Emmett und Jasper betteten mich gegen einige Kissen und gesellten sich dann rüber zu ihren Freundinnen, so dass ich mich ausbreiten konnte.
Ich zog es aber momentan lieber vor, meine Knie so eng wie irgend möglich an meine Brust zu ziehen.
>>Ihr fragt euch auf alle Fälle, was der Grund für meine Reaktion gestern Abend war und ich möchte mich erstmal vorab entschuldigen, dass ich euch so in Sorge gestürzt habe. <<
Ich bekam wirklich tiefe Schuldgefühle, einfach so abgehauen zu sein. Gut die hatte ich vorher auch schon, aber jetzt waren sie extrem.
>>Du hast uns ziemlich ratlos dort hinterlassen und dann musste wir auch noch Edward vertrauen. <<, spuckte Alice zumindest beim letzten Teil verächtlich aus. Ich konnte sie und auch die anderen verstehen, dass sie Edward in gewisser Sicht nicht trauten.
>>Es ist schwer sein Privatleben aus der Öffentlichkeit fern zu halten, aber dank Charlie, meinem Dad, trauten sich die meisten Boulevardmagazine gar nicht erst mich nach einem Interview zu fragen. Ich sollte wohl froh darüber sein, dass genau dieser Teil dadurch nicht breitgetreten werden konnte. Ich sehe die Schlagzeilen immer noch bildlich vor mir, wie sie in jeder Namenhaften Zeitung ganz vorne auf dem Titelblatt geprangt hätte. Isabella Swan, eiskalt abserviert Ich weiß nicht, ob ich diesem Mediendruck jemals standgehalten hätte. Ich war so schon ein seelische Wrack, aber dann jedes Mal noch die gespitzten Pfeile der Reporter mit ihren Fragen in die Wunde geschossen zu bekommen, wäre zu viel für mich gewesen. <<
Diese Rätselraterei war nicht mein Fall und deshalb gab ich auch auf es nicht ganz so vernichtend zu beschreiben, es schön zu reden. Aber es gab hier bei garantiert nicht eine Kleinigkeit, die ich schön reden konnte. Wie auch?
Meine Schicht drohte schon wieder zu verschwimmen, allerdings konnte ich nicht mehr weinen. Ich war es leid, deshalb waren die feuchten Spuren in meine Augenwinkeln auch schnell beseitig.
Was hatte ich den schon zu verlieren? Meine Freunde? Niemals. Nichts würde mir diese enge Bindung zu meinen liebsten Menschen hier zerstören. Sie würden mich auch deshalb niemals verstoßen, selbst nicht, wenn sie das dunkelste Geheimnis meines Lebens erfahren würden.
Ich wusste, dass ich keine Angst haben brauchte, weder vor der Reaktion der 4, noch das die Erzählung schmerzen könnte. Mein Herz blutete schon Dank Edward. Na ja, zu mindest glaubte ich keine Schmerzen mehr spüren zu können.
Meine Arme umklammerten, so fest es ging, meine an die Brust gezogenen Knie und versuchten so zu verhindern, dass mein Schmerz mich zerriss. Ich konnte aber jetzt nicht kneifen, nur um mich wieder einmal der Konfrontation zu entziehen.
Natürlich hatte ich es damals verarbeitet und es ging mir ja auch wieder besser, aber alles war zerstört worden. Es fühlte sich an als müsse ich alles noch einmal erleben, also es auch ein zweites Mal verarbeiten, aber dazu musste ich reden.
Nur meine Freunde konnten mir helfen, dass alles zu verarbeiten. Nach dem ich in das Gesicht jedes einzelnen geblickt hatte, war ich mir durchaus bewusst, dass sie mich nicht unterbrechen würden.
Sie würden mir die Zeit geben, die ich brauchte und aufmerksam mit anhören, was ich zu äußern hatte. Ich brauchte keine Angst haben, ich konnte mir endlich alles von der Seele reden und wusste, dass der rettende Fels in der Brandung für mich endlich da war.
Alice, Emmett, Jasper und Rose konnten diejenigen sein, die mich aus diesem Sog der Tiefe, der Dunkelheit und es Schmerzes befreien konnten.
All mein Mut sammelte sich in mir an und ich versuchte mit ausdrucksstarker Stimme zu berichten und zu beichten.
