Cover

Schnaps brennen

"Schnaps, das war sein letztes Wort, dann trugen ihn die Englein fort...". Nun, es gibt sicherlich viele Varianten, Alkohol zu konsumieren, und bestimmt ist es die schlechteste, einen guten Tropfen einfach runter zu kippen. Besonders dann, wenn man ihn selbst hergestellt hat, und er sich von seiner Qualität gegenüber den im Handel angebotenen besonders hervorhebt. Und darum geht es hier. Um den Selbstgebrannten, der mit der eigenen Destille unter viel Zeit zu einem guten Tropfen gediehen ist und den man dann als Grundlage für ein leckeren Tropfen nehmen kann.

Warum selbst brennen?

Die Frage stellt sich dem Einsteiger zu aller erst, denn wer sich auf dem Spirituosenmarkt umsieht, merkt schnell, dass es nichts gibt, was es nicht gibt. Und das in allen Preislagen. Und da sind wir schon beim Thema. Preiswerte Liköre oder Weinbrände können den teuren Marken nie und nimmer das Wasser reichen, denn sie sind alle mehr oder weniger „gepanscht“. Mit künstliche Aromen wird versucht, an die großen Vorbilder heranzukommen, und auch das Ausgangsprodukt Ethanol (Schnaps) ist dabei nie das Beste, was bei einer Destille eigentlich heraus kommt. Geht ja auch nicht, wenn ich einen Weinbrand für 6 € auf den Markt bringen will. Da muss man schon etwas manipulieren.

Das sieht aber bei selbst hergestellten Schnäpsen und Likören ganz anders aus. Man weiß, was im Produkt verarbeitet ist, und je tiefer man in dieses Thema eindringt, desto besser werden die Ergebnisse. Das Hobby Schnapsbrennen mit all seinen Fassetten bietet dem Praktiker viele Experimentiermöglichkeiten, um wirkliche Genussmittel herzustellen. Wenn man das erste Mal im Freundeskreis seinen ersten Waldbeeren-Likör anbietet und dann hört: „Wow, der ist aber Klasse, was ist denn das für eine Sorte“, man daraufhin sagt, man habe ihn selbst gemacht und dann anerkennendes Lob erntet, kann schon ein gewisser Stolz aufkommen! Und das Hobby kann dann sogar zur Sucht werden, und gibt dem Wort Alkoholsucht eine ganz andere Bedeutung :-).

 Ich möchte nicht behaupten, dass es einfach ist, ein gutes Gesöff zu kreieren. Geduld und Erfahrungen gehören ebenso dazu, wie ein feiner Gaumen und eine sensible Zunge. Man wird anfangs sicher keinen Weinbrand hervorbringen, der sich mit einem echten Cognac messen kann, aber mit Sicherheit Getränke, die sich vom Billigmarkt positiv abheben. Und das ist es ja, was dieses Hobby so spannend macht: Man will versuchen, immer besser zu werden!

 Da man in Deutschland leider nur mit einer 0,5-l-Destille unangemeldet brennen darf (darüber hinaus ist es strafbar bzw. beim Zoll anmeldepflichtig), ist die Herstellung von hochprozentigem Alkohol ein ziemlicher Zeitaufwand, wenn man eine 0,7-l-Flasche füllen will.
Die Frage, ob es sich lohnt, muss sich jeder selbst beantworten, denn man erhält z.B. von einem 1-l-Tetra Pack Wein mit 9,5 % Vol. gerade mal etwa 0,1 l etwa 46 % Vol. guten Weinbrand heraus. Und das dauert etliche Stunden, denn 0,5 l Kesselvolumen sind nicht gerade das Gelbe vom Ei. Die Geldfrage sieht da schon etwas besser aus, denn so ein billiger für "Gourmets" ungenießbarer Wein kostet etwa 1 € im Supermarkt. Somit erhält man für etwa 7 € eine Flasche guten Ausgangsalkohols , den man z.B. zum Ansetzen von eigenen Likören nach Gusto verarbeiten kann.

Hat man sich einmal entschlossen, sich eine kleine Destille, wie nachstehend zu besorgen, sind noch ein paar zusätzliche Dinge notwendig, um die ersten Brennvorgänge zu starten.
Um den Alkoholgehalt des Destillats zu bestimmen, benötigt man ein so genanntes Aräometer sowie einen 100-ml-Messzylinder, wie er im Labor benutzt wird. Denn irgendwo muss man ja den Alkohol einfüllen, damit das Aräometer auch entsprechend richtig anzeigt.
Das Problem des Kühlwassers kann mit einer kleinen Springbrunnenpumpe gelöst werden, die es preiswert z.B im Aquarium- oder Gartenhandel gibt. Zwei Aquarium-Schläuche, die mit den Anschlüssen des Kühlers und der Pumpe verbunden sind, brauchen wir auch noch. Ferner ein paar Auffanggläser, ein Messbecher und ein Topflappen, damit man sich nicht die Finger verbrennt. Auch kommt noch Brennspiritus hinzu, um damit den kleinen Brenner zu betreiben. Und natürlich auch ein Ausgangsprodukt, welches man destillieren will.

 

Brennen, wie geht das?

Noch überhaupt keine Ahnung vom Schnapsbrennen? Hier werden Sie geholfen :-). Allerdings - das setze ich voraus - sollte das Prinzip der Destillation von der Schule her bekannt sein. Nur, dass kein Wasser destilliert wird, sondern Flüssigkeiten, die Alkohol enthalten. Das kann gekaufter Wein oder eine andere Spirituose sein, deren Ethanol durch die Destillation extrahiert wird.

Gängig sind auch so genannte Maischen, beispielsweise Obstbreie, denen - grob gesagt - Zucker und Hefe beigemischt werden, damit durch Gärung Alkohol entsteht. Die Hefezellen setzen den Zucker in einem chemischen Prozess langsam in Alkohol um, der dann nach dem Brennen als Destillat konzentriert vorliegt. Aber auch eine einfache Zuckerlösung (normaler Haushaltszucker) kann in Verbindung mit so genannter Turbohefe dazu dienen, Alkohol herzustellen. Das ist sicherlich die preiswerteste Alternative, um einen hochprozentigen Ausgangsstoff für Liköre oder anderes zu erhalten.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Jörg Wernicke
Bildmaterialien: Jörg Wernicke
Tag der Veröffentlichung: 18.06.2013
ISBN: 978-3-7309-3310-7

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /