Er war völlig durcheinander.“
„Er wollte doch auf meinen Sohn aufpassen“, weinte sie.
„Ich glaube nicht, dass er etwas dafür kann.“
„Wenn er Tom hierher getragen hatte, muss das ja heißen, dass er dabei war. Warum ist er überhaupt gegangen?“
„Er erträgt es sicher nicht, Tom so zu sehen. Dark hat eine tiefe freundschaftliche Bindung zu Tom. Ihn hatte nie jemand so akzeptiert wie er ist, genau wie bei Tom. Als sie sich das erste Mal trafen, hatten sie sich sofort verstanden.“
„Dark hat doch nichts mit kriminellen Machenschaften zu tun, oder?“
„Nein, ganz im Gegenteil. In seinem Dorf, wo er früher lebte, hatte er die anderen immer beschützt vor irgendwelche Schläger, die immer kamen.“
„Und trotzdem haben sie ihn nicht akzeptiert?“
„Nein, wegen seinem Aussehen. Viele haben Angst vor ihm.“
„Das hatte ich am Anfang auch.“
„Er ist aber ein ganz netter Mensch.“
„Ja, das sieht so aus, wenn er meinen Sohn hierher getragen hat. Trotzdem verstehe ich nicht, warum dann Tom verletzt wurde.“
„Ich glaube nicht, dass Dark nicht versucht hat, ihn zu beschützen.“
„Du meinst also, dass er versucht hat, ihn zu beschützen.“
„Natürlich. Dark ist wirklich sehr treu seinen Freunden gegenüber.“
„Ich dachte, er hatte nie welche.“
„Ich kenne jetzt Dark seit zirka einem Monat. Seitdem hatte Dark nie etwas unversucht gelassen, ihn zu schützen.“
„Achso, das ist gut zu hören.“
„Also machen Sie sich keine Sorgen. Ich weiß, dass Tom sehr stark ist, er wird bald wieder gesund sein, auch wenn er etwas eingeschränkt ist.“
„Danke.“ Toms Mutter lief wieder eine Träne übers Gesicht. Sie liebte ihren Sohn sehr und sie wollte ihn auf keinen Fall verlieren. Er war ihr das Wichtigste auf der Welt. So stark war dieses Gefühl in ihr noch nie.
Dark ging weiter. Hinter ihm lagen die ganzen Kerle verletzt am Boden. Sie bluteten, aber keiner war lebensgefährlich verletzt. Er ging ganz gleichgültig, als wäre nichts passiert. Diese Menschen interessierten ihn nicht. Nur Tom war für ihn wichtig, sein anderes Ich.
Auf einem Hochhaus setzte er sich an die Dachkante und sah über die Stadt hinweg. Geradewegs am Ende der Stadt sah er das Krankenhaus, das am höchsten ragte in seinem Blick. Es war strahlend weiß. Er dachte daran, wie Toms Mutter neben dem Bett seines Sohnes saß und weinte. Sie weinte ganz sicher, da war er sich wirklich sehr sicher.
Plötzlich landete Azriel neben ihm als Geist, die sich neben ihn setzte. Dark saß mit dem Rücken an einem Pfeiler an der Dachkante, der an der Ecke befestigt war. Das rechte Bein stand angewinkelt auf der Dachkante, während das andere an der Wand herunterbaumelte. Den rechten Arm hatte er auf das rechte Bein gelegt. Die andere Hand hing herunter. Er sah nach links über die Stadt hinweg zum Krankenhaus. Azriel setzte sich ganz normal auf die Dachkante neben Dark, der sie gar nicht beachtete.
Sein Blick war leer, als hätte er keine Seele mehr. Der Glanz in seinen Augen war da, aber er starrte nur ins Leere.
„Tom wird es überleben“, erinnerte sie ihn, aber Dark antwortete nicht.
„Du machst dir Vorwürfe, oder?“, fragte sie und sah ihn an, also sah nach links zu ihm, während sie ihre Füße immer vor und zurück baumeln ließ.
„Das geht dich doch gar nichts an“, antwortete er nur.
„Wenn Sandra jetzt da liegen würde und sie hätte dasselbe getan, dann würde es mir nicht anders gehen.“
„Was du nicht sagst.“
„Glaubst du mir nicht?“
„Niemand kann das nachempfinden. Wenn Toms Seele nicht in mir ist und meine Seele erhellt, werde ich wieder zu einem Dämon.“
„Bitte?“
Dark sah sie an, aber sein Blick war nicht mehr leer, eher nachdenklich, aber zugleich traurig. „Das Licht seiner Seele hält meine Seele rein. Mit jedem Tag, in dem er nicht in mir ist, werde ich immer böser. Bis jetzt merkt man die Ausmaßen noch nicht, aber es wird immer schlimmer. Ich kann kaum noch gegen die Dunkelheit ankämpfen. Der dunkle Splitter meiner Seele, der sich materialisiert hatte, war nur ein kleiner Bruchteil meiner dunklen Seele. Wenn nicht bald etwas passiert, werden es immer mehr. Dieser kleine Splitter hatte Tom mit Absicht geschwächt. Je schwächer er wurde, desto schwächer wurde sein Licht, das gegen meine dunkle Seele wirkt.“
„Tom hat zwar gelitten, aber anscheinend hat er das in Kauf genommen.“
„Ich verstehe Tom nicht.“
„Wie bitte? Warum denn nicht? Er ist dein anderes Ich, deine andere Seite.“
„Ja, das mag ja sein, aber damals wollte ich ihn töten. Ich habe ihn sogar schlecht behandelt, aber trotzdem hat er mir geholfen. Warum ist er so? Er hat mir trotz allem das Leben gerettet. Hätte er sich nicht geopfert, wäre ich tot.“
„Nun ja, es liegt garantiert daran, dass Tom nie Freunde hatte. Jetzt hat er endlich welche und die will er nicht verlieren. Es ist vielleicht kompliziert, aber im Grunde auch einfach. Wenn er dich sterben lässt, würde er auch sterben. Auch wenn eure Seelen getrennt sind, würde er trotzdem sterben, wenn du stirbst. Die Trennung trennt nur eure Körper und eure Kräfte, aber die Verbindung steht, da ihr eine starke Verbindung eingegangen seid. Solange diese Verbindung besteht, kann man eure Körper auch wieder verbinden. Kathrins Kräfte funktionieren nur bei richtigen Dämonen, da sie keine Verbindung mit den Menschen eingehen.“
„Im Grunde bin ich auch nur ein Dämon.“
„Nein, das bist du nicht. Du bist ein Dämonenjäger. Ich glaube, dass Tom es nicht zulassen würde, dass du wieder zu einem Dämon wirst. Glaube mir, denn echte Dämonen kennen weder Freundschaft noch Liebe. Du hast beides erfahren. Auch als Dämon konntest du lieben, das heißt, du warst nie ein vollständiger Dämon. Wir werden alle hinter dir stehen und dir helfen. Du brauchst nur etwas zu sagen, dann würden wir dir sofort helfen.“
„Danke, ich weiß eure Hilfe zu schätzen, aber bei dieser Sache könnt ihr recht wenig helfen. Trotzdem werde ich was sagen, wenn ich mal eure Hilfe brauche.“
„Auch das unterscheidet dich von Dämonen.“
„Was?“, fragte Dark und sah sie fragend an.
„Dämonen hassen sich untereinander und wollen keine Hilfe annehmen, damit sie den Ruhm alleine ernten können“, sagte sie zu ihm und lächelte sanft.
„Dann besteht vielleicht noch Hoffnung für Kathrin.“
„Wie meinst du das?“
„Kathrin kämpft doch immer mit Kumihiro zusammen. Es ist auch Toms Wunsch, dass Kathrin wieder zu den Dämonenjägern kommt.“
„Aber was ist mit Kumihiro?“
„Keine Ahnung, ich weiß nicht, ob er noch zu retten ist oder ob die Dämonen ihn schon ganz eingenommen haben.“
„Wer weiß. Du solltest vielleicht mal Tom besuchen, wenn er wach ist oder auch schläft. Tom spürt deine Anwesenheit. Er würde sich sicher sehr freuen.“
„Ja, das kann sein. Danke, Azriel.“
„Kein Problem, dafür sind Freunde da“, antwortete sie und stand auf. Mit diesen Worten sprang sie vom Dach. Dark sah zu ihr, sie schwebte Richtung Krankenhaus. Dark sah jetzt direkt auf das Dach zu einem Container.
„Wie lange willst du da noch stehen, Kathrin?“, fragte er auf den Container gerichtet. Sie kam hinter dem Container hervor und ging zu ihm. Kathrin war nur in einem schlichten bauchfreien weißen Oberteil gekleidet. Ihre kurze Hose, die so kurz wie ein Minirock war, war schwarz. Ihre Stiefel waren ebenfalls schwarz. Dark stand auf und ging einen Schritt auf sie zu. Kurz vor ihm blieb sie stehen.
„Ich wusste doch, dass du noch ein Mensch und eine Dämonenjägerin bist“, meinte er und sah sie ernst an.
„Bitte?“, verstand sie nicht und sah ihn böse an.
„Auch wenn du auf die Dämonenseite gegangen bist, bist du noch du. Deine heilige Kraft schützt dich vor der Kontrolle der Dämonen. Außerdem sorgst du dich wohl um Tom.“
Sie sah ihn erschrocken an, sah dann aber in die rechte untere Ecke ihres Blickes. „Ich bin kein Mensch mehr!“, schrie sie regelrecht und sah ihn ernst an.
„Du bist sehr wohl ein Mensch, Kathrin“, widersprach er.
„Du hast eine ziemlich große Klappe für jemand, der kaum noch Kraft hat und kurz vor dem Tod steht.“
„Nun ja, was soll ich dazu sagen? Wenn ich sterbe, wird Tom auch sterben.“
„Ich habe ihn von dieser Bürde befreit.“
„Hast du nicht. Deine Macht scheint vielleicht bei Dämonen zu funktionieren, aber nicht bei einem Dämonenjäger.“
„Du bist ein Dämon, Dark. Hast du das etwa schon vergessen?“
„Nein, ich bin kein Dämon. Ich bin mit Tom eine Bindung eingegangen. Du weißt, dass du diese Bindung nicht zerstören kannst. Eine solche Bindung kann man nicht zerstören. Die Dämonen hingegen gehen mit Menschen keine Bindung ein.“
„Selbst wenn, meine Magie hat euch getrennt.“
„Unsere Körper und unsere Seelen, aber nicht mehr. Wir werden deine Magie brechen können, Kathrin. Trotzdem, Tom wird überleben, wenn du es wissen willst.“
„Was geht mich dieser Tom schon an?“
„Ich glaube deiner Fassade nicht. Du verstellst dich. Im Grunde sorgst du dich doch um Tom. Man sieht es dir an. Du bist furchtbar zerbrechlich. Selbst deine Kräfte wissen dich nicht mehr zu deuten. Nur deshalb geraten sie dir manchmal außer Kontrolle. Du bist kaum noch du selbst, du betrügst dich selbst. Deswegen wirst du niemals das ganze Ausmaß deiner Kräfte gebrauchen können. Du wirst solange nur einen Bruchteil deiner Kräfte nutzen können, solange wie du dich verstellst. Wenn du ehrlich zu dir bist, wirst du stärker werden können.“
„Halt endlich den Mund! Ich kann es nicht mehr hören. Tom ist mir total egal geworden. Dieser Mensch widersetzt sich Kumihiro und mir. Er hat es nicht anders verdient. Es wäre besser, wenn er gestorben wäre.“
„Was bedeutet dir Kumihiro?“
„Kumihiro?“
„Ja, was bedeutet er dir? Die Frage kannst du doch ganz sicher beantworten.“ Kathrin schlug die Augen nieder. Sie dachte an den Kuss zurück am Fenster, die Umarmungen, die Strafe, die Kumihiro dafür für sie eingesteckt hat. Ihr kam eine Träne über die Wange.
Dark ging einen Schritt auf sie zu und legte die rechte Hand auf ihre Schulter. Kathrin sah ihn erschrocken an, dachte an Kumihiros Lächeln, als er ihr auch eine Hand auf die Schulter gelegt hatte. Sie klatschte ihm die Hand mit ihrer linken Hand weg, ging einen Schritt zurück und sah ihn an. „Ich liebe ihn!“, schrie sie und verschwand.
Dark sah noch lange nach vorn, bis ein kurzes Lächeln über sein Gesicht huschte. Er ging. Anscheinend verstand er langsam, warum Kathrin Kumihiro folgte. Er dachte immer, dass es keine sonderlich starke Bindung war, aber da lag er wohl bis jetzt falsch.
Kathrin kam mitten in Kumihiros Bett auf der Zudecke wieder zum Vorschein. Sie saß mitten darauf und hatte die Beine eng angewinkelt. Ihre Arme umfassten ihre Beine. Mittendrin verbarg sie den Kopf und schluchzte. Rick kam herein und sah sie grinsend an.
„Ist es bei Menschen normal, dass sie immer so oft heulen?“, fragte er und lehnte sich mit dem Rücken neben die Tür an der Wand, während er die Arme vor der Brust verschränkte.
„Verschwinde!“, schrie sie, ohne sich zu regen.
„Bist du etwa sauer, Kleine? Das würde ich auch sein, wenn ich immer noch menschliche Gefühle für diesen Tom hätte. Sieh es endlich ein, dass du niemals ein Dämon sein kannst. Deine menschliche Seite wird immer an dir haften. Der Dämonenkönig hätte das ja eigentlich sofort mit seiner Kontrolle gelöst, aber jede Kontrolle prallt an dir ab durch deine heiligen Kräfte. Ich frage mich, wann du sie endlich ablegen wirst und die Kraft der Dämonen annimmst.“
„Sie wird ihre Kräfte nicht ablegen“, sagte jemand neben Rick. Er sah erschrocken dahin und entdeckte Kumihiro, der ihn ernst ansah. Kumihiro trug einen weißen Pullover und eine schwarze lange Hose. Seine Halbschuhe waren schwarz. Seinen schwarzen Mantel trug er trotzdem drüber.
„Wenn sie das nicht macht, wird sie den Dämonen zu nichts nutze sein“, lachte Rick und grinste ihn bösartig an.
„Ihre Kräfte sind sehr wohl nützlich. Ihre heiligen Kräfte schwächen Dark sehr, was uns weiterhilft. Lass es endlich sein! Kathrin hat schon ohne dich genug Probleme.“
„Weil sie ein Mensch ist. Sie wird es nie lernen, ihre menschliche Seite zu unterdrücken.“
„Ihre menschliche Seite ist jedenfalls stärker als deine dämonische Seite.“
„Bitte, du bist auch nur ein Dämonenjäger.“
„Mag sein, aber Kathrin kann dafür nichts, also lass sie endlich in Ruhe! Ich kann dich ganz leicht besiegen.“
„Wenn du meinst. Du solltest dieses Mädchen langsam bändigen. Sie kann nicht ewig immer auf dich vertrauen. Irgendwann wirst auch du sterben.“ Kathrin sah erschrocken zu Kumihiro, der sie sanft anlächelte.
„So schnell wird das nicht passieren, Rick“, versicherte er ihm und sah ihn ernst an.
„Wenn du das sagst“, verabschiedete er sich und verschwand.
Kumihiro sah zu Kathrin, die wieder das Gesicht in ihren Armen vergraben hatte. Er hörte sie schluchzen. Der Dämonenritter setzte sich neben sie auf das Bett. Seine Füße lagen ganz auf der Decke. Er legte seine linke Hand auf ihre linke Schulter. „Du brauchst dich nicht zu sehr unter Druck setzen“, meinte er und lächelte. Kathrin hob den Kopf und sah ihn mit Tränen in den Augen an.
„Ich bin wirklich zu nichts nutze“, urteilte sie über sich selbst.
„Das ist nicht wahr. Wenn du wissen willst, wie es Tom geht, dann geh ruhig heute Abend zu ihm. Es ist nicht schlimm, sich um jemanden zu sorgen. Das ist nur natürlich.“
„Wirklich?“
„Ja, geh heute Abend zu ihm und bleibe etwas bei ihm. Ich werde dir nicht böse sein. Soll ich dich dann begleiten, wegen Dark?“
„Nein, er wird mich nicht angreifen. Er hat ja richtig gebettelt, dass ich ihn besuche.“
„Dann ist gut. Ich habe das Gespräch ja mitbekommen. Bis dahin gehörst du aber mir.“
Sie sah ihn fragend an. „Was meint er denn damit?“ Da spürte sie seine Umarmung schon. Kathrin streckte ihre Beine aus und legte ihre Hände an seinen Rücken. Er hatte sein Gesicht genau vor ihrem Gesicht. Während er Kathrin küsste, zog er sich den Mantel aus und warf ihn neben das Bett. Als er sich von ihren Lippen löste, drückte er sie auf das Bett. Sie fiel mit dem Kopf auf die Kissen und sah Kumihiro rotwerdend an, der im Vier-Füßlerstand über ihm war. Eine starke Lust durchkam ihren Unterleib, eine Lust wie sie es bei allen Küssen und Umarmungen mit Kumihiro spürte, aber diese war stärker. Die Wellen der Lust wurden durch den ganzen Körper gesandt.
