Leiser Tod

Er hatte Zeit. Alle Zeit der Welt. Was bedeuten schon Minuten oder Stunden. Regungslos kauerte er in seinem Versteck. Konzentriert. Sein Opfer würde ihm nicht entgehen. Es hatte keine Chance. Er hörte das Trappeln unter ihm, die Geräusche. Die Abendmahlzeit wurde eingenommen. Das war gut, denn es machte die Beute nur fetter. Und fette Beute war Erfüllung für ihn.
Er schärfte seine Mordinstrumente. Sie funkelten im Mondschein. Er räkelte sich genussvoll.
Und dann tauchte ein Schemen auf. Zitternde Barthaare suchten den Kontakt zur Außenwelt. Schwarze Augen spähten in alle Richtungen. Sie sahen ihn. Aber zu spät.

Der Kater schlug zu.



Eine starke Frau

Nein, diesmal nicht. Sie wird nicht auf die Versuchung eingehen. Das wäre Verrat an ihren Prinzipien. Und Verrat an ihren Vorsätzen. Und dieses Mal wird sie stark bleiben.
Wie oft schon ist sie eingeknickt, hat sich weich klopfen lassen. Hat ihrer Gier nachgegeben. Und es dann bereut. Ist durch die Wohnung gestreift und hat Ausreden für sich gesucht. Williger Geist und schwaches Fleisch. Nein, das wird es nicht mehr geben.
Dieses Mal wird sie siegen. Auch wenn ihr Körper sehnsuchtsvolle Signale ausstrahlt. Sinneszellen ihr wunderbare Erfüllung vorgaukeln.
Entschlossen wirft sie die Tür des Kühlschrankes zu.

Kein Eis vor dem Schlafengehen.

Mann gegen Mann

Laut fluchend versuchte er, seine Hände mit seinem Atem zu erwärmen. Er war so nah am Ziel, jetzt durfte er doch nicht mehr aufgeben. Aber seine klammen Finger wollten ihm den Gehorsam verweigern. Sie waren kraftlos.
Seufzend schaute er auf den kleinen Mann vor ihm. Am Anfang erschien es ihm so leicht, ihn fertig zu machen. Auf das Glücksgefühl danach hatte er sich schon gefreut. Sollte es ihm verwehrt bleiben?
Nein, entschlossen legte er noch einmal Hand an. Und mit zitternden Fingern nahm er das spitze Aststück und drückte es dem Mann mitten ins Gesicht.

Geschafft! Der Schneemann war fertig.

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Texte: c: Regina Krause
Tag der Veröffentlichung: 02.02.2010

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