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Vorwort


(in Arbeit)

Blut im Sand


Er zog den Fuß zurück, um nicht seine neuen Stiefel zu beflecken. Das Blut lief in einem Rinnsal über die Straße um dann langsam in Sand zu versickern. Neben ihm lag eine Leiche auf dem Bauch mit mehreren Einschusslöchern im Kopf und in der Brust. Auf der anderen Seite lag ein Haufen Gewehre und mehrere Handfeuerwaffen. Nicht genug, dachte Phil. Er war mehr gewohnt, obwohl er gründlich zwischen den brennenden Autowracks gesucht hatte. Doch der Boss würde zufrieden mit ihm sein. Die begehrte Leiche hatte schon vor einer Stunde ihr Leben ausgehaucht. Phil kontrollierte den Halfter seiner P17 unter seinem Arm. Sie war ein älteres Modell, aber eines der bewährtesten. Mit einem langem Lauf und dem rubinrot eingelegten Griff, war sie nicht nur schön anzusehen. Sie hatte zwar nur fünfzig Schuss, aber dafür Hitzebolzen als Patronen, die sich in ihre Opfer hineinfräßen. Damit wurde schon vielen Sklavenhändlern, Mutanten oder Lakaien feindlicher Familien das Licht ausgepustet. Er hatte sogar schon einmal einen General erwischt. Die dritte Karriereleiter eines Killers, der dem Mafiageschäft nachging.
Doch im Moment saß Phil auf einem Autoreifen irgendwo an einer Straße in der mexikanischen Wüste. In den höher gelegenen heißeren Teilen Amerikas machte sich langsam aber stetig die Wüste breit, so auch in Mexiko. Das steht als ein Erzeugnis und ein Resultat des Klimawandels, wie so vieles in den letzten hundertfünfzehn Jahren nach der Vielzahl von Atomkatastrophen in Europa, besonders in Frankreich.
Phil horchte auf. Ein Geräusch, das sich durch den säuselnden Dünenwind kämpfte und sich auch neben dem Knistern des Feuers der Wracks gut erkennen ließ. Das Geräusch des Helikopters, der ihn abholen sollte. Ihn und das Beweismaterial, Leiche und Waffen. Phil kannte den Toten nicht, und er würde auch nie mehr das Vergnügen haben, doch er konnte sich denken, dass es einer der untreuen Sklavenhändler war, die versuchten den Boss zu hintergehen. Lakaien kannten ihre Opfer grundsätzlich nie. Inzwischen war der Helikopter gut zwanzig Meter neben ihm gelandet, doch Phil starrte nur geradeaus und steckte sich eine Zigarette an. Er wartete, bis zwei Männer in seinem Alter herausgestiegen waren und eilig zu Phil herüberkamen. Sie hatten so wie er die Haare zurück gegelt und Mäntel in schwarz. Nur Phil hatte noch einen dunklen Lederwams unter dem Mantel und braune Lederstiefel zu der schwarzen Hose an. Sie kamen auf ihn zu, gingen aber geradewegs an ihm vorbei und einer von beiden zog einen Plastiksack hervor. Schlendernd ging Phil zu dem Heli, dessen Schiebetüren auf beiden Seiten offen standen, sodass der angenehm kühle Wind hindurch wehen konnte. Er erkannte Mark, der im Inneren saß und auf ihn wartete. Er war Phils Treiber. Sein Vorgesetzter, wenn man so will. Er erteilte ihm die Aufträge, die er von dem General erhielt, dessen Aufträge vom Boss direkt oder mit dessen Zustimmung weitergeleitet wurden. Phil setzte sich Mark gegenüber und nickte ihm zu. Kurz darauf erreichten die beiden anderen Männer den Helikopter, einer mit dem Leichensack auf dem Rücken, der andere mit den Waffen in einem weiteren Plastikbeutel und verstauten diese hinter den Sitzbänken. Dann stiegen sie ein, schlossen die Gittertüren und setzten sich jeweils links von Phil und Mark. Der Helikopter hob ab und wurde stetig schneller. Nun konnten sie die Abendsonne über den Dünen sehen. Man zog den Mantel enger, und Phil verschränkte die Arme. Sie flogen über unzählige Sandgebirge und kleine Kakteengruppen.
