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Spiderkatz

Spiderkatz

Vs.

Spidermaus

 

Eine nicht alltägliche

Weihnachtsgeschichte

 

 

Von e.r.thaler

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Geschichte von manri, Rettung am seidenen Faden, inspirierte mich zu dieser Geschichte. Möge sie mir verzeihen, dass ich ihr nein zur Rettung der anderen Tiere nicht so ohne weiteres akzeptieren konnte.

Immerhin ist doch jetzt die Zeit des Friedens…

 

 

In diesem Sinne wünsche ich allen, die diese Geschichte lesen möchten ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Entführt

 

 

Verdammt, wie konnte mir das passieren? Warum hatte ich mit meinem Magen gedacht und nicht mit dem Kopf? Aber es roch doch so gut in dem Kasten und ich hatte seit drei Tagen nichts mehr gefressen.

Ja, der verdammte Hunger, ich hatte immer Hunger, seit mehr als einem Jahr, seit mein Mensch mich verlassen hatte. Eines Morgens lag er kalt in seinem Bett. Fremde Leute trugen ihn weg und um mich kümmerte sich niemand mehr. Ich versuchte zu überleben. Ja genau! Überleben! Das war nicht so einfach, glaubt mir. Mein einst schönes, rot getigertes Fell ist nur noch struppig und das Wenige, das ich als Fressbar erachtete, musste ich mit anderen teilen. Andere wie ich, die sich in den Hinterhöfen herumtrieben.

Verdammt, ich war doch bloss ein Stubentiger und musste nie um mein Fressen besorgt sein!

 

Und dann, dieser Geruch heute. Niam-Niam, eindeutig! Mein Leibgericht, damals, als mein Mensch noch da war. Er hatte es mir serviert, jeden Tag und ach…

Ich vermisste mein altes Leben.

Und jetzt war ich eingesperrt, wurde durchgeschüttelt und als es wieder ruhiger wurde, sah ich durch das Gitter meines Gefängnisses, dass ich nicht alleine war. Auf der anderen Seite erkannte ich einige Hunde und neben mir maunzte Ferdi, mein Kumpel von der Hinterhofgang.

In einem Käfig über den Hunden war noch ein kleinerer und in dem erkannte ich eine kleine Maus.

 

Armes Ding, aber wahrscheinlich war auch sie dem Hunger erlegen und nun genauso ein Gefangener wie der Rest hier.

 

Menschen fingen an, die Gefängnisse hinauszutragen. Plötzlich sehe ich, wie der kleine Käfig mit der Maus in die Höhe gezogen wurde und ich erhaschte einen Blick auf – Spidermaus.

 

Diese Maus ist etwas Einmaliges, ein Held und in den Hinterhöfen wurden Geschichten über sie erzählt, das glaubt ihr nicht!

Auch ich hatte ein Erlebnis mit ihr und seither hasst sie mich ganz besonders. Dabei war ich nicht mal schuld an dem Unglück! Ehrlich! Aber das glaubte mir natürlich niemand.

Ich liebe Mäuse, das dürft ihr mir glauben. Aber nicht als Frühstück, nee. Meine Zähne in eine ordinäre Maus zu stecken – igitt. Man weiß ja nie wo die rumgekrabbelt sind. Also ehrlich, steht ihr auf Mäusebraten?

Ich fand die Maus, tot, in einer Mausfalle. Der Käse, der als Lockmittel hingelegt wurde, war nicht mal angeknabbert. Ein sinnloser Tod für die Maus, aber ich, ich kam so ohne Blessuren an den Käse. Ich liebe Käse, vor allem, wenn er nicht zu würzig ist. Genauso ein Stück lag da. Und die Maus. Ich beschloss, die Maus der Mäusekolonie zurückzubringen. Aber das kam gar nicht gut an. Sie glaubten alle, ich wäre der Mörder. Vor allem Spidermaus hasste mich von jenem Tag an. Dabei bewunderte ich diesen Käsefresser. Er half allen die in Not waren.

 

Die Menschen wunderten sich nicht lange, dass die Maus fehlte und auch ich verschwand in dem Gebäude.

