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Prolog

P R O L O G

2001, in der Nähe von New York City


Leise summend ging ich an den Gitterstäben entlang und zählte sie. "Eins, vierig, drei, achtig.", ich konnte noch nicht zählen. Mama wollte es mir beibringen, bevor ich in den Kindergarten kommen würde. Ich hielt inne. "Mama?", ich sah mich um, doch entdecken konnte ich sie nicht. Einen Schmollmund ziehend, ließ ich mich auf den Boden plumpsen. Sie war schon lange weg. Sonst war sie immer recht bald wieder bei mir gewesen, aber heute nicht. Ich spürte, wie Tränen an meinen Wangen hinab kullerten. Papa war vor Mama gegangen, aber dann nicht wiedergekommen. Mich nahmen sie nie mit.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, wurde die schwere Gittertür geöffnet und ich sah Mama. Sie war blass und wirkte verändert. "Mama?", fragte ich ängstlich. Sie erwiderte nichts. Also rief ich sie noch einmal. Ein Ruck ging durch ihren Körper und ihre Augen begannen rot zu glühen. Sie rannte auf mich zu, vergrub ihr Gesicht an meinem Hals. "Mehr!", krächzte sie und ich spürte einen scharfen Schmerz. Weinend versuchte ich sie von mir wegzudrücken, versuchte ihr bewusst zu machen, dass sie mir wehtat. Doch ihre Fingernägel gruben sich nur noch fester in meine schmalen Oberarme. Ich konnte spüren, wie ich immer schwächer wurde. "Sie bringt die Kleine um.", gackerte eine hohe Stimme. Sie klang belustigt. "Nein! Holt sie sofort von ihr weg!", herrschte eine tiefe Stimme und ich spürte, wie der Schmerz plötzlich nachließ. Mamas Augen glühten nicht mehr. Sie sah mich nicht einmal mehr an. Erst jetzt fiel mir auf, dass irgendetwas anders an ihr war. Ihr Körper lag merkwürdig verrenkt auf dem Boden, Blut bildete sich um ihn herum. "Fehlgeschlagen.", die männliche Stimme schnalzte mit der Zunge. "Wie ärgerlich." Der Mann vor mir warf Mamas Kopf in eine Ecke. "Holt jemanden, der das hier beseitigt, ich will keine unnötigen Spuren hinterlassen!", wieder die tiefe Stimme. "Ja, mein Herr.", erwiderte eine weitere Stimme, ebenfalls aus der Dunkelheit heraus. "Mama?", ich krabbelte zu dem Körper vor mir und schmiegte mich an ihn. "Menschen...", die hohe Stimme klang angewidert, "Seht euch das an. Ihre Mutter wollte sie töten und sie schmiegt sich an ihre Leiche, als wäre sie eben nicht beinahe gestorben." Ein verächtliches Schnauben ertönte. "Beseitigt gleich beide. Das Mädchen hat keinen Wert mehr für uns.", befahl die Männerstimme.

Der Geruch von Feuer lag in der Luft, als ich mich panisch zwischen die engen Ritzen der Felsentrümmer nach oben zwängte. Überall ertönten schmerzerfüllte Schreie, die Luft tat beim Einatmen weh. "Findet und tötet sie. Tyr will ich lebend! Er muss dafür büßen, was er getan hat.", ein braunhaariger Mann sprach mit anderen Männern, während ich mich an den Felsen über mir presste und durch eine winzige Lücke schaute. Sie verteilten sich und ich krabbelte weiter. Irgendwann kam ich an einem Busch an und ich begann zu rennen. Weg von dem Feuer, den Schreien und den merkwürdigen Menschen.

Der Wind peitschte um mein Gesicht, kleine Äste und Blätter schnitten in mein Fleisch. Ich nahm den metallischen Geruch von Blut wahr. Irgendwann hörte ich auf zu rennen. Barfuß lief ich durch den Wald. Hilflos, allein. "Mama? Papa?", rief ich in die Dunkelheit. Tränen rannen meine Wangen hinab. "MAMA, PAPA!", dieses Mal schrie ich verzweifelt nach meinen Eltern. Weinend stolperte ich durch den Wald, immer weiter, ohne zu wissen, wohin ich genau lief. Es wurde allmählich heller, die Sonne bahnte sich ihren Weg am Horizont.

