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Wenn Menschen lieben, sind sie den Göttern gleich.
© Michael Dur


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Das Lied der Lieder (Das Hohelied).
Das Lied von Sulamith und Salomo
In der Übertragung von Michael Dur (2008)
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Kapitel 1



Das Lied der Lieder

„Mich träumte von deines Mundes Küssen,
Deine Liebe ist köstlicher als Wein,
Dein Duft soll mir die Liebe versüßen,
Dein Name ist wie edles Öl so rein.

Die Frauen liegen zu deinen Füßen,
Nimm mich schon bald in dein Schlafgemach.
Ich sehn mich nach der Liebe Genüssen,
Niemand, dem ich so von der Liebe sprach.

Deine Liebe will ich höher preisen,
Als der Welt köstlichster, edelster Wein.
Ich will dir den Weg zur Liebe weisen,
Mich freuen an dir bei dem Fackelschein.

Schwarz bin ich und doch anmutig und schön,
Töchter Jerusalems, wie Zeltdecken,
Und Zelte Salomos und Kedars schön,
Euer Hohn und Spott wird mich nicht schrecken.

Bin schwarz, habe Weinberge gehütet,
Söhne der Mutter hatten befohlen,
So habe ich in der Sonne gebrütet,
Wird er mich nun in sein Zelt heimholen?

Erzähl‘ mir, du, den meine Seele liebt,
Wo wirst du heute am Mittag weiden,
Will suchen den, der mir soviel gibt,
Ohne ihn wird meine Seele leiden.“

„Wenn du es nicht weist, schönste der Frauen,
So gehe den Spuren der Herde nach,
Weide die Zicklein nahe den Hirten,
Nah bei dir wird stehen mein Zeltgemach.

Der Stute gleich, an Pharaos Wagen;
Sehe ich dich meine edle Freundin.
Schön und anmutig sind deine Wangen,
Dein Hals, du gleichst ganz einer Königin.

Goldene Kettchen wollen wir machen,
Silberschmuck treiben mit Perlen besetzt.
Muschelkette soll rahmen dein Lachen,
Gold der Wein der deine Lippen benetzt.“

„Weilt der König bei der Tafelrunde,
Gibt meine edle Narde ihren Duft.
Es ruht mein Auge auf seinem Munde,
Meine Seele schwingt in göttlicher Luft.

Wie vom Hennastrauch die Blütentraube,
Sei er, der zwischen meinen Brüsten ruht.
So, dass es mir meinen Atem raube,
Wie in den Bergen En Gedis so gut.“

„Siehe, du bist schön, meine Freundin,
Deine Augen sind wie stolze Tauben.“
„Unser Lager ist frisches leuchtend Grün.
Geliebter will immer an dich glauben.“


Kapitel 2



„Ich bin eine Narzisse von Scharon,
Eine Lilie in der Täler Schatten.“
„Lilie, unter den Dornen von Hebron,
Unsere Liebe wird nie ermatten.“

„Apfelbaum unter des Waldes Bäume,
Bist du Geliebter unter den Söhnen.
In deinem kühlen Schatten ich träume,
Nach deiner Frucht wird sich mein Gaumen sehnen.

Du hast mich ins Weinhaus hineingeführt,
Stärkst mich mit köstlichem Traubenkuchen.
Mich hast du nun zur Geliebten gekürt,
Keinen Anderen will ich jemals suchen.

Mit deinen Äpfeln hast du mich erquickt,
Denn ich bin krank von der tiefen Liebe.
In deiner Umarmung bin ich beglückt,
Liebster, wenn es doch immer so bliebe.“

„Töchter Jerusalems, ich beschwöre euch,
Bei den Hirschkühen des Feldes:
Stört nicht bei der Liebe, gebt kein Geräusch,
Nicht bevor es ihr dann selber gefällt!“

„Mein Geliebter, ich sehe da kommst du,
Springst über die Berge, querst die Hügel.
Voll Liebe und Sehnsucht schau ich dir zu,
Ich wünschte mir sehr, du hättest Flügel.

Mein Geliebter gleicht einer Gazelle,
Einem jungen starken Hirschen noch mehr.
Da steht er an meines Hauses Schwelle,
Er schaut durch die Fenster, mein Herz schlägt schwer.

Mein Geliebter erhebt seine Stimme,
Er ist voll der Liebe und spricht zu mir“:
„Komm, Schöne, du erregst meine Sinne,
Mach dich auf Geliebte, eile zu mir!

Denn siehe, der Winter ist bald vorbei,
Auch die Regenzeit ist schon vergangen.
Die Zeit der Blumen kommt schon bald herbei,
Denk daran, wie schön die Vöglein sangen.

Der Feigenbaum rötet seine Feigen,
Und die Reben, die in Blüte stehen,
Meine Freundin, eröffne den Reigen.
Komm, eile! Dein Liebster will dich sehen.“

Die Füchse, die kleinen Füchse, uns fangt,
Denn unsere Weinberge stehen in Blüte.
Die Weinberge verderben! Um die ihr bangt.
Zeigt den kleinen Füchsen keine Güte.

Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein,
Der in den weißen Lilien weidet.
Wenn der Tag verhaucht, gib dich mir, sei mein.
Komm bald, denn deine Geliebte leidet.“

Kapitel 3



„Auf dem Lager nächtens suchte ich ihn,
Den meine Seele über alles liebt.
Ich suchte ihn lange und fand nicht ihn,
Für den seine Liebste ihr Leben gibt.

Aufstehen will ich, die Stadt durchstreifen,
Die Straßen und Plätze, will ihn suchen,
Den meine Seele liebt. Will ihn greifen.
Ich wollte dem harten Schicksal fluchen.


Traf die Wächter, die die Stadt durchstreifen:
Habt ihr gesehen, den meine Seele liebt,
Seht ihr ihn, sollt ihr ihn schnell ergreifen,
Bringt ihn zu mir, ihn der mir alles gibt.

Kaum war dann ich an ihnen vorüber,
Da fand ich ihn, den meine Seele liebt.
Ich ergriff ihn zog ihn zu mir herüber,
Bis ins Haus meiner Mutter, die mich liebt.“

„Töchter Jerusalems, ich beschwöre euch,
Bei den Hirschkühen des Feldes:
Stört nicht bei der Liebe, gebt kein Geräusch,
Nicht bevor es ihr dann selber gefällt!

Wer ist sie, die da kommt aus der Wüste,
Stark umflutet von Myrrhe und Weihrauch.
Wer ist die, die ich in Liebe küsste,
Sie duftet wie Duft der Jasminen Strauch.“

Siehe, Salomos goldene Sänfte!
Sechzig Helden sind rings um sie umher.
Ein jeder der Helden für Israel kämpfte,
Für die Helden ist die Sänfte nicht schwer.

Sie alle sind Schwertträger, geübt im Kampf.
Jeder hat an seiner Hüfte sein Schwert.
Bereit zum mutigen Verteidigungskampf
Gegen den Schrecken für das, was er verehrt.

Salomo machte sich eine Trage,
Aus den edlen Hölzern des Libanon.
Die Füße aus Silber, keine Frage
Die Lehne aus Gold, für Salomon.

Kommt doch heraus und betrachtet ihn,
Ihr Töchter Zions, den König Salomon.
Ich schenk ihm Liebe. Gebe mich ihm hin.
Sein Haupt ziert die Krone des Libanon.

Kapitel 4



„Siehe, schön bist du, meine Freundin.
Taubengleich deine Augen, du bist schön!
Ich bin stolz, dass ich dein Bräutigam bin.
Dein Haar, wie eine Herde Ziegen, so schön.

Die Zähne sind wie der Schafe Herde,
Die aus der Schwemme heraufkommen.
Jeder hat seinen Zwilling auf der Erde,
Nicht einer wurde der Herde genommen.

Die Lippen sind eine karmesinrote Schnur,
Und dein schöner lieblicher edler Mund,
Die edle Stirn schimmert wie Seide pur,
Umspielt von einer Seidenlocke rund.

Dein Hals ist wie Davids fester Turm,
Der rund aus festem Stein ist gebaut.
Tausend Schilde trotzen jedem Sturm.
Den Schilden von Helden hat er getraut.

Deine beiden Brüste sind wie zwei Kitze,
Gazellenzwillinge, die in den Lilien weiden.
Wenn der Tag verhaucht und es flieht die Hitze,
Geh ich zum Myrrhenberg und seh den Tag scheiden.

Meine Freundin, alles an dir ist schön,
Nicht der geringste Makel ist an dir.
Niemals habe ich Schöneres gesehn,
Niemand gleicht dir auf Gottes Erden hier.

Komm mit mir vom Libanon, schöne Braut,
Mit mir vom Libanon sollst du kommen,
Wo es die vor den Leoparden graut,
Vom Gipfel des Senir und Hermonen,

Du raubtest mir das Herz, meine Schwester,
Meine Braut. Du hast mir das Herz geraubt.
Dein Blick machte meine Lieb‘ noch fester.
Er machte Mut, hat den ersten Kuss erlaubt.

Wie schön ist deine Liebe, meine Braut!
Köstlicher ist deine Liebe als Wein.
Der Duft deiner Salben ist mir vertraut,
Deine Balsamöle, sie duften fein.

Honigseim träufelt die Lippen, der Braut.
Honig und Milch sind unter ihrer Zunge,
Der Duft ihrer Gewänder ist mir vertraut,
Sie duftet Libanon, die köstliche Junge.

Wie ein verschlossener Garten ist sie,
Sie, meine Braut, ein verschlossener Born.
Eine versiegelte Quelle, Poesie,
Es gibt an ihr nicht einen kleinen Dorn.

Was dir entsprossen, ist ein Lustgarten,
Von Granatapfelbäumen die tragen.
Ich will auf deine Früchte warten,
Früchte und Hennasträucher samt Narden,


Narde und Safran und Würzrohr und Zimt,
Wachsen in deinem fruchtbaren Garten.
Du bist die Quelle, die hier entspringt,
Myrrhe und Aloe wachsen, viele Arten.

