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Einleitung

 

Die Geschichte der Fotografie ist noch nicht einmal 200 Jahre alt und hat seit der Entwicklung von  L. Daguerre (um 1844) einen technischen Boom ausgelöst, der seinesgleichen selten findet (siehe Wikipedia, Geschichte und Entwicklung der Fotografie). Der Wunsch, realistische Abbilder der Gegenwart auf Platten oder Papier zu bringen, spornte Erfinder und Entwickler dazu an, immer bessere Verfahren und Techniken zu entwickeln.

 

 Inzwischen sind die Zeiten vorbei, in denen man nur fotografieren konnte, wenn man ein Stativ und Blitzlichtpulver in der Ausrüstung hatte. Bis vor einigen Jahren gab es Kleinbildkameras, mit denen jeder, der etwas Übung hatte, auch gute Bilder machen konnte. Allerdings hatten die Fotofilme das Manko, dass man maximal 36 Bilder schießen konnte und man dann den Film zur Entwicklung geben musste. Das einzig Positive daran: Es wurde mehr überlegt, ob der Auslöser betätigt wurde oder nicht. Der Film war ja schließlich nicht billig, und wer das Fotografieren zum Hobby hatte, war schon darauf bedacht, nicht jedes Foto "in den Sand zu setzen". Man lernte so, den Blick zu schärfen.

 

 Heute kann jeder sofort digital fotografieren und die Bilder via Internet in wenigen Minuten in die ganze vernetzte Welt verschicken - und das in beeindruckender Qualität.

Auch ist Fotografieren kein teures Hobby mehr, außer, man will sich ein Profi-Equipment anschaffen. Enttäuschungen über schlechte Urlaubsfotos, die man aus dem Fotolabor erhalten hatte, gehören mit der Digitalfotografie endgültig der Vergangenheit an. Jeder kann seine gemachten Fotos sofort auf dem Display betrachten und nach Gusto auch wieder von der Speicherkarte löschen.

Sonnige Zeiten für alle, die Spaß am Fotografieren haben? Zumindest, was die Kameratechnik angeht. Sicherlich nehmen moderne Kameras dem Fotografen einige Einstellungen ab, aber um gute Bilder zu machen, braucht man auch heute noch einiges Grundwissen über Lichtführung, Gestaltung, Blende und Verschluss, Schärfentiefe usw.

 

 Nimm Dir die Zeit, die wichtigsten Regeln und Techniken der Fotografie zu erlernen und Du wirst in Zukunft bessere Fotos machen, als der Laie, der ständig und unbedenklich den Horizont schief und die Personen mit abgeschnittenen Füßen ablichtet. Das ist nämlich der Unterschied zum KNIPSEN. Knipser sind Ahnungslose, die nicht wissen, was sie anrichten. Auf den Bildern sieht man Bäume aus den Köpfen wachsen, stehen Häuser schief und Schiffe fahren “bergauf” bzw. “bergab”.

 

Lerne Deine Kamera besser kennen, eigne Dir etwas fotografisches Wissen an, und Du wirst in Zukunft viel mehr Freude an Deinen Fotos haben. Schließlich kostet es nichts - außer etwas Zeit und Übung. Die Zeit der Filmentwicklung ist vorbei, Deine Ergebnisse siehst Du sofort nach der Aufnahme und Ausschuss landet nicht teuer im Mülleimer, sondern wird einfach gelöscht.

 

 Dieses Buch ist hauptsächlich für Neueinsteiger gedacht oder für diejenigen, die sich vorher keine Gedanken darüber machten, wie man mit einfachen Tipps besser zu Potte - sprich zu guten Fotos – kommt.

Natürlich soll das nicht heißen, sich jedes Mal, bevor man auf den Auslöser drückt, alle Details der Theorie vor Augen zu halten. Denn dann kann schon mal eine tolle Situation vorbei sein. Schnappschüsse entstehen häufig nur dann, wenn man nicht lange darüber nachdenkt, ob die Schärfentiefe stimmt oder der Blitz vielleicht rote Augen macht. Dennoch: Ein gewisses Grundwissen hilft immer. Also, nimm Deine Kamera zur Hand, gehe vor die Haustür und fange an zu FOTOGRAFIEREN.

 

Auf jeden Fall aber kümmern sich die Menschen zuviel
um die fotografische Technik und zu wenig um das Sehen
Henri Cartier-Bresson (1908-2004)

Digitale Kameras - für jeden das Richtige

Hier geht es allgemein verständlich um die Funktionsweise einer Digitalkamera und um die einzelnen Typen, die es auf dem Markt gibt. Der Abschnitt will versuchen, einen Überblick über die Modelle zu geben, sodass ein Einsteiger am Ende weiß, welcher Kameratyp für ihn der richtige ist.