„Die Affen machen mal wieder Stress“ eröffnete Mark das Gespräch. Er hatte eine raue Raucherstimme mit Russischem Akzent. Die Affen waren die Wissenschaftlerclans, deren scherzhafter Name dadurch entstand, dass sie Sklaven aufkauften und mit ihren Genen herumexperimentieren. Sie hatten Mutanten erschaffen, die ihnen nun als Miliz gehorchten. Mehr Tier als Mensch, hatten sie Phil schon öfter Probleme gemacht. Nur an Intelligenz fehlt es ihnen sehr stark. Die Affen gehörten weder der am weitesten verbreiteten Russischen oder Italienischen Mafia an, sondern waren anfangs nur eine kleinere Gruppe Spinner, mit zu viel Geld und Fantasie. “Was ist es denn diesmal?“ fragte Phil. „Naja, ich weiß nur so viel, dass sie jetzt angeblich eine neue Waffe oder Bombe oder etwas Derartiges erfunden haben. Was ganz großes. Der Boss wollte es ihnen abkaufen, doch sie haben lieber dem Mittelsmann eine Kugel durch den Kopf gejagt, was eigentlich verständlich ist, wenn man bedenkt, was wir ihnen schon angetan haben.“ Er lachte leise, bei dem Gedanken daran, dass sein etwas stupider Boss wirklich geglaubt hatte, man könne mit den Affen handeln, einer Menge Verrückter, Wahnsinniger.
Phil hatte einmal gesehen was sie mit den Männer und Frauen machten. Er hatte gesehen, wie sie ihren Sklaven das Leben ausgesaugt und durch ein künstliches ersetzt haben. Ein Hundeleben, als Wachhund oder Kampfhund und viel Schlimmeres. Er hatte es gesehen.

Unterwelt


Inzwischen waren sie in der Nähe der alten Stadt Monterrey auf einem Anwesen mit eigenem Landeplatz angekommen. Von oben sah man nur ein altes Steinhaus, wenig beeindruckend, doch darunter lagen Gewächshäuser, die Villa des Bosses, ein Tennisplatz und ein Bürohaus mit Unterkünften für die Treiber und Generäle, sowie eine eigene Cannabisplantage. Phil hatte seine Wohnung in der Stadt. Keiner der Lakaien von Chlandow lebte bei ihm auf seinem Anwesen. Dafür waren es viel zu viele.
Seit den drastischen Wüstenausbreitungen baute man die Städte nur noch unterirdisch mit wenigen Fabriken und Gewächshäusern. Oberhalb der Stadt sah es verlassen aus, nur hier und da ein Flughafen oder gar Ölplattformen, die sich mehrere hundert Meter dem Himmel entgegenstreckten. Phil hatte noch nie mit gutem Gefühl die Gelände von Chlandow, seinem Boss, betreten. Überall lungerten dessen Gorillas, hauptsächlich Muskelberge, die sich dumm gesoffen hatten und nun zu nichts sinnvollem mehr verwenden ließen als in der Position des Schlägertrupps. Seiner Meinung nach zogen diese gewaltgeilen Riesen nur das Image des Mafiagewerbes in den Dreck. Effizient waren sie sowieso nur gegen normale Bürger oder Mutanten, deren Intelligenzquotienten sie ja offensichtlich teilten.
