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Erster Akt


Karsten Eckert


-Geschwisterblut-


Ein Familiendrama über die Winzerfamilie Gilbeau





Personen:

Familie Gilbeau:

Rene Gilbeau: Vater
Jean Gilbeau: 1.Sohn
Alexandre Gilbeau: 2. Sohn


Marcel: Stallbursche
Froncois: Forstverwalter


Familie Du Bois:


Phillip Du Bois: Vater
Therese Du Bois: Mutter
Eloise Du Bois : Tochter

Weitere Personen:


Pfarrer
1. Diener
2. Diener
Hochzeitsgäste
Eine Dame
Dienstmädchen
Dienstpersonal
Hauptwachtmeister
Polizisten


Prolog:


Der Erzähler der Geschichte tritt auf


Erzähler:



Dies ist die Geschichte des Hauses Gilbeau von der ich ihnen heut berichten möchte.
Ein Weingut im Jahre 1869, irgendwo im friedlichen Elsass gelegen, doch wird schon blad ein heftiger Streit die Erde erbeben.

Eine Geschichte vom heimlichen lieben, verbunden mit dem Geld, Macht und gar anderen schrecklichen Trieben.

Nun lehnt euch zurück und schaut es euch an, was der Neid beim Menschen alles bewirken kann.


Erster Aufzug
Erste Szene




Im großen Saal des Hauses Gilbeau. Der Vater schlägt ein Glas an und bittet um Ruhe da er einen Tost aussprechen möchte.

Rene:
So hört mich an! Ich möchte um Ruhe bitten! Ich spreche einen Tost auf meinen Erstgeborenen Sohn Jean und seine Frau Eloise aus.
Mein Sohn ich wünsche dir alles Glück dieser Welt auf das diese Ehe unter einen guten Stern stehen mag.
Möge diese Ehe kinderreich sein, damit meine ich mein lieber Jean und meine liebste Eloise schenkt mir viele Enkel. Wenn es geht männliche. Hoch sollen sie leben das wunderschöne Paar.
Hoch! Hoch! Hoch!

Die Gäste erheben sich und ihre Gläser und lassen das Paar dreimal hochleben. Nur Alexandre bleibt sitzen und schweigt.

Jean:
Ich danke dir liebster Vater. Ich bin mir sicher dass ich euch nicht enttäuschen werde. Ich verspreche euch dass ihr stolz auf mich sein könnt.

Jean steht auf, erhebt sein Glas und reckt es gen Himmel.

Jean:
Auch ihr Mutter sollt stolz auf mich sein können. Gott möge eure Seele behüten wie einen wertvollen Schatz, der ihr ja auch seid.

Pfarrer:
Mein lieber Jean auch wenn der Herr eure Mutter schon früh zu sich an seiner Seite geholt hat, weiß ich dass sie immer über euch wachen wird und schon jetzt auf ihren Sohn sehr stolz ist.

Rene:
Nun Schluss mit dem trüben Worten, dies ist ein Freudentag. Lasst uns feiern. Esst, trinkt und tanzt. Ich weiß meine liebe Gattin ihr hättet nichts dagegen.

Pfarrer:
Nein für wahr, dies sind keine Tage an denen Trauer angebracht.


Jean:
Ihr habt den Pfarrer und meinen lieben Herrn Vater gehört, lasst uns feiern auf das wir vor Glück den Verstand verlieren mögen.

Alle lachen, trinken und sind vergnügt bis auf Alexandre. Der sitzt ganz abseits mit starrer Miene. Phillip erhebt sich nach einiger Zeit.

Phillip:
Meine liebste Tochter! Liebster Schwiegersohn! Ehrenwerter Gastgeber! Eloise meine kleine Prinzessin die nun erwachsen geworden ist. Du hast mich zum glücklichsten Menschen gemacht. Ich und deine Mutter wünschen dir und deinen Gatten Jean alles nur erdenklich Gute, mögt ihr beide ein langes, gesundes, kinderreiches und erfülltes Leben zusammen haben.

Eloise:
Ich danke dir mein lieber Vater auch wenn Jean mein Gatte von nun an ist, so hast auch du immer einen festen Platz in meinen Herzen.
Seid mir bitte nicht böse mein Gemahl!

Jean:
Wie könnt ich einer so wundervollen Braut denn jemals böse sein, die ich von jetzt mein Eigen nennen darf.

Rene:
Weise habt ihr gesprochen mein Sohn, denn schon sehr bald wird sie über euch bestimmen, wie einst eure Mutter über euren alten Herrn.

Therese:
Ihr habt sehr wohl erkannt welch das stärkere Geschlecht ist mein lieber Rene.

Rene:
Für wahr, äußerlich möge das Weibe schwach und zerbrechlich wirken aber im Innern tobt ein Vulkan.

Therese:
Gut gesprochen. Meine liebe Tochter ich schließe mich den Worten deines Vaters an. Gott schütze euch meine lieben Kinder.

Pfarrer:
Ja Gott segne und schütze euch meine Kinder. Möge Gott seine schützende Hand über euch legen und einen Engel schicken der Tag und Nacht über euch wachen möge.


Eloise:
Ich danke dir Mutter für diese liebevollen Worte. Auch euch Hochwürden danke ich für diesen Segen. Ihr liebster Schwiegervater ich werde schon dafür Sorge tragen das euer Sohn ein rechter Gatte bleibt und ihn in allen unterstützen wie es einer Gattin gebührt. Doch Vorsicht ist schon geboten, denn ich bin kein schwaches Weib.

Phillip:
Das ist meine kleine Tochter.

Therese:
Ganz der Vater ist sie.

Phillip:
Gut erkannt meine liebe Frau, doch die Mutter ist in diesen Wesenszügen auch vertreten. Eloise meine Tochter ich bitte dich wenn dieser Schmaus beendet ist um einen Tanz mit der Braut. Wenn mein neuer Sohn nichts dagegen einzubringen hat.

Jean:
Nein mein lieber Schwiegervater, der erste Tanz gebührt doch immer dem Brautvater.


Erster Aufzug
Zweite Szene




Dunkelheit. Das Licht ist nur auf Alexandre gerichtet. Alexandre richtet sich auf und geht auf die Zuschauer zu und spricht.