 

Plötzlich wurde es dunkel, das ängstliche Winseln und Maunzen der anderen Gefangenen schwoll an und ich versuchte den Lärm auszublenden. Doch leider gelang es mir überhaupt nicht und ich rief in die Runde:

„Kameraden, ich hab gesehen das Spidermaus einen Gefangenen befreit hat, vielleicht befreit er auch uns.“

 

Augenblicklich wurde es still, bis das tiefe Lachen eines Hundes erklang.

„Du hast gesehen? Ha, vergiss es. Die Maus hilft uns doch nicht. Wer hilft uns den überhaupt. Die Menschen? Vergiss es, im Park, wo ich lebte, musste ich froh sein, wenn sie nicht mit Steinen nach mir warfen. Nein, uns hilft niemand mehr!“

 

Alle stimmten dem Hund zu, doch ich, warum auch immer, glaubte an die Maus. Obwohl sie mich ja hasste, aber vielleicht half sie ja den anderen.

 

Immerhin herrschte jetzt Ruhe und ich versuchte zu schlafen. Wenigstens fror ich nicht, das war schon mal was Gutes.

Ich döste so vor mich hin als ich plötzlich von einem scharfen Biss in den Kopf geweckt wurde.

 

Professor Spider

 

„Was war das?“ fragte ich und versuchte im Dunkeln etwas zu erkennen. Ein Kichern war die Antwort und leise hörte ich jemand zu mir reden.

„Ich war das, Katerchen. Du gehörst jetzt mir. Hihihi… Ja mir allein…Hihihi und ich kann mit dir machen, was ich will…“

Wer sprach da, doch ich brachte keinen Ton aus mir raus. Mein Kopf wurde irgendwie ganz wuschig und…

 

Als ich wieder wach wurde, war es hell in dem Raum. Türen wurden geöffnet und ich hörte Menschen reden. Auch meine Tür wurde geöffnet und eine Schüssel mit Futter wurde in mein Gefängnis gestellt und die Natur siegte über den Verstand.

Gierig schlang ich das Futter runter, man wusste ja nie, wann es wieder was gab.

 

Plötzlich wurde mir übel. Vielleicht war ich doch zu gierig? Nein, mein Kopf schmerzte plötzlich und wieder hatte ich dieses wuschige Gefühl.

Mir kam die Stimme in den Sinn. Was war das gewesen? Und vor allem, war es noch in meinem Gefängnis? Ich versuchte, durch meine verschwommenen Augen etwas zu sehen. Doch alles war wie in einem Nebel. Als ich mich in die Ecke verziehen wollte, klatschte ich heftig auf die Nase. Meine Beine wollten nicht gehorchen und es fühlte sich an, als wären sie festgeklebt. Festgeklebt? Wie kann das sein?

Was war das für eine fiese Falle, in der ich da gelandet war?

 

„Lass los, entspann dich.“

Was sollte ich loslassen, wer sprach da zu mir?

„Ich habe dich erschaffen, so wie ich einst eine Maus erschuf und ihr zur Flucht verhalf. Ich bin Professor Spider, geschaffen von den Menschen um die Welt zu beherrschen. Doch ich wollte nicht mitspielen und nun versuche ich, den Guten zu helfen. Katerchen, du hast ein gutes Herz und du bist seit langem wieder ein Kandidat, der es verdient hat, dass ich ihm helfe. Ich habe dich geschaffen, damit du deinen Kameraden hilfst und auch anderen, die in Not geraten sind. Egal ob Mensch oder anderem Getier, du bist von heute an Spiderkatz! Du hast eine Aufgabe! Nimm die Gabe, die ich dir schenkte an, oder ich muss dich töten. Hihihi…“

 

Töten? Ich wollte nicht tot sein, nein, aber grad gar nicht. Hei, ich habe schliesslich noch sieben Leben vor mir! Die will ich noch gerne erleben und nur weil ich mal Pech hatte, hieß es noch lange nicht, dass es immer so bleiben würde.

Ich stimmte diesem Professor Spider zu und versprach ihm, die Gabe sinnvoll zu nutzen. Aber ich klebte immer noch am Boden fest.

„Spinnenkleber, eine feine Sache, nicht wahr? Damit kannst du senkrechte Wände erklimmen.“

Aha.

„Und wie löst man das?“

Ein Kichern über meinem Kopf ließ mich an die Decke blicken und da sah ich diesen Professor zum ersten Mal.

Eine Spinne, nicht grösser als eine Ameise, saß da und lachte.

Ich haschte nach ihm und oh wunder, die Pfote gehorchte. Es ging ganz leicht. So leicht sogar, dass mich der Schwung mitriss und ich wieder auf die Nase fiel.

Über mir bog sich die Spinne vor Lachen. Super, wie soll ich ein Held werden, wenn dieser Spinnenprofessor mich bloss auslachte? Wütend schlug ich mit meiner Pfote gegen dieses Krabbelvieh und wutsch, war er in einem Netz verpackt. Das Lachen verstummte.

„Gut, das war verdammt gut, die Maus hat länger gebraucht. Du bist ein echtes Naturtalent!“

Häh?

Verdattert starrte ich auf meine Pfote. Ich machte dasselbe nochmals. Zielte auf eine andere Ecke meines Gefängisses und wutsch, dasselbe Ergebnis. Cool.

 

Vorsichtig erhob ich mich. Ohne die Spinne zu verletzen, gelang es mir, sie aus dem Netz zu lösen und nun schaute ich sie mir genauer an. Sie war rot und blau und wie ich schon feststellte, winzig.

„Ich bin resistent gegen jegliche Art von Chemikalien, Viren und anderen Mitteln. Das bist du von nun an auch. Aber du bist nicht unsterblich, nein, auch kannst du verletzt werden. Kleiner Trost, Wunden heilen schnell. Nur den Tod, den kannst du nicht besiegen. Und du bist stärker als jede andere Katze, nutze diese Kraft und wende sie sinnvoll an. Führe deine Kameraden hier in die Freiheit, bevor die Menschen dafür sorgen, dass ihr hier drin den Tod findet. Du weißt fürs Erste genug, damit dir das gelingt. Los jetzt!“

 

Die Spinne verschwand, schneller als ich ihr mit meinem Blick folgen konnte und ich war allein.

Neben mir hörte ich Ferdi fragen: „Sag mal, Alter, mit wem redest du die ganze Zeit?“

„Ich bin Spiderkatz, Ferdi – da war eine Spinne, rot-blau, die hat mich gebissen und jetzt bin ich stark! Wie Spidermaus!“

Ferdis Lachen tat weh. „Das, hahaha, das ist wohl ein Witz, oder? Du, wie Spidermaus? Du kannst ja nicht mal richtig jagen. Und nun willst du ein Held sein? Pfffhh, hahaha, der ist echt gut. Hihihi…“

Ich hörte, wie er sich vor Lachen kugelte und ja, der Witz ist wirklich gut. Wenn es bloss einer wäre…

Ich war wirklich eine Null, wenn es ums jagen ging. Aber wie die Spinne sagte, nun lag es an mir den Tieren hier zu helfen. Vielleicht, wenn Ferdi sah, dass ich die Wahrheit sagte, vielleicht glaubte er es dann.

 

Die Befreiung

 

Wie komme ich hier aus diesem Käfig? Die Gitter an der Tür waren so engmaschig, dass ich nicht mal so einen Faden auswerfen konnte. Ich sah nur einen Weg, den Harten. Mit aller Kraft und völlig unelegant warf ich mich gegen die Tür und mit einem Scheppern flog die ganze Kiste, die mein Gefängnis war, auf den Boden. Irgendwie lag ich da und schüttelte mich. Da, die Tür, sie war offen. Ich rappelte mich auf, schüttelte mich und wollte das Verlies verlassen. Mist, wieder lag ich auf der Nase. Die Köter im Raum kringelten sich in ihren Kisten vor Lachen und ich versuchte, wie die Spinne mir geraten hatte, loszulassen. Hey, das funktionierte tatsächlich. An diesen Kleber an den Pfoten musste ich mich ernsthaft gewöhnen. Ich leckte über sie und besah mir die Pfote. Feine Härchen, die ich vorher nicht hatte, waren mit einer klaren Flüssigkeit überzogen. Ob ich die wie meine Krallen ein und ausfahren konnte? Ich entspannte mich und siehe, sie verschwanden. Wow und wie kommen sie wieder raus?

