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Inhaltsverzeichnis

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Polyglotterie

Die Gräfin und der Wodka

Lapsi linguae

Sprachgesinnungstreue

Langhaltiger Godot

Kafkaierung

Tütteligkeiten

Sehlosigkeit

Erinnert das ...?

Ich denke daß ...

Der Autor

Polyglotterie

 

Die Frau spricht französisch und italienisch wie deutsch. Sie spricht aber nur mit Franzosen französisch und Italienern italienisch. Oder vielleicht mal mit einem welschen Schweizer. Aber Französisch den Franzosen. Und Italienisch den Italienern. Das Spanisch nicht zu vergessen, das sie mit mit den Spaniern, und das Spanisch, das sie mit den Latinos des lateinischen Amerika spricht. Auch mit den Brasilianern weiß sie sich zu verständigen. Wie sie dort überhaupt grundsätzlich in diesem singenden Portugiesisch angesprochen wird, weil sie vom Typus und den Bewegungen her wie eine im Land Geborene und Aufgewachsene wirkt, also mit dieser eigenen Art, die irgendwie mit Südeuropa zu tun haben könnte, auch dann oder weil Blond sich kringelt.

Wie das überhaupt immer sehr rasch geht: Kaum ist sie in einem Land, in dem Ureuropäisch gesprochen wird, beherrscht sie den jeweiligen Dialekt bald darauf soweit, daß man sie zu sich nach Hause einlädt, um sich mit ihr zu unterhalten. Englisch spricht sie, weil es ohne Englisch eben nicht geht. Aber die sonstige Leidenschaft ist nicht zu spüren. Es sei denn, die Bewohner Bostons hätten eine solche. Dann schätzt man sie als eine Indigene der letzten gut zweihundert Jahre ein. Das liegt wohl am Resteuropäischen, das man sich dort erhalten hat. Wie die Canadier sich ihre französischen Rudimente des 18. Jahrhunderts.

Im Deutschen verhält sich es sich etwas anders. Nicht, daß man heraushörte, wie sehr sie sich in diesem Land über viele Jahre bemüht hat, die Spuren ihrer anderssprachigen Herkunft zu verwischen. Das ist ihr nämlich durchaus gelungen. Nur der Geübtere nimmt wahr, wie sehr da immer etwas sperrt. Das ist einfach nicht der Sprachgesang, der ihr Französisch zum Pariserischen, ihr Italienisch zum Florentinischen macht. Dann nimmt das Oberbayerische oder das Berlinische immer wieder mal versuchsweise Platz, weil sie sich dort aufgehalten hat und dort und eingeborenes Sprechen nunmal jeweils sofort aufgenommen wird, aber man spürt doch deutlich, daß es auf Besuch ist. Und nur wer genau hin- beziehungsweise wer einmal hineingehört hat in dieses Phänomen, der vernimmt diese frappierende ursächliche Sprachverwandtschaft zum alten Griechenland. Homers Odysee wurde von Albert Meyer ins Bärndütsch übertragen: Loset guet, syner Värse sy schöni Hexameter!

Wie sie ansonsten so konsequent alles Fremde aus einer jeweils gesprochenen Sprache heraushält, erstaunt immer wieder und nötigt allen erdenklichen Respekt ab. Immer wieder kamen Überlegungen auf, woran das liegen könnte. Vermutlich liegt es am Respekt, den sie mehr oder minder unbewußt den Sprachen erweist. Sie, die wahrhaftig in der Welt Herumgekommene, muß einen Anglizismus, einen Fremdeinfluß nicht vermeiden, er gerät ihr einfach nicht hinein in eine andere Sprache. Sie spricht entweder englisch oder französisch oder italienisch oder portugiesisch oder spanisch oder eben bärndütsch (und damit quasi altgriechisch). Vom Verdacht irgendeiner nationalen Tümelei ist sie frei, da sie keiner Nation angehört, auch wenn sie einen Rotkreuz-Paß besitzt, wie familienintern gewitzelt wird. Sie hat wohl immer sofort die kulturellen Wurzeln der jeweiligen Sprachheimat verinnerlicht.

Lediglich ins Deutsche schleichen sich ständig fremde Einflüsse ein. Da gewinnt man bisweilen den Eindruck, sie wäre in eine Kunstsprache hineinerzogen worden, die keine eigene Kultur hat. Dann kauderwelscht sie, als sei ihr das ansonsten vorhandene Sprach- und Selbstbewußtsein gänzlich abhanden gekommen. Als ob sie immer noch versuchte, das Fremde zu vertuschen.

Die Gräfin und der Wodka

 

 

Einer Gräfin Saum streifte seine Sehnsüchte, die er als abstammungsgemäß hoch und gerade aufgerichtete blondblauäugige preußische Dame mit adäquaten Manieren samt Ehemann und Kind kennengelernt hatte. Sie war bald nach dieser Begegnung aus dieser kleinfamliaren Enge ausgebrochen, hatte sich kurz darauf allerdings statt ihm einem auch ihm bekannten Herrn zugewandt, einem nicht minder, aber gänzlich anders attraktiven Bulgaren mit einem hohen Anteil russischen Blaublutes in sich, verheiratet mit einer Spanierin und Vater zweier niedlicher Töchter. Dem gleichermaßen intellektuell und künstlerisch begabten wie rauhbeinigen Slawen war die einst sittsame Preußin an den altaiischen Rand der Mongolei gefolgt, wo er einen Film drehen wollte über eine Gruppe von Kollegen, die an (nord-)westlicher gelegenen Universitäten wie Sankt Petersburg zwar ordentlich Bergbau oder Physik studierten, aber von den Künsten infiltriert worden und so vom Weg abgekommen waren. Begegnet war das balkaneische adelige Rauhbein den Abkömmlingen nomadischer Völker in Moskau während eines alltäglich-fröhlichen universitären Zusammenseins, das im zivilisierten Mitteleuropa vermutlich als grauenvolles Besäufnis gewertet würde. Etwa ein halbes Jahr später kamen die beiden zurück, im Schlepptau die an Wanderschaft gewohnten Mongolen aus den russischen Hochschulen, um den Film über die neuen Artisten sowie sie selbst und deren Kunst vorzustellen. Die Gräfin betätigte sich nämlich neuerdings als Galeristin, der filmische Dokumentarist hatte ihn zu deren Stand auf einer internationalen Kunstschau in Paris gebeten, um ihm das Ergebnis der monatelangen Dreharbeiten zu zeigen und ihn den Kollegen vorzustellen.

Wie die Wächterin eines Großkolonialreiches stand die Gräfin vor dem Eingang zu ihrem temporären Kunsthaus, ihre knapp ein Meter fünfundachtzig in Hüfthöhe leicht eingeknickt, in der rechten Hand eine Flasche russischen Wodkas, die sie nur kurz weggab, um anderen auch einen Schluck zu gönnen, ihre ausgestreckte Hand jedoch die sofortige Rückgabe symbolisierte. Sie hatte in den Jurten der Mongolen das Trinken gelernt, vielleicht war es auch während des anschließenden Aufenthaltes in Moskau, so genau war das nicht mehr nachzuvollziehen. Auf jeden Fall kreiste die Flasche, mit dem Erfolg der Verständigung. Die Künstler sprachen nämlich lediglich ein paar Brocken Französisch, und er ebensolche Russisch (aber auch nur, wenn adäquater Spirit in ihn gefahren war) oder was auch immer an Sprache zum Gespräch hätte beitragen können. Er blieb dennoch mit Vergnügen die restlichen Stunden des Tages am Platz, und gemeinsam verbrachte man andernorts den Abend und die Nacht, zumal noch ein paar Damen aus dem Ural und Kasachstan sowie Usbekistan hinzugekommen waren, die ebenfalls Westkarriere zu machen sich vorgenommen hatten, jede wohl auf ihre Weise. Mit ihnen mischten sich Bruchstücke in das babylonische Sprachgewirr, die sich nach Englisch anhörten, aber letzten Endes nicht weiter benötigt wurden.

