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Leseprobe

Vorwort

Die Texte, die teilweise der Wikipedia, dem Blog Garnix entnommen und von mir überarbeitet wurden, stelle ich hiermit unter die Lizenz "Creative Commons Attribution/Share-Alike". Bei den Bildern ist die jeweilige Lizenz angegeben.

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Ich danke allen die an den vorgenannten Projekten mitgearbeitet haben und damit dieses Buch erst ermöglichten.

Version 20140712

Atomwaffen

Atomwaffen – auch Kernwaffen oder Nuklearwaffen genannt – sind Waffen, deren Wirkung auf den kernphysikalischen Reaktionen der Atomspaltung oder der Kernfusion beruht. Konventionelle Waffen beziehen dagegen ihre Explosionsenergie aus chemischen Reaktionen, bei denen die Atomkerne unverändert bleiben. Zusammen mit biologischen und chemischen Waffen gehören Atomwaffen zu den Massenvernichtungswaffen.

Bei der Explosion einer Atomwaffe findet eine Kettenreaktion statt, die sehr viel Energie in Form von Hitze, Druckwelle und Strahlung freisetzt. Dadurch kann eine Atomwaffe innerhalb kürzester Zeit ganze Städte zerstören und viele hunderttausende Menschen töten. Die radioaktive Strahlung verursacht medizinische Langzeitschäden, durch den radioaktiven Niederschlag (Fallout) werden größere Gebiete verseucht.

Allgemein bekannt für ihre Arbeit bei der Entwicklung von Atomwaffen sind Robert Oppenheimer und Edward Teller. Der wohl erste Wissenschaftler, der ernsthaft über den tatsächlichen Bau einer Atomwaffe nachdachte, war jedoch der ungarische Physiker Leó Szilárd. Bereits im September 1933 dachte er an die Möglichkeit, mittels Beschuss durch Neutronen Atomkerne zu einer Kettenreaktion anzuregen. Diese Idee war zu jener Zeit noch sehr umstritten und mehr spekulativ. Später auf diesem Gebiet sehr erfolgreiche Forscher wie Ernest Rutherford, Enrico Fermi und Otto Hahn glaubten damals noch nicht daran, dass Kerne sich überhaupt spalten lassen. 1934 äußerte die deutsche Chemikerin Ida Noddack-Tacke die Vermutung „daß bei der Beschießung schwerer Kerne mit Neutronen diese Kerne in mehrere größere Bruchstücke zerfallen.“

Nach der Entdeckung der neutroneninduzierten Urankernspaltung 1938 durch Otto Hahn und Fritz Straßmann, und deren korrekter theoretischer Deutung durch Lise Meitner und deren Neffen Otto Frisch war es im Frühsommer 1939 so weit, dass die notwendigen theoretischen Grundlagen und experimentellen Befunde veröffentlicht waren, um bei ausreichender Verfügbarkeit von spaltbarem Uran eine Atomwaffe zu bauen. Diese Möglichkeit erkannten zuerst die beiden an der Universität Birmingham arbeitenden deutsch-österreichischen Emigranten Rudolf Peierls und Otto Frisch. In einem geheimen Memorandum aus dem März 1940 beschrieben sie theoretische Berechnungen zum Bau einer Uran-Bombe und warnten eindringlich vor der Möglichkeit des Baus einer Atombombe durch Deutschland. Infolgedessen wurde die ebenfalls geheim gehaltene britische MAUD-Kommission ins Leben gerufen, die Forschungen zum Bau einer Atombombe empfahl.

Die technische Entwicklung der Atomwaffen seit den 1940er Jahren hat eine große Vielfalt unterschiedlicher Varianten hervorgebracht. Unterschieden werden grundsätzlich Atombomben nach dem Atomspaltungs- oder Fissionsprinzip („klassische“ Atombombe) und nach dem Kernfusionsprinzip (Wasserstoff- oder H-Bombe).

In einer klassischen Atombombe wird zur Auslösung eine überkritische Masse von spaltbarem Material zusammengebracht. Wie hoch diese Masse ist, hängt von Material, Geometrie und Konstruktion ab. Die kleinste kritische Masse lässt sich mit einer Kugelform des spaltbaren Materials erreichen, am häufigsten werden Uran-235 oder Plutonium-239 verwendet. Die Überkritikalität führt zu einer Atomspaltungs-Kettenreaktion mit schnell anwachsender Reaktionsrate. Die dadurch freigesetzte Energie bringt das Material zur explosiven Verdampfung.

Bei der Wasserstoffbombe wird zunächst eine klassische Atombombe gezündet. Die dadurch im Inneren der Bombe erzeugten Drücke und Temperaturen reichen aus, um in dem in ihr enthaltenes Li6-deuterid die Fusionsreaktion zu zünden.

Die Erfindung von Atomwaffen stellte einen Wendepunkt in der Kriegsführung dar. Die erste Atombombe wurde von den USA im Manhattan-Projekt entwickelt und am 16. Juli 1945 erstmals erfolgreich getestet (Trinity-Test). Am 6. und 9. August 1945 fanden die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki statt, die hunderttausende Opfer forderten. Seitdem wurden Atomwaffen nie wieder gezielt eingesetzt. Nachdem die Sowjetunion (UdSSR) 1949 selbst Atomwaffen entwickelte, entstand während des Kalten Krieges ein Wettrüsten zwischen USA und UdSSR, an dessen Höhepunkt in den 1980er Jahren die beiden Staaten zusammen rund 70.000 Atomsprengköpfe besaßen. Die militärische Doktrin der gegenseitigen Abschreckung bestimmte den Kalten Krieg wesentlich mit und trug nach Ansicht verschiedener Politiker und Politikwissenschaftler dazu bei, dass es zu keinem direkten Krieg zwischen den beiden Blöcken kam. Nach und nach erlangten weitere Staaten Atomwaffen, so dass heute neun Staaten Atommächte sind: USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Israel, Indien, Pakistan und Nordkorea (in chronologischer Reihenfolge).

Die Weiterverbreitung von Atomwaffen zu verhindern, gilt als eine der größten Herausforderungen für die internationale Sicherheit im 21. Jahrhundert. Seit dem ersten Atomwaffeneinsatz wurde aufgrund der katastrophalen humanitären Folgen und der Gefahr, die Kernwaffen für die Menschheit darstellen, vielfach ihre komplette Abrüstung gefordert. Verschiedene internationale Verträge haben zu Einschränkungen und Reduktionen der Atomwaffenarsenale (Rüstungskontrolle) und zu atomwaffenfreien Zonen geführt.

Weltweit, teilweise auch in den USA selbst, wird der Einsatz dieser Massenvernichtungswaffen hauptsächlich gegen die Zivilbevölkerung als unmoralisch bzw. ethisch nicht verantwortbar verurteilt.

Die Entwicklung der Atombombe wird heute allgemein als das dunkelste Kapitel der Technik- und Wissenschaftsgeschichte angesehen. Die Atombombe ist zum Inbegriff des „Fluches der Technik“ geworden.

Die Erfindung der Atomwaffen löste ein beispielloses Wettrüsten – insbesondere zwischen den USA und der Sowjetunion – aus und war damit die größte Bedrohung in der Zeit des Kalten Krieges.

Atomwaffen wurde hier wiederum auch eine hemmende Wirkung zugeschrieben, wonach gerade die Bedrohung durch eine totale Auslöschung der Menschheit das „Gleichgewicht des Schreckens“ aufrechterhalten und damit eine direkte Konfrontation vermieden habe.

2010. Weltweit sind derzeit 22.600 Atomsprengköpfe stationiert.

2011. Der "New Start"-Abrüstungsvertrag tritt in Kraft. Darin verpflichten sich die USA und Russland zur Verringerung der im Feld stationierten Atomsprengköpfe von derzeit 4000 auf jeweils 1550 Stück.

16. Juni 2014. Russland und die USA besitzen immer etwa 93% aller Atomwaffen. Zusammen haben sie 1800 Atomsprengköpfe in Alarmbereitschaft die innerhalb einer Zeitspanne von 5 bis 15 Minuten eingesetzt werden können.

Zu Jahresbeginn verfügten die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea noch über 16.300 Atomsprengköpfe. Knapp 900 weniger als ein Jahr vorher aber immer noch genug, um die Menschheit mehrfach zu vernichten (Overkill). 

Davon wurden laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri 400 Sprengköpfe von den USA und 500 von Russland abgerüstet. Die USA haben die vertraglichen Verpflichtungen demnach jedoch vor allem dadurch erfüllt, dass "Phantomwaffen" abgebaut wurden. Trägerraketen wurden konventionellen Sprengköpfen zugeordnet obwohl sie auch Atomsprengköpfe tragen können. In Russland wurde dagegen veraltetes Material verschrottet.

Die Bestände werden langsamer als in den letzten Jahren abgebaut. Gleichzeitig laufen in beiden Ländern Modernisierungsprogramme. Abrüstung findet also faktisch keine mehr statt.

Hintergrund der langsameren Abrüstung ist wohl auch der Vertrag "New START" von 2011. Demnach müssen Russland und die USA die Zahl der strategischen Atomwaffen auf jeweils 1550 reduzieren. Die USA besitzen laut Supri noch 1920 derartige sofort einsetzbare Sprengköpfe (insgesamt 7300) und Russland 1600 (insgesamt 8000). Deshalb verringert sich das Tempo jetzt.

Laut Sipri gibt es in keinem der über Atomwaffen verfügenden Staaten Anzeichen dafür dass diese mittelfristig vollständig abgeschafft werden sollen: 

  • Die USA planen für die nächsten 10 Jahre Investitionen von 350 Mrd. US-Dollar für Unterhalt, Pflege und Erneuerung des Atomwaffenarsenals und der Trägersysteme. Etwa 80 bis 100 Mrd. für Bau und Wartung von Langstreckenbombern, 1,5 Mrd. für Atom-U-Boote und 124 Mrd. für neue Langstreckenraketen. Für die nächsten 30 Jahre wird mit mindestens 1 Billion US-Dollar gerechnet.
  • Russland tauscht sein Arsenal veralteter Interkontinentalraketen durch fünf verschiedene neue Versionen des Typs SS-27 aus. Die alten Atom-U-Boote aus Sowjetzeiten werden durch neue mit erweiterter Träger-Kapazität für Interkontinentalraketen mit Mehrfachsprengköpfen ersetzt.
  • Auch Indien und Pakistan setzen ihre Arbeit an der Entwicklung von ballistischen Raketen und Marschflugkörpern für Atomwaffen fort. Die Kapazität zur Herstellung von spaltbarem Material wird stetig weiter ausgebaut. Indien plant den Bau von sechs Schnellen Brütern um die Produktion von Plutonium für Atomwaffen signifikant zu steigern. Auch die Urananreicherungskapazitäten hat Indien deutlich erhöht. Im nächsten Jahr soll auch ein neues Raketensystem in Betrieb gehen, mit dem Ziele in ganz China zu erreichen sind. In Pakistan wurde der Plutonium-Produktionskomplex von Khushab massiv ausgebaut. Die beiden Länder haben derzeit laut Sipri ein Arsenal von jeweils 90 bis 120 Atomsprengköpfen. Zusammen mit China (Schätzungsweise 250 Atomsprengköpfe) sind das laut Sipri die einzigen Atommächte, die ihre Arsenale auch zahlenmäßig aufstocken.
  • Israel hat vermutlich 80 Atomsprengköpfe und scheint derzeit im Hinblick auf seine atomare Bewaffnung abzuwarten, wie sich die Situation im Iran entwickelt.
  • Bei Nordkorea geht Sipri derzeit von 6 bis 8 "rudimentären Atomsprengkörpern" aus.