Anspannen, das Gegenteil von entspannen und cool, es funktioniert.

 

„Hei, wenn du fertig bist mit deinen Pfoten, wie wäre es, wenn du uns auch rausholst?“

Ich sah zu dem grossen Hund hinüber. Hey, das war doch dieser Rufus, ein riesiger Irgendwas, der mich dauernd durch den Park gehetzt hatte.

„Dann, Hundchen, wenn ich will.“ Irgendwie genoss ich den Gedanken, dass er hinter Gitter saß und er mir nun auf Gedeih und Verderben ausgeliefert war.

 

„Du sollst den Tieren helfen, nicht deinem Ego…“

Aus einer Ecke hörte ich die mahnende Stimme von Professor Spider.

 

Ich baute mich vor dem Käfig auf und sah Rufus in die Augen.

„Du hast Glück heute, dass ich in Helferstimmung bin, wenn auch nicht ganz freiwillig. Aber, du musst versprechen, dass du nie wieder eine Katze jagst. Wenn nicht, bleibst du hier drin, bis du kein Fell mehr hast, so einfach ist das.“

„Ja, ich verspreche es. Aber mach endlich…“ winselte er verzweifelt.

Ich ließ ihn noch zappeln und öffnete erst mal die Türen der anderen Kisten. Zuerst die Katzen und ein überglücklicher Ferdi schlappte mir dankbar über den Kopf. Dann die Hunde, zuerst die Kleinen und ganz zum Schluss öffnete ich das Gefängnis von Rufus.

 

Ich besah mir den Haufen. Außer dem Strassenkötern und den Streunerkatzen waren noch einige Haustier dabei. Sie sahen nicht aus, als ob sie den Streuneralltag schadlos überleben würden. Aber erst einmal mussten wir ja hier raus.

 

Während Rufus und Ferdi die Hunde und Katzen koordinierten, übte ich mich mit meinen neuen Fähigkeiten. Schon bald fand ich heraus, ich konnte nicht bloss Nezte werfen, sondern auch einen Faden an dem ich herumhangeln konnte. Und das Zeug an den Pfoten, das war ja echt genial, damit konnte ich sogar an der Decke kleben, einfach geil.

 

So warteten wir, bis sich die Tür öffnete.

Kaum kam einer der Menschen rein, pinnte ich ihn mit einem gezielten Netz an die Wand und verklebte ihm den Mund. Die bunte Meute raste den Gang hinunter und immer, wenn sich ein Mensch uns in den Weg stellte, klebte ich ihn an die Wand. Wir rasten durch einen Keller und vor uns war ein verschlossenes Tor.

Wie weiter?

Hinter uns hörten wir die Menschen, Eile war geboten. Ich suchte einen Schalter und da, weit über mir, war er.

Ich zielte mit dem Spinnenfaden auf den Knopf, doch das funktionierte nicht.

Die Stimmen kamen näher, Panik ergriff mich, bis jetzt lief doch alles gut, ich durfte nicht versagen.

Verzweifelt starrte ich auf die Decke. Sie war so weit weg. Ob der Spinnenfaden da hin reicht? Ich konzentrierte mich, schmiss den Faden und es klappte!

War ganz einfach, cool.

Hastig zog ich mich daran hoch, holte Schwung und traf beim ersten Mal den Knopf. Langsam öffnete sich das Tor. Ich wollte loslassen und blieb, wie konnte es auch sein – kleben. Scheiße, so ein Mist!

 

Unter mir flohen die Tiere, ich hing fest und sah schon die Menschen die versuchten, uns wieder einzufangen.

