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Prolog – Aschenputtel mal anders

 

»Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil …«

Mehr brauchte es nicht, um Luisa zu einem imaginären Luftsprung zu veranlassen, der sie schnurgerade aus dem Gerichtssaal katapultierte. Sie war glücklich. Nach so langer Zeit.

Zum ersten Mal, seit langer, langer Zeit.

Endlich war diese Scheidung rechtkräftig und der Albtraum hatte ein Ende. Und das Beste war, sie hatte weder geweint, noch geschluchzt, Taschentücher und Baldrianpillen konnten also beruhigt in der Tasche bleiben.

Eigentlich, war es sogar recht angenehm gewesen. Tja, wer hätte das gedacht?

Das Dokument in ihrer Hand zitterte noch. Sie bekam eine Gänsehaut, wenn sie seinen Namen las.

Ein Muttersöhnchen allererster Güte, der nichts aber auch gar nichts auf die Reihe bekommen hatte, außer sein bestes Stück bei ihrer Freundin – pardon, ehemalige Freundin zu präsentieren. Sie war außer sich gewesen als sie davon erfahren hatte, denn Mark hatte sie bereits seit geraumer Zeit nicht mehr angerührt und auch keine Anstalten unternommen, dass in der nächsten Zeit etwas frischer Wind in die Beziehung kam. Offenbar hatte vor ihr erkannt, dass die Ehe der Beiden keine Zukunft hatte.

Dabei schwebte sie am Anfang doch auf Wolke sieben. Aber wenn sie recht darüber dachdachte, hatten sie schon keine guten Voraussetzungen. Um ganz ehrlich zu sein, wären diese sogar mehr schlecht als recht.

Mark war durch und durch verzogen, auch seine Mutter mochte Luisa nicht. Sie war ihr zu windig wie sie es nannte. Mit der Schwiegermutter sollte man sich immer gut stellen, dass hatte sie jetzt erkannt.

Luisa die ihre Lehre abgebrochen hatte, nur um ihre Füße unter ihren Tisch zu halten. Zumindest war so der Vorwurf von Marks Mutter. Klar, die Sartors hatten Geld, Immobilien, aber am Anfang war es doch Liebe.

Oder etwas nicht.

Luisa war sich nicht mehr sicher.

Die Sartors waren eine der größten Bauunternehmerfamilien in Hamburg. Vater Nils hatte eine andere Meinung von seiner Schwiegertochter. Er fand sie bodenständig. Doch Nils Meinung zählte im Hause Sartor nichts – hier führte seine Frau das Wort, und das nicht zu knapp.

Das Bauunternehmen florierte, man beschäftigte an die dreihundert Mitarbeiter und dementsprechend brauchte sich Luisa nie Gedanken über Geld zu machen. Sie selbst kam aus einer verarmten Familie, der Vater war früh verstorben, die Mutter hatte einen Friseursalon. Sie war immer arm, er immer reich, praktisch die Geschichte von Aschenputtel.

Nur ohne das Happy-End.

Zu gerne erinnerte sich Luisa an den Gesichtsausdruck ihrer Schweigermutter, als sie ihr eröffnete, dass sie Frisiersalon ihrer Mutter jobbte. Dieser lief jedoch nur mäßig, und das stachelte ihre Schwiegermutter immer wieder zu Spitzfindigkeiten gegenüber Luisa an.

Luisa war es müde immer wieder beleidigt zu werden, sie hatte Mark damals aus Liebe geheiratet und versucht mit ihm in Ruhe über die Situation zu sprechen. All das hatte nichts geholfen, sie hatte ihn angeschrien, das Geschirr zerdeppert. Mark hatte wieder seine Mutter zu Rate gezogen und erklärt seine Frau wäre nicht mehr Herr ihrer Sinne und vielleicht wäre ein Aufenthalt in einem Schweizer Sanatorium angeraten.

Letztendlich hatte diese Aussage das Fass zum Überlaufen gebracht. So, oder so, es war endlich vorbei.

Luisa hatte sich eine Rechtsanwältin gesucht. Die Anwältin hatte alles für Luisa in die Wege geleitet. Entgegen der immerwährenden Ratschläge dieser, hatte Luisa freiwillig auf irgendwelche Geld- oder Besitzansprüche verzichtet – sie wollte nicht als Schmarotzerin gelten. Sie wollte vergessen!

Einfach nur vergessen und hier heraus.

Wie von Seilen gezogen, schritt sie über die Treppen und lächelte.

Nun, da soeben das Urteil verkündet worden war, verließ nicht Luisa Sartor das Gerichtsgebäude, sondern Luisa Tanner. Die gemischten Gefühle überwogen, doch insgesamt war sie glücklich endlich ihr Leben leben zu dürfen.

Sie schaute weder nach rechts noch nach links, gab weder Mark noch ihrer vermaledeiten Schwiegermutter zum Abschied die Hand und sah auch nicht den alten, verhärmten Mann, der sehr weit hinten im Gerichtssaal Platz genommen hatte um die Verhandlung zu verfolgen.

