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Kapitel 1




„Papa, warum hast du mir nichts gesagt? Warum hast du mich nicht gerufen? Warum musstest du gehen, warum?“
„Ist schon gut mein Kind, mach dir keine Sorgen um mich, es geht mir sehr gut.“
Er lächelt. Er lächelt jedes Mal, wenn ich von ihm träume. Und er hat jedes Mal einen weißen Anzug an, sein Schnurrbart ist schwarz und sauber geschnitten wie immer. Und jedes Mal frage ich ihn dasselbe und jedes Mal antwortet er mir dasselbe.

Ich stehe auf und gehe ins Wohnzimmer, zünde mir eine Zigarette an und schaue auf sein Foto.
Er lächelt mir zu und ich versinke im Gedanken in die Vergangenheit …

Kapitel 2



Mein Name ist Zeynep*. Meine Familie und Freunde nennen mich Zeyno. Ich bin 27 Jahre alt, verheiratet und eine Mama. Außerdem bin ich die älteste von 4 Kindern.

Ich fange lieber von ganz vorne an.

Meine Eltern haben sich in der Türkei, auf der Arbeit kennengelernt und sich ineinander verliebt. Sie haben geheiratet und eigentlich bevor ich auf die Welt kam einen Sohn bekommen, der aber leider von einem Arzt und seiner Gehilfin an eine Familie verkauft wurde. Meine Eltern bekamen die Antwort auf die Frage
„Wo ist unser Sohn?“
„Es tut uns leid, ihr Sohn ist leider gestorben. Als eine Krankenschwester die Babybetten ins Aufzug brachte fiel Ihr Sohn aus dem Bett und die Türen des Aufzuges haben sich geschlossen und…“ Natürlich müsste man es nicht glauben aber bei so einem Schock glaubt man alles bzw. kann man ja sowieso nicht klar denken. Sie gaben meinem Papa und meinem Opa eine Leiche von irgendeinem anderen Kind, was sie begraben sollten.
„Mein Beileid. Leider müssen sie sich selbst um die Bestattung kümmern, hier ist das Leichnam ihres Kindes.“ Und so gingen Papa und Opa zu einem Friedhof und begruben es still. Davor wurde meiner Mama gesagt: „Ihr Sohn hat Gelbsucht, er muss hier im Krankenhaus bleiben. Sie können nachhause gehen, wir melden uns bei Ihnen.“
Als mein Papa und Opa mit traurigem Gesicht nachhause kamen, saß meine Mama vor der Tür. Sie stand auf und fragte
„Und? Wann gehen wir endlich unseren Sohn holen? Meine Milch fließt die ganze Zeit umsonst.“
Tja, ihr könnt euch wahrscheinlich gut vorstellen wie sich meine Mama gefühlt haben muss als sie das schreckliche erfuhr.


Zwei Jahre später, 1984 wurde ich geboren. Als ich noch 9 Monate alt war ist mein Papa nach Frankreich gereist um dort zu arbeiten. Und meine Mama sollte erstmals in der Türkei mit mir bleiben bis uns mein Papa abholen kam. Mama war auch immer arbeiten, so haben meine Oma und mein Opa sich um mich gekümmert bis ich 5 Jahre alt war. Denn dann kam endlich mein Papa um uns abzuholen.
Natürlich war das abschied wohl schwer, ich habe geweint und wollte mein Opa nicht loslassen, denn ich kannte meinem Papa doch überhaupt gar nicht. Mein Opa hatte mich getröstet, er sagte;
„Du kommst doch bald wieder Zeyno. Außerdem wirst du im Flugzeug sitzen und über uns fliegen, ich werde dir winken.“
Meine Mama hat natürlich auch sehr geweint, denn sie wusste nicht wann sie wieder ihre Eltern sehen würde, sie hoffte natürlich sehr bald aber wissen tat sie es nicht.
Ich kann mich noch ganz gut erinnern, wir sind in das Taxi eingestiegen, mein Opa konnte nicht anders und stieg ebenso mit ein und nahm mich auf den Schoss. Er küsste mich, streichelte meine Haare, mein Gesicht und weinte dabei. Meine Mama saß neben ihm, hielt seine Hand und weinte ebenfalls. Papa saß vorne, schaute nach hinten zu mir und lächelte traurig. Dann am Flughafen mussten wir endgültig abschied nehmen..
Als ich aufwachte lag ich auf den Schoss meiner Mama. Wir waren im Taxi aber Opa war nicht da. Mama weinte immer noch und flüsterte mir zu;
„Schlaf ruhig weiter, dein Papa sagt wir sind gleich zuhause.“


*Zeynep ist ein alter, klassischer türkischer Vorname. Er bedeutet auch "Vaters Juwel / Schatz" oder so ähnlich. "Zeyn" bedeutet im Osmanischen Juwel oder Schmuckstück. "Nep" ist eine Beugung oder eine andere Form des arabischen "bin", das "Vater" bedeutet.

Kapitel 3


Als wir in die Wohnung reinkamen, war es still. Es war natürlich voll möbliert aber sehr schlicht. Es hingen keine Teppiche an der Wand wie bei Oma und Opa. Mein Papa zeigte mir etwas Wunderbares, ein Aquarium.Es waren Fische in verschiedenen Farben darin. Meine erste Frage war;
„Haben die Fische sooo Durst, dass du sie in einem Eimer voll mit Wasser getan hast?“
Mein Papa lachte und erklärte mir, was dieser Eimer war.
Dann führte er uns in der Wohnung rum. Wenn man in die Wohnung reinkam, war sofort links die Küche, geradeaus war eine kleine Diele, dass ins Wohnzimmer führte. Das Wohnzimmer war recht groß. Rechts war ein tisch mit 4 Stühlen, links war die Couchgarnitur und eine Wohnwand mit eingebauten „Eimer“.Und daneben ein Fernseher Tisch mit einem Fernsehgerät. Wenn man an dem Esstisch vorbei geradeaus ging, kam eine weitere kleine diele.Rechts war das Schlafzimmer, links gegenüber war das Badezimmer und weiter rechts kam das Kinderzimmer. Mein Zimmer. Papa hatte es so eingerichtet, als wäre es für Prinzessinnen gedacht. Es waren lauter Spielsachen, Puppen und Puppenwagen. Aber das schönste war, dass alles komplett in Rosa war. Und das alles ganz für mich allein.
Allein?
Ich habe doch bisher noch nie alleine geschlafen. Opa oder Oma haben immer mit mir auf einer Matratze geschlafen. Ich fing an zu weinen, still zwischen den Puppen. Papa kam wieder zu mir und fragte warum ich weinte, tja wie auf Kommando weinte ich lauter und lauter und mein Papa war natürlich verzweifelt. Mama kam zu mir, nahm mich in die Arme und sagte;
„Keine Angst Schatz, du schläfst mit uns im Bett.“ Das tat gut.

