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Paris

 

 

 

 

V I S I T O N S   P A R I S

 

 

 

Der Parisführer für deutsche Touristen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

von Wolfgang Willems

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Chacun a deux patries: la sienne et Paris

 

Jeder hat zwei Vaterländer:

das seinige und Paris

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

   

I N H A L T S V E R Z E I C H N I S

 

   

 

Von Saarbrücken nach Paris

Informationen, Tipps und Hinweise

 

Besuch im Louvre

von der Nike von Samothrake zur Mona Lisa

 

Tour Montparnasse

Paris von ganz oben

 

Stadtrundfahrt

von Sacre Coeur bis Notre Dame

 

Lichterrundfahrt

von Pigalle bis Quartier Latin

 

Bootsfahrt auf der Seine

bis zur Freiheitsstatue von "Manhattan sur Seine"

 

Versailles

Das Schloss von Ludwig XIV mit Trianon und Hameau

 

Flohmarkt

 

Rückfahrt

Paris ist ein Fest

 

Verabschiedung

 

 

V O R W O R T

 

Als Reiseleiter lässt sich vieles erleben, so dass man sich zuguter­letzt über nichts mehr wundert: alles ist möglich! So hat man mich auch immer wieder gefragt, ob ich nicht einmal ein Buch darüber schreiben wollte. Deshalb setzte ich mich schließlich hin und begann, Erinne­rungen aufzuschreiben. Mit Touristen, vor allem Pauschalreisenden - und Fahrern -, erlebt man einiges. Vor allem in Paris, der Stadt der Liebe.

 

Aber nach mehrfacher Durchsicht des Manuskriptes kamen mir Beden­ken; zum einen waren die wiedergegebenen Geschichten nicht alle jugendfrei - nicht meine, die der anderen - und zum anderen kamen die "Drohbriefe" der Betroffenen, als ich das Manuskript zur Ver­öffentlichung ankündigte. Nicht zuletzt ist manches so unwahr­scheinlich, dass Sie es ohnehin nicht glauben würden - aber es wäre die Wahrheit!

 

Und so kam die "Zensur": Aus der Geschichte zu Paris wurden alle persönlichen Ereignisse gestrichen und durch touristische Hinweise ersetzt, so dass jetzt ein Führer für diese Städte-Reise vorliegt. Aus dem Roman wurde ein Sachbuch! Und das war wohl auch von Anfang an meine Absicht, denn es ist schade, wenn der Reiseleiter am Mikrofon Geschichte und Erklärungen zu Paris erzählt, die Touristen zwar hören und aufnehmen, aber nicht behalten (können). Damit entstand dieses "Arbeitsbuch für Reiseleiter", das sich sowohl an den Touristen wendet, der in aller Ruhe nachlesen will, was er in Paris gehört hat, wie auch an den Reiseleiter-Nachwuchs, der - mit etwas Vorbereitung - mit diesem Text jede Reise zum Gelingen bringen kann.

 

Dieses Buch ist dementsprechend kein Reiseführer im herkömmlichen Sinn. Damit kann jeder sein eigener Reiseleiter sein. Angefangen von den kleinen praktischen Tipps, die ansonsten nur von Mund zu Mund wandern, bis hin zu auflockernden Geschichten, die eine lange Reise verkürzen, findet sich alles in präziser und chronologischer Reihenfolge einer Mehrtagesfahrt nach Paris, in Paris und aus Paris niedergeschrieben - solange alles gut geht. Doch den wahren Reiseleiter macht sein Improvisationstalent aus, die Fähigkeit, eine Reise immer noch zum Erfolg zu führen, selbst wenn alles schief gehen sollte: die Hotels belegt sind, das Essen schlecht ist und der Bus eine Panne hat.

 

Damit ist dieser Reiseführer ein "Fahrplan" für eine Städtereise nach Paris. Dem professionellen Reiseleiter gibt dieses Buch eine Leitlinie vor, die er eigentlich gar nicht braucht, denn ein guter Reiseleiter hat seinen "Stoff" im Kopf - aber es ist immer beruhigend, nachschlagen zu können, dass man "im Plan" fährt. So bleibt dann nur noch, Ihnen bei der "Kontrolle" ihres Reiseleiters viel Vergnügen zu wünschen.

 

 

 

 

 

 

Im Text finden sich auch Preis-Angaben, die jedoch wegen der sich ständig ändernden Preise nicht immer der notwendigen Aktualität entsprechen.

 

Originalausgaben der Erstauflage werden gegen Zahlung von 3,70 Euro zugunsten des Paypal-Kontos "dtu@aol.com" portofrei zugeschickt. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von Saarbrücken nach Paris

Informationen, Tipps und Hinweise

 

Eins, zwei, drei im Sauseschritt, läuft die Zeit, wir laufen mit. Schaffen, schuften, werden älter, träger, müder und auch kälter. Bis auf einmal man erkennt, dass das Leben geht zu End'. Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's, reise, reise!

 

Mit diesem Gedicht von Wilhelm Busch möchte ich Sie, meine Damen und Herren, auf unserer Fahrt von Saarbrücken nach Paris begrüßen. Der Name Ihres Fahrers ist ......................., mein Name, der Name Ihres "Mädchens für (fast) alles", Wolfgang Willems. Die französische Hauptstadt werden wir am frühen Nachmittag erreichen. Das Wetter in Paris ist gut, angesagt sind .... Grad.

 

Im Bus bekommen Sie auch Getränke: Wir haben hier Bier für 2,50 Euro, Limonade und Cola für 2,00 EURO und Sprudelwasser zu 1,50 EURO sowie Sekt in der Piccoloflasche für 3,50 EURO.

 

Dann ein wenig Technik zu Beginn unserer Reise: Sie haben Liegesitze: Durch Drücken gegen die Rücklehne bei gleichzeitigem Betätigen eines Hebels neben dem Sitz können Sie Ihre Position verändern. Um den hinter Ihnen Sitzenden nicht zu verärgern, sollten Sie solche Bewegungen bitte ankündigen. Sollte Ihnen Ihr Nachbar zu nahe kommen, können Sie auch "abrücken", indem die zum Flur Sitzenden einen weiteren seitlichen Hebel betätigen und dann ruckartig ihre Position Richtung Busmitte verschieben. Diese Stellung wollen Sie bitte beim Aussteigen zurückfahren, um den Mittelgang breiter zu machen. Arm- und Fußlehnen können Sie arretieren, indem Sie sie dezent bis zum Anschlag bewegen und dann klickend zur gewünschten Position fahren. Die Frischluftzufuhr lässt sich durch einfaches Drehen der Öffnungsmechanik über Ihnen regulieren. Dort oben befinden sich auch Lichtschalter und ein roter Knopf für den Fall, dass Sie Wünsche oder Fragen haben. Jede zweite Sitzreihe verfügt zudem über einen Lautstärkeregler für die Musik. Für größeren Abfall und Essensreste gibt es im Flur einige Eimer beziehungsweise einen am Boden befindlichen Müllschlucker gegenüber der hinteren Tür. Dort befindet sich auch die Toilette, die aus Sicherheits- und Reinlichkeitsgründen auch von Männern sitzend benutzt werden sollte. Mit dem Licht schalten Sie dort auch die Lüftung ein.

 

Gleich zu Beginn unserer Fahrt auch ein Gedicht zu Paris - von Jacques Prévert:

 

Jedes Jahr, jede Jahreszeit

wünscht ihre Feier in der Stadt zu ihrer Zeit auf ihre Art;

nach dem Herbst der Winter, nach dem Sommer der Herbst.

Doch möchte man meinen, der Frühling persönlich

wünscht in Paris nur sein Geburtstagsfest,

das Fest einer Jugend, die man vom Zügel lässt.

Und Paris, das im Grunde Galapremieren nicht mag,

nicht die Beweihräucherung, keinen Gedächtnistag -

auch nicht langes Trauern,

das mit souveräner Lässigkeit teilnimmt an der großen Lustbarkeit, wenn man am Arc de Triomphe das Gewehr präsentiert vor dem Leid - und die Sonne dazu das Messing poliert,

damit die Parade auf der Esplanade

sich noch martialischer präsentiert.

Paris ist toll vor Freude, wenn der Frühling kommt.

