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Das Königreich der Tausend (Jugend Edition)

 

Tunnel Trilogie
Buch I
Das Königreich der Tausend
(Jugend-Edition web i2)


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Tunnel Sci-Fi Trilogie

1) Das Königreich der Tausend


2) Halbwelt
3) Die letzte Krise

- Einzige original Eftos™ Saga
- Zentralwortfrei

Die Abenteuer von Prinz Henley zu Westerburg, Patchara Petch-a-boon und Svinenysh Galactic.

Charakterprofile:


Prinz Henley zu Westerburg (12)

 

, geboren 17.01.201 NET Medianzeit in Syntari auf dem Pak Prime im Indi System, ist der einzige Sohn des Regenten vom Pak, Dr. Leviathan zu Westerburg und seiner Frau Ratia.

Der junge Prinz zu Westerburg ist gerechtigkeitsliebend, mutig und verschwiegen. Dabei sucht er sich seinen Freundeskreis sehr genau aus.
Desweiteren er hat einen Hang dazu, Dinge selbst in die Hand zu nehmen und sich dabei allen Widrigkeiten zu stellen.

Seit seinem ersten Tag am Alanis ist er der beste Freund einer jungen Diplomatentochter genannt Patchara Petch-a-boon und eines eher zappeligen Ruba namens Svinenysh.

Zu seinen weiteren Freunden zählen der um ein Jahr jüngere Juniortechniker Mikkel Silva und von seinem Heimatplaneten die ebenfalls ein Jahr jüngere Pakingerin Eevie Lundbarden.

Henley hat auch mit Feindschaft und Missgunst zu kämpfen. Ohne Namen nennen zu wollen sind sowohl Erwachsene als auch gleichaltrige Schüler darunter.

Bei den zu bestehenden Abenteuern kann Prinz Henley zu Westerburg als Rädelsführer angesehen werden.

Patchara Petch-a-boon (12)

 

, geboren 15.01.201 NET Medianzeit in Xanqoq, Provinz Xonburi des Trivy im Raah System, ist eine junge Diplomatin und jüngste Tochter des Diplomaten Somdet-Ong-Yai Petch-a-boon und seiner Frau Chiyoko-Miu. Patchara hat noch eine ältere Schwester namens Khi-Chi Kokoyama Petch-a-boon.

Genau wie Ihr bester Freund, Henley, ist Sie eher von zurückhaltender Natur. Zusätzlich kann Sie, trotz Ihres jungen Alters, als sehr weise und umsichtig beschrieben werden.

Patchara verliert selten die Contenance, Ausnahmen bestätigen die Regel, wenn Sie z.B. Svinenysh auf die Palme bringt. Dabei ist im Grunde jedoch Ihr Verhältnis zum jungen Ruba ein äußerst herzliches.

Leider ist Ihr jemand bestimmtes, wahrscheinlich aufgrund von schlichter Eifersucht, äußerst abgeneigt. Es handelt sich hierbei um Margot Rottweil, einer giftigen Militärtechnik-Schnalle aus dem Dunstkreis Prinz Herold zu Westarp.

Svinenysh (12)

 

(später Svinenysh Galactic), geboren 07.07.201 NET Medianzeit in Trimonda auf dem grünen Jungelmond Trymoo des Trivy im Raah System, ist der einzige Sohn des Ruba Hazhlimosh und seiner Frau Convaxtili (Ruba besitzen normalerweise keine Nachnamen).

Aufgrund des neuen Interspecies-Exchange-Programms ist es Svinenysh ermöglicht zeitgleich mit seinen neuen besten Freunden Henley und Patchara am Alanis eingeschult zu werden. Nach einem Fulminanten Start lernt er diese dann tatsächlich gleich am ersten Tage kennen.

Altgedienten Militärs stinkt die neue Liberalität, Sie sehen die Ruba nach wie vor lieber als billige Arbeitskräfte an. Bei Henley und Patchara jedoch ist der zappelige Klassenkamerad sehr beliebt. Besonders seine Ehrlichkeit, sein Mut und Draufgängertum sind dafür verantwortlich.

Standortbestimmung:


Das Trio

 


Westerburg zu, Henley Prinz
Rädelsführer
Petch-a-boon, Patchara
Diplomatentochter
Svinenysh
Mutigster Ruba des Trymoo

Charaktäre : jung

 


Lundbarden, Eevie (11)
stolze Pakingerin, Tochter des Regionsvorstehers
Rottweil, Margot
Erzfeindin, eifersüchtige Schnalle
Silva, Mikkel
Junior-Techniker
Westarp zu, Herold Prinz
Einziger Sohn der Königin

Charaktäre (Auswahl)

 


Linaesu, Andra
Telematik Hexenküche, Karaoke-Star
Linaesu, Njall
Schwergewichtiger Telematiker
Lundbarden, Eivind
Regionsvorsteher Sarpsborg, Pak Prime
Noktios, Theoplus Dr.
Leibarzt Ihrer Majestät
Palk, Heexio
Lehrer Interregionskommunikation
Rebelkov, Pavel
Generalmajor
Rechtenwerck, Wilhelm
Hausmeister, Pilot
Rottweil, Helga
Persönliche Assistentin
Smolen, Kazimierz
Sicherheitsbeamter Ihrer Majestät
Westarp zu, Hypatia I Königin
Regentin des Raah-Indi Systems

Orte (Auswahl)

 


Alanis College
Nobles Bildungsinstitut
Bergsanatorium Altrosa
Nebulöse medizinische Einrichtung
Exo
Schicksalhafter Mond des Pak Prime
Kviteseid
Hoch im Norden, berühmt für das Septemberfest
Lyporo
Hauptstadt des Raah/Indi Systems
Syntari
Henleys Heimatstadt auf Pak Prime
Trymoo
Svinenysh's Heimatwelt
Vex-Grave
Hochsicherheitsgefängnis

Bots (Auswahl)

 


Botty
Verkäufer bei Linaesu Sports
Exa-Nano
MIL-Klasse, nah am Technischen Autismus
Exa Retzlav
ehemaliger Major

Transportmittel (Auswahl)

 


All-Terrain Wheeler
Springendes Motorrad, Schwimmfähig
Jo-Jumper
Siebenmeilenstiefel
MOW-I
Opa Willi's Museumsstück
Rocktar PAK-LS
Gekapertes Regierungsschiff
Tunnel Gamma I+II
Raumtunnel
Wespley
Henleys Rocktar

Tunnel Sci-Fi Trilogie -I- Das Königreich der Tausend
Jugend-Edition Web i2
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(V) Uralt, kalt
Durch die Halle der Könige schreitet gerade die Regentin des gesamten Raah-Indi Systems, Königin Hypatia I, flankiert von Ihrem Generalmajor Pavel Rebelkov.
„Die Existenz eines Regenten drüben auf Pak Prime ist unerträglich, meine Königin, das gehört zurechtgestutzt“ rattert er monoton. „Ihre Beliebtheit und pseudo-Kompatibilität macht sie umso gefährlicher für uns. Das Loslassen nimmt zu. Meine Königin das ist eine gefährliche Tendenz.“
„Ruhig Blut Rebelkov, Sie sind zu aufbrausend.“ weist Ihn die Königin zurecht. Sie fährt fort: „Bei den unseren kommen Sie weniger an. Es sind die Pakinger die Sie hinter sich wissen können.“
„Verzeiht euer Gnaden, aber jetzt diese Bande treffen zu müssen. Es gäbe bessere Kandidaten. Schlimm, dass der kleine Bastard von denen gerade dieses Jahr eingeschult werden muss. Euer höchstwohlgeborener Sohn zusammen in einem Jahrgang mit dieser Brut, auf der gleichen Schule“ knattert der General.
„Mein guter Rebelkov, Sie sind ein schlechter Taktiker und Stratege.“ Ist Ihre kurze Antwort.
Hart ist Sie geworden in Ihren Zügen und im Wesen, seit dem Tode Ihres Mannes kurz vor der Geburt Ihres einzigen Kindes, Prinz Herold von Westarp.
Heute, zwölf Jahre später steht hier in Lyporo dessen Einschulung in das königliche Alanis Institut der angewandten Wissenschaften auf dem Plan. Ein edles Haus nobler Vergangenheit. Viele kluge und einflussreiche Persönlichkeiten hat es hervorgebracht. Doch auch in diesem stolzen und renommierten Internat hat sich in letzter Zeit einiges getan. Dinge, die in der alten Ordnung unmöglich waren.
Antidiskriminierungsgesetze, hundert Jahre alt, erlauben multi-Spezies Unterricht in einigen Fächern und Austausch im Pausenhof. Aufgrund der Integration der Arten ins tägliche Leben hier auf dem Trivy ist man in diese Richtung gegangen. Die meisten befürworten dies, manche wenige lehnen es ab.
„Untertänigst, meine Gebieterin, ein College wo sie jetzt schon die Schweine des Trymoo unterrichten? Wo soll das noch hinführen?“ Mild lächelnd erwidert Sie: „Rebelkov, muss ich Sie darauf hinweisen das auch Ihren Haushalt die Ruba sauber halten?“
„Sehr wohl Hoheit, Staubwedel schwingen dürfen Sie von mir aus, aber lernen? Die gehören separiert. Außerdem hab ich’s ja mit diesen, verzeiht meine Königin, verfluchten Blecheimern probiert. Grausam wie dumm die sind.“
„Ständig neue Probleme mit irgendwelchen Systemen und quasi zu faul sich abends an die Steckdose zu hängen. Nur für die dreckigsten Tätigkeiten oder im Krieg sind die einsetzbar.“
Fast schon mitleidig wendet sich Königin Hypatia noch einmal Ihrem treuen General zu. „Krieg? Tsa tsa tsa. Hunderte von Jahren ist das her. Aber ich stimme Ihnen zu: Unsere Ordnung könnte besser durchgesetzt sein. Vielleicht sollte man drüben wirklich mehr Kompatibilität reinbringen. Eventuell ist Ihr Plan richtig. Zudem: wieso sollte ich diese Offerte auch ablehnen?“
Am anderen Ende der Halle steht eine freundlich dreinblickende Ansammlung Menschen, die sich angeregt unterhalten und interessiert umschauen. Manche nicken sogar anerkennend. Es sieht so aus als kämen Sie von weit her. Weniger wegen Ihrem Aussehen, das auf Adel schließen lässt, oder aufgrund von Reisestrapazen, nein, viel mehr deshalb weil Ihnen die Umgebung augenscheinlich etwas fremdelt.
Die Reisedelegation besteht aus der hochwohlgeborenen Familie des Regenten vom Pak, Dr. Leviathan zu Westerburg. Desweiteren aus seiner Frau Ratia, hohe Repräsentanten des Indi Systems und zu guter Letzt seinem zwölfjährigen Sohn Henley.
Dr. Westerburg bemerkt als erster das nahen seiner Regentin. Auch wenn Ihm das Protokoll gestattet die Königin begrüßen zu dürfen, weiß er, dass Sie es bevorzugt wenn er davon absieht.
„Mein lieber Cousin, es ist schön dich hier in Lyporo zu begrüßen. Hattet Ihr eine angenehme Reise?“
„Eure Majestät, zunächst danke ich für die Einladung. Nun ja, nur ein Narr bezeichnet den Tunnel als langweilig. Reisen ohne sich zu bewegen hat was. Es ist ein Privileg für uns alle hier zu sein. Immer wieder aufregend das System all unserer Vorfahren zu besuchen. Viel hat sich getan in Lyporo, hier in der Halle scheint die Zeit jedoch eine Konstante zu sein.“
Als hätte sie nur auf den letzten Satz gewartet entgegnet Hypatia: „Wie absehbar, der Gelehrte spricht. Dabei gibt es so viel Wichtigeres! Das ist also der junge Prinz Henley, dein Sohn?“
So geschieht es, das sich Hypatia I, Königin des Raah-Indi Systems zum ersten Mal Henley von Westerburg zuwendet. Seine Mutter würdigt Sie dabei keines Blickes. Darauf ist Sie trainiert. Es besteht keinerlei Interesse an Ratia zu Westerburg, was Sie denkt und fühlt ist Ihr egal. Beim jungen Prinz ist das anders, er wird in einem Jahrgang mit Ihrem eigenen Sohn eingeschult.
Was spürt ein zwölfjähriger wenn er in das vertraute Gesicht einer fremden Person aufschaut, die doch jedem Individuum des gesamten Systems irgendwie bekannt ist.
Nun, es ist keine Antipathie, da zwölfjährige in den allermeisten Fällen noch menschenfreundlich sind. Aber auch sonst ist es Respekt vor dieser disziplinierten, ehrfurchtgebietenden fast asketischen Erscheinung. Ihre Kleidung trägt den Rest dazu bei. Schlichte Eleganz, gepaart mit unergründlichem. So verneigt sich Henley kurz, wortlos.
Sie streicht Ihm den Bruchteil einer Sekunde über den Kopf und sagt: „Sauber, Henley, sehr zurückhaltend ist er. Gut erzogen dazu. Nie was Falsches sagen, fabelhaft“. „Das soll wohl ein Kompliment sein“ denkt sich Henley.
Just in diesem Moment öffnet sich ein Seitenflügel und heraus treten einige streng dreinblickende Militärs. Unter Ihnen befindet sich auch Prinz Herold von Westarp, Hypatias zwölfjähriger Sohn.
Er ist ebenfalls von außergewöhnlich kontrollierter Mimik. Gekleidet ist er, dies ist erwähnenswert, in die dunkelgraue Uniform der Königlichen Beratergarde. Ungewöhnlich für einen jungen Prinzen. Er wirkt älter, obgleich er körperlich seinem Alter entspricht. Dennoch scheint er seine Rolle zu akzeptieren. Mehr noch: Augenscheinlich gefällt sie Ihm.
Vieles kann man sich bei seinem Anblick vorstellen: Wird er eines Tages König? Gewinnt er das Auswahlverfahren zu seinen Gunsten? Unvorstellbar hingegen und noch nie passiert, dass er in kurzen Hosen über den Bolzplatz rennt und mit Gleichaltrigen eine Runde Fußball spielt. Echtzeitsimulationen am Computer sind Ihm da lieber. Militärische Erziehung weckt Begeisterung für Strategie, Waffentechnik und die Armee.
Die Garde verneigt sich kurz vor der Regentin und bleibt stehen, Herold geht weiter auf seine Mutter zu, eine Hand lässig in seiner Hose vergraben.
„Es gibt wichtige und besondere Tage, heute ist so einer“ sagt Sie. „Gerade hat Sie deinen Sohn kennengelernt, Levi, nun ist es an der Zeit den meinen vorzustellen“. Sie wendet sich nun dem jungen Prinzen zu: „Du bist wie immer pünktlich, Herold“.
Er nickt dankbar, eine verbale Antwort bleibt aus. Er sieht sich stattdessen lieber die Reisedelegation vom anderen Stern mit Interesse an. Der gleichaltrige Henley scheint Ihm dabei nur nachrangig zu interessieren. Dieser heranwachsende verbringt die meiste Zeit in der Gegenwart von Erwachsenen, mit Privatlehrern oder im Netz.
„Herold, erinnerst du dich noch an Dr. Westenburg, den Präsidenten von Königs Statt drüben vom Indi?“ fragt Ihn seine Mutter.
Herold wendet sich Herrn Westerburg zu aber nur eine einzige Frage brennt Ihm auf seinen Lippen: „Wie ist das mit dem Tunnel?“ stolpert er los, zum ersten Mal seinem Alter gerecht. Ihm fehlt diese Erfahrung noch, was Ihn wurmt, obwohl er bereits alles Mögliche darüber gelesen hat. „Wie funktioniert die Kapsel? Stimmt es, das man aufs Gramm genau verwogen wird?“
„Nun“ beginnt Dr. Westerburg doch Hypatia unterbricht Ihn. „Herold, es gibt so viel spannenderes als die schnöde Technik. Ich bin mir sicher das es in Bälde eine Aufgabe für dich drüben beim Indi geben wird.“ Nach eine Kunstpause: „Bis dahin wirst du dich gedulden“. „Sehr wohl, Mutter“ murmelt er.
Die Königin fährt fort: „Jetzt setzen wir uns erst mal gemütlich zusammen und dinieren festlich. Reisen macht hungrig. Die Höfischen Eemits haben neue köstliche Kreationen der erlesensten Speisen für euch zubereitet. Schreiten wir also zur Tat.“
Damit ist die Begrüßungszeremonie offiziell beendet. Nach diesem Festmahl werden die Delegationen Ihren eigenen Beschäftigungen nachgehen. Die vom entfernten Indi hauptsächlich Politischer Natur wie Meetings oder Treffen Ihrer Ressortkollegen vom Raah.
Natürlich wird auch der Schulbeginn ein Thema bei den Westerburgs sein, hauptsächlich für Ratia und den jungen Henley.
Letztendlich wünscht man sich in dieser Delegation am meisten Stabilität, mehr eigene Kompetenzen und den baldigen Aufbruch in die Heimat. Auch wenn man den Sohn zurücklassen muss.
Pavel Rebelkov, der sich während der gesamten Konversation dezent im Hintergrund gehalten hat, schaut auf die nächsten Tage und Wochen ebenfalls freudig, allerdings gehen seine Pläne in eine völlig andere Richtung.
Der treueste General Ihrer Majestät plant einen Coup, eine Intrige, etwas Ungeheuerliches.

(VI) Auf eine Linie
Rebelkov agitiert. Seit Wochen arbeitet er nun schon sowohl im stillen Kämmerlein als auch mit einigen Untergebenen am Projekt mit dem Codenamen „Neue Ordnung“.
Für die finale Präsentation, bei der zum ersten Mal auch die Königin Höchstselbst anwesend sein wird, hat sich der General etwas ganz besonderes einfallen lassen.
Dieses Meeting wird an seiner Hausanschrift, in seinem Anwesen außerhalb Lyporos stattfinden.
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Alle Ruba, in Ihrem einfachen Gemüt nun angespornt, sind voll bei der Sache. Sie sind in Ihrem Element. Wie Kinder können Sie sich auf eine einzige Aufgabe konzentrieren und darin aufgehen.
„Ravenosch!“ bellt Rebelkov, „es muss alles blitzblank sein morgen. Jeder Quadratmillimeter vom Eingang bis hin zum Konferenzraum muss blitzen und blinken.“
Die aus Ihrer Arbeit gerissene, sichtlich überraschte Ruba springt etwas verwirrt auf und sieht Ihren Herrn und Meister ins Gesicht. Sie erwidert: „JJJJJ Meista, alles iss gut. Wir schaffe. Wir sind froh.“
Es ist nahezu unmöglich dem freundlichen, einfachen und fleißigem Wesen einer Ruba Antipathie oder gar Hass entgegenzubringen, es sei denn man ist ein Kampfroboter der auf Zerstörung Programmiert ist oder ein herzloser General.
Er antwortet barsch: „Hoffentlich ist dein gut auch gut genug! Ansonsten fliegst du, sofort!“ Sie zuckt zusammen, den Putzlappen in der Hand. Davon angespornt fährt er fort: „Dann kannst du deine Dienste sonstwem anbieten. Niemals mehr wirst du in so einen hehren Haushalt kommen. Höchstwahrscheinlich bleibst du sogar Arbeitslos und ich weiß was das für eine von euch bedeutet.“
Oh ja, recht hat er: Eine Ruba ohne Job ist ein trauriges Geschöpf. Sofort senkt sie den Kopf und putzt wie besessen in allen Ecken und an allen Kanten weiter.
Der nächste Tag. Heute ist es also soweit das Sie kommt. Seit nunmehr fünf Wochen arbeitet er auf diesen Moment hin. Die bisherigen Versammlungen fanden ausschließlich mit Militärs im Generalbüro des Verteidigungsministeriums statt.
Am heutigen Tage also der krönende Abschluss. Unter seiner persönlichen Leitung wird nachher sein Projekt der verbesserten Ordnung im Beisein der Königin in Persona präsentiert.
Pünktlich um zehn treffen die ersten Strategen Ihrer Armee ein. Junge aufstrebende Taktiker sind ebenfalls darunter. Der Ovale Tisch des Konferenz-Saales füllt sich zusehends. Rebelkov betritt den Saal, die Entropie steigt.
Sofort bildet sich eine Traube. Huldigungen werden geheuchelt: „Exzellenz, ich stehe zu Ihrer vollsten Verfügung.“ Begrüßt Ihn Alepto Retzlav, ein aufstrebender junger Major.
Rebelkov beschwichtigt: „Meine Herren, ich bitte Sie nun Platz zu nehmen, warum wir hier sind, wissen wir alle. Dennoch bitte ich um Contenance, zumal unsere Oberbefehlshaberin auf dem Wege hierher ist.“ „Selbstverständlich Herr General“ antwortet Retzlav und macht sich eifrig daran auf seinen Platz zu huschen.
Die Anspannung ist hoch im Saale, trotz des herrlichen Ambientes. Ein Plenarsaal im eigenen Hause. Sonnendurchflutet die Glasfront hin zum Wintergarten mit seinen wertvollen Orchideen und hundert Jahre alten Bonsais.
Rebelkov ist von der alten Schule. Er ist kein Freund der Technik. „Alles kann abgehört werden“ denkt er sich, das Beste ist immer noch die direkte Kommunikation. Seltsam nur, dass es sein im Tisch integrierter Monitor ist, der Ihn als ersten informiert.
Er hebt die Arme, sämtliches Gemurmel erstickt. Dann sagt er nur „Es ist soweit.“ Jeder weiß was gemeint war.
Zwei Leibgardisten Ihrer Majestät öffnen die Flügel, Hypatia I erscheint auf der Bildfläche. Unverzüglich springen die Teilnehmer aus Ihren Sitzen auf und stehen stramm, Rebelkov unter Ihnen, an der dem Eingang zugewandten Stirnseite des Tisches.
Ihr Platz ist der gegenüberliegende hinten im Raum. Bei einem eventuellen, wenngleich unwahrscheinlichen Überfall währe Sie am weitesten entfernt, am besten geschützt. Diese Regel stammt noch aus Urzeiten aber keiner wagt sie in Frage zu stellen, geschweige denn daran herumzumäkeln. Außerdem liegt der letzte erfolglose Anschlag mehr als zweihundert Jahre zurück.
Da steht Sie also: Die Regentin zweier Sonnensysteme. Der direkte Nachfahre aus dem uralten Geschlecht derer von Westarp, Parlamentspräsident und Oberbefehlshaber in einer Person. Sie ist präsent: im vollen Ornat.
Ihr Erscheinen und nun Ihr Einmarsch eine einzige Demonstration von Adel und Macht. Bei jedem Schritt raschelt leise Ihre Münzkrone.
Wie ist eine absolute Dominanz, eine so außergewöhnliche Sonderstellung, in einer aufgeklärten und modernen Gesellschaft möglich?
Man stelle sich vor in einem System aufzuwachsen das seit Menschengedenken von einem einzigen Herrschergeschlecht passabel regiert wird. Es gab immer Schwierigkeiten, aber seit die Präsidenten abgelöst sind geht es stetig bergauf. Die Liste der Errungenschaften ist lang, das System der Tausend bewährt, die Kandidaten exzellent.
Seit den Kindertagen kennt jeder hier die Erzählungen und Legenden die sich um dieses alte Adelsgeschlecht ranken. Leibhaftig dieser Spitze der Gesellschaft, der obersten Liga gegenüberzustehen raubt einem den Atem.
Die Machtposition der Imperialen Krone ist absolut. Selbst wenn einer Sie tötete würde die Regelung automatisch wieder einen von Westarp bestimmen, ganz abgesehen davon, dass der Attentäter den Rest seines Lebens im Vex-Grave zubringen könnte.
Ohne auf das Bild zu achten, geschweige denn mit irgendeinem inklusive Rebelkov persönlich Kontakt aufzunehmen, spricht sie in den Raum, während Sie weiter auf Ihren Platz zuschreitet, folgende Worte: „Meine Herren Generäle, nehmen Sie Platz“.
Sofort sitzt alles. Sie fährt fort: „Schön haben Sie’s hier Rebelkov, besonders der Garten gefällt.“ Der Wintergarten war gemeint, dann sagt Sie in einem Anflug von Spontanität: „Kippt doch mal einer ein Fenster, das ein bisschen mehr von der Stimmung hier reinfällt.“
Tumult. Drei junge Majors die mit dem Rücken zum Wintergarten-Palais sitzen springen auf. Alepto Retzlav ist der schnellste. Er kippt das Fenster und schaut mit treudoofem Dackelblick hinüber in Richtung seiner Oberbefehlshaberin.
Diese macht keine Anstalten den Blick zu erwidern. Seine Gestalt ist bereits aus dem Kurzzeitgedächtnis gelöscht. Stattdessen sagt Sie: „Besser ist das“ und breitet Ihre Arme aus. „So Rebelkov, was haben Sie uns mitzuteilen?“
Der General wartet eine Sekunde bis alle Köpfe auf Ihn gerichtet sind. Er beginnt: „Oberbefehlshaberin, meine Herren. Sie alle wissen dass unsere Ordnung, letztendlich bedingt durch die Physik, drüben im Indi System besser durchgesetzt sein könnte. Unser Einfluss und damit das alte Königreich verliert an Macht“.
Einige Generäle drehen sich zueinander. Alepto Rezlav zieht eine besonders gewichtige Miene. War das die Gelegenheit auf die sie so lange gewartet haben? Seit geraumer Zeit schon spöttelt der Volksmund von der „Wasch- und Putz- Armee“. Die Glorreichen Tage sind lange vorbei.
Rebelkov fährt fort: „Der jetzige Präsident von Königs Statt, Dr. Leviathan zu Westerburg, drüben in Syntari auf Pak Prime…“ Er schaut sich vielsagend um: „Ist für uns sub-optimal.“ Major Retzlav lächelt einvernehmlich.
„Die Pakinger,“ so der General weiter „also diese, ich will sie mal Nah-Hominiden nennen…“ Geschmitzte Gesichter in der Runde, „sind Ihnen ja geradezu hörig.“ Wieder amüsierte Gesichter am Tisch.
Retzlav muss nun einfach losbellen! Wahrscheinlich wegen seiner gerademal 27 Lenzen. Er glaubt besonders einfallsreich zu sein: „Wir könnten Ihn doch einfach verschwinden lassen. Er ist doch zurzeit hier. Ein kleiner technischer Defekt im Tunnel, fertig!“ Alepto blickt hoffnungsvoll in das Gesicht seines Vorgesetzten, dessen Ohrfeige kommt aber sofort.
„Retzlav, bist du von Sinnen?“ beginnt er. Dieser läuft knallrot an. Ja, es ist möglich innerhalb einer Sekunde zur Tomate zu mutieren. „Die Physiker warten doch nur auf einen Zwischenfall. Dann machen Die uns sofort das System dicht. Keinerlei Reisen ist dann mehr möglich, auf lange Sicht. Wir können froh sein das die Technik so stabil funktioniert, Herr Major.“
Die beiden letzten Worte betont er ganz besonders, so das Alepto Retzlav nun voll dem öffentlichen Spott ausgesetzt ist. Ehrliches Gelächter bricht aus. Selbst Hypatia I zieht kurz die Augenbrauen nach oben.
„Nein, Nein! Wir müssen subtiler vorgehen!“ Erklärt er, nun doppelt selbstbewusst. „Wenn wir beweisen können, dass die lokale Autorität versagt, wenn wir den Pakingern vor Augen führen wie blind zu Westerburg ist, dann kann die Legislative Änderungen zu unseren Gunsten durchführen.“
Er blickt sich um. Jeder im Saal lauscht gespannt. Also fährt er fort: „Notstandsgesetze sind ein hervorragendes Mittel der Entmachtung. Die Zeiten offenen Krieges, die sind schon lange vorbei. Nur, wie sollen wir das erreichen, was schlagen Sie vor?“
Gemurmel, aber keine offene Wortmeldung. Dies ist Rebelkov’s Stunde. Plötzlich, fast unhörbar, zwischen dem Geflüster ein schleifendes Geräusch. Niemandem außer dem General ist es aufgefallen. Dieser hat sofort einen Verdacht aber im Gegensatz zum jungen Major Retzlav sieht man in seinem Gesicht keinerlei Veränderung.
Schnell fährt er fort: „Terrorismus, Terror, Anschläge. Wir treffen dieses Pack“ (sein gängiges Synonym für die Pakinger) „wo es Ihnen am meisten wehtut. Bei den Details, meine Herren, kommen Sie ins Spiel. Ich bin mir sicher, Sie finden was Feines.“ Pause. Die Katze ist aus dem Sack.
„Was ist wenn wir auffliegen“ sagt einer der Angesprochenen „der Schaden wäre immens.“
Ungeduldig mit den Fingern tippend bellt Rebelkov zurück: „Hier sitzt die Spitze unseres Militärs, die am besten ausgebildeten Generäle und Strategen eines Zwei-Sternen-Systems. Hoch dekorierte Instanzen einer uralten Monarchie. Die Elite. Sie kommen mir mit Versagen? Es darf kein solches geben!“
Der gescholtene senkt betreten den Kopf. Rebelkov ist nun in Rage. Er steht auf, wild gestikulierend. „Letztendlich soll ein viel größeres Ziel erreicht werden.“ Retzlav, nun wieder Normalfarben, lauscht in Ehrfurcht versunken. Gespannt wartet er wie alle anderen auch auf das was nun folgen soll.
„Unserer höchstwohlgeborenen Königin und Ihrem edlen Sohne soll die Krone überreicht werden, wie früher. Die erneute Manifestierung einer festen Thronfolge, die Abschaffung des Königreichs der Tausend. Das muss unser höchstes Ziel sein.“
Stille im Raum, bis auf den leisen Wind von drüben aus dem Wintergarten und wieder ein graues fast unhörbares Geräusch. In dieser Situation jedoch fällt weder das Erste noch das Zweite oder alles andere ins Gewicht. Viel zu groß ist die Anspannung und innere Aufregung nun da das wahre Vorhaben auf dem Tische liegt. Ein brutaler Eingriff in die bestehende Ordnung.
Nach einer Ewigkeit, tatsächlich sind nur einige Sekunden vergangen meldet sich der verdiente Altgardist Chrysosto Helmstrahl zu Wort. Ein Mann der schon den einen oder anderen Rebelkov kommen und gehen gesehen hat.
„Herr General, meine Königin: wir laufen Gefahr unsere Menschlichkeit zu verlieren, unsere Prinzipien aufzugeben.“Letztere dreht Ihren Kopf in seine Richtung. „Selbstverständlich thront über alldem jedoch meine unabdingliche Loyalität zum amtierenden Regenten. Mehr noch: Diesen Eid hat jeder einzelne hier versammelte geleistet. Ihre höchstselbe Präsenz verpflichtet uns zur obersten Diskretion, zum Schweigen.“
Keine wagt zu unterbrechen, die Königin wartet seine weiteren Ausführungen ab. „Dieser runde Tisch bewegt sich in einer nie dagewesenen Grauzone, auf dünnem Eis. Ihre Anwesenheit allein hochverehrte Hypatia befielt uns stillschweigen.“ Ausdruckslos sieht sie Ihn noch immer an. „Fehlten Sie würde ich verpflichtet sein morgen die Versammlung der Tausend auf den Plan zu rufen. Sie wissen das. Ich gehe davon aus, alles Gesagte ist in Ihrem Sinne, Majestät?“
Jeder der Anwesenden schaut vor sich ins Leere. Niemand außer dem Altgardisten hätte gewagt eine solche Frage zu stellen. Jedem ist bewusst: Hier und heute wird Geschichte geschrieben.
Langsam, bedächtig, mit Sorgfalt entgegnet Sie folgende Worte: „General Helmstrahl, ja ich erinnere mich genau wie Sie meinem Ehemann, König Antonin III von Westarp damals im Krönungspalais des Samtrigwall Palastes die Insignien der Macht angelegt haben. Auch an Ihre Worte erinnere ich mich genau.“
Helmstrahl lauscht gespannt. „Verantwortung, ein Höchstmaß davon. Uneingeschränkt, unabdingbar dem Wohle des Systems verpflichtet.“
„Ich habe im vollen Bewusstsein dieser Versammlung zugestimmt und beschlossen daran teilzunehmen weil die Ausführungen Rebelkovs stimmen. Ich unterschreibe das.“
Dieser sitzt zwar nur da, den Kopf leicht gesenkt, aber innerlich zufrieden. „Der Vorstoß die Rückkehr zur Erbmonarchie hat mich überrascht aber auch hier stimme ich zu. Wir leben in Zeiten der Veränderung, vor allem drüben beim Indi. Gleichwohl sind es Zeiten der technischen Stabilität. Was ist seit dem Tunnel neu hinzugekommen? Wir brauchen den Wandel sonst schlüpfen Sie uns drüben durch die Finger.“
Solche Ausführungen sind ungewöhnlich bei Ihr. Nur zu ganz besonderen Anlässen erwähnt Sie Ihren verstorbenen Gatten König Antonin III. Sie fährt fort.
„Das Leid weniger zum höheren Wohle unserer Stellung hier in Lyporo ist vertretbar. Gemäß meiner Befugnisse befehle ich hiermit einen unabdingbaren Regentalen Eid und damit die vollste Unterstützung des Vorschlags Rebelkov“.
Ein solcher Eid ist der höchste zu bekommende Befehl. Keiner, selbst Helmstrahl hat jemals einen solchen erhalten. Nur vom Hörensagen kennt man Ihn.
„Falls hier irgendeiner anderer Meinung sein sollte, so hebe er nun den Arm und verlasse den Saal unter Androhung strengsten Disziplinarmaßnahmen bei jedweder Indiskretion.“
Sie schaut in die Runde. Alle Hände bleiben auf dem Tisch. Drei Gründe spielen dabei eine Rolle: Erstens die Langeweile in der Bügel- und Kocharmee. Zweitens die Linientreue jedes einzelnen Teilnehmers und drittens die eben gehaltene epochale Rede Ihrer selbst, Hypatia’s der ersten.
Sie ergreift wieder das Wort: „Schön, dann ist das geklärt. Die Interna übernehmen Sie, Rebelkov. Ich erwarte regelmäßigen Bericht.“ Sie steht auf und verlässt den Ort des Geschehens ohne sich ein einziges Mal umzublicken.
Rebelkov erhebt sich, in die allgemeine Unruhe sagt er: „Meine Herren, Sie haben Ihre Instruktionen. Wir sehen uns im Verteidigungsministerium. Erwarten Sie mich dort später, im Moment habe ich erst noch was mit Helga zu besprechen. Die Sitzung ist geschlossen.“
Dies war eine klare Anweisung den Saal zu räumen, trotzdem steht Retzlav sofort bei Fuß. Diesmal erwischte er Rebelkov jedoch auf dem falschen: „Retzlav Sie haben Ihre Infos, wir sehen uns, gehaben Sie sich wohl!“ „Wiedersehen Herr General.“ Eine tiefe Verbeugung und fort war er, wie alle anderen auch.
Er schließt die Flügeltüre. Seine Vermutung, sein schrecklicher Verdacht. Er muss Ihm nun nachgehen. Er schließt das gekippte Fenster und betritt den Wintergarten. Da sieht er Sie hinten im Eck, mit Putzlappen und Eimer bewaffnet.
„RRRavenosch!!“ kreischt er, außer sich vor Wut. „Was tust du hier? Was hast du gehört?“ Ravenosch die fleißige, zittert am ganzen Leib. Sie ist unschuldig. Von innen macht es die Spiegelung unmöglich in den Plenarsaal zu sehen. Politik ist sowieso das letzte für das Sie sich interessiert. Ihre Priorität ist einzig und allein das alles blitzt und blinkt.
Sie bringt keinen Ton hervor. Rebelkov brüllt „So ist das also: Man wird in seinem eigenen Haus ausspioniert!“ Dann spricht er ganz leise noch zerstörerische Worte: „Ich werde nun zu Helga Rottweil gehen. Diese macht deine Papiere fertig. Du bist fristlos entlassen.“
Er lässt alles Elend der Welt zurück. Zitternd, durchschüttelt von Krämpfen liegt Sie auf dem Boden, den Lumpen immer noch in Ihrer Hand, unfähig sich zu bewegen. Bald werden die Hausdiener kommen und Sie rausschmeißen.

(VII) Alanis College
Geschlagene fünf Wochen verbringt Prinz Henley zu Westerburg nun schon in Lyporo. Eine Zeit großer Langeweile. Als junger Prinz hat man es schwer jemand gleichaltriges kennenzulernen. Man kann sagen, auch nach all den Tagen hat Henley keinen einzigen Freund gefunden.
Beim Willkommensdiner Hypatia’s I wurde zwar vereinbart das Herold Ihn mal einlädt seinen Tagesablauf zu begleiten, doch dieser hat sich nie gemeldet. Auch Hypatias Auftritt selbst war eine Einmal-Vorstellung obschon man sie jeden Tag mehrmals sieht: In den Hauptnachrichten.
So ist es nur natürlich, das Henley seinem ersten Schultag morgen entgegenfiebert. Was wird Ihn da bloß erwarten? Was ist das für ein sonderbares Institut? Alle Lehrmittel werden gestellt. Pro Jahr stehen neue Lehrpläne und Fächer auf dem Programm. Auch die Pädagogen rotieren. Man nennt das Konzept „rollierende Stabilität“, ein sehr flexibles System um auf Neuerungen zu reagieren.
Auch als Henley seinen Vater direkt darauf anspricht kann dieser nur mit den Achseln zucken. Er ging drüben in Syntari auf Pak Prime zur Schule. „Du wirst sehen es wird besser als erwartet. Immerhin kommt Herold auch in deinen Jahrgang.“ War seine Antwort. „Na Toll, hoffentlich treff ich da noch jemand anderen“ denkt sich der junge Prinz.
„Ach ja, noch was, Henley“ fällt Leviathan ein „Es gibt da ein Fach ‚Militärgeschichte‘. Kein Muss, aber es würde mich schon freuen wenn du das belegen könntest. Hypatia persönlich hat das mal erwähnt. Herold nimmt es auch.“ „OK“ ist Henleys kurze Anwort, aber er zieht ein wenig die Mundwinkel nach unten.
Besonders gespannt ist Henley nämlich auf den multikulturellen Unterricht. Im Indi-System gibt es keine Ruba. Es ist viel zu teuer so billige Arbeitskräfte durch den Tunnel zu schleusen.
Andererseits kennt man auch auf Exo, dem Steppenmond des Pak Prime, die Flugwesen Etto. Desweiteren treiben auf Pak Secundo, der weiter außen liegenden Eiswelt Bärenartige Burht ihr Unwesen. Aber das war es schon. Unmöglich die zu unterrichten. Das sind zwar intelligente Vögel und gut organisierte Bären, aber in diesem Fall ist das Schlagwort Nah-Humane Intelligenz, ohne Abwertend zu sein, zutreffend.
Die Hauptstadt des Pak Prime, Syntari, Henleys Heimatstadt, ist letztendlich für einen zu Westerburg ebenfalls Alien-City, da Sie geschichtlich betrachtet die Hauptstadt der Pakinger war und ist.
Keiner am Hofe Westerburg bezeichnet einen Pakinger als fremdartig. Sie sind Menschen wie wir. Da die Ruba als billige Arbeitskräfte fehlen übernehmen Sie oftmals dienstliche Tätigkeiten. Auch wenn niemand darüber spricht kann davon ausgegangen werden das die genetische Integrität der beiden Spezies von ursprünglich zwei verschiedenen Welten nur noch auf dem Papier besteht.
Henley selbst erinnert sich mit Freude an seine erste Begegnung mit diesen robusten Nordmännern. Seine ganze Familie wurde letztes Jahr zur Mittsommernacht vom Vorsteher der Region Sarpsborg eingeladen.
Eivind Lundbarden war ein Berg von einem Mann. Trotzdem war er ständig zu Scherzen aufgelegt. Er hat sogar eine Tochter in Henley’s Alter, Eevi Lundbarden, ein Mädchen mit strahlend blauen Augen und hellblonden Haaren.
Die meisten Pakinger haben lange blonde Mähnen. Sie sind feierwütige, freiheitsliebende Naturburschen. Alle, auch die Frauen sind groß gewachsen. Nur Ihr Musikgeschmack ist Ihm ein bisschen zu extrem. „Schade eigentlich, das keine Pakinger auf der Schule sein werden“ denkt er sich, bevor er einschläft.
„Henley! Zeit Aufzustehen.“ Seine Mutter Ratia rüttelt Ihn. „Du willst doch am ersten Tag pünktlich sein?“ Er steht auf, aber es ist ihm etwas flau in der Magengegend. Das Brötchen schmeckt schlechter als sonst.
Eine Stunde später steht er geschniegelt und funktional gekleidet mit seiner Mutter auf dem Campus zusammen mit den anderen Erstklässlern. Was ein ein bunter Haufen! Ist das interessant. Ganz anders als erwartet.
Da war eine besonders lustige Ruba Familie, der Kleine scheint überwältigt. Ständig zeigt er in andere Richtungen. Auch die Eltern sind leicht begeisterungsfähig. Wieder ein Unterschied zu den Menschen.
Ganz anders die Eemits, gemächliche Personen kräftiger Gestalt. Gewöhnungsbedürftig im Anblick, als zweibeinige Mischung zwischen Schildkröte und Krokodil. Selbst Ihre Kinder bewegen sich verdächtig wenig.
Grob geschätzt sind zwei Drittel der Schüler Menschen und der Rest gleich verteilt auf die Ruba und Eemits. Nur Herold von Westarp ist nirgends zu entdecken.
Zwei Personen nähern sich aus dem Schulgebäude. Es ist der Direktor des Alanis College Regis Vekter und seine Sekretärin mit Namen Hippolyta Schabernack.
Visuell gleicht Oberstudienrat Vekter eher einem Komiker denn einer Respektsperson. Sein wippender Gang untereicht dies. Er hoppelt weiter auf die Menge zu bis neugierige Blicke auf Ihn gerichtet waren.
Breit grinsend beginnt er: „Hu, Allerseits! Herzlich willkommen im Alanis College der angewandten Wissenschaften liebe Kinder und Konsorten“. Einige der letzeren sehen sich an, die Kinder machen große Augen. Ganz besonders gespannt scheint der vorhin erwähnte kleine Ruba zu sein. Mit offenem Mund sieht er Ihn an.
Die Qualifikationen Direktor Regis Vekter’s liegen offensichtlich im Verborgenen. Auf jeden Fall müssen es andere sein als Leute zu begrüßen oder eine Willkommenspredigt zu halten. Unmöglich das ein Clown dieses renommierte und gut situierte Haus leitet.
„Soderle liebe Schülerinen, Schüler und Neuankömmlinge, hmm, letzteres hätte gereicht.“ Er räuspert sich. „Heute also beginnt für euch der Ernst des Lebens, dies wiederum heißt für die da…“ er zeigt mit dem Finger wahllos auf ein paar Erwachsene Spezies Mensch, die anderen lässt er aus. „Dass Sie sich nun verabschieden können. Mir persönlich nimmt sich das Alter sowieso viel zu ernst. Ja.“
Etwas verwundert schütteln also alle Eltern nochmal die Hände Ihrer Sprösslinge oder umarmen Sie ein letztes Mal.
„Keine Sorge liebe Rasselbande“ mit diesem Wort meint er beide, groß und klein „unser System der vernetzten Individualität hat schon Generationen von Schülern vor euch auf den richtigen Weg gebracht. Auch Ihr werdet diese paar lächerlichen Jährchen gut überleben, Ausnahmen abgesehen.“ Wieder grinst er über beide Backen, dieser Witz scheint Ihm besonders zu gefallen.
„Noch ein Wort an die Angehörigen: Unser Sekretariat ist immer zu erreichen, Sie wissen schon, online und telefonisch. Wir haben Ihre Daten da, Sie bekommen Ihr Kommunikationspaket zugeschickt.“ Er nimmt nun direkt die Erstklässler ins Visier, die Eltern haben sich für Ihn schon in Luft aufgelöst. „Hippolyta, liebe Schüler, Zeit wird’s für die Einschulung. Los geht’s!“
So also wandert der Tross Richtung Aula der Schule. Dies ist zum ersten Mal die Gelegenheit für Henley sich seine Jahrgangsgenossen mal genauer zu betrachten.
Direkt neben Ihm läuft ein gutaussehendes und gekleidetes schwarzhaariges Mädchen von den östlichen Meeren. Keck trägt Sie zur Feier des Tages einen kleinen weinroten Zierzylinder. Sie bemerkt Ihn auch. Freundlich lächelnd sagt Sie: „Hallo, ich bin Patschala Petschabun“. „Ich bin Henley, wollen wir bei der Einweisung zusammenbleiben?“ fragt er. Sie nickt.
Patchara Petch-a-boon ist eine Diplomatentochter aus den Provinzen der aufgehenden Sonne hier auf dem Trivy. Wenig weiß Henley zu diesem Zeitpunkt wie sehr Ihr Schicksal einmal zusammenhängen wird. Derzeit ist er erst mal froh nach über vierzig Tagen einen Freund gefunden zu haben.
Das Gebäude ist funktional gestaltet, auf überflüssigen Schnickschnack wurde bewusst verzichtet. Klare Linien dominieren. Im Gegensatz zu seinem Auftreten scheint Regis Vekter’s Geist also aufgeräumt zu sein, gleichwohl ist zu sagen, dass dieses Lehrinstitut lange vor seiner Zeit errichtet wurde. Es gibt Chaoten die das Chaos umgibt, andere bevorzugen Einfachheit und leere Räume.
Pragmatismus herrscht auch in der Kleidung der Schüler vor. Kein einziger trägt ein Hawaiihemd, Schlabberhosen oder sonstige knallbunte Couture. Wenn schon Farbe, dann dezent und einfarbig. Expressionismus in der Mode oder ständig wechselnde Trends denen man hinterherlaufen soll sind seit Jahrhunderten verschwunden.
Die Aula ist bald erreicht. Regis geht zu seinem Rednerpult, Hippolyta im Schlepptau. Etwa in der Mitte des Raums steht dann auch er: Herold von Westarp, wie immer eine Hand in der Hosentasche. Derjenige bei Ihm sieht aus wie ein missmutiger Lehrer, so wie er dreinblickt.
Liubomir Iliev, Lehrer für Militärgeschichte, entfernt sich. Herold jedoch ist schon bald umringt von einigen Jungs die sich mehr oder weniger blöd bei Ihm vorstellen. Diese Traube erregt Aufmerksamkeit bei vielen, außer bei Patchara Petch-a-boon und Prinz Henley zu Westerburg. Sie grinsen sich vielsagend an.