In den frühen Morgenstunden stellte der beharrliche Kreis nach einer Frühstücksrunde reinen Wodkas, inganggesetzt vom kaum mehr wahrnehmbaren Augen-Blick eines dieser mongolischen Steppendiaten, einstimmig seine Herkunft fest – einer der ihren sei er, mit Sicherheit unter freiem Himmel in die Welt geworfen, alleine an seiner trinkerischen Mentalität sowie seiner kauernden Haltung sei das ablesbar. Was sein Vater immerfort angestrebt hatte mit seinen schwärmerischen Erzählungen von der sibirischen Heimat, in der er schließlich als Kleinkind einmal gewesen und die des Erzeugers wegen nicht zuletzt auch die seine sei, was von seiner Mutter aber immer abgetan oder als unzivilisiert gar niedergeredet worden war, dessentwegen wurde ihm also dämmernd gewahr: Auch er ist, Globalisierung hin oder her, einer von drüben, aus dem Osten.

Heimat gibt es auch ohne einheitliche Sprache. Hauptsache, es ist genügend Wodka da.

Lapsi linguae

 

»Fremdwörter gehen als solche, und wenn sie hunderttausend Mal eingebürgert heißen, nie in Gut und Blut über. Ein Fremdwort bleibt immer ein Blendling ohne Zeugungskraft.«

Nicht von Goethe, Bastian Sick oder gar Adolf Hitler stammt diese Äußerung, sie entfleuchte dem als Turnvater bekannten Friedrich Ludwig Jahn, der sich hier mal nicht leibes-, sondern sprachübend für die Kräftigung der »teutschen Sprache« stark machte. Auch er gehörte zu denen, die sämtliche Fremdwörter aus dem Deutschen tilgen wollte. Er erfand sogar eigene Wörter: Titel soll künftig Nenne, Champagne Lauseland und Familie Hungerleidenschaft heißen.

Von noch mehr solcher abstrusen Bemühungen einer Sprachreinigung erzählte der SWR2-Essay Gastarbeiter der Sprache. Zu Geschichte und Aktualität der Fremdwörter im Deutschen, der 2007 zur Ausstrahlung kam. Er ging den Bemühungen der vermeintlichen Sprachpfleger nach, von den Anfangszeiten bis hin zu den aktuellen Aktivitäten des Vereins Deutsche Sprache (VDS), zu dessen Mitgliedern auch Reinhard May, Hape Kerkeling und Bastian Sick zähl(t)en. »Nicht zufällig«, hieß es bei Halter, »rekrutieren sich die Reinsprachler von heute aus den Reihen jener pensionierten Studienräte und autoritären Sprachfeldwebel, die schon die Rechtschreibreform für den Untergang der abendländischen Sprachkultur hielten

Der, leider nicht mehr zur Verfügung stehende Radiobeitrag von Martin Halter zeigt auch, daß die Nazis, von denen man die größte Sprachreinigung erwartet hätte, davon gar nicht begeistert waren: »Der Führer wünscht nicht derartige gewaltsame Eindeutschungen und billigt nicht die künstliche Ersetzung längst ins Deutsche eingebürgerter Fremdworte durch nicht aus dem Geist der deutschen Sprache geborene und den Sinn der Fremdworte meist nur unvollkommen wiedergebende Wörter.«

Doch nach fast zehn Jahren hat die falsche Anwendung von Fremdwörtern im Deutschen ein Ausmaß angenommen, das nicht mehr schlicht unter Sprachwandel abgehandelt werden kann. Das gibt Anlaß, einen Beitrag aus der Mitte der neunziger Jahre aus dem Archiv hervorzuholen und wieder auszustellen, aus der Zeit, in der die deutsche Rechtschreibreform beschlossen worden war und die diejenigen seither in rechte Bedrängnis bringen, die das Deutsche nicht aus dem Muttermund erfahren haben (als Elsässer etwas ältererer Generation war man zwar durchaus in der Lage sich via Straße zu verständigen, doch mein Elternhaus lehnte das Alemannische ab), sondern es in den sechziger Jahren richtig zu erlernen hatten, um an der geisteswissenschaftlichen Fakultät einer deutschen Universität zu bestehen. Während dieses Studiums, das Germanistik und Romanistik verglich, kamen sehr viele fremde Wörter zur Sprache.

 

Lapsi linguae

Fremdwörter sind Glückssache, sagt der Volksmund, und bekanntlich hat der Volksmund ja meistens recht. Er hat sogar desto mehr recht, je demokratischer wir werden. Deshalb mußte eine Reform der Rechtschreibung durchgeführt werden, damit auch jeder Idiot Schoför schreiben kann. Idiot kommt übrigens aus dem Griechischen und meint ursprünglich den Privatmann, der sich nicht am öffentlichen Leben beteiligt, folglich den gewöhnlichen Menschen, den Laien, den Nichtkönner, den Stümper. Andere hübschen ihn ein wenig auf und nennen ihn den eigensinnig Wissenden.

»Ein deutscher Poet«, schrieb Johann Christoph Gottsched 1730, »bleibt also bei seiner reinen Muttersprache, und behänget seine Gedichte mit keinen gestohlnen Lumpen der Ausländer.« Napoleon hat einige solcher Lumpen in der deutschen Sprache hinterlassen, man denke an Schorle oder Fisimatenten, gar nicht zu reden vom Bureau oder vom Trottoir. Was wird daraus nur werden? Büro kennt man schon lange, Bürgersteig hat sich in bester französisch-revolutionärer Manier auch schon langsam durchgesetzt – aber wer sagt schon noch Schose (oder, korrekt, Chose): »Ganz ohne Weiber geht die Schose (Chose) nicht!« – heißt's in Emmerich Kalmans Operette vulgo Musical Die Csárdásfürstin. Wer weiß noch, was damit gemeint ist, wenn die Sprache darnieder geht? »Wo ist der Ariadnefaden, der uns aus der Scylla dieses Augiasstalles herausleitet?« fragte zu recht der Kriegsberichterstatter Herr Wippchen alias Julius Stettenheim und suchte nach einem »Modus effendi« der Russen im Krieg gegen die Türken.

Das fanden die im 19. Jahrhundert noch lustig (Achtung: Klage über den Verfall der Sitten beziehungsweise der Sprache!), heute lacht kaum noch einer, wenn auch vielleicht aus anderen Gründen. Trotzdem: Es ist schon ziemlich lange her, als ein Lokalredakteur der Süddeutschen Zeitung über »lapsi linguae« schrieb. Klingt irgendwie komisch, noch komischer allerdings klingt der richtige Plural, lapsus mit langem uh. Dann sollte man's vielleicht lassen, auch auf die Gefahr hin, sich selbst ungebildet vorzukommen. »Es ist die Höflichkeit Prousts«, schrieb Theodor W. Adorno, »dem Leser die Beschämung zu ersparen, sich für gescheiter zu halten als den Autor.« Solche Höflichkeit haben nicht mehr viele.

