Cover

Alles Zufall?

Hier bin ich also. Ich bin da. Ich bin, das heißt ich existiere. Ich bin Realität. Das wirft natürlich Fragen auf: Wie bin ich? Wohin gehe ich? Woher komme ich? Was ist ein ICH? Warum bin ich?

Wie bin ich?

Von außen betrachtet bin ich eine Zusammenballung von Atomen, die sich zu Molekülen verbunden haben und in irgendwelchen biochemischen Reaktionen miteinander interagieren. Das klingt kompliziert, und das ist es auch. So richtig und bis ins letzte Detail hat das noch keiner verstanden. Jedenfalls habe ich eine bestimmte äußere Gestalt und ein Gewicht. Beides könnte man vermessen und dabei feststellen, dass sich sowohl meine Gestalt, als auch mein Gewicht mit der Zeit verändern. Schuld daran ist, dass an einer Öffnung etwas reingestopft wird, das meine ganzen biochemischen Reaktionen am Laufen hält, und das dann irgendwie wieder raus kommt. Solange das alles funktioniert, bin ich. Ich lebe.

Wohin gehe ich?

Alles hat ein Ende, heißt es immer wieder und das zeigt auch die tägliche Erfahrung. Angeblich hören selbst Sterne und sogar unser Universum eines Tages auf. Auch bei mir wird es wohl so sein. Wenn die biochemischen Reaktionen aufhören und meine Gestalt sich auflöst, dann bin ich nicht mehr. Dann bin ich tot.

Woher komme ich?

Hmmm. Das ist schon deutlich schwerer zu beantworten. Also irgendwann, als es noch nicht einmal die Zeit gab, hat es auf einmal geknallt und dann war plötzlich Materie da und diese Materie ordnete sich dann zu Atomen. Diese Atome haben sich dann irgendwie zusammengeballt und angefangen miteinander zu reagieren. Rein zufällig hat sich da eine gewisse Ordnung etabliert, die Naturgesetze. Aus diesem Wirrwarr von Atomen, die sich zufällig miteinander verbinden und miteinander interagieren sind immer geordnetere Strukturen entstanden. Eine dieser Strukturen bin ich. Ich bin eine zufällige Begegnung einiger Atome.

Was ist ein ICH?

Eigentlich ist das doch eine Teilfrage zu: "Wie bin ich?" Aber mit den zufälligen Atomen allein lässt sich mein ICH eben nicht erklären. ICH ist irgendwie anders und jetzt wird es wirklich kompliziert. Ein ICH kann man nicht so leicht erkennen. Ist ein Atom ein ICH? Nein. Ist ein Stein ein ICH? Nein. Was bedeutet es also, dass ich ein ICH bin?

Ein ICH braucht immer ein Bewusstsein. Bewusstsein hat was mit Wissen zu tun. Wenn etwas weiß, dass es da ist, dann hat es ein Bewusstsein. Das ICH weiß, dass es da ist. Aber das ICH weiß noch mehr. Das ICH weiß, dass es anders als andere ICHs ist. Die anderen ICHs sind deshalb ein DU. Das ICH ist einzigartig. Das ICH macht mich überhaupt erst zur Person.

Das ICH ist unabhängig von Materie. Deswegen ist mein Körper kein ICH, sondern das ICH wohnt sozusagen im Körper, es beseelt ihn, macht ihn zu einem menschlichen Wesen. Das ICH ist der Kern, die Seele, des Menschen.

So, nachdem wir überhaupt erst einmal eine Ahnung davon haben, was ein ICH ist, fangen wir noch einmal von vorne an.

Wie bin ich? (zweiter Versuch)

Irgendwie bin ich zweigeteilt. Zum einen ist da diese zufällige Ansammlung von Materie, Atomen und so weiter, die sich geordnet hat und miteinander und mit anderer Materie reagiert. Dann gibt es da noch das ICH, das zwar irgendwie was mit der Materie zu tun hat, aber gleichzeitig auch unabhängig davon ist. Die Materie und das ICH gehören zusammen. Ich brauche beide, um zu beschreiben, wie ich bin. Das klingt etwas verworren, aber vielleicht klärt sich das ja noch auf.

Wohin gehe ich? (zweiter Versuch)

Wenn eines Tages diese ganzen biochemischen Prozesse aufhören und mein Körper in seine einzelnen Bestandteile zerfällt, dann bin ich tot. Jedenfalls ist mein Körper tot. Ist mein ICH dann auch tot? Hört das ICH auch auf, wenn der Körper aufhört da zu sein, oder lebt das ICH weiter? Wo soll das ICH hingehen, wenn es keinen Körper mehr hat? Der Körper gehört doch zum ICH dazu. Jedenfalls habe ich noch nie davon gehört, dass jemand ein totes ICH gefunden hätte. Also gehe ich erst mal davon aus, dass das ICH irgendwohin geht.

Woher komme ich? (zweiter Versuch)

Also da am Anfang, als es noch keine Zeit gab, da hat es doch geknallt. Die Frage ist aber: Wer hat da eigentlich geknallt? Irgendeiner, der mit der Materie und der Zeit nix zu tun hat, der sozusagen draußen steht, muss sich doch gesagt haben: Jetzt lasse ich es mal richtig krachen, damit da ein Universum entstehen kann. So ganz neu ist die Idee nicht und von mir ist sie auch nicht, denn schon vor mehreren tausend Jahren haben sich die antiken Philosophen um Sokrates sowas ausgedacht. Die haben ja den ganzen Tag nur rumgesessen und nachgedacht. Und da kamen sie dann drauf, dass es einen geben muss, der alles aus dem NICHTS erschaffen hat. Den nannten sie erste Ursache. Gott.

Nach dem Urknall geht es dann los mit der Entwicklung. Die Zeit beginnt zu laufen und das Universum dehnt sich aus. Es gibt Sterne, Planeten und Monde. Alles ordnet sich nach bestimmten Regeln. Die klügsten Köpfe sind seit Jahrtausenden dabei, nach und nach diese Regeln, die Naturgesetze, zu entdecken und zu verstehen. Dabei gab es ganz kluge Köpfe, wie zum Beispiel Einstein mit seiner Relativitätstheorie. Ein paar Jahre später stellt die Wissenschaft dann leider immer fest, dass sie sich geirrt und nur einen Teil des Naturgesetzes erkannt hat, das Eigentliche ist deutlich größer und wie es wirklich aussieht, davon hat keiner eine wirkliche Ahnung. Bei der ganzen Wissenschaft kann einem schon mal die Frage kommen, wer sich denn die ganzen Regeln überhaupt ausgedacht hat und dann dafür sorgt, dass sich alle daran halten. Es ist schon kurios, dass sich alles nach diesen Regeln ordnet, obwohl keiner die Regeln wirklich kennt. Wenn ich in ein Kinderzimmer komme, dann ordnet sich da nichts von selbst, auch wenn ich dafür Regeln gemacht habe und jedes Ding eigentlich seinen Platz hat.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Lektorat: Birgit Doobe
Tag der Veröffentlichung: 26.02.2016
ISBN: 978-3-7396-4760-9

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /