Das Fernsehen im Nachkriegsdeutschland ist so alt wie ich. Das war Ende 1951, und die ersten Geräte standen in meiner Heimatstadt Berlin. Etwa ein Jahr später gab es schon 300 Teilnehmer, die einen „Fernseher“ besaßen, und diese Zahl wuchs rasend schnell. Es gab nur eine Fernsehanstalt, die nur wenige Stunden täglich sendete. Aber das ist inzwischen alles Geschichte, leider auch die niveauvollen Sendungen. Heute überwiegt Masse statt Klasse. Und um dieses Thema geht es hier.
Es gab in den 60er Jahren Zeiten in Deutschland, da saß die ganze Familie abends gemütlich vor dem neu erworbenen Fernsehempfänger, einem Edelstück mit echtem hochglanzpolierten Holzgehäuse, schaute sich gemeinsam die Tagesschau und das anschließende Abendprogramm an und freute sich, wenn hin und wieder ein Francis-Durbridge-Krimi gesendet wurde. Die nannte man dann Straßenfeger, weil alle ihn sehen wollten, und deshalb kaum jemand auf den Straßen zu sehen war. So etwas war immer ein besonderes Erlebnis. Schließlich wurde nur abends gesendet und wer tagsüber fernsehen wollte, sah nur ein schlichtes Testbild in Schwarzweiß, das häufig dazu diente, die beste Antennenposition für ein gutes Bild zu finden.
Dann kam 1967 die sensationelle Stunde, als Willy Brandt auf der Internationalen Funkausstellung auf einen überdimensionalen Knopf drückte und damit in Westdeutschland die Ära des Farbfernsehens einleitete. Dank Prof. Dr. Walter Bruch, der das PAL-System entwickelte, was übrigens heute noch aktuell ist, konnte in jedes Wohnzimmer die farbige Realität geholt werden.
Auf einmal sahen die Zuschauer, die sich das leisten konnten, viele Sendungen farbig und wenn man wollte, auch bunt. Denn man konnte ja sogar die Farbsättigung am Gerät nach Gusto aufdrehen, solange bis die Gesichter fast so rot wie Tomaten waren! Der Markt boomte förmlich, und die vielen Gerätehersteller buhlten um die Gunst jedes Kunden.
Auch später noch, wo die ersten Videorecorder und -kameras herauskamen, man nach Herzenslust seine geliebte Sendung aufzeichnen oder gar Kameramann spielen konnte. Inzwischen gab es auch mehr als nur zwei Fernsehanstalten, und das Programm wurde auch tagsüber ausgestrahlt.
Heute ist das alles Schnee von gestern, niemand trauert um die alten Flimmerkisten mit ihren großen Bautiefen. Nur wenige Zuschauer besitzen noch Geräte mit der „guten alten“ Bildröhre. Und wenn, dann meist irgendwo als Zweitgerät. Flache Bildschirme dominieren die Wohnzimmer. Je größer, desto besser. Wer will, kann Filme von seinem PC im ganzen Haus drahtlos zum Fernsehgerät senden, und wenn man möchte, auch eigens zusammen gestellte Diashows oder Musiktitel überall sehen und hören.
Und wer sich sportlich betätigen will, schaltet seine wii-Konsole ein und hüpft fröhlich und locker vor der Glotze herum. Wie dumm man sich dabei auch anstellt oder wie albern es auch aussehen mag, es sieht schließlich kein Mensch. Hochauflösende Bilder, Multimedia, 3-D-Möglichkeit, Internetanbindung und soziale Netze, einfach total genial!
Alles gut und schön, aber wie sieht es heute mit dem Inhalt von Fernsehprogrammen aus? Ich meine die Kultur und dem Niveau der Sendungen. Immerhin hat besonders der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine gesellschaftliche Aufgabe bzw. einen Bildungsauftrag und kassiert dafür monatlich Gebühren bei den Steuerzahlern.
Sie erhalten jedes Jahr über sieben Milliarden Euro – da kann man eigentlich mehr verlangen als das, was zur Zeit geboten wird. Und es geht den Anstalten wirklich gut, wie man an den vielen neuen Sendern und Studios sieht, die seit der Umstellung auf digitale Medien wie Pilze aus dem Boden geschossen sind.
Hat sich dadurch auch das Niveau verbessert oder sollte es inzwischen so sein, dass man in den Chefetagen auch auf die so genannten Einschaltquoten schielt wie bei den Privaten? Ein Schelm, der böses dabei denkt...
Mit der Einführung der Flachbildschirme
haben jetzt auch die Fernsehgeräte
endlich das Programmniveau erreicht.
Karl Werner Dickhöfer
Diese geheimnisvollen Zahlen kommen ziemlich simpel zustande. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg ist mit dieser Datenerhebung beauftragt und sucht unter der Bevölkerung 5640 Haushalte mit etwa 13000 Mitbewohnern aus. Bei denen wird ein kleines Gerät aufgestellt, dass jeden Programmwechsel des Nutzers registriert.
Diese Daten holt sich die GfK des nachts still und leise über eine Datenleitung, sie werden dann auf 33 Millionen Zuschauer hochgerechnet, sodass jeder Programmdirektor pünktlich zum Arbeitsbeginn die neuesten Zahlen auf dem Schreibtisch hat. Sie allein entscheiden über Sieg oder Niederlage von Sendungen.
Ist aber seltsam. Rechnen wir mal kurz nach: 13000/5640 macht etwa 2,3 Personen pro Haushalt. 33 Mio/13000 ergibt 2538 Menschen, die auf eine Quotenperson kommen. So würde also das Fernsehverhalten eines Herrn Schulze gleichbedeutend für 2538 Menschen stehen? Das wäre allerdings ein kleiner Denkfehler, da in jedem Haushalt ja nur ein Fernsehgerät steht, das das Zuschauerverhalten überprüft, egal, wie viele Personen dort wohnen.
Das bedeutet tatsächlich: Wenn Schulze sich Samstagabend „Die super große Supertalentshow“ einschaltet, haben es nach Hochrechnung der GfK gleichzeitig etwa 5850 Bürger angeschaut. Einer für alle, einer für 5850. Klasse, was? Das könnte man als rational denkender Mensch auch „grob über den Daumen gepeilt“ nennen. Der GfK-Chef aber verteidigt vehement seine Zahlen als repräsentativ und verlässlich.
Nun weiß man ja nicht wirklich, nach welchen Kriterien diese Haushalte ausgesucht werden. Immerhin müsste die GfK von 33 Millionen Zuschauern alle wichtigen Daten wie Wohnort (Region), Alter, Geschlecht, Bildung und Einkommen besitzen, um einen repräsentativen Querschnitt zu bilden. Und das klingt ziemlich an den Haaren herbeigezogen... So kann man getrost davon ausgehen, dass diese Fernsehquoten nicht unbedingt das korrekte Zuschauerverhalten widerspiegeln.
Wie sagen wir in Berlin so schön: „Komm se näher, komm se ran, hier werden se jenauso beschissn wie nebenan.“
Nicht die Ein- sondern Ausschaltquoten sind interessant.
Stefan Wittlin
Wie schön, dass es inzwischen Flachbildschirme gibt, die man sich an die Wand montieren kann, und dass HDMI-Anschlüsse in Verbindung mit dem Digitalfernsehen und Blue-Ray-DVDs die Bilder besser aussehen lassen. Leider aber nur selten, denn bisher ist vom angepriesenen hochauflösenden Fernsehen nur recht wenig zu sehen.
