Cover

Prolog

Ich weiß wirklich nicht was mich dazu getrieben hatte der Einladung zu folgen. Vielleicht war ich der Meinung gewesen das es die Beziehung zu meiner Familie verbessert, was sie nicht getan hat.
Es könnte aber auch sein das ich gedacht habe das ich mich in dem Ort in dem ich aufgewachsen bin zuhause fühlen könnte, was ich aber auch nicht tat. Obwohl hier all meine Freunde wohnten, obwohl hier meine ganze Familie lebe, obwohl ich hier fast mein ganzes Leben verbracht habe tat ich das nicht.
Ich fühlte mich hier nicht zuhause. Es war besser so dachte ich und wiche mir mit dem Handrücken über die Augen, mein Koffer war wieder gepackt und eine kleine karte lag am Fußende des Bettes.
Es war die Karte die ich eigentlich zur Hochzeit schicken wollte, ich drehe mich einmal im Kreis und schaue das Zimmer an in dem ich meine ganze Jugend verbracht habe und doch spricht hier nichts davon das ich hier einmal gewohnt habe. Es war erst vier Uhr und die einzigen Personen die ich begegnen könnte wären die Angestellten meiner Eltern.
Meine Finger schließen sich krampfhaft um den Henkel des Koffers und ich greife nach meiner Jacke, sie wollen mich nicht einmal hier haben warum sollte ich dann bleiben? Nur damit sich die eingeladenen Gäste an meinem Scheiter ergötzen können? Nicht mit mir! Das musste ich schon mein ganzes Leben lange antun.
Leise trete ich auf den Flur und schließe hinter mir die Zimmertür, es war dunkel aber ich hatte nicht den Mut das Licht an zu machen. Im Dunkeln suche ich den Weg zur Eingangshalle
und bin nicht gerade sonderlich überrascht das ich ihn erst nach geschlagenen zwanzig Minuten finde, das Haus ist der reinste Irrgarten dachte ich und öffne leise die Tür. Als Kind stand ich gerne mal Stunde vor dieser Tür, einfach weil sie eine solche macht und Schönheit ausstrahlt. Wie oft habe ich sie gemalt? In wie vielen Bildern sieht man sie im Hintergrund? Es waren schon so viele das ich aufgehört habe zu zählen.
Meine Schritte hallten als ich eilig die Treppe hinab laufe, mein Koffer stößt immer wieder
gegen mein Bein und als ich das Anwesen meiner Eltern endlich verlassen habe, macht sich das Gefühl der Erleichterung in mir breit.
Ich musste nicht mehr für meine Schwester Brautjungfer spielen und auch nicht die mitleidigen blicke meiner verwandten spüren. Nein ich war wieder in Freiheit, keine Regel wie ich mich anziehe und auch keine wie ich mich verhalte. Ich weiß wirklich nicht was mich dazu getrieben hat hier aufzukreuzen, aber es muss wohl der gleiche Grund gewesen sein der jetzt dran schuld ist das ich gehe.
Wäre er zuerst da gewesen hätte ich mir den langen weg ersparen können. Ich krame in meiner Jackentasche nach dem Autoschlüssel und öffne das Auto, mit einem Ruck hievte ich den Koffer in den Kofferraum und schließe mit einem Knall die Tür dazu. Solle sie doch wissen das ich gehe, wie das letzte mal und
ich glaube dieses Mal will ich wirklich nicht zurück kommen. Es müsste ein Wunder geschehen das ich wieder zurückkommen oder bleibe und wie es im Leben so ist gibt es keine Wunder.
Nur ein paar glückliche Zufälle die mir nie passiert sind. Der Motor starte und lächelnd schaue ich in den Ruckspiegel um aus zuparken, sollen de doch alle wieder dort bleibe wo der Pfeffer wächst, ich gehöre nicht in ihre perfekte Welt. Was auch gut so ist. Ich will mich nicht irgendwelchen regeln beugen nur
und von meiner Mutter einmal zuhören bekommen das sie stolz auf mich ist, sie sollte es einfach sagen weil sie es wirklich ist. Das sie stolz auf mich ist werde ich niemals zuhören bekommen, genauso wenig das es ihr leid tut oder das sie am besten die Zeit zurück drehen möchte. Ich werde nie wieder auch nur ein Wort von ihr zu hören bekommen. Genauso wenig wie von meine Geschwister oder von meinem Vater.
Niemanden von denen werde ich je wieder sehen, von niemanden werde ich je wieder die Stimme hören. So viele Dinge werde ich nie wieder tun könne und das alles lässt mich grinsen, ich verschwinden endlich aus ihrem Leben so wie sie es immer wollte. Ich fuhr schneller als erlaubt aber das war mir egal, ich wolle das Gefühl von Freiheit spüren. Ich wollte wissen dass ich lebe. Das alles spürte ich als ich das Radio auf voller Lautstärke aufdrehe,
laut und schief singe ich mit. Heute würde meine jüngere Schwester heiraten und es war mir egal! Sie heiraten den Typen in den ich die ganze Schulzeit verliebt gewesen war aber er hatte nur Augen für sie. Wie ich mich damals aufgeregt habe als ich erfahre habe das die beiden zusammen gekommen sind, und jetzt ist mir das alle einfach nur egal. Alles was mit meiner Familie zu tun hat war mir ab jetzt egal,
dieses Versprechen nahm ich mir selbst ab. Ich habe ihre Hochzeit ruiniert, ich habe Dans Freundin erzählt er hätte was mit einer von den Haushälterinnen, ich habe mit der Erlaubnis vom Koch die Buttercreme für den Hochzeitskuchen aufgegessen und verdammt noch mal ich habe Großtante Hilary mit Whisky abgefüllt.
Im Großen und Ganzen habe ich still und heimlich diese Hochzeit ruiniert und das Gefühl war großartig. Ich machte keine Pause, ich fuhr solange weiter bis ich zuhause ankam.
Dort wo mich ein untreuer Freund erwartet und meine Eltern jeder Zeit auftauchen könne, aber das war mir egal den das Problem löste sich von selbst. Ich kann sagen das ich viele fehl Entscheidungen getroffen haben aber eines weiß ich sicher, die Entscheidung doch nicht der Hochzeit von Alison beizuwohnen das war die besten Entscheidung meines Lebens.
Es war nach dem retteten Anruf, das Beste was mir an diesem Tag passiert ist. Meine Familie werde ich irgendwann wieder treffen aber irgendwann ist ja nicht morgen.

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.07.2015

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /