Cover

Leseprobe

Fire&Ice

Band 8

Julien Fox

 

 

 

 

Allie Kinsley

Bereits erschienen:

Fire&Ice 1 - Ryan Black

Fire&Ice 2 - Tyler Moreno

Fire&Ice 3 - Shane Carter

Fire&Ice 4 - Dario Benson

Fire&Ice 5 - Brandon Hill

Fire&Ice 5.5 - Jack Dessen

Fire&Ice 6 - Chris Turner

Fire&Ice 6.5 - Gregor Zadow

Fire&Ice 7 - Logan Hunter

Fire&Ice 7.5 – Jonas Harper

Fire&Ice 8 – Julien Fox

Fire&Ice 9 – Luce Suarez

Fire&Ice 10 – Joey Parker

Fire&Ice 11 – Matthew Fox

Fire&Ice 12 - Fabio Bellini

Fire&Ice 13 - Alex Altera

Fire&Ice 14 - Taylor Falk

 

Sweet like Candy

Divided like Destiny

 

Protect Me - Brian

Protect Me - Ash

Protect Me – Ray

Protect Me – Dante

Protect Me - Chase

Protect Me - Levin

Protect Me - Dean

Protect Me - Thomas

 

Yearn for Adam

Yearn for Slade

 

 

Copyright © 2016 Allie Kinsley

All rights reserved.

Lektorat: A. Rogosik

Cover Foto: Arthur-studio10,Shutterstock-ID: 282784643

 

 

 

 

 

 

 

1 Ein Freund

 

 

DESTINY

 

"Komm schon, De. Wir könnten zusammen lernen", sagte Candy, während sie den Tresen in Netti's Diner abwischte.

Sie mochte Candy. Einer der wenigen Kommilitonen an der University of Applied Science in Boston, bei der es ihr so ging.

Seit Jahren war Destiny Einzelgängerin. Lebte für sich. Lernte für sich. Blieb für sich. Nach einem Zusammenstoß auf dem Schulflur, hatte sie sich nach und nach mit Candy angefreundet und war erstaunt, wie gut sie sich mit der blonden Schönheit verstand.

Die meisten Frauen mieden sie. Oft war Neid der Grund dafür. Dass sie schön war, wusste sie. Nichts anderes hatte man ihr von klein auf eingebläut.

Mit 21 Jahren hatte sie sich natürlich weiter entwickelt, die Reaktionen der Menschen, vor allem Männer, waren aber die gleichen geblieben. Mit knapp 1,65 m Körpergröße, war sie eigentlich zu klein, zumindest für den Geschmack ihrer Mutter, aber für alles was Destiny erreichen wollte, reichte die Größe auf jeden Fall.

Sie war sehr schlank, hatte an den richtigen Stellen dennoch Kurven. Diese Figur verdankte sie mitunter dem Training für ihren Job. Das Hobby zum Beruf zu machen, hörte sich schöner an als es war, aber für sie war es eine gute Gelegenheit ihr Studium zu finanzieren, also sollte es so sein.

Ihre langen blonden Locken hatte sie wie immer zu einem unordentlichen Knoten hochgebunden. Alles andere wäre einfach zu zeitintensiv. Es musste praktisch sein und schnell gehen wie alles in ihrem Leben.

Sie machte sich auch wenig daraus, was andere Leute über sie dachten. Im Gegenteil, je weniger der Rest der Welt mit ihr zu tun haben wollte, desto besser für sie. Umso mehr Zeit blieb ihr, sich den Sachen zu widmen, die sie wirklich tun wollte. Studium und Uni zum Beispiel.

Streber? Definitiv! Nach ihrem Abschluss wollte sie in die Marketingbranche. Bevorzugt in ihrer eigenen kleinen Traumwelt, würde sie eine Trainee Stelle in der Marketing Abteilung bei JB-Industrials antreten. Der Konzern wäre für sie das Nonplusultra und das Karrieresprungbrett schlechthin.

"Könntest du deine Bambiaugen für zwei Minuten von deinem Blatt losreißen und mir antworten?", fragte Candy und sie hörte, wie belustigt diese klang.

Bambiaugen. Sie hasste diesen Ausdruck. Zu oft hatte sie ihn von den falschen Menschen gehört. Ihre Augen waren dunkelbraun, groß und ausdrucksstark. Dichte, lange, schwarze Wimpern umrahmten sie. Ihre Nase war zierlich und ihre Lippen voll.

Leider verschaffte ihr ein schönes Gesicht nicht immer Vorteile. Gerade bei Professoren wurde man leicht als schönes Dummchen abgestempelt. Das war auch der Grund, warum sie sich selten schminkte. Diesen Effekt wollte sie nicht noch provozieren.

"Ich weiß nicht …"

"Bitte. Ich könnte deine Hilfe wirklich brauchen. Bei mir hätten wir unsere Ruhe."

"Kommt dein Freund dich nicht abholen?", fragte sie, weil sie schon öfter beobachtete hatte, das Candy einen Nachhauseservice hatte.

"Doch, aber er bringt uns dann nur nach Hause. Mittwochs gehen die Jungs immer zusammen aus, damit sie ein bisschen Zeit für sich haben", sagte Candy und lächelte. Sie wirkte alles andere als unglücklich darüber, mal einen Tag ihre Ruhe zu haben.

"Okay", gab Destiny sich schließlich geschlagen und schob ihre Hände in die Ärmel des riesigen braunen Strickpullovers. Diese unförmigen Zelte waren die bequemsten Kleidungsstücke, die sie besaß. Dazu Leggins und Chucks – optimales Lernoutfit!

Kurz vor Candys Schichtende öffnete sich die Tür zum Diner und ihr Freund kam herein. Das Lächeln, das die beiden tauschten immer wenn er sie abholen kam, war sehr liebevoll. Für romantische Menschen sicherlich ein Grund zum Seufzen.

"Hey Baby, Destiny fährt mit zu uns. Wir lernen noch", sagte Candy strahlend und zog bereits ihre Schürze aus.

