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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 - Blut auf dem Moos

 

Kapitel 2 - Gefangen im Licht der Lüge

 

Kapitel 3 - Das Rudelgericht

 

Kapitel 4 - Der Blick des Alphas

 

Kapitel 5 - Wölfe riechen Angst

 

Kapitel 6 - Die Spur des Fuchses

 

Kapitel 7 - Rückblende: Bevor das Blut floss

 

Kapitel 8 - Der Splitterhain

 

Kapitel 9 - Das Schweigen der Krähen

 

Kapitel 10 - Rabenwacht

 

Kapitel 11 - Das Aschezeichen

 

Kapitel 12 - Fluchlinie

 

Kapitel 13 - Bindung & Blut

 

Kapitel 14 - Die Jagd beginnt

 

Kapitel 15 - Der Schwur im Blut

 

Kapitel 16 - Feuerzeichen

 

Kapitel 17 - Das Lied der Krähen

 

Kapitel 18 - Der Riss im Rudel

 

Kapitel 19 - Zwischen Sturm und Schwur

 

Kapitel 20 - Die Warnung

 

Kapitel 21 - Der Pfad aus Asche

 

Kapitel 22 - Heimkehr

 

Kapitel 23 - Epilog

 

Kapitel 1 - Blut auf dem Moos

Nebel hing schwer über dem Waldboden, dämpfte jeden Laut, als wollte der Wald selbst schweigen über das, was geschehen war. Daniel spürte das feuchte Moos unter seinen nackten Füßen und roch den metallischen Geruch, noch bevor er den leblosen Körper sah.

Seine Augen weiteten sich.
„Nein … Tilo?“

Der Fuchswandler lag reglos zwischen Farnen und Brombeerranken, sein rotbraunes Fell verfilzt, seine Augen weit offen – starr. Eine Spur aus dunklem Blut zog sich durch das Moos, dorthin, wo sein Bauch aufgeschlitzt worden war.

Daniels Atem stockte. Alles in ihm schrie, er solle weglaufen, doch seine Beine gehorchten nicht.
Er konnte den Blick nicht von Tilos leeren Augen wenden.

Ein knackender Ast. Schritte.

Instinktiv drehte er sich um. Zu spät.
Drei Wölfe standen da, ihre goldenen Augen auf ihn gerichtet. Einer verwandelte sich mitten im Schritt – ein hochgewachsener Mann mit scharfem Blick und tätowierten Armen trat aus dem Nebel. Der zweite knurrte. Der dritte fletschte die Zähne.

„Was bei den Ahnen …?“, zischte der erste.
Sein Blick fiel auf Tilo. Dann auf Daniel – auf dessen zitternde Hände, die voller Blut waren.

„Er hat ihn getötet!“, rief der Wolf mit den Narben über der Brust.
„Ich—ich war es nicht! Ich bin gerade erst—“
„Lügner!“, knurrte der dritte und packte Daniel am Arm.

Etwas in Daniel zerbrach in diesem Moment.
Nicht nur Tilo war tot. Mit ihm war auch das letzte Stück Sicherheit in seinem Leben gestorben.

„Bringt ihn zu Ben. Der Alpha soll richten.“

Daniel wollte schreien, wollte weglaufen – aber er war nicht schnell genug.
Nicht diesmal. Nicht ohne Tilo.

Der Wald war still. Nur der Nebel hörte seine Tränen.

Kapitel 2 - Gefangen im Licht der Lüge

Der Weg durch den Wald war eine Qual. Nicht, weil sie ihn verletzten – obwohl die groben Fäuste, die ihn hielten, fest zudrückten –, sondern weil jeder Schritt ihn tiefer in das Territorium der Wölfe führte. Jeder Baum, jeder Geruch, jeder Laut flößte ihm Angst ein.

Daniel war ein Mäusewandler. Klein, flink, gut darin, zu entkommen. Aber hier konnte er nicht fliehen. Nicht jetzt. Nicht mit Tilos Blut an den Fingern – und nicht, wenn das Rudel Recht sprach.

Als sich die Bäume lichteten, öffnete sich vor ihm ein Tal wie eine Narbe im Wald. Steine kreisten wie Zähne um eine Senke – das Rudelgericht. Ein Ort, an dem kein Gesetz der Menschen zählte. Hier galt nur Instinkt, Blut … und Rang.