„Da entlang!“ blaffte einer der Männer mit dem Plastiksack. Als wenn Phil die Anlage nicht längst kannte. Dennoch ließ er sich in den Eingang des Hauses und die Treppe dahinter hinunterstoßen. Im Inneren sah es leicht so aus wie eine Raumstation. Weiß gestrichen, ohne Fenster und mit zu vielen Kameras und zu wenig Gemütlichkeit. Sie gingen nur fünf Minuten, bis sie zu einem Aufzug kamen und Mark sich verabschiedete: „Bis später im Gilbert.“ Phil wollte ihm schon die Hand reichen, doch die zwei Männer zogen ihn in den sich öffnenden Aufzug hinein. Die Türen schlossen sich und es ging abwärts, zwanzig Meter, fünfzig Meter, hundert Meter in die Tiefe. Phil bekam Kopfweh. Tiefen hatten ihm noch nie gut getan, doch ihm blieb keine Zeit sich zu ärgern, denn schon wurde er weitergedrängt. Nach mehreren Sicherheitskontrollen und Türen und einem Metalldetektor, bei dem sich Phil von seiner P17 und seinen Stiefeln verabschieden musste, die Gürtelschnalle durfte er behalten, gelangten sie endlich in das Büro von Chlandow. Es roch nach Schweiß, einer schlechten Klimaanlage und viel Wodka. Mit nur dem Geruchsbild konnte man sich diesen Raum so vorstellen wie er wirklich war. Ein absoluter Sauhaufen. Chlandow saß auf einem Sofa an der Wand und glotzte in einen Fernseher, bis er seinen Besuch bemerkte, konnte man den fetten Mann noch ein, zweimal grunzend lachen hören. Chlandow, das Schwein, war durchaus passender als sein Marketing-Name: Chlandow Gevatter Tod. Nicht einmal das Haustier vom Tod würde so jämmerlich aussehen. Doch solche Gedanken konnte Phil und niemand anderes so mir nichts dir nichts aussprechen, ohne am nächsten Morgen mit einer Kopfwunde nicht mehr aufzuwachen.
„Da bist du ja Phil.“ brüllte er mit lauter Trinkerstimme und sein Gesicht verdüsterte sich. Seine Augen zogen sich scheinbar in sein Gehirn zurück, so sehr schoben sich die Fettwülste von seiner Stirn abwärts. „Ich hoffe du hast ihn! Tot.“ „Sicherlich, nicht ohne Grund bin ich einer deiner meist beschäftigten Lakaien.“ „Das warst du einmal!“ sagte er als er sich von der Identität des Toten überzeugt hatte, „Ab heute darfst du dich Treiber nennen.“ Das Schwein grinste. „Juhu“ dachte sich Phil, „noch mehr Stress und noch fester gebunden an diese Familie von feigen Chlandows. Und das Schlimmste war, dass er nun nicht mehr irgendjemanden töten würde, sondern er würde in Zukunft die Leute kennen und kennenlernen müssen, was ihm nicht leicht viel. Mark war sein einziger und auch Hauptsache dienstlicher Freund, der nur mit ihm sympathisierte, weil er seinem Karriereaufstieg einmal völlig selbstlos einen leichten, aber dennoch wichtigen Tritt gegeben hatte.
„Komm her Phil und sieh dir das mal an.“ Phil ging zu Chlandow an seinen Schreibtisch und betrachtete ein Foto, auf dem man nicht viel erkennen konnte. Dunkle Ränder und helle Streifen, wie von einer schlechten Überwachungskamera. Doch da bemerkte er das entscheidende Detail, dass sein Boss meinte. Ein Tisch war in einem schwach beleuchteten Raum zu erkennen. Davor lag etwas. Es war der Form nach einer kleinen Rakete ähnlich, auf dem Tisch lag eine Leiche. Vollkommen aufgeschwollen und entstellt. Es schien als wäre ihm ein Arm oder Bein abgefallen. Phil grauste es etwas. Wenn er einen Job erledigen musste, bei dem ein Toter das Resultat oder Mittel zum Zweck war, so machte er dies so feinsäuberlich wie nur möglich. Aber dieser arme Mensch war nicht auf die übliche Weise getötet worden. „Was ist das, Boss?“ „Das ist die neue Waffe der Affen.“ Sagte er und deutete mit seinem dicken Finger auf die Rakete. „Sie stößt beim Aufprall ein Gas aus, das kurzzeitig wie Aussatz wirkt. Doch die Konzentration ist so stark, um binnen Sekunden jeden Menschen in einem fünfzehn Meter breiten Radius verfaulen zu lassen.“ Phil kroch langsam eine Gänsehaut über seien Rücken. Das wäre das Aus für viele, die diesen Leuten im Weg stehen. Zu Recht im Weg stehen.