 

 

***

 

 

Nils Sartor wischte sich klammheimlich eine Träne aus den Augenwinkeln – nun war auch das letzte Licht in der Familie erloschen. Luisa war gegangen, Luisa die er gemocht hatte. Jetzt konnte er nur eines für sie tun, er würde ihr still und heimlich helfen, auf die Beine zu kommen.

Niemand musste davon je erfahren. Er sah zu seinem Sohn. Ob er es zumindest ein wenig bereute?

 

 

***

 

 

Mark hatte auch viel nachgedacht in diesen Tagen und musste zugeben, dass er sehr viel Mist gebaut hatte. Er hatte Luisa mit ihrer besten Freundin betrogen, war mit seiner Clique um die Häuser gezogen – dies hatte er natürlich wohlweislich seinen Eltern verschwiegen. Mein Gott, er war siebenundzwanzig Jahre alt. Wann wenn nicht jetzt, begann denn das Leben?

Luisa, gerade mal fünfundzwanzig Jahre alt, fragte sich allerdings dasselbe – und so, wie sie jetzt lebte, wollte sie definitiv nicht weiterleben. Dauernd gab es Streit um Lappalien, Mark zog sein eigenes Ding durch und ließ sie oft wochenlang abends allein zu Hause sitzen. Luisa war zu jung, sie wollte wieder lachen, in Discos gehen und sich einen Freundeskreis aufbauen der nicht ständig Champagner schlürfend in irgendeiner angesagten Disco der Stadt abhing. Sie wollte ihr Leben zurück – auch wenn das wahrscheinlich unter den gegebenen Umständen schwer werden würde.

In unmittelbarer Nähe hörte Luisa bereits ihre Schwiegermutter lamentieren: »Selbst dazu war sie zu blöd um zu erkennen, was sie da eben fabriziert hat. Damit hat sie ihr eigenes Grab geschaufelt. Freiwillig auf Geld zu verzichten.«

»Vielleicht ist sie aber auch einfach nur ein feiner Mensch«, sagte Mark und beließ es bei dieser Aussage.

Egal, was er jetzt dachte, es war vorbei. Den Ring hatte sie schon lange abgelegt und nun rauschte sie wenige Meter entfernt weg. Hinein, in ihr neues Leben.

Ohne ihn.

 

 

***

 

 

Das Thema Ehe war für Luisa erloschen, sie wollte von dem Bau-Mogul nichts mehr wissen. Ja, man hatte ihr wehgetan und vor allem ihre Autorität untergraben. Irgendwann war dann der Tag gekommen, an dem sie Mark zu hassen begann. Langsam, ganz langsam hatte dieses Prozess begonnen, doch es sollte der Anfang vom Ende sein.

Luisa wollte nicht mehr die verwöhnte Ehefrau spielen! Wurde Luisa einmal rebellisch, riet ihr Marc dem Tennisklub beizutreten oder mit dem Golfspiel zu beginnen

»Mein Gott, du wirst doch wohl noch deine Zeit rumkriegen, was tun denn die anderen Frauen den ganzen Tag über. Kauf dir Klamotten, kauf dir Schuhe, geh zum Friseur, zur Kosmetik – was weiß ich denn!« Marc reagierte gereizt und niemand hatte Verständnis wirklich Verständnis für Luisa.

Luisa wollte weder Schuhe, noch Klamotten. Sie wollte eine Familie, eine richtige Familie, wollte Mark für sich – doch sie hatte es nicht geschafft ihn davon zu überzeugen, dass sie jetzt die Frau an seiner Seite war und nicht seine Mutter. Luisa hatte versagt. Sie hatte das Band, welches Marc mit seiner Mutter verband, nicht lösen können

Gleichgültig, es war vorbei. In tiefen Zügen atmete sie die kühle Januarluft ein. Ihr war zum Bäume ausreißen zumute, zum ersten Mal seit fünf Jahren fühlte sie sich frei – so, als wären ihre Ketten gespregt.

Klar, bestimmt ein wenig zu melodramatisch, aber hey, man ließ sich nur einmal scheiden … hoffte sie.

Auf einmal konnte sie frei atmen. Keine Rücksicht mehr zu nehmen auf irgendwelche reichen Schnösel, die das Geld in Fünfhundert-Euro-Scheinen ausgaben – es hatte sie zum Schluss nur noch angeekelt, in welchen Kreisen sich ihr Ex-Ehemann herumtrieb. Keine Rücksicht mehr zu nehmen auf irgendwelche Wohltätigkeitsveranstaltungen, in denen sie in teuren Abendkleidern die von irgendeinem Designer gesponsert worden waren, sich selbst zu präsentieren. Dies alles war nie ihre Welt gewesen.

Nur einen Menschen hatte sie gemocht, und das war ihr Schwiegervater gewesen, für ihn hätte sie alles getan.

 

 

***

 

 

»Sei bloß froh, dass du diese Giftspritze endlich los bist!«, hatte Marks Mutter gesagt als diese das Gerichtsgebäude verließ.

»Mutter, wie kannst du nur! Luisa hat den Anstand besessen und auf jegliche Geldzuwendungen verzichtet, also lass bitte dieses Thema für alle Zeiten ruhen. Meine Ex-Frau war ... war … vielleicht habe ich einen Fehler gemacht.«

Das saß. Die Mutter schnappte nach Luft, täuschte eine aufkommenden Ohnmacht vor, die Mark mit dem Worten: »Was muss ich tun, damit du dich wie eine Fünfundfünfzigjährige benimmt und nicht wie ein dummes Gör« dokumentierte. Es folgte ein Anfall von Tränen und der Anwalt der Familie der gerade hinzugekommen war, hatte alle Mühe die Frau zu beruhigen.

All das bekam Luisa nicht mehr mit. Sie war auf dem Weg in ihr neues Leben.

Es roch nach Aufbruch, nach Chancen, nach etwas Neuen.

Und das alles, pleite, ohne Wohnung, ohne Rücklagen.

Na das konnte ja heiter werden!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 1 – Alles auf Anfang



»Hallo, Luisa!«

Erna Buddenschön, die Vermieterin von Luisa Tanner war gerade beim Fensterputzen als Luisa in die Haustür huschen wollte. »Na, wie lief es denn bei Gericht … alles zu deiner Zufriedenheit verlaufen?«

Erna Buddenschön war furchtbar neugierig. Ständig hing ihr Kopf aus dem Küchenfenster, sie beobachtete die Straße, sie putzte die Fenster oder fegte die Gosse.

Erna Buddenschön war stets präsent – man kam einfach nicht an ihr vorbei, und unter einer Stunde auch nicht weiter. Wen sie einmal in ihren Klauen hatte, ließ sie so schnell nicht wieder los.

Luisa legte ein Lächeln auf, als sie die ältere Dame passierte.

Denn Erna Buddenschön war … einfach nur nervig und trotzdem freute sich Luisa sie zu sehen.

»Hallo, guten Morgen.« Luisa seufzte, blieb aber höflicherweise trotzdem stehen.

»Wie ist es gelaufen? Scheidung durch? Gab es Tränen, Herzschmerz?«

Die Fragen prasselten nur so auf Luisa ein. Reichten ihr die Klatschblätter der Regenbogenpresse nicht mehr?

»Das sind aber eine ganze Menge Fragen.« Luisa holte Luft. »Also, die Scheidung ist jetzt rechtskräftig, ich bin ein freier Mensch. Voilà!« Luisa rieb sich die Hände. »Ich würde ja gern mit Ihnen anstoßen, aber hier so zwischen Tür und Angel. Es ist wirklich sehr unangenehm kühl hier draußen.«

Das ließ sich die Dame mit dem altmodischen Kittel nicht zwei Mal sagen. Wenn Frau Buddenschön Klatsch und Tratsch roch, war sie sofort zur Stelle.

»Ach Gott, Kind, kommen Sie doch einfach rein. Ein Schlückchen Sekt können wir wohl beide vertragen, nicht wahr?«

»Ja«, sagte Luisa und lachte innerlich. Du hast mir hier den ganzen Morgen aufgelauert, natürlich musstest du wissen, was da abgelaufen ist. Deine Fenster glänzen wie kleine Diamanten. Erna, Erna, mir graut vor dir!

Die Dame öffnete ihr die Tür und bat Luisa einzutreten.

»Nun erzählen Sie erst mal«, forderte sie sogleich Luisa auf, währenddessen sie ein Fläschchen Piccolo aufschraubte und sich und Luisa ein Gläschen Sekt einschenkte. »Dann wollen wir mal anstoßen. Auf die Freiheit. Prösterchen.«

Luisa ekelte sich. Dieser Sekt verdiente noch nicht einmal den Namen Schaumwein - auch schon egal. Sie war nervös. Immerhin durfte sie ihrer Hauswirtin nicht zu viel erzählen. Die Dame galt als alte Klatschbase, ihr Ehemann Ernst war auch nicht viel besser. Dieser lungerte auch nur in der Gegend rum und Erna selbst hatte schon viele Leute brüskiert.

»Wissen Sie«, sagte Frau Buddenschön, »Männer verhalten sich immer noch wie Jäger und Sammler – sie jagen den ganzen Tag hinter irgendwelchen Zielen hinterher und sammeln Aufmerksamkeiten. Wenn sie dann irgendwann bemerken dass es noch etwas anderes gibt als das Jagen und Sammeln ist es meistens schon zu spät. Die Frau ist weg, die Kinder aus dem Haus – und nun – wo war das bequeme Leben, welches man sich gestalten wollten.«

Luisa grinste. »Finden Sie, dass es sich so verhält, Frau Buddenschön?«, meinte sie nach einem weiteren Schluck.