Vor dem Start des Digitalfernsehens hatte gerade mal „Eins Festival HD“ über den Satelliten Astra ein Testprogramm gesendet, 24 Stunden täglich. Die Qualität sah wirklich hervorragend aus. Die bittere Pille: Es wurde ein nur etwa 3-minütiger Trailer gesendet, und den rund um die Uhr. Und das über Monate! Wenn man sich das kleine Filmchen ein paar Mal angesehen und sich an der guten Bildqualität erfreut hatte, konnte man getrost umschalten, mehr kam da leider nicht. Als so dumm hätte ich die Programmmacher nicht eingeschätzt (oder doch?). Es gab zu dieser Zeit bestimmt schon einige Naturdokus in HDTV, die man als HD-Test hätte senden können...
Wie sieht es aber heute so in der digitalen Fernsehlandschaft aus? Immerhin werben die bekannten Elektronikmärkte ja wie verrückt für ihre Flachbildschirme mit Full HD und Hastenichgesehen, und die Telekom sowie andere Kabelanbieter wollen ihre Digitalboxen an den Mann bzw. Frau bringen. Von qualitativ hochwertigen Fernsehbildern kann aber leider noch nicht gesprochen werden.
Sicher sind viele Bilder, die direkt „life“ aus dem Studio kommen, schon wesentlich besser in der Auflösung als die damaligen analogen. Aber was sonst gesendet wird, sind ja meist Wiederholungen. Will sagen, unscharfer „Matsch“, der vielleicht noch mit einer guten alten 16-mm-Arriflex-Kamera gedreht wurde. Oder noch schlimmer: Spielfilme aus den 50er oder 60er Jahren. Die sind vielfach auf dem Bildschirm in der Qualität derart schlecht, dass man manchmal denken könnte, man schaut sich einen alten 8-mm-Schmalfilm an.
Der Grund dafür liegt einfach darin, dass solche Filme wie „Die Christel von der Post“, „Der Förster vom Silberwald“ oder andere so genannte Heimatfilme (ich nenne sie im Anschluss einfach „alte Schinken“) natürlich nicht neu digitalisiert und bearbeitet werden, obwohl manches Filmmaterial durchaus dazu geeignet wäre. Da werden Jahr für Jahr immer wieder die alten MAZ-Bänder (MAZ – magnetische Aufzeichnung) abgespielt, simpel digital umgesetzt und gesendet. Was soll da an Qualität noch herauskommen? Antwort: neudeutsch Vintage-Look, auch Kult genannt :-).
Sicher, der Aufwand, alle im Archiv vorhandenen Kinofilme neu zu digitalisieren, wäre immens hoch. Wer sollte das auch bezahlen? Also werden alle alten Schinken, ob Western, Krimis oder Heimatfilme immer wieder in schlechter Qualität gesendet. Ob man die nun mit analoger Technik oder in HDTV sieht, ist dabei ziemlich egal.
Das trifft leider auch für alle alten Dokumentationen oder Reportagen zu, die immer wieder fleißig gesendet werden. Wie sagt ein Sprichwort so schön: „Aus einer Drossel macht man keine Nachtigall“. Wie soll man die in Archiven vorhandene bescheidene Bildqualität auch positiv verändern können! Das geht nur mit einer sehr aufwändigen Technik und erfahrenen Medienleuten. Aus Matsch kann man leider keine Sandburgen bauen.
So bekommt man auch in Zukunft hauptsächlich eine Qualität zu sehen, die sich nicht großartig von der guten alten analogen Flimmerkiste unterscheidet. Das ist die HDTV-Lüge, die ich meine. Was nützt mir ein Fernsehmoderator, bei dem man jedes einzelne Haar erkennen kann, wenn im Anschluss ein Tierfilm gesendet wird, der aus den 70er Jahren stammt und nur in 16 mm Schmalfilm gedreht wurde?
Und was dann besonders negativ auffällt: Je größer das Bildformat ist, desto sichtbarer offenbart sich damit auch die schlechte Qualität (Bildauflösung) dieser alten Filme. Ein Peter Ustinov, der als durchgeknallter Kaiser Nero sein Rom abbrennen lässt, wird durch das Digitalfernsehen leider nicht besser aussehen. Das ist die traurige Tatsache.
Ich hatte mal ein ganzes Jahr lang folgendes aus einer Programmzeitschrift ermittelt: So wurden im Jahr 2011 etwa 680 ältere Schinken gezeigt, die zwischen den Jahren 1929 und 1967 gedreht wurden. Manche davon wurden sogar mehrmals aus den regionalen Studios gesendet z.B. „Im schwarzen Rössl“ 1961, „Heidemelodie“ 1956 oder „Schwarzwaldmädel“ 1950, den gleich fünfmal. Das bedeutete im Durchschnitt 1,8 alte Kamellen pro Tag!
So hat das Werben mit der ach so tollen digitalen Technik und deren hervorragende Qualität vorerst nur einen Sinn: Geräte und Verträge zu verkaufen und irgendwann eventuell wieder die Fernsehgebühren zu erhöhen... Oder man schaut zu Hause nur Blue-Ray-DVDs.
Je tragbarer unsere Fernsehgeräte werden,
desto untragbarer unsere Programme.
Markus M. Ronner
Das öffentlich-rechtliche Fernsehprogramm scheint immer mehr für Zuschauer gedacht, die sich nur noch so genannte Doku-Soaps, Talkshows, Koch- bzw. unzählige Tiersendungen oder alte Serien und Spielfilme aus den 50er bzw. 60er Jahren ansehen möchten. Und unzählige andere Wiederholungen sowie ab und zu volkstümliche Musik mit Schlagersternchen aus den 70ern natürlich... Oh je, muss ich mir denn einen alten Sack wie Roberto Blanco zumuten, den ich schon als Jugendlicher nie gemocht habe? „Ein bisschen Spaß muss sein...“ Sicher, aber bitte nicht immer wieder, und schon gar nicht auf meine GEZ-Kosten!
Als kleines Beispiel seien die vielen Zoosendungen der Öffentlich-Rechtlichen genannt, die allesamt nach einem einfachen Strickmuster produziert sind:
Eisbär, Affe & Co.
Seehund, Puma & Co.
Panda, Gorilla & Co.
Giraffe, Erdmännchen & Co.
Nashorn, Zebra & Co. Seehund,
Puma, ? & Co,
Eisbär, Affe & Co.
Elefant, Tiger & Co.
Spürnase, Fährtensau & Co.
Tierische Kumpel
Pinguin, Löwe & Co. und andere
Lustig, oder? Würde nicht vielleicht eine dieser Tiersendungen ausreichen? Wenn es nach den Fernsehmachern ginge, sicher nicht. Denn sie sind einfach und schnell zu produzieren und verschlingen viel weniger Budget wie etwa ein „Tatort“ oder ähnliche Filme. Außerdem sind es wunderbare Programmfüller, und deshalb werden sie auf vielen regionalen Sendern ständig wiederholt. Manchmal sogar zweimal hintereinander. Schlimmer geht’s eigentlich nimmer...
Dann haben wir noch die Auswahl zwischen den so genannten Telenovelas, das sind Serien, die täglich, außer an den Wochenenden, gesendet werden. „Verbotene Liebe“ ist so eine. Sie hat inzwischen die Zahl von fast 4400 Sendungen erreicht, was in etwa bedeutet, dass sie seit fast 17 Jahren läuft. Kompliment an die Drehbuchautoren, die sich immer wieder etwas neues einfallen lassen (müssen). Und „Rote Rosen“ oder „Sturm der Liebe“ laufen ja auch Wochentags auf allen regionalen Sendern, auf ARD sogar zweimal täglich. Ob deshalb die Qualität leidet, vermag ich allerdings nicht zu sagen, da ich noch nicht einmal eine Sendung vollständig gesehen habe. Ich wollte sie der Vollständigkeit halber trotzdem erwähnen.