Die Quelle aus meinem Garten bist du,
Ein Brunnen mit fließendem Wasser.
Das Wasser des Libanon strömt dir zu,
Du bist meines Lebens frisches Wasser.“

„Kommt, wacht auf, Nordwind und Südwind,
Kommt, lasst duften seinen stillen Garten,
Mein Geliebter, ich bin des Libanons Kind,
Komm, lasse Deine Früchte nicht warten.“

Kapitel 5



„Ich komme in meinen Blumengarten,
Meine Schwester, meine geliebte Braut.
Myrrhe und mein Balsam auf mich warten,
Habe nie eine schönere Braut geschaut.

Esse meine Wabe samt meinem Honig,
Trinke meine Milch und auch meinen Wein.
Esst, Freunde, trinkt, es lädt euer König,
Berauscht euch an der Liebe und am Wein.

Ich schlief tief, aber mein Herz war noch wach.
Horch, mein Geliebter klopft, steht vor dem Tor:
„Öffne meine Freundin, bist du noch wach?
Meine edle Taube schenk mir dein Ohr.

Ausgezogen habe ich mein Gewand,
Wie sollte ich es wieder anziehen?
Ich habe gewaschen Füße und Hand,
Sollte ich sie beschmutzen und weiterziehen?2

„Mein Geliebter streckte die Hand durch die Öffnung,
Da wurden meine Gefühle für ihn erregt.
Ich eilte schnell zur Tür und war voll der Hoffnung.
Mein Geliebter hatte sich abgewandt und fortbewegt.

Ich war außer mir, da er weg war.
Ich suchte ihn, doch ich fand ihn nicht.
Ich rief ihn, keine Antwort, furchtbar
War mein Schmerz, er antwortete mir nicht.

Es fanden mich die brutalen Wächter,
Die durchstreifen die Stadt in dunkler Nacht.
Sie schlugen mich, schenkten mir lautes Gelächter.
Sie nahmen den Überwurf, haben mich nackt gemacht.

Ich beschwöre euch, Töchter von Jerusalem,
Wenn ihr meinen edlen Geliebten findet,
Berichtet ihm von meinem größten Problem,
Dass sich seine Liebste vor Liebe windet.“

Was hat dein Geliebter einem andern voraus,
Du Schönste unter des Libanons Frauen?
Was hat dein Geliebter einem andern voraus,
Dass wir gerade auf ihn sollen schauen?

„Mein edler Geliebter ist weiß und hold,
Unter Zehntausenden hervorragend.
Sein Haupt ist feines, gediegenes Gold,
Ich liebe ihn sehr, bin niemals zagend.

Seine Augen wie Tauben an Wasserbächen,
In Milch gebadet die Zähne, fest in der Fassung;
Seine Wangen wie edle Balsambeetflächen,
Die Lippen, myrrhetriefend in fester Verfassung

Seine Arme sind feste goldene Rollen,
Sein Leib ein Kunstwerk aus Elfenbein,
Die Schenkel, Säulen alabastergeschwollen,
Auf Sockel von gediegenem Gold fein.

Wie der Libanon ist seine Gestalt,
Auserlesen wie unter den Zedern.
Süß Sein Gaumen, der Mund ist wie gemalt.
Alles an ihm schön, wie Pfauenfedern.“

Kapitel 6



Wohin ist dein Geliebter gegangen,
Du Schönste unter den schönen Frauen?
Wer hält deinen Geliebter gefangen,
Dass wir mit dir nach ihm schauen?

„Er ist in seinen Garten gegangen,
Zu den duftenden Balsambeeten,
In den Gärten, wo die Vögel sangen,
Um Lilien zu pflücken und zu beten.

Zu meinem Geliebten gehöre ich,
Und mein Geliebter gehört ganz zu mir.
Er weidet in den Lilien für mich.
Ihm ganz allein gilt meine heiße Begier.“

„Gleich Tirza, bist du meine Freundin schön,
Furchterregend wie die Kriegsscharen.
Vornehm und anmutig wie Jerusalem,
Ich atme den Duft von deinen Haaren.

Deine Augen machen, dass ich unsicher werde,
Sie verwirren mein stark erregtes Herz.
Dein Haar ist wie der Ziege Herde,
Mich trifft der Sehnsucht Schmerz.

Die Zähne sind wie der Schafe Herde,
Die aus der Schwemme heraufkommen.
Jeder hat seinen Zwilling auf der Erde,
Nicht einer wurde der Herde genommen.

Die Schläfe schimmert granatapfelgleich
Hinter deinem dichten Schleier hervor.
Keine der sechzig Königinnen kommt dir gleich,
Keine der achtzig Nebenfrauen zieh ich dir vor.

Eine ist meine vollkommene Taube,
Sie ist die einzige ihrer Gebärerin,
Sie ist es an die ich wirklich glaube,
Zu ihr schauen Königin und Frauen hin.

Wer ist die Schöne, die da hervorglänzt,
Die Morgenröte übertrifft und ergänzt?
Schön wie der Mond, so klar wie die Sonne,
Schrecklich wie ein Krieger, gibt mir Wonne.

Zum Nussbaum ging ich zu sehn, ob die Frucht ausbleibt,
Um die jungen Triebe des Tales zu besehen,
Um zu sehen, ob der Weinstock prächtig treibt,
Was mit den Granatapfelbäumen geschehen.

Dann setzte mich - wie weiß ich nicht mit Macht,
Mein Verlangen, in göttlicher Vorsehung,
Auf den großen kostbaren Prachtwagen
Meines auserlesenen edlen Volkes.“

Kapitel 7



„Dreh dich um, schnell dreh dich um, Sulamith!
Schnell dreh dich um, dass wir dich anschauen!
Sagt, was wollt ihr schauen von Sulamith,
Beim Reigen von Mahanajim anschauen?

Schön sind deine Schritte auf der Weide,
Du edelste der edlen Töchter eines Edlen!
Deine Hüften sind wie Halsgeschmeide,
Ein Werk von Künstlerhand eines Edlen.

Dein Schoß ist eine fruchtbare Schale.
Nie mangle es ihr an edlem Mischwein!
Dein Leib bildet für Weizen eine Schale,
Umzäunt mit Lilien voll Unschuld und fein.

Deine beiden Brüste sind schön und fest,
Sind wie zwei liebliche junge Kitze,
Zwillinge der Gazelle, sie sind ein Fest,
Und bringen mein Herz in große Hitze.

Dein Hals ist ein schlanker Elfenbeinturm,
Deine Augen wie die Teiche in Heschbon
Deine Nase wie der Libanon-Turm,
Deine Lippen sind ein süßes Bonbon.

Dein Haupt auf dir ist wie der Karmel.
Deine gelösten Haare wie Purpurlocken.
Dein Gaumen köstlich süß wie Karamell,
Ein König ist gefesselt durch deine Locken!

O meine Geliebte, wie schön bist du,
Du, die leuchtendste von allen Sonnen.
O meine Schwester, wie lieblich bist du,
O Liebste, o Liebe voller Wonnen!

Wie einmalig auf Erden ist dein Wuchs:
Er gleicht der Palme schlanken Stamm.
Deine Brüste der Trauben Doldenwuchs.
Du bist meine Königin und ich dein Mann.

Ersteigen will ich der Palme, schlanken Stamm.
Will nach ihren Rispen greifen in der Höhenluft,
Deine Brüste sind wie der Trauben Doldenwuchs,
Und der Duft deines Atems ist wie Apfelduft.

Dein Gaumen ist wie der würzige Wein,
Der einem Liebhaber sehr süß bewegt,
Der dringt sehr lieblich in das Herz hinein
Der die Lippen der Schlafenden erregt.

Ich gehöre ganz meinem Geliebten,
Und nur nach mir steht sein Verlangen.
Nur mir allein, seiner einzig Geliebten,
Gehört auf immer sein ganzes Bangen.“

Mein einziger edler Geliebter, komm,
Lass uns aufs stille Feld hinausgehen!
Unter die dichten Hennasträucher komm,
Hier wollen wir vor Lust vergehen.

Wir wollen zu den Weinbergen gehen,
Wollen sehen, ob der Weinstock treibt,
Wollen auch nach der Weinblüte sehen,
Und sehen, wie Natur Leben schreibt.

Dort will ich dir meine Liebe schenken.
Die Liebesäpfel geben dazu ihren Duft.
Ich kann nur an unsere Liebe denken,
Lass und gemeinsam atmen die Abendluft.“

Kapitel 8



„O wärest du doch ein Bruder mein,
Der die Brust meiner Mutter gesogen!
Fände ich dich, ich könnt dich küssen fein,
Es fühlte sich keiner um die Sitte betrogen.

Ich würde dich bringen in meiner Mutter Haus,
Die mich unterrichtete, und mir die Lieder sang.
Du würdest trinken den Würzweinbecher aus,
Und mich hören lassen, deiner Stimme klang.“

„Töchter Jerusalems, ich beschwöre euch,
Bei den Hirschkühen auf dem Abendfeld.
Stört nicht bei der Liebe, gebt kein Geräusch,
Bevor es ihm, dem Geliebten, selbst gefällt.

Wer ist sie, die da kommt aus der Wüste,
An ihren Geliebten gelehnt trotzt sie der Gefahr.
Unter dem Apfelbaum, wo er sie küsste,
Wo sie ihre Mutter empfing und gebar.

Leg mich wie ein Siegel an dein Herz,
Denn stark wie der Tod ist die Liebe,
Hart wie Scheol der Leidenschaft Schmerz.
Wie Gluten, in denen die Flamme Jahs stiebe.

Die Wasser können nicht löschen die Liebe,
Und starke Ströme sie schwemmen nicht fort.
Wollte einer sein Haus geben für die Liebe,
Man würde ihn nur verachten und jagen fort.