Sein natürlicher Sohn, der Liebste der Lieben.

Paris malt den Namen auf alle Wände: Grand Bal du Printemps.

Wie ein Herz in die Rinde der Bäume

ist er auf den Stein geschrieben.

Frühling in der Kinderschule, immer der erste in der Klasse.

Von den Ferien zu sprechen, immer bereit, das Eis,

niemals die Lanze zu brechen.

Grand Bal du Printemps, des Namens Melodie,

auf allen Lippen findet man sie.

Ein verlorener Garten, den man wieder fand,

vollständiger und noch lebendiger.

 

Das Programm in Paris sollten Sie kennen. Ich werde Ihnen aber auch später noch einmal den genauen Programmablauf darstellen, so dass Sie Ihren Paris-Aufenthalt genau nach Ihren Vorstellungen planen können. Zunächst einmal wünschen wir Ihnen eine angenehme Fahrt und dann einen schönen Aufenthalt in der französischen Hauptstadt.

 

Noch einmal einen „Guten Tag, meine Damen und Herren“ - oder besser: „Bonjour mesdames, bonjour messieurs“, wie es heute eigentlich richtiger heißen sollte, denn auf dieser Reise sollen Sie ein Portrait der Stadt Paris erleben. Und doch weiß ich schon jetzt, dass es notgedrungen ein unvollständiges Portrait sein wird, ja, sein muss, denn wer einmal in Paris war, wird das Paris seiner ureigensten Erinnerung mit nach Hause nehmen. Und wer sich mit dieser Reise einen Traum erfüllt, hat seine ureigenen Vorstellungen, wie Paris sein sollte. Diese Vorstellungen möchte ich Ihnen keineswegs nehmen. Denn Paris, das habe ich erfahren, wird erst durch eigenes Erleben zum eigentlichen Paris des einzelnen Betrachters, des ein­zelnen Besuchers. Aber wenn man von Paris spricht, hellen sich die Mienen auf und alle Menschen lächeln.

 

Aber warum fährt man nach Paris? Wegen des Flairs von "Paname", wie die Franzosen ihre Hauptstadt liebevoll nennen? Um das typisch pariserische, den ausgefallenen Charme der reinen Exzentrik, den Treffpunkt aller Talente, jenen Ort, wo sich verrückte Einfälle und die Lust auf Verrücktes unweigerlich begegnen, kennen zu lernen? Oder um sich an einer der schönsten Großstädte zu erfreuen, um so viel Gelesenes, in Bildern Gesehenes, immer wieder Gehörtes, aus Flaschen Gerochenes, aus Liedern Bekanntes wirklich bestätigt zu finden, selbst zu erleben? Um sich in einer Atmosphäre von Charme und Leichtigkeit zu erfrischen, um den Geist zu bereichern an einer der reichsten Quellen des Geistes, um sich an der traditionellen Stätte des Amüsement traditionell zu amüsieren, um den Erfahrungen anderer eigene Erfahrungen beizufügen, um unvergessliche Eindrücke heimzutragen, um die Freuden des Gaumens in allen denkbaren Variationen zu genießen, oder einfach, um endlich sagen zu können, dass man in Paris war? An einem Ort, an dem man sich niemals langweilt und der jung erhält. Aber schlussendlich reist doch jeder mit seinen eigenen Phantasien nach Paris, um die versteckte Sinnlichkeit der Stadt in der Poesie der Straßen zu spüren, wo aber auch die Zerbrechlichkeit des Alltags anzutreffen ist. Paris ist ein Ort der Lebenskunst.

  

Viele Menschen "aus dem Reich" glauben, der "Saar-Franzose" könne gar kein Deutsch. Um dies zu widerlegen - und um Ihnen die Menta­lität der durchaus liebenswürdigen Saarländer etwas nahe zu brin­gen - will ich Ihnen ein Gedicht vortragen. Ewald Klein schrieb es für einen vom Saarländischen Rundfunk veranstalteten Mundart-Wettbe­werb.

 

Dehemm (Daheim)

 

Ich sans grad so, wie ich's menn:

in Aldekessel - einem kleinen Ort bei Saarbrücken - bin ich dehemm,

in Aldekessel bin ich geboor, hann viel gewunn - unn viel valor.

