von Esther Novalis und Jean P.
Worum geht es?
Sven Wolf, Student an der Akademie, verliebt sich Hals über Kopf in Yvonne Stern, Reporterin bei der Gazzetta. Als sie verblüfft entdecken, dass sie über telepathische Fähigkeiten verfügen, ist es schon um sie geschehen. Magisch voneinander angezogen überwinden sie anfängliche Turbulenzen und geben sich einander einem sie beseelenden erotischen Spiel hin.
Kann das auf Dauer gut gehen? Geht es doch so weit, dass sie in Gedanken miteinander reden, träumen, vorausahnen. Kein Gedanke bleibt dem anderen verborgen.
Bei einem journalistischen Undercovereinsatz führt ihre „Begabung“ sie erstmals an eine Grenze. Glauben sie zunächst nur zu träumen, werden ihre Ahnungen plötzlich schlimme Wirklichkeit. Ist ihre Liebe stark genug, die Herausforderungen zu meistern, vor deren Lösung sie ihre Fähigkeit stellt? Geht die wirklich so weit, dass sie in die Zukunft sehen können?
Copyright: © Esther Novalis und Jean P.
www.telegonos.de
(Haftungsausschluss und Verlagsadresse auf der website)
Covergestaltung: Kutscherdesign
Bildvorlagen im Buchinneren von Pixabay und Adobe
ISBN der Printversion: 978-3-946762-37-9
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Liebe Leserinnen und Leser,
einige werden sich an die kleine Fortsetzungsserie „Liebes Geflüster“ erinnern, die 2019 erschienen ist: Die wildromantische Liebesgeschichte eines Paares, das sich gegenseitig komplett verfallen ist und zudem über telepathische Fähigkeiten verfügt. Gibt es nicht? Gibt es doch! Diese Geschichte hat sich in ganz ähnlicher Form in unserem Umfeld ereignet und mehr wollte ich eigentlich nicht erzählen, doch Jean ließ nicht locker und er hat auch recht.
Die Geschichte ging ja weiter. Es gibt keine ewige Idylle. Das Paradies ist endlich – und es ist statisch. Und dort wie hier in unserer Geschichte ist es die weibliche Kraft, die zum Fortschritt drängt. Ob der gut ist? Nun, das wird sich zeigen.
Lassen Sie sich überraschen!
Herzlichst, Esther Novalis
Liebes Spiel
Wir suchen im Auftrag der Leitung der Akademie experimentierfreudige Singles, die sich gerne auf Neues einlassen und bereit sind, an der Erforschung alternativer therapeutischer Verfahren im Bereich ESP teilzuhaben. Einzige Voraussetzung: keine feste Beziehung. Es erfolgt eine stundenweise Vergütung. Studierende der Akademie können sich für die Teilnahme ggf. Credit Points anrechnen lassen. – Infos: Agentur Liebesgeflüster (www.telegonos.de/Liebesgefluester.htm) Infotreff: Foyer der Akademie, 30.02.2020, 19.00 Uhr.
„Mensch Alter, jetzt raff dich doch einfach mal auf und geh dahin!“, drängte Philippe ihn förmlich in die Ecke und boxte ihm dabei freundschaftlich an den Oberarm. „Starrst ja schon wieder darauf.“
Philippe hatte sich über ihn gebeugt, während Sven seinen letzten Rest Frühstückskaffee ausschlürfte und so tat, als ob er die Gazzetta studierte. In Wirklichkeit hatte er sich in der Tat zum zigsten Male überlegt, ob das nicht eine Möglichkeit sei, endlich mal wieder etwas Geld zu verdienen. Gewiss jedoch wollte Philippe ihm erneut, wie schon so häufig, durch die Blume zu verstehen geben, dass er endlich eine Frau brauche.
„Sag mal, was meinst du?“, fragte er, eben diese Ahnung ignorierend. „Was zahlen die wohl?“
„Also, reich wirst du damit bestimmt nicht“, entgegnete Philippe ironisch. „Mensch, das wär aber doch mal ne Chance, ein paar Weiber kennenzulernen, die möglicherweise auch auf Suche sind.“
„Fängst du schon wieder an?“, reagierte Sven unwirsch. „Da geht’s um außersinnliche Wahrnehmung, Telepathie, Hypnose und so was. Das hat mich schon immer interessiert. Außerdem zicken die Weiber doch sowieso irgendwann nur noch rum. Schau dir doch deine liebste Antonia an.“
„Du, jetzt reichts ...“, wollte Philippe ihm gerade übers Maul fahren, als Antonia vom Schlafzimmer her durch die Wohndiele schwebend die Küche betrat.