Vorgeschichte der Atomwaffen

Kurz nach der Entdeckung der Radioaktivität gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde klar, dass beim Zerfall radioaktiver Elemente über lange Zeiträume ungeheuer große Energiemengen freigesetzt werden. Schon bald entstanden daher Spekulationen über die technische und militärische Nutzung dieser neuartigen Energie. Das Wort Atombombe („atomic bomb“) wurde von H. G. Wells in seinem 1914 erschienenen Roman „The World Set Free“ geprägt, der sich dabei von den Veröffentlichungen Frederick Soddys zur Radioaktivität inspirierte. Der Begriff der Atombombe entstand damit zwei Jahrzehnte vor der Entdeckung der Atomspaltung, mit der eine Waffe realisiert werden konnte, die Wells Vision ähnelte. Für die in den 1940er Jahren entwickelten Atomwaffen wurde also ein bereits literarisch eingeführter Begriff verwendet.

1911 entdeckte Rutherford den grundsätzlichen Aufbau der Atome aus einem schweren Kern und einer leichten Atomhülle aus Elektronen. In der Folgezeit wurden die sogenannten atomphysikalischen Vorgänge, zu denen auch chemische Reaktionen gehören und an denen im Wesentlichen die Elektronenhülle beteiligt ist, von den energiereicheren Vorgängen im Atomkern (wie der Radioaktivität und der Atomspaltung) unterschieden, die zum Gegenstand der Atomphysik wurden. Daher werden statt der umgangssprachlichen Bezeichnungen „Atombombe“ und „Atomkraftwerk“ in der Fachsprache oft die Begriffe „Kernwaffe“ bzw. „Nuklearwaffe“ (von lat. „Nukleus“, Kern) und „Kernkraftwerk“ verwendet.

Diese fachlichen Bezeichnungen empfinden jedoch viele Menschen – speziell Atomkraftgegner und Atomwaffengegner – als irreführend und verharmlosend. So schreibt der deutsche Journalist und Sprachkritiker Wolf Schneider unter der Überschrift „Weg mit den Tarnwörtern!“:

„Atomwaffen waren einigen Experten zu ungenau, da es die Atomkerne seien, auf die es ankomme. Also sagten sie Kernwaffen [...]. Da dieser Kern auf lateinisch und englisch nucleus heißt, wurden daraus die nuklearen Waffen, die zugleich der Adjektivitis und der Lust an der vielsilbigen Blähung entgegenkamen, ebenso wie die atomaren Waffen, die das bisschen Genauigkeit wieder aufheben, doch die selbe Lust befriedigen. Atomwaffen, Atombomben, Atomraketen und Atomkraftwerke: das ist die deutsche Sprache und nichts sonst.

Die Kernkraftwerke legen den Verdacht nahe, dass die Vorsilbe Kern-, mag sie zunächst auch um der scheinbaren Genauigkeit willen eingeführt worden sein, inzwischen nicht ungern zur Tarnung und Beschwichtigung verwendet werden. Wer sollte etwas gegen Kerne haben? Ein Grund mehr, von "Atomkraftwerken" zu sprechen und nur von ihnen.“

Auch die Behördensprache hat die Fachbegriffe nicht immer nachvollzogen. So werden in Deutschland die für die Atomenergie fachlich zuständigen Genehmigungsbehörden teilweise als „Atomaufsicht“ bezeichnet, es gibt ein „Atomgesetz“, und ein Vorgänger des Bundesministeriums für Bildung und Forschung hatte den Titel „Atomministerium“. Auch im Sprachgebrauch der meisten anderen Nationen sind die herkömmlichen Bezeichnungen verbreitet, wie der Name der Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) zeigt.

Mit dem Begriff „Atombombe“ im engeren Sinne wurden allgemein die auf der Atomspaltung (Fission) beruhenden Atomwaffen bezeichnet (A-Bombe). Im Gegensatz dazu wurden die Fusionswaffen mit dem Begriff „Wasserstoffbombe“ (H-Bombe) belegt. Daneben gibt es Spezialentwicklungen wie die „Kobaltbombe“ und die „Neutronenbombe“. Heute werden alle Arten von Waffen, die Atomumwandlungen benutzen, unter der Bezeichnung nukleare Waffe beziehungsweise Atomwaffe zusammengefasst.


Atomwaffen der USA

In den Jahren zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg stieg in den Vereinigten Staaten die wissenschaftliche Überlegenheit auf dem Gebiet der Atomphysik. Dazu trugen neben US-amerikanischen Physikern auch die Arbeiten von europäischen Immigranten bei. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges entwickelten sie mit dem Zyklotron, dem Teilchenbeschleuniger und der künstlichen Herstellung von Radioisotopen die Grundlagen der Atomphysik.

Einer der wichtigsten Wissenschaftler, Enrico Fermi, erinnert sich an die Anfänge des Projektes in einer Rede, die er 1954 hielt:

„Ich kann mich noch sehr lebhaft an den ersten Monat, den Januar 1939 erinnern, in dem ich begonnen habe, in den Pupin Laboratorien zu arbeiten, weil die Dinge sich damals sehr schnell zu entwickeln begannen. Damals hielt Niels Bohr Vorlesungen an der Princeton University, und eines Abends kam Willis Lamb begeistert zurück und erzählte, dass Bohr große Neuigkeiten verkündet hatte. Dabei handelte es sich um die Entdeckung der Kernspaltung und eine Übersicht, was die Entdeckung zu bedeuten hatte. Etwas später in diesem Monat gab es ein Treffen in Washington, D.C., auf dem die mögliche Wichtigkeit des neuen Phänomens der Atomspaltung zum ersten Mal halb ernst als potentielle Quelle von Atomenergie diskutiert wurde.“

August 1939. Die geflüchteten ungarischen Wissenschaftler Leó Szilárd, Edward Teller und Eugene Wigner waren der Ansicht, dass die Atomspaltung von den Deutschen zum Bau von Bomben genutzt werden könnte. Sie überzeugten deshalb Deutschlands bekanntesten Physiker, Albert Einstein, US-Präsident Franklin D. Roosevelt - noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs -  in einem Brief zu warnen. Angesichts der Geheimdienstberichte um die deutschen Anstrengungen und eventuell auch aufgrund Einsteins Schreiben vom 2. August 1939 wurde beschlossen, die Entwicklung einer Atombombe zu forcieren.

1. September 1939. Der Zweite Weltkrieg beginnt mit dem deutschen Überfall auf Polen.

1939. Unter der Aufsicht von Lyman Briggs, dem Leiter des National Bureau of Standards, beginnt am Naval Research Laboratory in Washington ein kleines Forschungsprogramm. Der Physiker Philip Abelson arbeitet dort an der Isotopentrennung von Uran. 

1940. Auf Initiative von Vannevar Bush (Direktor der Carnegie Institution of Washington), wird damit begonnen, die wissenschaftlichen Ressourcen der Vereinigten Staaten zur Unterstützung der Kriegsanstrengungen zu bündeln. Es entstehen neue Laboratorien, darunter das Strahlungslabor am Massachusetts Institute of Technology, das bei der Entwicklung des Radars eine bedeutende Rolle spielt, und das Unterwasser-Tonlabor in San Diego, an dem das Sonar weiterentwickelt wird.

Das nationale Gremium zur Verteidigungsforschung (National Defense Research Council) übernimmt das Uranprojekt, wie Briggs' Forschungsprogramm bis dahin genannt wurde. In diesem Jahr schaffen Bush und Roosevelt das Büro für wissenschaftliche Forschung und Entwicklung (Office of Scientific Research and Development), um die Forschung zu forcieren.

März 1940. Höchst beunruhigt über die vermuteten Fortschritte in der Atomforschung im Dritten Reich verfassen Otto Frisch und Rudolf Peierls ein geheimes Memorandum, in dem sie zu verstärkter Forschung auf diesem Gebiet auffordern.

Herbst 1940. Aus ersten Forschungsgeldern in Höhe von 6.000 USD bauen der italienische Atomhysiker Enrico Fermi und Leó Szilárd an der Columbia University den Prototyp eines Atomreaktors. Dazu setzt er verschiedene Kombinationen von Graphit und Uran ein.

Bis zum Sommer 1941. Das deutsche Uranprojekt machte bisher keine großen Fortschritte. Das ändert sich erst jetzt mit einer aus dem britischen Birmingham kommenden Berechnung von Otto Frisch und Rudolf Peierls. Sie zeigt, dass die Explosionskraft einer sehr kleinen Menge des spaltbaren Uranisotops U-235 dem Äquivalent von mehreren tausend Tonnen TNT entspricht.

Zudem kann die US-amerikanische Akademie der Wissenschaften durch die Erfolge von Enrico Fermi und Leó Szilárd überzeugt werden, dass die Entwicklung einer Atombombe grundsätzlich möglich ist und dass auch der Kriegsgegner Deutschland diese Möglichkeit besitzt. 

6. Dezember 1941, einen Tag vor dem Angriff Japans auf Pearl Harbour. Die National Academy of Sciences empfiehlt zur "Sicherheit der Nation und der freien Welt" den beschleunigten Bau eines atomaren Sprengkörpers. Daraufhin gründet Franklin D. Roosevelt (Präsident der USA) das S-1-Komitee. Dieses soll das Vorhaben leiten sollte. Zudem werden daraufhin fast unbegrenzte Geldmittel für die notwendige Forschungsarbeit zur Verfügung gestellt.

Dezember 1941. Die USA treten in den Zweiten Weltkrieg ein. Zu der Zeit gibt es es mehrere Projekte zur Erforschung der Separierung von Uran-235 und Uran-238, der Herstellung von Plutonium und der Durchführbarkeit von Atomexplosionen. 

Anfang 1942. In den USA beginnt man mit dem Bau großer Anlagen zur Herstellung von Uran-238 und Plutonium: das Site X genannte Oak Ridge National Laboratory in Tennessee sowie die Site W genannte Anlage Hanford bei Richland, Washington.

Der Physiker und Nobelpreisträger Arthur Holly Compton baut zu der Zeit das metallurgische Labor an der Universität Chicago auf, um Plutonium und Spaltreihen zu studieren. Er bittet Robert Oppenheimer um eine Stellungnahme zu den Möglichkeiten von Atomwaffen.

1942. Am metallurgischen Labor der University of Chicago, dem Strahlungslabor der University of California und der Columbia University werden die Anstrengungen zur Produktion von waffenfähigem Material aus Uran verstärkt. Uran-235 wird aus Uranerz separiert und Plutonium erhält man durch den Beschuss von Uran mit Neutronen. Auch der erste Reaktor, Chicago Pile 1, wird in diesem Jahr dort in Betrieb genommen.

Frühjahr 1942. Oppenheimer forscht zusammen mit Robert Serber von der University of Illinois am Problem der Neutronendiffusion (wie sich Neutronen bei der Kettenreaktion verhalten) und der Hydrodynamik (wie sich die durch die Kettenreaktion hervorgerufene Explosion verhalten kann).

Juni 1942. Mitten im Zweiten Weltkrieg treffen sich eine Gruppe von theoretischen Physikern um Robert Oppenheimer an der University of California in Berkeley zu einem "Forschungssommer" um Oppenheimers Forschungsarbeit und die allgemeine Theorie der Spaltungsreaktionen zu begutachten und um Pläne für die Entwicklung und Gestaltung einer Atomwaffe festzulegen. 

