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Good Morning Kiss to South Africa

 

Kapitel I

 

Ich musste mich richtig aufraffen an diesem Tag, keine Lust zu irgendwas gehabt.

Die halbe Nacht hatte ich wieder für meine bevorstehende Prüfung gelernt, hatte das Gefühl, je mehr ich lerne, desto weniger weiss ich eigentlich. Ich schlief mit meinen Büchern unter den Kopfkissen, dachte das bringt was und der Stoff dort drin, fliesse so mir nichts dir nichts über Nacht in meinen Kopf.

Leider war dem nicht so- wer dieses dumme Gerücht wieder mal in die Welt gesetzt hatte, sollte bestraft werden- ich hatte am nächsten Morgen schlimme Schmerzen im Genick.

 

Heute war Sonntag und ich war froh endlich mal ein bisschen ausspannen zu können. Ich hatte mir fest vorgenommen, keine Bücher heute, nicht lernen- einfach nur relaxen. Das war aber leichter gesagt als getan, weil mein Gehirn nicht abschalten konnte.

Ich setzte mich an meinen Computer um mich abzulenken und wollte mir einen Chat suchen, in dem Englisch geschrieben wurde. Ich dachte so kriegt mein Gehirn mal etwas Anderes zu verarbeiten. Ich fühlte mich auch einsam, meine Katzen waren auch nicht der richtige Trost zwar zum knuddeln geeignet aber mir fehlte einfach etwas. Jemand mit dem ich lachen konnte, etwas unternehmen konnte, küssen und zärtlich sein konnte.

 

Ein Chat war schnell gefunden, ein Englischer. Es dauerte auch nicht lange bis ich angeschrieben wurde.

Was hast du an – welche Farbe hat dein BH. Das war genau das was ich jetzt brauchte, wieder so Volldeppen. Immer das Gleiche und dazu hatte ich wirklich keine Lust, kann hier keiner einen anständiges Gespräch führen. Mit den Worten – Fuck you- that is none of your business, verliess ich ganz schnell diesen Chat.

 

Also weitersuchen, oh- nun fand ich einen Sprachchat. Leute die eine andere Sprache lernen. wollten, als ihre Muttersprache, sollten in diesem Chat sein. Ein Mohamed schrieb mich an. Schnell schaute ich auf sein Profil er -war von Ägypten.

Es brachte wirklich Spaß mich mit ihm zu unterhalten. Er lernte gerade deutsch, hat sein Medizin Studium beendet und wollte nun nach Deutschland um dort einen Job als Röntgenologe zu bekommen.

Nachdem wir über eine Stunde geschrieben hatten, wollte ich einfach nur noch in mein Bett. Wir tauschten unsere Nicknamen, für Skype und verabschiedeten uns.

 

Ich schaute mich noch ein bisschen im Internet um und wollte mir unbedingt noch die Seite anschauen von der meine Freundin Hannah mir erzählt hatte. Es war eine Webseite, dort konnte man Brieffreundschaften schliessen, mit der ganzen Welt. Neugierig, wie ich war meldete ich mich erst mal schnell dort an. Das war ja die Voraussetzung, dass man dort überhaupt hineinschauen konnte. Ich füllte noch schnell mein Profil aus lud ein Foto als Profilbild hoch was Hannah erst vor ein paar Tagen von mir gemacht hatte - fertig.

 

Nun war ich aber mehr als neugierig und gab ein paar Daten ein, was ich mir so wünschte Mann bis 30 Jahre. Ich war ganz schön überrascht wie viele Männer doch eine Brieffreundschaft wollten. Aus allen Ländern von Schweden ganz im Norden bis in die USA, Asien, Afrika und natürlich ganz Europa.

Ich schaute ein bisschen und blieb an einer Webseite hängen. Ich wurde davon automatisch angezogen. Komisch. Das Profilbild war sehr sympathisch jaaaa, natürlich Mann mit Kuh. Ich liebe alle Tiere, deswegen ist mein Traumberuf ja auch Tierärztin für den ich hart studiere.

Ich las mir nun durch, was da alles so stand und musste lächeln. Huuuu, wie kann man nur so schreiben. Dieser junge Mann dort hatte einen eigenartigen Schreibstil hatte ich noch nie gesehen. Ich kannte das aber von früher aus Romanen. wenn man in der “dritten” Person schreibt. Ich musste lachen, für die – die es nicht wissen so sprachen sich früher die reichen Leute die Edelleute an.

Er liebt Sushi – mir wird schlecht, wenn ich nur daran denke rohen Fisch -ich könnte das nicht essen. Er tanzt sehr gerne, gut habe ich schon lange nicht mehr- auch kein Pluspunkt. Irgendetwas reizte mich aber – wusste gar nicht was.

Ich musste ins Bett, es war schon weit nach Mitternacht. Ich speicherte mir diese Seite in meinen Favoriten ab.

Ein Sonnenstrahl kitzelte mich wohl an der Nase sodass ich am nächsten morgen früh aufwachte. Mein erster Gedanke galt dem jungen Mann mit der Kuh im Arm. Ich musste über mich selber lachen. Mann, mit Kuh – na ja das hat schon was! Ich musste mich beeilen damit ich fertig wurde und zu meiner ersten Lesung pünktlich erschien.

Der Tag verlief recht angenehn, doch war ich froh als ich endlich wieder daheim war. Sämmie erwartete mich schon als ich die Tür aufschloss. Sämmie mein Liebling- mein rothaariger Kater. Er sah fast so aus wie Garfield, der berühmte Kater. Julie mein kleines, scheues Siamesen Kätzchen guckte um die Ecke vom Wohnzimmer und zuletzt trabte auch Feli endlich an und mich mit einem Schnurren zu begrüssen, sie rieb Ihr Köpfchen an meine Beine. Ich wusste meine süssen Fellnasen hatten Hunger. Also schnell ausziehen und ab in die Küche. Fressnäpfe ausspülen – Wasserbrunnen saubermachen und frisches Wasser ein füllen. Neues Futter einfüllen, schnell noch Breekies in die Schüssel geben, Leckereien dazu für heute Abend, damit ich beim Fernsehen etwas Ruhe habe. Meine Fellnasen meinen immer sie müssten alle „Drei“ auf meinem Schoss sitzen

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Nachdem Alle Ihr Futter bekommen hatten, ging ich erst mal schnell unter Dusche damit meine Müdigkeit endlich verschwinden sollte. Das war ein guter Gedanke gewesen, danach fühlte ich mich wie neugeboren. Andauernd hörte ich mein WhatsApp… bing, bing und kriegte die Krise. Ich stellte mein Telefon auf lautlos.

Ich hatte keine Lust nun mit meiner Freundin zu schreiben oder auch zu telefonieren. Ich wollte einfach ein wenig chatten und Spass haben.