Fünf Buwe ware ma gewähn, do war ma werklich nie allähn;

ich werres im Lewe nitt vagesse, ma hodde meischdens satt ze esse.

Heit lewe von denne fünf noch drei.

Mei Vadda war nie in da Padei,

awa unna Daach, 42 Joor,

kaum in Pension - hamme ne valor!

In da schlecht Zeit hadda Supp unn Budda

von da Grub mitgebrung zu da Mudda.

Die hat alles uffgedält - gerecht -

das war für uns Pänns wie è Feschd.

Schdeia issa genn, gutt bekannt,

È Mensch - unn doch Grussel genannt -

hart wollt a sinn, ich siehn ne noch heit.

'62 - das Jahr des großen Grubenunglücks in Luisenthal -

Rotz unn Wasser - 300 Leit!

Von uns aus sieht ma se ganz schmal,

die Schachtböck von Luisedal.

Aus unserem Ort ware viel debei,

die leie jetzt all in ena Reih.

Die Gräwa sinn all - bis auff è paar -

gefleecht und wirke wunnabar.

Wie de Soldade ihre - scheen grien -

ma konn von doo bis Frankreich siehn.

600 Meda diefer gebt's kee Ruh' -

die Berschschäde nemme stännisch zu.

's Öl is ze deier - die Kolle muss raus,

wehne störe schunn die Risse am Haus?

Unn weil's angeblich billicher iss,

wird so manches Heisje abgeriß.

Dass ähne war emme alde Mann,

der iss jetzt im Hochhaus - nett gutt drann.

In Aldekessel bin ich geboor,

hann viel gewunn - unn viel valor.

Ich sans grad so, so wie ich's menn,

do bin un bleiwe ich dehemm!

 

Die französische Nationalfahne, die Trikolore wird bestimmt von den Farben blau-weiß-rot. Diese Farbenkombination kommt aus Paris und lässt sich zurückverfolgen bis zur französischen Revolution. Damals wurde die Macht des Königs entscheidend beschnitten. Um das auch draußen zu zeigen, wurde die Farbe der Bourbonen, das heraldische Weiß, von den Stadtfarben von Paris - blau und rot - umrahmt.

 

Vorbei kommen wir hier an Forbach, das am Rande des deutschen Warndt-Waldes an der früheren Römerstraße Metz-Worms gelegen ist. Von einem kleinen Dorf, in dem etwa 100 Einwohner im 10. Jahrhundert lebten, hat sich Forbach mit inzwischen 25.000 Einwohnern (1999) zur drittgrößten Stadt des Departement Moselle entwickelt. Heute dehnt sich die Stadt aus zwischen der Bahnlinie Paris-Frankfurt und der Autobahn Saarbrücken-Paris. Wahrzeichen von Forbach ist der mittelalterliche Turm des Schlossberges, der aus einem großen Park heraus die Stadt überragt und an ihre bewegte Geschichte erinnert. Nach rechts über das Oettinger Tal blickend haben Sie eine schöne Aussicht auf den Schlossberg.

 

Ein Urenkel von Karl dem Großen, Lothar II, hat dem Land an der deutsch-französischen Grenze im 9. Jahrhundert mit den Namen gebracht: Lorraine nennen die Franzosen die Region, die Deutschen sagen Lothringen. 1766 übernahm Frankreich das Land, das 1871 nach dem Krieg zwischen Frankreich und Deutschland als Reichsland vom Kai­serreich übernommen wurde. Aber schon 1918 kamen das Elsass und Mo­selle wieder nach Frankreich. Nach 1940 wurden die Lothringer vom Gau Westmark regiert, was aber nicht lange vorhielt, denn nach dem verlorenen 2. Weltkrieg waren die Lothringer schon wieder – bis heute – französisch.