>>Ich lernte Jacob damals auf einer von Kates Highsociety - Partys kennen. Wir verstanden uns gut, sogar sehr gut, um genau zu sein. Er war 3 Jahre älter als ich und schon fast mit dem College fertig, aber ich störte mich nicht daran. Nun, meine Eltern waren nicht sonderlich begeistert, aber was sollten sie machen? Ich war Volljährig und man sagt ja, wo die Liebe hinfehlt. <<
Ein wenig musste ich schon über die Ironie dieses Satzes schmunzeln. Wo die Liebe hinfällt..., nur leider gab einem keiner die Gewissheit, ob die von Schicksal oder eben von Herzen erwählte Person, sich positiv oder negativ auf das Leben der betreffenden Person auswirkte.
Anscheinend wählte sich mein Herz gerne die Menschen aus, die in den negativen Bereich fielen.
Das erste Mal seit 12 Stunden lag wieder ein Lächeln auf meinen Lippen. Nun, so gut es ging, versuchte ich jeglichen Augenkontakt zu meiden. Den ich wollte mir nicht mit ansehen, wie meine Freunde mit mir litten, es war einfach nur gut, dass ich mir das alles Mal von der Seele reden konnte und das mir jemand anderes als meine Eltern oder Kate zuhörte.
Oh bei dem Namen könnte ich schon wieder kotzen. Diese Person sollte möglichst versuchen mir nicht unter die Augen zu treten. Ich würde für nichts mehr garantieren, so bald ich wieder klar im Kopf war.
Nicht nur die Gefühle und die ganzen Gedanken, die dort drin herum schwirrten, wie ein aufgescheuchter Bienenschwarm, sondern auch die negativen Begleiterscheinungen meiner Weinattacken, machten mir zu schaffen.
Das unangenehme Brummen meines Schädels im Hinterkopf war zunehmend und nicht gerade hilfreich, um sich zu konzentrieren. Ich konnte nur hoffen, dass der Druck nicht schlimmer wurde.
>>Wir sahen uns öfters, verstanden uns immer besser und wollten es einfach versuchen. Egal welche Konsequenzen wir tragen mussten. Es lief alles wunderbar. Wir liebten uns und bauten eine immer bessere und festere Beziehung auf. Da Jake studierte und ich nicht wollte, dass wir uns noch weniger sahen, wenn er einen Nebenjob angenommen hätte, finanzierte ich den größten Teil unserer Kosten. Ich hätte es nicht getan, wenn ich gewusste hätte, wie das Ganze enden würde. << Meine Stimme wurde zum Ende immer leiser und verstummte kurzzeitig ganz.
Sie war einfach weg. Ich brachte keinen Ton mehr heraus. Wieder spiegelte sich so eine gewisse Ironie in meinem Leben wieder.
Als wollte mein Herz verhindern, dass mir die Erinnerung wieder mehr Schmerzen zufügte, ließ es meinen Körper einfach auf seine Schutzmaßnahmen reagieren und dieser verweigerte mir dann die Funktion meiner Stimmbänder.
Als würde ich nicht so und so leiden...
Allerdings musste ich zugegeben, dass es zu mindest bis jetzt, weniger weh tat darüber zu reden, als ich erwartet hatte. Mir ging die ganze Story viel leichter über die Lippen, als bei meinen ersten Versuchen es meiner Familie zu sagen.
Sogar das Lächeln hielt sich. Ich war wirklich schon so weit im Prozess der Wiederverarbeitung drin, dass ich die gesamte Sache mühelos belächeln konnte.
Stumm reichte mir Jasper ein Glas Wasser, als wusste er, dass meine Stimmbänder strikte Arbeitsverweigerung leisteten. Er sah mir tief in die Augen und suchte nach einem Anzeichen in ihnen oder auch in meinen Gesichtszügen, dass wir die Sache abbrechen mussten. Aber genau das wollte ich nicht. Es ging mir so gut dabei, es ihnen erzählen zu können.
Jasper zeigte mir wahrlich seine Freude darüber, dass kein erneuter Zusammenbruch bevor stand.
