Cover

Ich schritt die Straße entlang. Ich wollte weg, weg von diesem Schwein und seinen ganzen Versprechungen. Ich spürte wie sich eine Träne aus meinen Augenwinkeln stahl und wischte sie wütend weg. Hinter mir hörte ich Schritte auf dem Asphalt, die immer näher kamen.
„Amy, Amy warte doch, das war nicht so wie du denkst…!“
Ich drehte mich wütend um. Wie konnte dieser Arsch es noch wagen mir hinterherzulaufen. „Verschwinde Steve, ich will dich nie wieder sehen!“
Wieder liefen mir Tränen über mein Gesicht. Ich wollte nicht weinen, doch ich war enttäuscht und wütend.
„ Amy, bitte hör mir zu!“
Er war bei mir angelangt und griff nach meinem Arm. Ich riss mich angewidert los. Dachte er wirklich ich würde ihn so sehr lieben dass ich ihm sogar seine Affäre verzeihen würde und alles weitergeht wie bisher? Er schaute mich gekränkt an. Tja Mister „Ich kann machen was ich will“, nicht mit mir. Ich schaute ungerührt in seine grauen Augen. Ich merkte dass ich meine Hände zu Fäusten geballt hatte und ließ sie wieder locker. Sollte er doch merken wie wenig er mir nur noch bedeutete. Erneut wollte er nach meinem Arm greifen, doch ich war schneller und trat einen Schritt zurück. Seine Miene verfinsterte sich.
„Wie du meinst Amy, aber das wirst du noch bereuen. Das verspreche ich dir…!“
Damit wandte er sich ab und ging wieder die dunkle Straße entlang um sich zu besaufen wie ich annahm. Ich seufzte und ließ mich auf den Boden fallen. Was für ein beschissener Tag doch Heute war. Ich zog meine Knie an und vergrub meinen Kopf in meinen Händen. Ich hatte nicht nur meinen Job verloren sondern auch meinen Freund mit einer anderen im Bett erwischt. Ich war sauer und gekränkt. Hatte ich ihm wirklich so wenig bedeutet? Ich seufzte. Irgendwo hörte ich die Glocken der Kirche läuten. Elf Uhr. Ich wusste es war zeit nach Hause zu gehen. Vielleicht sollte ich meine beste Freundin anrufen, damit sie mich abholte überlegte ich. Ich verwarf den Gedanken wieder. Ich wollte sie nicht stören falls sie gerade bei Tom war. Also rappelte ich mich etwas unbeholfen auf und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Ein Schleier blieb vor meinen Augen zurück und ich gab den Versuch auf klarer zu sehen. Stattdessen machte ich mich auf den Rückweg zu meiner kleinen Wohnung ein paar Straßen weiter. Als Tropfen auf mein Gesicht fielen blickte ich auf. Ich hatte gar nicht gemerkt dass es regnete, doch meine Kleider waren bereits nass. Ich hielt vor einem kleinen Laden an. Davor war es halbwegs trocken. Er hatte bereits zu wie ich feststellen musste, aber ich beschloss am nächsten Tag wieder zu kommen. Im Schaufenster waren verschiedene Bücher ausgestellt von denen sich einige ganz interessant anhörten. Ich wunderte mich selber wie klar ich noch dachte. Wahrscheinlich würde der Schmerz noch kommen und das Schicksal gab mir nur ein wenig mehr zeit mich darauf einzustellen. Ich wusste nicht ob mich das freuen sollte. Ich legte meine Hände auf das kalte Glas und versuchte mir vorzustellen wie es jetzt bei meiner Mutter in Alaska wäre. Wahrscheinlich wäre ich schon verheiratet und hätte Kinder. Dennoch bereute ich nie meine Entscheidung hierher zu ziehen um ein halbwegs zivilisiertes Leben zu führen.
Ein Knall riss mich aus meinen Gedanken und fuhr durch meinen gesamten Körper. Ich sprang zurück und rutschte in einer Pfütze aus, woraufhin ich unsanft auf dem Boden landete nachdem ich mich mit meinen Händen abgefedert hatte. „Was hat die Welt nur gegen mich?!“ fauchte ich. Ich besah mir meine Hände die, war ja klar, mit Schürfwunden und kleinen Schnitten übersät waren. Irgendein Schwachkopf hatte wohl seine Bierflasche fallen lassen und ich war, wie nicht anders zu erwarten, mitten hineingefallen. Ich fluchte. Hinter mir hupte es und ich blickte mich erschrocken um. Ich saß mitten auf der Straße. Ich war wohl doch weiter gefallen als ich gedacht hatte. Ich sah wie ein Auto mit einem ziemlich hohen Tempo auf mich zugerast kam. Alles lief wie in Zeitlupe. Ich hörte die Bremsen quietschen und riss erschrocken die Augen auf. Mein Leben würde wahrscheinlich heute enden, nahm ich nüchtern zur Kenntnis und beobachtete weiter den Wagen. In wenigen Augenblicken würde er mich erreicht haben. Das einzige was ich jetzt noch bereute war, das ich Steve nicht eine gescheuert hatte als ich noch die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Es wäre so schön befreiend gewesen. Wie in den ganzen Liebesfilmen die ich mir des Öfteren ansah. Ich schloss die Augen und wartete auf den Aufprall. Als nach einiger Zeit immer noch nichts passierte öffnete ich sie wieder und konnte gerade noch den Fahrer erkennen, wie er die Wagentür öffnete. Dann blickte er zu mir herüber und wir blickten uns für einen winzigen Augenblick in die Augen. Ich war wie gefangen. Seine türkisfarbenen Augen ließen mich alles vergessen und ich verlor mich in seinem Blick. Ich spürte wie mein Herz anfing schneller zu schlagen und alles in meinem Bauch kribbelte. Ich hatte noch nie einen so schönen Mann gesehen. Seine schwarzen Harre fielen ihm wirr ins Gesicht und bildeten einen tollen Kontrast zu seinen Augen.