»Ja schon.« Die Dame nickte. »Große Klappe, nichts dahinter. Mein Ernst ist auch so ein Exemplar.«

»Ach, Frau Buddenschön.« Luisa schaute in ihr Sektglas, »lassen Sie mal gut sein. Ihr Ernst ist schon in Ordnung. Irgendwo brauchen wir doch alle mal einen Mann, nicht wahr?«

Die Dame gönnte sich ein Schlückchen Sekt dann fragte sie: »Ein bisschen Angst vor der Zukunft bleibt aber doch, nicht wahr?«

Luisa stutzte.

»Ich musste lügen, wenn es nicht so wäre. Doch ich habe das, was ich wollte. Ich habe keine Lust mehr auf Kompromisse.«

»Also, wenn ich es nicht besser wüsste«, meinte Erna Buddenschön, und schaute sie frontal an. »Du liebst ihn noch immer, nicht wahr, ein kleines bisschen vielleicht?«

»Nein ganz sicher nicht!« Luisa straffte ihre Schultern. »Ich werde nachher meine Schwester in Paris anrufen, dann komme ich auf andere Gedanken.« Ihr graute es vor diesem Anruf und doch sehnte sie sich danach. »Hoffentlich weiß sie noch, dass sie eine Schwester hat. In den Jahren meiner Ehe habe ich nicht viel mit ihr gesprochen, wir haben uns für eine Weile aus den Augen verloren. Im Augenblick ist sie auf der Fashion Week in Paris, danach geht's ab nach London.«

»Immer noch Model, Ihre Schwester?« Luisa hatte Frau Buddenschön bei ihrem Einzug von ihrer ehrgeizigen Schwester erzählt.

»Ja, das wird sich auch nicht ändern, bis sie dreißig ist. Danach hört es ja eh schon auf. Sie isst nur Grünzeug und sieht aus wie ein Hungerhaken – aber sie verdient einen Haufen Kohle. Na ja, hat eben Glück gehabt. Hatte sie schon immer, die kleine Kati. Halt die richtigen Leute zur richtigen Zeit getroffen.«

Frau Buddenschön stieß einen tiefen Seufzer aus. »Tja, hinter jedem Haus steckt ein ›Ach‹, nicht wahr Luisa – was haben Sie jetzt vor?«

Luisa seufzte und trank erneut. »Weiß ich noch nicht. Keinen Plan, noch nicht mal 'nen Zettel dafür.« Wenn nichts mehr half, half Galgenhumor. Schnell ließ sie sich nachschenken und trank.

War sie wirklich so verzweifelt? Immerhin hatte sie in den letzten Wochen, ja beinahe Monaten auf nichts anderes hingearbeitet, als diesen Tag. Und nun, als er gekommen war, war da Nichts mehr. Ein großes, schwarzes Loch und wenn sie hineinsah, musste sie feststellen, dass sie eigentlich gar keine Pläne für die Zeit danach hatte.

Und das musste sie alles feststellen, als sie mit einem warmen Glas Sekt auf der viel zu alten Couch von Frau Buddenschön saß.

Luisa biss sich auf die Lippe. Die Frage war gut. Was zum Teufel habe ich jetzt vor.

»Ich werde erst einmal nach oben gehen, mir eine warme Dusche gönnen und dann sehen wir weiter«, antwortete sie mehr zu sich selbst. »Vielen Dank für den Sekt Frau Buddenschön, es war nett mal wieder mit Ihnen geplaudert zu haben.«

»Ja, dann mal tschüss und immer dran denken – andere Mütter haben auch schöne Söhne!«

Die Dame lachte, Luisa zog die Mundwinkel nach oben, quälte sich ein Lächeln ab.

Schlechtester Spruch ever!


















Kapitel 2 – Und was nun?



Das Haus der Buddenschöns, in welchem Luisa vorerst eine neue Bleibe gefunden hatte, lag im Stadtteil St. Pauli. Es war ruhig gelegen, hatte einen kleinen Vorgarten, der hingebungsvoll von der Dame höchstpersönlich gepflegt wurde. Neugierde hin Neugierde her, Buddenschöns waren nette Vermieter.

Ihr Vermieter war, wenn er nicht gerade seinen Genever trank, ganz verträglich. Zwar hielt Ernst Buddenschön nicht viel von der Arbeit – das Haus dümpelte einfach so vor sich hin, wie ein alter Kahn der einer Komplettsanierung bedurfte – doch Luisa hatte auch nicht vor, hier alt zu werden.

Sie seufzte, nachdem sie die Treppe hinaufgestiegen war und sich ein Glas Tee eingegossen hatte. Was sollte denn nun wirklich werden? War sie zu ungeduldig mit sich selbst?

Sie hatte das alles total cool gefunden, als sie sich ihren weiteren Lebensweg aufgemalt hatte. Luisa Tanner als Boutique-Chefin, Luisa Tanner als Gourmet-Fachfrau oder doch lieber als Innenarchitektin.

Stattdessen öffnete sich gerade ein tiefes, schwarzes Loch. Ach herrje, so hatte sie sich das alles nicht vorgestellt.

Hey, Luisa, wach auf du kannst nicht gleich erwarten, dass alles rund läuft, redete sie sich ein. Wenigstens das Muttersöhnchen bist du los. Und was hatte Frau Buddenschön eben gesagt: »›Andere Mütter haben auch schöne Söhne‹«.