Ich wusste nicht, wie lange ich bereits durch den Wald irrte. Doch ich bemerkte den Hunger. Er fühlte sich anders an als sonst, merkwürdiger. Alarmiert hob ich den Kopf, als ich Äste knacken hörte. Ein Hirsch stand kaum fünf Meter von mir entfernt und sah mich ebenfalls an. Keiner von uns rührte sich. Durst. Ich hatte keinen Hunger, es war Durst. Ehe ich wusste, was ich überhaupt tat, grub ich meine Zähne in das Fleisch des Tieres. Gierig trank ich in großen Schlücken, nicht sicher, ob ich satt werden würde.

"Heilige Nyx, sie ist noch ein Kind!", wisperte eine Stimme und ich öffnete blinzelnd meine Augen. Offenbar war ich in der warmen Blutlache eingeschlafen, welche ich verursacht hatte, als ich den Hirsch tötete. An meinen Händen und meinem Körper klebte das getrocknete Blut und gierig begann ich, dieses abzulecken. "Sieh sie dir an. Sie ist keine von uns. Sie ist schon tot, wir erlösen sie besser gleich.", erwiderte eine andere Stimme. Ich hielt inne. "Mama, Papa?", fragte ich in die Dunkelheit der Nacht. "Esther, wir können unmöglich ein Kind... Nein, das lasse ich nicht zu. Wir sollten sie zum Rat bringen, sollen sie entscheiden, was mit ihr passieren soll." Zwei Arme griffen nach mir und hoben mich aus dem Schlachtfeld um mich herum. Ich blickte auf, direkt in zwei hellblaue Augen. Ihr Haar war fast schon silbrig im Mondlicht. "Keine Angst, Kleine, wir bringen dich in Sicherheit.", flüsterte sie mir zu, ehe ich spürte, wie mir schwarz vor Augen wurde.

Kapitel I

 K A P I T E L  I

2023, Chicago

Mein Blick huschte von Blake, zu Camille, und schließlich zu Esther. Ein angriffslustiges Grinsen glitt über Esthers Lippen. Ich hingegen zeigte ihr instinktiv meine Zähne. Ein Lachen ihrerseits war die Erwiderung. Blake war der Erste, der sich bewegte. Sein Fehler. Blitzschnell ergriff ich seine Faust, drehte mich und presste seinen Arm auf seinen Rücken, ehe ich ihm diesen geräuschvoll brach. Ächzend sackte er zu Boden. Camille warf ihr weißblondes Haar zurück und seufzte, wobei ihr bedauernder Blick Blake galt. "Er lernt es einfach nicht.", bemerkte sie und sah zu mir. Grinsend zuckte ich mit meinen Schultern. "Nein, sieht nicht so aus.", erwiderte ich grinsend. Dann konzentrierte ich mich wieder auf meine Aufgabe. Camille neigte ihren Kopf leicht nach unten und warf mir ein wölfisches Grinsen zu. Blitzschnell lief sie im Zickzack auf mich zu, legte ihre Hände auf meine Schultern und hob sich so über meinen Kopf hinweg, so dass sie vor mir auf ihren Füßen landete, während ich auf dem Boden aufprallte. Zischend atmete ich aus. Allerdings rappelte ich mich schnell wieder auf und stand somit wieder. "Komm schon, Camille, zeige ihr ihren Platz!", Esther machte sich bemerkbar. Ein Knurren entwich meiner Kehle, welches Camille erwiderte. Dann griff ich sie an. Schneller als ich selbst es erwartet hätte, landete Camille auf dem Boden, wobei die Steinplatten unter ihr barsten. Stöhnend krümmte sie sich leicht zusammen. "Verdammt...", murmelte sie und fasste sich an eine Rippe, welche offenbar gebrochen war. Esther schnaubte. Ich richtete meinen Blick auf sie. "Möchtest du auch noch gegen mich verlieren?", erkundigte ich mich und wank sie grinsend mit zwei Fingern zu mir. Doch die Dunkelhaarige wank ab. "Gegen ein Kind kämpfe ich nicht.", erwiderte sie hochnäsig. Das sagte sie immer. Dabei war ich längst nicht mehr das verwaiste kleine Mädchen aus dem Wald. Camille und Esther verdankte ich mein Leben. Hätten sie mich damals nicht mitgenommen, wäre ich vermutlich gestorben.

"Hilf mir mal hoch.", Camille streckte mir ihre Hand entgegen und ich half ihr auf die Beine. Sie streckte sich und gab einen Schmerzenslaut von sich, als sie ihre Rippe an die richtige Stelle drückte, damit sie wieder heilen konnte. "Tut mir leid.", murmelte ich zerknirscht. Camille lachte, ehe sie nach Luft schnappte. "Dafür bist du ausgebildet worden, Kleines. Du bist die beste Jägerin, die ich seit Jahrhunderten gesehen habe. Also entschuldige dich niemals dafür, die Bessere zu sein.", ermahnte sie mich mütterlich. Ich nickte. "Wir werden dem Rat unseren Bericht geben. Das Training reicht für heute.", mischte sich Esther wieder ein und nickte ihrer Schwester zu, ehe sie sich abwandte und den Trainingsraum verließ. Camille sah ihr nach, ehe sie zu Blake blickte. "Du hättest auf mich hören sollen.", seufzte sie und schenkte ihrem Mann ein liebevolles Lächeln, "Ich mache deine harte Trainingseinheit heute Abend wieder wett." Blake grinste. "Mh, du weißt, was ich hören will.", knurrte er und ich gab Würgegeräusche von mir. "Ekelhaft. Esther, warte auf mich!", ich tat, als wollte ich es Esther nachtun und den Raum verlassen. "Na, na. Nix da, junges Fräulein.", Blake griff lachend nach meinem Arm, "Wenn du ein Geschwisterchen haben willst, musst du Camille und mir auch die Gelegenheit dazu lassen." Seufzend verdrehte ich die Augen. "Ja ja, ist ja gut.", grinste ich, ehe ich beiden eilig einen Kuss auf die Wange drückte und dann zusah, dass ich dort weg kam. Die Pheromone der beiden waren beinahe greifbar.

Im Garten ließ ich mich im Schatten ins Gras sinken, ehe ich mich hinlegte, um in den Himmel sehen zu können. Bald wäre meine Ausbildung abgeschlossen und ich würde einer Einheit zugeteilt werden. Der Rat bestimmte dabei, in welcher der drei Abteilungen ich meinen Dienst verrichten würde. Die Berichte von Menschen, welche selbst am helllichten Tag entführt würden, häuften sich. Das gleiche war bereits früher einmal geschehen. Meine Erinnerungen an diese Zeit waren verschwommen. Oft konnte ich nicht zwischen Realität und Fantasie unterscheiden, wenn ich daran dachte. Das Einzige, an das ich mich deutlich erinnerte, war die Nacht, in welcher Camille und Esther mich gefunden hatten. Ich hatte einen Hirsch getötet, weil mein Durst mich beinahe umgebracht hatte. Das Vampirblut in mir hätte mich beinahe aufgefressen; allein dem Rat verdankte ich mein Leben. Er hatte mich damals gerettet, mir so viel menschliches Blut gegeben, wie ich brauchte, um die Wandlung vollziehen zu können. Sie konnten mir bis heute nicht erklären, wieso ich überlebt hatte. Kinder starben an der Prozedur der Verwandlung, keines überlebte. Bis auf mich. An meine Eltern erinnerte ich mich kaum. Sie waren beide an den Experimenten der Gruppe, welche uns entführt und gefangen gehalten hatte, gestorben. Hätten die Hunter ein paar Stunden eher das geheime Labor der Sekte entdeckt, wäre zumindest meine Mutter noch am Leben gewesen. Doch ich machte den Huntern gewiss keinen Vorwurf. Sie hatten es nicht wissen können. Niemand von ihnen hatte gesehen, was ich durchlebt hatte. Ich spürte etwas Warmes an meiner Hand hinabrinnen. Irritiert blickte ich hinab. Meine Fingernägel hatte ich so tief in meine Handinnenfläche gegraben, dass ich blutete. Seufzend stand ich auf und machte mich auf den Weg in mein Zimmer.

Eine Woche später stand ich in der Arena. Heute war die Abschlussprüfung. Heute würde sich entscheiden, in welche Einheit ich kommen werde. Mein Blick glitt durch die Menge. Über uns standen die Ratsmitglieder, ebenso wie die Leiter der Einheiten und Abteilungen. Camille und Blake lächelten mir aufmunternd entgegen. Sie vertrauten mir und meinen Fähigkeiten, bessere Ersatzeltern hätte ich mir wohl nicht wünschen können. Nun musste ich mir nur noch vertrauen. Unwillkürlich sah ich ein wenig weiter nach rechts. Halb im Schatten verborgen stand er da und starrte mich an. Übelkeit machte sich in mir breit. Tatum Callen. Der einzige Jäger, der jemals die Höchstpunktzahl dieser Prüfung erreicht hatte. Er führte die Elite-Einheit der Hunter an, die sogenannte "Blood Obsession". Sie jagten die schlimmsten Abtrünnigen unserer Rasse, wenn es sein musste, um die ganze Welt. Eine gewisse Arroganz umgab ihn, er war sich seiner Wirkung auf sein Umfeld durchaus bewusst. Sein Blick wirkte geradezu kalt und dennoch wurde mir heiß. Die Muskelstränge seiner Oberarme traten deutlich zutage, als er die Arme vor der Brust verschränkte. Sein dunkles Haar war etwas länger, als die meisten Hunter sie trugen. Selbst von hier unten konnte ich jedes Detail seiner stechend blauen Augen sehen. Die kleine Narbe an seiner Oberlippe hob sich hell von seiner restlichen Haut ab. Schließlich löste er dieses unheimliche Band zwischen uns, als der erste Kadett in die Arena trat, um sein Können unter Beweis zu stellen.

Die Ranglisten würden entscheiden.

Kapitel II

K A P I T E L  II

2023, Chicago

 

Meine Augen verfolgten jede ihrer Bewegungen. Sie waren geschmeidig, es wirkte beinahe, als würde sie mit ihren Gegnern tanzen. Ihr Talent war unbestreitbar, jede Einheit würde sie gerne zugeteilt bekommen. Ich wusste nur zu gut, dass Mitchell darauf brannte, sie in seiner Truppe willkommen zu heißen. Meiner Meinung nach wäre das zwar eine Vergeudung ihres Talentes, aber durchaus angemessen, wenn man die einzige wirkliche Alternative bedachte. Jemanden wie Carly Lockwood konnte ich nicht in meiner Einheit gebrauchen. Dazu war sie zu stur und zu eigensinnig. Keine Frage, Camille und Blake hatten sie gut trainiert, dennoch waren sie ihre Eltern. Sie waren zu nachsichtig in ihrer Erziehung gewesen. Ich brauchte keinen Hunter, auf den ich mich im Zweifelsfall nicht verlassen konnte. Mitchells Team hingegen war ohnehin ein bunt zusammen gewürfelter Haufen, sie würde gut dort hineinpassen.

 

Ich konzentrierte mich wieder auf den Kampf unter mir. Das Messer verfehlte nur knapp ihren Arm, doch sie schien sich darum keine Sorgen zu machen. Stattdessen ließ sie ihre Deckung fallen und griff den Soldaten frontal an. Riskant, aber das Ergebnis sprach für sich. Die Anzahl ihrer Punkte auf der Tafel stieg schnell und bald schon hatte sie sämtliche ihrer Kommilitonen überholt. „Sie scheint dir langsam Konkurrenz zu machen.“, flüsterte mir jemand von hinten ins Ohr und ich schnaubte verächtlich. „Wohl kaum.“, ich warf Jared einen kurzen Seitenblick zu. Dieser grinste lediglich wissend und nickte kurz. Lockwood holte unterdessen aus und traf ihren Gegner hart genug, sodass dieser zu Boden ging. Mein Mundwinkel zuckte kurz bewundernd. Mir war bewusst, dass die meisten der Kadetten dort unten in die „Blood Obsession“ kommen wollten. Doch ich hatte zu hart dafür gearbeitet, uns als Elite-Einheit aufzubauen, als dass ich jeden beliebigen Hunter aufnehmen wollte. Doch ich musste zugeben, dass Lockwood verdammt viel Potenzial besaß. Mir fiel auf, wie Blake mich von der Seite musterte und ich wandte meinen Blick ihm zu. Er nickte mir allerdings nur kurz zu und sah dann wieder zu seiner Tochter, die die letzte ihrer Prüfungen nun meistern musste.