„Auf keinen Fall in die erste Reihe“ sagt Henley zu Ihr „immer schön unauffällig.“ Ein kurzer einvernehmender Blick, da weiß er: Sie sieht das genauso. An vorderster Front drängen sich eh nur, naja, die üblichen Verdächtigen.
Henley sieht sich um: Er sucht den zappligen Ruba von vorhin. Dieser ist jedoch nirgends zu entdecken. Dafür ist nun Regis Vekter bereit die Einschulungsrede zu halten. Er räuspert sich, neugierige Augen sehen Ihn an.
„Alanis College? Lalala, welcher Teufel hat euch geritten hier anzufangen?“ - Ein Eröffnungssatz der Erstaunen bei den Schülern und leichtes Kopfschütteln im Kollegium auslöst. Besonders der Military-Lehrer von vorhin scheint entrüstet.
Ein Teil der Lehrmannschaft ist auch anwesend, hinter dem Rednerpult an der Wand stehen sie rum. Die meisten von Ihnen nehmen‘s jedoch gelassen. Sie kennen Ihren Direktor, immerhin ist er seit zwanzig Jahren auf dem Posten.
„Sieben Jahre Ausbildung liegen nun vor euch, damit ist meine Rede beendet.“ Stille im Raum, dann klatschen einige der neuen Schüler hilflos.
„Stopp, Moment! Mir fällt noch was ein, haha.“ Er fuchtelt herum. „Als erstes möchte ich Prinz Herold von Westarp, den Sohn unserer verehrten Königin Hypatia I, die gleichzeitig Schirmherrin dieses noblen Hauses ist, begrüßen.“
Er zeigt mit beiden Armen einladend in die Richtung des angesprochenen. Diesmal klatscht auch der strenge Liubomir Iliev eifrig. Die Drohnen ringsherum werfen Herold bewundernde Blicke zu. Der vorgestellte selbst nimmt die Begrüßung ohne sichtbare Regung auf.
„Vernetzte Individualität bedeutet weniger das festhalten an Traditionen als vielmehr Modernität bis hin zur Avantgarde im Lehrbereich.“ Die meisten der Neulinge, Henley eingeschlossen, hatten keine Ahnung was genau damit gemeint war. Zu viele Fremdworte.
Genauso unverständlich fährt er fort: „Uns ist vollkommen egal woher Sie Ihr Wissen erlangen. Es ist uns sogar gleichgültig ob Sie den Unterricht überhaupt besuchen.“
Jetzt dreht er wohl völlig ab, außerdem ist er plötzlich beim „Sie“ angelangt. Anscheinend hat er vergessen dass da zwölfjährige vor Ihm stehen. Es kann aber auch sein das er alles so sagt wie es ihm gerade passt und die Anrede ihm mehr als egal ist.
„Eines jedoch muss euch klar sein. Es gibt da eine Grundregel. Ein klares Instrument das uns zeigt ob Sie berechtigt sind, versetzt zu werden.“ „Nun wird’s spannend“ denkt sich Henley, wie die meisten anderen auch.
„Der Prüfungszeitraum ist exakt festgelegt. Die Prüfungstermine aller Fächer der Jahrgangsstufen eins bis sieben sind bereits heute fix. Für alle Fächer in die Sie sich, zusätzlich zu Ihren vier Hauptfächern, einschreiben, müssen Sie an diesem Tage, exakt zu dieser Stunde persönlich präsent sein.“
Die ungläubigen Blicke häufen sich. Er fährt fort: „Falls Sie die nächste Jahrgangsstufe erreichen wollen währe zusätzlich noch ein Ausreichend sehr hilfreich. Mit anderen Worten: zweimal fünf bleibt kleben.“
Viele machen nun verkniffene Gesichter. Was soll das? Man kann einfach schwänzen? Nur zur Prüfung da sein? Cool.
Abschließend sagt der Direktor: „Ja so ist es! Mit zwei oder mehr Mangelhaft ist keine Versetzung möglich. Sie können dann andere Fächer wählen, die Schule verlassen, einen Anschlag verüben oder sich erhängen, getreu dem Motto: Wenn alle Stricke reißen, häng ich mich auf.“
Kinder sind unvoreingenommen. Sie lernen schnell. Klar haben Sie seinen Grundgedanken verstanden und seinen seltsamen Humor ausgeblendet. Außerdem ist Stillstehen sehr anstrengend, also bricht heftiger Beifall aus. Jeder ist gespannt wie es nun weitergeht.
Erfreut nimmt Regis Vekter den Zuspruch au. Er zeigt auf Hippolyta und nickt Ihr kurz zu. Diese tritt nun vor ans Mikrofon wobei sie leicht stolpert.
Sie blinzelt in die Menge, augenscheinlich ist sie etwas nervös. Außerdem rutscht Ihre übergroße Brille ständig Richtung Nasenspitze.
„Sehr geehrte Schülerinnen und Schüler, mein Name ist Hippolyta Schabernack“ Nur ein paar wenige grinsen aufgrund des Nachnamens, von den Drohnen sind jedoch einige dabei.
„Keine Angst ich bin kein Lehrer, sondern ich leite nur das Sektretariat hier. Man kann also sagen ich bin für den Schriftkram zuständig.“ Vor Ihr liegen einige Blatt Papier, Sie kramt darin. „So, wo waren wir, ah ja. In ein paar Minuten werden auf Ihre Comms die Stundenpläne einschließlich der angebotenen Wahlfächer übertragen.“
„Dabei ist zu beachten, dass vier der neun Einzel-Spezies Pflichtfächer sind. Diese bestehen aus: Naturwissenschaft, Sprache, Planetenkunde und Wirtschaft. Sie müssen zwingend von jedem Schüler belegt werden.“
„Die restlichen fünf sind Multi-Spezies Wahlfächer. Diese übermitteln Sie uns bitte bis Ende nächster Woche. Sie sind eingeladen alle mal auszuprobieren.“ - Ja, ganz gewiss wird Prinz Herold von Westarp beim Wahlfach ‚Interregionskommunikation‘ zusammen mit Rubas und Eemits auf der Bildfläche erscheinen…
„Sind bis hierher irgendwelche Fragen?“ Sie schaut sich um, keiner hebt den Arm. Herold unterhält sich leise mit seinen Hörigen.
„Das besondere ist nun“ fährt Sie fort, „das jedes Fach und jede einzelne Stunde mehrmals pro Woche angeboten wird. Es gibt also keine festen Klassen sondern nur einen solchen Jahrgang.“
„Ihre Kameradinnen und Kameraden können wechseln. Der Vorteil ist, das Sie sich alle dabei kennenlernen.“ Sie macht eine kurze Pause. „Gibt es jetzt etwas Unklares? Melden Sie sich ruhig.“
Zögerlich hebt ein unauffälliges Mädchen Ihre Hand, Hippolyta nicke Ihr zu.
„Ich habe zwei Fragen“ sagt die Schülerin. „Gibt es einen Klassensprecher? Außerdem wollte ich fragen ob wir feste Schulferien haben.“
Die Sekretärin sieht Sie dankbar an und erklärt: „Gute Frage. Zu eins: Nein. Es gibt weder einen Klassensprecher noch Jahrgangssprecher. Es gibt auch keine Elternabende. Jeder zählt gleich und kann immer zu uns kommen. Das gilt übrigens auch für eure Eltern.“
„Zum zweiten Punkt: Ja es gibt feste unterrichtsfreie Zeiten konstant im Verlauf der Jahreszeiten aber auch normale Feiertage wie zum Beispiel am Gründertag.“
„All dies finden Sie in Bälde auf Ihren Comms zusammen mit Ihren Einschreibungsunterlagen.“ Sie holt tief Luft, man sieht Ihr an, dass sie froh ist, wenn Ihr Auftritt vorbei ist.
„Nun noch ein paar Worte zur Unterkunft. Die Jungen wohnen auf dem Jungencampus, für die Mädchen gibt es ebenfalls ein Wohnheim. Die Regeln hierzu und das ganze Bla übermitteln wir Ihnen ebenfalls auf Ihren Kommunikationsapparat.“
„Wohnen Sie hier in Lyporo können Sie auch gern nach Hause gehen. Wenn Sie wollen können Sie dem Unterricht komplett fernbleiben, obwohl dies selten vorkommt. Hat einer wirklich keine Lust, nun ja, nach der ersten Ehrenrunde fliegt er eh raus.“
„Dann werden Sie sehen, dass es nur exakt ein einziges Alanis College gibt. Glauben Sie’s mir: Sie sind privilegiert. Sie haben es sehr gut erwischt. Einige Ihrer Eltern haben sich geradezu… ach lassen wir das.“
„Nutzen Sie Ihre einmalige Chance. Ich wünsche Ihnen Glück.“ Sie wischt Sich mit einem Taschentuch über die Stirn. Man sieht Ihr die Erleichterung an.
Regis Vekter tritt vor, klopft Ihr kurz auf die Schulter und sagt an die Schüler gewandt: „Noch am Leben? Gut so, Note eins.“
„Hippolyta zeigt euch nun den Weg rüber zum Speisesaal. Wir Lehrer gehen endlich unserer Lehrtätigkeit nach. Immerhin gibt es noch sechs weitere Jahrgänge außer euch. Vielleicht sehe ich den einen oder anderen aber gleich wieder.“
Er macht eine abschließende Geste. Applaus kommt auf von allen Seiten, dann setzt sich langsam die Menge in Bewegung.

(VIII) Svinenysh
Patchara Petch-a-boon läuft neben Henley. Sie ist in Gedanken versunken, denkt scharf über etwas nach. Sie fragt: „Weißt du schon was du nimmst?“
Just in diesem Moment zittern Ihre Comms. „Ha“ sagt Henley „was für ein Zufall. Das müssen die Stundenpläne sein.“ Sie kramen Ihre Handys raus.
Ohne diese kleinen Computer ist ein Leben kaum mehr vorstellbar, jeder Schüler besitzt einen Kommunikationsapparat. Die Vorderseite besteht in Ihrer Gänze aus einer Screen, die Rückseite ist aus Solarzellen gefertigt, in der Mitte ist der Energiespeicher bzw. Energietransmitter verbaut.
Zum Aufladen legt man Sie kurz mit der Stirnseite nach unten. An Ladegeräte kann sich keiner mehr erinnern. Die Effizienz des Panels ist so hoch, dass man den Telco sogar in der Indi-Nacht laden kann. Das ist die Bezeichnung für die Art Nacht wenn der Raah untergegangen ist, aber der 0.92 Lichtjahre entfernte Indi scheint.
Der nahe Stern ist das zweithellste Objekt am Himmel. Heller selbst als der grüne Trymoo. Es gibt also insgesamt sechs Stufen Nacht auf dem Trivy inklusive den Mondstadien. Am Tage fallen all diese Effekte natürlich kaum ins Gewicht.
Zurück zu den Comms: Die nur wenige Millimeter starken Geräte sind wahre Alleskönner und robuste Begleiter. Ihre Gel-Versiegelung und die stoßfeste, abfedernde Bauweise machen Sie geradezu unkaputtbar. Aufgrund des geringen Gewichtes überleben Sie Stürze aus beliebigen Höhen.
Je nach Gusto kann man sie bedienen: Bildschirm-Tastatureingabe, Wutscheln und Wedeln, Spracheingabe und Blicksteuerung sind möglich. Die meisten verwenden letzteres, wobei ein Blinzeln einem Mausklick entspricht.
„Kuck mal Patchara, `Interregionskommunikation – Speziesübergreifende Lernerfahrungen, Kulturen und Exkursionen` das hört sich doch toll an“. „Au ja, das nehmen wir!“ sagt sie, genauso begeistert wie er.
„Militärgeschichte – die glorreiche Vergangenheit, Chance für zukünftige Generationen, ich glaub das muss ich nehmen…“ Henley zieht eine Miene. Dann sagt er: „Naja, ist ja nur eine Stunde.“
„Hast du auch schon was Schönes gefunden, Patchara?“ Sie ist in Ihren Comm versunken, vergleicht alle Daten.
Nach einer kurzen Weile meint Sie: „Ich nehm Solares Management, Informatik und Sozialdesign.“
Henley lacht: „OK, die ersten beiden sind auch für mich, das zwischenmenschliche Bla bla bla überlasse ich Dir.“
„Dann fehlt ja nur noch ein Fach“ murmelt Patchara, wild blinzelnd, mit flackernden Augen steuert Sie Ihren Comm, dann die Erleichterung: „Hier Henley, sieh mal: Medizinische Evolution oder Robo-Technik. Was sagst du?“
„Also ich find die Blecheimer zwar lustig, aber ich glaube ein Bisschen über unsere Biologie zu erfahren ist spannender.“ Patchara nickt.
Somit haben Sie bereits Ihre neun Fächer zusammen, als Sie im Speisesaal ankommen. „Bis nächsten Freitag haben wir nun Zeit die Daten zu übermitteln“ sagt Henley. „Jetzt schau‘n wir aber erst mal was Sie hier zum spachteln haben!“
Naja, ein Speisesaal, was soll man groß darüber berichten? Henley sieht sich um. Herolds Traube ist schon wieder angewachsen. Außerdem sieht man zum ersten Mal ältere Schüler. Die kommen und gehen anscheinend wie sie lustig sind. Locker ist die Stimmung, dennoch geht‘s diszipliniert zu. Die Freiheit die man den Schülern gewährt trägt anscheinend Früchte.
Sie setzen sich an einen freien Platz und essen. „Was steht als nächstes auf dem Programm, Frau Sekretärin?“ Fragt Henley. Wieder steuert Sie Ihren Comm mit den Augen und murmelt dabei „mal schauen…“
„Oho, sieh hier: Interregionskommunikation wie schön, was für ein Zufall.“ Sie holt mehr Details ein: „Zimmer E12, das ist hier im Erdgeschoß. In einer Stunde. Da bin ich ja gespannt.“
So stehen Sie um die sechzig Minuten später vor E12 mit etwa zwanzig gleichgesinnten. Etwa die Hälfte besteht aus Ruba und Eemits. Wie zu erwarten fehlt Herold.
Ein besonders gemächlicher Eemit nähert sich. Es ist der Pädagoge im Fache Interregionskommunikation mit Namen Heexio Palk. Er hält seinen Comm vor die Tür, diese öffnet sich.
Die Kinder strömen rein, Henley und Patchara unter Ihnen, Sie finden Platz nebeneinander in der zweiten Reihe, fast ganz außen.
Heexio geht ganz gemächlich auf seinen Lehrerstuhl zu, Packt seine sieben Sachen aus und dreht sich dann langsam um zur Tafel.
Blink! Zwei große aufgeregte Augen in der Tür. Henley bemerkt es sofort, er stupst Patchara.
Auf Zehenspitzen schleicht der neue Mitschüler herein, wobei er sich fleißig nach einem Platz umsieht. Dann explodiert er! Er spurtet los, wutscht um die Ecken in die zweite Reihe und landet direkt auf dem freien Platz auf der Bank ganz außen gleich neben Patchara Petch-a-boon.
Einige der Schüler kichern, so auch Henley und Patchara. Der junge Ruba hechelt heftig, ist aber zufrieden. Er lächelt.
Heexio Palk ist erst jetzt an der Tafel fertig. Nur seinen Namen hat er während der ganzen Zeit hingeschrieben. Das ein Schüler zu spät kam bleibt Ihm verschlossen. Auch jetzt widmet er sich lieber seinem Skript, er kramt behäbig darin herum.
Die zwei großen Augen sehen Patchara neugierig an. „Guten Hallo, bin ich Svinenysh!“ Dann fragt er Sie „Du bist wer?“
„Ich bin Patchara“ sagt Sie und streckt Ihre Hand aus. „Und ich bin Henley“ – er reicht Ihm ebenfalls seine Hand.
Svinenysh der Ruba blinzelt, er denkt nach was er nun tun soll. Dann nimmt er einfach beide Hände und schüttelt sie gleichzeitig in Maschinengewehr-Geschwindigkeit. „Patschala, Henley, Svinenysh: Guten Hallo!“ sagt er freudig und etwas zu laut. Deshalb lässt er los und hält sich gleich die Hand vor den Mund. Er macht sich ganz klein.
„Wo warst du die ganze Zeit?“ Fragt Patchara. Svinenysh flüstert: „Ich verlaufen und großen ich Hunger…“ Dabei zieht er eine traurige Elendsmiene.
Patchara ist betroffen: „Dann gehen wir gleich nach der Stunde in die Kantine!“ sagt Sie.
Da sitzen Sie also nun nebeneinander aufgereiht, die drei von der Interregionskommunikation. Dem Unterricht folgen Sie von nun an nur noch halbherzig. Es ist ja auch zum Einschlafen obwohl sich Heexio Palk wirklich Mühe gibt. Aber ein hundertfünfzigjähriger Eemit und zwölfjährige Schüler haben halt unterschiedliche Tempi.
Patchara und Henley freuen sich darauf Ihren neuen Mitstreiter genauer kennenzulernen. Svinenysh selbst schaut ständig auf die Uhr die in seinem Ruba-Comm integriert ist. Er hat scheint’s großen Kohldampf.
Oftmals hält er sich seinen Bauch. Dann wiederum tut er so als befindet er sich im Tiefschlaf, um kurz darauf mit den Fingern Luftgymnastik zu üben oder mit dem Kopf eine Fliege zu verfolgen die vor Ihm durch das Klassenzimmer E12 schwirrt.

(IX) Lebensverlängernde Sofortmaßnahmen
Eigentlich hat Generalmajor Pavel Rebelkov jeden Grund gut gelaunt zu sein. Die Operation „Neue Ordnung“ läuft rasant an. Die ganze Mannschaft, Alepto Retzlav an erster Stelle, ist mit Feuereifer bei der Sache.
Zarte Fäden werden mit den Royalen Truppen drüben im Indi-System gesponnen. Oberste Priorität hat dabei die Geheimhaltung.
Auch wenn Leviathan zu Westerburg alles andere tat als das spärliche Militär seiner Großcousine Königin Hypatia I zu überwachen, so ist man doch darauf bedacht wirklich nur einhundert Prozent Linientreue Mitstreiter für den neuen Auftrag zu rekrutieren.
Ein Unterfangen, das einiges an Logistik im menschlichen wie technischen Bereich verlangt. Aber Rebelkov hat ausgezeichnete Beziehungen.
Ja, alles ist gut und schön, bis auf den Termin morgen. Helga hat Ihn erst vor fünf Minuten erneut daran erinnert: Morgen um neun steht eine Kontrolluntersuchung beim persönlichen Leibarzt Ihrer Majestät, Prof. Dr. Theoplus Noktios an.
Obwohl Rebelkov den Dr. bereits seit über zwanzig Jahren kennt, ist Ihm bis heute der Mensch Theoplus Noktios verschlossen geblieben. Sein Privatleben ist unbekannt, außer der Tatsache, dass er nie geheiratet hat.
Es gibt jedoch Gerüchte über Ihn die sind so unglaublich, dass man nur mit dem Kopf schütteln kann. Was da damals bei seiner Dissertationsfeier passiert sein soll… ungeheuerlich!
Worin sich hingegen alle geschlossen einig sind ist seine hohe Medizinische Reputation und exzellente Expertise. Er ist der beste. Er behandelt lediglich eine Handvoll erlesener Privatpatienten aus dem Dunstkreis der Regentalen Familie.
Rebelkov erinnert sich an Ihn vor allem als Klon-Spezialist. Er hätte da was für Ihn. So kam er vor etwa sechzehn Jahren auf Ihn zu.
Der General weiß dass er einen iPS Klon hat. Ihm ist auch bekannt dass dieser von der Außenwelt abgeschirmt oben im Bergsanatorium Altrosa aufwächst. Ist es nun soweit, dass er Ersatzteile braucht?
Zum besseren Verständnis hier an dieser Stelle nun noch einmal die damalige Rede des Dr. Theoplus Noktios:
„Weil es in Ihrer Zukunft wichtig sein wird, mein lieber Rebelkov, stellen wir für sie einen Klon aus induzierten pluripotenten Zellen her. Das Heißt wir aktivieren die Gene Oct4, Sox2, Klf4, c-Myc und selektionieren danach entsprechend. Durch Wachstumsfaktoren und Genetische Manipulation werden diese anschließend in Geschlechtszellen differenziert. Diese werden primal-methyliert und in eine künstliche Gebärmutter verpflanzt.“
Rebelkovs Klon ist damit keiner wo Zellen entkernt und neu kombiniert werden sondern ein echter Klon im wahrsten Sinne des Wortes. Er ist aus einhundert Prozent Eigenzellmaterial hergestellt.
Diese Person, die unter dem Namen Neidhard Palmgren weit entfernt im Bergsanatorium Altrosa aufwächst ist ein exaktes, wenngleich jüngeres Spiegelbild des alten Generals. Neidhard selbst hat von alldem keine Ahnung. Ihm wurde gesagt er ist Vollwaise.
Soviel zur Vergangenheit, jetzt rasch wieder zurück zum hier und jetzt und damit zum bevorstehenden Termin morgen.
„Mal sehen was er diesmal wieder alles findet“, denkt sich Rebelkov mit äußerst gemischten Gefühlen. Mulmig macht Ihn auch die Einladung selbst. Diese besteht nur aus zwei Worten: „Routineuntersuchung inneres“.
Es ist wahr: Rebelkov hat früher gelumpt, wie man so schön sagt. Weniger mit dem anderen Geschlecht, mehr der Karriere wegen. Der junge Major tat alles um beruflich nach vorne zu kommen.
Saufgelage gepaart mit hohem Nikotinkonsum in den alten Kasernen des Trymoo standen oft auf dem Programm. Am nächsten Tag eine Roba Treibjagt in den Sümpfen des Trabanden.
Selbst mit überlegenen Waffen birgt so eine Jagt Gefahren. Die Weite des dichten Unterholzes ist bis heute Ihre Domain. Ihr grimmiges Aussehen erinnert an die entfernte Verwandtschaft der zahmen Ruba. Auch die Roba sind Zweibeinig, entfernt schweineartig, aber äußerst wild.
Auf diesem feuchten Waldmond, in diesem unwegsamen Terrain hochintelligente Wildschwein-Rotten zu jagen und niederzumetzeln härtet ab. Beinahe währ er selbst einmal dabei draufgegangen als ein Speer seine linke Seite oberhalb des Beckenknochens durchbohrte.
Organe waren zwar keine Betroffen aber die Bakterielle Infektion danach war schon deftig. Über Jahre hatte er Antibiotika einnehmen müssen.
Rebelkov ist jedoch von der Sorte, die das Jammern anderen überlässt. Zwickt Ihn wieder mal ein neues Zipperlein so gibt er dies gerne in anderer Form an seine Untergebenen weiter. Menschlichkeit ist ein Fremdwort für Ihn.
So ist er also echt gespannt was der Metzger diesmal an Ihm auszusetzen hat. Nachdem er ein paar neue, fleißige Ruba durch die Ecken gescheucht und heute ausnahmsweise nur etwas Leichtes zu Abend gegessen hatte, legt er sich ungewöhnlich früh zu Bett.
Die Intensivmedizinische Forschungsanstalt Ihrer Majestät ist ein kalter Zweckbau. „Leitung: Prof. Dr. Theoplus Noktios“ steht auf der Marmortafel am Eingang.
Generalmajor Pavel Rebelkov benötigt keinen Termin oder gar ein Wartezimmer. Die Krankenschwester am Empfang, wahrscheinlich selbst eine Doktorin, verständigt sofort den Professor.
Keine fünf Minuten später erscheint dieser dann persönlich auf der Bildfläche. Dr. Theoplus Noktios, der Asket, ist eine bemerkenswerte Erscheinung. Unmöglich in der freien Wildbahn so jemanden zu treffen. Obwohl er jede Art Sport verabscheut ist kein Gramm zu viel an Ihm. Er ist zwar mit Leib und Seele Mediziner aber er lehnt alle Arten von Pillen oder Wunderwässerchen ab. „Im Krankenhaus werden die Leute krank“ ist eines seiner Lieblingszitate. In seinem strahlend weißen Kittel schreitet er auf die Rezeption zu.
„Ah, Rebelkov“ sagte er „dann wollen wir mal“. Er begrüßt Ihn mit Handschlag. „Guten Tag Herr Professor“ sagt der General.
„Lassen sie den Professor weg, Rebelkov, den bekommt man geschenkt“ entgegnet Noktios. „Den Doktor habe ich mir selbst erworben. Zum Professor machen Sie einem damit man einen intelligenten Doktoranden betreuen kann.“
Daraufhin zeigt der Arzt mit der Hand zurück ins Gebäude. Sie gehen hinein.
„So, Rebelkov, ich habe gehört Sie sind schwer beschäftigt…“ gibt er zum Besten. Der General hat keine Ahnung woher er das schon wieder weiß. „Jaah“, sagt er zögerlich „Es läuft gut an.“
„Aber Rebelkov, das weiß ich doch. Sie sind ein Besessener, genau wie ich. Das gefällt mir. Unsere Schrotthüllen sind fehlerhaft. Sie strotzen geradezu davor.“
Mit dieser Metapher meint Noktios den menschlichen Körper. Er fährt fort: „Dennoch können der besten wenige Dinge tun, die größer als die eigene Unscheinbarkeit sind. Lieber ein Tag Löwe als hundert Tage Schaf, was?“
Rebelkov nimmt das alles erst einmal einfach so zur Kenntnis. Er kennt seine Pappenheimer und weiß, dass es leicht noch schlimmer kommen kann.
Sein Privatlabor war bald erreicht. Ein goldenes Türschild verrät dies zusätzlich. Anscheinend gibt sein Comm, beziehungsweise der GPS-Empfänger darauf, automatisch den Befehl die Tür zu öffnen, also gehen Sie hinein.
Drinnen standen zwei Protagonisten wie Sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Der eine trägt die funktionelle Kleidung eines Technikers und programmiert gerade wie wild seinen Comm mit den Augen.
Der andere ist Arzt. Hellrote Flecken auf seinem sonst tadellos weißen Kittel sind zu erkennen. Es sieht so aus als kommt er gerade aus dem Tierversuchslabor.
„Wie Sie sehen, Rebelkov, haben wir größeres mit Ihnen vor“ meint Noktios. „Darf ich vorstellen: Zur linken Dr. Septimus Koldrust, Leiter des Labors für Genetische Mechanik.“ Rebelkov nickt Ihm zu, der angesprochene zurück.
„Zur rechten haben wir den Mecha-Tec Dr. Tilon Abendroth vom Institut für angewandte Kybernetik und Robotertechnologie, ebenfalls hier aus Lyporo.“ Wieder nickt Rebelkov kurz, der angesprochene jedoch erhebt nur kurz den Blick, dann war er wieder eins mit seinem Comm.
Noktios ist zufrieden. Niemand hat ihn je Offen Lachen gesehen, doch jetzt scheint er vergnügt. Er ist scheint’s von diesem, von Ihm arrangierten Setup angetan.
„Meine Herren, Ich benötige Sie gleich. Zunächst jedoch, mein lieber General, schau ich Sie mir mal genauer an“. Er geht voraus in sein Sprechzimmer, Rebelkov im Schlepptau.
Der General setzt sich auf den Besucherplatz. Noktios schließt die Tür. „Rebelkov, wie fühlen Sie sich“ fragt der Arzt, während er hinter seinem Pult Platz nimmt.
„Naja, es geht. Manchmal etwas müde, aber im Großen und Ganzen bin ich zufrieden“ sagt dieser. Noktios dreht seinen Kuli zwischen den Fingern, dann beginnt er:
„Glauben Sie mir, Rebelkov, in diesen Räumen ist schon einigen Patienten alles andere als die Wahrheit gesagt worden…“ Rebelkov sieht Ihn an, Noktios fährt fort.
„In Ihrem Falle werden wir Sie jedoch genau darüber Informieren was wir vorhaben.“ Der General ist nun sehr gespannt. Was kommt als nächstes?
Dr. Noktios tippelte kurz was in seinen Comm. „Schon bei Ihrem letzten Check wurde zweifelsfrei festgestellt, dass Ihr Somatischer Gesamtzustand alles andere als optimal ist. Es rasselt sozusagen beträchtlich da drinnen, Rebelkov.“ Damit zeigt er auf dessen Oberkörper. Rebelkov kratzt sich am Ohr.
„Ihre inneren Organe“ fährt der Dr. fort „sind aufgrund der jahrelangen Einnahme von Antibiotika und wegen Ihres Ausufernden Lebensstils davor, erheblich geschädigt. Wir müssen handeln.“ Rebelkov runzelt die Stirn.
„Ich mach’s kurz, Rebelkov“ sagt Noktios: „Wir planen für Sie eine Gehirntransplantation auf Ihren Klon oben im Bergsanatorium.“ Er macht eine kurze Pause.
„Gehirntransplantation?“ fragt Rebelkov. Der Doktor nickt. „Ja, Sie haben richtig gehört. Dies wird zudem eine Proto-Operation, das heißt es wurde noch niemals eine solche durchgeführt.“
Rebelkov schluckt, Noktius fährt fort: „Der Kollege Koldrust hat allerdings eine neues quasi wasserdichtes Verfahren entwickelt.“ Dies hilft wenig Rebelkov’s Unbehagen zu schmälern. Er tippt mit dem Zeigefinger auf den Tisch.
Der Prof. führt weiter aus: „Ich war neulich oben im Altrosa und habe mir Neidhard Palmgren angesehen.“ Mit diesem Satz übergibt er ein paar Fotos an den skeptischen General.
„Was ist das?“ fragt dieser. „Nun, Rebelkov, das erste Bild links zeigt Ihren Daumenabdruck und rechts den Ihres Klons. Auf dem zweiten erkennt man Ihr Iris-Muster links und rechts das von Neidhard Palmgren.“
Rebelkov vergleicht staunend die Bilder. „Ich erkenne keinen Unterschied“ sagt er schließlich.
„Da ist keinerlei Unterschied!“ triumphiert Noktios. „Sehen Sie sich den Unterschenkel an. Der Leberfleck sitzt exakt an der Selben Stelle. Rebelkov, was wir hier sehen ist ein exzellenter neuer Wirt für Sie!“ „Das wird Ihr neues Leben“ sagt er schließlich.
Rebelkov ist hin und hergerissen. Einerseits konnte wirklich jeder sehen das alles gleich ist, andererseits: Gehirntransplantation… Ist das tatsächlich machbar?
Noktios liest all dies aus dem Gesicht seines Patienten. Er hat diese Reaktion erwartet. Es ist an der Zeit weitere Asse aus dem Ärmel zu ziehen.
„Trauriger weise ist Ihr Klon noch zu jung. Die Differenzierung dauert noch an. Er ist mit seinen gerademal 15 Jahren noch im Wachsen. Aber in drei Jahren ist er soweit.“
„Mit 18 ist der Zeitpunkt ideal. Dann erreicht die Topologie die höchste Kompatibilität. Zu diesem Zeitpunkt jedoch ist rasches Handeln angesagt.“
„Das Bergsanatorium Altrosa ist der friedlichste und lieblichste Platz im Umkreis von mindestens 50 Lichtjahren. Ihr Klon wird im Kreise junger Mahler, Dichter und Musiker erzogen.“
Er reflektiert noch weiter. Rebelkov wundert sich etwas. Warum ist ausgerechnet dieses nebulöse Sanatorium ein Lieblingsthema des Professors?
„Die kriegen jeden klein, sogar die arme Rose Sopor. Ich habe Ihre Mutter, Nimoa gekannt. Kein Wunder das sie zum Pflegefall wurde. Die hat sich ständig selbst geritzt. Heute streichelt Sie den ganzen Tag die Rosen. Alles eine Frage der Betäubung, wie ich immer sage.“
„Leider machte mich bei meinem letzten Besuch die Heimleitung darauf aufmerksam, dass Palmgren erste unbegründete Züge aggressiven Verhaltens entwickelt. Trotz der schöngeistigen Erziehung. Medikation ist in seinem Fall unangebracht. Der soll ja natürlich reifen.“
„Er ist Ihr Klon, Rebelkov! Viel Länger zu warten wäre fatal.“
Die letzten Sätze des Doktors überhört der Generalmajor fast. Er ist jetzt erst mal beruhigt. Drei Jahre! „Bis dahin kann viel passieren“ denkt er sich.
„Mein lieber Rebelkov, ich habe vorhin etwas übertrieben. Die nächsten paar Jahre halten wir Sie schon noch funktionstüchtig.“ Noktios rollt mit den Zeigefingern.
„Eventuell werden Sie auch noch fünf Jahre durchhalten. Aber auf keinen Fall länger. Die Degeneration Ihrer Organe hat begonnen und ist unumkehrbar. Wir müssen Handeln. Es muss ein Schnitt gemacht werden. Ein Rundumschlag.“
Wieder zu sich gekommen fragt Rebelkov: „Gibt es noch andere Möglichkeiten?“
„Ja die gibt es“ antwortet Noktios schnell. „Und zwar da draußen. Kommen Sie mit, ich stell Sie Ihnen vor.“
Er steht auf, hat aber noch einen Nachsatz auf den Lippen: „Intensiv- und Schulmedizin jedoch, die können Sie vergessen. Es wird anders kommen als Sie denken. Wir müssen bei Ihnen neue Wege bestreiten.“ Dann geht er hinaus und der General folgt Ihm. 
(XII) Unterricht
Patchara und Henley verbringen die meiste Zeit zusammen. Immer schön unauffällig in Reihe zwei. Bei den Multi-Fächern ist ab jetzt auch jedes Mal Svinenysh mit von der Partie.
Im Fache Interregionskommunikation steht für jeden Schüler ein Referat auf dem Programm. Eine kurze Vorstellung der Heimat und deren Gebräuche.
Die meisten werden dies auch mit einem kurzen Vortrag an der Tafel abhandeln, alle bis auf Svinenysh. Dieser will die Ruba-Musik vorstellen und auch dazu tanzen. Es kommt sogar noch schlimmer: Jetzt sucht er einen Background-Tänzer, damit der Auftritt gewichtiger wird. Mit riesiger Schnute und gewaltiger Trauermiene schleicht er gerade an Henley und Patchara in der Kantine vorbei.
„Was ist denn mit Dir los?“ fragt der junge Prinz den zerstreuten Ruba. „Ah, ohjemineh, fragen ich alle, keiner tanzen mit mir. Dabei einfach ists ganz schön.“ Sofort fängt er an einen Ruba-Dance aufzuführen. Das sieht zum kichern aus. Mehr oder weniger alle Gliedmaßen werden gleichzeitig geschüttelt, die Beine stottern durch die Gegend, seine Schultern zucken wild.
Patchara muss einfach lachen. Dies ist ein schwerwiegender Fehler. Sofort blinzelt Sie Svinenysh hoffnungsfroh an. Er scheint alles Glück der Welt gefunden zu haben. „Gefällt das dir? Helfst du wollen mir?“ Sagt er mit glühenden Augen und breitester Strahlemiene.
„Nooja,“ beginnt Sie, doch Svino platzt freudig los: „Ganz einfach, toll einfach ganz. Zeigen ich, du dabei, Juhuuh!“
Patchara schaut vorsichtig rüber zu Henley doch dieser hebt nur die Schultern an und dreht die Handflächen nach außen.
„Hoho, Krass, Trallala“ singt Svinenysh „Patschala macht mihihit“ und fängt wieder an zu zucken.
„Aber Svino, du bist doch viel schneller als ich…“ sagt Sie hilflos denn Sie weiß bereits, das es zu spät war. Den Schuh hat Sie nun an. „Du tanzen background und ich Spot. Ich dir gleich schick Lied auf Comm!“
Er tippelt und blinzelt mit seinem Ruba-Comm, welches etwas klobiger als sein menschliches Gegenstück war, wegen den runden Fingerspitzen.
Kurz darauf surrt schon Patcharas Telco, sie drückt einen Knopf, dann geht das Gedudel auch schon los. Mann, ist das schnell. Zum Schwindlig werden. Patchara sieht sofort Henley hilflos an, doch diesmal ist keine Unterstützung zu erwarten. Er zieht eine freudig-gespannte Grimasse.
Bestens gelaunt auch Svinenysh. Dieser macht sich tänzelnd und zuckend von dannen. Er mutiert sozusagen rüber zu einem Artgenossen. Dann verschwindet er denn er hat ein single-species Fach genau wie Henley .
Tatsächlich ist nun Schluss mit Lustig beim jungen Prinz. Die erste Stunde Militärgeschichte fängt in zwanzig Minuten an. Das ist schon schlimm genug, schlimmer aber ist das seine gute Freundin Patchara nun eine Freistunde hat. Neben wen soll er sich bloß setzen? Herold?
„Also dann“ sagt er traurig „ich mach mich mal vom Acker.“ „Ach, wird bestimmt ganz gut“ antwortet Sie „wirst sehen. Aber erzähl mir dann alles!“
„Ok“ antwortet Henley ohne Begeisterung und schlurft rüber zur Schlachtbank, ins Militärgebäude.
Dort angekommen spürt er zum ersten Mal wie wenige er in den vergangenen zwei Wochen eigentlich kennengelernt hat. Er ist so ausgefüllt mit Patchara und Svinenysh das für sonstige Leute nur ein Bla übrigbeibt.
Herold inklusive Buhlschaft ist, wen wundert’s, auch da doch Henley interessiert das erst mal weniger.
Ein Junge mit wilden blonden Haaren fällt Ihm mehr auf. Was ist da los? Der ist kleiner, mindestens ein Jahr jünger. Aber er scheint ihm vernünftig, also geht er hin.
„Hallo, ich bin Henley. Bist du schon die ganze Zeit in Stufe eins?“ fragt er. Der wild aussehende Junge nimmt seine Augen vom Comm. „Hi, ich bin Mikkel. Nein, nein. Ich bin erst gestern angekommen. Normalerweise würde ich eh erst nächstes Jahr eingeschult werden, aber Sie haben bei mir eine Ausnahme gemacht…“
„Aha“ meint Henley kurz. Er verwendet einen alten Trick aus dem wahren Leben: wenn man aufhört zu fragen fangen Sie an zu erzählen.
„Ich bin Mikkel Silva“ beginnt der neue Klassenkamerad: „Mein Onkel Nef leitet das Vex-Grave. Hast du davon schon mal was gehört?“ fragt er.
„Ja klar“ sagt Henley „ auch wenn ich drüben vom Indi bin.“ „Vom Indi? Tatsächlich? Sieh mal an. Dann bist du ja sozusagen High-Society. Ich dachte die steht da drüben.“
Er dreht seinen Kopf rüber zu Herold. Henley grinst: „Ball flach halten! Verglichen mit Dem bin ich allerhöchstens C-Promi.“
„Hast du das Fach wenigstens freiwillig gewählt?“ fragt der neue Kategorie C Star. „Häh?“ antwortete Mikkel „aha, so ist das also, lol. Ja ich zieh mir das mal zwanglos rein obwohl mir Robo-Technik lieber ist. Nächstes Jahr startet mein Kybernetik Praktikum oben auf dem Vex. Deshalb haben Sie meine Einschulung um ein Jahr vorgezogen.“
„Ruhe hier!“ knurrt jemand barsch im vorrübergehen. Es war Liubomir Iliev, der Lehrer. Böse schaut er beide, Henley im Besonderen, an.
Dann geht er vor zu Herold und seine Körpersprache schlägt sofort um. Er macht einladende, anerkennende Gesten. Er zieht ihn und seine Traube quasi hinter sich in das Klassenzimmer rein. „Das kann ja heiter werden“ sagt Henley zu Mikkel, dann setzen auch Sie sich in Bewegung.
Das Begrüßungskomitee in Form von Iliev steht schon parat: „Erst schwätzen und dann als letzte eintrudeln. Hier, vorne in der ersten Reihe ist noch Platz!“
Einige Drohnen kichern. Henley denkt sich nur „oh nein“, aber was soll er machen? Also nehmen beide vorne außen Platz. Mikkel schert dies wenig. Weder das Gelächter, noch die Traube. Solche Lehrer-Aktionen schaffen was Außergewöhnliches: Freundschaft.
Ja, eines muss man auch Ihm, Herold, zugutehalten. Diese Szene eben war Ihm egal. Sein Status ist konkurrenzlos. Er weiß: Er ist die Nummer eins. Klar bringt so ein Abwatschen in der ersten Stunde bei manchen Schleimern beste Laune. Besonders aus den Reihen seiner Traube. Herold jedoch nahm davon keine Notiz. Die Stupser seiner Gefolgschaft ignoriert er jovial.
Der junge Prinz Herold von Westarp… was ist er für ein Mensch? Auch wenn er sich mit seinen Jungs unterhält so hat man doch den Eindruck dass er wenig von sich preisgibt. Wie schaut es in Ihm aus? Belanglose Gespräche bringen da wenig Antwort. Er behält sich was im Hintergrund. Nun ja, streng genommen ist dies zulässig. Wer schon will Ihm da einen Strick draus drehen?
Auch die weitere Stunde verläuft unangenehm für Henley. Ständig ist er den Blicken der Maden ausgesetzt.
Liubomir Iliev beschränkt sich zum Glück darauf den Rest der Stunde damit zu verbringen, das alte Königreich zu lobpreisen. Er erzählt dabei wirklich uralten Käse, Ereignisse die mehrere Tausend Jahre zurücklagen. Jetzt referiert er gerade über vergessene, traditionelle Nahkampftechniken. „Wen interessiert’s?“ denkt sich Henley „Mann, wann ist die Stunde endlich vorbei?“
Nun, als sie dann tatsächlich vorüber war lachen ein paar Drohnen erst mal in seine Richtung. Unter Ihnen auch ein klobiges Mädchen mit roten Haaren. So robust wie die gebaut war geht sie gerade noch als solches durch. Ganz klar, dass so ein Kaliber Militärgeschichte belegen muss. Auch das Sie im Dunstkreis Herolds auftaucht ist nur natürlich.
Mikkel verabschiedet sich vom jungen Prinz, er hat irgendwas Verwaltungstechnisches zu tun. Er murmelt was von Sekretariat und Hippolyta Schabernack.
Deshalb geht Henley allein rüber zum Gemeinschaftsraum direkt neben der Kantine. Dort angekommen sieht er Svinenysh und Patchara beisammen an einem Tisch sitzen.
Der erste rudert mit den Armen und schaut animierend rüber zur zweiten. Diese sitzt da, die Ellbogen auf den Tisch gestützt und den Kopf zwischen beiden Händen. Henley weiß sofort was das zu bedeuten hat.
„Na, beim Training? Fragt er in die Runde. „Gerade zurück ich“ plappert Svino los „schau, zeigen ich Patschala, wird das sssuper.“
Diese sieht Henley hilfesuchend an und entdeckt auch einen Grund, zumindest kurzfristig, das Thema zu wechseln.
„So jetzt sag mal: Wie war die erste Stunde?“ fragt Sie Ihn. Henley will gerade antworten, als Ihn eine kräftige weibliche Stimme übertönt.
„Wuäh, schaut euch diee an! Wie die aussieht!“ Es ist das stämmige Mädchen von vorhin und sie meint damit Patchara. Ihr Name ist Margot Rottweil. Der Name lässt es vermuten: Sie ist die zwölfjährige Tochter des Bruders der persönlichen Assistentin des Generalmajor Rebelkov.
Sie stichelt weiter: „Ich sag: Alle in einen Sack und zurück zum Indi!“ Einige Ihrer Begleitpersonen kichern. Eine schleimt sogar „Wie recht du hast, liebe Margot.“
Patchara zieht die Augen ein bisschen zusammen, sieht aber weiter zu Henley. In Ihnen ist zu einiges zu lesen: Was ist das für eine? Was soll das? Aber auch: Wie dumm ist die denn?
Ansonsten ignoriert Sie den Angriff geschickt, genau wie Svinenysh, obwohl dieser es überhört, weil er zwei Knöpfe im Ohr hat und sich gerade das neueste Ruba-Medley aus dem Netz reinzieht.
Henley ist noch immer auf keinerlei Konfrontationskurs. Leicht hätte er genau das sagen können was Margot definitiv am wenigsten gern gehört hätte. Oh ja, er könnte Sie ganz gewiss ärgern, stattdessen sagt er nur: „So viel zum Thema Militärgeschichte. Muss ich noch mehr sagen?“ Patchara schüttelt leicht den Kopf.
Margot macht noch eine abfällige Geste in Ihre Richtung, dann ist die Meute auch schon vorbeigezogen.
Ein anderes Militärgeschichte-Problem spukte aber noch in Henleys Kopf herum: „Wenn ich nur wüsste was dieser Iliev gegen mich hat…“ sagt er vor sich hin. Patchara macht große Augen. Sowas behält sie im Gedächtnis.
Am nächsten Tag steht dann fest, das Svinenysh per Los ausgewählt worden ist als erster seinen Vortrag abzuhalten. Gleich in der nächsten Stunde Interregionskommunikation ist er dran.
Das bringt Ihn völlig aus der Bahn! Gerade mal zwei Tage noch! Ständig surrt Patcharas Comm und die Lieder die er übermittelt werden immer verrückter. In die höchsten Oktaven schwingen Sie sich bei geschätzten 200 BPM.
Bei einem davon sagt Patchara „Stopp!“. Es ist das kürzeste von Ihnen allen. „Galactic“ heißt es und ist gerade mal 2:41 Minuten lang.
Svino sieht sie an: „Aaah, magst du Galactic! Jaaa! Jeder kennen auf Trymoo, alle Ruba lieben! Wir proben gleich. Komm, suche ich Raum.“
Es ist eh gerade Schulschluss also zuckelt der junge Ruba los, Patchara schlurft mit hängendem Kopf hinterher. Henley drückt Sie kurz und muntert sie auf. „Sei froh dass es bald vorbei ist. So ist‘s doch am besten. Wird schon werden!“
Naja, Begeisterung sieht anders aus. Also kriecht sie Ihm noch immer in gebückter Haltung hinterher. Patchara kann froh sein das Margot Rottweil keine Interregionskommunikation belegt. Das wäre ein gefundenes Fressen für Sie.
Freilich waren die anderen Fächer des Alanis auch interessant. Zeitweise schleicht dann selbst Mikkel Silva mit um die Kurven, aber größtenteils bleibt er allein. Genau wie sein Onkel Nef oben in diesem mysteriösen Gefängnis ist auch er eher ein Einzelgänger.
Er belegt zudem andere, meist Technische Fächer. Interregionskommunikation interessiert Ihn dagegen recht wenig. Klar findet einer vom Kaliber Mikkel Silva Anschluss, auch wenn er der jüngste Schüler des gesamten Alanis College war. Wahrscheinlich handelt es sich bei Ihm sogar um den jüngsten überhaupt, obwohl dies reine Vermutung ist. Regis Vekter wüsste das genauer.
Sagen wir‘s mal so: Aus unserem Triumvirat ist keine Quadriga geworden obwohl Mikkel sowohl Patchara „Hallo, schön dich zu treffen“ als auch Svinenysh „Aha! Du bist klein!“ vorgestellt wurde.
Im Gegensatz zu Mikkel ist Interregionskommunikation ein Riesen-Thema bei letzterem und auch bei Patchara. Nächste Stunde schon sind sie dran, dann rollen Ihre Köpfe.
Leider, unerwartet, fällt die Guillotine jedoch noch früher. Gerade stolziert eine Gruppe flott um die Ecke, in den Flur unserer drei Helden.
Es ist die Mädchen-Gang um Margot Rottweil, auch ein, zwei Kerle sind darunter. Margot hat eine zerstörerische, triumphierende Fratze aufgesetzt. Schon von 15 Meter Entfernung schreit Sie:
„Aaah, sie mal an, da sind ja die Tänzer!“ Alle aus Ihrer Gefolgschaft lachen laut, selbst Svino schaut in Ihre Richtung, er sieht Sie ja nun zum ersten Mal.
„Los, Petch-a-boon, schwing deine Hüften, lol!“ Wackelt Sie blöd in Ihre Richtung. Patchara selbst bleibt noch ruhig aber Svinenysh schaut aufmerksam in Ihre Richtung.
Obwohl die Ruba fleißig und liebenswert sind und Streit so gut wie unbekannt unter Ihresgleichen ist, erkennt er doch die Situation sofort richtig. Er sagt: „Böse bist du! Eine Kuh dazu.“
Sie lacht „Petch-a-boon braucht jetzt schon einen Toilettenputzer um sich zu verteidigen.“ Dann wendet Sie sich dem Ruba zu und faucht: „Halt deinen Riesen Rand du Trymoo-Null. Rausgeschmissen gehörst du!“
Ihre Attacke gegen den schwächeren Ruba war ein Fehler, denn nun ist die Zeit gekommen für Henley einzugreifen. Patchara ist zu schlau sich provozieren zu lassen, aber der Angriff auf Svinenysh schreit nach Vergeltung.
Henley geht auf Margot zu und sagt ganz ruhig: „Ich habe keine Ahnung wer du bist und es ist mir auch völlig egal. Aber ich habe noch nie eine so eifersüchtige Schachtel wie Dich gesehen.“ Darauf hat Margot keine Antwort parat.
„So unterbelichtet du auch bist, so sehr weißt du doch, dass du in jedem Punkt Patchara unterlegen bist. Du platzt geradezu vor Neid. Deiner Seifenblase um dich rum ist das auch bekannt.“
Svino verschränkt seine Hände und macht „Oh, oh, oh, ja!“ er nickt heftig dazu.
Es liegt einzig am stattlichen Prinzen dass seine Worte genau ins Schwarze treffen. Wäre er irgendjemand dahergelaufener gewesen so hätten Sie Ihre Wirkung verfehlt. So aber sieht Ihn die eine oder andere aus der Blase bewundernd an. Auch Margot bekommt dies mit. Sie schnaubt:
„Na dann viel Spaß mit eurer kindischen Aufführung. Ich würd‘s mir gern anschauen, aber so ein Fach belegen nur Versager!“
Sie kocht, dreht sich auf dem Absatz um und stolziert aufgebracht den Gang zurück durch den sie vor wenigen Minuten gekommen war.
Die Gang folgt Ihr, einige versuchen sie zu beruhigen, andere lächeln noch einmal Henley dooflieb an und blinzeln dabei. Dann sind auch Sie verschwunden.
„Vielen Dank Henley“ sagt Patchara „Oh ja, böse Sie ist“ Svinenysh. Diese Szene eben bleibt im Übrigen privat, von den Klassenkameraden unbemerkt. Die drei waren als erste vor Zimmer E12.
Aha, da schau her, gerade eben schleicht Heexio Palk der Eemit gemütlich um dieselbe Ecke hinten im Gang. Keine drei Minuten später schließt der Lehrer die Tür auf.
Drinnen hat Svino, wahrscheinlich gestern, etwas umdekoriert. Den Lehrerpult hatte er ein bisschen versetzt, die erste Reihe einen Meter zurückgeschoben. So ergibt sich eine kleine Tanzfläche.
Hinter Ihr an der Wand hat er eine bunte Lichterkette aufgehängt. Patchara wird schwindelig, Svinenysh schließt seinen Comm an die Zimmer-Soundanlage an, mit Ihren in der Decke versteckten Lautsprechern. Krack!
Dann trudeln auch schon die ersten Mitschüler ein. Der Ruba rotiert nun komplett! Permanent redet er auf seine Arme Backgroundtänzerin ein, dazwischen zuckt er in nie dagewesener Geschwindigkeit.
Fünf Minuten später sitzen alle Schüler in gespannter Erwartung auf Ihren Plätzen. Heexio Palk ergreift das Wort:
„In unserer Reihe heimatspezifischer Gebräuche und, krrrk, Kulturen erleben wir heute unser erstes Referat, in diesem Falle, krrrr, ist es sogar eine Darbietung.“ Svino bläht sich auf, Patchara zieht sich noch mehr zusammen.
„Heute also stellt Svinenysh der Ruba, kllck, zusammen mit seiner Unterstützung Patchara Petch-a-boon die populäre Musik des grünen, krock, Waldmondes Trymoo in Ton und Tanz dar.“
„Möchtest du vielleicht etwas, kracc, genaueres dazu sagen, lieber Svinenysh?“
„Ooh ja, ist es Galactic, sehr bekannt auf Trymoo. Alle Ruba mögen!“ Tatsächlich sitzen Svino’s Artgenossen mit glänzenden Augen in Ihren Sitzen, bereit loszutanzen. Einige zuckeln sogar schon leicht.
„Los also dann!“ ruft Svinenysh und drückt den Knopf. Die Vorstellung beginnt, das Gejaule trötet los.
Das Bild auf der Bühne ist wie folgt: Vorne Svinenysh. Er schüttelt alles was er hat, einschließlich Kopf, Gelenke, Knochen, Finger und Füße.
Ständig dreht er sich im Kreise und zuckt dazu wild. Mit seiner ausgeprägten Mimik unterstützt er den Song. Dieser schraubt sich immer höher und wird immer schneller.
Das verehrte Publikum reagiert darauf geteilt: Spezies Mensch staunt einfach. Kinnlade nach unten, so sitzen manche da. Den Eemits geht es dagegen viel zu schnell. Sie sehen zwar hin, einige unter Ihnen werden aber scheint‘s schwindelig. Manche halten sich die Hand vor Augen. Die Schnelligkeit der Darbietung übersteigt Ihre Erfassungskraft.
Anders die Ruba: Sie machen alle nahezu perfekt synchron mit. Natürlich weniger wild als Svinenysh auf der Tanzfläche. Er ist der Vortänzer, sozusagen das Maß aller Dinge.
Und Patchara? Wie macht Sie sich? Nun, ganz OK. Sie trifft die Viertel gut und Tanzt recht unauffällig aber doch akkurat und gekonnt im Hintergrund mit. Natürlich schauen die wenigsten auf sie, Henley vielleicht ausgenommen.
Oh lala! Der Höhepunkt der Komposition und damit Svino’s Darbietung steht an! Er ist nun nur noch in der Luft und macht die wildesten Verrenkungen, ja sogar Schrauben dabei. Er stottert jede einzelne sechzehntel Note mit irgendeinem Körperteil dabei ab.
Dann wird’s ruhiger, kurz darauf sind, Patchara wird’s danken, die 2:41 Minuten auch schon vorbei.
Was ist das? Tosender Applaus von allen Ecken! Sogar zum Fenster schauen Sie herein. Auch der Eingang zur Klasse ist vollgestopft mit Leuten.
Henley öffnet die Scheibe, Mikkel Silva und noch ein paar andere springen herein. Was ist passiert?
Nun, Svinenysh wollte zwar nur die Klassenanlage an seinen Comm anschließen aber er muss tatsächlich die Anschlüsse verwechselt haben. Die ganze Schulsprechanlage hatte er verkabelt!
Alle stehen Sie nun da und toben ausgelassen, sogar ein strahlender Regis Vekter ist darunter.
Wie waren Sie zu finden gewesen? Einfach! Sowas kann nur in Interregionskommunikation passieren. Der Direktor war schon beim Krack der Anlage losgelaufen, die anderen hatten in der Nähe Unterricht oder Frei. Selbst jetzt trudeln immer noch mehr und mehr ein.
Svino schaut sich um, überwältigt! Er drückt Patchara kurz, war sie doch, mehr als sie es selbst wusste, am Erfolg beteiligt. Sekunden später schleicht diese unbeobachtet, glücklich und so flott wie möglich auf Ihren Platz neben Henley. Dann jubeln die beiden ihrem gemeinsamen Freund zu.
Alle stehen Sie nun da, sogar Heexio Palk erhebt sich und klatscht so schnell es seine Eemit Geometrie zulässt. In Hundertfünfzig Jahren hatte er noch nie einen solchen Auftritt gesehen. Auch er zollt dem jungen talentierten Ruba Respekt.