"Wer ist Destiny?", fragte Justin und setzte sich auf den Hocker neben ihr.

"Meine Freundin. Neben dir, J", antwortete Candy lachend und ging dann nach hinten, um sich umzuziehen.

Justin drehte den Kopf in Destinys Richtung und reichte ihr dann mit einem charmanten Lächeln die Hand. Kein Wunder, dass Candy und die halbe Uni ihm zu Füßen lagen. Dieses Lächeln war wirklich atemberaubend.

"Hey, kennen wir uns? Ich kann mich nicht erinnern, sorry. Ich bin Justin."

Am liebsten hätte sie 'Ja' gesagt, weil er schließlich fast jeden Tag neben ihr im Diner saß, aber offiziell vorgestellt waren sie einander nicht worden.

"Nein, hi, ich bin Destiny."

"Wow, fast so abgedreht wie Candy", lachte er.

"Ja, wir hatten wahrscheinlich die gleiche seltsame Mom", gab sie zurück.

Das Lächeln auf ihren Lippen strengte sie nicht mehr an. Egal was um sie herum passierte, die Fassade hatte sie immer im Griff.

"Wir können los!", sagte Candy und runzelte die Stirn, als sie zwischen ihnen beiden hin und her sah.

Sie mochte Candys feinfühlige, fast schon empathische Art. Wahrscheinlich war das auch der Grund dafür, dass sie sich überhaupt mit ihr angefreundet hatte. Ihre Gegenwart war einfach sehr angenehm und man musste ihr nie erklären, wenn man seine Ruhe brauchte.

"Er findet meinen Namen komisch", sagte sie und drehte das Lächeln noch eine Stufe höher. Kurz zogen sich Candys Augenbrauen zusammen, dann wandte sie sich augenrollend an Justin.

"Du wirst es nie lernen, oder? Wenn man schon einen beschissenen Namen hat, ist es total ungünstig, wenn man auch noch damit genervt wird!"

Justin gab ihr einen Klaps auf den Hintern und lachte: "Sei nicht so frech, Weib!"

Candys Quieken war für sie absolut untypisch mädchenhaft.

 

Die beiden kabbelten sich die ganze Fahrt bis zu dem Wohnblock. Sie stiegen aus und Justin begleitete sie noch bis zur Wohnungstür.

"Bis später, Babe", sagte er leise und küsste Candy sanft auf ihre Lippen. Als er sich lösen wollte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um den Kontakt ihrer Lippen nicht abzubrechen.

Justin lächelte an ihrem Mund, küsste sie noch einmal und richtete sich dann auf. "Bis später. Viel Spaß euch beiden!" Dann wandte er sich ab und joggte die Treppe hinunter.

Seufzend sperrte Candy die dunkle Holztür auf und trat in den schmalen Flur. Destiny folgte ihr in die Wohnung und sah sich neugierig um. Es war ein seltsames Gefühl, aber sie wollte sich darauf einlassen.

"So, dass ist unser Reich", sagte Candy, schlüpfe aus ihren Schuhen und warf die Tasche auf die Couch. "Setz dich, ich hol uns noch Wasser", sagte sie und verschwand durch eine Tür.

Okay. Jetzt wurde es ernst. Eine Freundin. Mal sehen, wie lange so etwas gut gehen konnte.

 

JULIEN

 

"Da bist du ja endlich!", rief Julien, als Justin durch die Tür des Meets trat.

"Hab Candy noch nach Hause gebracht."

Was auch sonst!

So gern er die beiden mittlerweile auch hatte. Sie waren gerade zu ekelhaft süß miteinander! Ja, er sah, wie sehr sein bester Freund dieses Mädchen liebte, aber oft einmal fühlte er sich einfach wie das fünfte Rad am Wagen. Genau deshalb hatte er sich auch so sehr gewünscht, dass es mit Trish klappen würde. Aber so sehr er sich auch bemüht hatte, sie hatte nur Augen für Logan, den Freund seines Bruders Matthew.

"Wir müssen dringend wieder in den Chase Club. Ich brauche eine Frau." Obwohl er sich nicht sicher war, dass der Club von Trishs Bruder der richtige Ort für die Suche nach der richtigen Frau war.

"Warum?", fragte Justin, als wäre das nicht offensichtlich.

"Weil es mich ankotzt wenn ihr beiden die ganze Zeit am Turteln seid und ich alleine dasitze!"

"Du sitzt nicht allein da. Joey ist auch oft mit von der Partie!"

"Und was sollen wir dann machen? Synchronwichsen, während ihr uns einen Trockenporno bietet?"

Justin verzog angewidert das Gesicht. "Okay, du hast recht!", sagte er ehe die Bedienung ihre Burger brachte.

"Und was stellst du dir vor?", fragte Justin, nachdem er seine ersten Bissen herunter geschluckt hatte.

"Trish!"

"Du weißt, dass sie vergeben ist. Du hast lediglich einen Narren an ihr gefressen, weil dir die Vorstellung von ihr gefällt. Ich glaube nicht, dass dieses Tussi-Kicher-Ding alles ist, was hinter ihr steckt."

Justin hatte keine Ahnung von Trish! "Sie ist perfekt!"

"Julien!"

"Doch! Ich würde meinen rechten Arm für sie geben!", rief er im Brustton seiner Überzeugung.

"Du bist Linkshänder", sagte Justin, ohne auch nur von seinem Burger aufzusehen.

Verdammt! Erwischt.

Plötzlich stockte er. Er hob seinen Blick und musterte Julien, wie er es immer tat kurz bevor irgendeine hirnverbrannte Idee aus seinem Mund kam.

"Ich hab die perfekte Frau für dich!", rief Justin dann aus und bestätigte Juliens schlimmste Befürchtungen.

"Trish?"

"Nein! Candys neue Freundin!"

"Candy hat eine Freundin?"

Auf Justins wütenden Blick hin hob er beschwichtigend die Hände.