In letzter Zeit häufen sich auch Soap-Serien über Kreuzfahrten und Reiseberichte aus fernen Ländern. Jetzt ahnen wir vielleicht, wo tatsächlich die Fernsehgebühren bleiben. Fernsehteams wollen auch einmal umsonst reisen und sich die Welt ansehen. Ist ja irgendwie menschlich :-). Da muss dann eben bei anderen Sachen gespart werden, vielleicht bei niveauvollen Sendungen oder Fernsehfilmen. Und gut verdienen wollen sie ja auch alle...
Und das beweist auch, dass die kritischen Meinungen der Zuschauer überhaupt nicht zählen. Wer sich über irgendeine Sendung beschwert, weil sie nach Auffassung des Zuschauers qualitativ schlecht war, erhält in der Regel keine Antwort. Kritik geht den Fernsehmachern an ihren gut bezahlten Ärschen vorbei.
Hier kann man nicht wählen wie bei einer Bundestagswahl, denn das Wort Demokratie ist bei den Fernsehanstalten und auch bei Fernsehräten vollkommen unbekannt! Es ist wie eine kleine Mafiaorganisation, die ihr Eigenleben führt, und Otto-Normalverbraucher steht ratlos da und schaut dumm aus der Wäsche bzw. in seine Glotze. Denn ein Geheimnis wird man nicht so leicht lüften können: Das nach dem Geflecht bzw. der Vernetzung von Sendern, Produktionsfirmen, Filmgesellschaften und Förderanstalten bzw. nach dem Qualitäts- und Selbstverständnis der verantwortlichen Redakteure.
Für einen einzelnen Regisseur, Produzenten oder Autor wäre es durchaus beruflicher Selbstmord, über das Medium Presse einen Fernsehredakteur oder sogar die Öffentlich-Rechtlichen zu kritisieren. Schnell wird man dann in der ganzen Branche als Nestbeschmutzer betrachtet und landet im ewigen Abseits. Deshalb findet man unter den Fernsehmachern nur Menschen, die ihre eigene Arbeit über den grünen Klee hinaus loben, also nie kontrovers reden.
"Der Traum des Fernsehens als eine Volksbildungsanstalt im aufgeklärten Sinn ist längst ausgeträumt."
Roger Willemsen
Fernsehen mit Niveau ist kaum noch angesagt. Gibt es bei den Doku-Soaps überhaupt noch normale Menschen? Wenn man die Typen sieht, die sich da auf RTL und Co. gegenseitig anbrüllen, streiten und Umgangsformen an den Tag legen, die auf dem Level von Halbidioten liegen, fragt man sich schon, ob die Fernsehchefs nicht doch in die Klapsmühle müssten. Hier sieht man auch deutlich, dass es Menschen gibt, die für einen Tausender ihre arme Seele verkaufen und sie der ganzen Fernsehgemeinde offenlegen...
Ein sehr trauriges Beispiel dafür ist zum Beispiel "Berlin - Tag & Nacht" auf RTL II. Die Laienschauspieler sollen wohl interessante und skurrile Typen darstellen, vielleicht sogar repräsentativ für Deutschlands Hauptstadt sein, aber es kommt das ganze Gegenteil dabei heraus. Wir Berliner können durchaus eine große Schnauze haben, das stimmt, aber angesichts dieser Protagonisten wird mir als Urberliner ziemlich schlecht. Die Männer dort sind alle hirnlose Macho-Kraftprotze und die Frauen ziemlich plemplem. Das sind keine rational denkenden Menschen mehr und schon gar keine Berliner.
Ich persönlich habe keine Lust, mir am Bildschirm den „normalen“ Familien- oder Arbeitsalltag von durchgeknallten Teenies oder asozialen gehirnkranken Ehepaaren anzuschauen. Geschweige denn stundenlange Polizeikontrollen auf der Autobahn oder bei einer Streife, Kontrollen beim Zoll bzw. durch das Ordnungsamt oder gar Filme aus den 50er Jahren, die schon hundertmal gesendet wurden. Ich will auch nicht pausenlos sehen, wie Köche in einer Firmenkantine für das Mittagessen ackern oder sich angehende Lehrlinge in Wettbewerben um eine Stelle bemühen! Und wenn Ordnungshüter in ihrem Revier aufräumen, bei „Leute heute“ wieder über Prominente und Sternchen getratscht wird oder Auswanderer Deutschland goodbye sagen, geht bei mir die Klappe runter und ich schalte ab.
Die Argumente vieler Fernsehanstalten, dass die einen oder anderen Sendungen bzw. Spielfilme Kult sind, ist einfach nur eine dumme Ausrede. Fakt ist: Es ist einfach nur billig und kostet kaum Geld. Wer will denn wirklich stets zu Weihnachten immer dasselbe sehen? Romy Schneider als "Sissi" oder "Drei Haselnüsse für Aschenblödel" zum Beispiel. Letzteres wurde 2013 gleich neunmal (!) zu Weihnachten ausgestrahlt. Das können doch nur geistig Beschränkte oder bedauernswerte Patienten sein, die krankheitsbedingt schnell wieder alles vergessen: „Ach wie schön, den Film habe ich schon lange nicht mehr gesehen!“ Na ja, bei Zuschauern mit Alzheimer würde ich das ja noch einsehen, da so traurig es auch sei, tatsächlich stets neu für sie ist.
Wenn es jemand geil findet, ein paar Mal im Jahr Bruce Willis mit „Yippie-ya-yeah Schweinebacke“ zu hören, dann kann man wirklich ausrufen: „armes Deutschland!“ Seltsamerweise werden diese netten Familienfilme wie „Stirb langsam“, „Lethal Weapon“ o.a. von den privaten Sendern häufig zur Weihnachtszeit gesendet. Und was die Privaten können, haben die regionalen Sender auch drauf. Pierre Brice reitet dann wieder stolz wie Oskar als Winnetou durch die Prärie und Old Shatterhand zeigt allen Schurken, wo die Harke hängt. Ein Fest der Liebe eben...
Das Niveau der privaten Sendeanstalten ist leider noch schlechter als bei den Öffentlich-Rechtlichen, wie man sich wohl denken kann. Dort werden zwar kaum Heimatfilme aus den Zeiten, wo Oma im Petticoat die Tanzböden unsicher gemacht hat, gesendet, aber Jahr für Jahr die gleichen Kinofilme. Darauf, und das kann von manchen auch positiv ausgelegt werden, ist unbedingter Verlass! Oftmals so häufig, dass man beim Blick in die Fernsehzeitung fassungslos mit dem Kopf schütteln muss: „Was, schon wieder Dirty Dancing?“ Dumm für alle, die sich vielleicht mal diese DVD kauften oder den Film irgendwann aufgenommen haben.
Was die so genannten Doku-Soaps oder Casting-Shows betrifft, übertreffen sie haushoch die Öffentlich-Rechtlichen in intellektueller Qualität! Ob „Big Brother“, „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ (Dschungelcamp) oder „Germany Next Topmodel“, diese trivialen Sendungen bringen den deutschen Michel tatsächlich immer wieder an die Glotze. Was für ein Phänomen! Schließlich muss man ja im Büro mit den Kollegen mitreden können, und immer nur mit dem Smartphone still in der Ecke sitzen, macht auf die Dauer auch keinen Spaß und vor allen Dingen einsam.