Man weiß, daß Gustave Flaubert für seinen Roman Bouvard und Pécuchet über 1.500 Bücher verschiedenster Gebiete studierte – und das alles nur für eine, wie er selbst es bezeichnete, »Apologie der menschlichen Plattheit«. Daraus läßt sich folgern, daß es eines großen Aufwands bedarf, um die Dummheit zu verstehen. Der Umkehrschluß jedoch lautet, wieder mit Adorno: »Noch der armseligste Mensch ist fähig, die Schwächen des bedeutendsten, noch der dümmste, die Denkfehler des klügsten zu erkennen.«

Von der geplanten Fortsetzung zu Bouvard und Pécuchet ist unter anderem das Wörterbuch der übernommenen Ideen übrig geblieben, das Flaubert bezeichnete als die »historische Glorifizierung all dessen, was allgemein als richtig gilt«. Dort steht, da es ja eigentlich um den Ge- bzw. Mißbrauch von Fremdwörtern gehen sollte, also, da steht unter dem Stichwort Infinitesimal: »Man weiß nicht, was das ist, hat aber irgendwas mit Homöopathie zu tun.« Oder unter Jansenismus: »Man weiß nicht, was das ist, aber es ist sehr chic, davon zu sprechen.«

Mehr braucht es nicht. Wozu soll man soundsoviele Beispiele falschen Gebrauchs von Fremdwörtern aufführen, wenn in diesen beiden Beispielen von Flaubert alle anderen drinstecken? Julian Barnes bezeichnet das Wörterbuch als »ein Werk fast reinster Ironie«. Doch, noch ein Beispiel, weil's so schön ist. Da steht unter Latein: »Natürliche Sprache des Menschen. – Verdirbt den Stil. – Ist nur nützlich, um die Inschriften an öffentlichen Brunnen zu lesen. – Aufgepaßt bei lateinischen Zitaten, sie bergen immer etwas Schlüpfriges. Cum grano salis sollte man einige Zitate beherrschen.« Es hieße: ein Körnchen Salz geben in eine Sprachsuppe, die ohnehin zunehmend fader schmeckt, da sie mit immer weniger Inhaltsstoffen auskommen muß.

Entsprechend wird auch mit Sprichwörtern, mit deren Bedeutungen umgegangen. Man lese, um nur einen Fall herauszugreifen, die gängige Kunstkritik: Sie läßt sich leicht auf obige Grundsätze beschränken. Mehr is' nich. Flauberts Prinzip hat an Gültigkeit nichts, aber auch gar nichts verloren. Fast beliebig kann man andere und sich selbst ertappen. Lieber andere. So steht in einem in der Einleitung zu einem Interview mit Lucio Amelio: »Neapel sehen und dann sterben – das Bonmot des Bildungsbürgertums wird für den Kunstförderer Amelio traurige Wirklichkeit. Lucio Amelio ist an Aids erkrankt.« Darüber muß man nicht, kann man aber nachdenken. Irgendwie ist es – im Bild – ja noch einigermaßen verständlich. Doch wer heutzutage Kunstkritisches lesen mag, orientiert sich besser an den oben gezeigten Ausschnitten von Wörterbüchern.

Doch wozu das alles, wenn nach einer sogenannten Reform der Rechtschreibung der deutschen Sprache die Fälle davonschwimmen, selbst in öffentlich-rechtlichen Anstalten kein Sprachpfleger (den gab's in Rundfunkhäusern tatsächlich mal) mehr fettrot anstreicht, in Zeitungs- und Buchverlagen kein Korrektor mehr eingreift, wenn die Informations- und damit auch Sprachvermittler (vulgo Journalisten) den zuhörenden und lesenden Massen was vom gleichen schwafelnden Politiker erzählen, wenn es sich um denselben handelt? Wozu das alles, wenn selbst in Zeitungen und Zeitschriften, die sich in der guten, alten Zeit Bildungsblätter nannten (und wohl gerne weiterhin so nennen würden, hätten sie nicht einen gefühlten Rest an Erdung), Chefredakteure pro anno mehr verdienen als eine für Bildung zuständige Ministerin per annum verdient hätte?

Es existieren Internet-Seiten, deren Gründer sie expressis verbis einer Wiederaufforstung, zumindest aber einer Bewahrung des Deutschen gewidmet haben. Doch auch die lassen den Sprachzug das eine ums andere Mal entgleisen. So steht manch ein Mensch guten Willens in der Wüste, die dieser sprachliche Klimawandel verursacht hat. Es geht der Sprache wie der Küche: Je mehr deren Künste auf allen Kanälen artistisch gepriesen werden, um so weniger weiß man um deren Substanzen. Und schiebt sich während der Glotze – ganz arg, was einem teilweise aus den bildungsbeauftragten Öffentlich-Rechtlichen entgegendröhnt – Fahd-Fuhd zwischen die Kiehmen – wo man doch einfach kein Zeit hat für son Gram.

Sprachgesinnungstreue

 

Roland Duhamel, Ordinarius für deutsche Literatur an der Universität in Antwerpen und Präsident des Belgischen Germanisten- und Deutschlehrerverbandes, hat vor einiger Zeit in einem Offenen Brief »von den Deutschen mehr Sprachloyalität« gefordert. Es erstaunt ein wenig, den Verein Deutsche Sprache e. V. Fremdwörter veröffentlichen zu sehen – müßte es nicht heißen: Sprachgesinnungstreue? Bei ihm heißt es schließlich auch »Zukunftsertüchtigung unseres Wortschatzes«. Wie auch immer, über diese Sprachhüter, genauer: Sprachbereiniger mag man denken, wie man will. Einiges hat seine Berechtigung, manchem ist beizupflichten. Aber es tümelt auf jeden Fall so manches Mal sehr deutsch und schon hin und wieder auch ein bißchen arg national in den Reihen dieser vielen (Ein-)Pauker kurz vor (oder nach) der Pensionierung und diesen paar anderen Hape Kerkelings, Hallervordens oder irgendwelchen weiteren wenigen kulturpolitischen Hinterbänklern. Ein wenig verblüffend war allerdings, daß Duhamel von »100 Millionen Deutschen« schreiben durfte.

Hat er Liechtenstein, Luxemburg, Österreich, die Schweizer Garde, die hundertjährigen Elsässer, die Trientiner oder diejenigen, die vor Eupen den Rand Belgiens bevölkern oder vor 200 Jahren nach Nordamerika ausgewandert sind, hinzugerechnet zu den gut 80 Millionen Deutschen?

Authentizität

 

Authentisch. Ebenfalls so ein nicht auszurottendes Modewort. Eines, das besonders gerne von Menschen der angewandten Medienkunst zur Rahmung ihrer Sprechblasen benutzt wird, sozusagen als Verifikation der Authentizität. So, wie heutzutage Mama zum Sprößling spricht: Da mußt du aber erstmal bei Papa hinterfragen, ob es relevant ist, so spät abends noch Second Life zu spielen. Das hat sie bei ihm, dem Erzeuger des Kleinen, gehört, neulich, beim Einkaufen, als er wütendschnaubend die Verkäuferin anblaffte: Da müssen aber mal ihren Chef hinterfragen, ob der Preis für die, äh, freilaufenden Bioeier wirklich echt authentisch ist!