Er küsste sanft ihren Bauch, der frei von dem Oberteil war. Kumihiro strich das Oberteil hoch, wodurch er je Kuss immer weiter hoch bis zu den Brüsten kam. Davor hielt er an und küsste sie wieder auf den Mund. Kathrin hatte das Oberteil schon ausgezogen. Durch Aneinanderreiben der eigenen Füße zogen sie sich schnell Schuhe und Strümpfe aus.
Kumihiro öffnete ihre Hose und strich sie herunter, wobei er seine auch auszog und dann sein Oberteil auszog. Er zog auch ihre und seine Unterhose aus. Als er ihren BH öffnete und abstreifte, legte er sich auf sie und warf den BH neben das Bett. Sie spürte seinen Atem, als er ihren Hals küsste. Kathrin keuchte. Als sie sich wieder küssten, legte er seine Hände sanft unter sie an ihren Rücken, womit er die Anspannung aus ihrem Körper vertrieb. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und legte sie dann an seinen Rücken, während sie ihre Beine spreizte und die Füße seine Hüfte umschlangen.
Als er sanft in ihr eindrang, erklang ein Laut von ihren Lippen, während er wieder ihren Hals küsste. Sie vergaß die ganze Trauer, den Hass auf Rick. Jetzt spürte sie nur Kumihiro und dachte auch nur an ihn. Kathrin fühlte sich endlich frei und war richtig glücklich. Sie bäumte sich etwas auf und genoss diese Gefühl, das Gefühl, das ihr nur Kumihiro geben konnte.
Dark stand an Toms Krankenzimmertür und sah durch das Zwischenfenster. Sandra war nicht mehr da. Toms Mutter saß am Bett ihres Sohnes. Dark fasste sich ein Herz und öffnete leise die Tür. Sie drehte sich zu ihm um, während Dark eintrat und die Tür wieder schloss. Toms Mutter stand auf und sah ihn traurig an. Es dämmerte langsam draußen. Die Straßenlaternen waren schon angeschalten.
„Ist Tom schon aufgewacht?“, fragte Dark mit besorgtem Blick auf die Mutter.
„Nein“, antwortete sie und trat näher an ihn heran.
„Ich bleibe jetzt bei ihm. Ruhen Sie sich etwas Zuhause aus.“
„Aber er ist doch mein Sohn.“
„Schon, aber Sie brauchen doch auch Ruhe. Schlafen Sie etwas Zuhause. Tom würde es nicht begrüßen, wenn es Ihnen schlecht geht.“
„Na gut. Es ist noch nicht ganz so dunkel. Mit dem Auto bin ich schnell da. Wenn etwas mit Tom ist, sagen Sie mir bitte Bescheid.“
„Ja, das werde ich. Die Telefonnummer kenne ich, dann werde ich vom Krankenhaus her anrufen.“
„Danke.“ Auf einmal spürte er ihren Kopf an seiner Brust, während sie auch die Hände an seine Brust legte. Sie weinte und krallte sich etwas in Darks Hemd. Dark zögerte kurz, legte dann aber die linke Hand auf ihren Kopf und seine rechte Hand an ihren Rücken. „Bitte, passen Sie auf meinen Sohn auf“, flehte sie ihn an.
„Das mache ich“, versprach er. Dann ließ er sie los und die Mutter ging dann auch. Dark sah ihr noch nach, sie tat ihm richtig leid. Die Mutter hatte es wirklich nicht einfach.
Er setzte sich auf den Stuhl neben Toms Bett und sah ihn an. Der Dämonenjäger spürte, dass Tom träumte, einen Alptraum. Er sah ihn ernst an. Der Blick sänftigte sich. Er strich mit seiner Hand die Strähnen aus Toms Gesicht und blieb einfach sitzen.
Hätte er Tom beschützen können, wäre das sicher alles nicht passiert. Es brachte aber nichts, sich jetzt Gedanken darüber zu machen. Man konnte es nicht ändern. Jetzt konnte man nur noch auf die Zukunft hoffen. Man konnte nur noch hoffen, dass in der Zukunft alles besser werden würde.
Als es draußen schon dunkel war, erschien Kathrin auf einmal in ihrer Erscheinung vom Nachmittag am Fenster von Toms Krankenzimmer. Sie sah zu Tom. Als nächstes blickte sie Dark an. Dann schritt sie trotzdem sanft lächelnd an Toms Bett und setzte sich auf das Bett. Dark saß auf der anderen Seite des Bettes auf den Stuhl.
„Du bist also tatsächlich gekommen“, stellte Dark fest.
„Ja, das bin ich“, bejahte sie und sah Toms mitleidsvoll an.
„Warum?“
„Ich habe an mir selbst gezweifelt. Kumihiro jedoch sagte mir, dass die menschliche Seite an mir doch etwas Gutes sei. Er sagte, ich solle herkommen. Tom war immerhin ein Klassenkamerad.“
„Kumihiro sagte dir das also?“
„Ja, ihm habe ich vieles zu verdanken. Er schafft es immer, mich zu beruhigen, damit ich meine Kräfte wieder unter Kontrolle bekomme. Hör zu, ich möchte einen ehrlichen Kampf. Kumihiro will dich besiegen, aber ich glaube nicht, dass er gegen dich kämpfen wird, solange du so geschwächt bist. Ich werde diese Magie aufheben.“
„Nein!“, bestimmte Dark entschlossen, woraufhin Kathrin ihn fragend ansah.
„Warum denn nicht?“
„Ganz einfach. wenn unsere Bindung nicht stark genug gegen deine Magie ist, dann werden wir auf jeden Fall gegen Kumihiro verlieren. Tom und ich werden es aus eigener Kraft schaffen. Wir schätzen deine Hilfe nicht ab, aber wir wollen fair bleiben. Der Dämonenkönig wird verärgert sein, wenn du uns hilfst.“
„Er wird auch so verärgert sein. Der Dämonenkönig akzeptiert die Liebe zwischen Kumihiro und mir nicht. Dafür wollte er mich bestrafen, aber Kumihiro hat die Strafe auf sich genommen.“ Mit diesen Worten stand sie auf und drehte sich zu Dark um, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. „Ich will, dass ihr mich ernst nehmt“, bestand sie drauf.
Dark stand lächelnd auf und sah sie an. „Es ist Toms Wunsch, dass du wieder eine Dämonenjägerin wirst.“
„Ach wirklich?“
„Ja, bis dahin werden wir mit aller Kraft gegen dich kämpfen. Wir helfen dir jederzeit, aber wenn du keine Hilfe brauchst, dann werden wir gegen dich kämpfen und keine Rücksicht nehmen.“ Dark hielt ihr die Hand hin. Kathrin sah die Hand zögernd an, nahm sie dann aber und drückte sie lächelnd.
„Ich hoffe, dass das Versprechen gilt“, sagte sie und verschwand wieder.
„Das wird es“, versicherte er sich eher selbst und setzte sich wieder auf den Stuhl. Er lächelte Tom an. Hoffentlich würden sie einen Weg finden, diese Magie zu brechen. Nein, sie würden einen finden! Dem war sich Dark sehr sicher.
Kapitel 13
Vereinigung
Dark saß auch noch früh am Morgen an Toms Bett. Als er aufstand, sah er plötzlich fragend zu Tom. Er schien seine Hand zu einer Faust zu ballen. Außerdem biss er die Zähne zusammen. Dark sah in Toms schmerzverzerrtes Gesicht. Er nahm seine Hand und drückte sie ganz fest. Dabei übertrug er etwas Energie auf ihn, aber auch nur die Hälfte seiner Energie.
Plötzlich öffnete Tom ganz langsam seine Augen. Am Anfang sah er noch alles verschwommen, aber dann schien er besser zu sehen. Toms Blick blieb an Dark haften, der immer noch seine Hand hielt. „Dark?“, fragte er, während sich seine Gesichtszüge wieder normalisierten.
„Du bist endlich wach“, freute sich Dark und lächelte. Tom nahm das Atemgerät ab und legte es neben sich. Er setzte sich langsam auf, obwohl Dark da nicht ganz mit einverstanden zu sein schien. Dark setzte sich schnell an den Bettrand und stützte ihn an den Schultern.
„Ich lebe also noch?“, fragte Tom.
„Ja, wir leben beide noch, dank dir. Wenn du das nicht gemacht hättest, wären wir beide tot.“
„Aber wir sind doch noch getrennt.“
„Ja schon, aber trotzdem besteht unsere Bindung noch. Ich bin dein anderes Ich. Kathrins Magie funktioniert nur bei Dämonen, da sie keine Bindung eingehen.“
„Du bist also auch wohlauf?“
„Ja, das bin ich. Sie wollen dir demnächst einen Herzschrittmacher einsetzten. Die Wunde in deinem Herzen wird bleiben.“
Tom sah ihn fragend an, während Dark die Hände herunternahm. „Es war vorauszusehen“, sagte Tom nur und senkte den Blick.
„Es hat uns beide gerettet, aber trotzdem. Wenn ich dabei gestorben wäre, hättest du ganz sicher keine Schmerzen gespürt, wenn du gestorben wärst.“
„Ich werde das aber nicht zulassen. Dein Leben ist mir wichtig, denn immerhin beschützt du mich auch. Du bist doch auch für mich da, also bin ich das auch für dich.“
„Achso, entschuldige, aber ich bin deine starke Seite. Du bist ganz sicher unsere gutartige und sanfte Seite, deshalb kämpfe ich. Es ist meine Aufgabe dich zu beschützen und alles Leid von dir abzuwehren.“
„Nun ja, aber es ist auch meine Aufgabe, dass du fit fürs Kämpfen bist, oder?“
„Also, nun....“
„Ich hab dich“, lachte Tom.
„Ja, du hast mich. Tom, ich möchte nicht, dass du dein Leben für mich riskierst.“
„Ich habe meine Überzeugung, Dark. Kam denn wieder ein Dämon?“
„Nein, aber ich habe mit Kathrin geredet.“
„Kathrin? Wie geht es ihr?“
„Es geht ihr gut. Anscheinend hat sie sich entschieden. Sie möchte Kumihiro unbedingt helfen. Aber ich habe ihr gesagt, dass sie immer auf unsere Hilfe zählen kann. Wenn sie jedoch keine Hilfe braucht, werden wir gegen sie kämpfen ohne Mitleid.“
„Danke, dass du sie nicht gleich angegriffen hast.“
„Ich weiß, was sie dir bedeutet. Sie ist deine damalige Klassenkameradin. Als dich alle in der Schule gehasst haben, hat sie es immerhin nicht getan, obwohl sie nicht mit dir geredet hat.“
„Kathrin hat sich nie in irgendwelche Streitigkeiten eingemischt. Außerdem war sie sehr schüchtern. Wenn sie aber wirklich ihre Liebe in Kumihiro gefunden hat, kann ich es ihr nicht verübeln, dass sie jetzt ein Dämon werden möchte.“
„Die Dämonen schätzen aber ihre heiligen Kräfte ab. Das heißt, dass kein Dämon sie kontrollieren kann.“
„Das ist doch eine gute Nachricht.“
„Ja, das ist eine gute Nachricht. Tom, du solltest jetzt schlafen und dich weiterhin ausruhen.“
„Wenn ein Dämon kommt, sagst du es mir doch, oder?“
„Ich werde dir Bescheid geben, aber ich werde alleine kämpfen. Am besten werden wir das über Gedankensprache machen.“
„Das funktioniert auch trotz der Trennung?“
„Ja, da gibt es noch etwas. Kathrin hat uns angeboten, dass sie ihre Magie rückgängig macht, aber ich habe abgelehnt. Wenn wir ihre Magie nicht rückgängig machen können, dann haben wir keine Chance gegen die Dämonen.“
„Ja, das ist eine gute Entscheidung, aber was ist, wenn wir die Magie nicht rückgängig machen können?“
„Es wird klappen. Wenn wir nur stark genug daran glauben und alles geben, dann wird es klappen.“
„Wenn du das sagst, Dark, wird es stimmen.“ Plötzlich wurde Tom schwindlig. Er drohte nach hinten umzukippen, aber Dark stand schnell auf, stellte sich neben das Bett und hielt ihn im Genick fest. Tom sah ihn dankbar an, wurde dann aber bewusstlos. Dark legte ihn wieder richtig ins Bett. Anscheinend ging es Tom immer noch ziemlich schlecht. Er brauchte jetzt Ruhe und dachte nur an andere, als an sich selbst. Was für ein aufopfernder Junge er doch war. Das schien Dark auch zu berühren, obwohl er eigentlich dachte, dass ihn nichts mehr an Tom faszinieren konnte.
Es gab Menschen, die würden sich für andere aufopfern, aber sie trauten es sich nicht, da sie keine Schmerzen ertragen konnten, aber es gab auch Menschen, die sich aufopfern würden und die Schmerzen ertragen konnten. Von der Sorte war wohl Tom. Dark war da ganz anders. Er würde sich nur für Camilla oder Tom aufopfern wollen. Dark sah ihn noch mal an, befestigte das Atemgerät wieder auf seinem Gesicht am Mund zur Sicherheit und ging aus dem Zimmer heraus auf den Ausgang des Krankenhauses zu.
Kathrin öffnete langsam ihre Augen. Sie lag im Bett neben Kumihiro, an den sie sich die ganze Nacht geschmiegt hatte. Er schlief anscheinend noch. Kathrin küsste ihn sanft auf die Lippen, wodurch er aufwachte und den Kuss erwiderte. Kurz darauf löste sie sich von ihm. Kathrin strich die Decke weg und setzte sich auf den Bettrand. Da merkte sie, dass Kumihiro hinter ihr saß und seine Hand einen sanften Druck auf ihren Rücken ausübte. Seine Hand wanderte dann zu ihrer Schulter und blieb dort.
Jedoch lehnte sich Kathrin nach hinten und legte ihren Kopf auf seinen Schoß, weshalb er die Hand wegnahm und sie sanft an der Wange streichelte. Sie lächelte. „Was bedrückt dich denn, Kathrin?“, fragte er lächelnd, während er sie weiter streichelte.
„Es ist Tom“, antwortete sie und setzte sich auf, während sie sich umdrehte, damit sie ihm direkt gegenüber saß.
„Er ist heute schon aufgewacht. Es geht ihm besser, aber er hat eine sehr tiefe Wunde im Herzen, die sich nie wieder von selbst schließen würde.“
„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich die Kraft habe, gegen ihn zu kämpfen.“
„Wenn das so ist, dann halte dich doch aus dem Kampf raus und kämpfe gegen Azriel.“
„Das könnte ich machen. Dark sagte mir, dass Tom trotzdem sterben würde, wenn du Dark töten wirst, obwohl sie doch getrennt sind.“
„Sie sind ein und dieselbe Person. Außerdem haben sie eine sehr starke Bindung zueinander. Es ist wohl nicht zu vermeiden, dass Tom stirbt. Wenn du möchtest, werde ich ihn ohne Qualen töten.“
„Ja, tu das bitte. Obwohl ich ihn nicht mehr so sehr mag wie damals, mache ich mir trotzdem noch Gedanken um ihn.“
„Das ist menschlich.“
„Ich bin kein normaler Mensch mehr.“
„Das sage ich ja nicht, aber man sieht, dass du immer noch menschliche Gefühle hast. Das ist gar nicht schlimm. Wenn es nicht so wäre, würden wir uns nicht lieben.“
„Du liebst mich doch, oder?“
„Ja, natürlich. Das werde ich dir auch beweisen.“ Sie sah ihn fragend an. Plötzlich merkte sie, wie er sie auf die Lippen küsste. Er drückte sie auf das Bett und legte sich auf sie. Kathrins Herz schlug höher. Sie schloss ihre Augen und erwiderte den Kuss, während er ihr Oberteil hoch streifte. Als sie die Augen öffnete und merkte, dass er ihr Oberteil hoch streifte und sie auf den Bauch küsste, bäumte sie sich etwas auf. Kathrin lächelte und legte ihre Hände an die Seiten seines Kopfes in seine Haarfülle. Sie schloss ihre Augen wieder. Er streifte auch sein Oberteil ab, aber plötzlich hielt er inne und setzte sich auf.
Kathrin öffnete ihre Augen verwundert. Ihre Hände hatte sie schon wieder heruntergenommen. Sie zog ihr Oberteil wieder richtig an, da es Kumihiro auch tat und sah ihn fragend an. Kumihiro jedoch stand rasch auf und streifte sich seinen Mantel über.
„Was hast du denn?“, fragte Kathrin.
„Der Dämonenkönig ruft uns“, antwortete er schnell und half ihr aufzustehen, in dem er ihr seine Hand entgegenstreckte.
„Was will er denn?“
„Keine Ahnung, aber wir sollten uns beeilen. Er meinte, es wäre dringend.“
„Okay.“ Sie schritten schnell zum Thronsaal ohne jegliche Worte zu verlieren. Vor der Tür warteten sie kurz und traten dann ein. Als sie vor dem Dämonenkönig standen, verbeugten sie sich kurz. Darks dunkle Seite stand neben dem Dämonenkönig und sah die beiden verärgert an.
„Wir werden Dark und Tom heute töten“, kündigte die dunkle Seite an und sah Kathrin eindringlich an, die sofort den Blick senkte.
„Wir werden uns darum kümmern“, meinte Kumihiro und sah Darks dunkle Seite an.
„Dark wird euch begleiten“, sagte der Dämonenkönig.
„Warum? Das schaffen wir auch alleine.“
„Wirklich, Kumihiro?“, fragte der Dämonenkönig nach.
„Ich werde euch begleiten aus einem Grund. Trotz der Trennung ihrer Seelen und Körper stirbt der andere, wenn man den einen tötet. Das heißt, dass wir Dark nicht angreifen werden. Wir werden Tom töten, das ist einfacher und geht schneller. Von ihm wird nicht viel Widerstand kommen.“
„Er ist ein wehrloser Mensch, der schwerverletzt ist“, protestierte Kathrin.
„Und? Das interessiert mich herzlich wenig. Er hat Dark damals gerettet und jetzt ist er schwerverletzt wegen ihm. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Tom ganz daran kaputt geht. Kathrin, es ist auch in deinem Interesse, dass Tom getötet wird.“
„In meinem Interesse? Warum das denn?“
„Du wolltest doch, dass er nicht mehr leiden muss. Deshalb werde ich ihn ohne Qualen töten. Ich erinnere mich aber nicht, dich nach deiner Meinung gefragt zu haben, Kathrin. Ihr werdet zusehen und nur im äußersten Notfall eingreifen.“
Kathrin wollte eigentlich protestieren. „Ja, so werden wir es machen“, kam Kumihiro ihr zuvor und sah sie an. Kathrin fügte sich dem widerwillig und senkte wieder den Blick.
„Na dann, ihr könnt gehen“, verabschiedete der Dämonenkönig die beiden. Kathrin biss vor Ärger die Zähne zusammen.
Die beiden gingen. Mitten auf dem Flur blieb die junge Dämonenritterin stehen und sah auf den Boden. Kumihiro, der die ganze Zeit vor ihr lief, kehrte um zu ihr und blieb vor ihr stehen.
„Er kann doch Tom nicht einfach so töten, ohne, dass er sich verteidigen kann“, ärgerte Kathrin sich und biss die Zähne vor Ärger wieder aufeinander.
„Setz dich niemals über den Dämonenkönig hinweg“, warnte Kumihiro sie. Kathrin sah ihn verzweifelt an. Sie schmiegte sich an seine Brust und unterdrückte die Tränen. Kumihiro legte eine Hand auf ihren Kopf und die andere an ihren Rücken. „Du bist dem Dämonenkönig nicht gewachsen, Kathrin. Das wird nur Ärger geben. Er zögert nicht davor, jemanden zu bestrafen.“
„Aber er kann doch nicht einfach einen schwerverletzten Jungen töten, nur um sein Ziel zu erreichen. Das ist nicht gerade ein fairer Kampf.“
„Reine Dämonen sind nie fair. Sie finden immer einen Weg, wie sie leichter an ihr Ziel kommen.“
„Reine Dämonen?“
„Das sind Dämonen, die nur aus purer dämonisch böser Energie sind. Zum Beispiel sind Darks dunkle Seite, Rick und die normalen Dämonen alles reine Dämonen. Wir haben noch gute Energie in uns, also sind wir keine reinen Dämonen, nur Halbdämonen.“
„Achso.“ Sie befreite sich aus seinem Griff und sah ihn wieder an.
„Mach dir keine Sorgen, Kleines, es wird alles gut.“
„Hoffentlich hast du recht, Kumihiro.“ Er ergriff ihre Hand und zusammen verschwanden sie.
Tom wachte langsam auf und sah sich um. Niemand war da. Das konnte er niemandem verübeln. Sandra war in der Schule und seine Mutter musste arbeiten. Aber was war mit Dark? Hatte er etwa etwas Wichtiges zu erledigen? Es änderte nichts, wenn er sich jetzt Gedanken darum machte, also setzte er sich auf.
Mehrere Schläuche und Kabel waren noch an ihm befestigt. Tom sah zum Fenster. Es war geschlossen. Am liebsten wäre er aufgestanden um es zu öffnen, aber er konnte ja nicht durch die Geräte. Die Luft war komisch in dem Zimmer. Plötzlich merkte er, dass es nicht die Luft war, sondern die Atmosphäre. Das Zimmer hatte eine komische Aura. Tom kannte die Aura, aber er wusste nicht woher.
Plötzlich erschien Dark vor dem Fenster im Raum und sah Tom an. Tom blickte ihn fragend an. Das letzte Mal kam und ging er doch ohne Magie. Obwohl Tom nicht bei Bewusstsein war, spürte er es doch, wenn Dark Magie anwendete. Er trat an Toms Bett und streckte ihm die Hand entgegen, die Tom zögernd betrachtete. „Was ist denn, Dark?“, fragte Tom zaghaft.
„Wir gehen an einen ruhigeren Ort, Tom“, antwortete er nur und lächelte sanft.
„Ich darf das Bett nicht verlassen.“
„Keine Sorge, ich bringe dich wieder zurück.“
Tom zögerte noch, nahm dann aber seine Hand und da spürte er es, aber es war schon zu spät. Sie verschwanden. Als er die Augen wieder öffnete, hatte Dark ihn in eine Gasse gebracht. „Du bist nicht Dark“, wusste Tom und sah ihn erschrocken an.
„Das stimmt, ich bin seine dunkle Seite“, lachte er und richtete eine Hand auf Tom.
„Was willst du von mir?“
„Ganz einfach, ich werde dich töten. Dann wird Dark auch sterben.“ Tom biss die Zähne aufeinander und wich etwas von ihm zurück. Der Dämon stand die ganze Zeit etwas weiter entfernt von ihm. Er lächelte siegessicher, als der schwarze Energiestrahl auf Tom zusauste.
Tom sah den Energiestrahl erschrocken an, konnte sich aber wieder fangen und lief weg von ihm. Kurz hinter ihm auf den Boden traf der Energiestrahl ein. Tom wurde durch die Explosion vorgeschleudert und knallte mit der rechten Schulter gegen eine Hauswand.
Tom saß auf dem Boden und presste eine Hand an seine Schulter, die stark anfing zu bluten. Jetzt sah er Kathrin und Kumihiro etwas weiter von ihm entfernt stehen, etwas hinter Darks dunkler Seite. Gegen die drei Dämonenritter hatte er nie eine Chance.
Tom rief in Gedanken immer wieder Darks Seele und bat um Hilfe, aber Darks dunkle Seite richtete wieder eine Hand auf ihn. Kathrin sah weg und drehte sich um. Kumihiro sah sie kurz an, wusste aber, dass es besser war, wenn sie wegsah.
Mehrere schwarze Energiebälle sausten auf Tom zu. Er blickte die Energiebälle erschrocken an und drückte seine Augen vor Angst zusammen. Als die Energiebälle etwas trafen, explodierten sie und Rauch stieg auf.
Darks dunkle Seite grinste fies. Kumihiro berührte Kathrin an der Schulter um ihr zu sagen, dass sie jetzt wieder hinsehen konnte. Sie drehte sich um und sah den Rauch. Automatisch senkte die den Blick und wollte gehen, aber da spürte sie eine Aura. Es war Darks Aura.
Eigentlich wollte sie es Darks dunkler Seite sagen, aber sie ließ es. Das hieß, dass Tom überlebt hatte. Darks dunkle Seite sollte das mit eigenen Augen sehen. Insgeheim glaubte sie wirklich, dass Tom und Dark es schaffen könnten, Darks dunkle Seite zu besiegen.
Darks dunkle Seite wollte gerade gehen, als er etwas in dem Rauch sah, als er sich lichtete. Er sah erschrocken zu dem Rauch. Wie konnte dieser Junge das überleben? Sein Herz hatte eine Wunde, die sehr tief war und von allein nicht wieder zuwachsen würde. Außerdem war er doch nur ein Mensch. Kein Mensch würde das überleben. Da sah er aber den Grund, warum Tom überlebte.
Tom sah erschrocken zu Dark, der direkt vor ihm stand. Er stand mit dem Rücken zu Tom und hatte die Arme zu den Seiten ausgebreitet. Dark biss die Zähne vor Schmerz zusammen, nahm dann aber die Arme runter und sah seine dunkle Seite finster an.
„Hast du etwa nicht den Mut gegen mich zu kämpfen? Lieber kämpfst du gegen Tom?“
„Es wäre leichter gewesen, als gegen dich zu kämpfen. Außerdem wolltest du doch auch, dass Tom nicht mehr so sehr leiden musste, meine andere Seite.“
Dark beschwor sein Schwert herauf, wobei ihm seine dunkle Seite es gleichtat. Seine dunkle Seite rannte auf ihn zu und schwang vor ihm sein Schwert, aber Dark konnte abwehren. Eine ganze Zeit lang drückten sie mit aller Kraft dagegen. „Lauf weg, Tom!“, befahl Dark.
„Nein, niemals, Dark!“, entgegnete Tom und stand auf.
„Das ist hier zu gefährlich, Tom. Es ist besser, wenn du hier verschwindest.“
„Nein, wenn du stirbst, dann sterbe ich doch auch. Dann ist es doch besser, wenn wir gleich zusammen kämpfen.“
„Nein, du verschwindest hier! Du kannst mir eh nicht helfen. Magie besitzt du nicht und kämpfen kannst du auch nicht.“ Darks dunkle Seite sprang zurück und grinste siegessicher. Dark hielt sich weiterhin bereit.
„Mag ja sein, dass ich nicht kämpfen kann, aber ich kann dir trotzdem helfen.“
„Ach ja, und wie?“
„Wir können versuchen, unsere Körper wieder zu vereinen, genau wie unsere Seelen.“
„So einfach schaffen wir das nicht.“ Darks dunkle Seite richtete eine Hand auf Dark, aus der mehrere schwarze Energieblitze kamen. Dark ließ das Schwert verschwinden und hielt Tom plötzlich auf seine angewinkelten Arme. Er sprang mit Tom weg. Die Energieblitze rissen ein tiefes Loch an die Stelle, auf der Dark stand. Plötzlich, als Dark Tom wieder auf den Boden gestellt hatte, kam noch mehr schwarze Energieblitze auf die beiden zu.
Dark stellte sich vor Tom und errichtete ein Schutzschild, aber es zerbrach, als die Energieblitze es berührten. Es traf Dark, der vor Schmerzen schrie. Tom sah erschrocken zu Dark, der auf die Knie sank, als seine dunkle Seite es stoppte. Er hatte mehrere oberflächliche Wunden. Tom kniete sich neben ihn hin und berührte ihn an der Schulter, aber Dark stand wieder auf. Er tat es ihm gleich.
Auf einmal erschien Darks dunkle Seite hinter Tom und berührte ihn am Herzen. Tom schrie vor Schmerzen und fiel nach vorn, aber Dark hielt ihn sofort. Toms Kopf lag an seiner Brust. Seine Augen waren geöffnet, aber sein Blick war leer. Er starrte nur nach vorn. Der Glanz aus seinen Augen war weg.
„Was hast du mit ihm gemacht?“, fragte Dark zornig.
„Ich habe dämonische Energie in ihm eingepflanzt“, antwortete er lachend und lehnte sich an die Hauswand. Dark sah erschrocken zu Tom, aber plötzlich traten mehrere schwarze Blitze aus ihm heraus. Dark wurde davon getroffen, da er Tom recht nahe war. Er schrie und wurde zurückgeschleudert. Dark knallte gegen eine Wand und ging zu Boden. Er sah zu Tom, der durch schwarze Energie in der Luft gehalten wurde.
Dark flüsterte Toms Namen und stand langsam auf. Tom starrte ihn nur mit leerem Blick an. Der Dämonenjäger streckte die Hand nach ihm aus und ging auf ihn zu, aber Tom regte sich nicht, er stand immer noch in der Luft. Ein Schutzschild aus schwarzen Blitzen erschien um ihm.
Trotzdem schwebte Dark zu ihm und stoppte vor dem Schild. Seine Hand hatte er runtergenommen. Darks dunkle Seite lachte darüber nur. „Das kannst du nicht aufhalten“, warnte seine dunkle Seite ihn.
Dark streckte beide Arme nach ihm aus und durchdrang das Schutzschild ganz. Vor Schmerz zuckte er kurz zusammen und biss die Zähne aufeinander. Außerdem drückte er auch seine Augen zu. Dann aber riss er sich zusammen und öffnete seine Augen. Toms Blick änderte sich. Obwohl er leer war, sah er Dark direkt in die Augen. Die ganze Zeit waren seine Augen nur halb geöffnet, aber jetzt öffnete er sie ganz. Dark berührte Tom an den Armen und zog ihn zu sich. Als er an Darks Körper war, legte Dark eine Hand auf seinen Kopf, die andere an seinen Rücken.
„Was soll dieser Mist?“, fragte seine dunkle Seite.
„Du wirst es nie verstehen“, quälte sich Dark mit dem Sprechen ab.
„Eher bringst du dich wohl mit ihm um.“ Dark biss die Zähne vor Schmerz zusammen und drückte seine Augen zu. Trotzdem ließ er Tom nicht los. Auf einmal kam Tom eine Träne über die Wange gelaufen. Da Tom seine Arme herunterhängen hatte, traf die Träne direkt auf seinen Ring, den er immer noch trug. Trotzdem war sein Blick noch leer.
In diesem Moment fing der Ring an schwarze Energie freizusetzen. Dark blickte erschrocken auf Toms Ring. Die Energie schien sie zu umringen und die schwarzen Blitze zu neutralisieren. Heftiger Wind wurde aufgewirbelt.
Kumihiro machte einen Schritt und stand vor Kathrin. Er war mit dem Gesicht zu ihrem Gesicht gekehrt, weshalb er sie an sich drückte, wobei er seine rechte Hand an ihren Kopf und seine linke Hand an ihren Rücken legte. Kathrin legte ihre Hände an seine Brust und legte auch ihren Kopf an seine Brust. Beide drückten ihre Augen zu. Darks dunkle Seite sprang weit zurück und sah erschrocken dahin.
Als sie zu stehen schienen, verschwand Tom. Dark sah erschrocken auf die Stelle, an der Tom eigentlich war. „Tom?“, schrie er, aber er bekam keine Antwort. Stattdessen erschien Tom vor ihm, aber er war von schwarzer dämonischer Energie umringt. Dark sah ihn erschrocken an.
„Du musst Tom davon befreien“, sagte eine Stimme, die von überall herzukommen schien. Dark wusste sofort, dass es Camillas Stimme war. Er ging auf Tom zu und blieb vor der Energie stehen. Die Energie hatte sich wie zu einem Schutzschild gebildet. Tom stand mittendrin und sah mit leerem Blick zu Dark, aber eine Träne lief an seiner Wange herunter. Es war wie vorhin. Dark streckte seine Hände durch das Schutzschild. Er schrie vor Schmerz. Das tat doppelt so sehr weh wie vorhin.
„Nimm meine Hand!“, befahl er unter Schmerzen. Tom jedoch regte sich nicht. Er sah ihn nur weiter an. „Du willst doch deiner Mutter und Sandra helfen, oder?“, fragte er. Da tat sich eine Regung. Er sah Dark mit ganz geöffneten Augen an, denn vorher hatte er wieder seine Augen nur zur Hälfte geöffnet. „Du willst doch auch Kathrin helfen. Wenn du das tun willst, dann nimm meine Hand und lass dir von mir helfen.“
„Dark“, flüsterte Tom.
„Genau, ich bin es. Wir wollten doch die Dämonen und den Dämonenkönig besiegen. Erinnerst du dich?“
„Ja, ich erinnere mich“, flüsterte er wieder.
„Dann nimm meine Hand!“ Tom sah zu Darks Hand, ergriff sie aber nicht. Die Blitze waren so schlimm, dass Darks Ärmel schon total kaputt war und abfiel. Sein Arm war voller Wunden von den schwarzen Blitzen. „Tom!“, rief er noch mal verzweifelt.