Die Teilnehmer Hans Bethe, John H. van Vleck, Edward Teller, Felix Bloch, Richard C. Tolman und Emil Konopinski kommen dabei zu dem Schluss, dass eine Bombe auf Basis der Atomspaltung möglich ist. Sie vermuten, dass zum Starten der Kettenreaktion eine kritische Masse vorhanden sein muss. Das bedeutet, die nötige Menge an Explosivmaterial muss groß genug sein, damit die durch die Spaltung ausgesandten Neutronen genügend weitere Uran-235-Atome spalten können, um die Kettenreaktion am Laufen zu halten. Die Schwierigkeit besteht im gezielten Starten der Kettenreaktion. Dies lässt sich entweder durch das technisch einfachere Aufeinanderfeuern zweier unterkritischer Uran-235-Massen („gun type“) oder durch Kompression einer unterkritischen Plutoniummasse mittels einer umgebenden Hohlladung aus konventionellem Sprengstoff („implosion type“) erreichen. Auch Victor Weisskopf beteiligt sich am Projekt.

Die Ergebnisse der Sommerkonferenzen Oppenheimers bilden die theoretische Grundlage zum Bau der Atombombe, der eine der Hauptaufgaben in Los Alamos während des Krieges werden. Serber nennt die Konferenzen später The Los Alamos Primer (LA-1). Auf ihnen wird auch das Konzept der Wasserstoffbombe entwickelt, die in der Nachkriegszeit Gestalt annimmt. Selten hat eine Physik-Konferenz eine derartige Bedeutung für die Zukunft der Menschheit.

Teller sieht neben der Atomspaltung eine weitere Möglichkeit zum Bau einer Bombe. Er vermutet, dass durch die Ummantelung der Spaltbombe mit Deuterium und Tritium eine wesentlich stärkere Superbombe gebaut werden könnte. Die Idee basiert auf Bethes Vorkriegsstudien zur Energieproduktion in Sternen. Wenn die Explosionswelle der Spaltbombe durch das Gemisch der Deuterium- und Tritiumkerne expandieren, würden diese dadurch verschmolzen; der Prozess der Kernfusion würde dabei wesentlich mehr Energie freisetzen als die Atomspaltung. Bethe ist skeptisch und weist die Skizzen, die Teller für die Superbombe entwirft, ein ums andere Mal zurück. Teller vermutet, dass durch seine Superbombe die Möglichkeit der Entzündung der Atmosphäre besteht. Auch nachdem Bethe theoretisch nachweist, dass das nicht passieren kann, bleiben leise Zweifel. Nichtsdestotrotz treibt er die Versuche daran weiter voran.

Grundlegende Fragen über die Eigenschaften schneller Neutronen bleiben bei dieser ersten Konferenz noch offen. Der Physiker John H. Manley vom metallurgischen Labor der University of Chicago koordiniert für Oppenheimer die Forschungsgruppen im ganzen Land, die diese Frage beantworten sollen.

Die Messungen der Wechselwirkungen von schnellen Neutronen mit anderen Materialien innerhalb einer Bombe sind von großer Bedeutung. Die Zahl der im Spaltungsprozess von Uran und Plutonium entstehenden Neutronen muss bekannt sein, und die Substanz welche die Bombe umgibt muss die Eigenschaft haben, diese Neutronen wieder in die Bombe zu reflektieren oder zu streuen, um die Energie der Bombe zu erhöhen. Aus diesem Grund müssen die Reflexionseigenschaften verschiedener Materialien ermittelt werden.

Um die Explosionskraft einer Bombe abschätzen zu können, sind viele andere Ergebnisse der Atomforschung Voraussetzung. Auch sind die zur Herstellung von schnellen Neutronen nötigen Teilchenbeschleuniger damals noch äußerst selten.

Juni 1942. Vannevar Bush (Vorsitzender des Büros für wissenschaftliche Forschung und Entwicklung / Office of Scientific Research and Development, OSRD) und James Bryant Conant (Vorsitzender des Nationalen Verteidigungs- und Forschungskomitees / National Defense Research Committee, NDRC), einer Unterabteilung des OSRD sind die politisch Hauptverantwortlichen für die Umsetzung von Präsident Roosevelts Entscheidung, das bisher wissenschaftliche Projekt eines Atomenergie-Entwicklungsprogramms (OSRD) in ein militärisches Projekt zur Entwicklung schlagkräftigster Atomwaffen zu umzuwandeln.

Sommer 1942. Es wird eine merkliche Steigerung der Deuteriumproduktion im Norsk-Hydro Werk im von Deutschland besetzten Norwegen festgestellt.

September 1942. Die Schwierigkeiten der Koordination der im ganzen Land verstreuten Forschungseinrichtungen zeigen dass ein zentrales Labor zur Atomwaffenforschung notwendig ist. Daneben besteht ein großer Bedarf an Einrichtungen zur Herstellung von Uran-235 und Plutonium im größeren Maßstab.

16. September 1942. Unter Generalleutnant Brehon Somervell und Generalmajor W.D. Styer wird Brigadegeneral Leslie R. Groves mit der hauptverantwortlichen "militärischen" Leitung des Atomwaffen-Projekts beauftragt. Groves benennt es nach dem Standort von George C. Marshalls Hauptquartier von New York in Manhattan Engineer District (MED) um. Später wird es abgekürzt als Manhattan-Projekt bezeichnet.

Innerhalb einer Woche löst Groves die dringendsten Probleme des Projektes.  Unter größter Geheimhaltung wird in der Wüste von New Mexico mit dem Bau von Site Y begonnen. Einer Forschungsstadt bei Los Alamos, 40 Kilometer von Santa Fe entfernt, mit weitläufigen Laboranlagen und Werkstätten. Robert Oppenheimer steht der Anlage als Leiter der Trinity Projekt genannten Atomwaffenforschung vor. Viele Physiker und Techniker werden in den Folgemonaten in Los Alamos zusammengezogen. Zusammen mit den übrigen Forschungseinrichtungen arbeiten zeitweilig über 100.000 Menschen am Manhattan-Projekt. Die Gesamtkosten betragen etwa zwei Milliarden US-Dollar. Umgerechnet auf 2012 entspricht dies etwa einer Kaufkraft von 25,8 Mrd. US-Dollar.

2. Dezember 1942. Chicago Pile (engl. pile "Stapel") ist die Baureihe der weltweit ersten funktionstüchtigen Atomreaktoren der Welt. Im Atomreaktor Chicago Pile 1 (englisch pile ‚Stapel‘), kurz CP-1, findet unter der Leitung von Enrico Fermi die weltweit erste kontrollierte kritische Atomspaltungs-Kettenreaktion statt. Die Atomreaktion setzt um 15:20 Uhr ein und wird nach 33 Minuten abgebrochen.

1943. Die USA beginnen mit dem Bau des Atomkomplex Hanford Site und der Atomanlage "Y-12 National Security Complex".

In einem gigantischen Bauprojekt entstehen in Hanford neun Atomreaktoren. Im B-Reaktor wird unter strengster Geheimhaltung das Plutonium für das Manhattan-Projekt geschaffen. Unter anderem stammt aus Hanford das Material für die erste Atomexplosion am 16. Juli 1945 in New Mexiko und für Fat Man, die Atombombe, die am 9. August 1945 über Nagasaki explodierte.

Die Mitarbeiter von Hanford bekommen für ihren Einsatz Anstecknadeln mit einem stilisierten Atompilz. Der Atompilz wird auch zum Maskottchen des Footballteams "Bombers" der Nachbarstadt Richland. Später ist der Atomkomplex Hanford Site in den USA das radioaktiv am schwersten verstrahlte Gebiet der "westlichen Hemisphäre".

Im Atomkomplex Hanford Site wird fast das komplette Material für die US-amerikanischen Atomwaffen des Kalten Kriegs produziert.

In "Y-12 National Security Complex" wird das Uran-235 für Little Boy, die Atombombe die am 6. August 1945 über Hiroshima abgeworfen worden ist, produziert.

15. Mai 1944. Der Atomreaktor Chicago Pile 3 in Lemont (US-Bundesstaat Illinois) wird kritisch. Er ist damit der erste funktionierende Schwerwasserreaktor der Welt.

Anfang Februar 1945. Präsident Roosevelt soll Leslie Groves, den militärischen Leiter des Manhattan-Projekts, angewiesen haben, sich darauf vorzubereiten, eine Atombombe, falls sie vor dem Ende des Krieges mit Deutschland fertig würde, auf Deutschland zu werfen.

“Mr Roosevelt informed me that if the European war was not over before we had our first bombs he wanted us to be ready to drop them on Germany.”

Das US-Verteidigungsministerium soll bereits die Industriezentren Ludwigshafen und Mannheim als mögliche Ziele ausgewählt haben; andere Kreise hätten Berlin als möglichen Einsatzort der Atombombe in Europa bevorzugt.

Mai 1945. Die sogenannten Achsenmächte in Europa kapitulieren im Zweiten Weltkrieg kurz bevor die ersten Atombomben fertig gestellt sind. Daher kommen die beim Manhattan-Projekt entwickelten Atomwaffen in Deutschland nicht mehr zum Einsatz. Die bislang einzigen kriegerischen Einsätze von Atombomben fanden deshalb bald darauf über japanischen Städten statt.

1. Juni 1945. Das sogenannte Interim Committee empfiehlt den Einsatz der Atombomben ohne Vorwarnung, sofort nach der Fertigstellung. Es sollte keine Rücksicht auf zivile Opfer genommen werden.

16. Juli 1945, 5:29:45 Uhr Ortszeit. Etwa 250 km südlich von Los Alamos bei Alamogordo auf dem White Sands Missile Range, findet oberirdisch der Trinity-Test (Codename Gadget), die erste erfolgreiche Zündung einer Atombombe, statt. Die Bombe verwendet Plutonium als atomares Brennmaterial. Der Kern wurde kurz vorher von Louis Slotin zusammengesetzt.

Die erste Atombombe hat eine Sprengkraft von 88 Terrajoule (21 Kilotonnen TNT-Äquivalent). Der Krater den die Explosion verursacht ist 3 Meter tief und 330 Meter breit. Der Sand in der Umgebung schmilzt zu grünlichem Sand. Die Druckwelle kann man 160 km weit spüren. Die "Pilzwolke" erreicht eine Höhe von 12 km.

Als einziger ziviler Beobachter mit Genehmigung der US-amerikanischen Regierung nimmt der Journalist William L. Laurence als Augenzeuge von Anbeginn des Projektes teil.

6. August 1945. Die USA werfen über Hiroshima die Uranbombe "Little Boy" ab. Sie fordert offiziell mehr als 240.000 Menschenleben.

9. August 1945. Die USA werfen über Nagasaki die Plutoniumbombe "Fat Man" ab. Sie fordert offiziell bis zu 100.000 Menschenleben.

15. August 1945. Tennō Hirohito (Kaiser) verliest in der Radioansprache Gyokuon-hōsō, dt. etwa die „Übertragung der kaiserlichen (wörtl.: diamantenen) Stimme“) den kaiserlichen Erlass zur Beendigung des Kriegs nachmittags 16 Uhr, japanischer Zeit. Mit diesem Erlass weist er die japanische Regierung an, die Potsdamer Erklärung zu akzeptieren.  

Um den Einsatz der Bomben hatte es eine erregte Diskussion gegeben. Einige Forscher plädierten dafür, die Zerstörungskraft der Waffe zunächst über unbewohntem Gebiet zu demonstrieren, um damit Japan zur Kapitulation zu bewegen; die Militärs und Präsident Harry S. Truman waren für den militär-praktischen Einsatz.