Vielleicht war es auf eine merkwürdige Art und Weise gut, dass ich Jacob wieder gesehen hatte. Vielleicht war es genau das was mir in meinem riesigen Puzzele gefehlt hatte, um mit der Sache endlich abschließen zu können. Denn wie man sah, ging es mir jetzt schon während des Gespräches besser und ich glaubte kaum, dass es hinterher wieder bergab gehen konnte.
Nun gut, aber der schlimmste Teil, nämlich meine Beichte kam ja auch erst noch. Das Wasserglas war in einigen Zügen schnell geleert. Meine Schleimhäute wurden durch das Wasser benetzt und meine Stimmbänder nahmen wieder einwandfrei ihre Arbeit auf.
>>Dann aber kam die schlimmste Zeit des Jahres. Die New York Fashion Week war angebrochen und ich war ein komplettes Wochenende von einer Modenschau zur anderen gehetzt und trug jeden gottverdammten einzelnen Tag rund 100 verschiedene Outfits. Ich stand noch relativ am Anfang meiner Karriere und alle wollten mich auf ihrem Catwalk haben. Als ich dann Montagnacht gelandet war, gegen 5 Uhr auf dem Weg zu Jakes Apartment war, wollte ich nur ein Bett und die körperliche Nähe und Wärme meines Freundes spüren, denn ich noch nicht mal am Telefon sprechen konnte.
Als ich dann aber dort ankam, war an Schlaf für die nächste Zeit nicht mehr zu denken. Er schob gerade eine heiße Nummer mit Irina auf UNSERER Couch, einer ehemaligen Kollegin und eigentlich auch Freundin von mir. Als ob das nicht schon reichen würde, offenbarte er mir einfach mal so ganz nebenbei, dass er mich nie geliebt hatte, er mich ausgenutzt hatte und es schon einige Wochen hinter meinem Rücken mit einigen Schlampen trieb. Ich habe 11/2 gebraucht um wieder ein geregeltes Leben führen zu können.
Die ersten Wochen bestanden eigentlich für mich nur daraus, all die Qual aus meinem Körper zu weinen und meine gesamte Familie in Sorge zu stürzen. Jacob konnte von Glück reden, dass ich im Gegensatz zu ihm ein Herz besaß, sonst hätte mein Vater ihm persönlich die Kugle gegeben. <<
Ein schockierter Ausdruck huschte über alle Gesichter und ich konnte es nachempfinden. Ich hätte, dachte ich mal, genauso reagiert, wenn mir jemand so eine Geschichte aufgetischt hätte, ohne auch nur eine Miene zu verziehen.
Und tatsächlich wirkte mein Gesichtsausdruck ausdruckslos, bis auf das seichte Lächeln, welches über meine Lippen huschte.
Ich war es einfach Leid zu leiden und mich quälen zu lassen. Stattdessen fühlte ich einfach nur noch den dumpfen Schmerz in meiner Brust, auf den ich einfach nicht mehr einging.
>>Er war der Grund warum ich hier her gezogen bin. Ich konnte damit einfach nicht endgültig fertig werden, so lange ich noch in derselben Stadt wohnte wie er. Also machte ich meinen Abschluss und suchte mir eine Uni hier in Jacksonville, die Gründe kennt ihr ja. <<
Eigentlich wollte ich gleich noch die restliche Story dran hängen, aber Jasper, der mir noch ein Glas Wasser, diesmal mit Aspirintablette reichte, bat mich kurz um Wort. Es war doch ziemlich auffällig geworden, dass es meinem Kopf alles andere als gut ging.
>>Bella, erstmal, ich kann definitiv absolut verstehen, dass du uns das alles am Sonntag noch nicht erzählen konntest. Es ist etwas sehr intimes mit dem man durchaus vertraulich umgehen können sollte und dafür kanntest du uns noch nicht gut genug. Allerdings bin ich jetzt froh, dass wir die kleine Eskapade von gestern besser verstehen können. Mit den paar Wortfetzen aus dem Gespräch, welches wir mitbekommen hatten, war wirklich nicht viel anzufangen. Aber eins verstehe ich immer noch nicht. Edward sagte, er hätte dich schon einmal beruhigen können. Was hat es damit auf sich? <<, wandte er ganz Jasper ein.
Das war nun mal sein Element. Lange, philosophische Reden zu halten, lag Jasper nun einmal im Blut, dass konnte er sich vielleicht auch gar nicht mehr abgewöhnen oder es kontrollieren. Das kam einfach so, dass ging nicht anders.
