Hallo. Ich weiß ja nicht, ob Sie das schon wussten: Heutzutage kann sich jeder Fotograf nennen, der eine Kamera besitzt und auf den Auslöser drücken kann. Allerdings nicht Berufsfotograf. Wäre ja noch schöner :-)
Aber Scherz beiseite. Schaut man sich im Internet Fotos an, merkt man, dass viele Amateurfotografen die Grundregeln der Fotografie noch nicht kennen oder einfach nicht beachten. Da wachsen den Leuten Bäume aus dem Kopf, sind Horizonte schief oder man schneidet ihnen Hände oder Füße ab. Deshalb hier ein paar Tipps, auf die man unbedingt achten sollte.
1. Schiefe Horizonte
Das hat bestimmt jeder schon einmal gesehen: Das Meer "läuft aus", weil der Horizont schief abgebildet ist. Auch Häuser oder andere Bauwerke machen dem schiefen Turm von Pisa alle Ehre. Das ist ein Indiz dafür, das der Fotograf unaufmerksam war, bevor er auf den Auslöser gedrückt hat.
2. Schlechter Standort
Beispiel: Sie fotografieren eine liebe Person in Freien. Später am PC sieht man, dass ihr ein Baum oder Laternenpfahl aus dem Kopf wächst. Diesen Fehler kann man schon korrigieren, wenn vor dem Druck auf den Auslöser darauf geachtet wird. Schließlich braucht man nur einen Schritt zur Seite gehen und das Problem ist gelöst.
3. Amputation
Die meisten Menschen, die wir aufnehmen, sind optisch gesund, haben also Hände und Füße. Dennoch gönnen manche Fotografen diesen Menschen einige Gliedmaßen nicht. Der häufigste Fehler: abgeschnittene Füße. Das geht über den Schuhen los und endet etwa über dem Knie. Das muss nicht sein, oder? Also wenn schon die ganze Person, dann mit Füßen und natürlich auch mit Händen.
4. Unschärfe (falscher Focus, Verwackeln)
Manche Neulinge in der Digitalfotografie machen den Fehler, dass sie den Auslöser in einem "Ruck" betätigen, so, wie es bei der guten alten analogen Knipse der Fall war. Das sollte man vermeiden, weil dieser bei Digitalkameras zwei Funktionen besitzt. Bis zum ersten Druckpunkt wird das Motiv scharf gestellt (fokussiert), dann erst wird ausgelöst. Wenn zu schnell gedrückt wird, hat das Objektiv keine Möglichkeit, das Objekt zu fokussieren. Ergebnis: unscharfes Bild.
Die zweite Möglichkeit wäre eine zu lange Verschlusszeit. Das passiert besonders im Zoombereich, also wenn man das Motiv nah heranholt. Je größer die Brennweite ist, desto geringer muss die Verschlusszeit sein. Eine Regel: Sie sollte immer etwas kürzer sein als der Kehrwert der Brennweite. Beispielsweise ist man immer auf der richtigen Seite, wenn mir bei 50 mm Brennweite 1/50 s, besser 1/60 s angezeigt wird.
Es kommt auch vor, dass der Autofokus beispielsweise bei einer Porträtaufnahme den Hintergrund scharf stellt und nicht die Person. Das passiert öfter bei der Mehrfeldmessung, wo mehrere Sensoren aktiv sind. Wähle ich aber nur den mittleren Sensor im Menü (so genannte Spotmessung), dann kann so etwas nicht passieren.
6. Falscher Bildschnitt
Damit sind Fehler gemeint, wo das Motiv falsch ausgewählt wurde. Das kann eine abgeschnittene Turmspitze sein, ein Tor, dass nicht vollständig im Bild abgebildet ist oder ein Schiff, dessen Bug fehlt. Ebenso Fahrzeuge bzw. auch Tiere. Natürlich gehört Punkt 3 auch dazu. Also lieber einen Moment länger den richtigen Ausschnitt auswählen als sich hinterher darüber zu ärgern.
7. Langweiliger Bildschnitt
Ein für die Fotografie wichtiger Faktor ist die Bildgestaltung. Von ihr hängt es unter anderem ab, ob ein Bild spannend oder langweilig wirkt. Jeder Fotograf kennt deshalb die Regel des goldenen Schnitts. Sie besagt eigentlich nur, dass Objekte, die in der Bildmitte liegen, nicht besonders interessant wirken. Auch Maler wissen das, und Fotografen gehören eigentlich auch dazu, denn sie „malen“ ja mit Licht.
Wenn man ein Foto waagerecht und senkrecht jeweils in drei Teile zerlegt, erhalten wir in beiden Richtungen zwei Linien. Die Linien und deren vier Schnittpunkte sind maßgebend, weil nämlich dort in etwa unser Hauptmotiv liegen soll. Es liegt also niemals in der Mitte. Hält man sich an diese Regel, macht man nie (selten) etwas falsch. Natürlich soll das kein Dogma sein, denn „Ausnahmen bestätigen die Regel“. Der goldene Schnitt gilt übrigens für alle fotografischen Gebiete, sei es Porträts, Stillleben oder Pflanzen.
8. Fehler bei der Bildbearbeitung
Es kommt öfter vor, als einem lieb ist: Zuhause am heimischen PC stellen wir fest, dass die Kamera nicht nach unseren Wünschen belichtet hat. Das Bild wirkt insgesamt zu dunkel oder auch nur einige Details. Viele Einsteiger machen dann einen entscheidenen Fehler. Sie korrigieren nur, indem sie einfach Helligkeit und Kontrast erhöhen. Das kann dann durchaus zu schlechten Ergebnissen führen, wie das nachfolgende Beispiel zeigt.
Was ist passiert? Im linken Bild wurden die Regler für Helligkeit und Kontrast dermaßen "aufgedreht", dass die Wolken keine Zeichnung mehr besitzen. Die natürlichen Grauwerte bzw. Details sind verschwunden, man sagt auch, sie sind abgesoffen.
Besser ist es, wenn hauptsächlich die so genannte "Tonwertkorrektur" benutzt wird. Dadurch heben wir die Gesamthelligkeit zwar an, aber die Grauwertstrukturen bleiben erhalten. Das Beispiel mit den Wolken ist einer der häufigsten Fehler bei der Landschaftsfotografie.
Fazit
Es gibt sícher noch andere Einsteigerfehler, die man machen kann, aber die genannten sind am häufigsten. Wichtig ist, dass man seine Kamera richtig bedienen kann, und manchmal hilft auch ein Blick in die Bedienungsanleitung. Prägt man sich die oben genannten Punkte ein, ist man auf dem guten Weg, ein besserer Fotograf zu werden.
Der anschließende Bildteil soll noch weitere Tipps und Anregungen geben. Viel Spaß!
Jörg Wernicke, Berlin 2013
Texte: Jörg Wernicke
Bildmaterialien: Jörg Wernicke
Lektorat: Jörg Wernicke
Tag der Veröffentlichung: 05.12.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Allen, die besser fotografieren wollen :-)