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kindliche Vorfreude

Jane stand unruhig und angespannt vor ihrem Kleiderschrank. Was sollte sie bloß anziehen? Etwas eng anliegendes würde zu viel Preis geben und viel weites hatte sie nichts zur Auswahl. Zumindest schien ihr nichts passend für diesen Anlass. Nachdem Jamie sie bereits zum fünften Mal gebeten hatte sich zu beeilen, schlüpfte sie in ein rotes Wickelkleid, was die auffälligen Stellen gut kaschierte. Mit zitternden Händen legte sie den passenden Schmuck an, um dann nervös die Küche zu betreten, in der Jamie bereits auf sie wartete. Wieder erwartens saß dieser am Tisch und telefoniert. Genervt seufzte sie auf, während er ihr ein amüsiert anzügliches Lächeln zuwarf. Jamie, ihr langjähriger Freund, war einfach unglaublich. In beiderlei Hinsicht, einerseits brachte er sie ständig auf die Palme, andererseits...nun ja er war einfach unwiederstehlich. Nachdem er aufgelegt hatte stand er auf, kam  auf sie zu und umarmte sie von hinten. "Schatz," mumerlte er in ihr Ohr "sieht ganz so aus als müssten wir uns heute ohne deine Schwester auf den Weg machen." Sie riss die Augen auf. Hoffentlich war nichts passiert. Gestern noch hatten sie sich darüber unterhalten, das sie bereits heute zum großen weihnachtlichen Familientreffen losfahren wollten, damit sie auf der langen Strecke eine Pause einlegen konnten. Als hätte er geahnt was sie dachte, fuhr er belustigt fort: "Kate und Leo haben anscheinend die Windpocken und sie möchte lieber mit ihnen zu Hause bleiben." Erleichtert atmete sie auf, sie musste aber auch immer vom schlimmsten ausgehen. "Was für ein Glück das wir keine Kinder haben, ich würde sonst deine verrückte Tante Laurie schrecklich vermissen." fügt er mit einem Zwinkern hinzu. Auch wenn er es nur scherzhaft gemeint hatte, zuckte sie zusammen. Sollte das heißen...? 

 

Die Autofahrt verlief schweigsam, abgesehen von kleinen Wortwechseln. Jane war viel zu sehr in ihre Gedanken vertieft und Jamie zu sehr mit seiner Sorge um Jane beschäftigt. Was war nur mit ihr los in letzter Zeit? Auf alles was er sagte reagierte sie überempfindlich und teils sogar abweisend. Wieder einmal spürte er die kleine Schatulle in seiner Hosentasche all zu deutlich und fragte sich ob das eine gute Idee gewesen war, sie so damit zu überrumpeln zu wollen. Aber er würde jetzt keinen Rückzieher machen. Dafür war es längst zu spät. Als er das Auto vor ihrem Hotel parkte, war sie so in Gedanken versunken, das sie erst nach einigen Minuten realisierte, das sie bereits angekommen waren. Leicht schwankend stieg sie aus dem Wagen und er rannte förmlich auf die andere Seite um sie zu stützen. Sie sah gar nicht gut aus und war ganz blass um die Nase. Beruhigend strich er ihr über den Rücken und brachte sie ins Hotel. Drinnen angekommen ließ er sich schnell die Schlüsselkarte geben und brachte sie samt Gepäck schleunigst auf ihr Zimmer. Dankbar schaute sie ihn an und warf sich schnell ihren Schlafanzug über. Keine fünf Minuten später war sie auch schon im Bett verschwunden. Also zückte er sein Handy und erklärte seiner Mutter, das sie es heute leider nicht zum Abendessen schaffen würden, da es Jane nicht so gut ginge. Sie hatte dafür Verständnis und für Gejammer war sie viel zu vernarrt in Jane. Er verstand auch sehr gut warum, ihm ging es da ja auch nicht anders. Kurz darauf folgte er ihr und während er sie die ganze Nacht im Arm hielt, bekam er kein Auge zu. Normalerweise sagte sie ihm immer alles, doch irgendwas verschwieg sie ihm. Während er darüber nachgrübelte, strich er ihr sanft über die roten Haare und betrachtete ihr schlafendes Gesicht. Ob sie mitbekommen hatte was er plante? 

 

Am nächsten Morgen erwachte sie völlig ausgeruht, jedoch war ihr speiübel und so rannte sie ins Bad. Als sie sich wieder beruhigt hatte ging sie zurück ins Zimmer, wo Jamie noch friedlich schlief. Also sprang sie rasch unter die Dusche und machte sich für die Begegnung mit ihrer Familie fertig. Heute würden noch nicht alle da sein. Ein par würden erst zu Weihnachten eintreffen. Weihnachten, sie hatte sich vorgenommen es ihm bis dahin gesagt zu haben, doch wann war der passende Zeitpunkt dafür? Wie sie so vor sich hingrübelte bemerkte sie gar nicht wie Jamie sich von hinten an sie ranschlich. Erst als er sie sanft umarmte und seine Lippen in ihren Haaren vergrub fuhr sie leicht zusammen. Sie warf einen bösen Blick nach hinten, er quittierte es lediglch mit einem wissenden grinsen und zog sie hinter sich her zur Dusche. "Was machst du? Ich habe schon geduscht!" "Einmal ist keinmal erwiderte er grinsten und überzeugte sie mit einem stürmischen Kuss.

 

"Jamie, wie geht es ihr? Was war denn gestern los?" fragte ihn seine Mutter besorgt? Noch immer erstaunte es ihn, das Janes und seine Familie so gut miteinander klar kamen. Aber nicht minder freute es ihn, denn Familienfeste konnten immer in Harmonie zusammen gefeiert werden und nie mussten sie zwischen den beiden Familien wählen. "Mum, ich habe keine Ahnung. Sie will es mir ja auch nicht verraten. Aber ich werde sie auch sicher nicht danach fragen. Sie wird es uns schon erzählen, aber ich gebe zu sie verhält sich schon seit einer Weile ziemlich komisch..." fügte er nachdenklich hinzu. "Rede mit ihr James!" Zum Glück trat in dem Moment Jane zu ihnen und so konnten sie dieses Gespräch nicht weiter fortsetzen. Sie schob ihre Hand ihn seine und sah ihn mit einem fragenden Gesichtsausdruck an. Seine Mutter verabschiedete sich mit einem überdeutlichen Blick und er seufzte leise. "Können wir reden?" fragte er also mit einem bittenden Gesichtsausdruck. Im ersten Moment stand ihr der Schock ins Gesicht geschrieben, doch dann fasste sie sich wieder und nickte. Er wollte sie gerade in eines der Gästezimmer im Haus seiner Eltern schieben, als auch schon ihre Mutter auftauchte. Sie ließ sich nicht abschütteln und so wurden sie in ein langes Gespräch verwickelt, dem er kaum folgen konnte. Als sie endlich das Gespräch beendeten war es schon weit nach elf uhr und so gingen sie schweigend in sein altes Zimmer. Auch diese Nacht fand er kaum Schlaf und musste immer wieder an die kleine Schachtel denken. Morgen war es soweit und er konnte nur noch hoffen, das alles lief wie er sich das vorgestellt hatte. Doch dafür kannte er sie zu gut...

 

Der Weihnachtsmorgen war geprägt von vielen Hallos und schön dich zu sehen. Denn Janes Schwester hatte sich kurzfristig doch noch entschieden mit ihrer Familie zu kommen, da es den Kindern besser ging und ihr Bruder samt Freundin war ebenfalls angereist, ebenso seine Schwester mit Ehemann und etliche Tanten und Onkel. Darunter war auch Tante Laurie. Die sie beide in beschlag nahm, um ihnen den neusten Klatsch rund um die Familie zu erzählen. Um so näher sie dem Abend kamen desto nervöser wurden die beiden. Nachdem jährlichen Kirchenbesuch und dem festlichen Essen war es soweit, die Geschenke. Wie jedes Jahr durften die Kleinen zu erst ihre auspacken und wurden anschließend zu Bett gebracht. Jane hatte beabsichtigt ein Geschenk gekauft, was ihm alles erklären würde. Damit sie keine Chance hatte vor ihrem jetztigen Geheimnis davon zu laufen. Ebenso hatte er seines in rotes Papier gepackt. Nach unzähligen Küchengeräten, Socken, Süßigkeiten und Büchern übergab er ihr sein Geschenk und betrachtete sie gespannt beim auspacken. Kurz bevor sie die Schatulle öffnete kniete er sich vor sie und fragte leise: "Willst du mich heiraten Jane?" Alle im Raum schauten die beiden an, seine Schwester wissend, da er es ihr erzählt hatte, der Rest überrascht und erfreut. Jane blickte ihm völlig überrumpelt in die Augen, stand dann wortlos auf und holte ihr Geschenk für ihn und drückte es ihm in die Hand. Verwirrt packte er es aus, es war ein Rucksack. Ein schöner, das musste er zugeben, aber was hatte das damit zu tun? Ahnungslos schaute er zu ihr, sie antwortete mit zittriger Stimme: " Du musst ihn aufmachen." Immer noch verwirrt öffnete er ihn, während alle Blicke auf ihm ruhten. Sie hatte Entsetzen oder sogar Wut befürchtet doch er sprang nur jubelnd auf und zog sie in seine Arme. "Bekomme ich jetzt eine Antwort?" "Ja." flüsterte sie. Und während er sie küsste, fiel der Rucksack zu Boden aus dem ein Milchfläschchen und ein Ultraschallbild purzelten. Alle blickten sich erfreut strahlend an. Sie waren sich einig, dies war das schönste Weihnachten seit langem.   

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 04.12.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch Weihnachten selbst, denn ohne Weihnachten würde dieses Buch nicht zustande kommen und meine liebste Zeit des Jahres würde nicht existieren.

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