Dann hat Papa für uns gekocht. Nachdem Essen hat mein Papa etwas in die Hand genommen, darauf gedrückt und auf einmal ging das fernsehergerät an! Konnte mein Papa zaubern? Wie hatte er das nur gemacht, ohne zum Fernseher zu gehen und auf den Knopf zu drücken und mit den anderen Knöpfen die Sender zu wechseln? Bei Opa durfte ich immer auf die Knöpfe am Fernseher drücken und auf den Sender einstellen, auf den immer Mickey Mouse lief, natürlich schwarz-weiß.
Aber Papa konnte die Sender wechseln ohne das er das Gerät anfasste. Ich habe es am nächsten Morgen erfahren als, ich das „ding“ in die Hand nahm und sah das da tasten waren. Ich drückte einfach auf irgendeine taste und der Fernseher ging an. Ich weiß noch wie ich mir vorstellte, wie ich das „ding“ meinem Opa schenkte, damit er nicht selber aufstehen und auf die Knöpfe am Fernseher drücken musste wenn ich nicht da bin. Natürlich erfuhr ich auch, dass das „ding“ eine Fernbedienung war.

An jenem Abend, im Jahre 1990,klopfte und hämmerte es an der Tür. Es war der Freund von Papa;
„Schnell, wir müssen heute Nacht noch weg. Wir haben alle die Abschiebung bekommen!“

Dann ging alles ganz schnell. Und wieder saßen wir in einem Auto und wurden irgendwohin gefahren.
Alles andere ist aus meinem Gedächtnis, ich kann mich nur an diese Sachen erinnern was, das Leben in Frankreich betrifft.

Kapitel 4


Wir wurden durch Wälder und enge Gassen gefahren. Ich schlief die meiste Zeit oder kotzte.
Dann hielten wir irgendwo an, wir waren in Holland angekommen.
Der Fahrer und mein Papa gingen auf einem Haus zu und klingelten an der Tür. Die Tür ging auf und mein Papa rief uns zu sich. Wir wurden freundlich umarmt und geküsst. Dann aßen wir alle gemeinsam. Der Onkel und die Tante, die in diesem Haus wohnten bewirteten uns herzlichst. Ich wurde immer wieder von der Tante umarmt und geküsst.

Natürlich hat mein Papa dann auch hier eine Wohnung gemietet. Diese Wohnung war schöner als die andere fand ich. wenn man die Treppen hochging, war links das Wohnzimmer mit einer offenen Küche, auf der rechten ecke. Gegenüber von der Treppe war das Gäste WC, rechts kam eine weitere Treppe zum Obergeschoss. Dort waren 3 Schlafzimmer und ein Badezimmer. Aber das wichtigste war; hier hatte ich Freunde. Ich hatte hauptsächlich nur Freunde, keine Freundinnen. Wir spielten mit unseren Murmeln und ab und zu Fußball. Mama war dick geworden aber sie sagte mir, dass sie ein Baby im Bauch hatte.

Ich durfte immer draußen vor der Tür mit meinen Freunden spielen. Eines Tages, das vergesse ich nie, hat mich einer von den Jungs etwas gefragt;

„Hey Zeyno, ich will dich etwas fragen, mal sehen ob du so klug bist wie ich. Aber alle anderen halten die klappe und sagen nichts!“
„Frag.“ Sagte ich.
„Gut, dann sag mir mal Zeyno; wie oft gibt es den Gott? Psst, sagt bloß nicht die Antwort!“ drohte er auch noch die anderen, die eigentlich am Kichern waren.
Er wollte also wissen, ob ich genauso klug war wie er? Meine Antwort machte ihn und all die anderen sprachlos und ich glaube er zweifelte dann sogar an seiner Klugheit.
„Pah! Als wüsste ich das nicht!“ sagte ich.
„Gut, dann sag.“
Ich wedelte mit der Hand und sagte;
„Es gibt sehr viele Gotts!“
Alle lachten und nannten mich singend; „Dummkopf! Dummkopf!“
„Ihr seid doch selber alle Dumm! Denkt ihr der Gott von Holland kann Französisch? Oder der Gott von Frankreich Türkisch?! Deshalb hat jedes Land einen eigenen Gott!!“
Tja, da haben sie geguckt, diese Dummköpfe.


Im Jahre 1991 waren wir nicht mehr zu dritt zuhause.

Meine Mama rief mich hoch. Als ich reinkam war der Küchenboden nass und meine Mama hielt sich mit einer Hand am Bauch und mit der anderen am Tisch fest. Sie sagte mir, dass ich schnell rüber zu der Nachbarin gehen soll damit sie Papa anrief und ihm sagen soll; es sei soweit.
Die Nachbarin wählte eilig die Nummer die ich von Mama bekommen hatte und redete sehr schnell am Telefon. Dann nahm sie mich an der Hand und sagte;
„Du wirst gleich Abla*.“

Papa kam und holte Mama. Sie stiegen in das Auto von dem Nachbarn ein. Papa schaute zu mir rüber und sagte;
„Keine Angst, ich komme sehr bald, dann gehen wir zusammen zu Mama.“ Und weg waren sie.

Ich habe geweint, sehr lange. Die Nachbarin tröstete mich, gab mir Kekse und Limonade. Ich sollte heute Abend bei ihr zuhause schlafen weil, Papa noch nicht kam. Sie war sehr lieb zu mir. Sie legte sich sogar zu mir hin, bis ich einschlief.
Als ich aufwachte war ich alleine. Sie eilte sofort zu mir, denn ich weinte schonwieder.
Wir frühstückten zusammen und dann fuhr sie mich statt zur Schule, zuerst zu einer Bäckerei und holte von dort einen Blech voll „Butterkuchen“. Das sollte ich in der Schule, meinen Klassenkameraden anbieten, denn ich bin ja seit heute Morgen Abla geworden und das feierte man eben mit Butterkuchen, sagte sie mir.

Nach Schulschluss fuhr sie mich ins Krankenhaus. Meine Mama lag im Bett und lächelte mir zu. Mein Papa hielt das Baby auf den armen.
Ich ging zu meiner Mama ans Bett und umarmte sie. Dabei ließ ich das Baby nicht aus den Augen.
Papa rief mich zu sich und bückte sich etwas, so dass ich das Gesicht des Babys sehen konnte. Er sagte, dieses Baby sei mein Bruder.
Mein Bruder Ferdi*. Er war klein, sehr hübsch und hatte schwarze volle Haare am Kopf, Gegensatz zu dem Bruder von einem Freund von mir, der hatte eine Glatze.


*Abla -> bedeutet: große Schwester auf Türkisch.
*Ferdi -> bedeutet: der Einzigartige auf Türkisch.

Kapitel 5


Meine Mama kam endlich mit Ferdi nachhause. Und mit ihr kamen zwei Krankenschwestern. Die eine hatte Ferdi auf dem Arm und grinste mir zu, die andere half meiner Mama die Treppen hoch zum Schlafzimmer. Sie blieben nicht lange aber kamen jeden Tag und redeten mit Mama und mit mir und kümmerten sich um Ferdi. Sie hatten mir einmal einen sehr großen Luftballon und eine schöne Puppe mitgebracht, dann nahmen sie Abschied und kamen nie wieder.

Ich ging ja auch zur schule hier, ich war jetzt in der 2. Klasse. Hatte auch dort Freunde gefunden. Vor allem eine Afro-Amerikanerin, die sich bei jeder Gelegenheit die Hände und das Gesicht mit Seife wusch. Einmal fragte ich sie, warum sie sich so oft wäscht. Die Antwort geht mir bis heute nicht aus dem Kopf;
„Ich möchte, genauso Weiß werden wie ihr alle auch.“


Ende 1991. Es war sehr kalt, als meine Mama, mich von der Schule abholen kam. Sie brachte mich jeden Tag hin und holte mich auch jeden Tag ab. Als wir am Haus ankamen, standen zwei Streifenwagen und viele Polizisten vor unserer Tür. Die Tür war auf. Meine Mama sagte
„Oh Nein, jemand ist wohl bei uns eingebrochen!“
Ja, die Polizei ist bei uns eingebrochen, haben Papa festgenommen und warten hier auf uns.