„Du sollst mir ihre Pläne beschaffen. Sie werden in einem Safe in einer ihrer Forschungszentralen aufbewahrt. Falls du scheiterst, was ich dir nicht rate, werde ich einen neuen Treiber aussenden, um dich und alle Zeugen zu vernichten, sowie diese Pläne zu holen. Doch davor wirst du deine Sachen aus deiner Wohnung hier herbringen, Treiber. Kapiert!“ Das letzte war keine Frage, sondern ein Befehl. Phil verabschiedete sich, nachdem er einen Umschlag mit den nötigen Informationen erhalten hatte. Er hatte Angst, durfte sie aber auf keinen Fall zeigen. Furchtbare, nicht zu deutende Angst.Als nächstes würde er wohl zu Mark gehen und ihn um Rat fragen müssen. Er verließ das Anwesen mit einem Linienbus, der vor dem Steinhaus hielt.

Ante Portas


Phil überquerte eine verlassene Straße und stieg in einen der unzähligen Aufzüge in den Untergrund. Unten angekommen folgte er einem stark belebten Tunnel nach rechts, bis er zu einer Kreuzung mit einem größeren Tunnel kam. Die Belüftungsanlagen arbeiteten gut, was durchaus nötig war in dieser Großstadt. Obwohl es schon fast elf Uhr war, arbeiteten viele noch. Schichtarbeit war hier die Tagesordnung, denn nun war man ja nicht mehr von der Sonne abhängig. Nach einiger Zeit gelangte Phil zum Eingang des Gilberts. Eine der kleineren Casinos und Glücksspielhallen, sowie Waffenmarkt vieler Interessenten. Phil traf Mark an dem üblichen Tisch in der oberen Etage. Er setzte sich und drückte seinen Zigarettenstummel im Aschenbecher aus. Dann legte er den Mantel ab und kontrollierte den Sitz seiner Waffe. Das Lederwams war nun von einem Jackett verdeckt, so wie seine P17. Phil bestellte sich einen Drink und klärte Mark über den neuen Auftrag auf. „Nun wirst du den Auftrag nur noch mit Erfolg ausführen können, da ich jetzt ja nun auch Zeuge bin und da mit drin stecke.“ „Oh das tut mir Leid. Ich weiß nicht wo mir heute der Kopf steht. Ich hab für den Kerl für Chlandow schon mehrere Schüsse gebraucht um ihn zu erledigen, und nun zieh ich dich auch noch unüberlegt in so eine Sache hinein.“ Phil schloss die Augen und versuchte sich einen klaren Kopf zu schaffen, bis er Mark sagen hörte:„ Jetzt ist es auch schon zu spät. Also wo sind die Informationen? Hast du dir schon die Sachen angeschaut?“ „Ja, vorhin im Bus. Ich war alleine. Ich habe den Lageplan der Forschungseinrichtung in der Nähe von Belem. Den Helikopter dorthin bekomme ich quasi vom Boss spendiert.“ „In Brasilien kann ich dich leider nicht mehr unterstützen, aber ich könnte dir bessere Ausrüstung besorgen. Schau morgen mal bei mir vorbei. Aber jetzt trinken wir erst einmal auf deine Beförderung, Kollege. Er hustete und drückte die Zigarette an dem Aschenbecher aus.
Dumpfes Neonlicht schien durch die Fenster seines Appartements und der Innenstadt. Er hasste diese Lampen, alle hassten sie. Sie machten sie melancholisch und depressiv, durch ihre bedrückende Wirkung haben schon viele Suizid begangen. Aus seinem Radio hörte man Toto mit seinen Welthits. Es knackte und ein Radiosprecher verlas die Spezialdurchsage, Phil hörte nicht hin, er kannte den Inhalt schon. Eine Düne hat sich über die Haupteingänge geschoben und deshalb öffnet die Regierung jetzt die Nebenschleusen.
Mehrere Minuten später stieg Phil in den Bus Richtung Oberwelt. Bei einem alten verlassenen Industriegebiet stieg er aus und ging zu einer halbversandeten Lagerhalle. Mondlicht leuchtete gleißend durch die vergilbten Plexiglasscheiben. Am Ende der Halle öffnete sich eine Tür und Phil ging zu Mark in seine Wohnung. Er hatte eine lange Diskussion mit dem Boss, aufgrund seiner Wohnung außerhalb, konnte ihn aber dennoch überzeugen. „Komm und schau dir das mal an. Frisch vom Schwarzmarkt. Bezahlen kannst du später.“ In dem spärlich möblierten Raum lagen auf einem Tisch allerlei Dinge, wie zum Beispiel ein Koffer, der allem Anschein nach eine Waffe enthielt.
„Hier, eine MP90 eines der neuesten Modelle, oder hier dieses Snipergewehr, mit Zielfernrohr und zusammenklappbarem Lauf, ein wenig überarbeitet, versteht sich.“ Er ließ Phil keine Zeit um über das gerade gesagte nachzudenken, sondern zeigte ihm noch einen Raketentarngleiter, sowie einem dazu passenden Fallschirm. „Du wirst mit diesem Gleiter über dem Anwesen nahe Belem abspringen und dann mit der Sniper von dem Wasserturm östlich des Hauses die Wachen der dritten Schicht ausschalten. Wird nicht allzu schwer sein. Sind ja nur Mutanten.“ Phil nahm den Lageplan des Hauses und betrachtete den Weg zu den Tresorräumen. Er nahm da Schweißgerät, und packte es zu den übrigen dingen in einen schwarzen Rucksack, dann schnallte er den Fallschirm darauf und zog den Gleiter hinter sich her zu einem Helikopter, der sich mittlerweile vor der Halle platziert hatte. Der Raketengleiter war ein schwarzer metallener Vogel, circa eineinhalb Meter lang und zwei Meter breit. Eine Rakete war an einer längeren Vorrichtung befestigt worden.
Er wankte zur Kante der Absprungvorrichtung. „Noch 30 Sekunden !“ rief der Pilot aus dem Cockpit. „Viel Glück“ sagte Mark und hielt Phil die Hand hin, die dieser herzhaft drückte. Es gab das Signal,und er sprang ab.mit dem umgeschnallten Gleiter fiel der Mann über eine schöne Küstenlandschaft und steuerte auf eine Villa zu, die man schon von sehr weit gut erkennen konnte. Sie war gebaut wie eine Festung und es war klar, dass die aus so beabsichtigt war. Wenn man genau hinsah, so konnte man diverse Flakgeschütze und Schafschützentürme entdecken. Es wird nicht einfach sein da rein zu kommen,dachte sich Phil und zündete die Antriebsrakete.Mit einer Geschwindigkeit von guten 90 Kilometern pro Stunde schoss er geradeaus. Wenn man nun noch die Fallgeschwindigkeit miteinbezog ergibt sich eine Gesamtgeschwindigkeit, die nicht ohne Schutzanzug überlebt werden konnte.
