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Und wir warten auf ein Wunder
Doch wir bräuchten noch viel mehr
Unser Heimweg, über Scherben
fällt mir heut Nacht, viel zu schwer



Eisblume-Warten auf ein Wunder




"Es wird Zeit neue Wege zu gehen" ich wiederhole den Satz immer und immer wieder in meinem Kopf. Vor 3 Jahren hatte unsere Lehrerin das zu uns gesagt. Das diese neuen Wege so hart werden würden, dass hat sie natürlich mit keinem einzigen Wort erwähnt. Das diese neuen Wege uns völlig zerstören werden auch nicht. Wieso sollte sie uns auch um sonst Angst machen? Wir hatten alle Angst, unberechtigt. Die der anderen Jedenfalls. Ich, die einzige die kaum Angst gehabt hatte obwohl sie veränderungen hasste, musste eines bessern belehrt werden. Für mich begann mit dem Schulwechsel der reinste Horror und eine Achterbahn der Gefühle. Vom Gefühl von jedem gehasst zu werden bis zu dem Gedanken, mich getäuscht zu haben war alles dabei und irgendwann ist der Akku leer. Irgendwann kannst du ihn nicht mehr aufladen.
Ich bin Carolina Hale und das ist meine Geschichte:
Voller Zuversicht, die Wende in meinem Leben sein gekommen stand ich da, ein Name nach dem anderen wurde aufgerufen.
"Dann kommen wir jetzt zur 5d" ertönte die Stimme, nachdem sie mit der c fertig gewesen waren hatte ich gewusst, dass ich in die d kommen würde. Es gab nämlich nur 4 Klassen in unserem Jahrgang.
"Hale, Carolina!" Ich stand auf und lief mit großen Schritten nach vorne, dort stellte ich mich zu den anderen die schon in meiner neuen Klasse waren. Nachdem alle aufgerufen worden waren führte uns unsere neue Klassenlehrerin in unser neues Klassenzimmer. Mein erste Gedanke war nur 'Was ist das?' Hier drin sollten wir also lernen? Überall an den Wänden waren eklige braune Flecke, die Wände waren grau und kalt außerdem waren die Fenster in richtung Norden gerichtet, so dass die Sonne niemals diesen Raum erhellen würde.
"Hey Caro, setzen wir uns neben einander?" ich drehte mich um und sah in das Gesicht eines Mädchens mit langen brauen Haaren. Ich musste einen Moment überlegen wer das war, manchmal war ich ziemlich vergesslich. Marla. Das Mädchen war Marla, ich hatte sie auf dem Info-Abend kennen gelernt und mich super mit ihr verstanden.
"Na klar!" antwortete ich und wir setzten uns...
Leider erzälte irgendwer aus meiner alten Klasse herum, dass ich keine besonder starken Nerven hätte, womit diese Person ja auch absolut recht hatte, trotzdem fand ich es wirklich mies.
In den nächsten Wochen wurde ich deswegen oft geärgert, natürlich, die wollten prüfen ob es stimmte. Oh nein, ich würde mir meine 2. Chance nicht futsch machen lassen, ich blieb stark und grinste einfach nur wenn sie blöde Scherze über mich machten.
Doch es kam wie es kommen musste, als ich Kurz vor Ende des 1. Halbjahres heimkam stand weinend meine Mutter vor mir, ich fragte sie was los war und sie schwieg.
"Lana ist verschwunden" brachte sie letzendlich zwischen den ganzen Schluchzern heraus. Ich fühlte mich wie im falschen Film, panisch rannte ich die Treppe nach oben und schloss mich in mein Zimmer ein. Weinend lies ich mich auf mein Bett fallen und begann hemmungslos zu schluchzen, das durfte nicht war sein, dass konnte einfach nicht wahr sein. Ich weinte den rest des Tages und schlief erst am frühen Morgen ein. Natürlich verfolgte mich diese ganze Sache auch in meine Träume. Ich stand auf der Wiese zwischen unserem Ort und dem Nachbar Ort und rief immer und immer wieder den Namen meiner großen Schwester. Ich kämpfte mich durch das Gebüsch dass die Straße säumte. Erfolglos.
Das Piepen meines Weckers erlöste mich. Ich fühlte mich als hätte ich auf einer Steinplate geschlafen und konnte mich nur mit Mühe ddazu bringen aufzustehen und mich in richtung Bad zu bewegen. Hunger hatte ich keinen. Immer wieder spürte ich den Sorgfollen Blick meiner Mutter auf mir ruhen. Jetzt blieben nur noch wir zwei, mein Vater war abgehauen als ich noch ganz klein war, Lana war damals gerade erst 4 gewesen und ich nur ein paar Monate alt.
Schweigend nahm ich meine Tasche und verlies das Haus, weinen konnte ich nicht mehr, mir fehlten einfach die Tränen.
Den ganzen Tag saß ich regungslos da. Mit Marla war ich da auch schon nicht mehr befreundet, nach ein paar Wochen war sie ziemlich komisch geworden und unsere Lehrerin hatte eine neue Sitzordnung gemacht [nicht wegen Marla]. Jetzt saß ich neben einem Mädchen Namens Kim. Mit ihr hatte ich einiges gemeinsam, wir hatten in etwa den selben Geschmack.
