Ungebetener Gast
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„Hey, Alex. Hast du Heute schon was vor?“ genervt verdrehte Ich die Augen. So ging das Jeden Tag. Konnten mich die Jungs nicht wenigstens ein Mal in Ruhe lassen? Ich seufzte, dann drehte ich mich um. Mark ein Junge aus meiner Parallelklasse lief auf mich zu. Ich war gerade auf dem Weg zu meinem Auto und musste ganz schnell weg. Ich wollte das Gespräch so kurz wie möglich halten, ohne dabei unfreundlich zu werden. Leicht gesagt, wenn man nicht gerade die Nase voll von Männlichen Wesen hatte. „Sorry Mark, Heute geht nicht, ich hab schon was vor.“ Versuchte ich so bedauernd wie möglich zu sagen. Mark war bei mir angekommen und blickte mich traurig an. Dann wurde seine Miene wieder schlagartig fröhlich. „Aber ein ander Mal, ja?“ Ich unterdrückte ein Stöhnen. Ich hatte wirklich die Nase voll von dem ganzen Mist. „Mal gucken Mark. Ich muss jetzt aber weg, vielleicht sehen wir uns ja Morgen.“ Marks Miene hellte sich wieder auf und ein Grinsen umspielte seine Lippen. „Okay, meine Schöne, bis Morgen.“ Dann drehte er sich um und ging wieder. Ich winkte ihm noch höflich zum Abschied, dann rannte ich zu meinem Auto. Es war klein, aber ich liebte es. Der Weg nach Hause zog sich dahin. Ich dachte an Mark. Er hatte mich ‚seine Schöne’ genannt und dafür hasste ich ihn. Generell hasste ich alle Jungs. Sie waren nichts als eingebildete Machos, die Strohdumm waren. Ich verstand nicht, was andere Mädchen an ihnen so toll fanden. Und gerade mir liefen alle Jungs der Schule hinterher.
Ich zwängte mich in eine Parklücke vor unserem Haus nachdem ich mich mit einem Blick auf die Einfahrt vergewissert hatte, dass meine Mom noch nicht da war. Wenigstens jetzt hatte ich einmal Glück. Ich stieg aus meinem Wagen aus und schloss die Tür auf. Als ich rein kam fand ich einige Briefe durch die Tür durchgeschoben. Und alle waren ausnahmslos an mich adressiert. Einen Briefkasten hatten wir nicht mehr, nachdem ich aus Wut unseren alten geschrottet hatte. Ich hatte gehofft, dass die ganzen Liebesbriefe und Blumen oder Geschenke jetzt aufhören würden, doch ich wurde bitter enttäuscht. Es war nur noch schlimmer geworden. Ich bereute mittlerweile sehr, dass ich mich nicht hatte beherrschen können.
Gedankenverloren war ich in der Tür stehen geblieben und schloss diese nun hektisch. Ich hatte nicht mehr viel Zeit, wenn ich noch pünktlich bei meinen besten Freundinnen sein wollte. Ich sammelte die ganzen Briefe auf und ging damit in mein Zimmer. Dort angekommen holte ich eine Box unter meinem Bett hervor und warf die Briefe allesamt achtlos herein. Dann warf ich meinen Rucksack aufs Bett und verstaute die Box wieder darunter. Ein Blick auf meine Uhr zeigte mir, dass es allerhöchste Eisenbahn war. Ich durfte nicht noch mehr Zeit vertrödeln. Ich riss mir förmlich meine Kleidung vom Leib und ging rüber ins Badezimmer. Dort duschte ich mich und trocknete meine Haare. Anschließend ging ich wieder, in ein dickes Handtuch gehüllt, in mein Zimmer und öffnete meinen Kleiderschrank. Ich grübelte herum, was ich Heute anziehen sollte. Mell, meine beste Freundin, sagte immer, das mir alles stehen würde, da ich einfach eine klasse Figur hatte aber ganz davon überzeugt war ich ja nicht. Ich zog nacheinander verschiedene Oberteile an und aus, doch keines gefiel mir so richtig. Zum Schluss entschied ich mich einfach für mein schwarzes, trägerloses Kleid, in dem mich Mell immer so hübsch fand. Dazu zog ich meine neuen Schuhe an. Eine Kette, die ich mal zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte vervollständigte mein Outfit. Ich fühlte mich rundum wohl. Zum Schluss stellte ich mich noch vor meinen Spiegel und schminkte mich leicht. Meine Haare trug ich wie gewohnt offen und leicht gelockt. Dann war auch ich endlich zufrieden mit mir. Um mein ziemlich knappes Kleid machte ich mir keine Sorgen. Die Jungs liefen mir ja eh schon scharenweise hinterher. Ich schnappte mir eine Dünne Jacke und lief eilig nach unten. Ich war schon ziemlich spät dran und hatte nur noch wenige Minuten. Hätte Mark mich doch nur nicht aufgehalten, fluchte ich leise. Gerade als ich rausgehen wollte, merkte ich, das ich mein Handy vergessen hatte. Meine Mutter würde mich umbringen, wenn ich ohne fahren würde. Wo war das verflixte Teil nur? Ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern wo ich es hingetan hatte. Dabei war ich doch sonst nicht so vergesslich. Ich stapfte hinüber in die Küche um auch dort nach meinem verschollenen Handy zu suchen. Nach einigen Augenblicken fand ich es sogar. Es hatte auf dem Kühlschrank gelegen, doch ich hatte keine Ahnung wie es da hin kam. Vielleicht hatte meine Mom es Heute dort hingelegt, damit ich es auch bemerken würde. Ich befand mich nämlich relativ oft am Kühlschrank, denn ich liebte Essen über alles. Nachdem ich das Handy in meiner Jackentasche verstaut hatte warf ich noch rasch einen Blick ins Wohnzimmer. Überrascht stellte ich fest, das ein Fremder Junge auf der Couch saß und Fernsehen guckte. Ich erschrak. Was hatte dieser Kerl hier zu suchen? Ich wurde wütend. Als er mich bemerkte warf er mir ein amüsiertes Lächeln zu. Ich hasste diesen Kerl schon jetzt. „Verschwinde hier!“ fuhr ich ihn an. Ich wurde immer gereizter. Heute war wirklich nicht mein Tag. Er fing nur an zu grinsen. „Du siehst echt scharf aus, hat dir das schon mal Jemand gesagt?“ Ich funkelte ihn wütend an. Ich musste mich wirklich beherrschen um ihm nicht eine zu knallen. „Wie bist du hier rein gekommen?“ kreischte ich. „Ey, nur keine Aufregung! Das Fenster stand offen…“ verriet er mir grinsend. „Prima, dann ist das auch dein Ausgang! Ich sag es dir noch mal, VERSCHWINDE!!!“ Das letzte Wort schrie ich. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper. Was für ein eingebildetes Arschloch. Und dabei sah er noch nicht einmal schlecht aus. Er war sogar sehr attraktiv. Er hatte dunkelbraune, hochgegelte Haare und grüne Augen. Er würde Amanda, meiner anderen besten Freundin sicher gut gefallen, überlegte ich. Nichtsdestotrotz hatte ich was gegen diesen Kerl.
Langsam stand er auf und machte den Fernseher aus. Ich wollte lieber gar nicht wissen, was er da geguckt hatte. Die darauf folgende Stille war erdrückend. Ich beobachtete stillschweigend wie der Junge Aufstand. „Wie heißt du meine Süße?“ wollte er mit einem dahin gezauberten Ladykiller lächeln wissen. Nur leider funktionierte seine Masche nicht. Angewidert sah ich ihn an. „Ich bin nicht Deinen Süße, damit wir uns verstehen!“ zischte Ich. Die Kerle waren doch alle gleich. Und wollten nur das eine. „Auch gut“, sagte er immer noch grinsend. „Ich auf jedenfall bin Jaiden, aber für dich auch Schatz.“ Sagte er mit einem bösen Lächeln. Mir riss endgültig der Geduldsfaden. Der Typ war ja ganz schön von sich überzeugt. Zu überzeugt für meinen Geschmack. „VERSCHWINDE endlich du Mistkerl und lass mich in Ruhe!!!“ schimpfte ich. Was dachte er sich nur dabei. Vielleicht sollte ich einfach die Polizei holen, dann wäre ich ihn wenigstens los. Doch so einfach würde er es mir sicherlich nicht machen. Langsam ging er auf mich zu und ich wich zurück. Nach wenigen Schritten jedoch stieß ich gegen eine Wand. Ich fluchte und Jaiden lachte laut. So ein arrogantes Schwein! Er war nun bei mir angelangt und wie ich feststellen musste auch noch um einiges größer als ich. Dabei war ich für ein Mädchen ziemlich groß. Ich wusste nicht, ob ich vor ihm Angst haben sollte. Andererseits sollte ich ihm vielleicht einfach meine Meinung geigen. Ich brauchte kein Männliches Wesen in meinem Leben, denn ich bin bis jetzt immer ganz gut ohne sie klar gekommen. Selbst meinen Vater hatte ich nie gebraucht, dieser hat sich ja sowieso nie für mich oder meine Mutter interessiert. Vielleicht lag es ja an ihm das Ich Männer nicht leiden konnte, überlegte ich.
Ich sah stur in Jaidens grüne Augen. Irgendwie faszinierten sie mich. Sie sahen schön aus, wie glitzernde Kristalle mit einem grünen Schimmer. Nein! Dachte ich. Denk nicht an so was! Ich schüttelte meinen Kopf um meine Gedanken zu vertreiben. Mein Herz klopfte ungewöhnlich laut, doch ich ließ mich nicht verunsichern. Jaidens Blick wurde auf einmal ganz ernst und jeder Spöttische Gesichtszug wich von ihm. Er kam mir immer näher. Ich zuckte zusammen. Was hatte er vor?
Mein Blick streifte seine Lippen- und blieb daran hängen. Ich beobachtete sie angestrengt weiter, während sie mir immer näher kamen. Aus den Augenwinkeln nahm ich war, das Jaiden sich mit seinen Armen rechts und links von mir an der Wand abstützte. War es jetzt zu spät zum fliehen? Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte, außerdem war mein ganzer Zorn verraucht. Ich war nur noch verunsichert und verwirrt. Was wollte er von mir? Sein Gesicht schwebte nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt und ich spürte seinen heißen Atem auf meiner Haut. Eine Gänsehaut überfuhr mich. Ich merkte wie ich mich innerlich verkrampfte. Auch äußerlich musste ich sehr angespannt wirken, denn ein überraschter Ausdruck machte sich auf Jaidens Gesicht breit. Dann, als würde er verstehen, grinste er übertrieben breit und fuhr mit seinem Daumen über meine Unterlippe. Ich fing an zu zittern. Ich wollte das alles nicht. Er sollte einfach verschwinden! Ich wollte endlich zu Mell und mich bei ihr ausheulen. Sie verstand mich wenigstens und wusste dass ich etwas gegen Jungs hatte. Warum konnten sie mich nicht einfach in ruhe lassen? Mir kam es schon so vor als würden sie immer hartnäckiger werden um so weniger ich mich für sie interessierte. Die Logik der Jungs. Meine Lippe kribbelte. Allerdings nicht so ein tolles Gefühl wie die anderen Mädchen es immer beschrieben. Ich war halt nicht verliebt. Das sollte so langsam auch Jaiden verstehen denn ich verzog mein Gesicht angewidert. Ihn schien das Recht wenig zu stören. So ein Arsch! Ich drängte mich weiter gegen die Wand und versuchte Jaiden wegzudrücken. Allerdings ohne Erfolg. Vielleicht hätte ich doch nicht mein kurzes schwarzes Kleid anziehen sollen... Jaiden nagelte mich förmlich an der Wand fest. Nun war es zu spät. Ich konnte ihm nicht mehr entfliehen. Wie besessen hauchte er mir Küsse auf meinen Hals und ich seufzte laut. Eigentlich war es gar nicht mehr so schlimm, fand ich. Dennoch hatte ich mich auch schon wohler gefühlt. Ich schloss die Augen. Ich spürte wie er eine Hand unter mein Kleid schob. Ich erschauderte. Erschrocken hörte ich wie ich aufstöhnte. Ich wollte mir meinen Mund zuhalten um weitere peinliche Geräusche zu vermeiden, doch er hielt meine Hand fest. Ich entzog mich seinem Griff. Die Situation war mir mehr als peinlich. „Lass es“, sagte ich leise. „Aber du willst es doch auch Alex!“ sagte er grinsend. „Diejenige die mir widerstehen kann muss erst noch geboren werden“ sagte er überheblich. Ich war mir nicht sicher ob ich antworten sollte. Vielleicht hatte er ja sogar recht… Er schob seine Hand weiter unter mein Kleid und fuhr mit seinen Fingern über meine Haut. „ Du hast so schöne weiche Haut, Alex“, flüsterte er mir ins Ohr. Ich spürte wie ich rot wurde. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt. Was stellte er nur mit mir an? Ich spürte ein Verlangen in mir aufkommen, doch ich wusste nicht wonach. So etwas hatte ich noch nie gefühlt. Ich war nie eine Außenseiterin gewesen, zumindest nicht bei den Jungs. Nein, diese liefen mir scharenweise hinterher, doch nie war einer so dreist gewesen mir so nahe zu kommen. Ich kam mir auf irgendeine Art verloren vor. Mir drang wieder ins Gedächtnis das mich alle anderen hassten. Alle Mädchen. Sie waren Eifersüchtig auf mich, weil sie wegen mir keinen Freund fanden. Dabei wollte ich das alles doch gar nicht. Warum mussten sie mich nur so hassen. Nie wollte ein Mädchen mit mir reden. Sie versuchten mich immer vor den Jungs lächerlich zu machen doch dabei fanden sie die Jungs nur erbärmlich. Trauer überkam mich. Warum dachte ich ausgerechnet jetzt daran? Nein, ich wusste warum. Sollte ich mich auf einen Jungen einlassen würden es auch andere versuchen und wer weiß wie die Mädchen sich dann verhalten würden. Was sie mir vielleicht antun würden. Nein, ich konnte das hier nicht zulassen. „Hey, Alex…“ Jaiden hielt inne und sprach sehr leise. Ich verstand ihn kaum. „Warum weinst du? Ich mag es nicht wenn ein Mädchen weint… Was ist los?“ Ich sah in seine großen braunen Augen. War da wirklich so etwas wie Besorgnis oder hatte ich mir das nur eingebildet? Ich blinzelte. Er hatte Recht, ich hatte wirklich geweint. Das hatte ich schon lange nicht mehr, nicht mehr seit mein Vater gestorben war. Leicht wischte er mit seiner großen Hand über meine Wange, über meine Tränen. „Jaiden ich…“ Ich stockte, meine Stimme versagte mir und ich schüttelte mich als ich erneut anfing zu heulen. Alles löste sich von mir. Alles der letzten paar Jahre. Jaiden schien für einen Moment nicht recht zu wissen was er jetzt tun solle, doch dann nahm er mich in den Arm und ich schmiegte mich eng an ihn. „Schhht, ist schon gut Alex“ Leicht wiegte er mich hin und her. Es tat gut ihn so nah bei mir zu spüren. Ihn einen Fremden, den ich erst seit wenigen Minuten kannte und eben noch angeschrieen hatte. Trotzdem fühlte ich mich irgendwie gut. Er strich mir über den Rücken während ich laut schniefte und mich an seinem T-Shirt ausheulte. Beruhigend sprach er mit mir doch ich hörte ihm nicht wirklich zu. Ich lauschte nur seiner Stimme. Seiner wunderbar klingenden Stimme die ich anfing richtig zu lieben. Seine Worte beruhigten mich obwohl ich nicht wusste was er sagte. Und wie er roch. So wunderbar würzig und angenehm.