"Ich mein ja nur. Wann soll sie denn eine Freundin kennenlernen, wenn du dauernd an ihrem Rockzipfel hängst!"

Okay … falsche Antwort. Sein Blick wurde eher noch finsterer.

"Willst du jetzt was von ihr erfahren oder nicht?"

"Klar, ein Versuch ist es wert", gab er lächelnd zurück.

Justins vage Beschreibung ihres Äußeren klang für Julien sehr ansprechend. Mehr hatte er über sie leider nicht zu sagen, da er sie heute zum ersten Mal gesehen hatte.

"Noch ein Bier, bitte", rief Justin der Kellnerin zu. "Willst du heute keins?", wandte er sich dann an Julien.

"Nein, danke, bin mit der Honda da."

Justin nickte. Er wusste genau, dass Julien keinen Tropfen trank, wenn er sein Baby fuhr.

"Und wo kann ich sie treffen?"

Justins Lächeln wurde breit. "Bei uns zu Hause! Sie lernen heute Abend zusammen!"

"Vorzeitiger Abbruch?", schlug er vor.

Die Aussicht auf eine solche Frau war besser, als einen ganzen Abend lang Justins Gejammer darüber anzuhören, was er jetzt alles mit Candy machen könnte. Noch schlimmer, die ständigen Spekulationen, was sie wohl gerade machte. "Klar!"

In Rekordgeschwindigkeit trank Justin sein gerade erst bestelltes Bier. Dann machten sie sich auf den Weg zurück zu ihrer WG.

 

Vor der Wohnungstür angekommen, hielt Justin plötzlich inne und rieb sich nervös über den Nacken. "Hey, hör mal, wenn du dir nicht zu hundert Prozent sicher bist, was du willst, lass es. Eigentlich will ich Candy das nicht versauen."

"Da kommst du aber früh drauf, Kumpel", sagte Julien lachend.

"Meine Gedanken sind bei: 'Wir fahren zu Candy', hängengeblieben." Justin zuckte entschuldigend mit den Schultern.

"Ich habe schon immer gesagt, dass dich diese Vernarrtheit noch einmal umbringt."

"Julien!"

"Ja, ja, du liebst sie wirklich. Ich weiß!" Mann Gottes, dieser Text hing ihm langsam zum Hals heraus!

"Also dann, reiß dich zusammen!"

 

DESTINY

 

Mit Candy zu lernen war effektiver, als Destiny es sich hätte vorstellen können. Eigentlich machte sie alles allein und kam damit auch bestens klar. Indem Destiny die Sachen erläuterte, prägte sie sich aber alles noch viel besser und schneller ein.

Und sie hatte Spaß. Wirklich. Nicht jene aufgesetzte Art, sondern von Herzen.

Destiny konnte sich nicht daran erinnern, jemals einen angenehmeren Menschen kennen gelernt zu haben. Candy war unkompliziert, intelligent und hatte eine sehr schnelle Auffassungsgabe. Die Zeit, die verging, bemerkte sie kaum.

Dann hörte sie, wie ein Schlüssel sich im Schloss drehte.

"Warum sind sie schon zurück?", murmelte Candy und sah auf ihre Uhr.

"Hey Babe!", rief Justin vom Flur aus, ehe er zu Candy kam und sie auf die Wange küsste.

Der Mann, der hinter Justin erschien, verschlug Destiny die Sprache.

Dunkelblonde verstrubbelte Haare. Blaugrüne, hellwache Augen, seine Lippen waren nicht allzu voll, sahen dafür aber umso weicher aus. Das schwarze T-Shirt spannte verdammt eng um seinen sehr muskulösen Oberkörper. Wenn man genau hinsah, konnte man sogar leicht die einzelnen Päckchen seines Waschbrettbauches sehen. Seine Taille war schmal und wurde durch die tief sitzende Jeans betont.

Alles in allem eindeutig ein Prachtexemplar von einem Mann.

Lecker!

Dann bemerkte sie seinen Blick. Abschätzend, musternd. Er versuchte herauszufinden, ob sich die Mühe lohnte, sie anzubaggern.

Sie hasste nichts mehr als dieses Bewerten … doch, noch schlimmer war es, wenn die Blicke lüstern wurden. Und immerhin das wurden sie bei diesem Mann nicht. Eher nachdenklich … oder was auch immer. Den Finger konnte sie nicht darauf legen.

"Hey Kleine", grüßte er Candy und gab ihr einen Kuss auf die Wange, ehe er zu ihr kam. Er streckte ihr eine Hand entgegen und sagte: "Hallo, ich bin Julien."

"Destiny", sagte sie leise, ignorierte aber seine Hand. Auch wenn es unhöflich war, so ging ihr dieses gezwungene Berühren eindeutig auf die Nerven.

Auch wenn ihr Gegenüber noch so gepflegt aussah, wer garantierte ihr denn, dass er sich tatsächlich die Hände gewaschen hatte, nachdem er das letzte Mal auf der Toilette gewesen war?

Niemand! Also sah sie auch keinen Grund dazu, seine Hand in ihre zu nehmen. Auch wenn sie noch so gern gewusst hätte, ob sie weich oder rau war.

Langsam zog er seine Hand zurück und ließ sich neben ihr auf das Sofa sinken.

Schweigend saßen sie nebeneinander. Nah genug um seine Körperwärme zu spüren. Candy und Justin waren völlig in ihrer eigenen Welt gefangen, also begann sie ihre Unterlagen zusammen zu sammeln. Es wurde eindeutig Zeit zu gehen. "Jep, und deshalb bin ich so genervt von den beiden", murmelte Julien in die Stille hinein.

Sie wandte ihm ihren Blick zu und lächelte mitfühlend. "Oh ja, das kann ich nur allzu gut verstehen."

Auch er lächelte und seine Augen funkelten dabei vergnügt. Ganz anders, als die Blicke, die er ihr bislang zugeworfen hatte. Anders … gut.

"Gott sei Dank! Ich bin nicht der Einzige, dem dieser Scheiß auf die Nerven geht!"