 

Vor langer Zeit hatte ich eine deutsche Webseite gefunden, deutschen Chat. Dort wollte ich heute mal wieder reinschauen. Eigentlich sollte ich mich anziehen und mich mit Hannah ein weinig unters Volk mischen. Ich hatte es aber so leid ehrlich. Hannah war meine allerbeste Freundin und wir kannten uns schon seit langer, langer Zeit. Wir gehen oft miteinander aus, was für mich jedoch jedes Mal in einem Fiasko endet. Fakt ist, wir sind in einer Beiz, Pub oder Disco- ich werde angesprochen, Jemand will mit mir tanzen. Manchmal ist es nur dumme Anmache …. Ist es so heiß hier, oder bist du das?... „Meine Telefonnummer ist so einsam, rufe sie doch bitte mal an“! Jemand drückt mir einen Zettel in die Hand, seine Telefonnummer. Am besten finde ich jedoch das…. Er: Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick - oder soll ich noch mal reinkommen. Ich freue mich denn dann kann ich antworten…“Ja geh‘ raus- und bleib draußen!“

 

Da gibt es jede Menge Anmachen, da komme ich aber später drauf zurück. Nun ist Action für Hannah angesagt- ich hasste Sie manchmal dafür, ehrlich! „Wie wäre es wenn du mir deine Telefonnummer gibst“ - grinste sie meinen Gegenüber an. Er total verblüfft – wieso sollte ich das denn machen? Meine liebe Hannah, „Weil du bei Ihr – zeigt auf mich- sowieso keine Chance hast. Der junge Mann schaut mich verzweifelt hat. Ich drehe mich einfach um und gehe Richtung Toilette. Man, das ist doch so peinlich. Ich kann selber für mich antworten, bin doch erwachsen. Hannah wirft sich an jeden Mann ran, egal ob alt oder jung oder schwarz, gelb oder grün… Ich glaube sie ist irgendwie gestört- sexsüchtig. Ich habe sie einmal daraufhin angesprochen und gefragt, ekelt dich das nicht mit so einem Opa zu schlafen??? Ihre Antwort: „die Alten sind die Besten, solange sie noch einen hochbekommen.“

Danke, da hat mich schwer getroffen. Bin ich irgendwie falsch gespult. Ich kann nicht mal mit was Jungem, Knackigen schlafen, kein One-Night-Stand, keine Affäre. Ich muss Jemanden lieben – von ganzem Herzen, dann kann ich mich fallen lassen und es auch genießen. Bin ich deswegen altmodisch veranlagt wie Hannah immer sagt?

Ich bin es auch so leid, dass ich mir jedes Mal Hannahs … Oh, gestern habe ich mit einem tollen Mann geschlafen – sie nimmt Alles mit. Dann kommt die detaillierte Geschichte vom Anfang bis zu Ende, ja – bis zum Ende -wo er dann oder sie dann ihre Orgasmen haben.

 

Mich interessiert das ehrlich gesagt nicht die Bohne. Mich interessiert lieber mal, wann ich endlich Jemanden kennen- lieben lerne und mein eigenes Sexleben habe- was ich bestimmt nicht mit Hannah teilen werde- nicht eine Silbe.

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

Kapitel II

 

Das war kurz ein Abstecher zu meiner allerbesten Freundin Hannah, die mich sehr enttäuscht hat, aber dazu später.

Es war Freitagabend, ekliges Wetter, normal wäre ja Ausgehen angesagt, doch bei dem Wetter wollte ich echt nicht raus. Ich wollte in den deutschen Chat diesen Abend.  Schnell noch in die Küche und einen Kaffee gemacht, dann zurück an meinen Computer. Es dauerte etwas bis ich in meinen vielen Favoriten endlich den Chat wiedergefunden hatte, den ich mir dort gespeichert hatte.  Meinen Chat Namen habe ich sorgfältig ausgesucht, dass keiner irgendwelche dummen Bemerkungen darübermachen konnte. Einfach nur „Just_Me25“. Ein Profil Foto wurde auch hochgeladen, ich weiss Leute wollen sehen mit wem sie reden. ch war vorher noch nie in so einem Chat und wusste daher auch nicht was auf mich zukam.

Neugierig klickte ich die erste Message an, Racer 78 möchte Ihnen was sagen! „Ich schicke dir ein Lächeln“. 38 Jahre mir einfach zu alt und seine Interessen waren sehr verschieden zu meinen. Nächste Nachricht:“ Andon_kr schrieb, was machst du bei dem schönen Wetter denn Zuhause.“ Huch, was soll das denn, draussen regnete es in Strömen- ok vielleicht sarkastisch gemeint. Das Bild von ihm, nicht mein Typ- sein Motto: „Life is a Bitch“. Nein, da hatte ich auch keine Lust zu antworten.

 

  1. Nachricht- oh, das las sich ja schon mal sehr gut und Jemand hat sich Mühe gegeben.

Überschrift: Hallo, ich bitte um……

Als ich dann eben wieder zu Hause war, (total erschöpft und müde von der langen Reise) und eben, Dein Profil angeschaut habe, dachte ich mir, ich muss Dir das kurz schreiben, nicht das Du Dich noch in wen anders verliebst. Kurz um, ich würde Dich einfach gerne mal ein wenig kennenlernen.

Dein Profil gefällt mir! Und ich muss sagen es wäre schade, wenn Du uns die Chance eines Kennenlernens nicht gibst. Vielleicht ist der erste Schritt nun getan, ich finde es schwierig den Anfang zu machen. Im Übrigen habe ich meine Bilder freigeschalten. ich. Also ich freue mich nun wahnsinnig in Kontakt zu treten. Ich weiß nicht, es war ja nett gemacht, aber ich mochte seine Bilder nicht- somit ihn nicht auf den Bildern – es sagte mir rein gar nichts. Ich konnte gar nicht so schnell schauen, wie die Nachrichten in mein Postfach eintrafen.

 

Woww, vier Männer wollten mit mir chatten. Ok ich bin flexibel und nahm alle Vier Chatanfragen an.

Ich bin freundlich, obwohl ich weiß, dass so ein Chat mit einem 69 Jahre alten Mann gar nichts bringt. Ich denke aber, vielleicht ist der Mensch einfach nur einsam und braucht Jemanden zur reden.

Ein zaghaftes „hallo“ kam und nett das du mit mir schreiben willst. Mein hallo- und ja sicher wo kommst du denn her? Mein Chatpartner kam aus den Niederlanden und hat mich angeschrieben das in meinem Profil zu lesen war, Sprachen: Englisch, Deutsch, Niederländisch und andere Sprachen.

Leider musste ich ihn enttäuschen, ich kann Niederländisch reden, aber leider nicht sprechen. Meine Mutter war Holländerin, ich werde aber versuchen doch noch Niederländisch zu lernen.

Wir schrieben über alles Mögliche, seine Frau verstarb an Krebs, mit seinen Kindern hatte er wenig Kontakt. Er war Besitzer eines kleinen Campingplatzes an einer Motorradstrecke in Holland. Je länger wir uns unterhielten umso sympathischer war mir Jan. Ja ok, er könnte vom Alter her mein Opa sein. Er suchte eine Frau, die jünger ist, aber natürlich nicht so jung wie ich. Mir hat das chatten richtig Spaß gemacht.

 

Nach einer halben Stunde habe ich das Gespräch beendet, weil ich dringend einen Kaffee brauchte. Es war anstrengend vier Leuten gleichzeitig zu schreiben. Kaffee war schnell gemacht und nun schnell in den nächsten Chat.

Das kam mir von Beginn an schon so komisch vor was derjenige mir schrieb. Bist du devot. Ich bin dumm, ich habe das Wort schon mal gehört, wusste aber nicht was das bedeutet. Also nichts wie ab, Google macht es möglich. Lacht ja nicht über mich- man kann nicht alles wissen!

Nun was bedeutet Devot. Unterwürfig sein, gedemütigt werden, dienen, das sind die Begriffe die ich am häufigsten zu lesen bekam.

Ich schrieb schnell zurück – nein bin ich nicht aber was verstehst du denn unter diesem Begriff. Ich war gespannt und machte die anderen 2 offenen Chats einfach zu.

Ich wartete gespannt, denn er schrieb und schrieb. Plötzlich bäng und ich konnte es lesen. Eine kleine Bitte ich möchte gerne im auf den Knien deine Toilette putzen. Du stehst hinter mir beschimpfst mich, dass es nicht sauber genug ist, schlägst mich und lachst mich aus.

Huch- ich konnte gar nicht glauben, was ich da las, tickte der Kerl noch richtig. Alter 45 Jahre… Ich schrieb zurück, danke nein, meine Toilette ist sauber und sowas mache ich sicher nicht… tschüss und weg – raus aus dem Chat.

Es blinkte schon wieder- ich nahm den Chat wieder an und wieder mal so ein Irrer auf der anderen Seite. Ich fragte mich nun gibt es hier nur gestörte Männer.

Hallo, hast du Spaß an was Außergewöhnlichem? Ich: „Um was geht’s?“ Huuu, ich bekam nun etwas Angst, was kam nun wieder auf mich zu. Ich beruhigte mich, es gab ja einen Close Chat Button.

Ich würde mich freuen, wenn du mi, deine Strumpfhosen anziehen würdest. Ich bekam große Augen. Ich: “Wie bitte?“ Ich besitze gar keine, was soll das?

Er: ich liebe das Gefühl von seidenen Strumpfhosen auf nackter Haut. Ich musste zweimal hinschauen, konnte nicht glauben was ich da las. Ein Mann wollte Strumpfhosen anziehen, ich meine kann er ja, soll er sich doch welche kaufen, gibt ja genügend. Warum meine??? Meine Oma würde jetzt sicher sagen:“ Kind was bist du naiv!“ ich muss lachen, ja bin ich sicher. Ich habe doch keine Ahnung was Männer alles für Vorlieben haben.

Nein, dazu habe ich absolut keinen Bock, vielleicht findest du ja was du suchst, viel Spaß, aber nicht mit mir.

Nun hatte ich erst mal die Nase voll vom Chatten, das sind ja lauter Irre oder ich bin dumm? Ok, lieber dumm als irre.

So, der Abend war noch jung was soll ich machen. Sollte ich Hannah anrufen- nein Schmerz … ja nicht. Ich bin hinterher immer völlig deprimiert.

Ich bastelte also ein bisschen an meiner Webseite, trank meinen mittlerweile kalten Kaffee und meine Gedanken kreisten dabei um den jungen Mann mit Kuh- ja leider lässt mich das nicht los. Nachdem ich geschaut hatte ob ich eine Mail erhalten hatte- ja hatte ich und nun nichts wie ab in mein Postfach von der Webseite Penpal.

Ich war überrascht hatte nur einen kleinen Kommentar von „ihm“ Hallo…. Mhmm wie ich das finden sollte, wusste ich nicht ganz. Die Message war in Englisch. Ich schrieb zurück: What, only a little hello not more? Auf Deutsch: Was nur ein kleines hallo mehr nicht?

Ich dachte das war es jetzt wohl und war irgendwie geknickt. Irgendwas zog mich zu dem Menschen hin.

Ich schnappte mir Feli, die strich andauernd um meine Beine herum, wie immer und schnappte mir die Bürste und begann langsam und vorsichtig ihr Fell zu bürsten. Sie schnurrte behaglich. Danach untersuchte ich ihre Ohren, schnitt ihre Krallen. Das hatte sie gar nicht gerne und begann gefährlich zu knurren.

Ich hatte schon einige Blessuren von Feli abbekommen, so setzte ich sie ganz schnell runter.

Dieselbe Prozedur wiederholte ich mit Julie. Heute war sie nett zu mir und liess sich gleich einfangen.

Nachdem auch Julies Schönheitspflege beendet war, widmete ich mich meinen Nägeln- danach nichts wie ab ins Bett.

 

 

 

Kapitel III

 

Der Wecker klingelte durchdringend laut und war nicht zu überhören, scheuchte mich aus dem Bett.

Ich hatte nicht viel Zeit und musste mich beeilen- wie immer. Katzen füttern, mich richten, das dauert. Heute Morgen aber wollte ich unbedingt noch schnell ins Internet und schauen ob ich Mail bekommen habe. Ich konnte gestern gar nicht schnell einschlafen, hatte immer das Bild vor Augen- Mann mit Kuh im Arm. Ich musste grinsen. Ich hatte eigentlich sowas an mir noch nicht bemerkt, dass mich ein Bild so beschäftigte und auch ein Profiltext.

Heute war der 1. Tag von meinem Praktikum und ich durfte hautnah am Geschehen dabei sein. Habe ich eigentlich erwähnt was ich studierte? Keine Ahnung also: Veterinär Medizin- Tierärztin. Ich freute mich so endlich auch richtig Tiere behandeln zu können, Diagnosen zu stellen. Ich war so aufgeregt, konnte es kaum erwarten.

Endlich ich wartete nun gespannt für was ich eingeteilt wurde. Wood, Megan sie gehen heute mit Oberarzt Dr. Winkler auf einen Bauernhof- nehmen sie bitte Gummistiefel mit. Oh, wie schön das hatte ich mir gewünscht, bin ja mal gespannt mit welchen Tieren ich es zu tun bekomme. Ich muss mal ehrlich erwähnen ich bin nicht gerade der große „Kuh Fan“. Ich meine damit der „Große“. Kleine Kühe und Kälbchen damit habe ich gar kein Problem. Es hat eine Vorgeschichte, vielleicht sollte ich meine Angst endlich mal wieder verlieren.

Hannah und ich waren in den Bergen, wir wanderten an diesem Tag. Rauf mit dem Lift- runter wurde gelaufen. Wir kamen an eine kleine Alm, da standen auch ein paar Kühe auf der Wiese. Bis an diesem bestimmten Tag hatte ich echt nie Probleme mit den Wiederkäuern. Die größte und fetteste Kuh schaute mich böse an (war ehrlich keine Einbildung) Ich schaute weg. Ich wollte mich an ihr vorbeischleichen. Ich musste dort langgehen. Aber nein, was machte die doofe Kuh, stellte sich quer über den Weg und fing an mit dem einen Vorderhuf zu scharren. Ich dachte, wenn die los rennt- mich auf ihre Hörner nimmt bin ich tot!!! Hannah ging problemlos an ihr vorbei. Ich hasste das, bildete ich mir nur ein sie mag mich nicht, diese Kuh? So und nun- sie scharrte immer noch. Ich wollte in grossem Bogen um sie rum gehen aber…. auf dieser Seite war der totale Matsch. Ich konnte da nicht gehen. „Meg, komm endlich die Kuh tut dir doch nichts, “hörte ich Hannahs Rufe.

