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Einleitung

 

 

Wie das Wunderland enstand

 

In einer Zeit, die so weit zurückliegt, dass niemand mehr weiß, wann es war lebte ein mächtiger Zauberer namens Hurrikap. Er lebte in einem Lande, dass erst viel später Amerika genannt wurde. Und es gab niemanden auf der Welt, der sich auf das Zaubern so gut verstand wie er. Zuerst war Hurrikap mächtig stolz darauf und erfüllte gern die Wünsche der Menschen die zu ihm kamen. Dem einen schenkte er einen Bogen mit Pfeilen, die immer das Ziel trafen.  Dem anderen verlieh er die Gabe, so schnell zu laufen, dass sogar Rehe überholen konnte. Einen dritten machte er unverwundbargegn die Zähne und Krallen der wilden Tiere.

 

So vergingen viele, viele Jahre. Dann wurde Hurrikap aber der bitten und Dankesbezeigungen der Menschen überdrüssig und beschloss, sich in die Einsamkeit zurückzuziehen wo ihn niemand belästigen würde. Lange irrte der Zauberer über den Kontinent, der noch keinen Namen hatte, bis er ein wundersvchönes Land mit dichten Wäldern, kristallklaren Flüssen, grünen Wiesen und herrlichen Obstbäumen kam. "Hier gefällt es mir!" rief Hurrikap freudig aus. "Hier werde ich auf meine alten Tage Ruhe haben. Jetzt muss ich nur noch dafür sorgen,dass kein Mensch hierher findet." Für einen so mächtigen Zauberer wie Hurrikap war das ein leichtes.

 

"Eins!" rief er und im nächsten Augenblick erhoben sich riesige Berge um das Land. "Zwei!" rief er und jenseits der Berge enstand eine grosse Sandwüste, die kein Menschhätte durchqueren können. Hurrikap dachte nach, was im noch fehle. "Hier soll immer Sommer sein!" befahl er. "Ich will, dass es Wunderland ist in dem alle Tiere und Vögel wie Menschen sprechen sollen!" fügte er hinzu und sogleich ging sein Wunsch in Erfüllung. Von allen Seitenwaren zahlose Stimmen zu hören. Es sprachen die Affen, die Bären, die Löwen, Tiger, Spatzen, Krähen, Spechte und Meisen. Sie hatten viele Jahre nicht sprechen können und jetzt freuten sie sich unbändig, einander ihre Gedanken, Gefühle und Wünsche mitteilen zu können. "Nicht zu laut!" befahl der Zauberer barsch und die Stimmen klangen leiser. "So, jetzt beginnt für mich ein ruhiges Leben ohne die zudringlichen Menschen!", sagte er zufrieden. "Ihr irrt, mächtiger Zauberer!" hörte Hurrikap eine Stimme dicht an seinem Ohr und eine Elster setzte sich auf seine Schulter. "Verzeit mir meine Dreistigkeit, aber hier leben Menschen und es sind ihrer gar nicht wenige."

 

"Unmöglich!" rief unmutig der Zauberer. "Warum habe ich sie nicht gesehen!" "Ihr seit so gross. In unserem Lande aber sind die menschen sehr klein", rief lachend die Elster und flog davon. Die Elster hatte die Wahrheit gesagt. Hurrikap war so gross, dasser mit dem Kopfdie Wipfel der höchsten Bäume erreichte. Seine Sehkraft aber war durch das Alter gechwäscht und Brillenkannten damals die gewandesten Zauberer noch nicht. Hurrikap wählte eine grosse Wiese aus, legte sich ins Grasund blickte gespannt in das Dickicht. Da gewahrte er viele kleine Gestalten, die sich ängstlich hinter den Bäumen verbargen. "He, ihr Menschlein, kommt her!" befahl der Zauberer mit Donnerstimme. Die Menschen traten aus dem Wald hervor und blickten den Zauberer furchtsam an. "Wer seit ihr?" fragte er streng. "Wir sind die Bewohner dieses Landes, aber wir haben nichts verbrochen", sagten die Menschen zähneklappernd. "Ich sagte ja nicht, dass ihr etwas verbrochen habt", entgegnete Hurrikap. "Ich hätte mich wirklich besser umsehen müssen, bevor ich diesen Ort wählte, aber was geschehen ist, ist geschehen, ich will nichts zurückzaubern.

 

Dieses Land bleibt ein Zauberreich für alle Zeiten, nur werde ich mir ein ruhiges Plätzchendarin aussuchen." Hurrikap ging in die Berge und flugs hatte er einen prächtigen Palast erbaut.. Den Bewohnern des Zauberlandes aber verbot er strengstens, sich den Palast zu nähern. Der Befehl urde viele Jahrghunderte lang genau befolgt. Dann starb der Zauberer und der Palast verfiel. Denoch wagte es niemand, das Verbot zu übertreten. Später geriet Hurrikap in Vergessenheit. Die Menschen, die in diesem weltabgeschiedenen Land lebten, glaubten, dass es hier immer so gewesen sei wie jetzt. Hohe Berge ringsum, ewiger Sommer und Tiere und Vögel, die wie Menschen sprachen....

 

 

 

Erster Teil - Die Höhle

 

 

 

Vor Tausend Jahren

 

Die Bevölkerung des Wunderlandes wuchs und mit der Zeit bildeten sich mehrere Staaten. Bald gab es auch Könige, die sich mit Hofleuten und zahlreichen Dienern umgaben. Die Könige stellten Armeen auf und es begannen Grenzstreitigkeiten, die zu Kriegen führten. Im westlichen Teil des Landes herrschte vor tausend Jahren ein König namens Aranja. Er regierte solange, dass sein Sohn Bofaro müde wurde, auf den Tod seines Vaters zu warten und diesen zu stürzen beschloss. Durch Versprechungen gewann Prinz Bofaro mehrere tausend Anhänger, aber noch bevor sie etwas unternehmen konnten, wurde die Verschwörung aufgedeckt und Prinz Bofaro kam vor das Gericht seines Vaters. Dieser saß, von hofleuten umgeben, auf seinem hohen Thron und blickte zornig in das blase Gesicht des Prinzen. "Gestehst du, mein unwürdiger Sohn, dass du gegen mich Böses im Schilde führtest?" fragte der König.

 

"Ja, ich gestehe es", erwiederte der Prinz, ohne die Augen vor dem strengen Blick des Vaters zu senken. "Hätest du mich getötet, um den Thron in deinem Besitz zu bringen?" fuhr Aranja fort. "Nein", sagte Bofaro , "das war nicht meine Absicht. Ich habe Euch nur lebenslänglichen Kerker zugedacht." "Das Schicksal hat es aber anders gewollt", sagte der König. "Was du mir zugedacht hast, soll dir und deinen Kumpanen widerfahren. Kennst du die Höhle?" Der Prinz zuckte zusammen. Natürlich hatte er von der riesigen Höhle tief unter der Erde gehört. Neugierige, die hineingeblickt hatten, erzählten, sie hätten dort Schatten seltsamer Tiere gesehen, vor denen es jeder graute. Es sei undenkbar, dass Menschen dort leben könnten, sagten sie. "Ja ich verbanne dich und deine Kumpane für ewige Zeiten in die Höhle!" rief der König so grimmig, dass selbst die Feinde Bofaros erschauterten. "Aber das ist noch nicht alles! Nicht nur ihr, sondern auch eure Kinder und Kindeskinder sollen nie mehr den blauen Himmel und die strahlende Sonne sehen. Dafür weden meine Erben sorgen. Sie werden mir schwören müssen meinen heilig zu halten. Hast du etwas zu entgegnen?" "Nein!" sagte Bofaro, der ebenso stolz und trozig war wie sein Vater.

 

"Ich habe die Strafe verdient, weil ich meine Hand gegen den Vater erhob. Ich bitte nur, dass man uns Ackerbaugeräte mitgibt." "Die sollt ihr haben", sagte der König. Ihr sollt sogar Waffen bekommen, damit ihr euch gegen die wilden Höhlentiere wehren könnt." Die düsternen Kolonnen der Verbannten zogen von ihren weinenden Frauen und Kindern gefolgt, unter die Erde. Vor dem Eingang wurde ein grosser Trupp Soldaten postiert, die darauf zu achten hatten, das kein Rebell zurüchkehrte. Bofaro, seine Frau und seine zwei Söhne stiegen als erste in die Höhle hinab. Sie erblickten ein unterirdisches Land, das sich dahinstreckte, soweit das Auge reichte. Auf der weiten Ebene waren kleine waldbestandene Hügel zu sehen und inmitten der Höhle schimmerte ein grosser runder See. Die Landsxhafte hatte ein herbstliches Aussehen. das laub der Bäume und Sträucher war dunkelrot, rosa und goldfarben, das Gras auf den Wiesen so gelb wie vor einer überfällligen Mahd. Dämmerung herrschte im unterirdischen Land, nur die goldgelben Wolken streuten ein falsches Licht aus. "Hier sollen wir leben?" fragte Bofaros Frau entsetzt. "Ja, das ist unser Los", erwiederte der Prinz finster.

 

Die Belagerung

 

Die Ausgestoßenen mussten lange gehen, bis zu dem See gelangten, dessen Ufer mit Steinen übersät war. Bofaro stieg auf einen grossen Stein und hob die Hand zum Zeichen, dass er sprechen wolle. Alle richteten die Augen auf ihn. "Meine Freunde!" begann Bofaro. "Ich fühle mich vor euch schuldig. Mein Ehrgeiz hat euch ins Unglück gestürzt, durch ihn seid ihr in diese düstere Höhle verbannt worden.. Aber das lässt sich nun nicht mehr ändern. Außerdem ist es ja besser zu leben als tot zu sein. Uns steht ein harter Kampf um unser Dasein bevor. Darum müssen wir einen Mann aus unserer Mitte wählen, der uns führen soll." "Du bist unser Führer!" riefen die Leute. "Dich wählen wir,Prinz!"

 

"Du stammst von Königen ab, du sollst uns regieren, Bofaro!" Niemand erhob die Stimme dagegen und ein schwaches Lächeln erhellte das düstere Gesicht Bofaros. Es war immerhin ein Trost, könig zu sein, auch wenn es in einem unterirdischen Land war. "Hört, ihr Leute!" sagte er. "Wir haben eine Rast redlich verdient, aber dazu ist es noch zu früh. Ich habe da Schatten großer Tiere  gesehen, die uns folgten." "Auch wir haben sie gesehen!" riefen mehrere Stimmen. "Wir dürfen keine Zeit verlieren! Die Frauen sollen ihre Kinder schlafen legen und auf sie achtgeben, die Männer aber eine Befestigung bauen!"

 

Bofaro wälzte den ersten Stein heran. Die andere folgten, ihre Müdigkeit überwindend, seinem Beispiel. Sie schleppten Steine herbei und begannen eine Mauer zu errichten. Nach mehreren Stunden stand eine dicke, feste Mauer von doppelter Mannshöhe da. "Ich glaube, das reicht einstweilen", sagte König Bofaro. "Später werden wir hier eine Stadt bauen." Bofaro stellte eine Wache aus mehreren Männern mit Pfeilen und Lanzen auf, die anderen, die vor Müdigkeit fast umfielen, begaben sich im unheimlichen Licht der goldgelben Wolken zur Ruhe. Ihr Schlaf sollte jedoch nur kurz sein. "Alarm! Alarm!" schrie die Wache. Die aufgeschreckten Menschen stiegen auf vorsprünge an der Innenseite der Befestigung und blickten über die Mauer. Da gewahrten sie einige Dutzend seltsamer Tiere, dis sich der Befestigung näherten.