Wie wahr.

Zwei Menschen waren für eine Weile zusammen gewesen, doch für wahre Liebe hatte es eben nicht gereicht. Schwamm drüber, die Sache war gegessen!

Luisa nahm ihr Handy zur Hand und wählte die Nummer ihrer Schwester, die bereits nach dem dritten Klingeln den Hörer abnahm.

»Hi Schwesterchen, na bist du den Typen endlich los?« Katharina hatte sich ihre Direktheit bewahrt. So war sie damals schon gewesen.

»Hallo Kati, ja bin ich, in der Tat. Jetzt hänge ich allerdings hier ab und weiß nicht recht, wie's weitergehen soll.«

»Ist völlig normal«, meinte ihre Schwester, »du bist gerade frisch geschieden, entweder du gibst dir heute Abend die Kante oder du gehst ins Kino und siehst einen supersüßen Film bei dem du richtig Heulen kannst. Hilft immer, garantiert! Danach bist du wieder die alte Luisa, wirst sehen.«

Katharina war, was Männer und andere Dramen betraf, völlig schmerzfrei. Sie verdiente als Model sehr gut. Probleme mit Männern waren ihr fremd – brauchte sie einen, nahm sie ihn sich einfach, huschte mit ihm ins Bett und gut war es. Keine Eifersuchtsszenen, keine Seelenqualen. Ein Quickie pro Monat reichte ihr aus. Sie sah die Typen nie wieder.

Warum auch?

Doch genau in diesem Punkt waren die beiden Schwestern grundverschieden. Es wäre nicht Luisas Ding gewesen. Sie war immer die Bodenständigere von beiden – Katharina eher der Luftikus, Luisa hinterfragte – Katharina genoss das Leben!

»Hey Süße, schwing dich doch einfach in den Flieger und komm zu mir nach Paris. Ich habe morgen frei, dann kommt die Show bei Gaultier und danach Vivien Westwood – und danach geht es erst nach London und dann nach New York. Also, was ist – sei doch mal spontan, Menschenskind! Du warst doch nie ein Depi, hm?«

»Nee, lass mal stecken, Kati!« Luisa schnaufte hörbar durch. »Ich muss erst mal den Kopf freibekommen. Aber hab Dank für dein zaubersüßes Angebot. Ich werde es im Hinterkopf abspeichern – schließlich habe ich meine Schwester noch nie auf dem Laufsteg gesehen. Asche über mein Haupt!«

»Na ja, aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.«

Katharina war es sowieso egal. Sie hatte ihrer Schwester einen Vorschlag unterbreitet – ob sie diesen nun annahm oder nicht, war nicht ihr Problem. Sie hatte wenig Lust Luisas Probleme an sich heranzulassen.

»Augenblick Kati, da kommt ein neues Gespräch rein. Warte mal eben!« Luisa hielt Katharina in der Warteschleife und meldete sich »Ach, hallo, Mama! Ja, nee … warte mal, ich habe Katharina auf der anderen Leitung.«

»Du Kati, ich muss Schluss machen. Mama ist auf der anderen Leitung. Ich habe dich lieb, Schwesterherz!«

»Ich dich auch«

Sie war froh, auch ihre Mutter zu sprechen. So würde sie die Geschichte nicht noch dutzende Male wiederholen müssen.

»Sag mal, war das Katharina? Ihr sprecht wieder miteinander? Das überrascht mich jetzt aber?«, meinte ihre Mutter.

Luisa nervte das. Wieder die alte Leier, nur weil ein einziges Mal Knatsch zwischen den beiden Schwestern geherrscht hatte. Wieso mussten immer wieder die alten Kamellen hergeholt werden.


»Guten Morgen, Mutter. Ja, meine Scheidung ist durch. Ja, sie ist gut verlaufen. Ja ich bin traurig. Nein, ich heirate nicht wieder (jedenfalls nicht sofort, fügte Luisa im Stillen hinzu).« Sie seufzte leise. »Aber zu deiner Frage - ja, natürlich reden Katharina und ich miteinander, wieso auch nicht?«

Ihre Mutter schnüffelte. »Also, da will man seine Tochter unterstützen in ihrer Trauer, in ihrer Machtlosigkeit … und wird beschimpft … also Luisa wirklich … ich schreibe das jetzt mal dem Stress des heutigen Tages zu«

Luisa, die mittlerweile leicht ihre Stimme erhoben hatte, wurde das viele Geplänkel langsam lästig. Sie liebte ihre Mutter, ohne Frage, aber gerade in diesem Moment schaffte sie es nicht auch nur einen einzigen Vorwurf auszuhalten. Es war einfach nur … im Augenblick verbreitete ihre Mutter ganz schlechtes Karma und Luisa beeilte sich, sie aus der Leitung zu schmeißen.