Und jetzt kann man sogar über Mode mitreden. Pro 7 hat "Fashion Hero" kreiert. Gibt es schon seit Jahren in den USA als ""Project Runway" mit Heidi Klum als Moderatorin, welch ein Zufall :-) Und wer ist bei den so genannten Mentoren dabei: Claudia Schiffer, das dumme Blondchen hat eine Chance gefunden. Warum dumm? Sie wurde mal gefragt, was sie sich für 100 DM kaufen würde. Antwort: "Nichts, dafür bekommt man gerade mal ein paar Brötchen." Von einer bekannten Zeitschrift erhielt sie mal den Verblödungsfaktor 20 %, da sie kaum in der Öffentlichkeit zu sehen ist. Nun steigt er wohl auf 100.
Es kommt auch keiner an dieser unnatürlichen Daniela Katzenberger oder an der außerirdischen Protzfamilie Geissen vorbei, ebenso an „DSDS“ (Deutschland sucht den Superstar) nicht, einem Ableger der britischen Sendung „Pop Idol“. Liegt das vielleicht am Juryboss Dieter Bohlen, der die Möchtegern-Sternchen manchmal etwa unsanft behandelt, also auf deutsch in die Pfanne haut? Kleines Beispiel:
"Du hast weniger Töne getroffen, als ein peruanischer Nackthund Haare am Arsch hat." oder "Nee, Stimme zum Niederknien, aber nur, damit man sich nicht auf die Füße kotzt."
So etwas scheint beim Publikum prima anzukommen und spiegelt eigentlich nur das geistige Niveau wider, dass sich inzwischen in Deutschland breit gemacht hat...
Man schreckt tatsächlich nicht davor zurück, auch noch Kinder diesen Wahnsinn mitmachen zu lassen! Es ist einfach unglaublich, welche moralischen Grenzen da übertreten werden. Da wird den Heranwachsenen frühzeitig eingeimpft, dass nur der Erfolg auf der Bühne zählt und es außer Gesangstar oder Topmodel eigentlich keinen vernünftigen Beruf gibt. Und diese dämlichen sensationsgeilen Eltern lassen so etwas auch zu, weil ihnen überhaupt nicht klar ist, was sie in den Köpfen der kleinen Charaktere da anrichten. Hauptsache, die Kasse klingelt möglichst laut.
Den Kindern, denen man diese Flausen in den Kopf gesetzt hat, kann man keinen Vorwurf machen, dass sie dadurch Höhenflüge bekommen, die sie so leicht nicht mehr loswerden.
Dokusoaps aus dem Kreißsaal, Ehebett oder vielleicht Knast-Alltag sind zwar noch nicht im Programm, aber ich bin mir sicher, dass einige Fernsehmacher schon über so etwas nachgedacht haben. Schließlich gibt es ja schon Sendungen, die im Rotlichtmilieu angesiedelt sind.
Und was da so aus dem gelobten Land USA über den großen Teich zu uns rüber flattert , kann man getrost als geistige Massenvernichtungsmittel betrachten. Die vielen lustigen Serien, die wohl alle mitten aus dem Leben gegriffen sind, scheinen eine besondere Anziehungskraft zu besitzen. „Two and a half men“ oder „The Big Ben Theory“ sind da mal als Beispiele genannt. Die Dialoge scheinen wirklich real, denn es vergeht kaum eine Minute, wo keine Lachsalven eingespielt werden. Wie im richtigen Leben halt, da kommt man ja fast nie aus dem Lachen heraus...
„Eine schrecklich nette Familie“ war wohl Vorreiter für diese so genannten Sitcoms, die eigentlich immer so angelegt sind, dass es irgendwelche Trottel oder ein Haufen Missverständnisse gibt, beziehungsweise beides zusammen. Na ja, wer es mag...
Überhaupt scheinen die US-Amerikaner einen seltsamen Humor und auch Nationalstolz zu besitzen. Man glaubt es nicht, wenn man nicht eine Weile die Sendungen auf DMAX beobachtet hat. Abgesehen von durchgeknallten Waffennarren, Autofreaks, die alles umbauen, was fährt oder verblödeten Schwarzbrennern aus Virginia, die ständig unter Strom sind, finden sich fast nur skurrile Typen, die anscheinend allesamt den amerikanischen Lifestyle verkörpern.
Und wer wirklich wissen will, wie bescheuert manche Amerikaner sind, sollte mal in die Sendung "MythBusters - die Wissensjäger" reinschauen. Diese dämlichen und geistesgestörten Typen möchte ich nicht unbedingt als Nachbarn haben, denn unter dem Vorwand, alle physikalischen und biologischen Gesetze zu untersuchen, sprengen sie alles in die Luft, was nicht niet- und nagelfest ist. Diese Versuche grenzen wirklich an optimaler Gehirnlosigkeit. Und was das Interessante daran ist: Zwei Typen sehen auch wirklich so aus, als ob sie kleine Kinder fressen würden.
Fette selbst ernannte Gourmets fressen sich durch alle Fastfood-Restaurants der Welt, um anschließend den Zuschauern zu erklären, dass sie gerade den ultimativen Super-Burger in sich hineingeschoben haben. Hauptsache viel und fettig, eine andere Maxime scheint es nicht zu geben. Ich hoffe nur, dass diese irgendwann nicht an ihrem überdimensionalen Fraß ersticken.
Und wenn wir schon einmal beim Wort "fett" sind: Dicke und runde Leiber sind wohl auch gerade sehr gefragt. Ob sie nun in der Gruppe versuchen, ihre schrecklichen Pfunde loszuwerden oder gemeinsam shopen gehen, alles vollkommen egal. Hauptsache möglichst blöd und unästhetisch. Die Zuschauer sollen angewidert zusehen und sich dabei auf die Schulter klopfen: "Ein Glück, dass ich nicht so aussehe!"
Was noch auffällig ist, sind die vielen pseudo-wissenschaftlichen Dokumentationen, die sich mit dem Weltall und eventuellen außerirdischen Lebewesen oder gar UFO-Mythen befassen. Man hat das Gefühl, dass viele Menschen in den USA ein hohes Interesse daran haben, nicht eines Tages von solchen angegriffen zu werden. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn sich die Außerirdischen erst mal diese Leute vornehmen würden. Dann wäre zumindest der Ursprungsherd dieser dummen Theorien weg vom Tisch.
Aber es ist ja nicht nur die Angst vor den grünen Männchen, es geistern auch viele Ideen über Umsturztheorien oder seltsame Vorgänge in der Menschheitsgeschichte umher. Hat sich Marilyn Monroe nun selbst umgebracht oder hat da jemand nachgeholfen, damit sie den Löffel abgibt? Hatten die Nazis wirklich ganz geheime Superwaffen entwickelt? Was ist mit dem Geheimnis des Bermudadreiecks? Solche oder ähnliche Dokumentationen kommen immer wieder über den großen Teich und lassen einen nur den Kopf schütteln. Warum auch immer...
Eine Serie, die häufig wiederholt wird, ist "Zukunft ohne Menschen". Bei ihr geht es darum, wie sich die Umwelt verändert, nachdem die Menschheit nicht mehr existent ist. Wie sie ausgerottet wurde, ist dabei uninteressant (Epidemie oder Neutronenbombe?). Vielmehr wird den Zuschauern gezeigt, wie nach und nach weltbekannte Gebäude und Städte langsam verrotten und alles wieder zu einem wilden Urwald gedeiht. Nun ja, mich interessiert das nicht besonders, weil es ja eigentlich vollkommen egal ist, was aus der Welt wird, wenn sie vollkommen menschenlos ist. Oder möchten Sie wissen, wann der Eiffelturm nach dem Aussterben der Menschheit einstürzt? Das ist genauso interessant, wie ein Sack Reis, der momentan irgendwo in China umfällt.