"Nein", lachte sie und wandte sich wieder ihrer Tasche zu. Sie konnte ihn definitiv verstehen.

"Wie kommst du nach Hause?", fragte er dann.

"Zu Fuß", gab sie zurück und stand auf.

"Du gehst schon?", fragte Candy, die ihre Aufmerksamkeit dann doch für einem Moment von ihrem Freund lösen konnte.

"Ja, muss morgen früh raus. Uni. War nett. Danke!" Für sie selbst überraschend, meinte sie es sogar ehrlich.

"Fährst du sie, Justin?"

"Ich mach das schon, er hat getrunken", sagte Julien und stand auf.

 

JULIEN

 

"Ich fahre sie", wiederholte Julien in die plötzliche Stille hinein. Drei Augenpaare sahen ihn musternd an.

"De muss nicht laufen und ich muss euch beiden nicht zusehen oder zuhören", schob er als Erklärung hinterher, bevor die Köpfe der drei zu rauchen beginnen konnten.

Justins Blick war immer noch zweifelnd. Candys zufrieden. Destiny sah drein, als wäre er ein Hündchen, das einen neuen Trick gelernt hatte.

Mit gerunzelter Stirn ging er zur Haustür. Diese Frau war der Inbegriff von seltsam. Ein Lächeln wie die Geier im Club oder in Talin und trotzdem unhöflich genug, seine ausgestreckte Hand zu ignorieren. Sie hatte ein wunderschönes Gesicht und schlanke Beine, mehr von ihrem Körper konnte er bei diesem Monstrum an Pullover leider nicht sehen.

Sie könnte wirklich viel aus sich machen, ließ sich aber total gehen. Wahrscheinlich rasierte sie sich noch nicht einmal die Beine.

Bei dem Gedanken an lange Haare, die diese wohlgeformten Beine zierten, schüttelte es ihn.

"Du musst mich nicht fahren, wenn es dir sowieso schon kalt ist", sagte sie und musterte skeptisch seine Honda, vor der sie in diesem Moment ankamen.

Kalt, er grinste in sich hinein.

"Passt alles. Steig auf, aber verkratz den Lack nicht ... äh, Turnschuhe."

Klar, warum sollte Öko-De auch Highheels tragen? Bestimmt rochen ihre Haare nach Bier, weil sie keine gekauften Conditioner benutze.

Trishs Haare dufteten immer nach Blumen. Während seines inneren Monologs sah sie ihn unsicher an.

"Du wirst mich wohl oder übel anfassen müssen, wenn du mitfahren willst", sagte er und provozierte sie damit absichtlich.

Sie zog ihre perfekt gezupften Augenbrauen nach oben. Moment ... das passt nicht ins Bild. Vielleicht doch kein Berggorilla ... Ehe er weiter über ihre Körperbehaarung sinnieren konnte, griff sie mit beiden Händen seine Schultern. Ihre Krallen bohrten sich dabei schmerzhaft in seine Muskulatur.

Uff ... klares Statement und stark ist sie auch noch für diese kleinen Händchen.

Unauffällig ließ er seinen Blick zu ihren Nägeln wandern. Frenchlook, auch total unpassend.

"Wolltest du fahren oder soll ich dir einen Termin bei meiner Freundin ausmachen? Sie lernt Nageldesign und sucht immer willige Opfer."

Ausrede. Überleg dir schnell eine Ausrede!

"Ich wollte nur sehen, ob du dich gut festhältst. Nicht dass ich dich noch verliere."

Ihr Griff wurde so fest, dass er sich gerade noch beherrschen konnte, nicht zischend die Luft auszustoßen.

"Besser?", fragte sie und er hörte das Lächeln in ihrer Stimme.

Na warte, du Biest!

"Nein", sagte er trocken, nahm ihre Hände und zog sie auf seinen Bauch. "Besser!", sagte er dann grinsend und konnte sich ihre Miene genau vorstellen.

Bevor sie etwas anderes sagen konnte, ließ er den Motor an und fuhr los. Ihr Griff wurde fester und ihre manikürten Nägel bohrten sich ziemlich weit unten in seinen Bauch.

Sexy!

Warum konnte der Rest dieser schönen Frau nicht genauso hübsch hergerichtet sein wie ihre Hände?

"Nächste Kreuzung rechts", sagte sie, wegen des Fahrtwindes nah am seinem Ohr.

Er konnte die Wärme ihres Atems spüren und ihre rauchige Stimme sorgte für die passenden Bilder in seinem Kopf. Die Jeans die er trug war zu eng, um irgendein Anzeichen einer Latte verbergen zu können.

"Die nächste links", raunte sie wieder.

Denk an was anderes! Berggorilla, Berggorilla, Berggorilla! Funktionierte. Puh. Öko-Destiny setzte ihn ganz schön unter Strom.

"Der vierte Wohnblock links."

BERGGORILLA!

Vor dem Gebäude angekommen sprang sie sofort von seiner Maschine.

Gut so!

Lächelnd wandte er sich ihr zu, nur um gleich darauf zusammenzuzucken.

Wahh! Kräuterhexe!

Ihre Haare standen wild in alle Richtungen und passten noch besser als zuvor ins Gesamtbild.

"Ähm ... also danke fürs Fahren", stammelte sie und versuchte ihre Haare zu sortieren.

Chancenlos, Babe!, grinste er in sich hinein.

"Kein Ding. Bis die Tage!", sagte er lachend, weil sie so verdutzt drein sah. Was hatte sie denn erwartet? Das er mit zu ihr wollte?

Immer noch lachend, wendete er die Maschine und fuhr zurück in seine Wohnung.

Auf zur nächsten Horrorshow!

 

 

 

 

 

 

 

 

2 Mehr nicht

 

 

JULIEN

 

Wach wurde er durch das laute helle Lachen von Candy. Eigentlich mochte er es. Hatte es vom ersten Moment an gemocht. Aber so früh am Morgen, war es einfach nicht zu ertragen.