 

Was machen, Augen zu und losrennen? Ich glaube ich bin noch dümmer als die Kuh. Tierärztin und Angst vor einer Kuh. Ich würde das ja noch verstehen, wenn es ein Spanischer Stier wäre- ich lach mich schlapp.

Von der anderen Seite kam ein Pärchen. Der ältere Mann klopfte der Kuh an die Seite, ein paarmal – juhu sie drehte sich und sie konnten vorbeigehen und ich raste wie vom Tarantel gestochen los – an der Kuh vorbei, gerettet. Hannah hätte sich vor Lachen bald in die Hosen gemacht. Ja, ja die hat gut lachen, bei ihr hat die Kuh auch nicht gescharrt.

Das war der Abstecher zum Kuherlebnis. Ich hoffte auf dem Bauernhof keine Riesen – Kühe behandeln zu müssen. Irrtum- ich musste. Emma, die Kuh vom Bauern, eine preisgekrönte Kuh war schwanger und er wollte wissen ob mit ihr alles in Ordnung war. Der Geburtstermin stand kurz bevor. Dr. Winkler gab mir einen sehr langen Gummihandschuh den ich überziehen sollte und dann sollte ich in die Scheide der Kuh eindringen. Ich sollte schauen wie die Lage des Kälbchens war -normal oder liegt es verkehrt herum, dann mussten wir es drehen.

Vorsichtig glitt meine Hand in die Scheide der Kuh- ich kam zur Gebärmutter und konnte nun das Kälbchen fühlen. Die Lage war richtig, wenn es sich nun nicht mehr drehen würde, würde es eine problemlose Geburt geben. Der Bauer war hocherfreut das zu hören. Ich war froh das Dr. Winkler dabei war, ich fühlte mich sicherer so.

Jetzt sollten wir noch nach den Schafen schauen, eins war dabei was dem Bauern Sorgen bereitete da es seit ein paar Stunden in den Wehen lag und sich nichts rührte. Er fürchtete um das Leben dieses Schafes.

Wieder bekam ich einen sehr, sehr langen Gummihandschuh und untersuchte das Schaf. Wie wir uns das dachten, diesmal war es eine Querlage. Ich versuchte das kleine Lämmchen zu drehen, es gelang mir einfach nicht, keine Chance. Dr. Winkler übernahm nun- und auch er schaffte es nicht. Um das Leben von Muttertier und Lämmchen nicht zu gefährden musste ein Kaiserschnitt gemacht werden und zwar sehr schnell.

Ich raste zurück zum Auto um den Koffer mit den notwendigen Utensilien zu holen. Der Bauer raste ins Haus um warmes Wasser und auch Tücher zu holen.

Wir legten das Schaf auf die rechte Seite, die gesamte linke Flanke von der letzten Rippe bis zum Hüfthocker wurde dann von mir geschoren. Die Seite wurde von mir eingefettet und vorsichtig, danach von mir vollkommen desinfiziert. Es wurde dann das Operationsfeld anschließend mit einem grünen Tuch abgedeckt. Nachdem die Kuh dann ihre Narkose bekommen hatte

Laparotomie: Nun ging es los, ich assistierte Dr. Winkler heute und musste es diesmal nicht alleine durchführen, da das Schaf einfach schon sehr geschwächt war. Der Bauer bekam ein gesundes Lämmchen das Dr. Winkler half mit auf die Welt zu bringen. Dem Mutterschaf ging es auch gut. Ich durfte die Wunde zu nähen, was ich mit großer Sorgfalt tat. Das sehr dünne Peritoneum sollte stets zusammen mit der Fascia transversa und dem M. transversus abdominis in eine Naht mit einbezogen werden. Ich lass das aber jetzt lieber, weil es sonst vielleicht mit den lateinischen Wörtern zu langweilig wird. Die Hauptsache war- Mutterschaf und Lämmchen beide wohlauf.

Ich bekam ein Lob vom Bauern für meine sehr gute Arbeit. Na ja – meine Naht konnte sich echt sehen lassen, wenn es einen Preis dafür geben würde, ich würde den Ersten bekommen. Ich rubbelte das Lämmchen noch mit Stroh ab und befreite das Näschen vom Schleim. Oh, ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, ich war einfach nur glücklich, als ich das kleine Lämmchen dort liegen sah und seine Mama die nun begann es von oben bis unten abzulecken.

Die Frau des Bauern brachte Kaffee und Tee und ein paar Kekse für uns, die wir dankbar annahmen.

Zufrieden fuhren wir zurück- ich bekam auch ein dickes Lob von Dr. Winkler, der meinte ich wäre für diesen Beruf geradezu geboren worden. Ich freute mich sehr. Ich machte mir noch ein paar Notizen. Der Tag ging ziemlich schnell zu Ende- ein wirklich toller Tag.

 

 

 

Kapitel IV

Nachdem ich eine etwas schlaflose Nacht hinter mich gebracht hatte und Wochenende war, trank ich gemütlich Kaffee und überlegt was ich heute machen sollte. Endlich wieder gründlich putzen und einkaufen gehen, viel war nämlich nicht mehr im Kühlschrank. Ich schrieb eine Liste. Ganz schön viel kam zusammen wieder mal eine Schlepperei. Ring, Ring, noch keine 08.00 Uhr und das Telefon klingelte schon. Das muss am Wochenende ja nicht sein, ich könnte ja schon schlafen oder? Eine meiner Freundinnen war dran und fragte ob ich Lust zu einer Radtour hätte. Kurzer Blick aus dem Fenster, gutes Wetter. „Wann soll es denn losgehen und wer kommt noch alles mit?“ Sie

 

antwortete bis jetzt habe ich Hannah erreicht, Patrick, Erich, Larissa und Dich. Ich habe aber noch nicht alle angerufen. Ich dachte wir fahren so gegen 11.00 Uhr los. Wir könnten dann in einem guten Gasthof zu Mittagessen nach einer Stunde Fahrt.