Auf den Unterricht konzentrieren konnte ich mich nicht, ich saß einfach nur da und starrte aus dem Fenster. So verging der rest der Woche. Ich weinte kaum, nur hin und wieder lief eine einzelne Träne über meine Wangen. Vor allem wenn ich die anderen Diskutieren hörte, natürlich wusste die ganze Schule dass meine Schwester verschwunden war, es hatte in allen möglichen Zeitungen gestanden, dass es meine Schwester war wusste allerdings niemand.
Erst am Montag nach dem ereignis weinte ich. Ich hörte das lachen der anderen, sie freuten sich. Es schneite. Für sie bedeutete das Spaß, für mich bedeutete es, dass die Wahrscheinlichkeit Lana noch zu finden immer mehr sank. Mit jeder Schneeflocke die auf den Boden herab viel verschwand meine Hoffnung ein bisschen mehr.
Es blieb auch über Weihnachten und kalt und von Lana fehlte nach wie vor jede Spur, dieses Jahr feierten wir nicht. Keine von uns beiden hatte Lust dazu, deswegen zog ich mich schon früh in mein Zimmer zurück und lag mit offenen Augen da. Ich wartete, wartete darauf dass irgendetwas passierte. Doch die Tage kamen und gingen. Das Jahr war vorbei, das neue begann und erst im Januar wurde die Leiche meiner Schwester gefunden.
Ich spürte immer öfters die sorgfollen Blicke meiner Klassenkameraden auf mir. Sie verstanden es nicht. Als sie nur verschwunden war, da hatte sich keienr sorgen um mich gemacht, jetzt erst als sie offiziell tot war. Für mich war das mehr erlösung, jetzt hatte ich die Gewissheit. Die Angespanntheit viel von mir. Trotzdem weinte ich oft, vor allem wenn es schneite oder wenn Leute Weihnachtslieder sangen. Darauf reagierte ich oft gereizt und weil ich auch nach Monaten oft aussetzer hatte in denen ich wütend oder traurig wurde, machten sie sich wieder über mich lustig. Dieses mal mit Erfolg.
Immer öfters verschwand ich in die Welt meiner Träume, dort gab es niemanden, den ich kannte. Darin gab es keine Lana, denn der Gedanke an Lana brachte Schmerz und in dieser Welt gab es keine Schmerzen, da gab es nur Freude.
So verging 1 Jahr. Anfang Februar gingen wir ins Landschulheim, Skifahren. Ich liebte es Ski zu fahren, mit meiner Cousine ging ich jedes Jahr in den Skiurlaub, deswegen war ich auch ziemlich gut. Die ersten beiden Tage waren auch wirklich super, am 3. war ich Krank und als ich am 4. zu meinen Freundinnen ins Zimmer wollte weil dort auch Kim war, schmiss Marla mich raus. Da wir in einer Pension waren hatte jedes Zimmer sein eigenes Bad, ich setzte mich auf den Bodne im Bad unseres Zimmers und weinte. Die hatten recht, ich war wirklich eine Heulsuse.
Nach dieser einen Woche war nichts mehr wie zu vor, ich stritt mich ständig mit Kim, sie war wirklich ätzend geworden. Außerdem begannen meine Klassenkamerand mit ihren 'Atacken' auf mich. Es begann damit, dass sie mir im Unterricht immer Papierkugeln an den Kopf warfen, einmal schütette ein Junge aus meiner Klasse mir sogar meine Wasserflasche über den Kopf. Ausgerechnet an diesem Tag hatte ich mal ein weißes Oberteil an. Später begannen sie dann auch meine Schulsachen zu bekritzeln und vor Mittwoch hatte ich sogar richtig Angst. In der 3. und 4. Stunde hatten wir da nämlich BK. Das einzige Talent das ich besaß war Zeichnen. Das wussten die anderen ganz genau, so dass sie begannen meine Bilder zu verunstallten. Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Ständig hatte ich Bauchschmerzen, es ging mir einfach nur noch so richtig dreckig. Abends konnte ich nicht mehr einschlafen weil ich Angst hatte, die Nacht könnte zu schnell enden. Da half es noch nicht mal mehr in meine Welt zu flüchten. Nichts mehr half.
Ich fühlte mich so richtig Scheiße, innerhalb von 2 Jahren war meine gesamte kleine Heile Welt zerbrochen. Ich hatte keine Träume mehr.
Immer öfters wünschte ich mir einfach nur zu sterben, dann musste ich wieder an meine Mutter denken und lies es lieber bleiben.
Ich verschloss mich total und lies die Tage, Wochen, Monate einfach so an mir vorbei ziehen, immer mit dem Gedanken, nach der Schule würde es weiter gehen. Es musste weiter gehen.


Liebe/r Leser/in,
dies ist eine FAST frei erfundene Geschichte, hin und wieder habe ich ein paar Erzählungen einer bekannten einfliesen lassen, die mir dabei geholfen hat das hier zu schreiben.
Ich habe diese Geschichte geschrieben, weil ich finde, dass die die dieses Gefühl nicht kennen es vielleicht verstehen sollten. Und die, die andere so verletzen vielleicht mal darüber nachdenken sollten, was sie den anderen damit antun. Und das ihr vielleicht vesteht, dass es einfach Leute gibt die nach dem Tot einer geliebten Person sehr sehr lange brauchen um das ganze hinter sich zu lassen.

Alice

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 03.03.2012

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