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Empathie


Ich lese in deinen Händen, trage dein Gewicht,
deute zeitlose Chroniken aus deinem Gesicht,
darbe an deinem Hunger, erliege deinem Fieber,
erzittere beim Zerbersten deiner lobenden Lieder.

Mir dröhnt dein Toxin, mir entblösst sich deine Stimme,
ich zeichne ein Aquarell in deine Sinne;
mir schaudern deine Ängste, mir brennen deine Wunden,
ich prophezeie dir unsere letzten Stunden.

Kannst du mich hören? – Ich kann dich spüren.


Ich atme durch deine Brust, tanze deine Figuren,
schlendere von Pol zu Pol in deinen Spuren,
verliere dein Haar, schmecke Blut auf deinen Lippen,
fühle das Trommeln unter deinen Rippen.

Mich zügelt deine Scham, mich sättigt deine Speise,
ich verfasse ein Tagebuch deiner Reise;
mich kümmert dein Begehr, mich erfreut dein Glück,
ich greife unzählbare Momente aus deinen Blick.

Kannst du mich sehen? – Ich kann dich verstehen.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 14.05.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
ein Beitrag zum Lyrikwettbewerb Mai 2010

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