Alexandre:
Oh! Wie ich ihn hasse. Seht nur das ist mein ehrenwerter Bruder. Verlogen und durchtrieben durch und durch. Eloise habe ich schon lange vor ihm begehrt. Doch als er meine Liebe zu ihr erkannte nutzte er schamlos meine Schüchternheit aus.
Und entriss sie mir. Mit seinem Lächeln und dem Gehabe stolzierte er wie ein liebestrunkener Pfau vor ihr her.
Nur dem einen Zweck mir zu Schaden und mich zu demütigen wie er es schon immer getan hat seid wir Kinder waren.
Seht nur keiner der mich beachtet, ich bin nur Luft für meinen Vater, Bruder, Braut und Gäste.
In diesem Hause bin ich ein Fremder. Ich bin ja auch nur der Zweitgeborene.
Ich bin weder so schön, noch so klug wie mein Bruder Jean. Aber um zu arbeiten war ich immer gut genug, in den Ställen und auf den Weinbergen.
Seht nur meine Hände an, sie sind voller Schwielen von der harten Arbeit. Doch mein Bruder der Schöne!
Ach! Was rede ich noch, mein Herz hat er gebrochen aber dieses Gut ist ja mir versprochen worden.
Niemand sonst wie ich könnte es so gut führen wie ich. Darum will ich ein Lächeln für meinen Bruder aufbringen und den Schein wahren. Doch soll mein Bruder für meine gestohlene Liebe in Zukunft auf ewig in der Hölle schmoren.

Das Licht geht an. Der Schmaus ist beendet. Alexandre mischt sich wieder lächelnd unter die Gäste. Die Gäste bereiten sich gerade auf den Hochzeitstanz vor.

Phillip:
Meine Tochter darf ich um diesen ersten Tanz bitten. Wenn ihr erlaubt mein Sohn?

Jean:
Ich überlasse sie ihnen gern mein Schwiegervater, aber nur für kurze Zeit.

Phillip und Eloise tanzen. Die anderen Gäste bilden einen Kreis um die Beiden. Nach einiger Zeit richtet sich Phillip an seinen Schwiegersohn.

Phillip:
Es soll genügen, ich überreiche dich jetzt meinen neuen Sohn. Erweise ihm Ehre.

Eloise:
Das werde ich Vater. Das werde ich. Ich danke dir.

Jean:
Ich danke euch mein Vater.

Phillip:
Nun geht hinfort meine Kinder und werdet glücklich.

Jean und Eloise fangen an zu tanzen. Die Gäste applaudieren. Nach einiger Zeit tanzen auch die anderen Gäste.

Jean:
Meine liebes Eheweib ich bin froh euch gefunden zu haben.

Eloise:
Auch ich bin zutiefst erfreut die Eurige zu sein mein Gemahl.

Rene:
Ich bitte sie um Entschuldigung meine Dame, doch diesen Tanz muss ich hier beenden um eine Ankündigung zu machen.

Dame:
Ihr beschämt mich mein Herr. Bin ich eine so schlechte Tanzpartnerin für sie?

Rene:
Oh nein, durchaus nicht. Es ist nur eine Ankündigung die ich machen muss die von größter Wichtigkeit ist. Diesen Tanz holen wir nach.

Dame:
Ich nehme euch beim Wort Herr Gilbeau. Ihr werdet ja wissen dass man eine Dame nicht lange warten lässt.

Rene:
Nehmt mich beim Wort. Ich Kann euch auch versichern, dass es nicht lang dauern wird.

Rene Gilbeau steigt die Treppe hoch die sich im großen Saal befindet und bittet nochmals um Ruhe da er etwas verkünden möchte.

Rene:
Ich bitte um eure Aufmerksamkeit! Meine lieben Gäste, liebes Brautpaar und ehrenwerte Brauteltern. Ich habe eine Ankündigung zu verlauten die äußerst wichtig ist.

Alle hören sofort auf zu tanzen und lauschen gespannt den Worten.

Rene:
Meine Ankündigung ist folgende. Da ich jetzt ein Alter erreicht habe in dem ich mein restliches Leben genießen möchte, habe ich beschlossen mich von heut ab zur Ruhe zu setzen.

Jean:
Aber Vater ihr seid doch nicht alt, ihr steht doch noch in der Blüte eures Lebens.

Rene:
Schweigt mein Sohn! Ich bin noch nicht am Ende meiner Ankündigung angelangt. Ich habe dir ein Geschenk zu machen, ich der Hoffnung dass du es annehmen wirst mein Sohn.

Jean:
Welch ein Geschenk meint ihr Vater?

Rene:
Ich überlasse dir dieses Anwesen. Damit meine ich die Verwaltung des Weingutes, der übrigen Ländereien und des Reitstalles. Dies soll mein Hochzeitsgeschenk an euch sein meine Kinder.

Jean:
Mir fehlen die Worte Vater. Dieses Geschenk kann ich unmöglich annehmen. Ihr seid und bleibt doch der Herr dieses Gutes.

Rene:
Schweig Sohn! Oder willst du einen alten Mann kränken. Dies war mein Wunsch seit deiner Geburt. Du bist der Erstgeborene und sollst mein Werk weiterführen und es weiter ausbauen.

Jean:
Sprachlos bin ich. Aber ich nehme dieses Geschenk von euch zutiefst dankend an meinen Vater.

Rene:
Ganz genau diese Worte wollte ich aus euren Munde hören mein Sohn. Und du mein zweiter Sohn Alexandre sollst nicht leer ausgehen.

Alexandre:
Wie meint ihr das Vater? Was gäbe es denn da noch? Jean hat doch euer Erbe erhalten.


Rene:
Ihr sollt eine Rente von 500.000 Franken erhalten. Und ich gebe dir auch noch die Villa in Marseille, so hat ihr auch ein Dach über den Kopf. Teile dir das Geld gut ein, so wirst du dein Leben lang davon gut zehren können und ein durchaus gutes und annehmbares Leben führen können.

Alexandre:
Soll das heißen dass ich das Elsass verlassen soll?

Rene:
Ja, das soll es bedeuten. Jean übernimmt dieses Gut, da ist nun mal deine Anwesenheit nicht mehr erforderlich.

Alexandre schaut seinen Vater mit verschränkten Armen böse und verbittert an.

Alexandre:
Soll ich mich sofort von hier entfernen Vater?

Rene:
Nein, ich gebe dir die Zeit die du benötigst mein Sohn. Für die Reise steht dir eine Kutsche mit Lenker zur freien Verfügung. Da ich ja kein Unmensch bin darfst du dir auch einen Diener aussuchen.

Alexandre:
Ihr seid zu gütig Vater. Ich verdiene als der Zweitgeborene nicht so viel Ehre von euch Vater. Ich nehme es dankend von Euch an.

Rene:
Ihr seit nun mal auch meinen Sohn, da ist es doch verständlich. Jetzt aber lässt uns weiter feiern. Zu dieser Stunde soll noch keiner dieses Haus verlassen.