Wir haben eine sehr junge Schwester,
Die ist klein und hat noch keine Brüste.
Was sollen wir tun mit unserer Schwester,
Wenn sie erweckt eines Mannes Lüste?

Wenn sie eine steinerne hohe Mauer ist,
Bauen wir eine silberne Zinne auf ihrem Bett.
Wir versperren sie, wenn sie aber eine Tür ist,
Versperren wir sie mit einem Zedernbrett.

Ich bin eine unüberwindbare Mauer,
Und meine Brüste sind wie stolze Türme.
Nun aber ich fühle starke Liebesschauer,
Eine die sich nicht wehrt, wenn er stürme.

Einen Weinberg hatte Salomo in Baal-Hamon.
Er übergab den Weinberg den Hütern.
Tausend Schekel sind kein Mammon,
Silberschekel wird er nehmen von den Hütern.

Meinen eigenen Weinberg habe ich vor mir.
Die tausend Silberschekel gebe ich Salomo,
Die Hüter bekommen zweihundert von mir,
So gewinnen wir Zeit und werden froh.

Du Geliebter wohnst in deinem Garten,
Die Gefährten deiner Stimme lauschen,
Lass mich hören, ich will auf dich warten,
Und mich an deiner Stimme berauschen.

Mein schöner Geliebter, enteile schnell,
Lass dich wie der Hirsch im Unterholz verbergen,
Oder tu es gleich der flinken Gazell,
Auf den hohen weiten Balsambergen!


Das Hohelied Salomo
In der Übertragung von Martin Luther (1545)
I.
2 ER küsse mich mit dem Kusse seines Mundes / Denn deine Brüste sind lieblicher denn Wein. 3 Das man deine gute Salbe rieche / Dein Name ist ein ausgeschütte Salbe / Darumb lieben dich die Megde.

4 ZEuch mich dir nach / so lauffen wir / Der König füret mich in seine Kamer / Wir frewen vns / vnd sind frölich vber dir / Wir gedencken an deine Brüste mehr / denn an den Wein / Die Fromen lieben dich.

5 JCh bin schwartz / Aber gar lieblich / jr töchter Jerusalem / Wie die hütten Kedar / wie die teppiche Salomo. 6 Sehet mich nicht an / Das ich so schwartz bin / denn die Sonne hat mich so verbrand. Meiner mutter Kinder zürnen mit mir / Man hat mich zur Hüterin der Weinberge gesetzt / Aber meinen Weinberg den ich hatte / habe ich nicht behütet.

7 SAge mir an du / den meine Seele liebet / Wo du weidest / wo du ruhest im mittage? Das ich nicht hin vnd her gehen müsse / bey den Herden deiner Gesellen.

8 KEnnestu dich nicht / du schöneste vnter den Weibern / So gehe hin aus auff die fusstapffen der Schafe / vnd weide deine Böcke bey den Hirten heusern.

9 JCH gleiche dich / meine Freundin / meinem reisigen Zeuge an den wagen Pharao. 10 Deine Backen stehen lieblich in den Spangen / vnd dein Hals in den Keten. 11 Wir wöllen dir güldene Spangen machen mit silbern Pöcklin.

12 DA der König sich her wandte / gab mein Narde seinen ruch.
13 Mein Freund ist mir ein büschel Myrrhen / das zwisschen meinen Brüsten hanget. 14 Mein Freund ist mir ein drauben Copher / in den Weingarten zu Engeddi.

15 SJhe / meine Freundin / du bist schöne / schöne bistu / Deine augen sind wie Tauben augen. 16 Sihe mein Freund / du bist schön vnd lieblich / Vnser Bette grünet / 17 vnser Heuser balcken sind Cedern / vnser latten sind Cipressen.
II.
1 JCH bin ein Blumen zu Saron / vnd ein Rose im tal. 2 Wie eine Rose vnter den Dörnen / So ist mein Freundin vnter den Töchtern. 3 Wie ein Apffelbawm vnter den wilden Bewmen / So ist mein Freund vnter den Sönen. Jch sitze vnter dem Schatten des ich begere / vnd seine Frucht ist meiner Kele süsse.

4 ER füret mich in den Weinkeller / vnd die Liebe ist sein Panir vber mir. 5 Er erquicket mich mit Blumen / vnd labet mich mit Epffeln / Denn ich bin kranck fur liebe. 6 Seine Lincke liget vnter meinem Heubte / vnd seine Rechte hertzet mich.

7 JCH beschwere euch / jr töchter Jerusalem / bey den Rehen oder bey den Hinden auff dem felde / Das jr meine Freundin nicht auffweckt noch reget / bis das jr selbst gefellt.

8 DA ist die stimme meins Freunds / Sihe / Er kompt vnd hüpffet auff den Bergen / vnd springet auff den Hügeln. 9 Mein Freund ist gleich einem Rehe oder jungen Hirss. Sihe / Er stehet hinder vnser Wand / vnd sihet durchs fenster / vnd gucket durchs gitter.