Das weckte Tom auf. Der Glanz kam in seine Augen zurück. Er sah Dark erschrocken an und ergriff schnell seine Hand. Dark zog ihn mit zusammengebissenen Zähnen heraus. Als er es geschafft hatte, fiel er nach hinten durch die Wucht und Tom fiel auf ihn drauf. Er stand schnell auf und setzte sich neben ihn.
Tom betrachtete seinen verletzten Arm, als Dark sich aufsetzte. Dark legte die verletzte Hand auf Toms Kopf und lächelte. Tom erwiderte das Lächeln. Tom schloss seine Augen, aber im nächsten Moment warf er sich in Darks Arme, der lächelte. Er legte seine verletzte Hand an seinen Rücken, während Tom seine Hände an Darks Brust legte. Sie wurden wieder in helles Licht getaucht.
Die Energie um ihnen herum verschwand und in der Gasse saßen sie genauso. Dark nahm die Hand herunter und stand auf. Seine dunkle Seite biss die Zähne vor Ärger aufeinander, lachte dann aber wieder, da sie es immer noch nicht geschafft hatten, ihre Körper und ihre Seelen wieder zu vereinen.
„Ihr habt es immer noch nicht geschafft“, stellte er lachend fest.
„Da bin ich ganz anderer Meinung“, widersprach Dark und sah zu Kathrin. Seine dunkle Seite sah erschrocken hin. Kathrin kniete auf dem Boden und hielt ihre Hände an die Seiten ihres Kopfes. Kumihiro kniete neben ihr und sah sie erschrocken an. Kathrin schrie vor Schmerzen und weinte. Kumihiro biss die Zähne aufeinander. Er hätte es ahnen sollen. Jetzt waren Kathrins Kräfte zu geschwächt um irgendetwas zu machen. Er legte eine Hand auf ihre Schulter, aber das half ihr nicht.
Tom sah zu seinem Ring, der seine Farbe wieder hatte und schwarz glühte. Darks Ring reagierte darauf. Auch er bekam seine Farbe zurück und glühte schwarz. Plötzlich wurde Dark zu einem Geist. Tom spürte, wie starke Energie ihn durchfloss. Er stand schnell auf hielt die Hand mit dem Ring hoch.
„Erwache, Dark!“, rief er voller Kraft. Die normale Verwandlung spielte sich ab. Dark war diesmal aber schon auf dem zweiten Level und beschwor sein Schwert herauf. Seine dunkle Seite sah ihn erschrocken an, denn auch seine Wunden waren verschwunden. Der Ärmel war auch wieder da. Dark lächelte und breitete seine Flügel aus.
Die dunkle Seite sah erschrocken zu ihm und richtete eine Hand auf ihn, als Dark losflog. Ein schwarzer Energiestrahl sauste auf ihn zu, aber Dark wich dem ganz leicht aus. Vor seiner dunklen Seite stieß er das Schwert mit der Schwertspitze voran nach vorn. Seine dunkle Seite sah ihn erschrocken an. Sein Herz wurde von dem Schwert durchdrungen. Er schrie, löste sich dann aber in schwarze Energie auf.
Dark sah zu Kumihiro und Kathrin, die ihn erschrocken ansahen. Er hielt sein Schwert bereit und flog auf sie zu. Die beiden, die bereits nebeneinander standen, bewegten sich nicht. Vor Kathrin stieß er das Schwert wieder mit der Schwertspitze voran. Kathrin sah ihn erschrocken an.
„Kathrin!“, rief Kumihiro noch. Das Blut spritzte, als das Herz durchdrungen wurde. Kathrin wurde mit Blut bespritzt. Sie sah erschrocken nach vorn. Selbst Dark sah erschrocken nach vorn, genau wie Tom, der neben ihm als Geist erschien.
Kumihiro biss die Zähne vor Schmerzen aufeinander und drückte seine Augen zu, öffnete sie aber gleich wieder. Er stand vor Kathrin mit dem Gesicht zu ihr. Das Schwert hatte sein Herz durchdrungen. Dark zog das Schwert heraus. Der Dämonenritter fiel nach vorn, aber Kathrin hielt ihn noch. Sie kniete vor ihm. Jedoch saß Kumihiro seitlich vor ihr. Die rechte Hälfte seines Kopfes lag an ihrer Brust. Seine Augen waren geschlossen.
Kathrin weinte und drückte ihn ganz fest an sich. Ihre linke Hand war an seinem Rücken und die rechte an seiner linken Wange. Sie rief verzweifelt seinen Namen und flüsterte ihn immer wieder. Ein dünner Blutfaden kam aus seinem Mund und aus der Wunde rann auch viel Blut heraus. Kathrin konnte nichts tun, ihre Kräfte waren so geschwächt, dass sie nicht einmal einen einfachen Heilzauber aussprechen konnte. Kathrins Tränen tropften auf sein Gesicht, aber er wachte nicht auf.
Kapitel 14
Bitte nicht sterben, Kumihiro!
Kathrin legte ihn auf den Rücken, legte aber seinen Kopf auf ihren Schoß. Eine Blutlache bildete sich unter ihm. Außerdem war an Kathrin auch noch jede Menge Blut von ihm. Sie weinte immer noch. Mit der linken Hand streichelte sie ihn auf dem Kopf. Die rechte Hand war an seiner linken Wange.
„Wir sollten ihm schnell helfen, Kathrin“, meinte Dark, der sich wieder gefasst hatte.
„Fass ihn nicht an!“, schrie Kathrin, da Dark sich zu ihm herunter kniete.
„Kathrin, ich will ihm doch helfen. Ich weiß, dass deine Kräfte zu geschwächt sind um einen einfachen Heilzauber zu wirken. Deshalb sollten wir ihn schnell zu Sandra nach Hause bringen und ihn behandeln. Seine Wunden müssen auf jeden Fall erst mal verbunden werden, um die Blutung zu stoppen.“
„Du hast ihn doch verletzt. Warum also sollte ich dir trauen?“
„Ich habe dir ein Versprechen gegeben. Wenn du unsere Hilfe brauchst, kannst du jederzeit kommen, aber wenn du keine Hilfe brauchst, werden wir dich mit allen Mitteln bekämpfen. Willst du also unsere Hilfe, oder nicht? Willst du ihn retten? Wir können zwar nicht garantieren, dass er überlebt, aber wir können es versuchen. Kathrin, vertrau uns!“ Sie sah ihn kurz zögernd an, nickte dann aber. Dark seufzte erleichtert und berührte sie an der Schulter.
Kathrin sah ihn fragend an, aber im nächsten Moment waren sie in Sandras Zimmer. Kathrin legte ihn in das Bett auf die Zudecke. Dark richtete eine Hand auf ihn. Kathrin stellte sich schnell mit ausgebreiteten Armen vor Kumihiro und sah ihn ernst an.
„Ich ziehe ihn mit Magie bloß oben herum aus“, stellte er lächelnd sicher. Kathrin nahm die Arme herunter und setzte sich auf den Bettrand zu ihm. Dabei nahm sie seine Hand fest in ihre. Kurz darauf lagen der Mantel und der Pullover neben dem Bett auf dem Nachttisch. Dark holte schnell aus dem Medizinkasten im Schlafzimmer etwas Verband. Tom blieb als Geist im Zimmer und betrachtete Kathrin, die nur zu Kumihiro sah und ihn keines Blickes würdigte.
Als Dark wiederkam, legte er den Verband neben das Bett und legte eine Hand auf Kumihiros Brust. Sofort waren die Wunden verbunden. Er setzte sich neben Kathrin auf den Bettrand.
„Wir lassen die Sachen aus, falls etwas passiert. Dann geht es nämlich schneller. Mach dir keine Sorgen, Kathrin. Ich bin sicher, dass er es überlebt.“
„Danke, Dark“, bedankte sie sich und senkte den Blick. Dark stand auf und ging zu Tom, der sie nur unschlüssig ansah.
„Was machen wir jetzt wegen mir, Dark? Ich muss doch ins Krankenhaus wegen meinem Herzen.“
„Stimmt ja, verdammt. Wie machen wir das jetzt?“
„Sein Herz ist doch geheilt“, unterbrach Kathrin die beiden, sah sie aber nicht an.
„Wie meinst du das denn?“, fragte Tom verwirrt.
„Mit der erneuten Vereinigung heilen all die Wunden, die du als Einzelner erlitten hast“, antwortete sie.
„Heißt das, ich bin wieder gesund?“
„Ja, das heißt es“, gab sie zur Antwort.
„Bleib hier, Tom. Ich werde die Erinnerungen der beteiligten Personen verändern. Das geht schnell.“
„Okay, Dark.“ Dark sprang aus dem Fenster. Kurz vor dem Boden breitete er die Flügel aus und flog hoch über den Dächern davon. Tom setzte sich neben Kathrin auf den Bettrand und betrachtete sie.
„Magst du ihn, Kathrin?“, wollte er wissen.
„Ich liebe ihn“, antwortete sie ruhig und versuchte sich zu beruhigen.
„Verstehe. Deine Gefühle sind wohl echt. Ich habe die ganze Zeit an seinen Gefühlen gezweifelt, aber jetzt zweifle ich nicht mehr an seinen Gefühlen, nachdem er dich beschützt hat.“
„Er hat mich immer beschützt. Nun ja, einen Fall fand ich ganz besonders schlimm, den Fall hier aber zähle ich nicht mit, da er noch schlimmer ist. Rick hatte mich furchtbar provoziert, wie jedes Mal, wenn er kam. Ich habe die Kontrolle über meine Kräfte verloren, aber Kumihiro hat mich einfach in die Arme geschlossen und mich beruhigt. Er hat Rick weggeschickt. Danach hat er mich aufgemuntert. Irgendwie ist es dann gekommen, dass ich ihn geküsst habe und mich dann an ihn geschmiegt habe. Der Dämonenkönig erfuhr durch Rick von dem Kuss. Er wollte wissen, wessen Schuld das war. Eigentlich war es ja meine Schuld, aber Kumihiro nahm die Schuld auf sich und wurde vom Dämonenkönig bestraft. Als der Dämonenkönig mich angriff, hat er sich schützend vor mich gestellt. Ich verdanke Kumihiro wirklich sehr viel. Unsere Liebe hat sich einfach so entwickelt. Da ich mich immer noch nicht an die Aura der Dämonenwelt gewöhnt habe, habe ich oftmals Energiemängel. Wenn Kumihiro das merkt, gibt er mir ohne Zögern Energie, damit es mir besser geht.“
„Er scheint dich wirklich zu lieben.“
„Natürlich liebt er mich. Ich liebe ihn auch sehr, aber ich habe einfach nicht die Kraft ihn zu beschützen, ich bin einfach zu schwach.“
„Da geht es dir wie mir.“
„Warum denn?“
„Ganz einfach, Dark beschützt mich immer wieder. Dabei wird er oftmals schwer verletzt. Ich habe oft die Gedanken, dass ich wirklich zu schwach bin um ihm zu helfen. Sehr oft denke ich, dass er ohne mich besser dran wäre. Er hat sehr viel leiden müssen durch mich, obwohl er immer sagt, dass ich mehr leiden würde. Ich möchte ihn auch beschützen, habe aber nicht die Kraft gegen andere Dämonen zu kämpfen.“
„Nun ja, da geht es mir auch so. Kumihiro sagt dann immer, dass man jemandem auch anders helfen kann. Zum Beispiel durch psychische Unterstützung. Schon jemandem Mut zu machen, ist eine große Hilfe.“
„Achso?“
„Ja, das sagt er immer. Er sagt auch, dass meine Anwesenheit bei ihm schon Hilfe genug ist. Ich glaube nämlich, dass auch er seine Sorgen hat. So ist es bei dir und Dark sicher auch. Deine Anwesenheit hilft ihm. Obwohl ihr ein und dieselbe Person seid, habt ihr eine freundschaftliche Bindung zueinander. Ich beneide dich.“
„Warum?“
„Nun ja, ich habe zwar eine Bindung zu ihm, aber ich hätte auch gerne eine freundschaftliche Bindung noch zu jemand anderem.“
„Wir sind doch Freunde, Kathrin.“
Sie sah ihn erschrocken an, lächelte dann aber und sah wieder zu Kumihiro, der schon wieder ruhig atmete. „Warum sind wir eigentlich bei Sandra?“, war sie neugierig.
„Ihre Mutter ist zurzeit nicht da, ich glaube jetzt eine ganze Woche nicht.“
„Achso.“ Kathrin strich Kumihiro die Strähnen aus dem Gesicht und streichelte ihn an der Wange. Da merkte sie es und sah ihn erschrocken an. Die junge Dämonenritterin legte die flache Hand auf seine Stirn und ihr Verdacht bestätigte sich. Tom sah sie fragend an.
„Was ist denn los?“, wollte er wissen.
„Er bekommt Fieber. Kumihiro glüht regelrecht.“
„Ich sehe mal nach, ob sie Fiebersaft haben.“
„Ja, danke.“
Tom verschwand schnell aus dem Zimmer, als Kumihiro die Augen langsam öffnete. Kathrin hielt immer noch seine Hand und beugte sich etwas über ihn. Kumihiro berührte seine Wunde an der Brust, an der er den Verband spürte. „Wo sind wir?“, fragte er schließlich und sah Kathrin an.
„Wir sind bei Sandra im Zimmer.“
„Ist das nicht diese Azriel?“
„Ja, das ist sie. Kumihiro, wie geht es dir?“
„Es geht schon. Ich habe schon Schmerzen, aber sie sind zu ertragen.“
„Es tut mir Leid.“
„Was tut dir denn Leid?“
„Du wurdest nur wegen mir verletzt.“
„Ach was, jetzt sag doch nicht immer so etwas. Das war doch meine Entscheidung. Ich habe mich doch vor dich gestellt. Aber trotzdem finde ich es süß von dir, dass du dir Sorgen machst.“
„Natürlich mache ich mir Sorgen, aber jetzt ruh dich lieber etwas aus. Wir machen etwas gegen dein Fieber, aber gegen deine Wunden können wir nicht viel machen. Dark hat die Wunden verbunden und die Blutung gestoppt.“
„Dark?“
„Ja, er wollte dir helfen.“
„Diese Sandra? Warum sind wir denn bei ihr?“
„Ihre Mutter ist jetzt zirka eine Woche nicht da.“
„Trotzdem, es ist nicht gut, wenn ich mir von unseren Feinden helfen lasse.“
„Das ist doch egal, von wem man geholfen wird, wenigstens man wird geholfen.“
„Das ist deine Entscheidung.“ Kumihiro wurde wieder schläfrig, also schloss er die Augen und schlief ein. Kathrin streichelte ihn an der Wange und wünschte ihm eine gute Nacht.
Plötzlich kam Tom mit Fiebersaft und einem Löffel. Kathrin bedankte sich kurz und nahm es ihm ab. Da merkte sie, dass Kumihiro schwer atmete. Trotzdem konnte sie seine Hand nicht weiterhalten. Kathrin dosierte etwas auf den Löffel und führte ihn an Kumihiros Mund, der den Mund öffnete und es schluckte. Kathrin gab Tom den Löffel und den Fiebersaft mit einem Lächeln wieder zurück, der wieder aus dem Zimmer verschwand. Kathrin nahm wieder Kumihiros Hand und merkte, dass er wieder seine Augen öffnete. „Euer Fiebersaft schmeckt nicht gerade“, beschwerte er sich lächelnd.
„Was nicht schmeckt, das hilft“, teilte sie ihm ihre Weisheit mit.
„Haha, das glaube ich dir.“
„Schlaf jetzt, dann geht es dir bald wieder besser.“
„Okay.“ Mit einem Lächeln schloss er wieder seine Augen. Kathrin merkte, dass sein Atmen nicht mehr so schwer und stockend war. Das freute sie. In dem Moment kam Tom wieder herein. Er setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch, als plötzlich Dark neben ihm auftauchte.
„Ist alles gut gegangen?“, fragte Tom.
„Ja, ist es“, antwortete er und sah zu Kumihiro. Plötzlich glühte Dark schwarz und wurde zum Geist, während Tom als wirklicher Mensch erschien. Dark verschwand sofort in Toms Körper. Darüber wunderte er sich, aber er sagte nichts, da er dachte, dass Dark erschöpft war. Trotzdem machte er sich Gedanken, als plötzlich Dark neben ihm als Geist auftauchte.
„Mir geht's gut“, meinte er und sah Tom an.
„Nun ja, ich dachte ja nur“, versuchte er sich verlegen herauszureden.
„Ich hätte nicht gedacht, dass sich Kumihiro dazwischen wirft.“
„Ich ehrlich gesagt auch nicht, aber anscheinend hatte er ihr sehr oft geholfen.“
„Kathrin sieht müde aus.“ Tom sah erst verwirrt zu Dark, sah dann aber in Kathrins Gesicht. Sie sah wirklich nicht gut aus. Ihr fielen fast die Augen zu. Als sie das merkte, rieb sie sich die Augen, damit sie nicht einschlief.
„Leg dich ruhig etwas hin“, sagte Dark an sie gewandt.
„Nein, es geht schon“, wehrte sie ab und sah wieder zu Kumihiro.
„Du bist doch müde“, stellte Tom fest.
„Mir geht's gut“, meinte sie, aber ihr fielen wieder fast die Augen zu. Da sah sie es ein und legte sich neben ihn ins Bett mit hinein. Kathrin schmiegte sich etwas an ihn. Die Hand, die sie die ganze Zeit gehalten hatte, legte sie auf seine Brust und nahm sie wieder in ihre Hand. Es dauerte nicht mal zwei Minuten bis Kathrin tief und fest schlief. Tom lächelte bei dem Anblick. Kumihiro schien dadurch nicht aufzuwachen.
Plötzlich hörte er, wie die Haustür aufgeschlossen wurde. Tom stand auf und verließ das Zimmer. Die Tür schloss er hinter sich. Dark verschwand wieder. Der junge Schüler fing sie in der Küche ab, es war ja immerhin Sandra.
„Wie bist du denn hierher gekommen?“, fragte sie verwirrt.
„Ich bin wieder mit Dark vereint. Wir haben seine böse Seite besiegt. Nun ja, da ist etwas passiert.“
„Was denn? Das ist aber mal eine gute Nachricht. Ich hoffe, das war der einzige dunkle Splitter aus seiner Seele.“
„Dunkler Splitter aus seiner Seele?“
„Ja, ich erkläre es dir, wenn du mir noch sagst, was passiert ist.“
„Also, Dark hat Kathrin angegriffen.“
„Hat er sie etwa getötet?“ Sandra sah ihn erschrocken an.
„Nein“, antwortete er schnell.
„Was ist also passiert?“
„Na ja, als Dark mit seinem Schwert angriff, ist Kumihiro dazwischen gesprungen.“
„Kumihiro? Dieser Dämonenritter ist dazwischen gesprungen?“
„Ja, Dark hat sein Herz durchbohrt. Da deine Mutter doch jetzt eine Woche nicht da ist, dachte ich, dass wir ihn zu dir bringen.“
„Ein Dämonenritter in meinem Haus? Tom, ich habe ja schon viel erlebt, aber wie kommst du dazu, einen Dämonenritter in mein Haus zu bringen? Er ist unser Feind.“
„Jetzt beruhige dich doch, Sandra. Ich glaube, dass Kumihiro das gemacht hat, weil er sie liebt.“
„Was ändert das an der Tatsache, dass ein Dämonenritter in meinem Haus ist?“
„Nun ja, überlege doch mal. Ein Dämon kann nicht lieben, das heißt, irgendwo steckt noch der Dämonenjäger in ihm. Kathrin hat so sehr geweint. Was hätte ich denn machen sollen? Sie tat mir leid. Außerdem hatte Dark ihr doch versprochen, dass sie Hilfe bekommt, wenn sie welche braucht.“
„Na okay, sie ist ja unsere Freundin in dem Sinne. Also okay, aber nach der Woche kann ich sie hier nicht mehr beherbergen. Habt ihr die Blutung gestoppt und einen Verband um die Wunde gemacht?“
„Ja, das hat Dark alles schon gemacht. Kathrin war furchtbar müde. Sie schläft jetzt neben ihm in deinem Bett. Nun ja, wir haben ihm auch etwas Fiebersaft gegeben, weil er richtig geglüht hat.“
„Anderes Thema, bitte. Wie geht es deinem Herzen?“
„Durch die erneute Vereinigung wurden alle Wunden geheilt, die ich als Einziger erleiden musste. Dark hat die Erinnerungen aller Anwesenden, die das wussten, geändert.“
„Gut, okay. Wenn du damit einverstanden bist, dass sie hier sind, geht das in Ordnung.“
„Danke, Sandra.“
„Aber noch mal machst du das gefälligst nicht, verstanden?“
„Ja“, antwortete er lächelnd.
Sandra lächelte und ging in ihr Zimmer, wohin Tom ihr folgte. Sie sah zu Kumihiro und Kathrin. Anscheinend schien Kumihiro wieder aufzuwachen. Er befreite sich mit seiner Hand aus ihrem Griff und legte ihre Hand, die die ganze Zeit seine Hand gehalten hatte, neben sich. Der Dämonenritter setzte sich langsam auf und sah zu Sandra, die ihn immer noch betrachtete. Dann stieg er über Kathrin hinweg aus dem Bett. Er zog sich schnell seinen Pullover über und danach seinen Mantel. Dabei stockte er kurz, da die Schmerzen wiederkehrten. Sandra fasste an den Mantel und half ihm beim Überziehen. Als das geschafft war, drehte er sich zu Sandra um, die hinter ihm stand.
„Danke“, sagte er und sah sie an.
„Kein Problem, du solltest aber nicht aufstehen“, meinte sie.
Da wachte Kathrin plötzlich auf und schreckte sofort hoch, da Kumihiro nicht mehr neben ihr lag. Sie blickte sich um und bemerkte ihn. Die junge Schülerin stand schnell auf und blieb vor ihm stehen.
„Es ist alles in Ordnung, Kathrin“, beruhigte er sie und drehte sich zu ihr um, damit er sie ansehen konnte.
„Du sollst doch nicht aufstehen“, erinnerte sie ihn und senkte den Blick. Kumihiro legte eine Hand auf ihren Kopf und streichelte sie auf dem Kopf. Kathrin sah ihn fragend an, senkte aber wieder sofort traurig den Blick.
„Mir geht's gut“, versicherte er ihr und nahm die Hand runter. Kathrin schlang ihre Arme um seinen Oberkörper und drückte ihn gegen die Wand hinter ihm. Alle drei sahen sie fragend an.
„Dir geht's gar nicht gut“, wusste Kathrin.
„Aber, Kathrin.....“, widersprach er.
„Nein, das weiß ich ganz genau. Du quälst dich, nur damit ich mir keine Sorgen mache. Es ist nur so, dass ich mir noch mehr Sorgen mache, wenn du versuchst es zu verheimlichen. Ich will dir helfen können. Selbst wenn du kaum noch Energie hast, gibst du mir Energie, bloß, weil ich mich immer noch nicht an die Aura der Dämonenwelt gewöhnt habe. Ich habe das Gefühl, als sei ich zu schwach um dir zu helfen.“
„Da hast du leider nicht ganz Unrecht.“ Kathrin sah ihn fragend an. Trotzdem lächelte Kumihiro sanft und legte wieder eine Hand auf ihren Kopf. „Mir geht's wirklich nicht gut. Die Schmerzen sind wirklich unerträglich. Ich verheimliche sie dir wirklich, damit du dir nicht zu viel Sorgen machst und ehrlich gesagt, habe ich wirklich kaum noch Energie, die ich dir geben kann, da du dich immer noch nicht an die Aura gewöhnt hast. Ich halte diese Energieabgabe an dich wirklich nicht mehr aus, ich kann das einfach nicht mehr.“
Kathrin nahm ihre Arme runter und ging einen Schritt zurück. Dadurch musste Kumihiro auch seine Hand herunternehmen. Sie sah ihn traurig an und senkte den Blick wieder. „Ich bin dir also wirklich eine Last“, schlussfolgerte sie.
„Nein, so war das nicht gemeint, Kathrin“, widersprach er, aber sie verschwand schon. Kumihiro wollte noch die Hand nach ihr ausstrecken, aber es war schon zu spät. Er nahm die Hand wieder herunter. Tom und Sandra standen wie erstarrt da. Kumihiro biss die Zähne vor Ärger aufeinander.
„Manchmal muss man es einfach sagen“, unterbrach Sandra seine Gedanken. Kumihiro sah sie fragend an.
„Ja, sie möchte doch wissen, wie du dich fühlst“, pflichtete Tom ihr bei.
„Aber es hat sie verletzt“, widersprach er.
„Sie wollte deine Gefühle und dein Denken darüber wissen. Jetzt wird sie froh sein, dass du es gesagt hast. Sicher ist sie verletzt, aber es hat ihr auch eine Last vom Herzen genommen.“ Tom nickte bei dem Reden von Sandra.
„Es war ihre allergrößte Sorge“, verriet Tom Kumihiro. Der Dämonenritter sah traurig auf den Boden, sah dann aber wieder nach vorn und ging aus dem Zimmer.
„Wo willst du hin?“, fragte Tom.
„Sie suchen“, antwortete Kumihiro und ging weiter.
„Wir kommen mit“, entschied Sandra. Kumihiro nickte. Er konnte aber nicht verstehen, warum sie ihnen halfen. Sie waren doch Dämonenjäger. Trotzdem beruhigte ihn diese Hilfe. Als sie aus dem Haus waren, rannten sie die Straße entlang.
Nach ein paar Minuten waren sie am Fluss angelangt, der an der Stadt vorbeifloss. Vor dem Fluss war ein Geländer, damit man den Fluss nicht betrat. Kumihiro blieb stehen und stützte sich am Geländer. Er atmete schwer und presste seine Hand an seine Wunde. Sandra und Tom blieben vor ihm stehen. Kumihiro biss die Zähne vor Schmerz zusammen, richtete sich aber wieder langsam auf.
„Machen wir eine kurze Pause“, schlug Sandra vor.
„Macht ihr eine Pause, ich suche weiter“, meinte Kumihiro und ging an ihnen vorbei.
„Die Pause soll für dich sein“, sagte Tom, während sie sich umdrehten.
„Mir geht's gut, keine Sorge.“ Er rannte weiter. Sandra und Tom rannten ihm nach. Kurz darauf fanden sie Kathrin. Sie stand am Geländer und blickte auf den Fluss hinab. Kumihiro stoppte etwas entfernt von ihr daneben und atmete erst mal durch. Er stützte sich am Geländer wieder ab. Tom und Sandra standen neben ihm. Kathrin sah erschrocken zu ihm, während sie sich zu ihm umdrehte, senkte aber wieder traurig den Blick.
„Ich bin dir wohl selbst hier eine Last“, meinte sie, als ihr eine Träne über die Wange lief.
„Das ist gar nicht wahr, du bist mir keine Last“, erwiderte er und kam auf sie zu. Kathrin sah ihn erschrocken an und ging einen Schritt zurück. „Seit wann weichst du denn vor mir zurück?“, fragte er und stoppte vor ihr. Ihr Blick war immer noch erschrocken auf ihn gerichtet. Da legte er seine rechte Hand an ihren Rücken und seine linke Hand auf ihren Kopf. Kumihiro drückte sie an sich. Kathrin wollte die Tränen unterdrücken. Als sie ihre Hände an seinen Rücken legte, weinte sie. Kumihiro lächelte, als er das merkte.
Kurz danach legte er seine Hände auf ihre Schultern. Als sie ihre Hände herunternahm, ging sie einen halben Schritt zurück. Kathrin wischte ihre Tränen weg.
„Es tut mir Leid“, entschuldigte sie sich.
„Was tut dir denn Leid?“, verstand er nicht ganz.
„Dass ich dir immer eine Last bin. Ich bin einfach weggelaufen. Dabei hätte ich mir doch denken können, dass du mich suchst. Dabei darfst du doch gar nicht aufstehen.“
„Das ist doch jetzt gar nicht wichtig, Kathrin. Dir geht's doch gut, das ist jetzt wichtig.“
„Aber was ist mit dir? Du kümmerst dich immer um mich, aber nie um dich selbst.“ Kumihiro sah sie lächelnd an und streichelte sie an ihrer linken Wange, damit sie auch lächelte. Es klappte sogar, Kathrin lächelte. Tom und Sandra betrachteten es von ihrem Platz aus, aber plötzlich erschien Dark als Geist neben Tom. Auch Azriel erschien.
„Ein Dämonenherr“, sagte Dark.
„Was?“, fragte Tom.
„Schnell, wir müssen uns verwandeln“, riet Azriel. Kathrin und Kumihiro sahen sie fragend an, aber da spürten auch sie die Aura. Kumihiro blieb vor Kathrin stehen. Tom und Sandra verwandelten sich schnell, sodass jetzt Dark und Azriel da standen. Plötzlich bebte der Boden. Dark und Azriel, die auf dem zweiten Level waren, breiteten ihre Flügel aus und flogen etwas hoch.
Jedoch flogen auf Kumihiro und Kathrin mehrere schwarze Energiebälle zu. Kumihiro errichtete sein Schutzschild, an dem die Energiebälle abprallten. Als der Angriff vorbei war, verschwand das Schutzschild. Kumihiro ging zähnezusammenbeißend auf die Knie und presste seine Hand an seine Wunde.
Kathrin ging zu ihm auf die Knie und berührte ihn an den Schultern, aber plötzlich sprang Kumihiro mit Kathrin im Arm zur Seite weg. Kathrin sah, wie an dem Platz, an dem sie vorher knieten, ein riesiges Loch erschien. Kumihiro lag auf ihr, drückte sich aber von ihr herunter und blieb auf dem Rücken liegen. Kumihiro biss die Zähne vor Schmerz zusammen und presste wieder seine Hand an seine Wunde. Er drückte auch seine Augen zu. Kathrin kniete neben ihm und berührte seine Brust, aber sie konnte nichts machen. Ihre Kräfte waren immer noch nicht da. „Lauf weg!“, stammelte er, aber Kathrin blieb.
Dark und Azriel landeten vor den beiden um sie vor noch mehr Schaden zu bewahren. Plötzlich merkte Kathrin, dass Kumihiro bewusstlos war. Sie sah ihn erschrocken an, legte dann aber ihre Hände vor sich auf den Boden. Kathrin ballte ihre Hände zu Fäuste. Ihr kamen Tränen über die Wangen.
Was sollte sie denn tun? Ihre Kräfte waren immer noch weg. Wie sollte sie denn Kumihiro schützen können?
„Was soll ich nur tun?“, flüsterte Kathrin. Die Tränen tropften auf ihre Fäuste. Plötzlich erschien der Dämonenherr, der genauso aussah wie ein ganz normaler Dämon, vor Dark und Azriel. Er richtete eine Hand auf Dark und die andere auf Azriel. Die beiden sahen den Dämonenherr erschrocken an, denn sie spürten die gewaltige Menge an Energie, die der Dämonenherr sammelte und freisetzte. Wenig später waren sie in einem schwarzen Energieball gehüllt, jeder in einem.
„Was ist das?“, fragte Azriel.
„Er hüllt uns in pure Energie ein“, antwortete Dark.
„Wozu soll das gut sein?“
„Nun ja, jeder Angriff, den wir machen, wird auf uns zurück reflektiert. Außerdem kann er uns nach Belieben Energie aussaugen und uns mit dunkler Energie Schaden zufügen.“
„Wie kommt man hier raus?“
„Es gibt einen Weg. Der Anwender selbst muss es auflösen. Wir haben zurzeit noch nicht die Kraft und die Energie dazu, es aufzulösen.“
„Wie?“
„Das werde ich garantiert nicht machen“, versicherte der Dämonenherr und lachte laut auf. Dark und Azriel bissen die Zähne vor Wut aufeinander und sahen den Dämonenherr böse an. Wie sollten sie da denn herauskommen?
Kapitel 15
Kathrins Kräfte außer Kontrolle
Kathrin kniete neben dem bewusstlosen Kumihiro. Dark und Azriel waren immer noch in den Energiebällen gefangen. Sie sahen ernst zu dem Dämonenherren, der zwischen ihnen stand. Tom erschien als Geist neben Dark.
„Es muss doch einen Trick geben, der uns hier raus bringt, oder Dark?“, fragte er.
„Ich wüsste keinen, den wir zurzeit anwenden könnten“, antwortete er nur.
„Es muss doch noch einen anderen Weg geben“, meinte Azriel.
„Wie wäre es denn, wenn ich euch noch etwas quäle?“, lachte der Dämonenherr. Die drei sahen erschrocken zu dem Dämonenherr. „Dein kleiner Freund ist ja immerhin gerade da. Wenn er sich schon den langen Weg abgemüht hat, will ich ihm auch ein Geschenk geben.“
„Verschwinde, Tom!“, rief Dark, aber Tom konnte sich nicht rühren. Im nächsten Moment kamen aus der linken inneren Seitenwand des Energieballes schwarze Energieblitze auf sie zu. Tom riss nur seine Augen vor Erschrecken weit auf. Plötzlich spürte er, dass Dark ihn zwang zu verschwinden, dem er sich auch nicht widersetzen konnte. Tom verschwand. Dark jedoch trafen die Energieblitze. Vor Schmerz schrie er laut auf. Der Dämonenherr ließ ihn etwas leiden. Als der Angriff endete, ging Dark auf die Knie und biss die Zähne zusammen. Dabei presste er seine Hand an seinen Bauch.
Kathrin kniete immer noch neben Kumihiro. „Was soll ich nur tun, Kumihiro?“, flüsterte sie, immer noch weinend. Plötzlich erschien der Dämonenherr hinter ihr. Sie drehte sich erschrocken um. In diesem Moment fasste er sie am Arm. Kathrin spürte, wie kalte Hände sie fest umgriffen. Auf einmal sah sie ein Schwert, was diese Hände von ihr abschnitt.
Kathrin sah erschrocken zu Kumihiro, der neben ihr stand, mit dem Schwert in der Hand. Er setzte es am Hals des Dämonenherren an. „Wage es niemals, Kathrin anzufassen“, warnte Kumihiro den Dämonenherren.
„Dieses Mädchen hat dich verweichlicht, Kumihiro. Du hättest fliehen sollen, aber stattdessen beschützt du dieses Mädchen. Außerdem wurdest du gerade wegen diesem Mädchen schwer verletzt. Was ist denn los mit dir? Anscheinend wirst du erst wieder vernünftig, wenn dieses Mädchen tot ist.“
„Ich habe dich gewarnt, Dämonenherr. Ich werde dir die Qualen der Hölle zeigen.“
„Haha, versuch es doch, Dämonenjäger.“ Kumihiro stach zu, aber der Dämon verwandelte sich in eine schwarze flüssige Masse. Er sah erschrocken zu der Masse, die auf dem Boden lag. „Damals wäre dir so ein Fehler niemals passiert, Kumihiro. Selbst deine Fähigkeiten scheint sie zu beeinflussen. Gleich wirst du sterben.“
„Du wirst es sein, der stirbt. Du musst lebensmüde sein, wenn du dich mit mir anlegst.“ Der Dämonenherr erschien hinter Kumihiro, aber das hatte er erwartet, also drehte er sich schnell um und schwang dabei sein Schwert. Der Dämon sprang nach hinten, aber Kumihiro folgte ihm.
Kathrin stand auf und sah zu ihm. Kumihiro war schwerverletzt und trotzdem kämpfte er. Warum ruhte er sich nicht aus? Plötzlich merkte sie, wie der Dämonenherr hinter ihr erschien. Kumihiro drehte sich zu ihr um und rief ihren Namen. Da spürte sie auch schon, wie der Dämonenherr sie an den Handgelenken packte und zu sich nach hinten zog.
„Kumihiro!“, rief sie verzweifelt. Er rannte auf sie zu, aber plötzlich bildete sich um den Dämonenherren und Kathrin ein schwarzer Energieball. Kumihiro wurde von der schwarzen Energie getroffen, als er den Energieball berührte. Vor Schmerz schrie er auf, wurde aber sofort zurückgeschleudert. Kathrin spürte, wie der Dämonenherr sie losließ, aber vor ihr erschien. Er drückte sie an den Rand des Energieballes. Kathrin sah ihn erschrocken an.
Der Dämonenherr hob plötzlich ihr Kinn an und küsste sie auf den Mund. Kathrin wehrte sich, sie trat und schlug auf den Dämonenherr ein, aber den störte es überhaupt gar nicht. Kumihiro, der inzwischen aufgestanden war, störte das ganz und gar. Um ihn herum entstanden plötzlich Flammen. Der Boden riss auf. Die Flammen erschienen sogar an seinem Schwert und an seinem Körper. Kathrin wehrte sich nicht mehr, sah aber erschrocken zu Kumihiro.
„Lass sie los!“, rief er und stieß die Schwertspitze in den Boden. Das Feuer kam aus dem Boden heraus und raste mit hoher Geschwindigkeit auf sie zu. Der Dämonenherr ließ von Kathrin ab und verschwand schnell, nachdem er sich vor Erschrecken wieder gefangen hatte. Kathrin sank auf den Boden und sah das Feuer erschrocken an, wissend, dass es jetzt ihr Tod war. Sie drückte die Augen vor Angst zu.
Jedoch spürte sie nichts, nein, das Feuer war sogar angenehm warm. Als sie die Augen öffnete, sah sie, dass das Feuer einen Bogen um sie machte. Der Energieball, der sie festgehalten hatte, war weg. Schnell fand sie Kumihiro und rannte zu ihm. Kurz bevor sie bei ihm war, fiel er nach vorne, aber Kathrin konnte ihn noch halten und drehte ihn zu sich, sodass er vor ihr seitlich saß. Eine Hand war an seinem Rücken, damit sie ihn stützen konnte, die andere berührte seine rechte Wange. Kumihiro war zwar wach, aber Kathrin merkte, dass er mit der Bewusstlosigkeit kämpfte. Er war geschwächt und müde.
„Danke, Kumihiro“, sagte sie und lächelte.
„Du weißt doch, dass ich alles für dich tun würde“, antwortete er nur und wurde wieder bewusstlos. Kathrin drückte ihn fester an sich und legte ihre Stirn auf seine. Sie spürte seine körperliche Wärme. Seine Wärme war etwas, was sie immer beruhigte, wenn er sie nur berührte. Kathrin wusste noch ganz genau, wie sie sich fühlte, als sie ihn das erste Mal küsste. In diesem Moment war seine Körperwärme stärker wie sonst. Kathrin merkte jedoch auch jetzt, dass seine Aura langsam schwächer wurde. Sie wusste, was das bedeutete. Seine Energie wurde schwächer.
Kathrin nahm ihre Hand von seiner Wange weg. Sie streifte seinen Pullover etwas hoch und presste die Hand an seinen Bauch. Die junge Dämonenritterin spürte, wie Kumihiro tief einatmete. Sie nahm ihren Kopf hoch und sah in sein Gesicht. Er biss die Zähne zusammen, während seine Stirn gerunzelt war. Sie sah, dass er seine Augen zudrückte.
Obwohl seine Wunde am Herzen war, schmerzte sein ganzer Körper. Kathrin schloss ihre Augen und versuchte, einen Heilzauber zu wirken. Sie musste es einfach schaffen, denn sie wollte Kumihiro immerhin retten. Kathrin wurde von weißer Energie umringt, aber plötzlich verschwand die Energie wieder. Trotzdem konzentrierte sie sich weiter.
Dark sah zu Kathrin, genauso wie Azriel. Plötzlich erschien der Dämonenherr grinsend vor ihnen. „Ich möchte doch gerne mal wissen, ob sie ihre Kräfte aktivieren kann“, lachte der Dämonenherr.
„Sie gehören doch auf deine Seite“, meinte Azriel wütend.
„Warum greifst du sie also an?“, fügte Dark hinzu.
„Es ist Ricks Befehl. Dieser Kumihiro hat sich von Dämonenjägern helfen lassen. Daher ist er ein Verräter. Kathrin hat dem zugestimmt, also ist sie genauso eine Verräterin. Außerdem sind die beiden mal Dämonenjäger gewesen. Diese Tatsache wird sich nie ändern.“
„Da hast du wohl recht“, meinte Dark.
„Bitte?“, fragte der Dämonenherr.
„Sie werden immer Dämonenjäger bleiben. Deshalb werden wir sie auch unterstützen, wenn sie Hilfe brauchen.“
„Bist du verrückt, Dark? Sie sind eure Feinde.“
„Genau, wie sie immer Dämonenjäger bleiben, werde ich auch für immer ein Dämonenritter bleiben.“ Dark wurde von schwarzer Energie umringt. Seine Augen glühten schwarz. Der Dämonenherr trat erschrocken zurück. Auch Azriel trat etwas erschrocken zurück. Tom erschien neben Dark, der ihn gar nicht beachtete.
„Dark?“, fragte Tom.
„Verschwinde!“, befahl Dark herrschend.
„Aber, Dark? Was ist los?“
„Ich benutze meine richtigen Kräfte, also geh! Du verträgst sie nicht wirklich.“
„Okay, wenn du das sagst.“ Tom verschwand.
Er tauchte wieder in dieser finsteren Welt auf. Tom sah sich verwundert um. Sonst war er doch nur im Traum manchmal in dieser Finsternis. Selbst dann war es recht selten. Was also machte er hier?
Plötzlich erschien vor ihm wieder diese Frau, die er schon kannte. Tom sah sie fragend an. Er wusste ja, dass sie ihm nicht wohl gesonnen war, aber was machte sie hier, wenn Dark mitten in einem Kampf war?
„Kleiner Prinz“, lächelte sie sanft.
„Was willst du und was meinst du damit?“, fragte er ernst, während er seine Hände unauffällig zu Fäuste ballte.
„Sei nicht immer so gemein“, beschwerte sie sich und lächelte siegessicher.
„Was willst du?“
„Ich dachte eigentlich, dass Darks dunkle Seite dir helfen würde, zu erwachen.“
„Wie bitte? Du bist daran Schuld, dass das alles mit Darks dunkler Seite passierte?“
„Ja, ich kann seine dunkle Seite auch stärken. Dark ist ein Dämon und das wird er immer bleiben.“ Tom öffnete seine Fäuste wieder und sah traurig auf den Boden.
„Glaubtest du tatsächlich, dass er dein Freund wäre, kleiner Prinz? Hast du etwa geglaubt, sein Herz erweicht zu haben? Darks dunkle Seite ist zu mächtig. Ich bin diejenige, die seine dunkle Seite stärken kann. Sein Schicksal liegt in deinen Händen.“ Tom sah sie erschrocken an. Dadurch wusste sie genau, wie sie Tom bekommen würde.
„Es ist so. Ich könnte seine dunkle Seite wieder erscheinen lassen. Wenn du das nicht willst, dann mach gefälligst das, was ich dir sage! Ich möchte, dass du Dark schwächst. Er soll nicht gegen den Dämonenherren gewinnen. Kathrin und Kumihiro sollen sterben. Erst dann kannst du ihm wieder seine Kräfte geben. Verstanden? Der Dämonenherr wird weder Dark, noch Azriel angreifen, dafür werde ich sorgen.“
Tom sah sie erschrocken an, die Frau lächelte nur siegessicher. „Was soll ich tun? Ich will Dark nicht wehtun, aber ich will Kathrin auch nicht verlieren. Was soll ich tun?“
Darks dunkle Energie wurde immer mehr, bis der Energieball zerplatzte. Der Dämonenherr sprang erschrocken zurück. In Darks rechter Hand erschien sein schwarzes Schwert. Er richtete die Schwertspitze auf den schwarzen Energieball, in dem Azriel gefangen war, der sofort zerplatzte. Dark nahm seine Hand wieder herunter, das Glühen in seinen Augen verschwand.
Als Azriel sicher auf dem Boden landete, rief sie ihren Bogen herauf. Sie spannte ihren Bogen und der Pfeil erschien, direkt auf den Dämonenherr gerichtet. Der biss vor Ärger die Zähne aufeinander, denn Dark stand auch schon angriffsbereit.
Plötzlich riss Dark vor Schmerz seine Augen weit auf. Er ließ das Schwert fallen, was verschwand. Auch seine Flügel verschwanden, die sich in mehrere Federn verwandelten und umherflogen. Dark presste seine rechte Hand an seine Brust auf Herzhöhe, biss seine Zähne zusammen und ging auf die Knie.
Azriels Bogen und Pfeile verschwanden, während sie ihre Arme herunternahm. Sie rannte zu Dark und kniete sich neben ihn.
„Was ist los, Dark?“, fragte Azriel.
„Ich weiß nicht“, mühte er sich ab.
„Es tut mir Leid, Dark.“
„Tom, was ist denn los?“
„Es tut mir Leid, Dark, aber ich muss das tun.“
Dark erschien hinter Tom in der Finsternis, sah aber die Frau erschrocken an. Sie jedoch lächelte sanft. Dark packte Tom an der Schulter und drehte ihn zu sich herum. Tom sah ihn traurig an, sagte aber nichts.
„Was ist mit dir los, Tom? Warum behinderst du meine Kräfte? Weißt du eigentlich, was du da tust? Der Dämonenherr kann uns jederzeit angreifen. Was ist los?“
„Ich habe ihn darum gebeten“, antwortete die Frau an Toms Stelle. Dark sah sie böse an, bemerkte aber den Ausdruck in ihren Augen. Sofort merkte er, dass sie eine ranghohe Dämonenritterin war.
„Wer bist du?“, fragte Dark, Tom immer noch an den Schultern festhaltend.
„Das ist völlig uninteressant“, lächelte sie.
„Was hast du mit Tom gemacht?“
„Ich weiß nicht, was du meinst, es war ganz allein seine Entscheidung.“
„Rette Kathrin“, bat Tom, während ihm eine Träne über die Wange lief. Dark sah ihm in die Augen, aber Tom hielt seinen Blick immer noch gesenkt.
„Das werde ich, Tom. Mach dir keine Sorgen um sie. Außerdem ist Kumihiro bei ihr. Sie werden es schaffen. Dazu musst du mir aber meine Kräfte wiedergeben.“
„Ich kann nicht.“
„Warum nicht?“
„Wenn ich das mache, wird sie deine dunkle Seite stärken.“ Tom sah ihn mit einem traurigen Blick in die Augen, weshalb Dark ihn sorgenvoll ansah. Der junge Schüler senkte jedoch sofort seinen Blick wieder.
„Kann sie das etwa?“, fragte Dark, ohne sich von ihm abzuwenden.
„Sie sagte es“ antwortete Tom. Dark fasste ihn fester an den Schultern, weshalb ihn Tom erschrocken ansah.
„Glaub ihr nicht alles!“, befahl Dark mit einem ernsten Blick.
„Aber...?“, wollte er widersprechen, aber ihm fehlten die Worte.
„Dieser Dämon will dich nur verwirren und uns von unserem Ziel abbringen.“
„Was ist, wenn es stimmt?“
„Dann werde ich gegen meine dunkle Seite wieder ankämpfen. Tom, wir haben doch schon einmal gegen meine dunkle Seite gewonnen und wir können es wieder schaffen.“ Toms Blick wurde unsicher. Dark ließ ihn los und legte seine rechte Hand auf seinen Kopf. Als er ihm auf den Kopf seine Haare durchwuschelte, sah Tom ihn erschrocken an.
„Wir schaffen das zusammen“, versicherte Dark ihm. Tom schien das aber nicht recht zu glauben. Immerhin hatte es Darks dunkle Seite schon einmal fast geschafft, sie zu töten.
„Was war, wenn sie seine dunkle Seite diesmal noch mehr stärkte? War er dann überhaupt noch aufzuhalten? Wahrscheinlich nicht.“
„Dark, wenn sie deine dunkle Seite noch mehr stärkt, werden wir es diesmal eben nicht schaffen“, entgegnete Tom.
„Warum denn nicht?“, wollte Dark wissen.
„Schon das letzte Mal haben wir fast versagt.“
„Ist das etwa ein Grund? Wir haben es geschafft, weil wir aneinander geglaubt haben. Du hast an meine Stärke geglaubt und ich habe an dich geglaubt. Wir schaffen das, Tom. Ich werde auf gar keinen Fall zulassen, dass meine dunkle Seite dir noch einmal etwas antut. Du musst mir bitte vertrauen.“
„Meinst du?“ Tom sah ihn unsicher an, lächelte dann aber sanft, da er auch an Darks Worte glaubte. Die Frau jedoch schien sichtlich verärgert. Dark hatte ihre Konversation mit Tom gestört und hatte es auch noch geschafft, ihn zu überzeugen.
„Verdammter Dämon!“, meinte die Frau und verschwand. Dark fasste Tom wieder an die Schultern und sah ihm sanft lächelnd ins Gesicht.
„Entschuldige, Dark“, sagte er, aber Dark winkte lächelnd ab, was Tom ebenfalls mit einem Lächeln erwiderte.
In der Wirklichkeit stand Dark wieder auf, und mit ihm Azriel. Sie fragte sich, was mit ihm los war. Sofort erschienen seine Flügel und sein Schwert wieder. Der Dämonenherr sah ihn erschrocken an, denn Dark breitete seine Flügel aus und flog auf den Dämonenherr zu. Dieser teleportierte sich jedoch weg. Dark hielt sofort an und sah sich nach ihm um, aber er konnte ihn nicht entdecken.
Plötzlich schoss einer von Azriels Pfeilen auf ihn zu. Dark verstand das sofort und flog nach oben. Plötzlich tauchte der Dämonenherr über ihm auf, was Dark erwartete. Mit der Schwertspitze voran, griff er an. Die Schwertspitze bohrte sich in seine Brust, aber der Dämonenherr lachte nur höhnisch. Dark erkannte auch sofort warum. Es war nur ein Doppelgänger.