Doch dann endete der Moment und ich beobachtete wie er in unglaublicher Geschwindigkeit aus seinem Auto stieg und dann nach vorne zur Windschutzscheibe kletterte. Dort angekommen drehte er sich zu mir um und sprang mir von seinem Auto entgegen. Ich wich zurück. Und bereute es sofort. Ein brennender Schmerz zog sich durch mein linkes Bein. Ich war wohl doch schlimmer gefallen als ich gedacht hatte. Der Mann der sich noch im Sprung wieder umgedreht hatte kam keinen Meter vor mir zum stehen und streckte seine Hände so zum Auto, das es aussah er wolle nur mit der Kraft seiner Hände das ganze Auto aufhalten. Was ich ihm sogar zutraute. Verrückt. Er war an die zwei Meter groß und hatte ziemlich viele Muskeln soweit man es durch seine schwarze, ziemlich teuer aussehende Jacke sehen konnte. Aber selbst zehn solcher Männer hätten dies wahrscheinlich nicht geschafft. Trotzdem traute ich es ihm irgendwie zu. Er sah aus wie Mitte zwanzig, vielleicht vierundzwanzig oder so aber in seinem Blick lag etwas viel reiferes. Wie bei einem Kind das zu früh erwachsen werden musste.
In seinen Augen spiegelte sich Panik wieder. Wusste er was jetzt kommen würde? Das er dabei sterben konnte? Ich wusste es nicht, denn seine Augen hatten wie ein Orkan alles in mir leergefegt. Ich fragte mich wer dieser Mann war und wie er hieß? Wie er lebte? Ich kannte ihn nicht und doch war er alles was ich wollte. Das einzige was ich in diesem Moment brauchte.
Noch einmal drehte er sich um und blickte mir in die Augen. Mein Herz schlug augenblicklich schneller und sehnte sich nach ihm. Bei Steve hatte ich mich nie so gefühlt, denn in anbetracht diesen wundervollen Mannes vor mir, wirkte alles unwichtig und klein, selbst meine Gefühle die ich einmal für Steve empfunden hatte. Er strahlte in gewisser weise eine Macht aus über die er nur allzu gut bescheid wusste und mit der er es umzugehen verstand. Er blickte mich mit einem beschützenden Blick an und mein Herz zerfloss wie heiße Lava. Ich bewunderte ihn für seinen Mut. Nicht viele Menschen würden sich vor ein Auto stellen um eine Frau zu beschützen. Dennoch wollte ich ihm zurufen, dass er gehen sollte, denn bei seiner Schnelligkeit würde wenigstens er noch überleben können, aber ich brachte keinen Ton heraus. Ich war viel zu egoistisch dafür. Ich wollte ja dass er mich rettete, selbst wenn es seinen tot bedeutete. War ich deswegen ein schlechter Mensch? Ich lächelte ihn an, die einzige offene Gefühlsregung die ich zeigte. Erst blickte er mich etwas verwirrt an, dann lächelte er ein großes freundliches lächeln und ich musste erst einmal schlucken. Es fuhr mir abwechselnd heiß und kalt den Rücken herunter. Dann wandte er sich wieder von mir ab und ich streckte eine Hand nach ihm aus. Ich berührte ihn nicht. Meine Hand schwebte einige cm vor ihm in der Luft doch sie reichte nicht bis zu ihm hinüber. Er schien es nicht einmal zu merken. Irgendwie verletzte mich der Gedanke dass er es nicht wusste. Ich wollte das er sich wieder zu mir umdrehte doch er blieb wo er war- und dann kam das Auto und mit ihm der Aufprall. Ich schrie erschrocken auf. Tränen liefen mir über das Gesicht und ich hatte furchtbare Angst. Allerdings nicht um mich. Mein Retter wurde nach hinten gerissen, nachdem er einige wenige Augenblicke dem Auto standgehalten hatte und ich berührte ihn an der Schulter. Dann sank ich zu Boden und wurde unter dem Mann und dem Auto begraben. Mein Blick trübte sich und wurde schwarz, doch schmerzen spürte ich nicht. Ich hoffte, sollte ich jetzt sterben, in den Himmel zu kommen. Am besten mit dem Mann der mutig und selbstlos genug war mich vor seinem rasenden Auto beschützen zu wollen, anstatt sich selbst zu retten. Ich dachte noch einmal an Steve und meine mom. Beide hatte ich geliebt und beide hatte ich verletzt. Ich hoffte in diesem Moment das sie wussten wie viel sie mir bedeuteten und wie sehr ich sie liebte. Als letztes sah ich den fremden Mann wie er mich anlächelte. Ein guter Abschluss, denn dann war da nichts mehr außer dem schlagen meines Herzens das ungewöhnlich laut war als ich an den Fremden dachte und das dann ebenfalls leiser wurde und schließlich verstummte.