 

Seit Jahren ist Paris für deutsche Touristen erfreulich nah: Mit einem schnellen Wagen ist man in gut vier Stunden ab Saarbrücken in der französischen Hauptstadt. Allerdings nicht gerade billig, denn an drei Schaltern (Carling, Reims und Paris-Banlieu) sind Mautgebühren zu zahlen: Für die einfa­che Fahrt kostet ein Omnibus 65,30 Euro (2011), der PKW 29,40 Euro (2015). Mit der schnellen ICE/TGV-Verbindung Frankfurt-Paris sind Sie ab Saarbrücken in weniger als zwei Stunden in der französischen Metropole!

 

In Paris ist die 1900 erbaute Métro "das" Verkehrsmittel. Nicht zuletzt deswegen, weil sie viel schneller ist als das Auto, dem sich in der französischen Hauptstadt alle 150 Meter eine Ampel in den Weg stellt. In den Hauptverkehrszeiten ist die Métro zwar oft qual­voll überfüllt, doch ist diese Unbequemlichkeit meist rasch über­wunden, denn so weit fahren Sie nicht. Mit einem Fahrschein können Sie beliebig lange beliebig weit fahren, sofern Sie "im Unter­grund" bleiben. Einzelfahrscheine kosten 2 Euro (2020). Empfeh­lenswert ist der Kauf eines Carnets, das sind zehn einzelne Tickets zum Preis von 16,90 Euro (2020 / Tagesticket Mobilis 7,50 Euro / 2020). Verkaufsstellen befinden sich bei jedem Métro-Eingang, wo Sie inzwischen aber auch an (deutsch­sprachigen) Automaten Tickets ziehen können. Mit den Métro-Fahr­scheinen können Sie aber auch die städtischen Omnibusse benutzen, deren Strecke immer außen am Bus angeschrieben steht, des weiteren die Standseilbahn hoch zu Montmartre und die Vorortbahn RER - Réseau Express Régional, die, vergleichbar der deutschen S-Bahn, das Pariser Umland mit der Hauptstadt verbindet, und, da Métro und Kanali­sation bereits Paris unterhöhlt hatten, ganz tief unten ver­kehrt. 

 

Damit Sie die anfängliche Angst vor angeblicher Dunkelheit, wirren Gängen und fremder Umgebung verlieren, werde ich Ihnen in Paris eine „Einführung“ zur Métro geben. Dabei erkläre ich Ihnen genau, wie Sie Ihr Reiseziel finden, wie Sie Tickets kaufen, umsteigen und auch wieder aus dem Untergrund heraus finden. Damit das auch wirklich funktioniert, machen wir dann eine „Probe-Fahrt“, denn die Métro ist wirklich das optimale Verkehrsmittel für Paris, das Sie sich auf keinen Fall entgehen lassen sollten.

 

„La Grande et la Belle“, dass diese Bezeichnung – groß und schön - für die französi­sche Metropole stimmt, sehen Sie nicht nur vom Eiffelturm aus. Die Pariser nennen ihn – oder besser sie – „la dame de fer“, die eiserne Dame. Auch der 56. Stock des 1973 erbauten Maine-Montparnasse-Wolkenkratzers (18 € (2020) / Jugendliche 11,70 € / Kinder bis 15 Jahre 9,50 € / 2016) zeigt Ihnen ausgiebig das Häusermeer. Aber auch von der Kir­che Sacre Coeur auf dem Montmartre-Berg, vom Turm der Kirche Notre Dame (früher: 8 €) und im Sommer von den Dachterrassen der Kaufhäuser Printemps und Lafayette ergeben sich reizvolle Aus- und Übersichten. Und dann können Sie sich fühlen wie Gott, wenn Sie an den Spruch denken: „Wenn sich Gott im Himmel langweilt schaut er auf die Straßen von Paris.“

 

Der Sage nach soll die Mirabelle durch einen Zauber nach Lothringen gekommen sein, denn die schöne Prinzessin Mira gewährte einst einer als alten Frau verkleideten Fee großzügige Gastfreundschaft. Zum Dank zog diese ihren Wunderstab und zauberte Bäume herbei, die goldene Früchte trugen: nach der schönen Prinzessin „Mira belle“ genannt.