Die Gäste klatschen vor Begeisterung und das Brautpaar umarmt sich. Alle feinern ausgelassen weiter, bis auf Alexandre, der steht wieder abseits ohne eine Regung zu zeigen.
Alexandre tritt zu den Zuschauern und spricht.


Alexandre:
Nie wurde ich so gedemütigt wie an diesen heutigen Tag. Ich hatte dies im geheimen schon immer erwartet, aber nicht in diesem Ausmaß.
Seht ihn an, den glücklichen Bräutigam. Ich wünsche dir den Tod und schlimmeres noch. Es genügt dir nicht, dass du mir die Frau entwendest die ich liebe, nein auch noch das was was mir allein zusteht.
Der feine Herr hat sich immer geistig betätigt und ich habe dafür zum Ausgleich meinen Rücken krumm gearbeitet.
Kein Anderer weiß mehr über dieses Gut als ich. Ich könnte es sogar besser verwalten als mein lieber Herr Vater!
Ich sollte noch dankbar sein für diese Güte die er mir entgegenbringt. Mich dann auch noch zu guter Letzt aus meiner geliebten Heimat zu vertreiben.
Wäre Mutter noch am Leben, würde es diese Ungerechtigkeit nicht geben.
Auch du Vater sollst dafür büßen, auch dir wünsche ich den Tod und zwar einen sehr qualvollen.
Fortan will ich mich nach außen dankbar zeigen, doch im Herzen und im Kopf wächst schon ein Plan. Soll die Zeit ruhig noch ein wenig verstreichen, aber ich werde keinen Handbreit von meinen Willen weichen.

Alexandre geht zurück zu der Feier und reiht sich ein als wäre er glücklich über diese Ankündigung und lässt sich von den anderen Gästen beglückwünschen.


Erster Aufzug
Dritte Szene




Die Feier ist vorbei. Die Diener sind damit beschäftigt die Unordnung zu beseitigen. Dabei besprechen sie das Geschehene.

1.Diener:
Du meine Güte haben die Herrschaften hier gefeiert, wie die Wilden.

2.Diener:
Du kannst es ruhig laut sagen. Und wer darf den Dreck mal wieder beseitigen und bekommt noch nicht mal ein Dank dafür zu hören weil es ja völlig selbstverständlich ist?

1.Diener:
Na wer wohl! Das Fußvolk muss sich dann die Finger schmutzig machen.

2.Diener:
Aber dafür leben wir hier doch ganz gut oder nicht. Es könnte uns schlechter gehen wie die Anderen in unserer Zunft.

1.Diener:
Das stimmt schon. Aber hier wirst du ja wie ein Gegenstand behandelt, selbst diese Kommode dort ist mehr wert als wir. Wir werden zwar entlohnt, aber können wir mal unsere Leistung und Dienst mal nicht mehr abrufen sind wir weniger Wert als dieses Möbelstück.

2.Diener:
Ich weiß genau was du meinst. Wir sind hier halt nur das Arbeitsvieh für gewisse Herrschaften im Hause.

1.Diener:
Ja, der Alte und sein Sohn Jean. Die meinen doch sie wären Gott persönlich. Als wenn wir keine Menschen wären die auch ihren Stolz und Gefühle hätten.

2.Diener:
Als die gute Frau Gilbeau noch lebte war das hier nicht so.

1.Diener:
Gott segne diese gütige Frau. Eine Frau wie sie wird es so schnell in diesen Gemäuern nicht mehr geben. Auch die Neue wird niemals ihre Größe erlangen.


2.Diener:
Ich kann dir sagen wie ich diese Lungenentzündung verflucht habe, die uns diesen wundervollen Menschen entrissen hat. Ich hoffe sie lebt im Paradies, ich kenne kaum einen anderen Menschen der es mehr verdient hätte.

1. Diener:
Oh, da gebe ich dir vollkommen recht mein Freund. Doch noch Jemandem wünsche ich das später mal von ganzen Herzen. Dem Herren Alexandre.

2. Diener:
Für wahr. Es ist seines Mutters Ebenbild. Er war sich nie zu fein die edelen Hände schmutzig zu machen.

1.Diener:
Ein wirklich guter Junge ist er. Aber hast du mitbekommen wie man ihn gedemütigt hat auf der Feier. Die verheilten sich so als wäre er ein Dienstbote wie wir.

2.Diener:
Gut gesprochen mein Freund. Dann kam aber noch diese Ankündigung von dem Alten. Eine Schande ist es für dieses Gut und allen Mitarbeitern. Niemand anderes als Alexandre könnte diese Anwesen besser führen.

1.Diener:
Ja stimmt. Er würde diese Gut zu mehr Glanz und ehrlichen Rum bringen als dieser überhebliche Jean. Der will doch nur gut Leben wie seine Frau. Feste feiern und sich in Samt und Seide hüllen.

2.Diener:
Wie wahr es doch ist. Er mag zwar gute Lehrer gehabt und sehr viel Wissen angehäuft haben, aber trotz allem bleibt er dumm und unfähig zur Arbeit.

1.Diener:
Wie recht du doch mal wieder hast. Lass uns lieber unsere Arbeit weiter verrichten und schweigen, ich glaube ich höre Schritte die nur vom Alten stammen können.

2.Diener:
Oh ja das könnte stimmen. Ich höre sie auch in der Ferne. Schnell. Schnell. An die Arbeit. Mögen diese Reichen Säcke doch in der Hölle schmoren.

1.Diener:
Oh je ich hoffe doch nur das Gott uns diese schlimmen Gedanken verzeihen wird.

Rene Gilbeau tritt auf und begutachtet die geleistete Arbeit des Hauspersonals.


Rene:
Ihr seid ja immer noch nicht fertig. Muss ich denn immer gleich mit der Peitsche drohen. Ihr seid das Geld wirklich nicht wert was ich euch bezahle. In fünf Minuten sieht das hier so aus wie es vor der Hochzeitsfeier war. Wir erwarten Besuch, ich möchte hier keinen Saustall vorfinden wenn dieser eintrifft. Ich hoffe doch stark ich habe mich für euch deutlich genug ausgedrückt.

1.Diener:
Ja mein Herr!

2.Diener:
In zwei Minuten mein Herr!

Die Diener räumen den Rest der Unordnung weg und verschwinden still.
Eloise tritt auf.

Rene:
Ah! Mein Kind ich hoffe du hast gut geschlafen?

Eloise:
Ja sehr gut sogar Herr Gilbeau.

Rene:
Fein. Aber bitte nenne mich nicht Herr Gilbeau meine Tochter. Du darfst mich ruhig Vater nennen da habe ich nichts dagegen du gehörst doch nun zur Familie Gilbeau.