Alice konnte nur darüber die Augen verdrehen und boxte ihm in die Rippengegend. Ein eindeutiges Zeichen für Jazz seinen Redeschwall zu beenden.
Mir erging es da etwas anders als Alice. Mich nervte es nicht, dass er so sprach, mich erstaunte die Tatsache, dass er so philosophisch und professionell reden konnte.
>>Das steht ebenfalls alles mit dem Jacobding in Verbindung. Ich weiß nicht wie, aber auf jeden Fall schienen Jacob und Irina zusammen geblieben zu sein, nach dem ich, so zu sagen, beseitigt war. Edward hatte sich am Montag wohl mal nach einer Abwechslung umgesehen. Wie das Schicksal eben so spielt, war es ausgerechnet Irina, die er sich in sein Bett holen musste. Ich weiß ganz genau, was ihr jetzt alle denkt. Was macht Irina in Jacksonville?
Sie reibt mir einfach mal so unter die Nase, dass sie mit Jacob hier hergezogen war. Da gab es nur zwei Hacken an der ganzen Geschichte. Warum zog er in die Stadt, wo ich war und warum auch noch zur selben Zeit? Ganz ehrlich?
Ich weiß es nicht, aber ich hatte schon seit Montag kein gutes Gefühl, welches sich ja dann gestern bestätigt hatte. Na ja, auf jeden Fall hatte das Wiedersehen mit Irina alle alten Wunden wieder aufgerissen und ich bekam den Alptraum zurück. In diesem spiegelte sich immer wieder, jedes Mal dieser Tag wieder an dem er mich verlassen hatte. Es war nach langem die erste Nacht, in der er wieder kam. alles wirkte so dermaßen real, als würde er genau vor mir stehen, mich mit diesem leeren Blick ansehen, in dem sich einst mal Gefühle, wenn auch falsche, spiegelten und mir diese eiskalten Worte direkt ins Gesicht sagen. <<
Meine Erzählung war so gefühlsgetränkt, wie mein Inneres momentan selbst. Der wütende Sturm wollte sich einfach nicht legen, stattdessen schien er mit jedem Wort neu zu entfachen. Mein Blick war weniger in der Realität als meine Erinnerungen. Er ging ins Leere, wirkte glasig, während ich diesmal im wachen Zustand das Horrorszenario durchlebte.
Aber statt den klaffenden Wunden, die sich auftun müssten, spürte ich nur den dumpfen Schmerz in meiner Brust. Ich war heilfroh, dass das beständige Pochen in meinem Kopf endlich Abklang nahm und ich mich langsam auf einzelne Gedanken konzentrieren konnte, um mich der Erinnerungen zu entreißen.
>>Ich holte Edward aus dem Schlaf, da ich mit einem Schreckensschrei, schweißgebadet aufwachte. Er kam zu mir, hat mich beruhigt und ist in der Nacht bei mir geblieben. Mehr war da nicht, aber es hatte geholfen, er hatte mir geholfen und konnte es auch gestern Abend wieder. <<, so endete sich dann mir meiner, doch etwas ausführlicheren Rede.
Es war allen 4 ziemlich deutlich die Erkenntnis ins Gesicht geschrieben. Meine Seele war befreit, sie fühlte sich sehr deutlich befreit an. Sie wurde nicht länger von dieser tiefschwarzen Dunkelheit umschlungen, sie war wieder frei und auch ich fühlte mich wieder lebendiger.
>>Bella, es ist wirklich schrecklich. Ich kann es mir weder vorstellen, noch in Worte fassen, wie es dir dabei ergangen ist. Aber das erklärt nicht, warum du vorhin so aufgelöst hier runter gestürmt kamst? <<, bohrte Jasper weiter.
Sie wollten definitiv die ganze Wahrheit. Ich wollte ja auch nicht länger lügen, aber nach der Reaktion die Alice vorhin schon an den Tag gelegt hatte, ohne zu wissen, was los war, hatte mir wirklich den Mut geraubt, ihnen auch den Teil mit Edward zu erzählen. Ausreden zählten ja eigentlich nicht zu den Lügen, also wäre es ja nur halb so schlimm, wenn mir jetzt schnell eine einfiel.