Antonia schwebte eigentlich immer. Sie hatte etwas Engelsgleiches, zumal, wenn sie, wie jetzt, in einem weißen, bodenlangen Hauch von Negligé mit Rüschen an Saum und Ärmeln, die braunen, noch schlaftrunkenen Locken auf den Schultern wiegend, daherkam. In solchen Momenten verspürte er eine Lust, deren Herkunft er nicht ergründen konnte. Denn bei allem Herumgezicke ihrerseits, missbilligte er Philippes autoritäres, manchmal fast patriarchal erscheinendes Gehabe zutiefst. Dafür müsste er mal richtig eine verpasst kriegen!
Andererseits: Antonia stand offensichtlich voll darauf. Wie sie sich jetzt schon wieder, wo sie sich doch abends zuvor wie die Kesselflicker gestritten hatten, an ihn schmiegte und ihm irgendwelche bezirzenden Worte ins Ohr flüsterte, die er – Gott sei Dank – nicht verstand! Es wurde wahrlich Zeit, dass er hier schnellstens wieder verschwand. Das tat ihm gar nicht gut. Die spielten gelegentlich Gebieter und Sklavin, doch es war nicht klar, ob es noch Spiel oder doch eher Ernst war. Die waren wohl sogar mal, wenn er das richtig mitgekriegt hatte, Mitglieder in so einer ominösen Gemeinschaft gewesen, die solche Spielchen pflegte. Welch ein Blödsinn!
Nein, es war ganz okay, dass er momentan allein war, befand Sven. Zwar hatte er gerade seine Wohnung verloren und war deshalb froh, bei den Freunden für einige Zeit Unterschlupf gefunden zu haben, aber ganz gewiss würde er nach der letzten gescheiterten Beziehung nicht gleich wieder eine neue suchen, sondern sich erst mal so einrichten! Dazu bedurfte es einer eigenen Bleibe. Vielleicht könnte er jedoch sogar in der Akademie ein Studentenzimmer bekommen. Geliebäugelt hatte er doch früher schon damit, aber es war schwer dranzukommen. Der Weg war also vorgegeben und der erste Schritt war klar.
„So, ihr Turteltäubchen, jetzt frühstückt ihr mal in Ruhe und ich setz mich an deinen PC, Philippe. Ist das okay?“ Seine Frage war eher Verlegenheitskonversation, denn Philippe hatte ihm ohnehin angeboten, seinen Computer zu benutzen, da zu allem Übel sein Laptop den Geist aufgegeben hatte. Was ihn verlegen machte, war ihm selbst nicht so ganz klar. War es Antonias erkennbare Nacktheit unter ihrem Engelsgewand? War es Philippes Machogehabe, dass er einmal mehr an den Tag legte? Besitzergreifend hatte der Antonia gepackt, an ihrem Sklavinnenhalsband, welches die anscheinend auch nachts trug, an sich gezogen und presste ihr einen harten Kuss auf die Lippen, bevor er antwortete: „Klar Alter, mach das und recherchier mal dein Liebesgeflüster. Zwischenzeitlich werd‘ ich meiner Sklavin ein paar Manieren beibringen. Die meint wohl, sie hätte es nicht nötig, vor dir zu knicksen.“
War es die verborgene Sehnsucht, so etwas auch zu haben? Sven begab sich an den PC in Philippes Arbeitszimmer. Mehr noch als diese Agentur Liebesgeflüster interessierte ihn ESP und alles, was damit zusammenhing. Bisher hatte es dazu im Studium kaum Angebote gegeben. Eine Single-Börse war diese Experimentiergeschichte ganz bestimmt ohnehin nicht und das war auch das Letzte, was er brauchte. Was er benötigte, war ein Neustart.
Nach dem dritten Neustart gab er auf. Blöde Kiste! Er klappte den Laptop zu und fluchte still. Immer dann, wenn man es dringend brauchte. Dabei hatte Philippe, dieser selbsternannte Computerfuzzi ihm versichert, dass er reibungslos funktionierte. Missmutig starrte Sven aus dem winzigen Fenster seines Dachgeschosszimmers, das er im Nebengebäude der Akademie im wahrsten Sinne des Wortes ergattert hatte und nun schon seit einigen Tagen bewohnte. Ganz ohne ein paar Tricks und Nutzung ihm selber dubios erscheinender Verbindungen war das nicht vonstattengegangen. Philippe kannte da einen, der einen kannte, der einen kannte ...