Auch die modernen Waffen und Ausbildungsmethoden des Militärs werden stundenlang detailliert erklärt, sodass man ständig auf dem neuesten Wissensstand ist. Den benötigen zukünftige Söldner, Eliteeinheiten oder selbst ernannte Weltpolizisten zur Verteidigung der Freiheit unbedingt. Seltsam ist, dass keiner von denen merkt, wie lächerlich sie sich in der Welt darstellen. Das Bild vom US-Amerikaner wird dadurch jedenfalls nicht besser.
Inzwischen haben sich auch deutsche Sendungen dazugesellt, die in etwa das gleiche Niveau besitzen, wie zum Beispiel „Die Ludolfs“ oder „Achtung Zoll“. Eigentlich traurig, da jetzt auch die Deutschen in ein falsches Licht gestellt werden. Das alles kann man wirklich schon als systematische Massenverblödung bezeichnen. Da wäre selbst die Ausstrahlung eines Testbildes noch eine intelligente Glanzleistung :-).
Fernsehen: Kreativhemmer für Leute
die zu faul sind, eigenständig zu verblöden.
Karsten Mekelburg
Seit der gesamten Umstellung auf digitales Fernsehen kamen über ASTRA-Satellit noch mehr Sender hinzu: Unter anderen Eins Festival, ZDF Neo, ZDF Kultur, ZDF Info sowie auf der anderen Seite RTL Nitro und Sat1 Gold. Die bringen ganz munter und vollkommen skrupellos fast ausschließlich Wiederholungen. Serien aus den 70er Jahren scheinen da sehr Hit-verdächtig: „Dallas“, „Straßen von San Francisco“, „Walker – Texas Ranger“ und viele andere.
Würde mich überhaupt nicht wundern, wenn bald „Bonanza“ oder „Ritter Ivanhoe“, damals mit dem jungen Roger Moore gedreht, wieder hervorgekramt werden. Oder vielleicht die alte Ostserie aus Polen „Fünf Panzersoldaten und ein Hund“. Die war immer so drollig, da die bösen dummen Nazis am Ende immer regelmäßig verprügelt wurden. Aber vielleicht darf der eine oder andere noch auf Krimiserien wie „77 Sunset Strip“ (1958) oder „FBI“ (1965) hoffen. Dann wäre die Fernsehnostalgie echt perfekt...
Ausnahmen sind da übrigens ziemlich selten. Das ZDF hat sich mit Beginn der Digital-Ära ein paar neue Sendungen für die junge Generation ausgedacht. Zum Beispiel Bambule, die ach so schreckliche Sebastian Winkler Show oder die Talkrunde Roche & Böhmermann... War sicher eine geniale Idee, aber: Vielleicht sind meine geistigen Ansprüche inzwischen einfach nur zu hoch, denn das ist nicht nur in meinen Augen größtenteils ein dermaßen dummes Gequatsche, dass es einen die Fußnägel verbiegt!
Oder auch „Beef Buddies“, die neue Kochsendung für echte Männer auf ZDF Neo. Ist irgendwie seltsam anzusehen, wenn dort die Alltagshelden die Sendezeit nutzen, um ihre Männlichkeit zur Schau zu stellen, derbe Scherze von sich geben und damit jegliche Sympathie vermissen lassen. Aber der jeweilige Programmdirektor hat sich sicher etwas dabei gedacht.
Es gibt natürlich auch anspruchsvolle Sendungen, aber diese sind leider durch ständige Wiederholungen auch nur wenige Male interessant: Auf ZDF Info sowie Phoenix wird nun hundertmal im Jahr der zweite Weltkrieg von den Deutschen verloren, die Amerikaner aus Vietnam verjagt, sinkt dutzendmal die Titanic bzw. Wilhelm Gustloff oder verprügelt x-mal der Germane Arminius die Römer im Teutoburger Wald. Nichts gegen Geschichte, ganz im Gegenteil, aber bitte nicht jede Woche dasselbe.
Die Sendung „ZDF History“ gibt es schon seit Oktober 2000. Professor Guido Knopp hat seit dieser Zeit recht gute Sendungen zustande gebracht, aber nun weiß er sich nicht mehr anders zu helfen, als aus seinen alten Dokumentationen neues Material zusammen zu schneiden. Immer wieder sieht man die alten Szenen und Dokufilme. Und nicht genug: Nun werden auch noch Spielszenen aus "Der Untergang" oder ähnlichen Spielfilmen in seine Sendungen eingebunden. Das langweilt sogar diejenigen, die sich immer schon für Geschichte interessiert haben.
Nostalgie ist neuerdings bei vielen Programmchefs angesagt: Alte Schlagersendungen wie „ZDF-Hitparade“, "Starparade" oder gar die Rudi-Carell-Show „Am laufenden Band“ bzw. "Geh aufs Ganze!" sind da nur kleine Beispiele. Da kommt sicherlich jeder 50+ ins Schwärmen! Ich warte noch sehnlichst auf Sendungen wie EWG („Einer wird gewinnen“ mit Hans-Joachim Kulenkampff) oder „Dalli Dalli“ mit Hans Rosenthal, die inzwischen schon eine Renaissance erlebt hat. Wie kommen die Programmmacher eigentlich auf die Idee, dass solche Wiederholungen bis hin zum Würgegefühl den Zuschauern gefallen? Ältere Zuschauer kennen die Sendungen bereits, und die jüngere Generation wird kaum Gefallen an den alten Schwarzweiß-Shows finden.
Es ist schon seltsam: Kaum merken die Fernsehmacher, dass eine Sendung bei den Zuschauern gut ankommt, folgen ähnliche Sendungen zu Hauf nach. Ich meine nicht die Kochsendungen, wo einzelne Köche zeigen, wie man eine Speise zubereitet, sondern die so genannten Kochshows in den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten.
Jeden Wochentag bringt das ZDF die „Küchenschlacht“, wo Kandidaten in einer bestimmten Zeit ein Gericht kochen müssen, und ein Koch dann zum Schluss eine Beurteilung abgibt. So gut, so schön. Die Idee an sich ist ja noch nicht so schlecht, wenn da nicht ein störender Punkt wäre. Zum Beispiel der pausenlose Applaus. Es vergeht kaum eine Minute, wo die Zuschauer im Saal nicht klatschen.
Sicherlich gibt es da einen Studioaffen, der ihnen ein Zeichen gibt, wann die Hände dazu bedient werden sollen, denn ich glaube kaum, dass ich klatschen würde, wenn z.B. verraten wird, was die Kandidaten kochen werden oder jemand erfolgreich eine Gräte aus dem Fischfilet gezogen hat. Nach einer gewissen Zeit nervt dieser dauernde Applaus gewaltig...
Auch die nachfolgende ZDF-Kochshow mit dem Namen „Topfgeldjäger“ ist nicht gerade das Gelbe vom Ei. Abgesehen von diesem selbstherrlichen Stefan Henssler, der dort moderiert. Dieser Mann sollte lieber hinter seinem eigenen Herd bleiben und die Fernsehlandschaft nicht mit seinen grässlichen Dialogen und dem Machogehabe versauen. Im Gegenteil, denn inzwischen setzt er auf VOX noch einen drauf: „Grill den Henssler – die neue Kocharena“ (Toller Titel übrigens!). Na, wenn das keine erfreuliche Nachricht ist...
Noch schlimmer ist die Sendung „Lanz kocht“. Warum die Sendung so heißt, weiß ich nicht, denn der Mann kocht ja gar nicht selbst. Stattdessen lässt er kochen, und gleich von mehreren bekannten Köchen. Ist ja an sich auch nicht schlecht, aber was negativ auffällt, sind zum Schluss die gegenseitigen Lobhudeleien über die ach so gelungenen Kreationen. Ein Koch übertrifft den anderen in Lobeshymnen, um möglichst wieder zur nächsten Sendung eingeladen zu werden. Manchmal sagt der eine oder andere seine ehrliche Meinung, dann spielt der Kritisierte die eingebildete Leberwurst wie ein Kunstmaler, dessen Bild man nicht genügend Würdigung entgegen bringt.