 

Betrachten wir die "einfachste Kamera der Welt". Sie besteht aus dem Kameragehäuse, in der sich der Film bzw. eine Fotoplatte befindet. Ein Objektiv mit einer Linse ist in einem gewissen Abstand vor der Filmöffnung angeordnet und gibt dann nur das einfallende Licht frei, wenn man den Auslöser drückt und dabei den mechanischen Verschluss öffnet. Die Linse sammelt in ihrem Brennpunkt das Bild und gibt es seitenverkehrt und "auf dem Kopf" gestellt wieder scharf auf den Film. War der Verschluss damals rein mechanischer Art, wird er heute auch elektronisch geregelt. Dadurch ist es möglich, die Öffnungszeit je nach dem Umgebungslicht und Filmempfindlichkeit unterschiedlich einzustellen, damit man am Ende ein exakt belichtetes Foto erhält.

In den heutigen Digitalkameras ist statt dem Film ein elektronischer CCD-Sensor vorhanden. Er besteht aus vielen kleinen Bildpunkten (Pixeln), die jeweils in die drei Grundfarben Blau, Grün und Rot unterteilt sind (so genannte Bayerpattern). Es wird also jedem Bildpunkt jeweils eine der genannten Farben zugeordnet, bei Grün sind es allerdings zwei, wie im Bild ersichtlich. Dass erst vier von diesen Pixeln einen realen Bildpunkt ergeben, wird meist nie von den Anbietern erwähnt.

Ein Beispiel: Eine Kamera mit 3,2 Millionen Pixeln liefert nur Bilder mit rund 800 000 Bildpunkten, und eine mit 12 Millionen Pixeln kann reell nur maximal 3 Millionen Bildpunkte auflösen. Zum Vergleich: Ein 35-mm-Dia-Kleinbildfilm hat vergleichsweise eine Auflösung von etwa 8 bis 9 Millionen Bildpunkten.

Jeder Bildpunkt erhält nur die Helligkeit für eine der Grundfarben und speichert sie als elektrischen Wert. Diese Ladungswerte werden von einem Rechnerchip nacheinander ausgelesen, mit Hilfe eines Algorithmus im Rechner addiert und als gesamtes Bild auf eine Speicherkarte - im einfachsten Fall komprimiert - abgelegt.

Der Sensor hat aber gegenüber dem normalen Fotofilm leider auch Nachteile: Je länger die Belichtungszeit ist, desto mehr Licht trifft auf den Sensor, und um so höher ist dann die elektrische Ladung einer CCD-Zelle. Eine einzelne Zelle kann aber nur eine bestimmte Anzahl an Elektronen aufnehmen, dann ist der Sättigungspunkt erreicht. Mehr als der Weißwert geht nicht mehr, der Bildpunkt ist überstrahlt. Wir können davon ausgehen, dass bei einfachen Kameras der Tonwertumfang nicht so groß wie bei einem konventionellen Fotofilm ist.

 

Und noch ein anderer negativer Aspekt. Überall dort, wo Ströme fließen, gibt es auch Rauschen. So auch in einem Fotosensor. Es ist hauptsächlich von der Stärke der Ladungen und von der Temperatur abhängig. Je wärmer, desto schlimmer. Je nach eingestellter Empfindlichkeit rauscht das Bild - besonders in den dunklen Stellen - mehr oder weniger stark, da ein höherer Strom in den Zellen fließt und sich der Sensor dabei erwärmt.

 

Man kann das Rauschen durch Vergrößerung der einzelnen Zellen verringern - und das ist es auch, warum Profikameras so viel Geld kosten. In ihnen befinden sich flächenmäßig größere CCD-Sensoren, und die kosten wesentlich mehr in der Herstellung. So genannte Vollformat-Kameras besitzen einen Chip, der genauso groß ist wie die Bildfläche eines Kleinbildfilmes, nämlich 24 mm x 36 mm. Dadurch erreichen sie nicht nur deren Auflösung, sie sind auch sehr rauscharm. Deshalb kann man mit ihnen auch bei wenig Licht noch sehr gute Aufnahmen machen.
Weitaus teuere Typen besitzen übrigens für eine Farbe je einen Sensor - das macht sie für Amateure unbezahlbar.

Will der Hersteller also mehr Pixel auf der gleichen Sensorfläche unterbringen, vergrößert er damit das Risiko des Rauschens. Deshalb ist bei Kompakt- und so genannten Bridgekameras das Werbeargument "12 Millionen Pixel und mehr" ein Werbegag, der zwar beeindruckt, die Wahrheit aber verfälscht. 7 bis 10 Millionen Pixel sind ein ordentlicher Wert für normale Kompaktkameras, darüber hinaus sollte man auf spiegellose Systemkameras bzw. Spiegelreflextypen ausweichen, wenn die Qualität stimmen soll!

 

 Die Kameratypen

Und schon sind wir bei den vier Arten digitaler Fotoapparate: die Kompakten und Bridge-Kameras, den so genannten spiegellosen Systemkameras und zu guter Letzt Spiegelreflexkameras (DSLR). Bei den ersteren Typen gibt es noch die Ultra-Kompakten, die ein integriertes nicht ausfahrbares Objektiv besitzen. Sie kann man problemlos in die Jackentasche stecken, ohne das sie auftragen. Vorteil: Man kann sie überall mitnehmen. Nachteil: Das Objektiv besitzt meist nur eine Brennweite bzw. max. 3-fach-optischen Zoom und ist leider nicht sehr lichtstark. Außerdem ist die Bedienung sehr einfach gehalten. Also nichts für anspruchsvolle Amateure. Sie ähneln im Ergebnis denen von modernen Smartphones.

Die Kompakten sind zwar auch klein, dagegen ist das Objektiv doch deutlich größer, sodass sie mehr Platz in der Tasche benötigen. Aber man hat zumindest ein besseres Objektiv und meist einen 3-fachen bis etwa 16-fachen optischen Zoom. Auch verfügen Kompaktkameras über einen sehr großen Schärfentiefebereich, der allerdings bei bestimmen Aufnahmen (z.B. Porträts) hinderlich sein kann, wenn man den Hintergrund unscharf gestalten (freistellen) will. Für normale Familien- und Urlaubsaufnahmen sind sie aber brauchbar. Durch ihre geringen Abmessungen und kleines Gewicht kann man sie überall mitnehmen. Wer ernsthaft fotografieren möchte, der sollte darauf achten, dass die Kamera unbedingt ein so genanntes Programmwahlrad hat, mit dem man schnell die verschiedenen Motiv- und Belichtungsmodi wählen kann. Solche Kameras gibt es bereits ab etwa 200 €.

Die nächste Gruppe sind die so genannten Bridge-Kameras. Sie sollen praktisch die Brücke zwischen Kompakt- und Spiegelreflexkameras bilden. Das sieht man schon an der Größe und am Gewicht. Die Objektive sind lichtstark und meist von guter Qualität (Zeiss, Leica o.ä.), und ein 12-facher Zoom oder mehr ist schon fast Standard. Das hat den Vorteil, dass man keine Wechselobjektive mitschleppen muss, die Platz und Gewicht in der Ausrüstung beanspruchen. Auch sind die Einstellungsmöglichkeiten sehr vielfältig, sodass man schon den Eindruck hat, das "Spiegelreflex-Feeling" aufkommt.
Nicht zu vergessen der Blitzschuh, der ein externes Blitzgerät aufnehmen kann und dadurch die Möglichkeit bietet, bei Innenaufnahmen gute Aufnahmen zu machen. Alles in allem also das Nonplusultra? Nicht ganz, denn in diesen Kameras werden meist die gleichen kleinen CCD-Sensoren verbastelt wie bei den Kompakten. Auch wenn die Hersteller mit ihren speziellen Rauschunterdrückungsverfahren versprechen, optimale Bilder zu realisieren, sind die Fotos dann ohne gute Detailschärfe, da die Verfahren der Rauschunterdrückung einfach die Feinheiten nieder machen, um das Bildrauschen entsprechend gering zu halten.

Es gibt seit einiger Zeit auch so genannte Systemkameras. Das sind, grob gesagt, spiegellose Kompaktgehäuse mit Wechselobjektiven und einem 3/4-Zoll-Sensor. Der rauscht weniger als bei den Brigde-Typen und liefert dementsprechend bessere Bilder, selbst bei wenig Umgebungslicht. Sie sind natürlich kleiner und leichter als Spiegelreflexkameras, bieten viele Einstellmöglichkeiten, aber die Objektive muss man trotzdem mitschleppen. Außerdem besitzen die meisten keinen internen Sucher, was das Fotografieren bei Sonnenlicht etwas erschwert.

 

Das für diese Kameras so genannte Four Thirds System für die Objektive ist ein neuer Standard, mit dem man auch andere Herstellertypen für die Cam verwenden kann. Über Adapter sind auch ältere Objektive von Spiegelreflexkameras anschließbar. Alles in allem ist dann die Gewichtseinsparung gegenüber Spiegelreflexkameras DSLR) nicht so hoch, wenn schließlich mehrere Objektive mitgenommen werden sollen. Der Preis liegt nicht fern von Einsteiger-DSLR mit Kit-Objektiv (Standardobjektiv), sodass man selbst entscheiden muss, ob es die richtige Cam für „Immerdabei“ ist.