Das bedeutete für mich superschnell einkaufen und es wird heute nicht geputzt. Verlockend war der Gedanke schon mich ein bisschen auszupowern. Ja, ich komme mit, wo treffen wir uns? Beim Spar Supermarkt Punkt 11.00. Bye, ich muss weiter telefonieren, bis später- und schon hatte sie aufgelegt. Ich war ja schon fertig, gewaschen Haare gemacht, schlüpfte schnell in meine Jacke und ab zum Auto und in den Supermarkt. Huch, als ich schon am Auto war musste ich wieder zurück, ich hatte ja gar kein Geld eingesteckt. Ich musste lachen, Jemand würde jetzt sagen Omega 6 und ich würde ihn dafür ein bisschen in den Hintern treten…

Nach dem Einkaufen ging es zum Treffpunkt wo unsere Fahrradtour starten sollte. Wir fahren zu acht Leuten. Ich war froh, dass ich mir eine Flasche Mineralwasser gekauft hatte. So, wenn der Durst kommt bin ich auch hier für gut ausgerüstet. Soweit wollten wir also heut gar nicht fahren, einmal um den Brienzer See rum. Die halbe Strecke mit dem Auto dauerte eine halbe Stunde, Tempo Limit war hier von 30kmh bis 80kmh alles vertreten. Ich rechnete mir in Gedanken aus wie lange wir wohl brauchen würden und freute mich schon sehr auf das Mittagessen. Das würden wir dann wohl in Brienz einnehmen. Ok, ich rechne mal mit 2 ½ Stunden das dürfte zu schaffen sein. Hinzu ging es über die Dörfer, da konnten wir nicht so schnell fahren. Das Wetter spielte auch mit. Hannah radelte vor mir und war pausenlos am Reden. Ich verstand nur die Hälfte weil der Fahrtwind ihre Worte einfach weg weht und das nicht in meine Richtung. Es war schön. Der See war ganz ruhig keine Welle zu sehen, außer vielleicht ganz weit draußen auf dem See. Ich machte mir so viele Gedanken. Ich glaube ich hatte mich echt in ein Foto und ein Profil Text verliebt. Gerade kommt mir etwas in den Sinn und ich muss lachen. Einfach nur an einen Satz, der kommt aber viel, viel später- ich verrate ihn aber jetzt schon mal. „Das hat wohl die Shopping Fee in den Einkaufswagen gelegt. Ja, das war so nett, so süß ich muss immer daran denken. „The Shopping Fairy“. My Mum don’t like to go shopping with me. Ich würde das auch nicht wollen, wenn die Fee mir laufend irgendwelche Sachen in meinen Einkaufswagen legt, die ich gar nicht will. Dazu komme ich aber noch viel, viel später.

Ich freute mich schon auf heute Abend, und ob ich wohl nun endlich eine Nachricht erhalten habe von Pen Pal.

Endlich waren wir am Ziel. Es war ein nettes, gepflegtes Restaurant direkt am See. Wir hatten Glück, wir konnten zwei Tische dicht zusammenstellen, so hatten wir alle Platz und konnten zusammensitzen. Es gab natürlich viel zu erzählen. Die Kellnerin kam mit den Speisekarten. Ich hatte nur großen Durst im Moment – aber entschied mich dann doch für den Fitnessteller, Schweinesteak mit verschiedenen Salaten.

Hannah hatte wieder mal viel zu erzählen und ich dachte ich höre jetzt nicht richtig. Genau das hatte ich geahnt, irgendwann passiert das. Sie war näher zu mir rüber gerutscht und erzählte mir leise, dass sie schwanger war.

Ich konnte gar nichts sagen, ich musste erst mal schlucken. „Warum hast du kein Kondom benutzt?“ Ich schaute sie immer noch entgeistert. „Ja was denkst du denn Julie, sicher habe ich immer ein Kondom benutzt und ich kann dir nicht mal sagen, von wem ich schwanger bin!“ Ok, nun tat sie mir trotz allem leid!    

„Was willst du nun machen?“ Ich wusste das dies nicht gerade eine geistreiche Frage war Sie schaute mich hilflos an hob die Schultern. Ich habe keine Ahnung. „Was würdest du an meiner Stelle denn machen?“ Sie sah mich nun mich verzweifelt an. „Oh Hannah, ich weiß es wirklich nicht, denn ich würde sicher gar nicht erst in die Lage kommen, in der du dich nun befindest.

„Ich habe gedacht, dass ich das Kind wegmachen lasse. Ich will kein Kind. Nicht jetzt, schon gar nicht wenn ich nicht mal weiß wer der Vater ist. Ich werde erst mal im Internet schauen, denn ich glaube man kann in Holland eine Abtreibung vornehmen lassen. Dann muss ich mich noch erkundigen wieviel Geld das kostet. Ich habe keine Ersparnisse, - doch habe ich, aber nicht mehr als 1200.- Euro, davon wollte ich dieses Jahr in Urlaub fliegen. „Kannst du mir etwas leihen?“ Bitte Julie, ich zahle es dir in Raten zurück. Ich weiß noch nicht was es kostet, bitte Julie!!“ Ok, lass uns darüber reden wenn du weißt was es kostet. Ich umarmte Hannah und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Kopf hoch, wir kriegen das schon hin!“

Ja, um ehrlich zu sein, das belastet mich sehr. Einesteils, dass sie das Kind abtreiben will, andernteils, wenn sie es behält verbaut sie sich vielleicht ihr ganzes Leben. Gut, es ist nicht mein Leben, sie muss wissen was sie will- und was sie tut. Ich denke mir vielleicht ist ihr das jetzt eine Lehre und sie überlegt mit wem sie schläft und das sie nicht mit Jedem ins Bett hüpft.

Mittlerweile war mein Essen kalt geworden, schade! Die Hälfte hatte ich jedenfalls essen können. Nun ging es wieder aufs Rad – durch Brienz durch, um den See auf er anderen Seite herum nach Hause. Dieser Weg ist allerdings viel länger. Ich weiß jedenfalls, dass ich heute Abend gut schlafen werde.

Nach ca. 3 Stunden sahen wir die ersten Häuser und wussten, nun hatten wir es bald geschafft. Larissa rief von vorne „wer hat noch Lust auf einen Stopp?“ Wir könnten in unserem Stamm Kaffee noch eine kleine Pause einlegen. Jeder schrie die Nachricht nach hinten weiter. Ich freute mich richtig auf ein Glas Mineralwasser und einen Kaffee.

Wir könnten in unserem Stamm Kaffee noch eine kleine Pause einlegen. Jeder schrie die Nachricht nach hinten weiter. Ich freute mich richtig auf ein Glas Mineralwasser und einen Kaffee.

Es waren wieder viele Touristen in unserem kleinen Städtchen, und wir waren froh, dass wir noch einen Platz bekommen konnten. Ich mag gerne dort sitzen und dem Treiben zu schauen. Die vielen verschiedenen Menschen die an einem vorbei gingen. Männer mit Turban auf dem Kopf und ihre Frauen in langen schwarzen oder auch bunten Gewändern. Die Engländer, wenn wir noch lange Pullover anhaben, weil es eben mal 19 Grad hat, da laufen sie schon leicht bekleidet und kurzärmelig herum. Inder. Man erkennt sie auch gleich. Ich jedenfalls. Die Amerikaner, Australier oder den Kanadier, konnte ich nicht so schnell erkennen, nur wenn ich von Ihnen Wortfetzen mitbekam, dann vielleicht. Holländer und Deutsche, waren leicht zu erkennen.

Nachdem ich meine Katzen versorgt hatte, und mir Hannah einfach nicht aus dem Kopf ging, verschwand ich erstmal unter die Dusche. Was sollte ich bloß machen? Hannah das Geld geben für eine Abtreibung oder nicht? Ich muss mal googlen was so was eigentlich kostet.

