Klasse 12 a Wirtschaft, Staatliche Fachoberschule Regen
Montag, 1. März
Super, nach einem feuchtfröhlichen Wochenende – mein xx. Geburtstag – komme ich völlig übermüdet in die Klasse. Bis Frau Z. den Unterricht beginnt, quatsche ich noch mit Florian und Luca über die Ereignisse am Wochenende.
1. Punkt: Hausaufgabenkontrolle.
Gemacht? Nein… natürlich nicht. Geburtstag. Begründung wird abgeschmettert: „Andere haben auch Geburtstag“… „Andere“ interessieren mich aber nicht. Wenn „Andere“ aus dem 15. Stock springen, mach ich das ja auch nicht, oder? Vier Tage soll ich Zeit dazu gehabt haben.
Mittwoch: Einkaufen, Oma besuchen. Keine Hausaufgabe.
Donnerstag: 10 Stunden Unterricht, wegen 4 Stunden Französisch, Schnaps einkaufen. Keine Hausaufgabe.
Freitag: Meine Freundin, Vorbereitungen treffen. Keine Hausaufgabe.
Samstag: Essen machen, feiern. Keine Hausaufgabe.
Sonntag: Feiern, Rausch ausschlafen. Keine Hausaufgabe
Montag: Feststellen, dass es fünf Tage waren. Keine Hausaufgabe.
Folge: Zusammenfassung des Unterrichts schreiben.
Zusatz den ich zur Auflockerung des Textes verwende: Sarkasmus. Ohne Konservierungsstoffe.
Die Hausaufgabe wird verbessert, während ich schreibe.
Ich habe also schon nach wenigen Minuten in diesem Gebäude keine Lust mehr und möchte am liebsten flüchten.
2. Punkt: Übungen.
Ich zwinge mich nun lustlos mitzumachen. Dominik steht vor mir an der Tafel.
Fenster wird gekippt. .. äquivalent dazu steigt meine „Genervtheit“. Auch wenn man es von mir nicht erwartet, finde ich das Übungsblatt. „Chaos“ und „Zettelwirtschaft“ sind die am häufigsten benutzen Begriffe für meinen Ordner. Ich finde mein Zeug. Wenn nicht, besitze ich es auch nicht mehr. Das Genie überblickt das Chaos. Ausnahmen bestätigen die Regel. Diese Angaben sind wie immer ohne Gewähr.
Ich frage Luca, welche Aufgabe überhaupt bearbeitet wird… 2. Ran an den Speck. Yippie, yippie, yeah. Ich gähne und fange an.
2 Minuten später. Gong. Noch eine Stunde.
Dominik benutzt bereits die linke Tafel. Aufgabe 2.1 des Übungsblatts. Wichtiger: Handy auf lautlos stellen. Der moderne Homo sapiens hat gelernt, dieses Gerät als Chronometer zu verwenden. Ich widme mich wieder der Aufgabe: T-Konten. Fertig. Noch 40 Minuten. Danach noch 6 Stunden. Ich weiß bereits, dass meine Konzentration heute schnell nachlässt. Ich kann heute gar nicht so viel fressen, wie ich eigentlich kotzen müsste.
Übungsaufgabe wird von Frau Z. erklärt. Neues Blatt wird ausgeteilt, während der Tafeldienst die Tafel wischt. Ich höre wie Florian die Aufgabe flüsternd liest. Wie ein Windsäuseln. Ich denke an die gemütlichen Raucherpausen gestern auf dem Balkon meiner Freundin. Rauchen… Florian ist Raucher. Es muss schrecklich sein süchtig danach zu werden. Ich merke, wie ich gedanklich abdrifte.
Luca liest vor und geht nach vorne an die Tafel. Ich bearbeite die nächste Aufgabe. Bewertung von Rohstoffen. Wie gewohnt mache ich mich lustlos an die Arbeit. Ich erkläre Florian, wie man einen Teil der Aufgabe löst. Luca hat kleinere Probleme vorne an der Tafel… doch er löst sie relativ schnell. Ich schreibe innerhalb kurzer Zeit mehr als zwei Seiten. Das wäre in Deutsch sehr nützlich.
Daniela schließt das Fenster. Ich bin ihr dankbar. Es reicht mir schon die Kälte auf dem Schulweg. Ich muss das nicht auch noch im Klassenzimmer haben. Lehrer verstehen das nicht. Sie fahren mit ihren beheizten Autos zur Schule. Ich erwarte sehnlichst den Sommer, dann habe ich mehrere Probleme weniger. Unter anderem Kälte und Prüfungen.
Ich beantworte Florians Fragen zur Aufgabe. Ich bin bereits fertig und schreibe weiter an der Zusammenfassung. Der Blick zum Stundenplan bringt mich zum Würgen. Erinnerungen an meine Geburtstagsfeier flammen in mir auf. Bloody Mary. Mein Magen brennt kurz. Ich nehme einen Schluck Energy Drink + Kirsch zur Linderung. Mein Kaugummi landet im Papierkorb. Zwei Punkte im Unterrichts-Basketball. Ich gucke auf mein Handy. Noch 15 Minuten. Frau Z. teilt ein Übungsblatt für die Hausaufgabe aus. Die Haut um meine Augen ist gespannt. Der Schlafmangel zeigt seine Wirkung. Sogar meine gewohnten Augenringe haben Augenringe.
Wieder sehe ich auf das modernisierte Zeiteisen. 9 Minuten. Frau Z. fragt, ob alle das rote Abschlussprüfungsbuch haben. Ich sage „Nein“. Mir wird gesagt, ich habe es. Wie dumm ich kleiner Schüler doch sein muss. Aber trotzdem nein. Ich besitze dieses Buch nicht.
Vergleich der letzen Teilaufgabe. Der rettende Gong. BwR beendet.
Zusammenfassung beendet.
Texte: Clark David
Tag der Veröffentlichung: 28.07.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme diesen Text meiner nicht allzu wohl geschätzten Ex-Lehrerin Frau Z.