Natürlich verstanden meine Eltern kein Holländisch, Papa konnte sehr gut Französisch aber das verstanden die Holländer nicht. Also musste ich übersetzen weil, es kein Dolmetscher gab.
Der Polizist sagte;
„Ihr müsst wieder in die Türkei zurück. Hier dürft ihr nicht mehr bleiben.“
Als ich das übersetzte überlegte mein Papa, dann sagte er;
„Sag ihm, wir haben nichts und niemanden in der Türkei. Frag ob wir eine Gelegenheit bekommen könnten, so dass wir wenigstens unsere Waschmaschine verkaufen um etwas Taschengeld zu haben.“ Ich übersetzte es. Der Polizist ging raus und kam nach einer Weile wieder.
„Gut, die Kollegen werden euch nachhause fahren damit ihr alles verkaufen könnt. Ihr habt Zeit bis morgen Abend. Und versucht ja nicht abzuhauen, denn die Kollegen werden vor der Tür wache halten.“
Das taten sie aber nicht. Sie fuhren nach einer Weile weg und mein Papa alarmierte sofort seine Freunde. Und es war wieder einmal Zeit. Eine sehr lange Fahrt erwartete uns.

Kapitel 6


Wir waren in die BRD eingereist. Es war genauso wie in Rotterdam auch. Sogar die Sprache konnte ich etwas verstehen. Wir wurden wieder zu einer Familie gefahren. Und blieben dort für 3 Monate bis, das Sozial – und Ausländeramt uns eine eigene Wohnung genehmigten. Die 3 Monate waren nicht schlecht, die Familie hatte 6 Töchter und alle waren sehr nett. Der Papa war auch nett aber die Mama war eine Hexe. Sie kneift mich und Ferdi bei jeder Gelegenheit. Oder schmierte mir immer ganz dünn Nutella aufs Brot, wobei die Töchter immer sehr dick geschmiert bekamen. Aber ich konnte doch nicht sagen;
„Hey! Was soll denn das? Schmiere es mir gefälligst 10-fach dick!!“
Das würde ich jetzt sagen aber nicht damals. Aber was ich seitdem bis heute noch gerne esse ist: selbst gemachtes brot, warm muss es sein, so dass das Nutella schmilzt darin.

Ich durfte nichts machen. Ich sollte immer ruhig sitzen, bloß nicht zu den Mädchen hingehen weil, die ja Hausaufgaben machten und ich würde sie dabei nur stören und nerven. Das sagte sie natürlich nicht wenn meine Eltern dabei waren. Wenn sie mich alleine erwischte bekam ich sehr böse Blicke zu spüren, wurde geschubst oder gekniffen. Waren aber meine Eltern dabei, dann war sie lieb;
„Ach, Zeynep. Warum isst du denn nichts mein Schatz? - Warum gehst du nicht zu den Mädchen, sie können dir ja lesen beibringen. - ach wie süß du bist, ich wünschte eines meiner Töchter wäre wenigstens genauso süß wie du.“ Und so weiter..
Außerdem war sie ja auch neidisch weil, wir ja einen Jungen hatten und sie nur 6 Töchter. Es ist bescheuert aber solche Idioten gibt es heute noch.

Dann kam endlich die Zeit, aus der Hölle von der Hexe mit den 6 Töchtern wegzugehen.
Wir bekamen eine Wohnung zur Verfügung und wohnten von nun an für immer hier, denn wir hatten die Aufenthaltserlaubnis bekommen.

Es war eine 2-Zimmer Wohnung. Es waren Möbel drin. Gleich unter uns wohnte eine andere türkische Familie. Sie haben uns sofort am selben Abend zu essen eingeladen.
Auch diese Familie hatte Töchter. Die eine war sogar in meinem Alter, Bahar hieß sie. Ihre ältere Schwester hieß Hazime. Natürlich hatten sie noch zwei weitere ältere Schwester aber ich möchte die beiden hier nicht erwähnen weil, sie mir nichts angetan haben. Aber die beiden älteren Brüder kann ich ruhig erwähnen. Ismail und Hüseyin.

Was ja so schön freundlich angefangen hat, sollte ja eigentlich der erste Schritt in die Hölle sein.

Kapitel 7


Bahar und Hazime rufen mich zum Spielen zu sich nach Hause. Ich ging runter und klopfte. Die Tür ging auf, ich trat rein und Batsch, bekam ich einen Schlag auf die Wange von Hazime, die mich anschrie;
„Wie kannst du es wagen so spät runterzukommen? Wann habe ich dich gerufen? Du sollst sofort hier erscheinen bevor ich deinen Namen ausgesprochen habe!“ Weinen half mir nicht weiter, wenn ich das tat wurde ich nach oben gebracht und meiner Mama sagte sie;
„Tante, sie ist von der Treppe gefallen, die Treppen hier sind aber auch wirklich steil, sogar ich habe Angst sie zu betreten.“ Und blickte mir verschwörerisch in die Augen „wehe du sagst die Wahrheit!“

Mein Bruder Ferdi musste ins Krankenhaus. Er hatte die schale von einer Pistazie verschluckt und er bekam keine Luft mehr. Er wurde notoperiert und blieb fast 2 Monate im Krankenhaus, davon lag er 20 Tage im Koma.
Tja, und ich musste natürlich bei den Nachbarn schlafen weil, meine Eltern beide bei Ferdi im Krankenhaus waren. Sie kamen natürlich abwechselnd nachhause tagsüber aber abends blieben sie dort.

Eines Tages, sagte Bahar zu mir, dass wir spazieren gehen werden. Wir würden sogar ein Eis von Hazime bekommen. Wir nannten Hazime Abla, da sie ja älter war. Sie war damals 15 Jahre alt und Bahar und ich im selben Alter, also gerade mal 8 Jahre.
„Meine Abla hat gesagt, wenn du auf uns hörst dann bekommst du sogar ein zweites, verstanden?“
„Ja, verstanden.“ Sagte ich.
Eigentlich wollte ich kein Eis, mein Bruder war im Krankenhaus, es ging ihm nicht gut, meine Eltern weinten jedes Mal wenn sie kamen und ich durfte nicht dahin um ihn zu sehen.

Nachdem Hazime und Bahar sich jeweils einen Eis geholt und mir nichts gekauft und dann noch vor meinen Augen die kugeln schleckten und;
„Mhhmmm, lecker. Das schmeckt ja soooo gut, mhhhmmm.“ Machten, gingen wir weiter. Ich durfte natürlich nicht neben den laufen, ich sollte hinten bleiben.