Wie Destiny wohl lacht?

Verwirrt zog er die Brauen zusammen. Was machte die Ökofrau so früh in seinem Kopf?

Kaffee!

Dann würden seine Gedanken wieder klarer werden! Mühsam quälte er sich aus dem Bett und lief wie jeden Tag in Shorts in die Küche.

Die nicht mehr lachende, sondern nur noch lächelnde Candy reichte ihm seinen Kaffee, mit dem er sich aufs Sofa verzog, um den beiden nicht beim Turteln zusehen zu müssen.

So hatte sich ihre Morgenroutine eingespielt und der Kaffeeservice gefiel ihm sehr gut. Leider verfolgte Justin ihn an diesem Tag.

"Kommst du heute mal wieder mit zur Uni?", fragte Justin, als er am Sofa ankam.

"Nop!" No Way. Er wollte Trish nicht über den Weg laufen.

"Komm schon. So geht das nicht weiter, Julien! Du schwänzt seit drei Wochen! Ein bisschen Motivation für dein Studium und deine Zukunft!"

"Motivation gibt es eigentlich gar nicht. Alles nur Mythos!", murmelte Julien und schloss die Augen.

"Julien! Immer nur hier rumzuliegen und am Abend zum Saufen zu gehen, ist doch auch kein Leben. Ist dir nicht scheiß langweilig?"

Eigentlich nicht. Er ging abends weg, um den beiden nicht beim Kuscheln zusehen zu müssen. Lag die halbe Nacht wach, weil er den beiden beim Sex zuhören musste. Demnach musste er am Tag schlafen.

So konnte er das seinem besten Freund natürlich nicht sagen. Justin würde ein schlechtes Gewissen bekommen und die Stimmung in der WG wäre angespannt.

"Nein. Ich halte mich beschäftigt. Heute zum Beispiel werde ich die Wohnung und mich selbst putzen!"

"Das du duschen als Leistung ansiehst, sagt alles über deinen erbärmlichen Zustand aus!"

Autsch ... aber Justin hatte leider recht.

"Morgen vielleicht, Justin. Ich bin müde."

"Morgen sicher! Und wenn ich dich hinschleife!"

Seufzend nickte Julien. Er musste versuchen heute Nacht ein wenig Schlaf zu bekommen. Was er wirklich brauchte, war einen neuen besten Freund. Oder besser noch eine Nummer zwei, die Justin vertreten konnte, wenn dieser wie so oft an Candy klebte.

Die Anforderungen waren nicht gerade gering. Er musste zu ihm passen, sich mit Justin verstehen und vor allem musste Justin ihn auch in Candys unmittelbarer Nähe ertragen. Noch besser wäre, wenn Candy sich ebenfalls sehr gut mit ihm verstehen würde, dann wären die Chancen, dass er Justin wieder ein wenig öfter zu Gesicht bekam deutlich höher.

Destiny wäre gar keine schlechte Wahl ...

Warum zum Teufel schlich sich diese Frau ständig in seine Gedanken? Auch wenn es in diesem Fall wirklich ein genialer Einfall war. Destiny war zwar nichts für ihn als Frau, als beste Freundin, vor allem in der Kombination mit Candy, wäre sie aber perfekt.

 

Am Abend flüchtete er wieder ins Meets. Joey und Mike saßen bereits am Tresen der Kneipe und tranken ihr erstes Bier.

"Hey", grüßte er die Runde nickend.

"Du auch schon wieder hier, Julien? Musst du nicht zwischendurch mal zur Uni?", fragte Joey und rieb sich über seinen Stiernacken.

"Wie noch ein Daddy? Die häufen sich gerade." Julien setzte sich an den Tresen und bestellte ebenfalls ein Bier. "Der Plan ist, sich zu betrinken, damit ich den beiden nicht beim Sex zuhören muss!"

"Ich will nicht hören, dass du sie beim Sex hörst! Ich will überhaupt nicht hören das Candy Sex hat!", knurrte Joey.

"Warum? Hattet ihr doch auch Sex, als sie noch deine Freundin war." Auch wenn diese Vorstellung wirklich verstörend war.

"Schlag nur weiter mit dem Stock nach dem wütenden Hund, Julien. Du bist nicht zufällig mit Jason verwandt, oder? Der stochert auch immer in den falschen Wunden", fragte Eric, der Barkeeper des Meets.

Als Julien sich wieder Joey zuwandte, sah er wie dieser ihn wütend anfunkelte.

Ups ... wohl noch nicht ganz drüber hinweg ...

"Sorry", murmelte Julien und trank von seinem Bier. Lieber ein bisschen die Füße stillhalten.

 

Ein paar Stunden und einige Biere später sagte Mike: "Ich brauch eine Frau!"

Alle nickten zustimmend. Bei diesen Thema waren sie alle einer Meinung.

"Eine wie Lisa", sagte Joey.

"Eine wie Trish!" Einem plötzlichen Gedanken folgend fügte Julien vom Alkohol lallend hinzu: "Oder eine wie Destiny, nach einer Typveränderung."

Er hatte nicht bemerkt, wie schwer seine Zuge geworden war.

"Wer ist Destiny?", fragte Joey.

"Candys Freundin." Zumindest hatte Justin das ja behauptet.

"Und sie gefällt dir?", hakte Joey nach.

"Ja. Nein. Jein." Irgendwie war es gar nicht so leicht zu beschreiben. "Ich bin einfach der Typ, der mit Glamourtussis on tour ist. Dieser natural Style ist nicht meins."

"Natural Style?"

"Öko. Schick in Strick. Du weißt schon. Ungeschminkt und Schlabberlook."

"Oh, vielleicht was für mich", sagte Joey und war mit einem Mal hellwach.

Was? Nein, nein! Er sollte sie nicht bekommen!

"Ne, Kumpel. Die lässt sich nicht von dir Glucken", sagte Julien und genoss, wie Joeys Schultern nach unten gingen.