10 MEin Freund antwortet / vnd spricht zu mir / Stehe auff meine Freundin / meine schöne / vnd kom her. 11 Denn sihe / der Winter ist vergangen / der Regen ist weg vnd da hin / 12 Die Blumen sind erfür komen im Lande / Der Lentz ist er bey komen / vnd die Dordeltaube lesst sich hören in vnserm Lande. 13 Der Feigenbawm hat knoten gewonnen / die Weinstöcke haben augen gewonnen / vnd geben jren Ruch / Stehe auff meine Freundin vnd kom / meine schöne kom her. 14 Meine Taube in den felslöchern / in den steinritzen / Zeige mir deine gestalt / Las mich hören deine stim / Denn deine stim ist süsse / vnd deine gestalt lieblich.

15 FAhet vns die Füchse / die kleinen Füchse / die die Weinberge verderben / Denn vnser Weinberge haben augen gewonnen. 16 Mein Freund ist mein / vnd ich bin sein / der vnter den Rosen weidet / 17 Bis der tag küle werde / vnd der schatten weiche. Kere vmb / werde wie ein Rehe mein Freund / oder wie ein junger Hirss auff den Scheidebergen.

III.
1JCH sucht des nachts in meinem Bette / den meine Seele liebet / Jch sucht / Aber ich fand jn nicht.
2 Jch wil auffstehen / vnd in der Stad vmbgehen auff den gassen vnd strassen / vnd suchen / den meine Seele liebet / Jch sucht / Aber ich fand jn nicht. 3 Es funden mich die Wechter die in der Stad vmbgehen / Habt jr nicht gesehen den meine Seele liebet? 4 Da ich ein wenig fur vber kam / da fand ich den meine Seele liebet / Jch halt jn / vnd wil jn nicht lassen / Bis ich jn bringe in meiner Mutter haus / in meiner Mutter kamer.

5 JCH beschwere euch / jr töchter zu Jerusalem / bey den Rehen oder Hinden auff dem felde / Das jr meine Freundin nicht auffweckt / noch reget / Bis das jr selbs gefellet.

6 WER ist die / die er auff gehet aus der Wüsten / wie ein gerader Rauch / wie ein Gereuch von myrrhen / weyrauch vnd allerley puluer eins Apotekers?

7 SJhe / vmb das bette Salomo her / stehen sechzig starcken aus den starcken in Jsrael. 8Sie halten alle Schwerter / vnd sind geschickt zu streitten. Ein jglicher hat sein Schwert an seiner hüfften / vmb der furcht willen in der nacht.

9 DEr könig Salomo lies jm eine Senffte machen von holtz aus Libanon / 10 Der selben Seulen waren silbern / die Decke gülden / der Sitz purpern / der Boden mitten inne war lieblich gepflastert / vmb der Töchter willen zu Jerusalem.

11 GEhet er aus vnd schawet an / jr töchter Zion / den könig Salomo / in der Krone / da mit jn seine Mutter gekrönet hat / am tage seiner Hochzeit / vnd am tage der freuden seines hertzens.

IIII.
1 SJhe meine Freundin / du bist schön / Sihe / schön bistu. Deine Augen sind wie taubenaugen / zwisschen deinen Zöpffen. Dein Har ist wie die Ziegen herd / die beschoren sind auff dem berge Gilead. 2 Deine Zeene sind wie die herde mit beschnitten wolle / die aus der schwemme komen / die allzumal Zwilling tragen / vnd ist keine vnter jnen vnfruchtbar. 3 Deine Lippen sind wie eine rosinfarbe schnur / vnd deine Rede lieblich. Deine Wangen sind wie der ritz am Granatapffel / zwisschen deinen zöpffen. 4 Dein Hals ist wie der thurm Dauid / mit brustwehr gebawet / daran tausent Schilde hangen / vnd allerley waffen der Starcken. 5 Deine zwo Brüste sind wie zwey junge Rehe zwillinge / die vnter den rosen weiden / 6 bis der tag küle werde / vnd der schatten weiche. Jch wil zum Myrrhenberge gehen vnd zum Weyrauch hügel.

7 DV bist aller ding schöne / meine Freundin / vnd ist kein flecken an dir. 8 Kom meine Braut vom Libanon / Kom vom Libanon / Gehe er ein / Trit her von der höhe Amana / von der höhe Senir vnd Hermon / von den wonungen der Lewen / von den bergen der Leoparden. 9 Du hast mir das hertz genomen / meine Schwester liebe Braut / mit deiner augen einem / vnd mit deiner Halsketen eine.

10 WJe schön sind deine Brüste meine Schwester / liebe Braut / deine Brüste sind lieblicher denn Wein / vnd der geruch deiner Salben vbertrifft alle Würtze. 11 Deine Lippen / meine Braut / sind wie trieffender honigseim / honig vnd milch ist vnter deiner Zungen / vnd deiner Kleider geruch ist / wie der geruch Libanon.