>>Ich glaub, dass waren einfach noch die Nachwirkungen von heute Nacht. Außerdem hatte auch ich mir Sorgen gemacht, dass ich euch so in Sorge gestürzt hatte. <<, log ich fröhlich drauf los.
Man konnte mir nichts anmerken. Schnell hatte ich gelernt gut zu lügen, um möglichst oft dem Kreuzverhör meiner Mom zu entkommen. Sie war einfach zu gutgläubig, um auf die Idee zu kommen, ich könnte sie anlügen. Nicht sehr fair von mir, aber irgendwie musste ich ja Abhilfe schaffen.
Das rhythmische Surren von Emmetts Handy riss mich aus meinen Gedanken. Bitte, ließ es nicht das sein, was ich dachte, dass es war. Sein Blick wirkte resigniert, als er Rose von seinem Schoß schob und sich aus dem Sessel hievte, um in die Küche zu verschwinden.
Es war ein Abwehrmechanismus, damit ich nicht in seine Gefühlswelt blicken konnte. Das konnte ja schon mal nichts Positives bedeuten.
Rose und Alice ergriffen die Gunst der Stunde und nahmen mich zwischen ihre Arme. Sie gesellten sich zu mir und versuchten mich zu überzeugen, dass sie trotz allem einen guten Tag hatten.
Man konnte sich denken, dass ich es ihnen nicht recht abkaufen wollte. Aber das konnte man mir nicht verübeln. Ich wusste, dass die ganze Sache mit Jacob den Abend verdorben hatte.
Noch während Emmett aus der Küche zu uns rüber geschlichen kam, begann er wieder mit uns zu sprechen.
>>Bella du musst es meinem Bruder richtig angetan haben, er ist außer sich vor Sorge. Er kommt jetzt auch runter. <<, gab er belustigt und lässig von sich. Allerdings spannte sich auch nur der kleinste Muskel in meinem Körper an, als ich an Edward dachte.
Es war mir so egal, dass meine Notlüge auffliegen würde, aber alles war besser, als ihm wieder unter die Augen zu treten. Okay, er war definitiv gerade erst aufgestanden, also wie viel Zeit blieb mir, biss er hier unten sein würde? 5 vielleicht auch 10 min, dass würde niemals reichen um ihnen dass schonend zu erklären.
>>Nein. Nein! Scheiße Emmett, mach was, irgendetwas, Hauptsache Edward kommt nicht her! <<, schrie ich ihn panisch an.
Die Couch und auch Alice Arme konnten mich nicht länger halten. Verwirrt und auf dem schnellsten Wege nach einer Lösung zu suchen, stand ich mitten im Raum und wusste nur all zu gut, dass ich aufgeschmissen war.
>>Bella was ist mit Edward? Warum willst du ihn nicht sehen? << Mit der Verwirrtheit, die ich ausstrahlte, sah Rose mich nun an. Ihre Stimme klang alles andere, als würde es ihr logisch erschienen.
>>Es ist nur so..., dass... <<, ich sprach so schnell, dass ich begann mich zu verhaspeln und meine Worte sich nur so überschlugen. Augenblicklich loderte der Zorn wieder in Alice Augen auf. Sie war scharfsinnig für eine so unschuldige, elfenhaft wirkende Frau.
Natürlich begriff sie sofort, dass ihr Gefühl sie nicht getäuscht hatte. Unheimlich langsam schritt sie auf mich zu und packte meine Schultern. Auf ihren High Heels war sie, dank der Tatsache, dass ich Barfuss hier runter gerannt war, fast mit mir auf Augenhöhe.
Ihr Griff war eisern und ich konnte mir nur all zu gut vorstellen, dass sie nicht locker lassen würde, never.
>>Was hat er getan Bella? <<, fragte sie zum wiederholten Male, aber ihr Ton war ruhig, selbst wenn die pure Ernsthaftigkeit darin wohl kaum zu überhören war.
>>Ich... <<, brachte mein Mund nur noch flüsternd hervor. Ich konnte das einfach nicht, nicht wenn sie mich und in Gedanken, quasi Edward auch, schon erdolchte.
Gut, vielleicht hatte er es auch nicht anders verdient, aber Gott, ich liebte ihn nun mal und wollte nicht, dass es ihm schlecht ging.