»Mutter, gibt es noch etwas Wichtiges? Wenn dem nicht so ist würde ich dich gern heute Abend zurückzurufen, ehrlich gesagt bin ich ein bisschen platt von dem Tag. War ja nicht gerade ein Kaffeekränzchen.«

»Ach, mein armes Kind!«

»Sorry, Mom, aber ich …«

»Nein, schon gut, leg dich hin und versuch einen klaren Kopf zu bekommen. Solche Tage hat man manchmal, aber auch die gehen vorbei. Vielleicht solltest du einfach mal etwas Dampf ablassen.«

»Danke, Mum.«

Puh! Erst mal durchatmen, dann warf Luisa mit voller Wucht die Kaffeetasse gegen die Wand.

Scheiße! Die ganze Welt hatte sich gegen sie verschworen. Luisa tat sich selbst unglaublich leid. Reichte es denn nicht, dass sie gerade einen Rosenkrieg überstanden hatte. Was hatte ihre Mutter ihr empfohlen? Dampf ablassen. Klang gar nicht schlecht.

Mist! Sie begann zu weinen. Ja, vielleicht hätte sie nicht auf den Unterhalt verzichten sollen. Doch was hätte sie machen sollen, immerhin ging es so schneller.

Immerhin hatte sie sich diese Entscheidung mehr als einmal überlegt – sie wollte einfach keine Bittstellerin mehr sein! Sie hatte Rückgrat beweisen wollen, zeigen wollen, dass sie eine selbstbewusste Frau war die mitten im Leben stand! Sie brauchte das Geld dieses verzogenen Muttersöhnchens von Ehemann nicht.

Luisa hatte vor ihr Leben ab jetzt selbst auf die Reihe zu kriegen. Jawohl! Wie das funktionieren sollte, war Luisa noch ein Rätsel – doch Rätsel waren dazu da, gelöst zu werden. Manchmal neigte Luisa zu Reaktionen, die ihr binnen Sekunden leid taten – diese könnte dazugehören. Luisa hatte viele sogenannte Freunde besessen. Wo waren die plötzlich alle, als es darum ging ihr zu helfen?

Ja, als sie noch die Yuppie-Tante aus dem vornehmen Blankeneser Stadtteil war, da hatten natürlich alle ihr »Sugar-Girl« gern gehabt. Doch jetzt zog die »Clique« einfach weiter – immer dahin, wo jemand einen auf dicke Hose machte. Und da waren sie garantiert richtig bei Mark und weitaus besser aufgehoben als bei Luisa die irgendwo im Stadtteil St. Pauli hauste.

Luisa musste sich eingestehen, dass die Menschheit einfach nicht mehr berechenbar war und selbstredend den einfachsten Weg nahm. Warum sich auch belasten mit den Problemen anderer Leute? Dieser ganze Schickimicki-Mist hing ihr sowas von zum Halse raus. Wie hielt Mark das aus – jeden Abend auf der Piste?

Luisa legte sich auf das Bett und ließ den Tag noch einmal Revue passieren. Neue Freiheiten waren geboren worden, aber irgendjemand hatte ihr auch einen Berg von Problemen vor die Tür gestellt.

Die innere Stimme wurde lauter:

Verdammt Luisa, fang an zu leben und sieh zu, dass du es auf die Reihe kriegst.

»Hm!«, nuschelte sie im Schlaf und rollte sich in ihre Bettdecke ein.




***




Der Hamburger Januarhimmel zeigte sich am nächsten Morgen von seiner unfreundlichen Seite – grau, trüb, regnerisch – und irgendwie spiegelte dieses Farbenspiel Luisas Stimmung wieder.

Bäh, kein einziger Sonnenstrahl konnte das zähe Grau vertreiben. Hamburger Mistwetter.

Luisa, die langsam erwachte, fröstelte. Es war unangenehm kühl in der kleinen 2-Zimmer-Dachgeschosswohnung. Die Wohnung gab auch sonst nicht viel her, doch Luisa hatte sie aus zweierlei Gründen gewählt: Erstens war sie preiswert, zweitens lag sie zentral im Stadtteil St. Pauli der gerade wieder auf dem Weg zu einem der begehrtesten Wohnviertel Hamburgs emporstieg und sie benötigte kein Auto, was bei ihrer derzeitigen Finanzlage auch nicht gerade schlecht war.

Langsam öffnete Luisa erst das eine dann das andere Auge, blinzelte kurz, und hätte am liebsten die Augen sofort wieder geschlossen.

Tja, Luisa das sind die Anfangsschwierigkeiten, wenn man allein vor seinem Leben steht, was so viel bedeutete wie: »Holt mich hier raus, ich habe Angst vor meiner eigenen Courage, Angst, dass wieder irgendetwas schief läuft …«

»Ach, Luisa, das wird schon«, sagte sie zu sich selbst und schaute aus ihrem Dachgeschossfenster in den trüben Himmel Hamburgs. Diese Wohnung war bestens geeignet für Frischluftfanatiker. Es zog überall, und das nicht zu knapp.