Daniel wurde mitten hinein gestoßen.

Ringsum saßen Wölfe in menschlicher Gestalt. Große Körper, dunkle Blicke, stilles Drohen. Manche zogen die Nase kraus, andere knurrten leise. Er war eine Maus in einem Käfig voller Raubtiere – und sie rochen seine Angst.

„Das ist er“, sagte der tätowierte Wolf von vorhin. „Am Tatort gefunden. Voller Blut. Kein Zweifel.“

Ein Murmeln ging durch die Menge.

Daniel wollte sprechen, sich verteidigen, doch seine Kehle war wie zugeschnürt.
Was hätte er sagen sollen? Ich habe ihn so gefunden? Das klang wie eine Ausrede, die man in einem Krimi hörte. Und diese hier hatten Krallen statt Paragraphen.

Ein Pfiff durchschnitt die Luft.
Alle verstummten. Der Rudelpfad öffnete sich – und dann kam er.

Ben.

Der Alpha.

Er war groß, muskulös, sein schwarzes Haar wirkte zerzaust vom Wind, doch seine Haltung war aufrecht, stolz. Seine Augen – dunkelgrau mit einem fast silbrigen Glanz – blieben an Daniel hängen, als wäre er das Einzige, was ihn in diesem Moment interessierte.

Etwas schien die Luft zwischen ihnen zu verändern. Wie ein Prickeln auf der Haut, wie elektrischer Strom, der durch Daniels Adern zuckte.
Er sog scharf die Luft ein – und Ben tat dasselbe.

Der Alpha blieb stehen. Stille breitete sich aus.
Sein Blick traf Daniel wie ein Blitzschlag – und Daniel wusste: Er hat es gespürt.

Das Band.

Dieses uralte, instinktive Ziehen, das nur Gefährten zueinander empfinden konnten. Es war nicht logisch. Nicht erklärbar. Es war einfach da.

Doch Bens Gesicht veränderte sich nicht. Keine Regung, kein Zucken der Lippen. Er senkte nicht einmal den Blick.

„Was weiß der Angeklagte zu sagen?“, fragte er mit ruhiger, tiefer Stimme.

Daniel zwang sich zu sprechen. Seine Stimme klang rau und dünn.
„Ich … ich habe Tilo gefunden. Er war schon … tot.“

Ein älterer Wolf, dessen Bart grau wie Stein war, schnaubte.
„Und du warst zufällig dort. Mit Blut an den Händen.“

„Er war mein Freund!“, platzte es aus Daniel. „Ich hätte ihm nie etwas—!“

Ein Knurren ließ ihn verstummen. Ben hob eine Hand, und wieder wurde es still.

Sein Blick glitt über die Versammelten. „Das Rudel fordert Wahrheit. Kein Gekläff. Kein Instinkt. Wir hören alle Seiten.“

Dann wandte er sich erneut Daniel zu – und diesmal war in seinem Blick etwas anderes. Etwas, das nur Daniel sah. Wärme? Neugier?
Oder … etwas Tieferes?

„Du wirst in Haft genommen bis zur Vollmondverhandlung. Dann entscheidet das Rudelgericht über Schuld oder Unschuld.“

Daniel nickte schwach. Er hatte keine Wahl. Und doch hallte ein Gedanke in ihm nach, lauter als alles andere:

Er hat es gespürt. Ben ist mein Gefährte.

Aber warum hat er nichts gesagt?

Kapitel 3 - Das Rudelgericht

 

Die Zelle roch nach feuchter Erde und altem Metall. Daniel saß auf einer Steinplatte, die als Bank diente, die Knie an die Brust gezogen, während über ihm das Heulen des Windes durch die Gitteröffnung fuhr. Er hatte sich nie zuvor so klein gefühlt – nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.

Tilo war tot.
Und niemand glaubte ihm.

Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als das Gitter über ihm geöffnet wurde. Zwei Wölfe – wieder in Menschengestalt – traten ein. Der eine bedeutete ihm mit einem knappen Nicken, aufzustehen. Der andere legte ihm Ketten an – aus silberverstärktem Eisen.

„Was … was passiert jetzt?“, fragte Daniel leise.

„Du

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 05.05.2025
ISBN: 978-3-7554-8074-7

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