Tatsächlich? Wirklich? Echt? Wahr? Macht das eigentlich noch Sinn? Sei's drum, seit es die deutsche Rechtschreibreform und das vermutlich daraus entstandene soziale Kommunikationsportal Facebook gibt, ergibt es keinen Sinn mehr, nach dem Unterschied zwischen Worten und Wörtern zu fragen. Jeder sei ein Philosoph, sagte schon Joseph Beuys, der das zwar so nicht gesagt hat, aber ist ja egal, sprich postfaktisch, so ähnlich steht's doch auf den Postkarten im Museum, und so wird's schon authentisch sein. Es ist keine Zeit für so banale, unbedeutende Kleinigkeiten. Und so berührt uns auch die Unterscheidung zwischen Einwurf und Anwurf sowenig wie den Fußballspieler und dessen Gegner, den er bei seiner Blutgrätsche »doch gar nicht tangiert« hatte. Was interessiert uns das endlose Gelaber von tausend Jahre alten Dichtern und Denkern oder gar das altbackene, ewiggestrige Metapherngeraunze um sie herum? Sollen die doch denken, was sie wollen, diese Sprachhaarspalter, wir denken, daß Sprache lebt. Haben wir neulich irgendwo gelesen. Äh.


»Marx ist der am meisten zitierte«, schrieb in den Neunzigern, als noch Rudimente dieses Weltverderbers durch die Sprache stolperten, jemand, der ihn auswendig kannte (siehe hier im Buch im Kapitel Ich denke, daß ...), »und am wenigsten gelesene, geschweige denn verstandene Autor dieses Jahrhunderts.« Exakt so verhält es sich. Wer Marx für Gestreßte wie Kant für Verliebte liest, läuft Gefahr, sich in einer Romantik zu verlieren, die von gelben Seiten wie Brigitte auf Facebook propagiert wird: bei Kerzenschein am Kamin und einem Glase roten Weines chiffongewandet und mit liebevollem Blick auf den kreidegestreiften Boss face à face die Klavierstücke oder die Lieder von Friedrich Wilhelm Nietzsche hörend genießen. Da kann es schon geschehen, an den gesellschaftsphilosophischen Hinterfragereien der Romantik, an Nietzsches, aus heutiger Sicht, kraus-kuriosem Denken oder an Marx' seziererischer Kritik an diesem die Kleinen noch kleiner machenden Kapitalismus mal eben vorbeizuschrammen. Er bleibt am Klappentext kleben, der Mensch, der ja schließlich nicht alles wissen kann. Das ließe sich auch mit Faulheit bezeichnen, moderater vielleicht mit wikipedianischer Bequemlichkeit; nur keine weitere Quelle bemühen. Wer derart an der Oberfläche lebt, wird sich auch nicht auflehnen, wird den Kopf nicht anheben, um nicht abzusaufen, wenn's ihn runterzieht. Weder gegen Guck-und-Horch noch gegen widerwärtige Ausbeutereien, seien sie (um an der beschönigenden Sprachfolie zu bleiben) privatwirtschaftlicher oder staatlicher Naturgewalt.

Langhaltiger Godot

 

Seit langem, seit Ewigkeiten rechnete ich damit, das Warten nahm Züge einer traum(a)artig nachhaltigen (Novalis alias Freiherr von Hardenberg, Bergbauingenieur), ewig lang andauernden Aufführung von diesem Godot an, der nicht kommen und nicht kommen will. Doch dann, endlich, bin ich erlöst worden, habe ich's endlich gehört, dann war er endlich vor Ort (ebenfalls Bergbau; in Deutschland entsorgt, die Alltagssprache als Abraumhalde für nicht mehr brauchbare Begriffe, auf der seltene Blüten wachsen), nannte die öffentlich-rechtliche Phoenix-Dame im Gespräch mit einem sozialdemokratischen Herrn einen Politikwissenschaftler der Universität XY, der die akute Parteilage anal ... – ja, was denn nun, analystiert? klistiert? – hat. Hätte sie nun dem Nachwuchs angehört, der's nicht anders kann, weil im Bachelor-Schnellgang für solche Erbsenzählereien oder Haarspaltereien keine Zeit vorhanden ist, weil niemand mehr da ist in den Redaktionen, die's ihm sagen könnten, schulterzuckend resignierend hätte ich's hinnehmen müssen. Aber besagte Moderatorin gehört einem Jahrgang an, zu dessen Schul- und Studienzeiten man noch nichtmal eine Ahnung davon gehabt haben dürfte, wer oder was so ein deutscher Bachelor (nicht nur sprachlich) alles kaputtmachen kann.

Der aus der Weltwirtschaftssprache Englisch zur besseren Unterscheidung oder zur stilvollen Abgrenzung gegenüber allen Unwissenden oder was auch immer erst gar nicht übersetzte Analyst ist immer noch der, der (mittlerweile gerne als Bachelor) alltäglich auf allen Kanälen allen, aber auch wirklich allen, die's nicht wissen wollen, die chaotische Situation an den Finanzmärkten noch mehr verunklart, weil er selber nicht weiß, weshalb die Börse mal wieder rauf- und runterhüpft und deshalb garantiert die Anlagetips gibt, mit denen man ganz schön verunfallen kann (wie uns das Schweizerische als lingua franca der Finanzwelt verundeutlicht). Während der Analytiker analysiert, etwa die Psyche von Bankdirektoren aus dem Mittelbau, meinetwegen auch - managern, die gerade mal wieder entgegen allen positiven Weissagungen einen völligen Zusammenbruch hingelegt haben und nun gezwungen sind, Schutz zu suchen unter der Fittiche des radikal antikommunistischen Volksvermögensverwalters aus dem Finanzministerium, sei es den Geisteszustand von Politikern, die behaupten, nur mit ihnen und der christlichen (Kapital-)Kraft gehe es immerzu aufwärts in die freiheitlichste aller Freiheiten da oben.

Wie die Journalisten (samt Politikern, von denen die Sprachvermittler ihre Sprachschöpfungen aus Altmaterial häufig haben) Pütt-Anleihen genommen haben für eine andere sprachliche Fahrt nach unten. Befand der Bergarbeiter sich früher vor dem Fahrstuhl nach unten, der ihn in seine finstre Arbeitswelt bringen sollte, dann hieß das: Vor Ort. Heutzutage befürchte ich ständig, die Feuerwehr, vor allem aber der Notarzt könnte es nicht schaffen, weil sie sich vor Ort befinden, also irgendwo da draußen vor dem Dorf herumirren, in dessen Mitte gerade eine Sprachfabrik explodiert ist, weil sie sich auf eine dieser satellitischen Landkarten verlassen haben, die heute zur Grundausstattung eines jeden modernen Menschen gehören und die einen überall hinführen, nur nicht an den Ort, an den sie gelangen möchten, um jemanden zu retten.

Der Sprache, der können sie nicht mehr helfen, denn die ist gestorben, während sie so lange vor Ort via Suchmaschine nach ihr fahndeten.

