Inhaltsverzeichnis
1. Was bisher geschah
2. Ankunft im neuen Heim
3. Mein neues Rudel
4. Erziehung
5. Ronja Räubertochter
Was bisher geschah:
Nach einem denkbar schlechten Start ins Leben lernte Poppey im Tierheim den alten Kater Sir kennen. Von ihm wurde er eingeführt in die Magie der Katzen, mit deren Hilfe sie Menschen bezaubern und an sich binden. Poppey lernte seine Lektionen gut und fand, obwohl krank und zerzaust, die Frau, die zu verzaubern sich lohnte. Das Tierheim war nun Vergangenheit, er zog um in ein neues Zuhause.
Ankunft im neuen Heim
Das Auto stoppte vor einem großen Haus. Die Menschenwelpen und meine Frau stiegen aus. Ich wurde ins Haus getragen. Und bekam erst einmal einen Riesenschreck. Hier roch es nach Hund und Katze. Viel Katze und etwas Hund. War ich reingelegt worden? Nur ein anderes Tierheim?
Sicherheitshalber nieste ich protestierend. Dann machte ich mich auf zu einer Inspektion. Und war beruhigt. Kein Tierheim. Keine Käfige. Ein Tierhotel schien es zu sein. Das Haus hatte viele Zimmer und überall traf ich auf Bewohner.
Der erste, den ich kennenlernte, war ein Hund, ein Bastard wie ich, Terriermix. Er begrüßte mich stürmisch, aber leider nach Hundeart, wollte unbedingt an meinem Hinterteil schnüffeln. Ich erwog, ihm eins überzuziehen, aber dann beschloss ich, ihn erst einmal zu ignorieren.
Mein neues Rudel
Nach und nach lernte ich dann auch meine Artgenossen kennen. Da war „die Alte“, eine stolze Einzelgängerin, unberechenbar. Sie hatte schon fast alle ihre Leben verbraucht, aber sie war immer noch die Chefin im Haus. Sogar die Frau und ihre Welpen hatten großen Respekt vor ihr.
Dann "Mac Cavity". Ein ungestümer, frecher Kater. Sehr von sich überzeugt. Und ein Kämpfer.Trotz seiner Jugend trug er schon Narben im Gesicht. „Timon“, schwarz und ein echter Jäger. Ein Rattenfänger, immer auf der Suche nach Beute. „DJ.Bigfoot“, prächtiges Katerexemplar mit wunderbarem Fell, in seine Schönheit verliebt. Ein Katzendandy.
Und „Ronja Räubertochter“, eine zierliche, elegante Katzenlady. Als ich sie sah, verfluchte ich den Tag, an dem man mir meine Kronjuwelen raubte! Es war Liebe auf den ersten Blick.
Der Hund hieß Fips, liebenswertes Kerlchen. Es schien mir, als sei eine Katzenseele aus Versehen in einen Hundekörper geraten. Mit Fips gab es nie ein Problem. Jede Katze konnte ihn spielend um die Pfote wickeln.
Erziehung
Was meine Artgenossen anging, waren die ersten Tage anstrengend. Das Katzenrudel wollte mich einordnen in die Hierarchie. Und oben sollte ich dabei nicht stehen. Es blieb mir nichts anderes übrig, als mir jede Katze vorzuknöpfen und die Lage zu klären. Ich hielt eine Rede (ohja, geschätzter Leser, ich kann reden. Mit vielen beeindruckenden Tönen und vor allem: sehr laut!
), denn Kämpfen ist nicht mein Ding:
„ Damit eins klar ist, ich bin eine magische Katze. Von meinem Lehrer Sir habe ich alles über Katzenmagie gelernt, was es zu wissen gibt. Ihr könnt weiter versuchen, eure dummen Revierkämpfchen mit mir zu machen. Erfolg werdet ihr keinen haben. Also, warum wollt ihr euer Gesicht verlieren? Erkennt mich einfach als das an, was ich bin. Poppey ein besonderer, unantastbarer Kater. Ich habe beschlossen, hier eine Sonderstellung einzunehmen und ihr werdet mir dabei nicht in die Quere kommen. Ihr habt keine Chance. Also benehmt euch mir gegenüber und ihr werdet kein Problem haben.“
Diese Rede, zu der ich mir meine Artgenossen einzeln in eine Kellerecke holte, wirkte. Naja, fast. Mac Cavity musste natürlich über meine Grenzen gehen. Er tat es nur einmal. Meine Zähne und Krallen sind furchterregend und auch wenn ich es nicht gern tue, ich weiß diese Waffen einzusetzen. Mac Cavity lernte das auf die harte Tour.
Die Frau hatte einer meiner Ansprachen mitgehört. Als sie mich laut reden hörte, dachte sie, ich sei in Schwierigkeiten und wollte mir zur Hilfe eilen. Ihren Gesichtausdruck, als sie mich vor einem tiefbeeindruckten Timon sitzen sah, werde ich nie vergessen!
Die Menschen im Haus musste ich übrigens nicht mehr erziehen. Das waren sie von Katzengenerationen vor mir schon. Perfekt.
Ronja Räubertochter
Zu Ronja baute ich eine enge Beziehung auf. Meine Rede hatte auch sie beeindruckt und es gefiel ihr, dass ich sie zu meiner besonderen Freundin erkor. Leider konnte ich ihr nicht geben, was sie sich sehnlichst wünschte: Nachwuchs. Also musste ich ertragen, dass ein wilder Kater sie deckte.
Sie war rücksichtsvoll, verschwand für einige Tage, Das Werben und Maunzen hören zu müssen, blieb mir erspart. Trotzdem, es war hart. Als sie zurückkam, erschöpft aber glücklich, trug ich ihr ein kleines Liedchen vor, das ich extra für sie erdacht hatte:
Zerzaust das Fell,
bedeckt mit Walderde und Wiesenduft.
So kehrst Du heim.
Folgtest vor Tagen
dem Minnegesang der Kater.
Wer hat Dich erobern dürfen?
Sie dankte mir mit zärtlicher Fellpflege. Schnurrend und niesend (das blieb mir leider, geschätzter Leser. Welche Gefühlsregung ich auch habe, sie verursacht erstmal einen heftigen Niesanfall
) genoss ich ihre Zuneigung.
"Meine Schöne", flüsterte ich in ihr Ohr, "ich werde immer für Dich und Deine Kleinen da sein."
"Ich weiß", schnurrte sie dankbar. Dann rollte sie sich zusammen und fiel in tiefen Schlaf.
Damals ahnten wir beide nicht, wie notwendig die Einlösung meines Versprechens einmal sein würde.
Ich genoss einfach nur mein Leben. Mein Status im Haus war gefestigt, ich wurde verwöhnt und geliebt. Es fühlte sich gut an, ein Kater zu sein!
Und jede Nacht, wenn ich mich auf dem Kopfkissen im Bett eines menschlichen Mitbewohners des Hauses zur Ruhe legte, schickte ich meine Gedanken zu Sir in den Katzenhimmel und bedankte mich bei ihm. Wir Felidae verstehen viel von Liebe, aber noch mehr von Magie.
Texte: Text und Bilder: Regina Krause
Tag der Veröffentlichung: 21.05.2010
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