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Der Januar lässt auf sich warten

Der Januar lässt auf sich warten. Mensch, ich bin im Dezember ganz schön nervös gewesen. Die Tage wollten nicht vergehen. Aber ich muss von vorn anfangen.

An einem Tag im letzten Jahr, ich meine Zweitausendzehn, ist meine Tochter gekommen und hat mich so komisch angesehen. Dabei hat sie so ein hintersinniges Lächeln im Gesicht gehabt. Jeder, der Vater ist oder zumindest ein wenig Ahnung von Kindern hat, weiß was so etwas bedeuten kann. "Bewahre Haltung und warte auf das, was kommt."

"Pappilein"; - das sagt das Mädel immer zu mir, "Pappilein, kannst Du Dir vorstellen, als Rentner doch keine Zeit zu haben?" Ich habe sie wohl sehr dumm angesehen. Was wollte sie mir sagen? Was zum Teufel hat sie ausgefressen? Wie sie meint, ist sie doch schon so alt, - siebenundzwanzig. "Ja", habe ich gesagt, "aber was willst Du mir damit sagen?" "Ach Pappilein," - oh ich mag es nicht, wenn sie das immer zu mir sagt. Das ist so, als wenn ich nicht ganz echt im Kopf ..., (- Moment mal, jetzt wurde ich aber nervös.) "Pappilein", sagte sie wieder, "kannst Du Dir vorstellen, ..." Zack, da war es wieder, das Zittern in ihrer Sprache. Und honigsüß ging es weiter, "dass Du bald Opa wirst?"

So, da ist es raus, was sie mir sagen wollte. "ich bin doch kein Unmensch", sage ich und nehme meine Tochter in den Arm, Pappilein hin oder her. "Ich freu mich ja so", sage ich, "und wer ist der Vater?" "Habe ich alles im Griff," kichert sie. "Gut", denke ich und weiß, wann ich aufhören muss zu fragen. Und so knuddele ich sie und sage nichts mehr. Ihre Mutter kommt dazu und sieht uns verwundert an. Wir grinsen und erzählen ihr die gute Botschaft. Ganz klar, Frauen sind anders als Männer und so fragt sie gleich, wann der Geburtstermin ist. "Ha, " sage ich, "hab ich nicht dran gedacht. Ist aber gut zu wissen," und meine Tochter meint: "Anfang Januar, am 11."

Tja, dann ist das nun geklärt und ich bin wieder am Anfang der Geschichte. Also, ein Christkind wird das kleine Wesen nicht. Hat ja auch etwas für sich, der Wurm feiert zweimal im Jahr, im Januar seinen Geburtstag und dann im Dezember Weihnachten. Nur mit den Geschenken ist das nicht so schön. Egal.

Also der Wonnemonat (Mai) hat zugeschlagen und nun läuft die Zeit. "Kind, wie geht es Dir?" ist wohl das, was meine Tochter am meisten zu hören bekommen hat. Eltern, die Großeltern werden, die fragen immer so. Sie wollen bloß das Beste für ihre Kinder. Der Sommer vergeht, der Herbst auch und dann beginnen die Schwierigkeiten. Normal, das dem Mädel nicht gut ist, sie beim kleinsten Anlass wütend wird und so. Im Dezember geht es erst richtig los: zwei Tage zu Hause, drei Tage im Krankenhaus. Sie kennt bald alle in der Umgebung.

Kurz vor Weihnachten ist es mal wieder soweit. Meine Frau und ich laufen in der Wohnung Amok. Unsere Tochter liegt erneut auf der Entbindungsstation. Wird es nun doch noch ein "Christkind"? Ein paar Tage später steht fest: Nein. So geht das weiter. Jetzt könnt ihr verstehen, was ich meinte, als ich sagte: "Der Januar hat auf sich warten lassen." Es kam der Termin, den die Eltern ausgerechnet haben, - nur das Baby nicht. Das wiederum hat mich sehr nervös gemacht. Der Fußboden bei uns im Wohnzimmer ist durchgetreten. Meine Schuhe benötigen den Schuhmacher. Wieder rein in die Klinik und wieder raus. Tag für Tag vergeht, unsere Sorge wächst. Am achtzehnten Januar ist es endlich soweit und wir können aufatmen. Unsere Alexa ist da, gesund, - und ihre Mutter auch.

Wir danken Dir, lieber Gott.


Eduard M. Heinrichsen


Impressum

Texte: Alle Rechte an Text und Coverfoto beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 23.05.2011

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