2

„ … muss ein Geheimnis bleiben. Sie wissen ja gar nicht, was das bedeutet, wenn das herauskommen würde! Unseren sicheren Tot sag ich Ihnen!“ Ich begann meine Umgebung wieder bewusster wahrzunehmen und hörte die Stimmen im Raum. Das erste Bild war die von meinem Unbekannten Retter. Retter?! Ich fühlte mich nicht wirklich lebendig. Alles kam mir so verschwommen und unreal vor. Ich konnte nicht richtig denken und immer schweiften meine Gedanken zu dem fremden Mann ab. Alles um mich herum piepte, doch ich bekam es nur gedämpft mit. Ich fragte mich ob das vielleicht seine Stimme war, die da redete und sah mich wieder in seinen türkisfarbenen Augen versinken. Ich wollte die Augen öffnen und gucken ob er da war. Hier bei mir! Aber ich konnte es nicht. Ich wusste nicht warum. Auch konnte ich weder Hände noch Füße bewegen. Nichts funktionierte mehr. Ich bekam Angst. Angst und Panik. Mein Herz zog sich zusammen, doch diesmal nicht vor Schmetterlingen und einem wohligen kribbeln. Diesmal war es die pure Angst. Was war geschehen? War ich tot oder hatte der Mann, der dann zugleich auch Schutzengel war mich gerettet?
„ Das ist mir sehr wohl bewusst. Ich werde alles nötige veranlassen um die Sache zu vertuschen, aber sie wissen, das ich auch etwas dafür verlange…“ Die andere Stimme war mir ebenfalls fremd. „Ja ja, das weiß ich doch! Jetzt hauen sie schon endlich ab!“ Die Stimme klang gereizt und wütend. Wo um Himmels Willen befand ich mich nur?

Es kam mir vor wie Ewigkeiten, während ich mich nicht bewegen konnte und den Stimmen der beiden Männer lauschte. Mir wurde klar, dass es nicht die des fremden Mannes sein konnte, denn seine müsste mindestens Engelsgleich klingen. Diese jedoch klangen schroff und sachlich und besaßen keinerlei Spur von Freundlichkeit. Mir schauderte. Ich spürte den schweren Stoff einer Decke über mir die unangenehm kratzte. Mir war furchtbar heiß und ich war mir nicht sicher ob das vielleicht an meiner Angst lag. Ich wollte sie wegschieben, bis ich erneut merkte, dass es nicht ging. Ich konnte mich nicht bewegen. Abermals stieg eine Welle von Panik in mir auf. Ich wollte diese beiden Männer anschreien, dass sie mir helfen sollten oder sonst etwas unternehmen sollten, doch ich konnte nicht. Ein wimmern entrang meiner Kehle, so leise das selbst ich es nur noch leise mitbekam. Ich fing an zu weinen. Die Tränen rollten mir geräuschlos über die Wangen und tropften auf die Decke. Nicht zu wissen was los war, war schlimmer als die größten Schmerzen, die ein Mensch erleiden konnte. Es war die Ungewissheit, die mir Angst machte und sich tief in meine Seele fraß. Das verlangen den fremden Mann an meiner Seite zu wissen war stärker denn je. Ich wollte mich an ihn anlehnen und mich bei ihm sicher fühlen. Ich wollte von ihm dass bekommen, das ich bei Steve nie gefühlt hatte.

Mit dem plötzlichen aufreißen einer Tür, wurde ich schroff aus meinen Gedanken und meinem Selbstmitleid gerissen. „Wo ist Amy?!“ Die Stimme kam mir bekannt vor. Ich hörte wie die beiden Männer sich überrascht umdrehten und den Fremden musterten. Einer der beiden Seufzte, bevor er anklagend sagte: „Sie dürfen nicht hier sein! Dies hier ist die Intensivstation, also wenn sie jetzt bitte gehen könnten!“ Der andere Mann schlug wütend gegen den Türrahmen. „ Sie können mir nicht verbieten hier zu sein! Amy ist meine Freundin…!“
Ich hätte zu gern gewusst, wer diese Amy war und was der Mann hier wollte.
Der zweite Mann stellte sich dem Fremden in den Weg. „Dr. White, wir können ihn hier nicht reinlassen! Denken sie daran was passieren könnte, wenn ER es erfährt!“ Dr. White stimmte ihm achselzuckend zu. „ Sie haben Recht, Scott, aber wie ich den jungen Mann hier einschätze wird er sowieso nicht auf uns hören und ich habe keine Lust mir einen Mann vom Hals zu halten der um einiges größer ist als ich. Tun sie mir also einen gefallen, Scott und treten sie zur Seite.“ Er wandte sich dem Mann an der Tür zu. „Dürfte ich freundlicherweise noch Ihren Namen erfahren?“ Der Fremde Mann schien sich wieder beruhigt zu haben und schien etwas verwirrt vom Ausgang der Situation. Ich war neugierig was er antworten würde. „Klar, wenn’s weiter nichts ist.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich heiße Steve, Steve Matthews“