 

An Metz vorbeifahrend überqueren wir jetzt die Mosel. 545 Kilome­ter lang besitzt die Mosel ein Wassereinzugsgebiet von rund 28.000 Qua­dratkilometern. Dazu gehört auch die Saar mit ihren 7.300 Quadrat­kilometern, wobei Ihnen diese Zahlen wohl erklären, woher das all­jährliche Hochwasser kommt. Nicht zuletzt auch aus den Vogesen, wenn auf 735 Metern die Schneeschmelze beginnt.

 

Etwa fünf Kilometer zu unserer Linken befindet sich die ehemalige Hauptstadt des König­tums von Austrasien zu Zeiten der Karolinger. Die günstige Lage der Stadt am Moselufer hatte schon lange vor den Römern Menschen angelockt. „Burg der Götter“ nannten die keltischen Mediomatriker den für sie besonderen Ort. Als die Römer 51 vor Christi die Region eroberten, war Metz bereits eine der größten Städte Galliens. Im Mittel­alter war Metz eine von Kaufherren regierte Freistadt, die 1559 von Frankreich annektiert wurde. Auf dem bereits von den Kelten bewohnten Hügel über der Mosel, sogar von der Autobahn aus sichtbar, thront noch heute die Kathedrale von Metz. Sie stammt aus dem 13. bis 15. Jahrhundert. Es gibt in Frankreich über 90 gotische Kathe­dralen. Neben der Schatz­kammer sind in dieser Kathedrale – auch „Laterne Gottes“ genannt, sehenswert schöne Fenster von Marc Chagall. Zudem besitzt die Kathedrale von Metz die größte Kirchenfensterfläche (6.500 Quadratmeter) der Welt. Markante­ster Teil der alten Stadtbefestigung in der Bi­schofsstadt Metz ist das Tor der Deutschen.

 

Rechts und links der Autobahn sehen Sie ehemalige Kiesfelder, die heute als Fischweiher genutzt werden. Und schon geht es über die mehr als 50 Gleise des Güterbahnhofs Woippy, auf denen – zu besten Zeiten – über 100 Züge mit 4.000 Waggons täglich bewegt wurden

 

Zum ersten Mal nach Paris, wo es Busse und vor allem die Métro gibt, die von den häufig verstopften Straßen unabhängig macht. Die Métro ist, trotz Gedrängels in den Wagen und langer Laufereien treppauf und -ab, durch Tunnelgänge beim Umsteigen, einfach das ideale Verkehrsmittel in Paris. Sie sollen an einem Wochenende so viel Paris wie möglich sehen und erleben: Champs Elysées, Montmartre, Ile de la Cité, St. Louis, St. Germain des Près, Kunst, Kul­tur, Mode, Kirchen, Straßen und natürlich Restaurants, Bistrots, Brasserien, Cafés - und all' das kräftig belebt von Franzosen.

 

Doch auf den Champs Elysées bestimmen immer die Touri­sten das Bild. So ein Mammutvorhaben ist auch, wie Sie feststellen werden, nicht zu empfehlen. Besser ist es, nach einer orientierenden, mehr­stündigen Stadtrundfahrt einige Quartiers gründlicher zu durch­streifen und sich dann den großen Rest häppchenweise für die näch­sten Paris-Reisen aufzuheben. Aber was bekommt der Paris-Neu­ling trotz des kurzen Aufenthaltes mit von dieser Stadt? Vor allem einen sehr positiven, ästhetischen Eindruck von Straßen, Vier­teln, ja, fast dem ganzen inneren Zirkel der Stadt. Diese Straßen­züge sechs-, siebengeschossiger Etagenhäuser haben überdies oft ein reizvolles Innenleben: in den Höfen nämlich, die ihrerseits kleine Sträßchen bilden.

 

Beeindruckend ist auch, dass es diesen Typ Franzosen unverändert gibt: Baskenmütze, Bärtchen, Baguette und Rotweinflasche unterm Arm sowie ein flinkes Auge für hübsche Mädchen. Und dann die vielen kleinen Märkte: Da läuft man Schaufenster guckend von den "Deux Magots" den Boulevard St. Germain Richtung Odeon hinunter, kommt an die Ecke Rue de Seine - und sieht in eine zum Markt verwandelte Straße, die geschäftiges Einkaufen in des Wortes schönster Bedeutung verdeutlicht. Dabei ist es ist kein richtiger Markt: Die Händler verkaufen aus einer Art fest installierter, begehbarer Jahrmarktsbuden. Aber auch der Lebensmittelsupermarkt ist zur Straße hin offen. Alle präsentieren ihr Angebot äußerst adrett. Malerisch sind die Fischstände, wo Muscheln und Fische auf Eis, Bastkörbchen und Algen dargeboten werden - und nahtlos schließen Bäckerei, Confiserie, Salon du Thé, Galerie und Modegeschäfte an.