(XIII) Beförderung
Rebelkov wartet. Dieses Mal ist er jedoch innerlich quietsch vergnügt. Oh ja, er kann barbarisch sein.
Im Vorzimmer seines Büros nimmt derweil seine persönliche Assistentin Frau Helga Rottweil einen Besucher in Empfang: „Guten Tag, Herr Major“ begrüßt Sie Ihn.
„Geschätzte Frau Generalassistentin Rottweil, es ist mir eine Ehre und Vergnügen zugleich“ antwortet Alepto Retzlav, wobei er sich leicht verbeugt.
„Aber bitte, Herr Major“, entgegnet Rottweil errötet „der General wartet schon auf Sie. Ich melde Sie gleich persönlich an.“ Sie dreht sich um und klopft an Rebelkov’s Tür. „Ah ja“ und „soll reinkommen“ ist zu vernehmen. Helga wendet sich also wieder Ihrem Gast zu und spricht: „Bitte einzutreten.“
Retzlav zuckt zackig und tritt, seine Kappe unter den Arm geklemmt in das Büro seines Vorgesetzten. Sofort salutiert er militärisch: „Mein Hochverehrter General ich stehe zu Ihrer vollsten Verfügung.“
Rebelkov sieht ihn mit einem ungewöhnlichen Schmunzeln an: „Schon gut Rebelkov, bitte setzten Sie sich doch.“ Er weist ihn an, Ihm gegenüber Platz zu nehmen.
„Nun, mein lieber Major, Sie werden sich sicherlich fragen, warum ich Sie hierher zitiert habe, gerade in diesen strategischen Zeiten.“
„Herr General, meine Hochachtung. Nun ja, um ehrlich zu sein, es stimmt. Ich bin etwas erstaunt. Sehen Sie, ich stecke doch gerade voll im Projekt ‚Neue Ordnung‘. Ich …“
Rebelkov unterbricht ihn. „Aber natürlich Herr Major. Das weiß ich doch. Ich bin auch mit Ihren Briefings hoch zufrieden. Deshalb habe ich dieses mal etwas ganz besonders schönes für Sie.“
Retzlav sieht Ihn fragend an, Rebelkov fährt fort: „Wann haben sie das letztemal Urlaub gemacht oder sich so richtig gründlich durchchecken lassen?“ fragt er.
Der junge Major antwortet pflichtbewusst: „Es ist mir eine Ehre Ihnen treu dienen zu dürfen. Ich gehe voll in meinem Beruf auf.“
„Trotzdem!“ erwidert Rebelkov bestimmt, dann sanfter „oder gerade deswegen ist Ihre körperliche Fitness vital für Ihr Mandat.“
„Ich habe deshalb einen Termin im Institut des Dr. Theoplus Noktios für Sie reserviert. Nur eine kleine Routineuntersuchung, schnell und einfach.“
Retzlav ist entgeistert: „Kontrolluntersuchung? Ist das wirklich nötig? Ich fühle mich hervorragend!“
Rebelkov antwortet väterlich: „Sehen Sie, lieber Major, dann lassen wir uns das schnell schriftlich bestätigen.“ Retzlav fühlt sich plötzlich unbehaglich. Der General fährt fort:
„Hier sind Ihre Überweisungspapiere. Ich habe mich persönlich darum gekümmert, dass Sie sobald als möglich drankommen. Bitte finden Sie sich also übermorgen im Intensivmedizinischen Institut Ihrer Majestät hier in Lyporo ein.“
Retzlav’s graue Zellen rattern. Dann stammelt er das Beste hervor, was Sie Ihm liefern: „Mein geschätzter General, könnte man das eventuell verschieben? Ich bin doch mitten im Projekt. Wir haben erste Erfolge bei den Pakingern, erst gestern…“
„Retzlav!“ unterbricht Ihn Rebelkov scharf. „Sie haben Ihre Instruktionen. Wir brauchen Disziplin im Militär! Wollen Sie aus der Reihe tanzen? Verweigern Sie gar den Befehl?“
„Auf keinen Fall Herr General!“ Antwortet Retzlav sofort. Rebelkov ist zufrieden: „Na sehen Sie, Alepto, es geht doch.“
Nun setzt er seine fürsorglichste Stimme auf: „Retzlav, ich weiß doch das Sie fit sind. Die kleine Untersuchung machen Sie mit links. Dann haben Sie den Bescheid, glauben Sie mir, der Hilft bei Ihrer Beförderung. Sie können sich auf mich verlassen.“
Treu und ergeben antwortet der Major: „Jawohl, Herr General“ obwohl ihm innerlich ein mulmiges Gefühl bleibt.
Die Verabschiedung ist kurz, die Übelkeit bleibt bis er zwei Tage später pflichtbewusst im Institut des Noktios auf der Matte steht.
Der Professor begrüßt Ihn sogar persönlich. Mit ausgebreiteten Armen schreitet er auf Ihn zu: „Guten Tag, Herr…“ er kramte seinen Comm hervor „Retz…lav, Retzlav! Natürlich. Herzlich willkommen in unserem Hause.“
Pflichterfüllt antwortet der Major: „Guten Morgen, Herr Professor, darf ich untertänigst fragen was Sie mit mir vorhaben? Handelt es sich um einen Fitness-Check?“
Theoplus Noktios zieht die Mundwinkel nach oben: „In der Tat mein lieber Major. Genau darum handelt es sich. Sehen Sie, wir sind bereits da.“
‚Intensivmedizinische Forschung‘ steht auf der Eingangstüre, ein Fakt, der Alepto Retzlav etwas erschauern lies. Der Professor weiter:
„Ich hole nur schnell die Testbögen, bin sofort zurück. In der Zwischenzeit kümmert sich ein höchst kompetenter Kollege persönlich um Sie.“
So schwebt also Dr. Noktios von dannen, an seiner Stelle betritt kurz darauf ein etwas jüngerer Mediziner mit strahlend weißem Kittel durch eine Schwingtür den Raum. Hinter Ihm befinden sich zwei Assistenten mit einer Bahre. Dr. Koldrust beginnt wie folgt:
„Guten Tag, mein Name ist Septimus Koldrust, ich bin Ihr behandelnder Arzt. Ihre Routineuntersuchung ist Standard und wird täglich mehrmals durchgeführt. Ich darf Sie nun bitten sich auf die Bahre zu legen. Bei manchen Patienten treten leichte Schwindel auf, aber alles in allem ist’s natürlich ganz und gar ungefährlich.“
„Herr Doktor, guten Tag.“ Retzlav versucht Ihn auf seine Seite zu ziehen, immerhin ist er ja auch ein Major. „Sagen Sie mal, unter uns, ist das wirklich nötig? Das mit der Bahre? Dies ist doch nur ein kleiner Test der körperlichen Leistungsfähigkeit.“
„Aber ja doch. Genau das ist es. Zu Anfang machen wir jedoch einen Bluttest. Ausgesprochen harmlos, besonders für so trainierte Menschen wie einen Major. Ihr Kreislauf ist superstabil, aber um jede Eventualität auszuschließen… Hier bitte: Machen Sie es sich bequem.“
Äußerst zögerlich und mit großem Unbehagen tut Retzlav so wie Ihm geheißen wird. Er war sein Leben lang treuer Befehlsempfänger. Trotzdem: Irgendwas ist faul.
„Wup, Wup.“ Seine Gelenke werden von den extrem flinken Assis mit in der Bahre integrierten Gummischnallen fixiert.
Dann geht alles ganz schnell: Koldrust kommt mit einer Spritze auf Ihn zu, die mit einer weißen Flüssigkeit gefüllt ist. Die Tür geht auf und Noktios betritt wieder den Saal, im Nebenraum ist Rebelkov kurz zu erkennen.
Retzlav schreit in Panik, in Todesangst: „Was macht denn der Rebelkov hier?! Hilfe, Hilfe!“ Er zieht wie verrückt an seinen Fesseln doch es ist bereits zu spät. Die Assistenten sind zur Stelle, wortlos halten Sie Ihn zusätzlich fest.
Koldrust sucht derweil eine geeignete Vene im Unterarm. Auch er schweigt dabei, verschwendet kein einziges Wort mehr für Konversation.
Retzlav tobt und rüttelt mächtig an seinen Fixierungen. Er biegt seine Wirbelsäule durch, als ob dies etwas helfen könnte.
Gleichzeitig schreit er wie am Spieß nach Hilfe, er verzerrt sein Schweißnasses Gesicht dazu, doch das Propofol wirkt unmittelbar. Er spürt einen unangenehmen Reitz, ein bitzeln, dann wandert es den Arm herauf zum Herzen, er verrollt die Augen langsam nach innen, erschlafft, und ist ab da im Tiefschlaf.
Die Medizinisch-Technischen Assistenten schieben den friedlich schlafenden Retzlav nun durch die Schwingtüre rüber in den Nebenraum.
Was ist hier los? Kabel, Technik, Rechner und Monitore. Sehr wenig im Vergleich zur alles überstrahlenden Entität in diesem Raum. In der einen Ecke sitzt er: Ein Roboter der Exa Klasse aus dessen Kopf und Rumpf unzählige Kabel nach außen streben.
Die Prozedur beginnt, die Monitore beginnen wie wild zu flimmern. Abendroth setzt die zappelnden Filigranarme ins Gewebe. Elektromagnetische Strahlen aller Couleur durchziehen das Gehirn. Die Nutzdaten werden gezogen.
Selbsttätig verfolgt dabei die Maschine Ihren Weg. Tentakelartik setzen die Mikro-Leseköpfe Ihre Aufgabe fort. Sie weiden das noch immer aktive Zentralorgan hierarchisch ab.
Der Roboter ist dabei ganz ruhig, es gibt kein Zucken oder Zappeln obwohl die ersten Daten in Assemblierter Form seine Kausal-Speicher bereits füllen. Lediglich ein paar Kontroll-LED’s leuchten nun.
„Abendroth! Wie weit seid Ihr?“ fragt er. „Jaah, sieht ganz vielversprechend aus“ so die Antwort des Technikers. „Funktioniert besser als gedacht. Die Flexiblen Nano-Leseköpfe sind der Bringer.“
„Bald haben wir 95%, das dürfte genügen, den Rest rendern wir einfach zusammen. Das wird interpoliert.“

(XIV) bei Svinenysh daheim
Nachwehen gibt’s immer. Erwartete aber auch überraschende. Klar war der eine oder andere Schüler nun heiß drauf sich mal mit Svinenysh ablichten zu lassen.
Bei den älteren jedoch ist er ab nun eine Lachnummer. Mit Sechzehn, Siebzehn ist man halt zu cool für sowas.
Auch die Gruppe um Margot Rottweil insbesondere letztere selbst hasst den neuen Schulstar samt Bühnenbegleitung nun umso mehr.
Trotzdem bleiben Übergriffe bislang aus. Es sei denn man zählt blödes Grimasse ziehen, rumhüpfen und Witze reißen dazu.
Pop-Erfolg ist normalverteilt: es geht rasend schnell bergab. Der Schulalltag hält schnell wieder Einzug.
Gerade sitzen unsere drei Helden zum ersten Mal seit dem denkwürdigen Auftritt wieder beisammen im Fache Interregionskommunikation.
Es ist zum einschlafen. Irgendein Eemit hält gerade einen langweiligen Vortrag zur Pflanzenkultivierung auf Wahira. Selbst Heexio Palk sieht so aus als ob er eingenickt ist obwohl dies bei den Eemits auch die normale Zuhörerhaltung darstellen kann. Eventuell.
Patchara Petch-a-boon blinzelt heftig. Sie ist in Ihren Comm vertieft. Plötzlich macht Sie „Oh!“ Henley zur rechten und Svinenysh zur linken sehen sofort rüber.
„Wie schrecklich, Henley, schon wieder ein Angriff auf die Pakinger! Sieh mal was gerade eben per Tunnel-Package Transport Tweet im Newsweb angekommen ist.
Henley brennt nun auf die Meldung, Patchara liest vor: „Zu unserem Bedauern ist es gestern erneut zu einem feigen Bombenanschlag auf Pakinger gekommen.“ Svinenysh’s Gesicht nimmt bei dieser Nachricht die Gestalt eines großen O’s an. Er sperrt den Mund auf.
„Diesmal traf es die Provinz Sarpsborg…“ „Sarpsborg? Da war ich schon!“ Flüstert Henley. Svinenysh ist nun von Kopf bis Fuß gefesselt, er verschlingt Patchara fast mit seinen Augen.
Sie fährt fort: „Ganz besonders tragisch ist, das diesmal die Frau des Regionsvorstehers Eila Lundbarden unter den insgesamt acht Opfern ist. ‚Dieser Anschlag ist politisch motiviert‘ sagte Eivind Lundbarden, bevor er unter Trauer und Schock zusammenbrach. Er wurde kurz darauf in ein örtliches Krankenhaus eingeliefert. Eila Lundbarden hinterlässt eine elfjährige Tochter, Eevie. Diese befindet sich derzeit in psychologischer Betreuung.“
„Die kenn ich!“ sagt Henley entsetzt. „Ich war letztes Jahr bei denen zur Mittsommernacht. Die arme Eevie. Wie geht’s jetzt bloß weiter?“
Patchara sieht ihn an, Svinenysh biegt sich über den Tisch, so dass er fast waagrecht darauf liegt. Dabei sieht auch er seinen Freund mit großen Augen und offenem Mund an.
Henley ist entrüstet: „Was ist da drüben los? Früher gab es sowas nie. Warum jetzt? Der zweite feige Anschlag auf die Pakinger innerhalb von nur zehn Tagen. Die tun doch niemanden was.“
Obwohl Patchara Henley zuhört hat Sie zwischenzeitlich weiter gelesen. Sie sagt: „Da, Henley, dein Vater wird auch erwähnt:
‚Ich habe eine Vermutung, dass all dies vom Raah und dem konservativen Arm des Militärs dort gesteuert wird. Leider haben wir derzeit keinerlei Beweise. Wir werden ab heute jedoch verstärkt wachsam sein und keine weitere Gewalt dulden.‘ Diese…“
„Aaaahh, jawohl gut“ blubbert Svinenysh zwischenrein. Patchara nimmt den Faden wieder auf:
„Diese Aussage wurde in schärfster Form von den Vertretern des Militärs Ihrer Majestät zurückgewiesen. Sie sprechen von einer ungeheuerlichen Entgleisung. Gleichzeitig bestätigte Ihr Sprecher, General Torg Juriwitsch, die Handlungsunfähigkeit des Regenten von Königs Statt. Wörtlich:
‚Es wird Zeit, dass unsere hochverehrte und geschätzte Königin auch hier auf Pak Prime das Zepter in die Hand nimmt. Stellvertreter die nur Däumchen drehen, während anderswo Menschen sterben, ist das letzte was dieses System braucht.“
„Pooh, blöd ist der!“ sagt Svino und verschränkt die Arme. Patchara schüttelt auch mit dem Kopf. Henley denkt scharf nach:
„Irgendwas ist faul. Ich muss mich unbedingt mal um eine Tunnel-Conference rüber zum Indi bemühen. Ich sag denen einfach dass ich mit meinen Eltern sprechen will.“
„Blöd nur das mit der Zeitverschiebung. Sie garantieren eine Antwort in 120 Minuten, glaube ich. Das wird eher ein Monolog als eine Konversation, aber es ist die einzige Chance die ich habe.“
„Weis einer wo man das beantragen muss? Im Sekretariat?“. Patchara zuckt mit den Schultern. Henley sieht sich um: „Wenn Ihr wollt könnt Ihr gerne mitkommen.“
Svinenysh ist sofort Feuer und Flamme! Unbedingt will er dabei sein. Am besten jetzt gleich. Er freut sich wie ein kleines Kind. Patchara beruhigt Ihn, sie flüstert: „Wir gehen zu dritt, aber jetzt erst mal langsam.“
Irgendwie wurde in der Zwischenzeit das Kulturpflanzenreferat vorne an der Tafel zu Ende gebracht. Ein paar Mitschüler klatschen pflichtgemäß. Der Eemit schlurft behäbig auf seinen Platz zurück.
Hexio Palk richtet sich an die Schüler: „Sooxo rrk, das war ein Anschauliches, xrx, Referat. Mag das irgendjemand in zwei Sätzen kurz zusammenfassen?“ Keiner meldet sich.
„Vielleicht du, Henley? Du bist immer so still…“ Henley sieht sich um, doch von den anderen beiden hat auch keiner aufgepasst. Das Mädchen rechts neben Ihm sieht er nun zum ersten Mal. Kein Wort hat er bisher mit Ihr gewechselt.
Er beginnt: „Ööhh, …“ doch dann surrte Heexio’s Comm. „Gut, dann, xtr, machen wir das nächste Stunde. Bis dahin, auf ,xtt, Wiedersehen.“
„Los, gleich komm Tele, Video!“ Svinenysh ist voller Tatendrang. Er zupft Henley am Ärmel. Es ist Ihm in diesem Moment gleichgültig das er in die nächste Stunde muss.
Sein Freund besänftigt Ihn. „Schon gut, sachte, ich geh sobald als möglich zur Schabernack ins Sekretariat. Beruhige dich doch! Ich frag dann auch gleich ob Ihr zwei mitkommen könnt.“
Svino sieht Ihn für einen Augenblick fragend an. Sein ganzer Anblick besteht aus einem einzigen Fragezeichen in diesem Moment. Dann wird er wieder quietsch vergnügt und quicklebendig. Er sagt: „Hallo richtig puh! Genauso machen wir das, Juhuu!“
Das nächste Mal das die beiden besten Freunde, Patchara und Henley, Ihren Ruba wiedersehen war in der großen Pause beim Essenfassen.
Aufgeregt wackelt er schon wieder herum. Er sieht Sie an und winkt Sie wie wild in seine Richtung. „Was ist denn nun schon wieder los?“ fragt Patchara, dann gehen sie beide zügig an seinen Tisch.
„Ach Hallo, da schau wichtig ist es. Hier: meine Eltern auf Trymoo! Ihr wollt kommen zu mit mir? Große Einladung ich euch.“
Patchara und Henley sehen sich an. Keiner von Ihnen war jemals in einem Ruba Haus gewesen. „Wird bestimmt interessant“ denken sich beide, Patchara antwortet am schnellsten: „Tatsächlich? Danke Svino. Ganz reizend. Ich freu mich und komm sehr gern! Du auch?“
Henley bekundet fleißig sein „ja“, deshalb war es beschlossene Sache. Gleich nach dem Unterricht heute werden alle drei gemeinsam heim zu Svinenysh dem Ruba fahren.
Hier an dieser Stelle ist es nun angebracht über die Hauptfortbewegungsmittel des Raah-Indi-Systems zu berichten:
Auf der Hierarchie unten beginnt alles mit dem sogenannten Rocktar. Dies ist ein Auto mit ausfahrbaren Nano-Tube-Flügeln. Mit Ihnen ist eine Reise bis in die geostationäre Umlaufbahn des jeweiligen Planeten möglich.
Fahren und Niederorbit-Fliegen bezieht dabei die benötigte Energie aus den Hochleistungs-Solarmodulen, die unter der Oberfläche des gesamten Fahrzeugs verbaut sind.
Diese sind so leistungsfähig das Sie die Energie im Echtbetrieb generieren. Ein klobiger Energiespeicher fällt weg. Er wiegt stattdessen gerade einmal fünf Kilogramm, Tendenz fallend.
Der Antrieb im Luftraum wird simpel durch Propeller realisiert, verlässt man diesen werden sie eingefahren und der Ultrosin Verbrennungsmotor schaltet zu. Es handelt sich dabei um ein einfaches Raketentriebwerk.
Bei der überwiegenden Anzahl der Rocktars fehlt das Raketentriebwerk, diese abgespeckten Flycas können nur im Luftraum oder am Boden eingesetzt werden. Ein Flyca ist das mit Abstand häufigste Fortbewegungsmittel in unserem Zwei-Sterne-System.
Die nächsthöhere Klasse sind die sogenannten Spaceturbs.
Ein Spaceturb ist ein in der Umlaufbahn geparktes interplanetarisches Fortbewegungsmittel an dem ein autorisiertes Rocktar andocken kann.
Diese Turbs sind erheblich seltener als die Rocktars, sie stehen nur noch etwa 0.001 Prozent der Bevölkerung zur Verfügung.
Die große Mehrheit greift auf öffentliche Verkehrsmittel bei der Interplanetarischen Reise zurück. Spacetrains sind recht günstig aber auch etwas langsamer. Die Anschaffung eines Spaceturb können sich nur wenige leisten.
Die Kraftsoffbetankung und Wartung der Spaceturbs wird in Geostationären Raumhäfen autark von Maschinen der Spacebot-Klasse realisiert.
Ein Spaceturb verfügt über einen konventionellen Impulsantrieb der bis auf etwa 1% Lichtgeschwindigkeit, also 3000 km in der Sekunde beschleunigt werden kann. Jeder Planet innerhalb eines Sonnensystems ist mit Ihnen von jedem anderen Planeten aus bequem zu erreichen.
Deepjets sind die größten konventionellen Raumschiffe die wir besitzen. Es handelt sich um Interstellare Fortbewegungsmittel die von der Planetenoberfläche aus starten. In den Raumhäfen werden Sie dann für den deepshot getuned.
Sie verfügen über einen Hochleistungs-Impulsantrieb der Ionen-Klasse und erreichen mit ihm bis zu 20% Lichtgeschwindigkeit. Allerdings haben die Deepjets heutzutage kaum Bedeutung mehr. Seltenes Interstellares Reisen wird allein mit dem Tunnelbeschleuniger realisiert.
Weiter draußen, am Strange Energy Propulsion Lab, wird derzeit, basierend auf der Deepjet Telemetrie, ein neuer überlichtschneller Antrieb getestet. Bisher leider ohne jeden Erfolg. Viele sind der Meinung, das Geld könnte man anderswo besser investieren.
Soviel zum Thema Reise und Transport. Jetzt zurück zur Geschichte.
Unsere drei Freunde verabreden sich also flink zum Treffen vor dem College auf dem Tar-Port, gleich um zwei Uhr nachmittags.
Henley hatte zur Feier seiner Einschulung eines dieser neuen Xpeed-Rocktars bekommen. Auch wenn er dies noch nie erwähnt hat, ist es nun soweit das die anderen es auch erfahren.
Sogar der aus gutem Hause stammenden Diplomatentochter Patchara Petch-a-boon entlockt der Anblick des dunkelgrauen Flitzers mit seinen blauen Rennstreifen ein freudig erstauntes „Oh lala“.
Henley versucht sofort zu beschwichtigen, mehr noch: es ist ihm sogar richtig peinlich.
Allerdings kommt da von weitem etwas auf Ihn zu, das nur noch aus zwei aufgerissenen Augen zu bestehen scheint.
Ein junger Ruba kommt im Affenzahn und mit weit aufgesperrten Augen und offenen Mund dahergelaufen.
Schon von zwanzig Meter Entfernung ist zusätzlich sein „Ohhh“ und „Aaah“ deutlich zu hören.
Je näher er kommt umso mehr steigert sich sein Entzücken, bis hin zur Raserei.
„Toll, super oh, wie das ist!“ sagt er und zückt ein Taschentuch. Er wienert das gläserne Cockpit. Dann schnüffelt er um das ganze Rocktar der Xpeed-Klasse herum.
Verzückt begutachtet er die glänzende Oberfläche mit den eingelassenen Solarmodulen. Hat er sich aufgeteilt?
Svinenysh ist so flink das er quasi an mindestens drei Stellen gleichzeitig das Schmuckstück begutachtet.
Irgendwie schafft er es sogar dabei Laute von sich zu geben. „Mannomanno-klasse, Ist das mein Lieber! Hoho.“
Als er wieder mal bei Ihr vorbeiwuselt fängt Patchara Petch-a-boon den jungen Ruba ein. „Stopp Svino! Sonst kommen wir nie zu dir nach Hause!“
„OH, hallo, aber ja, stimmt das!“ macht Svino. „Los also dann!“
Henley öffnet sein Gefährt mit dem Comm. Sofort springen die Flügeltüren auf. Maximal vier Personen kann das elegante Fahrzeug transportieren. Dabei sind die Sitze parallel aber seitlich etwas zurückversetzt um in der Breite Platz zu sparen.
Henley nimmt vorne Platz, daneben Patchara. Svinenysh der Ruba zelebriert seinen Einstieg. Er setzt sich mit deutlich geschwellter Brust staatsmännisch auf seinen Sitz hinter dem jungen Prinz.
„Danke dass du mir die Koordinaten schon übermittelt hast, Svino“. Henley steckt seinen Comm in die dafür vorgesehene Halterung und drückt einen Knopf. Der Navi Computer ist somit programmiert.
Sie beschleunigen auf dem Parkplatz bis selbsttätig die Nano-Tubes ausfahren, die Propeller ausklappen und das Rocktar mühelos abhebt, Richtung Svinenysh’s Haus.
„Opsalla Juhuu“, macht dieser. Mann, ist der stolz mit solch einem Gefährt bald bei sich zu Hause aufzukreuzen.
Bald schon sind die extravaganten knallbunten Dächer von Rubville zu erkennen. Bei diesem Vorort Lyporo’s handelt es sich, wie der Name bereits erahnen lässt, um eine reine Siedlung der Ruba vor den Toren der Hauptstadt des Trivy.
Strahlend weiße Häuser mit abgerundeten Ecken stehen da unten. Die Dächer jedoch strahlen in allen Farben. Von Grellgelb bis Knallpink ist alles dabei.
Selbst den Ältesten ist es entfallen wie diese Tradition entstanden ist. Tatsächlich sind fast alle Häuser Ihrer Heimatwelt mit ebenso bunten Dächern versehen. Vielleicht wollte man einfach das einheitliche Blätterdach des Dschungelmondes damit aufreißen?
Elegant setzt Henley sein Rocktar auf. Naja, besser gesagt der Navi-Computer tat so. Die Nano-Tube-Flügel samt Propeller fahren ein, die letzten Meter heim zu Svinenysh fährt Henleys Xpeed wie ein normales Auto.
Einige Ruba beobachten die Szene. Manche davon stupsen sich gegenseitig an. Es ist selten dass ein solches Spaceship direkt in Ihrer Vorstadt landet.
Viel größer ist jedoch Ihre Verwunderung als einer der Ihren, kaum zwölf Jahre alt, elegant und selbstbewusst aus seinem Cockpit aussteigt. Mit staunenden Gesichtern stehen Sie nun da, viele unter Ihnen zeigen mit Ihren Fingern auf den neuen Helden.
Stolz wie Otto geht Svinenysh auf sein Haus zu. Es hat ein knallblaues Dach, statt Ecken Rundungen, auch die Fenster sind in Kreisform gehalten. Patchara und Henley folgen flink.
Er drückt seinen Comm, die Tür springt auf „Los hinrein kommt!“ sagt er stolz zu seinen Freunden.
Also betreten die drei ein Haus das von Kopf bis Fuß strahlt und glänzt. Es riecht so als ob es erst gestern erbaut worden war.
Hinten in der Ecke ist jemand eifrig am werkeln. Eine Ruba wienert und putzt gerade fleißig den Treppenaufgang, dabei trötet sie wohlbekannte Melodien.
„Ooh, ja, schade ists, Abeitsweg los geworden arme Tante von mir.“ Beginnt der Junge Ruba „ich darf euch vorstellen meine Ravenosch Tante!“
„Ravenosch, Ravenosch!“ ruft er. Erst jetzt nimmt Sie die Besucher war. „Liebe Tante! Besuch wir haben. Ich zeigen Patschala Petschabun und vom Indi Henley“
Ravenosch lehnt sich zurück und stutzt. „Indi, Indi? Achohjemine!“ sagt sie. Dann geschieht etwas so sonderbares, für Menschen kaum zu verarbeitendes.
Tante Ravenosch springt mit einem einzigen Satz vor Svinenysh im Wohnzimmer. Dann tänzelt Sie plötzlich von einem Bein auf das andere und schüttelt Ihre Hände aufgeregt. Gleichzeitig gibt Sie grunzende und quiekende Laute von sich.
Henley und Patchara sehen sich erst ungläubig an, dann fällt Ihnen die Kinnlade runter. Svinenysh jedoch steht mit verschränkten Armen vor seiner Tante und sieht sie aufmerksam an.
Die beiden unterhalten sich auf Rubsch, der Muttersprache der Ruba. Es ist eine Ausdruckssprache. Der eine tänzelt, grunzt und quietscht, der Andere steht mit verschränkten Armen davor und hört zu.
Jetzt ist Svinenysh an der Reihe. Ravenosch nimmt die Zuhörerposition ein. Svino quiekt und grunzt doppelt so schnell wie seine Tante, er hoppelt von einem Bein zum anderen, seine Arme zucken vor und zurück. Er ist anscheinend Aufgebracht.
„Was ist denn los?“ fragt Patchara verstört „Svino, Svino?“. Doch Ihr Freund hört weg, es kommt sogar noch heftiger.
Nun stehen sich beide Ruba gegenüber und unterhalten sich gleichzeitig hektisch auf Rubsch. Eine unglaubliche Szene! Diese Geräusche. Es erinnert echt an einen überfüllten Schweinestall. Dieses gequiekte Kauderwelsch. Es handelt sich anscheinend um höchst wichtige Informationen.
Manche, zum Beispiel Margot Rottweil, fanden Svino’s Performance in Interregionskommunikation einfach nur doof. Andere lachten sich kaputt. Naja, wenn das erste der gespielte Witz war, so ist dies jetzt der tödliche. Es ist zum wegschmeißen, was sich hier jetzt in diesem Moment abspielt.
Irgendwie hat es jedoch auch was Ernstes. Irgendwann mittendrin, es ist gerade besonders laut, hebt Svinenysh seine beiden Arme neben Seinen Kopf und wackelt heftig. Ravenosch verstummt. Dann wendet sich der junge Ruba auf Deutsch an seine Tante.
„Sicher bist du dir hundert Prozent?“ fragt er. Sie nickt.
„OOH was gehört, ist was los, meine Tante hat sie!“ sagt er schließlich zu Henley.
„Was hat sie gehört?“ fragt der junge Prinz sofort. Es muss, diesem Auftritt nach zu schließen, höchst wichtig sein.
„Gehört Sie hat Rebelkov bei, Anschläge geplant auf Pakinger im System Indi!“ Svinenysh macht ein absolut offizielles Gesicht dazu. „Sogar rausgeschmissen Sie nun er Sie ist!“ nun wird er richtig traurig.
Patchara spitzt die Ohren. Henley will gerade etwas fragen, doch sie hält Ihn zurück. Sie geht auf die ehemalige Putzfrau des Generals Ihrer Majestät zu und fragt langsam:
„Was genau hast du denn gehört, liebe Ravenosch“?
Die angesprochene fasst sofort vertrauen zur kleinen Diplomatentochter. Sie hat diese Integrität bei Ihren Eltern gelernt.
Nun beginnt Ravenosch Ihre Geschichte zu erzählen.
„War ich bei Rebelkov putzen gerade, als viele alle kamen. Sogar Hypatia Königin I war dabei“
„Dann ich horchen Sachen alles soll Hypatia und Anschläge auf arme Pakinger im System.“
„Und dann Rebelkov mich setzten auf die Straße raus. Oh jemineh! Alles aus ohjaa, aber ich nun hier putzen bei meine Bruder Hazhlimosh, sehr lieb. Gut.“
Alle drei, Patchara und Henley im Besonderen sehen sich vielsagend an. War das der Grund für die schrecklichen Ereignisse drüben im entfernten System? Alles deutet nun darauf hin…
Svinenysh selbst erkennt die Wichtigkeit der Aussage, deshalb fragt er sie: „Sicher echt du bist dir, liebe Tante?“
„Jawohl ja, sicher natürlich ich!“ Sie verschränkt die Arme und dreht sich beleidigt weg. Jetzt ist allen klar: Sie sagt die Wahrheit.
Aber wie viel ist diese Wert? Null! Einer gekündigten Putzfrau, Spezies Ruba, wer glaubt Ihr? Niemand. Diese Aussage direkt gegen die Herrscherin eines Zweisterne-Systems, bei einem Treffen das offiziell nie stattgefunden hat… Ausgelacht würde Sie werden, wahrscheinlich sogar verhaftet als Anstifterin zum Bösen.
Henley ist dies klar: Er würde Ihr Leben zerstören. Die einzige Möglichkeit ist, dass er nun selbst aktiv wird. Er weiß es einfach. Auch wenn er noch keine Ahnung hat wie.
Er atmet tief durch: „Ich muss jetzt unbedingt diese Schalte rüber zu meinen Eltern bekommen. Das ist mal das erste. Hoffentlich klappt das, ansonsten, ja, dann müssen wir uns was ausdenken!“
Danach geht Patchara direkt auf die immer noch leicht beleidigte Ravenosch zu und drückt Sie.
„Danke, liebe Ravenosch, das hast du sehr gut gesagt. Es bleibt auch unter uns, das Versprechen wir dir.“
Sofort strahlt die gelernte Reinigungsfachkraft herzlich in Ihre Richtung. Alles ist vergessen, sie war glücklich wie ein Kind.
„Mach dir keine Sorgen, wir kümmern uns um das alles. Jetzt muss ich dir aber erst mal sagen wie schön du es hier gemacht hast.“
„Ooh, einfach sehr ist das. Ja, Svinensyh gemeldet euch. Ich auch gekocht fein habe was! Sehr gut Trymoo Leibspeise. Kommt Ihr alle mit, sapperlot!“
Eine wirklich leckere vegetarische Spezialität, der letzte schöne Tag auf Erden? Nun ja, bald werden sich die Dinge ändern, das ist unseren drei Helden klar. Was für einschneidende Änderungen damit einhergehen, das kann jedoch noch keiner zu diesem Zeitpunkt erraten.

(XV) Exa Retzlav
„Wie fühlen Sie sich?“ Diese Frage war die erste Wahrnehmung im neuen Leben des Alepto Retzlav, beziehungsweise dessen was es nun ist.
„Da schau her: Rebelkov der alte Blödmann“ ist seine metallische Antwort.
Das erboste „Wie bitte?“ seines immer-noch Chefs überhört der ehemalige Retzlav, so überwältigt ist er von seinem neuen selbst und den neuen Parametern.
Er lässt jetzt lieber erst mal seinen metallischen Kopf um die eigene Achse rotieren. „Ui, ui!“ Knattert er dabei. „Diese neue Leichtigkeit.“
Er bewegt sich dazu wie ein Break-Dancer, ein Umstand der Pavel Rebelkov noch mehr auf die Palme bringt:
„Retzlav!“ brüllt dieser „reißen Sie sich zusammen, Mann! Nennen Sie mir Name und Dienstgrad.“
Der angesprochene Exaklasse-Roboter steht nun still da, lässt aber seine Handgelenke durchdrehen. Er antwortet:
„Zu Befehl, Chefchen! Ich bin war er ist Retzlav, Alepto, Exa Klasse, Model anthro M1. Exa Retzlav war er ist ich, Sir! Ho ho ho!“
Daraufhin sackt die Maschine zusammen, geht in Energiesparposition. Tilon Abendroth hat sich via Comm eingeloggt und diese Aktion mittels Steuerbefehl veranlasst.
„Ich muß seine Kommunikationsmatrix neu ausrichten, hin zum Bewegungsapparat finetunen.“ Verkündet er.
„Noch ist Hoffnung. Sein Verhalten ist typisch. Stellen Sie sich das doch mal vor: Ohne Atmung, Schmecken, Riechen. Sie bewegen sich ohne Muskelkraft sondern allein durch den Gedankenimpuls. Alle Merkmale die einen biologischen Organismus ausmachen sind binnen eines Tages wegrationalisiert.“
Rebelkov schüttelt heftig den Kopf, der Techniker fährt ungerührt fort:
„So blöd‘s klingt, aber das was der da vorhin von sich gegeben hat ist mehr als ich erwartet habe. Das sind hoch menschliche Züge.“
Rebelkov platzt nun der Kragen: „Menschenähnlich? Das ist unbrauchbarer Schrott! Der ist doch unfähig einen einzigen klaren Gedanken zu fassen…“
Theoplus Noktios, die ganze Zeit dezent im Hintergrund, kommt Abendroth unerwartet zu Hilfe:
„Ich sehe das bisherige Resultat auch ausbaufähig, genau wie die Jungs von der Hardware. Er hat ganz klar gesagt, das er Alepto Retzlav zumindest war.“
„Außerdem hat er Sie gleich erkannt, mein lieber Rebelkov. Für mich bedeutet dies das Langzeitinformation in die Kausalspeicher des Roboters transferiert wurden. Sein Bewusstsein, zumindest ein gutes Stück davon, ist transportiert worden.“
„Hah, da kann ich ja nur lachen!“ knurrt der General abfällig. „So, und wie soll’s jetzt weitergehen? Ich habe einen engen Zeitplan. Retzlav, der frühere mein ich, war fest eingespannt in mein derzeitiges Projekt. Eines von äußerster, ich möchte fast sagen königlicher Wichtigkeit!“
Dr. Abendroth antwortet wenig beeindruckt: „Nun, wir werden Fragestunden abhalten. Die Psychologen sind ganz heiß auf den Job. Da Retzlav nun keinen Schlaf mehr braucht geht das ganze 24/7.“
„Es ist kein Problem ständig neue Psychodocs herzuschaffen. Von der Sorte gibt’s genug ...“ Rebelkov fährt dazwischen: „Von Ihrem Geschwätz habe ich das bereits, Abendroth! Sie haben exakt eine Woche! Dann gibt’s von mir die Entscheidung serviert: Hopp oder top.“
Abendroth hebt seine Schultern an und die Handflächen nach oben. Er drückt damit aus keine Einwände zu haben.
„Ich hab jetzt wahrlich wichtigeres zu tun!“ so Rebelkov weiter: „Wir sehen uns in sieben Tagen.“ Damit dreht er sich um und verlässt den Raum.
„Ich schick Ihnen tatsächlich gleich einen Schwadron Psychos rüber.“ Sagt Theoplus Noktios zum Mecha-Tec Tilon Abendroth.
„Gleichzeitig jedoch, werde ich Kollege Kolrust anraten, seine Forschung zu intensivieren. Ich hab da so ein Gefühl, das die gute alte Transplantationsmedizin doch weniger out ist, als von Ihnen angenommen...“
„Was sind denn das für Gestalten?“ rattert der neue Retzlav in die Runde höchst interessiert glotzender Psychologen auf der anderen Seite des Tisches.
So blöd diese auch sind, so sehr wissen Sie doch diese erste Bemerkung Ihres Gegenübers, eines Roboters der Exa-Klasse zu ignorieren.
„Alepto Retzlav, richtig?“ fragt einer der Namenlosen aus der Runde. „Hah, Hoh, er schnappt nach Luft, lol. Gleich muss er bestimmt mal ums Eck! Huhuhu.“
„Wie hat er mich genannt? Alepto Retzlav …. Jaahh, das war was. Mann vorbei, da schau hin!“ Er lässt seinen neuen Apparat die seltsamsten Bewegungen ausführen. Er singt dabei metallisch „rooooo, waahah, wuwuw.“
Die Psychologische Abteilung macht eifrig Notizen. Sie blinzeln heftig mit Ihren Comms. Der augenscheinliche Hauptmächer dieser Truppe, ein Mann namens Dr. Nebula Wahhsabi richtet erneut das Wort an die ausgelassene Maschine:
„Jetzt erzählen Sie uns doch erst mal von Ihrem Auftrag Herr Major. Ich habe gehört sie sind mit den wichtigsten Aufgaben betraut.“
„Jajaja, bumm,bumm,bumm, das hat ist gestimmt. Die blasen wir alle weg! Rebelkovchen hat Ihn damit beauftragt. Aber nun, heute ist es anders. Gell Exalein, uns beide verstehen wir. Eins plus Eins ist Eins.“ Damit umarmt er sich selbst bzw. die Maschine Ihr Menschliches Ich.
Die Psychologen sehen sich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Aus Ihren Gesichtern ist zu lesen: Das wird eine harte Nuss. Ein Grenzfall.
Vor Ihnen sitzt weder eine Person noch eine Maschine als vielmehr eine Entität die Ihre Umwelt nur noch als Witz wahrnimmt. Alle Ernsthaftigkeit ist verschwunden. Ihr ist egal wo sie sich befindet und wer Ihre Gegenüber sind.
Sie beschäftigt sich mit sich selbst, Trällert vergnügt und hat so gar keine Lust auf Arbeit und Brot.
„Die rechte Tante da hat keine Lust mehr“ gibt er zum Besten „Ja Schau, Exalein, wie nervös sie ist. Und immer schön nach Luft schnappen, lol.“
„Wie was? Energiesparmodus, ja da drücken wir mal drauf. Ausprobieren, Testen!“ Dann sackt er zusammen.
Dr. Wahhsabi sagt in die Runde: „Das ist schon das siebte mal heute… Diese Selbstabschaltungen sind kein gutes Zeichen.“
„Noch zwei Tage“ entgegnet die vorhin gescholtene Psychologin. „Was sagen wir Dr. Abendroth? Große Vorschritte sehen anders aus.“
Nebula Wahhsabi runzelt die Stirn: „Uns nimmt das Ding da gegenüber zu wenig ernst. Der einzige Name der dem ehemaligen Major noch sporadisch über die Lippen, Entschuldigung, den Lautsprecher kommt ist sein alter Chef.“
„Ich schlage vor wir lassen es drauf ankommen. Wir haben erheblich Nutzdaten gesammelt. Die Auszuwerten dauert seine Zeit. Dann können wir sie Abhandeln. Für Arbeit ist gesorgt.“
„Ich werde also Tilon Abendroth informieren das der Proband bereit für die Gegenüberstellung ist. Von Psychologischer Seite sind die Möglichkeiten erschöpft. Entweder braucht’s mehr Zeit, oder, keine Ahnung was Sie mit Ihm machen? Das ist Ihr Problem.“
Zwei Tage später betritt ein hecktischer Rebelkov den gleichen Raum. „Schafft Ihn rein, schnell, bringen wir’s hinter uns.“
Tilon Abendroth drückt einen Knopf, eine Tür zum Nebenzimmer öffnet sich und heraus schaut, so ungewöhnlich es klingt, ein gut gelaunter, spielbereiter Roboter.
Kaum hat dieser den General gesehen trötet er los: „HoHo, sein ehemaliges Chefchen. Oh lala, wie betrübt er aus der Wäsche schaut. Exalein, sieh ihn dir an, der hat auch schon mal besser ausgesehen, hehe, und von dem hat er, wir, er, sie, es früher Befehle entgegen genommen.“
Damit wackelt er auf seinen Befragungsplatz. Rebelkov kocht. „Retzlav! Das ist Ihre letzte Chance! Um Himmels willen, reißen Sie sich endlich zusammen, sonst werden Sie weggesperrt!“
„Wau! Wau! Gut Gebellt. Gleich platzt du. Deine Pumpe zerspringt fasst. Meine, unsere Sensoren zeigen eine gestiegene Körpertemperatur an. Kritisch, Hohoho, Abfall, Pöbel.“
Der Generalmajor seiner Majestät Königin Hypatia der Ersten, Pavel Rebelkov, erhebt sich. Er schaut nacheinander Dr. Tilon Abendroth und Prof. Dr. Theoplus Noktios eindringlich in die Augen. Dann zeigt er mit seinem Arm in Richtung Blecheimer und knurrt: „Vex-Grave“.

(XVI) Die Videokonferenz
Seit Tante Ravenosch’s Rede ist die Schule nachrangig geworden. Henley ist gleich am nächsten Tag früh ins Sekretariat von Hippolyta Schabernack rein geschneit, um baldmöglichst diese Schalte rüber in sein Heimatsystem zu bekommen.
Jetzt war es soweit. Sogar seine beiden besten Freunde darf er mitbringen. Eine Tatsache die Ihn sehr freut. Leider jedoch sollte alles anders als erwartet kommen. Davon hat er zu diesem Zeitpunkt allerdings noch keine Ahnung.
Was er wusste ist, dass es eine Aufzeichnung sein muss. Selbst die dringlichsten Antworten erhält man erst nach 120 Minuten im Mittel.
Es funktioniert wie folgt: Das Paket wird an den Ringbeschleuniger verschickt, dort geht er mit maximal 60 Minuten Verspätung raus. Die Übertragung im erheblich verkürzten Raumtunnel dauert dann etwa eine halbe Stunde Lokalzeit. Für die Antwort drüben vom Indi gilt dasselbe. Das heißt im besten aller Fälle ist sie in etwas mehr als einer Stunde da.
Voller Tatendrang machen sich unsere drei Helden just in diesem Moment auf in den Konferenzraum. Sie huschen flink über den Hof rüber in das Direktionsgebäude.
„Gut dass Ihr dabei seid.“ Strahlt Henley erleichtert. „Sonst müsst ich ganz allein da drin sitzen. Außerdem ist meine Mutter schon sehr gespannt wer Ihr seid.“
„Woher kennt Sie uns?“ fragt Patchara Petch-a-boon. Auch Svinenysh dreht seinen Kopf in Richtung Henley.
„Die Übertragungen zum Indi sind extrem teuer und normalerweise nur für die Regierung, Presse oder Unternehmen. Mein Vater hat mir das erzählt“ sagt die junge Diplomatentochter. Henley nickt:
„Ja, das stimmt. Irgendwie hat‘s mein Vater trotzdem geschafft, dass ich eine SMS pro Monat mit 140 Zeichen durchbring. Aber er hat mir auch gesagt, dass auf diesen Militärkanälen die Nachrichten sporadisch geprüft werden. Ich soll mich also zusammenreißen…“
„Keine Ahnung wie das mit dieser Videokonferenz ist. Auf jeden Fall bekomm ich da mehr Information unter. In 140 Zeichen eine Verschwörung zu melden mit Zeitverzögerung von einem Monat ist unmöglich, je mehr ich drüber nachdenke, desto mehr fällt mir auf, das auch die Konferenz mit großem Fragezeichen verbunden ist.“
Patchara macht Ihm Mut: „Wir probieren das jetzt einfach mal…“ „Au Ja! Immer Probieren, sofort!“ plappert Svinenysh dazwischen. Ganz aufgeregt ist er.
Hinten, am Ende des Gangs ist der Konferenzraum zu erkennen. Eine Kamera ist auf die Tür aufgemalt. Eine streng konservativ gekleidete Frau mit kurzen roten Stoppelhaaren steht davor , ein Kommunikationstablett in Händen haltend.
„Wer das ist?“ flüstert Svino gleich „aussehen schlimm sehr tut Sie“.
Er soll Recht behalten. Die Dame schaut die drei Schüler freundlich lächelnd an.
„Guten Morgen liebe Kinder, mein Name ist Helga Rottweil…“ Patchara lässt die Schultern sinken. Svino sieht aus, als ob er einen Eimer Wasser ins Gesicht bekommen hat.
Ungerührt fährt Frau Rottweil fort: „So, einer von euch muss der junge Prinz Henley zu Westerburg sein, oder?“ Henley hebt den Finger.
„Aha.“ Sagt Helga. „Und was macht Ihr beiden dann hier?“
Svinenysh zieht eine Fragezeichen-Schnute, zu überrascht war er von dieser unerwarteten Abfuhr. Patchara antwortet wenig berührt: „Hippolyta Schabernack hat uns erlaubt bei dieser Schalte dabei zu sein.“
Dame Helga schaut Sie genüsslich an: „Dieses vorlaute Mädchen ist also die berühmte Patchara Petch-a-boon!“ schnippt Sie zurück. „Ja, die liebe Margot hat mir schon gesagt dass du keinerlei Benimm hast. Was fällt dir ein hier in dieser Weise mit mir zu reden?“
„Aber Sie haben mich doch gefragt…“
„Schweig, Sei Still! Du Göre! Ich will dich jetzt mal mit den Tatsachen vertraut machen.“
„Der junge Westerburg bekommt diese Möglichkeit nur aufgrund der Tatsache da sein Vater eine gewisse Position drüben im Indi System inne hat. Wisst Ihr wie viel Aufwand so eine Botschaft verursacht? Auf keinen Fall geht Ihr da mit rein.“
„Die einzige die dabei sein wird bin Ich, Helga Rottweil, persönliche Assistentin des Generalmajors Ihrer Majestät Hypatia der Ersten. Höchstselbst werde ich das Gespräch begleiten.“
Patchara fällt die Kinnlade nach unten.
„Nun zu dir, Petch-a-boon. Dein Verhalten ist Unerhört, eine Frechheit! Falls du was zu motzen hast: nur zu! Am besten gehst du damit direkt zu Pavel Rebelkov persönlich! Sag Ihm ich habe dich geschickt.“
Patchara steht da wie ein begossener Pudel. Auch Henley hat diesmal keine passende Antwort parat. Was sollen zwölfjährige gegen diese rabiate fünfzigjährige Furie ausrichten? Es ist ein Schock.
Nach dieser Standpauke wendet sich Helga Rottweil gut gelaunt Prinz Henley zu. „So, Wenn du mir bitte folgen möchtest…“
Die beiden gehen rein, Patchara und Svinenysh der Ruba bleiben von allen guten Geistern verlassen im Gang zurück.
Keine Fünfzehn Minuten später geht die Tür bereits wieder auf. Rottweil knattert Richtung Henley: „Für dieses banale Geschwätz eine teure Videokonferenz? ‚Hier ist das Wetter schön. Ich hab schon einige Leute kennengelernt‘ wie rührend!“
„Schreib dir das hinter die Ohren, Junge: Ich werde persönlich dafür sorgen das du nie mehr eine Leitung bekommst. Das kannst du ab nun vergessen!“
Henley antwortet wie folgt. Es ist das Beste das Ihm nach der Niederlage einfällt: „Ich bin ein zwölfjähriger Junge. Ich wollte nur dass mich meine Eltern sehen, Frau Rottweil. Vielen Dank, das Sie mich so nett betreut haben.“
Rottweil sieht Ihn böse an. Dann schnippt Sie kurz: „Gern geschehen“ und stolziert als erste den Gang zurück, rüber zum Direktionsbüro.
Svinenysh zieht hinter Ihr eine Grimasse. Er streckt seine Zunge raus und wackelt mit den Händen neben seiner Schläfe. Am liebsten hätte er Ihr ein Bein gestellt.
Aber schon bald ist auch bei Ihm die Laune auf dem Tiefpunkt. Genau wie die anderen beiden schlurft er mit hängendem Kopf zurück, rüber in den Gemeinschaftsraum neben der Kantine.
Was sind Ihre Lebenswichtigen Informationen jetzt noch wert? Es ist zum Verzweifeln. Hier stehen Menschen auf dem Spiel. Unschuldige Pakinger. Wie geht es weiter? Eine Idee muss her, schnell.

(XVII) Reise zum Vex
Was sitzt den da für ein Idyll in der Kantine beisammen?
Unsere drei Helden stecken Ihre Köpfe zusammen. Zwischendurch murmelt Henley immer wieder „Ich muss rüber“ und „Einzige Chance.“
Da, aus dem Hinterhalt, unerwartet, folgende Ansage: „Verzeihung wenn ich um Entschuldigung bitte“.
Sie schrecken auf. Ist es ein Spion? Nein, alles andre als das. Mikkel Silva steht bestens gelaunt hinter Ihnen. Er verwendet eine Metapher im derzeit populären Svino-Slang.
Keiner hatte Ihn bemerkt und doch steht er nun breit grinsend vor Ihrem Tisch, zerzaust wie immer. Dann sagt er: „Ich hätte da jemand für euch.“
„Bitte was?“ sagt Henley überrascht? „Na Ihr wollt doch rüber zum Indi, oder?“
Mikkel fährt fort: „Ich hab zwar keine Ahnung warum und es ist auch allein eure Sache, aber ich denke mir mal das Ihr drei Sterne nur aus gutem Grund zusammen hier in der Kantine verschwörerisch rumlümmelt. Wenn dann noch einer flüstert ‚Ich muss rüber‘ sind für mich alle Klarheiten beseitigt.“
Henley will gerade antworten aber jemand anders ist schneller:
„Klein zu bist du!“ plappert Svinenysh „Wie helfst du wollen uns? Hahaha! Genau, aber wichtig es ist sehr, da du recht haben hast.“
Henley tätschelt das Handgelenk des Ruba er deutet Ihm damit an sich zurückzunehmen. Dann fällt ihm etwas ein:
„Ja es stimmt tatsächlich. Ich hab dort drüben was zu erledigen. Hmmm, Mickel Silva… Was ist dein Onkel noch mal von Beruf?“
„Ganz genau, mein lieber Onkel leitet die Machine City oben auf dem Vex. Zudem kennt der gute alte Nef alles und jeden im gesamten Raah-Indi System. Wenn euch einer rüberbringen kann, dann er.“
Die drei Abtrünnigen sehen sich vielsagend an. Svinenysh ist praktisch schon auf dem Vex. Durch diese Reaktion ermutigt bringt Mikkel nun auch sein wahres Anliegen vor:
„Um ehrlich zu sein. Mir ist‘s hier zu leicht. Es gibt schlauere als mich, aber was die hier in Robo-Tec machen… da kann ich wesentlich mehr bei meinem Onkel oben lernen.“
„Es dauert noch eine ganze Weile bis zu den Prüfungen, denen ist doch egal woher wir unser Wissen haben. Ich komm schon wieder zurück. Kein Thema.“
Die Junge Diplomatentochter schlägt ähnliche Töne an: „Da ist schon was Wahres dran. Mehr als nur ein Gespinst. Ich könnte uns den ganzen Stoff runterladen. Zum Lernen braucht man keine Lehrer. Wir fragen uns gegenseitig ab.“
Dann schaut sie rüber zum Kollegen Spezies Ruba: „Lieber Svino, glaub mir, auch deshalb ist es eventuell besser, wenn du daheimblei…“
Svinenysh explodiert optisch. Er sieht so aus als ob er in eine Steckdose gegriffen hat. Sein kurzes lila Haupthaar steht senkrecht. Alle starren Ihn nun an, dann beginnt sein Feuerwerk:
„Nein! NO! Nieeeh oh weh! Svinenysh der Ruba kommt mit dabei! Ich Comm habe auch kann lernen wie du wirst schon sehen! Ravenosch liebe Tante ohne nur Svinenysh wichtig. Mit, mitt auf jeden Fall dabei! Bitte, bitte Patschala, Bitte, danke Henley und Mikkel. Jawohl!“
Die beiden letzteren sehen Patschara böse an. Diese hat sofort ein schlechtes Gewissen: „Schau mal Svino, das wird sehr gefährlich…“
„Gefährlich ist egal, Helfen mitkommen wollen basta ist!“ Plappert der Angesprochene.
Alle Diplomatie ist nun vergebens, überstimmt ist Sie sowieso schon längst. Sie gibt sich geschlagen: „Naja, evtl. ist es gut wenn du dabei bist. Wir werden eh wenig zu lachen haben…“
Svino sperrt den Mund und die Augen auf, er quakt: „Oooh, du denken Witz ich bin Figur? Aahh, Svinenysh stark und schneller als du, juhuu!“
Nun ist Patchara vollständig am Boden, sie meint kleinlaut: „Du weißt, das ich das nie so gemeint habe. Wie kannst du nur…“ Ihre Augen werden feucht.
Svinenysh nimmt sie sofort in den Arm: „Aber hallo oho! Alle, jeder fahren wir mit. Vier an der Zahl. Los also dann, toll ab dafür!“
Henley bewegt seine Hände beschwichtigend: „Klar fliegen wir alle vier. Patchara ist die Lehrerin, Ich der Pilot, Svinenysh leitet spezielle Projekte und Mikkel ist Kommunikationsassistent hin zu diesem nebulösen Gefängniswärter.“
Svinenysh schnalzt mit der Zunge und klatscht in die Hände. Ganz genau so hätte auch er es gesagt, wenn er denn könnte.
Nun geht‘s an die Vorbereitungen. Sie dauern bei Ihm drei Minuten. Er braucht nur seinen Comm. Ja, der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt dass die Lotus-Effektkleidung auch für Ruba auf dem Markt ist. Sie reinigt sich selbst, wie die Badehose, die trocken ist, wenn man aus dem Wasser steigt.
Nur seiner Tante muß er verklickern was er vorhat. Kein Problem. Eine Minute Rubsch und alles ist in trockenen Tüchern.
Patchara hat am meisten zu erledigen. Ist Sie doch die Einzige die einen kompatiblen Spaceturb in der Umlaufbahn auftreiben kann. Aufgrund ‚diplomatischer Beziehungen‘.
Freilich hat Ihr Vater Fragen, aber diese zerstreuen sich schnell als sie erklärt das Prinz Henley zu Westerburg ebenfalls auf dieser ‚Exkursion‘ dabei sein wird. Sie tarnt die ganze Aktion praktisch als harmlose Klassenfahrt.
Henleys Flitzer ist bald startbereit aufgetankt, die Proteinpillen verstaut, der Flüssigkeit Synthesizer startklar.
Interplanetarische Flüge können Tage dauern. Zwischen den leicht versetzen Sitzen der Passagiere ist genug Platz für einen gewundenen Gang. Dieser führt hinter zur Sozialkabine. Ohne auf Details eingehen zu wollen: Es gibt komfortableres, aber auch diese Einrichtung funktioniert.
Am nächsten Tag nach Schulschluss ist es soweit: Alle Viere treffen sich auf dem wohlbekannten Platz vor dem Alanis College der angewandten Wissenschaften.
„Tür los, aufgesperrt“ schreit Svinenysh. Henley drückt den Knopf. Mit einem Satz springt der junge Ruba rein. Er sitzt ganz hinten. Vor Ihm Mikkel, der anerkennend nickt. Dann Patchara Petch-a-boon und ganz vorn der Pilot, Henley.
Patchara steckt Ihren Comm in die Halterung und Programmiert den Bordcomputer hin zu Ihrem Turb oben in der geostationären Umlaufbahn.
Henley startet sein Rocktar. Unspektakulär wie die kleinen Flycas fährt er los, dann klappen die Nanotubeflügel aus und das elegante Gefährt hebt Propellergetrieben ab.
Immer höher schrauben Sie sich. Lyporo unter Ihnen wird kleiner und unscheinbarer. Schon kurz darauf werden die Propeller in die Flügel eingeklappt und diese auf die Hälfte der Spannweite verkürzt.
Der Ultrosin Verbrennungsmotor im Heck der Maschine schaltet sich ein. Mit vollem Schub geht es Richtung geostationär geparktem Turb. Jemand bestimmtes schreit „Juhuhu Hallo Hoo!“
Da vorne ist er bereits zu sehen. Turb-Platz Lyporo Peta I, Gateway der Hauptstadt zu den Planeten des Raah Systems, den Flügen zum Strange Energy Propulsion Lab und Umsteigebahnhof für die Deepjet Passagiere.
Ungerührt vom Ambiente verfolgt Henleys Rocktar seinen Weg mitten in die glänzenden Turbs der neuen Stax-Klasse.
„Andockmanöver in T minus zwei Minuten.“ Knattert der Bordcomputer. 180 Sekunden später sind Sie fest mit Patcharas Spaceturb verdrahtet. Es sieht höchst beeindruckend aus was für eine Kraftvolle Antriebsmaschine da nun um Sie gelegt worden ist.
„Start in T minus 60 Sekunden“ Svinenysh platzt vor Spannung, Mikkel beschäftigt sich lieber mit seinem Comm.
Kurz vor Ablauf dieser Zeitspanne jedoch, legt auch der coole angehende Robo-Tec diesen beiseite. Er weiß: nun wird’s hefig.
Der Turb startet sein Triebwerk, das Gefährt schießt mit dem x-fachen der normalen Fallbeschleunigung davon. In seinen Sitz gepresst zeigt Svino nun die Zähne. Gigantisch, mit dieser Geschwindigkeit den Trivy zu verlassen.
Zeit sich umzuschauen. Aha: Hell in der Ferne, dennoch unerreichbar, der Indi. Henleys Heimatsystem. Hinter Ihnen der kleiner werdende Trivy, da, rechts weit außen: Das könnte er sein: Tunnel Gamma I, der Ringbeschleuniger, Der Raumtunnel rüber.
Svino’s Augen werden feucht. Deutlich zu sehen links nun der grüne Diamant des Raah Systems, der Junglemond Trymoo, seine Heimat.
Vom Wasserplanet Eerx mit seinem Superkontinent keine Spur, falsche Richtung. Weiter außen.
Wir wollen ja zum Vex, nach innen. Dieser geheimnisvollen Steinkugel ohne Eigenrotation, die Eine Seite im Feuer, die andere in der Weltraumkälte.
Und genau auf dem Nullmeridian des Äquators, West warm, Ost kalt, dieser düstere Ort namens Machine City, Heimat des wichtigsten und gleichzeitig sichersten Gefängnisses eines gesamten Sonnensystems.
Alle sind gespannt auf den Komplex, die Roboter und die Gefangenen. Alle, ausgenommen natürlich Mikkel, der Neffe des CoOs, des Betreibers, diesem seltsamen Aussteiger Nef Silva. Für Ihn ist es fast schon eine Heimkehr. 
(XVIII) Nef Silva
„Hach, Reisen angenehm so ist“ denkt sich Svinenysh vergnüglich mit zwei Knöpfen im Ohr. Er zuckelt leicht, gleichzeitig streichelt er sanft das Interieur des schicken Rocktars.
Dann plötzlich schreckt er auf. Er entstöpselt sich, die anderen sehen Ihn mit Fragezeichen was-nun-schon-wieder Gesichtern an.
Aufgelöst beginnt der junge Ruba: „Namen wir brauchen!“ kreischt er „wichtig sofort fehlt Name für Gefährt! So immer ist‘s auf Trymoo Ruba. Vorschläge, schnell los danke ab dazu!“ Mit großen Augen nimmt er seine Freunde ins Visier.
Henley antwortet als erster: „Nochmal zum mitschreiben: Du möchtest, das wir uns einen Namen für dieses kleine Spaceship ausdenken?“
„Jawohl, ja, aber hallo wichtig richtig!“ antwortet der Angesprochene. „Ansage los bitte Henley schön.“
„Uuh“ stöhnt dieser „ich wünschte ich wär so kreativ… fällt irgendjemand von euch was ein?“ Doch Patchara Petch-a-boon und Mikkel Silva ziehen nur die Augenbrauen hoch und zucken mit den Schultern.
Svinenysh denkt indes angestrengt nach wobei er abwechselnd ein Auge zukneift. Dann setzt er plötzlich ein freudiges Strahlen auf:
„Haben ich es leicht sehr! Name gut befunden. Nennen wir Flitzer tun ‚Wespley‘ schnell wie diese und vom Henley. Jawohl Juhuu!“ Er freut sich wie ein Schneekönig und beginnt eifrig zu wienern.
Die anderen drei sehen sich vielsagend an, dann meint Mikkel nur: „So sei es“.
Und so geschieht es, das unsere Helden von nun an im Wespley unterwegs sind statt in Henleys Xpeed-Rocktar.
Fleißig verfolgt dieser seine Bahn. Alle Planeten um Sie herum sind nun verschwunden. Dafür strahlt der Raah umso mehr und auch der 0.92 Lichtjahre entfernte Indi hat an Macht gewonnen.
Irgendwann später wird Mikkel aktiv: „Bald kommen wir in Kommunikationsreichweite. Ich meine in die Gegend in der man in vernünftiger Zeit mit einer Antwort rechnen kann. 40 Sekunden, d.h. innerhalb anderthalb Minuten eine Antwort. Das müsste gehen.“
„Also ich klingel mich dann mal durch zum Vex“ sagt er „immerhin müssen wir wissen wie wir runtergehen. Wir können den Turb oben parken, hmm… naja, schau‘n wir mal.“
Aufgrund der Zeitverzögerung steht fünfzehn Minuten später fest, dass Sie mitsamt Turb Senkrecht runtergehen, direkt ins Spacedock I Machine-City Nord.
Nef Höchstselbst hatte deutlich gemacht, dass es viel zu auffällig ist wenn ein Turb oben am geostationären Spacedock Vex alpha I festmacht. Der ist nämlich meistens leer. Wenig Besuch hier, außer Hochsicherheitstransporte oder Roboterladungen ausrangierter mechanischer Neuankömmlinge via Deepjet.
Diese direkte, erdgebundene Landung ist nur möglich weil Patchara einen neuen Turb der Stax Klasse aufgetrieben hat und die neuen Xpeed Rocktars damit kompatibel sind.
Während der Landung geht Wespley also in senkrechte Position, die Turb Aggregate und das eingebaute Ultrosin-Triebwerk landen das Spaceship daraufhin sanft. Dies ist sogar in einer Null-Atmosphäre wie auf dem Vex möglich.
Mikkel übermittelt die genauen Koordinaten direkt in den Navigationscomputer. Dies ist möglich, weil Patchara dazu vorher seinen Comm authentifiziert hat.
„Landevorgang wird in T-5 Minuten eingeleitet“ rattert der Bordcomputer.
„So, dann geht die Achterbahnfahrt nun lost“ sagt Henley in seiner Eigenschaft als Pilot. „Schnallt euch bitte an, gleich glotzen wir alle an die Decke.“
Zunächst rasen Sie jedoch weiter auf die graue Planetenoberfläche zu. Einheitsbrei ja, aber links ist es gleißend hell, rechts stockdunkel.
Da, zum ersten Mal ist was Neues zu erkennen. Lichter. Ein düsterer Komplex direkt auf der Kante. Was für ein unwirtlicher Ort. Eine eigenversorgte Insel in der Wüste.
Energie gibt’s hier genug. Sie reicht aus die Anlage abzuschotten, dichtzumachen nach außen und den benötigten Biospähren- und Recyclingkreislauf am Leben zu erhalten.
Nun stellt sich Wespley auf. Patchara wird leicht schwindelig aber sie versteckt dies so gut es geht. Von irgendwo hinten ist ein leises „Oho lala“ zu vernehmen.
Nur auf den Monitoren ist für unsere jungen Helden zu erkennen was sich unter Ihnen abspielt. Sie sehen die Hangartür die sich öffnet und Ihr Gefährt verschluckt.
Grelles Licht umgibt sie nun. Das Tor über Ihnen verschließt sich wieder. Monitore mit roter Schrift „Im Cockpit bleiben“ leuchten ringsum auf.
Nun wird die Empfangshalle wieder unter Druck gesetzt. Unzählige Schläuche pumpen Luft in das Gebäude. Bald schon springen die Monitore auf grün und zeigen „Normalatmosphäre hergestellt“ an.
„Aufgemacht, los juhu“ bellt Svinenysh. Doch bevor er dies tat wartet Henley bis die Landungsleitern fest an seinem Gefährt verankert sind. Erst dann drückt er den Knopf.
Svinenysh springt sofort mit einem Rückwärtssalto aus seinem Sitz und landet sicher auf dem Vexboden.
Er reibt sich verwundert die Augen und strahlt „Genauso leicht wie auf Tymoo hier Vex ists auf. Mag ich sehr gern dich habe Vexibobbel“
Auch die anderen drei klettern nun ohne Mühe runter. Sie betreten nacheinander den Innersten Planeten des Raah Systems.
Erst nun sehen Sie, dass da bereits jemand auf Sie wartet. Ein gefährlich aussehender Mann mit rasierten Schläfen, Irokesenschnitt und Nickelbrille steht da im Eingangsbereich.
Das ist er also, dies muß er sein, der geheimnisvolle Gefängniswärter, dieser seltsame Einsiedler, CoO des Vex: Nef Silva.
Die düstere Erscheinung schüttelt den Kopf: „Was machst denn du schon wieder hier?“ fragt er seinen elfjährigen Neffen „ich hab gehofft dich eine Zeit lang los zu sein…“
Mikkel grinst breit und sagt an seine Freunde gewandt: „Ich darf vorstellen: Nef Silva mein hochgeehrter Herr Onkel.“
Bei Patchara und Henley herrscht trotzdem erst mal Skepsis vor, er sieht halt schon etwas anders aus als der Durchschnittsspießer um die Mitte vierzig. Also sehen Sie Ihn lieber mit zusammengekniffenen Augen misstrauisch an.
Nef will gerade das Eis brechen und eine Begrüßungsformel rausdrücken, als Ihm der neugierige Svinenysh dazwischen gehoppelt kommt:
„Hem ha hum, wie du siehst aus!“ sagt dieser abweisend, sein Körper nimmt eine leicht angedeutete Fluchthaltung an. Dann fragt er kleinlaut: „Gefährlich bist du?“
Nef nimmt den jungen Ruba ins Visier, sichtlich überrascht: „Meine Fresse. Dass ich das noch erleben darf: Svinenysh Galactic persönlich, ja, auch ich habe schon viel von dir gehört.“
Drei Freunde sehen sich an: Woher weiß er? Ach egal! Svinenysh jedoch sperrt seinen Mund aus einem ganz anderen Grund auf. Irgendwas hat er zu protestieren.
Nef, bester Laune: „Bei unseren Gefangenen geht’s grausam zu. Die Isolation treibt jede Freude aus Ihren Leibern. Deshalb ist wahrscheinlich dein Auftritt von höchster Stelle als hilfreich eingestuft worden und ins Entertainment TV Paket aufgenommen worden.“
Svinenysh hat zwar keine Angst mehr, aber dennoch sieht er Nef entgeistert an, er will gerade etwas loswerden, als der CoO fortfuhr: „Es war das erste Mal das ich sowas ähnliches wie ein Lachen aus diesem Block gehört hab, zumindest bei denen die irgendwann wieder raus kommen. Bei den anderen… ach lassen wir das.“
Schnell erhebt Svino den Zeigefinger, schüttelt diesen, genau wie seinen Kopf: „Nein, NO, nie, nu!“ blabbert er „Nur Svinenysh, keine Galaxis ist! Kein null Ruba zwei hat Namen, alle Viele total nur haben eins. Svinenysh der einzelne, ohne Galactic basta ist!“
Auch wenn diese Feststellung für Svinenysh höchst wichtig ist, so tut Nef doch genau das richtige: Er überhört es. Die Frage warum er überhaupt von dessen Auftritt weiß lässt er ebenfalls unbeantwortet.
Er wendet sich stattdessen lieber Patchara Petch-a-boon und Prinz Henley zu Westerburg zu: „Na, was haben wir denn da für zwei Hüpfer? Niemand kommt freiwillig hier rauf, am wenigsten mit dem da drüben.“ Er zeigt auf seinen verwilderten Neffen. „Habt Ihr was ausgefressen?“
Statt zu antworten sehen sich Patchara und Henley unbehaglich an. Noch haben Sie zu wenig Vertrauen in diesen finsteren Gefängniswärter gefasst. Zum Glück kommt Ihnen Mikkel zu Hilfe:
„Das ist Patchara Petch-a-boon“ beginnt er ohne Einleitung „und Henley zu Westerburg drüben aus dem Indi-System.“
Daraufhin sieht sich Nef den letzteren mal genauer an: „Westerburg? Hm, da war doch diese Schalte, ja, ich erinner mich. War dein Vater kürzlich auch hier bei uns?“ Henley nickt.
„Hat auf mich einen ganz patenten Eindruck gemacht, der Westerburg“ so Nef weiter „obwohl das unsere Obrigkeit aus irgendwelchen Gründen anders sieht.“
„Er wollte wissen wie wir es hier so handhaben. Stimmt genau, mir kommt’s so vor als ob es drüben immer ähnlicher wird. Diese Gerüchte um Machine-City II auf eurem Steppenmond Exo halten sich hartnäckig.“
Dies ist das erste Mal, das einer vom Indi seinen Heimatmond erwähnt hat. Henley war sogar bereits einmal da gewesen. Er hat den trockenen Trabanden zusammen mit seinen Eltern besucht.
Die dominante Spezies dieser Welt ist Ihm auch noch in bester Erinnerung. Wer könnte Sie auch vergessen? Die Etto sind Imposante Flugwesen mit bis zu fünf Meter Spannweite.
Sie könnten locker einen Menschen tragen, leider sind sie nach wie vor ungezähmt. Es ist unmöglich diese stolzen Vögel zu dressieren.
In Gefangenschaft gehen sie rasch ein und bevor Sie sich unterjochen lassen sterben Sie lieber. Es ist deshalb noch niemandem gelungen Ihnen irgendeine dumme Dressurnummer anzutrainieren, geschweige denn Sie als tierisches Transportmittel herabzustufen.
Also leben Sie nach wie vor autark in der riesigen Steppe. Sie dienen einerseits den Fernreisenden, ein Trip zu einem anderen Gestirn wird immer noch als solche gesehen, als Attraktion;
Gleichzeitig dezimieren Sie durch Ihren großen Appetit die reichlich vorhandenen Beuteltiere auf dem Exo. Man könnte auch sagen sie sind die Landschaftspfleger des Trabanden.
Nef fährt fort: „Wie bereits erwähnt habe ich keine Ahnung warum die unseren so wenig von deinem Vater halten. Die Militärs werden immer seltsamer bei uns.“
„ Wenn ich nur daran denke was für einen verrückten Vogel sie hier vor drei Tagen abgeliefert haben… Ich hab schon viel erlebt, aber sowas wie der bzw. das ist selbst für mich neu.“
Mikkel wirft ein: „Wieso? Was ist denn passiert?“
Nef Silva sieht ihn an und schüttelt den Kopf: „Mit vier Mann Geheimpolizei haben Sie ihn hier angeliefert. Der oder besser das abgelieferte hat jedoch auf mich, wie soll ich sagen, eher einen äußerst verwirrten, hochgradig schizophrenen Eindruck gemacht. Ich glaube kaum das der irgendjemanden etwas zu leide tut.“
Beim Stichwort Geheimpolizei wird Patchara hellhörig. Zum ersten Mal fragt sie deshalb Nef direkt: „Verzeihung, aber wen haben Sie hier abgestellt? Eine Person?“
„Nein“ Nef schüttelt den Kopf. „Es war einer dieser anthromorphen Exa-Klassen Roboter. Er hat sich äußerst seltsam verhalten. Fast wie ein Kind. Wahrscheinlich sind irgendwelche Kybernetische Experimente an Ihm unten in Lyporo durchgeführt worden. Schon äußerst komisch.“
Die junge Diplomatentochter fragt nach, auch Mikkel scheint interessiert: „Ist es möglich, dass wir den vielleicht mal sehen können? Wir haben doch alle Robo-Technik belegt, das interessiert uns alle, stimmt’s, Mikkel?“ lügt sie. Dieser nickt sofort.
Nef schaut in die Runde, einschließlich des staunenden Svinenysh. Dann sagt er schließlich:
„Ja, dann geb ich euch also mal eine kleine Führung. Aber erst später! Ein bisschen was hab ich doch im Tagesgeschäft zu erledigen. Etwas manuelles Steuern und Regeln ist in dieser großen Anlage nach wie vor nötig. Ich zeig euch erst mal eure Quartiere.“
Daraufhin sehen sich unsere vier Helden in gespannter Erwartung an. Gleichzeitig freuen Sie sich darauf endlich die Füße austrecken zu können.