Wir gingen und gingen. Ich habe überhaupt nicht auf die Straßen geachtet und nicht aufgepasst wohin und wo lang wir gehen. Plötzlich standen wir in einer Siedlung, voll mit Hochhäusern. Die Amerikaner haben es gebaut und wohnten auch dort. Es waren auch viele Schwarze Männer da, sie waren alle sehr groß und hatten Soldaten Uniform an. Ich hatte Angst. Hazime sagte:
„So, jetzt sollen dich diese Schwarze Männer aufessen, die lieben es kleine Mädchen aufzuessen.“ und schubste mich auf die Straße und dann liefen sie beide weg. Sie warteten nicht auf mich, sie ließen mich da alleine zurück. Ich wollte hinterher aber ich hatte so eine Angst mich zu bewegen. Was wenn einer kam und mich aufaß? Was wenn meine Eltern mich nie wieder fanden? Was sollte ich machen? Ich hatte sogar Angst zu weinen, damit mich niemand hört und auf mich aufmerksam wird.
Dann kam jemand zu mir. Ich schloss die Augen. Ich hatte Angst, sehr große Angst.
„Hallo kleines. Hast du dich verlaufen?“ fragte eine Frauenstimme. Ich schaute hoch. Sie war Schwarz! Eine Schwarze Frau. Wollte sie mich auch essen? Ich wollte schreien aber konnte nicht.
„Wo wohnst du? Ich bringe dich zu deiner Mama. Hab keine Angst. Wenn du willst kann ich auch die Polizei rufen und sie können dich fahren.“
„Ich.. wohne bei.. Menckeschule.“ Die Adresse fiel mir wohl nicht ein oder ich wusste es nicht, aber mir kam diese Antwort zuerst in den Sinn. Denn die Menckeschule war ja meine Grundschule und es war gleich um die Ecke bei uns.
„Gut, dann komm kleines.“ Lächelnd nahm sie meine Hand und ging auf ein Soldaten- Jeep zu. Sie hob mich hoch damit ich einstieg und dann stieg sie ein. Sie fuhr mich zur Schule. Dann stieg sie aus und nahm mich an der Hand;
„So, jetzt sag mal, wo du wohnst damit ich dich heil und sicher zu deiner Mama bringen kann.“
Ich zeigte es ihr. Sie klingelte, mein Papa kam runter. Er schaute uns abwechselnd an. Die Frau redete auf Deutsch aber mein Papa verstand nichts, deshalb fragte er auf Französisch;
„Pardon, ils peuvent française?“
Ja, sie konnte natürlich Französisch. Sie erklärte ihm alles und Papa bedankte sich bei ihr. Sie bückte sich zu mir und streichelte mein Gesicht;
„So. Ich hoffe von nun an gehst du nicht mehr alleine weit weg.“ Sie zwinkerte mir zu und fuhr weg.

Am nächsten Tag war auch Mama zuhause. Ferdi war noch im Krankenhaus, er musste noch eine Weile da bleiben sagten meine Eltern.
Die Nachbarn haben uns wieder eingeladen. Ich weiß noch es gab Geflügel mit Kartoffeln im Ofenblech „Tava“ hieß es auf Türkisch. Es roch lecker und schmeckte auch so aber leider habe ich, nur ein kleines Stückchen von der Kartoffel abgebissen, denn den Rest durfte ich nicht essen, das befahl mir Hazime mit ihren Blicken und Bahar kneifte mich wenn ich meine Hand dahin strecken wollte.
Meine Mama sagte mir ich soll doch essen. Aber die blicke von Hazime und das kneifen von Bahar ließen mich schweigen.
„Tante, anscheinend schmeckt es ihr nicht, deshalb isst sie nichts.“ Sagte Hazime. Ich schaute sie fragend an, sie guckte richtig böse und gemein.
„Stimmt das?“ fragte meine Mama. Ich weinte. Ich konnte nicht mehr, ich musste es ihnen sagen.
„Hazime und Bahar lassen mich nicht essen! Sie sagen, sie würden mich wieder zu den schwarzen Männern bringen!“
Alle schauten Hazime an, die nun heulend aufstand und schrie;
„Du Lügnerin! Du lügst! Sie lügt! Glaubt ihr nicht! Das macht sie nur weil ich ihr 2 kugeln Eis statt 3 geholt habe!“
Dann sagte der Papa von den;
„Ach, kleine Kinder. Ihr wisst doch es ist normal. Diese lügen- Phase macht wohl jedes Kind in dem Alter durch. Und wenn sie nicht essen will, zwingt sie nicht, vielleicht isst sie ja gleich etwas.“
Jaja, der hatte wohl Erfahrung. Natürlich wusste er ja nichts davon, was mir seine Töchter antaten.

Ich ging einpaar Tage nicht raus, aus Angst. Ich hatte Angst, dass mich Hazime zur Bestrafung wieder zu den schwarzen Männern bringt. Ich beobachtete die beiden aus dem Fenster, Bahar schaute hoch und zeigte Hazime das ich am Fenster hinter der Gardine war. Ich habe nicht mein Gesicht aber meinen Mittelfinger gezeigt. Das machte die Dame natürlich wütend;
„Zeyno! Wenn ich gleich hoch komme, dann zeig ich dir was es heißt mich Arschloch zu nennen!“
Also, Mittelfinger nannte man damals „Arschloch-Finger“ und nicht „Stinkefinger“.
Mein Papa kam zu mir und fragte warum sie schreie, ich tat als wüsste ich es nicht. Aber sie schrie und schimpfte weiter, bis Papa das Fenster aufmachte. Sie war sofort still, Papa sagte nur;
„Pass bloß auf, wie du redest. Du bist älter und müsstest eigentlich ein Vorbild sein.“ Und machte das Fenster wieder zu.

Kapitel 8


Meine Eltern mussten wieder ins Krankenhaus. Papa sagte;
„In 3 Tagen sind wir wieder alle zuhause.“
„Ferdi auch?“
„Ja, Zeyno. Ferdi auch.“
Das war schön zu hören. Mein Bruder würde wieder nachhause kommen, ich konnte wieder mit ihm spielen, ihn küssen, ihn umarmen und mit ihm in sein Bettchen schlafen.

An diesem Abend musste ich wieder bei den Nachbarn schlafen. Aber heute sollte ich nicht bei Bahar im Bett, sondern bei Hüseyin im Bett schlafen. Ich wollte das nicht.
„Du wagst es, nicht das zu tun, was ich dir befehle?“ zischte Hazime mich an.
„Geh sofort dahin! Zieh dein Pyjama aus!“
„Mir ist aber kalt.“ Zitterte ich aus Angst.
„Halt die klappe! Zieh es aus!“ befahl sie mir.
Ich zog mein Pyjama aus, natürlich nur das obere Teil und stand dann im Unterhemd da. Sie zog mich an den Haaren und warf mich ins Bett wo Hüseyin lag. Dann machte sie das Licht aus und ging raus.
Hüseyin war auch älter als ich, er müsste auch ein Jahr älter als Hazime sein.

Dieser Schwein streichelte mein Hals, meine arme und meine Brüste (na gut, damals hatte ich ja noch nichts aber trotzdem).
„Bitte Abi* , bitte lass mich los. Bitte lass mich bei Bahar schlafen, bitte.“ Flehte ich ihn an. Er sagte, ich solle bloß die Klappe halten, sonst würde er Hazime rufen. Aber ich weinte und er schubste mich aus dem Bett;
„Verzieh dich du kleines Miststück! Ich habe ja auch Hände und kann es auch selber!“ Was er damit meinte wusste ich damals natürlich nicht.