 

Wenn Sie abends ausgehen und spät zurück wollen, werden Sie ein Taxi brauchen. "Mietwagen mit Chauffeur", so die offizielle Be­zeichnung der Taxis in Paris, sind ein Kapitel für sich: Sie kön­nen sich zwar über Telefon ein Taxi rufen, einfacher ist es aber - zumindest an den "großen" Straßen -, sich eines zu "fangen", das heißt, am Straßenrand zu stehen und zu winken. Das ist nicht be­sonders schwierig, denn mit rund 17.000 Taxis gibt es in Paris mehr Fahrzeuge dieser Art wie in New York. Allerdings nimmt ein Taxi­fahrer maximal drei Personen mit, die aber hinten sitzen müssen. Sollten Sie zu viert sein, brauchen Sie also zwei Taxis - aber auch hier gibt es die berühmte Ausnahme: Wenn der Fahrer "Fünfe gerade sein lässt", können auch schon einmal - gegen "Aufgeld" - vier Personen hinten sitzen! Taxifahrer erwarten im übrigen ein Trink­geld in Höhe von etwa zehn Prozent des auf dem Taxameter ausge­schriebenen Fahrpreises. Der Preis von der Stadtmitte bis zu unserem Hotel sollte 20 Euro (2020 / 2,60 € Grundpreis, ab 1,06 €/km) nicht über­steigen. Nachts steigt der Tarif allerdings auf eine Grundgebühr von 6,40 € und ein „Kilometergeld“ von 1,27 €. Fast 400.000 Personen werden tagtäg­lich in Paris von Taxis befördert.

 

Da einige von Ihnen doch schon eine ganze Weile unterwegs sind, fahren wir jetzt eines der Autobahnrestaurants an: die Arche bei Verdun. Unser Aufenthalt beträgt hier 30 Minuten. Wenn Sie nachher wieder zum Bus kommen, wollen Sie bitte darauf achten, den Ausgang "Sortie: Paris" des Brücken-Restaurants zu benutzen. Sie können neben dem Self-Service über der Autobahn aber auch gleich hier unten die Cafeteria besuchen.

 

Auf diesem Parkplatz sehen Sie eine betonide zweigesichtige Skulptur von Paul Fickinger. Sie erinnert an die ersten Toten und zuletzt verstorbenen Überlebenden der Schlachten von Verdun. Hier in der Region fanden die grausamsten Kämpfe des ersten Weltkrieges statt.

 

Gestärkt kommen wir nun in das Land an der Maas: eine Ebene, auf der - so ein Heimatdichter - "der rötliche Weizen wogt, die schwarzweiß gefleckten Kühe weiden und die ungezähmten Fohlen ihre Sprünge machen". Das Land an der Maas bietet in seinen riesigen Wäldern ideale Verstecke für Hasen und Rebhühner, Eichhörnchen und Wildschweine. Die stillen Gewässer der Seen und Teiche sind die Heimat von Karpfen, Hecht und Ente. Und damit haben wir auch schon die Charakterisierung des Departements Meuse, so der französische Name: Ackerbau und Viehzucht beherrschen die Gegend der Unterpräfektur Verdun.