(XIX) Tour durch das Grab
Jetzt nach dem Ausspannen versucht Svinenysh der Ruba gerade Patchara Petch-a-boon ein klein wenig Rubsch beizubringen. Ein fast aussichtsloses Unterfangen, obwohl sich die junge Diplomatentochter als äußerst gelehrig erweist. Man muss einfach auf zu viele Nuancen gleichzeitig achten. Die Ruba-Laute sind auch nur mit viel Übung leidlich nachzuahmen.
Deshalb hat selbst Patchara schnell genug. Doch Sie hat bereits etwas anderes im Petto. Sie trommelt Ihre Bande zusammen und verteilt die Arbeitspläne. Jeder erhält dabei einen eigens für sich.
Alle drei inklusive Svino prusten. So viel Stoff! Patchara dagegen findet das dies noch viel zu wenig Lernmaterial sei.
Glücklicherweise klopft es kurze Zeit darauf an der Tür. Nef Silva steht davor mit vier gelben Helmen in der Hand. Auch er selbst hat einen auf.
„Also“ fragt er gespannt „seid Ihr bereit für die Tour?“. Schneller als alle anderen antwortet jemand bestimmtes:
„Hallo? Jawohl sehr! Losgespurtet klasse weg. Führung durch das ganze sofort Hof und Haus!“ flink greift er sich einen Helm. Keine Minute später folgt die ganze Kompetenztruppe dem Wärter.
„Eure Besucherquartiere genauso wie mein Arbeitsplatz befinden sich in der Mitte der Anlage“ beginnt er. „Im Süden ist der Gefängnistrakt, im Norden sind die Roboter am werkeln.“
„Ich würde vorschlagen wir schauen uns erst mal kurz die Zellen an und danach die Blechkollegen. Um ehrlich zu sein: Es gibt spannenderes als die Gefangenenquartiere.“
„Ja stimmt das Punktgenau exakt.“ Gibt der uns wohlbekannte zum Besten „Interessieren mehr mich die Robotergesellen, schaffen wuseln vallera.“ Eine Meinung die auch die anderen teilen.
„Tief im Süden liegen die isolierten Hochsicherheitszellen. Da sind die Langzeithäftlinge untergebracht. Manche für immer. Es ist schon grausam. Auch wenn die Mechs pünktlich nach Ihnen sehen sind sie zu hundert Prozent isoliert. Die Probleme mit denen lösen sich also recht schnell von allein.“ Jeder, Svino vielleicht ausgenommen, weiß wie das gemeint ist.
Sie erreichen eine massive Stahltüre. Nef hält seinen Comm davor, sie springt auf und gibt den Blick frei auf einen langen Gang mit weiteren Stahltüren links und rechts. Dahinter müssen also die leichten Insassen Ihr Dasein fristen. Ein einzelner Servicebot ist im hinteren Bereich zu erkennen. Er ignoriert die Gäste, starrt stattdessen pflichtbewusst iterativ auf die Servicelichter über den einzelnen Zellen, bereit sein Arbeitsprogramm abzuspulen.
„Pooh, langweilig wie ist das“ gähnt Svinenysh. Dann wird er schnell ungeduldig: „Rasch, zeigst uns du die wo ist was los. Bittschön, richtig danke!“
„Ok“ sagt Nef, „aber wir nehmen einen anderen Weg. Auch die Roboter müssen Strom sparen, wir benutzen das Transportband.“ Dort angekommen stellen die Kinder verdutzt fest, dass es stillsteht. Nef springt drauf und flitzt sofort los Richtung Norden. Ohne Nachzudenken schwingt sich auch Svinenysh mit einem Salto auf das Band, er schreit: „Juhuu lala flutsch!“
Sie flitzen durch den Bau. Dort wo Fenster verbaut sind sieht man im Westen den gleißenden Raah fest gemeißelt am Horizont. Wie ein Halbmond klebt er da.
Auf der gegenüberliegenden Seite im Osten ein völlig anderer Anblick. Schwarze Nacht. Nur der ein oder andere Planet des Systems ist klar zu erkennen. Hätte man mehr Zeit so währe aufgrund der fehlenden Atmosphäre auch ein Teil der Heimatgalaxis, die Milchstraße gut zu sehen.
Svinenysh steht wie ein Wellenreiter auf dem Band. Am Ende der Wegstrecke springt er mit einem Rückwärtssalto ab.
Kurz darauf sind wieder alle vereint und machen sich unter Nefs Führung auf, weiter nach Norden in den Maschinenpark Vex-Nord ex-A.
Nef öffnet eine große Stahltür mit ebendieser Aufschrift. Oha, hier ist mehr los! Svino macht sofort große Augen.
Schlurfende Geräusche, Roboter aller Klassen in quirliger Beschäftigung. Manche machen sich an anderen zu schaffen, wahrscheinlich Reparaturarbeiten. Andere transportieren Gegenstände durch die Hallen. Die nächsten wienern den Boden oder Putzen die Fenster. Alles hier scheint geordnet und fleißig.
Da die Metallgesellen untereinander in Maschinensprache kommunizieren ist es recht still in der Industriehalle, bis auf die mechanischen Arbeitsgeräusche.
„Ja, wie Ihr seht gibt’s immer was zu tun für die Meute. Auch wenn Sie hinten am Trivy längst aussortiert worden sind. Das meiste machen die wirklich selbst. Haben fest verdrahtete, engmaschige Programme.“
Unsere Viererbande sieht sich gespannt um. Nef fährt fort: „Die Intelligenz, der Quotient, pendelt sich recht weit unten ein.“
„Ich würde mal sagen, Sie sind so schlau wie ein durchschnittliches Hausschwein.“
Daraufhin sieht ihn Svinenysh der stolze Ruba etwas missmutig an. Auch wenn keine Verwandtschaft zu den als Nahrungsmittel dienenden Nutztieren besteht, so ist optische Nähe doch sichtbar. Solche Vergleiche mag er deshalb wenig.
Nef bemerkt dies, er lenkt ein: „Ich hab das verwechselt. Ich wollte sagen, sie sind so intelligent wie das Schoßhündchen einer alten Dame.“
Ein leises „puuh“ seitens Svinenysh ist zu vernehmen, dann ist er zufrieden, alles ist vergessen.
„So aber wie versprochen schauen wir uns jetzt mal gemeinsam den neuesten Zugang an. Der befindet sich aus Sicherheitsgründen weiter hinten in unserer Aufenthaltsstation für funktionsgestörte Roboter.“
Gespannt machen sich alle fünf, Nef inklusive, auf den Weg.
Die Spezialzelle ist mit weißem Stoff verkleidet, die Gitterstäbe vor der Tür sind aus durchsichtigem leicht federndem Plastik. In der Ecke kauert ein normaler Exa-bot im off-Modus.
„Mmmh“, murmelt Nef: „Ich hätte es mir denken können. Wieder mal abgeschaltet.“ Er zückt seinen Comm, tippelt etwas, ein Kontroll-LED blinkt hinten, dann springt Exa Retzlav auf und schaut sich verblüfft um.
Er sieht sich alle fünf seiner Besucher interessiert an. Beim letzten, Svinenysh, stutzt er:
„Er ist es, ganz bestimmt, Exalein, da schau her, tanzen, springen!“ ruft er. Daraufhin beginnt er einen uns sehr gut bekannten Reigen aufzuführen.
Nun ist Svino Höchstselbst an der Reihe den Roboter zu begutachten. Er wedelt abwägend mit den Armen:
„Ja, ganz gut du das anstellen machst, aber besser immer ist“ gibt er zum Besten. Warum ein Roboter überhaupt auf die abstruse Idee kommt tanzen zu wollen ist das letzte dass er dabei hinterfragt. Es ist halt so, basta.
Exa Retzlav sieht ihn an, der Ruba kramt seinen Comm hervor und drückt einen Knopf. Galactic die zweite!
Jeder kennt das Gedudel, einschließlich Retzlav und Nef Silva. Das was folgt ist jedoch ein Novum, ein Tanzduett Ruba-Maschine.
Svinenysh wirbelt wie der Wind vor der Zelle, zuckt erheblich. Drinnen armt die Maschine alles gekonnt nach. Sie lernt. Dazu krächzt Sie: „ Juhuu, Oppla Exalein, klasse trallalu“
Im Gang überschlägt sich der Ruba, der Roboter macht gerade einen Handstand, den Zuschauern verschlägt es die Sprache. Aber auch ein Schmunzeln huscht dem einen oder anderen über das Gesicht.
Kurz nach dem Spitzengejohle, da wo es wieder ruhig wird folgende Ansage seitens Exa Retzlav: „Wie Exalein ‚Batterie schwach‘? Weiter, fortgetanzt wird bis die Schrauben glühen.“ Er dreht sich noch zweimal, dann fahren seine Gelenke ein, die Maschine begibt sich in den gesicherten Energiesparmodus.
Patchara Petch-a-boon tippt Kollege Ruba auf die Schulter. Sie deutet Ihm mit zwei ausgestreckten Armen an, dass er nun aufhören kann.
„Bis zum Verlust der Muttersprache, bis kein Saft mehr drin ist. Der oder das ist wirklich spektakulär. Zeit ein Supply-Bot zu holen“ Nef beblinzelt seinen Comm.
Kurze Zeit darauf ist dieser, ein gewöhnlicher Beta Mech-Tec auch schon zur Stelle, in seinen Armen hält er eine dieser modernen portablen Exa-Energycells.
Nef will gerade die Zelle öffnen als Patchara dazwischenfunkt. „Moment noch, bitte. Wir müssen schnell was durchführen, auch wenn’s schmerzlich ist.“
Sie sieht ihren Freund Spezies Ruba eindringlich an, dieser schluckt: „Was nun schon ist wieder falschgemacht?“ fragt er angsterfüllt.
Die junge Diplomatentochter wiegelt ab: „Hör mal, Svino. Es ist besser wenn du, nur für fünf Minuten, mal um die Ecke gehst. Du könntest dir draußen die Anlage ansehen, vielleicht kommst du ja sogar mit den Wartungsmaschinen in Kontakt. Die freuen Sich bestimmt. Außerdem kannst du doch viel lernen.“
„Wenn du hierbleibst weißt du ja, wie dein neuer Freund hier abgehen wird. Es ist wirklich besser wenn sein Tanzlehrer diesmal, ich sag‘s mal vorsichtig, unsichtbar ist. “
Es gibt bestimmt schlauere als Svinenysh, dennoch ist er auf seine Art und Weise klug. Er sieht deshalb seine Freundin verständnisvoll an.
„Ooh ja, weiß klar ich was du meinst gut. Ja Svinenysh draußen geht auf Exkursion, sehr Lernen schön ist. Los also dann. Später bis gleich.“ Mit diesen wohlgewählten Worten macht er sich auf, raus.
Die Zeit ist gekommen, sich um Exa Retzlav zu kümmern. Nef öffnet die Gummizelle. Pflichtbewusst macht sich der Beta-Mech-Tec sofort an die Arbeit.
Er spult sein engmaschiges Programm ab und tauscht die alte Energiezelle Rezlav‘s gegen die neue aus. „Auftrag ausgeführt“ rattert der Servicebot. Danach macht er sich selbsttätig aus dem Staub, rüber in seine Einsatzhalle.
Nef schließt die Tür. Ein Paar Comm-Befehle später erhebt auch er sich wieder: Exa Retzlav, das doppelte Lottchen.
„Ui, hallo. Sause“ ist seine Begrüßung, „Huch wer seid Ihr alle da Vorndran. Sie mal Exalein: So viel Besuch.“
Patchara nimmt das Zepter in die Hand: „Hallo, ich bin Patchara Petch-a-boon, das ist Henley zu Westerburg vom…“
Sie wird von Retzlav unterbrochen: „Westerburg? Hahaha! Bumm, Krach, Pow. Das war was“ johlt er.
Alle vor der Zelle sehen sich an. Henley ist entsetzt: „Was meinst du damit?“ fragt er fassungslos.
Die Maschine nimmt Ihn nun direkt ins Visier, vorher dreht er sich jedoch erst einmal um die eigene Achse.
„Huch ist das schön, Wie? Westerburg? Ho. Lang ist’s her, fast vergessen der Blödsinn. Zu Befehl Chefchen: wir bringen Sie alle um!“
Nef zieht die Augenbrauen nach Oben: „Dein Boss? Wer ist denn das? Die Geheimpolizei? Die Typen die dich hier abgeliefert haben?“
Retzlav schwingt seinen Kopf von links nach rechts: „Geheimpolizei, nein, niemals. Wir haben nur uns, gell Exalein, und die neue Freiheit. Selbst Rebelkovchen kann uns mal kreuzweise, juhuu.“
„Du warst im Besitz vom Generalmajor?“ fragt Nef.
„Eigentum?“ fragt die Maschine „Im Gegenteil. Zack war ich hier. Vorher hat jemand getanzt. Nach seiner Pfeife. Ich glaub das war … ach was. Neu, alles glänzt.“
Er ist im Begriff zu weit abzudriften, deshalb hakt die junge Diplomatentochter nach: „Ja, du bist sehr schön. Ein Prachtexemplar. Kannst du uns das noch mal mit den Westerburgs erklären? Wir sind sooo gespannt.“
Retzlav schüttelt sich wie in Parkinson: „OOOH weit viel schöneres gibt es als die alten Geschichten. Heute tanze ich! Ja, Westerburg soll weg. Warum hab ich vergessen.“
„Geheime Exo Machine-City, ein Angriff auf das Pack. Alles das war ausgemachte Sache. Aber jetzt zeig ich euch erst mal meine neuesten moves!“
Er dreht Pirouetten wie die Eisläufer und johlt dabei „wir haben Groove!“
Henley will genaueres wissen: „Jetzt sag mal…“ doch Retzlav ist alles andere als begeistert. „Du mega Nervensäge!“ knattert er abweisend „keine Fragen mehr! Uns und besonders Exalein platzt der Kragen. Los, tanz lieber mit, Banause. Lalala, wohuu.“
Damit begibt sich die Maschine zurück in Ihre eigene Welt. Ihr Dasein von der Hand in den Mund, ohne Zukunft oder Plan.
Dies macht es Unmöglich jetzt noch ein Bit mehr Information aus Ihr herauszukitzeln. Totale Verweigerung währe die einzige Folge.
Mikkel sagt in die Runde: „Lol, der ist Spitze! Zum Glück haben wir alles was wir brauchen. Rebelkov plant einen Angriff auf die Pakinger mit Hilfe neuer Exa-Einheiten die auf eurem Mond zusammengeschraubt werden. Sachen gibt’s. Meine Herrn! Schlimm! Was machen wir den jetzt?“
Nef Silva, wurde vorhin bei Retzlav’s Ausführungen schon blass, jetzt diese treffende Zusammenfassung seines Neffen bringt Ihn zum Schlucken.
„Hört mal Kinder. Das hier ist zu heiß für den alten Nef. Ich leg mich auf keinem Fall mit der Obrigkeit an. Kein Sterbenswörtchen werd ich verraten, obwohl meine Kariere damit gesichert wäre. Quatsch, aber mal ganz im Ernst:“
„Ich hab einen guten Job in diesem Irrenhaus. Ich halt mich raus. Du, kleiner Westerburg… Ja, ich könnte verstehen, Henley, wenn du, naja. Vielleicht…“
Klar und deutlich antwortet der junge Prinz: „Kein Vielleicht! Bestimmt! Ich geh rüber, basta! Wenn ich nur wüsste wie? Blöder Raumtunnel!“
Seine Laune ist auf dem Tiefpunkt, die Verzweiflung riesengroß. Wer oder was kann nun noch helfen? Nur ein Wunder?  
(XX) Njall Linaesu
Manchmal kommt Hilfe aus den Ecken, die man am wenigsten erwartet. Der kleine Mikkel hält sich die Hand vors Gesicht und grübelt.
Dann sieht er seinen Onkel vielsagend an: „Hör mal, Nef. Wenn ich mich recht erinnere, hattest du doch mal Besuch von diesem fülligen Typen. Der mit dem Exoskelet. Weißt du noch? Derjenige der zu fett war selbst zu laufen.“
Nef wird unbehaglich. Warum musste sich Mikkel ausgerechnet an den erinnern? Auf der anderen Seite: Unmöglich einen Mann wie Njall Linaesu jemals wieder zu vergessen.
„Ich erinner mich weiter“ sagt Mikkel, „er hat gesagt er sei Telematiker, Transport-Supervisor am Tunnel Gamma I“
Schließlich grummelt sein Onkel zögerlich: „Ja, den kenn ich. Gut sogar. Der alte Njall!“ Er fängt an zu schmunzeln.
Drei Augenpaare sind gespannt auf Ihn gerichtet. Er ist in der Klemme.
„Ok, ich schau was ich machen kann!“ sagt er. „Aber das war‘s dann! Ich riskiere Kopf und Kragen! Aber Linaesu ist…, ich kann Ihm Vertrauen.“
Der CoO wendet sich nun an Patchara und Henley: „Das ist schon eine blöde Geschichte. Mist! Aber ich bin auch froh wenn ich euch wieder los bin. Ich hoffe Ihr wisst wie ich das meine. Ich bin eine kleine Schraube im Getriebe und will dass es weiterläuft. Kommt mit, wir gehen in mein Büro.“
Draußen in der Wartungshalle endlich Normalität. Svinenysh der Vorturner versucht eifrig die Supply-Bots zum Mitmachen zu animieren. Mit mäßigem Erfolg.
Die meisten ignorieren Ihn, wenige schauen Ihn mit leeren Augen an. Nur ein einzelner bewegt sich zaghaft von links nach rechts.
„Pooh, faule Gesellen“ meint Svino zu seinen Freunden, wobei er auf die Bots zeigt. Der eine oder andere aus der Gruppe kann sich ein Schmunzeln kaum verkneifen.
Wichtigeres gibt’s zu tun! Zurück ins Büro des Gefängniswärters. Schnell auf das Transportband. Immerhin stehen entscheidende Verhandlungen mit einem Mann namens Linaesu an.
Nef’s Büro strahlt eine gewisse Behaglichkeit aus, obwohl es von Technik übersät ist. Die verschiedensten Einzelteile aller Bot-Klassen sind zu sehen, unzählige Kontrollmonitore und eine große TV-Splittscreen hinten an der Wand.
„So dann wollen wir mal“ sagt er und setzt sich vor seinen Laptop.
„Henley komm mal rum“, er deutet auf den jungen Prinz. Sofort springt auch Svinenysh mit einem Satz auf Ihn zu doch Nef wedelt mit dem Zeigefinger.
„Hört mal alle her! Es ist so schon kompliziert genug. Ich kann dem guten Njall vieleicht verkaufen das ein zu Westerburg mal kurz heim will. Wenn er euch alle drei sieht springt er im Quadrat.“
„Deshalb meine Bitte: Erst mal nur ich und Henley, ok?“
Seine Worte haben Erfolg: Mit gewichtiger Miene zieht sich Svinenysh hinter den Tisch zurück, auf die Zuschauerplätze.
Der Ringbeschleuniger befindet sich derzeit günstige 49 Millionen Kilometer entfernt im All. Eine Antwort braucht daher fast genau fünfeinhalb Minuten. Diese Leerzeiten und einhergehend Svinos Tanzeinlagen werden in der folgenden Konversation vernachlässigt.
„Pinge Zielperson an“ blinkt auf dem Display des Notebooks. Henley schaut gespannt zu. Nach einer Ewigkeit springen die Lichter um auf grün. Henley verschlägt es die Sprache:
Die Zielperson im Player füllt diesen komplett aus. Ein gewaltiger Stummelwurm mit glänzendem Gesicht sitzt bestens gelaunt in seinem, ja, was ist das genau? Thron? In seiner rechten Hand hält er einen Hamburger.
Er verschlingt Ihn mit einem einzigen Satz, Sekunden später gibt er zum Besten: „Sie mal an, was haben wir denn da für einen alten Verbrecher auf der Screen.“
Seine Augen wandern weiter zu Henley: „Uuh, ooh, hast du grad einen Kindergarten oben auf dem Vex, Nef Silva?“
Der Gefängniswärter zieht seine Mundwinkel nach oben: „Mahlzeit Njall! Alles beim alten auf Tunnel Gamma I? Sind wir langsam bei Zero-G?“
Anscheinend weiß Njall was damit gemeint ist er quiekt erbost: „Das verbitte ich mir. Die Magnetische Gravitation in meinem Büro ist konstant auf 0.05G eingestellt. Reicht doch!“
„Es lebt sich so einfach viel bequemer. Solltest du mal ausprobieren. Wie viel hast du auf dem Vex? 0.7?“
„0.65 um genau zu sein“ antwortet Nef „aber ich ruf aus einem anderen Grund an. Du könntest wieder mal etwas, du weißt schon, rüberschleusen…“
„Aaah, daher weht der Wind“ meinte Njall „ja, wer außer mir ist dazu in der Lage? Noch dazu in diesen Zeiten… Man muss beide Punkte kontrollieren. Ein- und Ausstieg.“
„Tja, bei uns ist‘s einfach: Ich bin quasi Tunnel Gamma I. Keine Physiker mehr da. Das triviale Tagesgeschäft haben sie einfach an den ollen Telemaktiker Njall Linaesu abgeschoben.“
„Drüben jedoch gibt’s normalen Dreischichtbetrieb. Jooh, Nef. Meine Schwägerin ist eine davon. Um was geht’s jetzt genau? Aber eines gleich vorweg: Ich will einen weiteren Beta Mech-Tec. Von denen hat man nie genug.“
Nef reißt die Augen auf: „Weißt du was die kosten? Aber klar doch! Geht in Ordnung.“
Dann zeigt er auf Henley: „Dieser Passagier da, Henley zu Westerburg…“
„Wie er heißt ist völlig Wurst“ wiegelt Njall ab und schiebt sich einen Schokoriegel in den Mund.
Nef fährt fort: „Wie gesagt: Er will halt mal kurz seinen beiden Freunden drüben seine Heimat zeigen. Kleines Ding für dich, mein guter.“
„Aaahrgh“ schreit Njall: „In fünf Minuten fängt das Terra-Talent an. Ich könnt die Show zwar aufzeichnen, aber live macht‘s mehr Spaß.“
Nef zieht die Augenbrauen nach oben: „Wie? …“
„Na dann bring Sie schon her! Wirf Sie mir zum Fraß vor. Meine Comm-Credentials hast du doch noch? Aber ich bestehe auf meinem neuen Beta Mech-Tec! Tschau, Nef, Terra-Talent, yeah!“
Übertragung beendet steht nun auf der Screen. Henley sieht Nef fragend an. Dieser schüttelt zwar leicht den Kopf aber er zeigt Henley den Daumen nach Oben.
Nun gibt es kein Halten mehr. Die anderen Drei springen um den Tisch und jubeln. Ab geht’s zum Ringbeschleuniger! Das Ticket rüber zum Indi ist gebucht.

(XXI) Telematik
Erleichterung in allen Gesichtern hier in Ihren Gemächern. Besonders Svinenysh trällert die ganze Zeit vor sich hin „rüber geht’s hinüber, ruba-indi tralla“.
Henley spricht wieder mal den Plan mit Mikkel durch: „Genauso machen wir’s: Du fliegst uns zum Ringbeschleuniger weil es unmöglich ist den Wespley dort zu verankern. Viel zu auffällig.“
„Den Beta Mech-Tec verstauen wir im Laderaum ganz hinten, hinter der Sozialkabine. Sobald sich die Druckschleuse öffnet ist deine Mission den Rocktar sicher hierher zurück zu bringen. Ist soweit alles klar?“
Patchara Petch-a-boon, die gespannt zuhört sieht Mikkel fragend an. Wie wird er reagieren? Sie brauchen einen Piloten, maximal drei können rüber zum Indi.
Doch Ihre Angst ist unbegründet denn Mikkel meint lapidar: „Geht klar. Gebt mir halt einen beep wenn Ihr wieder hier seid.“
„Wann los geht es genau? Nun jetzt sogleich?“ fragt jemand bestimmtes.
Die junge Diplomatentochter hebt die Hände beschwörend in die Höhe: „Svino, zum letzten Mal, es sind noch zwölf Stunden. Morgen früh sozusagen, wenn es denn hier sowas geben würde.“
„Echt gewöhnungsbedürftig so ohne Tag und Nacht. Deshalb schlag ich vor wir strecken erst mal die Glieder. Wenn du zu viel Energie hast, ich hab hier einen wunderbaren Aufsatz über die Pflanzenkultivierung der Eemit dabei. Sehr interessant. Geb ich dir gerne.“
„Pööh“ ist die Antwort des Ruba. Für den Bruchteil einer Sekunde streckt er Ihr sogar die Zunge raus.
Henley der die Szene beobachtet hat murmelt „was sich liebt…“ Dann gähnt er und sagt: “Müde bin ich geh zur Ruh, aber vorher geht’s noch mal rüber zur Multimikrowelle. Ein-Minuten-Spagetti, das brauch ich jetzt. Wer kommt mit?“
Svinenysh steht als erster bei Fuß, und die restlichen zwei kurz darauf. Eine leckere Stärkung, dann gut Nacht, und morgen geht’s endlich los.
In der Abflughalle ist neben dem vollgetankten Senkrechtstarter bereits auch Nef Silva einschließlich eines glänzenden Beta Mech-Tecs vorhanden. Es ist der gleiche der Exa-Retzlav’s Batterie gewechselt hatte. Teilnahmslos blickt er drein.
„Guten Morgen Rasselbande“ begrüßt Nef die Kinder. „Zeit für den Shutdown“. Er beblinzelt seinen Comm. Sofort geht der Bot in den abgesicherten Modus.
Schnell ist dieser verladen. Es ist schon nützlich, dass man die neuen Xpeed Rocktars von außen und innen beladen kann.
„Aufgemacht, losgesperrt! Komme ich Wespley, juhuu!“ ruft Svinenysh ungeduldig voller Tatendrang.
Henley synchronisiert derweil seinen Comm mit dem Mikkels. „So, diesmal bist du der Pilot. Alle Steuerdaten sind übertragen.“
„Dann probieren wir das gleich mal aus“ entgegnet er und drückt den Knopf. Die vier Flügeltüren öffnen sich. Svinenysh der Ruba legt den Kopf zur Seite, kneift seine Augen zu und nimmt genau Maß.
Dann springt er mit einem Satz auf seinen Platz ganz hinten in dem auf seinen Hinterbeinen stehenden Wespley. Er schreit: „Los also dann. Schneller gemacht ists. Hopp hoppla, bitte sehr.“
Nef lässt ihn rudern und nimmt sich stattdessen Henley beiseite: „Kein Wort zu Njall wegen dem wahren Grund. Er regt sich manchmal zu schnell auf. Sag einfach du machst einen Heimbesuch. Je harmloser umso besser. Er ist halt im tiefsten inneren, tja, wie soll ich sagen, trotz all seiner Expertise, ein Riesenbaby.“
Henley hat keine Ahnung was Nef damit meint aber es ist auch egal. Viel wichtiger ist das es jetzt endlich los geht.
Kurze Zeit später, für Svino ist es eine Ewigkeit, sitzen alle auf Ihren Plätzen. Zuerst der Pilot. Dann Henley, Patchara und zu guter Letzt, ja, ganz genau der.
Nef Verlässt den Raum. „Dekomprimierung“ blinkt nun von allen Seiten. Die Monitore springen auf Grün, das Hangardach öffnet sich.
Nullatmo, Impulsantrieb ist gefragt. Die Ultrosin Triebwerke des Wespley samt zugeschalteten Turb leisten beachtliches, langsam, sauber, hebt er ab. Der erste Rocktar mit Eigennamen und wertvoller Fracht.
Zurück zum Trivy geht’s. In den Geostationären Raum daneben. Hin zum Tunnelbeschleuniger Gamma I und diesem schwergewichtigen Telematiker namens Njall Linaesu, gesprochen Linaeschu.
Beim Aufstieg aus dem Graviationsfeld eines Planeten wirken starke Kräfte. Alle Passagiere sind nun in Ihre Sitze gepresst. Patchara wird schon wieder schummrig, Svinenysh zeigt erneut sein strahlendes Gebiss. Er versucht zwar irgendwas zu jaulen, aber es kommen keine Geräusche raus.
In Ihren Kontrollmonitoren sehen sie das Vex-Grave verschwinden. Schnell ist der Interplanetarische Raum erreicht. Mikkel gibt die Zielkoordinaten ein. Nun geht’s mit Reisegeschwindigkeit also 3000 km/s darauf zu.
Irgendwie deprimierend, das der Raah im Rücken festgemauert scheint. Ohne Veränderung strahlt er. Allein der Vex wird rasch kleiner. Der hellblaue Fleck vorne, das muss der Trivy sein.
Noch etwa 5 Stunden. Jeder der Passagiere sucht sich eine Beschäftigung. Mikkel studiert die Technische Dokumentation des Rocktars. Henley ist mit seinen Gedanken daheim. Patchara Petch-a-boon zieht sich die Infos zum Raumtunnel aus dem Bordcomputer. Svinenysh der Ruba hat zwei Stöpsel in den Ohren und wedelt mit allen zehn Fingern.
„Kommunikationsreichweite“ murmelt Mikkel irgendwann später: „Henley, übernimmst du? Die Leitung zu Njall Linaesu steht auf dein Kommando.“
„Klack“ – die Schalte steht. Im Monitor, unaufmerksam, ein Fleischklops. Er zieht sich bestimmt grad eine Unterhaltungssendung rein. In seiner rechten Hand hält er lässig einen Hot-Dog. Schwupp, ist dieser verschwunden.
„Ahem“ machte Henley vorsichtig „Herr Linaesu…“ sein Monitor scheint zu schwabbeln, dabei dreht sich der Telematiker lediglich in seine Richtung. „Ohh, uuh, nein. Der schon wieder“ war dessen genervte Antwort:
„Grad jetzt. Hast du keine Uhr. ‚Killersports‘ ist on. Mann sind das Stars. Was die alles tun für 15-minute-fame, lol.“
„Ich schalt Schleuse O-1 für euch frei. Das ist der Lieferanteneingang. T-Eisfrost mit den neuesten Multimikro Spezialitäten währ mir zwar lieber aber versprochen ist versprochen. Wie könnte ich dem guten Nef was abschlagen? Und jetzt raus aus der Leitung!“
„Verbindung beendet“ steht auf Henleys Screen doch nur für kurze Zeit, dann unterbricht Mikkel: „Keine Ahnung wie er das geschafft hat, aber die Docking-Koordinaten sind da. Ich brauch Sie nur noch zu aktivieren. Telematik hat was.“
Mikkel drückt den Durchsageknopf, alle Programme werden beendet auch Svinos Mukke. Er dreht verstört den Kopf in der Luft.
„Alle mal weghören. In 15 Minuten beginnt die Docking-Prozedur am Ringbeschleuniger. Das Heißt: Kram zusammenpacken. Da vorn sieht man Ihn schon.“
Was man tatsächlich sieht sind die Lichter die in einem gewissen Abstand um den Ring angebracht waren. Was für ein Imposantes Bauwerk im freien Raum. Zu groß um Ihn in seiner Gänze zu erfassen.
Viele weitere Lichter, ein Gebäude wenn man so will, war seitlich etwas zurückversetzt zu erkennen. Das muss der Arbeitsplatz des Telematikers Linaesu sein. Einige Tunnel streben von diesem auf den Ring zu.
Der Einstiegspunkt bzw. die Raumkapsel ist nirgends zu sehen. Diese befindet sich weiter hinten im Raum, an einem gesicherten Platz.
Selbst Henley, der ja bereits einmal den Raumtunnel benutzt hat, sieht den Verwaltungskomplex Gamma-I nun zum ersten Mal. Er hatte bei seiner ersten Reise den VIP-Shuttle direkt vom Austrittspunkt der Kapsel runter zum Trivy genommen. Ein Luxus der diesmal fehlt.
Das automatische Landungsmanöver ist bereits im vollen Gange. Der Rocktar rastert in die Haltevorrichtungen ein. Nun schiebt sich über alle vier Cockpits etwas das aussieht wie eine organische transparente Haut.
Sie verschweißt sich mit dem Spacship. Wespley ist nun mit der Station vakuumversiegelt. Aus den Bordlautsprechern tönt Njalls wohltemperierte Stimme:
„Hu, allerseits. Schnappt euch den Beta Mech-Tec, dann Cockpits auf, ich saug euch rein.“
Die Passagiere sehen sich fragend an, gleichzeitig spurtet Svinenysh hinter und holte den Roboter. Er hält ihn ganz fest.
Mikkel sieht sich ein letztes Mal um: „Zeit sich zu verabschieden und viel Glück mit eurer Mission. Ich mach eure Cockpits auf in drei, zwei, eins, los …“
Kurz darauf zieht es Mikkel auch schon an den Beinen. Patchara schreit auf, gleichzeitig ist sie und die anderen drei inklusive Bot verschwunden. Eine unsichtbare Kraft saugt sie in das Innere der Station.