Eloise:
Es ist noch alles etwas ungewohnt für mich nun eine Gilbeau zu sein. Mein Kopf braucht noch eine gewisse Zeit um es endgültig zu verstehen dass ich nun fortan keine Du Bois mehr bin. Aber mein Herz hat sich schon lange darauf eingestellt.

Rene:
Aber das weiß ich doch mein Kind. Da du nun mal schon hier bist kann ich auch gleich mit dir sprechen.

Eloise:
Gibt es einen besonderen Anlass dafür Vater?

Rene:
Ja den gibt es in der Tat mein Kind. Es geht und die eurige und die restliche der meinigen Zukunft. Doch auch einige finanzielle Angelegenheiten die nicht außer Betracht gelassen werden dürfen.

Eloise:
Das ist doch alles nicht nötig, es ist gut wie es ist Vater.

Rene:
Nein so ist es nun wirklich nicht, es muss noch einiges geregelt werden. Ich möchte dich und meinen Sohn auf einige wichtige Details hinweisen. Aus diesem Grunde habe ich auch deine Eltern für diesen Nachmittag nochmals hier her eingeladen.

Eloise:
Um welche wichtigen Details handelt es sich denn die unbedingt noch in Betracht gezogen werden müssen?

Rene:
Es handelt sich um meinen Ausstieg und euern Einstieg in die Geschäfte des Gutes, mein Verbleib und des Weiteren um das Erbe das du von deiner Familie erhältst, sprich die Zusammenlegung beider Anwesen.

Eloise:
Dieses viele Geld verwirrt mich, ich fühle mich grade nicht mehr in der Lage es aus dem richtigen Winkel zu betrachten.

Rene:
Ich weiß dass dir hierzu noch die Erfahrung fehlt, deswegen habe ich auch vor meinen Sohn mit allen Finanzellen Dingen zu beauftragen und es zu verwalten. Du sollst Jean nur in allen Angelegenheiten unterstützen, du bist ausschließlich das Bindeglied zu der Familie Du Bois. Du kannst besser auf die Entscheidungen Einfluss nehmen als wir es jemals dazu in der Lage gewesen wären.

Eloise:
Ich soll also meinen Vater und meine Mutter in ihren Entscheidungen so lenken dass sie den Wünschen meines Gatten und meines Schwiegervaters entsprechen?

Rene:
Ja und Nein. Es ist zu unser aller besten. Du mein Kind könntest bei diesem Abschluss ein Leben in vollkommenen Luxus führen, bis ans Ende deiner Tage.

Eloise:
Ich dachte ich wäre nur Mittel zum Zweck für die Familie Gilbeau?

Rene:
Gott bewahre nein mein Kind, dem ist wirklich nicht so. Ich liebe dich als wärst du mein eigenes Fleisch und Blut. Ich, aber auch Jean wollen etwas schaffen was für jeden von uns von Nutzen ist und beide Familien auf ewig stärken werden. Bedenke doch einmal genau, auch du und deine Eltern sind von nun an ein Teil von dieser Familie.

Eloise:
Gut dann will ich dir behilflich sein Vater, wenn es einen so großen Nutzen für beide Familien bedeutet und mir soviel Geld einbringen wird.

Rene:
Gutes Kind. Horch! Ich hör die Schritte meines Sohnes, schon blad wirst du mehr Erfahren.

Eloise:
Ich erkenne die Schritte meines geliebten Ehegatten.

Jean tritt auf. Umarmt und küsst seine Frau innig.

Jean:
Ich wünsche dir einen guten Morgen Frau Gilbeau. Ich hoffe du hast gut nach der letzten Nacht geschlafen?

Eloise:
Du warst ja bei mir mein Gatte, wie sollte ich denn nicht gut geschlafen haben. Dein Vater hat einige Mitteilungen zu machen.

Jean:
Wie ich sehe hat er meine Gattin schon ein wenig in unser Vorhaben eingewiesen.

Eloise:
Nicht direkt, aber ich bin bereit, dir mein Gatte die Schultern zu stärken. Doch sag mir was genau euer Vorhaben für unser aller Zukunft ist.

Jean:
Ich weiß, dass die Familie Du Bois nicht über dieses Ansehen und das Vermögen verfügt wie die Familie Gilbeau.

Eloise:
Was wäre denn so von Wert für dich was diese Familie sich nicht kaufen könnte?

Jean:
Dies ist gewiss richtig, aber ohne unsere gemeinsame Heirat wäre dieses Vorhaben meines Vaters und mir niemals gelungen. Weil dein lieber Herr Vater niemals verkaufen würde.

Eloise:
Was denn verkaufen? Das Haus und das kleine Stück Land?

Jean:
Nein. An dem Haus und dem Land haben wir kein Interesse. Aber an der kleinen Textilfabrik.


Eloise:
Fabrik wäre übertrieben. Dort wird nur Kleidung für die Menschen der Stadt und der näheren Umgebung hergestellt. Zwanzig Angestellte so weit ich darüber bescheit weiß. Es ist nicht gerade ein großes Anwesen, aber es hat immer zum guten Leben gereicht. Vater wollte nie vergrößern weil einfach immer das Geld dafür fehlte. Selbst dann bin ich mir nicht sicher was ihr mit der Firma eigentlich wollt.

Jean:
Diese Bedenken kann ich gut verstehen, es ist nicht das Geld was deinem Vater fehlte sondern die Beziehungen. Du wirst schon sehr blad mehr über unser Vorhaben erfahren mein Schatz, sobald deine Eltern hier sind. Deine Aufgabe besteht für das erste nur darin sie zu diesem Schritt des Überschreibens zu überzeugen. In dem Verhandlungsgespräch wirst du noch erfahren was unser genaues Ziel ist.

Rene:
Hör auf meinen Sohn, du bist von nun an eine von uns. Als Eheweib meines Sohnes hast du ihm zu gehorchen. Er und ich wollen nur das Beste für dich, glaube mir.

Eloise:
Ich glaub dir ja Vater und auch dir Jean. Ich werde meinen Vater schon dazu bewegen können mir die Firma zu überschreiben.

Jean:
Schön zu hören Schatz, du und deine Familie werden es nicht bereuen. Aber was hälst du davon wenn wir einen Ausritt machen?
Ich wäre gerne ein wenig mit dir allein, ich möchte einfach jede Sekunde mit dir genießen.

Eloise:
Ja sehr gerne doch Jean. Kommen meine Eltern nicht schon bald?