Nachdem ich nun frisch geduscht hatte, frische Klamotten angezogen hatte machte ich den Computer an. Erst schaute ich schnell in meine Mail und dann auf die Pen Pal Seite. Ja, wollte nur kurz das Bild anschauen. Mein Herz klopfte ganz schnell und dann schaute ich meine Mails an. Ich hatte Post endlich!

Ich las die Mail ganz langsam. Nun weiß ich auch endlich wie er heißt- lustig Tom war sein Name, eigentlich Thomas, aber er schrieb liebe Grüße von Tom.

Hallo, ich traue mich gar nicht dir zu schreiben. Ich sah dein Foto und dachte entweder bist du ein Modell oder ein Biker Chick. Oh, was meinte er denn mit „Biker Chick“. Seine Mail war in Englisch kann ja wohl nicht Fahrrad Küken heißen, lach! Sicher ein spezieller Begriff.

Er hatte schon Recht, ich war mal für kurze Zeit Modell für einen Katalog. Ganz normaler Katalog mit Kleidung.

„Ich wohne in Süd Afrika, in der Nähe von Johannesburg, bin 29 Jahre alt. Meine Hobbies wie du ja schon im Profil lesen konntest sind Tanzen, Motorgliders fliegen. Ich esse für mein Leben gern Sushi. (Oh mir wird schon schlecht, wenn ich das hier lese, denn ich hasse ja Sushi) Ich lebe auf einer Farm mit Rindern und es macht mir sehr viel Spaß.

Ich habe noch eine Zwillingsschwester, sie heißt Elizabeth. Ich nenne sie aber nur Lissy. Sie ist die Ältere von uns Beiden.

Zurzeit ist es sehr heiß hier bei mir und ich stecke mitten in der Ernte, deswegen hab ich auch nicht so viel Zeit. Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir wieder schreiben würdest und mir ein bisschen von dir erzählen würdest. Liebe Grüße Tom

Ich freute mich sehr. Nun weiß ich jedenfalls, dass er vielleicht auch Interesse an mir hat. Juhu. Ich verspürte wieder dieses Kribbeln in meiner Magengegend.

Ich wollte gleich zurückschreiben, ihn nicht lange warten lassen. „Lieber Tom“ ich habe mich sehr über deine Zeilen gefreut. Ich dachte, du hast kein Interesse und willst mir gar nicht schreiben.

Mein Name ist Julietta, aber alle nennen mich nur Julie oder Julia. Mein Name ist auch sehr lang. Schuld an diesen Namen ist meine Oma, die gerade einen Roman gelesen hatte und den Namen so wunderschön fand. Meine Mutter ließ sich dann dazu überreden, und so gab im Endeffekt meine Oma- mir meinen Namen.

Ich bin 27 Jahre alt und mein Hauptwohnsitz ist in Interlaken in der Schweiz.

Ich studiere im Moment noch in Zürich, Veterinär Medizin. Es ist mein absoluter Traumberuf. Ich liebe alle Tiere, und möchte Ihnen helfen, wenn sie krank werden.

Im Moment lerne ich viel für meine bevorstehenden Prüfungen/Examen.

Meine Hobbies sind unter anderem Paragliding, mein Mountain Bike, Ski fahren, Snowboarden, wandern in den Bergen, Schlittschuhlaufen.

Ich möchte gerne mein English weiter verbessern und in Englisch schreiben, damit ich es nicht vergesse.

Was machst du sonst noch so- an was hast du Interesse? Schreibe doch ein bisschen mehr über dich und was willst du denn über mich wissen? Liebe Grüße Julia

So, meine Mail war weg, nun bin ich aber schon jetzt neugierig, was er mir zurückschreibt.

Ich hatte noch mehr Post, viel Post, aber von den meisten Mails war ich nicht begeistert. Eine Mail fiel mir jedoch auf. Sie war kurz und knapp geschrieben und das Bild war mir auch sympathisch.

„Hallo, ich heiße Aria, ich komme aus dem Iran und würde mich freuen, wenn du mir zurückschreiben würdest. Ich möchte nicht mehr schreiben im Moment, denn, wenn ich keine Antwort bekomme, dann ist alles umsonst. LG Aria

Ich schrieb zurück, dass ich mich sehr über eine Brieffreundschaft freuen würde, mehr von ihm erfahren möchte. Das war es erst mal. Man weiß ja nie ob er überhaupt zurückschreibt, war mir eigentlich auch egal – Hauptsache Tom schreibt zurück.

Ich kramte meine Bücher vor und machte mir Notizen für den morgigen Tag. Morgen war der erste Tag in meinem Praktikum wo ich alleine auf einen Bauernhof fahren durfte. War keine große Sache, ich sollte mir ein paar Schafe anschauen und sie impfen. Ein Schaf hatte zudem eine Entzündung am rechten Vorderhuf, was ich mir anschauen sollte. Ich sollte dann wohl Antibiotika nicht vergessen und genug Verbandsmaterial. Ich freute mich schon sehr darauf, mir wäre eine Geburt lieber gewesen, das ist immer so schön zuzusehen, wenn man ein kleines Kälbchen oder Lämmchen oder Zicklein hilft auf die Welt zu kommen und dann mit ansehen zu dürfen wie rührend sich die Mutter um ihr Neugeborenes kümmert, wie sie genau weiss was sie machen muss. Ah ja, das war so toll und ich war so glücklich das ich mich für diesen Beruf entschieden habe.

Ich entschied mich noch ein bisschen zu chatten. Es war noch nicht so spät. Ich ging wieder in den deutschen Chat, wollte mein Gehirn nicht mehr mit English strapazieren.

Ich machte die Seite auf – sauste aber in die Küche und machte schnell einen Tee. Als ich wiederkam blinkten schon die ersten Nachrichten auf. Also klickte ich auf die erste Message. Hallo hast du Lust dich ein wenig zu unterhalten? Ich antwortete aber sicher habe ich. Solange diese Unterhaltung sauber blieb hatte ich gar nichts dagegen. Ich habe immer ein komisches Gefühl, wenn ältere Männer reden wollten- sich unterhalten wollen. Gut, aber es gibt auch halt welche die sind einfach einsam oder- diejenigen die was Junges suchen. Mir egal ich treffe mich mit keinem aus einem Chat- nicht mit Jung und nicht mit alt. Der Nic-Name war Bayer07. Nach einem hallo schrieb Mr. Bayer07 „ich freue mich das du meine Chatanfrage angenommen hast, ist ja nicht so selbst verständlich, da ich dein Vater sein könnte. Ich schaute auf sein Alter „50“ ja das kann stimmen. Ich unterhalte mich gerne, ist doch egal wie alt Jemand ist, solange man gute Gespräche führen kann.

Ich hatte auf sein Profil geschaut und traute meinen Augen nicht da stand verheiratet!!!

Also fragte ich ihn:“ Wieso bist du in einem Single Chat, wenn du doch verheiratet bist. Suchst du hier ein schnelles Abenteuer.“ Erst mal kam nichts. „Sorry, dass ich so direkt frage, Ich bin halt neugierig und es wundert mich.