Im Prinzip hasste er so etwas, aber in dem Fall heiligte das Mittel den Zweck. Pech hatte er wirklich genug gehabt. Nun war mal eine Glücksträhne angesagt – wenn auch die Technik nicht gerade dazu beitrug, dieses Gefühl die Oberhand gewinnen zu lassen. Aber war nicht der Weg das Ziel? Einstweilen würde der ihn notgedrungen ins Sekretariat führen, da er ja jetzt leider in das Online-Belegsystem der Akademie nicht hineinkam. Und die Zeit drängte. Er hatte es so gerade noch geschafft, sich für das neue Semester zurückzumelden, und musste aufpassen, dass er die richtigen Kurse belegte. Zwar dauerte es noch ein wenig bis zum Semesterbeginn, aber die Belegphase endete an diesem Tag – punktgenau mit diesem Singletreff – und eine innere Stimme sagte ihm, dass es gut sei, bis dahin die Kurse klar zu haben. Außerdem musste er im Sekretariat ohnehin noch mal wegen der Ausbildungsförderung vorstellig werden. Nachdem er sein letztes Erspartes für Semestergebühren und Zimmermiete investiert hatte, herrschte absolute Ebbe in seiner Kasse. Ein paar neue Klamotten könnte er auch gebrauchen, ging Sven durch den Kopf, als er sich in dem schmalen Wandspiegel seines äußerst spartanisch eingerichteten Dachzimmers musterte. Doch das ging ja bestimmt noch mal durch. Er zog entschlossen die schwarze Bikerjacke über sein weißes, kurzärmeliges Hemd, versuchte, sein ewig zerzaustes mittelbraunes Haar etwas in Form zu bringen, richtete die ein wenig zu enge Bluejeans und machte sich auf den Weg.
Als er das in einer ehemalige Remise untergebrachte Wohnheim verließ, um über den Campus zum Hauptgebäude der Akademie hinüberzugehen, quoll ihm ein erster Hauch von Vorfrühling entgegen. Das stimmte ihn erwartungsvoll. Zuversicht machte sich breit und er verspürte Abenteuerlust.
Antonias Einladung traf ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel und brachte ihn nicht nur ins Grübeln, sondern ließ ihn schwanken. Er spürte, wie da etwas Verborgenes aufbrach, doch sein Verstand mauerte. Er warf Zweifel auf, ob er nicht Gefahr laufe, die Freundschaft zu Philippe aufs Spiel zu setzen, wenn er diese Einladung annahm.
Andererseits ... Philippe war doch einverstanden. Behauptete sie jedenfalls. Er sei auf Geschäftsreise und könne sie nicht begleiten, aber ohne Begleiter sei das, was sie vorhabe, ein Ding der Unmöglichkeit. Behauptete sie jedenfalls. Letzteres glaubte Sven ihr sogar, hatte er doch eine Ahnung, worum es bei diesen Events ging. Oder war das Ganze, so ging ihm durch den Kopf, ein ganz geschickt eingefädelter Versuch, ihn auch in diese ominöse Community hineinzuziehen, um ihn ein bisschen zu verkuppeln?
Andererseits ... Es könnte auch mit den wiederholten Streitigkeiten zwischen Antonia und Philippe zu tun haben. Wollte sie einfach mal was ohne ihren Gebieter machen? Hatte Antonia gar so ein ganz heimliches Auge auf ihn geworfen, wie er selbst es, wenn er ganz ehrlich war, bei ihr auch getan hatte?
Es kam also, wie es kommen musste. Sven entschloss sich mitzuspielen. Und wenn er ganz tief in sich hineinsah: Ein kleines bisschen neugierig war er schon. Er würde nun endlich dieses legendäre Schloss B. kennenlernen. Denn dort fand diese Veranstaltung statt, von der er nicht viel mehr wusste, als dass es um die Gründung einer neuen Community ginge, die an die guten Traditionen ihrer Vorgängerorganisation anknüpfen, ansonsten aber einen absoluten Neuanfang probieren wollte. Das beschwor zwar seine Skepsis zurück auf den Plan, denn Philippe hatte ihm von den Vorkommnissen äußerst krimineller Natur berichtet, die schlussendlich zur Auflösung der Gemeinschaft von Schloss B. geführt hatten. Diese grundlegende Skepsis verflüchtigte sich aber, als sie in die im ersten, zarten Grün stehende Lindenallee einbogen, welche in die prachtvolle Hofeinfahrt des altehrwürdigen, barocken Schlosses einmündete. Es duftete nach Frühling und an seinem Erwartungshorizont ging der purpurne Schimmer der Lust auf. War das nur ein Traum?
Lustvoll war schon die Fahrt hierher gewesen, was weniger daran lag, dass er Philippes Cabrio benutzen durfte, sondern eher damit zusammenhing, dass Antonias ohnehin recht kurzes, nachtblaues Etuikleid so weit hochgerutscht war, dass sichtbar wurde, was eigentlich nicht gesehen werden sollte. Irgendwie beruhigte es ihn zwar, wenn er dabei an seinen Freund Philippe dachte. Aber seine Erregung verdrängte diesen Aspekt, obwohl er ja von dieser Sache wusste, spätestens seit er bei Antonia und Philippe gewohnt hatte. Schließlich machte Antonia – so wie jetzt auch – nicht einmal den Versuch, es zu verbergen. Im Gegenteil, sie trug die Plakette mit Stolz. Pfortenschutz nannten sie das. So ein Schmarrn ... Entweder wollte eine Frau oder nicht, oder? Aber bei denen war das ernst gemeint! Wenn eine Sklavin die Plakette ihres Gebieters, meist mit seinen besitzergreifenden Initialen darauf, an ihren Labienpiercings trug, hieß das: bis hierher und nicht weiter! Reichte da nicht ein Nein? Offenbar hatte aber weder Letzteres noch Ersteres verhindern können, dass es da richtig gehend kriminelle Übergriffe gegeben hatte – was immer das gewesen war.
War das nicht eine Art Stempel, der besagte: Ich gehöre dir? Eine Freundin von ihm hatte Barbie-Puppen gesammelt. Deren Po zierte ein Stempel ... Verrückt!
Während Sven das Auto zwischen einigen durchaus noblen Karossen einparkte, kramte Antonia aus ihrer kleinen, glitzernden Umhängetasche eine feingliedrige, silberne Kette hervor und hakte deren Ende mithilfe eines kleinen Karabinerhakens in den Ring ihres schmalen ledernen Sklavinnenhalsbandes ein – ihres zweiten besitzanzeigenden Insigniums. Er bemühte sich wegzusehen, aber es half nicht.
„Lieber Sven, für heute bist du mein Gebieter“, begann Antonia demütig und etwas umständlich säuselnd, denn das war ja schon abgesprochen. „Bitte, mein Gebieter, führe mich an dieser Kette. Es gibt eine alte Regel auf Schloss B. Sie besagt, dass Sklavinnen nicht frei herumlaufen dürfen. Die neue Gemeinschaft will diese, wie einige andere traditionelle Regeln wiederbeleben. Bitte, sei so lieb, ja?“
Als er wenig später, mit Antonia an der Kette, den Grünen Salon von Schloss B. betrat, wo die Neue Gemeinschaft aus der Taufe gehoben werden sollte, kam Sven sich endgültig wie in einem Traum vor. Es war, als ob er sich selbst beobachtete. Alles war völlig irreal. Er agierte, aber es kam ihm vor, als ob ihn jemand führte. Dabei führte er doch jemanden ... Er führte die Freundin seines besten Freundes an der Kette. Sie war seine Sklavin für eine Nacht – und er ihr Gebieter. Oder war er nur ihr Aufpasser? Nein, das ja wohl nicht, denn sie trug ja ihren Pfortenschutz. Doch möglicherweise trauten die ihren eigenen Gewohnheiten nicht ...
„Ladys und Gentlemen, seien Sie alle herzlich willkommen zu einem hoffentlich denkwürdigen Abend auf diesem altehrwürdigen Schloss“, begrüßte ein wahrhafter Hüne von Mann im perfekten Al-Capone-Outfit mit dunkelgrauem Nadelstreifenanzug und schwarzem Hut die Anwesenden. Begleitet wurde er von einer kleinen Rothaarigen in einem niedlichen zum roten Haar passenden Schulmädchenoutfit mit kurzem, rotkariertem Schottenröckchen, roter Bluse, weißen Kniestrümpfen und weißen Schleifen im zu zwei Zöpfchen gebundenen Haar. Ein seltsames Paar, welches da gemeinsam auf einer Art Bühne stand, die in diesem, seinem Namen alle Ehre machenden Saal aufgebaut war. Alles war in verschiedenen Grüntönen aufeinander abgestimmt: die Wände, die Fenstervorhänge, die Teppiche, die Beleuchtung. Einige der anderen Sklavinnen waren sogar in grünen Kleidern erschienen, als hätten sie ihr Outfit der Raumausstattung entsprechend gewählt.
Um so augenfälliger war das leuchtende Rot des Kleides dieser hübschen Frau mit den langen blonden Haaren. Sven hatte das Gefühl, dass sie ihm zulächelte und dafür einen bösen Blick ihres Begleiters erntete, eines schwarz gelockten, südländisch aussehenden Machotypen. Immerhin wurde sie von dem nicht an einer Kette geführt. Es gab hier also auch noch ganz normale Menschen.
Leider konnte er seine Wahrnehmung nicht vertiefen, denn der hünenhafte Nadelstreifentyp, der sich selbst als Maik und sein Schulmädchen als Vanessa vorgestellt hatte, fuhr mit seinen Erläuterungen fort und Sven wurde vom Strudel der Geschehnisse mitgerissen, denn es ging gleich in medias res.
In der Tat gab es Besucher, die nur einfach Gäste waren. Aber die Mehrzahl wurde von ehemaligen echten Gebietern und Sklavinnen der alten Gemeinschaft angeführt. Daneben gab es auch Gastgebieter, wie er selbst einer war, und Gastsklavinnen, letztere meist zu zweit – oder war eine von denen dann Herrin? Denn auch diese erwähnte Maik in seiner Begrüßung, bevor er, wie er es selbst bezeichnete, zu den zentralen Themen des Abends kam.