 

Wer wirklich gute Bilder machen will, kommt früher oder später nicht an eine Spiegelreflexkamera (DSLR, engl. für digital single lens reflex) vorbei. Bei ihnen ist der CCD-Sensor noch besser als bei den Systemkameras, es lassen sich dadurch rauscharme Aufnahmen machen. Und auch der Tonwertumfang ist größer, damit harte Kontraste besser verarbeitet werden können. Die vielfältigen Objektive bieten ein breites Einsatzspektrum, und sie besitzen einen schnellen Autofokus, der in sehr kurzer Zeit das Objekt scharf fokussiert. Das ist besonders für die Sportfotografie und Reportagen interessant. Dort, wo es auf schnelle Reaktion ankommt, spielen diese Kameras mit ihren guten Serienbild-Möglichkeiten die erste Geige.

 

Auch kann man bei schlechten Lichtbedingungen die ISO-Werte (Empfindlichkeit) ohne Bedenken hochschrauben, ohne dass dabei die Qualität sichtlich leidet. Ein weiterer Vorteil der DSLRs ist, dass man sehr gut mit der Schärfentiefe spielen kann, was bei vielen Aufnahmen wie zum Beispiel Porträts Sinn macht. Vom Superweitwinkel- bis zum Maxi-Teleobjektiv ist zum Wechseln alles drin, vorausgesetzt man hat den passenden Geldbeutel, und man scheut sich nicht, entsprechendes Gewicht mit zu schleppen. Wer aber schon eine analoge SLR-Kamera mit verschiedenen Objektiven hatte, der sollte in jedem Fall die Anschaffung einer solchen Kamera erwägen, denn die "alten" Objektive lassen sich meist auch in den Digitalkameras verwenden.

 

Verwacklungsfreie Bilder: der Bildstabilisator

 

Wer bei wenig Licht ohne Blitzlicht fotografiert, Teleobjektive einsetzt oder vielleicht bewegte Motive aufnimmt, erhält als Ergebnis oft unscharfe Aufnahmen. Dagegen hilft der Einsatz eines Stativs oder ein Bildstabilisator, der bei Mittelklasse-Kameras inzwischen zur Standardausrüstung gehört.

Es gibt grundsätzlich drei Arten von Bildstabilisator-Systemen. In einigen preiswerten Kameras ist meist ein elektronischer Verwacklungsschutz vorhanden, der durch einen technischen Trick der natürlichen Zitterbewegung der Fotografenhand entgegenwirken soll. Die Kameraelektronik wählt dabei automatisch eine erhöhte Lichtempfindlichkeit in Verbindung mit kurzer Verschlusszeit und bearbeitet die Fotos bei der Signalverarbeitung im Bildprozessor nach. Die Verwacklungsunschärfe wird also - falls notwendig - elektronisch herausgerechnet, verringert damit das Verwacklungsrisiko. Diese Methode ist nicht sonderlich effektiv und kann durch die Empfindlichkeitsvergrößerung ein erhöhtes Rauschen und und auch Artefakte im Bild verursachen.

 

Optische Bildstabilisatoren arbeiten dagegen mit beweglichen Linsengruppen, die im Objektiv der Kamera eingebaut sind. Canon hat 1995 das erste Objektiv mit solchem System herausgebracht. Wir finden sie meist bei Wechselobjektiven für DSLRs. Sensoren ermitteln die Bewegungen der Kamera; ein weiterer Sensor wertet die Resultate aus und steuert die Gegenbewegung der optisch stabilisierten Linsengruppe. Diese Methode funktioniert recht gut, hat aber den Nachteil, dass sich der Preis des Objektivs damit erhöht.

 

Deshalb haben einige Hersteller wie zum Beispiel Pentax, Fujifilm oder Olympus spezielle Sensoren entwickelt, die im Kameragehäuse beweglich aufgehängt sind. Sie kompensieren mit Hilfe von Motoren oder Magnetfeldern die Bewegung des Fotografen. Diese Systeme sind unabhängig von den verwendeten Objektiven, sodass man auch preiswerte Typen einsetzen

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Jörg Wernicke
Bildmaterialien: Jörg Wernicke, 2 Fotos Stefan Hüpper
Tag der Veröffentlichung: 03.02.2014
ISBN: 978-3-7309-8057-6

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich meinem verstorbenen Onkel Klaus Rappsilber, der als Berufsfotograf beim Senat in Berlin tätig war, und mir den Weg zu diesem Hobby geöffnet und mich dafür begeistert hat.

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