 

2300 Punkte. Die Zuschauer begannen zu jubeln und zu schreien, als sie das Ergebnis sahen. Ich war der erste und bisher einzige Hunter gewesen, der jemals mit solch einer Punktzahl seine Ausbildung abgeschlossen hatte. Die Mitglieder des Rates gratulierten Lockwood für ihre herausragende Leistung und ich sah, wie ihr Name neben meinem an der Tafel erschien. Ihr Blick fand meinen und einer ihrer Mundwinkel zuckte leicht, während ich grimmig zurücksah. Überheblichkeit konnte ich noch weniger leiden als Ungehorsam.

Einige ihrer Kameraden rissen sie in Umarmungen und gratulierten ihr, weshalb der Blickkontakt zwischen uns abbrach. Ich wandte mich ab und verließ die Arena. Keine Frage, Carly Lockwood war keinesfalls für mein Team geeignet.

 

***

 

Ich konnte es kaum glauben. Meine Punktzahl war die höchste, die es bisher gegeben hatte; natürlich neben der von Tatum Callen. Dieser hatte keineswegs erfreut darüber gewirkt. Für mich hingegen war das die Erfüllung sämtlicher Träume. Nicht nur, dass ich Blake und Camille stolz gemacht hatte und sie für all die harte Arbeit mit mir und meiner Erziehung entlohnt hatte; sondern ich hatte auch mir selbst bewiesen, dass ich es damals wert gewesen war, gerettet worden zu sein, während so viele andere ihr Leben gelassen hatten. Endlich kamen meine Eltern bei mir an und schlossen mich in ihre Arme. Camille weinte sogar vor Stolz und auch Blake hatte verdächtig feuchte Augen. Schließlich sah ich wieder auf, doch Tatum war verschwunden. Auch auf der anschließenden Feier entdeckte ich ihn nirgendwo, ebenso wenig wie die nächsten Tage.

 

Wir warteten alle gespannt auf unsere Ergebnisse und Einteilungen. Mir war bewusst, dass viele meiner Freunde und Kameraden in die Elite-Einheit wollten. Mehr Prestige und Anerkennung konnte man nicht bekommen, mal abgesehen von der Ehre für einen selbst und die Familie. Wir alle hatten vor den Prüfungen unsere Präferenzen benennen dürfen und ich war mir sicher, dass die „Blood Obsession“ mehr als nur ein paar Mal aufgetaucht war. Ich hingegen war nicht scharf auf diese Einheit, tatsächlich tauchte sie in keiner meiner bevorzugten Einteilungen auf. Umso überraschter war ich, als ich die Entscheidung des Rates mitgeteilt bekam. Ich wäre die einzige Absolventin, die sie in dieser Einheit sehen würden. Die Einzige, die würdig genug wäre, diese Ehre erteilt zu bekommen. Meine Eltern freuten sich unglaublich für mich und als Camille schließlich verkündete, dass sie ebenfalls fantastische Neuigkeiten zu berichten hatten, gratulierte ich ihnen. Endlich bekamen sie das Kind, auf das sie so lange gehofft hatten. Mir war bewusst, dass sie mich dadurch nicht weniger liebten. Dennoch ging mir alles zu schnell.

 

Bereits einige Tage später packte ich meine letzten Kartons und sah mich in meinem nun recht leeren Zimmer um. „So, das sollten die letzten sein.“, sagte ich und Blake sah auf die wenigen Kartons auf dem Boden. Plötzlich zog er mich in seine Arme und ich kuschelte mich an ihn. „Mein kleines Mädchen ist dann jetzt wohl endgültig erwachsen.“, murmelte er mit belegter Stimme und auch mir stiegen die Tränen in die Augen, „Ich liebe dich, Carly. Komm regelmäßig zum Abendessen zu uns und lass uns weiterhin an deinem Leben teilhaben.“ Ich nickte, nicht fähig zu sprechen. „Gut. Sehr gut.“, Blake drückte mir einen Kuss auf den Kopf. Camille stieß zu uns und spätestens jetzt weinte ich wie ein Schlosshund.

Impressum

Texte: Adrianna Snow
Cover: Adrianna Snow
Tag der Veröffentlichung: 01.06.2020

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