„Die alte Gemeinschaft“, führte er mit Pathos aus, „ging an einem grundlegenden Fehler zugrunde: Es herrschte kein Vertrauen mehr! Das wollen wir ändern und unsere neue Gemeinschaft genau darauf gründen. Vertrauen ist das Unterpfand von allem und deswegen werden wir als Erstes ein Relikt der alten Ordnung ersatzlos abschaffen: den sogenannten Pfortenschutz!“
Im Saal herrschte atemlose Stille, als daraufhin, wie auf Kommando, Vanessa ihren Schulmädchenrock hochhob und Maik ihr mit demonstrativer Geste eigenhändig ihren Pfortenschutz von den Labienringen entfernte und in seiner Jacketttasche verschwinden ließ.
„Das brauchen wir nicht mehr“, bestimmte er, „und deswegen fordere ich nun alle Gebieter und Herrinnen auf, deren Sklavinnen dieses Relikt noch tragen, diese hier auf die Bühne zu führen und es ihnen öffentlich vor aller Augen zu entfernen!“
Sven kam sich vor wie im falschen Film, in dem, wer auch immer Regie führte, nur nicht er selber. Der Bann der Erregung ließ ihn zur Marionette werden. Es zog ihn ...
Antonia zog ihn, obwohl ja er sie an der Kette führte, hin zur Bühne, wo auch die meisten anderen den zeremoniellen Akt vollführten. Es war grotesk. Da kniete er vor Antonia nieder, wie man es von Heiratsanträgen in amerikanischen Filmen kennt, und Antonia, die doch ihre Plakette mit Stolz getragen hatte, zog vor ihm ihr enges Kleid hoch, damit er seines Amtes walten konnte.
Das erwies sich als schwieriger, als er gedacht hatte. Bei Maik und Vanessa hatte es so einfach ausgesehen. Schließlich schaffte er es aber. Er hatte der Freundin seines besten Freundes, sachlich formuliert, den Intimschmuck entfernt.
Unmittelbar neben ihm war ein Lesbenpaar, so projizierte Sven, mit der gleichen Prozedur beschäftigt. Die eine war eine mandeläugige Schönheit, die andere eine niedliche Blonde. Sie mussten sich abwechseln, denn beide trugen die Plakette. Geil, wie die ihre kurzen Faltenröckchen hochhoben. Ob eine von denen Herrin war und die andere Sklavin? Oder gab es gar weitere Konstellationen?
Sven zwang sich dazu wegzuschauen und nicht weiter nachzudenken, da er sich vor Erregung kaum noch bewegen konnte. Ein Ding der Unmöglichkeit! Die Eindrücke begannen ihn zu überwältigen. Er musste unbedingt von dieser verdammten Bühne herunter und sich irgendwo verkrümeln. Konnte er nicht einfach seine Sklavin wieder an die Kette nehmen und sie mit von der Bühne herunterzerren?
Er konnte nicht ...
Maiks nächste Worte ließen den Wahnsinn endgültig Gestalt annehmen.
„Wo Vertrauen herrscht, kann man sich dankbar fallen lassen. Die Sklavinnen mögen, wenn sie es wollen und genau diese Dankbarkeit empfinden, sich vor ihren Gebietern oder Herrinen auf die Knie fallen lassen und der feierlichen Zeremonie den gebührenden Tribut zollen.“
Ein unentrinnbarer Alptraum war das, aber ein verdammt geiler! Sven taumelte. Sven krampfte. Sven schwebte. Links neben ihm die Mandeläugige, verwöhnt von der vor ihr knienden Blonden. Rechts neben ihm ein Paar mittleren Alters, er in feinem grauen Zwirn mit dunkelblauer Krawatte und sie im auf die Farbe seiner Krawatte abgestimmten, weit schwingenden, tiefdekolletierten Cocktailkleid. Von ihrem silbernen Halsreif führte je eine feingliedrige Kette zu den ebenfalls silbernen Handgelenksreifen. Wie artig die ihr Kleid gerafft hatte, als sie die Bühne betrat, obwohl sie sich dabei ziemlich hatte vorbeugen müssen. Denn die Ketten waren nicht sehr lang. Bei ihrer Dankestätigkeit behinderten sie sie allerdings nicht.
War das real? Weiter daneben der Hüne, bedient von seiner Schulmädchensklavin, die beflissentlich ihr Röckchen über den Po gezogen hatte. Ein Anflug von letzten Denkresten seiner diesbezüglich vernebelten Hirnwindungen erzeugte noch die Frage, wieso denn nur der Moderator der Show selber dabei mitmachen konnte. Doch als sich die Lippen der vor ihm knienden, engelsgleichen Antonia um seine steinharte Begierde wölbte und sie in ihren Besitz nahm, versagte seine Wahrnehmungsfähigkeit vollends.
