Die Moritat vom Eutertier
Zu Hanebüchen in der Scheuer,
Da lebte einst ein Eutertier.
Es war ein echter Wiederkäuer
Und fraß nichts andres als Papier.
Verschlingen konnt‘ es ganze Bücher
Von Goethes Hand in einer Nacht;
Von Rilke, Heine, Schiller, Büscher
Und Ringelnatz, wer hät’s gedacht.
Die hat es kräftig durchgemahlen,
Mit viel Geduld bis nachts um Drei.
Zum Schluss nur noch die Seitenzahlen
Zu lesen war’n im Dichterbrei.
Am nächsten Morgen auf der Wiese,
Da kamen alle Bücher raus.
Nun ja, man weiß, das ist das Fiese,
Sie sahen jetzt ganz anders aus.
Das Eutertier war stolz wie Bolle
Und als Besuch dann kam um Vier,
Da rief es: „Seht doch mal das tolle,
das allerneuste Buch von mir.“
Limerick
Ein Schirm soll beschützen vor Regen,
das lässt sich statistisch belegen,
doch ist "Untenrum-Schutz"
zu was anderem Nutz,
er schützt vor zuviel Kindersegen...
Ein junges Mädchen, hübsch und fleißig,
wie junge Mädchen nun mal sind,
sie war entfernt weit noch von Dreißig,
und war doch auch nicht mehr ein Kind.
Sie wusste von der Liebe kaum was,
ok, ein bisschen wusst sie schon,
und träumte mal in einem Traum, dass
sie treffen würd `nen reichen Sohn.
Der Traum, er ging fast in Erfüllung,
ein Söhnchen traf sie, das ist war,
jedoch, schon bald kam die Enthüllung,
dass er gewiss kein Reicher war.
"Was soll's", so sprach sie forsch und munter,
"die Liebe reicht uns sicher auch."
So trieben sie es bunt und bunter,
die Folge war ein dicker Bauch.
"Ich weiß gar nicht, wie das geschehen",
das Mädchen, es war richtig platt,
und daran kann man leider sehen,
dass kaum jemand `ne Ahnung hat.
Denn hätten es die zwei genommen,
das Hütchen, das da wirklich nützt,
dann wär`s gar nicht so weit gekommen,
denn so ein Gummi, ja der schützt.
Jetzt sitzen sie in ihrer Stube,
und leben eher schlecht als recht,
nur Eduard, ihr kleiner Bube,
der ist ihr Augenstern, ganz echt.
Und so ist's doch noch gut gegangen,
und auch, wenn der Besitz ist klein,
zum Unterhalt wird es schon langen,
ich wünsche Glück euch allen drei'n.
Ich bin unsichtbar
Ich bin unsichtbar.
Das ist kein Witz.
Ich bin unsichtbar.
Kennen Sie das auch?
Sie gehen in ein Restaurant.
Kein Kellner kommt zu Ihnen.
Keiner will Ihnen was bringen.
Unsichtbar halt.
Sie sind eingeladen.
Bei Freunden.
Am nächsten Tag sagt einer:
"War schön gestern.
Schade, dass Du nicht da warst."
Hallo, war ich doch.
Ich war da.
Und überhaupt.
Noch ein Beispiel.
Im Varieté.
Ein Zuschauer wird nach vorne geholt.
Soll beim Zaubern helfen.
Ich sitze in der ersten Reihe.
Ganz außen.
Ich werde nicht geholt.
Schade.
War aber klar.
Genau, unsichtbar.
Ich bin unsichtbar.
Niemand macht mir die Tür auf.
Hilft mir in den Mantel.
Und ich?
Ich freu mich auch, irgendwie.
Vielleicht werde ich ja Spion.
Ich oute mich als Schlafmütz' hier
verwandt gar mit dem faulen Tier,
das stets nur in den Ästen döst
und sich nicht mal zum Essen löst
von seinem angestammten Platze.
Ich horche gern an der Matratze.
Besonders in den Morgenstunden,
da will mir's Aufstehn gar nicht munden.
Am Abend bin ich frisch und munter
und schreib so manche Zeile runter,
bin kreativ und voller Schwung,
ja abends werd ich wieder jung,
doch Morgen"graun" (ein wahres Wort),
das schlafe ich am liebsten fort.