Die Bedeutung und die Notwendigkeit der Atombombeneinsätze sind bis heute umstritten. Befürworter argumentieren vor allem, dass der Einsatz die Kriegsdauer verringert und somit Millionen Menschen das Leben gerettet habe. Dagegen argumentieren andere Wissenschaftler, dass ein Atombombeneinsatz ethisch nicht zu verantworten gewesen sei, der Krieg auch ohne Atombombeneinsatz in kurzer Zeit geendet hätte und Alternativen bestanden hätten, die entweder verworfen, nicht genutzt oder nicht bedacht worden seien.

Die Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg ist zunächst von einer langsamen Weiterentwicklung der Atombombe geprägt. Während die USA unterschiedliche Tests wie eine Unterwasserexplosion durchführen, arbeiten Großbritannien und die Sowjetunion an eigenen Atombomben.

Die Notwendigkeit, Plutonium und angereichertes Uran zum Atomwaffenbau herzustellen, führt zur Entwicklung und zum Bau von Urananreicherungsanlagen sowie von ersten Atomreaktoren bzw. Forschungsreaktoren. Die dabei gewonnenen Erfahrungen beschleunigen den Aufbau einer zivilen Nutzung der Atomenergie.

21. August 1945. Der Physiker Harry K. Daghlian Jr. arbeitet alleine an einem Experiment über die Wirkung von Wolframkarbit als Neutronenreflektor und stapelt Barren aus Wolframkarbit auf einen 6,2 Kilogramm schweren Plutoniumkern der später den Namen "Demon Core" bekommt. Ein Szintillationszähler zeigt ihm an dass die Neutronenstrahlung angestiegen ist. Ihm wird klar dass durch den nächsten Barren die Masse überkritisch werden würde. Er zieht die Hand mit dem nächsten Barren zurück. Dieser fällt jedoch herunter und führt zur Freisetzung ionisierender Strahlung. Obwohl er den Barren sofort entfernt ist Daghlian Jr. einer tödlichen Strahlendosis ausgesetzt und stirbt 25 Tage später am 15. September 1945.

5. September 1945. In Kanada geht in den Chalk River Laboratories (CRL) mit dem Atomreaktor "Zero Energy Experimental Pile (ZEEP) der erste Atomreaktor ausserhalb der USA in den Betrieb.

1946. Bernard Baruch (Ex-Berater von Franklin D. Roosevelt) schlägt ein internationales Kontrollregime unter den Vereinten Nationen vor um die Verbreitung von Atomwaffen zu kontrollieren. Dazu kommt es jedoch u.a. durch den zu der Zeit eintretenden Kalten Krieg nicht.

21. Mai 1946. Der kanadische Physiker Louis Slotin arbeitet mit 7 Kollegen an einem Experiment mit dem die Anfangsphase einer Kettenreaktion eingeleitet werden soll. Sie ordnen zwei Halbkugeln aus Beryllium als Neutronenreflektoren um den selben 6,2 Kilogramm schweren Plutoniumkern, der etwa 1 Jahr vorher Daghlian das Leben gekostet hat an. Ein entscheidender Punkt bei dem Experiment ist, dass sich die beiden Halbkugeln nicht zu einer vollständigen Kugel um den Plutoniumkern legen dürfen. Der Sicherheitsabstand zwischen den beiden Halbkugeln wird daher normalerweise von einer Mechanik auf Schienen sichergestellt. Diese schiebt die Halbkugeln langsam an das Plutonium heran und steigert damit die Reaktivität. Durch ein Distanzstück wird die Berührung der Halbkugeln verhindert. Slotin hat ähnliche Experimente bereits früher durchgeführt. Der Versuchsaufbau wird "den Drachen am Schwanz kitzeln" genannt. Am Unfalltag versucht Slotin die Heranführung einer der Halbkugeln mit der Hand und verwendet anstatt dem Distanzstück einen Schraubendreher der jedoch herausrutscht. Der Plutoniumkern wird daraufhin vollständig von dem Beryllium umschlossen und eine Kettenreaktion wird ausgelöst. Slotin kann die Reaktion zwar unterbrechen indem er eine der Halbkugeln wegzieht. Er selbst bekommt jedoch eine so hohe ionisierende Strahlung ab dass er 9 Tage später an akuter Strahlenkrankheit stirbt. Sein Assistent direkt neben ihm erleidet schwere Verletzungen und bleibende Schäden. Bei 3 weiteren Wissenschaftlern wird vermutet dass sie Jahre später an den Spätfolgen des Unfalls starben.

1946 bis 1958. Die USA führen auf den Bikini-Inseln 67 Atomwaffenversuche durch. Daran sind mehr als 42.000 Personen beteiligt.

1. Januar 1947. Das Atom-Energien-Gesetz tritt in Kraft. Damit geht die Kontrolle der Atomenergie vom Militär in die Hände der neu gegründete zivilen Atomenergiekommission (AEC) über.

02. Februar 1947. Der Tagesspiegel meldet: "Der US-amerikanische Atomenergie-Ausschuss" gibt in seinem ersten offiziellen Bericht an den Kongress bekannt, dass er seine Hauptaufgabe darin sehe, die Entwicklung der Atomenergie voranzutreiben, um bessere Atomwaffen für die USA herzustellen."

01. Juli 1947. Beim Able-Atomtest auf dem Bikini-Atoll wird eine Mk3-Atombombe mit dem sogenannten Demon Core während der Operation Crossroads gezündet.

1948. Die USA verfügt in der Zwischenzeit über 56 einsatzbereite Atombomben.

29. August 1949. Dem sowjetischen Atombomben-Projekt gelingt die erfolgreichen Zündung der ersten eigenen Atombombe.

1950. Auf 300 US-amerikanische Atomsprengköpfe kommen 10 sowjetische Atomsprengköpfe. Im Moment stehen jedoch noch konventionelle Waffen und Truppen im Zentrum von Sicherheitspolitik und Militärstrategie.

1951. Die US Army erwirbt die Werksanlage Pantex Plant bei Amarillo. Danach wird die Anlage zur Endfertigung von Atomwaffen für das Arsenal der USA umgebaut. In der Folgezeit wird sie zur wichtigsten Anlage zur Endfertigung der US-amerikanischen Atomwaffen.

1. November 1951. Auf dem US-amerikanischen Testgelände Nevada Test "Area 7" Site findet der erste "Truppentest" mit einer Atombombe statt. 2796 Soldaten beobachten im Rahmen des Manövers "Desert Rock I" in knapp 11 Kilometern Entfernung den Test der Atombombe "Dog" vom Typ "Mark 4". Sie hat eine Sprengkraft von 21 Kilotonnen und wird von einem B-50-Bomber abgeworfen. Die Explosion findet um 15 Uhr 30 in einer Höhe von 432 Metern statt. Im Rahmen der "Operation Buster-Jangle" gab es 7 Tests. Davon 6 oberirdisch und einer unterirdisch. Zum ersten Mal arbeiten das US-amerikanische Verteidigungsministerium und das Atomwaffenlabor Los Alamos zusammen.

Nach der Explosion rücken 883 Soldaten bis auf 450 Meter an die Abwurfstelle heran. Die radioaktive Strahlung erweist sich als tödlich. Alle beteiligten Soldaten sind in den folgenden Jahren an Krebs oder anderen Strahlenfolgekrankheiten gestorben. Auch Kinder und Enkel der Soldaten leiden an Folgeerkrankungen.

20. Dezember 1951. Im Atomforschungszentrum Idaho National Laboratory (INL) in der Halbwüste des US-Bundesstaats Idaho im Mittleren Westen der USA liefert der Schnelle Brüter EBR-1 als erster Atomreaktor elektrischen Strom aus Atomenergie und bringt 4 Glühbirnen zum Leuchten. Da der Strom jedoch keinen kommerziellen Zwecken dient gilt er nicht als erstes Atomkraftwerk.

2. Oktober 1952. Großbritannien zündet die erste eigene Atombombe.

Die weitere Entwicklung von Atomwaffen führt zur Wasserstoffbombe.

1. November 1952. Die USA zünden im Pazifik auf der zum Eniwetok-Atoll gehörenden Elugelab Insel die erste Wasserstoffbombe Ivy Mike. Dabei wird eine Energie von 10,4 Megatonnen TNT-Äquivalent freigesetzt.

1953. Zu Beginn der Amtszeit von US-Präsident Dwight D. Eisenhower wird von den Militärs die Strategie der "massiven Vergeltung" entwickelt. Sie wird Leitlinie im Konflikt mit der Sowjetunion. Man möchte demnach dem Gegner nicht länger versuchen konventionell Paroli zu bieten, sondern das atomare Arsenal ausbauen und damit drohen, jedem sowjetisch-kommunistischen Angriff atomar zu vergelten.

1953. Dwight D. Eisenhower hält seine Rede "Atoms for Peace". Die "friedliche" Nutzung der Atomergie ist der wichtigste Teil seiner Rede. Er gibt darin auch den Anstoß zur Gründung der Internationalen Energieorganisation (IAEO):

I therefore make the following proposals. The governments principally involved, to the extent permitted by elementary prudence, should begin now and continue to make joint contributions from their stockpiles of normal uranium and fissionable materials to an international atomic energy agency. We would expect that such an agency would be set up under the aegis of the United Nations.“

(Deutsche Übersetzung: „Deshalb möchte ich folgendes Vorschlagen. Die Regierungen, die beteiligt werden, soweit dies die elementare Vorsicht zulässt, sollten jetzt und weiterhin damit beginnen Angaben über ihre Bestände an normalem Uran und spaltbaren Material an eine Internationale Atomenergieorganisation zu machen. Wir würden erwarten, dass eine solche Agentur unter die Ägide der Vereinten Nationen gestellt wird.“)

1953. Das Idaho National Laboratory (INL) beginnt Experimente mit Siedewasserreaktoren (Boiling Water Reactor Experiments – BORAX-Experimente). Fünf verschiedene Reaktoren werden gebaut, um die Konstruktion und die Sicherheit dieses Reaktortyps zu erforschen. BORAX-III war auf eine thermische Leistung von 15 Megawatt ausgelegt und mit einer Turbinen-Generator-Einheit mit einer Nennleistung von 2000 Kilowatt gekoppelt. Damit wird am 17. Juli 1955 für zwei Stunden weltweit erstmals eine Stadt – das nahegelegene Arco – mit elektrischem Strom aus Atomenergie versorgt.

1953 bis 1954 und 1963 bis 1965. Kurz nach der Machtübernahme durch Präsident Dwight D. Eisenhower besprühen Streitkräfte der USA St. Louis und Minneapolis unter den Codenamen Green Mist (grüner Nebel), Red Cloud (rote Wolke) und Rapid Tan (schnelle Bräune) mit giftigen chemischen Cocktails welche zum größten Teil aus Kadmiumzinksulfaten bestehen. In dem Mix sind offenbar auch radioaktive Partikel enthalten. Betroffen dabei sind vor allem Viertel in denen Minderheiten leben. Darunter eine Wohnanlage am Rande von St. Louis deren 10.000 Einwohner vor allem von sozial benachteiligten Minderheiten bewohnt sind. Auch Schüler einer Grundschule in Minneapolis sind betroffen. Bei ihnen werden später ungewöhnlich oft Missgeburten oder Totgeburten registriert. Geliefert worden sind die versprühten Flüssigkeiten u.a. von der Firma US Radium die mittlerweile abgewickelt worden ist. US Radium ist von ehemaligen Mitarbeitern verklagt worden weil sie bei der Herstellung fluoreszierender Farben von radioaktiven Substanzen krank geworden waren.

