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Aiden sah die letzten Sonnenstrahlen am Zenit versinken und fragte sich, wann Branden, einer seiner Freunde ihn endlich finden würde.
Sie spielten Verstecken, aber es wurde allmählich immer unangenehmer und Aidens Füße schliefen ein. Sie waren in einem kleinen Wald, der sich hinter dem Haus seiner Eltern befand und obwohl sie es nicht gerne sahen, wenn er hier war, kam er oft her und betrachtete die sich im Wind wiegenden Bäume. Er stellte sich dann immer vor, sie würden mit ihm reden und versuchen ihm etwas zuzuflüstern. Aiden und Brendan waren nicht allein im Wald. Da waren noch drei weitere Jungen und alle gemeinsam hatten sie sich Heute Morgen in die Büsche geschlagen und durch den Wald gekämpft. Das war das besondere des Waldes. So oft sie auch die Äste abknickten oder sie unter ihren Füßen brachen, waren sie doch am nächsten Morgen wieder alle an ihrem alten Platz, an den Bäumen und schienen allen Naturgesetzen zu trotzen. So mussten er und seine Freunde auch immer wieder erneut durch das dichte Geäst, das sich von nichts und niemanden zu recht stutzen ließ. Die Erwachsenen mieden diesen Ort, denn es wurden allerhand Geschichten über ihn erzählt. Welche davon jedoch wahr und welche einzig und allein der Fantasie entsprungen waren, vermochte keiner mehr zu sagen.
Aiden biss sich auf die Lippen. Nun saß er schon seit zwei Stunden in einem kratzigen und merkwürdig riechenden Dornenbusch und fragte sich, ob seine Freunde ihn vielleicht vergessen hatten. Er war nahe daran einfach aufzugeben und nach Hause zu gehen, denn umso tiefer die Sonne sank, umso kälter wurde es. Er wollte sich gerade erheben, als er Stimmen hörte. Das waren nicht die Stimmen seiner Freunde, das wusste er sofort. Er griff nach seinem Bogen, den er immer bei sich hatte, weswegen ihn seine Freunde schon oft geneckt hatten. Nun war er allerdings dankbar für diese Waffe und obwohl er vor Angst zitterte spürte er, wie er sich langsam entspannte.
Es kam nicht oft vor, das Fremde diesen Ort betraten, zumal er für Erwachsene kaum zugänglich war.
Nun wurde auch das knacken der Äste lauter und Aiden legte einen Pfeil auf und spannte den Bogen. Seine Finger juckten vor Nervosität, aber Aiden hielt sie absolut still, bereit bei Gefahr sofort loszulassen. Er hörte Schreie. Dann brachen drei Fremde durch die Bäume, anmutig wie Katzen. Unter ihnen befand sich auch eine Frau, sowie ein jüngerer und ein älterer Mann. Sie alle schienen verängstigt und Aiden wusste nicht, was er davon halten sollte. Sollte er fliehen? Die Frau weinte und die beiden Männer anscheinend ihre Gefährten oder ihre Familie zogen sie weiter durch den Wald. Dabei kamen sie ungewollt Aiden näher, der die ganze Szene gespannt betrachtete. Als Aiden aus der Richtung, aus der die Fremden gekommen waren, weitere Schritte hörte, wusste er, die drei wurden verfolgt. Was er nicht wusste war, sie wurden nicht verfolgt, sie wurden gejagt.
Männer, oder besser gesagt Gestalten, in schwarzen Mänteln kamen aus dem Gestrüpp geprescht. Sie blickten sich mit dunklen, funkelnden Augen um und als sie die drei Fremden gesichtet hatten kamen sie langsam und bedrohlich auf sie zu.