Kafkaierung

 

Immer öfter lese ich den Begriff kafkaesk. Ich will das nun nicht unbedingt mit dem ebenfalls plattgeschriebenen oder -gequasselten Faschismus oder Nazi oder dem mittlerweile sprachwandlerisch umgenormten Narzißmus vergleichen, Begriffen, denen ständig die ureigene Bedeutung und auch schonmal Tragweite abhanden kommt, aber kafkaesk wird so oft in Zusammenhängen verwendet, gerne damit auch die Werbung illustrierend, daß ich mich fragen muß, ob die Benutzer oder auch Verunstalter des Wörtchens überhaupt schonmal wenigstens ein Stück Klappentext zu Kafkas Büchern gelesen haben.

»Unmöglichkeit zu schlafen, Unmöglichkeit, zu wachen, Unmöglichkeit, das Leben, genauer die Aufeinanderfolge des Lebens, zu ertragen. Die Uhren stimmen nicht überein, die innere jagt in einer teuflischen oder dämonischen oder jedenfalls unmenschlichen Art, die äußere geht stockend ihren gewöhnlichen Gang.« Das in etwa be- oder umschreibt einen Teil des Kafkaesken, hier von Franz Kafka. Er tat dies selbst in seinem Tagebuch. Es ließe sich auch sehen, wie Jürgen König das tat: »Man findet sich in einen Käfer verwandelt morgens.«

Wer mehr über den Schriftsteller aus dem Prag des frühen 20. Jahrhunderts erfahren möchte – es ist soviel über ihn geschrieben worden, daß bald der Meister aus California nicht mehr hinterhergescannt kommt. Dennoch gibt's immer neues von ihm zu lesen und vor allem neu zu entdecken. So erarbeiten zur Zeit Roland Reuß und Peter Staengle die Kafka-Edition. Man könnte oder sollte seine Bücher lesen, vielleicht immer und immer wieder, so lange, bis man das Kafkaeske verstanden hat und nicht mehr Gefahr laufen muß, für einen dieser Nachplapperer gehalten zu werden, die keine Zeit zum lesen haben und deshalb ihre Wortschätze aus der Webseite Merkbuch für Party-Plaudereien beziehen.

Empfehlen mag ich auch Götz Kohlmann, der mir mehrfach angenehm aufgefallen ist. Er hat seit langer Zeit bereits Kafka im Kopf.

Tütteligkeiten

 

Aus dem Osten und nicht aus dem Fernsehen kämen die Leute, meinte kürzlich ein in Deutschland ansässiger Weltbeobachter, »die mit zweimal zwei Fingern ihre eigene Tütteligkeit apostrophieren«.

Das würde erklären, weshalb es in letzter Zeit verstärkt zu dieser außergewöhnlich temperamentvollen Weise deutschen Körpersprachenausbruchs kommt. Sie sind ja wirklich überall, nicht nur im Fernsehen. (Wohinein sie's, getragen haben könnten. Vielleicht war's am Ende gar die aus der sozialistischen Ecke argumentierende TV-Gesprächsrundenteilnehmerin, die zu dieser Zeit den Magenta-Oberen privat begleitete? Andererseits fiel die meist eher durch, auch bewegungstechnisch, bürgerliche Dezenz auf.) Stieg ich früher irgendwo auf der Welt aus der Bahn, dem Flugzeug, dem Auto – der Igel Schwabe war unüberhörbar schon da. Aber er scheint, zumindest in den deutschsprachigen Gebieten, verdrängt worden zu sein vom Menschen aus dem Osten. Wobei man den in der Regel nur erkennt, wenn ihm jenes Idiom aus dem nicht ganz so flinken Munde quillt, das zu Herrn Geheimraths Zeiten in Weimar deutsche Hochsprache war (weshalb er mit seinem Frankfodderisch anfänglich auch solche Verständigungsschwierigkeiten hatte). Die aus der nordöstlicheren Geographie sind für den dialekttechnisch Ungeübten auch schonmal mit Schleswigholsteinern oder den ganzen Randberlinern zu verwechseln. Und ständig fragen sie, den Schwaben darin nicht unähnlich, einen nach den eigenen Wünschen. Nur daß diese Wessies das aus offensichtlich angeborener Hilfsbereitschaft und freundlichem Mitteilungsbedürfnis tun, weshalb man ihnen gar nicht böse sein kann ob ihrer nicht endenwollenden Geschwätzigkeit. Während die von weiter rechts auf der Landkarte mit ihrem nicht ganz so ausgeprägten Redefluß überwiegend ihren Lebensunterhalt bestreiten. Deren geographische und, vor allem, mentale Herkunft wird in der Regel erkennbar an der Antwort auf die Frage, worin denn der Unterschied zwischen dem angebotenen und sicher in jedem Fall außerordentlich leckeren Zigeuner- und dem Paprikaschnitzel läge: »Des eene is (zweimal zwei Finger nach oben) teurer.«


Mir ist es lieber, vom hinzugekommenen Chef unserer Bedienung aus Apolda ans Händchen genommen und zudem körpersprachenreich in dessen Küche entführt zu werden. Er hat seine vom genuesischen Vater in den sechziger Jahren gegründete pizzerische Trattoria in Trochtelfingen (der Bruder lebt in einer holsteinischen Kleinstadt gastronomisch noch von Pizze aus dem nahen, überaus preiswerten Supermarkt) zugunsten der Almhütte aufgegeben, da der Mensch seine schmackhaften, in Kirgisien vorgekauten und in Usebekistan konservierten Kartoffelteigtäschchen nicht mehr goutiert, sondern seinen Globalmagen auf japanische Fischröllchen aus der Volksrepublik China umgestellt hat. Nun betreibt er seine Gipfelküche hart an der Grenze nicht nur zu Österreich und bietet unter anderem gemeinverständliche Küche in gesamtdeutscher Tradition an. Anders sei, erläutert er mir in einem von keinem komödiantisch noch so begabten Kabarettisten nachstellbaren italienischen Schwäbisch (das vom türkischen verdrängt zu werden droht), dabei mit den Schultern seine Ohren einklemmend, die Hände auf Brusthöhe anhebend sowie deren Flächen nach oben drehend, anders könne man in dieser hochgebirgigen Geschmackswüste nicht überleben. Für Gäste wie mich hat er immer einige Feld- und Waldfrüchte als Anschauungsobjekte auf der Anrichte liegen, dazu viele Messer und Beile und Scheren und Zangen, überhaupt seine gesamte aus der Alb mit auf die Alm umgezogene batteria da cucina, die den manufactumorischen Charakter seiner mit den Mitteln der arte culinaria hergestellten Zigeuner- und Paprikasaucen belegen. Er bitte um Verständnis, hierbei gehen die Schultern nach oben, wobei die Hände fast bis zur Kopfhöhe aufragen und sich ebenfalls öffnend ein weites Feld symbolisieren, daß man in Ausnahmefällen auf Eingemachtes zurückgreifen müsse, etwa bei den geschälten Tomaten. Aber die kämen selbstverständlich aus bella Italia. Stellt eine dieser Fünfliterbüchsen auf den Tisch, lächelt warmherzig und fuchtelt liebevoll vor dem Aufdruck Made in Nederlands herum, währenddessen mit dem linken Fuß die Tür des Schrankes zuschiebend, in dem all die anderen eingedosten und -geschweißten Köstlichkeiten lagern. Gestenreich begleitet er mich zurück an den Tisch, wo seine Bedienung aus Apolda (immer noch oder schon wieder) mit staunend nichtssagendem Mund verweilt. Kaum am Tisch angelangt, zaubert er mir, die einer Adoption gleichkommenden Umarmung gestenreich ankündigend, erstmal einen Obstler hin. Ausse Südetirole. Auche bella Italia (ohne zweimal zwei Finger oben tüttelnd).