Rene:
Es sind noch ein paar Stunden bis dahin. Es ist nur gut wenn das junge Glück mehr Zeit mit sich verbringt. Es ist übrigens auch ein herrlicher Tag. Also los verschwindet ihr Zwei. Ich muss auch noch mit Alexandre sprechen.

Jean:
Danke Vater. Ihr habt so recht mit diesem wundervollen Tag. Komm mit mir mein Schatz.

Eloise:
Danke dir Vater.

Jean und Eloise verlassen das Geschehen Hand in Hand um zu den Ställen zu gehen.


Rene:
Diener!

1.Diener:
Ja mein Herr? Was kann ich für sie tun?

Rene:
Ich muss mit meinen Sohn Alexandre sprechen. Holt ihn her, aber plötzlich. Wenn du verstanden hast was ich dir grade gesagt habe, es ist wichtig. Also lege einen Schritt zu, es sollte schneller sein als du putzt.

1.Diener:
Ja sehrwohl mein Herr. Ich eile.

Der Diener läuft sofort los. Alexandre tritt kurze Zeit später auf. Er kommt gerade aus den Pferdeställen und ist völlig verdreckt vom ausmisten.

Alexandre:
Vater. Ihr habt nach mir rufen lassen?

Rene:
Ja das habe ich in der Tat. Aber wie siehst du denn schon wieder aus? Du bist ja völlig verdreckt, siehst aus wie ein Stallbursche und riechst auch noch wie einer.

Alexandre:
Ich habe die Pferdeställe ausgemistet Vater.

Rene:
Das kann ich sehen und auch riechen. Wofür haben wir eigentlich einen Stallburschen Sohn? Schließlich bezahle ich ihn für diese Arbeit.

Alexandre:
Er heißt Marcel und ich habe ihm nur bei seiner Arbeit geholfen, die für eine Person einfach zu viel ist.

Rene:
Er heißt Marcel. Du führst dich auf wie ein kleines verzogenes Gör. Personal bleibt Personal, seit wann brauchen die einen Namen.

Alexandre:
Weil er auch ein Mensch ist wie du und ich Vater. Mit macht die Arbeit große Freude, und ich half ihm auch aus dem Grunde weil er mein Freund ist.


Rene:
Papalapap! Freund, dass ich nicht lache. Personal ist ein Gebrauchsgegenstand, ein Werkzeug eben. Sie sind alle austauschbar Sohn. Jedes Pferd in unseren Ställen ist wertvoller als dieses faule Pack. Du bist wie deine Mutter, du hast nichts gelernt all die Jahre. So wird niemals etwas aus dir. Unfähig zum Geld zu verdienen, Macht und Ansehen zu erlangen. Warum kannst du wenigstens etwas so sein wie dein Bruder?

Alexandre:
Lass Mutter aus dem Spiel Vater. Sie war der beste Mensch den ich kannte. Und nur weil ich nicht so leben will wie du oder Jean, heißt das noch lange nicht dass ich unfähig bin auf eigenen Füssen zu stehen.

Rene:
Was soll ich mich unnötig mit dir streiten, du bist der Mühe einfach nicht Wert, das habe ich bereits vor Jahren aufgegeben.

Alexandre:
Vielen Dank für diese gütigen Worte Vater. Mit anderen Worten, in euren Augen bin ich ein Versager weil ich glücklich bin wie ich lebe.

Rene:
Ja! Das bist du. Aber auch dumm und ein Träumer bist du, der ohne mein Geld in der Gosse gelandet wäre wie all das ganze andere Gesocks.

Alexandre:
Danke nochmals für diesen Einblick in eure Gedanken und euer Seelenleben Vater. Ist das alles, wolltet ihr mich nur beleidigen? Oder gibt es noch ein Anliegen für euer Rufen?

Rene:
Das gibt es. Wie weit bist du mit den Vorbereitungen für deine Abreise?

Alexandre:
Ich bin noch gar nicht damit angefangen Vater. Ihr sagtet ich hätte die Zeit die ich benötige.

Rene:
Wie das Personal! Ich gebe dir eine Woche Zeit, dann will ich dass du hier verschwunden bist.

Alexandre:
Ihr wollt mich also so schnell wie möglich los werden Vater, aber wieso? Störe ich denn jemaden durch meine Anwesenheit?

Rene:
Du störst mich! Dem Ehepaar und unseren Zukunftsplänen.

Alexandre:
Welchen Plänen? Was habt ihr denn vor Vater?

Rene:
Das geht dich nichts mehr an Sohn, du gehörst nicht länger mehr zu dem engeren Kreis dieser Familie. Du bist nur noch ein Störfaktor für uns geworden, verschwinde. Meine Augen können dich nicht mehr länger ertragen. Oh! Mir wird schon ganz übel von dem Gestank der an dir haftet. Geh und bereite deine Abreise vor. Wir wollen alle eine Zukunft ohne diesen Dienstboten hier.

Alexandre:
Das werde ich machen, wenn ich nicht mehr länger in diesem Hause erwünscht bin. Ich verfluche euch, ich wünsche euch die Pest am Halse. Elendig sollt ihr zu Grunde gehen, ihr und eure ach so nette Familie.

Rene:
Ein netter kindischer Fluch.

Alexandre wendet sich wütend stampfend ab und geht ohne sich noch einmal umzuschauen.

Rene:
Endlich lässt dieser Gestank nach.

Alexandre wendet sich wieder den Zuschauern zu und spricht.

Alexandre:
Dies ist mein Vater. Man sollte es nicht glauben dass er immer so war. Nein. Das bei weitem nicht. Als seine Frau und meine gütige Frau Mutter noch lebten war er ein netter höflicher Mann gewesen, so glaubte ich das all die Jahre.
Aber der Hass war wohl immer schon in ihm gewesen, tief in seinem Herzen versteckt.
Nur Jean kam ihm im Geiste näher und war ihm ebenbürtig, ich war von Anfang mehr wie meine liebe Mutter. Sie hat mich die wahren Tugenden gelehrt. Ehrlichkeit, Genügsamkeit, Freundlichkeit und die Freude am Leben selbst.
Sie sagte immer im Gelde steckt der Teufel selbst, er verführt dich und vergiftet dein Herz. Und zu all dieser Grausamkeit macht es dich zum Sklaven, immer im Bestreben noch mehr zu erlangen.
Denn es täuscht dir vor nur allein mit ihm glücklich zu sein. Doch im einfachen Leben habe ich mein Glück gefunden, mein Vater will es einfach nicht erkennen.
Nun jagt er mich fort. Aber wieso? Was für ein Plan mag das sein, den ich durch meine Anwesenheit vereiteln könnte?
Ich will mein Ohr offen halten und auf der Hut sein.

Alexandre verlässt das Geschehen und wartet geduldig auf die Eltern von Eloise in einem Versteck.

Erster Aufzug
Vierte Szene




Rene Gilbeau sitzt im großen Saal und wartet auf seine Gäste.

2.Diener:
Mein Herr!

Rene:
Ja was gibt es denn?

2.Diener:
Ihre Gäste. Herr und Frau Du Bois sind soeben eingetroffen.

Rene:
Dann bringe sie sofort herein oder sollen sie draußen verweilen?

2.Diener:
Sehrwohl Herr Gilbeau. Sofort.

Rene:
Wenn sie bei mir sind legst du einen Schritt zu und sorgst dafür dass meine Tochter und mein Sohn zu diesem Gespräch erscheinen. Es ist äußerst wichtig.

2.Diener:
Selbstverständlich mein Herr, wie ihr wünscht.

Nach kurzer Zeit erscheint der Diener wieder und kündigt die Gäste an.

2.Diener:
Mein Herr! Phillip Du Bois und seine Gattin Therese Du Bois.

Rene:
Ah! Da seid ihr ja. Ich hoffe die Fahrt hierher war angenehm?

Phillip:
Das war sie in der Tat, bei diesem wunderschönen Tag.

Therese:
Ja das ist er. Aus welchen Grunde wolltet ihr denn mit uns sprechen Rene?


Philip:
Das frage ich mich auch schon seit der gesamten Fahrt hierher. Euer Bote war sehr schweigsam diesbezüglich gewesen. Sagt schon aus welchem so wichtigen Anlass wurden wir gerufen?

Rene:
Ich möchte dir mein Schwager ein Angebot unterbreiten, aber hab ein wenig Geduld ich möchte noch auf unsere Kinder warten. Erst wenn alle anwesend sind will ich mit euch darüber sprechen. Ich habe sie schon rufen lassen, lange kann ihr eintreffen nicht mehr dauern.

Therese:
Nun gut, dann warten wir noch ein wenig gemeinsam.

Phillip:
Das werden wir dann wohl zwangsläufig machen müssen, uns noch etwas in Geduld üben. Auf ein paar Minuten Spannung mehr oder weniger kommt es nun wirklich nicht mehr an.

Schon einen kurzen Moment später stürmen die Kinder in den großen Saal herein.

Jean:
Hier sind wir Vater. Oh, ich sehe schon die Gäste sind da. Lasst euch umarmen und küssen meine lieben Schwiegereltern.

Eloise:
Ich freue mich euch wieder zu sehen.

Phillip:
Wir freuen uns auch euch so wohlbehalten zu sehen.

Therese:
Ich habe euch Kinder schon nach nur einen Tag vermisst.

Rene:
Nun da wir ja alle vollzählig sind können wir beginnen.

Phillip:
Ich bitte darum. Jetzt sagt schon um was es sich handelt Schwager.

Therese:
Lieber Rene haltet uns nicht länger hin.

Rene:
Willst du nicht als erster beginnen mein Sohn, oder soll ich es?
Jean:
Ich halte es für besser wenn ihr beginnt Vater, ich werde mich dann zu einem späteren Zeitpunkt einbringen wenn es von Nöten ist.

Rene:
Gut, so soll es dann sein. Also mein lieber Schwager Phillip, meine liebe Schwägerin Therese es handelt sich um folgendes. Ich, mein Sohn und eure Tochter möchten eure kleine Textilfabrik übernehmen.

Phillip:
Ihr wollt bitte was?

Jean:
Du hast richtig gehört mein lieber Schwiegervater.

Phillip:
Ich werde niemals verkaufen.

Eloise:
Vater bitte, seid nicht so störrisch. Hör dir das Angebot doch erst einmal genau an. Ich habe mir ihren Plan angehört und er ist wirklich großartig.

Therese:
Ich stimme deinem Vater zu mein Kind, unser Leben steckt in diesen Unternehmen, wir sind dieses Unternehmen.

Rene:
Ihr sollt auf keinen Fall mit nur ein paar lächerlichen Franken abgespeist werden.

Jean:
Ihr werdet sogar sehr reich werden. Reicher als ihr es jemals zuvor wart.

Phillip:
Ich kann diesen Worten nun wirklich keinen Glauben schenken, aber ich höre mir euer Angebot an. Meiner Tochter zuliebe.

Rene:
Ich möchte diese Fabrik erwerben mein lieber Schwager. Ich besitze den Einfluss und das Geld sie zu vergrößern. Es soll ein drittes Standbein werden, neben den Weinanbau und der Pferdezucht. Ich kann dir versichern dass keiner deiner alten Angestellten entlassen wird.

Therese:
Was willst du mit dieser Fabrik? In deinem Alter sollte ein Mann so langsam sein Leben genießen wie du auf der Hochzeitsfeier schon sagtest und nicht mehr dem Geld hinterherjagen.

Rene:
Das ist schon richtig Schwägerin. Ich werde mich auch wie schon angekündigt zur Ruhe setzen und meinen Lebensabend genießen. Dies soll für unsere Kinder sein und ich denke auch an die vielen Enkelkinder, die die Beiden uns schenken werden.

Phillip:
Ich bin mir nicht so sicher ob ich mein Lebenswerk so einfach aufgeben werde und kann. Wovon sollen wir denn Leben?

Jean:
Das soll das geringste Übel sein. Ich und mein Vater haben eine angemessene Summe dafür festgelegt.

Therese:
Diese Fabrik ist nicht gerade groß und nun wirklich kein Schmuckstück. Der Erlös würde nicht für unseren Lebensabend ausreichend sein.

Rene:
Hier ist der Vertrag. Hiermit überschreibst du Eloise die Textilfabrik offiziell, der Besitz geht dann an mich und meinen Sohn über. Dafür bekommt die Familie Du Bois 250.000 Franken und zuzüglich 0,5% des Erlöses vom Weinverkauf. Ich denke es lässt sich damit einen angenehmen Lebensabend führen.

Phillip:
Soviel Geld. Aber das ist diese Fabrik niemals wert. Warum soviel? Da muss doch ein Haken dran sein.

Therese:
Soviel Geld haben wir noch nie besessen.

Jean:
Das machen wir auch nur weil ihr von nun an ein Teil dieser Familie seid. Ihr helft uns und wir helfen euch. Wir wollen halt nur, dass es euch gut ergeht.

Eloise:
Das ist doch wundervoll, dieses Angebot könnt ihr unmöglich ausschlagen.