Der Arzt schien überrascht von dieser Antwort, schien es aber vertuschen zu wollen. Er floh mehr aus dem Raum als das er ging, und schien innerlich mit sich zu kämpfen. Ich wüsste zu gern, was er hatte, doch er machte keinerlei Anzeichen, die daraufhin deuten könnten, warum er plötzlich so verstört war. Scott, der andere Mann seufzte und schien sämtliche Flüche die er kannte vor sich hin zu murmeln. Dabei ließ er sich auf einen Schreibtischstuhl fallen und begann mit seinem Kugelschreiber zu spielen.
„ Also, Mr Matthews. Was wissen sie schon über den Unfall?“ Steve schien zu überlegen. „Wenn ich ehrlich bin nicht viel, Mr …?“ er machte ein ratloses Gesicht „… Scott Wilms, Scott reicht aber völlig.“ Half ihm Scott rasch nach. „ Also, Scott. Ich weiß nur dass Amy von einem Auto angefahren wurde und der Besitzer verschwunden ist.“ Seine Stimme wurde immer leiser, bis sie nur noch ein flüstern war und ich ihn kaum noch verstehen konnte. „Stimmt es das Amy im Koma liegt? Ist es wirklich so schlimm? Steves Stimme brach ab. Er schien mit den Tränen zu kämpfen. Alle Wut schien von ihm gewichen zu sein. Das einzige was mir dazu einfiel, war Memme, Männer weinen doch nicht. Doch dann beneidete ich die Person für die sogar ein Mann Tränen vergoss.

Scott sah ihn ernst an. Steve sah aus, als würde er unter seinem Blick immer kleiner werden und schien sichtlich bemüht um seine Fassung. Ihn schien das alles sehr zu beunruhigen. Leise fing Scott an zu reden: „ Hören sie Steve. Es ist so das Amy schwere verletz wurde und jetzt viel ruhe braucht. Sie hat schwere Verletzungen am Kopf und die Wahrscheinlichkeit dass sie sich, selbst wenn sie aus dem Koma aufwachen sollte wieder an alles erinnern wird ist sehr gering. Wir können noch nicht die ganzen Folgen des Unfalls abschätzen aber wir werden alles Mögliche versuchen, damit sie wieder gesund wird. Momentan allerdings können wir nur abwarten…“ Steve vergrub seinen Kopf in seinen Händen und fing an zu zittern. Scott legte ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter.
Das alles spielte sich für mich ab wie in einem Traum. Vielleicht war es sogar einer. Ich fühlte mich irgendwie benommen und durcheinander. Ich sah nicht was die beiden taten, aber irgendwie spürte ich es. Mir war schwindelig und schlecht. Ich hörte wie Scott den Raum verließ und Steve im rausgehen etwas zuflüsterte. Dann war ich allein mit Steve. Er stand leise und etwas unbeholfen auf und stützte sich mit der Hand auf die Wand. Schwankend näherte er sich meinem Bett und blieb kurz davor stehen. Ich fragte mich was er von mir wollte. Ich wusste ja nicht wer er war, ich kannte nur seinen Namen. Steve Matthews. Dieser Name erinnerte mich an etwas, doch ich konnte ihn nirgendwo zuordnen. Steve setzte sich nach langem zögern auf den Stuhl neben meinem Bett und ich hörte wie er laut die Luft einzog. Er streckte eine Hand nach mir aus und legte sie mir auf den Kopf. Hoffnung keimte in mir auf. Vielleicht konnte er mir ja helfen! Ich durchforstete mein Gehirn nach etwas das mir helfen konnte, damit ich mich bemerkbar machte, doch dabei stieß ich auf etwas, das mich überflutete und mein Herz ergriff. Ich wusste nicht mehr wer ich war und wie ich hieß, wer meine Familie und Freunde waren. Das einzige was ich noch immer in Erinnerung hatte war der Mann mit den türkisfarbenen Augen die im Stillen trotz meiner Panik und meines entsetzen ein Lächeln auf mein Gesicht zauberten.

Die Zeit schien für mich wie angehalten. Stehen geblieben, nur um mir noch mehr Schmerzen zu bereiten. Ich spürte kaum, wie mir Steve über die Haare strich und dabei einen gequälten Gesichtsausdruck annahm. Wie ein komplexes Puzzle setzte ich alles was ich wusste zusammen, nur damit mir erneut bewusst wird, wie viele Erinnerungen aus meinem Leben fehlten. Mir dämmerte, dass ich wahrscheinlich Amy hieß und konnte mir denken, dass auch ich es war, die im Koma lag. Doch obwohl ich wusste was ich nun hatte und wie ich hieß schwand meine Angst keineswegs. Ich verstand nicht, warum ich alles um mich herum wahrnehmen und hören konnte, aber unfähig war mich zu bewegen oder zu reden. War das normal?
Ich versuchte nicht auf den Mann zu achten der neben mir auf dem Stuhl saß und mich leise und unglücklich musterte. Er meinte er wäre mein Freund, doch er kam mir nicht mal ein kleines Stückchen bekannt vor. Ich schauderte. Wann ich wohl „aufwachen“ würde? Ich wusste dass ich nicht ewig in diesem Zustand verharren konnte. Entweder ich wachte auf oder nach vielen Jahren der Einsamkeit und Trauer würde ich dann sterben.