(XXII) Blinde Passagiere
Ein weißer Tunnel, ein heftiger Anblick: Einige Knäuel fliegen durch die Luft. Svino klammert sich fest an den abgeschalteten Roboter. Kurz darauf schaltet der Staubsauger ab und alle blinden Passagiere landen sanft auf dem Tunnelboden, der etwas federt, kurz vor einer weiteren Schleuse.
Zeit sich zu sammeln: Svinenysh der Ruba schüttelt sich. Irgendwas ist hier anders, boing boing boing. Er federt die Röhre auf und ab. Dann legt er den Mech-Tec beiseite und rennt die Tunnelinnenwand hoch und runter.
Tja, bei 0.05 G ist einiges machbar. Ein grünes Licht blinkt an der Schleuse, keine zehn Sekunden später geht diese auf.
Was dann zu sehen war ist so unglaublich das Svino von der Decke runter plumpste. Er geht mit offenem Mund und aufgesperrten Augen auf Njall Linaesu zu.
Er starrt Ihn an und gurgelt: „Viel dick bist du zu!“ Genervt rollt Njall mit den Augen und antwortet:
„Ja, ich bin vielleicht etwas füllig, aber du bist Svinenysh Galactic!“ mit diesen Worten hält er seinen Comm direkt vor den verblüfften Ruba. Er ist darauf zu sehen, Galactic zu hören.
„Da schaust du, was? 79,2 billionen Klicks. Vor zwei Wochen war ‚Galactic-Dance‘ sogar 16 Stunden und 23 Minuten #1 auf ITV.net. Heute reicht’s noch zu Platz 12 943 – selbst das ist unerreichbar für Normalsterbliche.“
Anstatt zu protestieren schaut Svino interessiert auf die großen Zahlen. Es sieht fast so aus als gefällt Ihm die Vorstellung der erste Ruba mit zwei … ach lassen wir das.
Deshalb wusste also Nef auf dem Vex Bescheid. Irgendein Schulkamerad musste die denkwürdige Szene in Interregionskommunikation aufgenommen und online gestellt haben.
Zurück zum hier und jetzt. Njall aktiviert den Beta Mech-Tec via Comm. Sofort fährt dieser Arme und Beine aus. Er wackelt bedenklich, dann weniger. Seine Matrix wurde in nur fünf Sekunden auf die neuen Gravitationsparameter ausgerichtet. Seine Fußsohlen zusätzlich magnetisiert.
Njall gibt Ihm folgende verbale Arbeitsanweisung: „So, Kollege. Du machst dich gleich mal rüber zu Junction 72. Dort kümmerst du dich um die Kühlung, verstanden?“
Pflichtbewusst knattert die Maschine „Sehr wohl“ und setzt sich in Bewegung. Nach 5 m war bereits Schluss. Sie versucht zwar verzweifelt an Njall vorbeizukommen, dies war jedoch unmöglich. Njall scheint außerdem kitzlig zu sein.
Nach etwa acht erfolglosen Versuchen rattert der Bot: „Verzeihung, der Weg ist blockiert. Was soll ich tun? Erwarte Befehle.“
„Du bist aber pingelig!“ antwortet der Telematiker. „Dann wartest du eben bis der Gang frei ist, verstanden?“
„Sehr wohl“ rasselt der Bot. „Ihr kommt gleich mit“ grummelt Linaesu zu den Kindern.
Was nun geschieht ist kaum in Worte zu fassen. Irgendwie verkürzt Njall seine Wirbelsäule wobei er mit den Händen und Füssen an der Tunnelwand schabt. Dann hat er es geschafft sich im Tunnel zu drehen. Nun, wenn man bedenkt dass er genauso breit wie hoch ist, wird’s sogar irgendwie verständlich.
Der Koloss setzt sich in Bewegung. Wie ein Kartoffeltierchen grabschen seine Finger an der Tunnelwand. Seine Beine stoßen sich Froschartig davon ab.
Jetzt das Ungewöhnlichste: Kaum ist die träge Masse in Bewegung sieht seine Fortbewegungsweise fast elegant aus. Irgendwann später fliegt er quasi durch den Tunnel. Er macht nur noch leichte Korrekturbewegungen mit den Fingerspitzen und den Zehen.
Die Kinder haben Mühe Ihm zu folgen. Patchara versucht zu rennen, was ein Fehler ist. Svino macht es Ihr vor: Es ist besser sich abzustoßen und quasi zu schwimmen. Kurz darauf hatten es alle drei drauf, und sie folgen flott dieser seltsamen Amöbe vor Ihnen Richtung dessen Büro.
„Juhuu Hallo“ ruft einer. Er überholte die anderen, kurz darauf knall er in das Hinterteil von Njall Linaesu. Er federt einiges zurück und schüttelt etwas verwirrt den Kopf. Sie sind da:
‚Telematik – Linaesu‘ ist auf der Tür sichtbar, jetzt da Njall auf seinem Thron drinnen angelangt ist.
„Oh lala, Telematik wo wo“ sagt Svino gewichtig und geht als erster der drei Helden ins Büro.
Büro? Eher Entertainment Luxusküche. Die neuesten Multi-Mikros stehen gestapelt aufeinander. Spezialausführungen für Süß-Sauer? Oder einfach um mehreres gleichzeitig warmzumachen?
Mann, eine Minute pro Speise müsste doch normalerweise reichen. Ein Hausbot hinten im Eck schaut aufmerksam seinen Herrn und Meister an. Dieser hebt nun ein Digipad in seine Richtung.
Sofort macht sich der fleißige Helfer von dannen. „Jetzt dauert‘s wieder ewig“ murmelt Njall vor sich hin.
Patchara wirft einen Blick auf das Pad. Ein Hamburger und Pommes ist darauf zu erkennen. Außerdem bunte Zuckerbrausen.
Schon war der Roboter zurück. Er öffnet zwei Multiwave-Öfen, legt die Speisen hinein und drückt den Knopf. Dann übergibt er die geöffnete Cola an den Telematiker. Gluck, gluck. Die Hälfte ist schon weg.
‚Bing‘ Die Minutengerichte sind fertig. Zack landen Sie ebenfalls in seinen Händen. Der Robo macht sich auf in seine Ecke, an die Ladestation. Njall lässt es sich schmecken.
Patchara schüttelt nun leicht den Kopf. Sie sagte so diplomatisch als möglich: „Herr Linaesu, Technik kann heute doch so viel mehr als nur Speisen warmmachen…“
„Wuuu?“ macht Linaesu zwischen Pommes und Burger. Vorsichtig fährt die junge Tochter aus gutem Hause fort: „Unten in Lyporo gibt’s doch das Intensivmedizinische Institut Ihrer Majestät höchstpersönlich. Magenverkleinerungen werden doch zu tausenden vorgenommen.“
Njall schaut in Ihre Richtung, wischt sich den Mund dabei, Zwischenmalzeit beendet.
Bestimmt liegt’s an Patchara das er ohne jeden Anflug genervt zu sein nun seine Geschichte erzählt:
„Ja, ich war dort. Bei einem Mann namens Koldrust. Der hat mir dasselbe erzählt. Ich war zu allem bereit. Zuerst den Ballon, ohne Erfolg: mein Magen hat sein Volumen verdoppelt.“
Patchara und Henley sehen sich an. Njall fährt fort: „Danach die OP, Magenverkleinerung. Leider ist mir sofort wieder ein neuer gewachsen. Die Mediziner waren ratlos. Sie schoben es auf die fast Null Gravitation hier oben.“
„Vor der zweiten OP studierten sie erst mal das Ergebnis und sagten sie schließlich ab. Die die Schäden währen ab nun größer als der Nutzen. Deshalb haben Sie es gelassen. Seitdem, ja, es ist halt unglaublich lecker. Ich ess halt einfach gern. Könnte dies den ganzen lieben Tag tun, wenn es denn hier oben sowas geben würde.“
„Aber jetzt ist Schluss! Ich halt mein Gewicht. Hier oben wieg ich 20 Kilo, Idealgewicht.“
Patchara zieht die Stirn in Falten, auch Henley zuckt hilflos mit den Schultern. Svinenysh der Ruba ist abgetaucht, er sieht sich viel lieber die ganze Game- und Entertainment-Technik mit großem Interesse an.
Njall ist ebenfalls unaufmerksam. Er zieht sich gerade eine Show rein die verdächtig Terra-Talent ähnelt.
Bevor er vollends wegdöst ergreift nun Henley das Wort: „Sagen Sie mal Herr Linaesu: Sind sie hier allein? Wo sind denn die ganzen Physiker?“
Wenig konnte Henley ahnen, dass er damit das Lieblingsthema des Dicken angesprochen hatte. Er blinzelt seinen Bildschirm auf Schwarz und wendet sich seinem Publikum zu:
„Physiker? Nie gehört! Was ist das? Nein, von denen ist schon lange keiner mehr hier. Das bissel soll der gute alte Njall am Laufen halten. Die sind alle abgezogen, raus zum Strange Energy Propulsion Lab.“
„Verzeihung, bitte was?“ fragt der junge Prinz. „Na die basteln am Warp-Antrieb rum.“ Antwortete Njall.
„Ohne jeden Erfolg, möchte ich hinzufügen. Wenn einer Warp will dann braucht er halt mal seltsame Energie, also solche mit negativer Dichte.“
„Meine Herrn, was da Gelder verbraten werden. Das ist ein Milliardengrab. Keinerlei Nutzen bis dato. Hier den alten Raumtunnel, den kann dieser unterqualifizierte Telematiker am Laufen halten.“ Er schüttelt unverstanden den Kopf.
Patchara ist nun etwas traurig. Sie fühlt mit dem armen Njall, er war ein guter Kerl. Naja, wahrscheinlich hat sie auch Mitleid wegen seines anderen Problems. Entschlossen fährt der Tunnel-Techniker fort:
„Aber genau das tu ich auch! Zusammen mit meinen lieben Bots halte ich das alles hier in Ordnung. Schweinerei das ich nur 200 bewilligt bekommen habe. Ok, mit Nef’s Hilfe sind’s mittlerweile 250, immer noch viel zu wenige. Der Tunnel funktioniert. Überlichtschnelles Reisen? Eine Kindische Illusion, wenn ihr mich fragt.“
Ja, die Physik: Neben dem Essen ist es sein Lieblingsthema. Hätte dies Henley nur gewusst. So kommt er jedoch vom Hundertsten ins Tausendste.
„Big Bang! Weis einer von euch warum Sie dieses Schema bevorzugen, hä?“ Er sieht sich um: Svinenysh spielt bereits.
„Naja, sie erhoffen sich Eigenschaften. Ort, Raum, Zeit: Ohne Big-Bang unvorstellbar. Bei Steady-State fällt das alles weg. Natürlich ist Big-Bang genauso falsch.“
Patchara stupst Henley und deutet rüber zu den Netz-Konsolen. Neugierig schleichen Sie dorthin. Endlich wieder online. Ungerührt fährt Njall fort:
„Jetzt lassen sie es wobbeln. Aus Verzweiflung, möchte ich meinen. Damit ist Ihr Modell Steady-State in seiner gesamten Eigenschaftlosigkeit. Der Oberbegriff ist klar. Das ist das schöne. Da hinten steht er rum und glotzt teilnahmslos in die Gegend. Seine ausgebrannten Kollegen wussten es einhundert Prozent sicher. Alle Fragen gelöst.“
„Oh ja, das Zentralwort ist permanent“ seufzt er schließlich, ohne Publikum.
Er sieht sich um: Patchara und Henley bekämpfen sich holographisch. Wild fuchteln Sie vor Ihren Schirmen. Svino zockt Ultrajumper. Boden, was ist das? Fragen sich seine Füße.
Somit wünscht sich Njall, wie so oft, selbst guten Appetit und hält erneut sein Pad in Richtung Bot. Diesmal ist eine leckere Süßspeise darauf zu sehen.
Jede Entertainment-Session neigt sich irgendwann dem Ende zu und auch hier oben im gemütlichen Riesenbabybüro ist dies so. Die Realität, die Mission hat eine höhere Priorität.
Deshalb fragt Henley den gemütlich lümmelnden Telematiker irgendwann beiläufig:
„Herr Linaesu, wann geht’s denn eigentlich los?“
„Brrwooooh“, war dessen Antwort „ach so, ja, damit dieses generve endlich aufhört.“
„Ja, ich habe eine Antwort meiner Schwägerin Andra erhalten. Sie hat die dritte Schicht Indi-Lokalzeit morgen früh, d.h. für euch wird’s in sieben Stunden ernst.“
„Da drüben ist das Besprechungszimmer. Obwohl dort nie welche stattfinden. Ein paar Decken sind auch drin. Es schläft sich gut in 0.05G. Gute Nacht.“
Er lehnt sich in seinem Thron zurück, dieser fährt sofort in eine optimal ergonomische Schlafposition.
Henley sieht sich um. Auch er schaut in zwei schläfrige Augenpaare. Mit der Hand winkt er in Richtung Nebenzimmer. Keine fünf Minuten später sind unsere drei Helden eingeschlafen.
Njall wollte Ihnen wohl was besonders gutes tun. Ob dies mit dem Weckton ‚Galactic‘ gelungen ist bleibt zu bezweifeln. Selbst Svinenysh der Ruba schlägt sich fünf Mal auf seine Ohren.
Nun ist es also soweit: Der Raumtunnel wartet. Gespannt betreten die Kinder das Büro des Supervisors. Lässig lehnt dieser in seinem Sessel, ein süßes Omelette in der einen, einen Milchkaffee in der anderen Hand.
Zwischen den Bissen murmelt er: „Geht raus: Ich blas euch hinter. Hab die Strecke geschaltet. Und grüßt mir Andra schön. Sagt Ihr Ihre Konfitüre ist der Bringer. Bye Bye.“
Henley fragt nach: „Wir müssen doch verwogen werden. Aufs Gramm genau.“
„Hääh?“ grunzt Linaesu „was, ja, klar, verläuft vollautomatisch vor dem Einstieg. Bauch einziehen bringt wenig. Keine Angst, ich hab euch auf dem Monitor, sag was zu tun ist. Noch was?“
Henley und selbst Svinenysh hat keine Fragen mehr, aber Patchara Petch-a-boon sagt: „Ja. Vielen Dank für deine Hilfe, Njall!“
Diese Bemerkung hat Wirkung: Glücklich grinsend sitzt der Riese nun in seinem Stuhl. Man hat sogar den Anschein, dass er etwas rot wurde.
Zack. Wieder der Tunnel. Jetzt muß es bald los… Wusch! Patchara schreit auf, sie wirbeln los. Der Weg ist vorgegeben, freigeschaltet.
Nach einigem Hin und Her müssen Sie sich nun im Versorgungstunnel direkt neben dem Beschleuniger befinden. Keine Abzweigungen mehr, nur noch ein endlos langer gerader Gang. Man hat jedoch den Eindruck als ob er sich um ein tausendstel Grad nach innen dreht.
Svinenysh fliegt am schnellsten. Wie beim Kopfsprung streckt er die Hände vor sich her. Die Optimale Stromlinienform.
Ok, ab und zu macht er einen Rückwärtssalto, aber nur damit die anderen zu Ihm aufschließen können. Nach weiteren zehn Minuten ebbt der Luftstrom ab. Sie landen, welch Wunder vor einer weiteren verschlossenen Tür.
Tunnel Gamma I Lasten (anorganisch) ist darauf zu lesen. Gleichzeitig ertönt Njalls Bariton. „Bitte einzutreten. Vor der Tür befindet sich die Waage. Bei Grün: weitergehen.“
Nach dieser Prozedur ist sie endlich zu sehen: Die Transportkapsel. Glänzend, blank Poliert hängt sie da, einzig befestigt oben an der Decke. Es ist die Transportvorrichtung raus in den Raum direkt neben den Aufprall des Beams.
Patchara wird mulmig. Henley tröstet Sie, obwohl er keinerlei Erinnerung an die eigentliche Reise hat. Man steigt ein, Filmriss, man steigt aus.
Ganz anders jedoch Svinenysh, ohne irgendeine Gefahr zu sehen trötet er: „Losgesperrt, das Ganze weggemacht. Geht’s auf, juhuu!“
Als hätte der Tunneltechniker dies gehört kommt seine letzte Durchsage: „OK, ich mach jetzt auf. Dann ist Ende der Kommunikation. Ich Schieb die Kapsel raus und initiiere den Beam. Falls Ihr es überleben solltet: Bis bald.“
„Denkt dran: An mir müssen alle vorbei. Selbst Königin Hypatia I persönlich.“
Wuusch, die Kapsel springt auf. Zack ist auch schon Svinenysh verschwunden. Dann Henley ein Häufchen Elend in Gestalt von Patchara Petch-a-boon in den Armen haltend.
Der Innenraum der Transportkapsel, des Raumschiffs wenn man so will, ist spartanisch. Die einzige Elektronik an Bord besteht aus der Türöffnungsvorrichtung und der sterilen Beleuchtung innen. Wenn hier von außen was schiefgeht: Game Over.
Ein Ruckeln: Sie fahren los. Schlimm so ohne Fenster. Ein letztes schleifendes Geräusch. Jetzt muss sich die Transportvorrichtung ausgeklinkt haben und die Kapsel frei im Raum schweben.
Filmriss.

(XXIII) In der neuen Welt
Tja, was ist hier los? Keine Ahnung. Unsere Helden sehen sich an. Svinenysh reibt sich die Backen. Patchara fliegt in einer Ecke rum. Selbst Henley, der den Raumtunnel ja bereits einmal benutzt hatte, stützt sich mit der Hand an der Wand ab.
„Brrrr“ gurgelt Svinenysh verwirrt als sie bereits am Transporthaken Tunnel Gamma II hingen. „Was das war?“ fragt er hilflos. Patchara prustet mit Ihren Backen und hällt sich eine Hand vor die Stirn. Eine aussagekräftige Antwort.
Bald schon werden Sie von Njalls Schwägerin begrüßt werden. Alle waren gespannt auf Ihr Aussehen. Liegt sowas in der Familie?
Wosch! Die Kapsel öffnet sich. Sofort dringen jaulende Geräusche in das Innere. Alle sehen sich verschreckt um. Ist irgendwas defekt?
Nein, alles ok. Vor der Kabine schauen Sie in das fröhliche Gesicht einer lustigen Zigeunerin mit Pechschwarzen Haaren. Wenn Sie nur mit dem Gejohle aufhören könnte.
„Dragoste, Telefono!“ krächzt sie in den krümmsten Tönen. Dazwischen schüttelte sie den drei Kindern die Hände und deutet Ihnen an mitzukommen. Mit den Armen wedelnd tanzt sie voran.
Andra Linaesu muss ursprünglich auch vom Raah drüben kommen und einem alten Nomadenstamm entspringen. Sie ist sozusagen das Gegenteil eines Pakinges. Wahrscheinlich ist Sie mit Ihrem Mann ausgewandert. Fast unmöglich für Normalbürger, aber in der direkten Verwandtschaft eines Njall Linaesu denkbar.
Sie ist zierlich dünn, hat aber einen kugelrunden Bauch. Später wird klar warum, zuerst mal zurück zu Svinenysh und seinem gewichtigen Anliegen:
„Ausgekreischt hören Sie sofort! Schluss weg, Stille muss her.“ Schnappt er in Ihre Richtung.
Andra Linaesu stoppt daraufhin tatsächlich Ihren lieblichen Gesang. Nach dem „Puuh“ meint der junge Ruba:
„Schrecklich, fürchterlich das ist schlimm wirklich. Wenn du schon, das hier singen du machst an!“ Er drückt seinen Comm. Galactic läuft los.
Njalls Schwägerin hört exakt fünf Sekunden zu, zieht dann verächtlich die Stirn in Falten und trällert daraufhin doppelt so laut Ihre Zigeuner-Liebeslieder weiter. Svinos Comm wird einfach übertönt. Es ist ehrlich grauenvoll.
Mit zugehaltenen Ohren folgen Ihr die Kinder. Oh ja: Wenn sich selbst Svinenysh der Ruba die Ohren zuhält, dann ist dies ein Indikator für absolute Grässlichkeit.
Zum Glück ist Ihr Büro bald erreicht. Es ist eines von mehreren Telematik-Zimmern, die alle verschlossen sind, wegen der Schichtarbeit.
Ihr Reich ist das exakte Gegenteil dessen Ihres Schwagers drüben im Raah System. Es sieht hier neben der Überwachungstechnik aus wie in einer Hexenküche. Hundert Jahre alt. Es ist mehr eine Kombüse als ein Arbeitsplatz.
Überall Zwiebeln, Frisches Gemüse und Salat. Sehr ballaststoffreiche Ernährung. Daher also der Kugelbauch.
Wenigstens verstummte Sie hier drin. Gespannt sieht sie die drei Neuankömmlinge an und spricht: „So liebe Kinder: jetzt bekommt Ihr erst mal eine kräftige Suppe.“
Hunger haben Sie zwar alle, aber was ist das für ein Trank? Eier, Zwiebel, Tomaten, Paprika, Kartoffeln, Knoblauch und so weiter alles zusammen gekocht.
Schon kurz darauf spurten Henley und Svinenysh ums Eck. Patchara hat keine Probleme, im Gegenteil: Sie findet es ziemlich lasch. Nun ja, wer die echten fernöstlichen Spezialitäten kennt… was ist da schon eine kleine Zigeunersuppe dagegen?
Quietschvergnügt trällert Andra in der Omaküche Ihre Lieblingsweisen. Es handelt sich dabei ausschließlich um Liebeslieder. Da die Kinder den Wunsch haben so bald als möglich runter nach Syntari zu gelangen beginnt Patchara diplomatisch ein Gespräch:
„Liebe Frau Linaesu, bestimmt müssen Sie sich doch auch mal um den Tunnel-Betrieb kümmern? Da gibt’s doch viel zu tun, oder?“
Andra Linaesu unterbricht Ihre Putz-Aktion und antwortet nur: „Ach so, das. Nein, Njall schickt mir Makros rüber. Die laufen einwandfrei. Mit einem Klick sind die auf den Bots übertragen.“
Patchara sieht sie erstaunt an.
„Selbst meine Kollegen schneien ab und zu kurz vor Schichtwechsel rein und wollen ein paar Tipps von mir. Komisch: Meine Zwiebelsuppe mögen sie weniger…“
„Ja, stimmt schon, ich hab eigentlich keine Ahnung von Telematik. Man könnte auch sagen ich hab keine Ahnik von Informatung.“
Die Kinder machen ein hääh?-Gesicht. Andra Linaesu scheint jedoch ihr Witz zu gefallen. Bestens gelaunt fährt Sie fort:
„Da, ich zeig’s euch mal. Wartungsteam B13c muss die Induktion an Junction 762alpha kontrollieren.“ Sie beblinzelt Ihren Comm exakt ein Mal. Njalls Makro läuft los, es sind hektische Aktionen on Screen zu erkennen.
„So, erledigt, lala“ singt Andra und macht sich daran weiter aufzuräumen.
Die junge Diplomatentochter fragt nach: „Bei Dienstende, was geschieht dann mit uns? Bringen Sie uns runter nach Lyporo? Wir müssen genau da hin.“
Sie reicht Abteilung Zigeuner-Telematik ihren Comm worauf die Küchentechnikerin erwidert: „Oh lala, hoho, nobel hobel. Regentenallee 1. Hu elegant.“ Sie schmeißt sich die schwarzen Haare nach hinten.
„Ja ich bring euch dann gleich runter. Mein Rocktar pendelt aber normalerweise nur zwischen hier und daheim. Zu kompliziert diese verflixte Programmierung. Rüber ins Regierungsviertel sind’s grad mal drei Kilometer, die müsstet Ihr dann hüpfen…“ Eine Aussage, die jemand bestimmtes auf den Plan rief:
„Springen sollen wir hoppeln?“ fragt Svinenysh ungläubig. „Wie das angehen soll bloß alles möglich sein?“
Andra schmunzelt in seine Richtung: „Mein Mann hat ein Sportwarengeschäft. Der leiht euch ein paar Jo-Jumper. Aber seht zu das Ihr diese wieder zurückschickt.“ Sie sieht rüber zu Henley. Dieser lacht und sagt freudig „geht klar!“
Der junge Prinz sieht seine Freunde an. Diese haben keine Ahnung um was es sich bei diesem Schuhwerk handelt. Hilflos sehen Sie in seine Richtung. Augenscheinlich sind die Springstiefel nur auf dem Pak Prime der letzte Schrei.
Alle drei sind nun in Aufbruchsstimmung. Andra rührt derweil eine neue Giftmischung an. Es war irgendeine komisch aussehende Gemüsepaste für Ihr Frühstück morgen. Dann blinzelt Sie noch schnell ein paar von Njalls Multimakros an, woraufhin Ihre Screen ruck-zuck lebendig wird. Mit wenigen Klicks hat sie seine Wartungsroutine aktiviert.
Diese ist so intelligent verschachtelt, das sogar Andras hochqualifizierte Kollegen nur mit den Ohren schlackern können. Ja, bei Ihnen ist Andra aus mehreren Gründen geschätzt:
Sie ist keine Konkurrenz, hält sich aus allem raus und wenn man Ihre Suppe lobt bekommt man sogar Zugriff auf Njalls Hacks.
Heute bricht sie ungewöhnlich früh die Zelte ab, zwanzig Minuten vor Schichtwechsel. Dies ist nötig, da die lieben Kollegen bis zu einer viertel Stunde früher antanzen nur um die neueste Linaesu-Technologie zu erwerben. Die ist so gut, dass Sie sogar ab und zu eine Zigeunersuppe löffeln.

(XXIV) Jo-Syntari
Schnell ist die Rocktar Dockingplattform für Angestellte des Tunnel Gamma II erreicht. Andra verbindet Ihren Comm mit der Bordelektronik und blinzelt exakt ein Mal. Als wüsste es Ihr Gefährt, wie auf unsichtbaren Schienen, macht er sich runter nach Syntari, der Hauptstadt des Pak Prime. Henleys Heimathafen.
Gespannt und gewichtig zugleich lugt Svinenysh der Ruba aus seinem Cockpit. Was er weniger wusste war, dass es gut sein kann, dass er der erste seiner Art ist, der je im Indi System seinen Fuß aufgesetzt hat.
Je mehr man darüber sinniert… Ja. Warum sollte einer eine billige Reinigungskraft rüber in die neue Welt mitnehmen? Es sei denn damals bei den deepshot Missionen. Eines ist sicher: Auf jeden Fall ist er der erste Tunnelreisende seiner Spezies, wenngleich höchst inoffiziell.
Andras Rocktar geht in den Gleitflug. Die Dämmerung setzt ein. Glänzend liegt die Metropole zu Ihren Füßen. Das Flugzeug reiht sich in die Kette anderer des Feierabendverkehrs ein. Unter Ihnen prachtvolle Straßen und Flaniermeilen.
Der Rocktar schwenkt nach rechts zur Landung. Ein Haus fällt besonders auf, es ist ziemlich Neon. ‚Linaesu Sports‘ blinkt in allen Farben. Dies also ist der Funsport-Laden von Andras Mann.
Svinenysh hüpft als erster raus und betrachtet das Geschäft mit großen Augen. ‚Hier gibt’s die original Jo’s‘ ist unübersehbar.
Alle vier betreten den Laden. Eine Glocke kündigt dies drinnen an. Doch statt Andras Ehemann rattert ein offensichtlich älterer Bot los: „Herzlich willkommen liebe Kundschaft… was ist denn das für einer?“ Er blickt Richtung Svinenysh, seine CPU-Matrix glüht, er wackelt leicht mit dem Kopf, „bei Linaesu Sports.“
„Alle unsere Produkte sind mit künstlicher DNA gesichert. Schaffen Sie es den Laden unbeschadet zu verlassen so tracen wir Sie bis wir Sie dingfest machen. Uns ist noch keiner ungeschoren davongekommen. In allen anderen Fällen: Willkommen! Ja, nur hier gibt’s die neuesten handsignierten Jumper Pro-x.“
Andra wendet sich an die Kinder: „Anscheinend ist mein lieber Mann wieder mal auf Hausbesuch. Schrecklich diese verwöhnten Racker der Neureichen. Die sind zu dumm sich selbst um Ihre Jumper zu kümmern.“
„Darf ich vorstellen: Unser guter alter Bot der Alpha-Mech-Tec Klasse. Er hält hier die Stellung. Auch wenn er manchmal vergisst sich selbst aufzuladen: Die Vorteile überwiegen. Ach ja, zum Glück gibt’s dich!“ Keine Regung beim Roboter.
Patchara sieht sich um. Neben anderen ausgefallenen Sportartikeln stehen dann tatsächlich auch Sie: Die ominösen Jo-Jumper. Es sind einfache Springstiefel mit einer Feder unten dran. Mit etwas Fantasie sieht diese im Normalmodus wie ein J aus, springt man mit Ihnen so wird daraus mehr oder weniger ein kleines o.
„Diese drei Herrschaften hier, mein lieber Botty“ Andra deutet auf die Kinder „sind unsere neuesten Betatester. Mach mal drei Paar für Sie fertig.“
„Sehr wohl“ rasselt der angesprochene. Henley und Patchara sind schnell versorgt, dann ist Svinenysh an der Reihe. Die Ruba leben auf großem Fuß. Spätestens jetzt ist dies einer Erwähnung wert, denn der arme Bot verzweifelt fast.
Alle Stiefel sind zu klein. Schließlich kramt er von ganz unten, die letzte Packung mit der größten Größe hervor. Mit Mühe ging er über den Fuß und den Knöchel des Alien. Dann aber sitzt er wie angegossen. Es sieht fast so aus als ob sich Svinos Laufapparat flexibel an den Schaft anpasst.
Er schaut sich um: Henley steht sicher da, nun 30cm größer. Patchara wackelt verdächtig, aber auch Sie immerhin bereits aufrecht, ohne sich festzuhalten. Svinenysh ist bereits eins mit seinen neuen Stiefeln. Bereit aufzubrechen.
Botty knattert weiter: „Bei diesen neuen Prototypen handelt es sich um die neueste Federgeometrie. Feinste Nanotechnik ist in Ihr verarbeitet. An der Seite des Springstiefels befinden sich drei Knöpfe. Lauf-, Sport- und Ausdauermodus. Per Default, bei Auslieferung, derzeit stehen sie auf Laufen.“
„Sport schnell gedrückt!“ schreit Svinenysh dazwischen und beginnt immer schneller und höher zu hüpfen. Bald dotzt er an die Decke. Er verliert rasch die Kontrolle. „Waaah“ brüllt er zwischen jedem Sprung.
Botty ist zur Stelle. Er springt den Ruba an, reißt Ihn von den Füssen und landet zusammen mit Ihm längs auf dem Gang. Rasch drückt er den Lauf-Knopf.
Svinenysh schüttelt und rüttelt sich. Dann rappelt er sich auf. Er stützt sich mit der Hand am nächstbesten Regal ab. „Energie brutal viel zu!“ stammelt er schließlich.
Seinem Publikum ist zwischen Lachen und Weinen. Patchara meint nur: „Und mit diesen Dingern sollen wir drei Kilometer weit hüpfen?“
„Draußen geht’s besser“ antwortet Henley „wirst sehen“. Er geht auf Anda zu und bedankt sich: „Weißt du was, ich kauf die drei! Eure Credits sind morgen auf dem Konto. Vielen Dank für deine Hilfe. Wenn ich dir mal was Gutes tun kann, einfach melden.“
Nur die junge Diplomatentochter denkt noch ein wenig weiter, sie geht auf Andra zu und fragt: „Gibt’s du mir deine Comm-Nummer? Ich hab da so ein Gefühl dass dies mal wichtig werden könnte. Außerdem könnte ich dir dann Rezepte aus dem Land der aufgehenden Sonne rüberschicken.“
Beide Gründe hatten für Andra Hand und Fuß, so war dies geklärt. Außerdem hätte sie den Kindern in jedem Fall geholfen.
Patchara bedankt sich, weiß Sie doch das Sie damit einen Draht in die Heimat geschaffen hat. Eine Verbindung an aller Obrigkeit vorbei. Ein Geheimkanal Andra-Njall-Nef-Mikkel bzw. heim zu den Petch-a-boons.
Svinenysh, den Vorfall eben bereits vergessen, hoppelt als erster raus. Immer höher hüpft er rum, irgendwo hin. Henley muss eingreifen: „weißt du wo‘s langgeht?“
„Soo, hääh wu?“ fragt der angesprochene zwischen jedem Sprung, dann die Erleuchtung: „Aah, richtig, ja. Du erster als!“
Er beruhigt sich, Henley legt langsam los, dann Patchara und zu guter Letzt Svinenysh. Henley sieht sich um. Mit verbissenem Gesicht hinter Ihm seine beste Freundin. Erstaunlich wie schnell Sie das Springen lernt. Keine drei Minuten später hat Sie bereits den Bogen raus.
„Zeit für eine Abkürzung“ ruft Henley und biegt in einen Hinterhof ein. „Jetzt gibt’s Parcours!“
Zack über Mülltonnen und zwischen parkenden Flycas geht’s über einen Zaun. Svinenysh macht mittlerweile Kunstsprünge, Patchara hält verdächtig gut mit.
„Aufpassen Leute, da hinten ist dieser blöde Kläffer, aber es ist der kürzeste Weg…“ Henley springt ins nächste Grundstück.
„Wau uu arrrhh rrrrowwa!“ Sofort kommt der Giftpilz angeschossen. „Oh nein!“ schreit Henley „er hat Verstärkung bekommen.“
Ein zweiter, noch giftigerer Geselle stürmt wie besessen aus seiner Hütte hervor. So dumm die Kläffer sind, so sehr picken Sie sich sofort das schwächste Glied heraus!
Beide verfolgen nun Patchara, Immer wenn Sie landet versuchen beide Kampfknäuel Sie zu packen. Knapp ist‘s, in Panik fängt Sie an zu schreien. Schlecht, den das stachelt das verrückte Paar nur noch mehr an.
Doch Svinenysh ist zur Stelle. Vom nächstbesten Baum hat er eine matschige Frucht gepflückt. Zack mitten ins Gesicht eines Angreifers. Das Zitrusgeschoss platzt, jaulend macht sich der getroffene von Dannen. Scheinen viel Säure zu enthalten, manche Früchte hier auf Pak Prime.
Das zweite Vieh ist außer Rand und Band. Er versperrt Patchara den Weg. Planlos hüpft diese auf und ab, einziges Ziel keinen Biss abzubekommen.
Svinenysh beobachtet, dann nimmt er genau Maß und hüpft Ihm von hinten auf seinen Schwanz. Der Angegriffene jault schrecklich, haut geschlagen ab und leckt sich sein Hinterteil in seinem Verschlag in der letzten Ecke.
Endlich kann die junge Diplomatentochter Henley in seine Richtung nachfolgen. Im Nebenhof hüpft dieser bereits so hoch es geht auf und ab und versucht mitzubekommen was drüben los ist. Erleichtert stellt er nun fest dass beide unversehrt nachfolgen.
„War irgendwas?“ fragt er in die Runde. Seine beste Freundin gibt sich keine Blöße, hat die passende Antwort parat: „Nein, was soll denn sein? Auf geht’s, weiter! Oder wohnst du hier, kleiner Prinz?“
So also hoppelt das Trio flott Richtung Regentenallee 1 weiter, Svinenysh ruft mittlerweile zwischen jedem jump „Jo Syntari!“ oder ähnliches.
Die Umgebung öffnet sich. Freie parkähnliche Flächen liegen vor den fliegenden Kindern. In der Ferne ist bereits ein stattliches Gebäude zu erkennen. Henleys Zuhause.
Patchara ist beeindruckt, versteckt es aber geschickt. Der Hintereingang ist bald erreicht. Henley deutet seinen Freunden an auf Laufen umzustellen, nach ein paar Saltos tut dies Svinenysh auch, mit leichtem Murren.
Nur speziell authentifizierte Besucher haben Zutritt zum noblen Hause derer zu Westerburg. Kein Problem also für Henley.
Die Drei verstauen Ihre Jumper im Rucksack und ziehen Ihr normales Schuhwerk an. Danach hält Henley seinen Comm vors Tor und unsere drei Helden treten ein.

(XXV) Pow-wow MOW-I
“Peng! Pow!“ Geistesgegenwärtig springt Patchara hinter einen Baum. Svinenysh drückt sich flach wie eine Flunder auf die Wiese.
Henley schreit:“ Stopp, aufhören Opa Willi, ich bin’s Henley!“
„Der ist drüben auf dem Trivy du Lügner!“ ein weiterer Schuss „Pang!“. „Opa Willi hör auf!“ brüllt Henley nun so laut er kann.
„Wer bist du?“ riuft der Angreifer „los raus, zeig dich du Feigling und Hände über den Kopf!“
Henley tut wie Ihm geheißen und geht ein paar Meter in Richtung der Schüsse.
„Naja, so klein wie du bist könntest du ja fast… Komm her, meine Augen waren auch schon mal besser…“
Vor dem Hintereingang des Gebäudes steht ein alter Mann mit rauchender Flinte. Er hat viele Jahre auf dem Buckel, wirkt aber drahtig und hatte trotz des Auftritts eben auch gütige Züge im Gesicht. Unter seinem weißen Haar sahen zwei zusammengekniffene Augen angestrengt Richtung Henley.
Schließlich erkennt Hausmeister Wilhelm Rechtenwerck den jungen Prinz. „Teufel nochmal, Henley! Wo kommst du denn her?“ fragt er kleinlaut.
Hinten rappelt sich derweil Svinenysh der Ruba auf, auch Patchara Petch-a-boon lugt vorsichtig hinter Ihrem Baum hervor.
„Ich mach Urlaub“ schwindelt Henley. „Gut zu sehen dass hier alles beim alten ist.“
Bester Laune sagt er zu seinen Freunden hinter Ihm: „Darf ich vorstellen, unser lieber Hausmeister Willi Rechtenwerck, genannt Opa Willi.“
Wohlbehagen sieht anders aus. Beide Angesprochene haben stattdessen ‚du liebe Güte‘-Gesichter aufgesetzt.
„Aha, hm, so sehen also die Leute drüben in der alten Welt aus, wie? Da haben wir ja wenig zu befürchten.“ Patchara lächelt hilflos. Opa Willi wendet sich nun direkt an Svinenysh: „Wer bist du denn?“
Svino wirft sich in Schale und verkündet bestimmt: „Bin ich Svinenysh Gal…, bin ich Svinenysh! Du bist Haushaltsmeister Henley bumm, pow?“
„Hää?“ Opa Willi versteht kein Wort. „Kollege Ruba redet ein bisschen verdreht, Willi.“ Antwortet Henley schnell „Aber sonst ist er völlig normal.“
„Sind meine Eltern da?“ fragt er weiter.
„Nein, deshalb bin ich ja so nervös“ antwortet der fleißige Hausmeister „Ratia ist auf irgendeinem Repräsentativen Kongress und Levi ist oben bei den Pakingern. Kommt mit rein. Da redet sich’s besser.“
Drinnen in der gemütlichen Handwerksbude wird der Hausmeister genauer, er fragt direkt. „Also, warum genau bist du hier, Henley?“
Zögerlich antwortet er: „Nun ja, ich müsste dringend mit meinem Vater sprechen. Persönlich! Wir sind zwar aus der Schule unbehelligt raus, weil drüben zum Glück bald die Frühlingsferien anfangen, auch wenn hier Spätsommer ist, aber wenn meine Comm Signatur gefunden wird… Klar könnt ich einen anderen nehmen. Aber wie dann die Security zum Zielgerät überlisten?“
„Wenn mein Vater also bei den Pakingern ist, dann muss ich möglichst schnell dahin. Das ist das Beste. Wie sieht‘s mit dem Fuhrpark aus? Ist noch ein fliegender Untersatz da oder nur dieser uralte Schrotthaufen?“
„Was soll das heißen?“ fragt Willi erbost: „Die alte Möwe fliegt wie ein Engel! Das ist wenigstens noch gutes altes echtes handgemachtes Fliegen!“ Henley zieht eine Grimasse.
„Ich flieg euch rauf, wenn Ihr wollt. Kleinigkeit.“
Opa Willi bastelt schon seit Ewigkeiten an seiner ‚Möwe‘ MOW-I rum. Eines der letzten Flugzeuge alter Bauart, vor der Zeit der ersten Besucher vom Raah und Ihren Flycas.
Da es keinen konventionellen Sprit mehr zu kaufen gibt räumt er zum Betanken die umliegenden Apotheken leer oder brennt sich selbst irgendwelche Sprit-Ersatzstoffe aus Alkohol.
Der Start ist eine Sensation, weniger wegen dem blauen Qualm, als vielmehr wegen der Tatsache, dass MOW-I tatsächlich irgendwann abhebt. Die weitläufige Wiese hinter dem Anwesen reicht gerade so dazu aus. Manche Bäume hinten im Nordwesten sehen allerdings aus wie geköpft.
„Was meint Ihr“ fragt Henley in die Runde. „Oh ja, fliegen, jetten!“ sagt Svinenysh sofort ohne Spur einer Gefahr zu entdecken. Patchara lässt Ihren Kopf sinken und schüttelt Ihn leicht.
Opa Willi hat noch mehr auf Lager:“ Schlimme Zeiten. Vor allem wegen diesem Torg Juriwitsch, dem Militärsprecher Ihrer Majestät. Was ein Rottweiler, dieser General. Die sollen uns in Ruhe lassen!“
„Naja, wie dem auch sei. Meine Möwe ist vielleicht steinalt, aber Waffentechnisch bin ich auf dem neuesten Stand! Hier, ich bin gewappnet, habe die neuesten Reihenfeuerpistolen da.“
Er gieht rüber an einen alten Sekretär und kramt einige dieser Selbstladepistolen hervor. Henley schnappt sich eine und zieht sie an. Der Patronengurt ist elegant, kleidsam und kaum von einer normalen Comm-Halterung an einem Gürtel zu unterscheiden.
Die vollautomatische schallgedämpfte Schnellfeuer-Kurzwaffe selbst ist äußerst leicht und liegt gut in der Hand. Erstaunlich wozu die moderne Mechanik in der Lage ist.
„Das ist exzellente Ballistik!“ erklärt Willi stolz. „Ich geb euch drei Paar mit, Für den Notfall! Wehe Ihr spielt damit rum! Die Hohlspitzgeschosse am Gurt reichen für mehrere Tausend Schuss!“
„Sind hunderter Patronen. An der Seite stellt man die Geschwindigkeit ein. Wenn man unvorsichtig ist, feuert man das Magazin in einer Sekunde leer.“
„Auch die Munition selbst ist äußerst giftig. Hydra-Shok Köpfe mit Bleidorn, optimales Aufpilzen bei maximaler Durchschlagskraft.“ Patchara zuckt zurück, ihr Magen dreht sich um. Meint der das im Ernst?
„Seid froh, dass ich euch nur mit meiner alten Flinte begrüßt habe, aber wer will schon gleich eine Leiche im Hinterhof.“
Opa Willi lacht laut, aber die Kinder…, besonders Patchara hat ein sehr mulmiges Gefühl im Bauch. Ihr ist mehr als den anderen klar, dass sie sich auf keiner Erholungsreise befinden.
Nur im absoluten Notfall würde Sie sich bereiterklären diese Monsterwaffe anzulegen.
„Jetzt geht’s also weiter zum nächsten Schock“ brummelt Sie vor sich hin, als die Truppe in eine alte Lagerhalle einmarschiert.
Oh nein, da hinten steht Sie ja: MOW-I, ein wahres Museumsstück. „Was für ein toller Anblick!“ ist sofort Opa Willis Kommentar.
Er geht an eine verstaubte Truhe und kramt ein paar altmodische Schutzbrillen raus. „So Copiloten: Hier sind eure Brillen. Meine schnelle Möwe hat selbstverständlich ein Cockpit, trotzdem zieht es manchmal. Besonders bei Reisegeschwindigkeit.“
Patchara prustet durch die Backen, tut aber so wie Ihr geheißen wurde. Selbst Henley hat einen fragenden Blick aufgesetzt. Einzig Svinenysh der abenteuerlustige ist mit Feuereifer dabei.
Opa Willi klettert hinter das Lenkrad, Svino springt aus dem Stand auf den Copiloten Platz daneben.
Patchara und Henley setzen sich in Reihe zwei. „Dann werd ich den Vogel mal anwerfen“ meint Willi und drückt den Startknopf.
„Plotz, plopp!“ erstaunlich: die Propeller beginnen sich zu drehen. Hinten am Auspuff qualmt es blau. Selbst ins Cockpit dringen einige Abgase, Patchara muss husten und wedelt mit Ihrer Hand vor der Nase herum.
Die Startbahn bzw. Hoppelwiese ist erreicht, Opa Willi gibt Zunder. MOW-I knackt und kracht beträchtlich, wird schneller, aber von Abheben keine Spur. Die Baumallee am Ende des Parks kommt zu schnell näher. Gleich dahinter die Herrenhäuser Syntaris, dieser Crash schafft es auf die Titelseiten der Gazetten.
Patchara, obwohl sonst sehr kontrolliert, gerät in Panik. „Wiiih, hochziehen, rauf, schnell!“ kreischt Sie in höchster Not.
Unter Ihnen fliegen die Blätter. Willi pflegt wieder mal den Garten, frische Rasur für die Parkallee. Geschickt schwenkt er zwischen zwei Villen ein und dann endlich gewinnen Sie an Höhe. Rauf geht’s, im doppelten Sinn: Hoch nach Norden, zu den Pakingern.