Nach einiger Zeit hatte ich Gewissensbisse, weil ich sein T-Shirt ruiniert hatte und löste mich wieder von ihm. Widerstrebend gab er mich frei. Ich ließ mich an der Wand runterrutschen und er setzte sich neben mich. Beschützend legte er einen Arm um mich. Ich wusste nicht ob ich ihn abschütteln sollte, schließlich hasste ich Jungs nach wie vor, doch er hatte sich so rührend um mich gekümmert und ich wollte ihm nicht unrecht tun. Vielleicht war er ja gar nicht so schlimm wie ich dachte… Nein! Ich ermahnte mich selbst. So durfte ich nicht denken, das war nicht Richtig! Und ganz nebenbei war es auch noch in gewisser weise Gefährlich für mich. Frauen konnten manchmal wirklich schlimm sein. Vor allem eifersüchtige Frauen...
Ich räusperte mich. „Das mit deinem T-Shirt tut mir leid…“, sagte ich etwas verlegen. Meine Stimme klang kratzig und alles andere als angenehm. „Halb so wild“, erklärte er mir grinsend. „Engelstränen schaden mir nicht. Aber jetzt sag, warum hast du eigentlich geweint? War es wegen mir?“ Es sah etwas unruhig aus. Was sollte ich jetzt antworten?
Er ergriff meine Hand und blickte mir lange in die Augen. Sein Daumen umspielte meinen Handrücken und ich schluckte erstmal hörbar. Mein Herz schlug mir bis zum Halse. Mein Bauch kribbelte. Mir war dieses Gefühl fremd aber es fühlte sich irgendwie richtig an.
„Schlaf mit mir!“ Für einen Moment setzte mein Verstand aus. Ich glaubte mich verhört zu haben. „Bitte WAS ?!“ Meine Stimme zitterte. „Ich sagte du sollst mit mir schlafen!“ Er sah mich siegesgewiss an. Panik ergriff mich, dann Wut. Was hatte ich nur getan? Sie alle wollten doch immer nur das eine, das wusste ich doch! „RAUS!!“ schrie ich und schupste ihn von mir weg. Warum hatte ich ihm nur vertraut, mich von ihm trösten lassen? Sollte er doch sehen wo er hin kam, ich brauchte ihn nicht! Wieder kamen mir Tränen, doch diesmal der Wut. Mir wurde klar, dass ich in meiner Annahme nur bestätigt wurde. Man konnte Jungs nicht vertrauen!
Freier Fall
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Noch während ich dabei war, meinen ungebetenen Gast unsanft zur Haustür hinaus zu befördern, klingelte mein Handy. Ich erstarrte. Auch er gab seine halbherzigen gut gemeinten Versuche auf, sich gegen mich und meine Wut zu wehren. Ich wusste sowieso dass er auf verlorenem Posten kämpfte. Ich stürzte zu meiner fallen gelassenen Jacke und kramte nach meinem Handy. Erleichtert stellte ich fest, das es nicht meine Mutter war sondern nur Mell, die wahrscheinlich wissen wollte, wo ich blieb. Noch bevor ich den Anruf annehmen konnte wurde mir das Handy unsanft aus der Hand gerissen und ich fuhr erschrocken herum. „Was gibt’s?“ fragte er und ich wollte schon zu einer schlagfertigen und nicht ganz jugendfreien Antwort ansetzen, als ich bemerkte, das er nicht mich gemeint hatte und den Anruf auch nicht weggedrückt hatte wie ich erwartet hatte sondern stattdessen dran gegangen war. „Gut, ja. Ich schätze das könnte noch was dauern.“ Dann schwieg er eine Weile und hörte nur zu. Ich bebte mittlerweile vor Wut und versuchte ihm das Handy abzunehmen. Nach einigen Versuchen, die allesamt fehlschlugen, gab ich auf. Völlig ausgeschlossen das ich das jemals schaffen würde. Er grinste mich mal wieder überheblich an. Noch bevor ich wusste was ich tat, hatte ich ihm schon eine Ohrfeige verpasst. Er blickte mich perplex an und ich schaute verwundert auf meine Hand die sich taub anfühlte und sich langsam rot verfärbte. „SPINNST DU?!“ schrie er mich an und ich zuckte zurück. Einen Moment lang sagte keiner von uns beiden ein Wort dann brach einfach alles aus mir heraus. „Ob ICH Spinne? Wer von uns beiden ist hier einfach eingebrochen und meint mich anfassen zu müssen? –DU! Wer benimmt sich wie ein notgeiler Arsch… und gib mir jetzt endlich MEIN Handy zurück!“ fügte ich noch hinzu. Er verdrehte nur genervt die Augen und drehte sich von mir weg. Natürlich mit dem Handy. Der Typ konnte mich mal. Ich schnappte mir meine Jacke und zog sie an. Dann spazierte ich einfach zur Tür hinaus als wäre nichts gewesen und ließ den ganzen Ärger hinter mich. Hoffte ich zumindest. Ich war noch keinen Meter weit gekommen, als er mich zurückriss und ich dabei fast zu Boden fiel. „WAS IST DENN NOCH?!“ fauchte ich ihn an und riss mich wieder von ihm los. Mir war es egal, dass Mell mich hören konnte. Vielleicht kam sie ja sogar rüber um diesem Kerl die Meinung zu geigen, überlegte ich. Tja, die Hoffnung starb wirklich immer zu letzt.
„Es stimmt wirklich was andere über dich sagen…“ meinte er leise und sah mir dabei in die Augen. „Du bist echt scharf aber führst dich auf als hättest du noch nie einen Typen gesehen. Kein wunder das die anderen so wild darauf sind dich zu bekommen. Aber ich hab fürs erste die Schnauze voll von dir. So schön du auch bist… du bist mir echt zu anstrengend!“ WAS hatte der da gerade gesagt? Ich und anstrengend? Nun gut wie er meinte. Sollte er doch. Mir war das egal was er von mir dachte. „Wenn das so ist kannst du jetzt ja auch gehen!“ sagte ich und betete das er meiner Bitte endlich folge leisten wird. Doch es kam natürlich anders. „Nö“, meinte er schlicht und ließ sich demonstrativ vor der Tür nieder. Der Typ war echt kindisch. „Von mir aus kannst du hier verrotten“ meinte ich nur und ging wieder rüber ins Wohnzimmer zum Telefon. Jaden beäugte mich dabei misstrauisch. Mir war klar, wenn er vor der Tür saß musste ich hier halt wieder anders weg kommen. Ich konnte nicht darauf warten, dass er seinen faulen Arsch hier wegbewegte und ich hatte keine Lust mehr mich mit ihm anzulegen. Es war einfach sinnlos. Ich hatte noch nie einen so sturen Bock gesehen.
Ich spielte lange mit dem Gedanken die Polizei zu rufen und hätte es auch fast getan, wenn nicht in diesem Moment erneut mein Handy geklingelt hätte. Irritiert musste ich feststellen, das Jaden wieder aufgelegt hatte aber immer noch das Handy hatte. „Wehe du gehst dran!“ schrie ich ihm zu doch er ignorierte mich einfach. Er wechselte ein paar Worte, dann legte er auf. „Schöne Grüße von deiner Mom, Alex“ rief er mir zu. „Du sollst für das Abendessen ein paar Dinge einkaufen gehen.“ Das war mir zuviel. Wie konnte er nur einfach mit meiner Mutter reden und so tun als wäre nichts geschehen. Ich musste hier dringend raus, sonst würde es noch Tote und Verletzte geben. Aber vorher wollte ich noch etwas ganz anderes machen. Was mir eben noch kindisch erschienen war, empfand ich nun als eine verlockende Art ihn loszuwerden. Noch bevor ich wieder zur Besinnung kam, war ich schon mit der Polizei verbunden. „Ja, also… ich, also,… ich… habe hier so ein kleines Problem.“ Der Mann am anderen Ende hörte mir zu und sagte kein Wort. Ich erzählte ihm von Jaiden und meinem „kleinen“ Problem mit ihm. Er stimmte mir sogar zu das Jaiden unser Haus verlassen musste. Wenigstens eine gute Nachricht. Aber das half mir auch nicht viel weiter. „Wollen sie nicht hier her kommen und sich die Sache angucken?“ fragte ich fast flehend. Doch der Polizist lachte nur und meinte dass dies bestimmt nicht nötig sei. Auch Jaiden lachte, obwohl ich mir sicher war, das er gar nicht gehört haben konnte was der Mann gesagt hatte. Nicht mal die Polizei wollte mir helfen. Es war wie verhext. Monoton legte ich wieder auf und drehte mich zu Jaiden um. Meine Gute Stimmung, die schon Ewigkeiten zurück zu liegen schien, hatte nun endgültig ihren Tiefpunkt erreicht und ich war einfach nur noch müde und erschöpft. Dabei hatte es doch so ein toller Tag werden sollen. Mells achtzehnter Geburtstag und ich kam zu spät. Und das alles nur wegen ihm. Was für ein Desaster. Ich blickte Jaiden nur lange und ruhig an, dann ging ich rüber zu unserem Spiegel und zupfte mein Kleid wieder etwas zu recht. Ein grossteil meiner Schminke war verlaufen und ich sah im Allgemeinen ziemlich wüst aus, doch ich brachte es einfach nicht fertig mich auch noch über diese Sache aufzuregen. Es hätte eh nichts gebracht. Jaiden schwieg die ganze Zeit über und ich bemerkte wie sein Spiegelbild mich ansah. Ich machte mir nichts vor. Ich mochte die Art wie er mich ansah. So liebevoll und fürsorglich. Obwohl das zum krassen Gegensatz zu seinem Charakter stand. Ich wusste, das es verrückt war, dennoch musste ich lächeln. Schnell ermahnte ich mich. Bloß nichts anmerken lassen! Sollte er doch weiterhin denken, dass er mich mal konnte. Ich ging zum Wohnzimmerfenster und öffnete dieses. Warmer Wind bließ mir entgegen und umspielte meine Haare. Ich schloss die Augen. Dann atmete ich einmal tief durch und kletterte auf die Fensterbank. Wenn er es geschafft hatte hier rein zu kommen, würde ich erst recht den Weg nach draußen schaffen. Die Fensterbank lag nicht sonderlich hoch und nach draußen war es auch nicht wirklich weit, dennoch schwankte ich. Ich verfluchte meine Höhenangst. Mir lagen tausend Flüche auf der Zunge, aber ich wollte Jaiden auch nicht noch unter die Nase reiben das ich mir hierbei nicht mal halb so sicher war, wie ich es nach außen hin zeigte. Und ich wusste, er beobachtet mich. Ich sah sein Spiegelbild, wie es sich im Spiegel wieder spiegelte. Er sah aus wie ein Geist. Verschwommen und blass. Nur seine Augen stachen hervor. Eisblau und klar wie Kristalle. Mh… ich musste einen Moment nachdenken. Hatte er vorher nicht noch grüne Augen gehabt. Na ja, war eigentlich auch egal. Von mir aus konnte er auch lila Augen haben, es interessierte mich einfach nicht. Ich zuckte mit den Schultern und suchte nach besserem Halt. Nach unten mussten es gut zweiandhalb Meter sein und ich wollte mir nicht, zur Feier des Tages auch noch etwas brechen. Draußen roch es nach frischen Blumen und obwohl die Sonne schien, fröstelte ich. Plötzlich klingelte es an der Tür. Ich schreckte zusammen. Ich drehte mich um und hoffte, das Jaiden die Tür noch nicht geöffnet hatte. Doch er war nicht da. Von der einen auf der anderen Sekunde war er weg. Hatte ich das alles nur geträumt oder hatte er sich aus dem Staub gemacht als ich gerade nicht hingesehen hatte? Nun musste ich wohl oder übel die Tür selber öffnen. Wenigstens das hätte er noch tun können, wenn er mich schon die ganze Zeit ganze Zeit geärgert und genervt hatte. Ich versuchte mich auf der Fensterbank wieder anders hinzusetzen um ins Haus zu kommen und rutschte ab. Die Zeit schien mit einem mal viel langsamer zu verlaufen und ich nahm kaum war das ich in die tiefe viel. Ich fiel und fiel. Zeit schien hier keine Bedeutung mehr zu haben. Und noch während es erneut klingelte schrie ich. Schrie ich seinen Namen und hoffte dass er mich erhören und retten würde. Er war der einzige der mir hier noch helfen konnte. Er MUSSTE mir einfach helfen! Ohne ihn wäre das doch alles erst gar nicht geschehen. Dann würde ich jetzt zwischen meinen Freundinnen sitzen und ihnen dabei zusehen wie sie mit irgendwelchen Typen flirteten und ich mich irgendwann einsam fühlte und mir überflüssig vorkam und doch wusste, das es in Ordnung war. Ich wollte es ja so. Ich gönnte es ihnen. Und alles war besser als das hier! Ob sie mich wohl vermissen würden falls ich das hier nicht überleben würde?
Als der Boden nur noch wenige Zentimeter unter meinem Körper die Blumen berührte und ich meinem Ende entgegensehen musste, schloss ich die Augen. Ich hatte alle Hoffnung aufgegeben und mir dennoch nicht vergeben können…
Böse Überraschung
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Schmerzen… Spürte ich sie? Lebte ich noch oder war ich schon tot? Meine Gedanken waren langsam und träge. Ich fühlte mich schwerelos… und irgendwie geborgen. Wo war ich nur? Meine Gedanken schweiften immer wieder ab und mein Herz… schlug wie wild. Ich registrierte dass Jemand meinen Namen sagte. Immer und immer wieder. Aber es klang so fern, so verborgen. Ich reagierte nicht. Ich nahm alles wie durch schleiernden Nebel war, hatte meine Augen fest geschlossen. Und doch spürte ich eine Fremde Anwesenheit. Irgendwie kam sie mir gleichzeitig so vertraut vor. Doch dann war sie weg. Mit all ihrer wärme. Unter mir spürte ich nun nur noch eisige Kälte und … und… ich wusste es nicht. Panik überkam mich. Was war nur los? Was machte ich hier? Ich versuchte mich in der Finsternis, meinem Geiste zu Recht zu finden doch ich kam nicht dazu meine Gedanken zu ordnen. Eine kalte Flüssigkeit umschloss meinen Körper und schien meine Lebensgeister wieder zu erwecken. Ebenso nass wie kalt fühlte ich mich mit einem mal völlig erstarrt und träge. Langsam hob ich ein schweres Augenlied.
Da stand er. Grinste mich an und hielt triumphierend einen leeren Eimer in die Höhe. Und ich triefte, nass wie ich war von dem Wasser mit dem er mich begossen hatte. Meine Gedanken setzten wieder ein, rauschten durch meinen Kopf immer schneller und schneller und dann wurde mir bewusst was soeben geschehen war. Sollte ich ihm böse sein? Konnte ich das überhaupt? Er hatte mich gerettet und dafür sollte ich ihm eigentlich dankbar sein, doch seine Methoden hatten mich da dann doch noch nicht so ganz überzeugt. Wie sollten sie auch? Mühsam versuchte ich aufzustehen doch bereits nach wenigen wirkungslosen Bewegungen knickten meine Beine ein und ich sank wieder zu Boden. „na du bist ja gut drauf.“ Witzelte er und reichte mir die Hand. „Kriegst aber auch gar nichts alleine hin…“ grinste er mir ins Gesicht und sah dabei gleichzeitig überheblich und wütend aus. Das verwirrte mich dann doch etwas. Ich hatte doch gar nichts gemacht, weswegen er hätte sauer sein können, überlegte ich. Ich sah seine Hand an und schlug sie dann beiseite. Weh getan hatte es ihm sichtlich nicht, denn ich hatte mich noch nicht mal etwas erholt doch er trat bei Seite und zog seine Hand wieder zurück. „Ich brauch keine Hilfe! Ich schaff das auch ganz gut alleine“ meinte ich und schloss die Augen. „Hattest du nicht noch etwas vor?“ fragte ich ihn herausfordernd und spielte darauf an, das er endlich gehen sollte. Ich wusste auch nicht warum ich mich so verhielt. Ich hätte ihm dankbar sein sollen, schließlich hatte er mich gerettet, doch ich konnte meinen alten Stolz einfach nicht ablegen. Er war immer mein Schutzschild gewesen und ich hatte immer darum gekämpft. Nie hatte ich mir von Irgendjemandem etwas sagen lassen oder Jemand anderen außer meinen besten Freundinnen an mich heran gelassen. Konnte ich das jetzt einfach alles so aufgeben? Alles was je für mich Bedeutung hatte? „Tut mir leid…“ versuchte ich mich zaghaft zu entschuldigen. „Das war nicht so gemeint, aber das war einfach etwas viel Heute!“ versuchte ich ihn zu überzeugen. „Ist schon gut, ich hab’s ja verstanden, von mir aus musst du mich nicht mehr sehen!“ Er klang schärfer als wohl beabsichtigt und ich spürte die schlechte Stimmung, die wie eine Gewitterwolke über der Rasenfläche lag. Ich wusste dass er alles andere als zufrieden mit der Situation war und auch nicht versuchte dies zu verheimlichen. Im Normalfall würde ich jetzt wohl ziemlich aufbrausend reagieren und ihm Irgendeine Gemeinheit an den Kopf werfen, aber Momentan war ich viel zu müde und erschöpft dafür. Ich fühlte mich einfach nur ausgelaugt. Außerdem fing ich an schrecklich zu frieren. Selbst die Sonne vermochte es nicht mehr meinen nassen Körper zu wärmen.
Plötzlich hatte er meine Jacke in der Hand und legte sie um mich. „Tu nicht so als wärst du stärker als du bist! Du schadest dir nur selbst damit!“ fauchte er mich an. Ich wusste dass er recht hatte. Tief in mir drin. „Jaiden, eigentlich bist du gar nicht so schlimm…“ sagte ich schlaftrunken, dann schloss ich die Augen. Als ich sie wieder öffnete war er bereits wieder verschwunden...
Mit einem Mal war ich wieder hellwach. Fast so, als wäre eine große Last von mir genommen worden. Ich fühlte mich unsagbar befreit und erfrischt. Als hätte ich mehrere Tage durchgeschlafen und als wäre nie etwas geschehen. Doch so einfach war das nicht. Das war sicher. Erst jetzt wurde mir wirklich klar, was alles hätte passieren können, als ich aus dem Fenster gefallen bin. Manchmal konnte ich mich echt für meine Sturheit verfluchen. Und das alles nur, weil ich ihm hatte beweisen wollen, dass ich etwas genauso gut konnte wie er. Wie erbärmlich. Und dann hatte er mich natürlich auch noch gerettet. Nicht das ich ihm dafür nicht dankbar wäre, aber na ja, ich wollte mir einfach nicht eingestehen, wie froh ich war, das er es war, der mich gerettet hatte.
Ich fühlte das nasse Graß unter mir und beschloss dass es an der Zeit war, endlich zu meiner besten Freundin zu kommen. Mell hatte sich bestimmt schon Sorgen gemacht. Und das an ihrem Geburtstag! Leicht kam wieder die Wut hoch, die ich immer noch gegen Jaiden hegte, schließlich war er an dem ganzen hier Schuld, aber ich kämpfte sie nieder. Jetzt war nicht die Zeit dafür. Ich sollte lieber zusehen, dass ich mir was anderes anzog. Meine Jacke war auch mittlerweile durchnässt und wenn ich weiterhin so liegen blieb, würde ich sicher krank werden. So erhob ich mich und eilte voller Tatendrang über den Rasen. Weit, kam ich jedoch nicht. Schon nach wenigen Schritten stolperte ich und landete wieder auf dem Boden. So ein Fuck aber auch! Mühsam rappelte ich mich wieder auf und untersuchte mein schmerzendes Knie. Heute war echt nicht mein Tag! Manchmal konnte ich mich aber auch echt tollpatschig anstellen.