Hazime kam sofort als ich die Tür öffnete um aus dem Zimmer zu gehen. Sie packte mich an den Haaren und zog mich zu sich und Bahar ins Zimmer. Sie schleuderte mich zu Boden und trat mit den Füssen ein paarmal gegen meinen Rücken.
„Du kleines Miststück! Was hast du gemacht?!“
„Ich.. ich.. habe nichts…“
„Halt deine verdammte fresse!“ und schlug mich mehrmals mit Fäusten am Kopf und gab mir Tritte.
Ich weiß nicht warum sie mich schlug. Ich weiß nicht was ich ihr angetan habe. Aber sie schlug mich.
Bahar kam dann auch noch dazu und zog an meinen Haaren. Sie setzte sich auf mich und beißt mich an der Schulter. Ich weiß nicht warum Bahar mich auch schlug. Und was ich ihr angetan haben könnte.
Natürlich durfte ich auch diesem Ereignis niemanden erzählen
„Sonst bist du fällig!“ sagte Hazime mir.


*Abi -> bedeutet: Großer Bruder auf Türkisch.

Kapitel 9


In der Schule war ich gut und habe meine Klassenlehrerin sehr lieb gehabt. Auch die anderen Lehrer und Lehrerinnen mochte ich, aber meine Klassenlehrerin war besonders für mich.
Sie schaute mich immer warmherzig an und redete mit einer süßen stimme mit mir. Sie brachte mir bei wie man in Schreibschrift schrieb und war immer geduldig. Als Dank hatte ich für sie eine Prinzessin gemalt, die eine Ferrero- Schokolade in der Hand hielt. Als ich ihr das gab war sie sehr erfreut und bedankte sich mit einer festen Umarmung bei mir.
„Ach, das ist aber wunderschön. Die Schokolade mache ich nicht ab, ja? Die lasse ich dran und hänge mir das Bild zuhause auf.“
„Sie können es essen, ich hole ihnen ein neues wenn Sie wollen.“ Sie lächelte und sagte, es sei nicht nötig.
Heute war der letzte Schultag, wir hatten Sommerferien. Sie ist mit mir bis zum Schulhof gegangen, wo meine Mama und Ferdi schon auf mich warteten. Sie erzählte meiner Mama von dem Bild und bedankte sich auch bei ihr. Natürlich verstand meine Mama kein Wort und so musste ich ihr alles übersetzten.
„Ich wünsche dir schöne Sommerferien Zeynep. Wir sehen uns nach den Ferien wieder.“
„Danke.“ Sie winkte uns noch zu und ging dann wieder in das Schulgebäude rein.


Ja, es waren Ferien. Alle meine Klassenkameraden hatten schon darüber gesprochen, wohin und für wie lange sie mit ihren Eltern verreisen würden.
Wir werden nicht verreisen. Wir bleiben hier aber vielleicht könnten wir ja zu der Hexe mit den 6 Töchtern zu Besuch gehen oder zu anderen Familien. Oder andere Familien kommen uns besuchen.
Besucher kamen, aber nicht für lange. Sie blieben nur bis zum Abendessen und gingen danach wieder nachhause. Oder wenn wir jemanden besuchen gingen, blieben wir auch nur bis Abendessen und kamen dann wieder nachhause.

Bahar und ihre Familie sind auch nicht weg aber ihre Cousine war da. Sie war in meinem Alter und hieß glaube ich Zuhal oder so. Naja, eigentlich ist es ja schön wenn man Freunde im selben Alter um sich herum hat, aber nicht von denen die sich schlimmer als Hazime benehmen!

Meine Mama sagte mir, dass sie nach unten zum Nachbarn gehen würde weil, die Schwester von Bahars Mama sei da und sie müsse sie ja auch willkommen heißen, als eine gute Nachbarin. Also gingen wir runter. Die Mädchen versteckten sich von mir, Bahar flüsterte Zuhal irgendetwas zu. Zuhal ließ mich nicht aus den Augen und rief mich schließlich ins Zimmer „Zum Spielen“ sagte sie.

Ich ging hinterher. Die Cousine sagte;
„Das ist also Zeyno. Pah!“ und betrachtete mich von Kopf bis Fuß. Bahar lachte und sagte, sie soll aufpassen, vielleicht hätte ich Läuse. Beide lachten dann. Was Läuse waren wusste ich nicht, deshalb lachte ich auch mit. Besser wäre es ich hätte die Klappe gehalten, denn Batsch bekam ich ein Schlag;
„Wer hat dir erlaubt zu lachen?“ sagte Hazime. Die anderen lachten jetzt noch mehr und ich senkte mein Kopf. Ich wollte aus dem Zimmer raus aber ohne Erfolg.
„Wo willst du hin?“ fragte Zuhal, die mich von Anfang an angewidert anschaute.
„Ich will bei meiner Mama sitzen.“
„Nein! Du bleibst hier!“ schnauzte Hazime. Zu den anderen sagte sie;
„Spielt zusammen aber passt auf das Zeyno nichts anfasst, sonst macht sie alles kaputt oder klaut uns unsere Sachen.“
„Sie klaut??“ Zuhal schaute mich an und zog an meinen Haaren „Du klaust? Weißt du was ich mit Dieben wie dich mache?“ sie zog an meinen Haaren und Bahar kneifte mich an den Armen. Hazime sagte;
„Wehe du schreist oder heulst, dann bist du fällig!“
Es tat aber sehr weh, und deshalb habe ich aufgeschrien und geweint.
„Was habe ich dir gesagt? Du sollst nicht schreien! Aber gut, wenn du nicht auf mich hören willst dann nimm das!“ Hazime befahl Zuhal mich zu beißen. Sie hat mich am Schulter, an den Händen und am Rücken so heftig gebissen, dass ich noch mehr weinte und noch mehr schrie. Je mehr ich schreite, desto heftiger wurden die bisse.
Meine Mama rief nach mir, Hazime eilte zur Zimmer Tür bevor meine Mama reinkam.
„Tante, ich spiele gerade mit den Mädchen Mathe-Spiele. Zeynep möchte hier bleiben, ich hole sie gleich hoch, ja?“
„Gut, aber sie hat noch nichts gegessen, sie soll schnell kommen damit sie was isst.“
Und weg war sie.
Ich lag auf den Boden, hatte aus Angst meinen Atem angehalten als Hazime auf mich zukam.
„So. Du gehst gleich nachhause, aber wehe du sagst ein Wort! Hast du mich verstanden?!“
Ich antwortete mit einem Kopfnicken. Das machte sie anscheinend wütend;
„Antworte verdammt! Hast du mich verstanden du kleines Miststück?!“
„Ja.. Verstanden.“
„Ihr beide geht und holt mir einen Küchentuch und Eiswürfel.“
Bahar und Zuhal gingen grinsend raus. Hazime sagte nichts, sie schaute mich nur richtig böse an. Ich hatte Angst sie anzuschauen. Ich hatte Angst, dass sie mich noch mehr schlagen würde. Ich hatte Angst. Ich hatte Angst vor ihr.