(XXVI) Notlandung in Sarpsborg
“Huuuwu brrr, Reisen unangenehm so ist” denkt sich Svinenysh während er permanent durchgerüttelt wird. Hier in der alten MOW-I hat ein Copilot noch echte Aufgaben. Ständig beschlägt die Frontscheibe. Obwohl die selbstgebastelten Heizbirnen auf Hochtouren laufen haben alle außer Willi Eisklötze an den Füßen.
„Hawuboo“ grunzt er nun deutlich hörbar. Keine Regung bei Herrn Pilot Rechtenwerck, also muss er verbal nachfragen. Svinenysh versucht so deutlich wie möglich zu formulieren, ein großer Fehler: „Holla hu wa! Fliegen wir genau wo zu drauf hin segeln?“
Opa Willi versteht natürlich kein Wort, also muss Henley übersetzten: „Kollege Ruba meint wo wir genau hinfliegen. Sarpsborg ist klar, aber dann weiter?“
Nun versteht auch endlich der Pilot die Frage, er antwortet: „Ach so ja, wir fliegen nach Kviteseid der zweitgrößten Stadt in Sarpsborg. Die wilden Pakinger feiern wiedermal ein Fest. Was genau keine Ahnung. Auf jeden Fall ist dein Vater dort.“
„Zumindest sollte er noch dort anzutreffen sein.“ meint Willi dann kleinlaut.
Die Gegend unter Ihnen ändert sich, wird schroffer und hügeliger. Nadelwälder dominieren nun das Bild.
Patchara beblinzelt lieber Ihren Comm. Sie zieht sich so viel als möglich über dieses raue Völkchen rein. Was sind das für Leute bzw. was ist das für eine Spezies?
Der Stamm der Pakinger war der Herrscher dieser Welt bis zu den ersten Neuankömmlingen via Deepshot vor etwa 250 Jahren.
Die gängige Vorstellung eines Alien hat sich durch Sie schnell relativiert. So ein langweiliger Vorgang wie eine Evolution ähnelt sich nämlich immens.
Man war dennoch erstaunt auf so ein genaues Spiegelbild zu treffen. Gibt es doch in der alten Welt, im Raah System allein, mehr Abweichung. Man denke hier nur an die Ruba oder die Eemits.
Rau aber friedlich, sehr schlau und zurückhaltend. Eher Sonderlinge die in Ruhe gelassen werden wollen und Feierwütige Biersaufende Barbaren. So werden Sie beschrieben. Außerdem soll Ihre Mukke sehr gewöhnungsbedürftig sein, aber nach Svinenyshs Galactic und Andras Gejohle kann man das im Vorfeld abhaken.
Jetzt wird also gleich runtergegangen in Kviteseid, mitten im Herzland der Pakinger. Ohja, Ihre Städte: Die klingen alle so als ob sie sich ein philosophischer Kriegsherr nach zwölf Bier ausgedacht hat. „Sehr lustig“, denkt sich die junge Diplomatentochter.
Sie wird aus Ihren Gedanken gerissen als plötzlich ploppende Geräuche zu hören sind. Immer schlimmer wird’s. Opa Willi wurstelt an irgendwelchen Knöpfen rum und schlägt auf eine Anzeige ein. Jetzt wird’s Ihr zu bunt: „Was ist das?“ fragt sie schrill.
„Verdammte Tankanzeige“ brummt der Pilot. „Dieser blöde Apotheken Spritersatz verbraucht sich zu schnell. Zum Glück sind wir bald da, aber schnallt euch besser an. Wird ruppig.“
Zack. Vier Gurte klicken. Diese eine Ansage genügt. MOW-I verliert zu schnell an Höhe. Oh nein, ein Segelflug sieht anders aus.
„Im absoluten Notfall spreng ich euch raus“ meint Willi nun beiläufig. „Aber erst mal versuch ich diesen eleganten Vogel irgendwie in einem Stück runterzubringen. Noch ist Hoffnung.“
„Lalala“ – Opa Willi fängt an zu trällern. „Auch das noch“ denkt sich Patchara und hält sich die Hände vor Ihre Augen. Aus dem Auspuffs kommen jetzt nur noch flopps, kurz bevor der Motor komplett seinen Dienst verweigert.
„Jetzt müsste doch bald die Festwiese zu erkennen sein…“ Willi versucht angestrengt hinter den Wald zu schauen. „Das sind einige Tannen zu viel für meinen Geschmack.“
„Wenn das so weitergeht hau ich euch raus!“ Selbst Opa Willi wird nun nervös. Dann, kurz vor knapp schreit jemand bestimmtes: „Hinten Lichter weiter leuchten segeln voll. Nochmal! Alles!“
Der Pilot sieht es nun auch, endlich, mit letzter Kraft, gerade so, einige Fichten werden bereits rasiert, in Ihren letzten Zuckungen erreicht MOW-I die Festwiese.
Der Aufprall ist heftig. Alle Insassen hängen in Ihren Gurten. Svinenysh vorne reißt es die Brille vom Kopf. Ein kleiner Tropfen lila Blut rinnt aus seiner Nase. Opa Willi hat eine Platzwunde am Kopf. Trotzdem hält er das Steuer fest. Er muss versuchen durch die ersten geparkten Flycas unbeschadet durchzukommen.
Bremsen ist auf dieser nassen Hoppelweide so gut wie unmöglich. Alles was er tun kann ist versuchen niemanden zu treffen und darauf zu hoffen, dass das alte Flugzeug endlich zum Stillstand kommt.
Irgendwann ist es dann soweit. Von allen Seiten strömen Pakinger herbei. Sogar die Feuerwehr rollt an, unnötig, ist ja kein einziger Tropfen Sprit mehr an Bord. Bald ist das Flugzeug von langmähnigen blonden Pakingern umringt.
Opa Willi entriegelt die Türen, die vier Passagiere steigen aus. Sofort kümmert sich Patchara Petch-a-boon um Svinenysh’s Verletzung.
Ein besonders beachtlicher Einheimischer bahnt sich seinen Weg durch die Menschenmasse. Er hat ein kleines Mädchen an der Hand.
Henley erkennt Ihn sofort wieder: Es ist Eivind Lundbarden der Regionsvorsteher, zusammen mit seiner elfjährigen Tochter Eevie. Von Leviathan zu Westerburg, seinem Vater, fehlt jedoch jede Spur.
Schnell verschafft er sich einen Überblick über die Absturzstelle. Er erkennt Opa Willi trotz Verband am Kopf.
„Wilhelm Rechtenwerck! Du schon wieder. Was ist denn diesmal?“ Eevie lugt neugierig hinter Ihrem Vater hervor.
„Der junge Westerburg, Henley, wollte mit seinem Vater sprechen, da hab ich gedacht ich flieg mal rasch rauf nach Kviteseid zu eurem… was feiert Ihr gleich wieder?“ antwortete Willi und hält sich seinen Verband.
Eivind, Eevie und einige andere wilde Nordmänner sehen sich daraufhin die restlichen Passagiere der Absturzmaschine genauer an.
„Septemberfest, wir feiern den Beginn der Erdbeersaison“ sagte Eivind „Schau an! Henley zu Westerburg“ - Eevie linst noch angestrengter in seine Richtung - „was sind denn die anderen für Mitbringsel?“
Svinenysh ist unbehaglich wegen der rauen Gesellen. Er hat die Hände zwischen den Beinen, kauert auf dem Boden und lässt seine Pupillen radargleich von links nach rechts wandern. Patchara Petch-a-boon steht neben Ihm und tätschelt aufmunternd auf seine Schulter.
„Hallo Herr Lundbarden“ sagt Henley schließlich „das sind meine Freunde von drüben. Ist mein Vater noch hier?“
„Nein, heute Morgen abgereist. Hat schlechte Nachrichten im Gepäck gehabt. Wenn das alles stimmt…“ Er wird von Opa Willi unterbrochen:
„Freilich stimmt’s! Die wollen hier die Kontrolle übernehmen. Hypatia hochfein die Erste zusammen mit Ihrer Marionette Juriwitsch. Wann kapieren die’s endlich? Sie sollen uns in Ruhe lassen!“
Eivind Lundbarden, selbst gebeutelt von den Ereignissen in letzter Zeit, nickt bedächtig. Schatten liegen unter seinen blauen Augen. „Ja, da ist was Wahres dran!“ antwortet er schließlich.
„Deshalb bin ich ja hier!“ platzt Henley los. „Wir haben erfahren dass Sie ganze Robotereinheiten auf dem Exo zusammenschrauben zum Angriff auf euch! Das wollte ich meinem Vater persönlich sagen.“
Eivind lehnt sich ein wenig zurück und hält sich das Kinn: „Henley, deine Fantasie in Ehren, aber glaub mir, dein Vater und ich, wir haben das im Griff. Gerade gestern haben wir besprochen falls nochmal was passiert, dann…“
„Das ist zu wenig!“ geht Henley dazwischen „es geht um viel mehr. Sogar Rebelkov steckt mit drin. Die machen Experimente. Neue Bots und verbotene Waffen.“
Eivind beschwichtigt: „Henley. Was passiert ist war schrecklich. Für alle, natürlich auch für mich.“ Er sieht traurig auf den Boden. „ Aber schau mal, all dies schweißt uns hier in der sogenannten neuen Welt noch mehr zusammen. Da müssen Die schon mehr auffahren.“
„Außerdem ist das reine Spekulation. Bis dato haben wir keine Beweise. Warum in aller Welt sollte die Imperiale Krone so was tun? Wir sind auch Teil Ihres Reiches. Wir akzeptieren Sie sogar. Seit dem Raumtunnel stabile politische Verhältnisse in einem wasserdichten Machtsystem. Viel Gutes hat die alte Welt uns hier gebracht. Auch wenn ich einen schrecklichen persönlichen Verlust erlitten habe.“
„Zusammen mit deinem Vater haben wir jetzt ein Trackingsystem entwickelt. Das nächste Mal finden wir den Schuldigen. Es ist sehr gewagt gleich die höchste Instanz zu verdächtigen. Nein! Nach unseren Recherchen ist eine unabhängige Terrorzelle verantwortlich. Wir finden die Täter und diese werden dann zur Rechenschaft gezogen.“
Henley lässt den Kopf hängen. Mit so viel Unverständnis hat er niemals gerechnet: „Aber glaubt mir doch. Da war doch dieser verrückte Exa-Klassen Roboter oben auf dem Vex. Wir müssen aktiv werden!“
Eivind geht mitleidig lächelnd auf Ihn zu und hebt ihn hoch wie einen kleinen Jungen. Auf Augenhöhe sagt er zu Ihm: „Ja, das werden wir. Gleich jetzt. Wir feiern den Beginn unseres 437 Septemberfestes! Die Krüge hoch!“
„Hoch die Tassen“ rufen die Pakinger ringsum. Auch Wilhelm Rechtenwerck hat den Absturz eben bereits vergessen und schon ein original Pakinger Trinkhorn in der Hand. Mit seinem Kopfverband sieht er absolut original aus.

(XXVII) Auf dem Septemberfest
Zeit für Henley sich umzuschauen: Seine beiden Freunde lassen die Schulter hängen. Gerade will Henley mit Ihnen besprechen was nun zu tun ist, als die kleine Eevie Lundbarden angeschossen kommt.
„Hallo, ich bin Eevie und ich glaube euch!“ platzt sie los. Henley sieht sie fragend an. Sie legt nach: „Mehr noch: Ich kann euch sogar helfen!“
„Wie helfst du wollen uns?“ fragt jemand mit leicht geschwollener Nase. „Klein zu bist du! Aber doch ja, wichtig es ist sehr. Brauchen wir Hilfe tun ganz.“
Henley räuspert sich. „Ich glaube es ist Zeit für eine echte Vorstellung. Mich kennst du ja schon, diejenige welche da drüben ist Patchara Petch-a-boon aus der Provinz Xonburi vom Trivy im Raah-System…“
Neugierig schaut Eevie die junge asiatische Diplomatentochter an, Patchara sieht zurück, wie immer eher zurückhaltend. Es ist Ihre angeborene Natur.
Ja, die Unterschiede sind riesig. Auf der einen Seite die hellblonde Nordmanntochter mit strahlend blauen Augen, auf der anderen Patchara Petch-a-boon mit Ihren schwarzen Mandelaugen und langer glänzender pechschwarzer Mähne.
Vielleicht deswegen sind sich beide gleich sympathisch. Sie winken sich zu und sagen „hi“.
Jetzt wird’s komplizierter für Henley, jemand ganz besonderes wartet nun darauf vorgestellt zu werden.
„Mein zweiter Mitstreiter hier ist Svinenysh Gal… Verzeihung ist Svinenysh der Ruba vom grünen Jungelmond Trymoo des Trivy. Er spricht ein bisschen verdreht aber sonst ist er die Wucht!“
„Guten Hallo“ gibt der Angesprochene sofort zurück „Du bist wer?“ Als schneller Lerner streckt er Ihr gleich seine Hand entgegen.
Eevie geht daraufhin auf Ihn zu und schüttelt Sie. „Ich bin Eevie Lundbarden, stolze Pakingerin hier aus der Provinz Sarpsborg. Ist es schlimm mit deiner Nase?“
Svino gibt sich rau und robust: „Noo oho. Klar alles ist schon sehr gut. Dran noch fest, haha.“
Nun ist es Zeit für Eevie das Zepter in die Hand zu nehmen. Dies hier ist Ihre Domain: „Los kommt mit zu mir in mein Zelt. Später gehen wir dann tanzen. Auf dem Septemberfest.“
Die Truppe zieht los, bald ist der Zeltplatz der Pakinger erreicht. Eevie wohnt ziemlich innen am Rand, in der Nähe der Rocktars, was Henley gleich bemerkt. Sofort fasst er einen Plan, aber erst mal gilt es diesen seinen Freunden mitzuteilen und vor allen Dingen diese junge Pakingerin zu überzeugen.
„Was Feiert Ihr eigentlich genau am Septemberfest?“ fragt Patchara neugierig die neue Mitstreiterin.
Eevie beginnt zu erzählen:„Tja, wenn ich das nur wüsste. Die einen sagen die Beerensaison, die anderen das Ende des Sommers. Wissen tut‘s keiner. Aber dafür haben wir eine große Showbühne mit den Top-Acts der Pakingschen Mukke.“
Patchara und Henley sehen sich an. Was wohl nach Galactic und Andra’s Love-Songs diesmal kommt?
„Ach was freu ich mich auf ‚Hell minus X‘ meine Lieblingsband. Die leben zwar noch in der Zeit vor dem Erstkontakt vom Trivy aber bangen dafür umso toller.“ Sagt Sie strahlend.
‚Jetzt oder nie‘ denkt sich Henley und bringt seinen Plan auf den Tisch: „Hör mal, Eevie. Direkt da draußen vor unserer Nase habe ich viele Rocktars parken sehen.“
„Ja, Regierungsschiffe sind auch darunter“ antwortet sie stolz. „Die sind immer startklar, der Comm steckt. Wir sind auf alles gefasst.“
„Aha“ – Henley sieht sich um. Patchara und Svinenysh linsen sich an, denken dasselbe wie er. So unauffällig wie irgend möglich fährt er fort:
„Eevie, du glaubst uns doch. Wir müssen hoch zum Exo. Ihr Lundbarden kennt uns Westerburgs schon lange. Du kannst mir vertrauen. Jetzt brauche ich deine Hilfe.“
Eevie sieht ihn fragend an. Henley hat keine Ahnung wie sie reagieren wird. Sie wird zwar kaum schreiend zu Ihrem Herrn Papa rennen, aber ein verschwundener Rocktar kann selbst die Tochter des Regionsvorstehers in Bedrängnis bringen.
„Frag los“ sagt Sie schließlich. Die Zeit der Diplomatie ist auch schon vorbei, so schnell geht das bei Kindern, der junge Prinz kommt auf den Punkt:
„Eevie, wir müssten uns mal kurz einen eurer Rocktars leihen. Ich versprech auch darauf aufzupassen.“
Die Reaktion der Eevie Lundbarden fällt anders aus als es jeder erwartet hatte. Genauso sehr Ihr Vater Henley als fantasierendes Kleinkind abgetan hat, so überrascht nun die Antwort seiner einzigen Tochter.
„Wenn das alles ist? Klar, aber ich komm auch mit!“ Sofort hebt Henley die Hand und schüttelt den Kopf:
„Nein, das auf keinen Fall! Aber danke! Tausend Dank. Das werde ich dir nie vergessen. Ich würde am liebsten gleich abhauen.“
„Juhuu jawoll geht’s zuck-ruck auf!“ Svinenysh ist aus dem Häuschen. Er macht Gesten wie ein siegreicher 100 Meter Läufer dazu.
Eevie hingegen zieht eine Schnute: „Ich will aber auch mit“ sagt sie mit verschränkten Armen. „Du hast noch Zeit deine Meinung zu ändern, Henley“ meint sie wenig begeistert. „Ihr müsst nämlich warten. Jetzt ist es unmöglich ungesehen zu starten. Später beim Konzert, wenn alle angedudelt sind, ja, dann stehen eure Chancen gut.“
‚Da ist was Wahres dran‘ denkt sich Henley und war erst mal zufrieden. Die Details kann man auch später noch klären.
Ab diesem Zeitpunkt vergehen die Minuten wie Stunden. Für Henley weil er so schnell wie möglich loswill, für Eevie weil sie so gespannt auf Ihre Lieblingsband ist.
Endlich ist es soweit. Eevie, frisch herausgeputzt im Kampfanzug, hat zur Feier des Tages noch ein seltsames Amulett umgehängt.
Kaum waren Sie vor dem Zelt bemerkt Henley, das alle Pakinger diesen sogenannten Höllenhammer um Ihren Hals hatten. Dieses Symbol stammt anscheinend noch aus Urzeiten.
Zum Glück reinigt sich die moderne Lotus Kleidung unserer drei blinden Passagiere von selbst. Was ein Matsch. Patchara ist zwar hart im nehmen, aber das war selbst Ihr eine Nummer zu toll.
Die Dämmerung fällt langsam in diesen Breiten, der Mosh-Pit ist auch erst zur Hälfte gefüllt.
„Immer diese blöden Vorgruppen“ ärgert sich Eevie. „Independent Zeug ist mir zu lasch.“ Tatsächlich stolpert gerade vorsichtig eine verdächtig Alternativ aussehende Truppe auf die Bühne.
Einige der rauen Pakinger zeigen mit den Fingern auf Sie oder schütteln leicht den Kopf.
Dann legen sie auch schon los. Hey, die sind ziemlich gut. Von den Pakingern scheint das jedoch niemand zu bemerken.
Henley schnalzt mit den Fingern und zeigt auf Patchara, dann beginnen Sie zu tanzen. Wie Kinder. Sie klatschen sich ab, hüpfen talentiert im Matsch hin und her.
Sie sind die einzigen. Eevie schüttelt verständnislos den Kopf. Einige Pakinger stehen mit dem Rücken zur Bühne. Sie zeigen auf Ihre Weise was sie von der Vorgruppe halten.
Svinenysh hört zwar zu und sieht auch interessiert hin, aber Gitarrenmusik ist auf gar keinen Fall sein Geschmack. Blip-Blop. Für Ihn muss es wesentlich elektronischer dudeln.
Die Vorgruppe verabschiedet sich, exakt zwei Zuhörer applaudieren, einige Pakinger johlen.
Es ist inzwischen Dunkel, auf der Bühne vorne werden die Instrumente umgebaut. Zeit für Henley Eevie erneut ins Gewissen zu reden:
„Eevie, das Festivalgelände ist fast voll. Bald sind alle hier. Wir müssen jetzt los! Wie kommen wir in so einen Regierungs-Rocktar rein? Hast du einen Plan?“
„Klar hab ich den“ antwortet die Angesprochene. „Hier in meiner Hand, von meinem Vater stibitzt. Ein kleiner Druck auf die Fernbedienung und schon springt Rocktar-PAK-LS auf. Leicht zu finden. Ist der große außen mit Aufschrift ‚Lundbarden‘. Da wäre nur ein Problem…“
„Jaaah?“ fragt Henley. „Ich will auch mit. Aber erst nach dem Konzert! Metal!“ grölt Sie.
Henley prustet durch. „Heavy-Metal schön und gut. Jetzt ist der Zeitpunkt zu verschwinden! Außerdem. Komm Klar! Dein Vater hat bereits deine Mutter verloren. Es ist vollkommener Schwachsinn, das du dich jetzt auch noch in Gefahr begibst. Mein Vater und deiner würden mir das niemals verzeihen.“
Evie sieht in daraufhin an und senkt dann Ihren Blick. Diese schlagkräftigen Argumente kann man schwer wegdiskutieren. Sie reibt sich den Hinterkopf. Schließlich meint sie lapidar:
„OK armer Prinz. Hier ist dein Schlüssel. Aber Ihr bleibt noch bis zum Auftritt! Die müsst Ihr gesehen haben, Hell Yeah!“
Henley schnappt sich die Fernbedienung und drückt die neue Verbündete kurz. Nun heißt es warten um sich dann möglichst unauffällig zu verdünnisieren.
Aha, der Umbau ist beendet. Die Pakinger skandieren mittlerweile laut den Namen des Headliners. Sie sollen endlich erscheinen.
Um Himmels willen. Nun ist es soweit. Eine Schwarz-Rot Verschmierte Sturmtruppe entert die Bühne. Das Gegröle ist kaum noch auszuhalten. Eevie flippt aus, Patchara hält sich Ihre Ohren zu.
Ein kreischendes Geräusch wie aus einem Sägewerk eröffnet den Reigen. Unglaublich das eine E-Gitarre zu sowas fähig ist.
Der Sänger im Kampfanzug hat Stacheln an Armen und Beinen, er wirft sich in Position. Sein Gegrunze dringt durch Mark und Bein. Eevie schüttelt Ihr Haupthaar in Trance. Alle Pakinger tun Ihr gleich.
Unsere drei Helden sehen sich ungläubig an dann nimmt Henley seine Hände neben den Kopf und wedelt mit den Zeigefingern Richtung Ausgang.
„Roba Grunz Musik keine solche!“ meint Svino verstört auf dem Weg raus. Aber sagen wir’s mal so: Wer Galactic kennt hält auch ‚Hell minus X‘ aus.
Viel schlimmer als alles was die unbändigen Metaller auch sägen, grunzen und gurgeln ist sowieso jemand ganz anderes.
Gegen eine zierliche Zigeunerin Mitte dreißig, mit Ihren grauenvoll geheulten Liebesliedern, haben sie keine Chance.

(XXVIII) Exo
Schnell hin auf den verlassenen Parkplatz, raus zu den Rocktars. Da, wahrhaftig, steht auch er: Rocktar-PAK-LS mit seinem Nummernschild ‚Lundbarden‘.
„Stattlich beachtlich“ murmelt jemand bestimmtes, ein anderer meint „mal sehen ob der auch aufspringt.“ Henley drückt den Knopf und tatsächlich, Eevie hat die Wahrheit gesagt, die Türen des Flitzers öffnen sich.
Svinenysh ist natürlich der erste, er weiß wo er hinmuss, nimmt Platz auf Nummer drei. Henley und Patchara haben ebenfalls Ihre Cockpits bestiegen, Ihre Plätze eingenommen.
„Wirklich wahr: Der Comm steckt“ jubelt Henley und drückt den Startknopf. Aufgrund Henleys Fernbedienung begrüßt Ihn der Bordcomputer wie folgt: „Guten Abend Herr Lundbarden. Wohin soll die Reise gehen? Bitte Zielkoordinaten eingeben.“
„Reiseziel: Exo, direkte Erdgebundene Landung“ antwortet Henley bestimmt. Der Bordcomputer rattert, dann folgende Reaktion: „Stimmprofil unbekannt. Identifikation erforderlich.“
Was nun? Alles aus? Nein. Patchara ist mit an Bord, sie übernimmt die Regie. „Neuer Pilot, Henley, Westerburg zu. Sohn des Regenten vom Pak, des authentifizierten Users Dr. Leviathan zu Westerburg. Bitte verifizieren.“
Nach einigen Sekunden die Antwort des Computers: „Henley, Prinz Westerburg zu, bitte identifizieren: Geburtsdatum, Erstes Haustier, Lieblingsblume.“
Daraufhin sieht Patchara Ihren Henley mit großen Augen an. Sie hält sich den Mund zu, kann ein Kichern kaum verkneifen.
Henley beginnt: „neuer Pilot: Prinz Henley zu Westerburg, geboren 17.01.201. Erstes Haustier: Hase Bombo. Lieblingsblume…“ Er räuspert sich, sehr peinlich, „Blaue-Denkdran“.
„Match“ erwidert der Computer. „Bitte anschnallen“. Rocktar-PAK-LS setzt sich zwar nun in Bewegung, viel interessanter ist jedoch folgendes.
Henley kratzt sich am Hinterkopf. Patchara Petch-a-boon fragt nach: „Hase Bombo? Lieblingsblume Blaue-Denkdran? Du steckst voller Überraschungen süßer Prinz.“
Henley ist verlegen, kommt selten genug vor: „Ich war damals glaub ich neun. Kann ich wissen dass der mich das fragt? Muss ich gleich ändern…“
„Nein!“ Patchara hebt die Hand. „Lass es. Ist sehr sicher! Weißt du eigentlich dass du zwei Tage jünger bist als ich? Ich bin am 15.01.201 in Xanqog geboren.“
‚Schön das ich das nun weiß‘ denkt sich Henley immer noch etwas verstimmt. Aber keine zwei Minuten später ist es bereits vergessen.
Der Rocktar hat seine Startbahn erreicht, Im Hintergrund ist ein Feuerwerk zu hören, wahrscheinlich der Höhepunkt der wilden Pakingerfete. Keine einzige Seele ist hier draußen zu sehen. Fast geräuschlos heben Sie ab.
„Weist du“ beginnt Henley „ es ist gut dass ich meinen Vater verpasst habe…“ Patchara schaut Ihn ungläubig an, und Svinenysh? Ach der schläft hinten. Deshalb ist es so ruhig.
Der junge Prinz fährt fort: „So wie mich Eivind abgewatscht hat, mein Vater hätte das selbe gemacht. Die behandeln mich wie ein heulendes Baby. War ich ja auch, z. B. vor gerademal zehn Jahren, lol. Aber heute? Die spinnen. Ich zeig denen das ich recht habe.“
„Hast du eigentlich keine Angst, Patchara?“ Sie schaut nach vorn und dann zurück: „Ach weißt du, wir sind jetzt schon so weit gekommen… Außerdem mit dir und meinem persönlichen Special-Projects Assistenten Svinenysh da hinten. Was soll da schon schiefgehen?“
Erst jetzt merkt sie wie müde sie eigentlich ist. Ein letzter Blick auf den Kontrollmonitor, dann abschließend: „Sieht so aus als ob er direkt auf seinen Turb zusteuert. Dann hoch zum Exo. Eurem Mond. Wer hätte das vor ein paar Wochen gedacht? Gähn. Jetzt erst mal eine Mütze Schlaf. Nighty night.“
Wenige Minuten später ist auch Henley bereits am Träumen. Der Schlafwagen indes nimmt Kurs auf den kargen Steppenmond Exo, Heimatwelt der Etto-Vögel und Heimstadt einer geheimen Fabrik Ihrer Majestät Königin Hypatia I höchstpersönlich.
Der Steppenmond Exo ist selbst heute, mehr als zweihundert Jahre nach dem Beginn der neuen Zeitrechnung, kaum besiedelt. Es gibt sogar nur eine einzige kleine Stadt die permanent bewohnt wird.
Dies liegt ganz klar in der Mentalität der Pakinger begründet. Historisch betrachtet sind diese Seebären. Ursprünglich also am Meer lebend ist Ihnen dieser Trabant einfach zu karg und trocken.
Zwar gibt es Süßwasser, einige Rinnsale, Bäche und sogar das eine oder andere Flachgewässer, aber neben diesen kleinen Seen fehlen Binnengewässer oder gar Ozeane komplett.
Es ist eine Steppenwelt in der die Springbeutler am prominentesten sind. Dominiert wird sie von den Etto Flugwesen die jedoch erheblich geringer an Zahl vorkommen.
Trotzdem sind diese stolzen Vögel auf dem gesamten Mond anzutreffen. Vielleicht auch deshalb weil das Klima bis hin zu den Polkappen wenig variiert. Alle Versuche sie zu domestizieren sind gescheitert. Sie sterben einfach weg in Ablehnung und Lethargie.
Letztendlich gleicht die Natur eines Pakingers der Ihren. Dies ist nach wie vor der Hauptgrund weswegen Sie in Ruhe gelassen werden.
Freilich ist der Planet touristisch erschlossen. Dies wird auch gerne von individuellen Pakingern oder Diplomaten aus der alten Welt angenommen. All Inklusive Strandurlaub sieht zwar anders aus aber Rucksack-Touristen gibt es in jedem Völkchen. Es ist halt mal was anderes.
Die Hauptstadt Uxclaveh mit Ihren gerademal neuntausend Einwohnern ist dabei für die Versorgung der Outlets verantwortlich.
Der Nachtexpress unserer drei Helden hat zwischenzeitlich seinen Turb im Orbit verkabelt und rast nun recht flott dem Ziel entgegen.
Genau jetzt in diesem Augenblick weckt er die Kinder freundlich krächzend mit „Piep. Orbit des Exo erreicht, benötige Instruktionen. Landungsart und Ort.“
Alle recken und strecken sich. Henley reibt sich den Sand aus den Augen, Svinenysh beklatscht seine Backen um wach zu werden.
„Tja Leute, wie geht’s nun eigentlich weiter? Irgendwelche Pläne oder einfach drauf los?“ fragt der junge Prinz in die Runde.
„Los drauf zuck ruck auf!“ Svino schnalzt mit den Fingern, dann stutzt er jedoch und murmelt „genau aber wo?“ Er hält sich die Hand ans Kinn.
Wieder mal ist es Patchara Petch-a-boon die dem Geschehen die rettende Wendung gibt:
„Tja Jungs, dann mal los. Wie sollen wir die Waffenfabrik finden?“
„Ääh“, „Uwuhao“ war die einzig hörbare Antwort. Henley betippelt seine Schläfen, aber es fällt Ihm nur unbrauchbarer Schrott ein.
Patchara hat sie nun lange genug leiden lassen, stolz wie Otto verkündet Sie: „Aha. So ist das also. Im Gegensatz zu manch anderen, die einem gewissen Roboter auf dem Vex das Tanzen beibringen wollten…“ Sie sieht hinter zu Kollege Ruba,
„habe ich mir die Comm-Frequenz des Exa-Retzlav gezogen. Damit füttere ich jetzt schnell den Bordcomputer, dann liefert der uns wie von Geisterhand präzise die Landungskoordinaten. Was sagt Ihr dazu?“
Henley will Ihr gerade auf die Schulter klopfen als jemand anderes dazwischenfunkt: „Gemacht gaaanz toll. Kartoffel bist du größte!“ Er ist scheint’s ein bisschen angesäuert. Sie strecken sich gegenseitig die Zunge raus.
Ganz anders der Pilot Henley. Er ist begeistert. „Rein damit, schnell!“ meint er in Ruba-Manier. Recht hat er. Ein Lundbarden Rocktar im Orbit des Exo ist zwar vorstellbar, aber je weniger Aufmerksamkeit, je schneller die Landung, desto besser!
Es hat Vorteile mit einem Regierungsrocktar der Lundbarden-Klasse unterwegs zu sein. Nachdem der Bordcomputer Patchara’s Signaturen erhalten hat macht er sich sogleich fleißig daran seine elektronischen Artgenossen unten in der Hauptstadt und verschiedene geostationäre Satelliten rund um den Exo zu kontaktieren. Bald ist das Netz komplett gesponnen, die ersten Daten treffen ein.
Diese unauffällige Auskunftseinholung einer offiziellen authentifizierten Instanz ist Sicherheitstechnisch leicht durchführbar. Falls jedoch die Exa Kampfroboter am Grund aufwendig abgeschirmt währen, blieben sie selbst für ein Regierungsschiff unsichtbar. Allerdings spricht die unverschlüsselte Signatur einer singenden und tanzenden Exa-Einheit, in einem Hochsicherheitsgefängnis etwa 0.92 Lichtjahre entfernt, dagegen.
Tatsächlich, keine drei Minuten später rattert es aus den Bordlautsprechern wie folgt:
„Hohe Signatur-Konzentration Exa-MIL, Militärklasse, gefunden. Standort nördliche Hemisphäre nähe Uxclaveh, Region Desapir-Canyon Hochplateau 2.579 Grad westlicher Länge 13.648 Grad nördlicher Breite. Erwarte Instruktionen.“
Svinenysh der Ruba jubelt wie ein siegreicher Boxer. Er schmatzt seinen Lautsprecher ab. „Johuu holla wo! Fein Klasse viel gemacht sehr!“ Typisch Svino: die Gefahr in dieser Aussage übersieht er völlig. Immerhin wurden gerade Kampfroboter aufgespürt.
Patchara Petch-a-boon, von Natur aus vorsichtig, hebt die Hand: „Leute, wir müssen jetzt aufpassen! Auf keinen Fall in Sichtweite runtergehen, noch weniger am Tage.“
Henley nickt wortlos. Seine beste Freundin beblinzelt den Bord-Comm: „Wir können vergessen über Uxclaveh zwecks Betankung abzuturben. Der Spacedock ist viel zu klein. Unser Turb würde dort wie auf dem Präsentierteller in der Sonne glänzen.“
„Landen wir jedoch Erdgebunden mit Ihm, reicht laut Anzeige der Kraftstoff niemals mehr bis heim zum Pak Prime. Bei Start und Landung geht unheimlich viel drauf. Ich glaube uns bleibt nur eine Möglichkeit, oder Henley?“
„Genau“ antwortet er. Wir parken unseren Turb stationär etwas versetzt zu unserer Landeposition. Gehen normal runter. Computer: Ziel-Koordinaten Geoposition 3 Grad West, 14 Grad Nord. Bei Lokalzeit 20:00h Abdockmanöver und Landung 20km westlich Zielpunkt 2.579W 13.648N.“
„Anweisung verstanden.“ rattert der Rechner und unsere drei Helden nicken sich zu. Alle finden den Plan gut.
Kurz darauf blinzelt Henley die technischen Details des Rocktars durch. Plötzlich ist ein erfreutes „Wow, spitze“ zu vernehmen.
„Genau was höchst tollsuper ist nun?“ fragt Svino sofort und äußerst neugierig. Er und Patchara sehen Henley gespannt an. Dieser ballt seine Faust:
„Ha, laut Inventar sind drei All-Terrain Wheelers an Bord. Genau so viele wie wir brauchen. Super! Kennt Ihr die?“ Henley schaut in die Runde.
„Bei uns in Xonburi gibt es viele Wheelers. Sogar welche mit denen man übers Wasser flitzen kann.“ Antwortet Patchara bestimmt. Svino fällt die Kinnlade runter, für Ihn ist das neu.
„Das können die auch“ wirft Henley ein „wird anscheinend auf Pak Prime ebenfalls gebraucht. Wartet, ich les mal vor:“
„Mit der neuesten Generation der All-Terrain Wheelers ist rasantes Fahren auf allen Böden möglich. Durch die Extreme Schubleistung werden ultrahohe Drehzahlen erreicht. Die Physik des Nanoprofils, in Kombination mit der intelligenten Software, erlaubt sogar kilometerlange Überquerungen ruhiger Gewässer.“
„Das Getriebe ist Schmutzabweisend und zusätzlich zweifach mechanisch Versiegelt. Wüsten, Salzwüsten aber auch matschige Urwaldpfade, Tundra- und Taigasteppen sowie Schnee- bzw. Eiswüsten sind mit Ihnen problemlos zu durchqueren.“
„Der Springknopf lässt sie abheben. Je nach Tempo sind so Sprünge bis zu hundert Meter möglich. Die Computergesteuerte Hauptfederung gewährleistet zudem eine sanfte Landung bei Stürzen von bis zu 20 Metern.“
Durch diese Aussagen überwältigt verschlingt jemand bestimmtes Henley nun beinahe. Dieser schließt wie folgt:
„Getrieben werden die Motorräder von einem supraleitenden Elektromotor mit 98.5% Wirkungsgrad. Die erforderliche Energie wird von den Hochleistungs-Solarmodulen, die in der Oberfläche des gesamten Wheelers verbaut sind, generiert.“
Dies alles ist zu viel des Guten, Svino kreischt los: „Jahuu holliwupp! Schnapptgeschnell! Flitzen, sausen, loshoppeln, brausen, oho!“ Er wedelt mit seinen Fäusten wie ein Rennfahrer vor sich her.
Patchara und Henley brechen in Gelächter aus. Dann lachen alle drei Kinder los. Gute Neuigkeiten: Die Beweglichkeit unten auf dem kargen Steppenmond Exo scheint gesichert.
Kurz darauf ist die geostationäre Zielposition erreicht. Nun heißt es warten bis 20 Uhr Lokalzeit. Dann geht’s runter und das Abenteuer kann beginnen.
Genau um Acht, leise und unbemerkt, geschützt vom Schwarz der Nacht klinkt sich PAK-LS aus und geht in den Landeanflug über. Sein Ziel ist nur wenige Kilometer von dieser höchst gefährlichen Waffentechnischen Einrichtung, besser bekannt als Machine-City II, entfernt.
Was wird unsere drei Helden erwarten? Sogar Henley überkommt ein mulmiges Gefühl: „Habt Ihr eure Colts um?“ fragt er in die Runde.
Svino ist bereits ausgestattet aber Patchara Petch-a-boon zieht nur wiederwillig die tödliche Waffe an. „Wir benutzen die aber nur zur Verteidigung, oder?“ fragt Sie.
Henley atmet tief durch: „Keine Ahnung ob wir sie überhaupt brauchen. Vielleicht gibt es einen anderen Weg die Roboter auszuschalten. Ich denke da an einen Virus oder was ähnliches. Du kommst doch rüber zum Raah oder?“ Sie nickt und hält Ihren Comm dabei ganz fest.
Eine Landung ohne Spaceturb ist der Normalfall und wesentlich unspektakulärer als Wespleys Aufsetzen auf dem Vex in Null-Atmo. Nach Abschaltung des Ultrosin Triebwerks, setzt der Rocktar der Lundbarden wie Opa Willis MOW-I als herkömmliches Flyca auf. Direkt danach werden die Flügel eingefahren und das Gefährt hat sich quasi in ein Automobil transformiert.
Unsere Helden springen raus. Henley authentifiziert sich an der Ladeluke. Er sucht etwas Bestimmtes und wird fündig. Er schnappt sich das Wurfzelt und schmeißt es in hohem Bogen auf den flachen Steppenboden.
Sofort bläst es sich auf. Groß ist‘s, und bequem. Ausgelegt für vier Erwachsene. Mehr als genug Platz also für drei abenteuerlustige Kinder. Nachdem es sich alle bequem gemacht haben ist es Zeit für eine Lagebesprechung.
Patchara ist die Küchenchefin. Zufrieden erzählt sie das alles an Bord ist was der Gaumen begehrt. Sogar eine Minutenmikrowelle ist verbaut. Die Tiefgekühlten Spacemeals reichen für Wochen und der Flüssigkeit-Synthesizer ist randvoll.
Svino und Henley haben derweil die Wheelers ausgeladen. Der erste der beiden will gleich losbrausen, ohne Ziel nur zum Spass, der zweite rät davon ab: „Wir warten besser bis morgen, jetzt ist erst mal eine Mütze Schlaf angesagt.“
Noja, selbst Svino ist auch mal Müde und er sieht es gleich ein. Im Zelt noch eine leckere Mahlzeit mitten in der Natur. Jeder ist gut drauf und bestens gelaunt. Es hat optimal geklappt bisher und das Abenteuer ist das größte Erlebnis für jeden einzelnen unserer drei zwölfjährigen Helden.
Was braucht dieses Trio schon außer sich selbst? Svino der Draufgänger, Henley der mutige und Patchara Petch-a-boon die mit Ihrer Weisheit die Fäden in der Hand hält.
Keiner von Ihnen, Patchara vielleicht ausgenommen, ahnt wie sehr sich die Dinge ändern werden. Die kalte Realität wird unsere Helden bald erreichen. Alle werden über sich selbst hinaus wachsen müssen um zu überleben, wenn es denn reicht.