Wenn der Advent ins Haus mir rückt,
dann bin ich nicht ein Stück entzückt.
Es plagt mich nämlich mein Gewissen,
Warum, das möchtet ihr jetzt wissen?
Ich sag es euch ganz rundheraus,
mein Häuschen sieht nicht festlich aus,
im Gegenteil, es sind darin
noch alle Ding' von Halloween.
Wenn also jetzt das Fest mir dräut,
(so hab'n mir alle eingebläut),
Dann brauch' ich Lichter drin im Garten,
die Küche muss mit Duft aufwarten,
nach Lebkuchen und Pfeffernuss;
ganz ehrlich, das macht mir Verdruss.
Ich glaub', ich zieh mich jetzt zurück
und such im Alkohol mein Glück.
Ich schlag' die Decke um mich fester
und schlafe durch - so bis Sylvester.
Die folgenden Texte sind nach Reizwörtern entstanden. Die Wörter stammen dabei nicht nur von mir, sondern auch von
- robustus
http://www.bookrix.de/-robustus/
- moireach
http://www.bookrix.de/-qn828e65b4d2425/
Ich danke Euch beiden, dass Ihr mir erlaubt habt, dies hier allen zugänglich zu machen.
Ein Kaffee gegen Muffligkeit am Morgen
Die handgestrickten Socken weit am Fuß,
So widersteht sie lächelnd alle Sorgen
Und sendet dieser Welt nen lieben Gruß.
Sie weilt in Rom, der schönen Stadt am Tiber,
Wo zwischen Häkeldeckchen Einer wacht.
Einst war's ein strenger Papst, jetzt ist's ein lieber,
Der immer rote Schuh' trägt - auch bei Nacht.
In einem alten Film scheint sie versunken,
Als badete lasziv im Brunnen sie;
Hat nebst Kaffee auch heut' schon Sekt getrunken
Ach, Rom, Du machst sie glücklich wie noch nie.
Auf der Mülldeponie des Lebens
brechen Grabräuber die letzten Goldzähne
als widerlich erhabene Schätze
aus den Mündern ihrer Opfer.
Und über dem Gestank
beißen einfache Gemüter,
frei von Sorgen oder Mitleid
in dick belegte Käsebrote.
Wenn unter schwarzen Wolken Blitze zucken
Und Donnergrollen kurz darauf erschallt,
Dann regen sich Gestalten tief im Wald,
Die sich bei Sonnenschein ins Dunkel ducken.
Mit großen Augen sitzen sie und gucken,
Bejubeln dumpf des Blitzes Wohlgestalt.
Sie beten stumm und denken bei sich: "Bald
Wird unser Wettergott noch sehr viel mehr aufmucken."
Sie lieben es, dies furchtbar mist'ge Wetter,
Sie brauchen es, es ist ihre Natur.
Denn atmen können sie im Wald sonst nicht.
Sie warten auf das Feuer, ihren Retter,
Denn es zerstört, was viel zu groß ist auf der Flur
Und schafft den zarten Pflanzen endlich Licht.
Nachruf:
Mit großem Weh müssen wir verkünden, dass unser geliebter Erbonkel gestern von uns gegangen ist.
Er wurde von einem Lachanfall hinweggerafft.
Heftig widersprechen möchten wir den Gerüchten, dass Karl-Theodor diesen Lachanfall und das damit verbundene Ableben unseres Onkels durch einen Witz seinerseits absichtlich verursacht hat.
Dass unser Onkel die Pointe nicht überleben würde, war nicht abzusehen.
Da wir seitens der Polizei bereits gefragt wurden, welches seine letzten Worte waren, geben wir diese hier und heute der Allgemeinheit preis.
Er sagte:
"Autsch!"
Er würde mit ihr Schlitten fahren.
Die blöde Kuh war nicht ganz gar.
Sie wusste doch nach all den Jahren,
dass sein Schnee für die Nase war.
Da labert' sie von Eiskristallen,
Kaminfeuer und Kerzenlicht,
das könnt' der Ziege so gefallen,
die dachte wohl, er wär nicht dicht.
Ne Winterlandschaft wollt' sie sehen,
als sie das Wörtchen Schnee gehört.
Es wurde Zeit, sie musste gehen,
nee echt, die Braut war voll gestört.
Aus einem alten Folianten, der, leider beschädigt, auf dem Dachboden einer mecklenburgischen Grundschule gefunden wurde:
Ein Kater, hungrig von Natur
und Skrupel hatt' er nicht die Spur,
der schlich zum Zweck der Futtersuche
im Garten leis um eine Buche.
Dort oben war ein Vogelhaus
und eine Meise schaute raus,
die fröhlich ein "Tschip tschip" ließ hören,
die Nachbarmeise zu betören.
Schon kam mit unerhörtem Schwung
in's Katerchens Gehirnwindung
ein Einfall, wie er könnt' vermeiden,
dass er müsst weiter Hunger leiden.
Und er begann mit scharfen Krallen,
das konnt der Meise nicht gefallen,
die Buche hurtig zu erklettern,
worauf der Vogel war am wettern:
"Mach dich vom Acker, blöder Kater,
ich glaub, du musst mal zum Psychiater,
du hast doch wirklich voll die Macke
und darum ich jetzt auf dich...
An dieser Stelle brechen die Aufzeichnungen leider ab, daher ist nicht mehr eruierbar, wie dieses Gedicht einst ausgegangen ist. Schade.
Lied eines Säufers:
Komm her, Likör, du bist mein Trost,
du streichelst meine arme Seele.
Und ist die Frau auch schwer erbost,
ich lieb' dein Brennen in der Kehle.
Den Kaffee nehm' ich nur mit Schuss,
den Bailey's trink ich ohne Sahne,
und ruft die Frau auch: "Ich mach Schluss!",
ich steh' auf meine lange Fahne.
Erst neulich hatt' ich lecker Kirsch,
(nicht Kuchen, der macht mich nur feister).
und dann erlegte ich den Hirsch
auf einer Flasche Jägermeister.
Die Alte ist mir echt egal,
kipp' ich auch torkelnd aus den Latschen,
das Bier, das wird bei mir nicht schal
mir ist's ganz gleich, der Weiber Tratschen.
Nur im Moment, da gibt sie Ruh;
sie stört mich nicht und ist ganz brav,
da prosten wir uns beide zu,
in diesem Sinn: "Kölle Alaaf!"
Sie torkelt übers Kopfsteinpflaster
mit ihren Stilettos.
Schritte wie Hammerschläge
auf den Brummschädel.
Des letzten Rausches Überbleibsel.
Im Licht der Straßenlaternen
noch Königin der Nacht,
Nymphe,
Begehren.
Bei Sonnenlicht zu sehen
sind die Narben der Zeit.
Allzu klar.
Allzu deutlich.
Und jede Pore,
jeder Atemhauch,
zigarettenschwer,
verrät die Gefallene.
Sir Mortimer hielt Tea-Time, da konnte kommen, was wolle. Und schließlich war Sonntag. Was bildete sich sein nichtsnutziger Sohn George nur ein, dass er im Bett liegen bleiben wollte. Bei so viel Faulheit verschlug es dem "alten Morty", wie seine Freunde ihn nannten, doch glatt die Sprache.
Er biss gekonnt in ein Stück Butterkuchen (beim Kuchenessen macht ihm niemand etwas vor) und betrachtete die Umgebung.
Es war kein Fehler gewesen, herzukommen und die Pflanzen hier im brasilianischen Regenwald selbst auszusuchen, die er zu Hause in seinem Tropenhaus unterzubringen gedachte.
Nur das ständige Gejammer von George störte die friedliche Ruhe. Sir Mortimer brachte kein Verständnis auf. Schließlich war der Junge nicht der erste Mensch, der sich mit Gelbfieber infiziert hatte. Da biss man die Zähne zusammen und fertig.
"Sir", einer der Bediensteten war vor das Zelt getreten. Eine unerwartete und zutiefst störende Unterbrechung des Nachmittagsrituals.
"Was gibt es denn?", fragte Sir Mortimer ungehalten.
"Ich fürchte, ich muss Ihnen mitteilen, dass Ihr Sohn soeben dem Fieber erlegen ist."
Sir Mortimer stellte die Tasse, die er gerade zum Mund führen wollte, hart auf die Untertasse.
"Typisch", sagte er, "der Junge hat keine Manieren. Hätte er damit nicht bis nach dem Tee warten können?"
Texte: Alle Recht liegen bei der Autorin.
Tag der Veröffentlichung: 14.12.2012
Alle Rechte vorbehalten