»Du willst doch nicht für immer bleiben«, versuchte sie sich zu beruhigen. Doch sie würde die Buddenschöns bitten müssen, wenigstens das Dachgeschossfenster in Ordnung zu bringen. Das ging so wirklich nicht. Luisa wusste, dass sich Ernst Buddenschön gern einen schönen Genever genehmigte – nun, dann würde er halt die Flasche gegen einen Hammer eintauschen müssen. Luisa schaute sich um.

Was, sie jetzt mit etwas Abstand sah, ließ Luisa erschauern. »Das Luisa nennt man dann wohl Totalabsturz!« Nach Jahren des Luxus nun das hier … Luisa traten Tränen in die Augen.

Luisa wusste im Augenblick nicht, was falsch und was richtig war.

»Warum hast du diesen Weg für dich gewählt?«, hinterfragte sie sich selbst.

Weil du es wolltest! Du wolltest nicht mehr sein braves »Mädchen« sein, währenddessen er mit anderen Frauen durch die Betten gevögelt ist. Auch nicht sein Notnagel, wenn Lissy, Cissy und wie sie alle hießen, mal nicht greifbar waren. Du wolltest dir doch wieder in die Augen schauen können, ohne dich vor dich selbst zu ekeln, war's nicht so. Wach auf, du blöde Gans. Wach auf, Luisa, das Leben ist kein Pony-Hof.


»Arschloch!« Luisa schrie die Worte durch die kleine Wohnung.

Jeder konnte hören, dass Sie noch nicht fertig war mit ihrem Marc, sie war immer noch wütend auf ihn und sie war sowieso die einzige Mieterin die derzeitig zu Hause war. Alle anderen Mieter waren unterwegs zur Arbeit, verdienten ihr Geld, damit sie leben konnten. Buddenschöns waren jetzt sicher beim Frühstück – und du?

Wenn die Realität zuschlug konnte es wehtun.

Lohn und Brot!

»Ach Luisa, was hattest du dir eigentlich vorgestellt. Das ein neuer Traumprinz, quasi über Nacht, dir den Himmel auf Erden serviert. Nach dem Prinzip: Hoppla, hier komme ich. Ich bekomme alles, was ich möchte, ich bin die Ex-Tussi von Mr. Right Mark Sartor. Ja, ganz recht, dem Mark Sartor.«

»Das läuft so nicht Luisa«, dachte sie laut, »beweg deinen Hintern, von allein tut sich da nichts!« Fakt war jedoch, das Luisa Hunger und Durst hatte und ihr Magen vehement knurrte. Sie konnte sich nicht weiter in ihrem Elend suhlen, sie musste irgendetwas in den Magen bekommen.

Suchend schaute sie sich in der Wohnung um. Ah ja, da waren noch ein paar Kekse und eine kleine Wasserflasche. Okay, nicht gerade der Brüller zum Frühstück, aber für den Anfang sollte das erst mal ausreichen.

Wie sah überhaupt ihre Finanzlage aus. Vorsichtig peilte sie diese, öffnete die Geldbörse und erschrak. Ganze dreihundert Euro waren darin enthalten. Dreihundert Euro Barvermögen. Wow!

Sie loggte sich bei ihrer Bank ein, schaute auf ihr Bankkonto und wäre fast erstarrt. Denn dort sah es nicht sehr viel besser aus – jedenfalls für Luisas Verhältnisse. Mark hatte ihr noch einmal ein wenig Geld überwiesen, doch Luisa war andere Wertigkeiten gewohnt. Die innere Stimme wurde lauter.

»Was willst du eigentlich LuisaSie straffte sich und gab die Losung aus: Kein Selbstmitleid mehr, komm auf den Punkt Luisa. Du wolltest keine monatlichen Zuwendungen, also hast du auch nichts bekommen. Du wolltest frei sein, du hast deine Freiheit bekommen – also, welchen Teil davon hast du nicht verstanden?, fragte sie sich. Wenigstens warst du so geistesgegenwärtig und hast deinen Laptop und dein Smartphone mitgenommen. Erinnere dich, du warst drauf und dran ihm auch die Teile vor die Füße zu schmeißen – doch da obsiegte die pure Vernunft.

Verloren hatte sie fünf Jahre des puren Luxus' aber auch des Zanks und Streits, geblieben waren ihr dreihundert Euro Barvermögen, und ein wenig Geld auf der Bank! Viele Menschen mussten mit weitaus weniger Geld zurechtkommen. »Komm zu dir, Luisa«, maßregelte sie sich selbst. »Du hast es doch so gewollt – also fang an zu leben.«

Alles war okay!


Nein! Nichts war okay. Hätte er sich anders benommen, wären wir vielleicht noch zusammen … Blödsinn Luisa, ihr hättet das nie hinbekommen. Mark war nicht geschaffen für eine Frau. Er war ein Mädchenschwarm, und weiß Gott nicht geeignet für die Ehe. Viel zu jung habt ihr euch aneinander gebunden, viel zu früh geheiratet, habt beide Panik bekommen. Mark war nicht nur ein Muttersöhnchen sondern auch ein Luftikus! Dieser Mann würde in seinem Leben wahrscheinlich nie wirklich arbeiten müssen – er brauchte nur zu tun, was er immer schon am besten konnte. Alles abnicken, seine markante Unterschrift unter Verträge und Briefe setzen und aus die Maus. Gute Miene zum bösen Spiel … tja Luisa, da hilft nun alles nichts, wenn du meinst es verbockt zu haben, dann musst du jetzt anfangen dein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Vorher große Klappe und jetzt klein mit Hut zieht nicht! Das ist doch nie dein Ding gewesen – also, was geht!