Ist schon irgendwie seltsam, diese Herrschaften sehen sich als Künstler. Und sie predigen immer wieder, man solle doch beim Fleisch und anderen frischen Produkten mehr auf die Qualität als auf den Preis schauen. Warum dann einige von ihnen TV-Werbung für ungesunde Maggi- oder Knorrprodukte mach(t)en, kann nur mit reiner Geldgier erklärt werden. Sterneköche sind eben auch nur Menschen...
Dann haben wir noch „Lafer, Lichter, lecker“. Eigentlich auch eine putzige Idee, da beide Köche jeweils einen prominenten Gast zur Seite haben, der mit ihnen kocht. Was mich nervt, sind die ständigen Attacken des Herrn Lichter gegen seinen Saunafreund Lafer. Es soll wohl sehr komisch wirken, aber auf die Dauer nerven diese Anzüglichkeiten und das dauernde Geplapper dieses Schnauzbartes, der übrigens mit dem Kaiser-Wilhelm-Bart älter aussieht als er ist.
Der redet oft viel Unsinn, ja, manche nennen es auch Schwachsinn. Hinzu kommen noch die Ausdrücke, die er ständig verwendet. Bei ihm wird alles verniedlicht, was nicht niet- und nagelfest ist: Kartöffelchen, Salatchen, Sößchen, Frikadellchen, Bütterchen und und und. Ich frage mich, auf welcher geistigen Ebene er stehen geblieben ist. Das kann man vielleicht mal zu Kindern sagen, aber ich glaube kaum, dass von denen viele zuschauen. Auch dieser Mann ist - nebenbei gesagt - als Werbefuzzi auf billigen Tütensuppen abgebildet (siehe Titelbild). Kleiner Beweis für seine geistigen Fähigkeiten:
„Maggi ist die Magie der Küche... Maggi hilft in der Küche der Hausfrau zu kochen. Und wenn das Kochen klappt und es schmeckt, dann kommt auch die Lust, eigene Rezepte zu entwickeln. Maggi ist sozusagen das i-Tüpfelchen.
Horst Lichter
Dieser kleine Ausflug in die Kochwelt der Öffentlich-Rechtlichen ist ja eigentlich nur die Spitze des Eisbergs. Die Privaten halten da locker mit, und inzwischen gibt es soviel Fernsehköche, dass man eigentlich ein Superhirn haben muss, um all die Namen zu behalten. Das einzig Gute daran: muss man nicht. Ob einer Rosin, Zacherl oder Kleeberg heißt, wer möchte die regelmäßig sehen? Rezeptvorschläge bekommt man von diesen Typen nicht.
Wie es auch sei, ich hoffe nicht, dass noch mehr solcher Kochshows ins Leben gerufen werden oder ähnliche wie auf den privaten Sendern, wo sich beispielsweise Köche um Restaurants kümmern, die schlecht laufen oder fast insolvent sind, oder ähnliche so genannte Soaps wie zum Beispiel „Küchenchefs, übernehmen Sie!“.
Sendungen wie „Tim Mälzer kocht“, „Jamie Oliver“ und ähnliche, wo man als Hobbykoch wirklich etwas lernt, finde ich gut, aber diesen Kochshows würden viele Zuschauer sicher keine Träne nachweinen, wenn sie irgendwann nicht mehr produziert würden. Aber darauf können wir wohl noch lange warten, da ja die Dummen bekanntlich niemals aussterben. Zu den vorhandenen Kochspektakel kommen immer neue hinzu wie neuerdings auf Sat 1 "The Taste". Der Sender wagt sich nach dem Flop von "Deutschlands Meisterkoch" erneut an eine Kochshow. Da fragt man sich, ob der Geschäftsführer Nicolas Paalzow nicht doch einen an der Waffel hat :-).
Nachtrag Ende 2013
Es ist kaum zu glauben, aber wahr: Es wird überall gekocht und gebacken. Man braucht nicht lange zu Zappen, um in einen Kochtopp zu glotzen. Pizzen und Lachs in allen Varianten und ein Kochtipp löst den anderen ab. Wie mache ich noch mal Kartoffelpüree? Diese Frage stellt sich jetzt wirklich nicht mehr, denn dem aufmerksamen Zuschauer wird es dutzendmal vorgebetet.
Der Personenkult um Köche nimmt einfach kein Ende. Selbst meine ach so geliebte Gitarrenschmiede C. F. Martin & Co. hat das Modell GP-14 Fret Kolja Kleeberg als limitierte Edition für rund 4000 € kreiert. Ich kann es kaum fassen, habe ich diesen Kerl doch noch nie singen oder spielen gehört. Ist der wirklich so gut wie Eric Clapton oder Johnny Cash? Wie schön, dass ich dies noch erleben darf...
Die zunehmende Fettleibigkeit bei deutschen Kindern ist inzwischen bekannt. Zwei der Gründe für diese Entwicklung sind zu wenig Bewegung und ungesunde Ernährung. Professor Spitzer, promovierter Arzt und Philosoph sieht die Ursache für dieses Problem auch im vermehrten Fernsehkonsum. Je mehr Zeit vor dem Bildschirm verbracht wird, umso weniger Zeit bleibt für Sport oder andere Aktivitäten.
Und wer viel Zeit vor dem Fernseher verbringt, verändert, beeinflusst durch die Werbung und das Essverhalten der Rollenvorbilder, seine Essgewohnheiten und isst mehr bzw. lebt ungesund. Schlechte Vorbilder sind da sicher auch die US-Amerikaner und die Werbung für dessen Produkte.
Und Fernsehen macht dumm. Zu dieser Prognose kommt Prof. Spitzer durch eine Langzeitstudie aus Neuseeland, in der die Entwicklung von Kindern über 25 Jahre hinweg verfolgt wurde. Das Ergebnis zeigt, dass aus der Gruppe der Kinder, die mit fünf Jahren weniger als eine Stunde täglich vor der Glotze verbrachten, mehr als 40 % mehr einen Hochschulabschluss vorzeigen können, als aus der Gruppe der Vielseher (täglich über drei Stunden), bei denen weniger als 10 % einen Hochschulabschluss haben.
Die zunehmende Häufung und Verharmlosung von Gewaltszenen im Fernsehen (natürlich auch im Internet) kann man als Gefahrenquelle sehen, denn durch diese Übersättigung entsteht auch eine gewisse Gleichgültigkeit. Wenn ich als Jugendlicher oder gar Kind jeden Tag sehe, wie Menschen sterben, dann entwickelt man langsam kein Mitleid mehr, es scheint völlig normal zu sein, oberflächlich zu denken bzw. gar nicht mehr das eigene Gehirn einzuschalten, zumal man in diesen jungen Jahren persönlich nie mit dem Tod direkt konfrontiert ist.
Ob nun ein gewisser Rambo dutzendweise Gegner dahin metzelt oder Gladiatoren locker Köpfe oder Arme abschlagen, ist (wird) mit der Zeit eine Selbstverständlichkeit. Kampfsport scheint eine magische Wirkung zu besitzen, insbesondere die brutalen Street-Varianten. Was ist dagegen schon traditionelles Judo?
Und so ist es auch leider Realität, dass man „einfach mal so“ einen wildfremden Menschen in der U-Bahn zu Tode prügelt oder einem Typen, deren Visage einem nicht gefällt eine „Belehrung“ erteilt, an die das Opfer ein Leben denken muss.
Leider gibt es negative Beispiele auch in der Musik. Der selbsternannte Gangster-Rapper „Bushido“ unterstützt Gewaltgedanken mit seinen widerlichen Texten. Einige Teenies sehen zu ihm hinauf, schon deshalb sollte solch Sprechgesang, der voller Hass und Gewalt steckt, schlicht und einfach verboten werden.
Angesichts der vielen Sendungen und Programme sowie den vielen Wiederholungen kam es zu einem Wort, das wohl heute jeder kennt: Zappen. Es drückt eigentlich nichts anderes aus als Übersättigung, Langeweile und Oberflächlichkeit. Bei vielen Menschen läuft das Fernsehgerät fast immer, selbst wenn man sich keine Sendung bewusst ansieht. Es dudelt im Hintergrund einfach nur aus Gewohnheit. Und zwischendurch wird immer wieder der Kanal gewechselt, man könnte ja vielleicht etwas verpassen. Es ist ja so bequem seit der Erfindung der Fernbedienung. Diese Gewohnheit stellt zwar keine direkte Gefahr dar, zeigt aber, wohin das Fernsehverhalten tendiert.
Interessant zu erwähnen sind auch die vielen Nachmittagsmagazine, die es bei den Öffentlich-Rechlichen gibt und die zur gleichen Zeit ausgestrahlt werden. Jedes Studio hat ihre eigene Sendung: "hallo hessen" (HR), "Kaffee oder Tee (SWR), "Hier ab vier" (MDR), "daheim + unterwegs" (WDR) und "Wir in Bayern" (BR). Alles gut und schön, aber welches Magazin soll man sich denn da überhaupt anschauen? Hat man eines gesehen, kennt man auch die anderen. Jedenfalls gleichen sich die Inhalte häufig. Oder vielleicht doch nur das "ARD Buffet, "Brisant" oder "Leute heute"? Tja, wer die Wahl hat, hat die Qual...
Sicherlich hätte ich noch viel mehr Beispiele für die Niveaulosigkeit des modernen Fernsehen bringen können, so unter anderen die Fernsehastrologen, Hellseher, Wahrsager oder Kartenleser, die sich auf verschiedenen Kanälen eingenistet haben. Sender, die so etwas neuerdings unter dem Motto "Lebensberatung" ausstrahlen, sind geistig so ziemlich das Allerletzte, und deshalb sind diese Scharlatane eigentlich nicht erwähnenswert. Menschen, die so etwas sehen, vielleicht noch Geld dafür bezahlen, sind leider sehr zu bedauern. Oder wie die Bierbrauer sagen: da ist Hopfen und Malz verloren. Gleiches gilt natürlich auch für die vielen Erotikkanäle im Satelliten-TV, denn die wollen auch nur die Kohle des Zuschauers abschöpfen.
Zugegeben, ich meckerte über das deutsche Fernsehen und seine Macher, was nicht heißen soll, dass ich gar nicht das Fernsehgerät einschalte. Es ist Gott sei Dank nicht alles Schrott, was gesendet wird, und gerade Nachrichten informieren durchaus über aktuelle Geschehnisse aus aller Welt. Und es gibt natürlich auch Wissenschaftssendungen, die sehr interessant und lehrreich sind sowie Fernsehsender wie zum Beispiel ARTE, die man getrost empfehlen kann.
Ich suche mir aber vorher zielgerichtet die Sendungen aus der Programmzeitschrift heraus, die mich interessieren. Ob das auch die 5640 Leute machen, die für die Einschaltquoten verantwortlich bzw. auserwählt worden sind, bezweifle ich.
Ich wollte eigentlich nur einen kleinen Denkanstoß geben, der nichts weiter sagt als: Man kann seine Glotze auch mal öfter ausschalten, vielleicht sogar einen ganzen Tag lang nicht benutzen. Es soll ja Menschen geben, die sich ab und zu dabei ertappen, ein schlechtes Gewissen wegen zu viel Fernsehkonsum zu haben. Oder hat man vielleicht Angst davor, irgendwann viereckige Augen zu bekommen? Wie es auch sei, das ist doch ein guter Ansatz. Ansonsten nehme man lieber ein Buch zur Hand und spart dabei auch noch Stromkosten. Boykott kann auch angenehme Seiten haben, besonders dann, wenn man dabei nicht verblödet. In diesem Sinne...
Mehr Kanäle!
Mehr Programme!
Mehr Scheiße!
Graffito
Jörg Wernicke, Berlin 2013
Wir schreiben jetzt August 2014. Ich will ja nicht als Prophet in die Geschichte eingehen: Aber leider bewahrheiten sich meine Vorhersagen. Es wird rücksichtslos alles wiederholt., was ich als Jugendlicher, der ja heute über 60 ist, schon gesehen habe. Das Fernsehen enttäuscht uns in Hinblick auf alte Massenware nicht. Sat Gold wiederholt seit einiger Zeit die alte Westernserie "Bonanza". Und das gleich ein paar Mal hintereinander. Die Cartwrights reiten und schießen wieder auf ihrer Ponderosa Ranch. Manche schrecken wirklich vor nichts zurück! Ob die Serie "Ein Engel auf Erden" oder "MacGyver", Disco mit dem arroganten Ilja Richter, den ich damals ziemlich doof fand oder Hastenichgesehn. Der ganze Mist wird wieder ausgekramt und laufend wiederholt. HD-Fernsehen ist da qualitativ abgesagt, zumal bei vielen dieser alten Sendungen mein 48-Zoll-Fernseher automatisch auf das alte 4:3-Format umschaltet und links wie rechts schwarze Ränder zu sehen sind. Dazu kommen noch diese schrecklichen Matschbilder mit schlechter Auflösung. Was, so etwas fanden wir damals Klasse? Ja, sicher, die damalige Technik ließ ja mehr nicht zu. Immerhin liegen mindestens 40 Jahre dazwischen!
Auch die sogenannten Soaps o.ä. verschlimmbessern sich. Man sieht nur noch Polizei- und Zollbeamte, die kontrollieren, und ich warte nur noch auf die Lifeshows aus dem Kreißsaal. Hoffentlich sind da nicht nur fette Frauen zu sehen, wie in "The Biggest Loser" :-). Kochshows sind noch immer das "Highlight", obwohl das - näher hingeschaut - immer das gleiche Theater ist. Neu ist nur, dass es jetzt auch eine Backshow im ZDF mit dem Titel "Deutschlands bester Bäcker" gibt. Vielleicht wird demnächst auch das Wort "Backkunst" kreiert, was natürlich genauso bescheuert wie "Kochkunst" wäre.
Tja, und wenn sich ein Zuschauer, der vielleicht im Niedriglohnsektor arbeitet (soll es ja geben), ansehen muss, wie die so genannte Upperclass, also die oberen Zehntausend, so lebt und eingerichtet ist ("Leben im Luxus"), dann bekomme ich einen dicken Hals. Altersarmut, Leih- oder Zeitarbeit - solche Themen werden relativ armselig behandelt.
Aber na ja, wenn schon in "Hochzeit auf den ersten Blick" (Sat1) zwei Menschen, die sich überhaupt nicht kennen, den Bund der Ehe schließen, kommt die Frage auf, ob man bestimmte Fernsehmacher nicht doch lieber in die geschlossene Anstalt sperren sollte. Das ist genauso abartig wie nackte Menschen auf eine einsame Insel zu schippern, damit dort der Traummann bzw. -frau gefunden wird. Da reduziert sich letztendlich alles nur auf das Äußere. Hauptsache, die Fassade glänzt...
Den Oberhammer setzt sicherlich der ARD-Sender Einsfestival. Dort gräbt man wirklich tief in den Archivkisten. Im schönsten Schwarzweiß wird dort eine Sendung mit dem Titel "Gestatten Sie?" ausgestrahlt. Sie wollten schon immer wissen, wie man Rumba oder Samba tanzt? Kein Problem. Das Tanzlehrer-Ehepaar Fern zeigt es ihnen. Auch wenn diese Sendungen aus dem Jahr 1964 stammen, werden sich sicher viele Zuschauer darüber freuen. Besonders die heute über 70-Jährigen werden vor Freude mit ihren Prothesen klappern und ihre Hüften schwingen. Und damit die Party weiter gehen kann, folgt sogleich "Hits a gogo" aus dem Anfang der 70er. Die ist dann aber wieder in Farbe...
Ab Mai 2015 ist fast der Gipfel der Frust erreicht. Polizisten und Zoll kontrollieren, was das Zeug hält. Es ist ja gut, dass es Menschen gibt, die für Ordnung und Sicherheit sorgen, aber muss man sich stundenlang die Arbeit dieser Beamten ansehen? Und das von Kabel 1 am Sonntag vormittags gleich sechs Stunden als Wiederholung an einem Stück! Da bin ich aber mal gespannt, ob danach die Finanzbeamten dran sind. Aber Vorsicht, dabei bloß nicht einschlafen...
Was die Wiederholungen betrifft, man ahnte es schon. So ziemlich alle Serien aus den 70ern und 80ern werden nach und nach unser Gemüt streicheln. Seien es nun alle Arztserien, die damals große Mode waren oder irgendwelche Familiengeschichten. Nichts lässt man aus, um uns Zuschauern mit Nostalgie zu erfreuen. Ich weiss, klingt vielleicht etwas zynisch, aber was soll ich dazu noch sagen?
Inspektor Columbo ermittelt bei ZDF Neo wieder am späten Nachmittag. Das war sicher keine schlechte Serie in den 70ern, und deshalb kenne ich fast jeden der Fälle, genauso wie die von Kommissar Wallander. Und von den vielen Tatort-Wiederholungen, die mit rücksichtsloser Erbarmungslosigkeit auf die zwangszahlenden Zuschauer losgelassen werden, ganz zu schweigen. Da frage ich mich, wo unsere Fernsehgebühren bleiben. Es werden immer mehr Sendungen wie Quizshows o.ä. produziert, die nicht viel Kosten verursachen. Diese Frage wurde letztens von den beiden Intendanten von ARD und ZDF wieder nicht beantwortet, als sie sich in einer Sendung den Fragen von Zuschauern stellten. Und da man sich auf derartige Fragen nie einlässt, waren die Fragesteller sehr wahrscheinlich auch gezielt ausgesucht worden. Welch eine Heuchlerei!
Jedesmal, wenn ich die neueste 14-tägige Programmzeitung aufschlage, um gezielt nach interessanten Sendungen zu suchen, werde ich zum Wackel-Dackel, weil ich nur noch mit dem Kopf schütteln muss. Es gibt leider selten Sendungen mit Niveau oder Esprit, die "heute show" oder "extra 3" wären da zu nennen, und natürlich auch etliches von ARTE...
Anno 2017. Ich musste neulich schmunzeln. Ausgerechnet solch ein Regionalsender wie der rbb (Berlin-Brandenburg) hat sich den Slogan "Nur nicht langweilen" auf die Fahnen geschrieben. Das ist er mit Abstand der mieseste Sender, der von Wiederholungen nur so strotzt und der die Frechheit besitzt, am Sonntagabend gleich zweimal hintereinander dieselbe Quizshow "Gefragt - Gejagt" zu senden. Apropo Ratesendungen. Die gibt es jetzt wirklich zu Hauf, genauso häufig wie die Zoosendungen. Wer seine grauen Zellen anstrengen möchte, kann das jeden Tag mehrere Male tun. Und wer von einem Herrn Lichter (siehe Kapitel Kochshows) nicht genug haben kann, kann ihn in der Sendung "Bares für Rares" fast jeden Tag mehrere Male bewundern. Auch Fußballfans können sich freuen, wenn sie Sonntags zur besten Sendezeit die große Auswahl haben. So hätte ich gestern gegen 21.50 Uhr auf RBB, NDR, WDR, BR, HR und SWR zeitgleich Fußball sehen können, wenn sechs Fernsehgeräte in meinem Zimmer in Betrieb gewesen wären. Ist doch geil, oder?
Es ist schon interessant, wenn man sich die ganze Entwicklung anschaut. Man merkt, dass ordentlich gespart wird. Aber was passiert denn eigentlich mit den 7 Milliarden, die das öffentlich-rechtliche Fernsehen jährlich durch die - inzwischen zwangsbedingten - Gebühren einnimmt? Wiederholungen kosten doch fast nichts, zumindest die alten Spielfilme, die jährlich immer wieder gesendet werden. Und die vielen Krimiserien aus den vergangenen Jahren, die wirklich bis zum Erbrechen abgedudelt werden sowieso nichts, genauso wie auch die so genannten Thementage auf Phoenix und 3sat, wo dann 24 Stunden lang alles wiederholt wird, was in den Archiven heraus zu holen ist.
Eigentlich müsste es doch dann möglich sein, ein paar ordentliche niveauvolle Sendungen zu produzieren, zumal zwei digitale Sender (eins festival und zdf kultur) inzwischen wieder dicht gemacht wurden.
Nun, der größere Anteil der Gebührenknete fließt überhaupt nicht in Programminhalte, sondern wird für anderen Kram ausgegeben. Vor allem für Gehälter, Gagen und die stattliche Altersversorgung der rund 27000 Mitarbeiter von ZDF und ARD. Oder es werden bis zu 30 Millionen Euro in teure Equipments wie das digitale Nachrichtenstudio des ZDF gesteckt.
Einiges an Geld erhalten auch Firmen, die Sendungen für das ZDF oder ARD produzieren, wie die Degeto zum Beispiel. Sie produziert mit 80 Mitarbeiter wirklich den billigsten TV-Mist, kassiert aber odentlich Knete. Oder man verbrät die Kohle an Spartenkanälen wie dem "Theaterkanal" o.ä., die kaum jemand schauen will. Beziehungsweise wird es Fußball-, Handball-, Rad-, Box- und anderen Sportverbänden in den Schlunt geworfen. Letzteres nennt man dann neudeutsch Quotenkauf...
Fazit: Es macht wirklich keinen Spaß mehr, in die Programmzeitschrift zu schauen, um interessante Sendungen anzukreuzen. Man findet nicht viel neues. Besonders in den kalten Monaten ärgere ich mich über diese ARD- und ZDF-Mafia, gegen die man als Bürger einfach machtlos ist. Entweder man frisst diesen Müll oder schaltet den Fernseher einfach ab. Zahlen muss man die Zwangsgebühren aber trotzdem...
Die Privaten schalte ich nur noch ein, wenn es mal einen unbekannten interessanten Kinofilm gibt, aber so etwas kann man heutzutage auch an fünf Fingern abzählen, wenn überhaupt.
Frei nach dem Motto: Lasst uns alle verblöden, dann merken wir nicht mehr, wie schlecht die (TV-)Zukunft wird.
Um es mit einem Wort zu sagen: Als anständiger Akademiker kann man heute nicht soviel essen wie man kotzen möchte.
ALLES GUTE FÜR EUCH
Texte: Jörg Wernicke
Bildmaterialien: TV-Screenshot aus laufendem Programm und Maggiwerbung, Collage Jörg Wernicke
Tag der Veröffentlichung: 30.09.2013
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