Ich blickte verwirrt zu Boden, als ich merkte, dass ich auf etwas saß. Und zwar auf etwas sehr hartem. Schnell sprang ich auf. Verflixt noch mal, was war das?! Ich hatte doch gar keine Zeit für so was… Dennoch hob ich den schweren Gegenstand auf und bemerkte erstmal, dass er nichts weiter als eine gewöhnliche Brieftasche war, wenn auch etwas zu schwer für meinen Geschmack. Neugierig wie ich war, sah ich natürlich hinein. Mit einem entsetzten Schrei jedoch, klappte ich die Brieftasche wieder zu und ließ sie fallen. Sie gehörte zu Jaiden…
Aber was um Himmels willen war er? Ein Killer, oder gehörte er sogar zur Mafia?! Ich hatte noch nie in meinem Leben so viel Bargeld gesehen! Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu…
Doch wenn ich das ganze Geld wieder los werden wollte, musste ich wohl oder übel noch mal mit Jaiden sprechen, auch wenn mir das etwas zuwider war. Denn schließlich müsste ich mich dann auch noch mal richtig für die Rettung bedanken und ich wüsste nicht, wie ich das mit meinem Stolz vereinbaren sollte. Außerdem bekam ich so langsam wirklich Angst vor ihm. Was wusste ich denn schon über ihn? Er war einfach in mein Leben geplatzt und ich wusste noch nicht einmal ob er ungefährlich war. So langsam wurde ich echt hysterisch. Ich musste hier so schnell wie möglich weg! Ich bekam sogar Panik davor noch mal die Brieftasche anzufassen, was nun echt lächerlich war, wie ich mir selbst eingestehen musste. Aber was, wenn das Geld gestohlen war? Sollte ich damit nicht eher zur Polizei gehen? Dutzende Fragen prasselten auf mich herein und ich versuchte sie Gedanklich zu ordnen. Nein, egal WAS jetzt kommen würde, oder was auch passieren möge, sei es nun Jemand der stirbt oder einen Unfall hat, ich würde zuallererst zu Mell fahren. Ich musste das alles einfach mal vergessen und mich bei ihr so richtig ausheulen.
Dann kam mir ein völlig anderer Gedanke. Einer, der sich nicht so einfach verdrängen ließ und mir nur bei dem Gedanken schon die röte ins Gesicht steigen ließ. ER hatte mich im Arm gehalten. Da war ich mir sicher! Aber anders als vorher als er mich getröstet hatte. Das hier war intensiver gewesen, intimer. Wenn ich daran dachte das derjenige von dem ich nicht mal sicher sein konnte, das er ungefährlich war mir so derartig nahe gekommen war bekam ich Angst. Ich wusste dass das völlig absurd war, schließlich hatte er mich gerettet, aber bevor ich noch nicht sicher sein konnte, dass dies auch wirklich wahr war, konnte ich diese Gedanken nicht so einfach verdrängen.
Die Zeit schien ungewohnt langsam zu vergehen, während ich in mein Zimmer ging und die schwere Brieftasche achtlos auf mein Bett warf. Sofort durchzuckte ein Gefühl des Verlustes mein Herz. Das war echt nicht mehr zum aushalten. Aber sie roch so sehr nach ihm…
Was dachte ich denn da?! Ich war wohl wirklich etwas verwirrt. Ich sah auf die Uhr. Ich hätte schon vor anderthalb Stunden bei Mells Party gewesen sein sollen, doch wie es aussah würde es noch etwas dauern, bis ich wieder vorzeigbar war und meinen Freundinnen unter die Augen treten konnte. Sollte ich Mell vielleicht anrufen? Nein, entschied ich. Das war jetzt auch zu spät. Seufzend zog ich mein ziemlich mitgenommenes und nasses schwarzes Kleid aus und betrachtete es finster. Dafür würde er noch bereuen!!
Ich stopfte das Kleid ganz nach unten in den Wäschekorb und hoffte, dass meine Mutter diesem keine besonders große Aufmerksamkeit zeigen würde. Auch meine Jacke vergrub ich unter der Wäsche. Missmutig starrte ich in meinen Kleiderschrank und hoffte auf etwas wie eine Eingebung. Letztendlich zog ich eine einfache Jeans und ein trägerloses Oberteil aus dem Schrank und verdrückte mich ins Badezimmer.
Entsetzt schrie ich auf. Was um Himmels Willen sollte das??
„Sonst wirst du es bereuen!“
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Die Panik stand mir ins Gesicht geschrieben, während ich versuchte das Geschriebene an dem Spiegel zu entziffern. Blutrot und erschreckend leuchtend sprangen mir die Buchstaben ins Gesicht. Diesen Anblick würde ich wohl nie wieder vergessen können. „Bitte lass es kein Blut sein, bitte lass es kein Blut sein…!“ flehte ich flüsternd während ich meine Hand zu dem Geschriebenen ausstreckte. Kurz davor hielt ich inne. Was sollte ich tun wenn es wirklich Blut war?! Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, was das bedeuten würde…
Ich ahnte schon, wem ich das ganze mal wieder zu verdanken hatte, wahrscheinlich war er es sogar gewesen… Jaiden. Wenn ich nur an ihn dachte, hatte ich das Gefühl ganz dringend was zum Rein schlagen zu brauchen. Und zwar sofort!!
Obwohl die Buchstaben so deutlich zu lesen waren, brauchte ich geschlagene Minuten um den Inhalt zu begreifen. Er war natürlich an mich gerichtet. Die Nachricht war genauso erschreckend wie sie aussah und mir wurde klar, dass da noch weit mehr dahinter steckte als ich bislang angenommen hatte. Hier ging es nicht nur um Jaiden oder mich, sondern um weit mehr!
Ich fühlte mich unbehaglich, wie in einem schlechten Film. Langsam schloss ich die Augen, versuchte alles auszublenden und in meinem Kopf zu ordnen.
„Halt dich von ihm fern!!!!“
Ja, das war die Nachricht. Groß und schwerwiegend, rot schimmernd an die Wand geklatscht. Wenn ich ehrlich war hatte ich Angst. Große Angst. Was war hier nur los? Ich hatte geglaubt das Jaiden hierfür verantwortlich war, doch wie es aussah war es nicht seine Schuld. Doch wessen dann?... Ich war Jaiden doch gerade erst begegnet und davon konnte doch keiner etwas wissen! Oder war er letztendlich gar nicht gemeint? Ich konnte nur Mutmaßungen anstellen. Im Endeffekt wollte ich nur noch ins Bett, aber das ganze ließ mir keine ruhe mehr. Ich war verunsichert obwohl mich doch sonst nichts so leicht aus der Fassung bringen konnte. Ich ging zum Waschbecken und ließ warmes Wasser über meine klammen und zitternden Hände laufen. Die Wärme tat gut und obwohl meine Hände anfingen zu kribbeln genoss ich das Gefühl. Das einzigst realistische Heute. Das einzigste was ich begreifen konnte! Würde ich es schaffen meine Freundinnen in Bezug auf dem hier stattgefundenen an zu lügen und so zu tun als wäre nichts passiert? Als hätte ich keine Angst?
War es das richtige? Der richtige Weg, alles zu verschweigen und selber zu ertragen…
Keine Antworten, dass war es, was ich bekam. Am gesamten Tag schon! Es war einfach zum kotzen!!