19. Mai 1953. In der Wüste von Nevada wird die Atombombe "Dirty Harry" gezündet. Sie bekommt den Namen wegen die enormen Fallouts. Die Winde tragen die radioaktive Wolke über eine Strecke von 220 Kilometer bis nach St. George im US-Bundesstaat Utah.

12. August 1953. Die Sowjetunion zündet ihre erste Wasserstoffbombe.

01. März 1954. Auf dem Bikini-Atoll wird die Wasserstoffbombe "Bravo" gezündet. Sie hat eine Sprengkraft von 15 Megatonnen. Der Wind dreht unvorhergesehen nach Südost. Die radioaktive Wolke treibt direkt über die Marshall-Inseln Rongelap, Rongerik und Utirik hinweg. Die Bewohner bekommen davon schmerzhafte Verbrennungen und Verstrahlungen. Auch 23 Matrosen auf dem japanischen Fischerboot "Fukurya Maru" (Glücksdrachen) werden getroffen. Zwölf der Besatzungsmitglieder sind danach an Lebererkrankungen und Blutkrankheiten gestorben.

30. September 1954. Die USS Nautilus (SSN-571) nimmt als erstes atomar angetriebenes Atom-U-Boot der Welt den Betrieb auf.

1955. In der Bundesrepublik Deutschland wird die Bundeswehr neu gegründet - mit konventionellen Waffen. Da dies jedoch mit der US-amerikanischen Strategie der "massiven Vergeltung" nicht zusammenpasst einigen sich die USA und Deutschland darauf, auch die Bundeswehr mit atomaren Trägersystemen auszurüsten. Diese sollen im Ernstfall in einem Zwei-Schlüssel-Verfahren von deutschen und US-amerikanischen Verantwortlichen gemeinsam zum Einsatz gebracht werden.

Im Idaho National Laboratory (INL) beginnt die Entwicklung von Atomantrieben für Flugzeuge (Aircraft Nuclear Propulsion – ANP). Insgesamt werden drei Prototypen luftgekühlter Reaktoren entwickelt. John F. Kennedy (Präsident der USA) bricht die Versuche im Jahr 1961 ab.

07. März 1955. Auf dem Testgelände in Nevada wird die Atombombe "Turk" gezündet. Die Windrichtung dreht sich unerwartet. Der Fallout wird bis nach Las Vegas getragen. Dort bildet sich ein Hotspot.

22. November 1955. Die Sowjetunion zündet die erste transportable Wasserstoffbombe im Atomwaffentestgebiet von Semipalatinsk.

21. Mai 1956. Die USA zünden die erste transportable Wasserstoffbombe des Landes. Sie wird über der Pazifikinsel Namu von einem Flugzeug abgeworfen.

22. Mai 1957. Ein Bomber B-36 Pacemaker verliert bei einer Übung in Albucurque eine nicht scharfe Wasserstoffbombe vom Typ Mark-17 mit einer Sprengkraft von 15 bis 20 Megatonnen als bei der Landung wie (zu der Zeit) üblich der Sicherungsstift gezogen wird damit bei einer drohenden Bruchlandung die Bombe vor dem Aufprall abgeworfen werden kann. Wegen einer Luftturbulenz hat der Offizier, der gerade den Sicherheitsstift zieht das Gleichgewicht verloren und sich ausgerechnet am Auslösemechanismus festgehalten. Daraufhin durchschlägt die Bombe die geschlossene Bombenklappe und das Flugzeug schießt wegen des geringeren Gewichts in die Höhe. Der Sprengstoff explodiert am Boden. Es entsteht ein Krater von 3,6x7,6 Metern. Eine Kuh wird getötet.

5. Oktober 1957. Die Sowjetunion schickt den Satelliten Sputnik in die Erdumlaufbahn und zeigt damit dass sie mit ihren Trägerraketen auch den nordamerikanischen Kontinent erreichen kann.

5. Februar 1958. Nach dem Zusammenstoss eines US-amerikanischen Bombers mit einem Kampfjet über der Wassaw-Bucht etwa 20 Kilometer entfernt von Savannah / Georgia geht eine Atombombe verloren.

Ende 1958. Die Auseinandersetzung um Berlin spitzt sich wieder zu. Dabei werden die Defizite der US-amerikanischen Atomstrategie besonders deutlich. Würden sie wirklich atomare Waffen einsetzen, auch wenn sie damit einen sowjetischen Atomangriff auf US-amerikanisches Territorium riskierten? Da die Androhung "massiver Vergeltung", sobald sie auch die Gegenseite anwenden kann nicht mehr abschreckend wirkt, wird sie durch die neue Strategie der "flexiblen Erwiderung" ersetzt. Die USA und die NATO lassen nun offen, wie sie im Falle eines Angriffs reagieren werden.

7. Juni 1960. Bei einem Test auf der McGuire Air Force in New Jersey explodiert eine Bullmark Abwehrrakete gegen feindliche Bomber die mit einem 10-Kilotonnen-Atomsprengkopf bestückt ist nur neun Monate nachdem sie in den Dienst gestellt wurde.

5. August 1960. Auf einer Luftwaffenbasis in Kalifornien hat eine B 29 Superfortress einen Fehlstart. Es entsteht ein Brand. 19 Menschen sterben bei der Explosion von 5 Tonnen Sprengstoff. Den Knall kann man 30 Meilen weit hören. Später wird die Basis nach einem der Toten, einem General in Travis-Airfoce-Base umbenannt.

1961. Der erste Atomkreuzer, die USS Long Beach (CGN-9), und der erste Flugzeugträger mit Atomantrieb, die USS Enterprise (CVN-65), werden in Dienst gestellt.

3. Januar 1961. Es kommt auf dem Gelände des Atomforschungszentrums Idaho National Laboratory (INL) zum ersten tödlichen Unfall in einem Atomreaktor in den Vereinigten Staaten.

23. Januar 1961. Es kommt zum Atomunfall von Goldsboro. Nahe der Stadt Goldsboro stürzt ein B-52-Langstreckenbomber der US Air Force ab. Dabei veranlasste der Pilot unabsichtlich den Notabwurf von zwei Wasserstoffbomben vom Typ Mark 39 Mod 2. Eine der Bomben detoniert beinahe – nur noch eine von vier Sicherheitsvorrichtungen ist intakt. Sie landet an einem Fallschirm hängend in einem Baum. Die andere Bombe bohrt sich 17 m tief in ein Sumpfgebiet, zerbirst und kann nur teilweise geborgen werden.

14. März 1961. Über Yuba City verliert ein B-52-Bomber den Kabinenüberdruck und muss daher auf eine Höhe von 3000 Metern heruntergehen. Dadurch entsteht ein höherer Spritverbrauch als bei der regulären Flughöhe. Bevor ein Tankflugzeug helfen kann ist der Sprit zu Ende. Beim Aufprall wird der Bomber mit 2 Wasserstoffbomben zerstört.

26. Juli 1961. Der Atomwaffentest "Bluegill Prime" findet auf der Johnston-Insel im Pazifik statt. Bei der Zündung der Trägerrakete gibt es einen Fehlstart. Die Sicherheitseinrichtung löst die Zerstörung der Rakete aus. Die Abschusseinrichtungen werden schwer beschädigt und mit Plutonium kontaminiert.

12. August 1961. Die Sowjetunion zündet auf der Insel Nowaja Semlja die Zar-Bombe. Sie ist mit 57 Megatonnen die bisher stärkste gezündete Atomwaffe.

1962. John F. Kennedy (Präsident der USA) unterzeichnet das National Security Action Memorandum 160. Dieses legt fest, dass jede Atomwaffe der USA mit dem sogenannten Permissive Action Link (PAL) ausgestattet werden muss. Dieser erlaubt den Einsatz nur, wenn die richtige Person mit dem richtigen Code dies autorisiert. PAL ist für die Zeit relativ komplex und schwer zu umgehen. Vorher wurden Atomwaffen nur mit einfachen mechanischen Schlössern gesichert.

Das Strategic Air Command (SAC) trifft daraufhin offenbar die Entscheidung, dass die Eingabe eines achtstelligen Codes im Falle eines Angriffs zu lange dauern würden. Daher wird das Passwort für alle Minuteman-Raketen in den USA auf acht Nullen ("00000000") gesetzt und die Kombination zudem auf die Start-Checklisten aufgedruckt.

Möglicherweise möchte das SAC damit auch sicherstellen, dass im Fall eines Atomangriffs auf die USA und dem Tod der kommandierenden Offiziere auch Soldaten niedrigerer Rangstufen den Gegenschlag auslösen können. Diese Launch Codes bleiben bis 1977 so bestehen. Damit hat auch Personal mit niedriger Sicherheitseinstufung und zivile Mitarbeiter nicht zur Zugang zu den Raketen, sondern auch Zugang zu den dazugehörigen Passwörtern.

20. Juni 1962. Der Wasserstoffbombentest "Starfish" geht schief. Die Thor-Rakete explodiert in einer Höhe von 9 Kilometern über Sand Island ohne Kettenreaktion. Teile der Insel werden mit Plutonium kontaminiert. Die Bombe fällt in den Pazifik.

06. Juli 1962. Auf dem Testgelände Yucca Flat in der Wüste von Nevada wird die Wasserstoffbombe Storax Sedan gezündet. Sie hat fast das Zehnfache der Sprengkraft der Hiroshima-Bombe. Etwa 7% der US-amerikanischen Bevölkerung wird radioaktiv belastet.

09. Juli 1962 Beim Atomwaffentest "Starfish Prime" wird mit einer Thor-Rakete ein Sprengkopf W49 in den Weltraum gebracht wo er in 400 Kilometern Höhe explodiert. Der Test erzeugt polarlichtähnliche Lichterscheinungen die 7 Minuten dauern. Ein elektromagnetischer Puls legt elektronische Geräte in einem Umkreis von bis zu 1.300 Kilometern auf der Erdoberfläche lahm. Der Satellit Telstar 1 ist wegen dem Test ausgefallen.

16. Oktober bis 28. Oktober 1962. Die Kubakrise ist einer der Höhepunkte des Kalten Kriegs zwischen der USA und der Sowjetunion. Es kommt beinahe zum Atomkrieg weil auf Kuba sowjetische Mittelstreckenraketen stationiert wurden.

05. Dezember 1962. Es wird geschätzt dass die USA nun über eine Schlagkraft von 30.000 Megatonnen und damit eine Sprengwirkung etwa von 1,5 Millionen Hiroshima-Bomben besitzt.

12. September 1963. Zwei Monate vor seiner Ermordung wird John F. Kennedy (Präsident der USA) im Nationalen Sicherheitsrat über die Folgen eines möglichen Atomkriegs zwischen den USA und der Sowjetunion gebrieft. Dabei spielen Kennedys Berater verschiedene Szenarien durch. Alle Varianten endeten mit dem Schluss: "Wenn es zum Atomkrieg kommt, gibt es keine Möglichkeit, einen unakzeptablen Schaden in den USA zu vermeiden.

13. Januar 1964. Bei schlechtem Wetter und daraus resultierenden Turbulenzen zerfällt das Heckteil eines Bombers in Cumberland, Maryland. Bomben und Piloten landen im Schneesturm mit dem Fallschirm in einem Baum im Wald.

13. März 1964. Nach dem Atombombentest "Pike" wird in der Milch kalifornischer Kühe erhöhter Jod-131-Gehalt festgestellt.