Eine schwarze Energiewelle sauste auf ihn von hinten zu. Dark konnte gerade noch so zur Seite fliegen, fiel aber auf den Boden, da die Energiewelle seinen rechten Flügel streifte. Der Dämonenherr sah seine Chance, aber ein gelber Energieball hinderte ihn weiterzukommen. Der gelbe Energieball traf neben ihn in den Boden. Während Dark langsam aufstand, landete Azriel neben ihm. Sie hielten sich kampfbereit. Der Dämonenherr griff schreiend an.
Kathrin nahm die Hand von seinem Bauch. Es hatte keinen Zweck, ihre Kräfte funktionierten einfach nicht. Sie war nicht in der Lage, ihre Macht einzusetzen. Deshalb kam ihr eine Träne über die Wange gerollt. Plötzlich merkte sie, wie hinter ihr jemand stand. Sie sah nach hinten und erkannte Rick, der mit einem breiten Grinsen dastand.
Er beschwor sein Schwert herauf. Kathrins Blick wandelte sich in einen erschrockenen Gesichtsausdruck um. Rick erhob sein Schwert. Kathrin war nicht in der Lage sich zu bewegen, sie starrte ihn nur an.
Plötzlich merkte sie, wie Kumihiro wieder zu sich kam und aufstand. Er umfasste sie am Oberkörper auf Bauchhöhe und flog schräg nach oben von Rick weg. Kurz darauf traf Ricks Schwert auf den Boden, wo Kathrin vorher saß. Kumihiro landete etwas weiter hinten mit Kathrin, die sich langsam wieder fasste. Als Kumihiro sie losließ, drehte sie sich zu ihm um und stützte ihn. Beide knieten.
Kumihiro biss seine Zähne vor Schmerz zusammen, stand aber langsam auf, was ihm Kathrin gleich tat. Rick lachte höhnisch und richtete eine Hand auf die beiden. Kathrin stellte sich schützend mit ausgebreiteten Armen vor Kumihiro. Er sah sie erschrocken an, aber Rick lachte wieder.
„Willst du ihn etwa beschützen, ohne deine Kräfte benutzen zu können?“, fragte Rick.
„So etwas würdest du niemals verstehen“, antwortete Kathrin nur und sah ihn ernst an.
„Weißt du, was du da tust, Kleine? Ohne deine Kräfte bist du machtlos gegen mich. Trotzdem beschützt du diesen Verräter.“
„Er ist kein Verräter. Ich habe Dark gebeten, ihn zu retten. Es ist meine Schuld. Kumihiro hat damit nichts zu tun. Ich habe das entschieden.“
„Kathrin?“, fragte Kumihiro. In diesem Moment kam ein schwarzer Energiestrahl aus seiner Hand. Kathrin drückte ihre Augen vor Angst zusammen. Kumihiro sah erschrocken zu Kathrin und reagierte noch im letzten Moment. Kurz bevor der Energiestrahl Kathrin erreichte, stoppte er vor ihr und konnte sein Schwert gegen den Angriff halten. Kathrin sah ihn erschrocken an.
„Nicht, Kumihiro! Du bist doch gar nicht in der Verfassung, um zu kämpfen.“
„Ich lasse nicht zu, dass er dir etwas tut. Rick hat doch nur darauf gewartet, dass deine Kräfte geschwächt sind.“
„Trotzdem, du bist nicht in der Verfassung“, meinte sie. Als Rick den Angriff beendete, ging Kumihiro auf die Knie. Kathrin half ihm aufzustehen. Er umfasste sein Schwert fester, aber in diesem Moment landete der Dämonenherr hinter ihm. Kathrin wurde von schwarzen Ranken umfasst und wurde einfach zurückgezogen. Kumihiro sah erschrocken zu Kathrin, die verzweifelt nach ihm rief. Er wollte gerade losfliegen, aber Rick griff ihn von hinten mit einem Schwert an. Kumihiro drehte sich zu ihm um und drückte sein Schwert dagegen.
Kathrin versuchte sich aus den Ranken herauszubekommen, aber auf einmal durchschnitt einer von Azriels Pfeilen die Ranken, die kurz darauf verschwand. Kathrin fiel zu Boden, landete aber stehend. Sie sah erschrocken zu Kumihiro, der sein Schwert immer noch gegen Ricks Schwert drückte.
Plötzlich sprang Rick etwas hinter. An dem Platz, an dem er stand, sauste Darks Schwertspitze in den Boden. Kumihiro ging erschöpft auf die Knie und ließ das Schwert fallen, aber plötzlich sauste ein schwarzer Energiestrahl auf sie zu. Dark hielt sein Schwert dagegen. Eine schwarze Ranke erschien hinter ihm aus dem Boden. Kumihiro wollte noch nach Dark rufen, aber es war schon zu spät. Die Ranke durchbohrte Darks Schulter. Sofort fiel Darks Schwert herunter. Er wurde von dem Energiestrahl getroffen. Kumihiro konnte noch sein Schwert schnappen und zur Seite springen.
Dark wurde zurückgeschleudert. Azriel wurde auch gleich mit ihm mitgezogen. Kathrin sah erst erschrocken zu den beiden, die bewusstlos liegen blieben, rannte dann aber zu Kumihiro. Er sah zähnezusammenbeißend zu Rick, der grinsend vor den beiden erschien.
„Willst du sterben, Kathrin?“, grinste er.
„Lass sie in Ruhe!“, befahl Kumihiro.
„Deine Leiche wäre mir jedoch auch genug. Wenn du dich von mir töten lässt, dann werde ich sie verschonen.“
„Versprochen?“, fragte Kumihiro nach.
„Ja“, antwortete Rick grinsend.
„Das kommt nicht in Frage“, entschied Kathrin. Plötzlich riss sie ihre Augen erschrocken auf, schloss sie aber gleich wieder. Kumihiro hatte sich zu ihr herumgedreht, seine Hände an ihre Hüften gelegt und sie geküsst. Kathrin erwiderte den Kuss. Er legte seine rechte Hand an ihren Bauch. Kathrin riss erschrocken ihre Augen auf, legte ihre zu Fäuste geballten Hände an seine Brust.
„Bitte nicht, Kumihiro“, flehte sie weinend. Kathrin verlor ihr Bewusstsein. Er hielt sie noch und legte sie sanft auf den Boden. Sein Schwert legte er neben ihr hin. Kumihiro strich ihr noch das Haar aus dem Gesicht und stand auf.
Als er stand, wurde er von Rick gepackt und weggeschleudert. Liegend landete er auf dem Boden. Kumihiro stand langsam wieder auf, aber Ricks Schwertspitze bohrte sich durch seine Wunde. Er schrie auf vor Schmerzen, wehrte sich aber nicht. Kathrins Leben war ihm sehr viel wichtiger.
Tom war wieder von Finsternis umgeben. Er sah Dark vor ihm stehen, wobei der Dämonenjäger seine linke Hand auf seine rechte Schulter presste, die heftig blutete. Tom ging zu ihm und legte seine rechte Hand auf seine linke Hand. Dark sah ihn unsicher an, aber Tom lächelte sanft.
„Du bist merkwürdig, Tom“, stellte Dark fest.
„Warum?“, fragte Tom.
„Ich bin ein Dämon, aber du hilfst mir. Nie hast du dich gegen mich gewandt, obwohl ich es schon so oft getan habe. Du lässt mich Camilla vergessen. Sonst hatte ich jede Minute an sie gedacht.“
„Das ist doch selbstverständlich, Dark, wir sind Freunde.“
„Das nimmt mir diesen Schmerz etwas. Ich hätte nie gedacht, dass ein Mensch mich so verändern könnte. Damals dachte ich, ich würde nur für Camilla oder den Dämonenkönig leben, aber jetzt weiß ich, dass es noch andere Menschen gibt, die mir wichtig sind. Ich habe endlich verstanden, was Camilla meinte, als sie sagte, dass ich trotzdem weiterleben sollte, da meine Kraft noch gebraucht wird. Sie hatte wohl dich gemeint.“
„Ist das denn okay für dich, Dark? Ich meine, du bist so mächtig und ich kann nicht mal im Geringsten mit dir mithalten.“
„Das ist nicht wahr, Tom. Du bist stärker, als du glaubst. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht mal, dass du ein ganz normaler Mensch bist. Ich habe es schon seit dem Anfang gespürt, dass in dir etwas ist, was noch sehr viel mächtiger ist, als meine Kraft. Vielleicht sind es Gefühle für irgendjemand. Es kann auch sein, dass ich es falsch interpretiere. Entschuldige, Tom. Es ist natürlich okay für mich. Jetzt lass uns für die Zukunft der Menschheit kämpfen.“
„Ja“, antwortete Tom lächelnd.
In der Wirklichkeit blieben Azriel und Dark trotzdem bewusstlos, aber Kathrin öffnete langsam ihre Augen. Als sie sich aufgesetzt hatte, hörte sie Kumihiros Schreie. Kathrin sah sich nach ihm um und entdeckte ihn auch. Er lag auf dem Rücken am Boden. Rick stand neben ihm und presste seinen Fuß direkt auf seine Wunde. Kumihiro schrie vor Schmerzen auf, biss dann aber seine Zähne zusammen. Kathrin sah, dass aus der Wunde und aus seinem Mund wieder jede Menge Blut floss.
Sie sah sein Schwert neben sich und griff es. Sofort spürte sie aber, dass das Schwert sie abstieß, da es mehrere Energiestöße durch ihren Körper schoss. Für dieses Mal musste es gehen. Kathrin umfasste das Schwert und rannte auf Rick zu.
Er hörte sie kommen und sah sie grinsend an. Kumihiro hob seinen Kopf etwas und sah sie erschrocken an. Er umfasste Ricks Fuß, der ihn erschrocken ansah. Plötzlich fing der Boden um Kumihiro Feuer. Rick versuchte zurückzuspringen, aber Kumihiro hielt seinen Fuß fest. Plötzlich kam das Feuer näher. Kathrin hielt an, das Schwert immer noch fest in der rechten Hand.
„Was machst du denn da, Kumihiro? Ich kann ihn besiegen, das weiß ich. Du kannst dich doch kaum noch auf den Beinen halten, aber trotzdem kämpfst du. Warum?“
Auf einmal wurde Rick nach oben geworfen, aber er drehte sich in der Luft und flog zur Seite, bevor ihn eine Feuersäule erwischte. Kumihiro setzte sich auf. Kathrin rannte zu ihm, hockte sich neben ihn und stützte ihn, indem sie ihre linke Hand an seinen Rücken legte. Dabei legte sie das Schwert neben sich hin.
„Was machst du denn da, Kathrin?“, wollte Kumihiro wissen.
„Ich lasse dich nicht sterben“, antwortete Kathrin entschlossen.
„Es wäre besser für dich, wenn du mich hättest sterben lassen.“
„Warum?“
„Weil ich dich immer wieder in Gefahr bringe.“
„Red nicht so einen Mist!“ Plötzlich stand Rick in einem recht großen Abstand ihnen gegenüber. Kathrin und Kumihiro sahen ihn erschrocken an. Er richtete seine rechte Hand auf die beiden. Ein schwarzer Energiestrahl sauste auf die beiden zu. Kathrin überlegte nicht lange. Sie schnappte sich das Schwert und stellte sich schützend vor Kumihiro. Der Energiestrahl prallte gegen das Schwert. Sie versuchte, sich dagegen zu wehren. Dabei wusste sie ganz genau, dass sie es nicht lange durchhalten würde. Plötzlich umfasste auch Kumihiro das Schwert, er stand hinter ihr. Kathrin sah ihn erschrocken an. Seine Hände waren ganz warm.
„Lass los!“, befahl Kumihiro.
„Nein!“, sagte sie entschlossen.
„Dummkopf, mein Schwert stößt dich ab.“
„Ich werde dich nicht sterben lassen. Das lasse ich nicht zu. Du wirst das nicht alleine schaffen, also lass uns das gemeinsam tun.“
„Dann halte etwas durch!“
„Mach ich.“ Kumihiro biss seine Zähne aufeinander. Die Klinge seines Schwertes fing Feuer, aber sie berührten den Schwertgriff nicht. Kathrin spürte, wie sich die Energiestöße verstärkten, aber sie biss die Zähne vor Schmerz zusammen. Die Flammen erreichten den schwarzen Energiestrahl und verwandelten ihn ebenfalls in Feuer.
Rick sah erschrocken hin und unterbrach den Angriff. Bevor die Feuersäule auf ihn zukam, konnte er noch rechtzeitig zur Seite springen. Die Feuersäule riss den Boden unter sich auf, verschwand dann aber.
Als der Angriff endete, merkte Kathrin, wie sich Kumihiros Hände von dem Schwert lösten. Sie ließ das Schwert fallen, aber plötzlich merkte sie, wie Kumihiro zur rechten Seite wegfiel. Kathrin sah ihn erschrocken an, konnte ihn aber nicht rechtzeitig halten. Sie kniete sich neben ihn hin und fasste ihn an seinem linken Arm. Er wachte nicht auf, stattdessen bildete sich eine riesige Blutlache unter ihm.
Kathrin sah ihn erschrocken an und krallte sich in den Ärmel seines Pullovers. Ihr kam eine Träne über die Wange. Dabei drehte sie ihn auf den Rücken und legte schließlich seinen Kopf auf ihren Schoß, nachdem sie aufgestanden war und sich neben seinen Kopf hinkniete. Sie sah den Blutfaden aus seinem Mund laufen.
Dark wachte auf, genauso wie Azriel. Beide standen langsam auf. Dabei sah Dark Kathrin an. Er riss seine Augen erschrocken auf, denn der Glanz war aus ihren Augen verschwunden. Auf einmal spürten alle, wie sich um Kathrin weiße Energie sammelte. Ein weißer Energieball bildete sich um ihr und Kumihiro.
„Sie hat doch gar keine Energie mehr“, erschrak Azriel.
„Es ist ihre Spezialtechnik“, antwortete Dark. Azriel sah ihn erschrocken an. Sie sahen, wie der Energieball immer größer wurde. Rick und der Dämonenherr verschwanden schnell. Dark und Azriel breiteten ihre Flügel aus und flogen schräg nach oben weiter weg von dem weißen Energieball.
Kumihiro öffnete langsam seine Augen und spürte ebenfalls sofort die Energiemenge in dem Energieball. Er setzte sich langsam gequält auf und sah in Kathrins Gesicht. Ihr Glanz aus den Augen war weg, aber sie lächelte schwach.
„Es ist vorbei“, meinte sie. Kumihiro sah sie traurig an, nahm sie aber in den Arm. Dabei schloss Kathrin ihre Augen, während ihr eine Träne über die Wange lief. Kumihiro schloss ebenfalls seine Augen und legte seine linke Hand auf ihren Kopf. Seine rechte Hand war an ihrem Rücken. Beide knieten.
Dark und Azriel konnten nichts gegen diese Spezialtechnik machen. Er wusste aber, dass er diesem Energieball nicht zu nahe kommen durfte, denn er vernichtete alle Dämonen in seiner Nähe ohne Ausnahme.
Plötzlich zerbrach der Energieball und verschwand. Dark und Azriel sahen erschrocken hin. In dem Loch, das von dem Energieball stammte, stand Kumihiro, der Kathrin auf seinen angewinkelten Armen trug. Sie war bewusstlos. Dark und Azriel landeten vor ihm. Kumihiro sah die beiden ohne Gesichtsausdruck an, lächelte dann aber sanft.
„Danke, dass ihr uns geholfen habt. Ich nehme mal an, dass ihr das für Kathrin gemacht habt. Ab jetzt sind wir aber wieder Feinde. Trotzdem braucht ihr euch um Kathrin keine Sorgen machen. Sie lebt. Ich werde mich um sie kümmern.“ Mit diesen Worten verschwand er. Die beiden Dämonenjäger atmeten erleichtert durch.
Nachdem sie die ganze Landschaft wieder in Ordnung gebracht hatten, verwandelten sie sich wieder zurück. Tom und Sandra gingen ein Stück zusammen nach Hause, redeten aber kein Wort miteinander. Das verunsicherte Sandra, die aber wusste, dass Tom sich um Kathrin sorgte. Sie wusste auch, dass er in Kathrin verliebt war. Trotzdem tat ihr das weh.
Tom bemerkte auch nicht, als sie sich verabschiedete und in ihr Haus ging. Dark erschien als Geist neben ihm und lief mit ihm.
„Sandra ist gegangen“, meinte er.
„Achso“, sagte er nur. Er hielt an. Dark tat es ihm gleich und drehte sich zu ihm um.
„Ob es Kathrin wirklich gut geht?“, fragte Tom sich eher selbst.