 

"Sechsfüßer! Das sind Sechsfüßer!" riefen mehrere Leute. Die tire hattentatsächlich nicht vier sondern sechs dicke, runde Beine auf denen runde Rümpfe ruhten. Ihr Fell war schmutzigweiß dicht und zottig. Sie starrtenaus großen runden Augen auf die Befestigung, die so jählings entstanden war....  "Welch grässliche Ungeheuer! Ein Glück, dass die Befestigung uns schützt!" riefen die Menschen. Während die Bogenschützen Pfeile auflegten, kamen die Tiere immer näher. Sie schnüffelten, glotzten und schüttelten drohend ihre großen Köpfen mit den kurzrn Ohren. Bald hattensie sich auf Schußweite genähert. Die Schützen spannten die Bögen und die Pfeile schwirrten durch die Luft.

 

Sie konnten aber die dicke Haut der Tiere nicht durchbohren und blieben in ihrem zottigen Fell stecken. Mit dumpfen gebrüll kamen die Sechsfüßer näher. Wie alle Tiere des Wunderlandes konnten sie sprechen, aber sie sprachen undeutlich, denn ihre Zungen waren zu dick und unbeholfen. "Verschiießt eure Pfeile nicht umsonst!" befahl Bofaro. "Haltet eure Schwerter und Lanzen bereit! Schafft die Frauen und kinder in die Mtte der Befestigung!" Die Tiere wagten es aber nicht, anzugreifen. Sie umstellten die Befestigung und hielten ihre glühenden Augen unverwand auf sie gerichtet. Bofaro und seine Leute waren belagert. Da begriff er, welchen Fehler er begangen hatte. Er Hatte es unterlassen, für Wasser zu sorgen.

 

Wenn jetzt die Belagerung lange anhielt, würden seine Leute verdursten. Bis zum See waren es zwar ein paar dutzend Schritte, aber wie sollte man die Umkreisung des Feindes durchbrechen, der garnicht so schwerfällig war, wie er aussah? Es vergingen ein paar Stunden.Als erstes verlangten die Kinder zu trinken. Vergeblich versuchten die Mütter, sie zu beruhigen. Bofaro breitete sich zu einem verzweifelten Ausfall vor. Plötzlich rauschte es in der Luft, am Himmel tauchte eine Schar sonderbarer Geschöpfe auf, die sich schnell näherte. Sie sahen wie Krokodile aus, nur waren sie viel grösser. Diese Ungeheuer schwangen ihre gewaltigen hautbespannten Flügel und aus ihren schmutziggelben, schuppige Bäuchenragten mächtige Tatzen mit scharfen krallen hervor. "Wir sind verloren!" schrien die Belagerten. "Das sind fliegende Drachen; vor ihnen kann uns keine Befestigung schützen!" Die Menschen bedeckten ihre Köüfe mit den Händen und sie vermeinten schon zu spüren, wie die schrecklichen Krallen in ihr Fleisch eintrangen.

 

Aber da geschah etwas unerwartetes: Die Drachen stürzten sich heulend auf die Sechsfüßer und versuchten deren Augen zu treffen. Diese schienen aber an solche Überfälle gewöhnt: Sie Zogeb tief die Köpfe ein, richteten sichauf den Hinterbeinen auf und schlugen wild mit den Vorderbeinen um sich.Das Heulen der Drachen und das brüllen der Sechsfüßer betäubte fast die Menschen, die das ungewöhnliche Schauspiel beobachteten. Einige Sechsfüßer hatten sich zusammengerollt und die wütenden Drachen rissen ihnen mit den Zähnen ganze Büschel des zottigen Fells aus. Ein unvorsichtiger Drache, den ein mächtiger Tatzenhieb getroffen hatte, konnte nicht auffliegen und hüpfte hilflos umher. Dann stoben die Sechsfüßer, von den fliegenden Echsen verfolgt, auseinander. Sorfort ergriffen die Frauen ihre Krüge und eilten zum See um Wasser für ihre weinenden Kinder zu holen.