Wäre ja noch schöner! Ich habe sie zuerst gesehen … auch wenn ich sie gar nicht will … also nicht so …

Da seine Gedanken eindeutig zu wirr wurden, entschied er, dass er genug getrunken hatte und nach Hause musste. Der Wecker würde noch früh genug läuten.

 

Stechende Kopfschmerzen. Das war alles, was er am nächsten Morgen spürte. Er brauchte dringend Aspirin. Als er sich aufrichtete, bemerkte er, dass er sich nicht mehr umgezogen hatte.

Gut … vielleicht war es doch ein Bier zu viel.

"Julien mach schneller!", rief Justin und schlug einmal mit seiner Faust gegen die Tür, wie er es immer machte, wenn er es ernst meinte.

Shit. Uni.

Er wälzte sich aus dem Bett und ging auf direktem Weg in die Dusche. Mit dieser Fahne wollte er niemandem unter die Nase treten.

 

Danach schlüpfte er in seine Lieblingsjeans und fischte eines seiner schwarzen, engen T-Shirts aus dem Schrank. Sonnenbrille auf, dann noch schnell einen Kaffee.

Candy hatte ihn wie jeden Tag schon fertig und lächelte ihn mitfühlend an.

Die kleine Hexe. Wo sie doch schuld daran ist ... zumindest fast!

Stöhnend warf er sich auf Sofa. Er musste dringend eine andere Lösung für seinen Schlaf finden.

"Los geht´s!", rief Justin Minuten später viel zu fröhlich. "Oh, coole Sonnenbrille", sagte er dann und schnippte gegen Juliens Stirn.

"Oh Gott, sprich nicht mit mir! Siehst du nicht, dass ich leide?", fragte Julien und trank den letzten Schluck Kaffee.

"Wenn du dich auch unter der Woche betrinken musst, selber schuld", lachte Justin und legte Candy den Arm um die Schultern.

Wenn der wüsste ... war ja schließlich fast seine Schuld!

 

Der Campus war nicht weit entfernt, sodass sie zu Fuß gehen konnten. Den Unterricht am Vormittag hätte Julien sich sparen können.

Konzentration Fehlanzeige und er schlief auch immer wieder ein, bis Justin ihn mit einem Stoß seines Ellenbogens weckte.

"Beeil dich!", rief dieser genervt, als sie nach der Stunde zu Candys Klassenzimmer liefen. Diese Halbmarathon durch die Unigänge war fast so schlimm wie das Geturtel am Morgen.

"Hey Babe!", rief Justin, zog Candy stürmisch in seine Arme und hob sie hoch.

Julien verdrehte genervt die Augen, bis er Destiny sah, und beschloss, genau das gleiche zu tun.

In zwei großen Schritten war er bei ihr, riss sie ebenfalls in seine Arme und ahmte Justins Begrüßung exakt nach. Nur den Kuss sparte er sich.

Nachdem er die sichtlich überrumpelte Destiny abgesetzt hatte, grinste er spitzbübisch. Der halbe Flur, inklusive Justin und Candy sahen ihn an, als wäre er verrückt geworden.

Lässig zuckte er mit seinen Schultern und grinste sein bestes Lächeln.

"Wollte herausfinden, was genau daran so toll sein soll, dass du es jeden Tag aufs Neue machst", erklärte er an Justin gewandt.

"Und, gefunden?", frage Justin nun ebenfalls grinsend.

"Jup, machen wir jetzt auch so." Julien deutete auf die immer noch stumme Destiny.

"Was?", fragte sie sichtlich verwirrt.

"War doch lustig", sagte er und lief schon mal los zur Mensa. Er musste dringend ihren Geruch aus der Nase bekommen. Sie roch ganz und gar nicht nach Biershampoo. Sondern ziemlich lecker. So ziemlich lecker, dass er sich fragte, wie sie wohl schmecken würde und das ging nun mal gar nicht.

Er brauchte eine Frau mit genauso viel Stil wie er selbst hatte an seiner Seite.

Ende dieser Gedanken!

 

Vor den großen Glastüren der Mensa angekommen, wartete er auf die anderen.

"... bitte! Sie werden alle nett zu dir sein!", hörte er Candy im Herannahen jammern.

"Nein, wirklich. Die Mensa ist nichts für mich. Ich bleib lieber für mich", gab Destiny zurück.

Was war nur los mit diesem Mädchen? War sie wirklich Anti-Alles? Kurzerhand legte er ihr einen Arm um die Schultern und zog sie mit sich ins Innere der Unikantine.

Er tat es natürlich nur für Candy, weil diese Destiny gern dabei hatte. Es hatte rein gar nichts damit zu tun, dass er herausfinden musste, was es war, dass da so gut an ihr roch.

"Du kannst mich nicht mit denen allein lassen!", flüsterte er verschwörerisch in Destinys Ohr. Ihr Haare fühlten sich weich auf seiner Wange an. Ganz anders, als er es sich vorgestellt hatte.

"Julien!", zischte sie zurück und zappelte ein klein wenig, als sie an der Ausgabe ankamen.

"Nop, kommt überhaupt nicht infrage, dass du mich jetzt zurück lässt!", sagte er ungerührt lächelnd.

"Lass los. Die starren schon alle rüber!", zischte sie weiter und es schien ihr wirklich unangenehm zu sein.

IHR unangenehm, mit mir gesehen zu werden!

Immerhin war er einer der beliebtesten Studenten an dieser Uni! Jeder mochte ihn! Und ja, sie war schön, und spielte durchaus in seiner Liga, wenn sie ein bisschen was aus sich machen würde. Dass es ihr peinlich war, mit ihm gesehen zu werden, war definitiv ein Schlag in die Magengrube.

Mit gerunzelter Stirn sah er sie an und nahm dann seinen Arm von ihrer Schulter. Dann rückte er weiter in der Schlange vor.

Sie seufzte und legte ihm wenige Meter später eine Hand auf den Unterarm. Die Berührung durchzuckte ihn wie ein Stromschlag, auch wenn sie ihre Hand sofort wieder zurück zog, brannte die Haut regelrecht, wo sie sie berührt hatte.