Steve lehnte sich zu mir herüber und begann leise mit mir zu sprechen. Ich hörte ihm aufmerksam zu. Keinen Satz wollte ich verpassen, kein Wort überhören. Ich hatte Angst etwas sehr wichtiges nicht mitzubekommen. Vielleicht konnte ich durch ihn erfahren ob mein Zustand normal war und wie ich zu ihm Kontakt aufnehmen konnte. All das gab mir wenigstens ein wenig halt in meiner Bodenlosen Leere. Es war beruhigend seinen Warmen Atem in meinem Gesicht zu spüren. Dadurch fühlte ich mich irgendwie lebendiger.
„ Amy, du weißt gar nicht wie Leid mir das alles tut. Wirklich! Ich weiß das du mich jetzt nicht hören kannst aber egal was ist, ich werde immer für dich da sein, das verspreche ich dir!“ Es war ein tolles Gefühl zu wissen dass er, obwohl ich ihn nicht kannte, für mich da sein würde, egal was auch passiert und es half mir ruhiger zu Atmen und mich zu entspannen. Auch wenn ich ein wenig darüber schmunzeln musste, das mir ein fremder Mann jetzt schon Versprechungen machte.
„Weißt du Amy, sie wollen das alles hier Geheim halten. Ich meine das mit dir und dem Unfall. Ich weiß nicht warum, aber das beunruhigt mich ein wenig. Ich meine, was sollten sie für einen Grund haben, das alles vertuschen zu wollen. Scott sagte so etwas wie das es da so um einen Pakt geht. Ich habe es allerdings nicht ganz verstanden.“ Er schien etwas betreten.
Es sah so aus als würde er angestrengt nachdenken und dann zu einem Ergebnis kommen. Zögerlich fing er an: „ Also, Ich weiß nicht wie ich da am besten Anfangen soll… Es ist nicht ganz so leicht für mich, wie ich es gerne hätte. Ich weiß nicht ob du dich noch an mich erinnern kannst wenn du aufwachst und das macht mich unglaublich traurig.“ Er schien wirklich niedergeschlagen zu sein und ich konnte ihm auch nicht helfen. Er schien ein wunderbarer Mensch zu sein, aber ich befürchtete schon fast, dass ich ihn nicht so sehr geliebt hatte, wie er annahm. Hätte ich mich nicht sonst noch an ihn erinnern müssen? Ich dachte ernsthaft darüber nach und kam zu der Ansicht, dass man auch jemanden dann nicht vergaß, wenn alles andere keine Rolle mehr spielte und man genauso gut tot sein konnte. Denjenigen den man wirklich und aufrichtig liebte würde man nie vergessen, selbst wenn es einem im ersten Moment vielleicht so vorkommen würde.
„Also Amy, die Frau mit der du mich gesehen hast, das war meine Ex. Ich weiß dass du deswegen wütend bist, aber ich schwöre, das mir das ganze nichts bedeutet hat.“ Er wurde immer leiser beim sprechen, sodass ich ihn am Ende kaum noch verstand. Das ganze schien ihn wirklich beunruhigt zu haben und mein Gewissen sagte mir, das ich daran nicht ganz so unschuldig war, wie man es vielleicht vermuten könnte. Ich wusste, dass ich manchmal ziemlich aufbrausend werden konnte und irgendwie tat der Mann mir sogar ein wenig Leid. Manchmal war ich wirklich etwas schwierig. Der Mann hörte auf zu reden. Ich wünschte ich könnte ihm irgendwie helfen, Ihm sagen, das ich seine Entschuldigung für was auch immer annehme, mich vielleicht sogar bei ihm entschuldigen.
Es wurde immer schwerer sich zu konzentrieren, meine Gedanken beisammen zu halten. Ich war mir nicht ganz sicher ob ich vielleicht müde war. Denn es kam mir vor, als hätte ich jegliches jemals besessenes Zeitgefühl vergessen. Der Mann machte einen Wehleidigen Gesichtsausdruck, dann gab er mir einen kleinen Kuss auf mein Haar und stand langsam und wieder strebend auf. Er murmelte ein: „Bis Morgen“ bevor er zur Tür ging, sie öffnete und ganz leise hinter sich schloss.


In dieser Nacht fand ich kaum Schlaf. Sobald ich am wegdämmern war erschreckten mich Szenen an die ich mich wohl wieder zu erinnern begann. Allerdings konnte ich sie nicht zuordnen. Sie machten mir Angst. Obwohl ich im Bett lag wurde mir schwindelig als ich versuchte über sie nachzudenken, denn sobald ich versuchte gezielt daran zu denken, entglitten sie mir wieder und ich wusste nicht mehr worum es ging. Dennoch war ich mir sicher, nirgendwo Steve gesehen zu haben, meinen angeblichen Freund. Ich kam mir irgendwie verloren vor. Verloren und einsam. Niemand war bei mir und auch die Ärzte hatten nicht noch mal vorbei geschaut, nachdem Steve gegangen war. Ich spürte dass ich hungrig war und fragte mich ob ich deshalb so kraftlos war und verwirrt. Mitten in meinen Überlegungen sah ich wieder das Bild dieses Mannes. Ich wollte bei ihm sein, doch ich wusste, dass dies Momentan unmöglich war. Schließlich hatte es ja auch ihn erwischt bei dem Unfall. Plötzlich waren wieder alle schmerzen vergessen und alle Überlegungen wie weggeblasen. Ich spürte wie ich kreidebleich wurde und die Geräte um mich immer lauter und schneller anfingen zu piepen. Das konnte doch nicht sein! Bitte Nicht!
Die Tür zu meinem Raum wurde aufgerissen und das Licht hektisch eingeschaltet. „Ach du meine Güte…“ hörte ich eine Frauenstimme erschrocken sagen. Sie eilte auf einen Schrank zu und begann hektisch daran zu wühlen. Dann setzte sie sich nervös auf mein Bett und schob mich leicht zur Seite. Autsch, das hat wehgetan. Generell tat mir alles weh. Da konnte die Frau doch wenigstens ein bisschen aufpassen, dachte ich beleidigt. Aber anscheinend schien ich sowieso allen egal zu sein. Warum war meine Familie nicht gekommen? Ich war enttäuscht, bis mir einfiel, dass ich noch gar nicht wusste ob ich überhaupt eine Familie hatte. Aber was war mit Freunden? Jeder hatte doch Freunde! War ich es ihnen nicht wert zu kommen? Dachte ich traurig. Die Frau nahm meinen rechten Arm und strich eine zähe Paste auf meine Armbeuge. Was auch immer es war, es brannte tierisch. Ich wollte schreien, doch stattdessen wurde mir nur wieder schwindelig. Ich spürte ein stechen, als sich eine Nadel durch meine Haut bohrte und wenige Augenblicke später begann ich wegzudämmern. „ Das arme Mädchen… es wäre wohl besser für sie, wenn sie nicht mehr aufwachen würde…“ Ich konnte nicht mehr zuordnen, ob ich das wirklich gehört hatte oder ob mir mein Gehirn einen dummen Streich spielte. „ Vielleicht würde es „Ihm“ dann ja auch wieder gut gehen und er müsste nicht den ganzen Ärger auf sich nehmen?!“ Ich fühlte mich wie in Watte gepackt. Einfach nur unglaublich Krank. Als hätte ich hohes Fieber. Dann sank ich wieder in tiefe Finsternis. Das Piepen wurde immer leiser und langsamer…
Wollte die Frau mich umbringen?