12 MEine Schwester / liebe Braut / Du bist ein verschlossen Garten / Ein verschlossen Quelle / ein versiegelter Born. 13 Dein Gewechs ist wie ein Lustgarte von Granatepffeln / mit edlen Früchten / Cipern mit Narden / 14 Narden mit Saffran / Kalmus vnd Cynamen mit allerley bewmen des Weyrauchs / Myrrhen vnd Aloes mit allen besten Würtzen / 15 Wie ein Gartenbrun / wie ein Born lebendiger Wasser / die von Libano fliessen.

16 STehe auff Nordwind vnd kom Sudwind / vnd webe durch meinen Garten / das seine Würtze trieffen.
V.
MEin Freund kome in seinen Garten / vnd esse seiner edlen Früchten.
1 Jch kom / meine Schwester / liebe Braut / in meinem Garten / Jch habe meine Myrrhen sampt meinen Würtzen abgebrochen / Jch hab meins Seims sampt meinem Honige gessen / Jch hab meins Weins sampt meiner Milch getruncken. Esset meine Lieben / vnd trincket meine Freunde vnd werdet truncken.

2 JCH schlaff / Aber mein hertz wacht / Da ist die stim meins Freundes der anklopffet. Thu mir auff liebe Freundin meine schwester / meine Taube / meine frome / Denn mein heubt ist vol tawes / vnd meine locken vol nachtstropffen. 3 Jch habe meinen Rock ausgezogen / wie sol ich jn wider anziehen? Jch habe meine Füsse gewasschen / wie sol ich sie wider besuddeln?

4 ABer mein Freund steckt seine Hand durchs loch / Vnd mein Leib erzittert da für. 5 Da stund ich auff / das ich meinem Freunde auffthet / Meine hende troffen mit Myrrhen / vnd Myrrhen lieffen vber meine Finger an dem rigel am schlos / 6 Vnd da ich meim Freund auffgethan hatte / war er weg vnd hin gegangen.

DA gieng meine Seele er aus nach seinem wort /
Jch sucht jn / Aber ich fand jn nicht / Jch rieff / Aber er antwortet mir nicht. 7 Es funden mich die Hüter die in der Stad vmbgehen / die schlugen mich wund / Die Hüter auff der mauren namen mir meinen Schleier. 8 Jch beschwere euch jr Töchter Jerusalem / findet jr meinen Freund / so saget jm / das ich fur Liebe kranck lige.

9 WAS ist dein Freund fur andern Freunden / O du schönst vnter den Weibern? Was ist dein Freund fur andern Freunden / das du vns so beschworen hast? 10 Mein Freund ist weis vnd rot / auserkoren vnter viel tausent. 11 Sein Heubt ist das feinest Gold. Seine Locken sind kraus / schwartz wie ein Rabe. 12 Seine Augen sind wie Taubenaugen an den wasserbechen / mit milch gewasschen / vnd stehen in der fülle. 13 Seine Backen sind wie die wachsende wurtzgertlin der Apoteker. Seine Lippen sind wie Rosen die mit fliessenden Myrrhen trieffen. 14 Seine Hende sind wie güldene Ringe vol Türkissen. Sein Leib ist wie rein Elphenbein mit Saphiren geschmückt. 15 Seine Beine sind wie Marmelseulen / gegründet auff gülden füssen. Seine gestalt ist wie Libanon / ausserwelt wie Cedern. 16 Seine Kele ist süsse vnd gantz lieblich / Ein solcher ist mein Freund / mein Freund ist ein solcher / jr töchter Jerusalem.
VI.
1 WO ist denn dein Freund hin gegangen / O du schönest vnter den Weibern? Wo hat sich dein Freund hin gewand? So wöllen wir mit dir jn suchen. Mein Freund ist hin ab gegangen in seinen Garten / zu den Wurtzgertlin / das er sich weide vnter den Garten vnd Rosen breche. 2 Mein Freund ist mein / vnd ich bin sein / der vnter den Rosen sich weidet.

3 DV bist schön / meine Freundin / wie Thirza / lieblich wie Jerusalem / schrecklich wie Heerspitzen 4 (Wende deine Augen von mir / Denn sie machen mich brünstig) Deine Har sind wie ein herd Ziegen / die auff dem berge Gilead geschoren sind. 5 Deine Zeene sind wie ein herd Schaf / die aus der schwemme komen / die allzu mal Zwilling tragen / vnd ist keine vnfruchtbar vnter jnen. 6 Deine Wangen sind wie ein Ritz am Granatapffel / zwisschen deinen zöpffen.

7 SEchzig ist der Königinnen / vnd achzig der Kebsweiber / vnd der Jungfrawen ist kein zal. 8 Aber eine ist meine Taube / mein Frome / eine ist jrer Mutter die liebste / vnd die ausserwelete jrer Mutter. Da sie die Töchter sahen / preiseten sie dieselbige selig / die Königinnen vnd Kebsweiber lobeten sie. 9 Wer ist die erfür bricht / wie die Morgenröte / schön wie der Mond / ausserwelet wie die Sonne / schrecklich wie die Heerspitzen.

10 JCH bin hin ab in den Nussgarten gegangen / zu schawen die Streuchlin am Bach / zu schawen ob der Weinstock blühet / ob die Granatepffel grüneten. 11 Meine Seele wusts nicht / das er mich zum wagen AmiNadib gesetzt hette.