„Ich weiß nicht, vielleicht sollte ich hier gar nicht sein. Ich fühle mich einfach einsam.“ „Einsam, wieso das denn du hast doch eine Frau. Ich kann gut zuhören, vielleicht hilft es dir wenn du mal darüber sprichst?“ Er“ du bist noch so jung, du wirst das sicher nicht verstehen.“ Ich antwortete,“ versuche es doch mal, ich habe viel durchgemacht und einige Lebenserfahrung.“

„Ja weißt du ich bin schon seit 26 Jahren verheiratet. Ich liebe meine Frau wirklich von ganzem Herzen, aber es spielt sich bei uns nichts mehr ab, keine Zärtlichkeiten, kuscheln oder Sex. Meine Frau geht mir einfach aus dem Weg.“ Ich überlegte kurz und schrieb dann: „aber dafür muss es doch einen Grund geben, Bist du fremdgegangen?“ Er: „Nein, nein niemals all die Jahre nicht. Meine Frau hatte vor 2 Jahren eine Total Operation, sie hatte Krebs und denkt nun sie ist keine vollwertige Frau mehr. Sie empfindet auch sexuell nichts mehr. Sie lässt sich einfach nicht mal mehr anfassen.“ Ich war leicht überfordert, was sollte ich antworten. „Hast du mal ausgiebig mit deiner Frau über dieses Problem gesprochen oder blockt sie einfach ab und mag nicht mit dir darüber reden‘“ Er:“ Ja, habe ich versucht aber die Antwort ist immer dieselbe sie mag nicht – sie ist keine Frau mehr nun und sie empfindet nichts mehr, ich soll sie einfach zufriedenlassen. Ich könnte mich ja scheiden lassen, wenn ich damit nicht klarkomme. Ich liebe doch meine Frau noch immer, was soll ich bloß machen? Ich mag mich gar nicht trennen von ihr. Ich vermisse einfach Zärtlichkeiten wie küssen und kuscheln“ Ich: „Ja und nun willst du dir auf dieser Seite eine Frau suchen, eine Affäre haben, die dir das gibt?“ Er, ich weiß nicht ich habe so ein schlechtes Gewissen dabei aber so mag ich nicht mehr weiterleben, dann bringe ich mich um.“ Oh je, nun wusste ich echt nicht mehr weiter. Ich suchte nach Worten.

„Überlege dir gut was du machst, du bist erst 50 Jahre alt und hast dass dein halbes Leben noch vor dir. Geht doch mal zu einer Paartherapie.“ Er: „Waren wir schon und das hat rein gar nichts gebracht.“ „ja gut ich weiß nicht was ich dir da raten kann, aber ich an deiner Stelle würde es nochmals versuchen und wenn es nicht geht, ziehe aus- du musst dich ja nicht gleich scheiden lassen. Lebe dein Leben – sieh‘ ob es dir gefällt. Ich bin ehrlich gesagt nun überfragt und kann dir nicht raten. Er:“ Du hast mir schon sehr geholfen damit – das ich mit dir reden kann. Darf ich dich vielleicht mal auf einen Kaffee einladen?“ Ich.“ Nein, das möchte ich lieber nicht, sei mir bitte nicht böse. Er war ein bisschen enttäuscht konnte ich merken, aber akzeptierte es ohne weiter zu fragen. Er erzählte mir, dass er Lehrer ist und schaltete mir auch sein Bild im Profil frei, damit ich sehen konnte mit wem ich schreibe. Ein kleiner molliger Mann in bayrischer Lederhose mit kariertem Hemd, grauen Haaren. Er sah sympathisch aus. Ich stellte mir so einen – meinen Opa vor- nicht Vater. Er verabschiedete sich dann auch, er sei sehr müde, na klar, war ja mittlerweile schon 23.30 Uhr. Bis bald mal Gute Nacht, schlaf gut. Damit war der Chat beendet.

Ok, ich dachte einer geht noch, der nächste Chat blinkte – es blinkten eigentlich schon 7 Chats aber ich ging der Reihe nach. Orkan41, war sein Nick Name. Ich bemerkte gleich- muss ein Türke sein. Er:“ Hallo bist du Single.“ „Ich: „ja.“ Er schrieb mir dann, bist du alleine? Ich antwortete mit ja, daraufhin schrieb er:“ Hast du Angst?“ Huch, was sollte der Blödsinn denn, warum sollte ich Angst haben?“ Ich schrieb nein, habe ich nicht. Oh, schrieb er ich komme dich gleich besuchen, dann brauchst du keine Angst mehr haben. Was war das denn für ein Depp?

Ich schrieb: „Gute Nacht.“ Was für ein Schmarrn ehrlich, wie dumm sind diese Typen. Ich bin nichts gegen Türken, ehrlich aber die sind wirklich schlimm. Sie wollen mit allen Frauen gleich ins Bett hüpfen. Ja, ja in der Türkei müssen die jungen Mädchen nämlich unschuldig in die Ehe gehen- also die armen türkischen Männer halten sich so an die ausländischen europäischen Frauen und denken, die sind Freiwild. Mir hat das alles Ülke erzählt meine türkische Freundin. Sie musste jedes Jahr zum Frauenarzt für ihre Eltern und untersuchen lassen ob ihr Jungfernhäutchen noch intakt war. Sie war schon einem Cousin versprochen worden als sie gerade mal 11 Jahre alt war. Ich fand das so schlimm. Sie wollte den aber nicht heiraten auf keinen Fall. Sie wollte den Mann heiraten, in den sie sich verlieben würde. Sie war zu dem Zeitpunkt schon 17 Jahre alt und hatte bereits einen deutschen Freund. Ihre Eltern wussten nichts davon. Nach der Schule traf sie sich mit ihm- und sagte zu ihrer Mutter sie sei bei mir. Ich musste immer lügen. Wenn Ihre Mutter mich anrief, Kontrollanruf und wollte Ihre Tochter sprechen, ja, ja musste ich Ausreden erfinden. Sie sei auf der Toilette gerade oder eben im Garten kurz – sie ruft gleich zurück- oder auch schon auf dem Heimweg. Deswegen hat sie mir auch so leidgetan. Das war es zum Thema Türken und denjenigen Orkan hatte ich im Keim erstickt.

Nun hatte ich keine Lust mehr, wollte mich nicht mehr ärgern und einfach schlafen. Als ich im Bett lag musste ich an Tom denken, was er wohl jetzt machen würde. Sicher schon schlafen, weil er früh raus musste, das ist eben auf einer Farm so. Man geht mit den Hühnern schlafen und wacht mit Ihnen auf. Mein letzter Gedanke… Gute Nacht Tom- bevor mir meine Augen zufielen.