Während Amy betäubt war:

Doktor White stürmte in das kleine Zimmer, in dem seine neueste Patientin lag. Er sah sie auf der Seite des Bettes liegen und neben ihr die Krankenschwester sitzen, die gerade Nachtschicht hatte. Sie hielt eine kleine Spritze in der Hand und zog diese gerade wieder aus der Haut von Amys Armbeuge. Amys Herzschlag ging ungewöhnlich langsam wie er mit einem Blick auf das Gerät neben ihrem Bett ablesen konnte. Und er wurde immer langsamer. „Was um Himmels Willen haben sie gemacht Amber?“ Fuhr er die Krankenschwester an. Sie zuckte zusammen. Sie hatte nicht bemerkt, dass er rein gekommen war. „Ich … also, … das war so…“ Ihre Stimme versagte. Sie wusste, dass sie Mist gebaut hatte, sie hatte es ja schließlich für „Ihn“ getan. „Amber, sprechen sie! Was haben sie Amy gespritzt?“ Amber streckte ihm schuldbewusst die Packung hin. „Oh Gott!“ stöhnte dieser. „Wo war noch mal das verflixte Gegengift dafür?“ Hecktisch begann er sämtliche Schränke und Schubladen auszuräumen, während Amys Herzschlag immer langsamer und schwächer wurde. Amber beteiligte sich nur zögerlich an der Suche. Eigentlich fand sie, wäre es für alle besser, wenn Amy jetzt sterben würde. Auch für den Doc, überlegte sie. Schließlich zog sie eine Packung des Gegengiftes aus der Hintersten Ecke eines Schrankes und überlegte wie sie nun weiter vorgehen sollte. War es clever, das Gegengift zu verstecken? Der Doc drehte sich überrascht zu ihr um. Er hatte gemerkt, dass sie aufgehört hatte nach dem Gegengift zu suchen. Blitzschnell versteckte sie dieses hinter ihrem Rücken und fragte den Doc mit Unschuldsmiene „Ist was?“ Dieser blickte sie misstrauisch an. „Nein, nein, suchen sie weiter“ Doch er drehte sich nicht wieder um. „Ich hätte da noch eine Frage, Amber. Wäre es möglich, das es das Gegengift ist, das sie da so eifrig hinter ihrem Rücken versteckt haben?“ betreten blickte sie zu Boden. Sie hatte so sehr gehofft, dass er es nicht gemerkt hatte. Wieder willig streckte sie ihm die Hand mit der Packung aus. Dieser griff blitzschnell danach und eilte anschließend auf Amys Bett zu. Deren Herzschlag war nur noch sehr schwach und er befürchtete, dass es bereits zu spät dafür war. Er setzte die Spritze und setzte sich neben sie auf den Stuhl. Jetzt hieß es abwarten und hoffen, mehr konnte er nicht tun. Amber währenddessen setzte sich auf den Stuhl am Schreibtisch und entwickelte einen teuflischen Plan. Sie wusste, das es ein langer Tag für den Doc gewesen war, ein sehr langer sogar. Und alles nur wegen dem geheimen Packt. Sie verstand nicht warum er allen so wichtig war.
Sie wartete einige Zeit während der Arzt sich nicht mehr bewegte. Sie wusste, er war eingeschlafen. Amys Herzschlag war mittlerweile wieder normal und sie atmete gleichmäßig ein und aus. Amber war es nur Recht. Bald würde sie sowieso ihren letzten Atemzug getan haben. Dessen war sie sich sicher. Sie brauchte nur noch die richtige Mordwaffe, die aber hier nicht so schwer zu finden sein müsste. Ein Blick genügte und sie nahm das Skalpell in die Hand. Das würde reichen. Ein einziger Schnitt durch die Hauptschlagader. Um den Doc nicht zu wecken schlich sie auf Zehenspitzen auf die beiden zu, was ihr dennoch unglaublich laut vorkam. Solang der Doc allerdings nicht davon aufwachte war alles in Ordnung, schließlich war es für Amy momentan unmöglich aufzuwachen, schließlich lag sie in Koma. Sie würde ein leichtes Opfer sein. Und Amber würde es nur für „Ihn“ machen. Sie war stolz auf sich. Keine andere hätte so etwas Großes für ihn gemacht. Sie alle verehrten ihn und doch waren sie dafür zu feige. Das zeigte ihr, dass nur sie ihn wirklich liebte. Sie hielt das Skalpell hoch und beugte sich am Bett angekommen, langsam zu Amy hinunter. Leicht legte sie das Skalpell an und sah zu, wie ein Tropfen Blut von Amy auf die Decke tropfte. Gleich würde es vorbei sein. Amber würde einfach zuschlagen und dann abhauen. Sie würde „Ihn“ suchen gehen und ihm dann ihre Liebe gestehen und zeigen, was sie alles schon für ihn getan hatte. Vielleicht würden sie zusammen durchbrennen träumte sie vor sich hin.
„Nein, das werden wir ganz bestimmt nicht…“ flüsterte eine Stimme hinter ihr. Sie erkannte sie sofort. Das konnte nur „Er“ sein. Nur er war fähig ihre Gedanken zu lesen. Langsam drehte sie sich um und senkte das Skalpell. Da stand er. Und er sah sie an. Seine Miene wirkte wutverzerrt und er schien sichtlich mühe dabei zu haben sich zu beherrschen. „Lass sie in Ruhe Amber!“ zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Sie hat dir nichts getan…! Sie gehört mir! Haben wir uns verstanden?“ Amber hatte das am allerwenigsten erwarten und war genauso geschockt wie verletzt. Sie wich einen Schritt nach hinten aus und stieß dabei gegen Amys Bett. Erschrocken fuhr sie zusammen. Der Mann knurrte sie an. Sie wusste nun, dass es besser war zu verschwinden. Eilig ging sie zu Tür und stolperte fast bei dem Versuch sich umzudrehen und gleichzeitig weiter zu laufen. „Es tut mir Leid…“ war das einzige was sie hervorbrachte, während ihr die Tränen wie in strömen über das Gesicht liefen. Dann floh sie raus zur Tür und schloss diese schwungvoll und laut hinter sich.
Der Fremde Mann blieb allein zurück. Der Doc schlief immer noch, allerdings nur, da der Fremde dafür gesorgt hatte. Dieser hob den Stuhl mitsamt des Arztes hoch und trug beides zur anderen Ecke des Raumes. Dort setzte er den Doc wieder ab. Danach kniete er sich neben Amys Bett und begann leise mit ihr zu sprechen.