16. Oktober 1964. Die Volksrepublik China zündet ihre erste Atombombe im Atomwaffentestgelände Lop Nor in der Provinz Xinjiang. Die Entwicklung basiert auf sowjetischer Technik. Sie kostete umgerechnet mehr als 4 Mrd. US-Dollar.

5. Dezember 1965. Ein Jagdbomber stürzt aus einem der riesigen Aufzüge auf dem Flugzeugträger USS "Ticonderoga" ins Meer. An Bord des Bombers ist eine Atombombe die mit dem Flugzeug und dem Piloten auf etwa 5000 Meter Tiefe sinkt und und nie geborgen werden kann. 1981 wird der Fall bekannt und liefert den Beweis dass die USA sich über ein Abkommen hinwegsetzten nachdem sie keine Atomwaffen auf japanisches Hoheitsgebiet bringen durften.

17. Januar 1966. Über Palomares in Spanien kommt es bei einem Auftankmanöver in der Luft zu einem Zusammenstoß zwischen einem Bomber mit Wasserstoffbomben und dem Tankflugzeug. Beide Flugzeuge stürzen ab. An Bord des Bombers befinden sich 4 Wasserstoffbomben vom Typ B28RI mit je einem 1,45 Megatonnen-Gefechtskopf, der 5000-fachen Sprengkraft der Hiroshimabombe. Eine der Bomben landet ohne Schaden zu nehmen in dem bewohnten Gebiet von Palomares. Bei zwei davon verhindern die Sicherheitsvorkehrungen eine atomare Explosion. Die nichtnuklearen Zünder mit den hochexplosiven, konventionellen Sprengladungen detonieren jedoch wodurch Bombenbruchstücke und etwa 20 Kilogramm Plutoniumstaub über ein Gebiet von ca. 170 Hektar Agrarland verteilt werden.

21. Januar 1968. An Bord des US-amerikanischen B52-Bombers "B-52G HOBO 28" bricht im Cockpit ein Feuer aus. Die Crew versucht zum Flugfeld zurückzukommen. 11 Kilometer westlich des Stützpunktes Thule Air Base stürzt das Flugzeug jedoch ab. Die Crew kann sich retten. An Bord sind jedoch 4 Wasserstoffbomben. Der konventionelle Sprengstoff explodiert nachdem tausende Liter Treibstoff brennen. Die atomare Kettenreaktion wird glücklicherweise nicht in Gang gesetzt da die Sprengköpfe nicht scharfgeschaltet sind. Das Gebiet ist danach stark kontaminiert. Pro Quadratmeter Eisfläche mit bis zu 380 Milligramm Plutonium. Etwa 9000 Kubikmeter verseuchter Schnee werden per Schiff in die USA auf Deponien gebracht.

22. Mai 1968. Die USS "Scorpion", ein Atom-U-Boot der Skipjack-Klasse der United States Navy, verunglückt mit zwei Mark 45 Atomtorpedos etwa 320 Seemeilen südlich der Azoren mit zwei Atomsprengköpfen an Bord und sinkt auf 3300 Meter. Es wird erst 5 Monate später in einer Tiefe von 2 Meilen gefunden. Alle 99 Besatzungsmitglieder sind tot. Wegen der großen Tiefe können weder die Bewaffnung noch die Atomreaktoren geborgen werden.

8. Dezember 1968. Auf dem Testgelände "Nevada Test Site" wird in einer Tiefe von 300 Metern die Atombombe "Banebury" gezündet. Sie schleudert eine radioaktive Wolke bis in eine Höhe von 3 Kilometern. Zwei Helfer sterben später an Leukämie. In den Schilddrüsen von Kühen, Schafen und Rehen werden in Nevada und Utah danach gefährlich hohe Mengen an Jod-131 gefunden.

1969. Im ersten Jahr der Präsidentschaft von Richard Nixon wurde in den USA der Einsatz von Atomwaffen im Vietnamkrieg diskutiert.

Juni 1970. Die Accident Response Group (ARG) wird gegründet. Als NUclear Weapon Accident Excercise (NUWAX) gehört der Atomwaffenunfall nun mit zum Übungsprogramm des Militärpersonals.

1972. Der ABM-Vertrag (Anti-Ballistic Missiles) zwischen den USA und der Sowjetunion erlaubt nur die Errichtung je eines einzigen punktuellen Raketenabwehrsystems da die auf beidseitiger Verwundbarkeit beruhende Abschreckung nicht mehr funktioniert hätte, wenn eine Macht in der Lage gewesen wäre, sich komplett gegen einen Atomangriff zu schützen.

13. November 1974. Die US-amerikanische Chemikerin und Gewerkschaftsaktivistin Karen Gay Silkwood stirbt auf der Route 74 unter ungeklärten Umständen. Sie hatte in der Kerr-McGee-Plutonium-Aufbereitungsanlage Cimarron bei Crescent in Oklahoma gearbeitet. Dort wurden Brennstäbe für den Schnellen Brüter Fast Flux Test Facility im Atomkomplex Hanford Site im Staate Washington hergestellt.

1979. Im NATO-Doppelbeschuss werden der Sowjetunion Verhandlungen über die Beseitigung der SS-20-Raketen angeboten.

Juni 1980. Ein fehlerhafter Computerchip in Washington behauptet dass angeblich 2200 Atomraketen der Sowjetunion auf dem Weg in die USA wären. Nur Sekunden bevor der Nationale Sicherheitsberater Jimmy Carter (Präsident der USA) unterrichten kann wird er davon informiert, dass keines der anderen Frühwarnsysteme die vermeintlichen Raketen orten können.

19. September 1980. Ein Techniker in Damascus in Arkansas lässt bei der Wartung einer Atomrakete vom Typ "Titan II" aus Versehen einen Schraubenschlüssel im Schacht fallen. Daraufhin wird 8 Stunden lang vergeblich versucht, die Lage unter Kontrolle zu bekommen. Die Rakete explodiert jedoch. Der Silodeckel wird gesprengt und der Atom-Sprengkopf fliegt 200 Meter weit in die Nähe einer Straße, explodiert jedoch nicht. Bei dem Vorfall stirbt ein Mensch, 21 Personen werden verletzt.

1981. US-Präsident Ronald Reagan ordnet den Bau der Neutronenbombe an.

2. November 1981. Von dem US-amerikanischen Atom-U-Boot USS Holland beginnt sich eine Atomrakete des Typs Poseidon loszuwinden und fällt fast 17 Fuß in die Tiefe. Nur durch die automatischen Bremsen an der Winde kann sie kurz über dem Rumpf des Bootes zum Stoppen gebracht werden.

25. September 1983. In der Sowjetunion schlägt das Satelliten-Frühwarnsystem wegen einer Sonnenspiegelung an. Es sollen 5 Interkontinentalraketen der USA auf dem Weg sein. Der Oberstleutnant entscheidet sich gegen das Protokoll, den Vorfall nicht an den Vorgesetzten weiterzumelden.

21. März 1984. Der US-amerikanische Flugzeugträger USS Kitty Hawk kollidiert gegen 22 Uhr mit dem sowjetischen Atom-U-Boot K-314 während einer Übung in der Koreastrasse.

1986. Infolge von Ronald Reagans (Präsident der USA) Visionen einer atomfreien Welt und Michail Gorbatschows (Regierungschef der Sowjetunion) Reformpolitik kommt es nach einem Treffen in der isländischen Hauptstadt Reykjavik erstmals zu Abrüstungsbeschlüssen. Man einigt sich darauf atomare Waffensysteme zu beseitigen und nicht nur neue Obergrenzen festzulegen. Im Zuge dieser Entwicklung wurden die gerade erst stationierten US-amerikanischen und sowjetischen Mittelstreckenraketen abgebaut.

14. April 1986. Im Tal Rainier Mesa in Nevada wird ein horizontal angeordneter Atomwaffenversuch durchgeführt. Die eingebauten Drucktüren halten sich jedoch nicht an Vorschriften so dass Arbeiter und weite Teile des Tals verseucht werden.

13. August 1987. In den USA wird durch einen Atomwaffenversuch ein Erdbeben der Stärke 5,7 auf der Richterskala ausgelöst.

1990er Jahre. Nach dem Zerfall der Sowjetunion bezweifeln Experten den militärischen Sinn von Atomwaffen, da jedes Ziel auch mit konventionellen Waffen der gewünschten Größenordnung zerstört werden kann. Als größte Gefahr der atomaren Bewaffnung wird daher ein Einsatz durch Terroristen angesehen, denn diese könnten bei Verwendung von Atomwaffen mit geringem Aufwand großen Schaden anrichten, während Atomwaffen im Kampf gegen den Terrorismus vollkommen ungeeignet sind.

Unabhängig von dieser Entwicklung bleiben die USA und Russland als Nachfolgestaat der Sowjetunion diejenigen Staaten mit den meisten Atomwaffen. Ihr Arsenal wird auch weiterhin gepflegt, entzieht sich jedoch nach Ende des Kalten Krieges mehr und mehr der öffentlichen Aufmerksamkeit. Während zunächst die Entwicklungstätigkeit in diesem Bereich erlahmte, werden in den USA seit Ende der neunziger Jahre so genannte Bunker Buster entwickelt, welche in seltenen Fällen mit atomaren Sprengköpfen versehen werden. Diese Waffen dienen der Vernichtung unterirdischer Anlagen. Sie werden mit hoher Geschwindigkeit in den Boden geschossen, dringen in diesen ein und explodieren dann unterirdisch.

Die Entwicklung solcher kleiner Kernwaffen wird in der Fachwelt als eine Gefahr eingeschätzt, da ihr Einsatz kaum Aufsehen erregen würde. Statt zerstörter Städte und tausender Toter würde die Weltöffentlichkeit lediglich einen kleinen Krater sehen. In der Konsequenz würde die Hemmschwelle sinken, Atomwaffen einzusetzen und auf diese Weise vergleichsweise preiswert – ohne Verlust eigener Soldaten und ohne allzu negatives Image – Kriege zu führen. Auch der Atomwaffensperrvertrag würde damit in Frage gestellt werden, was unabsehbare Konsequenzen zur Folge haben könnte (Vertragsabschaffung).

1990. Die Entwicklung der vorerst letzten US-amerikanischen Atomwaffe wird abgeschlossen. Sie basiert auf der Technologie der 1970er Jahre.

1992. Die USA stoppen ihre unterirdischen Atombombentests. Seitdem sind sie auf Computersimulationen angewiesen.

1996. Reaktor I des AKW Watts Bar geht nach zahlreichen Verzögerungen und Investitionen von 8 Milliarden US-Dollar als vorerst letzter Atomreaktor der USA [Stand 2014] ans Stromnetz und produziert Strom für die 250.000 Einwohner des Tennessee Tals und Tritium für Atomwaffen.

10. September 2004. Brocken Arrow. Zwischen 1950 und 1980 gab es 32 Unfälle mit US-amerikanischen Atombomben. 6 Atombomben sind während dieser Zeit spurlos verschwunden.

26. Oktober 2005. Die US-Regierung unter G.W. Bush gibt offenbar ihre Pläne zur Entwicklung eines atomaren "Bunkerknackers" auf.

09. Januar 2007. Ein US-amerikanisches Atom-U-Boot kollidiert im Arabischen Meer mit einem japanischen Tanker.

August 2007. Unter die Tragflächen eines B-52-Bombers werden in Montana aus Versehen 6 mit Atomsprengköpfen bestückte Marschflugkörper vom Typ "Cruise-Missile" montiert. Die Crew hat keine Ahnung von der gefährlichen Ladung und fliegt damit quer über die USA nach Louisiana und lässt die Maschine für 36 Stunden unbeaufsichtigt auf einer Rollbahn stehen.

2009. US-Präsident Barack Obama entwirft in seiner Prager Ansprache nach dem Motto "Yes, we can!" die Vision einer Welt ohne Atomwaffen. In seiner Berliner Rede im Sommer spricht er nur noch davon dass die Zahl der US-amerikanischen Atomwaffen um ein Drittel sinken könnte, wenn die Russen bei den Verhandlungen mitspielen würden.

18. Januar 2009. Die CIA tilgt die Spuren um den pakistanischen Atomschmuggler Khan und vernichtet Dokumente die Atomwaffen-Know How aus US-amerikanischen Atomfirmen, darunter aus Los Alamos enthalten haben sollen.

21. Januar 2009. Das US-amerikanische Atomwaffenarsenal kostet jährlich mindestens 52 Mrd. US-Dollar.

04. Februar 2009. Der neue US-amerikanische Präsident Barack Obama möchte Atomwaffen verschrotten. Im Gespräch ist eine Abrüstung von Russland und den USA auf jeweils 1000 Atomsprengköpfe.

03. März 2009. Die zweitälteste Plutoniumprobe der Welt wird '"am schmutzigsten Ort der Welt" auf einem Gelände im US-Bundesstaat Washington in Hanford von Arbeitern in einem verrosteten Panzerschrank mit einer Innenverkleidung aus Beton gefunden. Dabei handelte es sich um einen Glaskrug mit einer Gallone Inhalt in welcher sich eine weissliche Flüssigkeit befand. Auf dem Gelände wurden von den US-Amerikanern nach dem Zweiten Weltkrieg Atomwaffen produziert und die Rückstände einfach verscharrt. Auf dem Gelände das wohl saniert werden sollte wurden ausserdem verstrahlte Gabelstapler gefunden.

20. März 2009. Schon wieder ein Unfall mit einem Atom-U-Boot. Der letzte wurde Mitte Februar bekannt. In der Strasse von Hormuz stösst das Atom-U-Boot "USS Hartford" mit dem Transportdockschiff "USS New Orleans" zusammen. 15 Matrosen werden verletzt. Wie immer gibt es keine Schäden und für die Bevölkerung besteht zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr. 95.000 Liter Diesel laufen ins Meer.

30. April 2009. US-Präsident Obama ist besorgt dass Atombomben in die Hände von Terroristen gelangen könnten - Ich auch!

25. Mai 2009. Insgesamt gab es bisher weltweit 2083 Atombombentests. Davon haben die USA 1054 durchgeführt.

13. Oktober 2009. Bei einem Besuch der US-amerikanischen Aussenministerin Hillary Clinton in Russland spricht man von erheblichen Fortschritten bezüglich einem Atomwaffenabbau.

18. Dezember 2009. Die USA und Russland einigen sich auf einen Nachfolgevertrag für START 1 zur Abrüstung von Atomwaffen.

2010/2011. Die USA beginnen mit der Entwicklung der Wasserstoffbombe B61-Mod. 12.

04. Januar 2010. Obama trifft in seiner Regierung auf hartnäckigen Widerstand bezüglich der Abrüstung von Atomwaffen.

30. Januar 2010. Die USA wollen ihr Atomwaffenarsenal weiter aufrüsten. Im Plan für nationale Sicherheit, der dem Kongress vorgelegt werden soll, sind 7 Mrd. US-Dollar für den Atomkomplex eingeplant. 600 Mio. mehr als im letzten Jahr vom Kongress bewilligt.

Militärische Forschungen im National Ignition Facility (NIF) des Lawrence Livermore National Laboratory in den USA sind bei der Forschung bezüglich Wasserstoffussionsbomben ein Stück weiter gekommen.

25. März 2010. Die USA und Russland sollen sich über eine nukleare Abrüstung und auf einen Nachfolger für den START-I-Vertrag von 1991 geeinigt haben. Die beiden Länder verfügen zusammen über 90% aller Atomwaffen. Die Anzahl der Atomsprengköpfe soll innerhalb von sieben Jahren von jeweils 2200 auf je 1550 verringert und die Anzahl der einsatzbereiten Trägersysteme jeweils von 1600 auf 800 halbiert werden. Der Vertrag soll 10 Jahre Laufzeit haben und am 8. April in Prag besiegelt werden.

04. April 2010. Das Pentagon will mobile Atomkraftwerke.

06. April 2010. US-Präsident Obama will die rund 200 US-amerikanischen Atomwaffen (ca. 20 Atomsprengköpfe vom Typ B-61 davon in Deutschland) weiterhin in Europa stationiert lassen.

Die USA will sich dazu verpflichten keine Atomwaffen gegen Nicht-Atommächte einzusetzen. Auch wenn sie die USA mit biologischen und chemischen Waffen angreifen. Ausnahmen sollen Länder wie der Iran und Nordkorea sein die den Atomwaffensperrvertrag nicht eingehalten haben.

04. Mai 2010. Die USA verfügen über 5113 einsatzfähige Atomsprengköpfe zuzüglich etwa 4600 die angeblich nicht mehr eingesetzt werden und zum Verschrotten bereit liegen sollen.

11. Juli 2010. In Hanford lagert ungefähr dreimal soviel Plutonium wie bisher aus den Zahlen des Energieministeriums herauszulesen war.

22. Oktober 2010. Es wird bekannt dass Bill Clinton während seiner Zeit als US-Präsident den geheimen Zahlencode zum Abschuss der US-amerikanischen Atomraketen verlegt haben soll. Er war offenbar monatelang verschwunden. Aufgeflogen soll es erst sein als der Code turnusgemäß erneuert werden sollte.

2011. Der "New Start"-Abrüstungsvertrag tritt in Kraft. Darin verpflichten sich die USA und Russland zur Verringerung der im Feld stationierten Atomsprengköpfe von derzeit 4000 auf jeweils 1550 Stück.

28. Mai 2011. Die USA wollen die Atombomben in Europa gegen eine neue Version mit der Bezeichnung B61-12, auf Basis des Modells B61-4, mit längerer Lebensdauer, besserer Steuerung und veränderter Sprengkraft austauschen. 10 bis 20 Atombomben lagern nach der Schätzung von Experten in Deutschland auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel. Die technische Entwicklung der Atombombe soll 2012 beginnen. 2017 soll die erste Bombe fertig sein. Danach will die USA mit der Serienfertigung anfangen.

Juni/Juli 2011. Buschbrand bei Los Alamos.

27. Juni 2011. Die AKWs Fort Calhoun und Cooper Nuclear Station werden immer noch von steigenden Fluten umspült. Das Atomforschungszentrum in Los Alamos, wo die erste Atombombe entwickelt wurde, im Bundesstaat Mexiko muss derweil wegen einem Buschfeuer geschlossen werden. Auf dem Gelände des AKWs Fort Calhoun befinden sich bis zu 360 Tonnen hochradioaktives Material.

26. Oktober 2011. In der Firma Pantex Plant in Amarillo wird die letzte große Atombombe von Typ B-53 zerlegt. Die größte Atombombe der USA ist seither die B-83 mit einer Sprengkraft von 1,2 Megatonnen. Weniger Atombomben gibt es trotzdem nicht. Die USA haben in den letzten 7 Monaten gerade mal 10 aktive Atombomben zerstört. In Russland wurden sogar 29 Atombomben dazugebaut.

26. Oktober 2011. In Amarillo wird die letzte große Atombombe vom Typ B-53 zerlegt.

23. Mai 2012. Weil der Werftarbeiter Casey James Fury seine Schicht vorzeitig beenden möchte legt er um etwa 18 Uhr an Bord des Atom-U-Boots "USS Miami SSN 755" ein Feuer. Am selben Tag wird bekannt dass in US-amerikanischen Waffensystemen massenhaft gefälschte Chips verbaut wurden. Auch das Raketenabwehrsystem ist davon betroffen.

28. Juli 2012. Die 83-jährige Nonne Megan Rice und ihre beiden Begleiter Michael Walli (64 Jahre) und Greg Borertje-Obed (58 Jahre) durchbrechen, nur mit Hammer und Bolzenschneider bewaffnet die "sicheren" Zäune der US-amerikanischen Atomanlage "Y-12 National Security Complex" um für Frieden zu demonstrieren. Sie wird dafür am 19. Februar 2014 zu 3 Jahren Haft verurteilt um "andere von ähnlichen Straftaten zur Verfolgung politischer Ziele" abzuschrecken.

13. Oktober 2012. Bei einer Übung vor der Küste Floridas sind gegen 15 Uhr 30 das Atom-U-Boot USS "Montpelier" und der Lenkwaffenkreuzer USS "San Jacinto" kollidiert. Das 110 Meter lange U-Boot der Los-Angeles-Klasse ist offenbar in Periskoptiefe direkt vor dem Kreuzer aufgetaucht. Die Brückenbesatzung der San Jacinto gab noch das Kommando "Volle Kraft zurück", konnte die Kollision jedoch nicht mehr verhindern. Die Sonar-Nase des 173 Meter langen Lenkwaffenkreuzers der Ticonderoga-Klasse wurde beschädigt und der Vorbau erlitt einen Druckverlust. Beide Schiffe sollen noch mit eigener Kraft fahren und der Atomreaktor nicht betroffen sein.

2013. Die USA verfügen derzeit über etwa 7700 Atomsprengköpfe von denen 2150 aktiv sind. Das Arsenal altert jedoch. Daher sind große Investitionen notwendig um die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Waffen zu gewährleisten. Neben den 2150 aktiven Sprengköpfen besitzen die USA etwa 2500 Sprengköpfe in Reserve. Dazu kommen etwa 3000 die auf ihre Zerstörung warten.

Daher werden laut UCS große Mengen an Plutonium und hochangereichertem Uran militärisch nicht mehr benötigt. Die National Nuclear Security Administration (NNSA) im US-Energieministerium plant auch die Vernichtung eines Großteils des Spaltmaterials der außer Dienst gestellten Waffen in dem es für Mischoxid (MOX)-Brennelemente in Atomkraftwerken eingesetzt werden soll.

Danach verfügen die USA aber laut UCS immer noch über genug Material für 13.000 Atomwaffen.

Mai 2013. In einer internen E-Mail, die von der Nachrichtenagentur AP veröffentlicht wurden, schreiben Inspektoren der US Air Force dass im "91st Missile Wing" auf der "Minot Air Force Base" in North Dakota eine "Kultur der Gleichgültigkeit" herrscht. In mindestens einem Fall sollen absichtlich die Sicherheitsregeln verletzt worden sind. Zudem gab es einen demnach einen offensichtlichen Unwillen, Regelbrecher mit ihren Handlungen zu konfrontieren und diese weiterzumelden.

Daraufhin wurden 17 Offiziere die für die Kontrolle der Atomraketen auf der Basis zuständig waren suspendiert. Innerhalb des Militärs sind die Jobs in den Raketensilos als "Sackgassen verschrien.

August 2013. Auf der Malmstrom Air Force Base in Montana findet ein "Empty Quiver"-Test statt. Es wird simuliert wie Angreifer in ein Raketensilo einbrechen und bis zur Atomrakete vordringen. Laut einem späteren internen Bericht war das US-Militär nicht in der Lage, das Silo schnell wieder unter seine Kontrolle zu bekommen.

Der Start einer Atomrakete durch die "Angreifer" wäre wohl kaum möglich gewesen da dazu verschlüsselte Befehle des Präsidenten notwendig sein sollen. Aber an die Atomsprengköpfe hätten sie gelangen können.

