Windeneregie
Ja, bevor ich mich nun an meinen Computer setze, - wie bitte? Natürlich ist der den ganzen Tag an, ich habe ja die Superflatrate.
Also, bevor ich nun anfange diesen Brief zu schreiben, - halt stop, ach der Fernseher kann den Moment ruhig weiter laufen. Es dauert ja nicht lange.
Oh, einen Moment noch, - die Haustürklingel. Mein Eiswarenlieferant. Ich muss eben die Sachen in den Gefrierschrank legen. Der ist zwar jetzt ein wenig zu groß für uns und nicht gerade ein Energiesparmodell, aber wir haben ihn gekauft, als die Kinder noch im Hause waren.
So, nun aber endlich zu meinem Brief. Nanu, der Dämmerungsschalter für die Hofbeleuchtung reagiert ja schon. Egal, es ist ja eine Energiesparlampe drin.
Also, was ich sagen wollte, -Entschuldigung, das Telefon. Es ist aber kein Problem, ich habe ja eine Feststation mit Mobilteil. Da kann ich telefonieren und schreiben gleichzeitig. Das Netzteil verbraucht ja kaum Strom.
Fertig. Nun aber endlich zu meinem Anliegen. Manche Menschen haben doch einfach keinen Geschmack. Sie verbauen sich die schönen Hausdächer mit so komischen schwarzen Kästen zur Ausnutzung der Sonnenenergie. Mein Gott, ist das häßlich.
Und dann die sogenannten Windkrafträder, - Moment bitte, mein Kaffeewasser kocht -, na die verschandeln doch wohl auch die schöne Gegend. Ach es ist schon so ein Kreuz mit den Ökoleuten.
Dabei ist in meinen Steckdosen immer Strom drin. Den liefert mir mein Konzern. Dafür hat er extra diese herrlich hohen stählernen Masten querfeldein gebaut, wo die Drähte so schön durchhängen. Und für mich ist doch nur wichtig, dass mein Strom nicht direkt vor meiner Haustür mit diesen hässlichen Windrädern gemacht wird.
Ach und übrigens, ich kann die Leute aus dem Emsland, die gegen ein Kohlekraftwerk sind, gar nicht verstehen. Das ist doch nur ein etwas größeres Haus. Und das bisschen CO2,… Oder gar die Atomkraftgegner. Die sollen sich mal nicht so anstellen. Wir brauchen doch schließlich alle unseren Strom aus der Steckdose, – oder etwa nicht?
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Texte: (alle Rechte am Text liegen beim Autor Eduard M. Heinrichsen)
Titelfoto; bookrix-edition
Tag der Veröffentlichung: 25.11.2010
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