 

Kapitel V

Ich habe ja nichts dagegen wenn mich ein Wecker aus dem Schlaf reißt, aber wenn dann auch meine Nachbarin über mir das halbe Haus zusammen schreit in der früh um 06.00 Uhr, dann reicht es aber wirklich. Ich frage mich, warum müssen sich die Menschen andauernd streiten. Bei diesem Pärchen ist es ganz besonders schlimm. Ich höre aber nur sie schreien, sie wird auch diejenige sein die, die Möbel durch die Wohnung schmeißt. Ich konnte es mir nicht verkneifen, als ich Roger traf und fragte ihn warum er sich das antut. Dieses Gekeife und Gebrülle. Er antwortete und zuckte mit den Schultern, ich habe halt ein gutmütiges Herz. Soviel Gutmütigkeit gehört doch geschlagen. Mittlerweile haben die Beiden sich aber getrennt und es ist wieder Ruhe im Haus eingekehrt.

Es geht auf den Herbst zu, die Tage werden kürzer, die Blätter der Bäume verfärben sich in den herrlichsten Farben. Es gibt kleine Stürme ab und zu und das Laub wird durch die Gegend gewirbelt. Ich bin froh, dass ich die Blätter nicht alle jeden Tag zusammenfegen muss.

Meine Katzen sind nicht so begeistert, dass sie nicht mehr so oft nach draußen dürfen, sie liegen lieber faul in der Sonne.

Mit Tom habe ich nun regelmäßig Mailkontakt was mich sehr freut. Ich habe Schmetterling im Bauch, wenn ich nur an ihn denke, schönes Gefühl. Ich muss wirklich den ganzen Tag an ihn denken

 

Heute steht eine Operation an, ein Tumor an einem Kamel muss entfernt werden. Ich hoffe inständig, dass er gutartig ist. Ich komme nicht viel zum Nachdenken, ich muss mich fertigmachen damit ich nicht zu spät komme. Ich freue mich auf meine Arbeit. Tieren zu helfen ist schon eine feine Sache. Nun aber nichts wie ab in den Keller, das Fahrrad geholt und ab geht’s.

 

Am Nachmittag, als ich endlich zu einer Kaffeepause kam musste ich über was nachdenken was ich bei Jemanden im Profil gelesen hatte. Ich weiß nicht was in den Köpfen von manchen Männern vor sich geht, aber ehrlich gesagt ich will das auch gar nicht wissen. Ich habe mir das abgespeichert, damit ich das nochmal in Ruhe durchlesen kann.

 

Der Text:

 

Gott hat den Mann erschaffen, aber der Teufel hat über ihn gepisst? Wenn du nicht der Meinung bist, dann freue ich mich über eine Nachricht von dir! Du bekommst auf jeden Fall eine Antwort, außer Profile ohne Foto, es sei denn du schickst welche mit. Auch bitte keine Frauen, die 5 Kinder von 5 verschiedenen Männern haben und dazu behaupten, sie stehen mit beiden

Beinen fest im Leben! Frauen die keinen "Fake" Traumprinzen, sondern einen "Echten" Traumprinzen suchen, sollen sich doch bitte bei Ebay umschauen, vielleicht gibt’s dort günstig einen zu ersteigern. Ich lege sehr großen Wert auf Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft und Zuverlässigkeit (dazu zähle ich auch Pünktlichkeit).

Ich hasse Menschen die nur an sich denken, Egoisten, Selbstverliebte brauch ich nicht. Ein Proletengehabe auf Hühnerbrustbasis findest du eher mit Antibiotika verseucht im Supermarkt, aber garantiert nicht in meinem Freundeskreis.

Menschen die mit ihrem Leben unzufrieden sind und deshalb ihren Monatslohn in der Spielhalle verzocken, weil diese denken das Geld glücklich macht, tun mir einfach nur Leid! Ich setze mir Ziele in der Hinsicht, diese auch zu erreichen. Man hat nichts davon, wenn man darüber nachdenkt, was man heute alles tun kann oder tun wird. Es ist wichtig das man jetzt etwas tut, denn nur wo gehobelt wird, da fallen Späne!!! Erweiterung(06.11.15): Wenn ich sehe, dass die meisten Typen hier ausschauen wie absolute Mega-Gurken, dann frage ich mich, wo die lieben Frauen hier, diesen unqualifizierten Senf hinschmieren, den die meisten Fraggles hier loslassen. Mir persönlich wären solche Chats zu doof. Ich bekomme mittlerweile schon Augenkrebs, wenn ich sehe wie viele Profile hier "grün" leuchten. Gibt ihr euch mittlerweile mit Alles und Jedem zufrieden? Na, Jedem das Seine...

 

Als ich das gelesen hatte, fand ich es beim ersten Mal lustig, beim zweiten Mal durchlesen war es dann aus, mit lustig. Der Kerl ist irgendwie doch schon sau frech. Gut, wenn er jedenfalls toll aussehen würde, aber mit dem Profilbild sollte man also echt nicht so wählerisch sein.

 

Was soll‘s, eben Jedem das Seine. Es ist kalt geworden draußen, es hat sogar schon geschneit und es war nicht wenig. Heute Abend wollte ich anfangen Plätzchen zu backen. Die ganze Woche über hatte ich am Abend die Wohnung dekoriert, bald ist ja der erste Advent.

Hannah hatte angerufen und gefragt ob ich Lust hätte dazu, sie bringt ihre Back-Utensilien mit und wir machen das gemeinsam. Es bringt sicher Spaß zusammen und ist nicht so langweilig. Nun aber konzentriert und nicht mehr in Tagträumen weilen, die Arbeit ruft. Der Tag ging schnell vorbei, das ist immer so wenn man viel zu tun hat und ich freue mich schon auf den Feierabend. Ich bin der totale Weihnachtsfreak und Plätzchen backen gehört auch dazu.

Daheim versorgte ich meine hungrigen Tiger, schlüpfte in bequeme Kleidung und richtete schon mal Alles, wartete auf Hannah.

Meine Gedanken schweiften immer ab und zwar musste Thomas doch an chronischen Schluckauf leiden. Man sagt doch, wenn Jemand an einen denkt bekommt Derjenige Schluckauf.

Was er nun wohl gerade macht, wir haben eine Zeitdifferenz von einer Stunde, also ist es bei ihm eine Stunde später. Wir haben Winter in Europa und er hat nun Sommer. Er schrieb mir es ist sehr heiss und sie leiden unter Wasserknappheit. Ich stelle mir das ganz furchtbar vor, wenn ich plötzlich kein Wasser mehr hätte. Oh, wenn ich nicht mehr duschen kann, ine Zähne putzen, mein geliebter Kaffee? Es sei denn man kann noch Wasser in den Geschäften kaufen, aber das wird sicher ausverkauft sein.

Ich habe jedes Mal Schmetterlinge im Bauch, wenn ich an ihn denke. Hannah meint ja ich bin einfach nur doof. Ich solle mir lieber einen tollen Mann in meiner Nähe suchen – oder mich finden lassen. Ja, aber es ist so, dass nichts vorher klick gemacht hat. Bei Tom hat es aber geklickt. Ich vermisse ihn sehr in den Stunden, wenn wir nicht schreiben und nichts voneinander hören. Ich muss einfach aufhören darüber nachzudenken.

 

Endlich es klingelt, das wird Hannah sein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

Texte: Julietta Wood
Tag der Veröffentlichung: 18.06.2015

Alle Rechte vorbehalten

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