 

Erst viel später, als die Menschen sich in der Höhle eingelebt hatten, erfuhren sie den Grund der Feindschaft zwieschen den Sechsfüßern und den Drachen. Die Echsen Legten nämlich ihre Eier an einsamen Stellen ab und verscharrten sie in der warmen Erde. Für die Sechsfüßer aber waren diese Eier der schönste Leckerbissen. Sie gruben sie aus und fraßen sie, wo immer sie sie fanden. Das konnten die Drachen den Sechsfüßer nicht verzeihen. Aber auch die Echsen waren nicht schuldlos: Wenn sie ein Sechsfüßerjunges ohne Eltern erblickten, fielen sie darüber her und fraßenes auf. Diesmal hatte die Fehde zwischen den Sechsfüßern und den Echsen den Menschen jedoch das Leben gerettet.

 

Die Menschen beginnen ein neues Leben

 

Jahre vergingen. Die Ausgestoßenen gewöhnten sich allmählig an das Leben  unter der Erde. Sie erbauten am ufer des Sees eine Stadt und umgaben sie mit einer steinernen Mauer. Um nicht Hungers zu sterben, begannen sie zu pflügen und Getreide zu sähen. Die Höhle lag su tief, dassihr Boden durch die unterirdische Hitze erwärmt wurde. Von Zeit zu Zeit viel Regen uas dem golggelben Wolken, so dass der Weizen ausreifen konnte, allerdings langsamer als auf der Erde. Für die Menschen war es aber ungeheuer anstrengend die schweren Pflüge über die steinigen Äcker zu schleppen. Einmal kam der alte Jäger Karum zu König Bofaro und sagte zu ihm: "Eure Majästät! Die Bauern werden die Mühen des Pflügens nicht mehr aushalten können und vor Erschöpfung sterben. Darum schlage ich vor, dass wir Sechsfüßer vor die Pflüge spannen."

 

Der König fragte überrascht:"Werden die Bestien die Bauern nicht zerreißen?" "Ich werde sie zähmen" , Versicherte Karum. "Oben, auf der Erde, hatte ich mit den schrecklichsten Raubtieren zu tun und ich habe sie immer gezähmz!""Dann tu es!" willigte Bofaro ein. "Du wirst warscheinlich Helfer brauchen, nicht wahr?" "Ja" , sagte der Jäger, Aber außer den Menschen werden mir auch die Drachen helfen." wieder staunte der König. Doch Karum sagte ruhig: "Seht, wir Menschen sind schwächer als die Sechsfüßer und die fliegenden Echsen.

 

Aber wir besitzen den Verstand und den haben diese Tiere nicht. Ich werde  die Sechsfüßer mit Hilfe der Drachen Zähmen und die Sechsfüßer werden mir helfen die Drachen in Botmäßigkeit zu halten."Karum machte sich an die Arbeit. Seine Jäger lasen Drachenjungen auf, die eben aus den Eiern geschlüpft waren. Unter der Obhut der Menschen wuchsen die Jungen zu gehorsamen Tieren heran und mit ihrer Hilfe gelang es Karum die ersten Sechsfüßer einzufangen. Darum schlage ich vor, dass wir Sechfüßer vor die Pflüge spannen."

 

Der König fragte überrascht: "Werde die Bestien die Bauern nicht zerreisen?" "Ich werde sie zähmen", versicherte Karum. "Oben auf der Erde, hatte ich mit den schrecklichsten Raubtieren zu tun und ich habe sie immer Gezämt!" "Dann tu es!"willigte Bofaro ein. "Du wirst wahrscheinlich Helfer brauchen, nicht war?" "Ja", sagte der Jäger, "außer den Menschen werden mir auch die Drachen helfen." Wieder staunte der König. Doch Karum sagte ruhig: "Seht, wir Menschen sind schwächer als die Sechsüßer und die fliegenden Echseb. Aber wir besitzen Verstand und den haben diese Tiere nicht. Ich werde die Sechsfüßer mit Hilfe der Drachen zähmen unddie Sechsfüßerwerde mir helfen, die Drachen in Botmäßigkeit zu halten."