Bei so einem esse ich hoch oben auf der Alm am Ende gar Thüringer (mit zweimal zwei Finger oben tüttelnd) Bratwurst.

Sehlosigkeit

 

Dreißig, vielleicht gar vierzig Jahre lang habe ich photographiert, am liebsten Menschen, deren Gesichter auch dann ausdrucksvoll waren, wenn sie nichts sagten. Gerne abgelichtet habe ich immer wieder auch Architekturen, an denen ich Besonderheiten meinte gesehen zu haben. Bis mir eines Tages diese allüberall herumirrenden Menschen, die mit ihren enormen Geräten penisgleich vor ihren Bäuchen (Frauen sehe ich viel seltener derart frivol agieren) oder den ständig verdeckten und damit eingeschränkt sehfähigen, von Scheuklappen eingeengten Augen mich derartig bedrängten, daß ich die Flucht ins Innere ergriff, meinte, mich auf den idealen Bildspeicher konzentrieren zu müssen: auf das, was man gemeinhin Erinnerungsvermögen nennt. Es war schlicht zu erschreckend, diese fliegenartigen Re-Aktionen ansehen zu müssen: Sobald sie das entdeckten, was ein paar Meter weiter am Kiosk oder Zeitungsladen zu hunderten in den Verkaufsständern angeboten wurde, rissen sie ihre ungemein teuren, bisweilen kleinwagenteuren Kameras hoch, um das zu tun, was flachländische Urlaubsskiläufer mit ihren eigentlich für Rennläufer gedachten, viel zu langen Brettern tun: im Stemmbogen den Idiotenhügel hinunterrutschen. Und zwar immer und immer wieder denselben. Millionen Fliegen können nicht irren. Sie knipsten und knipsen alles, worauf sich die Art-Genossen bereits gestürzt hatten: das Hamburger oder Münchner Rathaus, den Kölner Dom, die Cathedrale von Chartres, Notre Dame, die Gaudí-Architektur in Barcelona, das große Loch in New York, die Hafentürme in La Rochelle, das Château auf Îf, die Calanques, jede einzelne, bis nach Cassis und wieder zurück, die Brücken in Venedig, die daraufhin noch mehr seufzten. Sie photographierten und photographieren, wie sie sich vorwärts, besser: rückwärts beweg(t)en, immer schön auf dem Trampelpfad bleiben, den ihnen die Touristenbüros oder Kunst- und Kulturagenturen in ihren aufwendig nichtssagenden Prospekten breitgetreten hatten. Bloß keinen Jota abweichen. Nichts sehen (und photographieren), das abweicht von einer Norm, die ausnahmsweise mal nicht bürokratisch verordnet wurde. Eine vergammelte Blume, ein zertretener Zweig hat nicht schön zu sein. Ein überquellender Mülleimer, der Dreck, in dem sie stehen, ist Angelegenheit des Müllabfuhr-Beauftragten. Es ist wie im skandinavischen bis romanischen, im westfranzösischen bis ostrussischen Fernsehen: immer nur die vielen schönen Menschen, die endlos weiten, garantiert unberührten Landschaften. Schiefe Dächer oder verfallene Häuser oder kaputte Menschen nur dann, wenn sie unter apart zu rubrizieren sind.

Milan Kundera schaltet sich dazu ein:

 

»Hinter allen europäischen Glaubensrichtungen, den religiösen wie den politischen, steht das erste Kapitel der Genesis, aus dem hervorgeht, daß die Welt so erschaffen wurde, wie sie sein sollte, daß das Sein gut und es daher richtig sei, daß der Mensch sich mehre. Nennen wir diesen grundlegenden Glauben das kategorische Einverständnis mit dem Sein. Wurde noch vor kurzer Zeit das Wort Scheiße in Büchern durch Pünktchen ersetzt, so geschah das nicht aus moralischen Gründen. Sie wollen doch nicht etwa behaupten, Scheiße sei unmoralisch! Die Mißbilligung der Scheiße ist metaphysischer Natur. Der Moment der Defäkation ist der tägliche Beweis für die Unannehmbarkeit der Schöpfung. Entweder oder: entweder ist die Scheiße annehmbar (dann schließen Sie sich also nicht auf der Toilette ein!) oder aber wir sind als unannehmbare Wesen geschaffen worden.

Daraus geht hervor, daß das ästhetische Ideal des kategorischen Einverständnisses mit dem Sein eine Welt ist, in der die Scheiße verneint wird und alle so tun, als existierte sie nicht.
Dieses ästhetische Ideal heißt Kitsch.«

 

Als ich vor einigen Jahren in eine um zwei Drittel Raum reduzierte Wohnung in einer anderen Stadt in einem anderen Land umzuziehen hatte, gingen im Vorfeld hunderte von Photographien, allesamt erstellt bis zum Zeitpunkt der Abbildungs-Abstinenz und längst in Vergessenheit geraten, samt Negativen sowie Kontaktabzügen in den Müll. Ich benötigte sie nicht mehr, es befand sich ja alles auf der organischen Festplatte. Doch mittlerweile weiß ich: Man soll nie etwas wegwerfen, auch kein mißratenes Bild! Selbst mit einer noch so krummen Photographie ließe sich eventuell noch eine gerade, weil erläuternde Seite bauen, sprich: stünde zumindest ein Bildchen zur Verfügung für diejenigen, deren Konzentration beim Lesen eines Textes spätestens nach der zehnten Zeile erheblich abfällt.

Die Stunden sind nicht mehr zu addieren, die ich mittlerweile damit verbracht habe, in diesem weltweiten, geradezu gigantischen Bildangebot etwas zu finden, das in etwa geeignet wäre, bestimmte Themen anschaulich(er) zu machen, Texte, meinetwegen, zu illustrieren. Alleine drei Tage habe ich beispielsweise benötigt, um die Zersiedelung der Dörfer dargestellt zu finden. Kaum etwas war zu finden. Die Tristesse der Kleinstädte allüberall, produziert in den Amtsstuben, wo wird sie gezeigt? Nirgendwo die (nicht nur gewerblichen) Dreckgürtel, die nahezu jede französische historische Stadt (und welche wäre das nicht?) zumindest des Südens umgeben. Immer nur das Edle und Erhabene, oftmals noch angestrahlt, häufig nachträglich am Computer noch aufgebuntet. Es ist sinnlos. Es gibt allenfalls mal Schräges oder Schrilles, auch durchaus Komisches, vor allem aber all das, was in die Lade subjektiver Schönheit (Tautologie) paßt von dem das photographierende Individuum meint, es müsse unbedingt noch einmal abgelichtet werden. Tausend-, ja millionenfach das Immergleiche. Ohne jeden Zweifel sind Photographien darunter, die zum Wettbewerbssieger geeignet sind. Aber nahezu alle sterben in dieser Schönheit: ästhetisch hochwertig. Doch es ist eine Ästhetik, die so sinnentleert ist wie das Ornament, das als Bedeutungsträger seit ewigen Zeiten seine Funktion verloren hat – und nach dem sich die Menschheit dennoch zu sehnen scheint und es sich deshalb über den Hintern oder auf die zarte Schulter nadeln läßt. Ästhetik ist seit 1750 mit Alexander Gottlieb Baumgarten nicht mehr nur Schönheit. Ästhetik ist die Gesamtheit. Das scheint noch immer nicht angekommen. So entsteht Formalästhetik! Nur noch die Form des Schönen. Neoneoneo-Klassizismus: innen hohl. Doch wie's da drinnen oder auch daneben aussieht, das wird nicht ernsthaft in Betracht gezogen.

Ich photographie also wieder. Wenn ich reise, mag ich mich mit der doch recht voluminösen Digital-Apparatur nicht belasten, die ich mir dann doch irgendwann (gebraucht) gekauft habe, über ein Bildchen produzierendes Telephon will ich nicht verfügen, und meine Minox-Filme entwickelt mir niemand mehr, es sei denn zum Preis einer neuen Kamera. Photographieren, um langwierige Genehmigungsprozeduren zu umgehen, nicht Gefahr zu laufen, mich mit unterbeschäftigten oder von unangenehmen Energien angetriebenen Juristen auseinandersetzen zu müssen (eben weil ich kreative Leistung zu schätzen weiß und deshalb das Urheberrecht achte; ich bin schon bemüht, ausschließlich freigegebene Bilder zu verlinken). Kaum jemand hilft mir dabei, nach Möglichkeit auch das abzulichten, das andere nicht festhalten — oder aber es nicht sehen (wollen) oder für nicht veröffentlichungswürdig halten, weil es häßlich, unästhetisch ist im Sinne: Du hast ja einen Fleck auf der Bluse, igitt. Der neue Mensch fordert seinen Tribut: ästhetische, plastische Chirurgie Schönheit gleich estetica, wie in Italien die Fußpflege genannt wird.

Erinnert das ...?

Einige sprachliche Wendungen haben sich über die Jahre hin ins Deutsche eingeschlichen und dort unverrückbar felsenfest gemacht, die ebenfalls den, mittlerweile teilweise komischen, viel- oder mittlerweile überhaupt nicht mehr diskutierten Anglizismen, auch Denglisch genannt, zuzuordnen sind. Im nördlichen Teil Deutschlands sind sie bereits sehr lange, vor dem dem Aufkommen der Debatte, heimisch, was vermutlich auf den seit Jahrhunderten andauernden regen Handelsaustausch zwischen einer großen internationalen Hafenstadt und Großbritannien zurückzuführen ist, was den Hamburger von Wesen und Habitus überhaupt very british geprägt haben dürfte. Er ist es, dem etwas keinen Sinn ergibt, sondern dem er Sinn macht oder auch nicht: It makes no sense. Über eine weitere Wendung dieser aus der anglischen Grammatik herrührenden Wendung hat es der Anglist, Germanist und Kunsthistoriker Ralph Köhnen bereits vor einiger Zeit, lange vor der erheblichen Auseinandersetzungen um Sinn und/oder Unsinn der feindlichen Übernahme des Deutschen durch das Englische in seinem Kopf unterhaltsam kreiseln lassen:


Erinnert das ...?

Philosophisch fabelt's, daß alles, was dem Geist so vorschwebt, ein Wiedererinnern vorgeburtlich geblickter Ideen ist (Plato), tragödisch gemünzt werden dadurch Schlüsselstellen des Erkennens im Drama heraufbeschworen (Aristoteles): familiäres Wiedererkennen, Happening, Ödipus erinnert sich. Rhetorisch taucht Erinnern in zweierlei Funktion auf. Als admonitio — jemand soll sich an etwas oder einer Sache erinnern, um zur ethischen Umkehr zu gelangen («ich erinnere euch aber, lieben brüder, des evangelii», 1. Kor. 4, 17) — und im Sinne der memoria, des wiederholenden Bewußtseins. Daraus macht Freud eine archäologische Tiefenhermeneutik, Patienten mit der Nase oder dem Genital auf Erinnerungen im Wunderblock der Seele stoßend, diese Wachsplatte, in die halbleserlich Spuren geprägt sind. Man erinnert sich gründelnd. Man erinnert sich an Alltagstriviales und -quadriviales, es fällt einem eben ein, man erinnert sich jemandes, etwas ist einem gar erinnerlich — nun aber soll es um eine Wendung gehen, die zwar vereinzelt schon im 19. Jahrhundert auftaucht, aber erst in den letzten Jahren so richtig an Tempo gewonnen hat: erinnern ohne persönlichen Akkusativ: eine Sache, einen Inhalt, kurzum: etwas erinnern.

Der direkte Zugriff, den die englische Sprache mit dem häufigen Gebrauch des Akkusativ nach Verben des öfteren beweist, dort nicht ohne trockenen Charme von Oxford und Cambridge, wird hier zu einer ausgepichten Lehnwendung (von «to remember sth.»), zum bald institutionalisierten Anglizismus. Verknappung angedeutet, Präzision suggeriert, kein Zaudern zugelassen, man spart 6 (in Worten: sechs) Buchstaben im Vergleich zum Dativ mich an oder dem Genitiv dessen, seiner oder ihrer, abgesehen vom Inhalt, der eben zupackenden Wesens ist, den Sprecher als vom Schlage eines ausgebufften Managers darbietet — solche Atmosphäre verbreitet ich erinnere etwas. Und wird damit zu einem Chamäleon der Gegenwartssprache: dem Frühstücksdirektorendeutsch, das mit dem «Ja gut, ...» verschwitzt interviewter Fußballprofis beginnt, einer phatischen Phrase zum (gedanklichen) Luftholen, die ineins alles dementiert und kommentiert, und etwa endet bei «ausgelasteten Kapazitäten, die durch nichts mehr zu überbieten sind» [sic]. Darf in solcher Gegenwart die Kunst womöglich noch heiter sein und abgehetzten Yuppies nette Zerstreuung bieten, müssen demgegenüber die Strömungsverhältnisse der Alltagssprache reibungslos funktionieren.

Man freut sich schon, in der Ära postmodernen Wissens (mit geringsten Halbwertzeiten von Erinnerungen) überhaupt auf gelegentliche Erinnerungen zu stoßen, und sei es mit Akkusativ. Und doch wird die Alzheimerisierung von ausgewachsenen ehemaligen Bundeskanzlern nicht verhindert, die — Blackout! tschulligung! — nicht mehr so genau erinnern, wer welcher Partei wann was gespendet hat; ebenso verkürzt sich die Halbwertzeit der Informationen im Medientaumel zwischen Jugoslawien, Rostock überall, Lottozahlen und Steffi Graf. Etwas erinnern tröstet über so manchen Gedächtnisausfall hinweg, ist eine Allmachtsphantasie, die aber den Sprecher und den Zuhörer darüber täuscht.

Anglisierte Wissenschaftssprache der 70er Jahre macht's möglich, vom brainstorming, es hirnstürmt so frei flottierend und doch so gruppendynamisch ertragreich, über workshop, Kunst ist machbar, bis zu kaum zählbaren Lehnwendungen, die mehr oder weniger Sinn machen (make sense) und allesamt Verkünder mächtiger Aktionen von toughen trendies der Gegenwärtigstsprache sind. Meditativ-melancholisch nimmt sich dagegen noch das Unterfangen Prousts aus, der sich an die verlorene Zeit erinnern will, dessen Helden beim Eintauchen eines Madeleine-Kekses in Lindenblütentee eine Kindheitsszene aufleuchtet, die das Epiphanische, Gesichthafte, Unfreiwillige einer Entdeckungsfahrt hat. Nichts wird da erinnert, sondern etwas taucht auf, wird offenbar, in einem Vorgang, der selbst so beeindruckend ist wie das, an was sich da erinnert wird.