Ein Zug an meinem Schwanz und ich sah Rufus, der versuchte, mich herunterzuziehen.

„Kleiner lass den Knopf los, du musst raus hier. Lass los!“

Brüllte mich Rufus an.

Genau, loslassen, entspannen.

Wieder zog Rufus an mir, genau in dem Moment als ich mich entspannte. Wie unwürdig, mit meinem Schwanz im Maul raste Rufus mit mir aus dem Keller, genau in dem Moment als uns die Menschen fast erreicht hatten.

 

Aber wisst ihr was? Es war mir egal, ob das jetzt unwürdig war oder nicht. Wir waren Frei!

Das zählte und nichts anderes!

 

Nachdem wir genug Abstand zu den Menschen hatten, verlangsamte sich unser Lauf und Rufus ließ mich runter.

„Das war klasse, Kleiner! Du warst wirklich spitze! Dafür verspreche ich dir jetzt ohne Zwang, dass nie wieder ein freier Hund euch Katzen jagt. Du bist ein Held, genau wie Spidermaus. Danke!“

Mit diesen Worten verließ das Rudel uns Katzen und verschwand in Richtung Hafen. Auch die anderen Katzen verabschiedeten sich und übrig blieben nur noch Ferdi und ich.

 

Ferdi, mein bester Freund, schmiegte sich an mich, schlappte liebevoll über meine Ohren und kuschelte sich an mich. Ich erwiderte seine Zärtlichkeiten und gab ihm einen sanften Schmuser.

„Ferdi, wir müssen hier weg, komm wir suchen uns ein warmes Plätzchen. Lass uns zum Italiener gehen, im Lüftungsschacht ist es warm. Vielleicht gibt’s heute noch Lasagnereste.“

„Oh ja, das tönt verlockend. Lass uns gehen.“

Gemeinsam begaben wir uns zu unserem Lieblingsplätzchen und tatsächlich, da gab es auch noch feine Reste. Träge von unserer Mahlzeit kuschelten wir uns im engen Lüftungsschacht zusammen und tauschten Zärtlichkeiten aus. Ich liebe diesen Kater so sehr, er war immer an meiner Seite und half mir in der ersten Zeit meines Streunerlebens.

Schnurrend verfielen wir in einen erholsamen Schlaf.

 

Kann es nur einen geben?

 

Ich folgte der Bestimmung, die mir aufgetragen wurde und versuchte zu helfen und zu retten.

Doch von Spidermaus sah und hörte man nichts. Ob er schon wusste, dass es mich gab?

Keine Ahnung.

 

Doch dann kam der Tag, an dem sich alles änderte. Es war Heiligabend, der Tag, an dem die Menschen immer so besinnlich waren.

Ich war jetzt seit einer Woche das, was ich geworden war. Ich hatte eineigen Menschen und Tieren geholfen und schlenderte nun gemeinsam mit Ferdi über den Platz, wo der Weihnachtsmarkt war. Der Platz, der in den letzten Wochen so schön erhellt war, lag verlassen im Dunkeln, nur erhellt von ein paar Strassenlaternen. Aber, wer weiß, vielleicht lag ja noch irgendwo ein Wurstzipfel?

Da sahen wir in einem der Häuser Flammen aus einem Fenster schießen. Es brannte lichterloh!

 

Und dann sahen wir ihn! Spidermaus!

 

Er hangelte sich an der Hausmauer hoch, sprang todesmutig in die brennende Glut und kam kurz darauf mit etwas auf dem Rücken raus. Von seiner Last befreit, sprang er wieder in die brennende Wohnung zurück. Ich zögerte nicht und tat es ihm gleich. Hoch in die Wohnung, durch das Flammenmeer und da war er, versuchte einer Schar Mäusekindern zu helfen. Ich trat auf ihn zu. Mit großen Augen starrte mich Spidermaus an.