 

Karum machte sich an die Arbeit. Seine Jäger lasen Drachenjungen auf, die eben aus den Eiern geschlüpft waren. Unter der Obhut der Menschen wuchsen die Jungen zu gehorsamen Tieren heran und mit ihrer Hilfe gelang es Karum , die ersten Sechsfüßer einzufangen. Es war nicht leicht , die wilden Tiere abzurichten, aber sie schafften es. Als die Sechsfüßer viele Tage nichts zu fressen bekammen, begannen sie von den Menschen Nahrung anzunehmen und dann ließen sie sich auch anschieren und vor dem Pflug spannen. Anfangs gab es auch Unfälle, aber dann kam alles in die rechte Bahn. Zahme Drachen trugen die Menschen durch die Lüfte und Sechsfüßer Pflügten den Boden. Die Menschen atmeten erleichtert auf und das Gewerbe blühte auf.

 

Weber webten Stoffe, Schneider nähten Kleider, Töpfer stelltenTöpfe und Schüsseln her, Erzgräber hoben Erz aus den tiefen Gruben, Gießer erschmolzen daraus Metalle und Schlosser und Dreher fertigten aus den Metallen Gegenstände die das Volk brauchte. Die Erzgewinnung war sehr anstrengend. In den Gruben arbeitetenviele Menschen und deshalb begann man dieses Gebiet das Land der unterirdischen Erzgräber zu nennen. Da die Ausgestoßenen auf sich selbst angewiesen waren, wurden sie erfinderisch. Allmählich vergaßen sie die obere Welt. Die Kinder, die in der Höhle geboren wurden hatten das oberirdische Land niemals gesehen. Sie kannten es nur aus den Geschichten, die ihnen ihre Mütter erzählten und die sich bald wie Märchen anhörten.

 

Das Leben wurde nach und nach erträglicher. Unterdessen hatte sich aber der ehrgeizige Bofaro mit zahlreichen Hofleuten und Dienern umgeben und den Unterhalt dieser Tagediebe musste das Volk bestreiten. Obwohl die Bauern fleißig den Boden pflügten, säten und Getreide ernteten, die Gärtner Gemüse zogen und die Fischer  Fische und Krabben fingen hatten die Menschen doch bald nicht mehr genug zu essen. Dehalb mussten die Erzgräber einen Tauschhandel mit den oberirdischen Menschen beginnen. Die Unterirdischen tauschten ihre Erzeugnisse wie Kupfer und Bronze, eiserne Pflüge und Eggen, Glas und Edelsteine gegen Getreide, Butter und Früchte der Oberirdischen. Allmählich entwickelte sich der Handel. Der Marktplatz, wo der Tausch getätigt wurde, lag am Ausgang des unterirdischen Reichs in das blaue Land dicht an dessen östlicher Grenze.

 

Dieser Ausgang war einst auf Befehl König Aranjas durch ein mächtiges Tor versperrt worden. Nach Aranjas Tot wurde die Wache jedoch von dem Tor zurückgezogen, denndie unterirdischen Erzgräber unternahmen keinen Versuch in die obere Welt zurückzukehren. Währendder vielen Jahren ihres unterirdischen Lebens hatten sie die Sonne nicht mehr gesehen und jetzt konnten die Erzgräber nur noch nachts zur Oberfläche aufsteigen, weil ihre Augen das Sonnenlicht zu grell war.

 

Jeder Markttag wurde durch das mitternächtliche Geläute der Glocke angekündigt die über dem Tor hing. Am morgen prüften und zählten die Kaufleute des blauen Lndes die Waren die die unterirdischen Einwohner nachts hinterlassen hatten. Dann brachten hunderte von Menschen Schubkarren mit Säcken voller Mehl, Körbe mit Obst und Gemüse, Kisten mit Eiern, Butter und Käse zum Tor. In der folgenden Nacht wurde alles von den Bewohnern des unterirdischen Landes abgeholt.