Allerdings tat es weh zu wissen, dass seine Gefühle nur ein Zweckmittel für ihn waren. Warum konnten den Herz und Verstand in mir nicht mal einer Meinung sein?
>>Verdammt noch mal Bella! Sag mir was er getan hat! <<, fauchte mich Alice nun doch an. Sie hatte ein ziemliches Temperament in sich versteckt, dass musste man schon zugeben.
Ganz ehrlich, sie musste mich ja aber auch nicht so unter Druck setzten. Das sie mich an meinen Schultern gepackt hielt, reichte ihr wohl noch nicht aus. Sie hatte sich viel zu sehr in Rage gebracht, um ihre Taten zu kontrollieren, aber trotzdem machte es mich wütend, wie sie mit mir umging.
>>Verdammt Alice! Er hat nichts getan! Ich hab mit ihm geschlafen, okay? Edward und ich hatten Sex, heißen Sex, okay? <<, keifte ich sie an und befreite mich endlich aus ihrem Griff.
Wie erstarrt stand sie einfach vor mir und hatte die Hände von ganz alleine sinken lassen. Auch Rose, Emmett und Jasper starrten mich wie paralysiert an und schienen einfach nur reichlich geschockt zu sein.
Das war wohl ein bisschen zu viel Wahrheit. So hart wollte ich es doch gar nicht ausdrücken, aber... Ach verdammt, Alice hatte es einfach herausgefordert, dass sie die gesamte Wahrheit erfuhr.
>>Er hat nichts getan? Nichts getan? Geht es dir noch gut oder so? Er hat deinen absolut gebrochenen Zustand genutzt, um dich in sein Bett zu bekommen! Da willst du mir erzählen, er hätte nichts getan? <<
Nach dem sie so erstarrt gewirkt hatte, brodelte es in Wahrheit nur die ganze Zeit unter ihrer Haut. Jasper und Emmett schien es da nicht anders ergangen zu sein. Die beiden waren schon vor Alice Wutausbruch aus der Tür gestürmt.
Gott, wenn die Zwei ihn in einem Stück lassen würden, konnte man schon von Schutzengeln sprechen.
Es riss und zerrte an meiner Seele, dass sie ihn für etwas beschuldigten, wofür Edward nicht den Auslöser betätigt hatte.
>>Alice, komm runter! <<, schrie ich mit von Tränen erstickter und belegter Stimme. Augenblicklich stoppte sie das Auf- und Abgehen durch die ganze Wohnung und kam zu mir rüber.
Es mochte gut möglich sein, dass mir nun weder Jacob, Irina noch Kate seelische Schmerzen zufügen konnten, zu mindest nicht mehr, aber diesen Platz hatte nun erfolgreich Edward mit seiner Maskerade der Gefühle für mich eingenommen.
Meine zittrigen Beine hatten mich auf die Couch zurück getragen. Rose saß nach wie vor auf dieser. Sie sprach weder, noch rührte sie sich nach meiner Offenbarung.
Meine Tränen schienen Alice ein deutliches Zeichen gewesen zu sein, dass sie zu weit gegangen war. Statt sich zurück in den Sessel zu setzten, hockte sie sich vor mich und nahm meine Hände in ihre.
Egal wie wütend sie noch vor einigen Sekunden gewesen war, alle Wut war verschwunden und es kam wieder die Freundin in ihr hervor, die mir zuhörte und half und nicht verurteilte.
>>Ich brauchte seine Nähe gestern Abend einfach. Jacob hatte mich mit seinen Worten so fertig gemacht. Ich bin einfach schwach geworden. Über das was ich tat, wollte ich gar nicht mehr nachdenken. Edward wollte es gar nicht, aber ich hab so lange auf ihn eingeredet, bis er es getan hat. Ich hatte in angefleht mit mir zu schlafen. <<
Die Worte strömten einfach so aus mir heraus, ohne dass ich wirklich realisierte, dass ich sprach. Die Tränen rannen nur so meine Wangen hinab und benetzten meine spröden Lippen. Mittlerweile fand ich mich in Alice Armen wieder und auch in denen von Rose. Meine Stimme wollte nicht mehr weiter darüber reden, aber ich zwang mich einfach dazu.
>>Ich wollte nur, dass er einmal meine Gefühle erwiderte. Das ich mich einmal in seinen Armen so geliebt fühlte, wie ich ihn liebte. Ich war mir darüber im Klaren, welche Konsequenzen es tragen würde, aber ich wollte einfach diese eine gemeinsame Nacht. Ich hatte die Gefühle zu lange unterdrückt. <<
Meine Stimme klang einfach nur noch melancholisch und traurig, denn die Tränen waren versiegt.
Rose schaute immer noch genauso verwirrt drein wie vorher.
>>Aber wenn du wusstest, dass es nur eine Nacht sein würde, warum bist du denn jetzt so aufgelöst? <<, fragte sie ohne Umwege, um mir ihre Mimik verständlich zu machen.
>>Weil er etwas getan hat, dass ich nicht erwartet hätte. Er ist nicht besser als Jacob. Edward hat mir gesagt, dass er mich liebt, nur damit ich mich ihm noch mehr hingab. <<, flüsterte ich. Alice sah nun gar nicht mehr so wütend aus wie vorher.
>>Bella ich kenne meinen Bruder und er mag zwar ein Heartbreaker sein, aber er würde diese 3 Wörter nie in den Dreck oder ins Lächerlich ziehen. Hältst du es für so abwegig, dass er es hätte ernst meinen können? <<, fragte sie mich ohne Skrupel, sie war überzeugt, dass eine Möglichkeit bestand.
Sie trug dieselbe Hoffnung in sich wie ich, aber meine hatte ich aufgegeben. Edward war einfach in seinem Ich verfallen und kam aus diesem einheitlichen Muster nicht mehr raus.
Wie sollte er auch? Viel zu lange lebte er nun schon so. Er war viel zu kaltherzig geworden, um meine Liebe zu erwidern. So glaubte ich zu mindest...
>>Ich weiß es nicht. Die unmöglichsten Theorien und Hoffnungen hatten sich in meinem Kopf zusammen gereimt, nach dem er das gesagt hatte, aber ich kann ihm nicht vertrauen Alice. Es tat einfach zu sehr weh, zu wissen, dass er nur mit mir gespielt hatte. <<, gab ich unter erneuten, leisen Schluchzern wehleidig von mir.
>>Ich denke du solltest einfach mit ihm reden. <<, schlug Rose etwas abwesend mit ihren Gedanken vor.
Verdammt noch mal konnten sie mich nicht verstehen? Merkten sie nicht wie mich dieser Zwiespalt zerriss, auf der einen Seite zu wissen, dass seine Gefühle und damit meine abwegige Theorie, stimmten und auf der anderen Seite die Gewissheit zu haben zu einem Spielzeug zu werden?
Dann auch noch ständig mit den Erinnerungen aus der Vergangenheit konfrontiert zu werden, war einfach unerträglich für mich.
>>Nein. Ich kann ihm nicht mehr unter die Augen treten. Das Gefühl, dass ich ihm meinen Körper und mein Herz willenlos überlassen habe, nagt zu sehr an mir. Ich brauch etwas Abstand, vorerst. <<, wandte ich nur noch murmelnd ein und verlor immer wieder den Kontakt zum hier und jetzt.
Viel zu schwer und drängend legte sich plötzlich die Müdigkeit über mich. Wie ein Schutzmechanismus meines Körpers, um mich von weiteren Konfrontationen abzuschirmen. Auch Rose schien meine plötzliche Schweigsamkeit richtig gedeutet zu haben.
>>Komm, du kannst dich ein wenig in meinem Zimmer ausruhen. <<, schlug sie mir mitfühlend vor und ich ergriff die Hand, die sie mir bot.
Schleppend ließ ich mich auf meinen wackeligen Beinen in ihr Zimmer ziehen, welches oh wunder, wie eine blühende Wiese voller Rosen duftete. Nur am Rand bemerkte ich noch das dutzend Rosen, welches auf ihrem Schreibtisch prangte, bevor ich mich in die weichen Decken ihres Bettes gleiten ließ.
Ohne irgendwelche Probleme bemerkte ich immer mehr, wie meine Muskeln schlaffer wurden und ich mühelos in den Schlaf glitt.
Tag der Veröffentlichung: 29.01.2013
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