Amy:

Ich fühlte, wie es mir so langsam wieder besser ging. Was war das nur gewesen? Ich fühlte mich als hätte ich zuviel Alkohol getrunken und nebenbei war mir auch noch furchtbar schlecht. Besonders Mein rechter Arm und meine Hand schmerzten wie verrückt. Als hätte ich mich verbrannt. Ich hörte, wie eine Tür zugeschlagen wurde und wie Jemand neben mein Bett trat. Doch der Fremde, von dem ich noch nicht einmal wusste, ob Mann oder Frau setzte sich nicht neben mich, wie ich vermutet hatte. Stattdessen machte sich die Peson an etwas neben meinem Bett zu schaffen. Dem Stuhl, wie mir einfiel. Ich fragte mich, was das sollte. War der Stuhl etwa interessanter als ich? Dachte ich empört. Konnte man auf einen Stuhl eigentlich eifersüchtig sein? Wie mir meine Gedanken verrieten, ja. Das wurde ja immer besser hier. Ich hörte ein Ächzen und ein Schnarchen, wobei das Schnarchen mich doch verwunderte. War die Person etwa im stehen eingeschlafen? Das gab mir irgendwie stark zu denken auf.
Ich kam mir leicht verarscht vor, da man anscheinend meiner Anwesenheit zu schläfrig geworden war und nun beschloss ein kleines Nickerchen zu halten. Dann hörte ich schwere Schritte wegstapfen und wusste dass ich im Irrtum gelegen hatte. War wahrscheinlich auch besser so. Irgendwie war ich etwas verwirrt. Ich versuchte mich fieberhaft daran zu erinnern, was vorhin geschehen war, doch ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern. Ich wusste nur noch dass es etwas sehr wichtiges gewesen war, doch ich konnte nicht zuordnen, ob im positiven oder negativen Sinne. Vom anderen Ende meines Zimmers hörte ich ein lautes krachen und ein fluchen. Ich zuckte innerlich zusammen. In letzter Zeit war ich wirklich sehr schreckhaft geworden, auch wenn man es mir momentan nicht ansehen konnte.
Die Schritte kamen wieder zurück. Na bitte, geht doch, dachte ich erfreut. Jetzt gab es, soweit ich wusste, keine Stühle mehr auf die ich eifersüchtig sein konnte. Ich hätte jetzt sehr gerne gelacht, doch obwohl ich so einen Quatsch von wegen Eifersüchtig auf einen Stuhl sein und so dachte, konnte ich trotzdem nicht lachen. Ich schätzte, was meine Gedanken anging, drehte ich jetzt wirklich durch. Generell fand ich die Stimmung in der letzten Zeit sehr bedrückend und elendig. Genauso, wie ich mich fühlte.
Als die Fremde Person bei mir angekommen war, veränderte sich die Stimmung jedoch schlagartig. Nun lag eine Gewisse Spannung in der Luft. Als würde gleich etwas sehr wichtiges Passieren. Und ich war schon sehr gespannt darauf was. Ich wollte endlich wissen wer die Person war. Wenigstens ob das ein Mann oder eine Frau war, die mich hier hoffentlich besuchte. Vielleicht Jemand aus meiner Familie?
Ich hörte, wie die Fremde Person sich neben das Bett auf den Boden kniete und mich von der Seite her ansah. Ich spürte heißen Atem auf meiner Haut und eine leichte Gänsehaut überkam mich. Was war denn jetzt auf einmal mit mir los? Irgendwie fühlte ich mich plötzlich total leicht und glücklich. Irgendwie befreit. Meine Sorgen vergaß ich. Viele Sorgen. Ich fühlte mich einfach rundum wohl, doch ich konnte mir nicht erklären warum. Lag das vielleicht an der Fremden Person? Egal ob es so war oder nicht. Ich wollte dass sie nie wieder ging und mich hier allein zurücklässt. Ich fühlte mich nicht mehr so allein und das hatten noch nicht mal die Fremden Ärzte oder Steve geschafft. Aber diese Person hier… . „Amy“, flüsterte sie und ich wusste