Nur ganz weit hinten, am fernsten Wahrnehmungshorizont, von den Nebeln seiner Begierde beinahe verschluckt, war da für Bruchteile von Sekunden noch ein Bild. Kam es aus einer anderen Wirklichkeit? Das Bild erzeugte sogar ein Gefühl! Es war ein Blick und eine Geste. Die blonde Frau mit dem roten Kleid schaute ihm wehmütig in die Augen – nein, beinahe etwas traurig und entsetzt, so als ob sie Anstoß nahm an dem, was er tat, beziehungsweise über sich ergehen ließ. Ihr Blick ging ihm durch Mark und Bein, und als er aus den Augenwinkeln heraus auch noch mitbekam, wie ihr der schwarz gelockte Machotyp seine Hand unters Kleid schob, berührte ihn, wie aus weiter Ferne kommend, der Flügelschlag des Vogels Eifersucht.
Allein, die Dominanz des Rausches ließ ihn wieder davonflattern.
„Ich bin übrigens der Sven“, traute er sich nach vorne. Das Gespräch mit der hübschen, schlanken Blondine, die beinahe so groß wie er selber war, machte ihn mutig, auch wenn er innerlich erschauerte, seit er sie am Anfang der Veranstaltung zum ersten Mal gesehen hatte. Das war völlig zweifellos die Frau aus seinem Traum! Der machte ihm immer noch nachhaltig zu schaffen und hatte dazu geführt, dass er seitdem jeglichen Kontakt mit Antonia und Philippe mied.
Sven war sich völlig sicher. Er war sich so sicher, dass daran selbst der Gedanke über den Wahnsinn dieses Geschehens nicht rütteln konnte. Zwar hatte sie nicht das rote Kleid an, aber es war absolut kein Zweifel möglich: dieser Blick ...
„Yvonne“, entgegnete sie und streckte ihm, mit dem Stapel Bücher jonglierend, den sie unter ihrem rechten Arm trug, die Hand entgegen. Die Berührung ließ ihn erzittern.
„Oh, Yvonne! Ich kannte da mal eine, die hieß auch Yvonne, aber die war ...“ Mist! Was war nur mit ihm los? Nervös nestelte er an seinem Hemdkragen. Wie so häufig neigte er in solchen Situationen dazu, sich zu vergaloppieren. Warum nur?
„Die war?“, nahm seine Gesprächspartnerin den Faden zwinkernd auf.
„Ach, äm ..., ich wollte sagen, die war nicht so hübsch“, bog er es im letzten Moment um und wurde zu seinem eigenen Entsetzen rot dabei. Dick und hässlich war die gewesen. Der naive Gedanke, das Kompliment durch den Ausdruck des Gegenteils zu machen, hatte ihn schon einmal ins Unheil gestürzt. Er hätte sich ohrfeigen können! So konnte das ja nie was werden ...
„Danke, aber bemüh‘ dich nicht, ich bin in festen Händen“, behauptete Yvonne. „Ich bin nur wegen meiner Chefin hier.“
„Deine Chefin?“ Svens Verwirrung wuchs ins Unermessliche. Gleichzeitig wurde er das Gefühl nicht los, dass Yvonne log. Vielleicht war das nur eine Schutzbehauptung und es ging ihr ähnlich wie ihm: nur nicht gleich wieder eine neue Beziehung.
„Ja, ich bin Reporterin bei der Gazzetta. Esther bat mich mitzukommen. Ich soll was schreiben. Mal sehen, vielleicht gibt’s sogar eine regelmäßige Kolumne.“
Er würde sie also wiedersehen! Herzklopfen. Sven hatte das Gefühl, sie könne das sehen. Vielleicht verfügte sie ja sogar über ähnliche telepathische Fähigkeiten wie ihre Chefin. Sven nahm sich fest vor, distanzierter zu sein und seine Gedanken besser unter Kontrolle zu halten. Gut, dass er nicht seinem spontanen Impuls gefolgt war und Yvonne erzählt hatte, dass er von ihr geträumt – obwohl er sie noch nie zuvor gesehen hatte.
Es war eins der Themen des Seminars: ‚Sehende Träume‘.
„Hast du Lust auf einen Kaffee?“, überspielte er seine Aufregung und wagte zugleich den nächsten Schritt. Yvonne warf einen Blick in Richtung Seminarraum, so als suchte sie nach einer Ausflucht, antwortete jedoch dann: „Ja, gerne, aber viel Zeit hab ich nicht. Sie ist die Fahrerin. Man kommt ja sonst hier nicht weg.“
Bleib doch bei mir.
„Ja, ist wirklich schlimm“, verscheuchte er seine innere Stimme. „Aber demnächst wollen sie die Buslinie, wie man hört, ausbauen.“
Während sie den patiogleichen Innenhof der Akademie zu dem kleinen Bistrocafé durchquerten, das er inzwischen liebgewonnen hatte, glaubte Sven zu schweben. Verstohlene Blicke – auch von ihr? Oder bildete er sich das nur ein? Verdammt, war er auf dem besten Weg, sich zu verlieben? Alles war auf einmal so leicht ... Aus dem Kaffee wurde ein Glas Rotwein. Spontanes Einverständnis.
„Und was studierst ...?“
„Und, welche Theorie ...?“
„Du zuerst.“ – „Du zuerst.“
Wie sie sich vor Lachen den Mund zuhielt, weil sie beide zweimal hintereinander gleichzeitig zu sprechen begonnen hatten! Ihre Augen strahlten. Sven wartete ab. Da fragte er um der Konversation willen nach Theorien und vor ihm am Bistrotisch saß die schönste Frau der Welt! Wie sie ihr langes, hellblondes Haar hinters Ohr strich und dabei etwas skeptisch verwirrt die Augen zusammenkniff. Wartete sie auch?
„Ich ..., äm ...“. – „Also, ich glaube ...“
Augen zu. Vor Grinsen den Bauch halten. Sie auch. Kichern. Was macht sie jetzt? Das ist ja ... Sie beugt sich über den Tisch und drückt ihm ihren Zeigefinger auf die Lippen. Atemstillstand. Herz pocht. Das ist doch kein Traum? Die Berührung geht durch Mark und Bein. Und in ihrer Stimme liegt der Zauber des Unerklärlichen.
„Wir hätten doch lieber `nen Kaffee nehmen sollen.“ Yvonne erhob ihr Glas und prostete ihm zu. Es war, als hätt‘ der Himmel die Erde stillgeküsst. Wieso fiel ihm das denn gerade ein? Sven strahlte innerlich und wusste gar nichts mehr zu sagen. Strahlte er auch äußerlich? Die Peinlichkeit, dass die um sie herum Sitzenden sie anzustarren schienen, vermochte höchstens ein kleines Wölkchen auf das leuchtende Blau seines inneren Himmels zu treiben.
„Magst du noch eins?“ Etwas Originelleres fiel ihm nicht ein. Die Gläser waren fast leer, doch das Glas der Innigkeit des Momentes war übervoll. Ihre Blicke verschmolzen.
Sei einfach mal ruhig! Als ob sie das zu ihm gesagt hatte ... Nein, war wohl eher seine eigene innere Stimme. Und wenn nicht?
Verwirrendes Chaos. Die Welt drumherum existierte nicht mehr. Hatte er nicht immer geahnt, dass es so etwas gibt?
„Ich will ja nicht stören, aber wir müssen dann mal!“ Wie aus dem Nichts aufgetaucht, stand plötzlich Esther neben ihnen. Es war wie der Schrecken des Erwischtwerdens! Doch noch bevor er verlegen zur Begrüßung aufsprang, milderte die Wahrnehmung, dass Yvonne ebenso im Moment versunken gewesen war, seine innere Aufruhr. Nein, weit mehr, sie legte Balsam darum, Balsam um seine schon wissende, aber noch zaudernde Seele.
... dass sie im Blütenzauber von ihm nun träumen müsst.
Da gingen sie von dannen, zwei tolle Frauen. Aber Sven hatte nur Augen für eine und er wunderte sich darüber, dass ihm erst jetzt auffiel, was er normalerweise zuerst mit seinen Blicken taxierte. Doch diesmal sah er nur einen Engel von traumhafter Schönheit. Die tolle Figur, die langen Beine, welche ihr schwarzer Ledermini perfekt in Szene setzte, die traumhaft langen, blonden Haare, die eben jetzt, als sie die Wandelhalle der Akademie durch das gläserne Hauptportal verließ, vom Wind um ihre eher kleinen, aber wohlproportionierten Brüste geweht wurden, die er durch ihre weiße Bluse zu erspähen glaubte: All das war zweitrangig. Das war ein sicheres Indiz dafür, dass er sich verliebt hatte, träumte er ihr hinterher.
Mensch, worauf wartest du? Träum nicht, lauf hinterher! Du hast ja nicht mal ihre Handynummer!
Sein innerer Regisseur weckte ihn auf. Panisch ging er zum Tresen, bezahlte den Wein und rannte durch die große Halle Richtung Ausgangstür. Beinahe hätte er dabei die beiden süßen kleinen Studentinnen umgerannt, die stets in diesen niedlichen, weißen Kleidchen daherkamen und deswegen von allen nur die Süßen genannt wurden. Man erzählte, sie hätten mal was mit der Direktorin gehabt, als die noch eine maßgebliche Rolle in dieser ominösen Gemeinschaft von Schloss B. innegehabt hatte. Gerede gab’s! Aber vom anderen Ufer waren die wohl wirklich. Er hatte sich bei einem Flirtversuch mal eine ziemlich deftige Abfuhr eingehandelt. Warum mussten die ausgerechnet jetzt hier im Weg rumstehen? All dieses Gedankenchaos! Das war doch völlig uninteressant! Er wollte doch nur ...
