Cover


(aufgenomen im Prater)

Vorwort



Eine Einladung von Bekannten aus dem Internet. Wienern. Ein Kurztrip sollte es werden. Einmal "Wiener Luft" schnuppern. Es wurde daraus eine große Liebe. Kaum angekommen in Wien, hat mich die Stadt eingefangen. Und läßt mich seither nicht mehr los.
Sie wurde meine Wahlheimat.
Eine Stadt mit einem besonderen Flair. Jungalt. Liebenswert morbide. Manchmal auch zickig. Aber immer mit der Botschaft :"Du bist willkommen."

Ich werde keinen Reiseführer schreiben. Davon gibt es genug. Ich möchte Wien zeigen, wie ich es sehe, seine Kraftorte, seine Ruheoasen. Mitten im hektischen Trubel einer Hauptstadt.

Wien, im Oktober 2008


Kapitel 1
Friedhöfe



"Der Tod, das muss ein Wiener sein ,
nur er trifft den richtigen Ton …"
(Georg Kreisler, Wiener Kabarettist, Komponist, Schriftsteller)

Ein kühler, nebliger Herbsttag. Kein Wetter, um nach draußen zu gehen? In Wien schon. An einem solchen Tag empfehle ich, den Wiener Zentralfriedhof oder den Friedhof St. Marx aufzusuchen. Waldähnliche Anlagen, Orte der Ruhe und Besinnung. Aber auch Orte der Weltgeschichte. Vor allem der Zentralfriedhof. Er ist interkonfessionell, jede Glaubensrichtung hat ihre eigene Abteilung.
Leider wurden während der Reichsprogromnacht 1938 Teile des jüdischen Bereichs zerstört. Auch der 2. Weltkrieg ging nicht spurlos an den Bauwerken des Friedhofs vorbei. Aber man steckte viel Mühe und Arbeit in die Restauration.

Ich lade ein zu einem kleinen Spaziergang.

Zunächst einige Impressionen vom Zentralfriedhof:











Und nun spazieren wir zum Friedhof St. Marx. Wenn mir nach Ruhe ist, ziehe ich ihn dem Zentralfriedhof vor. Denn dieser Friedhof ist eine Art Freilichtmuseum. Begräbnisse finden hier schon lange nicht mehr statt. Da er außerhalb der "Touristenmeilen" liegt, finden kaum Menschen her. Katzen allerdings sehr wohl. ;-)










Kapitel 2
Wasser



"Donau so blau. Durch Tal und Au
wogst ruhig du dahin, Dich grüßt unser Wien."
Franz von Gernerth, österreichischer Komponist, Autor

Wer denkt bei Wien nicht an die "schöne, blaue Donau", im Walzertakt besungen?
Ob man diese Musik nun mag oder nicht, auf jeden Fall hat der Fluß ein Ständchen verdient. Und alle anderen Wasseroasen in und um Wien auch.

Wird es in der Wohnung zu heiß? War der Tag im stickigen Sommerbüro ein einziger Streß? Kein Problem. Auf zum Wasser. Davon gibt es mehr als genug.
Besuchen wir die "Alte Donau".
Ein lang gestreckter See (Fläche: 1,6 km²), der aus dem Grundwasser der Donau gespeist wird. Im 19. Jahrhundert geschaffen zur Donauregulierung, um Hochwasser aufzufangen. Beim letzten Jahrhunderthochwasser, bei dem Teile von Österreich und Deutschland überschwemmt wurden, blieb Wien wegen dieses Auffangsees verschont. Hier sieht man, wie gut es Flüssen tut, wenn sie nicht einbetoniert werden. Und den Anwohnern tut es erst recht gut.
Das Gebiet um die alte Donau ist einer meiner Lieblingsplätze in Wien. Ich liebe Wasser, vor allem, wenn es viel Grün drumherhum hat. Im Sommer verbringen wir viele Stunden hier.
Aber auch Menschen, denen das nasse Element nicht so liegt, kommen auf ihre Kosten. Spaziergänge, Radwanderungen, Cafes............... für jeden ist etwas dabei.



Sollen wir weiterschlendern? Zum Floridsdorfer Wasserpark vielleicht?
Er besteht zu einem Drittel aus Wasser.1929 wurde er angelegt . Hier findet man ein natürliches Winterquartier für Stockenten, Möwen, Blesshühner, Schwäne. Ein Teil der Wasserfläche ist als Brutplatz für Graureiher eingerichtet. Abgestorbene Bäume, aus dem Wasser ragend, teilweise mit Nestern bestückt, bieten ein bizarres Bild.
Der gesamte Park ist eine Oase für die Seele, aber auch eine Fundgrube für Sportler. Kinder sind auf liebevoll eingerichteten Spielplätzen willkommen.





Genug vom Wasser? Bitte noch nicht. Ein Kleinod möchte ich noch zeigen. Wir spazieren jetzt zur Prater Hauptallee. Schlendern unter alten Kastanienbäumen dahin.



Jogger, Reiter, Radfahrer überholen uns. Zuviel los hier? Geduld, gleich biegen wir rechts ab und tauchen ein in ursprünglich anmutendes Gebiet. Hier ist ein kleiner See. Gespeist von Frischwasser. Vogelparadies. Aber auch Paradies für Hunde. Nach langen Spaziergängen in den Praterwiesen dürfen sie hier eine Runde schwimmen.
Ruhen wir uns etwas aus, lassen die Seele baumeln.






Kapitel 3
Botanischer Garten beim Belvedere


Ich will ein Garten sein, an dessen Bronnen
die vielen Träume neue Blumen brächen,
die einen abgesondert und versonnen,
und die geeint in schweigsamen Gesprächen.
Rainer Maria Rilke, österreichischer Dichter

Unser Weg führt uns heute Richtung Südbahnhof. Breite Straßen, viel Verkehr. Sehe ich einen fragenden Blick? "Wo soll denn hier eine Ruheoase sein?"
Nicht verwirren lassen, noch einmal über die Ampel, und da sind wir schon. Das Schloss Belvedere und seine Umgebung. Durchquert man das große Tor, dann ist es wie eine Zeitreise. Gerade noch in einer modernen Großstadt, plötzlich mitten in einer anderen Welt.
Das Schloss schauen wir aber heute nicht an. Wir biegen hier ab und stehen am Eingang zum Botanischen Garten der Uni Wien. Der Eintritt ist frei. Ob Frühling, Sommer oder Herbst, der Besuch lohnt sich. Liebevoll gepflegt und betreut von Studenten liegt hier im Herzen der Stadt ein Juwel für alle, die Natur, Ruhe, Entspannung lieben.







Kapitel 5
Schönbrunner Tiergarten


Sein Blick ist vom Vorrübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass ihn nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe.
Und hinter tausend Stäben keine Welt.

Aus: Der Panther, von Rilke

Keine Sorge, auf den modernisierten Tiergarten in Schönbrunn trifft Rilkes Gedicht zum Glück nicht mehr zu. Er wurde vollständig renoviert - ein schwieriges Unterfangen, da Tierschützer und Denkmalschützer zu einem Konsens finden mußten - und beherbergt jetzt unter anderem das schönste Raubkatzengehege, das ich bisher kennenlernte.
Wir reihen uns ein in den Touristenstrom Richtung "Sissischloss". Das interessiert uns aber nicht. Unser Weg führt durch den sehr schönen Park. Kurz genießen wir den herrlichen Ausblick auf Wien.


Und dann sind wir auch schon da. Etwas versteckt zwischen alten, hohen Bäumen ist der Eingang. Gut, dass wir uns einen ganzen Tag Zeit genommen haben, denn das Areal ist groß. Viele Ruhebänke laden zum Rasten und Betrachten der Tiere ein.
Die Freianlagen sind großzügig und artgerecht. Oft kommt sich der Betrachter vor, als wäre er selber eingesperrt und die Tiere beobachten ihn. ;-)



Hier endet unser Rundgang. Ich hoffe, er hat gefallen.

Wenn Neugier auf diese wunderbare Stadt geweckt wurde, es würde mich sehr freuen.
Eine Fortsetzung der Liebeserklärung ist schon im Kopf. ;-)

Impressum

Texte: Bilder und Texte: Regina Krause
Tag der Veröffentlichung: 08.10.2008

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Diese Bilder und Texte sind allen in Wien gewidmet, die mir die Stadt nahebrachten und mir halfen, mich dort so wohl zu fühlen.

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