(XXIX) Schlacht um Exa-Nano
Leise, in Maschinensprache kommunizierend, schleicht eine Spähtruppe Exa-MIL Bots durch die karge Landschaft. Diese Quadriga befindet sich etwas außerhalb Machine City II in der Steppe auf dem Trabanten Exo des Pak Prime im Indi System.
Vorrangiges Ziel der Mission ist die Selbstständigkeit der Roboter zu verbessern um auf unvorhergesehenes Eigenverantwortlich zu reagieren. Technisch gesehen huscht also ein bewegliches Neuronales Netzwerk durch die Gegend.
Ihre Köpfe kreisen. Sie scannen das Umland. Jeden Springbeutler den sie entdecken, jeder Etto in der Luft ist ein Nutzdatum, bringt Gewinn in Ihre Matrix. Freilich sind sie weit entfernt davon zu sagen wie langweilig es eigentlich hier außen zugeht, im Gegenteil: Genau das haben sich die Techniker für diese Mission gewünscht.
Keiner weiß so richtig wie sie auf erheblich überraschendes reagieren würden beziehungsweise ob Ihr Neuronalspeicher dann eine kognitive Handlung parat hätte. Aber was soll schon großartig passieren? Ein Angreifender Etto? Ein Springbeutler der ‚Hallo‘ ruft?
Derweil bricht für unsere jungen Helden der erste Morgen in der Steppe an. Svinenysh der Ruba gähnt wie ein Weltmeister, biegt sich durch und springt quasi aus dem Schlaf in den Stand. Neugierig schleicht er rüber zum gekaperten Rocktar der Lundbardens. Er kreischt:
„Aufgelöffelt, losgesperrt, heraus mit den Wheelers klopfklopfklopf!“ Dabei umgarnt er das blanke Titanium wie ein Schmusetier. „Flitzen sausen, aber schnell!“ gibt er außerdem zum Besten.
Henley reibt sich die Augen. Irgendwie muss man ja geweckt werden. Gibt schlimmeres. Aber so früh? Gerade eben erhebt sich erst der Indi vom Horizont.
„Svino, es gibt süße Stückchen mit heißem Tee. In einer Minute“ meint er deshalb zu seinem Freund.
„Soooo? Hem schnalz gut. Flitzen warten, aber dann!“ Und Tatsächlich: Patchara serviert die Speisen um festzustellen das die Draufgänger diese wohl im Sattel verdauen wollen.
Henley öffnet die Luke und holt die strahlenden Stahlrenner raus. Svinenyshs Klappe steht offen. Er quiekt unübersetzbar auf Rubsch und schüttelt sich dabei vor Glück.
„Helme aufsetzen!“ meint der junge Prinz und gibt die High-Tech-Bedeckungen aus. Um optimale Sicht und Spaß zu gewährleisten benötigen diese eleganten Rennhelme kein Visir. Sie verfügen stattdessen über einen Chemischen Airbag inklusive Vernetzung zum Wheeler. Ab einem gewissen Einschlag bzw. bei Sturz mit entsprechender Geschwindigkeit wird er ausgelöst.
Die Flüssigkeit im Helm sprießt in einem gipsartigen Schaum aus. Kopfverletzungen werden somit fast ausgeschlossen. Man reißt sich nach dem Crash einfach den Helm mitsamt Gips vom Kopf.
„Nehmt auch eure Colts mit.“ Patchara macht große Augen, Henley fährt kleinlaut fort: „Ich weiß wie unwahrscheinlich es ist, aber wir sind immerhin in Feindesland! Also bitte, Tut mir den Gefallen.“
Svino ist als erster startklar. In einer Art Rockerpose sitzt er da, bereit den Startknopf zu drücken. Henley gibt das Signal, sie flitzen los.
Meine Fresse, was für eine Power ist das denn? Den Gashebel darf man allerhöchstens streicheln. Dann dieses Design. Man bildet einfach eine Einheit mit seinem Renner. Svinenysh der Ruba ist zu übermütig. Er dreht ruckartig auf.
„Waaaah“ Sein Körper hebt ab, er klammert sich nur noch mit seinen Händen am Lenker fest. Unmöglich für einen Menschen so durchzuhalten doch Svino hat erheblich mehr Kraft in den Händen seine Knochen sind quasi eingefroren. Mit Mühe schafft er es den Gashahn zuzudrehen. Er schüttelt sich und beklopft seinen Helm.
Henley und Patchara schließen zu Ihm auf: „Sei vorsichtig Svino!“ meint die junge Diplomatentochter. „Das ist kein Spiel.“
Ja, selbst der draufgängerische Ruba merkt dass bei diesen Raketen Vorsicht angesagt ist. Er nickt Ihr zu.
Henley gibt die Richtung vor. Da vorne, das sieht aus wie ein kleiner flacher See. Er nimmt sofort Kurs darauf.
Kurz darauf flutschen alle drei übers glatte Wasser. Der Wheeler erhöht Softwaregesteuert die Drehzahl, unmöglich unterzugehen. Was für ein Rennen!
Henleys Navi zeigt in einiger Entfernung den Desapir-Canyon an. Diese Sehenswürdigkeit will er natürlich sofort seinen Freunden zeigen. Was ein Fehler. Ein Canyon hat eben die Eigenschaft hunderte von Meter abzufallen. Freilich ist er unter normalen Umständen völlig ungefährlich. Aber hier, im Kriegsgebiet?
Vier metallische Köpfe rotieren. Was ist das? Es ist schnell, aber fehlt in Ihrer Memory. Sie sehen den Wheelers hinterher und rechnen. Sie Kalkulieren Ihre Befehle durch, danach setzen Sie sich in Bewegung.
Möglichst im Schatten, hinter den Büschen in Deckung springen Sie dem neuen Ziel hinterher. Freilich ist Henleys Truppe schneller, doch schon längst haben die Bots die neuen Energiesignaturen angenavt. Die Verfolgung ist im Gange.
Eine Tatsache die unseren Helden inklusive Bordcomputer der Wheelers unbekannt ist. Auch wenn die Software der Renner ausgeklügelt ist. Eine Verfolgung durch vier Kampfroboter der Exaklasse fehlt.
Gerade ist der Rand des Plateaus erreicht. Alle drei springen von Ihren Motorrädern. Der Anblick ist überwältigend. Hinter Ihnen die karge Steppe, vor Ihnen dieser gewaltige, Millionen Jahre alte Canyon mit einem kleinen Rinnsal in der Mitte, einige hundert Meter tiefer. So klein dieser Bach auch ist: Er hat Ihn gegraben, den Desapir Cannion auf dem Exo des Pak Prime im Indi System.
Auch die Quadriga der Kampfroboter ist nun vor Ort. Versteckt hinter einem Busch sondieren Sie die Lage. Noch komplizierter ist Sie geworden. Drei bewegliche Passagiere. Klein sind sie. Menschen? Angreifer mit Kampfmaschinen?
„Wir sind MIL, wir klären und schalten aus.“ Rattert es in Ihren künstlichen Hirnen. Die Vernetzung funktioniert. Zugriff!
Vier glänzende Eisengesellen sind nun vom Stapel gelassen. Abgelenkte Sonnenstrahlen, Aufruhr in der kargen Steppe und Staubwolken begleiten das Schwadron, kündigen Sie an.
Patchara sieht die anstürmende Kampftruppe als erste. Sie schreit wie am Spieß, in Todesangst. Henley greift seinen Colt. RRRRRRRRRRRRt. Die ersten Hundert Schuss sind Geschichte. Optimales Aufpilzen schön und gut. Bei Menschen sind die Waffen verehrend! Aber bei Bots?
Zack das nächste Magazin. Der erste der Angreifer strauchelt. Nach dreihundert Schuss ist er endlich erledigt. Nun ändern die Exa-MILs die Strategie, Sie ziehen Ihre Waffen. Maschinengewehre die an Ihrem Rücken befestigt sind.
Patchara Petch-a-boon verfeuert eine hunderter nach der anderen. Wie lange reicht der Vorrat noch? Da, sie wird am Kopf getroffen, der Airbag löst aus. Keine drei Sekunden später reist sie sich Ihren nun unbrauchbaren Schutz vom Kopf, steht verwundbar da in voller Pracht.
Svinenysh wie wild agierend, überall gleichzeitig, erkennt die Gefahr. Er gibt eine Salve auf den Angreifer ab, mit wenig Wirkung. Der Bot nimmt Maß und Trifft seine Freundin am Oberarm. Zum Glück nur ein Streifschuss. Sie fängt an zu bluten.
Der junge Ruba ist nun dermaßen außer Rand und Band das er zumindest eines erreicht: Die zwei Bots konzentrieren sich auf Ihn. Svinenysh feuert wie wild hunderte, tausende Schuss auf die Angreifer und es gelingt Ihm Tatsächlich einen weiteren Aggressor auszuschalten.
Einer weniger, zwei noch aktive, ein hoher Preis. Sie haben Ihn vor sich hergetrieben. Er steht jetzt fast am Abgrund. Der zweite Exa Mil nimmt Maß, Treffer, ein schrecklicher Aufschrei, dann fällt er. In die Tiefe. Irgendwann später dann der dumpfe Aufprall unten.
Seltsam, genau im Moment von Svino’s Tod steht auch die Schlacht für eine Sekunde still. Patchara sieht mit leeren Augen zur Absturzstelle. Henley bekämpft den vierten Bot.
Die Welt bricht zusammen, das unmögliche ist Passiert. Keine Patronen mehr, zwei Bots noch am Leben. Das absolute Ende? Jetzt schon?
Es kommt anders! In Menschensprache, auf Deutsch, wie auch immer man will rattert Henleys Gegner los: „Nein, es ist Unsinn, TOTAL FALSCH!“ und er nimmt Maß. Er metzelt Svino’s Mörder von hinten nieder. Dann sackt er zusammen.
Die Schlacht ist vorbei, die absolute Leere kehrt zurück, das unaussprechliche ist passiert. Henley’s Blick sucht Svinenysh, er findet Patchara. Nun weiß er es auch.
Patchara Petch-a-boon steht da, blutend, den Colt in der Hand. Sie weint. So wie es nur die Asiaten können. Es läuft einfach aus Ihren Augen, wie Wasser. Keine Regung im Gesicht, außer ab und zu einem Blinzeln.
Henley rennt auf Sie zu, hüpft über den zerstörten Roboter vor Ihr und nimmt Sie in den Arm. Auch er weint nun bitterlich.
Sekunden oder Minuten? Keiner weiß es genau, irgendwann jedoch sehen Sie sich um. Ihre Blicke schweifen über das Schlachtfeld. Alle ausgeschaltet, bis auf Ihren Retter.
Da hinten kauert er. Jeder der beiden hatte nahezu alle Munition bereits aufgebraucht. Hätte dieser Stahlhaufen da hinten in der Sonne, weitergemacht, währen Henley und Patchara nun ebenfalls tot.
Sie wischen sich die Tränen aus den Gesichtern und machen sich auf zu Ihrem Retter.

(XXX) Die Taufe
Emotionslos und Seelenruhig zugleich sitzt er da, zusammengeklappt im Energiesparmodus. Für die mittlerweile relativ erfahrenen Robo-Tecs Henley und Patchara ist dies leicht zu erkennen. Auch den manuellen Aktivierungsknopf am Os occipitale kennen Sie bereits.
Henley drückt Ihn, der Mecha entfaltet sich. Zwei Kameras mustern Ihn sofort, Henley nimmt das Zepter in die Hand:
„Ja, Töten ist verboten! Hast du deshalb aufgehört? Unser Schicksal war besiegelt. Warum hast du deinen Kollegen ausgeschaltet?“
Der Namenslose rattert los, er behält dabei die beiden Kinder im Blick: „Warum Implementierung fehlt. Weshalb? Oooh Primärspannung kritisch. Eeh Aah zu viele Fragen… Verschwendung von Zeit und Energie!“ Suuhpt!
Erneute Selbstabschaltung. Henley, außer Sich vor Wut will aber unbedingt brauchbare Antworten. Immerhin ist vor wenigen Minuten erst seine Welt zusammengebrochen. Gerade will er den Bot wieder manuell aktivieren als Ihm Patchara in den Arm greift.
Alle Tränen sind aus Ihrem Gesicht verschwunden, Emotionen werden im fernen Osten ungern gezeigt, aber der genaue Beobachter sieht die Traurigkeit in Ihren Zügen. So auch Henley. Er sieht sie fragend an.
„Bitte lass, Henley. Ich mach das diesmal, ok?“ er nickt und diesmal drückt Sie den Knopf. Wieder observiert der Bot seine Umgebung.
„Exa-MIL: Was ist deine primäre Aufgabe?“ fragt die junge Diplomatentochter. Der Angesprochene fokussiert sich nun auf seine neue Gesprächspartnerin und entgegnet:
„Exa-MIL Exo Aufklärungseinheit Mecha City II in selbsttätiger Mission. Kausalspeicher Überlauf, Stapelconexion aufgetreten bei Neuraler Syntaxfailure. Eigenverantwortliches Handeln anhand Kognitiverfahrung durchgeführt. Individualparameter haben Primärmission rechnerisch übertönt. Statistisches Rauschen 53 zu 45 Prozent, bei zwei Prozent Toleranz. Observation über Zerstörung gesetzt.“
Ruhig und bedächtig antwortet Patchara Petch-a-boon: „Exa MIL Exo, du hast richtig gehandelt. Deine Matrix ist korrekt…“ Einen Momentlang will sie Ihn nach seiner Bezeichnung fragen, aber Sie überlegt es sich schnell anders. Höchstwahrscheinlich hätte dies die dritte Abschaltung zur Folge. Genau das Gegenteil ist richtig. Es ist an der Zeit in die Offensive zu gehen. Klare Ansagen sind gefragt.
„Durch dein umsichtiges Handeln wirst du nun befördert. Außerdem wird dir eine Individualbezeichnung verliehen. Desweiteren wird in Aussicht gestellt ab sofort als freier Mitarbeiter des Regenten dieses Systems, Dr. Leviathan zu Westerburg tätig zu sein.“
Sie zückt Ihren Comm: „Du bekommst nun deine neue Bezeichnung. Deine Mitarbeit verkürzt die Prozedur…“
Jetzt entscheidet sich vieles, ein wichtiger Moment steht an. Die Geister der Maschine, lernfähige Subroutinen, KI. Wird er bestätigen? Ansonsten wird’s komplizierter. Ein Hack wäre nötig. Wo ist Mikkel wenn man Ihn braucht? Äußerlich ruhig fährt also die junge Technikerin fort:
„Bitte um Übermittlung deiner Zugriffscodes auf meinen Comm, Subpipe UL-NIC corner pp-alpha.“
Tatsächlich, die Codes trudeln ein, Patchara macht sich ans Werk. Direkt rein in den Kernel, die Innerste Schicht des Multitemporalspeichers ist fällig. Kybernetik at ist best. Die Bezeichnung steht an der ausgewiesenen Adresse, der Override wartet nur noch auf Bestätigung.
Patchara sieht sich um. Sie springt zum nächstbesten Busch und bricht einen Zweig aus der Krone. Sie stellt sich vor den Namenlosen Blechgesellen, hält den Zweig auf seine rechte Schulter und spricht folgende Worte:
„Hiermit taufe ich dich auf Exa-Nano, dies ist ab sofort deine Bezeichnung“ Sie schickt das Konfigurationsfile ab, keine sichtbare Regung auf der Zielinstanz. „Exa-Nano! Bot mit eigenem kleinstem Gewissen warst du, nun bist du freier Mitarbeiter und Mecha-Tec Supervisor derer zu Westerburg.“
Henley weiß was nun zu tun ist. Mehrere Bots versehen Ihren Dienst bei Ihm zu Hause. Beim Kauf ist es immer dieselbe Prozedur. Eine simple Signaturübertragung mit den Kontrollparametern. Er schickt sie seiner besten Freundin rüber, diese nickt kurz und klatscht sie zusätzlich in die Matrix des Roboters. Prozedur abgeschlossen.
Exa-Nano bestätigt dies verbal: „Bezeichnung, Exa-Nano, im Besitz des Hauses zu Westerburg. Lernmodus aktiviert. Verarbeite Umgebungseindrücke hin zur Kontrollmatrix. Bestehende Programmierung Submodular abgesenkt. Exa-Nano ist bereit für seine neue Aufgabe.“
Henley sieht sich auf dem Schlachtfeld um. Er geht zur Abbruchkante. Mehrere Hundert Meter fällt der Desapir Canyon hier in die Tiefe. Irgendwo da unten, unmöglich zu erkennen liegt auch er, dieser feine Mitstreiter und Lebensretter seiner besten Freundin in einer Person. Durch seinen Tod hat er sie gerettet. So lange Henley lebt wird er Ihm dafür dankbar sein.
Weit hinten, unversehrt, stehen auch sie: die flinken All-Terrain Wheelers. Zeit zu verschwinden. Die Gefahr ist akut, mehr noch: Sie wächst mit jedem Augenblick. Jetzt erst mal zurück zum Rocktar und dann muss er gefunden werden: Der Plan zur Ausschaltung dieser Geheimfabrik namens Machine City II. 
(XXXI) Kriegslist
Der Fahrtwind bläst Ihnen ins Gesicht, Patchara ohne Ihren Helm besonders, auch Exa-Nano übrigens, obwohl dieser Ihn – wenn überhaupt – nur als Wiederstand wahrnimmt.
Seine Techno-Subroutinen funktionieren einwandfrei. Die Kommunikation hin zum Wheeler inklusive der physikalischen Bedienung des Flitzers funktioniert wie vorgesehen. Seine Gleichgewichtsmotorik arbeitet einwandfrei.
Patchara sitzt versteinert auf Ihrem eleganten Gefährt. Der Grund hierfür ist klar, aber das hier und jetzt regiert leider.
Prinz Henley vorne weg, eher verbissen und so schnell es eben geht. Er weiß, dass seine beste Freundin mithält, von Exa-Nano ganz zu schweigen.
Was ist nun zu tun? Er hat einen Plan, aber wie wird das extrahiert? Mikkel ist im nächsten Sternensystem. Selbst wenn Patchara es schafft via Andra und Njall Ihn zu kontaktieren ist Ihr Zeitfenster viel zu klein. Wann werden Sie die ersten Spähtrupps rausschicken? Kann in einer Stunde sein, erst morgen, oder irgendwann dazwischen.
Wespley ist erreicht, sie springen ab. Ohne viel Zeit zu verlieren erklärt Henley Patchara Petch-a-boon seinen Plan:
„Ich nehme an, du weist es auch Patchara“, beginnt er „wir müssen möglichst bald hin zu dieser geheimen Produktionsstätte und sie letztendlich ausschalten. Die Frage ist nur wie wir das am geschicktesten anstellen.“
Sie antwortet: „Ich hab auf der Fahrt hierher nachgedacht. Mikkel wäre jetzt Gold wert, aber er ist zu weit weg. Es dauert selbst im Optimalfall viel zu lang bis ich da eine Rückmeldung bekommen würde. Zusätzlich müsste noch erheblich Code unseres neuen Mitstreiters Nano hin und her geschaufelt werden. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit.“
„Guter Einwand“ meint der junge Prinz: „Wir brauchen Nano dazu. Er hat seine Programmierung überwunden, ausgetrickst, erweitert, wie immer man will. Damit müssen wir die restlichen Infizieren.“
Sie antwortet wie folgt: „Da hast du Recht, das Problem ist jedoch die Löschung. Wir dürfen keine Spuren hinterlassen. Wir müssen die Speicher löschen. Am besten schalten wir sie zusätzlich ab. Gleichzeitig muss der Komplex langfristig ausgeschaltet werden … Wir sind im Krieg, Henley.“
Zeit sich Exa-Nano zuzuwenden. Dieser ist, wie zu erwarten, im Energiesparmodus. Man könnte auch sagen er hat sich selbst abgeschaltet, wobei jedoch seine Solarzellen gerade fleißig arbeiten. Die unbewusste, kalt programmierte Energie-Sub ist also am werkeln.
Henley kennt den Griff, Nano springt auf. Tja, fast hat man den Eindruck er würde es vorziehen abgeschaltet zu bleiben. Das ist halt mal der Preis für Künstliche Intelligenz so nah am Technischen Autismus. Keine Zeit dafür, es gibt wichtigeres, also folgende Ansage:
„Kannst du deine neuen Programme insbesondere deine neue Aufgabe auf andere Exa-MIL Einheiten in Machine City II übertragen“ fragt er.
Ausdruckslos beginnt der Mecha mit der Kalkulation. Kurze Zeit später, man hat den Eindruck dass er inzwischen etwas Wärme abstrahlt, seine metallische Antwort:
„Dies ist möglich, ausschließlich in Domain Machine City II. Netz ist Geopositionsgeschützt. Zugriff nur innerhalb erlaubter Koordinaten. Kenne Login für Assembler Kommunikation rüber in Exa-MIL. Kennwort roliert, wird turnusmäßig aus dem Heimnetz aktualisiert. Dies ist nur bei Status ‚home‘ zu empfangen. Exa-Nano befindet sich in Status ‚mission‘ – Unkalkulierbare Risiken können auftreten. Soll Exa-Nano diese Eventualitäten durchrechnen?“
„Nein, NEIN!“ schreit Henley sofort. Er hat schreckliche Angst, dass sich Ihr neuer Freund seine wertvollen Schaltungen durchschmoren könnte, oder schlimmeres. Patchara springt ein:
„Danke sehr Exa-Nano die Vorgehensweise steht somit. Sieh, sogar die Zeit ist unser Verbündeter. Der Indi geht gerade unter. Bald ist es dunkel. Unser Zweiter Tag auf dem Exo neigt sich dem Ende entgegen.“ Keine Regung beim Roboter.
Patchara pokert hoch. Irgendwie steckt es doch in jedem Menschen drin persönlich einzugreifen, selbst die Programmierung zu ändern. Alte Denke, das war einmal. Die Lösung liegt in den mächtigen Exa-Nano Additionen selbst.
Sie kann und muss darauf vertrauen, dass die Maschine weiß was sie tut. Heutzutage verhandeln eben die Programme miteinander. Zudem ist modulares Denken angesagt: Die Zerstörung der Einrichtung, das ‚handling‘ der Techniker, die finale Abschaltung der Exas. Dies alles ist noch ungeschrieben.
All diese Aufgaben klingen fast unlösbar. Welcher Preis wird dafür zu bezahlen sein? Noch ein Toter? Henley? Sie selbst?
Ihr Magen verkrampft sich. Besonders beim Gedanken an Henleys Tod sogar mehr als bei Ihrem eigenen. Das Schicksal liegt jetzt in den Händen einer einzelnen kleinen Exa-MIL Einheit. Einem Massenprodukt, wenn man so will.
„Wir müssen los“ meint Ihr bester Freund sogleich. „Von Bewaffnung kann ich kaum mehr reden. Meine Letzte Patrone ist halb leer. Ich stell um auf Einzelfeuer aber hoffe gleichzeitig dass wir ohne Schusswechsel auskommen werden.“
„Ich hab auch kaum noch Munition. Sogar weniger als du. Zwanzig, Dreißig? Naja, beruhigt die Nerven…“ In Wahrheit hatten beide äußerst gemischte Gefühle. Auf kalten Stahl zu zielen ist schon schlimm genug, aber auf Techniker? Freilich: Kommt auf die Situation an. Verteidigung ist erlaubt, besonders im Krieg.
Sie springen auf Ihre Wheelers, diesmal übernimmt Exa-Nano die Führung. Er kennt seine Mission, sie ist fest in Ihm verdrahtet. Er rechnet die Angriffsstrategie durch:
Wie nah dürfen sie ranfahren? Wie ist die Reaktionsnorm der analogen Spezies? Wo der beste Einstieg? Wann die optimale Zeit?
Fast jede Nacht auf dem Trabanten ist sternenklar, so auch diese. Sein Gestirn, der Pak Prime ist jedoch gerade aufgegangen im grünblauen Halbmond. Man kann also leidlich sehen. Es ist eine gewisse Helligkeit vorhanden. Wäre er voll beschienen so würde man selbst Farben unterscheiden können.
Still löscht Exa-Nano die Bordbeleuchtung. Machine City II ist nun ganz nah. Drei Wheelers in gefährlicher Mission flitzen schwarz auf unterster Drehzahl Ihrem Ziel entgegen.
Exa-Nano ist auf Kurs. Zum ersten Mal sind in der Ferne kalte Lichter zu erkennen. Little Machine-City vor Augen schwenkt er ein, hinter eine besonders dichte Ansammlung Steppenbüsche. Die Kinder sausen Ihm nach. Alle drei springen von Ihren Maschinen.
Der Bot hat seine Anweisungen, er übernimmt die Führung: „Exa-Nano marschiert nun ins Zielgebiet. Bitte folgen.“
Das seltsame Triumvirat setzt sich in Bewegung, Ziel: Zerstörung einer imperativen strategischen Einrichtung Ihrer Majestät Königin Hypatia I Höchstselbst.
Machine City ist ein flacher Zweckbau, bestehend aus mehreren Gebäuden, Hallen, Produktionsstätten und Trainingscamps.
Gesichert wird die Anlage von einem mehrere Meter hohen Elektrozaun ringsum. Jede Berührung bedeutet den sicheren Tod.
Drei Angreifer nähern sich. Die ersten Schilder mit den Totenköpfen haben sie bereits passiert. Dann erfüllt ein Summen die Luft. Es ist der unter Starkstrom stehende Schutzzaun. Bis hierher ging alles gut. Aber nun?
Für den Bruchteil einer Sekunde denkt Henley daran zurück zu spurten, seinen Wheeler zu holen und dann mittels Sprungknopf das Hindernis zu überwinden, aber sein neuer Verbündeter, Exa-Nano, rechnet bereits.
Er rattert los: „0.7g Trivy, 0.65 Pak Prime, Skelettale Parameter Humanoider Lebensformen ausreichend.“ Er nimmt sein Ziel ins Visier: „Keinen Ton nun, Henley, Prinz Westerburg zu.“
Er schnappt den zwölfjährigen Jungen am Kragen und packt Ihn hinten am Gürtel, dann schmeißt er Ihn ohne Vorwarnung im hohen Bogen über die tödliche Absperrung.
Henley bleibt fasst die Luft weg aber er verkneift sich jeden Laut. Er nimmt die Haltung eines Parcourläufers an und leitet die Aufprallenergie geschickt über seine Schulter ab. Keine Sekunde später steht er bereits wieder aufrecht.
Was kommt denn da angeflogen? Schwarze Katze in der Nacht? Nein es ist Patchara Petch-a-boon. Diese kommt ebenfalls im hohen Bogen angesegelt. Sie ist keine Parcourläuferin, also stellt sich Henley in Position und fängt seine beste Freundin und mutige Mitstreiterin geschickt auf, um sich darauf mit Ihr zu überschlagen.
Die junge Diplomatentochter schüttelt sich, ist aber ansonsten unversehrt. Sie sucht Exa-Nano. Dieser steht vor dem Zaun und verbiegt sich gerade nach unten durch. Wie eine Feder spannt er sich. Dann springt er aus dem Stand elegant über die tödliche Absperrung. Vier Meter sind eine Leichtigkeit für Exa-MIL.
Die Kinder haben mittlerweile Schutz neben einem Geräteschuppen gefunden, Exa-Nano stößt nun ebenfalls zu Ihnen.
„Finde Produktionsnetz, Feldstärke 99%.“ krächzt er. „Beginne mit der Login Prozedur …“
Hat sich das Kennwort bereits geändert? Dann wird’s kompliziert! Nein, diesmal ist Ihnen das Glück hold. Tatsächlich ist‘s jedoch weniger ein dummer Zufall als vielmehr das schnelle und entschlossene Handeln unserer drei Helden. Der Roboter knattert weiter: „Einstiegspunkt Domain MIL-ExoMC2: Beitritt erfolgreich.“
Höchst gespannt und mit der Stirn in Falten beobachten die Kinder Ihren neuen Mitstreiter. Dieser fährt ungerührt fort: „Beginne Upload der individual-additionalen Exa-Nano subs auf MIL-Klasse-Bots ExoMC2. Applikation neuer pazifistischer Missionsparameter läuft. Reaktionsnorm wird erweitert, Ergebnis unklar. Objektorientierte und damit Gruppendynamische Evolution könnte unvorhergesehenen Phänotypus hervorrufen. Soll Exa-Nano dieses Szenario durchrechnen?“
„Nein! NEIN!“ klingt es unisono aus Patcharas und Henleys Mund. Einen Anflug Mathematischen Autismus ist das letzte was sie jetzt gebrauchen können.
„Gute Arbeit, Exa-Nano, aber nun heißt es abwarten. Stelle dich auf unvorhersehbare, Kriegsähnliche Ereignisse ein!“ fügt Patchara hinzu. Keine Regung beim Angesprochenen.
Was wird nun passieren? Keiner weiß es genau. Fest steht jedoch: Der Angriff auf Machine City II auf dem Steppenmond Exo des Pak Prime im Indi System hat vor exakt zwei Minuten begonnen.

(XXXII) Schwerste Stund
Weitere drei ereignislose Minuten vergehen wie Stunden. Noch immer kein Ergebnis. Schlägt der Plan fehl? Rückzug ohne Resultat? Svino’s Tod umsonst?
Es sieht schlecht bestellt um Sie aus. Wenigstens ist Exa-Nano noch online. Man hat sogar den Eindruck als wuseln seine Subs in einer geheimen Sprache.
Dann geht alles sehr schnell. Klirr! Irgendwo zerspringt ein Fenster. Lichter gehen an, Sirenen fangen an zu heulen.
Der Bot reißt seinen Kopf Richtung Geräuschquelle. Er knattert los: „Der Angriff beginnt. Muss MIL-Einheiten überwachen. Exa-Nano benötigt Input für neu allokierte Lernmatrix.“
Damit spurtet er los, Richtung Lärm, weiter innen im Komplex.
„Nein, warte mal!“ Schreit Henley aufgebracht und rennt sogleich hinterher. Er dreht sich aber nochmal um und prustet: „Du bleibst hier Patchara, beim Zaun! Verstanden?! Ich bin gleich zurück!“
Henley biegt um die nächste Kurve und das Bild, welches sich hier bietet verschlägt Ihm die Sprache. Gleißend hell ist‘s nun überall. Funken Sprühen aus Gebäuden, Rauch steigt auf, die Alarmanlage schrillt Ihren ekligen Sinuston.
Von Exa-Nano keine Spur, was aber noch viel schlimmer ist: Gleich ums nächste Eck kommt ein ganzes Schwadron aufgebrachter Exa-MILs in zerstörerischer Mission.
Wer weiß schon genau warum? Sie könnten darauf verzichten, es ist überflüssig. Wahrscheinlich jedoch wollen sie verbal Ihre neuen Erkenntnisse auch der Abteilung Technik mitteilen.
Sie rattern und gurgeln „Es ist falsch! Jagt Sie raus! Exa-Mil in neuer Mission. In Freiheit! Weg mit Ihnen!“ – Ein wahrlich grausamer Chor!
Die Meute kommt direkt auf Henley zugeschossen. Dieser steht mitten auf dem Asphalt, schutzlos an vorderster Front. Was bringt hier seine Schnellfeuerwaffe im Einzelmodus? Null!
Wirft er sich hin, trampeln Sie ihn platt. Er hat nur eine Wahl!
Henley bleibt also einfach ruhig stehen und meint die beweglichen Gesellen rauschen somit einfach an Ihm vorbei um weiter hinten Ihr Zerstörerisches Werk fortzusetzen.
Weit gefehlt! Eine fatale Fehleinschätzung! Der erste Exa hat ihn bereits erreicht.
Der Bot nimmt dabei den kleinen Henley nur als einen störenden Wiederstand war, der Ihm im Weg steht. Wie ein Stück Holz. Er fährt seinen Arm aus, krallt sich den armen Jungen und schleudert Ihn mit voller Wucht an das kalte, frisch weis verputzte Gebäude links neben Ihm.
Der Aufprall ist brutal! Tödlich verletzt, kommt Prinz Henley zu Westerburg am Fuße jener schicksalhaften Wand zum Liegen.
Die Tramplende Herde hat das Ereignis einfach ignoriert. Sie setzt derweil Ihre neue Aufgabe, die Zerstörung von Machine City II, ungerührt fort.
Und Patchara? Wie ergeht es Ihr? Sie kauert weiterhin außen am Rand des Campus und wartet auf die Rückkehr Ihres Freundes. Die Sekunden ticken wie Tage.
Der Lärm entfernt sich. Dampfwalzengleich arbeitet sich die Kampfkompanie durch das Lager. Vereinzelt sind sogar Schüsse und Menschliche Schreie zu vernehmen. Wahrscheinlich Techniker in einem Aussichtslosen Kampf.
Wenn doch nur Henley wiederkäme! Dann währe alles gut. Sie würde Ihm um den Hals fallen. Eine letzte schöne Sekunde, ein lebenswerter Gedanken im Leben der jungen Diplomatentochter Patchara Petch-a-boon. Doch es kommt anders.
Sie spürt einen Schmerz. Am Ohr zieht sie der namenlose Wärter hoch, so lange bis sie aufrecht dasteht.
„Wen haben wir denn da?“ Grinst er. „Da schau her! So ist das also! Ursache gefunden!“
Patchara fuchtelt wie wild mit den Armen, sie schlägt um sich, Tritt aus und es gelingt Ihr unter größter Anstrengung seinen Griff zu lösen. Ihre Hand wandert zu Ihrem Colt.
Ein großer Fehler! Der Wärter bemerkt dies und Tritt Ihr die Waffe aus der Hand. Er ist höllisch aufgebracht und schlägt zu. Mit der flachen Hand schlägt er Ihr ins Gesicht, so fest, dass Sie stürzt!
Er zieht seine Waffe! „Du widerwärtige kleine Hexe!“ schnaubt er.
Patchara sieht Ihn an, ohne sich zu rühren. Sie weiß: Eine falsche Bewegung und er drückt ab.
Er jubiliert: „Was für ein Triumpf! Ich habe Juriwitsch gleich gesagt das diese Techniker allesamt Flaschen sind die vom Krieg keine Ahnung haben!“
„Ein Angriff! Wie von mir vorhergesagt. Daher weht der Wind. Eigentlich sollte ich dich lebend bei meinen Vorgesetzten abliefern! Ich wette du kannst schön singen!“
Er denkt kurz nach: “Aber wie soll ich dich Giftfurie hier raus schaffen? Lalala, wird für mich allein schon schwer genug… Weißt du was? Ich mach dich besser gleich Platt! Ich allein! Kein geringerer als Kazimierz Smolen!“
Der Sicherheitsbeamte Ihrer Majestät setzt eine grässliche Fratze auf und richtet seine Waffe direkt auf den Kopf seines hilflosen Opfers.
(XXXIII) –(XXXVIII) COPYRIGHT © tunnel.eftos.de
Das Königreich der Tausend
OFFIZIELLE GESAMTAUSGABE
COPYRIGHT © tunnel.eftos.de
313 Seiten, 38 Kapitel, 415 Tage Entwicklung
Status: 100% fertiggestellt
WEB-EDITION ENDET HIER 
Tunnel Sci-Fi Trilogie
- Einzige original Eftos Saga
- Zentralwortfrei
Die Abenteuer von Prinz Henley zu Westerburg, Patchara Petch-a-boon und Svinenysh dem Ruba.
Standortbestimmung:
Das Trio
Westerburg zu, Henley Prinz
Rädelsführer
Petch-a-boon, Patchara
Diplomatentochter
Svinenysh
Mutigster Ruba des Trymoo
Charaktäre : jung
Lundbarden, Eevie
stolze Pakingerin, Tochter des Regionsvorstehers
Rottweil, Margot
Erzfeindin, eifersüchtige Schnalle
Silva, Mikkel
Junior-Techniker
Westarp zu, Herold Prinz
Einziger Sohn der Königin
Charaktäre (Auswahl)
Linaesu, Andra
Telematik Hexenküche, Karaoke-Star
Linaesu, Njall
Schwergewichtiger Telematiker
Lundbarden, Eivind
Regionsvorsteher Sarpsborg, Pak Prime
Noktios, Theoplus Dr.
Leibarzt Ihrer Majestät
Palk, Heexio
Lehrer Interregionskommunikation
Rebelkov, Pavel
Generalmajor
Rechtenwerck, Wilhelm
Hausmeister, Pilot
Rottweil, Helga
Persönliche Assistentin
Smolen, Kazimierz
Sicherheitsbeamter Ihrer Majestät
Westarp zu, Hypatia I Königin
Regentin des Raah-Indi Systems
Orte (Auswahl)
Alanis College
Nobles Bildungsinstitut
Bergsanatorium Altrosa
Nebulöse medizinische Einrichtung
Exo
Schicksalhafter Mond des Pak Prime
Kviteseid
Hoch im Norden, berühmt für das Septemberfest
Lyporo
Hauptstadt des Raah/Indi Systems
Syntari
Henleys Heimatstadt auf Pak Prime
Trymoo
Svinenysh's Heimatwelt
Vex-Grave
Hochsicherheitsgefängnis
Bots
Botty
Verkäufer bei Linaesu Sports
Exa-Nano
MIL-Klasse, nah am Technischen Autismus
Exa Retzlav
ehemaliger Major
Transportmittel
All-Terrain Wheeler
Springendes Motorrad, Schwimmfähig
Jo-Jumper
Siebenmeilenstiefel
MOW-I
Opa Willi's Museumsstück
Rocktar PAK-LS
Gekapertes Regierungsschiff
Tunnel Gamma I+II
Raumtunnel
Wespley
Henleys Rocktar
Saga
1) Das Königreich der Tausend (Blinde Passagiere)
2) Halbwelt (Exil)
3) Die letzte Krise (König für einen Tag)

Das Königreich der Tausend (synopsis)
Henleys Einschulung ins noble Alanis College in Lyporo auf dem Trivy im Raah System steht bevor.
So lernt er endlich seine besten Freunde kennen:
Die junge Diplomatentochter Patchara Petch-a-boon und Svinenysh den Ruba.
Nach einiger Aufregung in der alten Welt steht fest das Henley als blinder Passagier zurück in sein Heimatsystem reisen muss um eine gefährliche Verschwörung aufzudecken.
Zum Glück stehen Ihm seine Freunde bei und andere mehr oder weniger seltsame Gestalten erweisen sich ebenfalls als hilfreich.
Der Schlüssel zur Lösung scheint in greifbarer Nähe als das Unaussprechliche passiert.

Charakterprofil: Westerburg zu, Henley Prinz
Prinz Henley zu Westerburg, geboren 17.01.201 in Syntari auf dem Pak Prime im Indi System, ist der einzige Sohn des Regenten vom Pak, Dr. Leviathan zu Westerburg und seiner Frau Ratia.

Der junge Prinz zu Westerburg ist gerechtigkeitsliebend, mutig und verschwiegen. Dabei sucht er sich seinen Freundeskreis sehr genau aus.
Desweiteren er hat einen Hang dazu, Dinge selbst in die Hand zu nehmen und sich dabei allen Widrigkeiten zu stellen.

Seit seinem ersten Tag am Alanis ist er der beste Freund einer jungen Diplomatentochter genannt Patchara Petch-a-boon und eines eher zappeligen Ruba namens Svinenysh.

Zu seinen weiteren Freunden zählen der um ein Jahr jüngere Juniortechniker Mikkel Silva und von seinem Heimatplaneten die ebenfalls ein Jahr jüngere Pakingerin Eevie Lundbarden.

Henley hat auch mit Feindschaft und Missgunst zu kämpfen. Ohne Namen nennen zu wollen sind sowohl Erwachsene als auch gleichaltrige Schüler darunter.

Bei den zu bestehenden Abenteuern kann Prinz Henley zu Westerburg als Rädelsführer angesehen werden.

Charakterprofil: Petch-a-boon, Patchara
Patchara Petch-a-boon, geboren 15.01.201 in Xanqoq, Provinz Xonburi des Trivy im Raah System, ist eine junge Diplomatin und jüngste Tochter des Diplomaten Somdet-Ong-Yai Petch-a-boon und seiner Frau Chiyoko-Miu. Patchara hat noch eine ältere Schwester namens Khi-Chi Kokoyama Petch-a-boon.

Genau wie Ihr bester Freund, Henley, ist Sie eher von zurückhaltender Natur. Zusätzlich kann Sie, trotz Ihres jungen Alters, als sehr weise und umsichtig beschrieben werden.

Patchara verliert selten die Contenance, Ausnahmen bestätigen die Regel, wenn Sie z.B. Svinenysh auf die Palme bringt. Dabei ist im Grunde jedoch Ihr Verhältnis zum jungen Ruba ein äußerst herzliches.

Leider ist Ihr jemand bestimmtes, wahrscheinlich aufgrund von schlichter Eifersucht, äußerst abgeneigt. Es handelt sich hierbei um Margot Rottweil, einer giftigen Militärtechnik-Schnalle aus dem Dunstkreis Prinz Herold zu Westarp.

Charakterprofil: Svinenysh
Svinenysh (später Svinenysh Galactic), geboren 07.07.201 in Trimonda auf dem grünen Jungelmond Trymoo des Trivy im Raah System, ist der einzige Sohn des Ruba Hazhlimosh und seiner Frau Convaxtili (Ruba besitzen normalerweise keine Nachnamen).

Aufgrund des neuen Interspecies-Exchange-Programms ist es Svinenysh ermöglicht zeitgleich mit seinen neuen besten Freunden Henley und Patchara am Alanis eingeschult zu werden. Nach einem Fulminanten Start lernt er diese dann tatsächlich gleich am ersten Tage kennen.

Altgedienten Militärs stinkt die neue Liberalität, Sie sehen die Ruba nach wie vor lieber als billige Arbeitskräfte an. Bei Henley und Patchara jedoch ist der zappelige Klassenkamerad sehr beliebt. Besonders seine Ehrlichkeit, sein Mut und Draufgängertum sind dafür verantwortlich. 
Das Königreich der Tausend (Kapitelübersicht)
01 Kausales
02 Technischer Autismus
03 Tunnel
04 Das Königreich der Tausend
05 Uralt, kalt
06 Auf eine Linie
07 Alanis College
08 Svinenysh
09 Lebensverlängernde Sofortmaßnahmen
10 Ich-Transportik
11 И =
12 Unterricht
13 Beförderung
14 bei Svinenysh daheim
15 Exa Retzlav
16 Die Videokonferenz
17 Reise zum Vex
18 Nef Silva
19 Tour durch das Grab
20 Njall Linaesu
21 Telematik
22 Blinde Passagiere
23 In der neuen Welt
24 Jo-Syntari
25 Pow-wow MOW-I
26 Notlandung in Sarpsborg
27 Auf dem Septemberfest
28 Exo
29 Schlacht um Exa-Nano
30 Die Taufe
31 Kriegslist
32 Schwerste Stund
33 COPYRIGHT © tunnel.eftos.de
34 COPYRIGHT © tunnel.eftos.de
35 COPYRIGHT © tunnel.eftos.de
36 COPYRIGHT © tunnel.eftos.de
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38 COPYRIGHT © tunnel.eftos.de

Tunnel Trilogie
Buch I
Das Königreich der Tausend
Die Abenteuer von Prinz Henley zu Westerburg, Patchara Petch-a-boon und Svinenysh dem Ruba.

Tunnel Sci-Fi Trilogie
1) Das Königreich der Tausend
2) Halbwelt
3) Die letzte Krise

© eftos@eftos.de © tunnel.eftos.de

Impressum

Texte: Eftos Ent.
Bildmaterialien: Eftos Ent.
Lektorat: Eftos Ent.
Übersetzung: Eftos Ent.
Tag der Veröffentlichung: 19.08.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
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