„Wer – ach egal, hilf mir, wir müssen die Kleinen rauskriegen!“ Und schon packte er zwei. Doch es waren immer noch sechs da und die Mäusemama weinte herzerweichend. Ohne zu zögern packte ich die Mäusefamilie auf meinen Rücken und raste zum Fenster. Ein Sprung, ich schmiss den Faden und verfehlte die Wand. Senkrecht stürzten wir runter, doch bevor wir auf den Boden aufschlugen wurden wir von einem Netz aufgefangen. Spidermaus grinste mich an.

„Haste gut gemacht, Katz, aber jetzt lass die Mäuse los, bevor du sie noch frisst!“

Bedrohlich baute er sich nun vor mir auf und die Mäuschen auf meinem Rücken kletterten geschwind von mir runter.

 

„Ich fress keine Mäuse, bin Mäusetarier, nur dass du das weißt. Dein Freund war schon tot, als ich ihn fand. Er lag in einer Mausfalle, von den Menschen ausgelegt. Hatte nicht mal einen bissen vom Käse genommen. Nur, dass du das weißt. Klar!“

Irgendwie war ich enttäuscht von Spidermaus. Hätte ich sonst die Mäuse gerettet? Nur um sie zu fressen?

 

„Der Mensch, da oben, der ist noch eingeschlossen, ihr müsst ihm helfen! Er ist immer so nett, bitte…“

Die feine Stimme von Mama Maus riss mich aus meinen finsteren Gedanken.

„Der Katz ist gut, Spidermaus, hat ein gutes Herz, spüre ich, aber ihr müsst dem Menschen helfen, beide!“

 

Ich sah Spidermaus an, ein Nicken von ihn und wir rasten die Wand hoch. Wir fanden den Mensch, er hatte sich in einem Zimmer klein gemacht, war aber zu schwach um den Weg zu finden. Er rang nach Luft, doch der Rauch ließ ihn nur husten und keuchen. Gemeinsam warfen wir ein Netz um ihn, gemeinsam zogen wir ihn zum Fenster.

Doch das geschlossene Fenster ließ sich nicht öffnen und der Rauch wurde immer dicker. Ein Krachen und Bersten, erste Flammen schossen in den Raum und Spidermaus und ich kämpften mit dem Riegel.

War das unser Aus? Was sagte diese Spinne, den Tod kann man nicht berügen?

 

Verzweifelt kämpften wir mit dem Fensterriegel, doch der bewegte sich keinen Millimeter. Tränen vom Rauch behinderten meine Sicht und auch Spidermaus rang nach Luft.

 

Plötzlich sprang ein riesiger Schatten durch die Flammenwand, Rufus!

„Los, verschwindet hier, ich nehme den Zweibeiner!“

Schon packte der riesige Hund den leblosen Mann, zog an dem Netz, das wir gesponnen hatten und schleppte ihn durch die Flammen.

Spidermaus und ich folgten den beiden und mit knapper Not gelang es uns, aus der brennenden Wohnung zu entkommen.

Feuerwehrleute kamen uns entgegen mit Schläuchen.

Einer rief: „Helft den Tieren mit dem Mann da! Ist der Notarzt unterwegs?“

Einer der Menschen packte mich grob im Nacken, ich spürte, wie Spidermaus sich an mir festklammerte und trug uns geschwind die Treppe runter, raus aus dem Haus in die frische Luft. Auch Rufus torkelte durch die Tür, gefolgt von zwei Feuerwhermännern, die den bewusstlosen Mann trugen.

 

Hustend und würgend sah Spidermaus mich an.

„Das war gut, Kater, ich glaub, wir könnten tatsächlich Freunde werden, was meinst du?“ Ich brach nur ein Krächzen zustande, sagte nur ein Wort, „gerne…“, der Rest ging in einem Hustenanfall unter.