Yvonne! Er schrie es in sich hinein, anstatt hinaus, als er schließlich in die Kühle der einsetzenden Abenddämmerung hinaushechtete. Doch es war zu spät. Auch wenn er richtig gerufen hätte, wäre es nicht mehr angekommen. Er sah die zwei Frauen nur noch von weitem. Sie waren eben vom neu gebauten Dozentenparkplatz in die Landstraße eingebogen, die zur Stadt führte.
Yvonne, ist dir nicht kalt? Das war doch ... Nein, seine Wahrnehmung spielte ihm keinen Streich. Die beiden brausten in dem gleichen, zweisitzigen Cabrio davon wie das von Philippe! Und damals, bei jenem Event auf Schloss B., hatte da nicht noch so eine Kiste von der Sorte gestanden? Dabei waren diese Autos nach Philippes Aussagen inzwischen Raritäten und so gut wie vom Markt verschwunden. Die letzten davon waren Mitte der achtziger Jahre gebaut worden. Hatte er vielleicht doch Halluzinationen?
Gedankenverloren setzte er sich auf eine der freien Bänke, welche den breiten Weg säumten, der vom Eingangsportal der Akademie zu der im Zuge des Umbaus des Vorplatzes angelegten Grünfläche führte. Es wurde Zeit, dass er seine Gedanken sortierte. Das war doch alles irreal. Da starrte er einer Frau hinterher, die ihm deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass sie vergeben war. Beziehungsstress war wirklich das Allerletzte, was er gebrauchen konnte. Und außerdem, wenn er an seinen Vorsatz dachte ... Aber dieser Blick! Diese strahlend blauen Augen!
Er nahm sich fest vor, am nächsten Tag einfach mal in die Redaktion der Gazzetta zu fahren. Wenn sie da war, war sie da, und wenn nicht ...? Irgendwie würde er schon an ihre Nummer kommen, und wenn nicht ...? Eine Woche war ganz schön lang!
Nein, mir ist nicht kalt, und wenn du Lust hast, komm doch mal in die Redaktion. Hab morgen keine Außentermine.
Als ob er einen Geist gesehen hätte, sprang Sven auf. Er zitterte am ganzen Leib. Yvonne, ich dreh durch! Warst du das gerade oder ...?
Just in diesem Moment kamen kichernd die beiden Süßen vorbei. Blöde Schnepfen! Die Peinlichkeit des Momentes war perfekt, denn die Verwunderung der ihn wohl unweigerlich auch sonst noch Beobachtenden war deutlich spürbar. Um nicht als völlig Wahnsinniger angesehen zu werden, als der er sich inzwischen selber vorkam, tat er so, als habe er etwas Wichtiges vergessen, und eilte zum Eingangsportal zurück. Und wenn er es sich recht überlegte, so hatte er wirklich etwas vergessen. Das Hungergefühl, das er schon seit Geraumem verspürte, attackierte ihn nämlich mittlerweile. Vielleicht gab es ja noch etwas in der Mensa oder wenigstens eine Kleinigkeit im Bistrocafé. Hatte er nicht dort schon, schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, das Gefühl gehabt, sie wollte ihm noch mehr sagen? Oder war ihm nur der Wein zu Kopf gestiegen? Wahrscheinlich war es das!
Weder in der Mensa noch im Bistrocafé gab es noch etwas. Also war Selbstkochen in der kleinen Küche im Wohnheim angesagt. Das war auch besser so, denn plötzlich war Sven vollkommen klar, was er als Nächstes tun musste: Es galt Struktur zu schaffen. Nur so konnte er sein Gedankenchaos in den Griff bekommen. Und dazu musste er allein sein. Seine Stärke war es doch schon immer gewesen, die Dinge aufzuschreiben und sie danach zu ordnen.
Seitdem dieses ESP-Seminar begonnen hatte, war er nicht mehr dazu gekommen. Langsam wurde es wirklich Zeit. Denn nach den bisherigen, eher langweiligen Sitzungen war es jetzt nicht nur interessant geworden. Es hatte ihn hinweggerissen!
Es?
Sven lehnte sich zurück und war ganz zufrieden mit sich. Diszipliniert hatte er durchgearbeitet und die Idee umgesetzt und mit ersten Worten aufs Papier gebracht. Die Vorarbeit war geleistet. Das war ein wichtiger Schritt. Die lange vor sich hergeschobene Hausarbeit, die letzte, die er noch vor der Anmeldung zum Examen einreichen musste, nahm damit Gestalt an. Ja, mehr noch, je länger er darüber nachdachte, desto klarer zeichnete sich die Vorstellung ab, dass es die Basis zu seiner Masterarbeit werden könnte.
Ein letztes Bier war noch im Kühlschrank, den er sich mit seinem Zimmernachbarn teilte. Durfte er sich das gönnen? Er durfte, beschloss er. Gleich morgen würde er Nachschub besorgen. Sven nahm das Bier und seine handschriftlich bekritzelten Seiten, legte sich aufs Bett und las
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 07.10.2020
ISBN: 978-3-7487-5994-2
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