Insgesamt gab es acht dieser Kreaturen und auch wenn man Aiden dazu aufgefordert hätte, sie Menschen zu nennen, so hätte er es nicht getan, denn sie waren alles andere als Menschen. Sie hatten klauenartige Füße und trugen keine Schuhe. Ihre Mäntel hatten sie tief ins Gesicht gezogen und darunter sah man nur ein Schuppenbedecktes Horn. Sie waren ziemlich breit und jeder von ihnen trug ein Breitschwert an seiner Seite. Als Aiden sie sah, bekam er Panik. Er hatte schon von ihnen gehört. Sie nannten sich Meeroden und lebten unter der Erde. Wenn sie hier oben war, musste es also einen wichtigen Grund dafür geben. Außerdem, und Aiden behagte dieser Gedanke nicht, waren sie die Blutsfeinde der Staden, zu denen auch er angehörte. Ebenso die drei Fremden, denn in diesem Gebiet gab es ausschließlich Meeroden und Staden, verstrickt in einem Streit, der schon bald in einem Krieg enden könnte.
Einer der Meeroden trat vor. Er war ein wenig größer als die anderen und wirkte um einiges gefährlicher. Soweit Aiden es beurteilen konnte, war er der Anführer. Die anderen blieben stehen. Der Meerode trat auf die Lichtung, wo sich immer noch dir Fremden aufhielten und diese blieben augenblicklich stehen. Aiden betrachtete sie genauer. Der Busch in dem er sich versteckte befand sich etwa auf der hälfte der Lichtung und so konnte er beide Seiten genau beobachten. Ihm am nächsten stand der jüngere Mann. Er trug eine braune Hose und dazu eine grüne Jacke. Beide sahen so aus als hätte er sie ausgezogen und einmal komplett durch den Matsch gezogen. Er trug ebenfalls einen Bogen allerdings hatte er wohl keine Pfeile mehr, denn sein Köcher war leer. Er hatte langes, braunes Haar und Hellgrüne Augen, die ihm ein Katzenartiges aussehen verliehen.
In der Mitte stand die Frau. Sie versteckte sich halb hinter dem Mann, allerdings nicht, weil sie Angst hatte. Sie versuchte etwas zu verstecken, vielleicht vor den Meeroden. Sie hatte lilafarbene Augen und wunderschöne hellbraune, gelockte Haare. Sie trug Klamotten in derselben Farbgebung wie die des Mannes allerdings sahen ihre noch neu und unbeschmutzt aus. Außer man sah auf die Blutflecken auf ihrem Ärmel, die von einer klaffenden Wunde herzurühren schienen, welche sich von ihrem Ellenbogen bis zu ihrem handgelenk zog. Sie schien genauso jung zu sein wie der Mann, allerdings schien sie verträumt und nicht wirklich anwesend zu sein, vielleicht stand sie unter Schock.
Neben ihr stand ein alter Mann, mit weißen Haaren. Er sah schrecklich erschöpft aus und hatte mehr Falten im Gesicht als die Dorfheilerin in Aidens Dorf von der er annahm, sie hätte schon lange ihren hundertsten Geburtstag hinter sich, obwohl sie es immer abstritt, wenn er sie danach fragte. Der Alte trug schlichte braune Kleidung und zudem einen alten Stock, auf den er sich stützte.
Mehr konnte Aiden nicht erkennen, denn dazu hätte er sich aus dem Schutz seines Versteckes wagen müssen und er wollte noch gerne ein paar Jahre weiterleben.
Das Gefühl der Bedrohung schwebte lautlos über die Lichtung, und die Luft um Aiden herum schien zu knistern. Er wusste, dass dies nichts Gutes bedeuten konnte.
Die Meeroden wurden unruhig und ihr Anführer drehte sich genervt nach ihnen um. Dann blickte er zu den Fremden hinüber und sein Blick streifte den Busch in dem Aiden sich versteckt hielt und erschrocken die Luft anhielt. Dann zuckte seine Hand zu seinem Schwer und verharrte dort wenige Sekunden bevor er sie wieder sinken ließ.
Aiden atmete langsam wieder aus. Etwas kitzelte ihn an der Nase. Panikerfüllt hielt er sie zu und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, das jetzt nicht das passierte, was sich da anbahnte. Doch zu spät: „Hatschiiii!....“

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Tag der Veröffentlichung: 21.08.2009

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