Doch darüber musste sich Phil Gott sei Dank keine Gedanken machen. Er zog die Fallschirmleine erst so spät, dass er nicht von den Spähern entdeckt werden konnte, aber früh genug um nicht als zerfetzter Haufen Fleisch irgendwo zwischen den Palmen zu enden.
Er landete weich zwischen zwei kleineren Sträuchern. Schnell wickelte er den Fallschirm ein und schob ihn in einen der Felsritzen. Phil sah sich um und konnte ungefähr fünfzehn Meter von ihm entfernt eine Straße erkennen, die direkt zum Tor der Außenmauer des Anwesens führte. Nach Marks Angaben war es auch das einzige Tor, durch das man hineingelangt. Unter der Voraussetzung, dass man entweder hinein durfte oder sich in Begleitung mehrerer Panzer und Soldaten befand. Doch Phil durfte aber einerseits nicht hinein, andererseits hatte er gerade keine Armee parat. Doch er war sportlich genug um an einer geeigneten Stelle den alten Stacheldraht auf der Mauer zu überwinden.
Nach einer halben Stunde war es dann auch soweit. Phil hatte eine Stelle gefunden, an der die Mauer nahe an einem Baum stand und schätzungsweise auch weit vom Haus dahinter lag.
Als er oben in der Baumkrone angekommen war konnte er zum einen über der Mauer das Grundstück sehen, das nicht mehr dem Anwesen entsprach, dem es vor einiger Zeit ähnlich gesehen hatte. Vom neuen grauen Betonbau bis zur Mauer ist alles zubetoniert worden, was bei Phil den Eindruck erweckte, als würde er in einen riesigen Parkplatz einbrechen. Wenn er in die andere Richtung blickte, konnte er das Meer sehen, dass sich nur noch spärlich zwischen die ehemals grünen Inseln schob. Es war ruhig, und das machte Phil ebenfalls ruhig. Man konnte das Meer leise rauschen hören, bis einige Panzerwägen und LKWs hinter der Forschungseinrichtung hervorkamen um vor einer Lagerhalle daneben zum stehen zu kommen.
Phil zog sein Fernglas aus der Gürteltasche und vergrößerte die Schärfeeinstellung so, dass er die Leute zählen konnte, die die Kisten trugen. Es waren wiederbelebte und normale Menschen, wobei die Normalen die Befehle erteilten. Einer von ihnen hob die Hand und winkte in Phils Richtung.
Da der Killer wusste, dass er sicher nicht gemeint war suchte er die Seite hinter der Mauer ab, indem er sich leicht nach vorne beugte. Er erkannte einen Patrouillenstreifen, der auf der Hinterseite, der circa sechs Meter hohen Mauer entlang verlief. Er wollte sehen was oder wer hinter der Mauer gemeint war und zog einen kleinen Spiegel aus einer Tasche seines Anzugs. Sich immer weiter an die Mauer und somit an das Ende des Astes, auf dem er saß heranschiebend, konnte er schließlich seine Hand mit dem Spiegel so weit über die Mauerkante halten, um genug zu erkennen, aber dennoch nicht durch das Blätterwerk erkannt zu werden. Phil hatte Glück, dass es hier auch einige Laubbäume gab, denn bei einer Palme hätte diese Kletteraktion nun böse Resultate.
Doch er hatte das Klettern vor einigen Jahren gelernt, nachdem er von Mark aus dem Krankenhaus abgeholt wurde. Damals hatte er ein schweres Kopftrauma erlitten, als er bei einem Flugzeugabsturz über der Stadt mit einem Fallschirm abgesprungen war, der sich nicht vollständig geöffnet hatte. Phil konnte sich an nichts vor dem Unfall erinnern. Daher war er Mark zu großem Dank verpflichtet, der ihn in die Organisation eingeführt und trainieren lies. Nicht, dass Phil anfangs Bedenken geäußert hätte, diese krummen Geschäfte zu tätigen, doch der Beruf des Killers ist einer der wenigen, den man ausführen konnte, wenn man keinerlei Voraussetzungen vorweisen konnte, was bei ihm ja definitiv der Fall war.