Die anderen kamen wieder ins Zimmer rein. Sie hatten ein Tuch und Eiswürfel mitgebracht. Hazime wickelte die Eiswürfel in das Tuch ein und haute damit auf die stellen wo mich Zuhal gebissen hatte. Natürlich nur da, wo man die Stellen sehen konnte. Dabei beschimpfte sie mich natürlich auch.
Ich durfte nicht weinen, meine Tränen kullerten auf meine Wangen aber sogar das war verboten. Ich versuchte nicht zu weinen aber es ging nicht, ich konnte meine Tränen nicht halten und das machte die Dame natürlich sehr wütend.
„Hör auf zu heulen du Miststück! Sonst bist du fällig!“ schrie sie mich an.
Dann flüsterte sie Bahar etwas zu und Bahar lief raus. Die Mütter kamen ins Zimmer rein, die Tante von Bahar sagte wütend;
„Sag mal Zeynep, schämst du dich denn nicht die Cousine von deinen Nachbarn zu schlagen und zu beschimpfen? Was fällt dir ein?!“
„Ich habe sie nicht geschlagen, sie hat mich geschlagen und Bahar auch..“ Ich weinte jetzt richtig. Die Tante war genauso eine Hexe wie die Tochter und die Nichten auch.
„Halt den Mund, du unverschämtes Kind! Geh nachhause und lass dich nicht mehr blicken!“

Hazime packte mich und warf mich aus der Wohnung raus;
„Und jetzt, verpiss dich!“ sagte sie und knallte die Tür zu.
Weinend saß ich auf der Treppe, dann kam Ismail. Der ältere Bruder. Ich glaube damals war er 19 und ich war 9 Jahre alt.
Er sah mich und setzte sich zu mir;
„Was ist denn? Warum weinst du?“
„Die haben mich alle geschlagen und.. und..“ ich war nur am Weinen und konnte ihm nicht alles erzählen.
„Warte hier.“ Sagte er und ging rein. Dann kam er mit Bahar raus und fragte sie vor mir, was passiert sei. Sie sagte natürlich nicht die Wahrheit, sondern log, dass ich Zuhal plötzlich beschimpfte und geschlagen habe. Ismail gab ihr eine Ohrfeige und befahl die Wahrheit zu sagen. Das tat sie dann endlich. Dann bekam sie noch eine Ohrfeige und wurde reingeschickt.
„So. siehst du, ich habe sie jetzt auch geschlagen. Geh jetzt nachhause und weine nicht mehr. Wenn sie dir wieder etwas antut dann sag mir das ruhig.“
Ich ging hoch, meine Eltern waren überrascht als sie mich in diesem Zustand sahen. Mein Papa hat meiner Mama gesagt;
„Geh sofort runter und sag diesen Leuten, sie sollen gefälligst ihren Kindern Manieren beibringen!“
Meine Mama ging runter, Ismail machte ihr wohl die Tür auf und beruhigte sie ;
„Tante, regt euch bitte nicht auf. Es sind halt Kinder und meine kleine Cousine ist wirklich eine schlimme Hexe. Am besten spielt Zeynep nicht mehr mit denen bis, sie wieder nachhause fahren.“
„Aber sogar deine Tante hat meine Tochter angeschrien und hazime hat sie angepackt! Was soll das? Ich glaube deine Tante und deine Schwester brauchen vor den beiden kleinen Mädchen ein Manieren!“
Dann kam Mama hoch und meine Eltern redeten noch eine Weile darüber aber ich hatte mich zu Ferdi ins Bett gelegt. Er schaute mich an und lachte als ich wieder meine Lippen verzog und weinen wollte. Und als mir die Tränen kamen hat er mich traurig angeguckt und hielt meine Finger fest.
Noch konnte er nicht Abla sagen, deshalb sagte er Abba.

"Abba!" sagte er leise.
Ja, ich war seine Abba.

Kapitel 10


Meine Mama war wieder schwanger. Da wir bald eine vierköpfige Familie wurden, mussten wir auch in eine größere Wohnung. Der musste aber erst gefunden werden. Ich wollte schnell wie möglich weg von hier. Weg von meiner einzigen Freundin, (naja vielleicht dachte ich das) Bahar. Weg von Hazime. Einfach nur weg! Aber bis dahin musste ich noch leiden.

„Zeyno! Komm raus, lass uns spielen.“ Rief Bahar.
„Was spielen wir?“
„Wir sollen mit Ismail Abi spielen. Er ruft dich auch.“
Ismail Abi war ja nett zu mir, also mussten auch die anderen nett zu mir sein, denn Ismail Abi hatte ja gesagt, dass er sie bestrafen würde wenn, sie mir etwas antun. Deshalb ging ich mit Freude raus.
Wir haben mit Bahar ein bisschen Springseil und Schere- Stein- Papier gespielt. Dann rief Ismail Abi, der uns die ganze Zeit beobachtet hatte, Bahar zu sich um ihr etwas zu sagen. Bahar kam zurück und sagte mir, dass wir jetzt verstecken spielen werden mit Ismail Abi.
Bahar musste uns finden, Ismail Abi hat es so befohlen. Er sagte mir;
„Komm wir gehen auf das kleine Hügel, hinter dem Haus dort. Da wird sie uns nicht leicht finden.“
Ich ging mit ihm dahin. Er guckte mich an, ich konnte es spüren obwohl, ich ihn nicht anguckte sondern nach Bahar Ausschau hielt. Er sagte mir, dass ich mich hinlegen soll, damit Bahar uns nicht sofort sieht.
„Nein, nein. Dann werde ich schmutzig und meine Mama schimpft dann..“
„Halt die klappe und leg dich hin!“ sagte er und stieß mich zu Boden. Er versuchte mein T-Shirt hochzuziehen und mich am Körper zu streicheln. Mir war schlecht. Ich hatte Angst. Warum tat er das? Nur weil ich ihm Danke gesagt hatte? Nur weil ich ihm vertraut hatte? Warum?
Ich fing an zu weinen und zu schreien. Bahar kam und sah mich auf den Boden liegend und ihm zu mir hin gebeugt. Er stand auf und ging. Bahar hatte riesen große Augen in diesem Moment. Hatte sie Angst um mich oder um sich? Ich weinte noch als, sie sich umdrehte und wegging.

Von nun an musste ich dreifach aufpassen, wegen Hazime, Hüseyin und Ismail. Ich hatte von nun an Albträume, habe sehr oft ins Bett gemacht und wollte fast gar nicht mehr raus gehen. Ich verfolgte sogar meine Mama auf Schritt und Tritt, nur um an ihrer Seite zu sein. Nur so konnte ich mich sicher fühlen.

Einige Zeit später rief mich Ismail zu sich als ich gerade aus der Schule kam. Ich wollte nicht, ich ging schneller und schneller aber er war vor mir an der Haustür angelangt.
„Was ist los? Hast du Angst?“
„Lass mich!“ schrie ich. Er gab mir eine Ohrfeige und lief weg. Ich ging zitternd und heulend nach oben und setzte mich auf die Treppe vor unserer Tür. Ich betete zu Gott;
„Lieber Gott, bitte mach, dass diese Menschen mich in Ruhe lassen. Bitte lieber Gott bitte. Oder mach, dass ich sterbe, damit ich diese Menschen nie wieder sehen muss..“
Ich glaube an Gott. Damals wie auch heute.

Ismail gab mir keine Ruhe. Er wartete jedes Mal auf mich, wenn ich von der schule kam. Ich lief jedes Mal schreiend ins Haus und so musste er abhauen.
Natürlich habe ich nicht an seine Waffe gedacht: Hazime!
Sie war diesmal diejenige, die auf mich wartete. Sie rief mich zu sich.
„Na, willst du ein bisschen von den Haribos?“ und gab mir ein paar davon.
„Danke.“ Sagte ich leise aber schaute sie nicht an.
„Jaja, ist gut. Komm mal mit, ich zeig dir was.“ Sagte sie, aus Angst, dass sie mich wieder schlagen könnte wenn ich nicht das tue was sie mir sagt, ging ich mit.

Sie führte mich zu den kleinen Hügeln hinter dem Haus gegenüber. Und Ismail stand da. Er grinste.
„Wehe du tust nicht, was dir mein Bruder sagt, dann bist du fällig!“ drohte sie und ging.
Ich stand vor Ismail. Er sagte, ich soll näher kommen. Zitternd ging ich zu ihm. Schaute ihn nicht an, ich musste kotzen wenn ich ihn anschaute. Er streichelte mein Gesicht, küsste mich auf die Wange und flüsterte irgendetwas. Dann schob er seine Hände unter mein T-Shirt und fing an mich zu streicheln. Er leckte an meinem Hals, befummelte mich an den Brüsten und versuchte dabei keuchend und hastig meine Hose runterzuziehen. Bis dahin habe ich wohl meinen Atem angehalten, denn ab da fing ich an zu weinen und zu schreien. Er hielt mir den Mund zu;
„Halt die klappe du Miststück! Genieße es doch einfach, ich weiß du willst es auch.“

Er hatte mir die Hose runtergezogen, versuchte mich hinzulegen als plötzlich ein Wunder geschah;
„Keine Bewegung! Sonst ruf ich die Polizei, du Kinder Schänder!“ es war der nette Opa aus dem Haus vor den Hügeln. Er hatte irgendetwas in der Hand und hielt es bedrohlich hoch. Ismail war wie ein Blitz verschwunden. Ich lag da. Mit runtergezogener Hose, zitternd, weinend.
Der Opa hob mich auf die Beine, zog mir die Hose wieder hoch und streichelte meinen Kopf;
„Komm kleine Maus. Wir waschen mal dein Gesicht und trinken dann gemeinsam heiße Schokoladen.“
Wir gingen ins Haus. Seine Frau umarmte mich besorgt und fragte ihm, ob alles Okay mit mir wäre. Der Opa und seine Frau waren sehr lieb zu mir, sie gaben mir Kekse, Apfelsaft und Salzstangen.
„Möchtest du mit uns Mittagessen?“ fragten sie aber ich musste nachhause. Die Frau lächelte mir zu und sagte, dass ich stets Willkommen bin und sogar Ferdi mitbringen kann.
Dann begleiteten sie mich bis zur unserer Haustür und gingen erst zurück als ich aus dem Küchenfenster gewinkt habe.


Meine Mama war jetzt im Krankenhaus. Ich habe noch einen Bruder bekommen. Mert* wurde er genannt. Mein Papa musste sich um uns die nächsten 8 Tage kümmern bis Mama und Mert nachhause kamen.
Außerdem hatten wir eine neue Wohnung gefunden und würden sofort ausziehen. Gesagt getan, als meine Mama mit Mert nachhause kam, wurden gerade die letzten Möbel in den Transporter beladen. Und wir fuhren gemeinsam zu der neuen Wohnung.

Ich habe mich nicht umgedreht. Sogar davor hatte ich Angst..


*Mert -> bedeutet: männlich auf Türkisch.

Kapitel 11


Im neuen Haus waren zwei Libanesische, eine Bosnische, eine Albanische und eine Türkische Familie.
Alle waren sehr nett und mit allen Familien hatten wir uns auch angefreundet. Das Haus war alt, es war unmittelbar in Bahnhofsnähe und das ganze Haus schien zu wackeln wenn, ein Zug vorbei fuhr. Ich fand trotz allem, auch diese Wohnung schön. Wenn man reinkam, war direkt gegenüber das Badezimmer, links waren Schlaf- und Kinderzimmer und vom Kinderzimmer aus kam man auf eine riesige Terrasse, naja Balkon eigentlich. Links war die Küche und weiter hinten war ein riesen Wohnzimmer.
Im Wohnzimmerschrank hatte ich mir einen Barbie- Haus gemacht und an dem Schrank haben wir immer mit meiner Freundin Sibel gespielt. Meistens haben wir die Barbie- Puppen nur umgezogen und die Haare frisiert und sonst habe ich immer mit den puppen etwas vorgespielt und Sibel guckte zu.
Ich war wohl damals total egoistisch, denn wenn ich jetzt daran denke, wünschte ich mir, Sibel würde mir auch etwas vorspielen und ich würde ihr zugucken. Deshalb; es tut mir leid Sibel.

Sibel hatte auch zwei Brüder, der eine war älter, also eigentlich in meinem Alter, denn Sibel war 2 Jahre jünger als ich. Und der andere war mit Ferdi im selben Alter. Sie waren halbweise, der Papa war verstorben. Natürlich konnten wir es ja als Kinder nicht verstehen, wenn wir „Papa“ sagten und sie traurig guckten. Mein Papa sagte zu uns;
„Nennt mich nicht Papa wenn die Kinder hier sind, sie werden traurig. Erfindet einen Kosenamen und dann könnt ihr mich alle so nennen.“
Er hatte einen Muttermal am Handgelenk, wenn wir seine Hand sahen dann drückten wir auf das Mal und sagten „BIP!“, und so hatten wir auch einen Kosenamen, ab nun an wurde mein Papa von uns allen „BIP!“ genannt, statt Onkel oder Papa.

BIP arbeitete weit weg. Also waren wir auch mit unserer Mama alleine. Es machte aber nichts, denn wir waren jetzt wie eine Familie.

Wir spielten zusammen, aber es gab auch Tage wo wir uns heftig gestritten haben. Und die Mamas stritten sich ebenfalls, wegen uns Kindern! Wir vertragten uns am nächsten Tag wieder aber die Mamas nicht. Also musste die Libanesische Tante kommen um sie wieder zu versöhnen. Das ging jedes Mal so. Und jedes Mal, umarmten sie sich weinend;
„Es tut mir leid, ich hatte überreagiert.“
„Nein, nein, es tut mir leid, ich war im Unrecht.“ Und so weiter.
Aber nichtsdestotrotz waren wir immer zusammen, egal was passierte.

Kapitel 12


Wir hatten Läuse!
Naja, eigentlich hatte ich Läuse aber ich habe Sibel absichtlich angesteckt.
Das Läuse- Gas oder wie auch immer das Mittel gegen Läuse hieß, half nichts. Meine Mama rief bei meiner Oma in der Türkei an und fragte sie, was sie tun könnte gegen meine Läuse.
„Sie muss ihren Kopf, ins Salzwasser eintauchen.“
Tja, wo sollten wir denn jetzt herbekommen? Aber da meine Mama ja immer kluge Einfälle hatte, sagte sie;
„Das ist, wenn man ins Wasser pinkelt..“
Aha, also mussten wir ins Wasser wo reingepinkelt wurde oder wird?!? Nun gut, wir gingen mit Sibel ins Schwimmbad. Wir hatten auch abgemacht, nicht aufs Klo zu gehen wenn wir pinkeln mussten, sondern würden es direkt ins Wasser machen.

„Sibel! Komm schnell, ich hab, ich hab!!“ und tauchten unsere Köpfe sofort ins Wasser.
„Sind die Läuse jetzt weg?“ fragten wir uns nach jedem auftauchen wieder.

Es dauerte einige Zeit, bis wir die Läuse loswurden. Natürlich nachdem, wir beide einen sehr kurzen Haarschnitt bekommen hatten.


Dann hatten wir ja noch Kakerlaken im Haus. Das ganze Haus wurde dagegen besprüht. Zuerst war unsere Wohnung dran, deshalb mussten wir die nächsten 48 Stunden drüben bei Sibel verbringen.