Wütend spritzte ich das Wasser gegen den Spiegel und sah zu, wie es sich mit dem rot vermischte und langsam am Spiegel hinunter ran. Es war ein faszinierendes Zusammenspiel das mich bannte. Ich MUSSTE einfach hinsehen! Alle versuche meinen Blick wieder abzuwenden blieben erfolglos. Entsetzt klammerte ich mich an den Waschbeckenrand, suchte Halt und versuchte verzweifelt meine Fassung zu bewahren. Ich rutschte auf die knie aber mein Blick blieb starr auf den Spiegel gerichtet. WAS GESCHAH HIER NUR GERADE?!
Ich fühlte mich den Tränen nahe und spürte, wie das Adrenalin durch meinen Körper jagte.
Ich fühlte mich wie auf der Flucht. Nur wusste ich nicht, wovor ich eigentlich weg lief. Ich verstand rein gar nichts mehr. Mir wurde klar, dass sich mein Leben von Heute an verändern würde. Es hatte einen mir noch unbekannten Weg gewählt und ich müsste mich wohl damit abfinden müssen. Ich hoffte nur, dass es auch der richtige war!
Plötzlich wurde es ganz still und dann kamen die Bilder. Sie waberten wie Nebel über den Spiegel und ließen mich an meinem eigenen Verstand zweifeln! Ich sah mich selbst, Blut bespritzt, die Fassungslosigkeit und Angst im Gesicht stehend. Ich bückte mich über Jemanden… Verzweifelt versuchte ich herauszufinden, wer es war, doch das Bild wurde immer undurchsichtiger umso mehr mein Interesse wuchs. Was hatte das nur zu bedeuten?
„Okay, Alex, ist doch klar, was hier los ist! Warum bist du da noch nicht früher drauf gekommen? Du bist einfach verrückt geworden! Vielleicht liegst du ja draußen tot vor dem Fenster und das hier ist die Hölle… Eine gruselige Vorstellung!“ Ich schauderte. „Oder vielleicht auch nicht…“ Während ich sprach waren weitere Bilder aufgetaucht und ich fand, dass es für einen Scherz jetzt wirklich zu viel wäre! Das KONNTE nur ernst sein. Ich hütete mich jedoch davor das Wort REAL zu verwenden, denn wer sagte mir, dass ich nicht doch eingeschlafen war und nur schlecht träumte? Ja, so musste es sein! Das hoffte ich zumindest…
Ich fürchtete jedoch, dass die Realität ganz anders aussah. Schauergeschichten jagten mir durch den Kopf, eine schlimmer als die andere und obwohl ich wusste, dass sie alles nur Hirngespinste waren, konnte ich nicht darüber hinweg sehen, dass etwas hier nicht mit rechten Dingen zuging…
Außerstande weiterhin vernünftig zu denken, gab ich mich voll und ganz den Bildern hin. Tauchte in ihnen ein und wusste, dass ich dies schrecklich bereuen würde! Aber meine Neugierde war größer. Abwenden konnte ich mich selbst dann nicht, als ich es wirklich gewollt hatte. Ich wusste zwar nicht, was es zu bedeuten hatte, aber ich schätzte dieser Augenblick würde mein Leben verändern. Ich wusste ja noch nicht, wie recht ich damit hatte…
Ich sah Dinge von denen ich auf Anhieb wusste, dass ich sie Niemals würde durchleben wollen. Das machte mir Angst. Ich kam mir völlig allein vor, als ich gezwungen wurde diese Szenen zu durchleben, von denen ich nicht wusste ob sie Wirklichkeit werden würden und was sie bedeuteten.
Viele Menschen auf den Bildern kannte ich nicht. Vielleicht würde ich sie ja noch kennen lernen? Wäre es denn gut so? Ich versteifte mich immer mehr während ich die eisige Kälte spürte, die die Bilder mit sich brachten. Auf jedem der Bilder erkannte ich mich selbst und auf jedem schien ich ein Stück erwachsener. Was mich verstörte war, das ich wirklich auf JEDEM Bild trauerte und mir Panik und Angst ins Gesicht geschrieben war.
Panik und Angst hatte ich auch jetzt, als ich auch jetzt, als ich so da stand und nichts gegen diese Qualen unternehmen konnte. Denn sie waren allgegenwärtig und lähmten mich. Ich musste Hilflos dabei zusehen wie das Spiegelbild meiner selbst die Menschen betrauerte die ich so sehr liebte, denen ich Blind mein Leben anvertrauen würde. Auch diejenigen, die ich nicht kannte. Auch Jaiden war unter den Menschen…
Etwas aber verstörte mich…
Denn immer waren sie tot, auf jedem einzelnen Bild. War ich etwa daran schuld?? Hoffnungslosigkeit und Wut überkamen mich, ebenso wie Trauer. Es war schrecklich sie alle im Sterben liegend ansehen zu müssen. Vor allem meine Eltern. Selbst bei Jaiden verkrampfte ich mich und sackte ein Stück in mich zusammen. Und das zum Thema er war mir Scheiß egal!
Aber darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken! Nicht über IHN…
Ich hoffte nur es war nicht meine Schuld. Es konnte doch gar nicht meine Schuld sein! Obwohl ich auf den meisten Bildern Blut bespritzt war, konnte ich mir nicht vorstellen dass ich jemals einen Menschen umbringen könnte…
Schon gar nicht diejenigen, die ich so sehr liebte! Ich war doch keine Mörderin?! Am liebsten würde ich schreien. Oder in einen tiefen Traum fallen und niemals wieder aufwachen. Alles war besser als das hier!! Und ich konnte mich einfach nicht daraus befreien. Ich konnte mich gar nicht mehr bewegen! Das einzigste was ich tat, war auf den Spiegel zu starren und die schrecklichsten Szenen in mich aufzunehmen. Ich versuchte rein logisch zu denken. DIES hier konnte nicht echt sein! Wo war die versteckte Kamera??
Mein denken würde je unterbrochen als ein weiterer Schriftzug erschien.
„Sonst wirst du es bereuen!“
Und plötzlich war alles zu Ende. Ich sackte in mich zusammen und kämpfte mit der herannahenden Dunkelheit. Es war ein bitterer Kampf den ich schließlich jedoch gewann indem ich mich daran erinnerte, dass ich es mir nicht erlauben konnte ohnmächtig zu werden. Ich hatte wichtigeres zu tun! Ich musste herausfinden was das alles zu bedeuten hatte und ich hatte so eine leise Vorahnung, dass ich vielleicht ein paar Antworten bei Jaiden finden würde.
Allerdings fing ich heftig an zu weinen als ich wieder aufstehen wollte. Ohne ersichtlichen Grund! Irgendjemand würde dafür bluten müssen!...
Ich fiel wieder zurück auf den Boden. Was war nur mit mir passiert. Ich hatte jahrelang nicht geweint und nun schon zum zweiten Mal an einem Tag! Es machte mir Angst!
Doch jetzt war nicht mal jemand da der mich tröstete…
Nach ewigem Selbstmitleid hatte ich die Nase voll. Ich zog mich am Waschbecken hoch, wobei ich allerdings vermied in den Spiegel zu sehen und wandte mich zur Dusche. Eine erschreckende Sekunde fühlte ich mich wieder an alles erinnert aber ich schüttelte es ab in dem ich mir über die Augen wischte und die Tränen aus meinem Gesicht verbannte. Ich entledigte mich meiner Unterwäsche und stieg unter die dusche. Als ich die ersten Tropfen auf meinem zitternden Körper spürte und hörte wie sie zu Boden tropften erschrak ich. Himmel noch eins, dass ging jetzt wirklich zu weit! Wenn das so weiterging würde ich noch an Herzversagen sterben wenn ich mich immer gleich so dermaßen erschrak!