Die Atomraketeneinheit ist damit bei der Sicherheitsinspektion durchgefallen.

September 2013. Laut Recherchen von Eric Schlosser (US-amerikanischer Enthüllungsjournalist) bei Recherchen zu dem Buch "Command and Control" gab es zwischen 1950 und 1968 mindestens 700 "bedeutende" Unfälle und Zwischenfälle, in die etwa 1250 Atomwaffen verwickelt waren.

10. Oktober 2013. Es wird bekannt dass Tim Giardina (US-amerikanischer Vizeadmiral) degradiert und zurück zur Marine geschickt wurde, weil er in einem Casino im US-amerikanischen Bundesstaat Iowa beim Poker gefälschte Spielchips im Wert von 1500 US-Dollar eingesetzt haben soll. Als stellvertretender Chef des Strategischen Kommandos war er bis dahin für die Atomwaffen aller US-amerikanischen Teilstreitkräfte verantwortlich. Gegen ihn laufen nun strafrechtliche Ermittlungen. Die Entscheidung wurde offenbar von Chuck Hagel (Verteidigungsminister der USA) und Barack Obama (Präsident der USA) gebilligt.

18. Oktober 2013. Der US-Forscherverband "Union of Concerned Scientists (UCS) stellt einen umfangreichen Bericht über die Modernisierung des US-amerikanischen Atomwaffen-Arsenals vor. Darin ist von Abrüstung nicht besonders viel zu erkennen. Die Wissenschaftler werfen darüber hinaus der US-Regierung vor, über die reine Instandhaltung ihrer Atomwaffen hinauszugehen und praktisch neue Waffensysteme zu entwickeln.

In den nächsten 25 Jahren will die US-Regierung laut UCS-Bericht 60 Mrd. Euro in die Modernisierung ihres atomaren Arsenals investieren. Insgesamt wird das demnach jedoch nur ein Bruchteil der Gesamtausgaben sein. Beispiele für weitere Kosten sind z.B.:

  • Die Kosten für eine Chemie- und Metallurgie-Einrichtung am Los Alamos National Laboratory sollen auf 3,7 bis 5,9 Mrd. US-Dollar explodiert sein. Das ist das Sechs- bis Neunfache der ursprünglichen Schätzung von 2004.
  • Der Umzug einer Uran-Verarbeitungsfabrik sollte im Jahr 2004 noch zwischen 600 Mio. und 1,1 Mrd. US-Dollar kosten. Heute spricht man von 7,5 Mrd. US-Dollar.
  • Die Modernisierung der Wasserstoffbombe B-61 wurde 2010 vom US-Energieministerium mit 2 Mrd. US-Dollar geschätzt. Im Jahr 2012 waren es 6 Mrd. US-Dollar. Ende 2013 sind es bereits 10 Mrd. US-Dollar (7,4 Mrd. Euro).

Die Zahl der US-amerikanischen Atomsprengkopftypen soll im Zuge des Modernisierungsprogramms von sieben auf fünf sinken. Diese sollen dann jedoch in unterschiedlichen Waffen zum Einsatz kommen. Drei in Langstreckenraketen, zwei in Bomben und Marschflugkörpern. Fachleute sprechen von komplett neuen Waffensystemen die laut Philip Coyle (Center for Arms Control and Non-Proliferation) den Geist "wenn nicht sogar die Buchstaben des Versprechens der Regierung, keine neuen Atomwaffen zu entwickeln" verletzen.

23. Oktober 2013. Bei der Bewachung der 450 US-amerikanischen Interkontinentalraketen mit Atomsprengköpfen die in unterirdischen Atomsilos untergebracht sind kommt es immer wieder zu Problemen. Der Zutritt wird streng bewacht. Ein Eindringling müsste viele Sicherheitsschranken durchlaufen bis er zu den schweren Schutztüren vor der Schaltzentrale kommt. Diese letzte Stahlluke liegt etwa 30 Meter unter der Erde, hat ein Gewicht von 4 Tonnen und ist, wenn sie geschlossen ist, mit 12 Stahlbolzen gesichert.

Die Schaltzentrale ist eine "High-Tech-Kapsel" von der Größe eines Frachtcontainers. Jede Schaltzentrale dient zur Überwachung von 10 Raketen vom Typ "Minuteman 3". Der einsame Posten wird immer von 2 Offizieren bewacht. Dabei dauert eine Schicht 24 Stunden. Einer der beiden Soldaten darf schlafen. Dann ist es jedoch dem anderen streng verboten, die Tür zu öffnen.

Auf zwei Stützpunkten in Montana und North Dakota wurden von Offizieren schwere Schutztüren offengelassen, die verhindern sollten dass Eindringlinge wie z. B. Terroristen sich den Schaltzentralen nähern. Der Vorfall auf dem Stützpunkt Malmstrom in Montana war im Mai und ist offenbar aufgeflogen, weil Handwerker die Reparaturen machen sollten den Bewacher schlafend vorgefunden hatten. Die Schlafenden mussten geweckt werden. 

Auf dem Luftwaffenstützpunkt Minot in North Dakota ließ im April ein Offizier einen Koch herein, der das Essen brachte, während sein Kollege schlief.

Zur Strafe wurde den Türöffnern jeweils 2 Monate ihres Solds gestrichen. Die schlafenden Kollegen erhielten eine schriftliche Rüge. Einer der Offiziere hat offenbar zugegeben, die Tür viele weitere Male, ohne erwischt worden zu sein, offen gelassen zu haben.

03. November 2013. Aus einem Bericht der Nationalen Atomsicherheitsbehörde an den US-Kongress geht hervor, dass sich die Behörde die Möglichkeit vorbehält, Waffen mit neuen Fähigkeiten zu bauen. Voraussetzung dafür soll sein, dass die "Sicherheit und Zuverlässigkeit" der Sprengköpfe erhöht werden könnte. Das wird möglicherweise dazu führen, dass die in Deutschland bisher gelagerten freifallenden Wasserstoffbomben vom Typ B61 gegen ein neues Modell ausgetauscht wird das als präzise Lenkwaffe ausgerüstet ist.

04. November 2013. Vor etwa einer Woche haben vor einem Ausschuss des US-Repräsentatenhauses Vertreter des Militärs, des Pentagons und des Energieministerium neue Details zur Entwicklung der B61-12 Bombe erläutert. Das US-Militär plant demnach für die Zukunft "nur" mit drei verschiedenen Atomsprengköpfen für see- und landgestützte Langstreckenraketen und zwei weitere an Bord von Kampfflugzeugen. Einer davon die B61-12 und ein weiterer noch zu definierender Sprengkopf für künftige Marschflugkörper der USA. Auch basierend auf der B61.

22. November 2013. Die US-amerikanische Luftwaffe verfügt im Moment noch über ein Arsenal von etwa 450 Interkontinentalraketen vom Typ "Minuteman 3". Nach einem Startbefehl des US-Präsidenten könnten diese innerhalb von wenigen Minuten abgefeuert werden. Diese Waffen müssen bewacht und gewartet werden. Rund um die Uhr sind daher jeden Tag 90 Offiziere im Einsatz. Jeweils 2 Offiziere kontrollieren 10 Raketen und warten auf den Befehl des US-Präsidenten, der hoffentlich niemals kommen wird.

Laut einer Studie, die von der US Air Force bei dem Forschungsinstitut Rand in Auftrag gegeben worden war, ist die Stimmung in der zuständigen Einheit katastrophal. Die Anzahl der Disziplinar- und Militärgerichtsverfahren in den Reihen der Soldaten der ICBM-Einheiten war in den Jahren 2011 und 2012 doppelt so hoch wie in anderen Einheiten der Luftwaffe. Dabei ging es um Gewalttätigkeiten bis zu sexuellem Missbrauch. Die Soldaten sind demnach frustriert und verärgert weil sie das Gefühl haben, nicht wertgeschätzt zu werden. Zudem sind viele überarbeitet und leiden unter dem ständigen Druck, sie könnten einen Fehler machen.

22. Dezember 2013. Michael Carey (Zwei-Sterne-General) war bei der US Air Force einer der für Interkontinentalraketen verantwortlichen Generäle. Er wurde im Oktober zunächst ohne offizielle Begründung von seinen Pflichten entbunden und nun gefeuert, weil er als Chef einer Regierungsdelegation bei einer offiziellen Verhandlungsreise im Juli 2013 in Russland immer bis spät in die Nacht mit Frauen gezecht hat. Beim Besuch eines mexikanischen Restaurants drängte er offenbar wiederholt darauf, mit der Beatles-Cover-Band singen zu dürfen. Zu einer morgendlichen Abfahrt soll er 45 Minuten zu spät erschienen sein und während eines Klosterbesuchs gelallt haben.

Insgesamt hat er sich, laut einem Bericht des Generalinspekteurs der US-amerikanischen Luftwaffe "für einen Gentleman unziemlich" verhalten. Die Ermittler waren wohl besonders über die Möglichkeit beunruhigt, dass der Generalmajor von den Frauen wegen seiner Position gezielt ausgewählt worden war. Carey selbst erklärt laut dem Bericht, nur moderate Mengen Alkohol getrunken zu haben und bestreitet viele Details.

7. Januar 2014. Eine Studie zu radioaktiven Teilchen vor allem aus den Atombombentests der 1950er und 1960er Jahre in der Stratosphäre des Schweizer Bundesamtes für Bevölkerungsschutz wurde von Autoren um José Corcho Alvarado veröffentlicht. Die Stratosphäre ist durch Temperaturunterschiede stark geschichtet. Daher können Partikel kaum in höhere oder tiefere Luftschichten gelangen.

Das Team ermittelte aus Messreihen der vergangenen Jahrzehnte über der Schweiz einen durchschnittlichen Verbleib von Plutoniumpartikeln in der Stratosphäre von 2,5 bis 5 Jahren. Bisher wurde die Verweildauer von Wissenschaftlern mit 1 bis 1,7 Jahren angegeben. Die Größe der radioaktiven Partikel liegt meist unter 0,1 Mikrometer (1/1000 Millimeter) Die Konzentration von Plutonium in der Stratosphäre ist demnach seit 1974 um das 100-fache gesunken, jedoch immer noch 100.000 Mal höher als im Bereich des Erdbodens. Bei Cäsium ist der Wert aktuell 1000-Mal höher als in Bodennähe.

Beim Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull im April 2010 maßen die Wissenschaftler in der Aschewolke im obersten Bereich der Troposphäre gleiche Konzentrationen verschiedener Plutoniumisotope wie in der Stratosphäre. Offenbar schleuderte der Vulkan Asche und Eis bis in die Stratosphäre wo sich Plutoniumpartikel banden und beim Herabsinken in die Troposphäre gelangten.

Mittwoch, 15. Januar 2014. Am Stützpunkt Malmstrom wurden der US Air Force wurden 34 Offiziere vom Dienst suspendiert, weil sie bei einem Eignungstest geschummelt haben. Sie haben sich offenbar untereinander die Antworten per SMS zugeschickt. Alle etwa 550 Launch Offiziere der 3 Militärbasen sollen daher die Prüfung morgen wiederholen. Die Prüfungen sollen sicherstellen dass die Offiziere in Sachen Raketensicherheit und Abschussabläufen auf dem neuesten Stand sind.

Laut Deborah Lee James (Militärsprecherin) haben sie sich untereinander die Antworten für eine monatliche Routineprüfung verraten. Das

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 12.08.2014
ISBN: 978-3-7368-3182-7

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