An diesem Abend waren wir alle noch wach, die Mamas unterhielten sich und wir spielten noch. Nur die jüngeren waren schon im Bett.
Wir hörten einen Reifen quietschen, um zu erfahren was los ist, machten wir mit Sibels Bruder das Fenster im Kinderzimmer auf.
Unten stand ein Auto, am Steuer saß eine Frau und vor dem Auto waren zwei Männer, die zu uns hochguckten und schrien;
„Scheiß Kanaken! Ausländer raus!“
Es waren Nazis. Das wussten wir sofort und wollten gerade das Fenster wieder aus Angst zu machen, dann knallte etwas gegen den Rahmen. Eine Kugel! Eines der Männer hatte eine Pistole und schoss auf uns zu. Wir schrien und ließen uns auf den Boden fallen und warnten die anderen. Ich weiß nicht mehr wie aber einer von uns ging nach oben zu den Libanesischen Nachbarn und rief nach Hilfe. Alle Männer aus dieser Familie liefen nach unten und gingen auf die Nazis los. Die Polizei war auch schon unterwegs.

Was noch an diesem Abend geschah weiß ich nicht mehr, das einzige, woran ich bis heute noch denken muss; was wäre wenn wir uns nicht zurückgezogen hätten, um das Fenster zu schließen?


Kapitel 13


Ich kam in die 5. Klasse. Sibel war noch in der 2. Klasse und ihr Bruder in der 4. Klasse.
Theoretisch müsste ich eigentlich auch in der 4. Klasse sein aber als wir nach Deutschland kamen, wurde ich nicht in die 1. Klasse, sondern in die 2. Klasse eingeordnet.

Die Schule war zu weit, deshalb bekam ich einen Ausweis um mit dem Bus zur Schule zu fahren. Das war cool.
Aber die Schule war da weniger begeisternd. Denn ich war die einzige Ausländerin in der Schule.
Alle waren Blond und Blauäugig, nur ich nicht.
Meine Klassenlehrerin mochte mich nicht, die anderen Fachlehrer die wir im Unterricht hatten, ignorierten mich. Nur der Rektor und die Sekretärin waren sehr nett zu mir, sie grüßen mich jeden Morgen.
Eines Tages, noch nicht mal im 1. Halbjahr, war mein Stuhl verschwunden. Als ich das meiner Klassenlehrerin sagte, bekam ich eine heftige Antwort;
„Na und? Ihr seid es ja sowieso gewohnt auf den Boden zu sitzen, Jammer gefälligst nicht rum!“
Dann kam der Mathelehrer. Er rief von seinem Pult aus;
„Zeynep! Wenn du kein Stuhl zum Sitzen hast, heißt es noch lange nicht, dass du den Unterricht nicht zu folgen brauchst!“
Ich hob weinend meinen Mathe Heft hoch und sagte ihm;
„Ich mache doch mit.“

Dann plötzlich verschwanden meine Bücher aus dem Klassen Spint. Nun war es soweit, meine Klassenlehrerin beschuldigte mich als „Diebin!“.
Ich wollte nicht mehr zur Schule, ich habe immer geschwänzt. Die Lehrer und sogar meine Mitschüler haben mich immer geärgert oder gehänselt. Ich hatte keine Freunde in der Schule. Ich hatte keine Freude mehr an der schule.
Irgendwann kam ein Brief vom Jugendamt. Sie warfen meinen Eltern vor, sie würden mich nicht zur Schule schicken.
Wir bekamen eine Einladung vom Rektor, zum Elternsprechtag. Es würde sogar ein Dolmetscher zur Verfügung stehen.
Der Rektor brachte uns in den Lehrerzimmer. Dort waren meine Klassenlehrerin, zwei Beamte vom Jugendamt, ein Dolmetscher, die Sekretärin und ein Polizist.
Dann wurden wir befragt, wieso, weshalb, warum ich nicht zur schule käme.
„Ja, erzähl mal Zeynep, warum kommst du nicht zur Schule? Verhindern deine Eltern dich daran?“ fragte eines der Beamten.
„Nein. Ich möchte nicht weil, mich niemand hier mag und ich immer geärgert werde.“
„Wer ärgert dich denn?“ fragte meine Klassenlehrerin hochnäsig.
„Sie!“ sagte ich weinend. „Sie ärgern mich auch immer!“
Ich erzählte was sie mir gesagt hatte, als ich kein Stuhl hatte.
„Aber Frau Heine! Hier im Lehrerzimmer gibt es doch genügend Stühle, eines davon hätten Sie ihr doch zur Verfügung stellen können!“ Sagte der Rektor wütend. Meine Klassenlehrerin wurde langsam rot.
„Ja aber.. aber sie ist auch eine Diebin! Sie hat sämtliche Bücher geklaut, sogar die von ihren Mitschülern!“
„Frau Heine. Meinen Sie vielleicht auch ein Wörterbuch?“ fragte die Sekretärin
„Ja. Sogar die von Jaqueline hat sie geklaut!“
Die Sekretärin stand auf, ging an den großen Schrank und holte massenweise Bücher raus. Unter den Büchern waren auch 3 Wörterbücher.
„So. Da ist das Buch von Jaqueline, das da ist von Nils und das hier von Zeynep.“ Las sie aus den Büchern und schaute Frau Heine grinsend an. Frau Heine wurde wild vor Wut;
„Wie können Sie es wagen, an meinen Spint zu gehen?!“
„Ach, das war wohl ein Geständnis, dass die Bücher aus Ihrem Spint stammen.“ Grinste der Rektor.
Der Polizist durchsuchte den Schrank und fand dann schließlich meinen Englisch Buch, Biologie Buch, Physik Buch und zwei weitere Bücher, die ich aus der Schulbibliothek geliehen hatte.
Meine Eltern waren sehr enttäuscht von der Klassenlehrerin, ebenso natürlich der Rektor. Er verkündete sofort eine Suspension an. Meine Klassenlehrerin fiel in Ohnmacht, als sie von dem Polizisten hörte;
„Frau Heine. Die Familie wird Sie wohl Anzeigen, wegen Ausländerfeindlicher Beleidigung an minderjährige. Und das natürlich zur Recht.“
Natürlich haben meine Eltern sie nicht angezeigt, da sie ja nicht wollten, dass die Anzeige ihr, ihren Beruf kostet.
„Was möchtest du nun machen Zeynep?“ fragte mich der Rektor lächelnd.
„Ich möchte die 5. Klasse wiederholen, aber nicht jetzt. Ich möchte erst zurück zur 4. Klasse und dann mit all meinen Freunden wieder herkommen.“
„Wohin genau möchtest du? Wieder in die Menckeschule? Oder in das andere?“
„In das andere. Weil, meine Freunde sind auch auf dieser Grundschule. Ich würde gerne dahin gehen.“
„Gut, ich werde dir dabei helfen. Du kannst zuhause bleiben, bis ich mich bei dir melde. ich regele das für dich. Einverstanden?“
„Ja. Danke.“
Dann durften wir wieder nachhause.

Eine Woche später kam der Rektor zu uns nachhause, um mir mitzuteilen, dass ich sofort Morgen früh in die Grundschule gehen kann.
Ich war ihm sehr dankbar dafür und bin es bis heute noch. Denn meine nächste Klassenlehrerin, in der 5. Klasse, war sehr lieb. Aber das Beste war, ich war nicht mehr die einzige Ausländerin in der Schule, sondern fast die Hälfte waren es.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 20.10.2011

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