Ich achtete nicht weiter auf das laute plätschern sondern beschäftigte mich weiter mit meinen Gedanken. Mit meinen ziemlich wirren Gedanken...
Ich wusste immer noch nicht, was das alles zu bedeuten hatte oder was für einen Sinn das alles haben könnte. Aber es war irgendwie unheimlich gewesen sich nicht mehr bewegen zu können und so was wie einen Film im Spiegel zu sehen. Das war echt abgefahren!!
Während ich mir die Haare mit meinem Lieblingsshampoo wusch kam ich zu dem Entschluss, dass ich nichts mehr mit Jaiden zu tun haben sollte. So war es besser! Ich hatte eh nie gewollt, das er in meinem Leben auftaucht und alles in weniger als einer Stunde durcheinander brachte. Außerdem hasste ich Jungs nach wie vor! Dennoch kam ich nicht umhin zu bemerken, das ich ein wenig mit meinem Entschluss haderte und schließlich zögerte. Vielleicht tat ich ihm ja unrecht und es war alles gar nicht seine Schuld...
Ich könnte mich selber Ohrfeigen. Ich und meine Unentschlossenheit. Es war zum schreien. Von wo sollte ich denn jetzt wissen was richtig war?
Egal, ich würde mich einfach von Jaiden fernhalten, solange es ging. Er wollte ja eh nichts mehr mit mir zu tun haben. Auch wenn er es nicht offen gesagt hatte war ich mir sicher das es so war. Ich konnte nur hoffen das wieder alles normal werden würde, wenn ich mich nur lange genug von ihm fern hielt. Und wenn nicht.... tja, dann musste wohl ein Plan B her.
Etwas beruhigter stellte ich das Wasser ab und wickelte mich in ein großes Handtuch. Meine Haare rubbelte ich halbwegs trocken und verkroch mich dann mit meinen Sachen im Zimmer. Als mein Blick über mein Bett streifte, musste ich seufzen. DAS war auch noch ein Problem. Kurz überlegte ich was ich nun mit der Brieftasche meines persönlichen Geisteskranken machen sollte und kam zu dem Entschluss, dass ich sie morgen einfach bei der Polizei abgeben würde und basta. Er sollte seinen Arsch auch mal bewegen wenn er sein Geld wieder haben wollte. Außerdem wusste ich nicht, wo ich ihn sonst hätte suchen sollen. Auf meiner Schule hatte ich ihn noch nie zuvor gesehen und ohne Foto war es äußerst Sinnlos nach ihm zu suchen. Nicht das ich das getan hätte... aber ich wollte keine Möglichkeit außer acht lassen.
In Windeseile schminkte ich mich erneut und machte mir die Haare, versuchte aber gleichzeitig so wenig wie möglich in den Spiegel zu sehen. Man wollte ja sein Glück nicht herausfordern...
Als ich einigermaßen zufrieden mit mir war flog ich förmlich den Weg durch das Haus um die zwei Stunden Verspätung nicht noch mit langsamen gehen zu über strapazieren. Das wollte ich Mell wirklich nicht antun müssen. Ein gewisser Jemand würde dafür noch dran glauben, wenn ich ihn in die Finger bekam, ebenso wie für mein Kleid.
Als letztes schnappte ich mir die Autoschlüssel und lief zu meinem Auto. Als ich fast dort war, fand ich mich plötzlich an eine Männliche Brust gedrückt wieder und erschrak so heftig, das ich einen kleinen Schrei ausstieß und heftig um mich schlug. Ich wusste nicht wie mir geschah, da wurde ich schon hoch gehoben und fand mich in Marks Armen wieder. „So bezaubernd wie eh und je. Tja, dummerweise gefällt mir da etwas ganz und gar nicht!...“
Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte.
„Was...was willst du?“ Das war die erste Frage die mir einfiel. Ich hatte ihn hier nicht erwartet. Eigentlich hätte er doch ebenfalls auf Mells Party sein müssen, so wie fast jeder Andere auf der Schule. Oder hatte ich da etwas nicht mitgekriegt? Bei mir würde ich mich nicht mal wundern...
„Du kommst jetzt mit mir!“ sagte er und knurrte dabei fasst. Irgendetwas war hier ganz und gar verkehrt! Zuerst hatte ich gedacht, das ich gegen Jaiden gelaufen war, aber das Mark hier war, war vollkommen falsch. Ich hätte mich heute nicht mit ihm aufhalten sollen, kam es mir in den Sinn. Über der ganzen Hektik hatte ich das voll und ganz vergessen. Ich hätte mich dafür selber in den Arsch beißen können!
„NEIN, ich komme ganz bestimmt nicht mit!?“, schrie ich ihn an und trat ihm gegen das Schienenbein. ER zuckte nicht mal mit der Wimper. Mir allerdings schienen die Tränen zu kommen. Ich wollte das der Alptraum so langsam zu Ende war, doch irgendwie schien alles gegen mich zu sein. Vielleicht sollte ich anfangen in die Kirche zu gehen, überlegte ich in dem Sinn, alles ins lächerliche zu ziehen. Es misslang mir. Jetzt hatte ich nicht nur meinen persönlichen Geisteskranken, sondern auch Mark, der keinen deut besser war an der Backe. Na ganz große klasse! In was war ich da nur hinein geraten?!
„Oh, doch du kleines Miststück, genau das wirst du tun!“ brüllte er mich an.
Ich zuckte zurück, doch er hielt mich mit eisernem Griff fest. Meine Wut trat wieder zum Vorschein, bei der Gelegenheit sie gegen Mark richten zu können.
„Ich denk nicht dran!“, kreischte ich und trat ihm mit voller Wucht unter die Gürtellinie. Er keuchte erschrocken auf und ließ mich fallen. Selber Schuld, war alles das ich dachte, als ich sah, wie er sich auf dem Boden krümmte und seine Wertvollste Stelle umschloss. Ich hoffte, er konnte ihn nie wieder verwenden! Und es war mein voller ernst!
Mit meinen High Heels stolperte ich laufend auf mein Auto zu und setzte mich hinein. Gleichzeitig schloss ich die Tür und drehte den Zündschlüssel um, um kraftvoll das Gaspedal bis zum Anschlag runter zu drücken. Der Wagen schoss nach vorn und ich blickte nicht mehr zurück. Nach einigen Minuten Fahrt hatte ich mich immer noch nicht richtig abreagiert und strotzte nur so vor überschüssige Energie. Was war das nur mit Mark gewesen? Er hatte so völlig verändert gewirkt. Ganz anders als sonst!
„So ein Mistkerl!!“, schimpfte ich als ich nicht mehr wusste wie ich mich sonst abreagieren sollte. „Dieser mieser Arsch!“ Ich musste grinsen. Tja, das passte zu ihm!
„Na na, nicht so böse. Das gehört sich doch nicht für eine Lady!“ Lachend wurden diese Worte gesagt. Sie klangen so böse und unheimlich, das es mir eiskalt den Rücken runter lief und ich regelrecht spürte wie sich alles in mir sträubte.
[Fortsetzung folgt]
Tag der Veröffentlichung: 08.01.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für alle die gerne lesen =)