dass es die Stimme eines Mannes war. Ich stockte. Ich hatte noch nie eine so wundervolle und verführerische Stimme gehört. Egal zu wem sie gehörte, den Mann liebte ich jetzt schon. Anders konnte es nicht sein. Ich spürte, wie er mir leicht über die Haare strich und mir dabei näher kam. Mein Herz schlug so schnell als würde es gleich zerspringen und ich wusste, dass der Mann es auch hören konnte. Leise lachte er. Ich hatte also tatsächlich recht gehabt. Und sein lachen hörte sich noch traumhafter an als seine Stimme. Das das überhaupt ging. Ich wünschte mir so sehr, das ich jetzt einfach mit ihm mitlachen könnte, doch mein Wunsch wurde nicht erfüllt. Wie denn auch. Ich konnte froh sein, das überhaupt noch lebte. Und das wahrscheinlich auch nur wegen meinem wunderschönen Retter mit den türkisfarbenen Augen. Das erinnerte mich an eine Schreckliche Tatsache. Doch auch die vergaß ich augenblicklich, oder eher gesagt, ich verdrängte sie. Es war zu grausam um darüber nachzudenken. Sowieso verdrehte der Mann mir den Kopf. Ich kam mir etwas vor wie unter Alkoholeinfluss, doch ich hatte nichts dagegen. Wenigstens fühlte ich mich einmal wieder so richtig frei.
Der Fremde nahm seine Hand von meinem Haar und streichelte stattdessen meinen Arm. Ich hasste die Person, die mir etwas mit langen Ärmeln angezogen hatte. Ich hätte zu gern seine Haut auf meiner gespürt, doch wegen diesem dummen Kleidungsstück ging das nicht. Innerlich heulte ich.
Wieder erklang die Stimme des Fremden. Für mich war das als würde meine ganz Persönlich Sonne aufgehen. Er sprach beruhigend und einfühlsam. Ach, wie ich solche Männer doch liebte. Es war zum dahin schmelzen. Ob mein Unbekannter Retter wohl auch so gewesen war? „Alles wird wieder gut, glaub mir, bald bist du wieder frei!“
Er legte sich neben mich, schien aber um jeden Preis verhindern zu wollen mich zu berühren. Läge ich nicht gerade im Koma, hätte ich wahrscheinlich einen Schmollmund gezogen. Wieder lachte der Fremde. So langsam war das unheimlich. Doch diesmal lag kein Spott darin. Ich hoffte sehr, dass ich gerade nicht rot wurde.
Er streichelte weiter meinen Arm und beugte sich dabei zu mir rüber. Mit dem einen Arm stützte er sich nun ab und mit der anderen fuhr er durch meine Haare. Sie sahen wahrscheinlich furchtbar zerzaust und mir war das irgendwie peinlich.
Er schien es irgendwie zu wissen und bemerkte dass ich nicht mehr ganz unter der Decke lag. Seine Hand löste sich aus meinen Haaren und er zog die Decke weiter über mich. Gerade als er wieder loslassen wollte berührte er meine Hand. Autsch! Es tat höllisch weh. Als wäre ich einem Feuer zu nah gekommen. Der Mann sog laut die Luft ein und atmete sie wieder aus. „Oh Nein, was hab ich nur getan?! Amy, es tut mir wirklich leid! Das wollte ich nicht, es war ein Versehen!“ Was redete er da? Was war das gerade gewesen?
Eilig verließ er das Bett und schleppte wieder den Stuhl zu mir. „Amy, ich werde jetzt gehen. Vertrau mir, alles wird gut. Morgen wirst du wieder aufwachen, das Verspreche ich dir, meine Süße!“ Dann war er plötzlich verschwunden und ich war wieder allein….


[Fortsetzung in: Schattenhafte Liebe 2!]


Ich hoffe Schattenhafte Liebe hat euch gefallen und ihr lest auch den 2. Teil =)

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 29.11.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle fleißigen Kommi-Schreiber und Vampir-Fans =)

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