Gute Frage. Die Trauer schien die Stimme lauter werden zu lassen.

Mark, dieses egoistische, miese … du bist doch nur sauer, dass er nicht gecheckt hat, dass du ihm eigentlich nur eine Lektion erteilen wolltest.

Sei doch einmal ehrlich zu dir selbst! Aber du musstest das Ding ja durchziehen, jawohl, du brauchtest das für dein Ego. Luisa leckte sich ihre Wunden und saß da wie ein Trauerkloß.


Du kannst nicht immer jemand anderem die Schuld in die Schuhe schieben, Luisa. Wo ist deine Courage, wo ist deine Willenskraft die du früher entwickelt hast. Hat dich Mark so ausgesaugt, dass du …


»Okay, okay!« Luisa straffte sich, die innere Stimme musste jetzt einmal ruhig sein. Ich hätte die ganze Bagage auf Schmerzensgeld verklagen sollen – jawohl! – Schmerzensgeld für fünf verlorene Jahre! Das wäre ein Eklat geworden! Vielleicht hätte mir das die Genugtuung gebracht die ich so dringend brauche!

Luisa war relativ ratlos. Wobei relativ in diesem Fall absolut bedeutete.

Schwer atmend lehnte sie sich auf die Fensterbank und sah nach draußen. Pleite, allein, mit einer kaputten Wohnung, das war also die Freiheit, nach der sie sich so gesehnt hatte?

Sie brauchte einen Plan … und zwar dringend.























Kapitel 3 – Willkommen im Leben


Die Wirklichkeit, mit der Luisa nun mit voller Wucht konfrontiert wurde, hatte sie so nicht erwartet.

Platsch. Oh nein.

Schon wieder Regentropfen, die sich auf dem Bett von Luisa niederließen und in das Oberbett einzogen. Luisa ballte die Fäuste.

Sie würde jetzt duschen, und trotz ihres schmalen Etats erst einmal irgendwo vernünftig frühstücken gehen. Danach würde sie ihren Einkauf erledigen und erst einmal alles sacken lassen. Schließlich war Rom auch nicht an einem Tag erbaut worden. Luisa sah auf ihren Wecker.

»Ach du liebe Zeit.«

Den Tag sacken lassen war gut. Das Frühstück konnte sie sich abschminken, dieser Tag war gerade dabei relativ zügig auf die Mittagszeit zuzugehen – also lief das Ganze wohl eher auf Brunch hinaus und selbst da musste sie sich sputen.

Eine schnelle Dusche, ein bisschen Schaum ins Haar, Lippenstift und der Tag begann mit erheblicher Verzögerung. Ein kleines Café, welches sie schon öfter aufgesucht hatte, und das nur eine Straßenecke weiter entfernt lag war wie gemacht für sie und als sie es betrat, fühlte sie sich sofort geborgen.

Das Café gehörte einer Lisa Soundso. Der Nachname der Besitzerin war Luisa entfallen, sie betrachtete es auch nicht als so wichtig. Lisa kam auf sie zu und fragte nach ihren Wünschen und Luisa orderte erst einmal einen Milchkaffee. Das Frühstücksbüffet bestand eigentlich nur noch aus Resteverwertung, doch für Luisa würde es schon reichen.

Plötzlich merkte diese wie hungrig sie war, und langte ordentlich zu. Sie ließ sich den Fruchtsalat schmecken, schmierte sich zwei Vollkornbrötchen mit Butter und leckerer Marmelade und aß alles mit großem Appetit. Danach noch ein Glas Orangensaft und die Welt sah bereits wieder ganz anders aus. Luisa hatte das Gefühl, seit Tagen nur von Wasser und Keksen gelebt zu haben.

Luisa lächelte. Sie war doch bestimmt nicht die einzige Frau auf diesem Planeten, die so etwas erlabt hatte und nach einer Scheidung in ein Lock fiel. Es musste doch Hilfe für so etwas geben, zumindest ein guter Ratschlag.

Ihr fiel gerade eine alte Schulfreundin ein mit der sie sehr lange nicht telefoniert hatte, und sie hatte mal wieder ein richtig schlechtes Gewissen. Tine war ein Stehaufmännchen, immerhin hatte sie ähnliches erlebt, sie würde Rat wissen

Komisch, heute Nacht hatte sie ganz selbstverständlich an Tine gedacht, und nun saß Luisa in dem Café, zahlte ihr Frühstück und war im Begriff Tines Nummer zu wählen. Diese

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 29.08.2017
ISBN: 978-3-7438-3043-1

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