 

Rufus gesellte sich zu uns, ebenso Ferdi und die ganze Mäusefamilie. Plötzlich hörten wir die Menschen schreien:

„Da, die Tiere dort, sie haben den Mann gerettet, seht – ein Wunder!“

Blitzlichter blendeten uns, das Ambulanzfahrzeug fuhr fort und wir hörten nur, „Helden, sie sind Helden! Was für ein Heiligabend. Da hatte jemand wirklich Glück!“

 

So rief es durch die Menschenmenge und plötzlich trat eine ältere Frau auf uns zu: „Ihr lieben Tiere, ihr habt meinen Sohn gerettet, wie kann ich euch nur danken? Gehört ihr zu jemandem, habt ihr ein Zuhause? Wir haben einen schönen grossen Hof, wenn ihr wollt, dürft ihr zu uns kommen. Als Dank für eure Hilfe.“

Rufus wedelte zu der Dame und sie drückte ihn so fest, dass es ihm doch sehr unwohl wurde.

Mit einem Zwinkern gab er uns zu verstehen, „wenn ich jetzt mit ihr rede, dann fällt sie doch bloss um…“

 

Ein Mann kam langsam auf uns zu, legte der Frau den Arm um die Schulter und sah uns an. „Ihr habt nicht nur meinen Sohn gerettet, nein, ihr habt meine Familie gerettet. Danke!“

 

Das ältere Ehepaar

 

Ein älteres Ehepaar, das am anderen Ende der Stadt einen schönen Hof bewirtschaftete, saß verhärmt in der Stube. Der Mann erhob sich schweren Herzens und schlurfte mit schweren Schritten zur Küche um sich ein Bier zu holen.

Schon seit Jahren war Weihnachten nicht mehr das, was es einst war. Ein Familienfest. Seit er seinen Sohn verbannte, sein Sohn, der keine Bäuerin heiraten wollte. Nein, er wollte seinem abartigen Verhalten nachgeben. Nannte sich schwul. So ein neumodischer, perverser Mann wollte er sein. Jahrelang verbot er sich, an ihn zu denken. Warum ausgerechnet heute?

 

„Rüdiger!!! Unser Sohn – in den Nachrichten – etwas Schlimmes ist passiert!!!“

„Helga, wir haben keinen Sohn! Was erzählsz du da!“

„Doch, wir haben einen, du Narr, du verbohrter Idiot! Nur du hast ihn vertrieben und jetzt braucht er uns! Und jetzt komm, wir müssen zu ihm!“

 

Helga drängte ihren Mann aus dem Haus, schob ihn hinter das Steuer seines Autos und so schnell es ging, raste er in die Richtung, in die ihn Helga wies.

Sie kamen vor dem Haus an, Feuerwehrautos standen davor, eine Ambulanz fuhr weg.

Und dann sah er diese Tiere, ein bunter Haufen. Hunde, Katzen und Mäuse, friedlich zusammen und die Menschen riefen: „Seht die Helden! Die Tiere haben ihn gerettet!“

 

Helga stürmte auf die Tiere zu, drückte sie und bedankte sich immer wieder bei ihnen und Rüdiger konnte ihr nur beipflichten. Von einem Polizisten, der die Schaulustigen in Schach zu halten versuchte, erfuhr er, wohin sein Sohn gebracht wurde und er trat zu seiner Frau.

„Gehen wir ins Städtische Krankenhaus und sehen nach unserem Sohn. Ich bin sicher, die Tiere, wenn sie wollen, kommen gerne zu uns. Aber jetzt, möchte ich meinen Sohn um Verzeihung bitten…“

 

Epilog

 

Nachdem das ältere Paar die Tiere verlassen hatte, hörte man ganz leise die Stimme einer Spinne.

„Das habt ihr gut gemacht, Kinder, ab heute sollt ihr die drei Spiders sein und allen helfen, die in Not sind…“

 

 

 

 

 

 

Eine kleine Bildergalerie über ungewöhnliche Freundschaften

 

Die Bilder habe ich im Internet gefunden und möchte sie gerne dieser Geschichte beifügen.

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 23.12.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ein ganz grosses Danke möchte ich allen Lesern, die mich in diesem Jahr mit Ratschlägen und lieben Worten begleitet haben senden. Und ein ganz besonderer Dank gilt Catwoman, die meine Geschichte Betagelesen hat und mir Korrekturhilfe gab. Ebenso ein Danke schön an manri, da ich Spidermaus einen Helfer zur Seite stellen durfte.

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