Also lag er nun auf dem Bauch in einem Baum und streckte den Handspiegel von sich weg über die Mauerkante, an der der Stacheldraht aufgrund seiner Rostschäden schon beim Anblick zerbröselte.
Phil konnte nun im Schatten der Mauer die Silhouetten zweier Wachmänner erkennen, die von einem Träger zwei Maschinengewehre in die Hand gedrückt bekamen. Der Wiederbelebte schleppte sich zurück zu seinem Vorgesetzten in die Mitte des Hofes.Links von den Wachleuten war ein Stapel mit Sandsäcken, hinter dem sich Phil leicht verstecken konnte, da er einerseits hoch war und andererseits im Schatten lag. Es begann zu dämmern, war ihm zu einem zusätzlichen Vorteil verschuf.

Im Geschehen


Kurze Zeit später hörte er die zwei Männer weggehen, jetzt ergriff er die Möglichkeit. Er hatte kontrolliert ob irgendwo doch eine Überwachungskamera versteckt war doch er konnte keine entdecken. Er ging in die hocke und stellte nun den rechten Fuß auf die Mauer. Jetzt musste es schnell gehen, da er nun im Sonnenlicht von der Mauer abhob. Schnell packte er einen Ast über ihm und zog sich mit dem rechten Bein auf den Stein stemmend in einer Drehung über den Rand und ließ sich dahinter neben den Sandsäcken fallen. Sofort zog er sein Gewehr vom rücken und Presste sich in den Schatten an die Wand. Phil kontrollierte alle Richtungen, aber niemandem ist den Eindringling aufgefallen. Erleichtert schloss er die Auge und atmete tief ein. Er dachte an den Plan. „Wie geht es jetzt weiter... Drin bin ich ja schon mal...also sollte ich den Rest auch durchziehen.“
Die nächste in Richtung Haupthaus, bot eine Gruppe von Geländewägen, die ungefähr zwanzig Meter von ihm geparkt waren. Er beugte sich vor und erkannte, dass die zwei Wachhabenden sich wieder an ihren Platz begeben haben. Das sie sich so an ihn herangeschlichen haben, ohne dass Phil sie bemerkt hatte erschrak ihn so sehr, dass sein Herz kurz auszusetzen schien. Er machte sich hinter den Säcken so klein wie nur möglich. Die Männer unterhielten sich über etwas in einer Sprache die Phil nicht verstand. Wahrscheinlich Waren es Europäer, die den gewaltigen GAU überlebt hatten. Die nächsten Minuten werden sie aber nicht überleben. Phil holte seine P17 mit Schalldämpfer aus dem Halfter und machte sie schussbereit. So leise wie nur möglich hob er den Kopf. Der eine Wachmann saß mit dem rücken zu ihm auf dem Stapel und hatte sich an die Wand gelehnt. Dennoch konnte Phil gut an ihm vorbei auf den Zweiten zielen. Er drückte ab und dann gleich nochmal, dieses mal auf den Kopf des Sitzenden. Beide Sackten lautlos zusammen und Phil kroch eilig hinüber zu dem liegenden Wachmann um ihn in den Schatten der Dämmerung zu ziehen. Der andere war immer noch in Sitzposition. Da erkannte Phil eine Schlüsselkarte am Gürtel des Wachmanns. Er nahm sie an sich, sowie einen Ohrstecker, mit dem er die Funkmeldungen der Wache mitverfolgen konnte. Es würde nicht lange dauern bis man die Leichen finden würde. Jetzt ist für Phil der Punkt gekommen an dem er nicht mehr umkehren konnte.

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Bildmaterialien: Das Copyright für das Cover besitzen die Herausgeber des Spiels "Mafia 2" http://www.mafia2game.com/
Tag der Veröffentlichung: 19.04.2011

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