 

 

König Bofaros Vermächtnis

 

Bofaro regierte viele Jahre im unterirdischen Land. Er war mit zwei Söhnen hinabgestiegen. Dann wurden ihm weitere fünf Kinder geboren. Da Bofaro alle seine Kinder gleich liebte, wusste er nicht welches er zu seinem Nachfolger bestimmen sollte. Er dachte, wenn er einen Sohn zum Thronfolger auswählte, werde er dadurch die anderen sehr kränken.

 

Siebzehnmal änderte Bofaro sein vermächtnis bis er des Klatsches und der Intrigen seiner zukünftigen Erben müde auf einen Gedanken kam der ihm die Ruhe wiedergab. Er ernannte nämlich alle sieben Söhne zu seinen Erbfolgern. Sie sollten so besagte das Vermächtnis der Reihe abwechselnd je einen Monat regieren. Damit sie sich nicht stritten und nicht bekriegten mussten sie dem Vater schwören, dass sie immer in Frieden leben und die Reihenfolge der Herrschaft genau einhaalten würden.

 

Der Eid fruchtete aber nichts. Gleich nach dem Tod Bofaros begannen die Brüder miteinander zu streiten, wer als erster die Herrschaft antreten solle. "wir müssen die Reihenfogeder Herrschaft nach unserem Wuchs bestimmen. Ich bin der Grösste und darumwerde ich als erter regiern", sagte Prinz Wagissa. "Mit Verlaub", entgegnete der dicke Gramento, "wer mehr wiegt, hat mehr Verstand, also soll die Waage entscheiden, wer als erster zu regieren hat."

 

"Du hast viel Fett, aber keinen Verstand", schrie Prinz Tubago. "Mit den Geschäften des Königreichs ird der Stärkste am besten fertig.Ich nehme es mit dreien von euch auf. Tretet vor und lasst uns unsere Kräfte messen!" brüllte er, seine seine riesigen Fäuste schwingend.

 

Es kam zu einer rauferei, bei der einer der Brüder etliche Zähne verlor, während die anderen blauunterlaufene Augen und ausgerenkte Arme und Beine davontrugen... Als sich die Prinzen wieder ausgesöhnt hatten, wunderten sie sich,dass ihnen nicht schon früherdie beste Lösung eingefallen war, nämlich die Reihenfolge nach dem Alter der Brüder festzulegen.

 

Sie beschlossen, einen gemeinsamen Palast zu bauen, in dem ein jeder seinen Teil haben sollte. Architekten und Maurer errichteten auf dem Stadtplatz  ein riesiges Gebäute mit sieben Türmen und sieben getrenntenEingängen zu den Gemäschern jedes Königs. Die ältesten Einwohner der Höhle hatten den Regenbogen, der am Himmel ihrer verlorenen Heimat strahlte, noch gut in Erinnerung. Sie beschlossen ihn auf den Wänden des Palastes für ihre Nachfahren zu erhalten und strichendie sieben Türme in den sieben Farben des Regenbogens. Kunstfertige Maler verliehen den Farben eine wunderbare Reinheit und sie strahlten so schön wie die eines richtigen Regenbogens. Jeder König machte die Farbe des Turmes, in dem er sich niederließ, zu seiner Leibfarbe. Im grünen Teil des Palastes zum Beispiel war alles grün: die Gemächer, das Festkleid des Königs, die Kleider der Hofleute, die Livreen der Diener, die Möbel. im violetten Teil war alles violett .... Welche farbe welchen König zufallen solle, wurde durch das Los entschieden.

 

In der unterirdischen Welt gab es keinen Wechsel von Tag und Nacht, deshalb wurde die Zeit mit Sanduhren gemessen. Die Könige beschlossen, daß besondere Würdenträger, Hüter der Zeit, auf den rechtzeitigen Wechsel der Regierung achten sollten.

 

 

 

                                         

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.05.2013

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