"So war's nicht gemeint, Julien", sagte sie und ihr verzweifelter Blick, der immer wieder zwischen ihm und Candy hin und her flog, amüsierte ihn. Um sein Grinsen zu verbergen, wandte er sich ab.

"Julien ..."

"Beweis es. Setzt dich zu uns", forderte er. Die Erpressung war ihm in diesem Moment überhaupt nicht peinlich.

"Julien!" Jetzt jammerte sie eindeutig. Ohne sie anzusehen zuckte er mit den Schultern.

Das Schnauben, das daraufhin folgte, war eindeutig frustriert. "Okay!", sagte sie schließlich, nahm ihr Tablett und stapfte an ihm vorbei.

Ihr Hüftschwung ist wirklich der Hammer, wenn sie wütend ist, dachte er und folgte ihr grinsend zur Kasse.

 

DESTINY

 

Hin und her gerissen. Das war genau die richtige Beschreibung für ihre Gefühle in diesem Moment.

Sie mochte Candy und Justin … ja und Julien auch. Weil sie sich sonst meistens von allen fern hielt, waren sie auch das, was Freunden am nächsten kam.

Aber der Gedanke, mit ihnen in der Mensa zu sitzen, und von allen angestarrt zu werden? Grauenvoll! Wenn sie jemand erkennen würde, könnte sie sich hier nie wieder blicken lassen!

Möglichst unauffällig ließ sie sich auf den freien Platz neben Julien gleiten … oder auch nicht unauffällig, denn die Gespräche am Tisch verstummten und die gesamte Footballmannschaft starrte sie an.

"Genug geglotzt die Damen. Das ist Destiny. Destiny, ein Haufen Vollidioten. Ignorier sie einfach. Machen wir auch", sagte Julien und wandte sich seinem Essen zu.

De wäre dankbarer, wenn die anderen sie ignorieren würden.

"Iss einfach. Sie werden sich an dich gewöhnen", sagte Julien leiser und schubste sie leicht mit seiner Schulter an. Ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Hey, Candy hat heute frei! Wir könnten was unternehmen!", rief er begeistert.

Sofort entstand eine hitzige Diskussion um die Nachmittagsplanung. Cart, Billard, Vergnügungspark ... die Liste war nahezu endlos. "Was meinst du, De?", wandte sich Julien auf einmal wieder an sie.

"Ich? Ähm ... ich muss arbeiten", quetschte sie dann hervor und merkte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss, als die Runde sie wieder anstarrte, als wäre sie Medusa.

"Nicht du auch noch!", jammerte Julien.

"Was denn sonst? Noch habe ich niemanden gesehen, der sein Geld verschenkt", antwortete Destiny. Irgendwie musste sie die Uni ja finanzieren.

"Doch, mein Bruder Matthew und J, mein Bester, vervielfacht es für mich am Finanzmarkt", gab Julien mit einem Grinsen zurück und klopfte auf Justins Schulter.

Ihr Blick flog zu Candy. Ließ sie sich auch von Justin unter die Arme greifen?

Candy seufzte genervt, warf ihre Pommes zurück auf den Teller und sagte: "Ich bin unabhängig!" Dann wandte sie sich an Justin und sagte: "Hör sofort auf zu denken. Ich will das nicht. Nein!"

Unwillig zog dieser die Augenbrauen zusammen.

Okay ... wohl auch kein gutes Thema. Mann, der Umgang mit Menschen ist echt nicht leicht. Also am besten einen Bogen um alle Menschen!

Dafür hatte es die Aufmerksamkeit ein klein wenig von ihr abgewandt.

"Was arbeitest du?", fragte Julien dann und überrumpelte sie damit komplett.

Ausrede! Verdammt! Da hättest du auch mal früher drauf kommen können. Dumme Nuss! War doch klar, dass das das nächste ist, das kommt!

Um ein wenig bei der Wahrheit zu bleiben sagte sie: "Ich putze in einer kleinen Bar."

Juliens dunkle Augenbrauen wanderten nach oben. "Freitagnachmittag?"

"Ja." Sein Gesichtsausdruck sagte deutlich, was er davon hielt.

"Kommst du dann wieder zum Frühstück?", fragte Candy.

Destiny nickte. Wahrscheinlich würde sie sowieso nicht einschlafen können.

Wenn Candy Frühschicht hatte, kam sie oft in Netti's Diner vorbei. Einfach nur um ein bisschen Gesellschaft zu haben.

Nach der Mittagspause hatte sie noch eine Vorlesung, dann würde sie sich auf den Weg zu Terence machen. Der Abend würde lang werden, aber es half nichts, irgendwie musste sie ihr Geld verdienen.

 

JULIEN

 

Ein wenig geknickt lief er hinter Justin und Candy zurück in die Wohnung. Müsste De nicht arbeiten, könnte er sich mit ihr beschäftigen.

Sie war irgendwie witzig, auf ihre eigene verschrobene Art. Vor allem aber lenkte sie ihn einfach von den Turteltauben ab.

Nachdem ein paar Jungs vom Footballteam sich ihnen am Nachmittag anschließen würden, hatte er wenigstens ein bisschen Ansprache und musste sich nicht wie das fünfte Rad am Wagen fühlen.

 

Samstagfrüh hörte er seine beiden Mitbewohner, wie sie sich für Candys Schicht im Diner bereit machten. Also stand er ebenfalls auf. An Schlaf war sowieso nicht zu denken. Außerdem hatte er zumindest die Chance ein klein wenig mit Justin zu sprechen, solange Candy arbeitete.

Er zog sich an und taumelte dann mit halb geschlossenen Augen in die Küche.

"Hey, guten Morgen. Kommst du mit?", fragte Candy und richtete ihm in Windeseile eine Tasse Kaffee her.

"Ja. Danke, Süße", gab er zurück und verzog sich noch einen Moment auf das Sofa, ehe sie aufbrachen.

 

Sechs Uhr am Morgen war eindeutig nicht seine Zeit! Nach der kurzen Fahrt, setzten sie sich auf ihren Stammplatz in der Ecke des Lokals und Candy ging zu den Umkleiden.

"Wie ist der Rest des Tages geplant?", fragte er Justin, während er die Speisekarte studierte.

"Abends in den Chase."

Gequält schloss Julien die Augen. Der Gedanke genau in den Club zu gehen, der Trishs großem Bruder Chris gehörte, gefiel ihm überhaupt nicht. Die Wahrscheinlichkeit sie und ihren Lover dort zu sehen, war einfach zu hoch. "Muss das sein?"

"Sei froh, du kannst dir eine Frau aufreißen", lachte Justin.

"Ganz bestimmt nicht, wenn ich schlecht gelaunt bin, weil ich Trish dauernd an Logan hängen sehe!" Gerade am Wochenende war die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, die beiden dort anzutreffen. Sonst ging er immer gern in den Club.

"Du steigerst dich da ein bisschen rein, oder? Du stellst sie auf ein Podest, das sie gar nicht verdient hat. So perfekt ist Trish nicht!"

"Sie ist so, wie ich mein Mädchen haben will! Eine kleine sweet Beauty an meiner Seite. Du weißt schon. Eine kleine Tussi, mit der man vor den Jungs angeben kann", sagte er und hatte dabei ein genaues Bild von ihm und Trish im Kopf ... zumindest bis Destiny sich in seine Gedanken schob.

Was hat De da verloren?

Justin lachte laut auf. "Ohhh, glaub mir! Wenn du die Richtige gefunden hast, willst du nicht mehr mit ihr angeben. Du wünschst dir eher, dass sie für alle anderen Unsichtbar ist, damit keiner auf die Idee kommt, sie dir wegzunehmen!"

Das wiederum konnte Julien sich überhaupt nicht vorstellen. Es gab doch kein besseres Gefühl, als zu wissen, dass jeder sie begehrte und nur man selbst hatte sie gewonnen. Nur ansehen, nicht anfassen natürlich!

Das kleine Windspiel über der Eingangstür des Diners klingelte, als sie die Tür öffnete.

"De!", sagte er lächelnd und winkte sie zu sich.

"Oha! Was ist denn mit dir los?", fragte Justin mit gerunzelter Stirn.

"De wird meine neue beste Freundin, nachdem meine alte mir meinen besten Freund ausgespannt hat", erklärte er. Absolut logisch seiner Meinung nach.

"Du wolltest Candy für dein Bett, nicht als beste Freundin."

Unwirsch fuchtelte Julien mit der Hand vor seinem Gesicht. "Das Ergebnis bleibt das gleiche! Ich brauche einen neuen besten Freund."

In diesem Moment kam sie an ihrem Tisch an.

"Setz dich, Süße", sagte er und klopfte neben sich auf die Bank. Dann musterte er sie eingehend. Sie trug einen schwarzen Hoody zu einer Jogginghose.

Urg ... fast noch grausamer als der Ökolook.

Ein Blick in ihr Gesicht ließ ihn stutzen. "Heieieiei, was ist dir denn passiert? Du siehst aus wie durch den Fleischwolf gedreht", sagte er als er die bleiche Haut und die Augenringe sah.

"Sie kommt vom Arbeiten, J. Hier", sagte Candy und stellte einen Kaffee und Pancakes vor ihr ab.

Arbeit? So spät?

"Wollt ihr auch Pancakes?", fragte Candy und riss ihn aus seinen Gedanken. Pancakes. Lecker! Nirgend gab es bessere Pancakes als in Netti's Diner! Schnell nickte er und warf die Speisekarte beiseite.

 

DESTINY

 

Das sie ausgerechnet auf diese beiden treffen musste, war schon ein sehr gemeiner Streich des Schicksals. Die Nacht war besonders anstrengend gewesen. Sie wollte nur noch eines dieser perfekten Menüs, die es bei Netti immer zum Frühstück gab und dann in ihr Bett. Und ein klein wenig, wirklich nur ein winzig kleines bisschen, ärgerte sie sich darüber, dass sie Julien über den Weg laufen musste, gerade heute, wo sie so fertig aussah.

Um sich zumindest ein klein wenig Privatsphäre zu verschaffen, stützte sie ihren Kopf in die ihm zugewandte Hand.

Seine Hand, die leicht über ihren Rücken strich, ließ sie zusammenzucken. Sie wandte sich ihm zu, vor allem aber von seiner Hand ab und sah ihn mit großen Augen an.

"Du bist echt fertig, oder?", fragte er mit gerunzelter Stirn.

Das Mitleid ... nein, das war es nicht ... die Sorge in seinem Blick verunsicherten sie.

"Iss, ich fahr dich nach Hause", sagte er dann. Sein Blick, seine Art. Er passte so gar nicht in das normale Verhaltensmuster von Männern.

Für sie gab es nur zwei Sorten. Die, die sie begehrten und die, die sie ignorierten. Aber Sorgen machte sich sicherlich niemand um sie. Das, was dem ganzen Konzept Sorge noch am nächsten kam, war ihre Freundschaft zu Candy. Also zumindest, wenn man ihre Gespräche im Diner als Freundschaft bezeichnen konnte.

Um ihre Verunsicherung zu überspielen, lächelte sie breit und legte den Kopf schief. "Ich würde einschlafen und von deinem Bike fallen!"

Er zog seine Augenbrauen noch weiter zusammen. "Wir sind mit Justins Auto da. Könntest du aufhören so zu lächeln? Das ist irgendwie gruslig."

Sie tat es. Schlagartig. Warum zum Teufel hatte er ihr Fakelächeln erkannt?

"Ha, das passt schon besser zusammen", sagte er dann, griff nach ihrer Taille und drehte sie zurück zu ihrem Frühstück.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 29.05.2015
ISBN: 978-3-7368-9743-4

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