Nein, keine Oberlehrerklage gegen Sprachverfall, auch nichts gegen die Durchlässigkeit einer Sprache gegenüber einer anderen und umgekehrt, diesen interessantesten Vorgang von produktiver Deformation. Aber ein kleines Plädoyer für das Umständliche, das Umwegige der Präposition: zu retten ist hier nicht nur der Genitiv des Sich-einer-Sache-Erinnerns, sondern auch der Dativ des reflexivischen «sich an etwas erinnern», die sich imprägnieren gegen die ökonomisierenden Übergriffe des Akkusativ-Objekts. Sonst wird's am Ende noch persönlich, mit einer hinterhältigen Art des Andenkens: man erinnert jemanden ...

Ralph Köhnen

 

Laubacher Feuilleton 4.1992, S. 1 (mit freundlicher Genehmigung)

 

Die fünf Jahre (1992 bis 1996), zwanzig Ausgaben lang erscheinende Vierteljahreszeitung Laubacher Feuilleton thematisierte Sprache in nahezu jeder Ausgabe.

Ich denke, daß ...

Eine weitere Wendung, die aus dem Deutschen nicht mehr wegzudenken ist und ebenfalls insofern unter Anglizismus zu verbuchen ist, als sie aus der englischen Grammatik abgeleitet ist, hat der Historiker und Soziologe Manfred Jander abgehandelt:


Ich denke, daß ...

Ich habe gedacht: Wahrscheinlich kennen sie das auch: ein Wort, eine Redewendung, eine Melodie ergreift Besitz; der Kopf, das Gehirn, alle Sinne lauern nur darauf, dasselbe Wort, dieselbe Melodie, dieselbe Redewendung von anderen zu hören. Sie kennen das.

Seit langem schon bin ich besessen von der Redewendung «ich denke, daß ...». Offensichtlich ist allen Menschen das Glauben, Meinen, Fühlen abhanden gekommen. Niemand mehr hat eine Ansicht, Einfälle gibt es nicht. Bereits für eine winzige Ahnung wäre ich dankbar. Doch es muß partout das Denken sein.

Nicht, daß ich gegen das Denken etwas einzuwenden hätte — aber doch nicht «ich denke, daß ...», auch nicht «ich denke ...», ohne daß. Es geht zwar, weil die Sprache sich nicht wehren kann; aber es ist falsch. Während des Denkens ist das daß noch nicht zu haben, und hat man das daß, denkt man es nicht mehr, sondern hat einen Gedanken zu Ende gedacht.

Warum also gebraucht alle Welt diese grammatikalisch wie logisch falsche Redewendung? Unser Kohlenpott-Germanist-Anglist tippt auf einen weiteren Anglizismus. Tatsächlich finde ich in meinem alten Hornby/Gatenby/Wakefield, The Advanced Learner`s Dictionary of Current English (first published 1948), unter dem Stichwort ‹think›: «5. I (think) I`ll go for a swim.» Aber reicht dieser Fund zur Erklärung? Der Kollege aus dem Ruhrgebiet legt nach, behauptet (mit Vorbehalt), der Englisch sprechende Mensch früherer Zeiten habe sogar gesagt: «me thinks». Mein Wörterbuch weiß davon nichts. Ein USA-kundiger Freund allerdings erinnert sich, diese Wendung in trostlosen US-amerikanischen Armenvierteln gehört zu haben; Gedankenblitz: Armut! Klar, die Leute haben andere Gedanken als die über Grammatik und Logik des Denkens — «me thinks». Aber Redakteure, Talkshow-Akteure, Vernissagen-Besucher und, vor allem, Politiker mögen alles mögliche sein, arm sind sie nicht.

Vielleicht also ist diese Floskel doch nicht mehr als ein Euphemismus, das (unbewußte) Bemühen, ein vermeintlich banales Ahnen oder Meinen oder Glauben zu überhöhen. Kant: «Ohne Sinnlichkeit würde uns kein Gegenstand gegeben, und ohne Verstand keiner gedacht werden. Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind. [...] Der Verstand mag nichts anzuschauen, und die Sinne nichts zu denken. Nur daraus, daß sie sich vereinigen, kann Erkenntnis entspringen.»

«Ich denke, daß ...» ist demnach die sprachliche Unform einer suggerierten neuen Nachdenklichkeit; eine Gegenbewegung zu dem ‹Aus-dem-Bauch-Sprechen›, auch so ein Stand-Punkt der letzten Jahre, als man und frau nicht die Stirnen krausten, sondern allenfalls den Bauch in Falten legten?

Der US-amerikanische Linguist Benjamin Lee Whorf (1897 – 1941) kennzeichnet die Einstellung des «gesunden Menschenverstandes» bzw. — wie er selber schreibt — der «natürlichen Logik» zur Grammatik am Beispiel eines deutschen Grammatikers, der sein Leben dem Studium des Dativs gewidmet hatte und dem mit Spott und Verachtung, bestenfalls mit Ironie oder Unverständnis begegnet worden sei. «Vom Standpunkt der natürlichen Logik», so Whorf weiter, «sind der Dativ und die Grammatik überhaupt sehr unbedeutende Dinge. Von den alten Arabern wird uns berichtet, daß sie eine ganz andere Haltung einnahmen: Zwei Prinzen, erzählt uns die Geschichte, stritten sich um die Ehre, die Schuhe des gelehrtesten Grammatikers des Reiches anlegen zu dürfen; worauf ihr Vater, der Kalif, bemerkt haben soll, es sei der Ruhm seines Landes, daß man große Grammatiker sogar höher als Könige ehre.»

Ich denke, daß ich jetzt fertig bin.

 

Manfred Jander († 2003), Laubacher Feuilleton 3.1992, S. 1 (mit freundlicher Genehmigung).

 

Die fünf Jahre (1992 bis 1996), zwanzig Ausgaben lang erscheinende Vierteljahreszeitung Laubacher Feuilleton thematisierte Sprache in nahezu jeder Ausgabe.

Der Autor

 

Der Autor ist ein in den vierziger Jahren geborener Franzose, der in den sechziger Jahren nach Deutschland vertrieben wurde und dort jahrzehntelang freiwillig blieb, weil er in einem Verlag für akademische Lesekonventionen sein Unwesen treiben durfte. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand kehrte er 2010 reumütig (oder auch, weil ihm nichts anderes übrig blieb) nachhause zurück und rächt sich nun , indem er sich weigert, weiterhin Sekundärliteratur zu verfassen. Nach zwei Erzählungen hatte sein angestrebtes revolutionäres Abweichlertum sich fortgesetzt mit der hier eingestellten Romanze Die bunte Blume (La fleur bariolée) – Eine sentimentale Reise, es folgten Erzählungen, Essais und Feuilletons, zuletzt Elias, Ainniki und Hanneke.

 

Impressum

Texte: Verlag: BookRix GmbH & Co,. KG Sonnenstraße 23, 80331 München. © Thierry Portulac
Tag der Veröffentlichung: 20.12.2016

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