 

Die Maas, die wir jetzt überqueren, entspringt un­weit des franzö­sischen Thermalbades Bourbonne-les-Bains und fließt nach langen 925 Kilometern in den Nieder­landen bei Rotterdam in die Nordsee. In nordwest­licher Richtung durchfließt sie das lothringische Hügelland. An ihren Ufern findet man eine Reihe sehenswerter Städte und Städt­chen, die einen Wochenendausflug wert sind. Angefangen von Domremy-la Pucelle, dem Geburtsort der Jeanne d’Arc, geht es hier zur rechten Seite etwa drei Kilometer entfernt durch Verdun, das traurige Berühmtheit im ersten Weltkrieg erreichte. Am strategisch wichtigsten Maasübergang zwischen Rhein und Paris gelegen wurde die Zitadelle der 35.000-Einwohner-Stadt erst im Juli 1916 von den Deutschen eingenommen. An die Schlachten der Kriegsjahre 1914 bis 1918 erinnern heute an der nationalen Ge­denkstätte Douaumont 15.000 Kreuze. Zu sehen ist dort auch der Ba­jonettgraben, ein Schützengraben, in dem eine Infanterieabteilung so verschüttet wurde, dass nur noch die Bajonettspit­zen aus der Erde ragten. Aus der 1916 zerstörten und 1944 beschä­digten alten Festungsstadt ist heute eine aktive Verwaltungsstadt und ein le­bendiges Einkaufszentrum geworden. Sehenswert ist auch die maleri­sche Altstadt mit dem Bischofspalais aus dem 11. Jahr­hundert.

 

Sie werden immer wieder merken: Ich liebe die Métro - und das nicht umsonst: Einem älteren Herrn sitzt in der Métro eine junge Schauspielerin mit rotseidenen Strümpfen und schwarzen Schuhen gegenüber. Schließlich kann er nicht mehr anders und sagt lächelnd "Rouge et noir". Sie erwidert darauf "Faites votre jeu!", worauf der so aufgeforderte heiter das graue Haupt schüttelt "Rien ne va plus".

 

Rechts und links der Straße sehen Sie hier einige Windräder, denn Frankreich will sich dem Trend ökologischer Energiegewinnung nicht entziehen. Frankreich hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 25.000 Megawatt zu installieren. Bis 2020 sollen in Frankreich 20 Prozent des Energiebedarfs aus regenerativen  Energiequellen kommen! In Lothringen sind zehn Prozent der in ganz Frankreich installierten Leistung aus Windenergie realisiert. Lothringen ist die erste signifikante Erhöhung östlich des Pariser Beckens, womit der Wind stabil aus Westen und Südwesten weht.

 

Windenergie ist umgewandelte Strahlungsenergie der Sonne: die Sonneneinstrahlung führt auf der Erdoberfläche zu einer Erwärmung und damit unterschiedlichen Temperaturen, was zu Luftströmungen führt. Windkraftanlagen nutzen die Strömungsenergie des Windes, um über eine Umwandlung in Rotationsenergie elektrische Energie zu erzeugen. Rotordurchmesser und Turmhöhe von Windkraftanlagen können bis zu 200 Meter betragen.

 

In Deutschland gibt es inzwischen (2016: 28.217) Windkraftanlagen mit einer Leistung (2016) von 50.018 Megawatt. Neben vielen Windrädern in den Mittelgebirgen finden sich die optimalen Standorte jedoch an den windstarken Küsten. Dies vor allem auch aus optischen Gründen, da inzwischen Windkraftanlagen als „Verschandelung“ der Landschaft betrachtet werden.

 

 Weiter führt uns der Weg Richtung Paris vorbei am "Voie Sacrée", dem "heiligen Weg". Über 50 Kilometer lang war die Nationalstraße von Bar-le-Duc nach Verdun die einzig frei verbliebene Verbindung zum Hinterland, um 1916 die zur Verteidigung von Verdun notwendigen Nachschubgüter und Soldaten zur Front zu bringen. Für die Franzosen war – vor allem zum 2. Weltkrieg – die Voie Sacrée ein Symbol der natio­nalen Widerstandsfähigkeit gegenüber den Deutschen.

 

Paris zählt etwa 2,2 Millionen Einwohner, Grand Paris rund 12 Millionen

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Geschrieben ab Herbst 1979 - bis zum Erscheinen der ersten (1982) Auflage und aller späteren Manuskripte wurden die Texte ständig korrigiert und überarbeitet.
Cover: Robert Volpert, Merzig / Saarbrücken
Tag der Veröffentlichung: 31.10.2009
ISBN: 978-3-7487-1834-5

Alle Rechte vorbehalten

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