„Natürlich, Kumihiro liebt sie. Er kümmert sich schon genug um sie.“
„Wenn du das sagst, Dark, wird es wohl stimmen.“ Mit diesen Worten ging Tom weiter. Dark sah ihm nur hinterher und verschwand. Er wusste, dass es nicht gut war, dass Tom sich in Kathrin verliebt hatte. Dark kannte nämlich auch Sandras Gefühle für Tom, die er anscheinend gar nicht mitbekam.
Kathrin lag in Kumihiros Bett. Sie wachte auf und sah sich erst verwundert um. Dabei bemerkte sie am Bettrand Kumihiro sitzen, der sie lächelnd ansah und sich zu ihr herunter beugte. Kurz darauf spürte sie seine Lippen auf ihren eigenen.
„Du lebst“, stellte Kathrin froh fest, als er den Kuss löste.
„Ja und du lebst auch“, antwortete Kumihiro und legte sich neben ihr aufs Bett.
„Was war auf einmal passiert? Ich erinnere mich nur noch, dass ich plötzlich mein Bewusstsein verlor. Daran, was danach passierte, erinnere ich mich nicht mehr.“
„Du hast deine geheime Technik eingesetzt.“
„Meine geheime Technik?“ Kathrin setzte sich auf und sah Kumihiro erschrocken an. Er tat es ihr gleich und streichelte ihr zärtlich die Wange.
„Mach dir keine Sorgen. Es ist eine geheime Kraft, die du in dir trägst. Dabei verbrauchst du keine Energie. Es ist eine Technik, bei der du alle Dämonen um dich her in einen weißen Energieball einsaugst und sie reinigst. Dabei werden sie zerstört, werden aber als gute Wesen wiedergeboren. Es ist so, dass du dabei aber am Ende stirbst, weil deine eigene Seele dabei den Körper verlässt.“
„Was? Aber warum lebe ich dann noch?“
„Ich habe es geschafft, dass du mittendrin aufgehört hast. Erst, wenn du die Attacke beendest, ist es dein Todesurteil. Jedoch werden die Dämonen auch erst gereinigt, wenn die Attacke vollendet ist.“
„Aber dir geht es gut?“ Kathrin sah ihn erschrocken an, aber Kumihiro lächelte und küsste sie sanft auf den Mund.
„Natürlich geht es mir gut“, antwortete Kumihiro, als er den Kuss beendete. Kurz darauf drückte Kumihiro sie wieder zurück in die Kissen und stellte sich im Vier-Füßlerstand über sie. Kathrins Wangen erröteten. Obwohl sie schon einige Zeit mit Kumihiro verbrachte, wurde sie immer noch in dessen Nähe rot. Auf einmal hing er seine Halskette Kathrin um, die erst mal erschrak.
„Kumihiro?“, fragte sie erschrocken.
„Das ist schon gut, behalte sie bitte“, bat er.
„Aber? Das ist doch ein Andenken an einen Freund von dir. Ich kann das nicht annehmen.“
„Natürlich kannst du es annehmen. Dieses Medaillon sollte mich bis jetzt immer beschützen. Jetzt wird sie dich beschützen, Kathrin.“
„Kumihiro?“
„Verzeih, aber ich werde es einfach nicht zulassen, dass jemand dir wehtut. Rick wird dir irgendwann weh tun. Deshalb nimm erst mal das Medaillon. Ich spüre dadurch deine Energie und dass es dir gut geht. Ich werde immer da sein, wenn ich merke, dass deine Macht schwindet.“
Kathrin schlang ihre Hände um seinen Hals und drückte ihn zu sich herunter. Kumihiro legte sich schließlich auf sie und küsste ihren Hals. Kathrin lächelte sanft und streichelte durch sein Haar. Sie genoss Kumihiros Nähe sichtlich.
„Es ist so toll, wenn er bei mir ist. Ich werde niemals jemand anderen lieben, wie Kumihiro. Niemals!!!“
Kapitel 16
Seit dem letzten Kampf waren jetzt schon zwei Monate vergangen. Die Sommerferien waren vorbei und damit auch die schöne friedliche Zeit. Weder Tom noch Dark glaubten an einen solchen dauerhaften Zustand. Die Dämonen brauchten nur Zeit, um sich für einen neuen großen Angriff zu rüsten. Dieser würde diesmal garantiert nicht so klein ausfallen, wie die bisherigen. Trotzdem hofften sie, dass diese friedliche Zeit noch etwas mehr anhalten würde, denn das brachte ihnen auch etwas Erholung.
„Was machen wir heute?“, fragte Dark in der Küche beim Frühstück. Toms Mutter war schon auf der Arbeit, deswegen waren Dark und Tom alleine Zuhause.
„Ich muss heute zur Schule. Dieses Jahr ist was ganz Besonderes.“
„Warum?“
„Sandra und ich gehen doch jetzt in die zwölfte Klasse. Das heißt, dass wir dieses Jahr unseren Abschluss machen.“
„Ihr seid doch beide erst 16, ihr werdet doch erst 17 Jahre alt.“
„Stimmt, wir haben beide eine Klasse übersprungen. Ich habe die achte Klasse übersprungen und Sandra die siebte.“
„Verstehe. Ihr seid aber auch nur durch uns so.“
„Das braucht ja keiner wissen“, lachte Tom und stand auf. Er verließ die Küche, während Dark ihm hinterher ging. Vor dem Haus schwang Tom sich auf sein Fahrrad und fuhr los. Dark flog ihm hinterher. Oftmals veranstalteten sie ein Wettrennen, wobei Dark Tom immer gewinnen ließ, damit dieser keinen Unfall baute. Tom fand das etwas gemein von Dark, war aber auch nicht böse auf ihn.
Langsam besuchte er gerne die Schule. Tom konnte es sich nicht mehr vorstellen, dass er vor allzu geraumer Zeit die Schule hasste. Das lag wohl daran, dass er endlich Freunde gefunden hatte, aber jetzt auch eine Aufgabe besaß. Diese zwei Sachen machten ihn glücklich.
Trotzdem dachte er in letzter Zeit oft über die Worte dieser Frau nach. Tom wusste einfach nicht, ob sie die Wahrheit sagte, als sie meinte, dass sie Darks dunkle Seite stärken könne. Dark hatte dazu immer nur gesagt, dass er sich darüber keine Sorgen machen solle, aber Tom sorgte es nun mal. Was sollte er auch dagegen tun?
Sie waren bereits an der Schule angekommen, als er mit seinen Gedankengängen weitermachen wollte. Er rannte regelrecht in die Klasse und setzte sich neben Sandra hin, die schon dasaß.
„Guten Morgen, Sandra“, begrüßte er sie.
„Morgen“, antwortete Sandra eher genervt und las weiterhin in ihrem Buch.
„Hast du irgendwas?“, fragte Tom und sah sie verwirrt an.
„Nein, lass mich einfach in Ruhe!“ Sie sah nicht von ihrem Buch ab. Dabei bemerkte Tom, dass er in den Ferien nicht einen einzigen Anruf von Sandra bekam.
„Warum hast du mich in den Ferien denn gar nicht angerufen?“, fragte Tom nach.
„Ich hatte kein Geld auf dem Handy.“
„Aber du hast doch ein Haustelefon.“
„Außerdem geht dich das gar nichts an. Immerhin kam auch kein Dämon.“
„Das hat doch gar nichts damit zu tun. Immerhin sind wir doch Freunde.“
„Komischerweise interessierst du dich aber nur für Kathrin. Du hast kein einziges Mal an mich gedacht.“
„Bist du etwa eifersüchtig? Das brauchst du nicht.“
„Hast du es etwa gemerkt, als ich mich damals von dir verabschiedete?“
„Ich war in Gedanken versunken.“
„In Gedanken an Kathrin. Wenn du in sie verliebt bist, lass es! Sie liebt Kumihiro und nicht dich.“
„Was willst du eigentlich von mir? Ich hab dir doch gar nichts getan.“
„Du wirst es nie verstehen, Tom. Wie kann man so naiv sein?“ Als sie diese Sätze ausgesprochen hatte, legte sie das Buch zugeklappt auf den Tisch, erhob sich und ging aus dem Klassenzimmer. Als sie im Toilettenraum ankam, stützte sie sich auf das Waschbecken und sah wütend in den Spiegel. Plötzlich erschien Azriel neben ihr.
„Was hast du, Sandra?“
„Mir geht’s gut. Ich will nur mal kurz von ihm weggehen.“
„Du bist wirklich hoffnungslos verliebt.“
„Er versteht mich ja nicht einmal. Dieser Idiot denkt immer nur an Kathrin, obwohl sie ihn gar nicht liebt. Kann ja sein, dass sie mal in ihn verliebt war, aber jetzt liebt sie doch Kumihiro. Trotzdem lässt er nicht von ihr ab.“
„Männer sind nun mal so.“ Als Sandra das hörte, ballte sie ihre Hände zu Fäuste und biss die Zähne vor Wut aufeinander. Das wollte sie einfach nicht akzeptieren. Das durfte einfach nicht passieren!
Auf dem Nachhauseweg schob Tom das Fahrrad neben sich her. Er war in Gedanken versunken. Neben ihm erschien Dark.
„An was denkst du denn, Tom?“
„Ich denke an Sandra. Warum war sie so sauer?“
„Du hattest in den Ferien nicht einmal angerufen. Du hast ja nicht einmal gemerkt, dass sie dich nicht angerufen hat. Außerdem, liebst du Kathrin?“
„Was soll diese Frage denn? Ich liebe sie schon irgendwie.“
„Sandra liebt dich auch.“
„Was? Das ist doch ein Scherz. Du irrst dich garantiert.“
„Warum sollte sie sonst so eifersüchtig auf Kathrin sein? Tom, denke doch mal nach! Sie wird wütend, wenn du von Kathrin anfängst, weil sie einfach weiß, dass du sie liebst. Sandra ist definitiv in dich verliebt.“
„Das kann nicht sein. Außerdem liebe ich Sandra nicht. Ich liebe Kathrin. Auch, wenn sie deswegen sauer ist, werde ich meine Stellung dazu nicht ändern. Sie muss es akzeptieren.“
„Dann versuche wenigstens, nicht mehr von Kathrin anzufangen. Rede einfach mal wieder mit ihr!“
„Wie denn? Sie ist immer sofort sauer, wenn ich mit ihr reden will.“
„Das ist mit deine Schuld.“
„Dann soll sie erst einmal ihre Eifersucht ablegen! Dann werde ich auch normal wieder mit ihr reden.“
„Ich fürchte, dann ist es zu spät.“
„Das ist mir egal. Wenn sie nicht akzeptieren kann, dass ich Kathrin liebe, dann sind wir keine Freunde mehr.“
„Du setzt wegen so etwas deine Freundschaft aufs Spiel?“
„Das sagt gerade ein Dämon.“
„Bitte?“ Dark blieb stehen und sah ihn erschrocken an. Auch Tom blieb stehen und drehte sich zu Dark um. Er sah Dark ernst an.
„Heißt es nicht, dass Dämonen so etwas wie Freundschaft gar nicht kennen, Dark?“
„Was soll das?“
„Du solltest dich nur auf die Kämpfe konzentrieren! Das andere geht dich nichts an, verstanden?“ Tom drehte sich wieder um und ging weiter. Dark konnte Toms Worte nicht fassen. Warum sagte er so etwas? Tom schien das jedoch nicht zu interessieren, denn er ging einfach weiter, als wäre nichts passiert. Dark verschwand.
Als der junge Schüler Zuhause ankam, stellte er das Fahrrad ab und ging in die Küche. Komischerweise war seine Mutter schon da. Sie drehte sich überrascht zu ihm um, lächelte aber sofort.
„Hallo, Tom, du bist ja schon zurück“, begrüßte sie ihn und küsste ihn sanft auf die Wange.
„Ja, ich hatte heute eher Schluss“, antwortete er. „Kann ich dir irgendwie helfen?“
„Möchtest du vielleicht mit mir zusammen kochen?“
„Gerne.“
Kathrin kam in Kumihiros Zimmer an. Er stand am Fenster und sah heraus. Als er sie hörte, drehte er sich spontan um und lächelte sie sanft an. Kathrin ging zu ihm und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die rechte Wange.
„Wie geht es deiner Wunde?“, sorgte sie sich um Kumihiro.
„Es ist doch nur noch eine kleine Narbe zu sehen. Du hast die Wunde wirklich wunderbar geheilt.“
„Na okay, wenn du das sagst. Tut es denn noch weh?“
„Manchmal schmerzt sie noch, aber das ist gar nichts.“
„Okay, aber ich werde sie nochmal sicherheitshalber heilen.“
„Mach das.“ Kumihiro setzte sich auf den Bettrand und streifte seinen offenen schwarzen Mantel ab. Danach zog er sein schwarzes ärmelloses Hemd aus. Kathrin kniete sich vor dem Bett hin. Sie sah die langgezogene Narbe auf Herzhöhe. Kathrin legte ihre rechte Hand darauf, die von weißer Energie umrandet wurde.
Nach einer Weile nahm Kathrin die Hand weg, dessen Energie verschwand. Plötzlich stand Rick in der Tür. Kumihiro hatte ihn schon bemerkt, zog aber erst gemütlich sein Hemd und seinen Mantel an.
„Muss die Kleine dich etwa immer noch verarzten?“, lachte Rick höhnisch.
„Lass ihn in Ruhe!“, befahl Kathrin und stand wütend auf.
„Halt dich lieber zurück, Kleine!“, warnte Rick sie.
„Du hast mir nichts zu sagen“, konterte Kathrin und ballte ihre Hände zu Fäuste. Kurz darauf beschwor sie ihr Zepter herauf, nahm es in die Hand und wollte es auf Rick richten, aber Kumihiro legte seine rechte Hand auf ihre rechte Hand, die das Zepter fest umschloss. Dadurch ließ Kathrin das Zepter sinken.
„Lass mal, Kathrin“, bat Kumihiro. „Dieser Typ ist es überhaupt nicht wert, dass du deine Kraft an ihm vergeudest.“
„Aber Kumihiro, er spottet andauernd über dich“, widersprach Kathrin.
„Wenn du ihn angreifst, kann ich dich vor dem Dämonenkönig nicht beschützen. Glaub mir, Rick wird seine Strafe bekommen. Dann wird ihm das Lachen schon vergehen.“
„Soll das eine Drohung sein?“, fragte Rick.
„Die Dämonenjäger werden immer stärker“, antwortete Kumihiro nur und lächelte ihn siegessicher an.
„Die Frau des Dämonenkönigs kümmert sich bereits um diesen Tom“, meinte Rick. „Er wird bald kein Dämonenjäger mehr sein.“ Rick lachte laut auf und verschwand.
Kathrin ließ das Zepter verschwinden und sah traurig auf den Boden. Als Kumihiro ihren traurigen Gesichtsausdruck sah, berührte er mit seinem rechten Zeigefinger und dem Mittelfinger ihr Kinn und hob es etwas an. Kurz darauf küsste er sie. Kathrin schlang ihre Arme um seinen Hals, während er seine an ihre Hüften legte. Beide schlossen ihre Augen. Nach einer Weile lösten sie den Kuss und die Umarmung. Trotzdem legte Kathrin ihre Hände an seine Brust.
„Kathrin, du müsstest es doch am besten wissen. Tom und Dark lassen sich nicht so leicht besiegen. Sobald Rick oder die Frau des Dämonenkönigs etwas Dummes anstellen, werden wir eingreifen. Niemand wird es bemerken, wenn wir den Dämonenjägern etwas helfen. Vertrau mir, Kathrin! Alles wird gut.“
„Du wirst wohl recht haben.“ Kathrin löste die Umarmung und ging zum Fenster, wobei sie hinaussah. Kumihiro stellte sich hinter ihr hin und umschlang ihren Oberkörper auf Bauchhöhe. Er küsste sie auf den Kopf ins Haar. Kathrin legte ihre Hände an seine Hände. Sie wollte einfach an Kumihiros Worte glauben, aber irgendwie hatte sie trotzdem ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache.
Dark saß am Küchentisch und sah zu Tom und seine Mutter, die zusammen etwas zum Mittagessen kochten. Tom schnitt das Obst für den Obstsalat, während seine Mutter am Kochtopf stand und die Soße zubereitete. Dark war immer noch etwas sauer auf Tom, aber den schien es anscheinend nicht zu interessieren.
Tag der Veröffentlichung: 10.09.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch meinen Eltern und meiner kleinen Schwester (von insgesamt 7 Geschwistern^^) Laura. Die drei haben mich immer in meinen Ideen tatkräftig unterstützt und beraten. Dies ist ein Dankeschön an euch und soll euch zeigen, dass eure Geduld nicht umsonst war.