Phillip:
Das ist ein sehr gutes Angebot mein Kind, aber ich kann nicht hier und jetzt unterschreiben. Das muss ich mit deiner Mutter besprechen. Diese Entscheidung ist einfach zu tief greifend auf unser Leben.

Therese:
Dein Vater braucht einfach die Zeit mein Kind. Das ist ein so endgültiger und gewagter Schritt.


Rene:
Ich zwinge euch zu nichts. Wir machen es folgendermaßen, ich gebe euch den Vertrag hier mit. Ihr lest ihn euch nochmals gut durch und überdenkt alles in Ruhe. Dann werdet ihr auch schnell feststellen dass kein Haken daran ist. Denkt einfach auch mal an euch und eure Tochter. Macht das was für alle das Beste wäre.

Jean:
Lasst euch die Zeit, wir drängen euch nicht.

Phillip:
Es ist besser wir fahren jetzt nach Hause und besprechen dieses Angebot noch einmal unter vier Augen.

Eloise:
Ich werde euch begleiten, dann sprechen wir nochmals gemeinsam als Familie über dieses Angebot.

Therese:
Dafür bin ich auch. Ich halte es für klüger wenn wir Drei dies besprechen, nur wenn ihr nichts dagegen habt mein lieber Schwager.

Rene:
Nicht im Geringsten meine liebe Therese.

Jean:
Wir sprechen uns dann in ein paar Tagen.

Eloise:
Ich werde dann für einige Stunden fort sein mein Gatte.

Jean:
Mach das Eloise, spreche in Ruhe mit deinen Eltern darüber.

Eloise:
Wir sehen uns so schnell wie möglich wieder mein Liebster.

Verstört verabschieden sich Herr und Frau Du Bois und entfernen sich nachdenklich mit Eloise vom Geschehen.

Rene:
Wir sind so nah dran mein Sohn. Ich hoffe du hast ihr nicht alles über unseren Plan gesagt?

Jean:
Nein Vater. Nur jehne Details die sie wissen muss um uns dienlich zu sein.

Rene:
Und das wäre mein Sohn?

Jean:
Wie du schon erwähntest, dass es für uns und unsere Kinder sein soll. Ich habe ihr auch verdeutlicht, dass sie einen wesentlichen Teil mitzubestimmen hätte.

Rene:
Du hast was gesagt! Das kann doch nicht dein ernst sein Junge?

Jean:
Bitte sei nicht beunruhigt und verärgert Vater. Sie glaubt sie würde das Familienunternehmen weiterführen und so würde es doch in der Familie Du Bois bleiben.

Rene:
Wenn das mal kein großer Fehler von dir war Sohn. Alle Weibsbilder sind sehr besitzergreifend.

Jean:
Lass das nur mal meine Sorge sein Vater. Sie sorgt damit für die nötige Unterschrift, wenn sie aber glaubt das Unternehmen führen zu müssen, prügel ich ihr diesen Gedanken schon aus. Ich bin immer noch der Hausherr.

Rene:
Du bist wahrhaft mein Sohn, ein geborener Geschäftsmann. Und wenn die Familie Du Bois hinterher Schwierigkeiten machen sollte, wird es einfach ein paar Verkettungen von unglücklichen Zufällen geben.

Jean:
Geanu Vater. Diese werden die Familie Du Bois ganz schnell zu wirklich armen Menschen machen. Wenn sie es dann überhaupt noch erleben werden.

Rene und Jean lachen hämisch in das Publikum hinein.

Jean:
Habt ihr bereits alles in die Wege geleitet Vater?

Rene:
Das habe ich in der Tat mein Sohn. Sobald die Unterschrift auf dem Papier ist können wir sofort beginnen.

Jean:
Ist es denn problemlos von statten gelaufen?


Rene:
Durchaus nicht. Es ist zwar schon einige Jahre her, dass ich und der jetzige Verteidigungsminister zusammen studiert haben, aber wir haben den gemeinsamen Kontakt nie verloren.

Jean:
Er hat trotz der geringen Leistung und Größe der Fabrik zugestimmt?

Rene:
Es war nicht so einfach gewesen ihn zu überzeugen, aber ich habe es geschafft. Wir müssen einzig nur noch etwas ausbauen, das ist die Bedingung der er uns gestellt hat.

Jean:
Das heißt also dann, dass wir für alle Soldaten in Frankreich die Uniformen herstellen?

Rene:
Ganz genau das bedeutet es dann Sohn. Jedoch das reicht mir noch lange nicht.

Jean:
Das reicht uns nicht? Warum? Damit haben wir doch eine Monopolstellung, eine Geldquelle die nie versiegen kann.

Rene:
Ich stehe noch in weiteren Verhandlungen. Ich will auch die Uniformen in den Kolonien herstellen lassen.

Jean:
Das ist ja mehr als nur großartig Vater. Mit dem Geld das wir erwirtschaften können wir dann endlich mehr Land kaufen und somit den Preis von unsern Wein selbst bestimmen was wir für angemessen erachten.

Rene:
Sei nicht so bescheiden. Dies wird der Einstieg für dich in die Politik sein. Es geht hier keinesfalls um Geld, sondern um Macht und Einfluss.

Jean:
Dann kann ich ja jeden aus dem Weg räumen der mich stört. Das ist eine schöne Vorstellung.

Rene:
Das meine ich doch. Niemand wird uns dann mehr aufhalten können, dann leben wir hier im Elsass wie Könige.


Jean:
Mit etwas Geduld werde ich noch die Geschicke von ganz Frankreich lenken können.

Beide lachen böse und ausgelassen ins Publikum. Alexandre tritt hastig aus seinem Versteck hervor.

Alexandre:
Das werde ich zu verhindern wissen. Das werde ich niemals zulassen.

Jean:
Wie ich sehe bist du noch immer hier mein Bruder. Man lauscht nicht fremden Gesprächen die einen nichts angehen, das solltest selbst du wissen Bruder. Ich rate dir lieber schnell zu verschwinden.

Alexandre:
Das werde ich nicht. Ich schaue nicht tatenlos zu wie ihr diese Familie zerstört.

Rene:
Was willst du schon gegen uns ausrichten. Nimm das Geld und verlasse dieses Gut und verlasse für immer das Elsass. Bevor ich es mir noch anders überlege und vergesse dass du mein Sohn bist.

Alexandre:
Ich lasse mich nicht kaufen, ihr könnt mich nicht mit Geld zum schweigen bringen. Das was ihr vorhabt ist ein Verbrechen.

Rene:
Ein Verbrechen, dass ich nicht lache. so etwas nennt man Geschäfte machen. Was glaubst du denn wie kommt ein Mann zu solch einer Macht? Ein jeder der diese Möglichkeiten besitzt macht es auf diesem Wege.