12 KEre wider / kere wider / o Sulamith / kere wider / kere wider / das wir dich schawen / Was sehet jr an Sulamith / den Reigen zu Mahanaim?
VII.
1 WJe schön ist dein gang in den Schuhen / du Fürsten tochter. Deine Lenden stehen gleich an einander / wie zwo Spangen / die des Meisters hand gemacht hat. 2 Dein Nabel ist wie ein runder Becher / dem nimer getrenck mangelt. Dein Bauch ist wie ein Weitzenhauffe vmbsteckt mit Rosen. 3 Deine zwo Brüste sind / wie zwey junge Rehe zwillinge. 4 Dein Hals ist wie ein Elffenbeinen thurm. Deine Augen sind / wie die Teiche zu Hesbon / am thor Bathrabbim. Deine Nase ist wie der Thurm auff Libanon / der gegen Damascon sihet. 5 Dein Heubt stehet auff dir / wie Carmelus. Das Har auff deinem heubt / ist wie die purpur des Königs in falten gebunden.

6 WJE schön vnd wie lieblich bistu / du Liebe in wollüsten. 7 Deine Leng ist gleich einem Palmbawm / vnd deine Brüste den Weindrauben. 8 Jch sprach / Jch mus auff den Palmbawm steigen / vnd seine zweige ergreiffen / Las deine Brüste sein wie Drauben am weinstock / vnd deiner Nasenruch wie Epffel / 9 vnd deine Kele wie guter Wein / der meinem Freunde glat eingehe / vnd rede von fernigem. 10 Mein Freund ist mein / vnd er helt sich auch zu mir.

11 KOm mein Freund / las vns auffs Feld hin aus gehen / vnd auff den Dorffen bleiben. 12 Das wir früe auffstehen zu den Weinbergen / Das wir sehen / ob der Weinstock blühet vnd augen gewonnen habe / Ob die Granatepffelbewm ausgeschlagen sind / Da wil ich dir meine Brüste geben. 13 Die Lilien geben den ruch / vnd fur vnser thür sind allerley edle Früchte. Mein Freund ich hab dir beide heurige vnd fernige behalten.
VIII.
1 O Das ich dich / mein Bruder / der du meiner Mutter brüste saugest draussen fünde / vnd dich küssen müste / das mich niemand hönete. 2 Jch wolt dich füren vnd in meiner Mutter haus bringen / da du mich leren soltest / Da wolt ich dich trencken mit gemachtem Wein / vnd mit dem Most meiner Granatepffel. 3 Seine Lincke ligt vnter meinem Heubt / vnd seine Rechte hertzet mich.

4 JCH beschwere euch töchter Jerusalem / Das jr meine Liebe nicht auffweckt noch reget / bis das jr selbs gefellet. 5 Wer ist die / die er auff feret von der Wüsten / vnd lehnet sich auff jren Freund? Vnter dem Apffelbawm weckt ich dich / da deine Mutter dich geboren hatte / da mit dir gelegen ist / die dich gezeuget hat.

6 SEtze mich wie ein Siegel auff dein Hertz / vnd wie ein siegel auff deinen Arm / Denn Liebe ist starck wie der Tod / vnd Eiver ist fest wie die Helle / Jr glut ist fewrig / vnd ein flamme des HERRN / 7 Das auch viel Wasser nicht mügen die Liebe auslesschen / noch die ströme sie erseuffen / Wenn einer alles Gut in seinem hause vmb die Liebe geben wolt / so gülte es alles nichts.

8 VNser Schwester ist klein / vnd hat keine Brüste /
Was sollen wir vnser Schwester thun / wenn man sie nu sol anreden? 9 Jst sie eine Maure / so wöllen wir silbern Bollwerg drauff bawen. Jst sie eine Thür / so wöllen wir sie festigen mit Cedern bolen. 10 Jch bin eine Maur / vnd meine Brüste sind wie Thürne / Da bin ich worden fur seinen augen / als die Frieden findet.

11 SAlomo hat einen Weinberg zu BaalHamon / Er gab den Weinberg den Hütern / das ein jglicher fur seine Früchte brechte tausent Silberlinge. 12 Mein Weinberg ist fur mir. Dir Salomo gebüren tausent / Aber den Hütern zwey hundert sampt seinen Früchten.

13 DJE du wonest in den Garten / Las mich deine stimme hören / Die Geselschafften mercken drauff. 14 Fleuch mein Freund / vnd sey gleich eim Rehe oder jungen Hirssen auff den Würtzbergen.


Ende des Hohenlieds Salomo.

GEDRÜCKT ZU WITTEMBERG:
DURCH HANS LUFFT.
D. M. XLIIII.

Aus: Luther-Bibel 1545: Das Hohelied Salomonis. Digitale Bibliothek Band 29: Die Luther-Bibel, S. 2438

Impressum

Texte: Copyright © Michael Dur 2008
Tag der Veröffentlichung: 10.11.2008

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