Alexandre:
Ihr beutet andere Menschen aus damit ihr euch bereichern könnt, das soll kein Verbrechen sein. Ich werde es allen erzählen was ihr vorhabt. Genau das werde ich tun.

Rene:
Wer sollte dir schon glauben, ein jeder hier weiß dass du nicht gerade der klügste Kopf bist, um es mal freundlich für deine Ohren auszudrücken. Um genau zu sein ein Dorftrottel, ein Träumer, ein Stallbursche der nach Mist stinkt.

Jean:
Niemand wird einen Dorftrottel wie dir glauben schenken.


Alexandre:
Nur weil ich langsamer bin als andere heißt es noch lange nicht dass ich dumm bin. Und du Jean liebst Eloise doch überhaupt nicht. Diese ganze Heirat ist nur ein
Schwindel.

Jean:
Du scheinst ja doch nicht so dumm zu sein wie du aussiehst Bruder. Natürlich ist es eine Lüge, aber sieh dich doch an. So eine jämmerliche Gestalt hätte sie niemals geheiratet.

Alexandre:
Ich werde Eloise und ihren Eltern alles erzählen. Dann geh ich noch zur Polizei, ihr werdet schon sehen das man mir glauben schenken wird.

Rene:
Überreize nicht meine Engelsgeduld mit dir Sohn. Zum allerletzten Mal, halte dich aus dieser Angelegenheit raus. Sonst wird dir noch etwas zustoßen.

Alexandre:
Was soll mir denn zustoßen Vater? Will mein Vater mir etwa drohen?

Jean:
Das ist keine Drohung mehr, das ist eine Tatsache und Warnung. So jemanden wie dich wird hier niemand vermissen. Wir müssen nur sagen, dass du schon immer etwas schwierig warst. Das weiß ohnehin jeder im Dorf. Er ist einfach gegangen, wohin wissen wir nicht. Mit dieser Erklärung wird sich jeder zufriedengeben.

Alexandre:
Ihr wollt mich töten, nur um euer Ziel zu erreichen?

Rene:
Wenn du uns keine andere Möglichkeit lässt Sohn.

Alexandre:
Ihr seid nichts weiter als Betrüger, Verbrecher und Mörder.

Jean:
Vorsicht mit dieser Aussage, bis jetzt ist noch niemand zu Schaden gekommen Bruder.

Rene:
Dies könnte sich aber sehr schnell ändern. Packe deine Sachen und verlasse mein Haus.

Alexandre:
Wie könnt ihr nur so etwas sagen Vater, ich bin euer Fleisch und Blut. Liebt ihr mich denn überhaupt nicht?

Rene:
Ich hasste dich schon von dem Tag deiner Geburt. Wäre deine Mutter nicht gewesen hätte ich dieses schwächliche Kind was du warst schon längst im nächsten Fluss ertränkt. Lange genug musste ich dich schon ertragen und durchfüttern. Damit ist jetzt für immer Schluss. Nimm dieses Angebot von mir an oder wähle die nicht angenehmere Variante.

Alexandre:
Gut Vater ich werde gehen so wie ihr es und mein Bruder wünscht.

Jean:
Eine gute Wahl hast du da getroffen. Bitte geh uns jetzt aus den Augen, uns ist schon übel genug von diesem jämmerlichen Anblick.

Alexandre senkt den Kopf und geht traurig fort ohne sich nochmals umzudrehen.

Rene:
Geh ihm nach Sohn und verleihe unseren Worten den nötigen Nachdruck. Aber lass dich nicht von deiner Wut zu sehr hinreißen.

Jean:
Es wird mir ein Vergnügen sein Vater.

Rene:
Gerade deswegen. Sorge einfach nur dafür dass es niemand mitbekommt.

Jean:
Natürlich Vater.

Jean geht Alexandre nach. Er grinst über beide Ohren. Eloise tritt nachdem er verschwunden ist freudestrahlend mit dem Vertrag in den Händen auf.

Eloise:
Rene, Schwiegervater. Ich habe die Unterschrift von meinem Vater erhalten.

Rene:
Kind, sag wie hast du es so schnell geschafft sie zu überzeugen?

Eloise:
Ich habe sie einfach mit der Wahrheit überzeugt, dass ich im Grunde das Unternehmen weiterführen werde. So bleibt doch alles in Familienbesitz.


Rene:
Du bist wahrlich eine kluge Frau. Gib mir bitte den Vertrag. Oh ja, da ist die Unterschrift. Sehr schön, dann können wir schon bald mit dem Ausbau beginnen.

Eloise:
Was ist mit dem Geld das meine Eltern bekommen?

Rene:
Das ist schon so gut wie veranlasst. Ich sage nur noch meiner Bank bescheid.

Eloise:
Das wird meine Eltern sehr erfreuen.

Rene:
Ja meine liebe Eloise das wird sie bestimmt. Bitte lass mich nun allein, ich muss noch einige geschäftliche Angelegenheiten klären.

Eloise:
Aber natürlich Vater. Ich freue mich schon sehr auf unsere gemeinsame Zusammenarbeit.

Eloise geht. Rene Gilbeau spricht laut zu sich.

Rene:
Das werden wir noch sehen wer hier am längeren Hebel sitzt.

Die Bühne verdunkelt sich und das Licht fällt auf Alexandre der weit abseits von seinem Vater steht. Sein Vater verschwindet im Dunkel und der Lichtstrahl ist nur auf Alexandre gerichtet. Das Publikum kann sehen das er Schrammen im Gesicht und ein blaues Auge hat. Seine Kleider sind stellenweise zerrissen.

Alexandre:
Seht mich nur an. Das war mein lieber Bruder, auf Befehl meines Vaters. Ich wurde geschlagen und misshandelt. Nur um den Worten von vorhin den nötigen Nachdruck zu verleihen. So soll ich für immer schweigen und das Land verlassen.
Erst wollte ich Eloise warnen aber als ich da auf den Boden vor meinem Bruder lag, mit dem Gesicht im Dreck und die Schmerzen in meinem ganzen Körper, beschloss ich etwas ganz anderes.
Rache!. Ja ich will Rache! Ich werde die Beiden vernichten und holen was mir zusteht. Aber vorerst muss ich mir Verbündete suchen. Ich weiß ich gehe zu dem Stallburschen Marcel der wird mir beistehen. Oder noch eine andere Möglichkeit! Ja das wäre ein Versuch wert. Ich und dumm, das ich nicht lache. Ich will verdammt sein wenn diese Eingebung nicht von Erfolg gekrönt wäre.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.03.2012

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